Ein philosophisches Erkenntnismodell
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INHALT
. 10
- Modellhaftigkeit
- Methodik der Beobachtungen und Schlussfolgerungen
- Legende
Grundaussagen / Zusammenfassung
(I.) Modellierung – Theoretische Philosophie.. 22
1.1 GRUNDLEGENDE PHILOSOPHIE – Naturphilosophie, Sichtweise, Weltanschauung. 25
- Dualität bzw. Gegensätze und Harmonie
- Abhängigkeiten und Kausalität
- Beschreibung von Wahrheit
- Wahrheit, Wirklichkeit, Realität
- Lüge (I), Täuschung und Fehler
1.3 WERT – Gut und Schlecht 39
1.4 WISSENSCHAFT – Methoden der Erkenntnis. 42
- Definition
- Erkenntnisfindung (Schlussfolgerung, Regelableitung, Kunst)
- Wissenschaft als Methode
- Ablauf
- Probleme
- Verschiedene Wissenschaften (Anfänge, Hierarchie, Komplexität)
- Zahlen und Gleichungssysteme (Algebra, Komplexe Zahlen, Gleichungen))
- Statistische Skalen
- Dimensionen (I) (Geometrie, Analysis: Integration und Differenzierung)
- Mathematische Mitte
- Kreisschluss
- Mathematik und objektive Wahrheit
1.6 MYSTIK und GLAUBE – Theologie. 69
- Mystik
- Funktion von Glaube
- Glaube an Gott (Gottesexistenz, Gottesvorstellungen, Gotteseigenschaften)
- Religion (Glaube in einer Religion, Entstehung von religiösem Glauben)
1.7 PARADOXIEN – Die Existenz des Nichtexistenten. 81
- Definition und Beispiele
- Zeitreisen (Zukunft, Vergangenheit, Lösungsansätze für Widersprüche)
- Definition und Dimensionen (II)
- Entropie und Ordnung
- Relativität im Skalenbereich
- Definition
- Biologisches Leben (Aufbau, Abstufungen, Viren, Prionen)
2.3 EVOLUTION und ÖKOLOGIE. 96
- Mutation
- Anpassung
- Evolutionseigenschaften
- Die Ökonomie (I) der Ökologie (Ökonologie)
- Phänomene (Bsp.: Homosexualität, Haarwuchs)
- Krankheit
- Heilung (Ökologie von Krankheitserregern, Dosis-Wirkungs-Prinzip, Homöopathie, Medizinökonomie)
- Definition
- Berechnung / Voraussage
3.1 NERVENSYSTEM – Sinne, Informationsverarbeitung und Taten. 111
- Definition von Sinnen
- Einteilung der Sinne (+ Sehen, Hören)
- Denken als Übergang von Sinn zu Tat
- Nerven als Grundlage der Wahrnehmung (Erinnerung, Vergessen, Tod (I))
- Erinnerung (I), Amnesie, Tod (II)
- Beeinflussung der Sinne (+ Placebo-Effekt, Rauschmittel)
- Einteilung von Taten
3.2 INFORMATIONSVERARBEITUNG – Psychische Energierhaltung. 118
- Beschreibung
- Psychische Energieerhaltung
- Energieeingang
- Energieverarbeitung
- Energieabbau
- Ursprung, Sinn, Bedeutung
- Umgang mit Gefühlen
- Ausprägungen von Gefühlen (Freude, Angenehmes, Hoffnung, Angst, Wut, Stolz, Neid, Scham, Neugier / Motivation (I), Überraschung und Gewöhnung (I), Langweile / Gleichgültigkeit (I), Depression, Sehnsucht, Mitleid)
3.3.1 Liebe – Das stärkste Gefühl 140
- Definition
- Liebe als Lebensinhalt
- Zweisamkeit
- Notwendigkeit
- Liebesarten
- Sozioökologische Betrachtung
- Beschreibung der Vorgänge (+ Gleichheit und Unterschiedlichkeit, Verlieben)
3.3.2 Musik (I) – Die Emotionstransportform.. 151
- Emotionale Eigenschaft
- Musik als Sprache (+ Gewöhnung an Melodien, Konzentrationsbeeinflussung, Lernfähigkeit)
- Stimmungseinteilung
- Biologische Intelligenz
- Anthropologische Definition
- Wissen (I) und Intelligenz
- Intelligenzarten / Kompetenzen
- Intelligenzmessung
- Ausprägung von Intelligenz
- Genialität, "negative" Intelligenzen und Intelligenzschwächen
- Intelligenzursachen (Voraussetzungen der Intelligenzentwicklung, künstliche Intelligenz)
- Intelligenzsteigerung
- Motivation (II) (+ Kreativität (I), Leistung)
3.5 BEWUSSTSEIN und UNTERBEWUSSTSEIN.. 173
- Definition
3.5.1 Unterbewusstsein – Der Instinkt 174
- Beschreibung (+ Triebe (I))
- Funktion des Unterbewusstseins (+ Gedächtnis, Gewöhnung (II), Lernfähigkeit)
- Entscheidungsfällung durch Bewusstsein oder Unterbewusstsein
- Bewusstsein und Schlaf
- Ursprung und Sinn (+ Notwendigkeit)
- Vorgang (Tiefschlaf, REM-Schlaf)
- Erwachen
- Schlafes Bruder (Tod III)
- Ursache
- Unwirklichkeit (+ Tagträume, Realitätsunterscheidung)
3.5.4 Erfahrung und Wissen (II) 188
- Erfahrungsetappen
- Wissen und Erfahrung
- Weisheit
- Funktion
- Wille
- Ursprung
- Bewusstsein in der Tierwelt
- Bewusstseinsentstehung (+ Pfade des Denkens, Verstehen und Bewusstseinsaufbau)
- Bewusstseinsentwicklung beim Menschen (+ Bewusstseinsausbildung, -stadien)
- Erinnerungsfähigkeit
- Qualitätswert von Erinnerungen
- Zeitempfinden
- Vergessen
- Beschreibung
- Konzentrationsfindung
- Ablenkung überflüssiger Betrachtungsweisen
- Meditation (+ Nirwana)
3.5.8 Perspektive / Sichtweise/ Blickwinkel / Weltanschauung / Einstellung.. 230
- Beschreibung
- Motivation (III) (+ Vorstellung und Planung, Jamais-vu, Déjà-vu, Kommunikation (I) und Perspektivübertragung)
- Lebenseinstellung zwischen Optimismus und Pessimismus
- Gleichgültigkeit bzw. Neutralität
- Beschreibung
- Voraussetzungen
- Folgen
- Selbsterkenntnis
3.5.10 Selbstbewusstsein.. 252
- Definition
- Persönlichkeit (+ Entwicklung, Unterschiedlichkeit der Persönlichkeit, Meinungsbildung (I))
3.6 VERHALTEN – Aktion und Reaktion. 259
- Angeboren (Instinkt) und Erlernt (Erfahrung)
- Bewahrendes Verhalten (Triebe (II), Trotz)
- Lernen von Verhalten
3.6.1 Geschlechter – Unterschied von Männlichem und Weiblichem.. 262
- Grundlegendes Streben von Männlichem und Weiblichem
- Verhaltensunterschied (+ in Gruppen)
- Gründe für Kommunikation
- Funktion (+ Versicherung einer Information)
- Verständnisebenen / Einfühlungsvermögen
- Die Idee
- Missverständnis
- Definition
- Erlernen und Benutzen
- Gleichniseigenschaft / Vergleiche
- Sprachentwicklung (+ Fremdsprachen)
3.7.2 Gruppendynamischen Kommunikationsmittel. 283
- Diskussion und Problemlösung (Sprache als Werkzeug, Diskussion in der Wissenschaft)
- Manipulation von Ansichten (Rhetorik, Überzeugungsmethoden, Einigung)
- Lernen (II) (Biologischer Vorgang, Psychologischer Vorgang, Erkenntnisgewinn, Entwicklung)
- Methoden des Lernens und Lehrens (Spielen, Erziehung, Motivation (IV) und Interesse, Einstieg über Spezialfall oder allgemeine Grundregel)
- Ideales Studium + Intellektualität)
- Effektivität des Lernens (+ Bewusstes Lernen und Aufmerksamkeit, Individuelle Möglichkeiten)
- Lehre (+ Erklären, Lehrer-Schüler-Verhältnis, Schule)
- Allgemeinbildung
- Definition
- Phänomene (Bsp.: Pubertät, psychische Traumata, Amnesie, Sucht, AD(H)S, Autismus, Paranoia)
- Gesellschaf allgemein
- Sinn und Ursprung von Gemeinschaften
- Beschreibung
- Gemeinschaftliches Zusammenleben (+ Kommunikation (III) der Menschheit)
- Freiheit (+ Abgrenzung von Freiheit Einzelner)
- Egoismus und Altruismus
- Bewusstsein der Menschheit
- Abgrenzung von Mensch und Tier (Mensch zwischen Tier und Göttern, Spezialisierung von Fähigkeiten, Verändern der Umwelt)
- Kulturentwicklung (+ Mittelalter-Charme, Generationenkonflikt, Illusion der Zivilisation, Kriege)
4.2 GESCHICHTE bzw. HISTORIE – Erinnerungen der Menschheit 352
- Entwicklungsgeschichte (+ Innovationen, Westliche Kulturentwicklung)
4.3 MODE und NORM – Bewusstsein der Kultur 358
- Bewusstsein einer Gesellschaft (+ Meinung (II) in Gruppen)
- Normen (+ Trends, Gewöhnung (III))
4.4 GRUPPENDYNAMIK – Psychologie der Gemeinschaft 364
- Gründe für Gruppendynamik (Gruppengefühl, Vertrauen, Humor, Gruppenzwang, Kommunikation (IV) und Medien, Konkurrenz, Wettbewerb, Freundschaft, Tradition)
- Gruppenaufbau (Klasseneinteilung, Gruppenmitglieder: Generalisten, Spezialisten, Außenseiter, Gewollt Außenstehende, Idealisten, Anführer)
- Hierarchie (I)
- Führung (+ Sekten, Motivation anderer, Gehorsam, Polarisierung
- Gruppenentwicklung (Gruppenbildung, Konflikte)
- Kontroverses und paradoxes Verhalten
- Gruppengröße (Überbevölkerungsdiskussion, Technischer Fortschritt, Maß der Bevölkerung)
- Ressourcennutzung (Ökonomie (II))
- Definition
- Machtentstehung
- Nutzen und Sinn
- Machtausübung (+ Informationsgewalt)
4.5.2 Geld – Materialisierte Macht und Tauschwert 404
- Definition
- Funktion und Funktionsweise
4.5.3 Ruhm – Gesellschaftliche Anerkennung und Liebesersatz. 406
- Definition
- Verlangen und Wege zum Ruhm
- Nutzen
- Bedeutung abseits des Ruhmes
- Negative Seiten (Arroganz, Intoleranz / Ignoranz, Narzissmus)
4.6 MORAL – Inoffizielle, gesellschaftliche Konventionen. 411
- Definition
- Moralstruktur
- Moralentwicklung
- Prinzipien
- Moralbeispiele (z.B. Menschenrechte, Pflichtbewusstsein, gesellschaftliche Gebote)
4.7 GESELLSCHAFTSSTRUKTUR.. 419
- Gesellschaftsgesetze
- Gesellschaftsstrukturen
- Klassengesellschaft (+ Dekadenz)
4.7.1 Justiz – Gesetze und Regeln. 423
- Beschreibung
- Einhaltung von Gesetzen
- Gerechtigkeit (I) in der Justiz
- Definition
- Subjektivität von Gerechtigkeit (+ Gleichheit und Individualität)
- Ungerechtigkeit (I)
- Schuldfrage (+ Strafe bei Vergehen, Gesetz der Anarchie)
- Paradoxon von Gerechtigkeit und Regeln (+ Freiheiten und Rechte)
- Allgemein
- Akratie / Anarchie
- Theokratie (Allgemein, Paradies, Diskussion des Religionsnutzens, Theokratie als Gesellschaftssystem)
- Demokratie
- Diktatur vs. Demokratie
- Diktatur der Elite aus Expertengremien
- Elite aus Experten (Wähler, Größe eines Staates, Geld, Wissenschaftliche Methoden)
- Verwaltung (+ Hierarchie (II), Verbesserungsvorschläge)
- Reformen, Neuerungen, Umsturz, Revolution (Konservativität und Liberalismus, Fortschritt vs. Tradition, Reformbedarf, Revolution)
4.7.5 Gesellschaftsform – Kapitalismus und Kommunismus. 453
- Allgemein
- Kapitalismus (Historisches, Kapitalistisches Extrem, Funktionsweise, Obligatorische Krisen, Ökonomie (III), Arbeitslosigkeit, Berechtigung des Kapitalismus, negative Auswirkungen)
- Kommunismus (Utopievorstellung, Abgewandelte Arten: Sozialismus, Reiner Kommunismus)
- Vergleich von Kapitalismus und Kommunismus
- Ideale Gesellschaft
- Kombinierter Kompromiss
4.8 GEGENWART – Situation im 21. Jahrhundert 475
- Allgemein
- Einsamkeit in der Moderne,
- Kommunikation (V) und Globalisierung
- Mediengewalt,
- Konsumverhalten und Verstädterung,
- Ungerechtigkeit (II)
- Naturethische Vernunft der Entwicklung
- Änderung und Anpassung
- Definition
- Beispiele von Aussichten und Visionen
- Eine erste Definition
- Kunstarten (Einteilung, Malerei, Musik (II), Literatur: Geschichte (Prosa, Epik, Drama), Dichtung (Lyrik), Reime, Darstellende Kunst, Rundfunk)
- Funktion von Kunst (+ Interpretation, Entwicklungsstufen)
- Was ist Kunst? (+ Reine Kunst, Seichte Kunst)
- Kreativität (II)
- Eigenschaften von Kunst und Künstler
- Kritiken
(V.) Leben – Angewandte Philosophie.. 508
- Überleitung vom Erkenntnismodell zu Beispielen des Lebens
- Generell (+ Balance im Leben)
- Entwicklung des Lebens
- Zufälligkeit und Zwangsläufigkeit
- Physikalische Betrachtung
- Lebenswege (+ Verschiedene Betrachtungsweisen, Wesenänderung des Menschen, Spiegelgleichnis)
- Beeinflussung des Schicksals
- Sinnsuche und Sinnkrise
- Sinn von Leben
- Ziele (+ Auswahl möglicher Aufgaben)
5.4 GLÜCK und ZUFRIEDENHEIT. 527
- Beschreibung
- Glücksbilanz
- Glückszustand
- Ausprägungen von Glück (Lebensphasen, Unglück)
- Spaß und Antrieb
- Die Suche nach dem Glück (+ Umgang mit Fehlern, Persönliche Erfüllung)
- Die Größe des Einzelnen (+ Bescheidenheit, Ehrgeiz)
5.3 ENTSCHEIDUNGSFINDUNG – Erfolg und Leistung. 545
- Individueller Erfolg (Voraussetzungen, Erfolgsmoment, Ängste / Probleme / Sorgen)
- Individueller Erfolg in der Gemeinschaft (Umgang mit anderen, Prinzipien)
- Lebensende (Tod geliebter Menschen, Suizidgefahr, Wiedergeburt)
- Angst vor dem Tod
Der Atlas einer Weltanschauung
im 20./21. Jahrhundert unserer Zeit
–
Ein Modell von der Welt der Menschen
Letztlich basiert alle Erkenntnis nur auf bereits vorangegangener Erkenntnis und baut so auf unserem Verständnis von der Natur und auf Beobachtungen auf. Diese Beobachtungen und das Verständnis sind jedoch selbst gemacht und bergen so die Gefahr nicht der Wirklichkeit zu entsprechen.
Jede Erklärung / Erkenntnis und Problemlösung ist auf eine bestimmte Perspektive bezogen und damit für sich genommen richtig, wenn auch immer unvollständig und damit modellhaft.
Es sind daher Beobachtungen der Natur und damit auch der Umgebung mit Menschen, die im Folgenden beschrieben werden. Manche Überlegung wird sich aber als fehlerhaft erweisen. Außerdem ist es ein Versuch Gesellschafts- und Naturwissenschaften miteinander vereint zu beschreiben, da sie in unserer Wirklichkeit nicht voneinander zu trennen sind.
Man versuche die wichtigsten Punkte, Ideen, Ansichten, Auffassungen und Sachverhalte bzw. Fakten einfach zusammenzutragen und es ergibt sich unter ihnen fast automatisch eine Korrelation, die die zu beschreibende Welt erklärt. Das Wichtigste dabei ist die Systematik, also die Auswahl der wichtigsten Faktoren und Parameter sowie die Bedeutung, die jedem einzelnen zugeordnet wird, also die Wichtung. Letztere ist alles allerdings besonders erfahrungsabhängig und damit subjektiv und fehlerbehaftet.
Diese Erkenntnissammlung entstand in ihrer Schriftform letztlich dem sehnsüchtigen und ungeduldigen Wunsch eine allumfassende Erklärung und Beschreibung der Vorgänge in der Welt zu geben und muss daher unvollständig sein. Dass diese Vorgänge stetig und fortlaufend erforscht werden, kann einem Menschen allein innerhalb seiner Lebenszeit jedoch keine Befriedigung verschaffen. Und so, wie die Religionen und Götterglauben entstanden, um sich die Beobachtungen zu erklären, liegt auch der Ursprung dieser Erklärung in der Suche nach Verständnis.
Denn Verständnis gebiert Kontrolle über die eigene Entwicklung und Bestimmung. Kontrolle und daraus entstehendes Machtstreben sind wichtig um sein Leben zu planen. Denn wir sind fähig bewusst zu denken, zu planen und können gar nicht anders. Erst wenn diese Eigenverantwortung wegfällt, geht es uns schlecht und wir geraten in Dauerstress. Das wollen wir aber vermeiden. Jedoch muss man Verantwortung auch erst lernen. Damit entwickelt sich unter anderem das Bewusstsein eines Kindes und bestimmt, wie viel es sich später gefallen lassen wird.
Der Kontrollzwang und die Suche nach Verständnis entspringen dem Bewusstsein selbst. Denn das Problem mit jedem Bewusstsein ist, dass es subjektiv und ganzheitlich besteht. Das heißt, es begreift seine Umgebung als universell und wahr. Da es aber viele dieser Bewusstseinszustände gibt, müssen sich diese Egos untereinander austauschen und erkennen die Unvollkommenheit ihrer eigenen Wahrnehmung. Daraus resultiert der Kampf um die Wahrheit und der Kontrollversuch über die Umgebung weitet sich auf die anderen Egos aus bis man eventuell, aber bitter, erkennt, dass man keine absolute Kontrolle über die Umgebung besitzt und ihr ausgeliefert ist. Mit diesem Wissen umzugehen und zu leben braucht eine Philosophie und kann in Glückseligkeit enden. Es ist das gleiche Prinzip um mit der eigenen Sterblichkeit fertig zu werden. Vorausgesetzt man beachtet (und kennt) die Grenzen der Natur, kann man dadurch mit ihr leben ohne sie fürchten zu müssen.
Antworten auf Fragen um Verständnis zu erlangen sind immer eine Form von Religion, egal wie kompliziert und vielschichtig sie sein mögen. Denn sie interpretieren bereits die Realität. Egal ob man eine religiöse oder weltlich-naturwissenschaftliche Erklärung der Welt bemüht: am Ende weiß man nichts über die Randbedingungen und beide Sichtweisen beschreiben doch nur die gleichen Vorgänge und letztlich Perspektiven, die man aus Beobachtungen ableitet.
Methodik
Modellhaftigkeit von Theorien (Abb. 2, Abb. 3)
Eine Gefahr beim Ordnen der Gedanken besteht immer darin, dass somit eine Interpretation vorgegeben ist, die auch auf andere Bereiche angewendet werden kann. Gleiches tritt bei Beispielen auf, die gegeben werden, um einen Sachverhalt zu verdeutlichen, wobei oft vergessen wird, dass es sich genauso auch mit vielen anderen Sachen verhält, das ursprünglich gegebene Beispiel aber zum eigentlichen Zweck des Prozesses wird.
Eine vollständige Darstellung der Welt kann nicht gegeben werden, so dass es sich lediglich um Vereinfachungen und Abstraktionen handelt, also Wissen über die Welt modellhaft betrachtet wird. Modelle können jedoch präzise oder unpräzise sein (um einmal die philosophisch nicht vorhandene Fehlerhaftigkeit zu umschreiben). Es gilt eine Unschärferelation:
Je genauer (umfassend und mit hoher Wahrscheinlichkeit) das Ergebnis mit einem Modell vorhergesagt werden soll, umso kleiner kann der Bereich der Vorhersage nur sein (zeitlich und räumlich).
Da sich Menschen jedoch nichts anderes vorstellen können als das, was sie irgendwie schon einmal gehört haben, sind Erkenntnisse und Schlussfolgerungen immer von ihrem Wissensstand abhängig. So können auch noch so einleuchtende Argumente falsch bzw. unzureichend sein – genau wie eben diese Erklärung über diese Erkenntnisse. Deswegen stimmen hier beschriebene Vergleiche nicht absolut mit der Wirklichkeit, in der wir leben, überein. Dabei stellt sich natürlich sofort die Frage nach der Wirklichkeit und was sie eigentlich ist. Jeder Vergleich ist unvollständig, aber jeder Vergleich stimmt andererseits auch immer. Es kommt nur auf die Auslegung der Person an, die ihn erklärt. Es scheint manchmal, als könne jemand alles erklären (z.B. religiös). Das stimmt insofern, weil alles mit allem zusammenhängt und jeder noch so abstruse Vergleich etwas aussagt, wenn man darin etwas sehen will.
Das Problem bei diesen Erkenntnissen ist, dass sie auf Wissen beruhen, welches sich ein Mensch aneignete und was die Sicht einseitig macht. Ein Mensch ist jedoch zu speziell um mit einer akzeptablen Fehlertoleranz auf die Allgemeinheit zu schließen. Außerdem entsteht unser Bewusstsein und damit unser Wissen von der Welt durch das ständige Gegensteuern, das wir und unsere Umwelt (z.B. die Gesellschaft) anwenden müssen, um aus unseren Fehleinschätzungen zu lernen. Dabei können wir aber nie auslernen, da sich neue Situationen als so komplex erweisen, dass wir immer wieder Fehler machen werden und immer wieder gegensteuern müssen und uns selbst so nie restlos vertrauen können, selbst wenn wir mit einem Großteil unserer Einschätzung recht hatten. Je mehr Menschen mitwirken, umso umfassender und durch die verschiedenen Ansichten wahrhafter ist die Erklärung von der Welt der Menschen. Jedoch dauert es auch umso länger, die Beobachtungen miteinander zu vereinen. Und auch diese Erkenntnisse sind von dem allgemeinen, gegenwärtigen (und modischen) Bewusstsein abhängig.
Weshalb dieses Modell also dennoch dargelegt wird, ist eine gegenwärtige, stichprobenartige Bestandsaufnahme, und Anregung zum Weiterdenken oder Dementieren. Letztlich geht die Bedeutung aber nicht über die Zusammenfassung eigener Erkenntnisse und Erfahrungen zum jetzigen Zeitpunkt hinaus.
Der Mensch braucht eine gewisse Zahl an Modellen und Vergleichen um seine Welt zu erklären (und zu verstehen). Sobald er aber gelernt hat sich an Widersprüchen zu stoßen, sucht er nach neuen. Alle Theorien, die sich nicht vereinbaren lassen, aber dennoch nicht widerlegt werden können, sind lediglich unterschiedliche Perspektiven und Ausschnitte des gleichen Problems und liegen nur entsprechend entfernt voneinander im toten Winkel der anderen Theorie (dann gleichen sich die Parameter beider Modelle nicht und es gibt keine Schnittmengen, Abb. 1). Es gibt verschiedene Erklärungsansätze die gegensätzlich sein können, aber dennoch gleichermaßen richtig das Problem beschreiben. Die Erklärungen entsprechen nur verschiedenen Sichtweisen dieses Problems und entstammen verschiedenen Vergleichen, die sich aus den unterschiedlichen Arten zu Denken ergeben.
Ansicht 1: Gott regelt das Geschehen der Welt.
Ansicht 2: Naturgesetze regeln das Geschehen der Welt.
Aber weiß man, ob Gott nicht nach den Regeln der Naturgesetze handelt oder dass die Naturgesetze nicht göttlich sind?
Abb. 1 - Sichtweisen auf die Welt, ein Problem, eine Situation etc.: rot, grün, blau; Schnittmengen und Übereinkunft: grau
Mit Modellen versuchen wir unser Bewusstsein für alle Welt zu erweitern. Die Welt selbst hat kein Modell und damit keine Vorstellung von sich selbst. Letztlich steht die Natur über allen Dingen (Abb. 2):
Abb. 2 - Abstrahieren von der Natur zur beschreibenden Theorie
Die Gesamtproblematik des Modells ist in sich geschlossen. Dadurch, dass die einzelnen Gebiete der zugeordneten Gedanken ohne jegliche Grenzen in andere Gebiete übergehen und schließlich alles miteinander zusammenhängt und wechselwirkt - auch wenn wir es meistens nicht sehen - ist es eigentlich nicht möglich einen Anfang und ein Ende zu definieren, oder die Natur überhaupt einzeln zu betrachten und zu beschreiben. Jeder Anfang ist entweder subjektiv geprägt oder zufällig ausgewählt. Legt man Wert auf diesen Umstand, darf man die beschriebenen Sachverhalte gar nicht beschreiben, denn jede Beschreibung schließt bestehende Fakten aus, indem man abstrahiert und modelliert.
Auffällig ist jedoch, dass sich dem Modell von der Welt die Kunst anschließt, gewissermaßen als Bewertungseinrichtung und wiederum als Abbildung unseres Bewusstseins von der Welt. Damit bildet die Kunst das Modell unseres Modells. Eine andere Bewertungsmaßnahme ist außerdem die Informatik. Die Kunst ist unbegrenzt und beschreibt ein unbegrenztes Modell vom Modell, die Informatik dagegen grenzt bewusst ein und bildet daher die wissenschaftliche Abstrahierung der Modellierung des Modells. Informatik ist die Projektion unseres Weltbildes in ein vereinfachtes Universum. Es baut ebenso auf dem Dualismus auf (0 – 1) und ist damit die am meisten praktische aller Anwendungen von Wissenschaft. Wie die Psychologie die Schnittstelle von der Realität zu unserem Modell von der Welt darstellt, ist die Informatik der Übergang von unserer Welt zu einer tieferen, virtuellen Welt, von unserem Modell noch weiter abstrahiert und damit Modell für das Modell.
Jedes Modell kann so weit abstrahiert werden, bis es der Wegfall immer geringer komplexer Faktoren zu stark von der beobachteten Realität (= Wahrheit) entfernt (Abb. 3). Je komplexer ein System wird, umso zufälliger erscheinen seine Abläufe. Diese Einschätzung ist aber subjektiv und zweckgebunden. Innerhalb des Modells ist alles immer stimmig. Nur um es mit der Realität zu vergleichen, muss es angepasst werden. Doch dass es überhaupt mit der Realität oder einem anderen Modell verglichen wird, macht nur unser Trieb aus alles verstehen und kontrollieren zu wollen. Genauso können Modelle auch entworfen und verglichen werden um eigene Welten zu schaffen. Jedes Modell ist und beschreibt letztlich eine eigene Welt, die mit der realen nur bis auf eine bestimmte Strecke übereinstimmt (Abb. 3).
Da nun außerdem ohnehin alles eine Frage der jeweilig gemachten Erfahrungen und aus der Umwelt heraus geprägten Ansicht der Welt ist, muss auch nichts stimmen, was wir jemals gedacht, erkannt oder geglaubt haben. Schon die Sprache, also das Hauptkommunikationsmittel und Triebfeder der menschlichen Kultur und des Intellektes, ist nur ein abstraktes Hilfsmittel zur Beschreibung der eigenen Gedanken, die die eigenen Erkenntnisse auf ein Niveau abstrahier und dadurch reduziert, das schnell verstanden werden kann und die wichtigsten Informationen mit einem begrenzten Vokabular anschaulich vereinfacht. Dabei lässt sich aus den Wortkonstellationen zwar eine enorme Breite an Gedanken ausdrücken, aber nur sehr umständlich und abhängig von den Assoziationen und der Anschaulichkeit der Worte der jeweiligen Sprache. Tonlage, Geschwindigkeit, Lautstärke und andere begleitende Merkmale vervielfältigen die Möglichkeit zum Ausdruck der Gedanken noch einmal erheblich, wenn nicht sogar intensiver, als die Worte für sich genommen.
Wir brauchen Modelle, weil wir zu einem Ende in den Beziehungen allen Wissens kommen wollen, bevor wir alles durchforsten müssen, was es gibt. Da wir nur begrenzte Verbindungen unserer Nerven zur Verfügung haben, müssen wir Modell für Modell aufeinander aufbauen und lernen so nie aus, schon weil die Modelle selbst nicht vollkommen sind und uns stets in eine zwar annähernde, aber auch falsche Richtung leiten (vgl. Abb. 10 (I.), „Schicksalsdiagramm“).
Jede Erklärung ist nur ein weiterer Vergleich um die Welt noch mehr zu begreifen, doch ändert das nichts an ihr und je mehr man erklärt, umso komplizierter scheint sie. Je mehr man aber von den Erklärungen begreift, umso einfacher scheint sie wieder. Wozu macht man sich dann all die Mühe, sie zu erklären, wenn das Gefühl von ihr am Ende das Gleiche ist? Es beschäftigt, hält einen am Leben und bringt Lust an der Erkenntnis mit sich und ist so auch Befriedigung des Kontrollwahns.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass der Mensch nicht alles erfassen, behalten und nur nach seinen individuellen Erfahrungen interpretieren kann. Weil er durch sein eigenes Bewusstsein, das ihn von anderen seiner Art unterscheidet und abgrenzt, egoistisch ist, ergeben sich ihm Perspektiven, aus denen heraus er auf die Welt schaut. Er kann zwar viele davon aufbauen und alles möglichst genau aus möglichst vielen Blickwinkeln betrachten, aber wird erstens dadurch immer langsamer neue Erkenntnisse gewinnen und zweitens den Gesamtzusammenhang immer mehr verlieren, wenn er sich nur an einem Objekt seiner Beobachtungen aufhält.
Man frage daher an dieser Stelle zu Recht: was soll das hier?
Nachvollziehbarkeit dieses Modells:
Es ist eine Zusammenfassung erworbenen Wissens um die Welt, die sicherlich vom Zeitgeist geprägt und so eventuell eine eingeschränkte Kurzbeschreibung dessen geben kann. Das heißt, es erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit oder Vollständigkeit. Allerdings handelt es sich hierbei um reflektierte und diskutierte Beobachtungen und nicht um bloße Schlüsse oder spontane Ideen. Die Welt und das Leben bilden die Experimente und wiederholte Beobachtungen in verschiedenen Situationen die Beweise. Auf dass das Gegenteil bewiesen werde oder die Philosophie bestätigt sei!
Quellen sind nur angegeben, wenn ein eindeutiger Herkunftsbezug zu dem Gedanken besteht. Das Quellenverzeichnis ist nicht vollständig, da die vorliegenden Gedanken ohnehin eine Reflexion der Welt darstellen und daher einerseits eigenen Ursprungs sind, andererseits aber die Herkunft dadurch nicht mehr ermittelt werden kann.
Da alle Erkenntnisse und Zusammenhänge allerdings auch unterbewusst vorgetäuscht werden können, ist ohne genaue, wissenschaftliche Untersuchungen keine Aussage außerhalb eines Gedankengebäudes möglich. Gerade die Sprache suggeriert ständig einen Zusammenhang, den es möglicherweise gar nicht gibt und baut so unterbewusst unser Weltbild (z.B. durch Metaphern) zu einem großen Teil auf. Damit ist unser Gedankengebäude zwar stabil, weil es in sich schlüssig ist, aber dennoch kann es eine fiktive Ansammlung von Schlussfolgerungen sein, mit der wir unsere Welt erklären. Ein gutes Beispiel dafür sind Geisteskrankheiten, die oft von außen gar nicht oder spät erkannt werden und deren Logik für normale Menschen nicht nachvollziehbar ist. Dennoch stimmt auch diese „scheinbare“ Unlogik unter bestimmten Bedingungen. Da wir (normal denkende, wie leicht abnormal denkende Menschen) allerdings in unserer Umwelt überleben und davon ausgehen, dass wir solange am Leben sind, wie wir ein Bewusstsein haben (also auch im Traum), müssen wir zu einem großen Teil rational und in Modellen denken, die weitestgehend synchron mit unserer Umwelt sind. Menschen mit geistiger Verwirrung können das zwar auch, aber nur mit der Hilfe anderer.
Kultureller Hintergrund dieses Modells:
Gegeben wird hier ein Überblick von einer Sicht über die menschengemachte und menschenbeobachtete Welt, geprägt durch das 20. und 21. Jahrhundert in Europa – abhängig von den Möglichkeiten menschlicher Erkenntnis und der europäischen Kultur. Obwohl anzunehmen ist, dass die Sinneswahrnehmungen der Gesellschaft sowie deren Interpretation sich in den letzten etwa 10.000 Jahren nicht weitgehend geändert haben dürfte, prägt doch die jeweilige Gesellschaft mit ihren traditionellen Ansichten und auch die Klimaregion mit ihren notwendigen Verhaltensanpassungen das Denken und die Art der Menschen. Daher sind einige Hochkulturen wohl auch in bestimmten Regionen entstanden und in anderen nicht. Denn obwohl es Unterschiede zwischen den Intelligenzen aller Menschen einer Kultur gibt und obwohl auch unterschiedliche Kulturen und Ethnien verschiedene Charaktere und Entwicklungsrichtungen aufweisen, soll von keinem behauptet werden minder fähig, intelligent oder weniger geeignet zum leben zu sein bzw. bestimmte Gesellschaftsbereiche auszufüllen. Die gesamte Menschheit entwickelte sich aus wenigen Vorfahren heraus und mit allen Fehlern und Fähigkeiten, die jeder einzelne heute aufweist. Daher ist jeder Überlebende dieser Evolution das Ergebnis einer bereits lange andauernden Auswahl der Natur und der menschlichen Gesellschaft und damit lebenswert. Die Unterschiedlichkeit in äußeren Erscheinungen oder im Denken ist dagegen Ausdruck der Vielfältigkeit der Menschheit und der Möglichkeiten als Mensch mit unterschiedlichen Eigenschaften zu leben.
Dennoch prägt uns unsere Kultur, unsere Zeit, in die wir geboren sind und damit auch das Wissen, dass unsere Vorfahren uns übermittelt haben – ob absichtlich oder nicht. Damit haben wir die Möglichkeit besser oder zumindest mit mehr Techniken und Hilfsmitteln zu leben, wovon wir annehmen, dass es unser Dasein gegenüber früheren Zeiten vereinfacht. Denn das Gehirn und damit die Intelligenz haben sich seit den letzten paar tausend Jahren wohl nicht sehr stark weiter entwickelt, im Vergleich zur zeitlich erhöhten Entwicklungsmöglichkeit seit Aufspaltung der Primaten in Mensch und Menschenaffen. Wer die Voraussetzungen und die daraus entstandenen Ergebnisse damaliger Menschen einmal betrachtet hat (im Hinblick auf Erkenntnisfähigkeit, Kreativität, Gesellschaftsbildung z.B. der griechischen Antike), wird dem sicherlich zustimmen.
Es ist alles nur eine Philosophie, eine Sicht der Dinge, des Lebens, eine Weltanschauung in Form von Thesen, wie sich ein jeder nur in Form von Thesen die Welt erklären kann. Es kann bezweifelt werden, dass auch nur ein Gedanke hier neu ist, aber in dieser vorliegenden Weise zusammengesetzt und zusammengefasst helfen diese Thesen vielleicht dem einen oder anderen weiter und helfen, die Welt einfach einmal von einer anderen Perspektive, mit einem anderen Bewusstsein zu erleben.
Erkenntnisse, gleich welcher Art, sind selten neu. Die Menschen, die sie gemacht haben, wurden nur nicht von jedem gehört, denn nicht in jeder Umgebung gibt es sie und nicht jeder hält es für wahr. Meist konzentrieren sie sich an bestimmten Orten und gehören zu den wenigen, die permanent alles festhalten müssen, was ihnen in den Sinn kommt. Auch sie befolgen nicht alle der Ratschläge, die sie aus diesen, ihren eigenen Erkenntnissen ziehen oder haben ständig alle im Kopf. Ihnen ist es aber eine Wohltat, diese Gedanken nicht verloren zu wissen, deshalb sammeln sie diese wie in dieser Text- und Gedankensammlung.
Wer nicht selbst darauf kommt und die Gedanken mit der Begründung nicht annimmt, dass er kein Schmarotzer sein will, denkt zu kurzsichtig. Denn jeder, der an solche Gedanken kommt und Zugang zu Menschen hat bzw. ihnen damit helfen kann (und wenn es nur die eigene Rückbestätigung ist) oder er die Erkenntnisse anderer wirklich anwendet, trägt so zur Verbesserung bei. Wir wissen auch nie, wozu wir Wissen vielleicht noch gebrauchen können, wie wichtig es für andere Menschen noch sein kann, obwohl wir selbst der Erfahrung vielleicht überhaupt keine Bedeutung beimessen. Daher ist jede Erfahrung wichtig, die wir machen, ist sie doch eine unmittelbare und wahrheitsgetreue (weil unterbewusst gemachte) Bestätigung der Realität unserer Umgebung. Zu erkennen, was andere schon erkannt haben, ist doch nur Bestätigung der anscheinenden Richtigkeit und Gemeinsamkeit sowie Hinweis auf Ebenbürtigkeit und der Existenz anderer, mit denen man darüber diskutieren kann.
Die gedankliche Analyse der Beobachtungen und daraus gemachte Schlussfolgerungen:
Es gibt viele Kriterien, nach denen der Grund für eine Beobachtung gefunden werden kann. Doch wenn ein Schleier aufgedeckt wird, verhüllt schon der Nächste ein klares Bild wieder. Sie sind zu subjektiv, zu einseitig, darum stürzt nach einer Zeit alles wieder in sich zusammen, wenn man es nicht permanent weiterentwickelt und damit aufrecht erhält oder weitere, stützende Beobachtungen findet und das Gedankengebäude stabilisiert.
Nicht gezielt wurde nach Antworten auf Fragen gesucht, sondern es wurden Antworten gefunden (Beobachtungen) und diese einer Frage zugeordnet, wenn nicht über die Fragen ebenso auch von anderen reflektiert und meditiert wurde und so wurde über lange Zeit sowie mit neuen Beobachtungen, Diskussionen (auch Gedankendiskussionen) und Standpunkten abgewogen. Ebenso wie die bewusste Reflexion von eigenen Gedanken und auch Ideen anderer, aber auch unterbewusst verarbeitete Ratschläge und Diskussionsbeiträge aus diversen Gesprächen fließen hier mit ein.
Es wird nicht alles gesagt, was die einstigen, aufgeschriebenen Worten bedeuten, denn diese sind einem Autor bekannt und er kennt auch die Interpretationen und Folgerungen, die er daraus ableiten kann. Möglicherweise können andere ebenso verschiedene Schlüsse daraus ziehen. Doch die Regel ist das Gegenteil. Worüber er schon nicht mehr nachdenkt, kann anderen schließlich nicht klar sein. Sie können nicht wissen, was der Autor denkt zu wissen.
Ferner wird hier versucht möglichst nur die Fakten aus Beobachtungen zu geben und nur die unmittelbaren Schlussfolgerungen, weil jeder seine Erkenntnis selbst daraus ziehen muss und aufgrund der zu großen und unübersichtlichen Möglichkeiten von Schlüssen nur spontane Einfälle gezeigt werden. Je genauer die Fakten sind und je besser man die Menschen kennt, umso eher erzeugt man in ihnen wichtige, eigene Erkenntnisse. Genau diese Erkenntnisse sind es, die unsere Welt bereichern und jedem Menschen das Gefühl geben eine eigene Weisheit bzw. eine eigene Philosophie für die Beschreibung des Lebens gefunden zu haben und damit etwas wert zu sein, etwas darzustellen, die eigene Persönlichkeit von anderen abgrenzt.
Weil hier nicht alles beschrieben werden kann, liegen die wesentlichen Schwerpunkte auf den Themen:
- Philosophische Begriffsumrisse/-beschreibungen und Grundannahmen
- Gottesdiskussion und Abhängigkeiten
- Energieerhaltung (psychol., biol., phys., chem., insgesamt)
- Evolution
- Bewusstsein und Unterbewusstsein
- Erkenntnis
- Gesellschaftliche Beschreibung / Gruppendynamik
und der Aufbau gliedert sich grob folgendermaßen:
I. Theoretische Philosophie: Methoden und Modell des Denkens
II. Naturwissenschaft: Physikalische und biologische Grundlagen
III. Psychologie: Eigenschaften und Funktionsweise des Menschen
IV. Gesellschaft: Mittel und Werkzeuge zur Gemeinschaftsbildung
V. Angewandte Philosophie: Praktische Anwendungsmöglichkeiten des Modells
Überschriften dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass jeder beschriebene Sachverhalt (auch im Zusammenhang mit beliebigen, anderen Sachverhalten, je nach Erfahrung und Logik) ebenso in nahezu jede andere Kategorie eingeteilt werden kann. Die Kategorien sind lediglich willkürliche Ordnung, geprägt durch einen bestimmten Geist einer bestimmten Kultur in einer bestimmten Zeit der Menschheitsgeschichte.
Die Reihenfolge des Inhalts ist grob nach zunehmender Komplexität geordnet. Mit zunehmender Komplexität werden die Aussagen immer mehr zu Thesen und schließlich nur noch zu Annahmen und Möglichkeiten (besonders in der Gesellschaftsbeschreibung).
Die Beschreibung orientiert sich an den Verwandtschaftsbeziehungen untereinander. Da in einem Kreis jedoch kein Ende und kein Anfang besteht, muss eine andere Form des Beginns bemüht werden. Grob wird daher vom Allgemeinen zum Speziellen vorgegangen (wie in Abb. 11 (I.), „Entstehung der Teilgebiete“ verdeutlicht). Zuerst muss dabei eine Grundannahme getroffen werden, die sich in der Definition philosophischer Begriffe manifestiert. Weiter folgende Themenbereiche steigen in der Ungenauigkeit bzw. Fehlerhaftigkeit mit ihrem zunehmenden Komplexitätsgrad. Ausnahmen in der Komplexität kommen aus Erklärungsgründen zustande (z.B. dass die Theologie der Mathematik vorangestellt wird) und sollen den Gesamtzusammenhang lokal besser verständlich machen.
Die Komplexität der einzelnen Fachbereiche jedoch bleibt sehr allgemein, da vor allem ihre Zusammenhänge zu anderen Gebieten dargestellt werden sollen.
Zur Legende:
- Beispiele sind grau geschrieben, (Ergänzungen in Klammern kursiv, wenn sie zu lang sind und den Lesefluss beeinträchtigen würden).
- Teilüberschriften sind fett und unterstrichen, nähere Zusammenfassungen: nur fett und mit Doppelpunkt gekennzeichnet, und Erläuterungen: nur unterstrichen und mit Doppelpunkt
- Die wesentlichen Schlüsselbegriffe im Text oder stark beschreibenden Worte werden fett bzw. unterstrichen dargestellt, Betonungen liegen kursiv vor
- Lehrzeilen und Absätze zeigen den Grad der Größe eines Gedankensprungs bzw. Zusammenhangs an.
Bewusstsein für die Welt
Eingeteilt von der Entropie zur Konzentration und Komplexität von Informationen und „Klarheit“ / „Wachheit“
> Polarisation- Physikalisch:
> Kräfte (z.B. starke, schwache, elektromagnetische Wechselwirkung, Gravitation)- Energie
- Materie
- Subatomare Teilchen (z.B. Quarks, Leptonen, Eichbosonen)
- Atomkern (Proton, Neutron) und -hülle (Elektron)
- Chemisch:
- Atome
- Moleküle
- Molekülverbände
- Anorganik
- Minerale
- Gesteine
- Felsen
- Gebirge
- Tektonische Platten
- Planeten, Planetoide
- Planetensysteme
- Sternsysteme
- Galaxien
- Organik
- Biologisch:
· Zellen
· Organismen (aus Wikipedia von „Domäne“ – „Gattung“ (Art))
o Domäne
- (Bakterien - Prokaryoten)
- (Archaeen - Prokaryoten)
- Eukaryoten (Pilze, Pflanzen, Tiere)
o Reich
- Reich: Vielzellige Tiere
- Abteilung: Gewebetiere
- Unterabteilung: Zweiseitentiere
o Stamm
- Stammgruppe: Neumünder
- Überstamm: (bei Säugetieren nicht verwendet)
- Stamm: Chordatiere
- Unterstamm: Wirbeltiere
o Klasse
- Überklasse: Kiefermäuler
- Reihe: Landwirbeltiere
- (ohne Rang:) Nabeltiere
- Klasse: Säugetiere
- Unterklasse: Höhere Säugetiere
o Ordnung
- Überordnung: Euarchontoglires
- Unterordnung: Trockennasenaffen
o Familie
o Gattung
- Art: Mensch
- (Unterart / Rasse: Homo sapiens sapiens)
- Ethnien (europid / kaukasisch, mongolisch, nigrid, polynesisch, indigen (generell), arabisch-indisch, australisch)
- (Breitengradanpassung)
- (Ökosystemanpassung / Kultur)
- Individuelles Bewusstsein:
· Unterbewusstsein
· Erfahrung
· Vorstellung
· Lebenseinstellung
· Bewusstsein
· Wille
· Konzentration (Zentrum und Mitte des Bewusstseins)
- Gesellschaftlich:
· Individuum (Ego)
· Partnerschaft (und Freundschaft)
· Geschlechter
· Familie
· Interessenvereinigung, Verein, Firma, Unternehmen
· Stamm (Gebiet, Dorf, Stadt, Stadtteil)
· Volk / Nation
· Staatengemeinschaft
· Ethneie
· Menschheit
- organische mit anorganischer Umwelt / Umweltbedingungen:
· Lebensgemeinschaft
· Ökosystem
· Biom / Klimazone
· Planet
· Sonne-Planet-System
- Astronomisch:
- Sonnensystem
- Galaxien
- Galaxienhaufen
- Universum
> Kräfte (z.B. starke, schwache, elektromagnetische Wechselwirkung, Gravitation)
Daraus folgt durch Reflexion Erkenntnis und die Kunst / das Modell / das bewusst neu Erschaffene / das Künstliche (von Menschen Gemachte).
Grundaussagen / Zusammenfassung
Grundaussagen:
Grundlegende Philosophie:
Die Polarität bestimmt alle Dinge und das Leben heißt zwischen den Polen zu streben.
Die Goldene Mitte bzw. das Gleichgewicht zu finden (was nicht immer in der arithmetischen Mitte liegt) bedeutet optimalen Erfolg.
Gott: Bevor man Gott beweisen, widerlegen oder überhaupt von ihm reden kann muss man ihn erst einmal definieren. Im allgemeinen Verständnis definiert sich Gott aus der Abhängigkeit, der man unbedingt im Leben ausgesetzt ist.
Wissenschaft: Systematische Erkenntnissuche heißt Wissenschaft. Die Ergebnisse müssen unter den gleichen Bedingungen reproduzierbar sein.
Mathematik: ist die Abstraktion von Wissen in formelhaften Gleichnissen, die zu einem Modell zusammengefügt werden können.
Biologisches Leben: auf der Erde definiert sich durch die Anpassung und Entwicklung innerhalb der Evolution sowie der willentlichen Fortpflanzung. Der programmierte Wille zu überleben verursacht diese Vorgänge.
Psychische Energieerhaltung: Bei lebenden Wesen verursacht die Stimulation von Sinnesorganen eine Verarbeitung, die sich in einer Tat nach einem vorher programmierten Muster und Ziel wiederum ausdrückt.
Gefühle: sind die erste Bewertung des denkenden Verstandes und führen später zu einem Bewusstsein.
Liebe: zu jemandem bedeutet zugehörig zu sein und anerkannt zu werden. Die Partner müssen sich genügend ähnlich sein, um sich zu verstehen und genügend unterschiedlich, um sich zu ergänzen und Verlangen zu wecken, die eigene Unvollkommenheit durch den anderen auszugleichen, um so stabiler und sicherer zu leben. Die gleiche Weltansicht bedeutet darin eher Freundschaft, gleiche Gefühle eher Liebe.
Musik: ist eine Emotionstransportform und kann Stimmungen ausbilden.
Intelligenz: ist vielfältig ausgeprägt und kann zwar nur sehr schlecht festgestellt, gemessen oder verglichen, aber gefördert werden.
Wissen ist der schnelle Weg (Unterbewusstsein), Denken der Neue (Bewusstsein).
Erkenntnis: ist eine Bewusstseinserweiterung. Man kann sie nicht erklären. Jeder muss sie selbst erfahren. Logik allein reicht nicht aus für eine vollständige Bewertung, da man nie das komplette Regelwerk kennt. Daher braucht man zudem auch Erfahrung. Jede Erklärung / Erkenntnis und Problemlösung ist außerdem auf eine bestimmte Perspektive bezogen und damit für sich genommen richtig, wenn auch immer unvollständig und damit modellhaft.
Aber alles, was du für großartig hältst, hast du selbst erkannt – sonst hättest du nicht erkannt, dass es großartig ist!
Wahrheit: Es gibt eine objektive Wirklichkeit, die wir nie komplett erfahren, denn was wir wahrnehmen ist für jeden eine eigene, interpretierte Wahrheit.
Bewusstsein: ist ausgeprägt in Konzentration, Perspektiven, Sichtweisen und dem Willen.
Abstrahieren (Kreativität) und Konzentrieren (Bewusstsein) sind gegensätzlich. Es ist die Möglichkeit, die eigene Datenverarbeitung mit Hilfe von Gefühlen, Erfahrung und Planung zu bewerten und das Wissen zu verwalten bzw. auf ein Problem konkret anzuwenden. Die Grundlage dafür ist der bewusste Wille, um darum ein Modell der Welt in Gedanken auszubilden.
Wille: bedeutet Entscheidungen aufgrund von Erfahrungen treffen zu können. Durch den Willen konzentrieren wir unser Bewusstsein und unsere Taten auf das gewollte Ziel.
Motivation: Jeder Mensch kann alles erreichen. Voraussetzung ist der richtige Hintergrund bzw. die richtige Perspektive.
Lebenseinstellungen: Der Pessimismus ist zur Vorsicht, der Optimismus für die Lebensfreude und Motivation.
Geschlechter: Das Männliche sucht den Wettbewerb und Sieg, das Weibliche sucht den Konsens in der Gemeinschaft.
Egoismus: Jeder, der etwas will und lebt, ist augenblicklich Egoist. Allerdings kann der Egoismus eines jeden geschickt genutzt werden, um allen der Gemeinschaft zu helfen.
Freiheit: „Meine Freiheit beginnt, wo die Rechte eines des anderen enden.“ Grenzenlose Freiheit macht einen außerdem orientierungslos.
Gemeinschaft: Es gibt keine Einzelerfinder / Einzelleistungen. Da jeder mit anderen in Verbindung steht und von ihnen beeinflusst wird, ist alles die Gesamtleistung der Menschheit. Denn wer wir sind, haben wir anderen zu verdanken und wie andere werden kommt auf uns an.
Kommunikation: ist das Mittel zur Gemeinschaftsbildung. Sprache ist das wichtigste Werkzeug dafür und bestimmt wesentlich unser Weltbild und unsere Kultur. Da man niemandem seine Gedanken ohne Missverständnisse mitteilen kann, funktioniert Sprache am besten in Gleichnissen, die allgemein verstanden werden.
Diskussion: Die Kompromisslösung und neue Erkenntnisse erfordern die Diskussion und werden umso besser, je mehr die verschiedenen Blickwinkel und Einflüsse miteinander reflektiert werden. Die Überzeugung wirkt dagegen ergebnisorientiert, will Tatsachen ausblenden und den eigenen Willen erzwingen.
Lehre: funktioniert am besten individuell und durch Interesse und Motivation der Schüler.
Geschichte: ist die Erinnerung einer gemeinsamen Vergangenheit.
Mode: ist das Bewusstsein einer Kultur. Die Norm liegt jedoch unerreichbar fern, da niemand dem Durchschnitt entspricht.
Gruppendynamik: Aus einem Bewusstsein über die Zughörigkeit zu einer Gruppe entwickeln die Mitglieder automatisch eine Rollenaufteilung und Persönlichkeit darin je nach Nischenangebot und Bedarf der Gruppe.
Der ideale Wettbewerb besteht darin sich in Tugenden zu messen um gemeinsames Wissen, Kunst und individuelle Fähigkeiten zu verbessern ohne materiellen Wert zu mehren.
Ökonomie: Macht, Geld und Ruhm sind Ausprägungen der vorhandenen Ressourcen und damit des Willens aller zu beherrschenden Menschen. Diese Kräfte und Ziele werden aber immer wieder umverteilt, solange keine neuen Ressourcen auf den Markt gelangen, so dass auch hier ein Erhaltungssatz gilt.
Moral: ist immer von der jeweiligen Kultur abhängig und zeitlich veränderbar. Doch die Menschenrechte sind überkulturell wichtig und die Grundlage des Zusammenlebens.
Regeln und Gesetze: Nur Naturgesetze sind unumgänglich, alle anderen Regeln sind nur Richtlinien.
Gerechtigkeit: ist subjektiv und kann daher nicht vollständig erreicht werden.
Schuld: Die meisten Taten geschehen unterbewusst. Nur die bewusste Entscheidung kann bewertet werden.
Gesellschaftsstruktur: Der Mensch kann mit seinen allgemeinen Eigenarten nur glücklich werden, wenn er eine Gesellschaft konstruiert, die auf diesen Eigenarten aufbaut. Nicht der Mensch soll an eine Gesellschaft angepasst werden, sondern die Gesellschaft an den Menschen. Dabei gilt es den Individualismus und die Gemeinschaft gleichermaßen auf der Grundlage der Menschenrechte zu erhalten. Da mit steigender Bevölkerungszahl eine Anarchie nicht mehr funktioniert, muss individuell zwischen Demokratie und Diktatur abgewogen werden. Oft ist der beste Kompromiss eine gewählte Elitenregierung.
Kunst: ist alles, was wir dazu erklären. Reine Kunst ist alles, was man künstlich schafft, aber nicht primär zum eigenen Überleben braucht bzw. was diesem Überleben nicht nützt.
Es gibt keine ultimative Kunst, aber das Leben selbst ist die höchste Form.
Leben: heißt Probleme haben und sie zu lösen. Die eigene Persönlichkeit zu finden, aufzubauen, zu erhalten und dennoch einer Gruppe anzugehören ist wahrscheinlich eine der schwierigsten Aufgaben im Leben.
Schicksal: ist das, was bereits geschehen ist.
Entscheidungen: Die optimale Entscheidung ist die, die man treffen wird und die optimale Erfahrung die, die man gemacht hat.
Wer Rückschläge erlebt, der kommt nur an eine Grenze, die er überschreiten muss, indem er sein Vorhaben weiter durchsetzt. Gerade am Anfang erlebt man häufiger Rückschläge, weil man sich erst entwickeln muss. Es hilft sich Gleichgültigkeit über die Folgen von Geschehnissen ins Gedächtnis zu rufen, um die Angst zu vertreiben und konzentriert dem Erfolg zuzuarbeiten. Der Zustand wird dann einfach als gut akzeptiert, auch wenn er es bisher nicht war. „Ich bin nur ein (einziger) Mensch in der Unendlichkeit,“ (gegen Größenwahn) „aber ich bin am Leben.“ (gegen Depression).
Erfolg: Der Konsens aus individuellem und gesellschaftlichem Erfolg ist das Selbstbewusstsein des Einzelnen (erreicht durch eine Motivation, positive Lebenseinstellung oder einfach Akzeptanz der eigenen Persönlichkeit und Entscheidungen) gepaart mit der Anerkennung und dem Respekt gegenüber anderen. Ehrlichkeit und Freundlichkeit sind dafür die klare Linie, die uns stets und dauerhaft zusammen leben lässt. Sie führen über Vertrauen und Respekt zum Erfolg.
Sinn: von bewusst lebenden Wesen erschließt sich ihnen aus ihrer Erfahrung und ihren Willen selbst. Alles andere (z.B. bei unterbewusst lebenden Wesen) passiert wie es programmiert wurde. Die Freude am Glück und die Jagd danach ist der Sinn aller fühlenden Lebewesen. Beim Menschen kommt Erkenntnissuche dazu. Man lebt um die Regeln des Lebens zu begreifen, z.B. indem man Grenzen austestet, Ideen ausprobiert und Fehler macht.
Glück: Man kann nichts verpassen. Glück liegt immer im Augenblick und der Betrachtungsweise.
Zufriedenheit: Wichtig für Mensch und Umgebung ist es, was für ein Mensch man ist und was man jetzt tut – statt wie viel Erfolg man hat oder was man getan hat. Niemand kann das, was man tut, so gut, wie man selbst.
Man braucht entweder die richtige Gesellschaft um sich unter den Menschen wohl zu fühlen oder die richtige Philosophie / Lebenseinstellung / Lebensanschauung. Nützlich sind aber immer Ziele, vor allem um Konzentration kurzfristig aufrecht zu erhalten und um sich auf etwas Erreichbares zu freuen.
Tod: Man kann nur genießen, was auch ein Ende findet. Schmerz z.B. in der Trauer ist ein Ausdruck für die Bedeutung des vorangegangenen Lebens.
Main Statements:
Basic philosophy:
The polarity distinguishes everything and living means striving.
To find the golden centre and the equilibrium (not necessarily the arithmetical centre) means best success.
God: is to be defined before speaking about him. Normally one thinks about god in dependency of everyone’s life.
Science: That is systematical realisation. Results must be reproducible under same conditions.
Mathematics: means the abstraction of knowledge in equations, combinable to a model.
Biological life: on earth is defined by adoption and development within evolution and the deliberate reproduction. The programmed will to survive causes these processes.
Psychologically energy balance: For living creatures the stimulation of senses causes a processing after pre-programmed patterns and that is expressed in goals.
Feelings: are the first assessments of thinking minds and lead later to a consciousness.
Love: of someone means being important and belonging to this person. The partners must be sufficiently similar to each other for understanding and sufficiently different for completing each other. Thereby they provoke desires and balance own weaknesses to live more stable and save together. The same point of view rather means friendship, the same feeling rather means love.
Music: is a way for emotions to be transportated and may develop moods.
Intelligence: is diverse and hard to detect, to measure or to compare, but can be promoted.
Knowledge is the fast way (subconsciously), thinking is the new way (consciously).
Realisation: is the expanding of the mind. It is not explainable, just experienceable. For a fully valuation more than logic is necessary, since no one knows everything and therefore no one is able to precalculate perfectly. That is why, one need subjective experience. Every explanation, realisation and solution concerns a certain perspective and is true for this perspective, but still incomplete and model based.
Everything, that is great, you experienced on your own - otherwise you would not have recognised its magnificence.
Truth: There is objective reality, which never fully can be experienced. Because our perception is an own for everyone, an interpreted truth.
Consciousness: manifests in concentration, perspectives, point of views and will. Abstracting in creativity and concentration in consciousness are opposite. All of that is the possibility to assess the own data processing with the help of feelings, experience and prediction, to administrate the knowledge or to apply it on concrete problems. The foundation for that is the conscious will. Around this will a model of the world may be build.
Will: means to be able making decisions based on experiences. Through will we concentrate our consciousness and deeds onto the desired aim. In every life lies at least one will and that can be found in unanimated world (defined as programming and regularity), as well.
Motivation: Everyone can do anything. That is possible by providing the right background and the right perspective.
Attitudes of life: Pessimism is for attention, optimism is for joy and motivation.
Genders: The male looks for competition and victory (survival), the female looks for harmony and unity (consensus) in the community.
Egoism: Everyone who wants something and who lives is an egoist. But every egoism can be used to help the community.
Freedom: “My freedom begins where the rights of others end.” Limitless freedom is confusing.
Community: There are no single achievements since everyone is connected with others and influenced by them. Thus, everything is the entire achievement of mankind. Who we are is mainly dependent of others and how they are depends on us, as well.
Communication: is the method for community structures. For that, language is the most important tool and certainly rules our picture of the world and our culture. Since nobody can read the others minds without misunderstanding them language works best when it is made in equations, which everyone is able to understand (like words, phrases, metaphors, signs).
Discussion: The solution of compromises and new realisations require discussions and they become better, the more different views and influences are reflected with each other. But persuasive power is directed to find solutions and evaluate the best argument, so it covers some undesired facts and force the own will.
Teaching: works best individually and by interest and motivation of students.
History: is the memory of the communally past.
Fashion: is the consciousness of a culture. The standard is unreachable and too far away, since nobody meets the mean.
Group dynamics: Through a consciousness about the belonging to a group the members develop automatically a division of roles and a personality inside the group, depending on the supply of niches and the demand of the group.
The ideal competition means to compare the strength to improve the communally knowledge, art and individual skills without increasing the material values.
Economy: Power, money and fame are expressions of available resources and thereby a sign of the will of all ruled people. But these energies and aims will be redistributed repeatedly as long as no new resources are known and energy balance will be preserved.
Morality: is dependent on culture and changeable with time. But human rights are above cultural importance and the base for living together.
Rules and laws: Only laws of nature are unbreakable. Any other rules are just guidelines.
Justice: is subjective and therefore cannot be fully reached.
Guilt: Most of deeds happen subconsciously. Only conscious decisions are assessable.
Social structure: People only can become happy with their peculiarities and characteristics, if they manage to create a society on these peculiarities. Not that humans adopt to society, but that society becomes adopted to humans. But individualism and community must keep based on human rights. Since with a higher amount of people anarchism does not work anymore, democracy and dictatorship have to be balanced individually. Often the best compromise is an elected elite government.
Art: is everything that we define. Pure art is everything that is artifical, but not necessary for the own survival. There is no ultimate art, but life is the highest form.
Living of a human: means to have problems and to solve them. To find the own personality, to build it up and to save it, but belonging to a group still is one of the most difficult tasks in life.
Destiny: is what has happended already - like fate.
Decisions: The optimal decision is the one that will be decided and the optimal experience is the one that has been made.
Who experienced setbacks then comes to a limit to cross by continuing his way. At the beginning of something one goes through many setbacks, because everyone has to develop first. Often to remind on indifference and phlegm about the aftermaths helps with that to defeat fear and be focused on success. The conditions will then be accepted and recognised as positively, even if it has not been the case. “I am just a (single) human in infinity,” (against megalomania) “but I am alive.” (against depression).
Success: The consensus from individual and social success is the self confidence of individuals (that is reached through motivation, positive thinking or just acceptance of the own personality and the own decisions) together with appreciation and respect of others. Honesty and friendliness are the obvious attitude for our permanent together living. That leads over reliance and respect to success.
Sense: of consciously living creatures reveals them itself out of their experience and will. Everything else (i.e. at subconsciously living creatures) happens as programmed. The joy on happiness and the pursuit for it is the sense of all feeling creatures. Humans additionally look for realisation. They live to understand the rules of life, i.e. by testing their own limits, ideas and making mistakes.
Felicity: Nobody can miss something. Happiness exists in the moment and in the perspective.
Satisfaction: Important for people and their environment is the kind of human that you are and what you are doing right now – instead of how many success you have or what you did. Nobody can do better, what you do.
People either need the right society around to feel good among others or the right philosophy / attitude of life / perspective. But useful are always aims, especially to keep focused and to look forward to the achievable.
Death: One only can enjoy what ends. Pain (i.e. mourning, misery) is an expression for the meaning of preceding life.
I. Philosophie
(I.) Modellierung - Theoretische Philosophie
SICHT AUF DIE DINGE und ALLER IMAGINÄREN, VOM MENSCH GEMACHTEN WERTE
Was Philosophie ist
Philosophie ist das Denken über das Denken, die ewige Suche nach dem (einen) Grund und so das Nachforschen über das Nachforschen über das Nachforschen über das Nachforschen… Mathematisch gesehen werden immer weitere Ableitungen gebildet. Nachdenken ist ein Dialog mit der Welt und seinen eigenen Beobachtungen, ein ständiger Abgleich des Beobachteten mit dem bis dahin gültigen Weltbild.
Philosophie ist auch die Sicht der Dinge (aus unterschiedlichen Perspektiven), die aus dem Nachdenken (bewusst oder unterbewusst) folgen. Gesamtheitlich lässt sie sich aus allen Perspektiven zusammensetzen und erklärt schließlich jede einzelne Sichtweise, die sich wiederum aus ihr ergibt und ist somit allumfassend, für alle die daran festhalten und ihr folgen. Mit Philosophie kann man das (zumindest vorübergehend) ausgleichen, was man natürlicherweise nicht im Charakter und als Persönlichkeitsmerkmale hätte. Denn mit Philosophie kann man Motivation erzeugen und sich eine Weltansicht ins Bewusstsein rufen, mit deren Hilfe die zu bestehenden Situationen ertragen und Probleme gelöst werden können.
Abb. 1 (I.) – Philosophische Zwischenräume
Die Philosophie ist die Matrix und gleichzeitig der Spiegel des Bewusstseins, des Faktenwissens (Abb. 1 (I.)). Es ist die Sichtweise bzw. Ansicht, mit der man seine Erfahrungen aufbaut und sie zu einem Weltbild verknüpft. Die meisten Philosophien sind das Ergebnis eines starken Erlebnisses, darin aber oft nur eine einzige Sichtweise von vielen. Alles zusammen wird von einer Philosophie umrahmt und zusammengehalten, die alles durchdringt wie Strings oder Dunkle Materie / Dunkle Energie oder Matrizen oder der Glaube etc. Philosophie lagert auf dieser netzartigen Struktur (Abb. 19 (I.)) unserer Vorstellung die Begriffe von Wissen ab und ordnet sie sortierend an. Sie ist der Antrieb und Werk zugleich. Unsere Vorstellung, unser Bewusstsein baut auf ihr auf. Jeder hat eine gesamtheitliche Philosophie, also ein Weltbild und daher ist auch jeder Philosoph.
Wenn wir darüber nachdenken, warum wir etwas Bestimmtes getan haben oder wie wir handeln sollten, philosophieren wir, statt analytisch zu denken. Kreativität entsteht so aus der Philosophie, indem wir Abkürzungen bzw. neue Wege benutzen um von einem Fakt zum nächsten zu kommen. Dieser Weg entspricht einem neuen Gedanken, da wir verschiedene Fakten miteinander kombinieren und damit Neues schaffen, also kreativ sind.
Eine andere Aufgabe besteht darin, einheitliche Definitionen von Begriffen zu schaffen, nach denen man sich richten kann und die im Vergleich mit dem eigenen bekannten Begriff und dem anderer Menschen und somit der Kommunikation verwendet werden können. Dafür sind Begriffe und ihre Herkunft manchmal sehr penibel zu unterscheiden, da sie sehr unterschiedliche Bereiche abdecken können, obwohl sie im Alltag ähnlich gebraucht werden. Ein Beispiel dafür ist ‚Wissen’ und ‚Intelligenz’ oder ‚schlau’ und ‚klug’. Die Philosophie fragt nach Dingen, die eigentlich selbstverständlich sind. Aber sie tut es, um dem gemeinsamen Zusammenhang, also dem Ursprung, näher zu kommen und die Vergleichbarkeit herzustellen. Denn letztlich lässt sich alles miteinander vergleichen und wie in einer Interpretation einer Geschichte in Beziehung setzten und damit ist alles ein Glasperlenspiel (Hermann Hesse). Durch Verständlichkeit der Vergleiche wird die Nähe zweier Themen zueinander sehr schnell und einfach erreicht und je näher sie sich sind, umso leichter ist es ihnen zu folgen und den Zusammenhang wiederum zu verstehen. Philosophie versucht das Denken in Form eines Weltbildes, eines Abbilds von der Umgebung mittels Vergleichen zu erklären. Diese Vergleiche miteinander in Beziehung zu setzen ist ihre Aufgabe, so dass eine verständliche, wiedererkennbare, harmonische Verbindung von Erklärungen entsteht.
Die Philosophie liefert zwar nicht immer unbedingt gültige Antworten, aber sie zeigt neue Argumente und neue Sichtweisen auf Fragen, die sich jeder Mensch im Leben stellt. Sie ist eine Art Sammel- und Bewertungsstelle für alle möglichen Auffassungen.
Verschiedene Philosophien sind nur verschiedene Interpretationen der Welt, die auf individuellen Beobachtungen dieser Welt beruhen. Solange sie die gleiche ist, lassen sich auch alle Philosophien als Beobachtungen der Welt aus unterschiedlichen Perspektiven zusammensetzen und ergeben so ein Gesamtbild. Da die „Welt“ jedoch nicht nur aus nahezu unveränderlichen Dingen aufgebaut ist, wie der Lage der Erde im Sonnensystem, sondern in der Geschichte angepasst wurde (Moral, Mode, etc.), beobachten wir nicht ganz genau die gleiche Welt – zusätzlich zu unserer individuellen Beobachtung und Erfahrung.
Alle Philosophien sind Vergleiche und Beschreibungen um die Welt zu erläutern. Durch diese Versuche anderen die eigenen Beobachtungen zugänglich zu machen, entsteht ein Gleichungssystem, das je nach Spezifitätsgrad umso unvergleichlicher mit anderen Systemen wird oder denen sogar widerspricht, weil die Abstraktionen und Annahmen (die gemacht wurden um Erklärungslücken zu schließen) zu abstrahiert bzw. unnatürlich gemacht wurden, sowie die Perspektiven keine gemeinsamen Schnittmengen mehr haben (vgl. Abb. 1, „Sichtweisen auf die Welt“). Je genauer eine Theorie, umso besser kann der Spezialfall verstanden werden, aber umso schlechter der Gesamtzusammenhang.
Philosophie setzt Wissen voraus und lässt welches weg um schnell eine Antwort zu liefern. Umso abstrakter erscheint sie daher, wie durch Wegkürzen großer Zahlen und das Zusammenbringen auf einen Nenner in der Mathematik. Sie unterscheidet sich von kommentierter Mathematik des Lebens jedoch dadurch, dass selbst „falsche“ Lösungen gekonnt gedreht und „richtig“ argumentiert werden können. Alles kann mit in die Gesamttheorie eingebaut werden, was natürlich auch in der Mathematik mit Zusätzen in Formeln bis zu einem gewissen Grad erreicht wird.
Philosophie ist heute der mythische Rest der Naturwissenschaft. Denn mit der Naturwissenschaft glaubt man alles erklären zu können. Lediglich wozu einem noch Daten fehlen, füllt man mit Hypothesen und Spekulationen auf und „philosophiert“ über mögliche Lösungen (Abb. 1 (I.)). Philosophie scheint heute den Glauben zu ersetzen und der Theologie den Rang abzulaufen. Dabei basiert alles Denken auf einer bestimmten Philosophie, z.B. einem Gottglauben, der Allmacht und Erklärungspotenz der Naturwissenschaft, einer Kombination daraus oder etwas ganz anderem. Philosophie ist nur zum Teil ein Ersatz von Religion. Religion gibt Antworten auf Fragen, die man sich möglicherweise nie gestellt hat.
In der Philosophie findet man nur Antworten auf eigene Fragen und somit immer, was man sucht. Man denke und man finde eine Antwort. Man denke weiter und man wird eine bessere Antwort findet. Man denke erneut und man finde entweder eine fast perfekte Antwort, oder verwirft alles wieder zu Gunsten einer neuen These. Denke und du wirst begreifen. Denke ein weiteres Mal, und du wirst es verwerfen. Schließlich kommst du notwendigerweise zu dem Schluss, dass es keinen Schluss gibt. Alle Erkenntnisse sind nur Wegpunkte auf der Suche nach universeller Wahrheit. Da die Welt aber nicht darauf ausgelegt ist erkannt zu werden, gibt es auch kein universelles Ziel. Sie ist in dem Sinn unendlich, dass es keine Mitte bzw. kein Zentrum gibt. Alles ist Peripherie und gleichzeitig Zentrum.
Auf der einen Seite der Erkenntnisfindung steht die Mathematik (die Welt der klaren, berechenbaren Erkenntnis, Methodik und Modelle), auf der anderen Seite die Empirie (mit den gesammelten Erfahrungen) und der Zwischenraum wird mit Theorie und Theologie (mit ihren metaphysischen Gedanken wie z.B. Gott) aufgefüllt. Dazwischen reihen sich alle Wissenschaften auf (Abb. 10 (I)).
Eine Unterdisziplin ist die Ethik. Sie wird entworfen, um Entscheidungen zu treffen, zu denen uns das nötige Wissen fehlt und ist durch Diskussion über gutes Handeln von moralischen Prinzipien geprägt.
Unterscheidung von Mittel und Zweck (überspitzt und kategorisiert):
Für einen Künstler ist jeder Stil recht. Für einen Wissenschaftler ist jedes Mittel recht. Für einen Philosophen ist es die Lösung, die unmöglich scheint, um den richtigen Weg dorthin zu finden. Für ihn ist das Mittel der Zweck und der Stil das Untersuchungsobjekt.
Philosophen gehen keinen Bewegungen nach, sie entwickeln eigene Richtungen. Dafür nehmen sie freilich aus dem gesamten Aufnahmebereich ihres Umfeldes alles mit, was für sie wichtig erscheint und orientieren sich an bereits Bekanntem – weshalb auch eine bestimmte Entwicklungsrichtung innerhalb einer Kultur zu beobachten ist.
Viele verfolgen dabei ein „Höchstes Ziel“ (wie Erlösung, Weltfrieden, Kommunismus, etc.). Doch ein „Höchstes Ziel“ kann man nicht erreichen. Meist ist es zudem idealisiert und absichtlich jenseits der Fähigkeiten der Menschen gesteckt und beachtet nicht, dass Menschen keine Wesen sind, die sich einheitlich verhalten, sondern sehr individuell agieren und nur grob nach psychologischen Mustern.
Das Problem in der Philosophie ist, dass man die „richtige“ Erfahrung braucht um die Sichtweisen eines Menschen zu verstehen oder sogar abzulehnen (vgl. Abb. 1, „Sichtweisen“). Die Qualität der Erfahrung richtig einzuschätzen ist aufgrund unzureichender Vergleichbarkeit und Definition so gut wie unmöglich und bedürfe einer gewissen Objektivität, die ein Mensch allein wahrscheinlich nicht aufbringen kann.
Man braucht entweder die richtige Gesellschaft um sich unter den Menschen wohl zu fühlen oder die richtige Philosophie / Lebenseinstellung / Lebensanschauung.
Da Ersteres wahrscheinlich nie für alle Menschen zutreffen wird, muss Zweiteres umso früher gesucht und erlernt werden. Daraus ergibt sich gegenüber der Gesellschaft für den einzelnen die Möglichkeit, sich entweder anzupassen und zufrieden zu werden oder die Zustände verändern zu wollen und ständige Konfrontation zu suchen – Annahme oder Ablehnung. Wer die Gesellschaft annimmt, verbessert sie nicht mehr und akzeptiert sie. Wer sie ablehnt wird auch die nächste Gesellschaft kritisieren müssen um nicht plötzlich reaktionär zu sein.
Wir können uns nie sicher sein, ob das, was wir wissen, auch tatsächlich den Tatsachen entspricht oder ob wir es nicht nur umgedeutet haben. Dadurch, dass jeder aufgrund seiner individuellen Erfahrungen eine andere Sichtweise auf die Welt hat, können Antworten und Philosophien im Grunde nicht miteinander verglichen werden. Was deshalb geschieht ist meist eine Annäherung der Gedanken verschiedener Menschen, die selten auf einen gemeinsamen Punkt festzulegen ist. Daraus entsteht dann der Anschein von Drumherumgerede und Geschwafel. Doch letztlich kann man nichts mit Gewissheit sagen.
Mündliche (Philosophie-)Prüfungen. Der Prüfling auf eine Frage des Professors:
„Um auf diese Frage exakt antworten zu können, möchte ich an dieser Stelle einleitend Sokrates zitieren: ‚…Ich weiß, dass ich nichts weiß.’
1.1 Grundlegende Philosophie - Naturphilosophie, Sichtweisen, Weltanschauung
Aller Anfang ist Friede. Genau wie alles Ende. Dazwischen liegt Polarisation, das Leben.
Leben heißt streben („Alles fließt“, Heraklit bzw. Platon). Die Pole sind das Ziel und das Streben ist der Weg. Durch den Weg definiert sich das Leben, denn es ist Bewegung.
Die Goldene Mitte bzw. das Gleichgewicht zu finden (was nicht immer in der arithmetischen Mitte liegt) bedeutet optimalen Erfolg.
Naturphilosophie beinhaltet den ewigen Kreislauf der Natur, Leben und Tod, zwischen Anfang und Ende und den Kampf, wie der Notwendigkeit und schließlich Harmonie zwischen Gut und Böse (für den Menschen). Doch selbst das kann man auf Polarität zurückführen. Denn einerseits kann ein Kreislauf nur funktionieren, ja nur „leben“, wenn er zwischen unterschiedlichen „Polen“ zirkulieren und wählen kann. Andererseits gibt es auch während seines Ablaufs Eckpunkte, die z.B. als Anfang oder Ende gesehen werden können und damit wieder Pole angeben.
Abb. 2 (I.) – Polypolarität in idealisierter Kreisform
Die Polarität und der Wettkampf sind umso stärker, je weniger Gegensätze es gibt. Die Pole sind umso schärfer, je weniger es gibt. Je mehr Pole es sind, umso eher nähert sich der Zusammenhang der Verteilung auf eine Kreisform an (Abb. 2 (I.)). Daher scheint es, dass der Dualismus bei allem eine Rolle spielt und daher universell und (absolut) allgemein anwendbar ist. Das bedeutet auch, dass er nichts wirklich beschreibt und beinahe trivial bzw. banal ist. Allerdings existiert eine Abhängigkeit der Dinge, so dass abhängigere Gegensätze innerhalb des Kreises vorkommen und darin eine sehr vielgestaltige Struktur ausformen können. Übergeordnet geben wohl nur die Dimensionen (vgl. Kapitel „Mathematik“: Dimensionen) eine gleichmäßige Kreisform vor, worin sich die abhängigen Gegensätze einfügen.
Die Pole müssen nicht immer vollständig betrachtet werden. Meist wird nur ein kleiner Ausschnitt gewählt, um einen Vergleich übersichtlich machen zu können. Da dieser Ausschnitt dann jedoch aus seiner Umgebung gerissen wurde, ist ein Vergleich immer unvollständig und enthält Ausnahmen. Dadurch werden erst verschiedene Meinungen und Fachrichtungen möglich. Denn eine Aufteilung ist immer ein unvollständiger Ausschnitt.
Abb. 3 (I.) – Die Goldene Mitte / Harmonie / Gleichgewicht
Die „Goldene Mitte“ liegt meist normal verteilt vor (Abb. 3 (I.): A), kann aber jede mögliche Form haben. So ist z.B. die Geschwindigkeit bei einem Balanceakt ganz langsam oder ganz schnell geeignet, aber dazwischen strauchelt man (Abb. 3 (I.): B). Beim Lebewesen kann sie je nach individuellen Bedürfnissen unterschiedlichst verschoben und verformt sein.
Das Problem dabei: Wie kann Leben aus dem absoluten Gleichgewicht entstehen? Wie kann (daraus) etwas polarisiert werden (Bsp.: Urknall)?
Alles (ob Leben oder anderes) dreht sich nur um Energie: Abnahme und Aufnahme. Energie besteht überhaupt erst durch Polarisation (zwei verschiedene Seiten, gegensätzlich). Diese verursacht dann ein Konzentrationsgefälle, welches Energie zum Ausgleich strömen lässt. Wird Energie nur gespeichert (Batterie) oder völlig freigelassen (Strahlung), so kann nichts leben.
Bsp.: Eine Batterie speichert chemisch Energie, aber das System regt sich nicht, wenn sie nicht benutzt wird, nicht strömen kann.
Wird Energie aber wohl dosiert umgewandelt und einem ständigen Kreislauf zugeführt, so belebt sie allein durch diese Umwandlung ihren eigenen Zustand zwischen Materie und reiner (potentieller) Energie. Das System lebt.
Nur aus dem Kampf oder dem Zusammenspiel mehrerer Mächte entsteht die Situation. So ist es beim Menschen und in der von ihm beobachteten Natur. Nur durch diesen Kampf, das Streben verschiedener Pole, lebt die Welt, verändert sich und stirbt. Und nur was aufhören kann zu existieren, konnte auch einmal existieren. Der Tod ist Bestandteil des Lebens. Um es zu spüren, muss man die Gewissheit des Endes, des Todes haben.
„Alles auf der Welt hat seinen Preis.“ Nichts passiert ohne Gegenwirkung / -leistung. Das ist nichts anderes, als das Pendeln zwischen den Polen – von einem absoluten Extrem zum anderen absoluten Extrem (von ja zu nein). Um einem Pol nahe zu kommen, muss man den anderen um das gleiche Stück hergeben (das, was in der Physik als Wärme entsteht, wenn Energie mit Verlusten in einer andere Form umgewandelt wird, ist im Fall des Lebens die Erfahrung und damit die Überzeugung und Bestätigung oder Berichtigung des Kurses).
Totalität (Perfektion) und Relativität:
Eine Maschine „funktioniert“ (läuft) dann, wenn sie einem programmierten, also vorbestimmten Ziel zustrebt. Tut sie das, ist sie nicht perfekt, sondern versucht, die vorgegebene Perfektion zu erreichen (die Definition von Perfektion ist willkürlich). Ist etwas also perfekt, steht es still und ist nicht belebt. Die Welt kann daher in sich (innerhalb) nicht perfekt sein (außer in der Singularität, z.B. im Urknall), nur nach außen gerichtet und insgesamt.
So steht es um die Gesamtperfektion. Will ein Mensch perfekt handeln oder funktionieren, steht er noch vor einem anderen Problem. Denn die Menschen können erst perfekt werden, wenn sie schon perfekt sind – das heißt, Perfektion liegt in der Betrachtungsweise und für einen für sich (subjektiv empfunden) „perfekten“ Menschen in genau dem, was er tut. Jemanden, der allerdings objektiv alles perfekt macht, kann es nicht geben, da er noch immer damit beschäftigt wäre.
Die Totalität der Dinge kommt mit der Annahme von einem abgeschlossenen Universum und damit festen Regeln und Grenzen / Polen, die nicht überschritten werden können.
Z.B. ist eine Gerade in einem Kreis unendlich. Aber in zwei Kreisen kann die Strecke dennoch weiter sein: 2x „unendlich“.
Innerhalb des Universums existieren also absolute Gegensätze und alles kann sich nur auf der Strecke dieser Pole bewegen (und also leben, Abb. 4 (I.)). Wenn allerdings zwei Universen bestünden, wären die Pole nicht mehr unbedingt absolut. Es könnten andere Gesetze herrschen. Dann wären die Pole und die Position einer Sache dazwischen wieder relativ zum Nachbaruniversum. Doch solange es Naturgesetze und damit unsere Einschätzung von Grenzen gibt, besteht Totalität, sonst gäbe es keine derartigen Grenzen. Nichts ist absolut relativ, aber alles ist relativ absolut.
Allwissenheit, absolute Gerechtigkeit und Göttlichkeit sind keine Tugenden, die man erlernen könnte. Sie sind Eigenschaften der Umstände. Eine Umgebung ist umso gerechter, je mehr ihrer Inhalte aufeinander abgestimmt sind. Ein Gott ist göttlich, weil er so gesehen wird und nichts anderes kann bzw. versteht als das, was er tut. Solche von Menschen beurteilten Taten und Eigenschaften sind eigentlich nicht bewertbar. Sie wurden nur gewählt, weil sie für die Menschen Grenzen und sie sich damit selbst als Mittelpunkt darstellen und in einer unendlichen (weil kreisrunden ) Welt eine Orientierung bieten. Doch es gibt fast keine scharfen Grenzen (z.B. mit Ausnahme der Ausbildung von Aktionspotentialen in Nervenzellen). Sie sind imaginär. Fast alle Grenzen, die wir kennen, liegen in Übergangszonen von einem Stadium oder Gebiet zu einem anderen. Auch die Naturgesetze sind für uns nur deshalb absolute Grenzen, weil wir den Ursprung dieser Gesetze nicht genau kennen und auch die andere Seite nicht erfassen können.
Grenzen ergeben sich außerdem ab einer bestimmten Auflösung der Skala durch die damit erreichte Schärfe. Je schärfer die Abgrenzung zur Umgebung ist, umso deutlicher wird der Gegenstand als eigenes, fokussiertes Objekt betrachtet.
Bsp. 1: Zellenabgrenzung bestehen durch Membranen und Zellwände, wo vorher nur zusammenhängendes Gewebe bestand. Diese Grenzen verwischen auf atomarer Ebene wieder, wenn nur noch die Bindungen zwischen den Molekülen betrachtet werden.
Abb. 4 (I.) – Absolute Relativität und relative Absolutheit / Totalität / Perfektion
Bsp. 2: Man kann Unterschiede zwischen dem Menschen und anderen Tieren finden und Grenzen ziehen, aber sie sind nie eindeutig, sondern immer fließend und bei uns oder bei Tieren mehr oder weniger ausgeprägt – so, wie zwischen anderen Arten und sogar biologischen Reichen, die man miteinander vergleicht.
In all diesen Zusammenhängen ist das Universum zunächst (und eventuell auch endgültig) als absolut abgeschlossenes System zu betrachten und daher mit dem Energieerhaltungssatz zu erklären, dass ein ewiger Gleichgewichtszustand besteht bzw. weil es ein absolutes Maß an Gesamtenergie bzw. -materie gibt, keine Energie verloren geht oder hinzukommt.
Doch nicht nur in der Physik kann man die Prinzipien des Energieerhaltungssatz erkennen. Auch andere von Menschen erfasste Bereiche zeigen Gleichgewichtsstrukturen, die jedoch wesentlich komplexer sind als in der Physik und daher nicht exakt als absolut beschrieben werden können.
Energieerhaltungssätze:
- in der Physik (Energie kann nicht gewonnen oder verloren, nur umgewandelt werden)
- in der Biologie (Ökologische Nischen, die stets neu besetzt werden und die besser angepasste Art, die den Lebensraum und die Ressourcen erobert; Evolution mit neuen und aussterbenden Arten, also Ökologie)
- Physiologie (Energieaufnahme über die Nahrung und verrichtete Arbeit)
- Psychologie (vor allem über die Kommunikation: Eindrücke (über die Sinne) und Ausdruck (über Taten))
- Gesellschaft (z.B. verdeutlicht in der Kriminalistik die theoretische Möglichkeit immer Spuren einer Tat aufzudecken oder auch das Geben und Nehmen von Leistungen)
- in der Ökonomie / Wirtschaft (Kapitalbilanzen (ohne Bargeld, da das zerstört werden kann) und mit Einbezug der Juristik, der immer lückenlosere Verfolgung von Kapitaltransfers)
(…)
Abhängigkeiten
Es wird gleich eine theologisch oft erörterte Frage vorweg genommen, nämlich die nach übermenschlicher / übernatürlicher Fügung und Führung:
Gott ist eine Frage der Definition. Wenn man darüber spricht, muss man eine Vorstellung haben, auch wenn man sich in manchen Religionen keine Vorstellung bzw. kein Bild von Gott machen darf. Doch jeder hat eine Begrifflichkeit, die allein das Symbol des Wortes „Gott“ auslöst, ob er daran glaubt oder nicht. Sonst gäbe es keine Diskussion darüber.
Daher geht es zunächst zur abgeleiteten Definition von dem, was man sich allgemein unter Gott vorstellt. Da sich die meisten darüber einig sind, dass sich ihre Vorstellung eines Gottes vom Menschen unterscheidet und Göttlichkeit über Menschlichkeit steht, kann man sagen, dass der Mensch von Gott abhängig ist, so es ihn oder sie (Mehrzahl) gibt. Diverse andere Übereinstimmungen könnten sich eventuell auch noch finden lassen, doch schon bei der Allmächtigkeit und Allwissenheit, der absoluten Kontrolle oder doch eher der Stellung eines Beobachters streiten sich die Experten, so dass es auf diese eine Gemeinsamkeit der Abhängigkeit beschränkt sei.
So ist auch das Unterbewusstsein unser Gott, es ist eines jeden Gott. Es verwaltet und überwacht unsere Gedanken und lenkt sie. Natürlich kann man auch sagen, Gott läge in uns allen als unser Unterbewusstsein vor und gäbe uns auf diese Weise Moral und Gewissen, sogar allgemein die innere Stimme. So wohnte Gott in uns allen. Doch das sind Theorien.
Träume und etwaige Visionen werden vom Unterbewusstsein gesteuert. Wir denken, wir können alles begreifen, bewusst durchs Leben gehen, doch unser eigenes Unterbewusstsein können wir nicht durchschauen, lenken oder erreichen. Ohne dieses gäbe es kein Bewusstsein, denn das hätte zu viele Informationen zu bearbeiten, wodurch wir uns nicht mehr auf eine Sache konzentrieren könnten. Daher ist das Unterbewusstsein unser Gott, wenn man so will.
Drei unmittelbare „Götter“ des Menschen:
Natur(-Gesetze)
Unterbewusstsein
Zufall
Letztlich lässt sich der Zufall auf unsere Unkenntnis über die Naturgesetze und das Unterbewusstsein als Folge der Naturgesetze zusammenfassen, so dass man sagen kann: die Natur bzw. ihre Gesetze sind unser Gott, da wir in jeder Hinsicht, direkt und indirekt von ihr abhängig sind. Schon bei einer wenig anderen Zusammensetzung der Atmosphäre, leichten Temperaturschwankungen usw. würden wir sterben.
Göttlich ist, was fehlerlos nach seinen Prinzipien handelt. Da alle Umstände (nach derzeitigem Wissen) eine einzige, genaue Wirkung verursachen, kann davon ausgegangen werden, dass überall das Göttliche sofort immer aktiv ist. Diese Vorstellung entspricht auch unserer Vorstellung von der Natur und den Naturgesetzen. Die Natur „strickt“ dabei auch unser Schicksal, da es uns die Bedingungen vorgibt, in denen wir nach den Gesetzen der Natur (unserer Erfahrung darin und unseren von der Natur entwickelten Gehirnen) handeln.
Alles hängt miteinander zusammen. Deswegen bezeichnen wir es (die Natur) als einzigen Gott, von dem wir abhängen und alles andere direkt und unbedingt abhängig ist. Jedoch gibt es Untereinheiten, „Untergottheiten“, von denen etwas anderes abhängig ist. Sklavenhalter waren solche Gottheiten. Ebenso sind wir als Eltern Gottheiten unserer Kinder, solange sie sich nicht selbst versorgen können oder als Stärkerer die Gottheit all dessen, was wir beeinflussen, lenken und versorgen, erschaffen oder zerstören können. So wird die Macht Ausdruck von Göttlichkeit. Je näher wir (als Menschen) zusammenstehen, je mehr wir uns verstehen (und je weniger wir uns kontrollieren und kommandieren), umso weniger sind wir uns gegenseitig Gottheiten und umso mehr können wir Liebe verstehen und geben. Die Vorstellung von barmherzigen Gottheiten, die ihre Macht nicht unbedingt anwenden wäre also ein Wunschtraum und wahrscheinlich nur vom Menschen auf der Suche nach Geborgenheit erfunden.
Man könnte diese Beziehung von Gott zu Geschöpf auch als Eltern-Kind-Beziehung bezeichnen. Alle die, die am Überleben des Individuums beteiligt sind, entsprechen den philosophischen Eltern. Da Gott allerdings als absolut anzusehen ist (wenn er z.B. allmächtig sein soll), ist nur das alles Gott, was von anderen Dingen unbedingte Abhängigkeit verlangt. Das wäre letztlich nur die Natur (das Universum) im Ganzen.
Bsp.: Wenn wir zu einem Käfer liebevoll sind, ihn bspw. nicht zertreten, wird er es nicht verstehen und die Liebe nicht erwidern, weil er gar nicht weiß, wovor er verschont wurde und eventuell ist es ihm sogar egal. Vielleicht wollte er auch zertreten werden, weil er keinen Spaß mehr am Leben hatte. Dann ist unsere Liebe falsch verstanden wurden und wir demzufolge ungerecht, obwohl wir das gar nicht wollten. Wäre der Käfer ein Mensch, wird es umso komplizierter, weil er noch mehr Absichten und Möglichkeiten hat. So ist es z.B. unmoralisch ihn zu töten, obwohl er es will und wir sind ungerecht wenn wir es tun, aber auch, wenn wir es nicht tun, weil unsere eigene Vorstellung und Regel uns in diese Zwickmühle treibt.
Ab einer gewissen Entwicklungsstufe (wie der Mensch sie längst erreicht hat) gibt es im Grunde nur noch Missverständnisse und allein die angesammelte Erfahrung, gemacht aus Fehlern, erhöht die Rate des Erfolges unserer Handlungen, die der Zufall sonst statistisch auf 50 zu 50 Prozent festsetzen würde.
Ein Gott hat also andere Vorstellungen von richtig und falsch, ein anderes Bewusstsein, andere Regelvorstellungen und kann daher nicht eingeschätzt oder berechnet werden und ihm kann daher nicht genüge getan werden, falls er keine klaren Regeln aufstellt. Die Natur ist deshalb von uns zu erforschen, um diese Gesetze, die nicht gebrochen werden können, überhaupt erst einmal zu finden und zu verstehen. Denn die Natur ist ein abgeschlossenes System, also ein absoluter Gott, der von einem Einzelnen nicht komplett verstanden werden kann, sonst wäre er nicht eine Einheit, sondern bereits das Ganze. Aber man kann diesem Gott näher kommen, im Rahmen unserer menschlichen Grenzen des Verstandes, der Anatomie und dadurch vor allem durch das menschliche Bewusstsein.
Indem man versucht den Sinn oder Zweck der Natur zu begreifen, erkennt man sie als seinen Gott an, da sie anscheinend schon etwas bezweckte, als der Mensch es noch (nicht) entdeckte. Die Umwelt macht aus den Voraussetzungen der Natur das Individuum und damit sicht selbst. Sie hat den Menschen entworfen, geformt und ihn (in sich) überleben lassen. Alles, was man (als Mensch) macht, ist von der Natur bzw. Umwelt provoziert. Also ist die Natur auch ihr eigener - etwaiger - Untergang.
Somit werden wir zu einem Teil der Natur, der das Bewusstsein besitzt, sich und seine Umwelt zu erkennen und zwar so gut, dass wir aus Beobachtungen und Berechnungen Folgen abschätzen können. Wir sind sozusagen Augen, Ohren und Gehirn unserer Umwelt, denn auch diese und andere Organe können nicht selbstständig leben, sondern brauchen ihre Umwelt, in dem Fall den Körper. Der Mensch kommt aus der Natur. Etwas zu erschaffen, was er nicht in ihrem Rahmen anwenden kann, ist nicht von Erfolg beschieden. Sie bei seinen Betrachtungen außen vor zu lassen, ist nicht von Vorteil. Der Mensch kann von einem derzeitigen Parasit zum Beschützer der Natur werden, wenn er genügend Wissen über sie sammelt und sie als Teil seiner Lebensgrundlage und -philosophie sieht.
Nur der Mensch hat höchstes Bewusstsein in seiner Umwelt. Selbst die Natur (Gott) ist vermutlich nicht mit einem höheren Bewusstsein ausgestattet. Zwar ist der Mensch von seinen Göttern abhängig (Natur(-gesetz)), Zufall, Unterbewusstsein, etc.), doch erkennt das nur er allein, nicht aber seine Götter. Innerhalb dieser Welt ist er das Höchste, da er sie aktiv und bewusst ändern (also auch selbst retten) kann, weil und wenn er sie versteht bzw. bewusst wahrnimmt. Die Menschheit selbst (als Individuum betrachtet) hat kein Höheres, nur ein breiteres Bewusstsein, da sie aus den Spitzen des Einzelnen besteht und ohne ihn gar nicht existiert. Jedoch verhilft sie dem Einzelnen zu noch höherem Bewusstsein, weil er sich mit anderen austauscht und sich letztlich mit deren Welt zu identifizieren beginnt. Dadurch rückt die Menschheit enger zusammen und ihr Bewusstsein wird breiter, aber nicht insgesamt gesteigert, da sie allein (ohne Zutun des Menschen der ein eigenes, individuelles Bewusstsein auszeichnet) nichts machen kann.
Die zwei richtunggebenden Komponenten des Menschen für das Erkennen der Natur sind letztendlich VERSTAND (Erfahrung, Logik, Intelligenz, etc.) und ZUFALL.
Würden wir die Natur wirklich verstehen, so könnten wir jede Erscheinung voraus berechnen oder wenigstens durch Berechnungen erklären, da wir die Grundformel vorliegen hätten – vorausgesetzt, alle Gesetze arbeiten wirklich unabdingbar und ohne Ausnahme.
Was nicht heißt, dass sie sich nicht gegenseitig beeinflussen und die Folgen verändern können, sondern nur, dass jedes Gesetz absolut (immer) wirkt. Möglicherweise müsste man auch im Gesetzestext der Menschen eine Rangfolge von Naturgesetzen aufstellen, nach der sie sich gegeneinander durchsetzen, wie z.B. das Gesetz und Recht der unantastbaren Menschenwürde und Leben bei den Menschen als wichtigstes, oberstes Gesetz steht.
Bsp. (vgl. Übersicht „Bewusstsein für die Welt“): Starke u. Schwache Kernkraft stehen über den chemischen Wirkungsweisen und Reaktionen von Molekülen, diese beeinflussen den Aufbau von Materie (anorganisch), welche Voraussetzung für die Organik ist, woraus sich Regeln des Aufbaus von Lebewesen, daraus der Vererbung und des Verhaltens ergeben, was wiederum das Denken und Fühlen bei höheren, bewusst lebenden Organismen steuert
Die Natur handelt nach ihren Gesetzen, weil sie es nicht anders kann: automatisch perfekt und immer ordnungsgemäß. Der Mensch handelt (abhängig von seiner Natur und demzufolge auch unbedingt nach ihren Gesetzen), weil er es nicht anders will und er erforscht, was die Natur automatisch macht, um es dann so perfekt wie möglich zu imitieren.
Naturvölker müssen so mit der Natur verbunden sein und im Einklang mit ihr leben, dass sie alles akzeptieren, was sie ihnen gibt oder nimmt und diese Sicht lässt sich schließlich mit einer Religion erklären und vielleicht auch mit dem Ursprung von Religion generell. Naturvölker waren soweit entwickelt, wie es notwendig war, um in ihrer Umgebung zu überleben. Mehr Entwicklung hätte es nicht gegeben und gebraucht. Weshalb auch viele tausend Jahre lang keine wesentlichen Entwicklungen geschahen. Erst die extrem gute Anpassungsfähigkeit durch die einmal ausgeprägte Intelligenz des Menschen und die damit steigende Konkurrenz durch mehr Verbreitung und noch unbekannte Faktoren trieben die Entwicklung der Gesellschaft und damit die Entwicklung der Zivilisation voran und kennzeichneten den Menschen als anders gegenüber dem Rest der bekannten Tierwelt.
Möglicherweise zählen zu den unbekannten Faktoren die Möglichkeit überhaupt Acker und Felder anlegen zu können, wie es z.B. in den gemäßigten Breiten der Fall ist. Wo sich kein Urwald alles sofort zurück erobert und keine Wüste alle Pflanzen wieder verbrennt und verdorren lässt, können Menschen mit Ackerbau experimentieren und das war letztlich der Anfang von Zivilisation. Denn Sesshaftigkeit schließt Besitz und Inanspruchnahme von Land durch langjährige Tradition und Gewohnheit ein, wofür es wiederum Regeln des Zusammenlebens benötigt und ein künstliches Leben in immer höhere Abhängigkeit von anderen (Spezialisierung der Berufe) erfordert und auch vorsieht.
Es ist alles natürlich, wie es passiert. Jedoch sind wir als Menschen anatomisch und philosophisch noch nicht soweit entwickelt, um die von uns selbst gemachte Zivilisation als beste Möglichkeit unseres Daseins zu sehen, weshalb wir immer weiter daran herumexperimentieren und verändern. Doch je mehr wir versuchen zu verbessern, zu „vereinfachen“, umso komplexer und fortschrittlicher wird unsere Umgebung und umso abhängiger von ihr statt von unserer natürlichen Umgebung werden wir. Umso weiter entfernen wir uns auch von ihr, was unser Körper wie auch unser Geist nicht vollkommen hinnehmen kann, weil sie nicht dafür gemacht sind, obwohl genau sie ihre Umgebung schufen.
In der absoluten Abhängigkeit besteht das Kausalitätsprinzip:
Alles Geschehen hat einen Grund. Nichts passiert grundlos. Jede Wirkung hat eine Ursache – ob physikalisch, chemisch, biologisch, psychologisch, soziologisch, ökonomisch etc. Ob man den Grund erkennen kann beeinflusst die vorangegangene Wirkung nicht. Die Gegenwart kann nicht verändert werden, genauso wenig wie die Vergangenheit. Die Vergangenheit ist determiniert und die Gegenwart in dem Moment, da sie zur Vergangenheit wird auch. Man kann sie nicht ändern. Man kann nur die Zukunft ändern, indem man gegenwärtig einschreitet. Deswegen besteht die Frage ob die Zukunft determiniert ist. Im Grunde ist diese Frage gar nicht zu stellen, weil alles determiniert ist aus den Vorprozessen, die mit den kausalen Zusammenhängen absolut sind und die den zukünftigen Prozessen voran gehen. Aber da wir nicht genügend Informationen haben um das herauszufinden, können wir uns nur an die Beobachtung halten, die wir gegenwärtig haben. Daher scheint uns die Zukunft noch veränderbar zu sein, wohingegen die Gegenwart und die Vergangenheit es absolut nicht mehr sind. Die Gegenwart ist nur der augenblickliche Zustand. Das ist der Übergang zwischen Zukunft und Vergangenheit. Aber sie kann nicht geändert werden. Selbst mit Lichtgeschwindigkeit könnte sie nicht mehr geändert werden, denn sie ist per Definition schon Vergangenheit, sobald man sich ihrer bewusst wird. Wir leben praktisch in der Vergangenheit, augenblicklich und immer. Daraus resultiert das Problem der Beobachtung, genauso wie in der Physik, dass wir nie das beobachten, gerade in astronomischen Maßstäben, was gegenwärtig passiert, sondern was schon passiert ist. Das macht die Zeit so relativ, denn überall herrscht sie auf gleiche Weise. Sie ist zwar allerorts gegenwärtig, aber überall steht sie an einem anderen Punkt. Man kann nicht gleichzeitig mit allem interagieren. Deswegen ist jeder Punkt autonom - zeitautonom - und hat seine eigene Zeit und seine eigene Gegenwart und wahrscheinlich deswegen auch seine eigene Zukunft. Und trotzdem ist alles determiniert, weil alles miteinander zusammenhängt und nichts im Universum kausal autonom existiert.
Man kann alle Philosophie miteinander verbinden, wenn man auch nur in einem Satz einer als gültig anerkannten Philosophie Übereinstimmung mit dem Leben (also eigene Erfahrung) wieder findet. Dann hat sie einen gemeinsamen Ursprung und ist eventuell nur falsch begründet. Denn nichts, was Menschen tun, passiert zufällig, sondern folgt immer Handlungsgesetzen – selbst in Krankheitsfällen, die von der Psychiatrie untersucht werden, während die Medizin den Normalzustand und damit die Philosophie davon trennt.
Je nachdem, welche Erfahrungen man gemacht hat, lässt sich anders urteilen:
Auf „Du hast dich mit Blut besudelt!“, kann so entweder „Blut lässt sich abwaschen“ oder „Nein, es klebt ewig an unseren Händen.“ oder „Man kann es mit dem Zweck übermalen und binden.“ oder „ „Blut zerfällt, wie irgendwann sein Besitzer“ oder „Blut ist organisch, wie ich also kein Dreck“ oder noch andere Antworten gegeben werden oder gar keine, und nichts ist falsch.
Das ist die erfahrungsgebundene Philosophie, die keiner vereinen kann, weil sie zu speziell ist und der Gesamtzusammenhang zu allgemein, als das er für uns Sinn ergäbe. Das ist der Ursprung für Diskussionen und dafür, dass (scheinbar) gänzlich unterschiedliche Meinungen mit der Wirklichkeit übereinstimmen können.
Ein anderes Beispiel: „Huhn oder Ei – was war zuerst da?“
Diese Frage kann man beantworten, allerdings nur mit Verweis auf bestimmte Fachgebiete.
- Mit der Evolutionsbiologie könnte man daher erklären, dass in Bezug auf das Huhn zuerst das Ei existierte, da das Huhn eine Ordnung der Vögel ist und diese sich aus Vorgängern entwickelten, die ebenso bereits Eier legten (außer den Säugetieren, die sich erst später entwickelten, legten alle größeren Tiere Eier), bzw. sogar, dass sich erst im Ei eine Mutation statt fand, die zur Entwicklung von Hühnern führte.
- Mit der (abrahamschen) Theologie könnte man begründen, dass Gott die Tiere schuf und damit auch das Huhn, zusammen mit seinen Ausprägungen, Funktionen und Gewohnheiten, z.B. auch der des Eierlegens. Damit bestünde das Huhn vor dem Ei.
… (evtl. noch mit anderen Fachgebieten erklärbar)
Zur Veranschaulichung der Sinnlosigkeit zwei Meinungen (basierend auf unterschiedlichen Erfahrungen, jedoch mit dem selbem Wahrheitsgehalt) aufgrund ihres besseren Argumentes zu vergleichen, solange kein Ziel erreicht werden soll, sondern dass die Diskussion und bloße Überzeugung des anderen im Vordergrund steht:
Ein homosexueller Mann argumentiert, dass der Mensch nicht mehr darauf ausgelegt ist sich heterosexuell zu orientieren. Dies komme durch die Kultur, die sich der Mensch geschaffen habe. So verstünden sich Männer besser untereinander als mit Frauen. Wechselseitig verstehen sie sich nicht im Denken und Handeln. Beide seien zu Unterarten mutiert.
Eine andere Meinung geht davon aus, dass Männer und Frauen sich aufgrund ihrer Unterschiede zusammenfinden und zur Fortpflanzung brauchen.
Beide Meinungen erscheinen wahr, können aber nie vereint werden. So ist es sinnlos auf anderen Gebieten unterschiedliche Meinungen zu vergleichen, weil sie immer die Summe der ganzheitlich und bewusst abrufbaren Erfahrungen sind und nur zwei verschiedene Perspektiven auf das gleiche Problem darstellen (vgl. Abb. 1, „Sichtweisen auf die Welt“). Dadurch werden Details (bewusst oder unbewusst) weggelassen und somit wird der Zusammenhang getrennt.
(Gemessene) Werte können innerhalb der Einteilung von Polaritäten positiv und negativ sein, also von der Mitte in Richtung Pol 1 oder Pol 2 liegen. Die Wertung von gut und schlecht ist dagegen Interpretation und subjektiv aus jedem Blickwinkel verschieden. Die gegenwärtigen Moralvorstellungen geben die Schablone zur Interpretation vor.
Grundsätzliche Vorannahme von Bewertung:
Nichts ist gut oder schlecht. Es ist nur existent. Aber wofür man es braucht, ist es gut geeignet oder schlecht geeignet. Der Maßstab definiert den Wert.
Werte entstehen mit dem bewussten Egoismus und durch Erkenntnis. Der Mensch braucht „gut“ und „schlecht“ als Einordnung und zur Beschreibung bestimmter Richtungen in der Kommunikation (auf der Jagd, im gesellschaftlichen Verhalten, etc.), z.B. beim Vermitteln von Erfahrung. Was man nicht versteht ist für einen minderwertig, weil man nichts damit anfangen kann. Extremisten, Fundamentalisten und Radikale sehen die Welt in gut und böse. Doch wer mehr sieht, erkennt in allem beides.
Gut und Böse auf Menschen anzuwenden ist von vornherein unangemessen und bezeichnet immer nur das Verhalten in Bezug auf die Gemeinschaft. Es gibt kein „Gut“ und „Böse“, sondern nur Gründe, aus denen heraus man handelt und die oft einseitig eingeschätzt oder gar nicht gesehen werden. Wer dächte, er sei böse, würde nicht so handeln. Aber in dem Moment, da er „böse“ handelt, hat er einen Grund dazu – und sei es Egoismus, eine Krankheit oder Erfahrung / erlernte Reaktion. Gut und böse bezieht sich dabei auf die Eignung innerhalb einer Gesellschaft, in der „gut“ meist mit uneigennützig, ehrlich, freundlich, aufopfernd usw. dargestellt wird um die Gemeinschaft zu erhalten und böse als ehrgeizig, egoistisch, machtgierig, skrupellos, usw., da diese Eigenschaften andere unterdrücken und die Gemeinschaft ausnutzen. Doch genauso wenig wie eine Gemeinschaft nicht lange überleben würde, wenn es niemanden gäbe, der die Macht und Führung ihrer ergreifen würde (zumindest war das in der Vergangenheit der Fall, solange der Mensch sich die Natur noch nicht dermaßen zu eigen machte und das Überleben von der Initiative einzelner Vorbilder abhing), der ehrgeizig neue Methoden entwickeln würde und egoistisch sowie manchmal auch mit skrupellosen Mitteln nur seine eigene Idee durchsetzte, könnte die Gemeinschaft nicht ohne Vertrauen, Aufopferung und teilweise selbstlose Unterstützung anderer überleben und zusammenhalten. Für ein Funktionieren braucht es immer beides, sonst würden sich alle nur noch aufopfern und keiner Nutzen davon tragen, jeder ehrlich anderen sagen was er denkt und viele damit kränken und verstören. Ständige Freundlichkeit ließe den Blick für die Realität erblinden und über Absichten hinweg täuschen und wäre auch nicht immer ehrlich. Zumal sind all dies Eigenschaften, ob gut oder schlecht, von Menschen definierte, also historisch gewachsene und erhalten gebliebene Mittel um untereinander zusammen zu leben. Daraus entstehen aber auch immer Widersprüche wie z.B. zwischen Ehrlichkeit und Freundlichkeit, da man nicht jeden Menschen leiden kann und nicht zu jedem immer freundlich sein will, weil er einen bspw. verärgert hat. Ist man es trotzdem, verstößt man gegen die Ehrlichkeit.
Gut und Böse sind Ansichten historisch gewachsener Erfahrungen und abhängig von der Kultur, völkerübergreifend aber noch mehr vom angeborenen Verhalten und der Fähigkeit zur Anpassung des Verhaltens.
Ein guter Mensch ist genauso wenig tragbar und natürlich wie ein schlechter. Die Natur geht von beiden aus, sie ist nicht rein gut und nicht schlecht. Deswegen wäre eine Welt voll guter Menschen nicht möglich. Allein weil es selbst unter ihnen noch Unterschiede gäbe zwischen „sehr gut“ und „mäßig gut“, die wieder jedoch nur in „gut“ oder „schlecht“ verfallen würden. Äquivalent verhält sich auch das Böse.
Bsp.: Kein Mensch, der leben will, hält sich für rein böse: wenn er auch von allen anderen so gesehen würde, wäre er doch zumindest noch gut zu sich selbst. Wenn er sich für böse hält und geläutert werden will, ist er schon wieder im Prozess der Buße und bereut, was wiederum nicht böse ist.
Außerdem ist der größte Teil der „schlechten Menschen“ nur von der Seite ihrer Gegner aus schlecht. Das Gute in einem Menschen sehen zu wollen hängt auch vom „Wollen“ an sich ab: z.B. es leid zu sein, immer nur böse Absichten und das schlechte in ihm sehen zu wollen oder zu müssen.
Wäre doch nur alles so verteilt wie im Märchen: Gut und Böse. Doch das Leben ist von allem etwas und die Bösen werden manchmal als gut angesehen (weil sie z.B. eine etwas gestiftet haben), die Guten als böse (weil sie die Wahrheit sagten und wachrütteln wollten). Moderne Märchen wären zu komplex um sie zu erzählen.
Kein Mensch ist daher gänzlich böse! Es ist nur das Urteil über ihn. Entweder wird er von der Propaganda gezielt so dargestellt oder er kann sich nicht an die allgemeinen Moralvorstellungen angleichen und ist Psychopath und damit krankhaft. Doch niemand kann einen Menschen voll ergründen.
Wir alle sind Vertreter einer Art. Das heißt, wer sich als Mensch erkennt, ist auch fähig alles zu können, was ein anderer kann, zu erfahren, was jeder andere erfuhr, so zu sein, wie ein anderer ist – jeder zu sein. Er ist nicht jeder, weil er sich für eine Richtung, einen Lebensweg entscheidet, auf dem nur eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten vorkommt.
Man ist immer der Typ Mensch, nach dessen Prinzip man in gerade dieser Situation handelt. Ein guter Mensch ist man, wenn man etwas (moralisch) Gutes tut und ein schlechter, wenn man etwas Schlechtes tut (nach jeweiliger moralischer Auslegung). Diese jeweilige Einschätzung differiert mit der Sichtweise und der Zeit. Jeder ist erst mit der Tat was er ist und vorige Taten verändern die folgenden Taten nicht in ihrer Qualität – weder verbessern sie sie, noch verschlechtern sie sie. Das heißt, dass Belohnung oder Strafe pro Tat erfolgen müsste (und nicht in Abwägung mit anderen Taten relativiert oder verstärkt), wenn man einen Schritt in Richtung Gerechtigkeit tun wollte.
Bei der Verurteilung eines Menschen (nach den Kriterien von gut oder böse) ist jedoch stets Vorsicht geboten. Denn selten kann ein Mensch einen anderen eindeutig für dessen Taten oder nur dessen Ansichten verurteilen. Meist gilt dann: Man ist nicht besser als die, die man schimpft. Es existiert also ein schmaler Grat zwischen schwarz und weiß. Doch hat irgendjemand das Recht, die perfekte Bedeutung zu setzen?
Bsp.: Qualität und Quantität:
Quantität geht nicht allein in Qualität über. Aus einer bestimmten Menge wird nicht automatisch etwas Besseres. In der Analytik ist so eine Qualität etwas Geringeres als eine Quantität, weil man über die Qualität nur Aussagen über den Stoff machen kann, quantitativ aber zusätzlich darüber, wie viel Gehalt er hat. Aber mit einer bestimmten Struktur entwickelt sich ein neues Gebilde, das eine neue Eigenschaft aufweist. Diese kann dann besser oder schlechter für meine angesetzten Kriterien sein.
Es ist also eine Frage der untersuchten Richtung und des gewünschten Ergebnisses. Nach dem gewünschten Ergebnis richten sich die Messwerte in der Wissenschaft. Daher sind Messwerte schon Interpretation, wenn sie erhoben werden. Dadurch, dass man sie definiert und als Zahl festhält, interpretiert man den untersuchten Ausschnitt der Welt und übersetzt ihn in das Symbol einer Zahl, also der Sprache der wissenschaftlichen Analytik (vgl. Kapitel „Mathematik“).
Qualität und Quantität sind aber nicht unbedingt Gegensätze. Denn sie selbst bestehen aus Gegensätzen und sind nur die Zusammenfassung dieser (qualitativ: gut oder schlecht, ja oder nein; quantitativ: viel oder wenig). Zusammengenommen können sie gegensätzlich wirken, so dass man augrund bestimmter Voraussetzungen eventuell nur die Beschaffenheit oder nur die Menge untersuchen kann. Aber sie sind doch letztendlich nur zwei auf die grundlegenden Ebenen herunter verallgemeinerte Eigenschaften des untersuchten Systems, zusammengesetzt aus noch grundlegenderen, elementareren Gegensätzen. Außerdem ist die Einteilung von Qualität und Quantität sehr willkürlich.
So kann eine bestimmte Menge an erzeugten Produkten insgesamt eine hohe Qualität darstellen, durch die sich eine Firma oder ein Arbeiter auszeichnet. Oder ein Maler hat viele berühmte Bilder gemalt und hat so eine Gesamtqualität geschaffen. Dann hat er aber viele Merkmale in seinem Bild vereint und einen hohen Anspruch an den Betrachter gestellt, viel Moral in das Motiv eingebracht, eine schwierige Technik benutzt und so erschafft er eine Quantität von vielen Qualitäten.
Die Gegensätzlichkeit ist mit der Komplexität der Betrachtung immer undeutlicher zu erkennen und die Gegensätze verschwimmen mit den Polen des scheinbar anderen zu einem Kreis aus Gegensätzen, auf dem einer eine bestimmte Position einnimmt und eine gewisse Nähe oder Ferne zu einem anderen hat (Abb. 1 (I.)).
1.4 Wissenschaft - Methoden der Erkenntnis
Selbst um sich und seine Welt einordnen zu können braucht der Mensch Gegensätze, Pole. Dabei geht es ihm im Denken um Verallgemeinerung und Spezialisierung (also Grundwissen zum Verständnis und praktische Anwendung auf die einzelnen Probleme), um Dinge zu verstehen.
All seine Bewertung bezieht sich lediglich auf Polarität. Erst, wenn er auch den Gegenpol gefunden hat, kann er einen Sachverhalt einordnen (z.B. in Skalen und Diagrammen, vgl. Kapitel „Mathematik“) und regelmäßige Muster im Ablauf erkennen. Man muss die Grenzen ausloten, um die Welt zu verstehen. Sonst ist jede Theorie gleichsam ungültig. Wenn man sehen will, wie und ob etwas gelingt und funktioniert, hilft es, das zuerst zu zerstören (besser: zerlegen und optimiert wieder zusammensetzen). Man kann nichts verstehen, ohne die Grenzen erforscht zu haben. Demzufolge gilt die Ordnungsfolge von Fragestellungen in der untersuchenden Phase nach der Effektivität bzw. Effizienz:
1. Nominal: Ob oder nicht (meist absolut): Entscheidung (oft auch „Qualität“) --> effektiv
2. Ordinal: Wie / wie gut (meist relativ): Qualität (Eigenschaft) --> effizient
3. Kardinal: Wie viel (absolut oder relativ): Quantität (Menge) --> effizient
Meist finden sich die Antworten jedoch umgekehrt und man versucht über die Menge bestimmte Eigenschaften zu identifizieren und herauszufinden wie effizient oder signifikant diese Eigenschaft auf den eigentlichen Effekt wirkt und schließlich eine Entscheidung fällen zu können. Interpretationen erfolgen von der Menge auf die Entscheidung eines Sachverhaltes, ob er oder ob er nicht als Erklärung zutrifft (quantitative Analyse) oder sie erfolgen über die genauere Analyse über die Quantität zur Erkundung der Qualität einer bestimmten Eigenschaft des Sachverhaltes. Dabei kann verwirrenderweise aber auch eine Menge (Quantität) eine bestimmte Güte (Qualität) darstellen (z.B. eine gute Ernte von mehr Getreide als im letzten Jahr) oder eine bestimmte Güte ein Teil der Menge sein (z.B. die Menge von Autos auf der Autobahn definiert flüssigen Verkehr oder Stau).
Bsp.: Sonnenspektrum:
- Entscheidung: es gibt ein Spektrum
- Klassifizierung / Kategorisierung: verschiedene Spektralbereiche
- Bewertung: Intensität der Strahlung in den Bereichen
Erkenntnisfindung
Man vergisst mit einer neuen Erkenntnis nicht das vorher Gelernte, sondern das Bewusstsein verlagert sich, weil neue Sichtweisen hinzukommen. Es passt sich neuen Situationen an und daher sieht man Dinge anders. Man hat nie das gleiche Bewusstsein, es ändert sich ständig. Man kann sich aber Bewusstsein „merken“, ähnlich wie die Rollen eines Schauspielers.
Eigenes Bewusstsein ist eine persönliche Festschreibung einer bestimmten Wahrnehmungsart bzw. Ansicht und bildet so die Persönlichkeit. Eine Veränderung des Lernens und Erkennens selbst ist dagegen schwierig und langwierig, weil die Umbildung der gesamten Nervenvernetzung schwierig und langwierig ist.
Mit der Änderung des Blickwinkels (also dem Lernen) ändert sich zwar leicht die Persönlichkeit, aber sie kann sich nie komplett ändern, so dass man sein Verhalten nicht völlig umdrehen kann (außer beim Schauspielen). Die meisten der einmal geknüpften Nervenverbindungen bleiben erhalten und werden nur von anderen in ihrer Bedeutung abgelöst. Daher können wir uns auch nicht grenzenlos ändern, alles Mögliche vorstellen oder jede Meinung akzeptieren, weil wir immer wieder auf unsere vorgegebenen (entweder früh erlernten oder genetisch festgelegten) Muster zurückgreifen werden. Dies kann man nur zu einem Teil überprogrammieren oder umtrainieren, innerhalb der Veränderungsmöglichkeiten der Persönlichkeit (vgl. Abb. 25 (III.), „Persönlichkeitshorizont“).
Komplexe Themen kann man nicht sofort verstehen, selbst wenn man meint sie erkannt zu haben. Wie man eine Skulptur nur aus einem Blickwinkel sehen kann und sich ihr für die anderen Blickwinkel erst aus verschiedenen Richtungen nähern muss, verlangen komplizierte Verständlichkeiten unterschiedliche Blickwinkel der Betrachtung, die mitunter zeitlich weit gestreut sein können, so dass man eventuell erst nach Jahren die nächste Sichtweise erlangt um zu erkennen, in welcher Weise sich das Thema noch gestaltet.
Mit zunehmender Erfahrung jedoch kann man vorsichtige Schlüsse ziehen und Vermutungen anstellen, was andere Blickwinkel betrifft, wie ein Betrachter der Skulptur mit entsprechender räumlicher Vorstellung erahnen kann, wie sie von einer anderen Seite her aussieht. Jedoch kann man sich nicht sicher sein und so sind eventuell versteckte Eigenschaften auf der Rückseite angebracht (vgl. Abb. 1, „Sichtweisen auf die Welt“).
Bsp.: Man geht durch ein Labyrinth und sieht sich vor einer Sackgasse stehen. Aus der derzeitigen Erfahrung erscheint es, als könne man nicht passieren. Kommt man einige Zeit später aus der anderen Richtung und erkennt diese Stelle wieder, sieht man auch, dass es weiter geht und entdeckt wahrscheinlich sogar eine Umgehung des Hindernisses.
Jede Erklärung bzw. Erkenntnis und Problemlösung ist auf eine bestimmte Perspektive bezogen und damit für sich genommen richtig, wenn auch immer unvollständig und damit modellhaft. Man versteht immer das, was man verstehen kann und was und wie man es verstehen will. Das ist die Grenze von Erkenntnis. Alles, was an die Substanz und damit den Ursprung des Erkennens geht, wird also meist nicht erkannt: z.B. psychische Erkrankungen, „was wirklich zählt“, etc. (vgl. Abb. 20 (III.), „Der Motor der Neugier“).
Wenn die Erkenntnisse auch noch so großartig sind und man sie für wichtig hält und deswegen darin einen Grund sieht, dass sie doch die Zeit überdauern müssen, ist es letztlich doch nur die eigene Einschätzung, das eigene Hochgefühl, das uns so denken lässt und das im nächsten Moment schon ganz nichtig aussehen kann. Denn alles von uns Erkannte (der Sinn des Lebens, Gott, was die Welt im Innersten zusammenhält, etc.) ist nur durch unsere eigene Entwicklung entstanden und wird nur deswegen mit einem Wert belegt. Für uns ist es großartig, für den Rest der Welt nur eine weitere (unnütze) Ausprägung. Erkenntnisse erscheinen im Fundmoment so klar und eindeutig, dass man sie nicht für alle anderen Situationen übernehmen, sondern sie erst an den restlichen Erfahrungen reflektieren sollte. Die unterbewusste Reflexion ist wesentlicher Bestandteil von Weisheit und möglichst objektiver Einschätzung. Das braucht Zeit, in der die Erkenntnis verarbeitet und mit Erfahrungen verglichen wird. Ansonsten bleibt es mit der Erkenntnis bei Vorurteilen, die sich durch eine starke Bestätigung der Wirklichkeit an einem konkreten Beispiel ins Bewusstsein gedrängt hat. Der Vorteil an Reflexion ist die objektivere Sicht, die sich bei einer späteren Betrachtung des gleichen Sachverhalts einstellt. Denn dann werden die momentanen Gefühle nicht noch einmal in dem Maße provoziert und Logik kann besser greifen. Das Unterbewusstsein hat nun die Möglichkeit zwangloser nach kreativen Verbindungen zum Thema zu suchen und damit noch andere Lösungen zu finden. Allerdings kann durch solche Reflexion auch der Anfangsenthusiasmus vernichtet werden und anfängliche Chancen später abgetan werden.
Bsp.: Es wurde die Erfahrung gemacht, dass eine blonde Frau einen Fehler macht. Weil man sich stark über den Fehler aufregt, andere einem beipflichten und man sich an andere Blondinen erinnert, die etwas falsch gemacht haben, entsteht eventuell die Erkenntnis, dass es an der Haarfarbe liegen muss.
Die eigene Welt baut sich aus den eigenen Schlüssen auf, die wir nach unseren Erkenntnismaßstäben setzen. Das ist unser Geist. Daneben müssen wir aber die Regeln des empirischen Denkens und der wissenschaftlichen Schlüsse lernen und liegen oft mit unseren Aussagen daneben, weil wir unsere Welt nicht mit der wissenschaftlichen Welt vermischen oder wir liegen richtig, eben weil wir es tun. Denn die Fantasie, die unsere eigene Welt aufbaut, kann auch ähnlichen Gesetzen zugrunde liegen wie dem Aufbau der wirklichen Welt.
Doch der spontanen Kreativität beizuwohnen oder sie selbst zu erleben ist immer anregender und amüsanter als einstudierte Technik voll von Wissenschaftlichkeit. Denn wir sind nicht für die höchsten Erkenntnisse und absoluten Lösungsansätze, die in jedem Fall stimmen, geschaffen. Wir leben um zu fühlen und dazu gehört auch falsch zu liegen und zu zweifeln.
Das Problem mit bahnbrechenden Gedanken ist, dass man umso später merkt, wozu man sie braucht, je tiefgründiger sie sind und dass man sie deshalb oft verwirft oder verschiebt.
Logische Schlussfolgerungen:
Logik ist nicht zwingend. Logik wird von Erfahrung beeinflusst und bestimmt. Daher kann sie für zwei verschiedene Menschen auch unterschiedlich ausfallen. Zudem kann sie durch „falsche“ Verknüpfungen zwischen den Nerven auch „falsch“ sein – was die Naturgesetze und ihre Wirkung anbetrifft. Denn für denjenigen scheint sie immer noch logisch. Die Absurdität von Erklärungsversuchen kann dennoch logisch sein, das ist das Beunruhigende. So können Menschen nie die „wirkliche Wahrheit“ begreifen. Wer das nicht von Grund auf erkennt, ist der Geschädigte.
Je länger diese „falsche“ Logik bestehen bleibt und je mehr sie durch scheinbar logische Zusammenhänge gefördert wird, umso fester setzt sie im Denken an. Eine Erfahrung geht den selben Weg. So wird man in der Kindheit geprägt.
Niemand denkt objektiv logisch. Jeder kann nur das beurteilen, was er erfahren hat und kennt. So kommt es allerdings auch zu Missverständnissen untereinander und manchmal die Überzeugung zustande, man würde als einziger logisch denken. Selbst die Logik eines Menschen kann sich schlagartig oder komplett ändern, wenn er plötzlich neue Erkenntnisse oder Fakten bekommt oder einer Geisteskrankheit verfällt. Oft ist diese Einsicht vor anderen aber auch beschämend, weshalb die neu erkannte Logik unterdrückt wird oder es zu anstrengend ist seine logischen Fertigkeiten ständig zu ändern, wodurch Fakten ignoriert werden.
Unlogik scheint oft deshalb zunächst logisch, weil sie nicht falsch sein muss. Durch die endlosen Möglichkeiten Gedanken miteinander zu kombinieren, kann sie immer noch in sich schlüssig sein und definitionsabhängig.
Logik ist mehrdeutig. Nur weil etwas so existiert, wie es ist, muss es nicht die einzig mögliche Lösung sein. Wir denken oft logisch richtig – nicht nur, weil wir nach Mustern denken, die wir erkannt haben, die aber zu wenige Parameter einfließen lassen oder weil wir unvollständig richtige Schlussfolgerungen gezogen haben. Sondern es kann auch sein, dass unsere Methode ebenso logisch richtig ist, aber in diesem Fall einfach eine andere vorliegt. Oft sind die Schlussfolgerungen nur zu einseitig um das Gesamtbild zu sehen. Daher hat Logik viel mit der Motivation zu tun, den Schluss aus vielen anderen Perspektiven zu prüfen.
Schlussfolgern heißt, den voraussichtlichen Ablauf eines Geschehens zu kennen. Schlussfolgernde Logik bedeutet idealerweise auch das Ausschließen aller nicht möglichen Annahmen. Logik und daraus entstehende Schlussfolgerung verlangt klare Abgrenzung um Ziele zu setzen, denn diese müssen ebenfalls klar umrissen sein. Konzentration ist dafür erforderlich. In der Natur existieren aber keine Ziele, da die Natur keinen Willen besitzt. Daher fließt alles ineinander und ist im Allgemeinen nicht abgrenzbar. Uns erscheint so vieles logisch, obwohl es dennoch oftmals nicht zu dem gewünschten Schluss führt. Die Konzentration auf das Wesentliche, was für den Schluss wahrscheinlich am wichtigsten ist, bringt Erfolg und basiert stark auf der evolutionär ausgebildeten Intelligenz. Was in der Natur passiert, geschieht einfach. Nur wir Menschen können das (gegenwärtig) aber auch verstehen.
Ein Bewusstsein bedeutet neues Wissen aus Erfahrungen generiert zu haben, also zu lernen – egal, ob das logisch richtig ist oder absurd scheint. Logische Schlüsse und Erkenntnisse werden erst mit der zugehörigen Erfahrung nachvollzogen. Erfahrung ist die Gewissheit, dass es so ist, während Logik die Schlussfolgerung ist, dass es so sein müsste. Für Dummheiten und Taten, die man bereut, fehlt die schützende Erfahrung oder eine starke Vorstellung (= Selbstbewusstsein) über seine eigenen Prinzipien.
Der Mensch verlässt sich auf die Logik und die Erfahrung. Das Handeln durch Erfahrung kann sehr viel schneller erfolgen als das Handeln durch Logik. Somit ist die Empirie der Kalkulation in der Sicherheit und Geschwindigkeit überlegen. Das Handeln nach Erfahrung ist aber auch sehr viel anfälliger. Ein Fehler wird leicht übersehen, eingebaut und das Ergebnis läuft fehl. Andersherum hat die Logik auch Grenzen im menschlichen Verständnis von der Natur.
Daher ist es sinnvoll mehrere Erfahrungen sich gegenseitig überprüfen zu lassen, da die Erfahrungslogik selten eigene Fehler sieht – es passt ja alles zusammen. Die Blickwinkel anderer können auch Fehler am Rücken sehen, wohin der eigene Kopf keine Sicht hat. Um zu verstehen, muss ein Thema von allen Seiten betrachtet werden (also nicht nur einmal erfahren, sondern möglichst oft aus möglichst vielen Blickwinkeln erkannt werden). Verstehen ist nichts anderes als die Akzeptanz einfacher (für Menschen fassbarer) Naturerscheinungen durch Nachvollziehen und Wiedererkennung in der Welt. Nur so wird Logik deutlich und bewahrheitet sich gegenüber der Realität.
Dagegen könnte die reine (natürliche) Logik nur eine sein. Sie müsste dann von allen gleich gesehen und anerkannt werden. Allein aufgrund unterschiedlicher Entwicklungsstadien der Menschen funktioniert das aber nicht, wenn es keine Zwangsvorgaben, jedoch immer mehr Menschen gibt.
Alles im Zusammenhang ist logisch, wenn man die richtigen Parameter hat und ihre Wechselwirkungen untereinander kennt.
Um so viel wie möglich zu erkennen, muss man so viel wie möglich wissen, damit man sich daraus Vergleiche entwickeln kann. Das macht man dann auch nach dem, was man kennt.
Deine Gedanken führen dich in die einzige Richtung, die du allein und als einzig richtige sehen wirst. Denn du hast keine Wahl, da du nur aus den Fakten, die dir gegeben sind, Schlüsse ziehen kannst, so gut es dein Verstand zulässt und die Logik dich führt. In deiner Sicht lebt die Logik, selten jedoch in der Wirklichkeit mit ihrer Vielfalt an dir unbekannten Aspekten, die du einzubeziehen nicht in der Lage gewesen sein konntest. Daher kommt der Gedanke, dass alle anderen Menschen falsch liegen, wenn sie nicht deiner Meinung sind.
Dies zu kompensieren und seine eigenen Zügel im Zaum zu halten, ist eine übermenschliche Eigenschaft, die nicht viele besitzen, die jedoch erlernbar ist. Nur sind die Menschen, welche sich ihrer annehmen, so weit verstreut, dass sie sich mit ihr allein fühlen und selten das Ziel erreichen und diese Eigenschaft also selten anwenden können. Diese Eigenschaft ist bekannt als die Tolerierung oder Akzeptanz anderer Auffassungen. Erst wenn dies geschieht, entwickelt man seine Grundlagen zur Meinungsbildung weiter und ist reich an Erkenntnissen, die das Leben ungern einem einzelnen verrät und die Mühe machen gefunden zu werden, nach denen aber letztlich jeder Mensch strebt (um endlich zu erkennen, dass er nicht nur nichts weiß – nach Sokrates – sondern ebenso gesegnet ist, dass weniger Wissen die Sorgen fernhält).
Zur Erkenntnisfindung führen besonders Gedankendiskussionen und nicht nur die Bereitschaft, sondern das Bedürfnis immer auch andere Blickwinkel auf ein Problem zu suchen.
Wenn man sein Ziel erreicht hat, nimmt man neue Erkenntnisse auf diesem Gebiet schlechter wahr, da man es abgeschlossen hat und das Bewusstsein keine Aufmerksamkeit mehr dafür verwendet. Wer rastet der rostet. Daher suchen sich viele eine Erweiterung der Aufgabe und neue Probleme, die oft noch spezifischer sind als die vorangegangene Fragestellung, so dass sie das Vorwissen weiter verwenden können und anwenden müssen.
Regeln ableiten:
Das gesamte Wissen über die Welt hängt miteinander zusammen, denn alles interagiert mit allem. Daher mag man es sich verdichtet als Kreis von Zusammenhängen vorstellen (Abb. 19 (I.)). Dieser Kreis wiederum unterteilt sich in unserer Vorstellung in viele andere Kreise, die kleiner und weniger komplex erscheinen. Dieses Wissen führt also vom Allgemeinen zum Speziellen, von der Oberfläche in die Tiefe, denn vom Allgemeinen kennt man den Ausgangspunkt, nicht aber vom Speziellen. Hat man dieses nämlich gefunden, schließt sich danach weiteres, unbekanntes Wissen an. Auf generelle Regeln kann man leicht zurückschließen - wenn auch immer mit einem bestimmten Restzweifel - durch genügend Beobachtung (top-down). Aber aus Regeln spezielle Folgen abzuleiten ist umso schwieriger, da oft nicht alle notwendigen Regeln bekannt sind (bottom-up).
Das Spezielle kann man also nicht einordnen, es scheint zunächst zusammenhangslos. Zwar kann davon auf das Allgemeine geschlossen werden und das funktioniert auch besser als auf das Spezielle zu schließen, da es viele Möglichkeiten vom Standpunkt des Allgemeinen aus gibt (Abb. 18 (I.)) und man sich daher mit seiner Schlussfolgerung nicht sicher sein kann – wohingegen das Spezielle (einmal zusammenhangslos als real entdeckt) auf jeden Fall einen Bezug zum Allgemeinen haben muss. Aber die Bedeutung, also die genaue Lage im gegenwärtigen Wissenszusammenhang, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, so dass die Einordnung lange unsicher bleibt und auf diese Weise viele Fetzen ungeordnet zueinander bestehen. Die Übersicht und Systematik fehlt dabei.
Je spezieller sich etwas ausnimmt, umso höher wird es angesehen. Spezialisten sind gefragt, da das Wissen zu umfangreich wird. Dabei scheint Allgemeinheit heute bereits Normalität zu sein.
Abb. 5 (I.) – Unendlicher Wissenszusammenhang
Der gesamte Umfang des Wissens ist uns zu einem großen Teil bekannt (Abb. 5 (I.)) – zumindest von dem, was wir als erfassbar bezeichnen (also innerhalb unseres Universums oder sogar nur innerhalb unserer irdischen Welt). Der Horizont weitet sich mit neuen Fragestellungen zwar weiter aus. Wie weit er jedoch tatsächlich ist, können wir nicht erahnen und spielt deshalb hier auch keine Rolle. Aber es wird immer schwieriger die einzelnen Fakten aufzuschlüsseln, da wir jeden neuen Fakt in unsere bestehenden Modelle einbauen müssen und diese letztlich aufgrund ihres Modellcharakters ungenauer werden.
Je nach Größe des Kreises erscheint der Einstieg mehr oder weniger schwer. Je größer, umso aussichtloser scheint es jemals das Wissen dieses Kreises zu verstehen, da man nicht weiß, wo man bei einem Kreis anfangen soll. Daher ist es ratsam, zuerst die Größe (von allem gegenwärtig Erfassbaren) zu erkennen und danach mit kleinen Kreisen zu beginnen. Ideale Größe hat ein Kreis, der das Interesse weckt, aber nicht mit Masse verschreckt und so geeignet ist, nach und nach den nächst entfernten Kreis abzuschließen.
Manchmal muss man einen falschen Weg gehen, um überhaupt einen Weg zu gehen und mit der Zeit, in der man Informationen sammelt, merkt man, in welcher Richtung Ziele liegen, wo etwas besser ist und wo man also hin will. Währenddessen sammelt man Wissen und entwickelt sich. Je geradliniger der Weg, umso weniger Wissen sammelt man unterwegs. Dummerweise erträgt der Mensch aber nur ein gewisses Maß an begangenen Fehlern, so dass der Weg (zusätzlich durch die Lebenszeit) begrenzt ist.
Kunst und Wissenschaft:
Wissenschaft versucht alles möglichst digital auszudrücken: ja oder nein. Daher ist es keine Kunst und kein Leben. Eventuell baut Leben und Kunst auf digitalen Entscheidungen auf, aber manifestieren sich trotzdem in analoger Qualität, wie z.B. Gefühlen und Erlebnissen.
Wissenschaft muss ohne Gefühl auskommen, Kunst dagegen besteht praktisch nur daraus. Der intellektuelle Geist versucht nun beides voneinander zu trennen um durch diese Spezialisierung entweder auf Systematik oder Gefühl eine höhere Effektivität zu erreichen. Um dennoch in den Genuss von Gefühl oder Systematik zu kommen, suchen intellektuelle Wissenschaftler den Ausgleich in tiefgründiger Kunst, wie klassischer Musik oder Jazz, in expressionistischen Ausstellungen, modernen Theaterstücken, aber auch situierten Sportarten, wie Klettern, Segeln, Fechten. Systematik ist dagegen kein derart dringlicher Gegenstand für Menschen wie Gefühle. Die besten Gedanken kommen in der Wissenschaft daher in den Pausen beim Zusammensitzen in der Küche oder in Pausenräumen, da man hier nicht unter dem Druck steht Ideen finden zu müssen und die Kreativität sich auslassen kann. Außerdem ist der Hauptzweck in der Küche ein anderer, nämlich z.B. Kaffee zu holen oder Mittag zu essen und so denkt man nicht bewusst an das wissenschaftliche Problem und da man keine Zeit vergeudet und eher spaßeshalber darüber spricht in der Pause, ist der Druck nach Pflichterfüllung ebenfalls nicht vorhanden.
Kunst ist Spielen und damit auch eine Erkenntnismethode: Nicht unbedingt Notwendiges erschaffen und später sehen, ob und wofür es gut sein könnte, um auf diesem Weg Altbewährtes weiterzuentwickeln. Es ist der Weg des Speziellen zum Allgemeinen, also auch der, der allgemeinen Grundlagenforschung und Wissensbefriedigung, die ohne konkretes Ziel Wissen mehrt. Genauso kann Kunst auch direkte Probleme aufgreifen, ist dann aber weniger frei, mehr gerichtet und geht vom Allgemeinen (der künstlerischen Mittel) zum Speziellen (dem Problem).
Diese Zweiteilung der Herangehensweise findet sich überall im menschlichen Leben wieder – so z.B. in der Charakterdefinition, aber auch innerhalb ein und desselben Charakters, je nach Motivation, Aufgabe und Einstellung (also Erfahrungsstand). So kann zielgerichtetes Forschen, Kritisieren, Ansprechen von Problemen und Aufgaben zwar schnell die optimalen Lösungen finden, jedoch braucht es dazu oft die vorher spielerisch und durch reine Neugier gewonnenen Erkenntnisse. Meist ist die direkte Herangehensweise auch nicht die effektivste oder sie funktioniert nicht, da man nur das Problem allein im Blick hat und nicht auch dessen Umgebung oder ganz andere Probleme, deren bereits gefundene Lösung ähnlich und passend wären. So sind beide Erkenntnis- und Kunstarten von Bedeutung: die streng gerichtete, komplett klassifizierende Richtung und die weit schweifende, auslotende Richtung.
Man kann alles soweit verallgemeinern, dass schließlich nur noch ein Punkt zählt. Damit geht allerdings die Einsicht und die Geschichte verloren und die durch logische Schlüsse gefundene Tatsache wird stark bezweifelt. Um es auch anderen verständlich zu machen, muss die Beweiskette erhalten bleiben. Ehrlichkeit ist dabei Voraussetzung.
Wissenschaft als Methode
Wissenschaft bedeutet Regeln systematisch zu erkennen (egal ob in der Mathematik, Geologie, Physiologie, Soziologie, etc.). Um eine Regel - gleich welcher Art - ableiten zu können, muss man sich über alles informieren, was damit zu tun hat und es einbeziehen. Nicht nur das ist wichtig, was man sucht, sondern auch das Umfeld, worin man es sucht. Da alle möglichen Einflussfaktoren überprüft werden müssen, ist ein systematisches Vorgehen und eine genaue Protokollierung bzw. Dokumentation der Vorgehensweise und der Ergebnisse unumgänglich für die spätere Auswertung und nachfolgende Generationen.
Das wissenschaftliche Bestreben ist es etwas Neues zu entdecken / schaffen / enträtseln. Wann, wo und von wem etwas erfunden wurde ist irrelevant. Wann, wo und von wem es gebraucht wird ist entscheidender.
Menschen finden Erkenntnisse und Zusammenhänge wesentlich schneller selbst durch ihre eigenen Fähigkeiten. Wissenschaft braucht lange und verbreitet nur, was nach ihren Maßstäben objektiv zu stimmen scheint. Die meisten Menschen sind daher weiter als die Wissenschaft, finden aber auch Zusammenhänge, die irrelevant sind oder nu teils bzw. gar nicht stimmen.
Grundlagenforschung weiß aber erst einmal nicht, was genau mit dem Wissen, dass zu erforschen ist, angefangen werden kann. Aber genau dieses Wissen wird später von der angewandten Forschung gebraucht um überhaupt arbeiten zu können. Es gibt in der Wissenschaft eher wirtschaftliche Gebiete (wie Materialwissenschaft, Angewandte Physik, etc.) und eher grundständige Gebiete (Archäologie, Philologie, theoretische Physik, etc.) wie es in der Kunst diese Unterteilung gibt (z.B. Ästhetik, Sinnesausdruck, Neukreationen gegenüber darstellend und erklärend, abbildend und dokumentierend wie Skizzen, Photographien, etc.), aus der man den späteren Nutzen noch nicht erkennen oder ableiten kann. Denn auch aus solchen Künsten wurde großer Nutzen gezogen (psychologisch, Analogien, etc.).
Es reicht nicht aus Wissen zu finden, man muss es auch begreifen und einordnen können. Die Themen der Grundlagenforschung müssen daher anwendungsorientiert arbeiten bzw. ihre Ergebnisse müssen dahingehend bewertet werden. Grundlagenforscher selbst dürfen aber nicht zu sehr mit Anwendungsproblemen abgelenkt werden, da ihre Ergebnisse ansonsten zu stark auf die Problematik hin interpretiert werden.
Der große Vorteil der Spezialisierung bei der Anwendung besteht gerade darin enorme Tiefgründigkeit zu erreichen (vgl. Abb. 23 (III.), „Strebsamkeit nach neuem Wissen“). Wie ein Spinnennetz ziehen sich die Disziplinen peripher vom Zentrum weg ins Unbekannte (Abb. 6 (I.)):
Abb. 6 (I.) – Vergleich zum Wissenszusammenhang der Menschheit
Andere, wie z.B. Generalisten, müssen immer wieder die entstehenden Lücken und Vernetzungen nacharbeiten und füllen – eben auch in Anwendungsgebieten.
Oft wird darüber aber auch der Ursprung aller Suche vergessen, warum eigentlich geforscht, erklärt wird und es unterschiedliche Ansichten gibt: weil man wissen will, was später passieren wird. Daher muss man danach suchen, was es ausmacht und wie es funktioniert, welche Strukturen es ausbildet und ausbilden könnte. Jede Wissenschaft ist letztlich nur dazu da die Ereignisse umso genauer vorhersagen zu können.
Man kann nun entweder nach Leistung gehen und jedes nutzlose Wissen ignorieren, vernichten und Fakten nach den Prinzipien der Euthanasie handeln oder humanistisch und aufgeklärt jedes Wissen achten und schützen. Jede Theorie ist lohnenswert zu überlegen. Immerhin haben Menschen Zeit dafür aufgewandt, sie zu ersinnen. Nur fehlen meist dazu die Kapazitäten (ob personal, zeitlich, finanziell).
Die Menschen bilden sich immer mehr, immer weiter, beginnen selber zu denken und entdecken Fakten, die andere schon lange kennen. Dann merken sie, wie einfach das erscheint, haben es aber jetzt erst richtig verstanden. Die Wissenschaft beschleunigt diesen Vorgang, versteht ihn aber nicht mehr komplett. Denn zu spezialisiert ist darin jeder Einzelne und zu sehr versteht er sich nur noch auf sein Fachgebiet. Die Zusammenhänge bekommen erst die mit, die langsam nachziehen und verstehen. Sie müssen also einfach denken dürfen. Denn durch ihre andere Perspektive sehen sie erst, was wirklich wichtig ist, was man überhaupt verstehen kann, was man lernen sollte und wozu man es braucht bzw. was man daraus machen kann. Oberflächliche Betrachtung garantiert einen Überblick, im Gegensatz zu endloser Detailtiefe und der Verflechtung so vieler Gebiete miteinander wie möglich.
Beobachtung ist zwar für die Wissenschaft kein geeignetes Mittel mehr um Schlüsse zu ziehen und Vorhersagen zu treffen. Doch sind sie immer logisch und lassen Erfahrungswerte zu. Genauere Schlüsse lassen sich dagegen nur durch ebenso genauere Beobachtungen erschließen, während die wissenschaftlich berechnenden Methoden Wahrscheinlichkeiten angeben können, neue Möglichkeiten entwickeln und andere Möglichkeiten von vornherein generell ausschließen können.
Mathematisches und physikalisches Formeldenken ist Logik auf abstrahiertem, modellhaftem Niveau. Eine Gleichung / eine Formel ist immer nur ein kleiner Ausschnitt der Welt, der eine gemachte Erfahrung genau beschreibt. Je genauer sie ist, umso spezieller und weniger ist dieser Teil mit dem Rest der Welt verwandt.
Da alles miteinander zusammenhängt und die Komplexität mit der Masse der Möglichkeiten (von Interaktionen zwischen Teilchen) steigt, ist eine gemeinsame Theorie für Systeme ab einer bestimmten Größe (die das Universum weit überschreitet) vermutlich nicht möglich und müsste selbst so komplex sein, um nur die simpelsten und allgemeinsten Zusammenhänge zu beschreiben, dass sie nicht sinnvoll eingesetzt werden könnte.
Die Weltformel beschriebe die komplette Welt und damit jedes noch so kleinste Detail. Sie ist nichts – und damit alles! Die allgemeinste Form einer Formel für die Welt, also der Weltformel, wäre lächerlich simpel, z.B. „Es ist wie es ist.“ / „A = A“ und wäre damit die Welt selbst. Je mehr man miteinander verknüpfen will, umso allgemeiner muss man werden.
Wer einmal in komplexen Gedanken der realen Welt des Lebens dachte, kommt schwer auf die abstrahierten Vereinfachungen zurück. Kulturwissenschaften haben daher auch selten eindeutige Lösungen. Sie gehen den langen Weg der Beobachtung. Die Naturwissenschaften nutzen den abstrakten, vorhersagenden Weg der Vorausberechnung, erfordern Analytik, bewusstes Denken, Logik. Sie sind damit allgemeiner und bilden die Basis der Wissenschaft. Kulturwissenschaften dagegen sind die nahezu unendlich komplexen Spitzen. Kunst, Philosophie und viele Geisteswissenschaften brauchen die unterbewusste Kreativität und Erfahrung von Menschen, bis auch das möglicherweise analysiert und berechnet werden kann.
Doch beide Wissenschaftszweige brauchen gleich lang. Die einen, weil sie sich erst vom kleinen aufbauend, Stück für Stück mühsam beweisend an die Oberfläche rechnen und beweisen müssen (Naturwissenschaften). Die anderen, weil sie durch das schiere Chaos einer allgemeinen, komplexen Welt hindurch Beziehungen knüpfen und Beobachtungen richtig interpretieren müssen (Kulturwissenschaften). Beide müssen rückwirkend beweisen (die Probe machen), um Wissenschaft zu bleiben. Der Aufwand wird für beide immer größer, je mehr Wissen hinzukommt, da alles Neue mit eingearbeitet werden muss und sich umso mehr Wechselwirkungen ergeben. Umso komplexer und fehleranfälliger wird es. Daher ist die „richtigste“ Theorie die allgemeinste und damit einfachste, die alle bisher aufgetretenen Phänomene richtig beschreibt. Davon ausgehend können dann tiefer führendere und genauere Theorien entwickelt werden. Man muss nicht alles aus einem Gebiet wissen, um annähernd richtige Schlussfolgerung zu ziehen. Allein die Regeln zum Verständnis sind für die Richtigkeit verantwortlich.
a) b)
Abb. 7 (I.) a, b) – Einstellung der Lösung
Zwei (oder mehr) Richtungen bzw. Einflussfaktoren führen immer zu einer Lösung (Abb. 7 (I.) a)). (Laufen sie parallel, sind sie also unvereinbar, so lautet die Lösung: die Richtung beibehalten – z.B. zwei unvereinbare Kulturen müssen so nebeneinander bestehen bleiben.)
Es gibt immer eine daraus resultierende Lösung. Oft ist man jedoch entweder noch nicht so weit sie zu sehen oder sie zu akzeptieren. Dann verschiebt man das Gleichgewicht und lagert die Lösung woanders an (Abb. 7 (I.) b)), aber die treibenden Faktoren des Geschehens können nicht ignoriert werden. Sie arbeiten weiter unvermindert in ihrer ursprünglichen Richtung, so dass die angepasste Lösung irgendwann fehlschlagen muss und anfängliche Fehler vermehren sich mit der Weiterentwicklung auf diesen falschen Lösungsansatz.
Dass eine Theorie eher stimmt (nicht nur, weil gerade Beweise dafür gefunden und die Theorie entweder anhand derer oder kurz zuvor aufgestellt und die Beweise nach der Theorie ausgelegt wurden), erkennt man daran, dass die Theorie lange brach lag und erst noch Menschen kommen müssen, die sie erkennen. Gute und gültige Theorien brauchen lange Reifezeiten, da jede Idee und Hypothese nur Erklärung anhand gegenwärtiger oder früherer Beobachtungen ist und sich die Gesellschaft und das Wissen normalerweise weiter und nicht zurückentwickelt. Daher braucht Wissenschaft viel Zeit um bestätigt zu werden und umso mehr mit der Realität überein zu stimmen.
Wissenschaft lebt von Beweisen. Bloße Indizien geben keine klare Abhängigkeit eines Parameters von einem anderen an (wie es sonst in Diagrammen dargestellt werden könnte). Falls der Einfluss eines vermuteten Faktors nicht mehr vorherrscht, sobald man ihn im Experimentaufbau weglässt, kann der Einfluss damit in erster Annahme als bewiesen gelten. Wesentlich für die endgültige Beweisführung sind weitere Messreihen, um Fehler und bislang unentdeckte Einflüsse auszuschließen. Studien und Experimente sind damit die einzigen Möglichkeiten um objektiv Beobachtungen und Thesen zu verifizieren oder falsifizieren. Die Ergebnisse beweisen dann die Beobachtung unter den gegebenen Bedingungen. Ob sich die Realität immer so verhält, wie sie vorausgesagt wurde, hängt von der Abweichung des Modells zur Wirklichkeit ab und damit von (versteckten) Fehlern.
Um zu überprüfen, ob ein Zusammenhang in der Natur direkt von einem untersuchten Objekt beeinflusst wird, kann im Experiment die Gültigkeit mit Anwesenheit des Objekts bzw. ohne beobachtet werden.
- Direkte Abhängigkeit --> Anstieg der Folge mit deutlicher Richtung der Ursache
- Indirekte Abhängigkeit --> Veränderung erst sichtbar durch Weglassen des Parameters
Eine Wechselwirkung besteht also erst dann, wenn wenigstens eine Veränderung bei Entfernung des Objektes zu beobachten ist. Allerdings können Veränderungen auch erst über lange Zeitspannen erfolgen, was im Experiment oft nicht erkannt werden kann (wegen der fortwährenden Modellhaftigkeit des Experiments).
Trends und Korrelationen:
Ein Vergleich zwischen zwei Ergebnissen / Beobachtungen / Fakten ergibt immer einen Unterschied. Aber erst ein fortgesetzter Unterschied beim dritten Ergebnis der fortfolgenden Reihe zeigt einen ersten Trend an. Allerdings lassen sich alle Ergebnisse immer integrieren und oft werden sie auf wenige Kategorien (meistens zwei) zusammengefasst, um sie vergleichen zu können. Dann findet man zwar immer einen Unterschied und auch einen Trend, der jedoch keine Aussagekraft mehr hat, weil es kein wahrer Trend (erst ab drei Ergebnissen) mehr ist.
Wissenschaft sollte (nach heutigem Stand) wie folgt ablaufen:
- Problem erkennen und Projekt zur Erforschung starten
- Bereits bestehende Daten und Erkenntnisse sammeln (Literaturrecherche)
- Bisher gültige Theorien anwenden und Erwartungen des Experimentverlaufs aufstellen (Hypothese)
- Experimentell Hypothese überprüfen
- Statistische Auswertung, Fehler suchen und beheben, eventuell bei 3.) neu ansetzen
- Schlüsse ziehen, evtl. Hypothesen aufstellen und evtl. neue, auf allen bisher den Menschen zugänglichen Daten beruhende Theorien entwickeln
- Ergebnisse veröffentlichen, damit anderen zugänglich machen und mit anderen vergleichen und diskutieren
Wissenschaft ist ein künstliches Vorstoßen in die Erkenntniswelt und will neues Wissen erzwingen. Daher muss es systematisch ablaufen im Gegensatz z.B. zur Religion als ebensolche Mustersuche. Diese Systematik widerspricht aber dem natürlichen Ablauf (z.B. der Evolution). Dadurch ist Wissenschaft eine Kunst, denn sie muss erlernt werden im Gegensatz zu den angeborenen Fähigkeiten sind ihre Vorgänge (z.B. die Statistik) nur schwer zu begreifen.
Um die anderen Fachgebiete (in Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft) zu verstehen und einordnen zu können und in Zusammenhang (mit der Erfahrung, dem Beobachteten, der Welt) zu bringen, braucht man die Philosophie. Alles, was man nicht offenkundig bis ins Detail erklären kann, ist Glaube und Theorie und muss jedem gestattet sein – denn letztlich kann man nichts mit Gewissheit bestimmen.
Warum die Forschung immer neue Generationen braucht:
Es müssen andere die eigene Arbeit (Forschung) fortsetzen. Denn nur, wenn sie die aufgestellten (allgemeingültigen) Regeln begreifen und anwenden bzw. ausbauen und fortführen, werden die Regeln bestätigt und beweisen sich dadurch.
Man selbst (der die Regeln einst aufstellte) kann dagegen nicht davon ausgehen, dass sie mit dem beobachteten System übereinstimmen, wenn man ohne Unterlass daran und damit gearbeitet hat. Denn man ist in diesem Denkmuster gefangen und so auch nicht zu unbegrenzter Findung und Forschung fähig, außer man vergisst oder verlernt die Gesetzmäßigkeiten und „überschreibt“ sie mit einem anderen Fachgebiet um später auf das alte Gebiet zurückzukehren. Doch auch hierbei gibt es keine Garantie, dass man weiter voran kommt, denn erstens besteht die Wahrscheinlichkeit sich zu genau an den Findungsprozess zu erinnern und zweitens herrschen in der selben Person noch immer die gleichen Denkmuster und Findungsvorgänge die zu den Gesetzen führten, wodurch sie auf die gleiche oder eine ähnliche Art und Weise wieder entdeckt und verstanden werden.
Außerdem muss es Verfechter einer bestimmten Richtung geben, wenn mehrere existieren um diese am Leben zu erhalten. Wer zu schnell einlenkt und Streit vermeiden will, gibt seine Richtung auf, obwohl sie eventuell ebenso viele richtige Anteile an der wirklichen Lösung trägt (solange nicht genügend eindeutige Beweise dagegen sprechen). Junge, unparteiische Nachfolger können dann nüchtern urteilen und die unterschiedlichen Ideen möglicherweise sogar verbinden und daraus ganz neue Sichtweisen schaffen. Die jungen Menschen haben noch die Motivation ihre Denkweisen zu ändern, während die alten Menschen daran ermüden, sich ständig neue Situationen vorstellen zu müssen.
Hilfreich wie problematisch kann sich hierbei aber auch der Wettbewerb auswirken, da er zwar neue Denkansätze fördert, aber auch Verbohrtheit und Radikalismus oder Opportunismus (als Extremform des Egoismus) nährt.
Probleme der Wissenschaft (Auswahl):
Wissenschaft kann nicht vollends objektiv sein. Sie selbst ist vom Mensch gemacht. Der Mensch wiederum ist höchst subjektiv in allem was er tut. Aus seinem Verlangen nach Verständnis bildet er die Grundlagen der Wissenschaft und gebiert neues Wissen erst durch diese Subjektivität und den Zweifel am Bestehenden. Die Wissenschaft als Annäherung an die Natur(gesetze) ist daher immer subjektiv. Sie kann durch den Vergleich verschiedener Sichtweisen objektiver werden, aber immer nur in der Modellbildung der Menschheit, nie vollends auch für die Natur.
Als die Wissenschaft noch nicht sehr etabliert war (im Mittelalter), berief man sich auf eigene und überlieferte, eher subjektive Erfahrungen und Abgleiche vieler davon, was bald durch experimentelle Erfahrung abgelöst wurde und heute in vielen Fällen in Studien überging. Dabei sind Studien lediglich Erkennung von Tatsachen, nicht jedoch von Ursachen, die von der Erfahrung und Interpretation des Wissenschaftlers abhängig sind.
Das Problem einer annähernden Gesamterkenntnis, wie wir sie heute und zu anderen Zeiten neu definieren, besteht darin, dass jeder Mensch an einem Punkt beginnen muss und damit andere Punkte zwangsläufig erst einmal vernachlässigt, um sich eine Grundstruktur zu errichten, worauf sich der folgende Stoff aufbauen kann. Da der Gesamtzusammenhang und ein Sinn zu anderen Gebieten dabei jedoch noch nicht klar werden kann, wird nur das gelernt, was primär von Vorteil oder Interessen ist. Dadurch fehlt später grundlegendes Wissen zum Verständnis des Gesamtzusammenhanges und ein erhöhter Arbeitsaufwand ist die Folge. Genauso schwer ist es allerdings auch von einem Gebiet, das einem liegt, zu anderen, weniger geliebten Gebieten (auch weil weniger bekannt) überzugehen und somit verbleibt man oft auf den bereits bekannten Gebieten.
Wissenschaft bedeutet Neues zu entdecken. Subjektive und spontane Einfälle dagegen erklären nur neue Phänomene mit alten (bereits bekannten) Mustern. Die Errungenschaft des Experimentierens wird jedoch immer weiter zurückgedrängt, da wir an ihre Grenzen stoßen (z.B. in der Physik im Quantenbereich und im relativistischen Bereich) und allein die Mathematik noch Erklärungen liefern kann – welche die heutige Methode der Wahl in der Wissenschaft ist. Außerdem tritt durch das Internet eine neue Massenverbreitungsanalytik in den Vordergrund, dem sogar seriös arbeitende Wissenschaftler verfallen und dessen Meinung sie übernehmen, die teils allein von Hobbyisten stammt. Die wachsende Sehnsucht der Menschen nach Erklärung und Wissen verlangt schnelle Antwort, die jedoch nicht in dem erforderlichen Maß sicher und experimentell erbracht werden kann, weswegen schnelle, logische Argumente ausreichen müssen um den Durst zu stillen.
Dieser Philosophie nehmen sich vor allem Werbeträger und Religionen an, da man sie schwer und nur mit Mühe widerlegen kann. Da es jedoch zu viele dieser Nutznießer gibt und die Philosophien zunächst als unbedeutend beiseite geschoben werden, statt sie genauer zu untersuchen, haben ihrer Anwender durch mangelnde Gegenbeweise einen umso höheren Erfolg (z.B. Aberglaube, Halbwissenschaft, Parawissenschaft, Esoterik, etc.).
Forschung hapert so auch am Unverständnis (über den Nutzen, Sinn, Vorgehensweise, Inhalt) der wichtigsten Massen (z.B. Medien), nicht unbedingt am Können des Forschers. Doch Forschung ist auf den Rückhalt der Gesellschaft angewiesen. Sie ist - wie die Kunst - ein Höchstmaß von Kultur und damit von der nährenden Masse abhängig. Sie kann nur entstehen, wenn die Mehrheit nicht Not leidet und entsteht erst aus einem gewissen Wohlstand. So kann sie diesen auch gerade weiter mehren. Jede Bibliothek, jeder Wissensspeicher ist wertlos ohne Leser, die sie verstehen und nutzen können.
So hat auch die Wissenschaft ihre Methodik angepasst und „produziert“ immer schneller neue Ergebnisse. Neben der tatsächlichen Verbesserung durch den Fortschritt treten jedoch auch allerlei Tricks in den Vordergrund. Dem Bedarf angepasste Statistiken sind dabei sogar noch allgemein akzeptiert. Der Einfluss der menschlichen Lebensweise tritt auch hierbei wieder als subjektive Komponente in die Wissenschaft ein, denn neben aller Intelligenz der Forscher gibt es unter ihnen auch eine Konkurrenz, die wissenschaftliche Ergebnisse verzögert, schlecht redet oder sogar ganz fälscht, um besser als die anderen zu sein. Die Folgen mögen durch Reformen der Forschungsbedingungen gemildert werden, die Ursache hierfür liegt aber in der Entwicklung der Intelligenz; denn sie ist selbst ein Produkt der Konkurrenz. Wettbewerb in der Wissenschaft ist aber auch förderlich und sogar sondern auch essentiell wichtig, da gegenseitige Gegenbeweise erbracht werden müssen, bis die Theorie nicht weiter widerlegt werden kann. Wettbewerb als positive Konkurrenz motiviert daher zur Überprüfung der Ergebnisse anderer.
Wissenschaft ist immer subjektiv gefärbt. Allein die Hypothesen, die von Wissenschaftlern untersucht werden, sind schon subjektiv ausgewählt und durch ihre geistigen Fähigkeiten begrenzt. Was also gar nicht bedacht wurde wird auch nicht untersucht und taucht nicht als Erkenntnis oder Wissen auf und kann dadurch auch keinen Einfluss auf einen Zusammenhang nehmen. Daher wird meist den anderen Faktoren mehr Gewicht zugesprochen und die Theorien und Modelle stimmen nicht. Das entspricht einem systematischen Fehler.
Die Kunst der (teils auch wissenschaftlichen) Recherche ist es außerdem seine Meinung mit möglichst vielen und renommierten Quellen belegen zu können, also erst seine eigenen Gedanken zu schreiben und dann die passenden Quellen zu suchen und sie entsprechend auszulegen – nicht Quellen zu untersuchen und dann daraus einen neuen, zusammenfassenden Artikel zu entwerfen. Das ist die erfolglose und langsamerer Findungsvariante neuer Ideen, wenn auch die wahrheitsgetreuere.
Verschiedene Wissenschaften
Der Anfang des Modells – Die Verbindung von Körper (= Natur) und Geist (= Modell):
Aufgrund der Tatsache, dass alle Erklärungsversuche der Welt allein von unserer Weltanschauung, also unserer Sicht der Dinge und damit unserer Philosophie abhängig sind, müssen alle zusammenhängenden Theorien von unserer jeweils angewandten Philosophie, der Art zu Denken, abhängig sein und sich ihr unterordnen (Abb. 8 (I.), Abb. 9 (I.), Abb. 10 (I.). Damit wird schon im ersten Schritt zum Detail alles Wissen über die Welt zum Modell erklärt und die absolute Wahrheit zur mathematischen Wahrscheinlichkeit degradiert. Denn auch die Mathematik steht nicht über der Philosophie, wenn wir von unseren, als wahr angenommenen Formeln zur Berechnung der Welt annehmen, dass sie stimmen (und zudem vereinfacht sind, weil sie nur bestimmte Teilbereiche unserer Welt darstellen), weil wir sie entdeckt haben. Genauso gut kann das gesamte Konstrukt „Mathematik“ falsch sein, auch wenn es für uns in sich schlüssig ist. Es ist nun einmal eine Sicht der Dinge, wenngleich die für uns am rationalsten und objektivsten erscheinende. Doch letztlich ist sie auch von uns gemacht, verwendet und ihre Folgen von uns beobachtet. Mathematik kommt so in der Natur nicht vor, sondern wurde von den Menschen erfunden, um ihre Abläufe genauer zu beschreiben und vorherzusagen. Sie ist also ein Hilfsmittel der Menschen, das in den meisten Punkten mit unseren Beobachtungen übereinstimmt (als Fibonacci-Folge bspw. bei Sonnenblumenblüte), jedoch auch deshalb, weil wir unsere Beobachtungen an der Mathematik messen und mit ihr überprüfen, sowie die Mathematik an die Beobachtungen anpassen. Dabei wissen wir aber nicht, ob das wirklich stimmt.
Die Physik und Chemie, Biologie bzw. Medizin sind dagegen schon eher im Bereich der Beobachtung angesiedelt und näher an unseren Sinnen und damit unserem Empfinden der Wirklichkeit der Natur dran und daher auch Naturwissenschaften. Wohingegen die Theologie ein komplett vom Menschen erfundenes Gebiet zu sein scheint, das sich mathematisch gar nicht mehr beschreiben lässt, sondern das selbstständige Interpretationen und Erklärungen für unsere Beobachtungen innerhalb unserer Philosophie gibt.
Philosophie ist Metaphysik und damit mit Psychologie verbunden (Abb. 9 (I.)). Philosophie beschreibt das Weltbild, das wir uns metaphysisch mit unserem Gehirn vorstellen (Bewusstsein) und was „mechanisch“ wiederum mit der Psychologie beschrieben werden kann (Verhalten).
Philosophie = Inhalt des Bewusstseins
Psychologie = Funktion / Struktur des Bewusstseins
Abb. 8 (I.) – Wahrnehmungswege
Metaphysik als Verbindung von Psychologie und Philosophie ist die Verbindung von Körper und Geist und damit Ausdruck des Rätsels von „Bewusstsein“ (Abb. 9 (I.)). Psychologie bestimmt die Art und Bewertung der Wahrnehmung und beschreibt den Charakter (und damit das Unterbewusstsein) eines Menschen. Philosophie dagegen entspricht der Interpretation der Wahrnehmung und beschreibt die Weltanschauung, das Bewusstsein. Das heißt, was man am Menschen liebt oder hasst, ist sein Wesen, also seine Psyche und was man freundschaftlich bewundert, schätzt, ablehnt oder verachtet ist seine Weltanschauung (oder z.B. sein Wissen und Können).
Abb. 9 (I.) – Grobe Einteilung der Wissenschaften
Wo sich der Kreis wieder schließt und die Philosophie - für uns als Menschen und damit als Teil der Natur - die Natur selbst wieder hinreichend beschreibt, weil wir sie mit den Augen der Natur sehen, erhebt sich die Psychologie letztlich über die Philosophie, weil sie uns die Philosophie überhaupt erst erkennen lässt. Die Psyche gestaltet Philosophie, weil Psychologie unseren Geist erst begründet. Dagegen beeinflusst die Philosophie wiederum die Psyche, weil wir durch die Philosophie erst die Psychologie erkennen und beschreiben können (vgl. Abb. 2, „Abstraktion von der Natur“).
Da alle Strukturen menschlicher Umwelt und damit seines Denkens in einer Kreisform miteinander verbunden sind, kann man letztlich (allwissend) nicht von Speziellem und Allgemeinem ausgehen (Abb. 10 (I.)), obwohl eine Modellierung stattfinden muss, um überhaupt Beschreibung vornehmen zu können. So unterliegt die Philosophie z.B. der Psychologie und damit den Grenzen, die uns die Biochemie (und damit die Natur) vorgibt, weil die Psyche selbst ein subjektives, philosophisches Weltbild aufstellt. Dagegen unterliegt die Beschreibung der Psychologie jedoch auch der eigenen Philosophie, die ein Modell vom Verstehen der Welt und damit auch dem Funktionieren der Psyche aufstellt und alle Denkvorgänge rückkoppelnd bestimmt. So ist sie nur von den psychologischen Vorgängen abhängig, die wir nicht willentlich steuern können, falls wir das wollten. Die Psychologie entwickelt sich aber auch erst anhand der ersten Erfahrungen weiter, also den Sichtweisen, von der Welt, die uns die Menschen unserer Umgebung vermitteln. Andernfalls würde sich unser Selbstbewusstsein gar nicht entwickeln. So ergibt sich unsere Fähigkeit zur Ausbildung einer Philosophie zwar erst durch unsere psychologischen Fähigkeiten, aber über Generationen hinweg beeinflusst die Philosophie die geistige Entwicklung und damit die Psychologie. Das ist die Schnittstelle von Körper und Geist und der Ursprung von Bewusstsein.
Damit werden beide Sektionen (wie auch alle anderen Bereiche menschlicher Aktionen) voneinander abhängig und individuell für jeden einzelnen Menschen. Erst der Austausch mit anderen kann ein Gesamtbewusstsein erstellen und den eigenen Kreis erweitern. Aber letztlich bleiben die Sektionen auch darin von einander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig. Das Bewusstsein und seine Beschreibung ist daher der wesentliche Bestandteil dieser gesamten Ausführungen. Der Dualismus der Gegensätze liegt als zentrale Achse zugrunde (vgl. Kapitel „Grundlegende Philosophie“).
An irgendeiner Stelle muss begonnen werden und weil die Grundlage dieser Darlegung die Vorstellung vom Wechselspiel der Gegensätze ist, wurde die Philosophie als Fundament für den Intellekt zugrunde gelegt. Die Psychologie würde als Übergang von der Natur zu menschlichen Modellen an den Anfang der Erklärungen gehören, stellt aber durch ihren Übergang zur Massenpsychologie der Gesellschaft eine bessere Verbindung als drittes Kapitel dar und richtet sich praktisch hauptsächlich der Kultur. Sie ist die Mutter der Sozialwissenschaft / Kulturwissenschaft. Die Philosophie geht dagegen über das naturwissenschaftliche Modell hinaus, das für sich schon jenseits der Psychologie von Theorien und Schlussfolgerungen statt reinen Beobachtungen ausgeht und ein abstraktes sowie künstliches Konstrukt darstellt. Die Philosophie ist letztlich eine gänzlich künstliche Welt, die wir uns schaffen, um unseren Gedanken und Beobachtungen einen Halt zu geben. Die Philosophie wirkt dabei wie der Kitt zwischen den Fugen unseres Vorstellungsgebäudes (Abb. 1 (I.)) und bildet auch das Dach, welches das Gebäude vor undichten Stellen (Zweifeln) und äußeren Einflüssen schützt.
Möglicherweise ist in anderen Philosophien die Psychologie überhaupt nicht bedacht und mit Einfluss gesegnet, weil gesagt wird, dass nicht wir uns selbst erkennen, sondern jemand anderes uns denken und erkennen lässt, was wir denken und erkennen sollen oder es uns sogar vorgibt. Doch ohne zu denken könnten wir keine Philosophie aufstellen und die Art und Weise ist also von unserer Psyche abhängig. Zumindest naturwissenschaftlich ist diese Annahme gerechtfertigt. Weshalb sich hierbei nur auf die Naturwissenschaft bezogen wird, soll an späterer Stelle (vgl. Kapitel „Grundlegende Philosophie“) noch einmal herausgestellt werden, aber kurz: weil als Natur hier alles definiert wird, was in irgend einer Weise auch in der Religion vorkommt, die Natur also mit dem Gott oder den Göttern gleichgesetzt wird, je nach Anschauung der Höhe und Abhängigkeit des Gottes von der Natur sogar über den Gott bestimmt. Natur ist in dem Sinn also alles – die Gesamtheit unserer Welt, auch wenn wir sie uns nicht vorstellen können.
Abb. 10 (I.) – Komplexitätsgrad und Tiefgang
Weshalb die Philosophie nun außerhalb unserer Welt dargestellt ist (Abb. 10 (I.)),
hat damit zu tun, dass sie ein notwendig eingeführtes Hilfsmittel demonstriert,
das im Grunde nur virtuell besteht. Sie wird im Nachhinein erschaffen um unsere
Gedanken zusammenzufassen und unsere Lebens- und Wirkbereiche untereinander
einander zu zuordnen. Die Psychologie dagegen ist sehr real, unmittelbar zu
beeinflussen und nimmt ihren Platz im Spektrum zwischen der Medizin und der
Gesellschaft ein. Die vorangegangene Geschichte steht als einzige Wissenschaft
außerhalb der einordnenden Philosophie, da sie stattgefunden hat und damit
deterministisch ist (Abb. 10 (I.)). Ebenso deterministisch gibt
sich jedoch auch die Theologie, jedoch abhängig vom jeweiligen Glauben. Alle
anderen Fachgebiete unterliegen permanentem Wandel und Veränderung. Auch die
Historie wird unterschiedlich wahrgenommen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln
gegenwärtiger Parteien und durch zukünftige Historiker und so kann es sein,
dass neue Erkenntnisse diese Perspektiven stark verändern. Aber was tatsächlich
geschehen ist bleibt immer gleich und beeinflusst unabänderlich alle momentanen
und zukünftigen Geschehnisse – ob wir die Geschichte kennen oder nicht.
Hierarchie der Wissenschaften (vgl. Abb. 2, „Abstraktion von der Natur“, nach Abhängigkeiten von allgemein zu speziell):
Was die Hierarchie der Wissenschaften anbelangt, so müssen alle Wissenschaften streng nach ihren Abhängigkeiten zueinander betrachtet werden. Die einzelnen Gebiete können zwar und sollten auch einzeln studiert werden, da ihre Ursprünge in der jeweils vorangehenden Wissenschaft (der hier weiter links stehenden) zu komplex zu suchen sind. Doch können sie ohne die Vorangehende nicht existieren und sind deshalb von ihr abhängig. Ihr Komplexitätsgrad steigt bis zur jeweiligen Geschichte und Gegenwart jeder einzelnen Wissenschaft an. Die Zukunft wäre zu komplex, als das man sie vorauskalkulieren könnte.
Nicht nur die Abhängigkeit als Sortierungskriterium, auch die Veränderbarkeit durch uns selbst spielt eine Rolle. In der Philosophie bzw. unter den philosophischen Begriffen besteht oft eine Definitionsfrage der Themen, z.B. ob das Schicksal veränderbar ist oder nicht. Das Schicksal, die Mathematik und Paradoxien könnten auch physikalisch erklärt werden; Wahrheit, Wissen, Erkenntnis, der Wille, die Sinn- und Glückssuche psychologisch; Theologie, Wissenschaft, Diskussion, Freiheit und Egoismus gesellschaftlich. Als Beispiele für unsere Denkweise sind sie hier jedoch unter „Philosophie“ zusammengefasst. All diese Beispiele haben auch gemein, dass sie sehr unterschiedlich betrachtet werden können und von den Menschen bewusst verändert werden. Daher könnten auch gesellschaftliche Inhalte ab den selbstbestimmten Gesetzen wie Regeln, Gerechtigkeit, Moral oder Gesellschaftsstrukturen dazu gehören.
Wieder nimmt die Philosophie eine Sonderstellung darunter ein, da sie die Gesamtheit der Weltanschauung ist, wenn man sie auf diese Beschreibung der Wissenschaften anwendet sowie Teil der Weltanschauung, wenn man sie für jede Fachrichtung extra beschreibt – je nach dem, auf welches Gebiet man sie anwendet.
Psychologie und Soziologie hängen beim Menschen untrennbar zusammen, da er ein Herdentier ist und sich beides durch das jeweils andere entwickelt hat.
Ökonomie und Ökologie sind reflektierte Wissenschaften (wie auch Sprachen, Geschichte, Politikwissenschaft, soziale Wissenschaften im Allgemeinen), indem sie Einblicke in viele Regionen und damit einen Überblick haben, im Gegensatz zu stark spezialisierten Wissenschaften wie Physik oder Technikwissenschaften, deren Fokus auf einzelnen Sachverhalten und Optimierungen liegt. Möchte man auch die Juristerei noch als Glied einfügen, so ist sie letztlich von der Gesellschaft (also der Soziologie) abhängig, jedoch vor allem nach der jeweiligen Ökonomie gerichtet und angepasst (z.B. dem Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus, etc.), aber ebenfalls auf alle Gebiete anwendbar.
Künste können nun als Ausdruck der Philosophie (also der Weltanschauung) und als praktische Anwendung gesehen werden, die sie jedoch letztlich von der Soziologie bzw. Ökonomie unterscheiden. Auch die Künste sind letztlich mit jedem Gebiet verbunden bzw. entspringen jedem Gebiet erst.
Die Philosophie schafft und beschreibt die Gebiete, die Gesetzeslehre (Jura) kontrolliert sie und die Kunst verarbeitet und verknüpft sie. Die Geschichte beschreibt schließlich die vierdimensionale Entwicklung des in Abb. 11 (I.) dargestellten, zweidimensionalen Modells der Wissenschaftsgebiete. Alle anderen Wissenschaften versetzen uns in die Lage, die Philosophie am Ende überhaupt erst zu schaffen und zu erkennen. Die Philosophie ist damit also Voraussetzung und Folge aller Wissenschaften.
Das Modell der Wissenschaftshierarchien ist allerdings auch nur ein Modell, wie es unser Bewusstsein von der Welt aufbaut. Letztlich repräsentiert es unser Bewusstsein selbst. Die Welt aber kennt keine Hierarchien oder Abstufungen, weshalb immer die Wissenschaft im Fokus des Bewusstseins und im Mittelpunkt des Modells steht, die man gerade betrachtet.
Komplexitätszunahme in den Wissenschaften:
Zugegeben ist die Mathematik die höchste Kunst, da sie mit Einkalkulierung des Faktors Zeit in der Unendlichkeit alles theoretisch berechnet, falls man alle Einflussfaktoren kannte. Was nützte außerdem diese Erkenntnis, wenn sie nicht verarbeitet bzw. nicht interpretiert werden könnte? Dafür braucht es die Philosophie. Zwischen diesen extremen Polen bewegt sich alles von der Naturwissenschaft bis zur Kulturwissenschaft (hier = Geisteswissenschaft bzw. Gesellschaftswissenschaft).
Erkenntnisse können beobachtet und erdacht werden, sie können aber auch im Vornherein berechnet werden. Beide Methoden sind aufgrund stets unzureichender Informationen mit Fehlern behaftet und müssen daher nicht übereinstimmen. Doch basiert das menschliche Gehirn auch auf „Berechnung“ – und die Mathematik auf der Annahme, dass es richtig ist was sie da tut.
Nach der gängigen Philosophie von der Welt und des Denkens baut sich die Welt aus der Mathematik und durch die Vorausberechnung auf. Die Mathematik kann auch einfache Zusammenhänge zu anderen Bereichen erschließen (ist also die wissenschaftliche Methode zur Erkenntnis), z.B. der Physik und Chemie. Jedoch gründen viele Bereiche, vor allem anderer Wissenschaften, eher auf den gesammelten Erfahrungen als der präzisen Berechnung, da zu viele Faktoren und unbekannte Interaktionen zusammenspielen. Zwischen „wissen“ und „berechnen“ (= abschätzen, was wiederum etwas mit Intelligenz zu tun hat) liegt also meist ein Raum, der uns verborgen bleibt und aufgrund dessen auch nicht alles, was wir entwerfen, so läuft, wie wir es wollen. So stehen die Chemie und Physik sicherlich am nächsten an der Mathematik, beherbergen also den wenigsten unbekannten Raum, während die Kulturwissenschaften (die Ökonomie als Teil dessen) und die Geschichte wohl am komplexesten und damit weitesten von mathematischer Präzision entfernt liegen. Der Komplexitätsgrad steigert sich (Abb. 10 (I.)) in der Kulturwissenschaft, da sie auf den Naturwissenschaften aufbauen. Der Komplexitätsgrad eines Systems bestimmt seine Möglichkeiten der Entwicklung und der Entstehung von Strukturen (Abb. 11 (I.)); wie z.B. dem menschlichen Bewusstsein), die das System selbst verändern können. Allerdings geht dies nur, solange das System nicht abgeschlossen ist (sondern höchstens geschlossen), da es Freiräume zur Entwicklung haben und mit der Umgebung unteragieren muss.
Kunst als Beispiel von Grenzenlosigkeit umringt alles, da aus allem Kunst gemacht werden und alles als Kunst angesehen werden kann. Ebenso müssten die Rechtsprechung (im Bereich der anthropogen beeinflussten Gebiete, z.B. von der Geographie bis zu Medizin), die Geschichte (da jedes Gebiet eine Entwicklungsgeschichte besitzt und in der Geschichte der Menschen eine bestimmte Rolle spielt) und über allem die Psychologie alle Bereiche noch vor der Kunst ein weiteres Mal umringen bzw. durchdringen, bilden demnach die Matrix des Systems (mit den jeweilig gegebenen Voraussetzungen, z.B. für die Rechtsprechung, dass ein soziales System bei Lebewesen besteht).
Kunst ist eine extrem komplexe Anwendung menschlicher Erfahrungen, in die alles einfließt und die erst entsteht, wenn der Mensch genügend Kapazitäten hat (Zeit, Muße, Geld, etc.), um sie auszuüben.
Je komplexer ein System ist, umso anfälliger müsste es für Störung sein. Allerdings entstehen solche Systeme erst ab einem Schwellenwert und haben daher oftmals ihre eigenen Gesetze bzw. lassen gewisse Eigenarten des vorhergehenden und zu Grunde liegenden, also weniger komplexen Systems weg, wodurch sie weniger angreifbar für Ausfälle des Vorgängersystems werden und so unabhängiger sind (Abb. 11 (I.)). Komplexität ist zudem für den Aufbau der Natur eindeutig über die Grundstruktur der kleinsten Bausteine zu größeren gegeben. Dabei vollzieht sich ein Wechsel von Quantität zu Qualität, also von der Berechenbarkeit zur abstrakten Beschreibung. Eine andere Art der Komplexität ist für uns dagegen unsere eigene Wahrnehmung. Demnach sind uns gesellschaftliche Strukturen oft sehr logisch, obwohl sie nur ein Ausschnitt eines sehr viel komplexeren Systems ist, dessen Gesetze und Abläufe wir jedoch nicht nachvollziehen können.
Desweiteren wird das System bei hoher Komplexität von vielen Säulen gestützt, die den Ausfall einiger kompensieren.
Bsp.: Die Gesellschaft besteht nur aufgrund von (menschlichen) Individuen, die sie bilden. Aber sie stirbt nicht, wenn einzelne Individuen sterben, ihr entgegen wirken, krank sind etc., sondern erst, wenn eine beträchtliche Anzahl von Individuen betroffen ist.
Abb. 11 (I.) – Entstehung neuer Gebiete aus Teilgebieten einfacherer Systeme
Die Abläufe der Gesellschaft sind zwar oftmals offensichtlicher, aber durch ihre hohe Komplexität schwer zurückzuverfolgen und wegen der immer chaotischeren Vorgänge umso schwieriger mit Mustern und Systemen zu beschreiben. Der Rechenaufwand für die Simulation wird zunehmend höher und daher ist Erfahrung im Umgang und der Analyse dieser Systeme wesentlich wichtiger.
Die Einflussfaktoren nehmen zu, aber die Wichtung dieser Faktoren nimmt gleichsam ab. Weshalb alle zusammen meist erst einen gewissen Schwellenwert überschreiten müssen, um überhaupt einen Einfluss zu haben.
Bsp.: Eine gewisse Anzahl von Zellen muss sterben, um dem Körper zu signalisieren, dass er verletzt worden ist.
Man sieht daran wie komplex Vorgänge oder menschliche Handlungsweisen werden (mit Zunahme der Intelligenzvoraussetzung), wenn es umso mehr unterschiedliche Möglichkeiten und Erscheinungsformen gibt. Je unterschiedlicher Menschen beispielsweise auf gewisse Situationen reagieren, umso komplexer sind diese Situationen einzuschätzen.
Mechanisches Laufen oder Sprechen dagegen sind relativ einfach. Sie werden auf die gleiche Weise über Muskeln vollzogen und gelernt und variieren nur minimal. Jedoch wissenschaftliches Denken in bestimmten Variablen oder Zusammenhängen, abstraktes Denken in mathematischen Formeln mit Anwendung auf die allgemeine Alltagsphysik, das Erkennen und Ausführen von Kunst oder psychologische Verhaltensweisen richtig einzuschätzen und anzuwenden erfordert schon sehr viel mehr Erfahrung und Verarbeitungsfertigkeit solch enormer Komplexität.
Mathematik errechnet die Säulen des Weltenmodells, die Fäden des Matrixnetzes der Philosophie, die Umweltbedingungen, welche wir als wichtig erachten aufgrund unserer Vorstellung von der Welt. Mathematik übersetzt analoge Erfahrungen in digitale Informationen und vereinfacht dadurch die wirkliche Welt zu einem Modell. Es ist die Grundlage zur digitalen Datenverarbeitung mittels der Informationstechnik und damit zu vergleichbarer Wissenschaft. Dabei ist die Informatik von der Mathematik abhängig, da sich das Verhalten nur nach den Bedingungen, wie ein Programm sich nur nach den mathematischen Vorgaben richten kann.
Mathematik stellt das System und seine Bedingungen dar --> statisches System.
Informatik stellt das System und sein Verhalten dar --> wandelbares, reaktives System.
Reine Mathematik ist nur eine Musterbeschreibung ohne Anwendung. Das erklärt möglicherweise auch die Mathematik als beliebtes Interessengebiet von Autisten. Aber auch Sprache und Musik ist oft eine beliebte Beschäftigung neben abstraktem Formeldenken, denn es gibt einen Zusammenhang dazwischen. Sprache besteht aus Symbolen, die zu Gleichungen verknüpft werden um Sachverhalte auszudrücken. Diese Mustererkennung setzt sich bis in die Musik fort, die „schöne“ Muster in der Sprachmelodie findet, denn Musik ist eine Gefühlssprache und kann auf diese Weise bestimmte Denkweisen wiedergeben, die einem vielleicht anders, z.B. durch Sprache, nicht möglich sind.
Zahlen und Gleichungssysteme (Algebra)
Differenzen und Summen sind immer positiv, wie auch Produkte / Faktoren und Verhältnisse, wenn sie als Bezeichnung eines Unterschiedes benutzt werden, nicht als Endergebnis einer Rechnung. Das ist der Unterschied zwischen dem theoretisch berechenbaren Modell mittels der Mathematik und der wirklichen Welt.
Zusammen mit der Geometrie und den physikalischen Einheiten, also im Hinblick auf die praktische Anwendung der Gleichungssysteme, entsteht eine Dimensionsveränderung (innerhalb der Hauptdimension), die bei bloßer Mathematik lediglich eine Zusammenfassung der Schritte darstellen würde (Tab. 1 (I.)). Denn Summen gleicher Summanden zusammengefasst ergeben Produkte. Erst durch den physikalischen Bezug (z.B. die Geometrie im Längenmaß) wird der frühere Zahlensummand zum Einheitensummand. Die jetzige Zahl gibt nur noch die absolute Größe des Summanden an und es können Produkte durch Zusammenfassung der Einheiten als gleich große Summanden gebildet werden. Genauso verhält es sich in der Potenz mit den Produkten, wodurch jede Dimension bis zum Betrag des Exponenten noch einmal hinzukäme – wobei dann eine einheitliche Klassifikation der Dimensionen nötig wäre.
Tab. 1 (I.) – Rechenoperationen in Bezug zu Dimensionen
Rechenoperation |
Bezug zur ursprünglichen Dimension |
Physikalische Rechendimension |
Summe / Differenz |
absolut |
bloßer Zuwachs innerhalb der Dimension |
Produkt / Quotient (/ Verhältnis / Relation) |
relativ |
pro Faktor entsteht ein Dimensionszuwachs oder eine Verringerung |
Potenz |
exponentiell |
exponentieller Dimensionszuwachs |
Komplexe Zahlen:
Theoretisch sind die Skalen > 0 und < 0 mathematische gleich, aber praktisch nutzt man sie anders. So bedeutet die Multiplikation mit -1 die Umkehr der Skala, mit 1 jedoch nicht. Daher kann auch die Rechnung mit i = √(-1) nicht genauso sinnvoll erscheinen wie mit positiven Zahlen.
Abb. 12 (I.) – Komplexe Teildimension
-x ∙ (-1) = x
x ∙ (-1) = x
--> x ∙ (-1) = -x ∙ (-1)
Andernfalls wären > 0 und < 0 zwei verschiedene Dimensionen und voneinander getrennt. Die Senkrechte (= y-Achse in Abb. 12 (I.)) ist die halbe Dimension statt der 2. Dimension bei den komplexen Zahlen.
Gleichungen und Konstanten:
Gleichungen zeigen Abhängigkeiten an (Bsp.: A = B + C – D x E / F). Weil Gleichungen aber umgestellt werden können, gäbe es keine Hierarchie der Abhängigkeiten und alles wäre von allem abhängig. Es könnte kein Grundprinzip gefunden werden. Jedoch wissen wir, dass die Grundkräfte der Natur unabhängig von irgendwelchen Einflüssen wirken (z.B. vier Grundkräfte der Physik). Das sind Konstanten. Zwar kann ihr Betrag berechnet werden, doch ihr Ursprung liegt auf einer grundlegenderen Ebene. Das heißt aber auch, dass Gleichungen, in denen Konstanten vorkommen, als Gesamtausdruck (ohne Konstante) konstant, also unveränderlich sein müssen.
Bsp.: „Masse = Energie“, weil „E = m ∙ c²“ auch „c² = E / m“ und „c = konstant“ ist
Allerdings wirken Konstanten nur deshalb unveränderlich, weil das System Universum genau so konzipiert ist, wie es ist. Wären andere Voraussetzungen gegeben, z.B. mehr oder weniger Materie / Energie, wären auch die Grundkräfte um den Unterschied anders ausgeprägt.
Jedoch kann man Abhängigkeiten einteilen in ‚einfach’ / ‚grundlegend’ sowie ‚komplex’ / speziell’. Zusammengesetzte Größen, wie sie Additionen, Subtraktion und Multiplikationen erzeugen, wären demnach komplexer als ihre Teilgrößen. Divisionen zeigen dagegen eine Vereinfachung an bzw. bringen die Größe in Richtung der Grundlage, statt der Spezifität.
Da alles miteinander interagiert und voneinander abhängig ist, kann es keine Weltformel geben. Sie würde jeden Fakt beinhalten, der existiert und beschreibt letztlich die komplette Welt mit sich selbst, da man jede Größe durch ihre beschriebene Gleichung ersetzen könnte und für jede Größe wieder neue Formulierungen einsetzen könnte. Die Welt selbst wäre also die Weltformel.
Statistische Skalen
Je nach mathematischer Fragestellung empfiehlt es sich eine andere Skala zu verwenden (Tab. 2. (I.)). Das Abstraktionsniveau und die Detailgenauigkeit steigen dabei mit der Nummerierung der Skalen und ist ab der Ordinalskala gerichtet / gewertet. Ab der Kardinalskala beginnen die Rechenoperationen und die Mathematik wird zu streng logischen Philosophie, weil sie berechenbar wird und Beweise hergeleitet werden können. Aus diesen Gleichnissen / Gleichungen / Vergleichen von messbaren Variablen / Parametern kann schließlich ein Modell gebildet werden.
Tab. 2 (I.) – Skalen (nach Wikipedia: „Skalenniveau“)
Skala |
Operatoren |
Beispiel |
Mathematische Mitte |
|
1. Nominal1 (ob oder ob nicht / Polarität) |
=/≠ |
Wert (gut, schlecht) |
Modus (häufigster Wert) |
|
2. Ordinal1 |
=/≠ ; </> |
Kategorien (Schulnoten) |
Median (Zentralwert) |
|
3. Kardinal2 |
3.1 Intervall |
=/≠ ; </> ; +/− |
Zeit (Datum) |
Mittelwert (arithmetisch) |
3.2 Verhältnis |
=/≠ ; </> ; +/− ; ×/÷ |
Alter |
Mittelwert (geometrisch) |
|
3.3 Absolut |
=/≠ ; </> ; +/− ; ×/÷ |
Häufigkeit (Anzahl) |
Mittelwert (arithmetisch, quadratisch, harmonisch) |
1 Kategorien / Qualität, diskret 2 berechenbare Zahlenreihenfolge / Quantität, kontinuierlich
Bei Vergleichen zweier Gruppen ist bspw. die Nominalskala (z.B. gut und schlecht) nützlich, beim Vergleich mehrerer Gruppen hingegen die Ordinalskala mit der Möglichkeit zur gewerteten Kategorisierung (z.B. Gruppe A, B, C, D, etc.). Braucht man aber konkrete Zahlen in gleichen Abschnitten, also quantitative Unterschiede, muss die Kardinalskala herangezogen werden. Diese teilt sich wiederum in eine bloße Aneinanderreihung gleicher Abschnitte ohen Anfangspunkt (Intervallskala, z.B. 60 Minuten einer Stunde) und dem Größenvergleich zwischen Werten mit einem definierten Anfang und einem Ende (Verhältnisskala, z.B. 0-100 %). Diese beiden Kardinalskalen beschreiben nur ihre jeweilige virtuelle Recheneinheit, das heißt physikalische Einheiten können ineinander umgerechnet werden (Bsp.: Temperatur: °C wird zu °Fahrenheit). Werden unumstößliche Werte verwendet (z.B. die Anzahl von Gegenständen oder natürliche Konstanten), die also maßstabsunabhängig sind und nicht auf andere Einheiten übertragen werden können, kommt die Absolutskala zum Einsatz. Das bedeutet allerdings nicht, dass nur ganze Zahlen verwendet werden dürfen. Auch gebrochene Zahlen gehören zu absoluten Werten.
Die Unterscheidung von Qualität (Eigenschaft) und Quantität (Menge) verlangt unterschiedliche Bewertungen (vgl. Kapitel „Wissenschaft“). Daher sind auch die statistisch notwendigen Mittelwerte von unterschiedlicher Bedeutung. Während der übliche Mittelwert (effizient) alle Einzelwerte gleich gewichtet und den Quotienten aus der gemeinsamen Summe bildet, betrachtet der Median (effizient) den Zentralwert, nimmt also die Anzahl der Werte, reiht sie nach ihrer Größe auf und nimmt die mittlere Zahl als Mittelwert. Damit ist dem Median gleichgültig, ob die ersten oder letzten Zahlen besonders hoch oder niedrig sind im Vergleich zu den anderen. Außerdem kann auch bloß die reine Anzahl der Werte als Modus (effektiv) betrachtet werden, was mit der Zahlenreinfolge nichts mehr zu tun hat.
Bsp.:
- Modus aus 1, 2, 2, 4, 4, 7, 7, 7, 60 = 7
(häufigster Wert)
- Median aus 1, 2, 2, 4, 4, 7, 7, 7, 60 = 4
(Zentralwert in einer größengeordneten Zahlenreihe)
- Arithmetischer Mittelwert aus 1, 2, 2, 4, 4, 7, 7, 7, 60 = 85(1) / 9 ≈ 10,44
(Durchschnittswert)
- Geometrischer Mittelwert aus 1, 2, 2, 4, 4, 7, 7, 7, 60 = 9√(1.317.120(2)) ≈ 4,79
(Mittelwert von Verhältnissen und Wachstumsraten)
- Quadratischer Mittelwert aus 1, 2, 2, 4, 4, 7, 7, 7, 60 = √(3.788(3)/9) ≈ 10,52
(periodisch veränderlicher Mittelwert)
- Harmonischer Mittelwert aus 1, 2, 2, 4, 4, 7, 7, 7, 60 = 9 / 2,945(4) ≈ 2,38
(Gesamtmittelwert aus mehreren Teilen)
(1) Summe aus 1 + 2 + 2 + 4 + 4 + 7 + 7 + 7 + 60 (2) Produkt aus 1 x 2 x 2 x 4 x 4 x 7 x 7 x 7 x 60
(3) Summe aus 1² + 2² + 2² + 4² + 4² + 7² + 7² + 7² + 60² (4) Summe aus 1/1 + 1/2 + 1/2 +1/4 +1/4 + 1/7 + 1/7 + 1/7 + 1/60
Dimensionen (Geometrie)
Dimensionen stellen Randbedingungen und Bewegungsrichtungen zwischen vorgegebenen Gegensätzen dar, sind der unveränderliche Rahmen des Geschehens bzw. des Lebens. und sind „Faktoren“, die sich addieren und nicht hemmen. Sie bilden abgeschlossene Systeme und können nicht miteinander interagieren, sondern nur ein Ding, das mit ihnen umgeht, in seiner dimensionalen Summe abbilden. Somit sind verschiedene Dimensionen zusammengenommen immer Summen (steigen im Komplexitätsgrad und der Spezialisierung), nie Differenzen.
Dimensionen bezeichnen die Position eines Dings und geben Vorrausetzungen (die Maße) seiner Beschaffenheit vor. Ihre Daten ergeben eine Positionsbestimmung. Die Anzahl der Daten bestimmt die Dimension: zwei Koordinaten für 2D, drei für 3D, vier für 4D.
Bsp.: Nötig ist es um einen Treffpunkt auszumachen, damit man weiß wann (Zeit) und wo (2D- bis 3D-Raum) man sich treffen muss.
Damit kann ein Ding jedoch beliebig komplex werden, wenn man umso mehr Daten dafür vorliegen hat. Höhere Dimensionen zeichnen sich durch mehr Möglichkeiten aus zwischen zwei Punkten eine Verbindung zu schaffen. Mit zunehmenden Dimensionen wird umso mehr erreicht, aber auch exponentiell abnehmend Stabilität geschaffen. Die Dynamik steigt.
Existenz allein ist ebenfalls eine Dimension und bedeutet noch nicht „leben“ (höchstens im Sinn von Entropie und Ordnung). Erst die Bewegung der Existenz entlang einer Richtung heißt „leben“ – nicht im biologischen, sondern im physikalischen Sinn. Da aber mit der Existenz zwischen zwei Polen (ohne die es keine Existenz geben kann) auch Bewegungsrichtungen vorliegen (auch wenn ihre Beträge genau so groß sind, dass sie sich gegenseitig subtrahieren), „lebt“ auch alles uns Bekannte, unterliegt also Veränderungen in den Dimensionen.
1. Existenziell (a bzw. a · x0):
„0-Dimensional“ impliziert und heißt bloße Existenz (in ihrer Anzahl) und entspricht der Energiedichte eines Objektes. Es betrifft alle Phänomene: Energie / Materie, Kräfte, Ideen / Vorstellungen usw. Nichtexistenz wird auch nicht beschrieben und hat nicht „keine“ Dimension im Sinn von 0-dimensional (weshalb 0-Dimensional verwirrend ist und besser nur „existent“ heißt).
2. Räumlich, beweglich (a · xn):
2.1 Positionierend (a · x1):
„1-D“: Die Richtung / Strecke bzw. Bewegung der Vektoren / Krafteinwirkung auf das Objekt, z.B. Gravitation / Ausdehnung
oder oder
2.2 Abbildend: (a · x2):
„2-D“: Die Ebene / Das Aussehen / Ein Muster
oder oder
2.3 Formgebend (a · x3):
„3-D“: Die Formverbindung / Der Körper / plastisch
oder oder
3. Veränderlich(1) (t bzw. a · t · xn (1 --> 3)):
„4-D“: Die Bewegung / Die Veränderung mit der einer Zeit / Die Positionsverschiebung (aber: innerhalb eines Raums und daher ist t raumabhängig)
oder oder
N. Einflussfaktoren
„X-D“: physikalische / chemische / biologische / gesellschaftliche Parameter (Temperatur, Masse, Alter, etc.)
Abb. 13 (I.) – Relative Darstellung der Dimensionen
Diese Reihenfolge (Abb. 13 (I.)) ergibt sich aus unserer Vorstellung von der Welt, die sichtbare Gegenstände bevorzugt. Allerdings können auch Kräfte allein von der Zeit beeinflusst und gerichtet sein (1. + 4. Dimension), ohne einen Gegenstand zu erfassen. In der ersten Dimension gibt es noch keine Form, nur eine Bewegungsrichtung. Es könnte z.B. eine Kraft sein, die wirkt. Ziel und Anfangspunkt sind nicht bekannt.
Erst mit der zweiten Dimension entsteht eine Form, die mindestens von drei Punkten aufgespannt wird. Ein Kreis hat unendliche viele Punkte, wegen unendlich hoher Differenzierungsmöglichkeit der Punkte durch eine ständige Richtungsänderung. Der Weg der Form bzw. die Länge ist unendlich.
In der dritten Dimension wird auch der Abstand zwischen mehreren Formen hinzugenommen, also eine Ausrichtung im Raum vorgegeben, wodurch eine Verbindung der Muster zu einem Körper entsteht. Die Ausrichtung im Raum addiert sich aus der ersten und zweiten Dimension. Negative Richtungen gibt es im Raum nicht, weshalb in Abb. 13 (I.) keine negativen Achsen in den Koordinatensystemen angegeben sind.
Mit der Zeit ist nun auch eine Bewegung zu erkennen, da sie die Form bzw. die Position des Objekts im Raum ändert. Leben besteht erst mit der Veränderung (dem Fortschreiten) durch die Zeit, welche zwischen zwei Zuständen beliebig klein differenziert (bei heutiger Annahme zumindest bis zur Planckzeit). Nicht mehr das Objekt oder die Richtung ist von primärer Bedeutung, sondern seine Position, sein Zustand, seine gegenwärtige Form, seine Veränderung. Eine gute Vorstellung dafür ist der Film. Mehrere Diagramme der 3. Dimension übereinander gelegt und die Veränderung schnell ablaufen lassend, ergibt sich der Eindruck einer 4. Dimension – genau wie wir das Leben selbst erfassen. Das negative Vorzeichen in Abb. 13 (I.) soll die Vergangenheit darstellen.
Integration und Differenzierung (Analysis):
Abb. 14 (I.) – Integration und Differenzierung
Zwar ist die Zeit die vierte Dimension. Allerdings ist uns die Richtung der Zeit nur eindimensional bekannt, wohingegen der Raum beliebig viele Zentren (mit dem Zentrum = 0 und der mathematischen Mitte = 1) aufweist, von wo aus man verschiedene Richtungen jeweils ins Positive oder Negative gehen kann. Die Zusammenfassung (Integral) der Raumdimensionen durch Multiplikation ergibt dann einen exponentiell wachsenden Raum (m², m³). In der Zeit ist das physikalisch nicht möglich, weil sie nur eine Richtung kennt und daher keine Richtungen zusammengefasst werden können. Das Zentrum liegt frei wählbar nur auf einer Geraden. Zeit zum Quadrat entspräche daher einer exponentiell wachsenden Zeit, z.B. pro Raumeinheit. Ein Beispiel dafür wäre zwar die Änderung der Gravitation, wie sie extrem bei Schwarzen Löchern zum Ereignishorizont auftritt, was aber nichts daran ändert, dass sie in unserem Verständnis bis an diese physikalische, berechenbare Grenze des Ereignishorizontes nur in eine Richtung vorkommt. Dagegen kann man die Zeit differenziert betrachten, wie es in der Beschleunigung (m/s²) als Differential der Geschwindigkeit oder dem Ruck (m/s³) als Differential der Beschleunigung getan wird. Das Differential entspricht der Änderung einer Größe oder ihrer Beobachtung und ist also der Zuwachs des Zuwachses (Abb. 14 (I.)).
Die allgemein gebrauchten Dimensionen 1 bis 3 könnten daher als Raumdimensionen auch zusammengefasst als eine einzige Dimension (im Diagramm einer Achse) gesehen werden, was die Überlegung mit weiteren Dimensionen vereinfacht.
Letztlich gibt es daher drei Hauptdimensionen (im normalen Gedankengebrauch des Alltags):
- Existenz
- Raum / Bewegungsrichtungen (Richtung, Fläche, Raum)
- Zeit / Veränderung
Mit höherer mathematischer Dimension (also mit der Addition von Dimensionen) nimmt auch die Zahl der mathematischen Zentren (der mathematischen Mitte) zu. Deshalb ersetzen sich nicht die Zentren, addieren und subtrahieren sich nicht, sondern teilen sich die Stellung als Zentrum untereinander auf.
Mathematische Mitte
Die mathematische Mitte einer Skala ist von ihren Grenzpunkten abhängig. Diese liegen aber auf einem unendlichen Kreis (Abb. 12 (I.)) und sind willkürlich, also je nach Bedarf der Skala gewählt. Daher muss die Mitte dazwischen je nach Wahl der Grenzpunkte in der Betrachtung unterschiedlich sein. Die mathematische Mitte ist nichts weiter als die Festlegung der Hälfte (z.B. der Normalzustand oder eine Häufigkeitsverteilung) zwischen zwei definierten Polen.
Abb. 15 (I.) – Gerichtete mathematische Mitte
Durch die absolute Vorstellung des Menschen zwischen Nichts und Allem (Abb. 15 (I.)), wo die 0 dem Nichts und die 1 Allem entspricht (z.B. Binärsystem, Prozentrechnung, Sinusfunktion) wären 0 und 1 die Pole und ½ die Mitte. Diese Absolutheit entspricht der Existenz. Zwar kann auch etwas zur Hälfte existieren, aber diese Hälfte ist dann die gesamte Existenz (also wieder = 1). Die Hälfte ist immer ½, aber je nach Ansatz kann sie 1, 0 oder unendlich oder der gemäßen Hälfte zwischen zwei fest definierten Polen entsprechen.
Relativ gesehen ist die „1“ die mathematische Mitte der Dimensionen (Abb. 13 (I.)), da die Pole nicht erreichbar sind (die Flächenausdehnung kann nicht unendlich groß oder klein sein). Was in der jeweiligen Dimension die Ausdehnung „0“ hat, existiert in ihr nicht. Den Polen nähert sich ein Objekt meist logarithmisch an, da es sie nicht erreichen wird. Es kann nicht absolut werden, außer es wurde eine vorher beschnittene Skala verwandt. Selbst den bekannten, absoluten Punkt (z.B. den absoluten Nullpunkt der Temperatur) kann ein System nur hypothetisch erreichen.
In die anderen beiden Richtungen (also eindimensional) wächst das Verhältnis von Zähler zu Nenner, bis es „unendlich“ erreichen würde (also „0“ in die eine Richtung, „∞“ in die andere Richtung).
„-∞“ wäre nur eine andere Form von „∞“, eine andere Richtung. Der Bereich der negativen Zahlen ist im Grunde irrelevant, da es auf den Definitionsbereich ankommt, von dem aus man beginnt zu zählen und es im Zweifelsfall keinen Negativbereich gibt (da sich die negativen Zahlen gleich den positiven verhalten, wenn man sie allein für sich betrachtet, was man z.B. im Falle des Betrag-Setzens macht). „0“ dagegen entspricht dann der Mitte, wo nichts passiert, weil sich die Pole genau aufheben, wenn zwei Pole exakte Gegenspieler sind und entweder keine anderen Pole existieren oder sie das Gleichgewicht ebenfalls exakt unterstützen. In dieser absoluten Harmonie gäbe es kein Leben am Nullpunkt als mathematischer Mitte, wie auch an den Polen.
Auf Grund der stets neu ansetzenden Zeitmessung und der unbekannten Skala (es ist nicht einmal bekannt, ob die Zeit unendlich sein wird) gibt es keine mathematische Mitte in der 4. Dimension mehr. Sie wäre unendlich.
Letztlich ist die Mitte immer nur auf das System bezogen, mit dem man gerade rechnet. Im Bereich der natürlichen Zahlen ist es also ∞/2, bei den ganzen Zahlen 0, bei den gebrochenen / rationalen Zahlen ½ wie auch bei den reellen Zahlen, in den Winkelfunktionen Sinus/2, etc.
Unendlichkeit in Kreisdarstellung (Abb. 16 (I.)):
Bsp.: „4/0 (4 geteilt durch 0) = n. d.“ bzw. „∞“
Logische Betrachtung:
- 4 Stücke auf 2 Personen ergibt 2 Stücke (bei gerechter Aufteilung, pro 2 x Personen)
- 4 Stücke auf 1 Person ergibt 4 Stücke (pro Person)
- 4 Stücke auf 0 Personen ergibt 4 Stücke (Sie existieren, „leben“ aber nicht, da sich nichts ändert, da sie nicht aufgeteilt werden. Lebendig wäre nur eine Rechenoperation, wenn etwas passiert / bzw. keine Person bekommt 4 Stücke, also unendlich viel.)
Schlussfolgerung:
1. Festlegung der Pole auf „0“ und „1“ (also 1-dimensional, Betrachtung der Bewegungsrichtung)
a) Die Stücke existieren zwischen 0 (= nichts passiert) und 1 (existent) im Sinne der Entscheidung von nein oder ja (keiner weiteren Entscheidung oder Unterscheidung) --> absolut
b) Es herrscht ein unlösbarer Dualismus zwischen den Polen (Existenz und Interaktionen) und damit Leben; eine Zahl als Lösung entspricht nur einem Punkt zwischen den Polen und dem Pol selbst (= bloße Existenz = 0-dimensional). Die Zahl gibt den Zustand an, innerhalb der Existenz.
Weiter als zum absoluten Ende, blanker und bloßer als zu den Polen reicht nichts. Negativexistenz wäre weniger und die gibt es nicht (man kann keine negative Zählung durchführen), denn nichtexistent ist alles, was nicht existiert. Es ist also singulär.
2. Festlegung der Pole auf „0“ und „∞“ (also mehrdimensional, Betrachtung der Ausdehnung bzw. Bewegung)
Das Gleiche ergibt sich wenn man weiterzählt bis ∞. In diesem Fall wäre „1“ nur eine Zwischenmarke (die „Mathematische Mitte“, Abb. 15 (I.)), also die Hälfte zwischen „0“ und „∞“. (0 = unendlich wenig, ∞ = unendlich viel) --> relativ
Dazwischen liegt das „Leben“. Das ist nur durch Bewegung definiert.
Ein Pol ist gleich dem andern (0 = ∞), nur die Richtungen sind verschieden und das Vorzeichen – dieses allerdings nur auf dem Weg zu den Polen, denn die sind ja gleich (Kreisbahn schließt sich), wenn 1 statt 0 die Mitte der Skala darstellt.
Mathematik und objektive Wahrheit
Mathematik ist als ideelle Form der Naturbeschreibung gegenüber der materiellen Form in der Physik, eher eine Philosophie und damit subjektiv. Allerdings ist sie von der Wissenschaft allgemein akzeptiert und damit die Religion der Wissenschaft. Denn sie selbst kann man nicht beweisen, sie ist von Menschen eingeführt zur Beschreibung und Erklärung der Welt. Letztlich glaubt man an die Grundsätze der Rechenarten wie an die Vorsehung des Schicksals oder das Wirken Gottes. Unsere ganze Weltvorstellung ist momentan (zur heutigen Zeit) nur auf der Philosophie der Mathematik errichtet und all unsere Denkmodelle bauen darauf auf. Wir lernen in dieser Philosophie zu denken, um mit ihrer Hilfe möglichst genaue Aussagen zu treffen, vorherzusagen und zu planen. In anderen Philosophien legt man darauf z.B. keinen Wert und lebt und denkt trotzdem.
Genauso wie die Philosophie eine Ansicht der Dinge ist, ist es auch die Mathematik. Denn schon die Wahl der Zahlen, der Abstände dazwischen, der Rechenmethoden, der Logik allein, die auf Lösungsansätze schließen und Fehler darin erkennen lässt, ist eine erlernte Sicht und willkürlich festgelegt. Zwar scheinen Zahlen sämtliche Dinge der Welt exakt wiederzugeben und nur der Mensch rechnet falsch oder interpretiert sie schlecht, wenn unsere Berechnungen nicht zu unseren Messungen und Beobachtungen der gleichen Welt passen. Doch legen wir erst das Muster der Zahlen überhaupt fest. So bezeichnen wir z.B. in der statistischen Wissenschaft ein Ergebnis als „signifikant“ und eine Theorie damit als absolut erwiesen oder widerlegt, wenn der Effekt zu 95 Prozent wahrscheinlich ist. Genauso ist die Festlegung des Abstandes der ganzen Zahlen eine bloße Definition des Menschen. Insbesondere merkt man das, wenn man sie interpretiert. Die von uns verwendete Mathematik ist zwar in sich schlüssig und kann auch auf viele Naturphänomene angewendet werden, doch werden wir nie wissen, ob sie tatsächlich die beste Möglichkeit ist um voraus zu berechnen. Natürlich liegt es für uns Menschen nahe Dinge in ihrer Gesamtheit als Ganzes zu erfassen und mehrere Dinge der gleichen Art daraufhin zu zählen. Dieser Nummerierung liegen letztlich alle mathematischen Prozesse zugrunde, auch wenn es sich nur um Teile eines Ganzen handelt. Vielleicht hat der Mensch also mit der Erkenntnis Dinge zu separieren und ihnen eine Einheit zuzuweisen, sie als Einzelphänomen zu erfassen sowie sie von anderen abzugrenzen die wesentliche Grundlage der Natur erfasst, z.B. weil er begann sich selbst als Individuum bewusst wahrzunehmen. Und vielleicht sind auch andere, selbstbewusste Wesen immer imstande zu zählen und zumindest mit Addition und Subtraktion zu rechnen und vielleicht ist das die Definition von Bewusstsein, sowie es auch ein Computer besitzen müsste, sobald er rechnet.
Die Natur kennt keine Mathematik. Sie folgt streng ihren Gesetzen, die keine Zahlen brauchen und auch keine abbilden. Was wir so z.B. als ein oder zwei Ganzes (makroskopisch) sehen, besteht aus vielen Untereinheiten, die eventuell die Ganzen zerfallen lassen usw. Allein die Abgrenzung eines Gegenstandes von seiner Umwelt sowie seine alleinige Betrachtung sind schon modellhaft. Die Natur grenzt nichts scharf ab.
Wir argumentieren immer nur auf den Grundlagen, die wir haben. Die Grundlagen, welche wir nicht kennen, können wir nicht einbeziehen. Deshalb können wir uns (unserer selbst) nie sicher sein.
Die Mathematik selbst leistet die Übersetzungsarbeit von Beobachtungen zu Theorien oder umgekehrt von Modellen zu Vorhersagen. Aber dennoch ist sie immer von der jeweiligen Philosophie, also dem Weltbild oder der Fachrichtung abhängig, die sie gerade benötigt oder erstellt hat. Zahlen sind deshalb nicht objektiv, sondern sehr anfällig für Interpretation, denn einerseits hängt es von der jeweiligen Weltanschauung und damit den entsprechenden Gleichungen ab, wie sie erzeugt werden und nachher von der Interpretation auf die Wirklichkeit.
Es ist gerade das Problematische an der Wahrheit, dass man sie nicht endgültig beweisen kann. Alles, was man nicht hundertprozentig beweisen kann, ist keine reine Wahrheit. Die Mathematik glaubt die Wahrheit berechnen zu können. Doch ob ihre Grundlagen wahr oder richtig sind, kann auch sie nicht wissen. Nur die Wahrscheinlichkeit (Stochastik) ist in ihr die einzige Größe, die wirklich wahrheitsgemäß ist. Denn gerade sie sagt, dass sie nichts absolut sagen kann. „Alles ist relativ“ – innerhalb des Absoluten. Die Wirklichkeit wird am besten durch Wahrscheinlichkeit ausgedrückt, da es Wirklichkeit nicht absolut und für jeden gleich gibt, sondern (gerade zwischen den Menschen) nur Überschneidungen der Ansichten bzw. der Lebensbereiche existieren. Somit kann auch „Realität“ / „Wirklichkeit“ / „Wahrheit“ in der Philosophie erklärt werden.
An der Mathematik erkennt man die Objektivität seiner eigenen Logik. Alles (bzw. jede Gleichung) ist lösbar. Nur passt uns meistens die Lösung nicht oder stimmt nicht mit der Realität überein.
Da man schon mit der Mathematik die Regeln der Welt aufzeigen kann und überhaupt erst Funktionalität aufgrund von Regeln zurückführen und beweisen kann, müsste es auch für mathematische Erkenntnisse selbst (wie z.B. Gaußverteilung und Pascal’sches Dreieck) mathematische Berechnungsformeln geben, die diese Erkenntnisse vorhersagen. Wahrscheinlich sind diese jedoch zu komplex um sie in Formeln ausdrücken zu können und daher eher zufällig der Ästhetik des menschlichen Verstands ausgeliefert. Durch sie könnte nämlich der menschliche Verstand oder zumindest seine Erkenntnistätigkeit vorhergesagt und damit jegliche Entwicklung nach Wahrscheinlichkeiten errechnet werden. Es wäre das Vorhersagen der Zukunft, was die Mathematik so mystisch macht.
1.6 Mystik und Glaube - Theologie
Mystik ist nicht das, was man versucht zu sehen und niemals erkennen wird und auch nicht, sich dessen klar zu sein. Mystik ist eine Hingabe in einen Glauben, der nicht erklärungsbedürftig ist. Da Glaube derzeit oft verachtet wird (naturgemäß von der Wissenschaft), fehlt eine gewisse Mystik und ist nur knapp zu beschaffen. Wir glauben alles, was uns unsere Umwelt als Tatsache präsentiert, vor allem die Naturwissenschaften. Erst wenn diese falsch liegen, wird uns bewiesen, dass wir einem Irrglauben anhingen. Doch auch die erforschte, sogenannte Wirklichkeit ist nur ein Modell.
Mit zunehmender Anpassung bzw. Einbettung des Menschen in seine Welt braucht er die Religion weniger. Denn die Religion erklärt unverstandene Dinge und tröstet über unvermeidbare, weil unvorhergesehene Schicksalsschläge hinweg. Außerdem erklärt sich der Lebenssinn in der natürlichen Umgebung von selbst und manifestiert sich in Strategien um zu überleben. Wer dabei noch Mystik braucht, wird sie auch in seiner Umgebung finden. Wenn aber alles besser berechenbar wird wie in einer Gesellschaft mit fortschreitender Wissenschaft, braucht man auch weniger reinen Glauben.
Zauberhaft und mystisch wird es, wenn man die Situation (z.B. einen geographischen Ort in einer sehnsuchtsvolle Situation, o. ä.), in der man sich befindet, nicht mehr zuordnen kann. Sich zu orientieren bedeutet diese Mystik zu zerstören. Man kann den Ort am besten wirken lassen, wenn man nicht weiß, was um die Ecke folgt oder was hinter dem Horizont liegt. Mystik ist vor allem von der momentanen Perspektive auf die Welt abhängig.
Alle Mystik entsteht durch Unwissen über Grenzen. Es ist das, was Sehnsucht ausmacht, weil man die Auflösung nicht kennt und sich die Wirklichkeit nur ausmalen kann. Das Universum insgesamt ist deshalb auch eines der letzten Mysterien einer immer wissensreicheren Welt.
Bewundernswert mystisch ist eine Erscheinung immer dann, wenn man sie nicht nachvollziehen, nicht verstehen, es sich nicht vorstellen kann und wenn sie göttlich bzw. übermächtig erscheint. Begreift man den Vorgang und kann ihn nachvollziehen und auf anderen Wegen oder den gleichen nachmachen, dann wird es verständlich, normal und verliert seinen Reiz und damit die Mystik. So hat man das Göttliche „entweiht“ und gibt ein Stück Mystik verloren. Das kann dazu führen, dass (anderen) Halt und Hoffnung in erwartete Unterstützung (von der man nicht weiß wann und warum) verloren geht und Verzweiflung bzw. Hoffnungslosigkeit die Menschen nicht abwarten und überdauern lässt, da sie glauben, das ganze System zu verstehen und keine Möglichkeit der Rettung zu sehen. Halt und Geborgenheit beschützender Mächte lassen das Leben aber sicherer, zufriedener und sinnreicher erscheinen.
Je mehr man etwas versteht, umso trivialer wird es, aber umso mystischer kann auch der nächste Schritt erscheinen. Das ist die Motivation weiter zu suchen.
So wird man bspw. bewundert, obwohl man denkt, nichts Außergewöhnliches getan zu haben. Aber der andere weiß dann nicht wie und warum man es tat und versteht die Zusammenhänge nicht. Denn man kann nicht alles verstehen und man will sich auch Mystik bewahren, will also nicht alles verstehen – zumindest wenn man sich ein positives Lebensgefühl bewahren und einen Sinn erhalten will. Auch das Vergessen spielt dabei eine wesentliche Rolle. Abgesehen davon ist das menschliche Erleben ohnehin „nur“ eine subjektive Einschätzung, die Objektivität niemals erreichen kann, also weiterhin mystisch bleibt.
Was man lange Zeit nicht versteht oder bewundert, wird eher zum Mythos, zum eigenen Leben und auch zur Aufgabe (zu bearbeiten), da es Teil des Denkens und Handelns wird und zunehmend mehr aus dem Leben damit verknüpft wird.
Funktion von Glauben
Wir müssen (anderen) erst etwas glauben, bevor wir dadurch Logik erkennen und aufbauen können. Das ist die Grundlage von Bewusstsein. Erst dann können wir auch zweifeln, wenn sich (scheinbar) zwei verschiedene Ansichten widersprechen. Daher ist es in abstrakten Bereichen (Mathematik, Quantenphysik, etc.) auch notwendig zu glauben, weil unsere bisherigen Denkmodelle versagen. Denn so können wir darauf Folgendes überhaupt erst verstehen und anschließend eventuell rückwärts nachvollziehen und gegebenenfalls widerlegen.
Genauso verhält es sich jedoch auch mit dem Glauben an Gott oder Übernatürlichkeit. Solange wir kein besseres Modell besitzen, müssen wir glauben, was andere uns sagen und selber annehmen. Daher prägt auch die Umgebung eines Kindes stark den späteren religiösen Glauben bzw. Atheismus.
Glauben heißt „nicht zu zweifeln“ und das heißt nicht bewusst darüber nachzudenken. Hemmungen und Zweifel werden ausgeschaltet, wie in einem Traum: Die Logik bleibt innerhalb erhalten aber von außen betrachtet ist es oft unlogisch.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Aberglaube. Er besteht nicht wie der philosophische oder theologische Glaube aus einem Philosophiegerüst, sondern nur aus Glaubensfetzen, die nicht mit dieser Matrix verbunden sind und lose im Geist flattern. Ähnlich verhält es sich mit Esoterik.
So ist Glaube natürlich auch anfällig gegenüber Missbrauch und Irrglauben. Aber wirkliches Wissen wird es nie geben, weil sich der Mensch nie sicher sein kann, etwas sicher zu wissen. Das zeigen naturwissenschaftliche Irrtümer, religiöse Reformen sowie geistige Krankheiten.
Man glaubt erst (wirklich) an etwas, wenn man es schon einmal (ähnlich) erlebt oder sich schon einmal vorgestellt hat.
Der Glaube bedeutet außerdem Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Er ist das Geländer der Brücke, von der wir (uns) stürzen würden, wenn wir ihn nicht hätten. Glaube bietet Sicherheit und Halt neben der Gewissheit, an eine feste Größe im Leben glauben zu können, eine Konstante zu haben, die sich nicht ändert, wenn alles um einen herum zu zerbrechen droht und ständig zu wechseln scheint, so dass wir den Blick auf die weite Landschaft des Lebens genießen können und keine Angst wegen der Tiefe unter uns spüren müssen. Glaube ist Vertrauen in ein System. Dadurch, dass man Dinge als gegeben voraussetzt (die Fürsorge der Eltern, die Liebe Gottes, das Wirken der Naturgesetze, etc.), arbeitet man mit ihnen und denkt nicht mehr über sie nach, sondern wendet sie an. So lässt es sich auch effektiver konzentrieren und arbeiten.
Halt gebend ist etwas Heiliges, das man nicht anrührt, das einem immer (nicht nur momentan) mehr wert ist, als alles andere (ein Prinzip, ein Gegenstand, eine Idee, etc.). Indem man es vermeidet und umgeht, obwohl man es begehrt, wird es einem heilig. Heiligkeit hat seinen Sinn, aber der muss erklärt werden. So nützt es nichts, etwas für heilig zu erklären und die Erklärung der Mystik und Fantasie ihrer Zuhörer zu überlassen. Denn dadurch geht der ursprüngliche Effekt verloren oder wird gar zur starren Tradition und kann durch Unwissenheit über den Ursprung auch schaden (wie auch die Unwissenheit über den Grund und Sinn von erlassenen Gesetzen).
So sind manche Naturgebiete zum Beispiel von Ureinwohnern als heilig erklärt worden, um der Natur ein Gebiet zu geben, in der sie sich erholen kann. Aber wenn das niemandem erklärt wird, dann versteht niemand den Sinn. Viele werden es daher nicht einsehen und den Schutz der Natur nicht länger wahren, weil sie es für alte, nutzlose Riten halten.
Jeder (der erfolgreich ist und Lebensfreude zeigt) hat eine Mystik, der er nachgeht oder anhängt, die viele andere nicht nachvollziehen können. Denn schon etwas in den Mittelpunkt der Weltanschauung zu stellen, auf das man sich konzentriert und zurückflüchten kann, wenn es keinen anderen Zufluchtsort mehr gibt, erhält unsere Hoffnung und Kraft am Leben. So kann man die Realität überstehen und sich selbst einen Sinn schaffen um darin überleben zu können und überhaupt auch überleben zu wollen (was also Motivation für die Zukunft gibt). Glaube basiert auf der Annahme, dass Träume und Vorstellungen die Wahrheit wiedergeben und wahr sein können oder wahr werden. Nur so lässt sich erklären, dass der Mensch Hoffnung und Wunsch der Realität vorzieht. Man kann und will sie nicht sehen, nicht zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden.
Glaube kann alles beinhalten, ob einen Gott, ein Schicksal, eine Bestimmung, das Leben, den Tod, die Liebe, die Vergänglichkeit, Gut oder Böse, die Menschen, eine Aufgabe, einen selbst, einen Gegenstand, eine Idee, eine (gesellschaftliche) Utopie, etc.
Glaube setzt oft ein wenn ein unliebsames Ende kurz bevor steht. Daher beginnt er vor allem im Alter oft noch einmal aufzukeimen. Da das Leben oft sehr kurz vorkommt und man daran zweifelt, dass dieses Bisschen Leben, dieser eine Versuch alles gewesen sein soll. Der Glaube gibt dann noch einmal Hoffnung und eine Erklärung. Denn es macht scheinbar keinen Sinn, dass man nach all den Erfahrungen stirbt und nichts von einem übrig bleiben soll außer der Erinnerung der anderen. Dass alles vorbei ist, jede Empfindung, jede Erfahrung, jede Erinnerung, können und wollen viele nicht glauben. Es grenzt zu sehr an Bedeutungslosigkeit der eigenen Person.
Der Nachteil von starkem Glauben liegt darin das Denken zu ersetzen. Glaube gibt einen Rückenhalt für die Massen. Doch freies Denken entsteht dadurch nicht. Denn freies Denken gleicht einem Balanceakt über die unersichtlichen Abgründe fern vom schützenden Halt des Glaubens. Dennoch unternimmt ihn mancheiner, weil er sich vom Geländer gefangen und eingeschränkt sieht. Wenn man z.B. zu sehr an ein Schicksal, einen vorbestimmten Weg zu glauben beginnt, weil bestimmte Zeichen sich verdichten, wird man daran scheitern und alles als Zeichen für diesen Weg in seine Vorstellung mit einbinden.
Die zentrale Frage des berechtigten Zweifels an jedem Glauben lautet: Wie weit ist ein Mensch bereit zu gehen um seinem Glauben zu folgen? Und darauffolgend: ist das überhaupt noch menschlich (gut)?
Bsp.: Ein Kind wird ermordet und die Eltern nehmen es einfach hin ohne Schmerz oder gar Trauer oder Verachtung für den Mörder oder Entsetzen zu empfinden. Möglicherweise beten sie für den Mörder um ihm einen Platz im Himmel zu sichern. Für sie ist es Teil der Religion, aber was hat es mit Menschlichkeit im Wortsinn, also der Art und Weise der Menschen zu tun (selbst wenn man den Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod und damit die Naturgesetze aus dieser Betrachtung auslässt)?
Glaubt man eher ständig im Hintergrund an ein Schicksal / eine göttliche Fügung / die Richtigkeit seiner Überzeugung, dann konzentriert man sich mehr auf die Tat an sich und es existiert so viel Wahrscheinlichkeit um erfolgreich zu sein wie ohne Glauben. Der Vorteil im Glauben liegt jedoch darin, dass er zusätzlich positive Energien und dadurch Entschlossenheit - also den Willen, seinen bereits bekannten Weg auch zu gehen - mit sich bringt und die Erfolgswahrscheinlichkeit dadurch ansteigt. Um entschlossen handeln zu können, ist es wichtig Prinzipien (also klare Vorstellungen seines Handelns) zu formulieren und darin Übung zu haben. Denn Glaube bedeutet Stärke. Woher man den Glauben nimmt, spielt dafür keine Rolle. Wer einem gegenüber steht und diese Stärke spürt, hat zunächst keine Ahnung, woher man sie bezieht und worin der Glaube besteht. Aber er ist sich bewusst, dass er einem Menschen gegenüber steht, der seine Kapazitäten (Wissen, Intelligenz, Kraft, Macht, etc.) im hohen Maße ausnutzen kann. Jeder Glaube und jede Vorstellung ist ein Vergleich der Welt mit dem Verstand und hat seine Berechtigung.
Bsp.: Manche Naturvölker glauben, dass man von keiner Person ein Bild machen darf, da man sonst ihre Seele einfangen würde. In gewisser Weise geschieht das auch, wenn jeder später diesen Menschen sieht und er ins Bewusstsein der anderen gelangt und so verteilt wird.
Je geringer außerdem die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses ist, obwohl man es will, umso größer ist der Glaube an Gott bzw. Schicksal. Das speist die Hoffnung.
Gebete und Gotteswirkung:
Glaube gibt dadurch Kraft, dass man durch Beten und Hoffen das Gefühl hat, etwas für sein Glück getan zu haben, etwas in Bewegung gesetzt zu haben, das zwar Zeit braucht, aber mit genügend Wiederholung und starkem Glauben (oder Opferdarbringung, etc., je nach Religion und Auffassung) funktionieren wird. Durch das Beten am Abend schaut man noch einmal auf das Tagwerk, geht gedanklich die Erlebnisse durch, schließt den Tag geistig ab und betrachtet ihn durch den Dank an den Gott oder die Götter als positiv. Es ist eine geistige Reinigung und förderlich für den Schlaf.
Glücksgefühle entstehen, indem Gott den Menschen die Sorgen „nimmt“ (weil die Menschen an ihn glauben und Zwiesprache halten) oder für Gläubige indem er ihnen direkt hilft. Es ist eine Zweckgemeinschaft von Menschen und Göttern (bzw. dem Glauben an sie), wenngleich Glaube, Gebete und Gott (bzw. von ihm erhört zu werden) im Sinne der Medizin den Symptomen einer Schizophrenie ähneln. Durch Gebete und Glauben wird einem außerdem ständig wiederholt, dass man dankbar sein soll: „Ich danke jeden Tag Gott dafür, dass…“. Die Vorstellung, dass Gott uns bestärkt hat und uns half, unseren Weg zu finden, weil wir ihn im Gebet darum baten, kommt einem Vorsatz gleich, den wir uns selbst auferlegen und nachdem wir unser Bewusstsein und danach wiederum unser Handeln ausrichten. Das passiert später meist unbewusst, sodass wir nur den Erfolg wieder bewusst wahrnehmen und glauben, wir wären erhört worden.
Doch auch dieses Werk beginnt zu bröckeln und Diktaturen als Autoritätsersatz sind dann die Folge; wenn es in manchen Fällen auch unbelebte Gegenstände sind, die der Mensch verehrt wie z.B. Geld oder Macht (auch wenn beides eine beträchtliche Eigendynamik entwickelt hat). Denn alles (jeder Gegenstand, jedes Phänomen) kann in uns einen Gedanken erzeugen, daher kann man verstehen, dass Gegenstände und Phänomene als beseelt betrachtet werden können.
Glaube an Gott
Muss ich an Gott glauben, nur um ein Ideal im Menschen zu sehen? Wer nicht an Gott glaubt mag im Recht sein. Dennoch gibt es immer wieder Augenblicke in denen man glaubt Übernatürlichkeit sehen zu können.
Wer sich z.B. schon einmal fragte warum Technik, insbesondere ein Computer, in einer Minute funktioniert und in der nächsten nicht mehr (oder umgekehrt), ohne dass man irgendetwas anders gemacht hat, wird irgendwann verstehen, dass er das niemals begreifen wird. Computer scheinen oft genug ein Eigenleben zu führen und ihre Funktion grenzt nicht selten an Übernatürlichkeit und Paranormalität. Deus ex machina.
In dieser naturwissenschaftlichen Welt, wo unbrechbare Naturgesetze die Herrschaft über den Glauben an Gott errungen haben, kann man auf keine Gnade dieses „Gottes“ mehr hoffen und so schwindet Hoffnung und Mut. Erneuter, trotziger Glaube an einen Gott bringt ihn da zurück (denn wir leben in einer religiös geprägten Gesellschaft bzw. Nachfolgegesellschaft, der noch nichts Besseres eingefallen ist um die Menschen ohne Medikamente dauerhaft psychisch zu stabilisieren).
Glaube an Gott bedeutet auch in der Einsamkeit darum zu wissen von allen Menschen verlassen zu sein, doch noch immer einen Unterstützer zu finden, der einem hilft und einen nie aufgibt. Es ist wie die Liebe zu einem anderen Menschen, zu dem man Zuneigung empfindet, von dem man glaubt geliebt zu werden und der auch gerade jetzt nicht hier sein kann. Die Sehnsucht nach ihm lässt sogar den Tod freudig erwarten und vieles um einen herum vergessen. Da Gott immer als perfekt dargestellt und vorgestellt wird, können ihn auch alle lieben, wenn sie es wollen. Er ist die Projektion und Sammlung alles Guten in unserer Vorstellung. Die Menschen brauchen die Vorstellung von einem perfekten, allmächtigen Gott, weil sie erkannt haben, dass für sie nichts außerhalb optimal und gerecht ist – weder die Menschen, noch die Natur. Man braucht die Vorstellung von einem Gott aber auch, um gegenüber seinem eigenen Ego die Einsicht zu rechtfertigen, dass man schwächer ist als andere. Andernfalls wird man das nicht zugeben und die Realität schön reden, aber sich selbst nur aus seiner eigenen Perspektive heraus sehen. Das Ego kommt aber damit klar einem allmächtigen Gott zu unterliegen, der keine Ungerechtigkeit kennt und dessen Schwächen man nicht ausgesetzt ist.
Der Glaube an Gott resultiert aus dem Bedürfnis des Menschen nach Liebe und Anerkennung sowie einem Sinn bzw. ein Muster in allem zu sehen. Da der Mensch im Leben Phasen hat, in denen diese Dinge nicht erfüllt werden, ist die Vorstellung von einem allmächtigen Wesen bzw. einer allgültigen Erklärung eine befriedigende Erfüllung dieser Bedürfnisse.
Unbefriedigte Triebe und Wünsche erhöhen die Intelligenz und die Leistungsfähigkeit. Gibt es dagegen zu viele dieser unerfüllten Sehnsüchte, legt man Prioritäten. Wer daher zu viel mit dem eigenen Überleben zu tun hat, macht sich kaum Gedanken über einen Gott. Andersherum hemmt der Gottesglaube weitere Intelligenz bzw. die Suche nach Antworten. Den Gottesglauben zu überwinden, wenn man sich sicher ist an diesen Gott nicht glauben zu müssen oder zu können, führt daher langfristig zu höheren Erkenntnissen als bloß steter Zweifel.
Der Mensch will an Gott auch glauben, weil ihm jemand zuhört, dem er sagen und an den er loswerden kann, was er niemandem je anvertrauen könnte und sich so ausspricht, in dem Glauben gehört zu werden ohne irgendwem etwas zu verraten. Man steht vor ihm (seelisch) nackt, nur so, wie man ist – und danach sehnt sich der Mensch (nach Ehrlichkeit, Offenheit, Selbstgerechtigkeit und Wahrheit).
Der imaginäre Freund „Gott“ lässt einen nie allein. Wenn man etwas Gutes tut, ohne dass ein Publikum das mitkriegen könnte, so ist zumindest die Vorstellung eines allseits beobachtenden Gottes da, dem man Moral und Tugend bewiesen hat. Gott ist für alle da, die ihn sich vorstellen können, aber auch nur, weil sie sich ihn vorstellen können. Sie fragen daher eigentlich nicht Gott, sondern ihre Erfahrungen und auch ihr Unterbewusstsein, ihren eigenen Gott (vgl. Kapitel „Grundlegende Philosophie“: Abhängigkeiten).
Glaube bedeutet Vertrauen. Man schafft sich einen Gott und indem man ihm huldigt, huldigt man sich selbst, weil man ihn als einen Teil von sich und seiner Welt betrachtet bzw. sich selbst als Teil von Gottes Welt. Dadurch schafft man sich Selbstvertrauen und denkt rückgekoppelt, dass man damit als Stärkung von seinem Gott belohnt wurde.
Warum glauben aufgeklärte Menschen (Wissenschaftler, Lehrer, etc.) überhaupt noch an Gott bzw. Übernatürlichkeit? Auch manche von ihnen möchten sich vom (ständigen) Wissen-Wollen befreien und Dinge auch einfach mal hinnehmen wollen, wie sie sind und damit beruhigt sein und sich abgesichert fühlen. Wenn man nicht darüber nachdenkt, lebt man mehr mit der Überzeugung bewusst handeln zu können. Sobald es einem aber bewusst wird, dass Entscheidungen auch andere Folgen haben könnten, beginnt man über die tieferen Beweggründe nachzudenken und kommt schließlich oftmals auf den Gedanken höherer Mächte wie Götter oder Schicksal. Mit einem erhöhten Selbstbewusstsein kommt auch die Frage nach der eigenen Stellung in der Natur und danach, was einen bestimmt und kontrolliert. Die eigene Abhängigkeit zu erkennen führt also fast zwangsläufig zur Religion. Daher ist religiöses Denken vermutlich eher beim Menschen zu finden, aber auch unter aufgeklärten, intellektuellen Menschen immer noch verbreitet.
Glückliche, religiöse Menschen glauben eher an Gott oder Übernatürlichkeit, weil für sie alles oft stimmig scheint und das nur mit Gott für sie erklärt werden kann, bzw. sie seine Absichten dahinter nicht sehen können.
Unglückliche, religiöse Menschen und Realisten bezweifeln öfter Gottes Existenz, da sie sehen, was tatsächliche passiert und ein Gott das doch nicht zulassen würde. Nichtreligiöse Menschen verhalten sich meist anders herum und sind eher bereit einen neuen Weg zu probieren (den des Glaubens an einen Gott), wenn sie unglücklich sind. Wenn sie glücklich sind müssen sie nichts daran ändern und bleiben atheistisch.
Alle blenden etwas aus, um (überhaupt) etwas sehen zu können. Die Sichtweise, die zurückbleibt, entscheidet also über unsere Bewertung vom Leben und die Gefühle im Leben.
Gottesexistenz:
Das Problem des Menschen ist, dass er keine dauerhafte Autorität hat, nach der er sich richten und die er auch beeinflussen kann – nachdem er sich gegen jeden tierischen Feind erwehren konnte und keine anderen Gruppen als Feinde sah. Darum „schuf“ er sich den Glauben und begann Gott bzw. Götter oder eine Ideologie zu spüren und entwickelte so etwas, wonach er streben konnte. Als das Bewusstsein entstand, entstand auch der Glaube an die Götter, weil man sich so etwas Großes wie die Natur nicht erklären konnte, es nicht begriff und sich zu fragen begann, wie es entstanden war. Früher muss Denken eine geheimnisvolle Sache gewesen sein, vor allem, als die Sprache noch nicht so stark ausgeprägt war. Zusammenhänge schienen - wenn überhaupt - wie aus dem Nichts gekommen zu sein und eher durch Zufall, wenn das Unterbewusstsein gerade mal darüber stolperte. Ideen müssen fast schon wie göttliche Eingebungen angemutet haben: Als ob einem ein höheres Wesen Gedanken eingibt und so hat sich vielleicht ein spirituelles Empfinden aufgebaut und man betete fortan bei den zuständigen Gottheiten um die richtigen Einfälle (Visionen) – neben den richtigen Umständen (z.B. viel Regen um eine reiche Ernte zu erlangen).
Möglicherweise ist der Gottesgedanke beim Menschen nur entstanden, weil er sich in andere hinein versetzen kann und weiß, dass der andere das auch vermag. So aber entsteht Unsicherheit und man weiß nicht mehr genau, was der andere weiß und wie weit er denken kann. Da zwischenmenschliche Erfahrungen nie sicher sind, wird die Frage nach einer dennoch regulierenden Kraft laut, und das kann nur ein Gott sein, der alles sieht und weiß. Verschiedene Ansichten und geistige Diskussionen mit sich selbst mögen diese Vorstellung genährt haben.
Der Mensch erarbeitet sich Sichtweisen, Intelligenz, Bewusstsein und die einzige Voraussetzung dafür schuf die Evolution. Dennoch glaubt er, dass höhere Mächte ihm das alles bescheren, selbst wenn er Erfolg hat, glaubt er, das nur anderen zu verdanken. Dabei sind doch selbst seine Träume, ja sogar sein religiöses Empfinden allein von ihm selbst gemacht (mit Hilfe der Eindrücke seiner Umwelt, wobei die Verarbeitung der Eindrücke nur durch ihn allein geschieht).
Alles, was man sich selbst nicht erklären kann, dass man es kann (körperliche Höchstleistungen, geistige Fähigkeiten, etc.), hat rein objektiv gesehen nichts mit göttlicher Unterstützung zu tun, sondern mit dem einem selbst unbekannten Potential und Wirken des eigenen Unterbewusstseins. Ebenso kann auch jeder natürliche Vorgang außerhalb des menschlichen Körpers, der sich unserer Erklärungen entzieht, mit mangelndem Wissen um die Naturgesetze erklärt werden – so dass man letztlich Gott auf unerklärbare Dinge reduzieren könnte, womit er jedoch mit der Weiterentwicklung der Menschheit immer mehr an Mystik durch Unbegreiflichkeit abnähme und seine Funktion und Definition dadurch verlöre. Dies kann also kein Beweis der Nichtexistenz Gottes sein, da Gott nicht abnehmen kann, bis man ihn nicht mehr braucht, wenn man jemals an seine Existenz glaubte. Der allgegenwärtige, allmächtige Gott, wie ihn die meisten Monotheisten sehen, kann nur komplett sein oder gar nicht.
Gott existiert (für dich) wahrhaftig, wenn du an ihn glaubst und hört auf zu existieren, wenn du es nicht mehr tust. Er ist ein Idealbild, eine Vorstellung davon, was es geben kann, wie unser Leben, Erinnerungen und Planungen allesamt Vorstellungen sind, von denen wir annehmen, sie seien real. Gott ist eine Idee. Wer daran glaubt erhält sie am Leben.
Man kann nichts beweisen oder dementieren, wovon man keine Vorstellung hat. Daher muss Gott definiert werden. Das heißt aber auch, dass Gott verschieden ist, nämlich immer abhängig von der Definition.
Wie die Menschen sich Gott vorstellen und welche Aufgaben sie ihm zugestehen, legt nahe, dass Gott das ist, wovon alles andere abhängt. Den einzigen Gott des Monotheismus definiert dann aber nur die unbedingte Abhängigkeit und erlaubt keine Unterschiede (wie z.B. in der altgriechischen oder römischen Mythologie). In der monotheistischen Vorstellung ist Gott absolut. Das einzige, was in unserer Welt jedoch wirklich absolut ist, ist das Universum selbst – mitsamt seinen Vorgängen, physikalischen Gesetzen und der uns umgebenden Natur. Die Mehrheit der „Gläubigen“ jedoch geht vermutlich von einem undefinierbaren Gott aus. Diesen kann man mit dem menschlichen Verstand dann nicht beweisen.
Jeder soll an das glauben können, woran er will, ohne es definieren zu müssen. Sobald man sich jedoch darüber austauscht und dem anderen z.B. die Vorzüge des Glaubens an Gott klarmachen will (z.B. „Er ist dir eine innere Stimme, die dir Rat und Beistand schenkt.“ oder manchmal auch etwas weniger sachlich: „Du wirst sonst in der Hölle landen!“), müssen beide Parteien wissen, worüber gesprochen wird und müssen eine gemeinsame Vorstellung von Gott haben, auch wenn sie in nichtreligiöser Sicht nicht begreifbar ist. Andernfalls bleibt es immer ein Austausch unfruchtbarer Sätze, deren Bezugspunkte man beliebig ändern kann. Es würde nichts bringen über Gott zu reden und man könnte ihn auch niemandem nahe bringen oder seine Vorzüge überhaupt erklären. Jeder, der das tut, spricht also schon mit einem Bild von Gott und erklärt ihn, wie er selbst Gott wahrnimmt oder laut Religion wahrnehmen sollte.
Auch Zweifel in Gott gehören zu einem erlebnisreichen, eventuell sogar (dadurch) gottgefälligem Leben. Denn Zweifel lassen das Leben lebendiger und nicht alles vorbestimmt erscheinen und auf eigene Gefahr zu handeln. So lassen Zweifel erst recht glauben und Glaube stärken, wenn man sie akzeptiert.
Was Gott ist (vgl. Kapitel „Grundlegende Philosophie“: Abhängigkeiten):
Menschen, die hinter den Zufällen und Schicksalen des Lebens eine Struktur sehen, bezeichnen diese als Gott oder Schicksal. Immer das ist Gott, das unser Denken und unsere Vorstellung beherrscht. Das kann unsere Erziehung, spirituelle Erlebnisse, Intelligenz oder Dummheit, etc., aber genauso gut auch ein Tumor im Kopf sein. Letztlich entstehen Vorstellung und Gottesglaube jedoch immer erst in unserem Gehirn. Sogar Gott selbst wäre kein Gott, wenn ihn niemand dafür halten würde, so wie wir Menschen sind, weil wir uns dafür halten.
Gottesvorstellungen /-erklärungen (monotheistisch), unter Voraussetzung seiner Existenz:
A) Nach dem Willen:
1.) Gott ist allmächtig und hat alles im Voraus so beschaffen, wie es eintritt, hat das Schicksal festgelegt und weiß, was jeder macht, weil Gott allein es so will.
2.) Gott hat die Anfangsbedingungen geschaffen und will, dass sich alles selber reguliert und entwickelt, will die Menschen eingreifend auf der rechten Bahn halten.
3.) Gott hat zwar alle Grundlagen erschaffen, weiß aber selbst nichts davon oder interessiert sich nicht dafür.
4.) Gott ist selbst variabel, nicht allwissend / allmächtig, kann aber mehr als die Menschen und sie sind noch von seiner Laune abhängig (ähnlich den Panthei der polytheistischen Religionen).
B) Nach dem Können:
1.) Die Rede ist von einem „allmächtigen“ Gott, der alles beliebig beeinflussen kann.
2.)
Die Rede ist von einem intelligenten Naturphänomen, das
sich an die Naturgesetze halten muss und demzufolge nicht alles willentlich
steuern kann.
Was Gott zu dem eingreifenden und bestimmenden Gott macht, ist die Annahme der religiösen Menschen, dass er einen Willen hat. Wenn er uns tatsächlich frei handeln ließe, um uns zu prüfen, wäre er ein Gott, der nicht alles vorher wüsste (egal ob er es könnte oder nicht oder gar nicht wollte; wenn er uns prüfen wollte, wüsste er noch nicht, wie wir sind und könnte so überrascht werden) und somit angreifbar und sehr wahrscheinlich den Naturgesetzen unterlegen wäre.
Um jemanden zu überzeugen bzw. umzustimmen, geht man davon aus, dass er nicht mehr weiß als man selbst bzw. den eigenen Standpunkt nicht kennt. Wie also sollte man Gott überreden können / erinnern können (z.B. durch Beten), wenn er doch zudem noch einen eigenen, absoluten weisen Willen hat?
Variante B geht von einem intelligenten Wesen aus, das existieren könnte und in das Weltengeschehen eingreift. Daher kann es aber auch nicht immer seinen Willen durchsetzen, da es nur eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten der Geschehnisse im Universum gibt. Sobald mehrere Parameter (= Menschen, Naturgesetze, etc.) auftreten, verringert sich durch die Bedingungen und Wechselwirkungen die Zahl der praktischen Möglichkeiten stark, wenn die Zahl der theoretischen Möglichkeiten auch steigt. Außerdem hängt von jeder gewählten Möglichkeit wiederum nur eine (noch mehr) begrenzte Zahl von Möglichkeiten im Folgenden ab.
Variante A dagegen könnte Gott nicht beweisen, da er nicht existiert im Sinne von „existent“. Es wäre - selbst wenn die Variante zutreffen würde - eine nichterkennbare Erscheinung. Man könnte ihn nicht beschreiben und daher auch nicht beweisen oder widerlegen. Natürlich kann man behaupten, dass niemand Gott begreifen kann und er deshalb unerklärlich ist. Aber wenn er einen Willen uns gegenüber hat (z.B. dass wir fromm sind oder eigenständig gut denken und handeln) und uns ihn erkennen lässt, gibt er uns auch die Freiheit ihn zu beschreiben.
Gott ist, was beherrscht. Alles andere ist „nichts“ im göttlichen Sinn, bzw. ein Gegenstand.
So kann ein Mensch zwar gottähnlich sein, aber er kann ebenso auch ein Gegenstand, eine Puppe sein, die beherrscht wird (von anderen Menschen, von Naturgesetzen, von sich selbst, von einem Gedanken, etc.). Der Mensch ist dem Gegenstand dabei am ähnlichsten, wenn er geboren wird und wenn er im Alter stirbt (davor und danach muss angenommen werden, dass er nicht länger ein lebender „Mensch“ ist). Zwischendrin strebt er idealerweise dem gottesähnlichen Zustand zu und je mehr er kontrolliert oder kontrollieren kann (also über die Mittel verfügt oder um die Umstände weiß), umso ähnlicher ist er Gott.
Die Endlichkeit menschlichen Lebens (und damit auch seines Wissens und seiner Macht) verhindert jedoch die Identitätsgleichheit mit dem Göttlichen, so wie es allgemein gesehen wird.
Personifizierung Gottes:
Gott wird nur solange angezweifelt, wie er menschlich erscheint. Denn Menschen machen Fehler und an ihnen zweifeln wir deswegen. Das überträgt sich unterbewusst auch auf die Vorstellung von Gott. Indem wir etwas nicht verstehen und ihn bitten, das zu ändern, ermahnen wir ihn, obwohl wir ihn uns fehlerlos vorstellen. Ist Gott jedoch eher „Schicksal“ oder „Natur“, also in der Selbstverständnis keine Fehler zu machen, weil kein Wille existiert und also keine Person, so akzeptiert man die unabänderlichen Gegebenheiten eher, erhofft sich aber auch weniger Anteilnahme und Hilfe, sondern eher allgemeine und übergeordnete Gerechtigkeit. Gott ist den Menschen für die subjektive Gerechtigkeit von Wert, da der Mensch die objektive Gerechtigkeit der Natur nicht (an)erkannte oder akzeptieren wollte.
Gott als Person wird somit oft (kurzzeitig und akut) für ungerecht gehalten oder es wird vermutet, er wäre nicht da. Das Schicksal aber und die Natur sind nicht ungerecht, egal was passiert. Denn entweder ist alles ohnehin festgeschrieben oder der Stärkere gewinnt.
Gott ist nicht eine Person, etwas Greifbares, ein (denkendes) Wesen, wenn damit die Natur gemeint ist. Dann sind alle Teile der Natur ein Teil dieses Gottes und dann ist auch anzunehmen, dass die Gesamtheit des Systems „Gott“ kein Bewusstsein hat (wie wir es uns vorstellen). Bewusstsein ist also nicht göttlich, sondern eine spezifische Ausprägung ab einer gewissen Entwicklungsstufe, ab der Individuen ausgebildet werden, die sich als Individuen sehen (selbstbewusst sind). Gott wäre somit kein Individuum, hätte also keinen erkennbaren Willen oder Ziel und damit wäre der Zufall alleiniger Bestimmer jenes Teils des Schicksals und davon, was wir selbst nicht begreifen und wäre also gleichbedeutend mit Schicksal.
Menschen leben erst durch Gefühle, Neigungen, den Unterschied. Unsere Vor- und Nachteile sind es, die das Leben ausmachen. Je gegensätzlicher und extremer (die Pole auseinander liegen), umso intensiver ist das Leben.
Selbst ein Gott müsste (daher) fühlend sein, sonst würde er keine Gerechtigkeit, nicht (sein) Recht (ein-)fordern und Gerechtigkeit wie Recht nach der Vorstellung und dem Gefühl der Menschen richten. Aber daran erkennt man, dass „Gott“ eine Vorstellung der Menschen sein muss. Denn wer fühlt, lässt sich von dem Gefühl leiten und entgeht damit der Objektivität. Ein gefühlskalter Gott würde die Absichten der Menschen nicht tolerieren und hätte selbst keine Absicht, wäre dadurch aber allein objektiv.
Zwingende Eigenschaften Gottes im Fall seiner Existenz:
Gott kann nicht anders als göttlich zu handeln. Wie an Fesseln gebunden wird er in der gegenwärtigen, allgemeinen Vorstellung der Monotheisten immer objektiv gerecht handeln – wie die Natur durch ihre Gesetze (vor allem zur Veranschaulichung: die Physik und die Biologie).
Gott ist die Gesamtheit aller Möglichkeiten, also eine Informationseinheit (Einheit als Zusammenballung aller Informationen), die alle Möglichkeiten einschließt. Die Informationen, die uns derzeit vorliegen, sind nur kleinste Bereiche von Gott, aber sie lassen uns zu diesen kleinsten Bereichen göttlich sein. Möglicherweise existiert die Speicherung der gesamten Form aller möglichen Möglichkeiten irgendwo im Universum und agiert sogar. So könnte man sie auch beeinflussen, wenn sie es dazu kommen lassen würde. Denn das Ich ist auch nur eine enorme Ansammlung von Informationen (also eine Ordnung, das Gegenteil von Entropie), die eine Einheit aufbauen und ein Bewusstsein ausbilden können, welches nach dem Tod des Körpers jedoch erlischt, da es vom Körper abhängig ist und darin lebt.
Alles Wissen der Welt (das den Menschen aufgrund ihres Verstandes zugänglich ist), alle Theorien sind lediglich Modelle zur Beschreibung der Wirklichkeit. Niemals wird man etwas anderes haben, als Abbilder der Wirklichkeit um sie zu beschreiben und zu begreifen, da schon der Verstand als Werkzeug dazu durch verzerrte Wahrnehmung verurteilt ist,. Aber nur durch Wahrnehmung können wir die Wirklichkeit erkennen, weshalb wir umso mehr unterschiedliche Modelle brauchen, um sie zu kombinieren und dadurch die Mängel der anderen Modelle auszugleichen. Jedoch nähern wir uns immer nur der absoluten Objektivität an, werden aber nie im Stande dazu sein, sie zu erreichen. Denn dann würde es uns auch nicht mehr interessieren, sie zu erreichen.
Diese absolute Wirklichkeit käme mit allem Wissen, das es theoretisch gibt, gleich, sie käme Gott gleich. Diese theoretische Möglichkeit ist also die Form von Gott.
Religion
Die Religion ist eine gelebte Philosophie. Religion ist auch ein gemeinsames Kulturgut, was einen auch in der Fremde mit anderen verbindet. Menschen wollen sich gleichschalten um sich als Gemeinschaft zu fühlen und müssen es um sich zu verstehen und absprechen zu können. Gemeinsame Grundvorstellungen, Mythen und Auffassungen darüber wie die Welt funktioniert, gehören dazu. So wie wir nicht gern alleine zu Tisch sitzen und es seltsam fänden, wenn jeder einzeln zu unterschiedlichen Zeiten essen wollte oder bei Sportereignissen zu verschiedenen Zeitpunkten jubelte, so singen wir zusammen, verfolgen Geschichten und verstehen die anderen, weil unsere Gedanken in diesem Moment gleich verlaufen. Dieses Gefühl von Verständnis von anderen gibt uns einen Platz in der Gemeinschaft und damit einen Sinn, Aufgaben und ein geborgenes Gefühl. Das sind wir dann auch bereit gegen fremde Weltanschauungen zu verteidigen, um nicht einer Übermacht gegenüberzustehen, die man nicht versteht.
Entscheidend ist nicht, welche Religion man wählt, sondern wie man zu ihr kommt und wie man zu ihr steht – und das ist nur für einen selbst und in gewissem Maß noch für die anderen Mitglieder der Glaubensgemeinschaft entscheidend.
Religion und radikale Sekten lassen sich darin unterscheiden, dass die Religion das Allgemeinwohl anstrebt und predigt, die Sekte jedoch das Wohl ihrer Anhänger anstrebt und so auch die Spenden und Ziele ausgerichtet werden.
Die Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Religion und ihre (bzw. die göttlichen) Gesetze sind selten eindeutig und können umgangen oder gebrochen werden. Jede Interpretation kann geglaubt werden und Beweise für Behauptungen sind rar.
Religionen mit einem allmächtigen Gott müssen aber bestimmte Fragen offen lassen, z.B. die nach der Eigenverantwortung und Willensfreiheit. Denn es ließe sich keine Moral begründen, wenn Gott den Menschen vollends beherrscht (alles, jede Sünde könnte mit Gottes Willen begründet werden). So wird das Leben als Prüfung vor Gott für das Paradies erklärt.
Jede Religion wird durch Massenangehörigkeit verwässert und mit der Zeit verfälscht. Doch sie werden auch der jeweiligen Zeit bzw. Gesellschaft und den Bedürfnissen ihrer Menschen angepasst. Es darf keine allgemeine, endgültige Version von Religion und Glauben geben, wenn man Individuen erhalten will. Einige grundlegende Richtungen zur Orientierung müssen jedoch jedem eine eigene und im Laufe seines Lebens selbst entwickelte Mystik bzw. Anschauung der Welt lassen. Denn es muss Unklarheiten geben um Fantasie und Kreativität und damit Spannung und Lebensqualität zu erhalten, also den Sinn.
Dann sieht man vielleicht, dass „Gott nah zu sein“ zwar eine starke Sehnsucht ist, aber lieber unerlebt bleibt, um - wie bei allen Sehnsüchten - das Ziel nicht zu verlieren, weil man es erreicht hat; man wird zwar stetig näher kommen, aber es nie ganz erreichen, nie ganz alles verstehen oder göttlich werden und so Mystik bewahren. Vielleicht erkennt man dann auch, dass seine Direktheit (offenes Zeigen, Ertönen oder gewünschte Zeichen) nur blenden würde und zwänge, woanders hinzusehen – oder käme man ihm zu nah, verbrennen müsste, wie man erfröre, wenn er zu fern ist (also auch die Menschheit als eine Ausprägung Gottes). Wer dennoch nah ist, der braucht vielleicht die Wärme (Propheten als Beispiel) oder erträgt die Kälte, wenn er fern ist (Atheisten als Beispiel).
Das ist zu beachten, wenn man sich entschieden hat, an Gott oder Gottähnliche zu glauben und sich dadurch eines psychologischen Tricks zu bedienen, der in hohem Maße stärkend wirken kann (starker Wille, Entschlossenheit, Hoffnung, Rückhalt, Verteidigung und Trotz, etc.). Gott und Religionen sind Interpretationshilfen für das Leben. Eine Anleitung, der man folgen kann um seinem Leben einen Sinn zu geben und mit einem Rahmen und einer Handlung zu erfüllen, falls man selbst keine besseren findet.
Die religiöse Beruhigung durch ein Jenseits und das Vertrauen in Gott oder an das Schicksal erstellt einen Ausgleich zu den natürlichen Erwartungen des Menschen, die er an das Leben hat. Diese Erwartungen ergeben sich durch sein bewusstes Denken und Planen der Zukunft und durch Verarbeitung und den Wunsch nach Einhaltung von einer moralisch vorgegebenen Lebensweise (als Voraussetzung für das Zusammenleben einer Gemeinschaft) sowie seiner eigenen Vorstellung seines Lebens. Wird diese dann nicht erfüllt, kommt es zur Verzweiflung und Sinnlosigkeit des Lebens, woraufhin Gleichgültigkeit oder sogar Suizid folgt. Die Religion ist demnach ein Schutzmechanismus, der imaginär Erfüllung verspricht und damit real weiter Mut macht und Glück gibt, woraufhin eventuell wirklich Glück folgt. Es ist also das Prinzip der Glücksschuld, die gemacht wird, um weiter existieren zu können (und damit ein Wettbewerbsvorteil) und die über andere Vernachlässigungen beglichen werden muss, z.B. durch weniger Freizeit wegen Gottesdiensten, durch weniger Freiheit durch religiöse Riten und Vorschriften, durch weniger Vernunft und Rationalität wegen bestimmter Glaubensinhalte, usw.
Auch im religiösen Glauben geht es darum, die Regeln zwar weitgehend anzunehmen und zu respektieren, aber die Gesamtsituation vor allem nicht zu ernst zu nehmen, um eine positive Lebenseinstellung zu behalten. Nur wenn es um andere und deren Erfolg oder Misserfolg geht, sollte man keine Belustigung zu lassen. Das gilt ebenso, wenn wir ein eigenes großes Ziel verfolgen, wovon möglicherweise sogar unser Glauben abhängt.
Man kann einen Gott nur annehmen oder ablehnen und „richtig“ oder absichtlich „falsch“ handeln, wenn man sich dessen bewusst ist. „Ungläubige“, wie es z.B. das Christentum und der Islam sagen, gibt es nicht, wenn sie nichts von dem Glauben anderer wissen oder sich nicht damit auseinandersetzen und es für sich ablehnen.
Glaube in einer Religion (Theologie):
Der Glaube hält den zu viel denkenden Menschen vom Wahnsinn ab. Indem er dessen Vorstellungen konkretisiert, kanalisiert und ihnen eine Gestalt gibt (Religion), hat der Mensch etwas Festes vor Augen, dem auch seine Kameraden folgen und für sich ihre (kleineren) Träume hinein interpretieren können. Glaube gibt ein Gerüst für die Gedanken, das man sich erst im Laufe des Lebens viel langsamer selbst aufbauen müsste.
Der Glaube an einen Gott oder mehrere Gottheiten ist ein Mittel um die Menschen zusammenzuführen und ihnen in ihrer Denkweise eine Gemeinsamkeit zu geben. Darüber sind sie annähernd gleich und verstehen sich genauso, wie Atheisten sich über die Nichtexistenz von Übernatürlichem verstehen. Der Glaube ist also auch ein Beispiel für die Vielfältigkeit, die es braucht, um ein Leben der Menschen aufrecht zu erhalten, auch wenn er manchen nutzlos erscheint.
Denn es gibt immer einen Grund für eine bestimmte Sichtweise, sonst gäbe es sie nicht. Gerade beim religiösen Glauben ist es ein Phänomen, das die Menschen seit Jahrtausenden begleitet und damit einen größeren Nutzen haben muss, als es die meisten Atheisten eingestehen. Doch da auch Atheist zu sein ein Bekenntnis ist, verschiebt sich nur das Zentrum des Glaubens – und das meist von einem Gottesbewusstsein zu einem Selbstbewusstsein.
Der Glaube, dass es funktioniert, was man tut und hofft, ist selbstverstärkend und schafft wiederum Hoffnung und noch stärkeren Glauben, wenn es funktioniert. Falls es jedoch nicht funktioniert, kann man es oft und lange noch mit anderen Aspekten der Religion erklären, z.B. dass man nicht genug geglaubt hat, dass man erst Rückschläge verarbeiten und Prüfungen bestehen muss, bevor man belohnt wird.
Da es jedoch in etwa der Hälfte der Fälle funktioniert (statistische Zufallstreffer), es für die Misserfolge Erklärungen gibt (z.B. man habe gesündigt und müsse bestraft werden) und man sich meist nur an Dingen versucht, von denen man irgend eine Vorstellung hat oder die man halbwegs kann und sich oft mit der Zeit verbessert (wenn man es durch den Glauben weiter versucht und nicht aufgibt), verstärkt sich der Effekt des Glaubens positiv weiter.
Entstehung von religiösem Glauben:
Die Vorstellung eines allmächtigen, unabhängigen Gottes muss auch deswegen entwickelt worden sein, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass das Universum, die Erde, das Leben sich selbst erschaffen könne, oder zumindest ein Wille, also eine Absicht bzw. ein Ziel dahinter steht, weil auch der Mensch gerne zielgerichtet denkt, wenn er sich (über so etwas) Gedanken macht. Außerdem erscheint die Natur mit ihren fein abgestimmten Vorgängen zu komplex, als dass es der Zufall erschaffen haben könnte. Die Prozesse selbst erscheinen belebt, beseelt und laufen von selbst ab, ja bezwingen die Menschen gar. Man musste sich ihnen unterwerfen (dem Tagesrhythmus, dem Wetter, etc.), also mussten sie göttlich sein. Die Naturreligionen waren geboren (Abb. 17 (I.)).
Abb. 17 (I.) – Religionsentwicklung
Im Grunde weiß der Mensch, dass es eben nicht so ist, dass immer irgendetwas anderes diese Erschaffung initiiert hat. Aber schon am Urknall (aus Unkenntnis über die Erde und den Menschen) scheitert diese Erklärung und Gott rückt an diese Stelle – weil der Mensch sich seine Umwelt erklären und sie begreifen muss. Viele Theologen streiten die Urknalltheorie vehement ab – obwohl sie in (fast) allen Religion schon in ähnlicher Form beschrieben wurde, noch bevor sie von den Physikern formuliert werden konnte und obwohl sie genau der Triumph der Religion zur Erklärung von Gott wäre. Denn an dieser Stelle endet spätestens unser physikalisches Wissen. Da niemand weiß, was vorher war und selbst an der Existenz der Naturgesetze zu dieser Zeit wissenschaftlich gezweifelt wird, könnte dies hervorragend mit einem „Gott“ erklärt werden.
Zunächst ist Gottesglaube der Wunsch nach Erklärung der Welt. Dazu kommen die Funktionen von Frieden, Vernunft, Norm und Moral. In dem Wunsch, dies alles und weitere Tugenden (abhängig vom jeweiligen Zeitgeist) in einem Menschen, einer Person zu vereinen, um allen anderen eine Vorbild zu schaffen, entstand vermutlich die Vorstellung von einem Gott, denn ein Mensch allein kann nicht nur gut sein. Gott musste daher perfekt sein und über den Menschen stehen.
Gott besteht auch als Synonym dafür, dass etwas Bestimmtes von niemandem geschaffen werden kann. „Das geht nicht, niemand kann das!“ Niemand wird personifiziert: Gott kann das. Niemand ist Gott. (Gott ist niemand.) Daraus wird dann die ultimative Person Gott, die eigentlich keine ist, aber anstelle einer Lücke gesetzt wird.
Die Unvollkommenheit, die man als Mensch an sich und seinesgleichen feststellt, führt einen dahin zu glauben, dass es etwas Vollkommeneres geben muss. Genau das ist Gott. Ob es etwas Vollkommeneres tatsächlich gibt und wie das aussieht, ist eine Frage des Ansetzens der Maßstäbe. So ist allein das Universum als Ganzes und als abgeschlossenes System, wie wir es heute vermuten, vollkommen und autark. Daher entspräche es dem höchsten Gott (den man auch als Natur mit all ihren Gesetzen bezeichnen kann). Ob das Universum aber in dieser Weise beschaffen ist, können wir nicht mit Gewissheit sagen. Der Beweis für diese Art von Gottheit bleibt also ebenso aus wie für alle anderen.
Denn sobald wir die Vollkommenheit eines Gottesanwärters beweisen könnten, wäre er nicht länger vollkommen, da er dann von etwas anderem bestimmt wird (was wir noch nicht kennen). Wir können nur Dinge begreifen, die von anderen unmittelbar oder mittelbar abhängig sind und beeinflusst werden können.
Bsp.: Wenn das Universum nur eines von vielen oder Teil eines größeren ist, dann kann es dadurch beeinflusst werden und ist nicht mehr absolut vollkommen, weil es abhängig ist.
1.7 Paradoxien - Die Existenz des Nichtexistenten
Paradoxien sind durch Widersprüche entstandene Ausnahmen in unseren Weltbildern und können mit unserem jeweiligen Verständnis von der Welt nicht erklärt werden. Damit können sie sich jedoch in jedem Weltbild unterscheiden und weisen dadurch einen Grad und Hinweis auf die Gültigkeit von Weltbildern auf und geben gegebenenfalls Anlass zur Entwicklung von Anpassungen oder ganz und gar neuen Weltbildern.
Dafür gibt es scheinbare Paradoxien und wirkliche Paradoxien. Bestehen nun wirkliche Paradoxien, muss überlegt werden, ob sie zur Erklärung der Weltanschauung selbst gehören oder ob darin eine noch ungeklärte Tatsache zugrunde liegt und man die Schlüsse uminterpretieren muss. Oft wird in der Rhetorik eine paradoxe Logik angewandt, um andere zu überzeugen. Dann muss darauf geachtet werden, ob die Paradoxien nicht nur scheinbar sind, also welches das übergeordnete System darstellt und woraus sich der Widerspruch ableitet. Lokale Wahrheiten können so als absichtliche Irreführung (also als Lüge) enttarnt werden.
Beispiele realer Paradoxien:
- „Gerechtigkeit und Regeln“ – da sie aus der von Menschen selbst gemachten Gesellschaftsordnung hervorgehen, können sie als unauflösbares Paradoxon und damit real in einem ebenso real praktizierten System menschlichen Zusammenlebens betrachtet werden. Gleichzeitig sind sie damit aber auch Triebfeder für ständige Veränderungen und Diskussionen um dieses Paradoxon aufzulösen.
Dagegen sind „Gesetze und Freiheit“, „Individuum und Gemeinschaft“ keine Wiedersprüche, da sie hierarchisch aufgebaut sind. Freiheit ist immer von den Gesetzen abhängig und definiert sich darüber, sowie erst eine Gemeinschaft aus Individuen besteht, aber Individuen (zumindest kurzzeitig) allein bestehen können.
Gesetze sollen möglichst allgemein gehalten werden und ohne Begründung bestehen bleiben, um jeden möglichen Fall in seinem Rahmen zu erfassen und zu regeln. Ohne Begründung bleibt aber vielen der Sinn des Gesetzes verborgen und es führt dazu, dass es oft nicht angewendet wird.
- Dem einzelnen Menschen ist dagegen eigen die Folge einer bestimmten Weltanschauung und damit immer die anderen Orte statt des eigenen Standpunkts als besser anzusehen. Das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist für sie also immer grüner, egal, wo sie stehen. Das kommt durch die ständigen Vergleiche der Menschen ihrer selbst mit den anderen zustande (Paul Watzlawick). Oder etwas anders betrachtet: In der Welt leben und sich anpassen müssen, die man eigentlich verändern will, ist zutiefst gegensätzlich. Aber man muss es tun, sonst kann man sie nicht verstehen und nicht ändern (das ist das Problem des radikalen Liberalen und aller Reformatoren).
Der Mensch will eine Bestimmung im Leben, aber auch frei entscheiden können. Wie so oft liegt die Lösung in der Kombination beider Vorgänge. Indem er zwar Entscheidungsmöglichkeiten hat, aber sich immer so entscheidet, wie es für die Erfüllung der Bestimmung nötig ist, fühlt er sich frei und eins mit dem Ganzen. Die Abwechslung der Gegensätze bestimmt für ihn die Akzeptanz des Systems.
Der Zustand zwischen Anspannung und Entspannung ist ein weiteres, notwendiges (und daher scheinbares) Paradoxon: Mancher braucht mehr Anspannung, mancher mehr Entspannung hintereinander. Aber insgesamt muss es ausgeglichen sein. Wer also mehr Anspannung braucht neidet eventuell die Entspannung des anderen und der andere hätte vielleicht gerne etwas Spannendes zu tun, wenn er seine Bilanz überschritten fühlt.
- Was war zuerst da: Huhn oder Ei (vgl. Kapitel „Grundlegende Philosophie“)
Offensichtlich scheinbar sind Paradoxien, die oberflächlich betrachtet auf den ersten Blick gegensätzlich erscheinen, einen bspw. aber dennoch faszinieren können.
Fiktives Beispiel:
- Die elementarste biologische (und menschliche) Einheit, das Erbgut in Form einer Säure (Desoxyribonukleinsäure, kurz: DNS) selbst besteht aus vier Basen. Wieso sollten sich die Menschen nun nicht natürlich verhalten und sich selbst vernichten, was doch ein Widerspruch ihrer Existenz wäre?
Doch die Chemie lehrt uns, dass Säuren und Basen sich neutralisieren – wie die Menschen sich selbst bekämpfen. Was daran ist nun das Gute, was das Schlechte? Was von beiden dominiert und zieht das andere ins jeweils eigene Milieu? Und kann man überhaupt eine solche Entscheidung treffen?
Doch da die sauren und basischen Eigenschaften in einem Molekül selbst vorkommen, gehören sie regulär zum Ganzen und nicht zu zwei feindlichen Einheiten. Wie auch der Mensch hin und her gerissen ist zwischen seinen Gegensätzen.
--> Dass Säure und Base in einem Makromolekül vorkommen ist zwar eine richtige Beobachtung, aber aus der relativ einfachen Biochemie auf das komplexe Gesamtverhalten der Menschen zu schließen hat keine logische Grundlage.
- Feuer kann selbst auch als lebendiges Wesen gesehen werden, solange man die Merkmale des Stoffwechsels, der Fortpflanzung, der Fortbewegung und evtl. noch anderer Anzeichen sieht.
--> Doch es kommt nicht über das Stadium des chemisch-geologischen Lebens hinaus, da es nicht zielgerichtet und nicht abstammungsgerichtet lebt. Feuer lässt sich überall ständig gleich herstellen. Es macht keine dauerhafte Veränderung durch und entwickelt sich nicht dauerhaft bzw. gibt diese Entwicklung nicht an seine Nachkommen weiter und ist letztlich auch keine Materieform. Es fehlt die Evolution.
Zeitreisen
Eine der bekanntesten und gleichzeitig schwierigsten Paradoxien ist die der Zeitreise. Es scheint uns, als existiere es wirklich, aber da wir es (derzeit) nicht überprüfen können, bewegen sich Zeitreisen eher im imaginären Bereich.
Zukunftsreisen:
Reisen in die Zukunft sind aufgrund des „vorwärts“ (also einseitig) gerichteten Zeitstrahls möglich. Streng genommen erleben wir das in jedem Moment unseres Lebens. Mit zunehmender Geschwindigkeit unserer Bewegung gegenüber unserer Umgebung lässt sich das noch schneller realisieren, mit erhöhter Masse in unserer Umgebung verlangsamen. (Gäbe es eine negative Geschwindigkeit, könnte man vermutlich in die Vergangenheit reisen.)
Bsp. 1: Wenn man sich von der Erde mit der Lichtgeschwindigkeit („c“) entfernt, von jeglichen schwereren Objekten fernhält und nach einigen Jahren wieder zu ihr zurückkehrt, wäre die Zeit auf der Erde schneller vergangen. Zeitreisen in die Zukunft sind somit zwar auf gewisse Regionen des Universums beschränkt, aber möglich. Nur zurück käme man nicht – eben „Zurück in die Zukunft“.
Bsp. 2: Man könnte sich einfrieren lassen bzw. seinen Stoffwechsel reduzieren um dadurch länger zu leben.
Vergangenheitsreisen:
Reisen in die Zukunft und anschließende Wiederkehr in die Gegenwart (die dann die Vergangenheit wäre) können nicht möglich sein, da sich die Zukunft und die Gegenwart geändert hätten, wenn man in der Zukunft angekommen wäre und die Gegenwart geändert hätte, wenn man zurückkehrte. Abgesehen davon würde ein zurückkehrender Zeitreisender die Gegenwart so verändern, dass die Zukunft, die er erlebt hat, so nicht eintrifft, wenn es auch nur ganz geringfügige Änderungen geben könnte (z.B. schon, weil er Atome aus der Zukunft mitbringt und welche dort lässt bzw. deren Zustände ändert).
Theoretisch bräuchte man irrsinnige Mengen an Energie, um das Universum in den Zustand der vergangenen Zielzeit der Reise zu versetzen oder um eine Zeitmaschine zu betreiben. Im Falle einer Zeitreise würden außerdem die entsprechenden Atome des mitgeführten Materials (inklusive Zeitreisenden) in die vergangene Zeit mitgenommen werden. Demzufolge wäre der physikalische Energieerhaltungssatz verletzt (durch den gleichen Vorgang könnte sonst Wissen aus der Zukunft in die Vergangenheit gelangen ohne dass es jemals existiert bzw. jemand gefunden hat, da es ja schon immer da war, innerhalb des beschriebenen Zeitfensters). Das heißt, dass es entweder nicht funktioniert in der Zeit zurück zu reisen oder dass Energie in irgendeiner Form, die mitgebracht wurde (ob in wellenmechanischer oder materieller Form), wieder abgeführt bzw. aufgebraucht werden muss.
In die Vergangenheit kann man zwar nicht reisen, aber blicken. Durch die begrenzte Lichtgeschwindigkeit ist es sogar unbedingt möglich stets in bereits vergangene Zeiten und Zustände zu blicken. Fände man sogar einen Stern, Planeten oder eine anderes Spiegelsystem, welches das Licht, das von der Erde darauf zu kommt, genau so ablenkt, dass es zu uns zurückkehrt, würden wir die Vergangenheit der Erde wahrnehmen können – zu der Zeit, seit der das Licht zu dem System hin und wieder zu uns zurück unterwegs ist.
Das widersprüchliche Problem:
Wenn vor uns schon einmal eine Zeitmaschine erfunden und die Vergangenheit verändert wurde, wodurch wir (heute) entstanden, könnte genauso dieser Fehler rückgängig gemacht werden und wir würden sofort verschwinden bzw. hätten niemals existiert. Keine unserer Taten hätte dann je existiert. Oder anders ausgedrückt: Wenn wir in der Vergangenheit einen unserer Vorfahren töten oder etwas ähnliches tun, um ihn an der Fortpflanzung (zu den gegeben und notwendigen Umständen, die unsere Existenz voraussetzen) zu hindern, würden wir - durch das Prinzip der Ursache und Wirkung - nie entstanden sein und könnten ihn also auch nicht beeinflussen, wodurch wir wiederum doch existierten usw.
Um das Kausalitätsprinzip nicht zu verletzen, dürften Zeitreisen physikalisch nur frühestens zurück bis zum Beginn der Existenz der Zeitmaschine möglich sein, sonst würde man den Bau der Zeitmaschine verhindern und es gäbe wiederum keine Zeitreisen. Das Paradoxon des Zeitreisenden und seines Vorfahren wäre damit jedoch noch nicht gelöst – von den ethischen und moralischen Problemen ganz abgesehen. Denn die Zeitmaschine erfinden ist eine Sache, aber die Regeln um ihr Benutzen werden umso mehr Diskussionen und Zeit selbst erfordern. Denn erst wenn ein Weg gefunden wäre, in der Zeit zurück zu reisen ohne etwas zu verändern, könnte dieser technische Fortschritt zur Forschung - und allein dazu - verwendet werden.
Identitätsproblem (zwei gleiche Menschen):
Nachfolgendes wäre das gleiche Problem, wenn ein gleicher Mensch aus einer anderen Zeit erschiene:
Wenn der Mensch nachbildbar wäre könnte sich jeder seinen Wunschkörper basteln und außer durch Unfälle oder Ressourcenknappheit würde niemand mehr sterben, weil man sein Bewusstsein bzw. Ich in den anderen Körper kopieren könnte (à la Matrix, Avatar, Minority Report). Doch dann käme die Frage auf, wer man im Falle eines tödlichen Unfalls und anschließend erfolgreich geladenem Backup noch wäre. Denn das eigentliche Ich ist gestorben und nur eine alte Version ist vorhanden. Außerdem entsteht das Dilemma, dass man selbst nicht mehr lebt, aber die alte Version des Ichs noch existiert und für andere sowie das alte Ich selbst komplett identisch ist. Obwohl es nur eine Kopie wäre, würde es sich echt anfühlen. Das wirft die Frage auf, woher wir wissen können nicht auch nur eine Kopie zu sein, ähnlich der Frage, ob wir nicht nur in einer Simulation leben (Gehirn im Tank).
Desweiteren könnten auch mehrere Kopien ein und derselben Persönlichkeit parallel und zugleich existieren und sogar miteinander interagieren, ähnlich eineiigen Zwillingen. Doch sie würden sich mit der Zeit aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen beginnen anders zu verhalten und ein Ich könnte erfolgreicher sein als das andere. Das wiederum lässt offen, welches Ich das bessere ist und ob man dem einzelnen Menschen in der Gesellschaft so viel Wert beimessen kann. Zumal er sich nur durch die Mithilfe und Stimulation anderer entwickeln kann (der philosophischen Eltern). Wer das gleiche Weltbild entwickelt und von den gleichen Menschen beeinflusst wird, ist somit ein Bruder im Geist, geprägt von den gleichen philosophischen Eltern.
Mögliche Lösungsansätze der Widerspruchsproblematik von Zeitreisen:
Ein Ausweg aus dem Dilemma des Paradoxons bieten andere Betrachtungsweisen:
- So reist man z.B. nicht in der „eigenen“ Zeit zurück, sondern lediglich in ein Paralleluniversum, das sich an diesem Zeitpunkt befindet, in das man zurückreisen will. Dieses würde dann durch die Zeitreise in der entsprechenden Weise, in der es geändert wurde, entwickeln. Reist man dann von dort aus wiederum in der Zeit zurück ergibt sich ein neues Paralleluniversum, solange, bis man entweder am Anfang der Zeit angekommen ist oder alle Möglichkeiten der Entwicklung erkundet hat. Weiter geht es dann nicht zurück.
- Ein Widerspruch im Zeitgefüge würde auch vermieden, wenn die Änderung im Zeitgefüge und also die Zeitreise selbst schon Teil der Zukunft wäre. Allerdings würden ein unabänderliches Schicksal sowie eine prophetische Bestimmung existieren, denen man nicht zuwider handeln könnte. Es gäbe dann keinerlei reale Entscheidungsmöglichkeit für bewusst lebende Organismen und das Schicksal wäre nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Zukunft determiniert.
- Wenn etwas in der Vergangenheit geändert wird (durch eine Zeitreise), dann verändert es logischerweise die Zukunft. Wird jedoch so viel verändert, dass die Zeitreise nicht stattfinden könnte (oder zu einem anderen Zeitpunkt mit anderem Ziel), so hebt sich diese Korrektur der Vergangenheit auf und alles entwickelt sich wie angegeben (bis zum nächsten temporal-kausalen Problem). So könnte es bei nicht eindeutig vorwärts gerichtetem Zeitstrahl innerhalb dieser Abweichung auch zu einer Zeitschleife kommen, sollten sich Vergangenheit und Zukunft haargenau immer wieder gleich beeinflussen (was eventuell in singulären Systemen vorkommen könnte).
- Zum gleichen Ort kann es keine Zeitreisen geben oder keine Ortsveränderung zur gleichen Zeit. Damit schiene das Zeitparadoxon aufgelöst: Man könnte also in der Zeit zurückreisen, aber nicht zum gleichen Ort, vor allem aber nicht zu Orten im Universum die sich bis zum Zeitpunkt der Zeitreise beeinflussen könnten, wie man nicht an verschiedenen Orten gleichzeitig sein kann, während die Zeit voranschreitet (es ginge nur, wenn die Zeit stehen bliebe, vorausgesetzt, man würde sich mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen, da man sich nur innerhalb seines entsprechenden Lichtkegel aufhalten kann).
Wenn man z.B. in die Vergangenheit reist um einen direkten Vorfahren umzubringen, ändert das zwar die Zukunft, aber nur die Zukunft, die nach der nun geänderten Vergangenheit liegt. Das heißt der mordende Nachfahre lebt weiter, weil aus seiner Zukunft noch die Vergangenheit vor dem Mord galt. Ursache und Wirkung bleiben erhalten, weil man innerhalb der Zeitschleife nicht rückwärts handelt, sondern immer noch vorwärts gerichtet, wenn auch in der Vergangenheit. Aber die Geschehnisse sind nicht rückgängig zu machen, selbst wenn man in die Vergangenheit reist und die Ursache ändert, weil sie schon passiert sind. Die Zukunft ändert sich dadurch, aber die ursprüngliche Zukunft bleibt in allem erhalten, was in die Vergangenheit gereist ist und sich dort aufhält. Man kann nicht zurück in die alte Zukunft reisen, weil es diese nicht mehr gibt bzw. sie unerreichbar geworden ist.
Daher könnte man sich bei Zeitreisen in die Vergangenheit nicht selbst begegnen, weil es eine Reise wie im Raum ist. Ist man in dem einen Raum, kann man in keinem anderen sein – genau wie mit der Zeit. Zu bedenken ist allerdings, dass die Teilchen eines Organismus ständig ausgetauscht werden und der Mensch in der Vergangenheit aus nahezu komplett anderen Teilchen besteht, da er mit der Umwelt interagiert. Nur lokale Ordnung bzw. Entropie (z.B. des genetischen Codes oder des Wissens in Form von Nervenverbindungen im Gehirn) bleibt gleich. Entropie ist der Grund, der Zeitreisen unmöglich macht, da die Gesamtentropie des Universums nicht weniger werden kann. Deshalb würden Zeitreisen nur sehr lokal beschränkt möglich sein.
- Man könnte in der Zeit reisen, wenn sich Raum und Zeit als Dimensionen vertauschen ließen. Das funktionierte wegen des dann richtungsgebundenen Ortes aber nicht im Raum außerhalb eines bestimmten festgelegten Weges und wäre also an die Ortsrichtung gebunden, auf der man reist.
So scheint das Universum genau diese Zeitmaschine darzustellen und mit seinem etwaigen Kollaps eventuell alles wieder rückgängig zu machen, was wir jemals erlebten. Dann würde die Zeit allerdings auch nur in eine Richtung laufen und die Zukunft wäre nun als Vergangenheit nicht veränderbar.
II. Naturwissenschaft
2.0 Grundlagen der Naturwissenschaften
(II.) Naturwissenschaft
Erforschung der Grundlagen der Natur und ihrer Auswirkungen
Grundlage der Naturwissenschaften:
Nur Naturgesetze stehen über allem. Sie bleiben auch gleich, wenn es keine Materie oder Energie gibt. Materie und Energie beschreiben die Naturgesetze. Diese ändern sich nicht, sind aber nicht voll erkennbar, da sie auf eine neue Art von Materie oder Energie nicht vorhergesagt werden können.
Naturwissenschaft ist auch nichts anderes als ein Glaube. Er entsteht jedoch aus allgemein gültigen, quantifizierbaren und reproduzierbaren Beobachtungen. Das Ziel liegt darin die Regeln alle zu kennen, um dann aus ihnen alles was nötig ist ableiten zu können.
Die Mathematik ist darin die grundlegende Methodik zur Abstrahierung von Modellen und Datenverarbeitung sowie universale Sprache der Wissenschaft, aber sie selbst beschreibt nicht die Natur. Zahlen sind eine Erfindung des Menschen und kommen in der Natur nicht vor, sondern nur Muster, die wir mit Zahlen ausdrücken können. Aber was wir aus diesen Zahlen schließen und wie wir sie überhaupt bekommen, ist bereits eine Abweichung von der Realität. Allein die Definition einer Zahl und ihre Darstellungen sind schon unnatürlich, weil die Natur nicht zählt. Sie macht. Das sieht man schon daran, dass Messungen nie die genaue Situation erfassen. Zahlen sind immer fehlerbehaftet oder schließen andere Einflüsse oder Veränderungen aus.
Mathematik ist daher eine abstrakte Methode und muss entwickelt werden, denn Empirie durch Beobachtungen nützen auf diesem Gebiet nicht. Wohingegen große Teile der Biologie z.B. sehr natürlich erfassbar sind. Die Mathematik kann daher als „Kunst“ gesehen werden unter den Wissenschaften. Die Informatik ist ebenfalls eine Kunst, da sie zunächst Kreativität erfordert um einem realen System eines von vielen möglichen Modellen nachzubauen. Außerdem erschafft sie überhaupt funktionierende Modelle und übersetzt die Realität in eine andere Form bzw. bildet die Realität vereinfacht ab.
Mathematik <–> Biologie <–> Soziologie <–> Kunst
abstrakt -------------------- natürlich -------------------- abstrakt
Physik als die wohl am eindeutigsten erfassbare Naturwissenschaft fasziniert alle Menschen, selbst wenn sie nicht alles verstehen. Physik ist die Grundlage aller Beobachtungen, die Menschen machen und die sie sichtbar, hörbar, fühlbar, sogar riechbar und geschmacklich begreifen können. Aus ihr ergibt sich die Chemie, da sie die Wechselwirkung der Teilchen durch ihre Größen und Gesetze vorgibt, sogar die Materie selbst als Energieform bestimmt und so Grundlage allen Lebens bildet.
Chemie beschreibt so die Gesetzgebung über die Verbindung von Materie zu Komplexen / Verbänden (wie Atomen und Molekülen). Dieses Fachgebiet ist es, das normalerweise als Basis der „Natur“ verstanden wird und das alle Vorgänge, die wir mit diesem Wort verbinden, erklären will. Dass die Chemie ein Teilgebiet der Physik ist, ergibt sich bereits aus der Abhängigkeit der Elementarteilchen von physikalischen Kräften und Prozessen. Ohne Teilchen gibt es keine Chemie, die erst auf Atomen und Ionen basiert. Verschiedene Isotope eines Elementes zeigen so die gleichen chemischen Eigenschaften, jedoch nicht die gleichen physikalischen Eigenschaften (z.B. unterschiedliche Masse und damit unterschiedliche Anreicherungen in der Umwelt). Die Chemie ist die Physik der Materie, doch neben der Materie existiert auch die Energie als Erscheinungsform von Phänomenen und letztlich als Überträgermedium von Kräften innerhalb der Polarität von Gradienten. So führt auch der radioaktive Zerfall als physikalisches Phänomen zur Änderung der Voraussetzungen für chemische Vorgänge – und ist letztlich das beste Beispiel für Wahrscheinlichkeiten in der Natur.
Neben der Energie- und Materieform gibt es außerdem den Informationsgehalt, der sich mit der Verteilung von Energie und Materie ergibt und als Grundlage der Entropie verstanden werden kann. Vor allem in der Psychologie ist der Informationsgehalt in viel speziellerer Weise später von Bedeutung ist. In abgeschlossenen Systemen wird so nichts ausgetauscht, keine Information gelangt hinein oder heraus (falls irgendeine Information anders als durch Energie oder Stofftransport befördert werden könnte). In geschlossenen Systemen kann Energie oder Information ausgetauscht werden und in offenen Systemen wird auch Stoffliches / Materie ausgetauscht.
Die wichtigsten Unterschiede innerhalb der Physik bestehen in der Skalierung. Der Mikrokosmos von einzelnen, molekularen Verbindungen, Atomen, Neutronen / Protonen / Elektronen, Quarks und letztlich noch kleineren Bausteinen ist von uns nicht mit unseren natürlichen Sinnen allein zu fassen. Es braucht Berechnungen, Mikroskope, Teilchenbeschleuniger etc. um sie überhaupt erfassbar zu machen und zu verstehen. Die Quantenmechanik und andere Theorien befassen sich damit. Die Bestandteile aller Dinge sowie die Füllung des Raums, in dem wir leben (Universum genannt), ist das Untersuchungsziel.
Ebenso verhält es sich mit dem Makrokosmos. Auch er ist nicht mit unseren Sinnen allein fassbar. Hierzu nutzen wir wieder Berechnungen, Teleskope, etc. Vertreten vor allem durch die Relativitätstheorie wird versucht unseren Aufenthaltsraum (das Universum) zu verstehen – den Raum, in dem sich alle Teilchen befinden und sich letztlich die Naturgesetze abspielen.
Doch allein an der Auffassung von „Teilchen“ als Materiebestandteile scheitern unsere Gedankenmodelle, wie das Licht eindrucksvoll zeigt. Denn es hat Eigenschaften von Teilchen, aber auch elektromagnetischen Wellen und bildet eine der wenigen als bekannt angenommenen, absoluten Grenzen im Universum, denn nichts ist schneller (eine andere absolute Grenze ist z.B. der absolute Temperaturnullpunkt). Und doch gibt es einheitliche Abläufe von Licht im Universum, verbindet sich also der Mikrokosmos mit dem Makrokosmos. Also muss es eine Lösung dieses Problems geben, vor dem wir heute noch stehen und das wir als Welttheorie ansehen. Teilchenphysik (und damit die Chemie als Teil davon) und Astronomie miteinander zu vereinen würde das Verständnis für die Welt, in der wir leben, also zu einem Ziel führen. So glauben wir es heute und nennen es vorläufig „Quantengravitation“. Das Ziel von einer vereinheitlichten, alles beschreibenden Theorie setzt sich also aus den wesentlichen Faktoren des Mikrokosmos (den Quantenzuständen in der Teilchenphysik und den Wechselwirkungen bzw. Grund(kern)kräften) und des Makrokosmos (der Gravitation) zusammen.
Wie ein Schatten schneller als Licht sein kann, wenn er entsprechend weit vom Strahlkörper entfernt ist, da er ein indirektes Phänomen ist, ist auch Gravitation indirekt von der Masse bzw. Energie abhängig und existiert damit nur durch sie bedingt. Wie alle anderen drei physikalischen Grundkräfte wirkt auch die Gravitation durch Felder und damit durch Austauschteilchen wie dem Photon als elektromagnetische Teilchen-Welle. Doch das Feld der Gravitation ist eine Bedingung und Wirkung der Dimension des Raums. Die Vorstellung eines Gravitons scheint daher unnötig zu sein (zumal es als Teilchen eine Masse haben müsste, dadurch wiederum Gravitationsschwankungen verursachen würde und die Masse einer Singularität nicht entkommen könnte, obwohl auch Singularitäten Gravitation aufweisen).
Nur ob es außerhalb des Universums uns bekannte Gültigkeiten von physikalischen Gesetzen gibt ist gänzlich unerfassbar. Die äußeren Bedingungen könnten so „unsere“ Naturgesetze beeinflussen, ohne dass wir diese je untersuchen oder verstehen könnten. Ebenso steht es um den Anfang und das Ende des Universums. Zwar können wir einen Anfang zeitlich und eventuell auch räumlich bestimmen, wie auch ein Ende. Aber was vor dem Anfang kam oder nach dem Ende kommt liegt nicht mehr innerhalb unserer Verständnismöglichkeiten. Mit jeder neuen Grenze, die wir entdecken, wird so sinnbildlich immer mehr Unbekanntes offenbart. Sicherheit darin kann nie gegeben werden. Für einen einzelnen Menschen ist es nicht möglich alles zu erfassen, was um ihn herum passiert. Aber selbst für die Menschheit (auch in ferner Zukunft oder Vergangenheit) und das Universum (falls es sich selbst verstehen könnte) ist das nicht möglich. Es bleibt immer ein unbekannter Rest und wir können nicht einmal eine Wahrscheinlichkeit angeben, wie groß dieser Rest ist, da wir ja nicht einmal seine Größe kennen.
Schon den Ursprung der Naturgesetze können wir nicht bestimmen. Wie kam es zum Urknall? Warum sind die Naturgesetze, wie sie sind und warum gibt es überhaupt diese bestimmte Menge von Energie im Universum, durch die alles dynamisch abläuft, wie es abläuft und letztlich auch Materie entsteht?
„Naturgesetze bestimmen zwar alles, was passiert, selbst sind sie aber durch kein Gesetz so, wie sie sind.“, (Arthur Schopenhauer). So gesehen, würde dieser Gedanke als Gottesbeweis benutzt werden können. Aber die Naturgesetze sind zumindest indirekt bestimmt durch die Teilchen und deren Wechselwirkung. Ohne Teilchen oder Energie im Raum gibt es keine erkennbaren Gesetze bzw. finden sie keine Anwendung (und folglich niemanden, der sich darüber Gedanken machen kann und auch mit nicht gänzlich abschließender Wahrheit sicher ist, dass es sich um ein unbrechbares Naturgesetz handelt).
Physikalische Dimensionen:
- Potentialenergie / Entropie
o Kräfte (Gewicht [N], Spannung [V], Druck [bar; Pa; Thor; atm], Beschleunigung [m/s²], etc.)
o Menge (Anzahl)
o Eigenschaften eines Körpers oder Phänomens (Ausbreitung / Raumgröße [m], [°]), Geschwindigkeit [m/s], Masse [kg], etc.)
- Zeit (Sekunde [s])
„Dimensionen“ sind immer Dimensionen der Materie oder Energie in einem Raum, mit Ausnahme der Zeit.
Entropie / Homogenität und Ordnung / Dichte
Es gibt nur wenige Grundprozesse nach denen alles abläuft, die sich aber äußerst unterschiedlich gestalten können und je genauer man hinsieht, umso unterschiedlicher erscheinen sie einem zunächst, umso ähnlicher werden sie jedoch mit zunehmendem Wissensgewinn. Die Gleichgewichtseinstellung, die sich im Konzentrationsgefälle und der immer wieder einzustellenden Entropie verdeutlicht, kann als wesentliches Prinzip und als lebendige Dynamik rund um Achse der Extrempunkte in Form von äußeren Polen aufgefasst werden.
Ausgehend davon, dass das Universum nicht statisch ist, weil es sich kontinuierlich ausdehnt, muss angenommen werden, dass es einen begrenzten Raum ausmacht. Es müsste also ein Innen und Außen existieren sowie ein (stetig wachsendes) Gesamtvolumen bei gleicher Energiemenge, also sinkender Energiedichte und steigender „homogenen Unordnung“ (Entropie).
Was das Universum und die Bildung von Naturgesetzen überhaupt antreibt ist die Möglichkeit der Ausbreitung des Raums und die Energie, um das voran zu treiben. Solange also keine unbekannte Kraft gegen die Ausdehnung steuert (z.B. Gravitation von Materie) und die Energie innerhalb ausreicht (Menge), um eine ungleiche Verteilung von Energie aufrecht zu erhalten und um Gradienten zu folgen (Potentialenergie), wird es so lange (Zeit) beobachtbare, physikalische Phänomene im Universum geben. So kann der Urknall vorgekommen sein, weil eine entscheidende Größe / ein Halt weggefallen ist (wie das Relaxieren der Muskeln beim Sterben) und das Universum seitdem der Entropie zustrebt.
Der Zustand der Ausbreitung kann sich entweder unendlich lange bewegen, kann irgendwann zu einem Gleichgewichtszustand führen oder unter seiner eigenen Entropie zusammenbrechen. Allerdings können auch äußere, völlig unbekannte Umstände ganz andere Wirkungen verursachen.
Entropie kann hierbei als der absolute Zustand angesehen werden, in dem keine Potentialgradienten mehr bestehen und alle Unterschiede ausgeglichen sind. Entgegen der maximalen Dichte stellt hier absolute Entropie, also Gleichverteilung / Homogenität aller Energie, den Gegenpol dar und damit fällt Dynamik aus, da sich keine physikalischen Kräfte aufgrund des homogenen Teilchenabstandes mehr ausbilden können – also entsprechend dem absoluten Nullpunkt.
Jede Ordnung ist vom Betrachter abhängig. Aber zur Errichtung jeder Ordnung ist ein Energiefluss notwendig. Wir leben (auf der Erde) in einem System höchster Ordnung. Ordnung wird erst durch physikalische Anomalien und aufgrund physikalischer Gesetze durch (zufällige) Anhäufungen von Materie / Energie und später durch zunehmende Intelligenz geschaffen und erhalten. Dabei verstärken sich Ordnung und Intelligenz, aber auch Ordnung und Anomalien gegenseitig und verhindern einen vorläufigen Rückfall in die Entropie (die natürliche und gleichmäßige Verteilung im Raum bzw. das Chaos), indem sie die äußere Entropie um ihre Umwelt herum verstärken, um innerhalb eine höhere Ordnung mit Hilfe von Energieaufwand zu erschaffen.
Weil wir uns gerade in einem Zustand höchster Ordnung befinden, erscheint unser Schaffen und unsere Werke (auch Produkte) kaum noch natürlich, sondern künstlich, obwohl es in einem abgeschlossenen (ja selbst in einem geschlossenen) System wie dem Universum keine „Unnatürlichkeit“ geben kann, da alles, was darin entsteht, nur aus sich selbst entstehen kann. Daher ist ein gewisses Maß an Ordnung auch nicht zu überschreiten, wie die gesamte Verteilung aller Materie (und damit der Tod im Universum), also absolute Entropie nicht erreicht wird, da dies einem enorm unwahrscheinlichem Zufall gleichkäme, in einem System schier unendlicher Parameter (wobei die Parameter der Interaktionen mit steigender Entropie abnehmen). Zudem müsste exponentiell mehr Energie aufgewendet werden um eine noch höhere Ordnung zu erreichen.
Materie speichert dabei Energie bzw. Materie organisiert und konzentriert Energie, wirkt der Entropie entgegen, u. a. als Energieform, aber dann auch z.B. als Moleküle, deren Bindungen durch hohe Energiezufuhr aufgebaut worden sein mussten.
Das Trennungsproblem:
Wieso kann man ein Blatt Papier oder einen zersägten Baum nicht unter gleicher Energieaufwendung wieder zusammenfügen? Die Physik dürfte es nicht allein verbieten. Das ist das Entropieproblem, weil die die Atome nicht „wissen“, an welche sie sich anlagern müssen. Die Information ist mit der Trennung verloren gegangen.
Entropie gibt auch Auskunft über den Informationsgehalt einer Struktur bzw. über deren Komplexität. Je komplexer die Struktur ist, umso mehr Informationen enthält sie (Standort, Aufbau, Lebensdauer, etc.) und umso mehr Daten braucht man, um sie vollständig zu beschreiben oder zu simulieren. Die Ordnung ist dann umso höher. Das Bewusstsein (der Menschen) ist demnach die wahrscheinlich höchste Informationsdichte des Universums und bildet den höchsten Grad an Ordnung aus.
Relativität im Skalenbereich
Mit der Relativität aller Vorgänge zueinander lässt sich ihre absolute Existenz überhaupt erst vergleichen und damit verstehen. So wird die konstante Geschwindigkeit relativ zum Betrachter z.B. langsamer, wenn man sie in immer größeren Bereichen beobachtet. Differenziert man die Streckenabschnitte und verkleinert sie, erscheint die gleiche Geschwindigkeit umso größer, wenn man nicht die Zeit zum Raum kongruent differenziert – und natürlich umgedreht erscheint die Geschwindigkeit kleiner, wenn man nur den Raum vergrößert. Die physikalischen Aussagen beruhen daher in den meisten Fällen auf der entsprechend benutzten Skalierung (siehe Quantenmechanik, Relativitätstheorie).
Skalenbereiche sind normalerweise unendlich in beide Richtungen der Extreme: unendlich klein / groß, schell / langsam, etc. Das kann daran liegen, dass Extreme nur als solche für unser Universum und die Naturgesetze darin gelten und es sie immer gibt, sie nur noch nicht alle gefunden wurden. Aber bei manchen Skalen ist der Extrempunkt bekannt:
Bsp.: - Geschwindigkeit von Teilchen (c = Lichtgeschwindigkeit)
- Temperatur (absoluter Nullpunkt bei 0 K = -273,15°K).
Auch Aggregatzustände werden in Skalen betrachtet (fest, flüssig, gasförmig). In genügend großen Räumen verhalten sich genügende Mengen eines Gases wie Flüssigkeiten (z.B. Luft in der Atmosphäre). Feste Körper ähneln Flüssigkeiten, wenn sie klein genug und zudem häufig genug vorkommen (z.B. rieselnder Sand). Letztlich macht die Dichte (geregelt über Temperatur, Druck, Konzentration) den Aggregatzustand in unserer, mit den Sinnen erfassbaren Skala aus. Dichte wird aber auch über den betrachteten Größenabschnitt definiert und gilt für andere Stoffe nur in diesem Raum als vergleichbar. In einem Kubikdezimeter kann ein Liter reines Wasser Platz finden (bei Normalatmosphärendruck auf Meeresspiegelhöhe und etwa 20°C).
Ebenso gibt es nur in einem bestimmten Größenbereich starre Grenzen zwischen den Aggregatzuständen. Viskosität von Honig oder „halbfeste“ Salben sind dafür gute Beispiele, aber auch Substanzgemische wie Aerosole (z.B. Nebel als flüssige Wassertropfen in gasförmiger Luft). Ein schmelzender Eiskörper ist so gesehen noch fest, wenn man die flüssigen Anteile noch nicht zu mindestens 50 Prozent feststellen kann (falls man die Definition auf 50 Prozent festlegen will). Innerhalb dieser 50 Prozent ist aber alles schon flüssig (beim Wasser) bzw. noch fest (beim Eis). Betrachtet man schließlich sogar nur das einzelne Atom innerhalb des Verbandes, gibt es diese Aggregatzustände gar nicht. (Plasma als eine Art von ionisiertem Zustand wird hierbei außer Acht gelassen, da sich dabei das Atom selbst ändert.) Einzelne Atome oder Ionen haben keinen Aggregatzustand. Erst durch eine physikalische Zusammenlagerung mit anderen Atomen oder Ionen (nicht chemisch zu Molekülen!), entsteht ein Aggregatzustand. Nur im Bezug zueinander ist der Aggregatzustand in der Gesamtheit aussagekräftig.
So ist auch in der Physik vieles Ansichtssache und (wie Einstein schon feststellte) abhängig von der Position des Betrachters (vgl. Abb. 1, „Sichtweisen auf die Welt“).
Bsp.: Indirekte Bewegungen z.B. von Schatten können sich überlichtschnell fortbewegen, da sie keine Massen haben
Leben bedeutet Bewegung, Schwingung zwischen den Polen. Alles was lebt, wandelt sich, alles was sich wandelt lebt. Ruhe kommt dem Tod nahe. Je schneller und weiter (zu den Polen hin) diese Schwingung erfolgt, umso stressreicher, intensiver und mit stetig höherer Konzentration (= Bewusstsein auf höchster Ebene) wird gelebt – aber dafür auch umso kürzer. Denn es erfordert einen enormen Aufwand (= Energie) um diesen Zustand zu halten. Je höher der Stoffwechsel (z.B. bei körperlicher Anstrengung, Konzentration), umso schneller die Alterung und der Tod. Bei zu wenig Übung dagegen verschleißen Körper und Geist genauso. Entweder es erfolgt Verschleiß durch Abnutzung oder durch Verfallen (bzw. „Einrosten“). Der Maximalstress (um die Gesundheit zu wahren) muss daher herausgefunden werden und leicht unterschritten bleiben.
Bsp.: Energie oder auch Stress pflanzt sich durch den Aufwand der Eltern um das Kind zum Kind selbst fort.
Der Existenzbereich von Organismen (abhängig von den Parametern) aber auch von unbelebten Einheiten (wie Steinen, Planeten, Systemen, etc.) bewegt sich immer in einem gewissen Bereich zwischen dem Maximum und Minimum. Diese Normalverteilung entspricht dem Lebensprinzip unserer Welt am besten (vgl. Abb. 3 (I.) A, „Gleichgewicht“).
Die Grundlage des Lebens ist Dynamik. Aus dem Einen entsteht (kontrolliert) das Andere. Bloßes Sein entspräche allen (unbelebten) Dingen, womit Existenz allein kein Merkmal des Lebens ist. Dynamik dagegen findet sich im Leben-Fortpflanzung-Sterben-Zyklus, in Bewegung und Stoffwechsel, in Anpassung und Alterung / Reifung / Entwicklung (eines Lebenszyklus). Damit gehört alles, wovon Lebewesen abhängig sind (ihre Umwelt), zur Definition des Lebens und lebt. Es sind dem Menschen eher ideelle und oft abstrakte Dinge, wie das Ökosystem, die Erde, das Universum, die Gesellschaft, die Menschheit, etc., welche belebte Gemeinschaften bilden. Überindividuelle Lebensformen wie Gemeinschaften bauen jedoch auf dem biologischen Leben auf. Alles, was lebt, stellt entweder automatisch ein natürliches Gleichgewicht her oder stirbt komplett aus und vergeht.
Alles, was einen gesamtgemeinsamen, unteilbaren Willen hat, gehört zusammen und ist ein Individuum. Das Wesen weist eine Aufgabenteilung auf, die immer beibehalten wird und innerhalb einer strengen Hierarchie bzw. einem Befugnis- und Arbeitsplan unterworfen ist.
Leben bedeutet eine Ansammlung von günstigen Bedingungen um die Prozesse des Lebens aufrecht zu erhalten. Es ist also eine lokale Entropieverringerung oder zumindest das Aufhalten der fortschreitenden globalen Entropieentwicklung. Es kommt zur Ausbildung von (biologischem) Leben, wenn die spezifische Entropie sinkt bzw. nur langsam und ortsgebunden gegenüber anderen Regionen steigt (Bsp.: Erde im Universum). Leben ist ein Selbstzweck des Individuums und hat sonst nur einen Nutzen für benachbarte Glieder der Nahrungskette, also anderes Leben. An die Prozesse des Lebens schließen sich weitere Kreisläufe an, die erneut aus den selben Rohstoffen Leben schaffen kann (z.B. Fraß, organische Zersetzung). Allerdings gilt auch hier die globale Entropievergrößerung, da Energie benötigt wird (oft die Sonne im Beispiel auf der Erde) um den Prozess anzutreiben und zu stimulieren bzw. zu initiieren.
Biologisches Leben
Biologische Dimensionen sind alle Faktoren, die abiotisch und biotisch auf das Lebewesen einwirken und dadurch seine Umwelt darstellen. Leben ist daher eine Frage der Dimension / der Skalen, die man anlegt (z.B. optische Reize, Bewusstsein, Stoffwechsel, etc.). Biologisches Leben ist somit definiert durch die Bausteine RNS / DNS und den Eigenschaften des allgemeinen Lebens sowie der Reaktion oder der Aktion zwischen den Polen, ob durch einen Willen oder nicht. Erst dieser Zusammenschluss aus biologischen Bausteinen (die das Ziel definieren und die körperlichen Möglichkeiten schaffen) und der Reaktion ergibt den Willen zum Überleben, also zwischen den Polen einen bestimmten Punkt zu erreichen.
Der Beginn des biologischen Lebens bzw. Leben generell ist das Ergebnis weniger, sinnvoller chemischer Verbindungen, die stabil sind und genug aufbauenden Nährstoffnachschub haben, um sich gegenseitig herzustellen und damit zu vermehren, entsprechend der chemischen Evolution.
Das Leben wird in Form eines Kreislaufes erhalten, der durch anorganisches Material angetrieben wird. Seine hohen, intelligenten, höchstentwickelten Spitzen (wie der Mensch eine ist) können nur durch viele kleinere, niedere Lebewesen entstehen, in dem diese (unwissentlich) zusammenarbeiten (z.B. Unmengen an Bakterien im und am menschlichen Körper). Der Kreislauf kann sich teilweise selbst regenerieren. Je niedriger die Stelle liegt, an der er gestört wird, umso mehr Leben wird daraufhin (zunächst) vergehen. Der Kreislauf (z.B. als Nahrungskette) kann sich an jeder Stelle selbst zerstören (jedoch nur von unten wieder aufgebaut werden).
Aufbau biologischen Lebens:
Biologisch lebt ein Organismus (auf der Erde), der die Bausteine Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin / Uracil besitzt um daraus ein Erbmolekül in Form von RNS oder DNS auszubilden.
Alles lebt, was sich an seine Umwelt anpassen kann und was seine Umwelt zu seinem Vorteil willentlich verändern kann. Dazu gehört vor allem die Fähigkeit seine Umwelt zu bewerten und sich nach diesen Wertungen zu orientieren. Damit wird Wahrheit automatisch vorausgesetzt und überhaupt noch nicht hinterfragt.
Biologisches Leben besteht neben der willentlichen Anpassungsfähigkeit aus funktionsfähigen Zellen (als Einheiten) und kann sich reproduzieren. Alles andere (z.B. entsprechende Maschinen) gehört unter den „erweiterten“ Lebensbegriff.
Angenommen nichts entstand aus einem Ziel heraus, sondern alles entwickelte sich aufgrund der gegebenen Umstände (der Naturgesetze), wäre auch das Leben zufällig ohne Grund entstanden. Leben selbst zeichnet sich aber durch Ziele (= Triebe) aus: zu überleben, sich fortzupflanzen, zu kämpfen, sich zu entwickeln und anzupassen, usw. Doch diese Ziele sind unnütz im Hinblick auf die ziellose Entstehung und grundlose Existenz des Lebens. Die Naturgesetze kümmert es nicht, ob unter ihnen etwas lebt oder nicht. Daher ist die Grenze zwischen unbelebter Materie und Leben der Wille. Es muss der Wille zum Leben entstanden sein. Dies ist als Anfang und wohl größtes Rätsel der Evolution zu betrachten. Denn wie konnte sich aus chemischen Verbindungen ein biologischer Organismus entwickeln, der den Willen hatte zu leben, also seine Vorgänge wie Stoffwechsel, Wachstum, Entwicklung, Fortpflanzung usw. beizubehalten und sich dafür notfalls anzupassen, also willentlich zu verändern? Wie konnte eine RNS-Sequenz entstehen, die sich selbst reproduzieren kann, also Informationen willentlich speichert? Diese Frage nach dem Anfang stellt sich bei allen großen Rätseln der Menschen, weil sie nach Mustern suchen und letztlich an einem Punkt ankommen, den sie nicht mehr erklären können. Das ist der Beginn der Biologie (auf der Erde) und fast genauso wenig zu erklären wie der Urknall als Beginn der Physik und Chemie zu erklären ist.
Der Wille bzw. das Streben und Leben ist der Gegensatz der Entropie auf biologischer Ebene.
Abstufungen von biologischem Leben:
Die Definition biologischen Lebens ist bereits beschrieben: Stoffwechsel, Anpassung, Entwicklung, Fortpflanzung, Tod. Das alles sind Stufen zum Leben (Abb. 1 (II.)). Welche davon miteinander verbunden sind, entscheidet im Allgemeinen darüber, ob ein Wesen biologisch lebt oder nicht. So betreibt ein Virus Fortpflanzung und Anpassung durch Mutation und damit auch eine gewisse Entwicklung, kann aber nicht verstoffwechseln oder selbst sterben. Bakterien dagegen betreiben Stoffwechsel, sterben aber auch nicht zwingend und zählen für uns dennoch zum Leben.
Grundvoraussetzung für Leben ist letztlich der Wille zur Existenz (und eine RNS oder DNS als Erbinformation). Dadurch passt sich der Organismus an, pflanzt sich fort und versucht dem eigenen Sterben oder dem Aussterben der gesamten Art zu entgehen. Doch ist es der Evolution egal, ob ein Tier dem anderen zum Opfer fällt und als Nahrung gilt. Dem Menschen (als Beispiel) dagegen ist es nicht egal. Er will es oder will es nicht nur, (dass jemand gefressen wird, etc.), sondern ist darüber auch traurig oder glücklich (wenn es z.B. einen Feind trifft). Er hat ein Bewusstsein, eine Vorstellung, ein Modell von der Welt und Gefühle. Das macht ihn zu einer höheren Lebensform und macht für ihn z.B. Liebe zur Perfektion von Leben und einem der meist angestrebten Inhalte seines Lebens.
Veränderung durch Anpassung auf evolutionärer Ebene entspricht dem zellulären Leben. Veränderung während einer Generation bzw. eines Lebens auf (selbst-)bewusster Ebene ist durch Lernen, Erinnerung und Vorstellung bzw. Planen geprägt.
Als höher entwickelt können Lebewesen oder Vorgänge gelten, die mehr Aufwand betreiben müssen, um die gleichen zentralen Prozesse aufrecht zu erhalten wie niedere Lebewesen. Die Komplexität der Vorgänge eines Organismus kann z.B. über die Teilschritte der Fortpflanzung, Stoffwechselvorgänge, Fortbewegung usw. unterschieden werden (Abb. 1 (II.)).
Bsp.: Je mehr Aufwand ein Organismus betreiben muss um seine Lebensfähigkeit aufrecht zu erhalten, um bspw. Glukose herzustellen oder aufzunehmen (beim Menschen über Erarbeiten als Bauer, Kauf / Handel, Diebstahl, Essen, Verdauen, Speicherung als Glykogen, Gluconeogenese, Verbrennung, Ausscheidung von CO2), umso höher ist er gegenüber Lebewesen entwickelt, die Glukose nur aus der Umgebung über die Zellmembran in sich aufnehmen, veratmen und CO2 wieder ausscheiden müssen.
Leben ist immer eine Betrachtung von Abstufungen:
- Physikalisch
- Chemisch-geologisch
- Biologisch:
Anpassung und Evolution (der Wille zum Leben) (Viren, Prokaryoten, Eukaryoten)
||
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V
Stoffwechsel (Prokaryoten, Eukaryoten)
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V
Reproduktion (Prokaryoten, Eukaryoten, eingeschränkt bei Viren)
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V
Entwicklung bzw. Wachstum (eingeschränkt bei Prokaryoten, manchen Eukaryoten)
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V
Sinnes-Reizsysteme / Sensoren (Mikroben, Pflanzen, Tiere)
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V
Bewegung u. Fortbewegung (Tiere, einige Mikroben und Pflanzen)
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V
Nervensysteme (Tiere, evtl. Pflanzen)
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||
V
Bewusstsein (höhere Tiere und Menschen)
Abb. 1 (II.) – Biologische Lebenseinteilung
- Gesellschaftlich (vgl. Kapitel „Geschichte“: Entwicklungsgeschichte der Menschheit)
Pflanzen und niedere Tiere definieren sich allein über Stoffwechselvorgänge. Lebewesen mit Nervensystem definieren ihren Lebenszustand durch selbst erzeugten und fließenden Strom, zusätzlich zu den Stoffwechselvorgängen. Biologisch belebt ist etwas auf der Erde, wenn es die irdischen Bausteine des Lebens besitzt (RNS / DNS) und falls es sich wehrt, wenn man es mit dem Tod bedroht. Dazu muss man natürlich vorher wissen, worin der Tod des Lebewesens besteht, also wann es aufhört zu existieren.
Bsp.: Ein Stein oder Feuer besitzen keine Abwehr-, Ausweich- oder Ausgleichsmechanismen. Menschen im Koma besitzen diese zwar ebenfalls nicht, jedoch funktioniert ihr Körper noch immer und das Immunsystem bzw. die Körperzellen reagieren noch auf Reize. Der Tod des Menschen gegenüber Einzellern beruht daher auf einer Abstufung zwischen Hirntod und Zelltod.
Menschen sterben daher einen höheren Tod als nervenlose Organismen (Abb. 2 (II.)). Zum einen sterben ihre Nervenzellen; zum anderen sterben auch alle anderen Zellen wiederum durch das Ende der Stoffwechselprozesse, das auch für den Tod von Mikroorganismen verantwortlich ist.
Abb. 2 (II.) – Todeshierarchie von Organismen
Die Kommunikation zwischen den einzelnen „Organen“ bzw. „Organismen“ entscheidet über die Gesamtfunktion und die biologische Lebenseinheit eines einzelnen Organismus. Je besser diese Kommunikation ist, umso abhängiger sind die Organe untereinander und umso besser funktionieren sie als ein Gesamtorganismus. Es besteht dann schon eine Art „Gesellschaft“, die bei allen Mehrzellern und auch zwischen den Zellorganellen bei Einzellern definiert werden kann.
Eine imaginäre Grenze zu ziehen ist schwierig und zeichnet nur das Denken der Menschen aus die Dinge klar einzuteilen. Aber wenn das System sterben kann, ohne wiedererweckt werden zu können, ist es ein normaler Einzelorganismus. Kann er aber nach dem Ausfall und alleinigen Weiterbestehen einzelner Organismen nach seinem Sterben wieder belebt werden, ist es ein Superorganismus und damit ein Organismensystem.
Auch Viren leben, auf einer unteren Stufe des biologischen Lebens, da sie sich vermehren wollen und Strategien zur Infiltration von Zellen entwickelt haben. Viren scheinen keinen eigenen Egoismus zu besitzen, nur einen gesamtheitlichen Willen zur Erhaltung der Art, da sie keine Konkurrenz um Nährstoffe hegen und Zellen meist im Verbund befallen. Außerdem verfügen Viren über ein Erbsequenz, entweder DNS oder RNS und damit über die grundlegenden Bausteine des biologischen Lebens der Erde.
Viren leben durch Vermehrung, haben nur den einfachsten und schnellsten Weg gefunden, der Stoffwechsel und Bewegung überflüssig macht. Sie regen ihre eigene Vermehrung an, wenn ihre Hülle diese auch nicht selbst vollführen kann – wie eine Idee, die auch nur lebt, weil andere sie am Leben erhalten. Leben wird definiert durch gezielte Aktion. Viren tun dies, indem sie in die Zellen eindringen und das Erbgut der Zelle verändern.
Ein Mann macht das mit seinem Erbgut ähnlich: er setzt es in die Eizelle der Frau und lässt es mit der dortigen verschmelzen, um neues Leben zu erzeugen.
Zwar besitzen Viren weder die wesentlichen Eigenschaften des Lebens zur Fähigkeit von eigenständiger Fortpflanzung und Stoffwechsel. Aber diese Eigenschaften sind für Viren nicht so eindeutig zu verneinen. Eine Fortpflanzung findet durchaus statt, wenn man diese als neue Generationen betrachtet. Ebenso ist im Fall der Einspeisung viralen Erbguts in die Wirtszelle ein Genaustausch oder Mutation möglich und damit (wie in der Natur erwiesen) Evolution und Anpassung. Die nächste Generation von Viren wäre somit evolutiv verändert worden. Es ist durch die relative Einfachheit des Virenaufbaus eben eine sehr schnelle Evolution, wodurch sie auch sehr anpassungsfähig sind. Nebenbei sind Viren außerdem auch für andere Organismen ein Mutationsmotor, da sie DNS bzw. RNS in die Zellen einschleust und Mutationen und Krankheiten wie Krebs auslösen, aber auch den Organismus in seltenen Fällen durch neue Genabschnitte stärken können und tragen damit wesentlich zur Evolution und Entwicklung von Ökosystemen bei.
Als Gegenbeispiel zur Fortpflanzung als Eigenschaft für Lebewesen sind außerdem Hybride anzuführen, die sich nicht fortpflanzen können, aber dennoch leben (z.B. Maultiere, Pfefferminze, etc.). Viele Bakterien besitzen außerdem die Fähigkeit zur Sporenbildung und betreiben bis zu Jahrtausende lang keinen Stoffwechsel. Ihr Lebenszyklus und die Lebensspanne macht durch die parasitäre Vorgehensweise Stoffwechsel nicht notwendig. Ebenso gibt es genügend Lebewesen, die ihre Mahlzeit außerhalb des Körpers verdauen und auf diesen Teil des Stoffwechsels z.B. verzichten (Spinnen, Seesterne, manche Bakterienarten).
Viren haben untereinander jedoch keinen direkten Wettbewerb, da sie keine Verteidigungsmechanismen haben. Lediglich das „Aufbrauchen“ eines Wirtes durch einen Virusstamm kann den Nährboden für einen anderen Stamm entziehen, also indirekte Konkurrenten für Wirte sein.
Prionen dagegen als einfache Proteine haben keine Absicht sich zu vermehren und sie vermehren auch nicht sich selbst, sondern wirken in einem Dominoeffekt auf körpereigene Proteine, so dass diese sich zu Pathogenen falten. Doch wie Steine ziellos der Schwerkraft folgen und eine Gerölllawine auslösen können, stoßen auch Prionen nur zufällig und nicht gezielt mit Proteinen zusammen, lösen aber Kettenreaktionen aus, indem mit der Zahl falsch gefalteter Proteine die Wahrscheinlichkeit steigt, noch mehr Proteine falsch zu falten.
Mutation im Erbgut:
Nach Charles Darwin entwickeln sich die Arten in ihren Merkmalen und Eigenschaften weiter, indem sie sich durch zufällige Mutationen an ihre Umwelt anpassen. Viele dieser Mutationen sind nachteilig für das Individuum. Die wenigen vorteilsbehafteten Mutationen befähigen das Individuum jedoch dazu besser überleben zu können als seine Konkurrenten und / oder dadurch eine höhere ökologische Fitness zu besitzen, seine Fortpflanzungsrate also zu erhöhen. Diese Merkmale werden dann weitläufig innerhalb der Population vererbt und bilden nach wenigen Generationen durch Selektion dieser Individuen deren Grundlage.
Anfälliger für Mutationen sind Männchen - wegen des einzelnen X-Chromosoms, das Mutationen weniger ausgleichen kann - und eher für die Evolution verantwortlich. Außerdem sind Männchen aufgrund der vermehrten Auswahl durch Weibchen bevorzugt der Selektion unterworfen.
Gezielte Mutation – Resistenzen und der Vorteil der Gemeinschaft:
Zum Überlebensvorteil der gesamten Art durch die positive Mutation eines einzelnen unterscheidet sich auch die Bildung von Geschwüren, also nicht mehr der Gesellschaft zugewandten Individuen (z.B. Krebszellen in einem Organismus, Revolutionäre in der Diktatur oder Demokratie). Bakterien, die sich gegen ihre Art wenden, verschaffen sich dagegen eher einen Überlebensvorteil, da die Konkurrenz nicht mehr so groß ist und sie keinen Partner brauchen um zu überleben. Ihr Interesse kann also nicht allein darin liegen, die gesamte Art oder so viele Organismen wie möglich ihrer Art zu erhalten, da jeder Organismus vollkommen unabhängig von den anderen leben und sich vermehren kann.
Jedoch ergeben sich zum eigenen Überleben aus Sicht des Einzellers auch Vorteile aus der Gemeinschaft von anderen, z.B. bei der Immunabwehr „höherer“ (also spezialisiertere) Organismen. Denn es werden wahrscheinlich erst andere Vertreter der Art des Einzellers gefressen und er kann sich fortpflanzen. Es kann aber auch dazu kommen, dass er selbst oder andere Vertreter seiner Art Resistenzen ausbilden, die auf den Einzelnen übertragen werden können. Die Verbreitung des Resistenzgens auf Konkurrenten würde dem Einzeller nützen, da durch eine höhere Verbreitung der eigenen Art die Zahl der miteinander unter gleichen Bedingungen vorkommenden Organismen erhöht wird und damit die Wahrscheinlichkeit sinkt, selbst gefressen zu werden.
Anpassung an die Umwelt:
Allein Mutationen im Erbgut von Zellen treiben die Entwicklung und Evolution voran. Modifikationen des Lebewesens sind ohne Mutation nicht vererbbar. Aber chemische Anhänge am Erbgut werden z.B. von der Ernährung abhängig ständig verändert und können als Epigenom mitvererbt werden. Also sind nicht nur Mutationen sondern auch Modifikationen vererbbar.
Wenn Mutationen z.B. durch radioaktive Strahlung hervorgerufen werden können, müssten sie auch durch dauerhafte Veränderungen des Erbgutes eines Menschen bis zum Zeitpunkt der Fortpflanzung vererbt werden können und nicht nur während des Austausches beider Erbinhalte der Eltern. Bei der Frau funktioniert das durch Einwirkung auf das bereits vorhandene Erbgut in den Eizellen und folgender Mutation, beim Mann durch Einwirkung auf die Spermatocyten und folgende, veränderte Produktion von Spermazellen. Wenn auch die Anpassung an die Umwelt das Erbgut der somatischen Zellen beeinflusst (und deren nachfolgende Zellgenerationen), müssten diese auch die Keimzellen verändern können, da sie von den Körperzellen produziert werden (im Falle des Mannes, da sie bei der Frau bereits angelegt sind).
Beispiel Aggressionen:
Bei zwei Menschen liegt die Erbanlage gleich vor. Einer lebt in einer friedlichen, ländlich abgeschiedenen, stabilen Gesellschaft und einer lebt in einer rauen, unruhigen Stadt, im Armenviertel mit Bandenkriegen.
Durch den Chemiehaushalt im Körper des Zweiten (mit wesentlich mehr und häufigeren Stresshormonen) kann das Erbgut der Zellen dauerhaft verändert werden. Nach längeren Zeiträumen, etwa mehreren Generationen, kann dies nun zur Folge haben, dass die Nachfahren diese aggressive Lebensweise verinnerlicht haben, vielleicht auch durch die Bestätigung und den häufigen Gebrauch der jeweiligen Abschnitte im Erbgut, während hingegen bei den friedlich lebenden Wesen diese Gene regelrecht verkümmerten. Die Selektion des Stärkeren trägt zu dieser Entwicklung bei, wenn die Anpassung (Modifikation) erfolgreich verläuft.
Evolution muss jedoch nicht in jedem Fall positive Merkmale fördern. Möglich ist auch ein Verschwinden von (positiven) Merkmalen während der Evolutionsprozesse, weil eine gewisse Gruppe der Population etwas Positives nicht mehr hatte, wodurch allerdings die andere Gruppe ausstarb, die es noch besaß.
Bsp.: Ihnen fehlten bestimmte Gesichtsmuskeln zur Erzeugung von Warnsignalen, worauf sie sich nicht entsprechend ausdrücken und dem Gegenüber nicht mitteilen konnten, was geschehen würde und ihn somit zum Tode verurteilten, weil er sich nicht retten konnte.
Ein Gegenbeispiel bilden zwar die Fälle von Erdhörnchen und Murmeltieren, die ihre Gemeinschaft auf Fraßfeinde und damit diese auf sich selbst aufmerksam machen. Jedoch entwickeln sich verschiedene Arten unterschiedlich altruistisch.
Fortpflanzung und Gemeinschaft:
Fortpflanzung (beim Menschen getrieben durch Liebe) ist der Versuch aus zwei guten (zusammenpassenden) Organismen einen zu machen und die Überlebenschance so zu steigern. Die Auswahl des (Liebes)partners ordnet sich nach diesen mehrheitlich unterbewussten Kriterien.
Alles Leben, dessen Weiterbestand von der Fortpflanzung zweier verschiedener Geschlechter abhängt, bildet zwangsläufig Gesellschaften, wenn auch nur kurzfristig in Form von Familien, um den Nachwuchs zu versorgen (Beispiel Eisbären) oder zum Jagen (Beispiel Wölfe, Hammerhaie). Die Individuen sind dabei voneinander abhängig und müssen ihre Art, nicht sich selbst schützen. Diese Grenze verläuft hauptsächlich zwischen nicht Kolonien bildenden Einzellern und mehrzelligen Organismen.
Bsp.: So ist es uns Menschen und anderen Tieren eigen Mitglieder unserer Art zu schützen, vor allem wenn sie Potential haben (uns später zu ernähren oder die Art zu erhalten) und angreifbar sind – also Kinder, Familienangehörige, Freunde, etc. Runde und kugelige Formen wecken Vertrauen und vermitteln Geborgenheit (spitze Augen wie die von Schlangen oder Raubkatzen signalisieren Gefahr). Alles, was „süß“ aussieht, weist eine gedrungen runde Form auf, wie es z.B. in kalten Gebieten vorkommt (wegen der Bergmannschen Regel sind das Babys und Jungtiere, Polarfüchse, Hamster, etc., um möglichst wenig Energie zu verlieren).
Der Mensch ist in Hinsicht der Gesellschaftsbildung extrem, da durch die Spezialisierung einzelner Individuen nicht mehr nur die Fortpflanzung, sondern sogar das (Über-)Leben von andern abhängt. Ein Forscher ist auf Nahrung, den Bauern, Müller, Bäcker angewiesen usw. Solche Systeme bilden nicht nur Gemeinschaften, sondern Staaten.
Einfluss der Gemeinschaft auf die (menschliche) Evolution:
Ob man Probleme hat, interessiert die Evolution nicht - nur ob und wie man sie löst. Indem sich der Mensch weitgehend selbst aus der Evolution und ihren veränderten Prozessen herausgenommen hat, da er durch soziale Gemeinschaften Kranke und Schwache durch selbst gemachte Moralvorstellungen unterstützt, seine Umweltbedingungen selbst wählt und sogar genetische Defekt ausgleicht sowie Krankheiten heilt, ist die Lösung von Problemen für den Menschen auch nicht mehr zu seiner Hauptaufgabe hervorgehoben. Durch die Verteilung der Aufgaben und Übertragung der (einstmals jedem eigenen) Verantwortung für sein Überleben in der heutigen, demokratischen, „westlichen“ Zivilisation, die selbst das Sterben gewährt oder verbieten kann (durch Sterbehilfe), greifen evolutive Gesetze nicht mehr derart eindeutig. Es gibt sie dennoch, da der Mensch noch immer und für alle Zeiten an ihre Gesetze gebunden ist. So ergibt es sich, dass der Stärkere sich noch immer durchsetzt und den Willen diktiert. Ob diese Stärke durch rein körperliche Überlegenheit (im Sport, bei Naturvölkern und Kindern) oder höhere Intelligenz, mehr Geld, Macht und Gemeinschaftsunterstützung entsteht, ist dabei lediglich eine Ausprägung der Stärkeform.
Indem man z.B. die Partnerwahl - im Gegensatz zu arrangierten Heiraten früher - heute wieder verstärkt dem Einzelnen und davon Betroffenen selbst überlässt, fördert man diese Auswahl der Evolution sogar wieder. Denn die Auswahl erfolgt allein aufgrund der festgelegten Muster, die triebgesteuert den Partner bevorzugen oder ablehnen. Selbst Geld, Status und Moralvorstellungen sind Kriterien dieser evolutiven Auswahl, indem sie dem Nachwuchs bessere Überlebenschancen in der Gesellschaft und größere Versorgungsmöglichkeiten dessen Nachwuchses wiederum versprechen. Dahingehend stellte die Partnerwahl durch die Eltern eine mehr von der Evolution abgekoppelte Form der „Züchtung“ dar, weil die Eltern nicht vorrangig im Hinblick auf die zukünftigen Generationen den Partner der Kinder wählten, sondern auch für ihre eigenes, mittlerweile für die bloße Evolution überflüssig gewordenen Lebens sorgten (so brutal es klingt).
Die Diskrepanz zwischen dem Erhalt des eigenen Nachwuchses und dem Erhalt der gesamten Art (z.B. zwischen Zieheltern und Kindern; zwischen Onkeln / Tanten und Nichten / Neffen; etc.) wächst aus zu einem evolutiven Problem. Untreue (wie alle anderen Verhaltensweisen auch) muss mit diesem Hintergrund differenziert und objektiv betrachtet werden, da instinktiv die höchste Vermehrungsrate und beste Konstellation der Gene angestrebt wird. Wenngleich die persönliche Kränkung und Verletzung der Gefühle des betrogenen Partners schwer wiegen und gegen die gesellschaftlichen Moralvorstellungen verstoßen. Aber Moral ist biegsam und veränderlicher, als die gesamte Natur aller menschlichen Kulturen und damit objektiv gesehen unwichtiger. Man macht nichts ohne (unterbewussten) Grund.
Erst, wenn die Lebewesen (genetisch) so konstruiert sind, dass das, was sie machen müssen, ihnen auch Spaß macht (solange Lebewesen auch Spaß empfinden können), sind sie optimal an ihre Umwelt angepasst. Beim Menschen ist es zudem noch notwendig, dass seine Erziehung auch nach seiner Natur (nicht nur seiner Umgebung, sondern seiner Veranlagung) ausgerichtet wird. Eine einheitliche Erziehung aller ist daher langfristig zum Scheitern verurteilt.
Der Mensch ist außerdem anatomisch weniger auf geistige Anstrengungen (bspw. Sinnfindung) vorbereit. Er ist zu sehr auf Arbeit (körperlich) und Fortpflanzung (z.B. durch Triebe) getrimmt. Geistige Intelligenz und Intellekt sind teils künstlich unterstützte Ausnahmeerscheinungen.
Evolutionseigenschaften:
Die Evolution verfolgt keinen Grundgedanken. Sie funktioniert retrograd. Zuerst entsteht etwas und erst später entscheidet sich, ob es sinnvoll ist und fortbesteht. Das biologische Leben ist der (imaginäre) evolutionäre Versuch ein bestimmtes Wesen in einer bestimmten Umwelt leben zu lassen – zumindest aus Sicht der Menschen, da sie Evolution selbst ja kein Ziel hat. Jede Anpassung bzw. Verbesserung ist nur zufällig und erhält sich durch die überlebensfähigere Mutation in der DNS / RNS.
Komplexere Anpassungen, deren Wirkungen innerhalb einer oder weniger Generationen nicht erkennbar sind, können so aber auch die komplette Biologie und damit die Evolution auslöschen (Beispiel „Mensch“).
Auch die Evolution bzw. die Ökologie kann als biologischer Erhaltungssatz gesehen werden: Je mehr Konkurrenz fehlt bzw. ausgemerzt wird, umso mehr Individuen der gleichen Art (oder einer anderen) folgen wieder nach, bis die natürliche Grenze der Art (z.B. durch Erreichen der Privatsphäre) erneut erreicht ist und sich die Zahl ihrer Individuen darauf einpegelt. Diese Zahl wird durch begrenzte Ressourcen (z.B. Raum, Nahrung) bestimmt.
Die biologische Entwicklung vollzieht sich in die Richtung, die genügend Platz bietet und wo ökologische Nischen bestehen. Während der Evolution ist dies vor allem in Richtung komplexeren Organismen, während im täglichen Konkurrenzkampf die Ausnutzung der Ressourcen und Effizienz darin wegweisend für die Entwicklung ist. Experimente zu höherer Komplexität werden dabei sonst vernichtet, wenn es bereits andere, komplexere Organismen gibt. Nach oben geht es beständiger als die Lücken zu füllen (zumindest bis zu einem gewissen Grad der Komplexität).
Alles ist von der Natur akzeptiert – jede Macke, Mutation oder Eigenart wird von ihr legitim ausprobiert. Die besten und stabilsten Varianten finden in der Natur zufällig zueinander. Daher braucht eine komplexe Verbindung wie der Mensch (noch) lange bis zur Perfektion (die immer darin besteht bestmöglich zu überleben).
Keine lebens- und überlebensfähige (also auch fortpflanzungsfähige) Art ist „dümmer“ als die andere, denn sie ist am besten an ihre Umwelt angepasst und kann dadurch überleben. Es gibt für die Art dann keinen Grund zur Verbesserung oder Optimierung. Erst wer daran scheitert, kann evolutiv als dumm angesehen werden. Verhalten (dummes oder intelligentes) ist immer angepasst an die Umwelt und darauf gerichtet ideal mit ihr umzugehen. Eine andere Umwelt gebiert daher auch anderes Verhalten, das aus Sicht eines anderen Individuums (vorrangig des Menschen) als dumm, weil entweder unnütz oder unverständlich angesehen wird. So gibt es auch keine besser entwickelten Arten, aber höher entwickelte, die spezieller angepasst sind.
Evolution ist eine ständige, ziellose Entwicklung der Lebewesen, die sich an deren Umgebung orientiert und sie dieser innerhalb bestimmter Zeiträume anpasst. Sie würde irgendwann zum eigenen Kollaps führen, da das Wettrüsten immer mehr zunimmt und nicht mehr vom natürlichen Gleichgewicht gehalten werden könnte, wenn genügend Ressourcen vorhanden wären. Abiotische Störungen, die das System stets zurücksetzen (Erdbeben, Überschwemmungen, etc.), steuern dagegen an und letztlich auch biotische Störungen (Seuchen / Epidemien, Hungersnöte, etc.), die wiederum durch die Evolution getrieben sind und das natürliche Gleichgewicht bewahren. Am Beispiel Mensch sieht man aber auch die Fehlerhaftigkeit, und die ganz und gar nicht vorhandene Vollkommenheit der Evolution als Teil der Natur. Denn Evolution beruht auf vielerlei Zufällen, die so auch das Leben des Menschen ermöglichten und für den autogenen Untergang sorgen kann. Der Mensch hat das Wettrüsten gegen die Evolution und andere Arten soweit gewonnen, dass er sich nach Belieben vermehren kann. Nur die Ressourcen und in manchen Teilen der Erde auch Epidemien begrenzen diese Vermehrung noch.
Die Evolution beschreibt die wichtige Erkenntnis, dass die Natur ohne den Menschen keine Ziele setzt und damit keinen eigenen Willen hat bzw. keine gerichtete Entwicklung verfolgt. Die Evolution selbst hat keinen zielgerichteten Willen, ihre Lebewesen dagegen schon. Da die Evolution nur durch die Lebewesen existiert, wird sie durch deren Überlebenswillen angetrieben.
Die einzelnen Lebewesen sind untereinander zwar von ihrem Ökosystem und den Umweltbedingungen abhängig (Ressourcen und Faktoren), aber sie wirken nicht zusammen um es gezielt zu erhalten. Die Erhaltung des Systems erfolgt eher zufällig bzw. weil ein einzelnes Wesen meist nicht die Macht hat das System so stark zu schwächen, dass es zusammenbricht. Abgesehen davon will das Lebewesen das selbst auch nicht. Allerdings ist nur der Mensch dazu in der Lage diese Zusammenhänge einzuschätzen und einen Willen bzw. die Macht zu entwickeln das System zu schützen oder zu zerstören.
Die Evolution widerspricht also der Annahme, dass ein Planet (z.B. die Erde) oder ein Ökosystem ein eigenständiges Lebewesen sein könnte (wie in der Gaia-Hypothese angenommen). Dadurch, dass ein Ökosystem aber eine gewisse Stabilität aufweist, wenngleich einzelne Arten ihre Funktion darin nicht mehr erfüllen können, ergibt sich die Ansicht eines Zusammenspiels. Das Ökosystem bleibt aber nichts weiter als die Gesamtbedingung für jede der darin lebenden Arten. Es ist so sehr ein lebendes Wesen wie es ein durch Vulkanismus geprägter Planet ist. Die meisten Ökosysteme weisen Sukzessionen und Klimaxstadien auf, die an einem bestimmten Punkt keine weitere Entwicklung erleben, wenn sich nicht das Arteninventar verändert (also neue Arten hinzukommen oder alte Arten verschwinden). Innerhalb dieser Stadien leben die Ökosysteme, kommen aber nicht selbst darüber hinaus, weil sie keinen eigenen Willen haben, wie z.B. sich selbst zu erhalten.
Beispiel für den fehlenden Entwicklungswillen eines Ökosystems:
Pflanzen müssen Wasser abgeben und aufnehmen, obwohl sie es für die Fotosynthese nicht übermäßig benötigen. Jedoch werden sie gezwungen Wasser zu verlieren, wenn sie ihr Hauptstoffwechselausgangsedukt CO2 aus der Luft aufnehmen wollen. Entgegen der enormen Entwicklung im Pflanzenreich ist es bisher nicht gelungen diese Abhängigkeit von Wasser durch eine alternative Art der CO2-Aufnahme zu beherrschen, trotz der erfolgten Anpassungen an jegliche Habitatbedingungen. Selbst Wüstenpflanzen spezialisieren sich v. a. auf die Einlagerung u. periodische Nutzung von Wasser. Pflanzen haben es bis jetzt noch nicht nötig gehabt, solch einen Mechanismus zur alternativen CO2-Aufnahme zu entwickeln, deswegen taten sie es nicht.
Die Ökonomie der Ökologie (Ökonologie)
Komplexer wird es in der Ökologie selbst. Denn sie stellt die Gemeinschaft aller Wesen dar und die Gesetzmäßigkeiten, nach denen das Miteinander untereinander funktioniert. Dass es bereits derart komplex ist diese Vorgänge zu beschreiben, zeigt sich in der Tatsache, dass schon in abgesonderten Kreisläufen ein deterministisches Chaos herrschen kann. Dennoch regelt die Natur das Leben und die Kompensation von einzelnen Arten (z.B. Überpopulation bzw. Aussterben) gänzlich allein.
Bsp.: In einem Raum oder auf einer Hauswand findet man oft eine bestimmte Anzahl von Stubenfliegen, je nach Größe des Raums oder der Wand. Die Fliege hat ihr Revier und die anderen verteilen sich entsprechend auf die anderen Räume und Wände. Wird die Fliege aus diesem Revier entfernt, kommt bald die nächste und es scheint, als ginge das immer so weiter. Denn die Ressourcen (Platz, Nahrung, etc.) pro Fliege haben sich erhöht und obwohl man Individuen aus dem System entfernte, entwickeln sich die restlichen umso besser. Gleiches gilt für Krankheiten, welche die ökologische Nische einnehmen, wenn eine andere Krankheit vom Menschen ausgerottet wurde.
Die Stabilität dieser Ökosysteme fällt dabei durch die Nahrungskette nach oben im Allgemeinen ab. Da die Nahrungskette meist mit steigender Komplexität von Arten einhergeht („Höhere Organismen“), werden diese Arten auch umso anfälliger gegenüber Störungen, unter anderem weil ihre Individuenzahl immer weiter abnimmt, je komplexer sie gebaut sind.
Eigentlich stehen die Biologie und das Leben damit dem Gesetz der Entropie im Weltraum entgegen, da die Entropie (also die Unordnung) besagt, dass die Ordnung mit fortschreitender Zeit abnehmen muss. Doch Biologie ist nur lokal vorhanden und im Fall der Erde mit der Gesamtentropie des Universums verglichen vernachlässigbar. So könnte man auch erklären, dass es nicht sehr viele Planeten mit höherem Leben geben kann, da es nicht genügend Energie gibt um eine Ordnung entgegen der Entropie aufrecht zu erhalten oder sogar lokal auf einzelnen Planeten zu steigern.
Die ökologische Ordnung der Natur verhält sich im kapitalistischen Sinne ökonomisch. Ökologie ist die Ökonomie der Natur. Denn es gilt das Gesetz des Stärkeren. Dieser setzt sich solange durch, bis ein anderer die Vormachtstellung einnimmt. All das kann aber nur solange funktionieren bzw. der Stärkere muss dann seine Machtposition vorzeitig aufgeben, wenn die Ressourcen seiner Umgebung verbraucht sind. Die Natur gebietet so automatischen Einhalt. Da die meisten Lebewesen nicht in der Lage sind ihre Lage zu erkennen, voraus zu planen, selbst anders als triebgesteuert durch Instinkte zu handeln und daher ihre Arbeiten so zu verteilen, zu koordinieren und miteinander zu kommunizieren, dass sie ihre Umgebung beherrschen können, wird die Population daran zu Grunde gehen, dass sie sich ihren eigenen Lebensraum zugrunde richtet und weiterzieht bis alles verbraucht ist (auch wenn sich das Ökosystem zwischenzeitlich wieder erholt hat).
Höhere Lebewesen gebären nicht so viele Jungtiere oder sind von ihrer Nahrung unbedingt abhängig. Mit den steigenden Zahlen der unteren Trophiestufen nimmt dann zeitlich versetzt auch die Zahl der letzten Trophiestufen der Nahrungskette zu, bis die Räuber durch Begrenzung der Beute ihre eigene Nahrung so weit dezimiert haben, dass ihre eigenen Nachkommen nicht mehr genug zu fressen haben und nur die widerstandsfähigsten unter ihnen überleben. Räuber können ab einer bestimmten Beutegröße außerdem nicht mehr größer werden als ihre Beute, wenn diese bereits einen bestimmten Prozentsatz der Gesamtbiomasse des Ökosystems einnimmt. Dann werden die Räuber wieder kleiner und jagen z.B. in Gruppen.
Der Mensch hingegen steht an oberster Stelle der Nahrungskette, hat praktisch keine biologischen Feinde (mit Ausnahme von Krankheiten und Artgenossen, wo sich der Kreis der Nahrungskette auch hier wieder schließt), ist fähig Vorräte anzulegen und seine Umwelt aktiv zu planen und zu gestalten. Dadurch befindet er sich mit der Zivilisation oft außerhalb der Gesetzmäßigkeiten seiner ökologischen Umgebung. Für ihn gilt zusätzlich (bzw. ersetzend) eine andere Ökologie: die Soziologie und Ökonomie. Daher kann er seine Bevölkerungszahl scheinbar stetig steigen lassen. Doch auch er kann nicht gegen die Entropie ankommen und irgendwann sind auch für ihn alle Ressourcen aufgebraucht. Daher kann der Kapitalismus des Menschen nicht ewig wachsen. Der Mensch hat es verstanden diesen Grenzen auszuweichen und neue Märkte zu erschließen. So gelangte er zu nicht-Wert-gedeckten Marktanteilen. Diese imaginären Ressourcen sind jedoch nichts anderes als Schulden, die er sich aus der Zukunft leiht, selbst aber nicht mehr mitbekommt, dass diese auch wieder zurückgezahlt werden müssen. Daher bricht dieses System wieder in sich zusammen. Der Kapitalismus funktioniert, aber nur dynamisch. Indem manche Arten / Unternehmen regelmäßig dezimiert werden oder sogar sterben, können andere ihren Platz einnehmen. Ein dauerhaft stabiles System gibt es wie in der Ökologie des deterministischen Chaos nicht, weil das System zu komplex gebaut ist, um überhaupt bestehen zu können. Damit der beinahe gänzlich von der Natur abgeschnürte Kapitalismus des Menschen jedoch auch nur dynamisch funktioniert, muss die Spezies Mensch konstant im Gleichgewicht mit seiner Umwelt leben.
Andernfalls wird der Mensch seine Umwelt bzw. den Lebensraum Erde zerstören, da es nichts gibt, was ihm ökologisch Einhalt gebietet. Die Natur ist allgegenwärtig und schließt den Menschen komplett mit ein. Jede Art ist eine Störgröße und durch Ausbeutung potentieller Vernichter der Umwelt. Alle anderen Arten sind jedoch noch zu sehr an ihre Umwelt angepasst bzw. in sie eingebettet, als dass sie diese wirklich zerstören könnten. Der Mensch ist jedoch eine Störgröße, die die Umwelt selbst nicht mehr bewältigen kann, da er seine Entwicklung mit der Zeit selbst in die Hand genommen hat. Er ist dadurch mitnichten unabhängig von der Natur. Alles, was er tut, ist und bleibt ein Teil der Natur (als Ganzes und allgemeine Beschreibung für die Welt im Universum). Aber die Natur ist nicht primär darauf ausgerichtet Leben zu erschaffen und zu erhalten. Sie hat kein Ziel, außer dem Folgen ihrer Gesetze. Daher kann sie den Menschen auch nicht aufhalten seine Umwelt zu zerstören.
Phänomene in der Evolution (Beispiele)
Aufbauende und abbauende Organismen können nicht immer gleichzeitig in gleicher Menge vorkommen und daher auch nicht zu einem Organismus verschmelzen (z.B. nitrifizierende und denitrifizierende Organismen), da sie vom jeweiligen Vorgänger in ihrem Zwei-Komponenten-Zyklus direkt voneinander abhängen und wenn der eine mehr Enzyme zum Abbau von mehr NH3 erzeugt, braucht er die Energie aus den vorherigen Prozessen, wodurch der andere mehr Ausgangsstoff zur Verfügung hat und ebenfalls mehr Energie braucht um das vermehrte Angebot zu metabolisieren. Da aber nur eine begrenzte Anzahl von Material (N-Stoffen) zur Verfügung steht, wird der erste Organismus durch die N-Verlagerung auf den zweiten Organismus zugrunde gehen und nur wenige seiner Art übrig bleiben, während es darauf den zweiten Organismen so ergehen wird.
Wenn diese Organismen innerhalb eines Gleichgewichtssystems nun aber in einem Organismus vorkämen, würde der Organismus zugrunde gehen, weil er wiederum Teil eines größeren Gleichgewichtes ist und sein Gegenpart fehlt, er also innerlich „ausbluten“ würde, weil seine inneren Prozesse des Aufbaus und Abbaus ein und desselben Stoffes keinen Energiegewinn liefern könnte und er ständig nur mit der Entsorgung und Verwertung der abgestorbenen Teilorgane (ehemalig eigenständiger Organismen) beschäftigt wäre und dadurch mehr Energie verbraucht, als er erzeugt.
Die Größe von Organismen und ihre Komplexität sind also entscheidend von ihrer Gleichgewichtsumwelt abhängig. Wenn der Organismus komplexer und anspruchsvoller wird, muss die Umwelt innerhalb seiner Lebensspanne ebenfalls nachziehen oder der Organismus stirbt aus, wenn das Angebot nicht quantitativ größer wird, bzw. wenn er (auf Kosten anderer Arten) nicht ein größeres Angebot im Gleichgewichtszyklus findet und seinen Lebensbereich ausweiten kann. Damit verringert er andere Lebensbereiche und Vielfalt – kann jedoch auch gleichzeitig mit eigener Einhaltung bzw. Begrenzung der Komplexität den Grundstein für eine neue Vielfalt schaffen. Zunächst aber vernichtet er sie.
Homosexualität ist insofern eine Anomalie, da sie die Liebe zum anderen Geschlecht ausschließt, während die Bisexualität und die Heterosexualität Wege für die Fortpflanzung (Abb. 3 (II.)) offen lässt.
Homosexualität (beim Menschen) wird möglicherweise nicht nur durch Hormone hervorgerufen, sondern auch zu einem Teil durch die Weltanschauung. Homosexualität kann auch als die Suche nach Gleichheit gesehen werden, nach Vergleichbarkeit und einem (körperlich oder geistig) identischen Wesen um es zu betrachten und zu beobachten und sich selbst dadurch besser zu verstehen oder zu vervollkommnen.
Homophobie entsteht zum Teil auch aus dem Arterhaltungstrieb. Indem man Homosexualität ächtet, will man versuchen mehr zeugungsfähige Paare zu fördern. In einer Zeit der Überbevölkerung ist dieser Ansatz jedoch überflüssig und im Grunde sogar wünschenswert.
Asexuelle Menschen dagegen suchen weder Ergänzung noch Bestätigung. Sie genügen sich selbst. Eventuell ist ihr Sexualtrieb nicht genug ausgeprägt.
Mögliche Gründe für die höhere Akzeptanz lesbischer Homosexualität gegenüber schwuler:
In der Natur strebt alles eher der weiblichen Seite zu. Sie ist harmonischer als die auf Wettbewerb und Kampf (eher lüsterner Angriff statt notwendige Verteidigung) ausgelegte Männlichkeit. Außerdem entwickelt sich (bei Säugetieren) das Männliche erst aus dem Weiblichen heraus. Das Männliche sucht die Weiblichkeit und die eher weiblichen Eigenschaften der Geborgenheit und Zuneigung mehr als das Weibliche die männlichen Eigenschaften sucht.
Lesbische Homosexualität ist außerdem nicht unbedingt so stark sexuell ausgerichtet und evtl. weniger auf Körperkontakt ausgelegt als schwule Homosexualität bzw. unter Frauen liegt die Akzeptanzschwelle des Körperkontakts gesellschaftlich höher und zählt weniger zur Sexualität. Doch das mag eine kulturelle Rollenerscheinung sein, so wie im alten Griechenland die Männerliebe gesellschaftlich akzeptierter war.
Der Haarwuchs beim Menschen ist durch die bessere Wärmeabgabe bei Arbeitsvorgängen größtenteils verloren gegangen. Die übrigen Körperhaare sind wegen eines niedrigeren Reibungseffektes und damit niedrigeren Entzündlichkeit der Haut (und ihrem höheren Schutz, womit weniger Bakterien- und Pilzbefall provoziert wird) beim Menschen erhalten geblieben (v. a. im Schambereich und unter den Achseln). Der Schweiß ist in diesem Hinblick auf den erhaltenen Haarwuchs in diesen Regionen von Bedeutung, da er zusätzlich reibt und Bakterien ansammeln kann, die die blank auf blank geriebene Haut entzünden können.
Des weiteren wird Schweiß durch die Haare aufgenommen, festgehalten und liegt nicht näher an der Haut an. So wird auch der individuelle Körpergeruch besser zur Geltung gebracht, wodurch die Partnerwahl sicherer wird.
Körperhaare bildeten sich beim Menschen überall dort stark zurück, wo sie lange (und traditionelle) Kleidung trugen, da diese das natürliche Fell unserer Primatenvorfahren als Wärmespeicher ablösten.
Frauen haben demnach vor allem keine Bärte, da sie eher in ohnehin warmen Höhlen, Hütten und witterungsunanfälligen Behausungen lebten und überflüssige Behaarung vermutlich (auch hygienisch) eher störte. Beim Mann mag es einerseits wechselwirkend mehr Bewuchs sein, weil es den Frauen eher gefällt, andererseits, weil sie eher in der Natur unterwegs waren. Da Frauen weniger visuell sexuell erregbar sind, brauchten Männer wegen aufkommenden Schamgefühls weniger Körperbedeckung (bspw. im Brustbereich). Andersherum brauchten Frauen dagegen diese Körperbedeckung um das Zusammenleben in der Gruppe vor ständigen Lusterregungen der Männer und das Sozialgefüge zu bewahren.
Die Barthaare beim Mann sind wahrscheinlich eher dem Männlichkeits- und damit Potenzmerkmal zu zuordnen. Bärte sind Männern erhalten geblieben, da sie im Freien vor ungewolltem, ständigen Kontakt mit Gestrüpp und Dornen schützten, bei Schnee warm hielten und die Jäger vor ihrer Beute besser tarnten (denn Haut fällt auf), was auch die übrige Körperbehaarung erklären würde. Um sich zu schützen hatten Männer Lendenschurze an, weshalb die Hüftpartie weniger stark beharrt sein mag (außer dem Schambereich, wo die Reibungseffekte eingreifen). Haare sind u. a. auch zur Sinneswahrnehmung z.B. von Hindernissen von Bedeutung. Daher können vor allem beim Mann deshalb an Unterarmen, Beinen, Brust, Händen und Füßen und evtl. auch im Gesicht Haare als Sensoren gewachsen sein. Durch eine höhere Sensibilität der Umgebung wird verletzendes Gestrüpp in der Nähe schon vor dem Hautkontakt erkannt, während die Kopfsinne nach vorn in die Ferne gerichtet sind. Evolutiv lässt sich das wieder mit der Jagd erklären, da man sich im dichten Wald oder in hoch gewachsenen Wiesen (oder z.B. im geduckten Gang), wie auch in der Nacht bewegen musste und nicht überall gleichzeitig schauen konnte um Hindernisse oder Dornen zu erkennen und die Haare zumindest den Aufprall oder die Einstichtiefe mindern konnten, indem sie um die jeweiligen Zentimeterzahl der Wuchslänge Reflexe des Zurückzuckens bewirken konnten. Besonders bei langsamen Bewegungen wie dem Anschleichen an Beute könnte das effektiv gewesen sein. Was hinter einem lag, wusste man, weil man von dort kam und sich normalerweise nach vorn bewegt. Deshalb sind auf der abgewandten Seite zur Bewegungsrichtung (den Rückenpartien) und den von der Bewegungsrichtung weiter entfernten Hautgebieten (wie Oberarm, Oberschenkel und seitlichen Bauchpartien) weniger Haare zu beobachten. Da auch Frauen in den Wald gingen um Früchte und Kräuter zu sammeln, blieb auch ihnen die heute oft ungeliebte Körperbehaarung zum Teil erhalten.
Beispiel Barthaare:
Unter den männlichen Nachfahren der indogermanischen Völker ist meist eine einseitige Wirbelstruktur auf den bärtigen Backen zu beobachten. Dieser ohrwärts gekrümmte Wirbel ist eher rechtsbackig zu finden.
Krankheit
Klare Grenzen zur Gesundheit gibt es nicht. Auch versteckte Krankheiten sind Krankheiten, werden aber nicht erkannt und man gilt so in den Augen der Beobachter als gesund – und sich selbst oft auch. Da aber andererseits niemand perfekt funktioniert, wäre jeder permanent krank, so wie jeder einmal schwer erkranken würde (an Krebs, Alzheimer, etc.). Die meisten sterben nur vorher.
Für sich selbst betrachtet ist ein Organismus und damit eine lebende Einheit nicht krank (wenn er überleben würde bzw. nicht abzusehen ist, dass er stirbt).
Krank ist er:
- im Moment, kurz bevor er stirbt, wenn die lebenswichtigen Funktionen versagen
- wenn er von anderen nicht mehr akzeptiert, wenn er verstoßen wird oder vernichtet werden soll (für die Gesellschaft)
Krankheit entsteht im Bewusstsein anderer oder im betroffenen Bewusstsein, wenn der Organismus nicht mehr zukunftsfähig ist (z.B. weil nicht mehr gesellschaftsfähig). Somit können auch keine Lebewesen krank werden, die kein Bewusstsein haben. Wenn sie z.B. von Erregern befallen werden, sind sie entweder geschwächt oder tödlich verletzt. Ist ihnen das aber nicht klar, so sterben sie ohne zu wissen, dass sie krank sind und werden auch von Artgenossen nicht als solches klassifiziert, da diese ebenfalls kein Bewusstsein dafür entwickeln. Krankheit ist eine Definition der Beobachtung und des Beobachters.
Ökologisch betrachtet ist Krankheit ein Anzeichen für Schwäche oder zu geringe Anpassung an die Umwelt und damit Anzeiger für bevorstehende Auslese und für verwertende Lebewesen, den betroffenen Organismus zu befallen. Was oder wer krank ist wird abgebaut.
Heilung von Kreiheiten
Eine Krankheit ist nicht perfekt, da sie nur eine Fehlfunktion darstellt oder den Befall pathogenen mit Erregern eine fehlende Strategielösung zeigt. Krankheit kann geheilt werden. Aber Gesundheit funktioniert und ist in sich stabil, vom Standpunkt des gesunden Organismus aus. Für ein anderes Lebewesen kann die selbe Gesundheit Krankheit bedeuten und ist somit insgesamt weniger stabil und anfällig für Verfall. Bestehende, allgemeine Gesundheit zu verbessern ist schwierig bzw. schädlich, da sie sozusagen perfekt ist und mit jeder Verbesserung an anderer Stelle Verschlechterungen auftreten. Nur die Definition von Gesundheit ist dazu entscheidend.
Bsp.: Bluthochdruck ist chronisch schädlich, weil dadurch die Gefäßwände angegriffen werden können und die Organe unter einer starken Belastung leiden. Werden daher blutdrucksenkende Mittel verabreicht, kann das zwar langfristig zu einer erhöhten Gesundheit führen, aber die Funktionsfähigkeit und Aufmerksamkeit des Betroffenen sind dann oftmals eingeschränkt. Keine Wirkung existiert ohne Gegen- oder Nebenwirkung. Oftmals ist nur der Zusammenhang selbst den Ärzten nicht klar.
Ökologie von Krankheitserregern:
Krankheiten auszurotten bedeutet Mehrarbeit für die Medizin und den Tod vieler Menschen. Denn wo evolutionär behauptete Krankheitserreger leben, ist die Konkurrenz für Neuentwicklungen groß. Rottet man alle wichtigen Krankheitserreger aber aus, können sich schnell neu entwickelte und mutierte Erreger ohne Konkurrenz ausbreiten, gegen die man (noch) kein Gegenmittel besitzt. Denn die Erreger erfüllen eine ökologische Nische und damit einen Zweck im Ökosystem. Daher scheint es momentan sinnvoll, zwar Gegenmittel und Impfstoffe zu erforschen und herzustellen, aber möglichst mit der Funktion, erst eingesetzt zu werden, wenn es notwendig wird, da man sich andernfalls nur immer neue Erreger vorprogrammiert, bis man alle möglichen Erreger kennt (eher unwahrscheinlich). Das macht natürlich eine umfassende ärztliche Diagnose notwendig und hängt von der Sicherheit dieser Diagnosen ab. Zum anderen kennt man die ökologische Nische der einzelnen Krankheitserreger nicht gut genug um die Folgen von deren Fehlen darin abschätzen zu können. Krankheitserreger auszurotten hat so wenig Sinn, da sich stets neue entwickeln werden und den Platz des ausgerotteten Vertreters in der Natur einnehmen. Diese sind dann zudem oft noch hartnäckiger, weil sie die erforderlichen Hürden der Medizin erfolgreich überspringen müssen. Denn auch sie haben ihre Funktion in der Natur. Indem man die alten, längst bekannten Erreger dagegen „schützt“, erhält man sich immer die Option der Wirksamkeit der Gegenmittel. Das bedeutet eine Symbiose mit den Pathogenen einzugehen, statt einer Konkurrenz, indem man sie als Schutz vor unbekannten Keimen benutzt. Auf diese Weise sichert man sich die Ungefährlichkeit der ehemals pathogenen Erreger, indem man sie genetisch entsprechend modifiziert und ihnen eine evolutionäre Überlegenheit für ihre ökologische Nische einbaut, so dass sich genau diese, nun ungefährlichen Keime gegenüber den pathogenen Keimen vermehren können.
Bsp.: Das HI-Virus ist äußerst anpassungsfähig und dadurch sehr erfolgreich gegen das Immunsystem. Statt diesen Virus nun komplett auszurotten, könnte sein Erbgut umprogrammiert werden, so dass es nicht länger pathogen ist, sondern harmlos, jedoch einen evolutionären Vorteil gegenüber anderen, aggressiven Viren hat und diese verdrängt oder sogar aktiv angreift. So bände man das ehemals gefährliche Virus in seine eigene Immunstrategie mit ein.
Dosis-Wirkungs-Prinzip:
Grundsätzlich sind genau die Stoffe (Nährstoffe) für einen Organismus am giftigsten, die er am meisten braucht. Denn gegen alles andere kann er theoretisch Schutzbarrieren aufbauen oder Abwehrmechanismen entwickeln, da er diese Stoffe nicht braucht, auch wenn sie giftig sind.
Beispiel für solche Abwehrmechanismen / Schutzbarrieren:
Antikörper, Haut, Schleime, Gewebe, Fresszellen, Gewöhnung, sogar das Vermeiden des Stoffes
Für lebensnotwendige Stoffe gilt dies nicht. Sie müssen vom Organismus aufgenommen werden. Doch auch sie können in einer gewissen Dosis oder vermengt mit Schadstoffen schädlich wirken. Denn „die Dosis macht das Gift“ (Paracelsus). So können auch Salz, Zucker und Wasser (z.B. destilliert) tödlich sein. Die Anpassung an dieses Phänomen dauert wesentlich länger als an nicht-lebensnotwendige (essentielle) Stoffe. Die Anpassung an lebensnotwendige Stoffe kann jedoch meist nur innerhalb mehrerer Generationen passieren, im Laufe der Evolution (z.B. durch Gewöhnung und Anpassung des Körpers an die richtige Menge des notwendigen Stoffes durch Regelkreise). Das ideale Gift (für Krankheitserreger) / Gegenmittel wäre demnach der wichtigste Nährstoff oder Lebensbedingung eines Organismus in höchstmöglicher Konzentration / Ausprägung und Dauer.
Bei Bakterien und anderen Mikroorganismen im befallenen Organismus bzw. Parasiten ist das jedoch nicht immer anwendbar, da sie den Organismus, der von ihnen geheilt werden soll, infiltriert haben und man sie somit von ihm trennen müsste (auch innerhalb des Organismus, z.B. durch Isolierungsverfahren / Selektion) um die Mikroorganismen dann in gezielt verpackten Dosen - die für den Wirtsorganismus nicht resorbierbar sind - zu „ernähren“ und zu „überfüttern“.
Homöopathie:
Die Homöopathie begründet sich darauf Gleiches mit Gleichem bzw. Ähnliches mit Ähnlichem zu bekämpfen, weil Beobachtungen gezeigt haben, dass z.B. ein Herzkraft stärkendes Mittel in niedriger Dosierung positiv und fördernd für die Gesundheit wirkt, in (zu) hoher Dosierung jedoch tödlich sein kann. Dieses therapeutische Fenster besteht jedoch bei allen Arzneien und trifft nur solange zu, wie das therapeutische Fenster eingehalten wird, also nicht zu wenig und nicht zu viel verabreicht wird – und falls der Ursprung einer Krankheit überhaupt im Wirkungsbereich des Medikamentes liegt. Allein daraus kann jedoch - wie heute in der Homöopathie üblich - nicht geschlossen werden, dass umso niedrigere Dosierungen auch umso stärker wirken. So kann ein Herzglykosid zwar die Herzkraft stärken, obwohl es genauso auch zum Herzversagen führen kann. Der Unterschied liegt aber allein in der Dosierung. Zu wenig Arznei versiegt, zu viel überfordert. Den Körper also mit einem ähnlichen Mittel in geringer Dosierung anzuregen auch die eigentlich Krankheit zu bekämpfen kann nur funktionieren, wenn von dem ähnlichen Mittel auch ein bestimmter Schwellenwert erreicht wird, die der Körper als Bedrohung registriert (Bsp.: Allergene). Dieser Schwellenwert ist jedoch noch dazu bei jedem unterschiedlich ausgeprägt (je nach Gewicht, Geschlecht, Alter, Hormonlage, Immunstatus, etc.). Das Prinzip Gleiches mit Gleichem zu bekämpfen beruht darauf, dass das Gift in niedrigeren Dosierungen unwirksam ist oder sich der Körper daran gewöhnt und immunisiert bzw. in manchen Fällen sogar davon profitiert (weil es z.B. körpereigene Substanzen sind).
In gewisser Weise kann eine Impfung als Homöopathie gesehen werden, da abgeschwächte oder abgetötete Erreger verabreicht werden, um genau die daraus normalerweise hervortretende Krankheit zu verhindern. Aber als Prophylaxemaßnahme ist das meist keine Therapie. Außerdem gilt in der heutigen Homöopathie das Prinzip der höchstmöglichen Wirksamkeit bei kleinstmöglichem Wirkstoffgehalt. Umso höher wäre dann die Verdünnung bzw. die Potenzierung des Medikamentes. Naturwissenschaftlich ist die Wirksamkeit dieses Prinzips der Homöopathie nicht erklärbar und selbst innerhalb der homöopathischen Lehre gehen die Meinungen sehr stark auseinander, was den Wirkmechanismus betrifft. Die plausibelste Erklärung ergibt sich aus dem Placeboeffekt und der damit selbst erfüllenden Prophezeiung, die unsere Psyche einen heilenden Effekt erwarten lässt und den Körper dadurch bestärkt. Stress schädigt die Abwehrkräfte und Heilprozesse, Hoffnung stärkt sie. Die eingehenden Gespräche des behandelnden Arztes und Beschäftigung mit dem Patienten vermitteln außerdem das Gefühl der Anteilnahme und der Geborgenheit, was den Placeboeffekt noch verstärkt. Letztlich stimmt auf diese Weise wiederum das Prinzip der Homöopathen, dass die Gesamtgesundheit des Menschen wieder zurecht gerückt werden muss, da sie in eine Schieflage geraten ist und so den Krankheitserregern die Möglichkeit zur Infektion überhaupt erst ermöglicht wurde (wie oftmals durch negativen Stress: „Disstress“) – nur dass die Erfolge lange nicht die propagierten Wirkungsgrade aufweisen und nicht alle Krankheiten mit einer Verstimmung des seelischen Gleichgewichts erklärt werden können. Zudem müssen allopathische (= nicht-homöopathische) Arzneimittel, egal ob synthetisch (= „chemisch“) oder pflanzlich, einen langen Prüfprozess überwinden, bevor man sich von ihrer Wirksamkeit überzeugt hat und solange ihre Gefährlichkeit ein akzeptiertes Maß nicht überschritt. Dieser Vorgang entfällt bei homöopathischen Arzneimitteln, wodurch man schließlich nicht sagen kann, ob der Heilprozess tatsächlich von dem Homöopathikum stammt oder durch einen anderen Effekt, wie Selbstheilungsprozesse, psychische Stabilisierung oder bessere Umgebungsbedingungen.
Der Placebo-Effekt wirkt über die Übertragung des Bewusstseins. Es hat nichts mit esoterischen Energien zu tun, wie der obskuren Auffassung Wasser würde positive Schwingungen eines Menschen aufnehmen. Die Esoterik hat zwar Effekte entdeckt, die sich ausnutzen lassen, aber sie kann diese nicht oder nur lächerlich erklären. Dass diese Effekte existieren, muss damit nicht abgestritten werden, nur sind sie häufig (noch) nicht erklärbar. Der Placebo-Effekt als eines der berühmtesten Beispiele lässt sich meist ebenso wenig erklären, obwohl er statistisch messbar auftritt. Die „Übertragung von Energien“, „die Bündelung von Energien“, „das Vertrauen in Gott oder die eigenen Fähigkeiten“ ist selten greifbar für jemanden, der damit sonst nichts zu tun hat. Tatsächlich ist es aber nur die bornierte Umschreibung für sehr realistische Effekte, die jeder kennt.
Bsp.: „Ein Mensch wird krank, weil sein inneres Gleichgewicht nicht ausbalanciert ist.“ Das heißt nichts anderes, als dass der Mensch viel Stress ausgesetzt ist. Das kann in Form von Ängsten oder psychischem Druck sein. Dass Stress und Ängste den Körper ab einer gewissen Menge und Dauer krankheitsanfällig machen, ist naturwissenschaftlich bewiesen und kann auch leicht verstanden werden. Zum Beispiel ist es ist auf Dauer der Überdosierung von Stresshormonen wie Cortisol geschuldet. Niemand kann ebenso dauerhaft mit der Adrenalindosis einer akuten Paniksituation leben. Das lässt den Körper in einem Stressmodus laufen, der die eigenen Kapazitäten und Ressourcen ausschöpft und den Verschleiß erhöht, wie ein Motor im roten Drehzahlbereich auf die Dauer schnell verschleißt.
Bsp.: Unkenntnis als Erklärungsversuch der Wirksamkeit von Homöopathie:
Fieber wird in der Homöopathie nach dem Similaritätsprinzip z.B. mit Hitze bekämpft. Fieber ist allerdings keine Krankheit, sondern erst einmal ein Symptom bzw. sogar die körpereigene Bekämpfungsmethode des Körpers gegen Fremdkörper. Da diese meist aus Proteinen (z.B. bei Bakterien) bestehen, werden sie durch Hitze zerstört. Dadurch fördert auch zugeführte Hitze den Heilungsprozess. Erst wenn das Fieber eine kritische Körpertemperatur von 42 °C erreicht, ist es jedoch auch schädlich für den eigenen Körper. Dann wird das Fieber selbst zur Krankheit und muss durch Kühlung (z.B. durch Wadenwickel) bekämpft werden.
Methoden um mit dem Stress oder den Ängsten umzugehen können dazu beitragen diesen Stress abzubauen. Das hat aber nichts mit Übernatürlichkeit zu tun oder mit exotischen Heilmethoden, sondern ist lediglich eine Bewusstseinserweiterung, also ein Lernvorgang. Wer sich diesen Methoden zur Stressbewältigung (z.B. autogenes Training) verschließt, weil er sie lächerlich findet, nicht versteht oder sich vor ihnen fürchtet, kann diese Bewusstseinserweiterung in Form von Erfahrung nicht machen.
Seltsamerweise scheinen genau diejenigen die homöopathische Medizin zu unterstützen und oft jegliche „Schulmedizin“ (also herkömmliche Heilmethoden durch Medikamente und körperliches Training z.B. der Physiotherapie) abzulehnen, die gelernt haben kritisch und selbstreflektierend zu denken. Homöopathie und andere „weiche“, „neuartige“ Heilmethoden werden vor allem von Intellektuellen akzeptiert, weil sie aufnahmefähiger und toleranter sind und ständig dazu lernen wollen, also auch die Fehler lernen, da die entsprechenden Methoden gerade modern sind bzw. weil sie die neuesten Erkenntnisse repräsentieren. Seltsamerweise hinterfragen sie diese Methoden aber auch nicht, obwohl ihnen meist das dazu Fachwissen fehlt. Hier kann evtl. der Gruppenzwang und die Angst als konservativ zu gelten eine Erklärung sein. Andere / Nichtintellektuelle akzeptieren dagegen nur, was ihnen ins Weltbild passt („Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht.“).
Medizinökonomie:
Ein anderes Problem der Medizin ist oft die begrenzte Machbarkeit. Hilft man bei knappen Ressourcen (begrenztes Pflegepersonal, wenig Zeit, wenig Medikamente, etc.) eher den Menschen, die besonders stark leiden und lindert ihnen das Leid ein wenig oder hilft man denen, die man schnell wieder heilen kann und damit eine hohe Effizienz herstellt?
Gerade die Forschung der Pharmaindustrie gerät dadurch oft in Kritik und es wird ihnen nachgesagt, dass sie nur Medikamente entwickeln würden, die auch einen großen Absatzmarkt und damit Profit versprächen. Sicherlich stimmt diese Unterstellung, was allerdings nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass viele, seltene Krankheiten auch selten genau erforscht sind und erst ab einer gewissen Leidensrate (so hart das auch klingt) der massive Aufwand für die langwierige Medikamentenentwicklung eingeleitet werden kann. Hier gilt das medizinökonomische Prinzip mit dem gleichen Aufwand möglichst viel Leid zu lindern.
III. Psychologie
(III.) Psychologie
Untersuchung deS Menschlichen VERHALTENS, IHren Weltanschauungen und DenkprozesseN
Psychologie allgemein:
Die Psychologie ähnelt insofern der Philosophie, sich ebenfalls mit dem Denken zu befassen. Nur werden verschiedene Philosophien auf ihre Entstehungsursachen hin überprüft. Psychologie unterscheidet sich jedoch darin, dass die Strukturen und Muster im Denken erkannt werden sollen um die Möglichkeiten, Folgen und Ursachen von Gedanken zu erfassen. Die Philosophie bewertet dagegen nur den Inhalt der Gedanken. Wenn es uns über unsere Philosophie nicht gelingt glücklich zu werden, dann kann unser Weg nur noch über die Psyche führen.
Psychologie ist die Kunst um das Wissen des Denkens einer Person und deren Vorauseinschätzung. Denn der menschliche Geist ist grenzenvoll. In der begrenzten Kapazität verliert sich alle objektive Logik. Wir erfassen zwar die Welt mit unserem Gehirn, doch ist auch unser Gehirn von der Welt abhängig. Das verfälscht unser Urteil über die Welt. Wir fassen die Welt in unserer Gedankensprache, um sie zu verstehen und verpassen durch diese logischen Vereinfachungen die Einsicht, dass wir Fehler machen – immer wieder. Und bevor wir alles wissen, vergessen wir schon wieder.
Was das Denken angeht kann ich nur beschreiben, was ich sehe. Ob das logisch ist oder nicht, ist dabei völlig irrelevant. Ich kann es nicht sehen und daher nur schwer beschreiben, da ich einen Prozess erfassen muss, der sich selbst beschreiben soll. Aber ich weiß, dass es eine Logik geben muss, ein Muster des Denkens, selbst wenn ich einmal so und ein andermal anders denke. Wahrscheinlich ist es beide Male unterschiedlich begründet. Ohne Muster könnte ich keine Entscheidungen treffen. Deshalb bin ich auch berechenbar. Die geringste Wahrscheinlichkeit kann ich dabei mit 50 Prozent erreichen, wenn ich zufällig entscheide. Diese Entscheidung allerdings darf dann nicht von mir selbst ausgehen, da ich voreingestellt bin.
Berechenbarkeit des Denkens:
Der menschliche Geist läuft stur nach mathematischen Gesetzen ab, selbst die Emotionalität. Nur gibt es parallel und gleichzeitig derart viele Prozesse, dass manchmal keine Logik mehr erkennbar ist.
Alle Gedanken, alle Schlüsse beruhen auf Mathematik. Wir berechnen alles aus Erfahrungen. Wir können innerhalb dieser Logik nicht falsch liegen, nur von falschen Fakten ausgehen oder unkonzentriert Fakten miteinander in Verbindung bringen, die nicht mit der Realität übereinstimmen. Mit Berechnungen planen wir die Zukunft. Doch die Menschen berechnen am liebsten nur die hoffnungsvolle Seite. Dadurch haben sie positive Erwartungen und legen sich eine Wegbeschreibung für ein glückliches Leben zurecht, der sie dann möglichst folgen. Vermeintliche Zufälle werden gerne aufgenommen und als Zeichen gedeutet. So kann leicht die Annahme von Schicksal oder eines Gottes entstehen.
Da wir nie genau wissen können, was in dem anderen vorgeht, können wir es nur aufgrund seiner Äußerungen, Körpersprache und seinem Handeln ableiten. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sind diese Muster Ausdruck einer bestimmten Stimmung, verursacht durch bestimmte Gedanken. Die Wege von Gedanken sind jedoch zu vielfältig, als dass man sie mit Gewissheit vorhersagen könnte.
Menschen stellen ganz automatisch Statistiken (ihrer Leistungen z.B. in vorherigen Prüfungen) auf und versuchen daraus ihre Wahrscheinlichkeiten für nächste Ereignisse (z.B. neue Prüfungen) voraus zu berechnen. Dieses Ergebnis wird dann positiv interpretiert, um die Aufregung zu kompensieren und sich zu beruhigen, egal ob es durch Phrasen passiert wie „Ich war immer gut, mir kann nichts passieren“, „Ich habe mich stetig gesteigert, jetzt muss ich doch mal ein erfolgreich sein“ oder ob sie von anderen aufbauende Worte hören wollen, indem sie sagen „Ich kann das alles, aber in Prüfungen weiß ich plötzlich gar nichts mehr“. Negativ wird es vom Menschen interpretiert, wenn man dem Druck nicht standhalten kann oder bereits zu viele schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Erfahrungen kann man fast immer nur im Nachhinein machen, aber nur sehr selten im Voraus überlegen oder sich vorstellen, da es dazu höchst genauer Fakten über die Realität bedarf. Es müsste ein exaktes Modell der Wirklichkeit vorliegen, z.B. um sich in Gedanken vorzustellen, wie eine Situation abläuft und dann hat man sie meistens schon einmal erlebt. Durch Vorsicht und Angst oder Vorausüberlegung kann zwar der Ausgang von Erfahrung verändert werden, so dass man eine andere Erfahrung macht. Aber man muss etwas erst erlebt haben, um darüber aus Erfahrung urteilen zu können. Daher ist auch jedes Leben individuell und spannend. Erfahrungen können jedoch geplant und gesteuert werden, so dass eine einheitliche Wissensbasis herrscht, auf der Wissen oder eine Gesellschaft aufgebaut werden kann (z.B. Sprache, Sitten, Moralvorstellungen, aber auch der Glaube, Geschichte und (politische) Meinungen).
Die Ordnung nach steigender Komplexität durch erhöhte Abhängigkeit des einen Gebietes vom anderen ist in der Psychologie schon weit weniger abtrennbar. Zu sehr beeinflussen sich die Phänomene gegenseitig, die wir in Begriffen abzutrennen versuchen und sind eigentlich noch stärker vereint als die Begriffe der Philosophie. „Eigentlich“ deshalb, da die Psychologie vor allem in einem Menschen und seinem Bewusstsein vorkommt und mehr von der genetischen Veranlagung geprägt ist, wohingegen Philosophie, Naturwissenschaft und Gesellschaft hauptsächlich gemeinschaftliche Ursachen haben.
Psychologie beschreibt im Gegensatz zur Philosophie das Denken des Einzelnen als Individuum und beleuchtet dessen Ursachen, abhängig von den naturwissenschaftlichen Bedingungen (wie z.B. der naheliegenden Biologie). Die Gesellschaft dagegen beschreibt die Psychologie und die Anwendung der Philosophie in einer Gruppe. Im Folgenden wird die Psychologie auch hauptsächlich in drei aufeinander aufbauende Themenbereiche unterteilt, die sich aus der Biologie ergeben:
1. Sinneswahrnehmung (Eindrücke)
2. Informationsverarbeitung (Gedanken und Gefühle)
3. Verhalten, Reaktionen (Ausdruck)
Hauptschwerpunkt liegt auf der Informationsverarbeitung, da die Beschreibung der Sinneswahrnehmung eher dem Bereich der Medizin und Neurobiologie zugeordnet werden muss und das Verhalten vor allem im Umgang und durch Wechselwirkungen mit anderen bestimmt wird und bereits im Bereich der Gesellschaftsbeziehungen und -entstehung liegt. Die Kommunikation ist schließlich darüber Grundlage für eine Gesellschaftsbildung.
Psychologie im Sinne andere zu verstehen wird im Abschnitt „Kommunikation“ beschrieben, da es allein über diesen Weg möglich ist. Man kann niemanden verstehen ohne mit ihm zu kommunizieren und seine Persönlichkeit durch Stimulation zu ergründen. Beobachtung allein begrenzt das Urteil über den Menschen auf wenig mehr als Rateergebnisse, da es eine einseitige Kommunikation ist, die meist nur zeigt, was der andere auch zeigen will.
Die früher so gerne verwendete, bloße äußere Erscheinung eines Menschen kann dagegen trotz aller Vorurteile über bestimmte Ethnien oder Körpermerkmale kaum Aufschluss über das Verhalten anderer geben. Dazu sind die Erfahrungen im Leben eines Menschen und der Mensch selbst zu vielfältig.
Erst wer erkennt, was alle Menschen ausmacht, was sie zum Menschen definiert und wo die Grenze zu anderen Arten liegt sowie was alle Menschen im Leben wollen, wird sie dadurch verstehen und beherrschen, manipulieren, aber ihnen auch bieten können, was sie wirklich wollen, helfen können, sie mitreißen und Einverständnis bzw. geschlossene Zustimmung erreichen. Möglicherweise ist es nicht möglich alle Menschen zu gewinnen, weil manche so beschaffen sind, dass sie anders sein wollen als andere und die Zustimmung des einen automatisch die Ablehnung des anderen bedeutet. Doch wahrscheinlich ist das dann nicht das tiefste Verhalten sondern nur erlernt.
Beispiel für etwas, das alle Menschen berührt:
Den Tod als Verlust von allem was einem wichtig ist zur Gewissheit zu haben, verursacht manche Regung im Menschen. Manche verzweifeln deswegen. Manche versuchen sich hinüber zu retten, entweder in ein Jenseits oder in Drogen (was oft auf das gleiche hinausläuft: entweder den Tod oder einen Trancezustand). Andere denken nicht darüber nach, machen irgendetwas in ihrer Zeit auf Erden. Einige haben auch Spaß dabei. Und viele tun Dinge, die wir anderen einfach nicht verstehen. Doch vielleicht ist der Tod Ursache unserer Motivation überhaupt irgendetwas mit unserem Leben zu anzufangen.
Es gibt keine allgemeingültige Verhaltensweise, weder für alle Kulturkreise, noch in einem stabilen Umfeld. Nicht in die Extreme zu verfallen ist die einzige Möglichkeit sich selbst immer wieder zu kontrollieren und gegenzulenken, denn durch Gewöhnung an eine bestimmte Verhaltensweise neigt man zu einem Extrem.
3.1 Nervensystem - Sinne, Informationsverarbeitung und Taten
Definition von Sinnen:
Ein Sinn ist gleichbedeutend mit jeglicher physischen Methode zur Informationsbeschaffung an Nerven stimulierenden Reizzentren. Sinne sind unser Tor zur Außenwelt. Durch sie nehmen wir wahr. Ihr Gegenteil ist unsere Tat, unsere Reaktion. Die Wahrnehmung ist die eigentliche Illusion, denn sie interpretiert die realen Fakten nach den vorhandenen (subjektiven) Erfahrungen. Größtes Problem in der menschlichen Wahrnehmung ist die Unterscheidung in Wunschvorstellung und möglichst neutraler Interpretation der aufgenommenen Informationen. Wobei sich natürlich erst einmal die neutrale Interpretation definieren muss (im Allgemeinen aus dem ungetrübten Einfluss aller vorhandenen Erfahrungen eines Menschen, was natürlich immer noch voreingenommen ist).
Sinnesreize werden erst positiv oder negativ eingeschätzt, wenn damit eine Erfahrung verbunden wird. Der Rest besteht in der Abrufung der (bereits bekannten) Reize aus dem Gedächtnis durch spezifische Stimulation von Nerven.
Doch für die eigene Wahrnehmung sind alle Sinne trügerisch. Einerseits weil die Interpretation jedes Menschen verschieden ausfällt, andererseits wegen physiologischer Begrenzung des eigenen Körpers, durch den wir uns aber nur selbst wahrnehmen können. Das Erkennen der eigenen Person ist daher schon aufgrund der Sinne schwieriger als das Erkennen und einordnen anderer Personen.
Beispiel Selbstwahrnehmung:
Die Augen steuern ein bildgebendes Verfahren, sehen selbst den Kopf (im Spiegel) nur aus einer Perspektive und geben ihrem Besitzer ein verzerrtes Bild von sich (früher konnte man sich gar nicht sehen, außer im Wasser). Ebenso hört man seine Stimme anders als die Mitmenschen das tun, da die Resonanz im eigenen Nasenrachenraum, dem Mittelohr und über das Gewebe zwischen Stimme und Ohren die Akustik verfälschen. Beim Tasten bemerken wir meistens (außer an sehr unempfindlichen Stellen wie den Haarspitzen) gleichzeitig zwei Reize: die Berührung des berührenden Körperteils und des Berührten. Auch das Denken und die Selbstwahrnehmung unseres Verhaltens geschieht aus unserer Perspektive heraus, mit unserem Hintergrundwissen, der spezifischen Erfahrung, unseren uns bekannten Absichten (die anderen nicht bekannt sind, wenn wir handeln) und mit unserer Auffassung von Wahrheit.
Einteilung der Sinne und körperlichen Empfindungen
- Gravitation („Gleichgewicht“)
- Optik / Visualisierung („Sehen“)
- Akustik („Hören“)
- Druckrezeptoren („Tasten“)
- Temperaturrezeptoren („Kälte“, „Wärme“)
- Chemorezeptoren („Geruch“, „Geschmack“)
- (Magnetismus (bei Vögeln), Gravitation (bei Pflanzen), etc.)
- Zeitempfindung („Chronobiologie“)
Gefühle als kognitive Wahrnehmungen sind bereits auch Bewertung:
- Elektrochemische Impulse, verursacht durch alle anderen Sinne („Denken“, „Gefühle“, „Schmerz“)
Hierbei nimmt der Schmerz allerdings als Überschreitung des Schwellenwertes eine Sonderstellung ein, da er zwar durch Ansprechen von Nervenendigungen (also elektrochemisch) zustande kommt, jedoch durch Druck, Temperatur, Akustik, Optik, chemisch (z.B. Verätzungen), Elektrik und die Psyche („Denken“) zustande kommen kann (sowie diversen anderen Faktoren, die auch endogen verursacht sein können).
Die Ausnahmestellung des „Sehens“:
Die Sinne können geordnet werden nach ihrem Einzugsgebiet, das sie erfassen kann. So ist dem Auge z.B. der weiteste Raum offen, es erfasst also am meisten Informationen und muss (durch das Gehirn) am meisten auswählen, was es fokussieren will. Das geschieht durch die Makula / den gelben Fleck: den Ort des schärfsten Sehens. Andere Sinne können nicht so stark lokalisieren. Daher ist das Sehen ein Prozess der schnellsten Auffälligkeitsfindung, der größten Anomalien in der Umwelt.
Das Gehör löst nicht so stark auf, kann jedoch durch den Stereoempfang zumindest oft die Richtung erraten. Auf Nähe zum Objekt können der Geruchssinn und das Temperaturempfinden die Quelle lokalisieren, bis beim Tasten und dem Geschmack schließlich alles direkt berührt werden muss, bevor ein Urteil gefällt werden kann.
Durch den visuellen Sinn muss nicht mehr mechanisch (wie auch Schallwellen) oder chemisch (Geruchsstoffe, z.B. durch Angstschweiß) der Nachbar über die neue Information informiert werden, sondern die Informationen werden über die Entfernung gesteuert (z.B. eine Schafherde beim Wolfsangriff auf ein einzelnes Schaf). Nur der Gleichgewichtssinn ist in diesem Fall universell und eigentlich unendlich im Einzugsgebiet. Das Auge kann dagegen zwar theoretisch auch unendlich weit sehen, jedoch nicht unendlich auflösen, also scharf sehen und erkennen; wohingegen die Gravitation (und damit das Gleichgewichtsgefühl) mit der Nähe zum Massenzentrum zunimmt und in der Ferne abnimmt.
Die erste Wahrnehmung gilt der Objekterfassung, der Form, Farbe und Bewegung. Erst wenn danach noch genügend Zeit bleibt, geschieht die Bewertung durch Abgleich mit Erinnerungen, Gefühlen dazu oder gar Interpretation und Aussage bei Kunstgegenständen. Je bekannter ein Gegenstand ist, umso eher und schneller dringt auch die verknüpfte Bewertung in den Vordergrund. Daher kann man auch unterbewusst ein Raubtier als Gefahr erkennen und flüchten oder gelassen bleiben.
Doch Sinne sind anfällig vor Fehlinformationen. Oft werden Informationen weggelassen, weil die Masse gar nicht vom Gehirn verarbeitet werden kann. Gerade Erfahrungen interpretieren Informationen unbewusst schnell in vorgefertigten und bereits erlebten Bahnen, aus denen wir kaum entrinnen können, wenn wir uns nicht bewusst auf etwas konzentrieren, z.B. über Meditation.
So wird z.B. Geschmack nicht nur durch Geschmacksstoffe verursacht, die durch Lösungsmittel (Wasser, Fett, Alkohol, etc.) erst schmeckbar gemacht werden, sondern auch durch psychosomatische Vorgänge. Konditionierung intensiviert so z.B. sehr stark den Geschmack, besonders bei unangenehmen Stoffen, aber auch bei vorangegangener körperlicher Anstrengung. Wer den ganzen Tag schwer physisch gearbeitet hat, schmeckt stärker und meist auch angenehmer als an normalen Tagen, wahrscheinlich weil der Körper Kalorien braucht und zum Essen animieren will.
Wir halten vor allem das, was wir sehen, für wahr, weil es unsere primäre Schnittstelle für die Informationsaufnahme um uns herum ist. Alle Sinne geben nur Momentaufnahmen wieder. Worte verhallen, Geschmack, Geruch und Oberflächen vergehen, und man gewöhnt sich an sie; Gedanken verfliegen, obwohl sie noch eben so klar und unwiderlegbar da und wahr schienen. Doch Wahrheit in Form von (beschreibbarer und erlebbarer) Existenz gibt uns meist nur dauerhaft das Sehen (von Objekten) durch Verknüpfung einzelner Bilder, wie in einem Film und das Hören durch den emotionalen Ausdruck von Stimmen und den Inhalt von Worten in der Erinnerung. Auch Temperaturempfindung oder Gleichgewicht ergeben diese Aneinanderreihung, aber man gewöhnt sich an sie, da sie sich kaum ändern und nur sehr grob wahrgenommen werden sowie vor allem bei Veränderung des Zustandes.
Dagegen ist das Sehen mit derart großer Detailtiefe und Farbunterschieden behaftet, dass es uns ständig im Bewusstsein fordert. Beim Sehen wird die Konzentration durch die wesentlich höhere Informationsfülle, die wir gegenüber anderen Sinnen im Stande sind aufzunehmen, wesentlich mehr beansprucht. Möglicherweise definiert man sein Ich deshalb auch am stärksten über die Augen und deren Sitz im Kopf. Ebenso sind die Augen für die Menschen gleichzeitig wichtigster Anlaufpunkt für eine Identifikation (von Gesichtern).
Das „Hören“:
Allerdings ist auch das Sehen nur ein Sinn. Bei Meditation wird auch dieser ausgeschaltet und man erlebt Raum-, Zeit- und Endlosigkeit. Das Hören abzuschalten ist dabei schon schwieriger, im Gegensatz zu Geruch, Geschmack, Temperatur und Tasten, woran man sich gewöhnt. Musik / Geräusche lenken ab, aber sind auch Zeichen von Bewegung, von Fortschreiten der Zeit als Gegensatz von Schrift und Bild. Geräusche sind immer neu und zeigen die Wirklichkeit so am stärksten, wenn das Sehen auch besonders das Bewusstsein prägt, Geräusche es aber fassbar machen und bewusst werden lassen (und am stärksten die Stimmung prägen, wie durch Musik).
Denken als Übergang von Sinn zu Tat
Die Sensorik wird nicht nur vom Gehirn erfasst, verarbeitet, gespeichert und weitergeleitet, sondern auch direkt beeinflusst. Das Gleichgewicht oder ein Rauschen fühlen bzw. hören sich anders an, wenn man die Augen offen oder geschlossen hält. Diese Differenz macht die Sinneserfahrung des Gehirns aus. Sinne muss man erst erlernen zu nutzen, so auch das Gehirn.
Somit kann das Denken ebenfalls als „Sinn“ wie Sehen, Hören und Tasten verstanden werden, weil es ebenso eine Empfindung und Stimmung darstellt, nur viel komplexer – in Form von Gefühlen und Assoziationen, also kreativem Denken und letztlich Kunst. Wie auch andere Sinne kann man es stärken oder anderweitig beeinflussen (z.B. das Hörvermögen und die Tastleistung bei Blinden). „Durchdenken“ trägt ebenso zu Entscheidungen bei und ist wie andere Sinne auch nicht bei jedem Organismus vorhanden bzw. unterschiedlich ausgeprägt und hat ein Organ, das es aufnimmt. Allerdings werden Entscheidungen konkret auch wiederum durch Denkvorgänge getroffen, da beide Vorgänge des Denkens als Sinn und als Entscheidungsträger, also Tatwerkzeug in einem einzigen Organ vereint sind – ähnlich wie bei Reflexen des Tastsinns oder des Temperaturempfinden in der Haut.
Wie sich jemand fühlen muss, versteht man als Summe aller Erfahrungen. Man holt die Erfahrungen unterbewusst aus dem Gedächtnis und vergleicht sie mit der neuen Situation. Genauso erkennt man auch Farben, indem man sie mit bereits bekannten Farben vergleicht. Denken ist der Sinn des Unterbewusstseins, das Abtasten der Erfahrungen nach Vergleichen und neuen Verbindungsmöglichkeiten. Was man mit dieser Sinneserfahrung durch Emotionen und Gefühle fühlt ist eine Stimmung. Erkenntnis ist somit eine Impression. Sie ist ein Bild für den Verstand wie ein Foto ein Bild für die Augen ist, womit der Mensch wächst und Zusammenhänge schafft. Gleichzeitig ist Erkenntnis aber auch Ausdruck langwieriger Denkprozesse. Sehen kann man (einen Text) immer, falls man sehen kann, auch das niedrigste Wesen mit diesem Sinn. Doch erst im Begreifen offenbart sich die Bedeutung dessen.
„Nicht denken – wissen!“ (aus „The Matrix“) Denn Wissen ist unser Muster, das uns leitet ohne eben darüber nachdenken zu müssen. Es ist vom Geiste her jedem zugänglich, jedoch abhängig von den Bemühungen. Gedanken (freie, künstlerische) sind das nicht unbedingt. Denken kann einfach beim Menschen so entstehen. Man kann es selten ausschalten, wie auch die anderen Sinne.
Bsp.: Man kann nur einschlafen, wenn keine Sinnesreize mehr stören. Viele können aber auch in Ruheposition, Dunkelheit und Stille nicht einschlafen, weil ihnen Gedanken im Kopf herumgehen. Erst, wenn sie davon abschalten können, schlafen sie ein. Möglich ist das durch meditative Techniken oder z.B. durch Gedankenschleifen, so dass sich nichts Neues ergibt, worüber man nachdenken muss. Denn Veränderungen halten auch Sinne wach und aufmerksam.
Sinnesempfindungen sind eigentlich nicht vom Willen beeinflussbar. Doch genauso wie man lernen kann das Schmerzempfinden in gewissem Maß zu regulieren und zu ertragen, kann man auch Mitleid, Freude oder Wut dämpfen, denn das sind schnelle Reaktionen auf eine Ursache, die wir uns denken (also vorstellen). Daher wäre es sinnvoll das Denken beim Menschen als einen erweiterten Übergang von Sinn und Tat zu beschreiben. Es ist beides.
Nerven als Grundlage der Wahrnehmung
Nervenzellen: beinhalten fundamentales Wissen (die Bausteine der Fakten) in ihrer Anordnung zueinander – ebenso auch Körperzellen, da sie unter anderem (wie auch durch ihre genetische Programmierung und die enzymatische Kommunikation untereinander) durch ihre biologische Anordnung wissen, wie sie zusammenarbeiten müssen.
Verbindungen zwischen Nervenzellen: beinhalten veränderbares Wissen (Fakten). Je „befahrener“ solche Nervenleitbahnen sind, umso automatischer werden sie benutzt.
Eingefahrene Schaltkreise und Neurotransmitter regulieren vor allem die Nervenaktivitäten. Neurotransmitter steuern durch ihre begrenzten Mengen in den Synapsen bzw. durch die De-/Sensibilisierung der Synapsenrezeptoren unsere Gedanken und Körperreaktionen. Neurotransmitter sind vor allem aber für die Gefühlswelt verantwortlich, da sie in der Gewöhnung der Rezeptoren bzw. der Ausschüttung der Vorräte in den Synapsen die Aktivierung oder Hemmung von Nervenzellen verursachen, die für die Gefühlsentwicklung zuständig sind. Sie schalten die Nervenbahnen und damit die Gedankenwelt und blockieren Schaltkreise oder lenken in sie ein. Gedanken müssen dadurch nicht entstehen. Gefühle können autark sein. Aber Gedanken sind von Gefühlen abhängig und damit sind Erinnerungen und Lernfähigkeit nur durch Gefühle überhaupt möglich.
Lernen heißt Verbindungen zwischen Nervenzellen aufbauen und kappen. Doch der Aufbau ist einfacher als der Abbau. Denn es gibt keinen direkten Abbau; nur durch Nichtbenutzung der Verbindung werden Fakten vergessen, was jedoch länger dauert als der Aufbau. Falsche Fakten lassen sich deshalb schlecht ausmerzen, zumal sie umso mehr verteidigt werden, je öfter sie benutzt wurden, je mehr man also von ihnen überzeugt ist oder mit ihnen konfrontiert wird.
Erinnerungsvorgang:
Es muss Schaltkreise im Hirn bzw. Gedächtnis geben, die wie eine Insel fern ab von jeder Berührung fast abgeschnitten liegen und erst wieder reaktiviert werden, wenn die spezielle Verbindung aktiviert wird, die zu ihr hinführt. Daher ist eine Erinnerung, die schon lang nicht mehr auftauchte, beim ersten Erinnern noch klar, verwäscht die nächsten folgenden Male jedoch schnell, da sich aus anderen Richtungen neue Verbindungen bilden und der Eindruck als Erfahrung in das Bewusstsein eingebaut wird. Je häufiger eine Erinnerung rekapituliert wird, umso stärker verändert sie sich. Denn Erinnerungen sind nicht statisch. Entweder verblassen sie durch Nichtbenutzung oder sie werden durch die heutigen Gedanken und Erfahrungen verändert, also aus dieser Richtung der Sichtweisen, aus der sie abgerufen werden.
Vergessen, Amnesie, Leistungsschwäche, Ausfallerscheinungen:
Wenn keine Nervenzellen abgestorben sind, bleibt das Wissen der Nervenzellen erhalten, während dagegen z.B. Fakten trotzdem vergessen werden. Die Zellen leben, nur ihre Verbindungen untereinander sind unterbrochen bzw. bestimmte Zellverbände vom Zugang abgekoppelt (wie bei einer Computerfestplatte, wenn das Inhaltsverzeichnis gelöscht ist) oder die Reizübertragenden Botenstoffe der Neurotransmitter werden in Verbindung mit diesen Zellen nicht mehr erinnerungsrelevant verwendet. Dieser Schaltkreis ist von der Wahrnehmung und damit der Veränderung durch neue Eindrücke abgekoppelt.
Sobald Nervenstrukturen nicht mehr aktiv sind und damit ihr Anschluss an den Gehirnbereich getrennt ist, auf den der Verstand zugreifen kann, wird Wissen vergessen. Die Aktivität der Nervenstrukturen wird dagegen erhöht, wenn Nervenstränge bestimmter Regionen wichtiger werden.
Tod des Nervensystems:
Je länger das Gehirn von der Blutzufuhr (und damit vor allem dem Sauerstoffnachschub) abgeschnitten ist, umso mehr Nervenzellen sterben ab. Die Zahl der Nervenzellen bestimmt aber die Ausprägung unseres Bewusstseins (was wir unter anderem als Seele, Geist, Verstand bezeichnen). So kann bei wieder einsetzendem Blutkreislauf zwar das Bewusstsein wieder einsetzen, aber je länger das Gehirn ohne neues Blut auskommen musste, werden Schäden zurückbleiben als Verminderungen der kognitiven und physischen Leistungen (z.B. geistige oder körperliche Lähmungen, Schwachsinnigkeit, etc.). Ab einer bestimmten Dauer des Sauerstoffmangels durch Kreislaufstillstand oder Atemaussetzung sind zu viele Nervenzellen abgestorben um noch ein Bewusstsein aufbauen zu können und der Mensch ist klinisch tot. Der geistige Tod ist also die letzte endgültige Stufe der Bewusstseinszustände.
Eine Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der Nervenzellen könnte z.B. durch eingeschleuste DNS und Organellen über Viren möglich sein, um ein von der Struktur intaktes Gehirn (z.B. in Alkohol eingelegt) wieder zu beleben. Würden die Synapsen beim Hirntod zwischen den Nervenzellen jedoch getrennt, käme das einer irreversiblen Unordnung gleich und es gäbe keine theoretische Möglichkeit der Wiederherstellung. Stoffwechsel kann zum Erliegen kommen, aber auch wieder angekurbelt werden (molekulare Prozesse). Höherer Reizleitung aber, also „Strom“, kann nur bei vorhandenen Nervenbahnen fließen.
Beeinflussung der Sinne und der psychischen Bewertung:
Die Leistung der Sinne ist von der körperlichen Funktionstüchtigkeit abhängig (also z.B. vom Alter von Augen, Verletzungen des Trommelfells, etc.), die Auswertung der Informationen ist von den psychischen Voraussetzungen abhängig. Die Trennung zwischen physisch und psychisch ist allerdings kaum abgrenzbar. Die Wahrnehmung wird maßgeblich von der vorausgehenden Erfahrung und Erwartung geprägt und so unterbewusst schon gefiltert, bevor man sie überhaupt bewusst wahrnimmt. Dadurch wird eine höhere Konzentration auf die wesentlichen Vorgänge erreicht, allerdings auch scheinbar Unwesentlichem weniger Bedeutung beigemessen und so wird es übersehen. Die Gewöhnung durch Erfahrung lässt so zwar schneller und sicherer handeln, da sie die Bewertung auf die wahrscheinlichsten Fälle verlagert. Damit werden aber auch Fälle aussortiert, die dennoch vorkommen können, nur nicht häufig genug im Leben des Individuums vorgekommen sind um ihnen Beachtung zu schenken.
Bsp.: Wer in seinem Leben eine Führungspersönlichkeit ist, wird die Reaktionen der Untergebenen auf Loyalität und Leistung beurteilen, aber weniger die Kollegialität oder Freundschaft spüren und an ihrem Privatleben weniger Interesse haben.
Sinne (vor allem die Optik) beeinflussen unsere Entscheidungsprozesse zusätzlich und verzögern sie so. Um dennoch entscheidungsfähig zu bleiben, müssen Grenzen in Form von Schwellenwerten getroffen werden um von den Reizen nicht überflutet zu werden und reaktionsfähig zu bleiben. Diese Schwellenwerte verändern sich mit der Erfahrung. Die Sinne erfassen noch immer die gleiche Menge von Reizen, aber das Gehirn filtert nach veränderbaren Filtermustern die aus, die sich bewährt haben. Dadurch entsteht ein Bewusstsein mit der Bewertung der Reize nach Mustern.
Zur akuten Reizüberlastung kommt es, wenn das selbe Nervenareal von verschiedenen Seiten / Sinnen gespeist wird. Im Bestfall reagiert man durch mehr Informationen präziser und schneller, im schlimmsten Fall reagiert man falsch oder gar nicht.
Der Mensch verarbeitet schon nur noch Extreme, allein wegen des höheren Aktionspotentiales der Nervenzellen und damit einem Geringstmaß an Extremismus. Daher ist Satire oft mehr als nur Belustigung, bedeutet aber auch bei steter Konsumierung eine Verschiebung der Wahrnehmung durch Sensibilisierung einer Richtung bzw. Desensibilisierung der anderen Richtung von Empfindungen.
Vergleiche suchen immer nach dem noch Extremeren (nach dem einen von zwei möglichen Polen). Ist das nicht mehr möglich, schlägt der Vergleich die andere Richtung ein.
Der Placebo-Effekt ist eine sehr starke Beeinflussung der Wahrnehmung, ähnlich wie gezielte Folgen von Meditation, u. a. durch Umleiten und Abdämpfen bzw. Verstärken von Reizen. Die erwartete Wirkung eines Medikamentes, eines Ereignisses, eines Menschen lenkt die Wahrnehmung in diese Richtung und blendet viel aus, was man sonst erlebt hätte. Man erschafft sich ein Vorurteil und damit ist es eine selbsterfüllende Prophezeiung. Eine Verlagerung des Bewusstseins bewirkt eine damit verbundene veränderte Wahrnehmung von Reizen, da die Sicht auf die umgebende Welt anders wird, also andere Schaltkreise verwendet werden bzw. die Nervenbahnen in anderen Richtungen befahren werden.
Bsp.: Ein Medikament wirkt stärker, wenn der Patient daran glaubt, dass es überhaupt helfen kann und vielleicht sogar weiß, dass die meisten anderen durch diese Arznei wieder gesund wurden. Zweifelt er zu stark an der Wirkung, kann es sogar sein, dass hoch potente Mittel nicht wirken.
Hierbei wird gezeigt, dass der Glaube, die Überzeugung bzw. der Wille auf die Wahrnehmung größte Bedeutung haben und sogar Körperprozesse wie Genesung beeinflussen können. Menschen, die ein Ziel im Leben haben oder unbedingt gesund werden wollen, haben daher auch bei vergleichsweise schweren Krankheiten größere Heilungschancen.
Es zeigt sich dadurch außerdem, dass Körper und Seele unbedingt voneinander abhängig sind und keine Trennung (z.B. nach dem Tod) erfolgt. Mit dem Körper stirbt der Geist und nach dem Hirntod stirbt auch der Körper. Allerdings könnten die Informationen des Gehirns, also die neurologische Anordnung der Nerven und ihre Verbindungen untereinander in einem Modell bzw. einer Kopie erhalten bleiben, sofern die Technik das erlaubt.
Drogen und Rauschmittel lassen Sinneseindrücke verstärkt oder vermindert erscheinen und verändern dadurch die Energiebilanz im Körper.
Alkohol vermindert die Verknüpfung aller Arten von Sinneseindrücken mit deren Bewertung. Bei starker Aufregung der Menschen in der Umgebung wird der alkoholisierte Mensch weniger sich selbst in dieser Situation sehen, sondern eher als Beobachter. Er kann keine Lehren mehr aus der Aufregung seiner Mitmenschen ziehen, die z.B. wichtig war (im Laufe der Evolution) um Gefahr zu erkennen und darauf zu reagieren. Die Aufregung „steckt“ ihn nicht mehr an.
Keine Droge kann etwas erzeugen, was nicht vorher schon da war. Einfälle, Erkenntnisse, Halluzinationen, Krankheit, Gesundheit setzen einen lebenden, existierenden Geist voraus. Die Droge ist nur Auslöser eines bestimmten Mechanismus, der z.B. still gelegt ist, aber zum Menschen gehört. Die Droge findet so unter Umständen Verlorenes wieder (Erinnerungen, Hemmungslosigkeit, Antrieb, Gewaltbereitschaft, etc.) – je nach Art und Wirkungsweise der Droge und in nächster Instanz je nach Mensch. Wie stark und wie gut (förderlich, heilend) das ist, hängt vom Maß der Dosierung ab. So kann selbst Alkohol eine stimulierende und leistungssteigerndere Wirkung haben, da z.B. hemmende Ängste oder Zweifel blockiert werden – jedoch nur in kleinsten Mengen und je nach Mensch unterschiedlich. Alkohol ist förderlich für die Kreativität, aber er hemmt die klare Erkenntnis.
Expressionen / Ausdrücke / Taten / Verhalten / Reaktion
Das Gegenteil der Sinne, die Taten, ist schwieriger zu erkennen und zu klassifizieren als Eindrücke und Sinne. Es hat in der Umgangssprache nicht einmal eine eindeutige Bezeichnung. „Verhalten“ oder „Reaktion“ käme dem noch am nächsten. Aber die Reaktion muss nicht unbedingt gleich auf einen Eindruck folgen. Sie ist durch die Verarbeitungszentren des Gehirns gegangen und kann dort zurückgehalten worden sein, bis sie sich irgendwann entlädt, oft dann scheinbar ohne Bezug zur gegenwärtigen Umwelt.
Daher sind Taten beim Menschen immer zusammenhängend und deswegen sehr komplex, gegenüber Reflexen als Reaktion, zumal der Wille mit entscheidet und damit die Reaktion von vielen vorhergehenden Eindrücken und Reaktionen (Erfahrung) fast unberechenbar verändert wird.
Einteilung der Taten:
- Muskeln – (Bewegung)
o Stimmapparat (Stimmbänder, Rachenhöhle, etc.) – (Sprechen)
o Berührung (Schlagen, Anfassen, Mitnehmen, Streicheln, Handwerk, schreiben, malen, etc.)
o Reflexe
o Botschaft (schriftlich, mündlich, Werkstücke, Ideen als Existenzausdruck)
- Gehirn und Drüsen – (Denken und ZNS-gesteuerte Körperprozesse)
o Ausschüttung von Hormonen, die Stoffwechselprozesse verändern (Adrenalin, Cortison, Testosteron, Insulin, etc. und dadurch u. a. Rotwerden und Ausdünstungen (Schweiß aus Angst, Pheromone))
o Sympathikus (Mobilisierung der Kräfte: Angriff oder Flucht), Parasympathikus (Ruhe und Sammeln der Kräfte)
o Psyche + Unterbewusstsein (Erkenntnis / Ideenfindung, Strategieentwicklung, Lehre, Kommunikation: Veränderung der Sprachmelodie, Tonhöhe, Geschwindigkeit, Lautstärke, Wortwahl, usw., Körpersprache)
- …
3.2 Informationsverarbeitung - Psychische Energieerhaltung
Sinne: Energieaufnahme /-zunahme
Taten: Energieabgabe /-abnahme
„Psychische Energie“ kann sich der Nullmarke nur nähern (vor allem im Schlaf), kann sie aber nicht erreichen (das entspräche dem Tod) oder sie gar unterschreiten, also negativ werden. Damit gibt es insgesamt kein Defizit. Psychischer Energieumsatz wird oftmals allerdings als Informationsaustausch betrieben. Doch Information wird im biologischen Organismus nicht erhalten, sondern umgewandelt, verarbeitet und geht auch teilweise verloren. Die Vorstellung von einem Energie- bzw. Stoffumsatz stimmt zwar grundsätzlich, führt jedoch auch zu Missverständnissen über scheinbar undurchsichtige Vorgänge.
Die psychische Energie ist nur individuenabhängig. Sie kann zwar teilweise übertragen werden, doch ohne Individuum nicht erhalten bleiben. Daher ist sie nur Überträger von Erfahrungen. Mit dem Einwirken der psychischen Energie auf einen Menschen werden jedoch seine Erfahrungswelt und sein Bewusstsein deutlich.
Bsp.: In ein Zimmer stürmende Kinder, wo jemand arbeitet, kommen nur dem Arbeitenden als Belastung vor, weil es seine Konzentration stört. Dabei haben die Kinder jedoch nur den Umweltanteil übernommen, der genauso auch durch ein plötzliches Unwetter oder ähnliches hervorgerufen werden könnte.
Energie heißt auch in der Psychologie zu leben und aufgenommene Energie muss verarbeitet und irgendwann wieder abgegeben werden. Energie ist vom Körper immer bestrebt ausgeglichen zu werden: steht man, so will man sitzen; sitzt man, so will man liegen; liegt man, so will man schlafen („Ich habe geschlafen wie tot.“). Doch der Tod ist keine Option. Fühlt man sich wohl, so ist die Energiebilanz weitgehend ausgeglichen und „harmonisch“.
Bsp.:
- Schwitzt man, so baut sich wieder Energie auf; friert man, baut sich zunächst Energie auf um der Kälte zu entgehen (psychisch steigt der Input), allerdings nur solange, bis irgendwann zu viel Körperwärme verloren wurde. Eine heiße Dusche z.B. oder andere Entspannungsmethoden stellen ein Gleichgewicht des Wohlbefindens wieder her, wenn man fror, angespannt oder erschöpft ist.
- Will man unbedingt eine Lösung für ein Problem finden oder ist man in Stimmung (z.B. bei einem Lachanfall), so muss dieser Zustand aufgebaut werden. Energie ist hierbei dafür da die Konzentration aufrecht zu erhalten. Ein Wille bildet sich, wie auch eine Überzeugung, indem sich die Energie dafür aufbaut. Je mehr der Zustand abebbt, umso weniger Stimmung, also auch weniger Lösungspotential ist übrig (auch im Sinne von Wut oder beim Willen in Form von Desillusionierung und Enttäuschung). Um diesen Sturz der Energie aufzufangen bedarf es viel Energiezufuhr oder große Reserven (in Form von Disziplin / Konzentrationsfähigkeit, Motivationsschub, Drill, etc.).
Das Ziel ist die Harmonie und nach Anspannung muss Entspannung folgen. Dass es nicht bei der Entspannung bleibt verhindert der Wille (z.B. zu Überleben) in Form von Vorhaben und Zielen, die man sich steckt.
Es gilt einen Schwellenwert zu überschreiten um Energie in Form von Reizen aufzunehmen oder abzugeben. Dazwischen liegt die Verarbeitung. Sobald man Energien Ausdruck verliehen hat, vergisst man viel von ihrer Existenz – je mehr ausgedrückt wurde, desto näher befindet man sich an der Nullmarke. Was man an Aufnahme aushält ist trainierbar. Energiedepots sind erweiterbar, können jedoch auch schrumpfen. Körperliche Energiebilanzen unterliegen den physikalisch-chemischen Gesetzen.
Bsp.: Sport bedeutet mehr Abgabe von Energie als Aufnahme (in Form von Reizen).
Psychische Energieerhaltung
Abb. 1 (III.) - Psychischer Energiekreislauf
Sinnesreize sind Eindrücke bzw. Input (Abb. 1 (III.)). Das wird ab einem bestimmten Schwellenwert als relevant eingestuft und ans Großhirn weitergeleitet. Werden bestimmte Sinneszellen (z.B. Schmerzrezeptoren oder Temperatur…) überschritten, erfolgt eine reflexartige, unbewusste Handlung. Ansonsten erfolgt im Großhirn eine unterbewusste Verarbeitung nach bereits bekannten Mustern (also nach Erfahrung) und Trieben. Erst diese „verdauten“ Informationen gelangen ins Bewusstsein und werden einem also bewusst, wenn sie interessant bzw. wichtig genug sind. Die größte Konzentration bauen wir daher auf und nutzen daher auch die größten Energiereserven für eine oder wenige Gedanken, wenn wir an einer Sache besonders interessiert sind. Das kann eine Form von Stress sein, z.B. Angst, überraschende Freude, ein spannendes Gespräch, usw.
Diese verarbeiteten Informationen werden entweder abgespeichert, wenn derzeit wichtigeres anliegt und später (z.B. im Traum oder als Flashbacks) in entspannten Momenten wieder hervorgeholt oder wenn sie wichtig genug sind unreflektiert sofort beantwortet und in Form von Worten oder Taten als Output dargelegt.
Der Mensch ist ein Filter (Abb. 2 (III.)). Eindrücke, seine Filterporen drücken, verlassen ihn anders als bei einem anderen Menschen und sogar anders, als noch einige Zeit zuvor bei ihm selbst. Diese kleine Veränderung ist der Wille, das Bewusstsein.
Der Filterrückstand bildet die Philosophie:
Der Mensch ist kreativ. Er will sich seine eigene Welt bauen, in der er leben kann – auch im Kollektiv. Die Philosophie ist das Ergebnis seiner eigenen Gedankenwelt. Vor allem das bleibt ihm zurück, was er nicht versteht oder in seinem Weltbild schlecht zuordnen kann.
Bsp.: Energieerhaltung in der Gesellschaft:
Bei der psychischen Energieerhaltung wird Energie z.B. von der pharmazeutischen Industrie (Heureka-Gefühl) auf den Patienten übertragen (der dankbar ist oder sogar Schuldgefühle hat, weil er die Leistung beansprucht, die „wichtigere“ Menschen entwickelten). Die Entwickler nehmen sich das Erfolgsgefühl vorweg und zwar von den späteren Anwendern, ohne jedoch davon wissen zu können (vgl. Kapitel „Glück“: Glücksschuld).
Energieeingang:
Die psychische Energie (generell) bezieht man aus seiner Weltanschauung in Verbindung mit den Eingangsreizen. Religiöse Weltbilder eignen sich dahingehend besonders gut, da die Vorstellung eines allmächtigen Gottes nahezu unerschöpflich ist. Dabei können Sinnesreize durch eine positive wie eine negative Sicht in die entsprechende Energie umgeleitet werden. Die Motivation für eine Sache schöpft sich aus der Sichtweise, die z.B. positive Erinnerungen und Philosophien bereit hält und die Eindrücke so auch positiv färbt, sowie aus zusätzlichen Stimulationsreizen. Gedanken und Emotionen sind die Sinneseingabe des Denkens. Gefühle als Stimmungen folgen daraus, gewissermaßen als Vorläufer der Tat.
Die Weltanschauung baut sich über die Erfahrung auf und das Maß dieser Erfahrung wiederum wird durch anfänglichen Lerneifer bestimmt, der durch eingehende Beschäftigung (Motivation) im Kleinkind- und Kindesalter sowie genetischer Veranlagung (zur Neugier, Kontaktfreudigkeit, etc.) beeinflusst wird.
Bsp.: Energieerhaltung bei verändertem Input:
Normale Gedanken, z.B. an einem Ziel anzukommen, führen zu überlegtem, meist aber automatisiertem Fahren, wenn man das Ziel kennt. Schnelle, rhythmische, mitreißende und melodische Musik erhöht den Energieinput und die Fahrt wird noch automatisierter und z.B. schneller, wenn man sich mit der Musik identifiziert oder man lässt sich von ihr tragen und singt z.B. mit.
Energieverarbeitung und -übertragung:
Alles, was an Informationen vom Menschen aufgenommen wird, wird mit den bereits bestehenden Erfahrungen verglichen (gefiltert) und dann wieder abgegeben (meist ausgesprochen). Ist diese Information wichtiger / richtiger als die alten Informationen, so wird sie vollständig verarbeitet (eingebaut ins Wissen). Ist sie das nicht, so wird sie vergessen oder geringwertiger verarbeitet. Bestimmend dafür ist die Erfahrung. Manche Information ist auch Lücken füllend und manche einfach zu viel (z.B. weil sie dem Rest widerspricht, weil der Erfahrungsstand noch nicht erreicht oder die Information vorher noch nicht verstanden wurden usw.). Sie kann dann nicht eingeordnet werden (wird nicht begriffen) und wird vergessen.
Die psychologische Energieerhaltung wirkt nun aber nicht von Mensch zu Mensch, sonder nur auf jeden Menschen einzeln:
Abb. 2 (III.) - Energieübertragung
Informationen können nicht von Mensch zu Mensch direkt übertragen werden (Abb. 2 (III.)). Sie werden immer erst von der Umwelt aufgenommen und dadurch verändert sowie vom Menschen verändert wahrgenommen (und wenn es beim Sprechen die Stimme ist, die die Information durch ungewollte Nebentöne verzerrt). Direkte Übertragung von Informationen ohne Wertverlust würde nicht einmal die Telepathie vollständig erreichen. Dazu müssten Informationen / Erfahrungen direkt verpflanzt werden – mit allen dazugehörigen Erfahrungen die es braucht, um sie genauso zu verstehen, wie es der Sender gemeint hat. Nur so könnten Missverständnisse vermieden werden. Daher können psychologische Energien (wie Wut, Ausrasten, Verständnisaufforderungen) den anderen völlig unberührt lassen. Denn die Situation kann von der Umwelt wieder neu entworfen werden, so dass es der nächste ganz anders aufnimmt bzw. durch seinen anderen Filter (andere Erfahrung) dann auch anders verwertet und so anders versteht. Psychische Energie besteht vor allem im Individuum. Sie kann weitergegeben werden (auch willentlich), muss aber nicht die gleiche Stärke verursachen oder die gleichen Reaktionen wie beim ersten Individuum bewirken. Je ähnlicher sich die Wesen sind (durch ihre Philosophie, ihren Kulturkreis, ihren Charakter etc.), desto mehr pflanzt sich diese Energie im nächsten Menschen fort.
Bsp.: Wut und Erregung fördert eigene Wut, weil man angeschrieen oder schlecht behandelt wird oder weil man den Grund für die Wut erkannt hat und sich ebenfalls empört. Ist man aber selbst der Grund für die Wut und versteht den anderen und weiß, weshalb er sich über einen aufregt, reagiert man eher reumütig. Versteht man es nicht, reagiert man eher ebenso wütend. Es findet aber in jedem Fall eine Energieübertragung statt.
Genauso kann das bloße Sehen eines Menschen in einem anderen Gefühle (positiv / negativ) erzeugen. Dabei kommt es natürlich auf den Filter des Menschen an (auf seine Erfahrungen).
Die psychische Energie muss nicht gleich und unbedingt mit der biologischen Energie koalieren, aber interagieren. So kann Zorn des einen Wesens zwar auf ein ähnliches Wesen übertragen werden, auf ein anderes jedoch nicht, weil es diese Gebärde gar nicht kennt. Diese Form der Informationsaufnahme und damit der Energieaufnahme muss also erst erlernt werden. Das Verarbeiten ist bereits angelegt, es kann aber immer noch eine neuartige Technik anderer Verarbeitung hinzu gelernt werden.
Psychologische Energie kann nicht so einfach willentlich exakt übertragen werden. Schon durch ein Missverständnis kann positive Energie zu negativer Energie werden. Emotionen lassen sich zunächst nicht mit Vorzeichen übertragen sondern allein die Tatsache, die Menge, die Quantität, nicht aber die Qualität entscheidet dann erst beim Empfänger der Nachricht über die Reaktion. Nur die Ähnlichkeit des erkannten Musters mit dem eigenen Verständnis von Emotion ruft auch das gleiche Gefühl hervor. Viele Muster sind in allen Menschen angelegt (Instinkte), andere müssen erst erlernt werden.
Psychische Energie ist schwer nachzuvollziehen, da sie durch unwissende Träger verfälscht werden kann. So ist bspw. die Botschaft dem Überträger unnütz, während sie dem Empfänger äußerst bedeutsam sein kann. Sie kann also in einem Wirt „schlafen“, z.B. in einem Buch. Die psychologische Energie verbleibt im Missverständnis, wenn man seine eingesetzte (positive / negative) Energie verpufft glaubt. Sie kann nur zwischen Menschen oder in der Vorstellungen eines anderen existieren. Dadurch bleibt beim Tod des Menschen seine psychische Energie in Form seiner Taten und Ideen erhalten.
Das Missverständnis ist in der psychologischen Energieerhaltung, was die Wärme in der physikalischen Energieerhaltung ist: Das Missverständnis entsteht immer, weil kein Mensch dem anderen so gleicht, dass er ohne Verlust aufnehmen könnte, was der andere ihm mitteilt. Aber auch Erfahrungen verändern die Information selbst, umso mehr, je mehr Zeit zwischen Aufnahme und Abgabe der Information liegt.
So kann die hinterlassene Information auch zu totalem Irrglauben führen, weil z.B. nach Jahrtausenden eine Weisheit gefunden wird, die in der Mode der späteren Zeit völlig anders interpretiert wird. Die Weisheit wurde dann bewusst hinterlassen, weil der Sender anderen etwas mitteilen wollte. Die Energie überträgt sich auf die Neuzeit damit unter Umständen richtungsweisend für die ganze Gesellschaft (Bsp.: Bibel). Dies kann aber nur geschehen, weil die Gesellschaft ein entsprechendes Defizit oder Verlangen nach dieser Information hat und damit ist die psychische Energie auf die Gesellschaft mitsamt ihrer Entwicklung und ihrem Fortbestehen eingegrenzt. Wenn sie vom damaligen Sender abstammt, ist sie zwar durch eine Verbindung an das Schicksal der Vergangenheit gebunden (denn kein Mensch kann ohne Anleitung anderer und damit ohne Beeinflussung der Vergangenheit ein Bewusstsein entwickeln und leben), aber hat sich in der Gesellschaft zu ganz neuer Form entwickelt und dadurch reagiert die Gesellschaft auf die hinterlassene Information eventuell extrem.
Energie kann nicht verloren gehen, auch nicht in der Psychologie. Jedoch ist es in der Psychologie wesentlich schwieriger den Verlauf zu erkennen als in der Physik. Doch die Verbindung zwischen physikalischer Energie und psychischer Energie besteht in der Informationsdichte und -verteilung, also der Entropie. So kann Wissen zwar mit den Menschen sterben, aber ihr Leben als Ausdruck dieser angehäuften Energie hat dennoch seine Umgebung beeinflusst. Eventuell erfahren die Menschen das erst Jahrhunderte später, z.B. wenn sie den toten Körper oder Werke von ihm finden. Doch auch, wenn sie das nicht tun, hat er seine Nachwelt beeinflusst.
Zwar kann sein Werk vernichtet werden, ohne dass Menschen davon mitbekommen so diese Energieanhäufung zerstören, statt sie anderen Menschen als Wissen weiter zu bewahren. Doch diese Vernichtung ist dann im Schicksal des Werkes inbegriffen. Es wurde sozusagen nicht genügen Energie aufgewandt, um es vor der Vernichtung zu schützen.
Wenn man angegriffen wird, ist die psychische Energie nur ausgeglichen, falls man sich verteidigt, also z.B. indem man stur bleibt, einen Gegenangriff startet oder systematisch den Angriff ignoriert. Sobald man einlenkt und dem Angreifer Recht gibt, ist die psychische Energiebilanz zugunsten des Angriffs verschoben (mit einigen Ausnahmen, wie z.B. dem gegenseitigen Einverständnis, Ironie des Eingestehenden, etc.).
Man tut immer das, wozu die Energie am höchsten ist. Das kann genauso gut das Fortführen einer jahrelangen Arbeit sein, wenn die Energie zum Aufgeben des Projektes nicht reicht. Freilich kann das weiterhin auch durch andere (energetische) Faktoren beeinflusst sein, so dass man trotzdem aufgibt, weil andere Energien sich soweit aufsummieren, dass das Projekt nicht länger aufrechterhalten kann (z.B. durch Bedrohung höherer Ziele, etc.).
Pausen können Energie abbauend wirken, was bei Stress und Überbelastung sinnvoll ist oder wenn man den Überblick verloren hat. Bei einem produktiven Arbeitsfluss können Pausen aber auch hinderlich sein, da der Elan, der Zusammenhang und der Überblick dadurch leichter verloren gehen.
Energieabbau:
So wie aufgenommene Energie in Form von Reizen durch Sinne aufgenommen werden und eine Stromschleife induzieren, können sie durch „Taten“ (Aussprechen, gedankliches Verarbeiten, Aufschreiben, Sport, etc.) und Reaktionen in bereits verarbeitetem Zustand auch wieder abgebaut werden – auch im Traum.
Bsp.: Hyperaktivität (z.B. ADHS):
Zu viele Erregungen werden zwischen den Nervenzellen gebildet und entladen sich aber in Form von Taten. Hyperaktivität und viel Bewegung sind die Folge um Energie abzubauen. Somit geht geistige Energie in mechanische bzw. chemische Energie über und Konzentration geht verloren.
Dabei kann einem auch ein Schauer über den Rücken laufen, wie in Momenten der physiologischen Überreizung, der Kälteempfindung (auch der Wärmeempfindung) oder des Mitgefühls, des Ergriffenseins. Dies ist dazu da die übermäßige psychische Spannung der eingegangenen Reize abzubauen.
Wie der Körper nach einem 100-Meter-Lauf muss auch der Geist nach großen Überlegungen seine restliche, mobilisierte Energie loswerden und Denkprozesse sind die Folge. Das kann anstrengend sein, wenn man ein Thema bereits abgeschlossen hat. Ohne gelenkte Aufmerksamkeit führt die Energie in Fantasien und Tagträumereien oder z.B. zur Überdrehung des Geistes bzw. zur Ruhelosigkeit. Manchmal führt man eine lächerlich klingende Konversation und braucht sie dann um Probleme und damit überschüssige Energie abzulassen bzw. zu verarbeiten (traumähnlich). Kraftlos zu sein kann aber auch bedeuten die Energie nicht länger richtig verarbeiten zu können. Der Input in Form von Stress überfordert den Menschen, weil er zu wenige Möglichkeiten sieht, den Input verarbeiten zu können, bevor schon wieder neue Aufgaben kommen. Motivationslosigkeit und fehlende Energie bedeuten Input zu haben. Andersherum reicht die Energie vielleicht nicht aus um eine Lösung zu finden und man fühlt sich überfordert. In allen Fällen von Stress fehlt der richtige Verarbeitungsansatz der Energie.
Wie körperliche Anstrengung in geistige Energie als Denkprozess verlagert werden kann, so geht es auch anders herum. Ein lauter Schrei kompensiert die Energie, die bei Angst im Kopf freigesetzt wird und sich durch verarbeitende Denkprozesse selbst verstärkt hat. Der Schrei kann einen dadurch erleichtern und Raum für Reaktionen schaffen, indem die anfängliche, panische Angst abgebaut und geistesgegenwärtige Entscheidungen konzentriert getroffen werden können. Erst als zweites Merkmal warnt der Schrei andere vor Gefahr. Der vermeintliche Altruismus als Warnung für die anderen kann so auch primär aus Eigennutz erfolgen.
Der bei Meditation beschriebene Energiefluss, der erhöht wird, wäre mit dem Tastsinn erklärbar. Denn die Methodik erklärt das „Schließen von Energiekreisen“ und damit z.B. das Berühren von Daumen und Zeigefinger. Weil dadurch ständig eine Reizleitung besteht, die nicht genauer definiert werden kann, da ein einziger Reiz von zwei unterschiedlichen Punkten des Körpers gleichzeitig wahrgenommen wird, wird dieser „Energiefluss“ als beruhigend wahrgenommen. Es gehen damit zwar Reize ein, aber sie werden nicht näher bestimmt und wirken damit sedierend (ähnliches Beispiel: Zungenspitze und Gaumen). Eventuell trägt auch die so nah beim Körper gehaltene Körperwärme zu diesem Gefühl bei.
Dadurch könnte auch das Gottesgefühl / die Gottesnähe beim Beten begründet und gesteigert werden, da die Stellung beim Meditieren der Buddhisten (Berühren der Fingerspitzen im Lotussitz) und der Christen (gefaltete Hände) dieser Auffassung entsprächen.
Man hat eine gewisse Menge an psychischer Energie zur Verfügung die sich in einem individuellen (und veränderlichen) Rahmen vergrößert oder verringert, je nach erlebten und verarbeiteten Erlebnissen durch Bewusstsein und Unterbewusstsein. Ist diese Energie z.B. durch überfordernde Arbeit aufgebraucht oder Arbeit unterfordernde angestaut (auch Unterforderung kann zu Stress führen und Energie aufzehren sowie Motivation abbauen), muss sie entweder mit entsprechend freudvollen Erlebnissen aufgefüllt werden oder es entsteht eine Spannung, eine Überbeanspruchung und daraus dann eventuell eine psychische Krankheit resultieren. Man sollte dem anderen in diesem Zusammenhang aber auch die Möglichkeit geben seine aufgenommenen Informationen wieder los zu werden, wenn er es will, sonst werden sie ihm schaden können (z.B. als Depressionen). Menschen müssen sich und ihrer Energie (in Form von Gefühlen) auch Luft machen können, sonst staut sie sich an.
Psychische Energie kann auch zurückgeworfen werden. Wenn der andere nur einen Teil aufnimmt (weil er es so will oder nicht alles versteht), fängt der Sender die Energie wieder ein und es sammelt sich ihm um diesen Keim wieder gleiches Leid / Glück / Empfinden an, gespeist durch Energie, die anderweitig gebraucht würde.
Wenn man glaubt „überzuschäumen“ vor Glück, möchte man von dem Glück etwas weitergeben, einerseits um das Gefühl abzubauen, zu teilen, weil sonst die Angst besteht, dass es zu schnell vergehen oder ungenutzt bleiben könnte, andererseits um es zu mehren, weil man noch dazu etwas Gutes getan hat.
So kann man aber auch auf seiner Wut oder seinem Leid sitzen bleiben oder beides sogar erhöhen, wenn einen der andere verhöhnt oder ignoriert.
Ein Problem mit der Energie in der Psychologie ist jedoch, dass es keineswegs einheitliche Einheiten der Energie in der Psychologie gibt. Was für den einen positive Energie ist, kann für den anderen negative Energie sein, schon weil der Glückserfüllte es unter Umständen falsch macht sie weiter zu geben. Sich mit jemandem auszusprechen fördert aber meistens die psychologische Balance, wenn auch neue Probleme dabei auftauchen können. Allerdings besteht das Problem darin, sich an diese Form des Energieabbaus zu gewöhnen und die Mitmenschen damit dann zu belasten, da sie es aushalten müssen und diese Energie letztlich selbst wieder aufnehmen, obwohl es für sie gar nicht nötig wäre.
Abgebaut wird die psychische Energie bei reagierenden Lebewesen (Menschen) durch Beobachtung ihrer Reaktionen und Ziehen von Schlüssen (unterbewusst). Das geht mit unbelebten Gegenständen deshalb schlechter, weil man sich nicht in sie hineinversetzen und sich somit niemandem anvertrauen kann. Es gibt keine neuen (bzw. unerwarteten) Reaktionen und Denkanstöße. Daher kann man kein Mitgefühl oder Verständnis erwarten, das man nicht schon kannte, außer durch mystisches Denken, wie im Folgenden beschrieben:
Selbst Gott fungiert als lebende Person, da er sich oft als Person vorgestellt wird und dadurch eine Art der Zwiespaltung des Ichs darstellt, man sich also mit einem anderen Ich unterhält. Deswegen kann psychologische Energie durch Aussprache mit ihm abgebaut werden (aber auch stellvertretend mit unbelebten Objekten). Mit Gott zu sprechen ist daher eine Art Dialog mit der Vorstellung einer anderen Person, die sich darin von allen anderen unterscheidet, dass man ihr gegenüber alles beichten kann, selbst das, was man sich selbst gegenüber vielleicht gar nicht eingestehen wollte. Das ist ein Zwiegespräch mit dem eigenen Unterbewusstsein. Dadurch wird Einsicht häufiger möglich. Die Deutung von göttlichen Zeichen in der Umgebung auf das eigene Problem gibt damit einen neuen Denkanstoß, überlässt die Bewertung dieses Anstoßes aber trotzdem noch dem eigenen Urteil. Glaube ist eine Form von Energiekanalisation und eine automatische, unbewusste, meditative Gewissenserleichterung. Man kann psychischen Stress und ein schlechtes Gewissen auf eine andere, höherer Macht schieben und sich so befreien, unterliegt ihrem Willen (im Kopf) dann aber auch.
Etwas „auf jemand anderen zu schieben“ ist die Vorstellung von einem Gott, der an Stelle einer realen Person tritt, der man die Verantwortung über das eigene Handeln übertragen kann – wie Kinder den Eltern. „Gott“ übernimmt damit auch die Erziehungsfunktion mit und so kommt es, dass selbst Erwachsene noch Verantwortung abgeben und sich so als Kinder sehen, nämlich als Kinder Gottes. Er ist ein Idol, das ganze Leben lang. Ähnlich übernimmt auch die Gesellschaft ähnliche Aufgaben für ihre Mitglieder.
Nur kann biologisch die psychische Energie (die ja auch aufgenommen / übertragen wurde, z.B. von einem Menschen auf den anderen in Form von Kommunikation) nicht einfach auf eine imaginäre Person übertragen werden (außer im festen Glauben an Gott). So muss sie sich im Körper weiter umwandeln, denn Gedanken gehen nicht verloren. Vergessen ist nur ein Verschieben ins Unterbewusste, eine „in-Schwebe-Haltung“ oder aber ein biologischer Abbau bzw. eine Schwächung von Nervenverbindungen bzw. Abkopplung von Schaltkreisen.
Bei unbelebten Gegenständen wird dagegen die eigene Reaktion benutzt, um sie zu verarbeiten. Das ist dann ein gedanklicher Dialog über die Vorstellung des Objektes (z.B. Reden mit dem Auto, damit es noch eine Weile bis zur Werkstatt durchhält). Im Aussprechen hört man die Vorstellung und empfängt sie neu, jedes Mal mit leicht verändertem Hintergrund (einem neuen und aktuelleren Bewusstsein). Bald braucht man nur noch darüber „nachzudenken“, bekommt aber dennoch kein Mitgefühl.
Biopsychische Energie:
Biopsychische Energievernichtung bedeutet, dass ein Lebewesen im Prozess des Interagierens mit seiner Umwelt Nahrung (Informationen und chemische Grundstoffe seiner Stoffwechselprozesse) aufnimmt, verarbeitet und weiterreicht. Energieerhaltung in der Biopsychologie würde die Möglichkeit einschließen, dass ein Mensch alle negative Energie in sich versammeln könnte (sie damit von der Welt vorerst fernhält) und kurz bevor sie sich entlädt weil der Mensch stürbe, dass diese Energie damit nur noch in Form chemischer Abbauprozesse seines Körpers (vor allem des Gehirns) vorliegen und psychologisch aus der Welt geschafft wäre (das Beispiel wäre Jesus, der alle Sünden auf sich lud und starb), weil auch alle mit seinem Tod einverstanden wären.
Da psychologische Energie durch Biochemie im menschlichen Hirn jedoch auch induziert werden kann, muss der Mensch nicht unbedingt sterben, sondern kann Mechanismen (mittels Übungen, ähnlich z.B. der Migräneübungen zur Reduzierung des Schmerzempfindens) entwickeln, mithilfe derer er diese Impulse chemisch abbauen kann. So könnten Spannungen und Stress reduziert und der soziale Alltag erträglicher gestaltet werden. Wichtiger Baustein dafür sind Gespräche mit bestmöglich ausgebildeten Menschen. Zu beachten ist dabei jedoch unbedingt die Vermeidung von totaler Gefühllosigkeit. Es soll lediglich die übermäßige Anspannung (vor allem von besonders gefährdeten Persönlichkeiten) gedämpft werden, was auch nur mit deren zwanglosem Einverständnis geschehen darf.
Alkohol beeinflusst das Zurückhalten dieser Emotionen negativ und sondert sofort alle Eindrücke wieder ab.
Ursprung, Sinn, Bedeutung von Gefühlen
Gefühle entsprechen mit ihrer Bewertungsfunktion der Gesamtsinneswahrnehmung bzw. der Registrierung und Bewertung einer Situation durch das Unterbewusstsein. Sie sind die Empfindungen, die durch Gedankenvorgänge geschehen (vgl. Kapitel „Sinne“: Denken als Übergang von Sinn zur Tat). Information und Gefühl hängen durch Bewertung zusammen. Das Leben ist die Abfolge von beschreibbaren Ereignissen, die zu schnell ablaufen, um sie zu erkennen. Diese Abfolge macht ein Gefühl aus, z.B. ob man sich damit identifiziert und sich tragen lassen kann oder sich dagegen sträubt bzw. schlechte Erfahrungen gemacht hat. Gefühle bewerten so die einzelnen Ereignisse des Lebens, ohne dass sie uns vollständig bewusst werden müssen.
Gefühle sind nie gleich, Emotionen dagegen schon. Stets „fühlt“ man anders, selbst, wenn man die Gefühle vergessen hat. Daher braucht man sie auch nicht unbedingt festzuhalten und sich zu erinnern, denn auch in der Erinnerung und im erneuten Erleben ist das alt bekannte Gefühl ein anderes, wenn auch nur leicht verändert. Denn unser Bewusstsein entwickelt sich immer weiter. Je weniger es sich entwickelt (also z.B. in kleinen Zeitabständen), umso ähnlicher ist dieses Gefühl noch dem alt bekannten, kann aber auch eine weitere Bewusstseinsentwicklung vorantreiben, so dass man durch die gleichen Ursachen dieses Gefühl nicht mehr in dieser Weise (nicht so stark, aus dieser Sichtweise, etc.) erleben kann. Man kann psychologisch nur in der Gegenwart leben und kein Gefühl festhalten, da sich das Gehirn ständig verändert. Gefühle sind nur Ausdruck dieser Veränderung, also des Lernens. Alles, was starke Gefühle hervorruft, bedeutet starkes und intensives Lernen. Es kann keine gleiche Situation geben, sondern nur ähnliche Situationen. Aber Gefühle sind wahr, wo Meinungen sich als falsch, einfältig oder einseitig erweisen können und Wissen unsicher ist.
Gefühle unterscheiden sich von Emotionen in ihrer Komplexität. Emotionen sind die Grundlage der Gefühle, indem sie ihnen die positive oder negative Wertung mitgeben und die Richtung, in die das Gefühl gehen soll. Wir fühlen alles, was eine Bewertung erfordert. Darunter fallen Sinnesreize wie auch Emotionen. Gedanken sind immer auch mit Gefühlen verbunden. Emotionen sind eine Entwicklung aus Reflexen und Instinkt und machen einem z.B. Gefahren erst bewusst (als Angst), lassen diese aber auch sehr viel differenzierter erleben (als Freude durch Herausforderung, Überwindung von Grenzen und Angst davor, als einen Reiz oder Nervenkitzel). Emotionen und Gefühle sollen das Verhalten koordinieren und aufgrund von der Natur (Instinkten) oder Erfahrungen eine Handlungsrichtung vorgeben. Empfindungen wie Demut, Freude, Trauer sind wenig anders als Kälte, Geschmack, grelles Licht. Man empfindet etwas als mächtig oder erniedrigend wie man etwas als wohlriechend oder schmerzhaft empfindet. Gefühle sind Sinnesorgane für Gemeinschaften.
Bewertung von Informationen (von Sinneseindrücken mittels seiner Intelligenz) war vermutlich der Ursprung der erhöhten Ausprägung des emotionalen Empfindens des Menschen. Gefühle sichern das Überleben in Natur und Gesellschaft (Misstrauen, Höhenangst, etc.) und lassen den Menschen lernen mit Situationen umzugehen (Schmerz, Übermut) oder vor Fehlern zu bewahren. So vermied er z.B. klimatisch kalte Regionen und überlebte. Im Zusammenhang mit der Kulturentwicklung und vor allem der Sprache verlagerte sich das Gefühl umso mehr auf die geistige Ebene, z.B. um kommunizieren zu können. Gefühle sind ein Luxus der Natur, ein evolutionäres Experiment, das die Geselligkeit fördert, den Zusammenhalt stärkt und so bewiesen hat, dass es nützlich sein kann, um das Überleben einer Art zu sichern. Egal in welcher Zeit wir leben. Dadurch ändert sich nicht, was ein Mensch fühlt, sondern nur die Umstände, wodurch es fühlbar wird.
Mit dem einem selbst bewussten Willen entsteht Erkenntnis als wissenserweiternder Effekt und so auch Lernfähigkeit. Dadurch ist das Lebewesen fähig Gefühle bewusst zu erleben und baut über die Gefühle wiederum mehr Bewusstsein für die Welt, den Ursprung und Umgang mit den Gefühlen auf. Als Leitgefühl kann die mütterliche Bindung und das Lernen von Akzeptanz und entgegengebrachter Aufmerksamkeit und Liebe betrachtet werden. Das ist die Vertrauensbasis, worauf sich das Erlebte stützt und orientiert.
Die Anzahl und mehr noch die Intensität von Erlebnissen und Gefühlen, die man im Leben gemacht hat und kennt, verschafft einem die Möglichkeit schlimme Situationen abzupuffern, in dem man einen anderen Weg geht als nur Verzweiflung, Wut, Trauer oder Resignation. So können auch Mitgefühl und die Gewissheit, dass andere mit einem mitfühlen ein Trost sein und einen vor Taten bewahren, die man stattdessen anstellen würde, wenn man nicht auf diese Möglichkeit zurückgreifen könnte. Eine große Reichhaltigkeit von Gefühlen bringt so Stabilität und Sicherheit in das eigene Leben und das des Umfeldes.
Einfluss von Intelligenz und Logik auf Gefühle:
Die Gefühle sind unser elementarstes Gedankengut und auf ihnen baut jede Philosophie letztlich auf. Sie sind die Elementarteilchen der Psychologie.
Gefühle lassen sich aber selten von Logik überzeugen und damit beeinflussen. Die Philosophie ist also nur begrenzt Ursache der Psychologie. Über Gefühle und Korrelation / Verknüpfung / Vergleich mit Gefühlen festigen wir Wissen, Verständnis, Bewusstsein. Gefühle sind der Schlüssel zum Verständnis und damit zur Erkenntnis. Weil Emotionen aber auch die Bewertung unserer Erfahrungen sind, können wie diese Gefühle nicht ändern, z.B. indem wir versuchen die Situationen anders einzuschätzen. Erst wenn wir später die Situation durch andere Erfahrungen einschätzen, werden wir andere Gefühle haben können.
Die meisten der später revidierten Gefühle sind in Bezug auf die Wirklichkeit trotz der momentanen Widerlegung richtig, obwohl schnell erkannt wird, dass wohl das Gegenteil der Fall sein muss. Denn sie speisen sich aus den aktuellsten Überlegungen bzw. Erfahrungen. Davon ist auch unsere gegenwärtige Logik abhängig.
Bsp.: „Nicht die anderen sind die Feinde / haben Unrecht, sondern ich bin es.“ Beides stimmt, aber nur ein Gefühl kann immer in einem Moment existieren und vorherrschen. Ein Kompromiss ist daher mit dem Ausschalten von Gefühlen verbunden.
Gefühle sind die Ergebnisse von Erfahrungsberichten und deren Anwendung auf neue Situationen. Wer sich also gern auf Schätzwerte verlässt (und damit oft richtig liegt) hat eine ausgeprägte und sichere Erstellung und effiziente Verarbeitung von Erfahrung und liegt (unterbewusst) mit seinen Gefühlen richtig (was auch als „Zauberei“ oder „Hellsehen“ gewertet wird). Es ist eine Form der Intelligenz und wie andere Intelligenzen kann sie gefördert oder ignoriert werden. Es ist die „Kunst“ (von „Können“) möglichst objektive Entscheidungen aus empirischen Erfahrungswerten zu ziehen, die sich mathematischen Berechnungen so nah wie möglich annähert, wobei allerdings auch so viele wie möglich wahre / verifizierte Faktoren mit einbezogen werden. Gefühle werden umso tiefer und stärker erlebt, je mehr sie vorher unterdrückt / verdrängt wurden und es baut sich eine Erwartungshaltung auf, die die normale Bewertung weit überschreitet und damit die entsprechende Situation überbewertet.
Die größten Gefühle können nicht von einem selbst ausgelöst werden. Das eigene Leben und die eigenen Werke erinnern nur an den Schaffensprozess. Sieht man aber fertige Werke anderer (Menschen, der Natur, etc.), kennt man den Prozess des Erschaffens nicht und sieht das Werk im Ganzen. Diese frontale Betrachtung der Gesamtheit (auch eines anderen Menschen, ohne ihn zu kennen) erwirkt eine Überwältigung und vermag zu verzaubern. Unwissenheit bzw. Mystik ist es, die die Welt verzaubern lässt. „Besonders“ ist etwas nur, wenn es von außen ohne aktive Beteiligung beobachtet wird. Wer aktiv mitmischt empfindet es als „normal“ (z.B. außergewöhnliche Berufe). Die Normalität eines Menschen wird durch seine Gefühle bestimmt. „Geisteskranke“ (egal, ob sehr intelligent oder minderbemittelt) können mit den Gefühlen dann bspw. nicht mehr gesellschaftlich korrekt umgehen wie es ein Überleben in der Gemeinschaft erfordern würde. Daher ist der „normale“ Mensch auch nicht überdurchschnittlich intelligent. Es ist dem Menschen von Natur aus nicht bestimmt immer intelligenter zu werden, sondern zu überleben. Das Gehirn ist auf Verarbeitung von Emotionen angelegt – selbst dabei ist es schon weit höher entwickelt als bei Tieren. Eine höhere Intelligenz hat sich dafür allerdings beim Menschen als hilfreich erwiesen. Mit höherer, evolutionärer Entwicklung empfinden Wesen mehr Freude, jedoch auch mehr Leid am Leben. Die Intelligenz steigt nebenbei ebenfalls an. Die Evolution ließ die Gefühle entstehen um den Menschen Erfahrungswerte besser nutzen und Entscheidungen im Überlebenskampf schneller treffen zu lassen, wodurch sie die führenden, intelligenten Wesen dieses Planeten wurden.
Bedeutung von Gefühlen für Wissen und Intelligenz:
Abb. 3 (III.) - Aufbau des Verstandes und des Bewusstseins (graue Pfeile: Optional)
Emotionen stellen die Voraussetzung von Menschen (und Säugetieren) für ihre Intelligenz, da sie Träger von Wissen sind (Abb. 3 (III.)). Emotionen sind nicht nur notwendig um sich Fakten überhaupt längere Zeit merken zu können, sondern sie sind ebenso wichtig, um sie auch wieder zu finden. Wie ein Wegweiser zeigen sie meist unbewusst die Richtung und ohne dass man sie mitbekommt. Eine Melodie ist ein ähnliches Netz, nur dass sie erlernt wird. Melodie ist damit erlerntes Gefühl bzw. Träger von Emotionen.
Über Wissensübertragung durch Emotionen baut sich auch die Kommunikation auf (Abb. 3 (III.)), die ein gewisses Verständnis von Emotionen bei allen Menschen voraussetzt (was bei Autisten z.B. gestört ist). Dieses Verständnis setzt Nachvollziehbarkeit des Informationsempfängers voraus, die erlernt werden muss und instinktiv zu einem großen Teil von der Intelligenz abhängig ist. Gefühle und Intelligenz müssen sich also zusammen und unterstützend entwickelt haben.
Kinder, die ein Instrument lernen, sollen intelligenter werden als andere Kinder. Musik kann es ermöglichen seine Gefühle besser zu verstehen oder zumindest zu verarbeiten, indem man sie musikalisch ausdrückt. Wer seine Gefühle kontrolliert und benutzen kann, der lernt also auch intelligenter zu denken. Somit müssen Gefühle einen wesentlichen Anteil an der menschlichen Intelligenz ausmachen.
Darüber baut sich auch die Kommunikation auf, die ein gewisses Verständnis von Gefühlen bei allen Menschen voraussetzt (was bei Autisten z.B. gestört ist). Dieses Verständnis setzt Nachvollziehbarkeit des Informationsempfängers voraus, die erlernt werden muss und zu einem großen Teil von der Intelligenz abhängig ist. Gefühle und Intelligenz müssen sich also zusammen und unterstützend entwickelt haben.
Gefühle bauen weiterhin Erinnerungen auf (Abb. 3 (III.)) und sind später Voraussetzung für Vorstellungen, die sich aus Wünschen ergeben. Erinnerung braucht man zum Erlernen von Können (ob mechanisches oder einschätzendes Können). So werden auch zuerst die Verknüpfungen der Gefühle abgebaut, bevor die Verknüpfungen der Erinnerung dran sind und erst zum Schluss das Können – wenn man schon gar nichts anderes mehr damit verbindet und sich fragt, woher man das wohl kann. So versiegt das Leben und der Wille im Unterbewussten, denn zuerst treiben einen Gefühle an (einfache Bewertung von Situationen und danach die Ausrichtung des Verhaltens), dann Erinnerung (und damit die Lernfähigkeit von Verhalten) und schließlich erst das Können, das durch die stetig wiederholte Erinnerung einsetzt.
Was man an Erinnerungen so mag, sind die dadurch wieder auffindbaren Gefühle, die man zu dieser Zeit hatte. Sie sind überschaubar und abgeschlossen, dass heißt, man weiß genau, welche Erinnerung man abrufen muss um sich wieder in der Situation und damit gut zu fühlen.
Gefühle, als Interpretationen und subjektive Empfindungen der Wirklichkeit, sind das Salz in der trüben, eintönigen Suppe des Lebens, die umso langweiliger wird, je durchschaubarer sie ist und je mehr man den Grund erahnen kann. Ohne Gefühle schmeckte sie fad. Wir brauchen Gefühle neben der bloßen Bewertung von Situationen auch, um das Leben erst interessant zu machen und leben daher nur durch Zufall in einer solch verwirrenden Welt, in der Gefühle derart komplex ausgeprägt sind, dass wir sie niemals komplett verstehen können. Das genau macht den Reiz aus, die Spannung, vorher nicht genau zu wissen, was passieren wird. Das ist das gesellschaftliche Leben und (derzeit) der Höhepunkt der intelligenten Entwicklung. Damit lösen wir uns von unserer evolutionären Bestimmung der Natur.
Daher ist es u. a. auch zwecklos sich von etwas wie Religionen befreien zu wollen, um z.B. den Glauben an ein Leben nach dem Tod auszurotten und das Lebensende rein naturwissenschaftlich als „Exitus“ zu beschreiben. Wenn Gefühle eine Rolle im Leben spielen, kann es und darf es unweigerlich auch diese Hoffnung auf ein Jenseits oder nächstes Leben geben.
Umgang mit Gefühlen
Gefühle sind unterbewusste Reaktionen auf Situationen um diese Situationen zu bewerten und sie sind so komplex geworden, dass der Mensch es nicht mehr schafft, sie zu verstehen. Daher wird er mitunter depressiv, weil er die Gründe und Ursachen der Gefühle nicht versteht oder sie im Kontrast zur allgemeinen Konvention der Gesellschaft stehen, weil diese andere Moralvorstellungen vorsieht, die der menschlichen Natur entgegen stehen. Die Menschen werden sich immer noch ihrer Gefühle erst so langsam bewusst, da sie sich über andere noch immer wundern und deren Verhalten als absurd und unverständlich betrachten. Dagegen wird doch jeder von Gefühlen geleitet, die seltenst von einem selbst verstanden werden.
Daher ist es oft schon Kunst, sich dem Gefühl einfach hinzugeben, ohne es verstehen zu wollen, weil man ohnehin den wahren, komplexen Grund nicht erkennen würde.
Veränderungsprozess eines Menschen durch Gefühlssteuerung:
Hoffnung, Wut, Verzweiflung und Gleichgültigkeit sind die vier Grundtypen menschlicher Gefühle und ergeben in dieser Reihenfolge die Abarbeitungs- und Verarbeitungskaskade von Ereignissen ohne Eintreten des gewünschten Ergebnisses bzw. mit falschem, unerwünschtem Ergebnis:
1. Ereignis
2. Phase des Zweifels
1.1 erster, überraschender Zweifel, der nicht geglaubt werden kann, weil nicht geglaubt werden will
2.2 erkennender, selbstzerpflückender Zweifel
3. Gefühlsbewertung der Situation in wechselnder Reihenfolge:
- Phase der Hoffnung währenddessen auf eine Lösungsfindung
- Phase der Verzweiflung über Ausweglosigkeit
- Phase der Wut über falsche Handlungsweise (entspricht der letzten Lösungsmöglichkeit)
- Phase der Gleichgültigkeit und des Hinnehmens der Situation
4. anschließende Verarbeitung des Ereignisses zur Erinnerung (umso mehr, je weniger eine Lösung gefunden wurde)
Anschließend erfolgt eine Veränderung von Verhalten. Diese kann ein einem Rückfall zum Anfang bestehen, sodass die damalige, eigene Auffassung verteidigt wird. Es kann aber auch eine Überzeugung stattfinden, so dass die Meinung der anderen angenommen wird. Außerdem besteht die Möglichkeit eines Reflexionsprozesses und einer neuen Lösung bzw. eines Kompromisses aus der eigenen Auffassung und den neu erworbenen Einschränkungen.
Welcher dieser Veränderungsprozesse stattfindet, wird von den vorherigen Veränderungsprozessen (= Erfahrung), der Zeit und Gelegenheit zur Reflexion, sowie von der Intelligenz und den Charaktereigenschaften (z.B. Disziplin) bestimmt.
Erst erlebt man es, dann wiederholt man es und reagiert sensibilisiert auf alle Themen, die damit in Verbindung stehen, verzweifelt anschließend oder lacht darüber und schließlich vergisst man es. Erinnerungen befinden sich stets in einem dieser Stadien.
Ein zu bekämpfender Schrecken führt erst zur Lähmung (dem Ausgeliefertsein und daraus resultierend zu Verzweiflung), dann zu Aggression (dem scheinbar hilflosen Aufbegehren), danach zur strategischen Bekämpfung (dem breiten Angriff) und schließlich eventuell zur begeisterten Beschäftigung bzw. Herausforderung (dem Aufbruch). Temperament aktiv zu zügeln bedeutet nur es anzustauen, wenn man sonst keine Verarbeitungsmöglichkeiten hat. Doch nur aus der Verzweiflung heraus kann man mit Wut oder aus Liebe kämpfen. Wenn es noch nicht soweit ist, muss man den Verstand einsetzen und die Gefühle außen vor lassen.
Die Vermeidung von schlechten Situationen ist einfacher als die Verbesserung. Dadurch bauen sich Ängste auf negative Erfahrungen bleiben so erhalten. Diese werden allerdings (meistens) abgebaut, wenn man mit der Situation trotz allem zu tun hat, weil man sich dann mit der Verbesserung beschäftigen muss. Genauso wiederholt man aber gerne Situationen, die gut verlaufen sind. Emotionale Glücksgefühle sind biologisch gesehen wichtig um Dinge zu lernen (vgl. Prof. Manfred Spitzer). Allerdings verblasst das Erfolgserlebnis und Glücksgefühl recht schnell wieder, so dass man stets besser werden muss.
Durch die Beschäftigung mit dem Schrecken wohnt dem Gefühl zwar noch Respekt und Furcht inne. Im Gegensatz zu den vorigen Stadien wird dem allerdings eher positiv entgegen gesehen und eventuelle Verluste wirken nicht weiter schlimm oder abschreckend. Mehrmalige Wiederholung ist möglich.
Alkohol verstärkt jedes dieser Gefühle und lässt so auch emotionale Erinnerungen besser wieder finden, allerdings ohne korrekte Einordnung und Bewertung zur gegenwärtigen Situation. Alkohol hilft nicht bewusst zu denken und die Sorgen dadurch zu vergessen, aber geringe Mengen Alkohol können dann die Konzentration fördern, wenn der Verstand von zu vielen Nebenprogrammen belastet wird, wie z.B. von erlernten Ängsten.
Wer beschäftig ist / wird, hat seltener seelische Probleme. Erst wer ungeachtet sich selbst und der undisziplinierten Reflexion überlassen wird hat zwei Wege:
- Er verkommt (wegen mangelnden Wissens / Perspektiven).
- Er schafft große Erfolge weil er bereits genug Wissen und die Art und Weise des Handelns gelernt hat und sich sein eigenes Weltbild (allerdings nur!) auf diesem bereits erworbenen Wissen aufbauen kann. Erst mit bereits vorhandenem Wissen kann man Vergleiche ziehen und werten (ob man die Meinung anderer annimmt oder abwehrt).
Dazwischen liegt die Mehrheit derer, die nicht genügend ausgelastet / beschäftigt sind. Der Mensch kann ohne Anleitung anderer nichts werden (undisziplinierte Reflexion). Wie viel und welcher Art diese Anleitung ist entscheidet über das Leben des Menschen und seine Entwicklung.
Man kann mit jeder psychischen Situation fertig werden. Ausschlaggebend ist die richtige Bewältigungsstrategie, der richtige Weg, die Gedanken zu verarbeiten bzw. einzuschätzen und zu interpretieren. Dieses Bewusstsein kann erlernt werden. Dabei kann bspw. die passende Musik helfen (z.B. bei negativ, schwarzmalerischen Gedanken hilft eine heroische, heldenhafte Filmmusik, mit der positive Erinnerungen verbunden werden können, z.B. zu einem Happy-End, einem eigenen Erfolg, Träumen, Wunschvorstellungen, etc.). Aber diese Bewältigungsstrategie in Form einer Bewusstseinsumstellung zu erreichen ist meist schwierig und scheitert oft schon daran, dass man nicht weiß, in welcher Richtung man das Bewusstsein ändern soll. Daher ist eine Anleitung notwendig.
Problem: Es gibt kaum Richtlinien, die auf Individuen und ihre Unterschiede eingehen und man kennt den Erfahrungsstand nicht genau.
Es ist eine der schwierigsten Situationen mit sich allein zu sein und klar kommen zu müssen, wenn man in einer Situation ist, die man nicht kennt und die Wahrheit einen überrascht, weil man etwas anderes dachte. Denn sonst sagt einem jemand anderes, was man tun soll um damit fertig zu werden, weil jemand anders nicht in dieser Situation ist und daher eine stabile Gefühlslage hat. Oder man kann sich um andere kümmern, wenn sie gerade in der gleichen Situation sind und sich gegenseitig Trost spenden. Nur darin allein zu sein mit sich selbst ist das schwierigste und verlangt ein großes Ziel oder einen festen Glauben (was in dem Fall gleichbedeutend ist) um stabil zu bleiben. Das heißt nicht, dass man es dadurch verarbeitet, sondern nur die Situation besser übersteht. Die Verarbeitung kommt dann erst später und leichter als der schwierige Gang ohne Netz über das Seil des Abgrunds, der sich plötzlich vor einem erstreckt.
Ausprägungen von Gefühlen
Lüste und Ängste sind nur Vorstellungen, die wir uns machen, wenn wir eine Erwartungshaltung einnehmen. Sie machen die Vorfreude aus, in der entweder nur alles Positive oder alles Negative den Höhepunkt findet. Daher sind sie auch die schönsten und schlimmsten Gefühle von allen und können selbst von aktuellen Ereignissen nicht übertroffen werden, da diese noch nicht verarbeitet und damit bewertet worden sein können. Wir konnten diese Gefühle noch nicht vergleichen. In dem Moment des Empfindens sind sie zwar intensiv, aber nur durch einen unterbewussten Vergleich mit den Vorurteilen (also den Erfahrungen, die wir früher gemacht haben) können wir sogar aktuell die schönsten und schrecklichsten Momente als solches bewerten. Sie relativieren sich damit im Laufe des Lebens, da die Kurve der Extreme im Leben (mit wenigen Ausnahmen von Schlüsselerlebnissen) exponentiell abnimmt. Das heißt es gibt immer weniger verwunderliche Erlebnisse, die wir nicht einordnen können.
Daher empfinden wir die Kindheit im allgemeinen auch als intensivste Erinnerung und damit am prägendsten. Diese Erfahrungen bleiben am längsten im Gedächtnis, da die Referenzerinnerungen noch wenig ausgeprägte Extreme vorweisen konnte und wir uns immer mehr wagten, so dass fast jede neue Erfahrung extremer als die vorige sein konnte. Man kann sich nur begrenzt aussuchen, mit welchem Stil (= Bewusstsein) man zuerst an ein völlig neues Thema herantritt. Weil in der Kindheit zudem meist die unangenehmen Dinge von uns ferngehalten werden, erinnern wir uns ihrer auch als die schönste Zeit. Ein Kind selbst kann dies freilich nicht, da es noch nichts Schlimmeres kennt.
Freude:
Freude ist leicht erklärt. Darüber nachzudenken bringt einen nur von diesem Gefühl ab. Man genießt es am besten, indem man nicht darüber nachdenkt.
Schönheit / Angenehmes (vgl. Kapitel „Bewusstsein und Unterbewusstsein“: Gewöhnungseffekt):
Die Wertung (bzw. positive Wertung in Form von Schönheit), die man in Erinnerungen festhält, entsprechen den reinen Lebensgefühlen, die jeder gesunde Mensch unabhängig seiner Bildung in jedem Entwicklungsstadium immer wahrnehmen kann. Ob er das auch fühlt, hängt von seiner Umwelt ab.
Schönheitsempfinden ist vor allem von direkt vorhergehenden Idealen und der Gewöhnung daran abhängig, sowie von der Erreichbarkeit und dem Stolz darauf. Etwas gewinnt an Wert und ist rückwirkend schön, wenn es vorher umso unerreichbarer schien. Schönheit entsteht mit der Erfahrung und längerfristigen Bewertung. Spontane Schönheit ist ein Vorurteil, das durch frühere Erfahrungen entsteht. Man findet etwas in dem Moment schön, wenn man es braucht oder eingeredet bekommen hat zu wollen – ganz gleich, ob man es vorher abstoßend und schrecklich fand.
Hoffnung:
Solange es Hoffnung gibt, gibt es auch Angst und umgekehrt. Ohne Liebe existiert kein Hass. Sobald polarisiert wird, gibt es auch Vergleiche mit anderen Dingen der Skala (z.B. „Liebe-Hass“). Denn Hoffnung entsteht erst auch einem schlechten Zustand, den man als schlecht einordnet, weil man weiß, dass es bessere gibt. Angst besteht, weil man das Bessere gerade zu verlieren droht bzw. es nicht mehr zu erlangen hofft und fürchtet, dass genau das nicht eintritt. Gibt es die Hoffnung nicht mehr, entsteht Verzweiflung.
Obwohl die Hoffnung positiv ist, bringt sie aber auch Schmerz und blendet, da sie aus den eigenen, bisherigen Erfahrungen das bestmögliche Extrem nimmt. Dass dieses auch eintreten wird, ist sehr oft unwahrscheinlich und umso unwahrscheinlicher, je mehr sich die Hoffnung mit Träumen, Vorstellungen und Wünschen beschäftigt. Es ist eine positive Erwartungshaltung und die kann bitter enttäuscht werden.
Bsp.: Aus einem bestimmten Gefängnis ist noch nie jemand geflohen. Wenn man im Falle einer Deportation dorthin dennoch die Hoffnung hat fliehen zu können, hat man als Häftling auch die Angst, es nicht zu schaffen oder man hat als unbeteiligter Bürger die Angst, dass von dort jemand wiederkehren könnte, selbst wenn es noch niemand geschafft hat.
Der Tod wäre hier ein Spezialfall von Hoffnung und Angst: Wenn man Angst davor hat nichts mehr auf der Erde beeinflussen zu können bzw. nicht mehr zu leben, beginnt die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod zu keimen bzw. den Tod verzögern zu können oder sogar abzuwenden, obwohl eine vernünftige Grundlage dafür fehlt, weil man weiß, dass jeder sterben muss. Gesamt gesehen lebt man nur in einem kurzen Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Was den Tod so traurig macht ist das unterbewusste Wissen, nicht weiter mitzubekommen, wohin diese Menschheitsgeschichte noch führen wird und wie es den geliebten Menschen und dem eigenen Wirken ergeht (das Leben der anderen Menschen auf der Erde und evtl. je nach Religion das eigene).
Angst:
Angst ist fehlendes Selbstvertrauen mit dem Bewusstsein darüber nicht das richtige Wissen zum Überstehen der Situation zu haben. Angst als ursprüngliche, negative Emotion ist überlebensnotwendig um seine Grenzen einschätzen zu können und nicht zu überschreiten, um so das Leben (biologisch, gesellschaftlich, etc.) zu sichern. Wo diese Grenze liegt bestimmt man aber selbst, wodurch sie mit der tatsächlich objektiven Grenze nicht übereinstimmen muss und Angst zu früh oder zu spät eintreten kann.
Angst ist also auch eine Intelligenz und fördert Intelligenz: die Fähigkeit eine Situation mit ihren Gefahren einzuschätzen, zu beobachten und eine Situation voraus zu berechnen. Ob diese Einschätzung richtig ist, bleibt von der Situation abhängig. Angst ist eine Vorahnung durch negative Mustererkennung und damit intelligente Planung. Sie erfordert so die Ausbildung eines Konzentrationszustands. Ängste sind vielleicht sogar Ursprung der Bewusstseinsentwicklung, da sie die Konzentration stark auf das bedrohliche Objekt ausbilden und eine Strategie von uns zur Lösung und Dämpfung der Angst erfordern. Wenn die Mustererkennung zu stark wirkt, entwickelt sich daraus ein Wahn.
Meist wirken Ängste jedoch in zu starkem Maße und zu sehr auf eine bestimmte Richtung fixiert. Mehr Wissen und Nachdenken führt damit zu Unglücklichkeit und einseitiger Konzentration. Damit leidet die Leistungsintelligenz in anderen Bereichen, da das Programm „Angst“ zu viel Denkkapazität verschlingt.
Um Ängste aufzulösen ist Zerstreuung das Ziel, also Ablenkung, wenn sie störend ist und man sie nicht verhindern kann. Angst lässt zwar aufmerksamer werden, was die Umgebung anbetrifft, aber sie vermindert auch gleichzeitig die Aktions- und Reaktionsbereitschaft. Sie lässt passiv und abwartend werden. Erst, wenn sie sich abschwächt, kommt es zur Flucht. Die Flucht kann aber auch durch Reflexe und stark eingeübtes Reaktionsverhalten ausgelöst werden, während die Angst das ausführende Bewusstsein (denn die Sinne sind sensibilisiert) noch lähmt.
Auch Angst kann zu einem bestimmten Grad durch Schwarmverhalten besiegt werden (außer z.B. Angst vor Menschenmassen), da die Angst außen vor zu bleiben oder aufzufallen, bzw. die unterbewusste Zugehörigkeit zur Gruppe den Menschen dann steuern. Schüchternheit kann so übergangen werden.
Bsp.: Wenn alle um einen herum sich an potentielle Partner wagen wie beim Gesellschaftstanz, siegt eher die Angst allein zu sein oder durch schüchternes Verhalten aufzufallen und man empfindet das Verhalten aller anderen um einen herum als normaler.
Beispiele für Angst:
Kommunikationsängste:
Ängste im Umgang mit anderen und erlernte Ängste entwickeln sich vor allem, wenn genug Zeit besteht, um darüber und über die kommende Situation nachzudenken und sie (ungewollt) zu planen.
Verlustangst:
Der Mensch sammelt (Dinge und Ideen), weil er sich dadurch eine bessere Überlebenschance verspricht, etwas auf Reserve zu haben und auch durch diesen Trumpf voran zu kommen, sich weiter zu entwickeln, sich sogar immer wieder daran erfreuen zu können, es öfter nutzen zu können.
Angst vor Blamage und Bedeutungsverlust:
Die Angst, nicht mehr ernst genommen werden zu können, ist am größten für jemanden, der etwas verändern will. Angst vor Bedeutungsverlust ist auch ein Grund, warum man nicht gern über Depressionen und andere psychische Krankheiten spricht oder sein tatsächliches Alter offenbart (zu jung oder zu alt für aktuelles Wissen), weil man befürchtet nicht ernst genommen zu werden, von der Gesellschaft anderer belächelt und damit ausgeschlossen zu werden und dadurch allein zu sein. Auch die Angst nichts mehr zur allgemeinen Meinung beitragen zu können lässt einen diese Schwächen verbergen.
Dazu kommt noch die Angst unnütz zu sein, weshalb man versucht auch die Kehrseite zu betrachten und einzubringen um auf die Folgen aufmerksam zu machen und etwas beizutragen. So wird man auch leicht zum Besserwisser und Pessimisten. Doch dadurch wird man unnahbar und andere denken, dass man mit ihnen nie einer Meinung ist oder sein wird und man wird unabhängig – und gerade dadurch einsam.
Angst vor Einsamkeit:
Die Angst allein zu sein, mit niemandem reden zu können, etc. besteht entweder, weil man nicht verstanden wird bzw. zu unverständlich denkt oder weil man die anderen nicht versteht, (in Wahrheit jedoch eine ständige Mischung aus beidem, weil man nie auf der gleichen Ebene steht, wie jemand anderes und nur den versteht, der nah genug auf der eigenen Gedankenskala denkt). Je weiter man sich von der Masse (dem Durchschnitt) entfernt, umso größer ist dieses Gefühl.
Hemmungen sind das Resultat von Erfahrungen, lassen vorsichtig werden und bewusst über Situationen nachdenken. Ohne sie würde man weniger klar Situationen erleben und sich weniger an sie erinnern. Anfängliche Hemmungen sind also wichtig für spätere Erfahrungen und (schöne) Erinnerungen, also letztlich Glück im Leben. Kinder lernen zwar schnell, weil sie kaum bewusste bzw. erlernte Hemmungen haben, aber um sicher und erfolgreich lange leben zu können müssen sie diese in bestimmten Bereichen aufbauen und später wieder überwinden, um die richtigen Erfahrungen zu machen und zu filtern, ohne zu starke Folgen (Krankheit, Tod, psychische Schäden, etc.) zu erleiden.
Versagensangst, Prüfungsangst:
Es ist die Angst vor Fehlern, was Prüfungsangst ausmacht. Diese Angst vor Fehlern kann sich aus unterschiedlichen Motiven ergründen, z.B. aus geringem Selbstvertrauen, ungenügend Wissen, Perfektionismus, körperlicher Schwäche, sozialen Umgangsproblemen mit den Prüfenden, etc.
Perfektionismus ist die ständige Erweiterung des Zielbereichs, statt der Anerkennung, dass das Ziel erreicht wurde und bildet sich vor allem bei Menschen aus, die Angst vor der Hilflosigkeit und Unzulänglichkeit haben. Perfektionismus lässt weniger Variabilität zu und ist mechanischer auf die Vermeidung von Fehlern ausgelegt. Gerade Fehler lassen uns aber menschlich sein und auch wie Menschen lernen. Die eigene Fehlerhaftigkeit muss akzeptiert werden. Dadurch, dass alles perfekter und nachvollziehbarer wird, sind vor allem solche perfektionistischen Menschen unter diesem (nicht selbst gemachten) Druck noch zerbrechlicher. Wo weniger Wert auf absolute Vollkommenheit gelegt wird (in einfachen Systemen), nimmt sich auch der Perfektionismus weniger stark und weniger krankhaft aus.
Wut:
Wut und Angst sind evolutionsbiologisch gesehen notwendig bzw. höchst leistungsnötig, so dass sie immer eingesetzt werden, wenn ihr Auslöser betätigt wurde, wenn sie auch nicht angebracht sind (um ein besseres Ergebnis zu erzielen). Jedoch kann man sie zügeln, indem man sie mit bewusst anderem Verhalten überspielt. Angst und Wut sind Emotionen die man zügeln muss, wenn man etwas möglichst allgemeingültig und objektiv erreichen will. Denn sie hindern am objektiven Denken. Wut und Aggression sind Verteidigungsstrategien im Gegensatz zur Angst. Arroganz, Wut, Hass sind Abwehrhaltungen, die dem Menschen eine letzte Handlungsmöglichkeit (als Schutzreaktionen) bieten. Will man aber nur sich selbst etwas beweisen oder in einer feindlichen Gemeinschaft bestehen, sind sie mitunter durchaus angebracht. Doch auch hier ist überlegte Objektivität oft besser als das blindwütige Verteidigen des Eigentums oder der eigenen Vorstellungen.
Nachträglich aggressives Verhalten und Aufbrausen im Falle unserer Eigentumsverletzungen soll eigentlich nur unser Recht auf Entschädigung und Wiedergutmachung verdeutlichen, um ein erfahrungsgemäß sofortiges Abstreiten der Gegenpartei so gering wie möglich zu halten. Doch peitscht es diese oft erst recht auf und der Streit gerät dann außer Kontrolle.
Wenn es nur noch harmonisch zwischen den Menschen zugeht, kann man letztlich auch daran zerbrechen, da man seine negativen Gefühle und Ansichten (die immer auch existieren) nicht mehr vernünftig ablassen kann und glaubt, diese Gefühle nicht haben zu dürfen. Daher ist vollkommene Harmonie nicht sinnvoll und führt mit der Zeit zum Stau negativer Gefühle (durch oberflächliches Glücksempfinden) und Stillstand, oder sogar Langeweile.
Stolz:
Stolz ist eine zusätzliche, (scheinbar objektive,) äußerliche Sichtweise seiner selbst, durch die man eine Form von Selbstbewusstsein aufbaut.
Stolz ist „abfällig“, d.h. er fällt bzw. verläuft vom Höheren (Besseren, Älteren, etc.) zum Niedrigeren. Auf umgekehrter Richtung von positiver Anerkennung, aber mit einem anderen Bezugspunkt (anderer Personen statt der eigenen) bewegt sich Bewunderung.
Jeder hat einen Platz in der Welt, sonst würde er nicht existieren. Man kann diesen Platz nutzen, man kann ihn zerstören und ihn erweitern. Ihn zu erweitern, bedeutet anderen den Platz einzuengen und sich selbst der Gesellschaft zu berauben. Jeder nimmt genau diesen, einen Platz in der Welt bzw. der Gesellschaft ein und lebt dieses Leben – egal, was andere machen. Mann kann sich an ihnen orientieren und ihnen auch nacheifern, muss doch aber selbst leben und wird selbst erfahren. Darauf Stolz zu sein ist ein Antrieb, der durch Vergleich mit anderen und den eigenen Maßstäben der Vorstellung von Leben zustande kommt. Stolz ist vielleicht der Grund für die Unnachgiebigkeit und Uneinsichtigkeit der Menschen, aber auch eine Würze des Lebens, weil er ein Antrieb ist.
Stolz ist dazu da, seine Ideale und Prinzipien nicht zu vergessen bzw. sie einzuhalten, wenn man mit anderen zu tun und Angst hat, gegen seine Vorstellungen überredet zu werden und sich selbst nicht zu vergessen bzw. zu verstellen, um später nicht zu bereuen, was man getan hat. Stolz kann so vor Unrecht (anderen gegenüber) schützen. Man verteidigt damit, woran man glaubt und nicht das, wovon man ausgeht, dass es besser für einen selbst gegenüber den anderen ist. Um ein Selbstbewusstsein durch Stolz aufzubauen und sich nicht von anderen einzunehmen und blind führen zu lassen, gibt er einem die Not selbst denken zu müssen und damit wiederum mit Stolz auf die erbrachten Leistungen zu belohnen. Er entwickelt sich dadurch sehr leicht positiv verstärkend unkontrolliert und braucht andere Formen der Eindämmung, um gesellschaftlich angesehen zu bleiben (z.B. durch Disziplin, Bescheidenheit, etc.).
Neid:
Neid ist nicht so sehr der Versuch anderen ohne Grund schaden zu wollen oder die Ursache einer zerstörenden Tat, damit es einem selbst besser geht als anderen, auch wenn man selbst dabei nichts gewinnt; sondern vor allem Sehnsucht nach Unerreichtem und die Angst, dass andere mehr haben, womit sie einem wiederum schaden können, z.B. um ihre Macht zu beweisen oder erreicht haben, was man selbst noch nicht erreicht hat verursacht Neid. Was man anderen dagegen nicht gönnt ist Missgunst.
Neid bringt nur etwas, wenn man die bessere Situation des anderen auch verstehen kann, also weiß, wofür seine Erfolge stehen. Es kann einem auch erst zeigen, was man überhaupt will. Da man sich automatisch in den anderen hineinversetzt um neidisch sein zu können, sieht man auch schon die positiven Seiten seines Lebens. Statt es ihm zu neiden, macht es wesentlich glücklicher sich für ihn zu freuen, z.B. weil man sich dann in seiner Situation sieht, nur ohne die Nachteile (z.B. harten Wettbewerbskampf, hohen Erfolgsdruck, ein unbekümmertes Leben, etc. als Beispiel im Falle des Aufschauens zu Höhergestellten).
Genau betrachtet wird einem irgendwann jeder Mensch als gehässig vorkommen und man glaubt von ihm, er würde eigennützig handeln. Natürlich liegt dies in der Natur eines jeden. Doch der Neid, der einem daraus hervorgeht, bezwingt die Möglichkeit des anderen mit seiner (freundlichen) Art mehr Menschen als nur sich zu erreichen. Die guten Eltern, die alle gleich lieben, nach Möglichkeiten jedem noch das Gefühl geben, er sei am meisten geliebt, die jedoch dadurch auch nicht egozentrisch werden, gibt es nur in der Annäherung. Zu viele Fehler bzw. „Eigenheiten“ der Menschen verhindern gerade das zu erreichen. Immer weiter kristallisieren sich die bekannten Menschen einer Umwelt auf die Seite des gemeinschaftlichen oder die des eigennützigen Menschen aus. Je mehr Zeit vergeht, umso deutlicher wird das. Doch der Mensch ändert sich auch nach der Kindheit noch, wenn er es auch will und die anderen ihm die Möglichkeit einräumen, dabei nicht zu sehr im Mittelpunkt zu stehen beziehungsweise selbst gehässig zu werden, durch die ehrlichen Versuche sich zu ändern. Ebenso können durchaus ernst gemeinte Anerkennungen des erreichten Erfolges wie „Recht so!“ bzw. „Endlich hast du es kapiert.“ oder schon die Befürchtung daran, sie von der Umwelt zu bekommen, bremsend wirken. Nicht Gleichgültigkeit (als das Gegenteil) ist hier die Folgerung, sondern angenehmeres Verhalten sollte den Willen des Wollenden ermutigen.
Der Mensch hat herausgefunden, dass es sogar schon Glück empfinden lässt, wenn andere leiden müssen. Wenn er sich in sie hineinversetzt und „erlebt“, was sie durchmachen müssen, kann er daran Spaß haben, weil er sich dann mit ihnen vergleichen kann. So kann selbst Leiden schön sein. Denn er leidet mit ihnen mit oder ergötzt sich an ihrem Leid, wenn er so seinen Neid befriedigt, indem er andere fallen sieht. Ähnlich ist der direkte Gefallen am Leid bzw. Schmerz anderer, indem Lust durch Sadismus empfunden wird. Es sind nicht nur Psychopathen, die am Leid und Schmerz (anderer) Gefallen finden. Den meisten Menschen geht es im Leben manchmal ähnlich – oft rechtfertigen sie es dann mit der Sündhaftigkeit des anderen, z.B. in Form von Schadenfreude, die dem Neid recht ähnlich ist. Physiologisch begründet liegt dieses Phänomen (z.B. von wollüstig verfolgten Hinrichtungen) in der sehr ähnlichen Adrenalin-Spielweise wie Sex und ist eine Form von Macht bzw. Gewalt.
Scham:
Scham bzw. Blöße zielt darauf ab vermieden zu werden und ist als eine Form von Angst eine der effektivsten Methoden um Prävention zu betreiben, aber auch sehr gefährlich, wenn es um den Verfall zum Extremen geht. Denn die Peinlichkeit vor anderen setzt sich tief in den Gedanken fest und schärft so erst das Bewusstsein für weitere Scham.
Sobald man sich in andere hineinversetzen kann bzw. ihre Denkweisen beginnt zu verstehen, wird man peinlich berührt und achtet auf seine Handlung. Das passiert, wenn man ein Selbstbewusstsein aufbaut, sich von anderen als Individuum zunehmend abgrenzt und verstärkt mit ihnen zu vergleichen beginnt (in der Pubertät). Scham entsteht daher, weil man sich abgrenzen will und sich als einen sehr eigenständigen Teil eines Kollektivs sieht.
Beispiel „Körperliche Scham“:
Privatsphäre, Abgrenzung von anderen und Individualität sind kulturell sehr unterschiedlich. In der DDR war Nacktbaden beliebt. Man fühlte sich einander gleich. In den U.S.A. ist eine prüdere Wertvorstellung Mode. Dort versucht man sich um jeden Preis vom anderen zu unterscheiden.
Es ist eigentlich eine Unart sich für ein Gefühl zu schämen, wo es doch gerade das ist, was wir ‚Leben’ nennen. Leider ist es problematisch alle Gefühle auszuleben, wenn sie andere negativ betreffen. Daher und zur eigenen Unabhängigkeit von solchen Gefühlen sollte man sie in gewisser Weise kontrollieren können. Gefühle sind durch Hormone gesteuert. Durch den Willen können wir Kontrolle über die Gefühle erlangen, indem wir sie zulassen oder uns abschotten. So kann man es lernen den Drang zum Weinen zu verhindern, indem man zum Beispiel Wut darüber aufkommen lässt (z.B. mehr Testosteron ausschüttet) oder das Weinen zu erzwingen, indem man sich selbst bemitleidet oder geistig in eine ausweglose Lage versetzt.
Aus dem Begriff der Blöße ergibt sich jedoch noch ein weiterer Zusammenhang dieses Gefühls: Denn man fühlt sich bloßgestellt, also durchschaut und seine Persönlichkeit abgewertet. Scham entsteht immer dadurch, dass man sich selbst oder seine persönliche Umgebung nicht mit der „besseren“ Norm vergleichen kann oder will. Demzufolge tritt Scham erst auf, wenn die Individuen einer Art bestimmte gesellschaftliche Strukturen des Zusammenlebens gebildet haben und der Mensch urteilsfähig geworden ist Gutes von Schlechtem zu unterscheiden – gerade auch was Abstraktion angeht und sich nicht mehr nur auf sein reines Überleben bezieht. Beim Mensch ist das der Normbereich, innerhalb dem er sich selbst und andere wahrzunehmen und einzuordnen begann, um einen Überblick zu bekommen und seinen Standpunkt in seiner Welt zu erfahren. Das ist das Grundwissen, das für eine komplexe Zukunftsplanung benötigt wird.
Scham ist daher ein Nebenprodukt der menschlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, das diese Entwicklung wiederum voran getrieben haben muss, da er bis heute erhalten ist und den Normbereich eng genug gehalten hat um die Übersicht zu wahren und Halt bzw. Orientierung zu geben und schließlich den Glauben an sich selbst und seine Gruppe zu stärken, wodurch freilich auch der Egoismus wiederum gefördert wurde.
Neugier, Motivation, Antrieb:
Alles im Menschen ist nur auf das Entdecken aus. Ist er einmal nicht in der Lage dazu, verbringt er die Zeit nur damit bald wieder dieses Erlebnis zu verspüren (ein Grund der Computerspielsucht, da hier das Entdecken nur selten endet). Sieht man keine Möglichkeit des Entdeckens oder der Verbesserung mehr, so wünscht man sich des Lebens Ende.
Wenn alles in Ordnung ist, will der Mensch Abwechslung und zerstören, statt erhalten. Denn Ordnung bietet keine Abwechslung und Variationsmöglichkeit von der Normung.
In der Phase des Schaffens stellt man sich vor, wie es ist, wenn man nichts mehr weiter zu schaffen hat. Dann hätte man keinen Zweck mehr und würde daran denken, wie schön es doch war, als man noch entdeckte. Im Entdecken aber weiß man, dass man nicht unentwegt entdecken kann und dass es eine Grenze gibt. Sich dieses Wissen um ein bevorstehendes Ende der schönen Zeit nicht bewusst zu machen ist letztlich Voraussetzung für Glück in allen Bereichen. Glück muss genossen werden, ohne darüber nachzudenken, wann oder wo es endet. Der Mensch braucht Unwissenheit um Wunder erleben zu können, sonst wird es ihm schnell langweilig. Ein Verhältnis (zweier Personen), das kein Gefälle im Verständnis aufweist, ist unnütz (und der Traum von der absoluten Vernetzung aller Gehirne somit nicht länger wünschenswert) und bringt keine neuen Gedanken.
Liebe dagegen basiert zwar auf Gewohnheit und der Vertrautheit mit dem anderen, jedoch ist es immer wieder ein Belohnungsgefühl, wenn der Partner die gewohnte Handlung ausführt, weil man sich darauf verlassen kann.
Staunen über erlebte Wunder (und begriffene) kann man meist nur noch, wenn sie nicht selbstverständlich / alltäglich / natürlich sind und gerade erst entdeckt wurden. Dieses Erlebnis prägt die Kindheit und begleitet die Kinder mit stetig abnehmender Kraft. Um sich am Anfang nicht ganz in der neuen Welt zu verlieren, haben sie daher Vorbilder (meist die Eltern), die schon ein bestimmtes Verhalten neben den angeborenen Instinkten vorgeben. Die Momente des Staunens werden im Laufe des Lebens weniger und damit die großen Momente. Man kann immer weniger überrascht werden.
Das Spannende an irgendetwas ist die neue Situation (z.B. im Computerspiel, am Geschichten erfinden, im Leben, etc.). Am besten ist eine Situation, die man sich schon lange (unvollständig) vorgestellt oder gewünscht hat, die aber tatsächlich einen erweiterten Ausgang hat und mehr bietet, als die Vorstellung zuvor.
Eine Geschichte zu schreiben ist somit interessanter, wenn man selbst deren Ausgang noch nicht kennt. Alles andere ist im Grunde nur ein Abarbeiten von vorgegebenen Fakten und führt zwangsläufig zu einer faderen Ereignisabarbeitung.
Komplett Neues fasziniert mehr als ein wenig Bekanntes, vor allem, wenn man glaubt, alles zu kennen. Dieses Neue glaubt man auch bereitwilliger.
Das Schönste an einer Pforte ist der Eingangsbereich, der gerade und symmetrisch auf sie zuläuft, möglichst schlicht gehalten ist und nur den Durchgang hervorzuheben scheint. Der Verschlag selbst bzw. die Tür muss reich verziert sein und Lüste wie Erinnerungen wecken, die hoffen lassen, dass diese dahinter noch gesteigert werden. Genauso geschieht es mit der Abschreckung. Nur dass hierbei die Lüste durch die Ängste ersetzt werden.
Überraschung / Erstaunen:
Erstaunt ist man immer dann, wenn man von sich selbst in dieser Situation das Gleiche nicht erwartet hätte. Die einsetzende Regungslosigkeit bzw. Handlungsunfähigkeit ist mit der Angst vergleichbar, da man die Situation zunächst nicht mit bekannten Mustern bzw. Vorurteilen einschätzen kann. Das kindliche Staunen resultiert aus Überraschung und Lernen. Aber als Erwachsener Mensch sieht man sich in Positionen, wo diese hilflose und reaktionslose Eigenschaft nicht akzeptiert wird, weil man Verantwortung zu übernehmen hat und wissen soll, was man tut und was um einen herum passiert. Daher lassen viele dieses (kindliche) Staunen nicht zu und sehen einerseits die Wunder der Natur nicht mehr bzw. verschließen sich vor dem Staunen. So werden wertvolle Erfahrungen verleugnet. Mit dem Bewusstsein über eine spezielle Stellung in einem System funktioniert man aber nicht mehr so einwandfrei in dem System, sondern befasst sich mehr mit Ängsten, z.B. damit was passiert, wenn man versagt und mit Zweifeln, z.B. wenn man nicht systemkonform arbeitet.
Überraschung nimmt mit der Zeit mehr ab, als andere Gefühle, da die Gewöhnung an die Möglichkeiten überrascht werden zu können mit jedem Mal stark abnehmen. Gerade das Fehlen von Vergleichsmöglichkeiten erzeugt diesen Zustand von Erstaunen und diese bauen sich im Laufe des Lebens immer weiter neu auf.
Übergang von Überraschung/Abenteuer zu Gewöhnung/Vertrautem:
Erfahrung gibt Gewöhnung durch Einordnung der Erinnerungen in ein Gesamtschema. Freude wird so mit der Zeit abgeschwächt, ob z.B. durch Alkohol (und andere Drogen) oder einen Erlebniskick (z.B. Fallschirmspringen). Freude ist daher ein hohes Gut, das sich nicht jeder leisten kann.
Der Mensch sehnt sich einerseits nach Neuem, andererseits will er Gewohntes nicht aufgeben. Daher fügt sich Neues auch oft zu Gewohntem, ersetzt dieses jedoch nicht unbedingt. Im Rahmen von Gewohntem kann man Neues schnell und sicher aufnehmen.
Letztlich ist Gewohnheit jedoch keineswegs nur Plage (vgl. Kapitel „Bewusstsein und Unterbewusstsein“: Gewöhnungseffekt). Sie ist ebenso ein Mechanismus, der dem Menschen auch noch so schwierige, andauernde Prozesse und Situationen erleichtert (Bsp.: Pflegefall).
Langeweile, Leere, Antriebslosigkeit, Gleichgültigkeit:
Sich für alles zu interessieren heißt von allem abhängig zu sein. Sich für nichts zu interessieren bedeutet Langeweile, fehlende Motivation und damit eine (zumindest vorübergehend) geminderte Intelligenzleistung. Langeweile ist (möglicherweise) ein Schutzmechanismus des Gehirns gegen Rückentwicklung. Denn was nicht gebraucht wird verkümmert. Die Menschen wollen gefordert, aber nicht überfordert werden. Die Planung von Zeiträumen fordert z.B. schon den Geist, hält ihn zumindest wach und fördert die Glücksgefühle.
Nachdem man etwas Großes geschafft hat oder eine abwechslungsreiche Zeit hinter sich hat, fühlt man sich oft leer und fertig (nach der Abschlussprüfung, einer Reise, einem Erlebnis, etc.). Denn man hat in dem Moment, da es fertig ist, keine primäre Aufgabe mehr und weiß gerade nicht, was man nun machen soll. Der Alltag wird dadurch ein Luxus. Denn wer mit Überleben zu tun hat, wird einen geregelten Tagesablauf und wiederkehrende Rhythmen ersehnen.
Allerdings kann Gleichgültigkeit (gegenüber Gefahren oder Problemen) sehr nützlich sein, vor allem in Hinsicht auf Ängste oder überschäumendes Glück und daraus entstehende Gefahrensituationen. Die Kontrolle der eigenen Gefühle in Situationen, die einen normalerweise ängstigen würden, ist einem Entwicklungsprozess unterworfen. Durch Ängste verursachte Blackouts, Schlafprobleme, Leistungsschwächen, soziale Probleme usw. können durch eine Annäherung an eine gleichgültige Sichtweise entschärft werden. Die Voraussetzung ist ein Training dieser Fertigkeit, das heißt Umgang mit den problematischen Situationen.
Eine effektive Art Gleichgültigkeit zu üben ist Meditation bzw. die Philosophie des Einswerdens mit allem. Darin sieht man dann, dass der Einzelne und seine Ängste nicht von Bedeutung sind (z.B. für das Funktionieren der Welt) und lernt die Konzentration der Gedanken (also das Bewusstsein) auf andere, wichtigere Aspekte zu richten. Nicht nur die Welt aus der Sicht anderer zu sehen, sondern sie aus Sicht der Natur, der Welt, dem Nichts, dem Schicksal, dem Universum etc. zu sehen bringt eine Erweiterung der Gedankenskala und eine Zerstreuung der ängstlichen Konzentration auf die Probleme. Denn mit einem anderen Maßstab existieren viele menschliche und alltägliche Probleme gar nicht mehr.
Bsp.: Nach derzeitigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand wird die Erde in einigen Milliarden Jahren ohnehin vergehen und noch ein paar Milliarden Jahre später das Universum wahrscheinlich implodieren oder sich soweit ausdehnen, dass (durch eine sich immer weiter ausbreitende Entropie) die Materie soweit auseinander gerissen wird, dass alle Prozesse enden. Was richtet also mein Problem bzw. mein Scheitern angesichts dieser Maßstäbe aus?
Dabei muss man nur darauf achten, dass nicht das absolute Gegenteil erreicht wird, z.B. Hemmungslosigkeit oder Nihilismus. Außerdem sollte diese Technik nicht auf Träume oder Wünsche und höchstens dämpfend auf überschäumenden und gleichzeitig dabei hindernden Tatendrang angewendet werden, deren Zielstellung eventuell zu komplex ist, um sie sofort zu erreichen und wodurch man wegen rascher Misserfolge zu schnell enttäuscht werden könnte.
Depression (Traurigkeit, Melancholie, Niedergeschlagenheit, Seelisches Leid):
Die Stimmung wird nicht von der Umgebung (direkt) beeinflusst, sondern vom gedanklichen Hintergrund, der in diesem Moment vorherrscht, aber von der Umgebung bestimmt werden kann. Depression ist oft ein Problem der Perspektive. Nicht allein die falsche Philosophie (also Sichtweise auf die Umgebung) ist dann ein Problem, sondern vor allem auch durch Einsamkeit isolierte und immer wieder erinnerte und dadurch verstärkte Weltanschauung. Dann braucht es die Einfühlung in das Leben anderer Menschen. Dadurch kann man lernen die Welt aus ihrer Perspektive zu sehen. Das geht z.B. durch fiktive Charaktere, in die man schlüpfen kann und die kreativ, witzig und unbeschwert denken, indem man Rollenspiele (auch Computerspiele) mit anderen spielt, Filme schaut (und Geschichten sowie verschiedene Perspektiven objektiv erfährt) und auch indem man beginnt sich Geschichten mit diesen Personen auszudenken und damit miterlebt oder auch nur tägliche Erlebnisse mit ihnen teilt – seien es nun direkte Freunde oder öffentliche Personen, z.B. auf einem Blog.
Selbst die Depression ist eine Schutzvorrichtung der Natur. Sie zeigt an, dass mit der Art des Lebens irgendetwas nicht stimmt (entweder, weil viele Individuen etwas Bestimmtes erleiden müssen oder weil ihre Gesellschaft ihnen nicht länger ideal ist). Der Suizid aus Depression ist so gesehen also eine drastische Bereinigung. Die Natur kennt selten Lösungen in Form von gezielter Heilung von Krankheit außer dem Immunsystem (meist läuft es daher auf Beseitigung des Störeffekts hinaus). Das Immunsystem der Psyche ist die Erfahrung. Was krank ist und darüber nicht geheilt werden kann, wird entsorgt und wenn es sich selbst entsorgt (z.B. die Apoptose einer Zelle).
Depression ist ein Zustand, den man nicht nachvollziehen kann, wenn man nicht selbst gerade depressiv ist, weil dabei das rationale Verständnis von zu hoher Emotion lahm gelegt wird. Wie jemand mit Fieber am Körper geschwächt ist, so ist der Geist von der Depression geschwächt: Man will aufstehen, aber die Muskeln spielen nicht mit; man will glücklicher, agiler, etc. sein, aber der Antrieb fehlt. Dabei helfen gut gemeinte Worte und Techniken wenig, sondern da braucht es Krücken bzw. kurzfristig Medikamente oder langfristig ständiges Training. Aber es gibt Mittel gegen dieses Leiden:
- es zu erdulden und darin Stärke finden
- es zu ergründen und zu analysieren
- ihm zu widerstehen durch Disziplin und Ablenkung mit Arbeit und Aufgaben
- es in Glück umkehren (Änderung der Sichtweise): nach jedem Leid kommt Freude; Leid ist Freude und Freude ist Leid. Die Zeit der unerfüllten Sehnsucht ist die Zeit vor der Erfüllung des Glücks, aber auch die Zeit höchster Leidenschaft, tiefster Bewegung und damit rückwirkend großen Glücks (mit Sicht auf Besserung).
- …
Auch Erkenntnis kann zu Depressionen führen. Es ist keine philosophische Depression, dass einem die Neurotransmitter fehlen, sondern physiologisch / biologisch. Es ist eine philosophische Depression, wenn man den Durchblick hat (die Sinnlosigkeit auf Erden oder die Ausweglosigkeit des Lebensendes begreift).
Die Sinne lenken davon ab. Aber bei das Wachliegen bei Nacht ist am schlimmsten, wenn das Gehirn ohne durch Arbeit abgelenkt zu werden auf die reine Suche geht, aber ohne die Assoziationsfreiheit und das ständige Fortschreiten des Traums, sondern in immer gleichen Gedankenkreisen.
Ehrgeiz und daraus durch Misserfolge resultierende Depression ist Ursache von Intelligenz. Denn die braucht es um Ziele aufzubauen. So kommt das Unglücklichsein durch Vergleiche mit anderen Menschen oder Früheren zustande, weil man linear vergleicht – unmittelbar zu einem anderen oder zuletzt Gewesenen, ohne dabei des anderen komplette Lebensgeschichte oder dessen weiteren Werdegang zu kennen. Die Melancholie der Erinnerung kommt daher, dass die Gefühle an Naheliegendes noch zu frisch und noch mit den Erinnerungen verbunden sind. Umso öfter erinnern wir uns auch daran, weil wir diese Gefühle häufig haben. Erst mit der Zeit verblassen sie im Zusammenhang mit der Erinnerung. Das bedeutet Schmerz braucht Zeit. Das Gefühl der melancholischen Erinnerung bezieht sich meist auf das zuletzt selbst erlebte. Ebenso verhält es sich mit Vergleichen zu anderen Menschen.
Melancholie ist eine Form des Leids, die auch durchaus etwas Schönes an sich haben kann. Sich allein vollkommen dem Gefühl hinzugeben, es auszuleben ist eine schöne Zelebrierung des Leids. Melancholische Werke spenden Trost darin, dass es anderen ebenso geht. Sie zeigen außerdem, wie genau man ein Gefühl beschreiben kann und gerade die Melancholie lebt davon, dass sie von ihren Menschen sehr genau beschrieben wird und gerade dann ist sie schön. Denn auch Schmerz lindert sich, wenn man sich auf ihn konzentriert.
Gefühle müssen sich abwechseln, von gut zu schlecht und umgekehrt. Andernfalls ist man krank und nicht länger in der Lage, das eine vom anderen zu unterscheiden. Aber auch Trauer kann schön sein oder Mitleid. Vor allem, wenn man einen Sinn darin sieht oder sich trotz allem noch geborgen fühlt (weil man es kennt und weil es gewohnt ist statt fremd).
Selbst, wenn ein negatives Gefühl das Denken manchmal beherrscht, muss es dadurch nicht unglücklich werden lassen. Aber erst wenn man sich an den negativen Gefühlen wahrhaft und dauerhaft erfreut, wird es für die Seele gefährlich, da man sich an negative Grundstimmungen gewöhnt, die später unterbewusst auslaugen und niederschlagen (z.B. Selbstmitleid).
Tränen sind oft ein Zeichen von Traurigkeit und Verzweiflung, aber der Hintergrund ist Überwältigung, Ohnmacht und Kontrollverlust. Daher wollen Männer sie auch nicht zeigen. Tränen sind aber auch ein Zeichen an die Gemeinschaft und dadurch Ausdruck für den Bedarf an Gesellschaft anderer Menschen.
Sehnsucht:
Sehnsucht heißt leben am Rande des Seins. Es ist eine verzehrende Stimmung. Als ob man ständig etwas verpasst, zeigt sie Möglichkeiten und das, was, wo oder wie man nicht ist. Sie vereint schöne Träumerei und Depression.
Die Leidenschaft und Sehnsucht ergibt sich und erhalten sich selbst, indem sie unerfüllt bleiben und man ihnen nachhängt und von der Erfüllung träumt, statt sie zu leben (z.B. weil man es nicht kann oder versteht). Dieser Zustand ist im Rückblick mit der später gewonnen Sicherheit auf die Erfüllung und damit das Ende dieses deprimierten Zustandes ein beneidenswerter Zustand, während es ohne den gewissen Ausgang der Erfüllung ein ewig schmachtender und dadurch leidender Zustand ist. Leid ist es auch im Nachhinein, wenn man unerfüllt und ohne verbessernde Entwicklung bleibt.
Häufig ist es Sehnsucht, die (eher philosophisch) Depression auslöst und wenn es die Sehnsucht nach besseren Umständen ist oder auf biologisch bedingte Prozesse für Niedergeschlagenheit folgt, indem man sich z.B. an frühere Zustände erinnert und diese verzweifelt (also ohne Hoffnung) anstrebt. Wenn in der Sehnsucht aus Hoffnung Verzweiflung wird, ist das idealer Nährboden für Depressionen.
Träume und Vorstellungen werden erst umso ersehnter und wichtiger, je mehr sich die Sehnsucht nach der Erfüllung entwickelt.
Mitleid:
Wenn man mit anderen mit-leidet, kann auf diese Weise wiederum Leiden schön sein und Leid aufgeteilt werden („Geteiltes Leid ist halbes Leid.“), denn man verarbeitet so mit anderen und durch andere eigenes Leid oder erinnert sich später daran und vergleicht sich damit, wodurch man sein Leid einordnen und kategorisieren kann und deswegen nicht ins Bodenlose stürzt. Mitleid ist auch Bewunderung, dass man die Bedingungen aushält und Mitleid ist von den Bemitleideten dadurch gewollt. Das Gefühl von Gemeinschaft (evtl. auch Fürsorge) ist dadurch für beide Parteien (die Leidende und die Mitleidende) der tragende Grund sich das Leid zu teilen. Zwar kann das ebenso im Sinn von Sadismus passieren, aber auch Melancholie ist eine Form um Leid zu ertragen und darin sogar Glück zu finden. Selbstmitleid ist eine gesteigerte Form, die neben der Verzweiflung, der Wut und der Resignation als Extreme aus der Melancholie hervorgehen kann.
3.3.1 Liebe - Das stärkstes Gefühl
Etwas oder jemanden zu lieben heißt zunächst sich in dessen Umgebung oder bei der Ausübung einer geliebten Tätigkeit wohl zu fühlen (also sicher, geborgen, froh, entspannt, angeregt, etc.). Liebe ist Ausdruck höchster Erfüllung und Zuneigung, was als normal akzeptiert wird. Steigerungsformen wären blinde Verehrung und völlige Hingabe. Zu lieben bedeutet von etwas oder jemandem abhängig zu sein und sich dieser Abhängigkeit hinzugeben. Daher ist Liebe ein Rauschmittel. Man sucht Erfüllung in der Liebe. Sie ist daher hochgradig egoistisch. Wir beschützen sogar, was oder wen wir lieben, weil wir es brauchen und uns davon abhängig fühlen und das macht uns auch aus. Denn was sind wir ohne Liebe, ohne Leidenschaft und Hingabe für eine Sache? Aber die Liebe ist nicht das alleinige Ziel, sondern Mittel zum Glück, ein Werkzeug, dessen Benutzung man erlernen muss. Ehrgeiz ist dagegen der Tod aller Romanzen. Ständig wissen zu wollen schließt leidenschaftliche Liebe und reines Erleben der Situation aus.
Um Liebe zu finden muss man also Zeit haben. Nicht nur für den Zufall, auch um sich stetig anpassen und ändern zu können. Denn nur allmählich erkennt man nach vielen Misserfolgen die Richtung, in die es gehen könnte und muss auch die kleinen Erfolge erst einmal begreifen, bevor man entscheiden kann, ob eine Änderung hilfreich war oder in eine falsche Richtung führte. So können viele Jahre vergehen, bevor Zufall und die eigene Entwicklung einmal übereinstimmen.
Liebe als Lebensinhalt:
Die Liebe ist so sehr zum größten Sinn unseres Lebens geworden, dass selbst ihre Schwäche, die von der Realität ablenkt, uns nicht davon abhalten kann zu lieben. Es ist neben dem Trieb ein Grundbedürfnis des Menschen geliebt zu werden. Um das zu erfahren hat er im Lauf der Evolution schnell begriffen, dass auch er lieben muss, damit sich der Kreis untereinander schließt und die Liebe damit entsteht. Denn nur was zwischen Polen zirkuliert (wie Strom), lebt und existiert. „Gebraucht zu werden“ ist elementarer Bestandteil und Sinnerklärung, die gleich zu setzen eine Aufgabe im Leben ist, was überhaupt erst den Lebenswillen (mit Ausnahme des unmittelbaren Überlebenstriebs in Extremsituationen und Lebensgefahr) erhält und formt – vor allem in einer zivilisierten Welt, in der der Überlebenstrieb nicht mehr ständig gefordert wird. „Gebraucht zu werden“ und etwas oder „jemanden“ zu bekommen, das oder „den“ man begehrt (wenn auch aufgrund des Triebes und der Chemie), sind zwei Befriedungsziele, die den Geist vollends ausfüllen können und damit ein Hauptziel im Leben darstellen. Da man nahezu ewig lieben und gebraucht werden kann, ist dieses Ziel gleichzeitig nah und fern. Es ist bereits anfangs erreicht und muss doch wieder angestrebt werden. Es ist also die perfekte Situation um Glück(sgefühle) hervorzurufen und beizubehalten (und ist damit auch eine ständige Droge, ein Rausch, da auch mit Drogen dieses Ziel angestrebt wird). Liebe ist ein Zustand der Ausgeglichenheit (z.B. auch mit sich selbst und der Welt) und größtmöglicher Polarisation und sie vereint beide gegensätzlichen Pole in sich, bildet also mit „Yin und Yang“ die Harmonie (im Idealfall).
Zur Liebe gehört auch die Gewissheit im Leben des anderen einen Platz zu haben und wichtig zu sein. Daher ist Treue wichtig und Monogamie. Hat der andere mehrere Partner, ist man austauschbar und der Platz nicht mehr gewiss, die Stabilität der Partnerschaft unsicher. Ehen und Bindungen halten länger, wenn beide Partner psychologisch stabil sind und ihre Persönlichkeit konstant bleibt bzw. sich in einer gemeinsamen Richtung weiterentwickelt. Veränderung eines Partners ist oft ein Problem in der Liebe: Es ist nicht unbedingt problematisch, wie sich der Partner verändert, sondern dass er sich verändert und man damit nicht umgehen kann oder Angst hat, dass etwas falsch läuft oder man nicht mehr zusammen passt.
Liebe ist (heute) aber auch freie Marktwirtschaft. Der Markt der Liebe ist zudem ein kapitalistischer (der beste Konkurrent setzt sich durch, die Nachfrage und das Angebot bestimmen den Preis, etc.) und somit zeigt es die Evolution schon an, dass Gleichheit darin nicht möglich ist, da man immer einen Menschen zu Liebe zwingen müsste und die Liebe an sich schon die Gleichheit ausschließt, ja sogar genaues Gegenteil ist (denn meist finden sich die Geschlechter als Gegensätze zusammen).
Die Liebe ist zu gewaltig, als dass der Tod der geliebten Person sie zerstören könnte. Der Glaube an ein Wiedersehen, an ein Leben danach ist mit der Erfahrung der Liebe der höchste Wunsch und bestes Mittel um den Hinterbliebenen ihr Leben noch erträglich und angenehm zu gestalten. Geliebt hat man einen Menschen, wenn man ihn auf keinen Fall an den Tod verlieren möchte.
Egal wie verliebt man ist, am Ende hat man nur sich und seine Gefühle. Wie viel der anderer daran Teil oder „Schuld“ hat, wird von der Vorgeschichte bestimmt und lässt den anderen entsprechend in einem selbst weiterleben. Verlieben kann man sich nicht durch erfahrene Vorgehensweise oder die Manipulation des anderen, auch wenn sich der andere dadurch in einen verlieben kann. Denn ein Prinzip des Verliebens ist das unvorhergesehene Gefühl.
Zweisamkeit:
Man tut alles für die Menschen die man liebt, weil sie Teil unseres Lebens geworden sind. Man unterwirft sich ihnen nicht unbedingt, man dient ihnen nicht automatisch, aber man setzt alles an ihr Glück – weil sie zu einem gehören. Das merkt man freilich erst, wenn man sie vermisst und nicht mehr von ihnen umgeben ist, schlimmstenfalls, wenn sie tot sind. Es ist aber auch die Ansicht eines Menschen, die man liebt. Eine Ansicht fällt einem umso weniger auf und die eine prägt sich einem umso mehr ein, so dass selbst nach dem Tod der Mensch noch in dieser Weise „weiterlebt“. Daran merkt man (an dem Gefühl Liebe zu empfinden), dass man andere Menschen und die Geselligkeit braucht. Denn andere sind für einen selbst eine Erweiterung des Ichs und so werden sie auch in der Liebe noch wahrgenommen, selbst wenn diese Erweiterung besser ist als das eigene Ego.
Der Mensch muss allerdings auch in der Liebe Prioritäten setzen. Wer die Liebe über sein Leben komplett herrschen lässt, der zerbricht – spätestens an der Masse der anderen Menschen. So kann er nicht alle anderen Menschen lieben. Meist liebt er die nächsten, seine Eltern, seinen Partner und seine Kinder. Liebe teilt sich auf mehrere Personen auf. Die gesamte Liebe, die wir empfinden können, verteilt sich so auf unseren Umkreis. Sie kann sich durch Rückgabe von Liebe zu einer Person verstärken, verliert dabei aber an den anderen (leicht nur bei jedem, aber gleichmäßig um die Gleichung auszugleichen). Zu viel Liebe von einer Person kann auch erdrücken, da sie dem eigenen Gleichgewicht entgegen wirkt.
Warum partnerschaftliche Liebe aber nur zu einem Menschen möglich ist, kommt daher, dass man seine Aufmerksamkeit nur in eine Richtung wenden kann.
Die Konzentration kann zwar auf mehreren Menschen gleichzeitig liegen, aber allein in der Richtung, in die das Gesicht und die Augen weisen, wird die Aufmerksamkeit vom anderen als Zuneigung oder Ablehnung bewertet, falls er sich als selbstbewusstes Individuum betrachtet. Wenn man angeschaut oder angesprochen wird kann das nicht gleichzeitig für mehrere Menschen gelten, sondern immer nur einem gewidmet sein.
Auf einen Menschen kann man sich (vor allem anfangs im Leben) gut fixieren. Ihm kann man am meisten Aufmerksamkeit schenken und ihn so als „geliebt“ fühlen lassen und ihm alles überschüssige Liebesbedürfnis übertragen. Deshalb besteht die ideale, stabilste Gruppe aus zwei Menschen. Der Kompromiss aus Geselligkeit und Leistungsbereitschaft ist somit am besten gegeben (in Mindestanforderung) und am höchsten. Die Liebe ist nicht weiter teilbar und daher die stabilste Größe der Gesellschaft. In Gruppen fühlt man sich geborgen. Jemandem, dem es ebenso geht, vertraut man und das gibt Halt und Sicherheit und damit auch Freude am Leben.
In der Liebe zählt nicht, dass man ehrlich ist, sondern dass man es schafft, den anderen gute Gefühle haben zu lassen. („Mach, dass ich mich gut fühle.“) Das ist bei einem Menschen schon schwer genug. Sich auf einen Gegenüber zu konzentrieren ist machbar und herausfordernd (gleiche Ebene). Mehrere jedoch stellen eine Überforderung dar, da man zwischen mehreren Fronten steht und diese nicht gut kontrollieren kann. Abgesehen davon kommt immer jemand zu kurz, da sich meist einer der Partner als Leittier in einer Situation herausstellt. Das Leittier braucht Bewunderung und gibt nur einem Bewunderer dafür etwas zurück, auch wenn es abwechselnd sein sollte.
Notwendigkeit von Liebe:
Liebe bedeutet etwas oder jemanden nicht aufgeben, nicht verlieren wollen, weil es einem einen Sinn und eine Bedeutung im Leben gibt. Daher ist es das stärkste Gefühl. Liebe zu anderen bedeutet selbst einen Sinn zu sehen. Geliebt zu werden dagegen „nur“ anerkannt zu sein, wichtig zu sein und gebraucht zu werden. Als Existenzberechtigung will man wenigstens einen Menschen nur für sich haben: Das ist das Bedürfnis nach einem Partner, von dem man verstanden und gegen alles verteidigt bzw. unterstützt wird. Wahre Liebe ist die größtmögliche Übereinstimmung des Partners mit den (instinktiven) Suchkriterien (vor allem biologisch begründet) und damit die Erfüllung einer lebenslangen Suche nach Glück (in Partnerschaft, Tätigkeiten, Gegenständen, Situationen begründet). An die eine, große Liebe glaubt man nur, wenn man sie bereits gefunden hat. Denn dann vergleicht man jede neue Liebe mit dieser und sucht nach den Unterschieden. Ist die neue Liebe dann besser als die alte, wird sie wiederum zur einen, großen Liebe im Leben. Es ist das absolutistische Extremdenken, dass zur Annahme der einen, „wahren“ Liebe führt.
Man liebt jemanden weil man von ihm geliebt wird oder weil man dadurch eine Aufgabe und einen Sinn hat (wie z.B. sich um jemanden zu kümmern, weil man wichtig für jemanden ist, Eltern-Kind-Beziehung, etc.). Liebe verursacht freiwillige psychische und körperliche Umsorgung, Erfüllung, Glückseligkeit eines bestimmten anderen Menschen gegenüber. So wird idealerweise jeder Mensch umsorgt bzw. geliebt. Liebe offenbart aber auch die Schwäche der Menschen nicht allein leben zu können / zu wollen. Liebesbedürfnis wird schon im Tierreich als Schwäche ausgelegt, denn es haben vor allem Jungtiere und Weibchen eben jenes Bedürfnis nach Umsorgung. In Ausübung der „Liebe“ / Zuneigung ist man außerdem am anfälligsten.
Es ist schwierig den Wunsch nach Liebe zuzugeben, wie man sonstige Wünsche (nach Freiheit, Reisen, etc.) offen legt, weil man den Liebeswunsch anderen Menschen offenbart, an denen diese Erfüllung hängt und die darüber bestimmen, ob der Wunsch erfüllt wird. Diese Abhängigkeit der eigenen Glückseligkeit von anderen weist ihnen den Weg zum größten, eigenen Schwachpunkt und Angriffspunkt und wenn man einem Menschen nicht vollends vertraut, wie man es täte, weil man ihn z.B. ganz und gar versteht, dann wird man ihm das nicht ohne große Überwindung und Angst sagen können. Je komplizierter dieser geliebte Mensch wie auch der Liebende ist, umso schwieriger wird dieses Bekenntnis. Einfache Menschen in Bezug auf die Gefühlswelt lieben daher leichter. Aus der Schwäche wird erst dann eine Stärke, wenn man darum weiß und die positive (psychische) Energie, die man an jemanden weitergibt (z.B. mit dem Satz „Ich liebe dich.“) selbst als positive Energie wieder aufnehmen kann bzw. während dessen Abgabe Energie entwickelt, also liebt. Nihilisten verneinen alles, weil sie von nichts abhängig sein wollen, von keiner fremden Macht, die sie nicht verstehen und von der sie gelenkt werden. So erfahren sie allerdings auch keine Liebe.
Wer schon in der Jugendzeit liebte und jemanden zum Anlehnen hatte, wird auch später lange andere Menschen intensiv brauchen. Die anderen leben selbstständiger und können mit sich selbst besser, mit anderen aber schlechter umgehen. Liebe zu jemandem bedeutet zugehörig zu sein, mit ihm in Verbindung zu stehen und sich mit ihm auszutauschen (verbale Kommunikation, Körpersprache, Wärme, Berührung, Geruch, etc.). Es ist eines der größten Bedürfnisse der Menschen. Daraus ergibt sich auch die Aufteilung der Liebesarten (zu Gruppen, zu einzelnen Menschen, zu Gegenständen, zu Ideen, zu Göttern, etc.). Wer sich selbst schon gefunden hat und niemand anderen braucht, wird in der Liebe zu jemand anderem keine Erfüllung finden. Nur Freundschaften können ihm noch etwas bedeuten. Er ist tatsächlich der Göttlichkeit ein Stück näher gerückt, denn er lebt weniger intensiv und abhängig. Doch der Mensch braucht Liebe und um die zu bekommen, passt er sich seiner Umwelt an, egal, wie schlimm sie ist. Ansonsten geht er zugrunde und verzweifelt.
Liebe in jungen Jahren ist schwierig aufrecht zu erhalten, weil man sich noch entwickelt und die Persönlichkeit nicht fest ist, wodurch gerade in der Pubertät und den Jahren danach bis Mitte Zwanzig viele Bindungen nicht lange halten. Wenn sich beide Partner ähnlich entwickeln und aneinander ausrichten schaffen sie es besser zusammenzubleiben. Dazu müssen sie sich aber vorher bereits kennen und wissen, wie der Mensch vor der Pubertät war.
Liebe ist in bestimmten Lebensabschnitten und Altern schwieriger zu finden. Gerade je individueller und selbstbewusster die Menschen werden, finden sie umso seltener dauerhafte Partner. Denn sie haben dann schon Vorstellungen und Ansprüche entwickelt. Dass sich zwei dieser selbstbewussten Menschen treffen und der andere jeweils genug den Ansprüchen und Vorstellungen des anderen entspricht, um sich lieben zu können, ist dann höchst unwahrscheinlich. Daher müssen sie sich entweder früh im Leben treffen und gemeinsam entwickeln oder einer muss schwächer sein und geringere Ansprüche haben. Später haben sich die Menschen dann meist soweit entwickelt, dass sie gezielter nach ihresgleichen suchen und die Ansprüche dem Liebesbedürfnis unterliegen.
Dauerhafte Liebe hat nichts mit dem perfekten Charakter, der perfekten Persönlichkeit oder der perfekten Weltanschauung zu tun. Sie ist nicht fest, sondern dynamisch und entwickelt sich und kann auch zerfallen. Offenheit und Philanthropie sind zwei Aspekte, die dauerhafte Liebe unterstützen.
Liebesarten:
Liebe vollzieht sich in mehreren Weisen (geordnet nach anhaltender, maximal möglicher Dauer und Stärke):
- die animalische Liebe, das Verlangen, basierend auf den Trieben und Sinneswahrnehmungen (den Gerüchen, der Optik, der Stimme, der Berührung, der Vorstellung vom anderen, z.B. wegen genetischen Unterschieden, Vorlieben, etc.)
Bsp.: Ästhetik, reiner Kunstgenuss, Sex (sinnlich)
- der Stolz (auf andere)
Bsp.: (Gruppen-)Zugehörigkeit, Eltern sind stolz auf ihre Kinder, Mutter-Kind-Beziehung, Erleben von Erfolgen und spätere Erinnerung daran
- Interesse, Motivation, Gewöhnung
Bsp.: Mitleid, Gruppenverbundenheit / Nächstenliebe, Schüler-Lehrer-Verhältnis, Freude an einer Aufgabe, Freundschaft
- die Gesinnung (Sprache (Wortwahl, Dialekt), Gedanken, etc.) bzw. Freundschaft
Bsp.: Weltbild, politische Denkweise, gemeinsame Interessen und Vorlieben
- Verwandtschaft
Bsp.: Mutter-Kind-Beziehung, Eltern, Geschwister, Blutsbande
- Partnerschaft (auch mit Hingabe und Unterwerfung)
- die Verehrung / Bewunderung, positive Einschätzung / Bewertung
Bsp.: Vorbilder, Idole, Götter
Die Verehrung und der Glaube an ein Weltbild ist Ausdruck der stärksten Liebe eines Menschen. Denn es sind die eigenen Gedanken, denen die Liebe dieses Menschen unterliegt, auch die Liebe zu anderen Menschen oder sogar der eigenen Familie. Doch diese Liebesform ist selten erfüllend, denn sie gibt einem auch selten etwas zurück im Gegensatz zur Partnerschaft oder Freundschaft.
Sozioökologische Betrachtung von Liebe:
Liebe ist nicht absolut. Sie ist steigerungsfähig. Sie besteht erst ab einem Schwellenwert, an dem genügend positive Eigenschaften erreicht sind und die negativen ausgeblendet oder in positive umgewertet werden. Darüber hinaus ist sie dennoch steigerungsfähig. Man spricht nur ab dieser Grenze von Liebe. An Personen, die man nicht mag, fällt einem mehr Negatives auf und umgekehrt (der Effekt wird verstärkt).
„Freie Liebe“ (also grenzenlos gegenüber allen Menschen) liegt nicht in der Natur des Menschen. Denn sie ist immer eine intime, private und (auf einen Menschen) konzentrierter Angelegenheit. Nur mit sehr nahe stehenden Personen kann man sie teilen und ausleben, da sie das intimste Gut ist und eine Kritik daran die eigene Persönlichkeit zu sehr erschüttern würde. Sie ist einem wie das Innerste, das dann angegriffen würde und woran man nur die Menschen heran lässt, denen man total vertrauen kann.
Je mehr Menschen man kennt, umso stärker wird sich ein Zuneigungsgefälle zwischen diesen Bekanntschaften ausbilden. Mit dem Kennenlernen von Andersartigkeit und Fremdheit gegenüber dem eigenen Weltbild entsteht jedoch auch erst Hass durch Abneigung und Ablehnung. Hass ist zwar das genaue Gegenteil von Liebe, aber Hass ist nicht stärker oder mächtiger als Liebe, weil er nur vernichten kann und sich damit selbst vernichtet, da es irgendwann niemanden mehr gibt, der ihn spürt oder entwickeln kann. Liebe dagegen schafft sich selbst als ein im Menschen angelegtes Bedürfnis. Liebe sorgt dafür, dass Menschen besser zusammen leben können, obwohl sie sich noch nicht gut vertraut sind. Sie hilft über Abgrenzung der subjektiven, abgegrenzten Bewusstseinszustände zweier (oder mehrerer) Menschen hinweg, indem sie einen das verehren lässt, was man selbst gern wäre. Sie ist ewiges Verlangen. Hass lässt sich nicht komplett vermeiden, da man nicht die Kapazitäten hat alle Menschen zu lieben und sich in einer überschaubaren Gruppe abgrenzen will bzw. in dieser Interessengemeinschaft das ausschließen will, was man verabscheut.
„Alle Menschen werden Brüder“ funktioniert nicht. Außerdem geht es gegen das natürliche Realitätsempfinden des Menschen. Die Menschen sind nicht unbedingt dafür ausgelegt, liebevoll miteinander umzugehen. Es nützt nicht primär ihrem eigenen Überleben. Lediglich die Bündelung der Fähigkeiten innerhalb einer Gruppe ist notwendig um den angehörigen Mitgliedern einen Überlebensvorteil zu verschaffen. Die Liebe, die mancher als gegenteiligen Beweis ansieht, ist lediglich die Einsicht in die Notwendigkeit. Denn wir müssen mit dem anderen Elternteil unserer Kinder (möglichst) ein Leben lang auskommen, und Kinder sind (noch) die einzige Möglichkeit seine Gene der Unsterblichkeit zu überlassen.
Liebe ist demzufolge eine evolutionäre Überlebensstrategie bzw. ein Kompromiss, indem man den Preis der Unsterblichkeit für die Zeitspanne andauernder Liebe nicht nur sich selbst gegenüber in den Vordergrund stellt, weil es vom größeren Ziel, die Unsterblichkeit, verlangt wird. Alles andere an der Liebe ist lediglich eine Illusion. Selbst die gutmütigsten Menschen sind so, wie sie sind, weil sie es wollen, nicht, weil sie anderen damit nützen. Denn dann müssten sie entgegen ihrer Natur auch einmal den anderen verletzen, falls sie ihm damit nützten. Das machen sie dann aber meistens nicht absichtlich.
Doch wenn es uns gelänge, dieses Leben aufzugeben und auf andere Menschen mehr einzugehen als auf uns selbst, stünden wir tatsächlich über der Evolution, denn dann hätten wir unsere Natur besiegt, wären aber auch kein eigenständiges Individuum mit eigenem Willen mehr. Wir wären nicht mehr abhängig und alle Tore ständen offen – wir selbst würden aber nichts mehr erreichen wollen. Ohne den Egoismus und einen eigenen Willen können wir auch anderen nicht mehr helfen wollen. Es wäre menschliche Freiheit für die Menschheit. Jedoch ist es fraglich ob das funktionieren würde oder gut für uns wäre und inwieweit das dann noch „menschlich“ ist.
Jemand, der sich selbst als Größten sieht, kann niemand anderes lieben, aber bemitleiden. Wer sich selbst hasst, könnte zwar alle anderen lieben, weil er sie bewundert, aber da es zu viele sind denen es auch noch besser geht, schlägt die Verehrung oft neben der Liebe in Neid um.
Beschreibung der Vorgänge in der Liebe:
Liebe ist ein rein psychologisches Phänomen auf molekularer Ebene, das vor allem aus dem Gefallen von (geistiger oder körperlicher) Nähe besteht. Körperliche Liebe allein ist jedoch nicht befriedigend, wenn man einmal die Möglichkeiten des Geistes erkannt hat. Sie bleibt immer nur ein Augenblick, indem man höchstes Glück empfindet, doch danach ist das Verlangen erloschen und der Körper wird nur noch zur Hülle. Denn die Empfindungen enden, aber die Gedanken bleiben bestehen. Der Mensch sucht daher nach Erfüllung in der Erkenntnis. Die findet er in der Philosophie, im Glauben und der Verehrung (von Menschen, Ideen, usw.), letztlich in der Vorstellung von einem Sinn und Schicksal, weil er eine Aufgabe bzw. Herausforderung braucht.
Körperliche Zuneigung und Hingabe wie z.B. Küssen, Kuscheln, zärtliche Berührungen und auch Sex sind notwendig um sich auf eine gemeinsame Ebene über körperliche, nonverbale Kommunikation zu bringen und Bindungshormone (z.B. Oxytocin) auszuschütten, um dadurch eine geistige, auf Gefühlen und Sehnsucht basierende Beziehung aufzubauen. Musik und Tanz sind dabei unterstützend durch einen gleichen Rhythmus. Aus dieser gleichen Ebene kann man dann gestärkt hervorgehen und Situationen besser bestehen. Außerdem empfindet man durch erhaltene Anerkennung und Zuneigung über körperliche Zuneigung ein Glücksgefühl.
Sex ist der natürlicher Ausdruck von geschlechtlicher Liebe – nicht nur im Volksmund, auch in der Umwandlung von Energie. Das große Gefühl einer Liebe wird durch die Umsetzung in Sex, in mechanische und letztlich in Wärmeenergie und durch Ausschüttung von Hormonen verarbeitet und die Sehnsucht nach dem anderen Pol dadurch gestillt. Umgedreht ist Liebe daher nur Mittel der Evolution um Sex zustande kommen zu lassen und den Fortbestand einer Art zu sichern. Liebe ist damit das Endergebnis einer evolutionären Entwicklung, die versucht einen das schützen oder überhaupt erst einmal erzeugen zu lassen, was man für das Wichtigste hält.
Das freiwillige (und bedingungslose) Dienen für einen Herrn ist blinde Ergebenheit und ein extremer Ausdruck dafür und damit auch eine Schwäche, weil es das liebende Individuum abhängig und anfällig macht für Ausnutzung. Liebe entsteht aus einem Willen heraus und kann es schaffen, dabei den eigenen Vorteil für sich selbst zurückzustellen um der geliebten Person, Idee, Sache zu nützen. Der eigene Wille ist dabei aber immer noch vorhanden. Er ist nur auf ein anderes Subjekt als das eigene übertragen (bzw. auf die immer noch eigene Vorstellung des anderen Subjekts).
Liebe zu einem Menschen bedeutet genau das an jemandem zu mögen, was ihn ausmacht. Der Geliebte mag es genau deshalb geliebt zu werden, weil er ist, wie er immer ist und niemand anders sein muss. Je vielschichtiger jemand ist, umso schwieriger ist es dadurch aber auch ihn zu lieben. Für die Anerkennung der eigenen Besonderheit nicht nur durch einen selbst, sondern auch durch jemand anderen (dabei reicht eine einzige Person oft aus) gibt derjenige auch eigene Eigenschaften auf. Aber erst wenn er die andere Person (die ihn idealerweise liebt) auch liebt, wird er sich selbst zurückstellen und damit auch sein eigenes Leben.
Dies passt nicht eindeutig mit der Theorie ständig egoistischen Handelns zusammen, außer wenn man sagt, dass das selbstlose Handeln (z.B. aus Liebe) allein schon eine zufriedenstellende und damit glücklich machende Handlung darstellt. Eventuell kann das mit dem Artenegoismus erklärt werden, also mit der Selbstaufopferung zum Erhalt oder zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Art oder der Vervollkommnung der eigenen Person durch die geliebte Person.
Eine weitere Erklärung ist die Sichtweise, den anderen als Teil von sich zu betrachten und sein Bewusstsein so auf mehr als seinen eigenen Körper zu erweitern und damit schützen zu wollen. Nicht allein was die Grenzen seines Körpers, sondern die seines Schaffens, seines Lebens und Wollens angeht. Damit bewiese der Mensch die Loslösung vom eigenen Egoismus (Wohl des Eigenen) hin zu einem gemeinschaftlichen Egoismus (= „Kommunismus“: Wohl der Gemeinschaft). Denn Egoismus ist es noch immer, wenn man einen eigenen Willen hat, daher können auch Völker / Nationen / Gruppen einen sozialen „Egoismus“ haben. Ist man dagegen tatsächlich kein Egoist, so ist man willenlos und im eigentlichen Sinn kein Individuum, da man geistig von anderen abhängig ist.
Des Weiteren muss man Aufopferung geben (wo man sie entbehren kann), um sie empfangen zu können (wenn man sie braucht) und somit das eigene Leben stückweise verpfänden um es im entscheidenden Moment (vermehrt) wieder zu bekommen, wo man ansonsten (psychisch) zugrunde gehen würde. Liebe ist also auch eine Art Kredit. Denn nur für andere geben, die man nicht als Teil von sich und seiner Welt (die eigenen Kinder; Menschen, in deren Schuld man steht; etc.) sieht, kann man und will man nicht.
Geborgenheit durch Liebe bedeutet sich fallen lassen zu können, jemandem seine Schwächen zeigen und damit sich selbst komplett offenbaren zu und ihm alles erzählen zu können, ohne etwas von ihm dadurch zu verlangen oder Angst haben zu müssen, ihn damit zu kränken oder sich aufzudrängen. Außerdem bedeutet sich sicher und geborgen fühlen zu können, dass man seine Umgebung und die Menschen mag. Der Mensch kann und will nicht allein leben. Allerdings kann er auch nicht mit jedem beliebigen anderen Menschen leben. Daher muss er ein verstärktes Vertrauensverhältnis zu Menschen aufbauen, mit denen er sich vorstellen kann leben zu können. Man liebt jemanden also solange, bis man jemanden findet, dem man mehr vertraut, bei dem man sich sicherer fühlt, etc. Wie stark das Gefälle des ehemaligen Partners zu diesem neuen Menschen ist und wie lange man ihn schon kennt bzw. wie lange er bereits nicht mehr in unsere Nähe kam, entscheidet dabei darüber, den Partner wechseln zu wollen. Allerdings spielen auch andere Faktoren dafür noch eine Rolle, wie z.B. Entscheidungsfreudigkeit, Traditionsbewusstsein, Gewöhnung an den Partner (also Zeit des Zusammenseins), Kinder und weiteres Umfeld, usw., was zusammen genommen wiederum das Vertrauensverhältnis zu Gunsten des alten Partners stärkt.
Liebe ist eine Gewohnheit. Wenn man jemanden liebt, dann sieht man Gewohnheit in Liebe. Es ist eine Art Konditionierungseffekt. Denn Vertrauen und Vertrautheit ist ein wesentliches Merkmal um lieben zu können. Wenn man etwas / jemanden nicht mehr verehrt (also nicht länger alles dafür tut, es möglichst vor Fremdeinfluss zu schützen und zu bewahren, wie es zum Zeitpunkt der höchsten Verehrung war), heißt das nicht, dass man es / ihn nicht mehr liebt. Doch mit der Zeit schleicht sich Gewöhnung ein und macht es / ihn zum alltäglichen Gebrauchsgegenstand.
Liebe ist eine Sache der Zeit, der Gewohnheit und der Sichtweise (z.B. über Verwandtschaftsverhältnisse, Weltanschauungen, Schönheitsempfinden, etc.) und damit auch eine Sache des Glaubens.
Gleichheit und Unterschiedlichkeit von Partnern:
Liebe bedeutet vor allem sich verstanden zu fühlen und dazu gehört eine bestimmte Ähnlichkeit der Partner und gleiche Überzeugungen.
Ursprung der Liebe ist u. a. das Einfühlen in die Gedankenwelt des anderen – und Gefallen daran zu finden. Die gemeinsame Bewusstseinsebene ist also das Ziel. Dabei muss man möglichst dem Menschen gleichgestellt sein, den man liebt (Abb. 24 (III.)). Das höhere Geschöpf liebt oft das niedrigere, weil es das verstehen kann und wenn es diese Denkweise selbst auch mag. Das Niedrigere aber muss nicht unbedingt das Höhere verstehen können und vieles von dem, was das Höhere tut ist ihm fremd. Was man nicht versteht oder nachvollziehen kann liebt man nicht (es sei denn man liebt es, etwas nicht zu verstehen). Es ist noch zuzufügen, dass man zwar mag, wen oder was man versteht, aber möglicherweise erst liebt, wer einen auch versteht, so dass man sich auf Augenhöhe (gleicher Bewusstseinsebene) austauschen kann.
Man mag, was man selbst gut kann auch bei anderen. Man liebt, was man selbst nicht gut kann an anderen. Man liebt also den Unterschied. In der Liebe zwischen den Geschlechtern ziehen die Gegensätze (positiven Unterschiede) also den Partner an und unterscheiden Freundschaft von Liebe. Was man als Mann bzw. Frau sehnsüchtig sucht, findet man eben gerade im anderen Geschlecht, weil noch Rollen- und biologische Unterschiede herrschen. Ansonsten fällt diese Liebe und (sexuelle) Sehnsucht zum anderen Geschlecht weg.
Liebe entsteht überhaupt erst aus dem Suchen nach Vollkommenheit, aus der Einsicht unvollkommen zu sein und dem Wunsch das zu ändern. Derjenige, den man trifft und der die Eigenschaften mitbringt, die wir an uns vermissen, wird zur Liebe des Lebens. Um jemanden zu finden, den man liebt, braucht man so lange, weil man etwas Besonderes sucht, das einen fasziniert und weswegen man einen Menschen lieben kann. Umso mehr man von anderen enttäuscht wurde und dann auf jemanden trifft, der das doch besitzt (bevor man die Hoffnung begräbt und die Erwartung zurückschraubt), umso stärker liebt man ihn.
Jeder ist in einer Art so (extrem), wie ein anderer sein will und würde dafür auch von irgendjemandem geliebt. Glück hat er, wenn er denjenigen auch findet. Für jeden gibt es jemanden, der ihn besiegt, den Stolz bricht und es mit Liebe vergilt. In unserer Macht liegt es nicht, denjenigen zu finden, wir können nur den Augenblick fürchten oder ersehnen und gegebenenfalls aus dem Weg gehen. Aber es zu erzwingen geht nicht, da gerade die Liebe die freiwillige Zuneigung eines anderen bedeutet, die wir mit dem Wunsch nach Liebe und Anerkennung verfolgen.
Liebe entsteht immer zu dem, den / das man haben will oder sein will. Was gefährdet ist, verloren zu gehen, liebt man umso mehr. Dass man (etwas oder jemanden) liebt(e), erfährt man erst, wenn man es verloren hat bzw. wenn die Liebe in Trauer umschlägt und man den Vergleich zu anderen Gefühlen erfährt. Man kann einen Menschen oder eine Sache auch lieben, wenn man ihn / es schon früher liebte, bevor man ihn / es traf, ersehnte oder mit der Zeit lernt, sich nach ihm nach zwischenzeitlicher Entbehrung zu sehnen, sobald man ihm wieder gegenüber steht und begreift, dass man ihn / es haben will.
Liebe ist Sehnsucht nach dem, was man nicht hat und sie ist Bestätigung seiner selbst. Man merkt erst, dass man liebt, wenn man es will und braucht um sich gut zu fühlen und immer daran denken muss und Glück verspürt, wenn man es sich vorstellt.
Vergleich mit der Atombindung:
Man teilt sich das, was man nicht ausreichend hat um für die Zeit der Bindung das Vollkommene zu spüren.
Liebe fordert die Unterschiede, die sich anziehen (weil sie sich zu einem Ganzen ergänzen). Menschen suchen Partner (Freundschaft oder Liebe), weil sie selbst unvollkommen sind. Sie ergänzen sich mit dem anderen und aus dem gegenseitigen Annähern und daraus resultierend gelösten Konflikten entsteht ein Band gemeinsamer Taten (also ein Teilen von Gefühlen) und damit auch des Vertrauens. Davon lebt die Beziehung. Verliebt sein ist die Entdeckungsphase und dadurch die schönste Zeit der Liebe.
Nur die Liebe zu einem Menschen bringt ihm gegenüber Wahrheit zustande (durch Vertrauen), wenn man glaubt, seine Situation durch Ehrlichkeit nicht verbessern zu können, denn umso mehr identifiziert er sich mit dem anderen und fühlt sich eins mit ihm.
Ist ein Mensch ausgeglichen (dahingehend), braucht er keine Beziehung. Daher gibt es kaum ausgeglichene Menschen ohne Beziehung – sie waren für die Natur und das Fortkommen der Evolution nicht nützlich.
Liebe bedeutet ein wenig eigenes Leben zu verschenken. Dadurch gibt man etwas ab und fühlt sich nicht mehr eigenständig, sondern wie eine Hälfte und irgendwo zugehörig und sehnt sich nach Übereinkunft und Vereinigung, nach Vervollständigung. Du musst so sein, dass sich jemand anders dir unterordnen will, damit er dich liebt. Wenn er es aber muss, wird er dich dagegen fürchten und hassen.
Hass ist dementsprechend das Gegenteil von Liebe, kann jedoch durch kleinste Änderungen des Bewusstseins bzw. der Sichtweise aus Liebe entstehen (z.B. durch unverständliches Zerbrechen der Beziehung) bzw. in Liebe umgewandelt werden (z.B. durch plötzliches Verstehen des anderen).
Man kann jedoch nicht alles lieben, da die Unterschiede dann untereinander größer würden (die Empfindlichkeit untereinander stiege) und einem das eine lieber, das andere weniger lieb wäre.
Aus der Vollkommenheit (der Eltern) entspringt der vermeintlich „vollkommene“ Spross. Doch er ist nie das beste beider Eltern und wird zudem unvollkommen mit zunehmender Erfahrung und dem Lernen von der Welt und sucht wieder nach Vollkommenheit und nach der Vereinigung (zur Harmonie, der Liebe).
Liebe ist der Ausdruck zwischen (unterbewusstem) Verstehen und Bewundern. Zwei Menschen müssen sich entsprechend nah sein um sich verstehen zu können, aber auch genügend entfernt, um sich zu sehen und lange danach zu sehnen, was sie sehen, um es zu bewundern. Der Idealzustand dazwischen ist die Liebe. So geschieht es auch bei anderen Formen der Liebe: Wenn die Ausgangsbedingungen stimmen und gleich sind zwischen Betrachter und betrachtetem Objekt, man es also durch gleiche Sprache oder gleiches Niveau versteht und die Gefühle idealerweise erwidert werden, besteht eine Grundlage für Liebe. Spätere Verschiedenheit wird dann eher positiv gesehen. Besteht aber gleich Verschiedenheit ist es eher ein Grundstein für Kunst und Erfolg bzw. Ansporn zur Weiterentwicklung.
= Hass / Abneigung, = Liebe / Zuneigung,
teils aber auch Faszination teils aber auch Langeweile
Es muss auch Meinungsverschiedenheiten geben um Spannung zu erhalten und verschiedene Meinungen zu ergänzen und zu erlernen.
Die Partner müssen sich genügend ähnlich sein, um sich zu verstehen und genügend unterschiedlich, um sich zu ergänzen und Verlangen zu wecken, die eigene Unvollkommenheit durch den anderen auszugleichen, um so stabiler und sicherer zu leben.
Gleiches Unterbewusstsein = gleiche Gefühle (mehr Liebe und Verlangen)
(z.B. durch das Denken und Schlussfolgern von ähnlichen Schlüssen und Problemlösungen wie ein gleichzeitiges Aussprechen der gleichen Sache, aber auch die unterbewusste Attraktivität durch Biochemie der Gene usw. und auch vom Weltbild beeinflusst)
Gleiches Bewusstsein = gleiches Weltbild (mehr Freundschaft)
Liebe ist daher mehr von der Genetik abhängig, Freundschaft von den Erfahrungen im Leben. „Gegensätze ziehen sich an“ (Verehrung) und „Gleich und gleich gesellt sich gern“ (Freundschaft) schließen sich also nicht aus, sondern müssen beide vorliegen um Liebe zu ergeben. Zur Liebe gehört Freundschaft der Partner, sonst bleibt Liebe nur ein Gefühl und keine Bindung oder gar Grundlage einer Beziehung. Freundschaft bedeutet dass Menschen miteinander umgehen können, ohne sich stark ändern zu müssen. Partnerschaft bedeutet sich auf den anderen Menschen einzulassen und an ein gemeinsames Mittel / Zentrum anzupassen.
Gegensätze ziehen sich im Charakter und im Rollenverständnis an: Wer nach außen stark sein muss, lässt sich gerne zuhause fallen und umsorgen. Das Umsorgen können Frauen oft besser.
Eine Partnerschaft ist wie Kinder und Eltern gleichzeitig zu sein. Man erzieht sich gegenseitig und lässt sich vom anderen zurechtweisen, gibt Liebe und wird geliebt. Die Partnerschaft (egal ob in der Liebe oder in der bloßen Zusammenarbeit) erfordert ein gemeinsames, großes Ziel, auf die beide Parteien hinarbeiten. Dann verstehen sie sich auf dieser wichtigsten Ebene, und wenn es nur die Gemeinsamkeit ist im Leben möglichst viel Spaß oder die Gesellschaft eines anderen zu haben – oder auch nur Nachwuchs zu zeugen. Liebe funktioniert zudem erst, wenn beide Partner ihre Bedürfnisse aufeinander anpassen.
Der Beruf kann als gemeinsames Ziel die Grundlage einer großen Liebe sein, gerade in Berufen, die keine klaren Vorstellungen haben, wie z.B. der Forschung. Da die Interessen besonders beruflich auseinander gehen, ist es nicht immer sinnvoll oder nützlich zusammen zu arbeiten. Dennoch muss das gemeinsame Bewusstsein als „Vereinigung“ erreicht werden. Dazu geht man üblicherweise ins Kino oder redet z.B. über ein gewisses Thema. Wenn man sich darin versteht und begreift, was der andere meint oder fühlt, kann man sich auch lieben. Je weniger Anstrengung dazu notwendig ist und je mehr man den anderen für etwas bewundert, was man braucht, umso einfacher bzw. schneller findet man zueinander. Freunde sind eher wie Geschwister: man fühlt sich verstanden, weil man den gleichen Hintergrund hat.
Verlieben:
„Liebe auf den ersten Blick“ ist eine Folge sehnsüchtigen Verlangens nach Liebe und des Vorurteils, des Hineininterpretierens der Träume, Vorstellungen und Wünsche in den Gegenüber. Doch ob man denjenigen auch (langfristig) liebt, kann man vorher nicht wissen, da man seine Eigenschaften noch nicht kennt. Man kann verliebt sein, aber jemanden zu lieben bedeutet vor allem auch seine negativen Eigenschaften dauerhaft zu akzeptieren. Liebe passiert auch nur, weil man den Menschen kennt. Einen fremden Menschen kann man nicht einfach lieben. Aber irgendwas, das man vorher nicht kennt oder bewerten kann, kann man nicht lieben. Deswegen beruht Liebe immer auf Bewertung, aber auch auf Erfahrung. Also muss man den Gegenstand oder den Menschen kennen. Liebe ist daher auch immer ein Vertrauensvorschuss auf neue Situationen, eben auch ein bisschen dauerhaftes Verliebtsein.
Man kann jemanden verehren oder in jemanden verliebt sein, den man kaum kennt oder der einen nicht kennt. Aber muss nicht mit ihm befreundet sein. Freundschaft erweist sich erst langfristig, wo „Liebe“ schnell und kurzfristig verlaufen kann, weil man sich in spezielle Eigenschaften des Menschen verliebt hat. Der Zustand der Verliebtheit ist ein Vorschuss auf die Liebe selbst. Denn von jemandem geliebt zu werden ist für die meisten Menschen das höchste Glück. Aber sobald dieser Vorschuss aufgebraucht ist, zeigt sich, ob man mit dem normalen Menschen auch noch zurecht kommt und ob man ihn lieben kann. Verliebt zu sein bedeutet anfänglich sich zu jemandem hingezogen zu fühlen und nicht zu wissen, was mit einem passiert, wobei man aber weniger ängstlich als aufgeregt ist. Die andere Person wird nur noch positiv gesehen und man mag sie dafür, dass sie einen wiederum mag. Liebe ist dagegen die Akzeptanz der Fehler und den Menschen trotzdem zu mögen und gerne in seiner Nähe zu sein. Verliebt sein ist wie ein Frontalzusammenstoß: man weiß nicht wie einem geschieht und erst mit der Zeit besinnt man sich und merkt, ob man mit diesem „Schaden“ leben muss oder ob man es wieder reparieren kann und sich vom anderen wieder löst. Nur dass es eher positiv dauerhaft in der Liebe endet.
Auch in der Partnerschaft, sind zwei einzelne Menschen verbunden mit der Liebe und nicht eins. Sie haben noch immer unterschiedliche Ansichten und Eigenschaften, nur dass diese während des Verliebtseins unterdrückt werden und sich so nah wie möglich anpassen. Dies nimmt wieder allmählich ab mit zunehmendem Übergang zu beständigen Liebe und steigt dann wieder als dauerhaft verändertes Persönlichkeitsmerkmal mit Dauer der beständigen Liebe an und beide näheren sich immer weiter einem gemeinsamen Zentrum ihres Verhaltens und Denkweisen an.
Liebe kann sich trotz Verlangen nach einander nur ausbilden, wenn die Umstände für beide innerhalb der Beziehung stabil genug sind oder zumindest stabiler als die restliche Umgebung es wäre. Ob sie innerhalb der Beziehung stabil genug sind, hängt von den persönlichen Eigenschaften beider ab. Ansonsten bleibt es bei Freundschaft, Kameradschaft oder nur Gemeinschaft. Liebe muss nicht immer durch gegenseitige Hingabe für den Partner bestehen. Sie kann auch durch Dominanz eines Partners geprägt sein. Dieser gibt dann nicht viel auf das Glück und die Gefühle des anderen, sondern liebt es tun zu können was er will und dafür bewundert und geliebt zu werden. Der andere sieht dann in diesem Verhalten zwar Liebe und vielleicht auch Rücksicht, so dass diese Beziehung dennoch funktioniert. Aber auf dieser Grundlage kann eine solche Beziehung kaum dauerhaft oder glücklich funktionieren.
Liebt man nun den Menschen mit seinem Charakter, seiner Art, seiner Lebenseinstellung, seiner Liebe für einen selbst – unabhängig davon, welches Geschlecht er hat? Wenn sich eine Frau komplett weiblich gäbe und ihr Körper so aussähe als wäre sie ein Mann (und umgedreht ein Mann wie eine Frau gäbe), würde sie dann nicht auch von Frauen geliebt werden, obwohl diese nicht homosexuell sind? Denn an dieser Stelle löst sich die Art der sexuellen Vorliebe auf und geht in Liebe über. Daher kann jeder, der fähig ist zu lieben, auch jede Sexualität ausüben. Nur passiert das oftmals nicht, weil uns unsere geschlechtsspezifischen Hormone (durch Geruch, Aussehen, Stimme, etc.) und unsere Erfahrungen (die vor allem durch ein angenommenes Rollenverhalten geprägt ist) das andere Geschlecht begehren lassen.
3.3.2 Musik - Die Emotionstransportform
Emotionale Eigenschaft von Musik:
Melodie ist das gleichmäßige Schwingen von (harmonischen) Tönen einer gleich bleibenden Geschwindigkeit zwischen zwei festgelegten, starren Polen. Im Fall der Melodie ist das der Abstand zwischen den kleinsten Gesamttoneinheiten, den Takten. Melodien zeichnen sich durch schnelle Tonfolgen bzw. -wechsel aus. Bei Gesang wird außerdem weniger Information als bei Gesprochenem ausgedrückt, weil die Silbenanzahl sinkt. Daher liegt der Wert gesungener Texte in der Dichtform, da sie Botschaften kompakter formuliert. Mehr Wert liegt auf der Tonfolge, also der Melodie, was die Emotionalität anspricht.
Musik ist umso lebendiger, je mehr die Melodie zwischen den Polen „hoch“ und „tief“ tanzt und der Takt / Rhythmus ebenso zwischen „schnell“ und „langsam“ dem Denkrhythmus und Verständnisrhythmus des zuhörenden Menschen entspricht. Man muss der Melodie dadurch folgen, um sie als Musik (also emotionales Muster) und nicht als bloßes Geräusch (oder Krach) zu verstehen bzw. man folgt ihr automatisch, wenn man sie versteht.
Musik wirkt anziehend, wenn man allein und die Quelle entfernt ist. Sie klingt sehnsuchtsvoller und man fühlt sich dabei einsamer, wenn die Quelle aus nur einer Richtung (mono) und direkt vor einem erklingt (und man allein ist). Befindet sich diese Musikquelle aber um einen herum (stereo oder z.B. am anderen Ende eines Raums) ist es normaler.
Musikverarbeitung ist bereits ein bewusstseinsanregender Vorgang, denn man muss Musik erst einmal als ein bestimmtes, melodisches Muster von anderen Geräuschen unterscheiden können, bevor es ein Gefühl auslösen kann. Musik ist einprägsam und löst Emotionen oder gar Gefühle aus, weil Töne so geordnet sind, dass sie eine erkennbare Melodie ergeben und eine Botschaft enthalten. Man liebt Kunst und Musik dabei besonders deshalb, weil sie bekannte Gefühle wieder zu neuem Leben erwecken oder aus ihnen ganz neue zusammen würfeln, wie Drogen, die die Sinne berauschen. Schöne bzw. heroische Musik kann sogar Angst besiegen (vgl. Prof. Manfred Spitzer).
Melodie entspricht einer Emotion, die gemacht werden kann, ohne irgendein Ereignis erleben zu müssen. Allerdings ist sie eine Fremdemotion. Daher eignet sie sich besonders für Kommunikation.
Musik ist Träger von Emotionen, die wiederum Träger von Erinnerungen sind. Wie Musik Träger von Emotionen sein kann, nimmt sie auch als ein Muster von Gefühlen diese Funktion wahr. So funktioniert auch ein Geruch, Geschmack, ein Gleichgewichtszustand usw., nur dass diese schlechter erinnert werden können, aber zusammen mit den anderen Sinnen dann ein Gefühl erzeugen. Musik kann als Transformationsmedium gesehen werden um Gefühle auszudrücken, weiterzugeben und zu konservieren.
Der Takt als Rhythmusvorgabe ist die Gleichschaltung und das Einfangen der Gedanken und Gefühle um sie auf die Melodie vorzubereiten, damit sie verstanden werden kann. Ist der Takt entsprechend deutlich und laut vorgegeben, kann die Melodie besser wirken, weil der Takt die Aufmerksamkeit des Hörers fesselt.
So ist der Rhythmus einer Geschichte, insbesondere des Gedichts, auch in der Sprache und Literatur der Reim und die Silbenbetonung (durch die Wortwahl). Denn Sprache ist letztlich gesprochen und gedacht nichts anderes als Musik, in der eine Melodie mitschwingt, die die Färbung, also die Botschaft und Aussage bzw. den Inhalt des Gesagten, verdeutlichen und manchmal überhaupt erst geben soll. Musik ist damit eine Ausprägung der Kommunikation.
Musik ist ein künstlerisches Mittel, das nur gegenwärtig erfasst werden kann. Daher zieht Musik die Aufmerksamkeit mehr in ihren Bann als statische Kunstmittel, wie Schrift und Bild. Dadurch, dass man automatisch dem Rhythmus und der Melodie folgen muss (wenn sie penetrant und laut genug erklingt), bekommt man eine strikte Gedanken- und Gefühlsvorgabe und wird auf diesen Takt und die Geschwindigkeit konditioniert und mit anderen gleichgeschaltet. Große Musikereignisse lassen die Menschen daher einander näher kommen, die Gesellschaft untereinander besser spüren und mehr einig miteinander werden, wenn sie sich auf die Musik einlassen und sie verstehen bzw. erst einmal als solche erkennen können (das geschieht eher unterbewusst).
Die Eigenschaft eines Musters wird der Musik durch ihre harmonische Melodie und ihren Rhythmus verliehen. Wie auch bei anderen (erlernten oder angeborenen) Erkennungszeichen und wiederkehrenden Mustern - seien es Verhaltensmuster, graphische Symbole, Schrift, Sprache, Gedankengänge - reagiert man fast automatisch, unterbewusst aber immer darauf. Je nachdem, welcher Beschäftigung man gerade nachgeht und welche Wichtigkeit diese besitzt (alles in Bezug auf den Überlebenstrieb), beachtet man sie oder auch nicht. Je unerwarteter das Muster jedoch ist, umso mehr zieht es das Bewusstsein dagegen an. Vor allem unbekannte Musik fordert das Bewusstsein.
Genauso wie bestimmte Gefühle oder Wissen, muss man erst lernen Musik zu verstehen. Das ist nicht selbstverständlich. Denn wie wir manche Gefühle oft nicht nachvollziehen können (oft selbst dann, wenn wir sie bereits gefühlt haben, aber gerade anderer Stimmung sind), können wir auch manche Musik nicht nachvollziehen und mögen sie dann nicht. Schon eine andere Stimmung kann das bewirken. Allerdings kann Musik einen wesentlich schneller in eine bestimmte Stimmung versetzen als die bloße Erinnerung an eine Situation. Die Verknüpfung zwischen Erinnerung und Gefühl in dieser Situation wird durch Musik katalysiert und dadurch schneller gefunden oder gleich ganz übersprungen, so dass man entweder sofort die Erinnerung präsent hat, die damit verknüpft wurde, als man die Musik hörte oder das entsprechende Gefühl. Sie kann uns nur anstecken, wenn wir gerade in einer ähnlichen Stimmung und damit empfangsbereit für sie sind. Dann kann sie Emotionen fördern, erwecken und Gedanken anregen, (neue, vergessene oder gezielt gewollte) Perspektiven entdecken lassen und Kreativität verstärken, aber auch ablenken von der Tätigkeit.
Musik als Sprache
Musik ist älter als die gesprochenen Worte selbst (welche einem Entwicklungsprozess unterliegen) und daher auch fester in uns verwurzelt, so dass mit der Tonart, die jemand an uns richtet, der Sinn schneller erfasst wird als mit den Worten selbst. Musik ist daher etwas Schönes für den Menschen, da ihm diese Tonart zum Beispiel Komplimente oder Verständnis entgegenbringen und geben kann, ohne dass sich jemand seiner genau annimmt. Die Teilnahme des anderen „schwingt“ in der Sprachmelodie mit. Mit dieser Musik kann dann auch Glück empfunden werden. Musik ist daher vergleichbar mit der Stimme eines Menschen, aus der wir ebenso in der Lage sind die jeweilige Stimmung und Emotion herauszuhören. Damit wird also ein Gefühl übermittelt, das jederzeit wieder abrufbar ist, weshalb sie auch so gut zur Einstimmung, Entspannung, Anstachelung geeignet ist wie Worte.
Ein Trainer kann so seinem Schützling alles Mögliche sagen, Hauptsache er trifft den richtigen Ton, die richtige Melodie, die dieser braucht. Musik ist somit Psychologie, denn es braucht Erfahrung im Einschätzen von Emotionen anderer Menschen um sie einordnen und selbst mitfühlen zu können.
Die Menschen haben so abstrahieren gelernt, seitdem sie zunächst nur Vogelstimmen und die Stimmen anderer Menschen hörten, mit der Zeit durch Instrumente ähnliche Melodien erzeugen konnten (nicht auf die Tonart kommt es an, sondern auf die Reihenfolge der gespielten Töne, eben die Melodie) und schließlich ausgefeilte Orchester ihre Musik kreativ, harmonisch (aufeinander abgestimmt) und ergänzend vortragen.
Da Melodien oder viel mehr schrille Töne die Eigenschaft schneller Erkennung von Situationen haben, haben sie diverse soziale Funktionen, z.B. als Warnung (vor Gefahr als schrille Schreie oder Drohungen) oder das Signal zur Fortpflanzung (bei Vögeln), womit Tonfolgen unser Überleben bzw. das unserer Vorfahren sicherte. Heute ist die Melodie als gezielte Musik vor allem dazu da uns in die richtige Stimmung zu versetzen, vorrangig um uns glücklich werden zu lassen.
Musik ist eine Sprache, ein Gefühl und auch eine Sprache des Gefühls (z.B. als Ausdrucksmöglichkeit), ebenso wie andere Ausdruckformen bzw. Künste. Denn wie jede Sprache werden Künste durch Gefühle ausgesendet und empfangen. Ohne etwas zu fühlen, ohne empfangsbereit zu sein (weil man bspw. die Musik nicht versteht), wird es einem nicht bewusst.
Die Anwendung von Musik kann früh dazu führen, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen und sie zu verstehen lernen. Das wiederum steigert die Umgangsfähigkeit mit den Gefühlen, mit denen die Bewertung der Umwelt sowie die Intelligenz zusammenhängen.
Das Gefallen von Melodien hängt mit der Sprachmelodie zusammen. Entweder gefällt sie einem, weil man sie versteht oder man lehnt sie ab, weil man sie nicht versteht und nimmt dann aber auch ihre transportierte Botschaft nicht an, ärgert sich also nur über die Belästigung durch Musik. Das eigene Leben sollte einem gefallen wie Musik: Man mag alle Musik, die einem gefällt und wenn man sie nicht mehr mag, hört man andere.
Musik bedeutet auch eine Synchronisation in der Kommunikation und schafft es gemeinsame Verständnisebenen herzustellen. Sie ist daher eine Form von Sprache. Musikmelodien sind die Vervollkommnung und Harmonisierung der Sprachmelodie. Wie einstudierte, psychologische Gefühlsauslöser und Manipulation (die immer auch herrscht, wenn man jemandem etwas mitteilen will) wirkt sie um ein Vielfaches stärker und ursprünglicher als Worte.
Man mag man oft nicht, wie man ist oder was einem gefällt, sondern will wie andere sein und mögen, was andere mögen. Das kommt daher, da man sich mehr an andere anpassen will, in der Gruppe bestehen oder sich in diese eingliedern will, mit der man gerade (evtl. zwangsläufig) zu tun hat. An Musik kann man sich aber nicht so gut bzw. schnell anpassen, da dazu ein längerer Entwicklungsprozess und eine Änderung der Perspektive notwendig wären. Da Musik eher ein unmittelbares Gefühl auslöst und daher näher an der grundlegenden Einstellung des Charakters und der Persönlichkeit liegt, kann man Musikgeschmack nicht so leicht übernehmen. Musik (und Gefühle) kann man nur mögen, wenn man sie versteht, weil sie einem z.B. vertraut vorkommt. Kann man sie dagegen nicht nachvollziehen, oder ist generell offen für Neues findet man auch kein Muster in der Melodie und kann sie auch nicht mögen.
Gewöhnung an Melodien:
Melodien, Musikrichtungen und deren spezielle Instrumente sind aber vor allem Gewöhnungssache. Daher kann man sich an bestimmte Weisen der Musik gewöhnen und sie trotz vorigem Missfallen gut finden, wenn sie immer wieder gespielt werden. Genauso tritt jedoch auch ein Gewöhnungseffekt ein, wenn eine Melodie zu oft gehört wird. Dann befriedigt sie nicht mehr, beruhigt aber umso mehr durch die Gewöhnung. Die bekannte Nervenreizleitung leitet nicht mehr genügend, um ein Aktionspotential ausbilden zu können. Mit öfterem, bewussten Hören steigt aber auch das Verständnis und die Auflösung der Rhythmen und man erkennt das Muster und mag die Musik daher lieber und findet neue Interpretationsmöglichkeiten der Rhythmen zu einem Muster. Mit zunehmender Komplexität steigt die Anzahl der Möglichkeiten. Wohingegen leichte Musik eher zugänglich ist, aber leichter langweilig wird.
Musik hat immer einen emotionalen Erfahrungshintergrund. So sammelt man zum Beispiel gern schöne Melodien wie man gerne schöne Erinnerungen behält. „Das ist Musik in meinen Ohren“ heißt es, wenn man ein verspieltes und dauerhaft wiederkehrendes Muster ohne ein strenges, übergeordnetes System hört, das man doch erkennt und versteht (weil es an Vertrautes anknüpft und eine angenehme Stimmung verheißt). Erhebende Musik ist es dann, wenn diese Melodie genauso nicht reproduzierbar ist. Das Schöne liegt so in der Einmaligkeit, in dem einen Moment des Hörens und Begreifens. Jedes weitere, genau gleiche Mal ist schon nur noch eine Reproduktion, dessen Situation vorbei ist, wenngleich man es dann durch Reflexion besser versteht. Doch mit dem Verstehen geht auch die Mystik der Musik verloren, also die Anfangsbegeisterung. Die Mystik liegt im Wahrnehmen des bis dahin Unbekannten, aber nicht vollkommenen Verstehens beim ersten Mal. Unter anderem gleicht das Auflösenwollen der Mystik einer Sucht.
Konzentrationsbeeinflussung durch Musik:
Musik kann Konzentration fördern (vgl. Kapitel „Bewusstsein und Unterbewusstsein“: Ablenkung durch überflüssige Betrachtungsweisen), indem sie auf bekannte Bahnen lenkt, die einen fokussieren lassen, z.B. wenn sie zur Stimmung in einem Film passt oder weil man sie sehr gut kennt und behutsam in gewohnte Gedanken- und Gefühlsbahnen zurückfällt. Sie kann aber auch Konzentration hemmen, indem sie das Bewusstsein ablenkt, z.B. weil sie so aufwühlend, spannend und neu ist und eben nicht zum derzeitigen Kontext passt.
Einfache Lieder steuern das Bewusstsein (schließen den Blick auf eigene Bedürfnisse), lenken das Unterbewusstsein ab und beschäftigen es. Sie können zur Beruhigung in Stresssituation mit viel Input (z.B. in Prüfungen) beitragen indem man zwar weniger kreativ ist, aber eine gesteigerte bzw. kontinuierliche Konzentration anregt bzw. die bewussten Gedanken in eine bestimmte Richtung lenken und einen zielgerichteten Gedankenfluss erzeugt. Dies kann initial passieren um eine Motivation für eine Aufgabe zu erschaffen oder Angst davor abzubauen. Wichtig dabei ist, dass die Melodie gewünscht wird, dass sie eingängig (ein Ohrwurm) und nicht kompliziert, sowie dass es möglich ist, sie in einer Endlosschleife geistig abzuspielen, um einen Rhythmus zu haben, dem man seine Gedanken anpassen kann, um nicht abzuschweifen, sondern sogar noch mit der Melodie ein positives Gefühl verbinden kann und dadurch optimistisch und kreativ an eine Aufgabe heranzugehen. Geeignet sind durch diese Bedingungen schnelle, aufwühlende Rhythmen wie z.B. bei Rock (v. a. Rock’n’Roll) und Popmusik, Kinderlieder und eingängige Melodien je nach Geschmack. Ist allerdings bereits Konzentration vorhanden, lenkt einfache Musik eher ab.
Anspruchsvolle Musik steuert das Unterbewusstsein (öffnet den Blick ins innere Selbst) und lenkt das Bewusstsein ab. Sie erquickt bei Langeweile mit wenig Input (z.B. monotones Autofahren) oder stachelt an wie Klassik, mehrstimmige Orchestermusik, schneller Rock oder Jazz. Wobei Jazz durch die häufig unregelmäßige, wiederholungsarme Melodie (die kaum Muster z.B. in Form von Refrains wiederholt) durch die Improvisation und Variation auch produktiv sein kann, wenn man ihn nicht genießen will, sondern nur als Hintergrundgeräusch hört. Denn dann sucht man nicht nach Mustern in der Melodie und muss die Botschaft der Musik nicht verstehen wollen, solange der Rhythmus gleich bleibt.
Der Unterschied zwischen anspruchsvoller, meist klassischer Musik und unterhaltender Massenmusik (wie Pop, Volksmusik, theatralisch-dramatischer Filmmusik) liegt zum einen in der Verschnörkelung der Melodien, die in der Klassik vom Barock geprägt ist und den Kanon verschiedener Stimmen gleichzeitig nutzt, um die gleiche Melodie verschieden darzustellen. Melodie in der Unterhaltungsmusik ist einstimmig und oft wiederkehrend, kann zwar aus mehreren Instrumenten bestehen und auch kraftvolle Soli beinhalten, dann aber mit gleichartiger Unterstützung der anderen oder unbeeinflusst, spielt synchron und weich vorwärts. Klassik ist stakkatohafter, die Melodie und Vorhersagefähigkeit durch fehlende Refrains und kaum wiederkehrende Rhythmen und Motive versteckter und undeutlicher, hat aber auch weniger Extreme, die den Zuhörer sonst eher in seiner Aufmerksamkeit und Interpretation gefangen nehmen und klare Sichtweisen vorgeben. Dadurch eignet sich die Klassik als Hintergrund zum effektiven Arbeit, denn man lässt sie passieren ohne aktiv darüber nachzudenken (vgl. Kapitel „Konzentration“), während Unterhaltungsmusik die Aufmerksamkeit einfängt und bestimmte Stimmungen erzwingt. Je einfacher Rhythmen, Melodien oder auch gesungener Sprache (z.B. Muttersprache) wiedererkannt wird, umso eher trägt Musik zur Ablenkung bei. Allerdings tritt auch ein Gewöhnungseffekt ein.
Von „einfach“ zu „anspruchsvoll“ (vgl. Abb. 15 (IV.), „Unterschiede im musikalischen Anspruch“):
Jingle – Kinder-/Volkslied – Schlager / Pop – Rock – Subgenres (Metal, Blues, Reggae, etc.) – Jazz – Klassik / Orchester
Anspruchsvolle Musik zeichnet sich vor allem dadurch aus, das ihre Muster und damit ihre (vor allem emotionale) Botschaft nicht für die Mehrheit sofort erkennbar ist. Sie setzt oft sehr spezielle Erfahrungen und Gefühle voraus, die nur wenige kennen und dadurch auch wieder-erkennen. Musik muss man aber verstehen (also die emotionale Botschaft unterbewusst nachvollziehen) können, um sie zu mögen. Da liegt der Unterschied zur Popmusik, die auf allgemeinen Gefühlen aufbaut. Es bedeutet nicht, dass man Musik mag, die man versteht, schon allein, weil man nicht immer in der Stimmung ist um sie hören zu wollen.
Allerdings ist Musik zumeist mit positiven Gefühlen verknüpft, da sie normalerweise nur Stimmungen erwecken, die bereits melodisch harmonisch funktionieren und man sie nur hört, wenn man es will (außer man ist gezwungen sie zu hören oder verbindet negative Erinnerungen damit, wie durch Horrorfilme). Sie ist also eine Möglichkeit gezielt Gefühle zu induzieren, zu verstärken bzw. zu verarbeiten. Es gibt daher fast keine schlechte Musik, da jede eine Stimmung erzeugt und sei es nur die schon bestehende oder Langeweile. So spendet traurige Musik Trost, fröhliche verstärkt dagegen das Glücksgefühl. Sie funktioniert also ähnlich wie ein Freund oder eine andere fürsorgliche, nahe stehende Person und ist damit eine tiefgehende Privatangelegenheit und für einige Menschen Schnittstelle zur Welt. Musik (Melodien insbesondere) beruhigt zumeist das Gehirn und „belohnt“ es (es belohnt sich selbst mit Ausschüttung von Neurotransmittern, die Glück verheißen).
Lernfähigkeit mit Musik:
Die Musik- und Emotionsebene des Denkens (der Gefühle) ist für viele, kurzfristige Momente geeignet. Zwar kann eine Grundstimmung erzeugt werden, aber der Augenblick wird zur absoluten Größe erhoben. Im Gegensatz dazu versucht der Verstand zu lernen, Wissen auf altem Wissen aufzubauen und fortwährend langfristig zu denken. Deshalb ist Wissens- und Verständniserwerb durch Lesen oder Betrachten von Bildern bzw. Diagrammen auch sehr erfolgreich gegenüber bloßem Hören, wenn man sich stets auf die neu angesprochene Situation konzentrieren muss und das vorher Gesagte bereits verklungen ist. Die Medien Film und Schauspiel nehmen dabei eine Zwischenrolle ein, da die Grundstimmung meist gleich bleibt und das Geschehen logisch aufeinander aufbaut, sowie effektiv viele Sinnesformen verbindend anspricht.
Mit Musik zu lernen ist daher nur für einzelne Fakten sinnvoll, nicht aber für das Gesamtverständnis, es sei denn, dass es bestimmte Musik oder eine bestimmte emotionale Grundstimmung ist, die zum Lernen besonders befähigt. Die jedoch ist bei jedem anders, ist erfahrungsbedingt und damit (noch) nicht allgemein bestimmbar, obwohl es einige Grundstimmungen gibt, die bei der Mehrheit der Menschen eine angeregte Lernatmosphäre hervorrufen.
Musikeinteilung (Stimmungen) (Abb. 4 (III.))
- Energetisch: mitten im Leben, dynamisch, fröhlich, belustigend
- Heroisch: anspornend zum Nachmachen und Handeln
- Nachdenklich: Veränderung zeigend
- Melancholisch: tröstend, Geborgenheit ausstrahlend, Leid teilend
- Glücklich: feierlich ausläutend, heroisch, nachdenklich, melancholisch
- Aggressiv: stark, hart, aufwühlend, aggressiv
- Entspannend: Hintergrundplätschern (alles, was noch irgendwie vom Rhythmus als Musik von den Tönen zu unterscheiden ist, die von der Umgebung abgesondert werden)
(- …)
Abb. 4 (III.) – Musikstimmungen und emotionale Richtung
Biologische Intelligenz
Biologische Intelligenz ist die Fähigkeit seine Umwelt optimal zu nutzen, um seinen Willen oder sein Ziel (das Überleben und Fortpflanzen) bestmöglich zu erreichen und besteht in der Summe aller Fähigkeiten und deren optimaler Nutzung. Damit sind Bakterien intelligenter als Menschen, wenn sie längere Zeit und effektiver im Umgang mit ihrer Umwelt leben können.
Ein Raubtier ist damit nicht intelligenter, weil es ein größeres Gehirn hat als die Beute, weil es sie kennen und Strategien entwickeln muss, um es jagen zu können. Es ist intelligent wenn es dadurch z.B. bestmöglich überlebt und das insgesamt so gut wie möglich macht; wenn es also Generalist ist, falls verschiedene Beutetiere stark in ihrer Verfügbarkeit schwanken oder wenn es Spezialist, falls jede Beute schlecht verfügbar ist, aber bei Spezialisierung auf eine einzige Beute das Problem gelöst werden kann.
Biologische Intelligenz ist meist zufallsgesteuert, da in diesem Fall der Räuber die bestmögliche Entwicklung nicht voraussehen und sich noch seltener willentlich darauf einstellen kann. Biologische Intelligenz wird also von der Evolution gesteuert.
Anthropologische Intelligenzdefinition
Intelligenz des Menschen setzt im Gegensatz zur biologischen, evolutionären Intelligenz eine Annahme von wahr und falsch voraus. Ansonsten kann keine Entscheidung getroffen werden, die von mehr als dem Zufall abhängig ist. Man muss eine Meinung ausgebildet haben (eine Überzeugung von der Richtigkeit der Entscheidung) um gezielt eine Entscheidung zu treffen.
Intelligenz ist im allgemein verstandenen Sinn eine Eigenschaft und nicht besser zu bewerten als andere Eigenschaften, bezeichnet allerdings auch die Stärke einer Fähigkeit bzw. Eigenschaft. Intelligenz besteht aus der Auffassungsgabe (in welcher Weise etwas verstanden wird, mit welchem Hintergrund und aus welcher Perspektive) und der Verarbeitung von Daten sowie der Ordnung der Informationen nach logischem (kalkulierendem) Aufbau. Sie beeinflusst ebenso wie die Ordnung der Informationen auch den Informationsaustausch zwischen den Informationen.
Als Intelligenz sieht man gemeinhin an, in wie weit jemand fähig ist zu verstehen, was um ihn herum passiert oder was er erklärt bekommt, sowie die Qualität der Lösungsstrategien, die er für ein Problem entwirft. Jedoch ist diese Intelligenz trügerisch, da mit psychologischen Tricks der Eindruck beim Gegenüber erzeugt werden kann, man hätte es verstanden, obwohl es nicht verstanden wurde.
Neben der Lösungsfähigkeit eines Problems, beschreibt die Höhe der Intelligenz den schnellen, richtigen und qualitativ hochwertigen Lösungsweg und damit die schnelle, richtige und gute Einstellung auf eine neue Situation, weil man den Durchblick hat und nicht lange zu überlegen braucht. Wie gut der Weg ist bzw. gefunden wird, hängt davon ab, wie gut die nötigen Denkschleifen auf den Vorgang eingeübt sind. Insofern kann auch eine Sportart als Intelligenz angesehen werden. Intelligenz wird bei zu schneller Geschwindigkeit jedoch vermehrt als einstudierter Reflex betrachtet.
Als Talent ist Intelligenz das Können ohne es lernen bzw. üben zu müssen (da man das System und seine Möglichkeiten versteht). Entweder entsteht dieses Talent durch vorher erlernte Fähigkeiten, die genau die neuen Anforderungen erleichtern oder durch Vererbung.
Intelligenz umfasst die Datenverarbeitung von Sinneseindrücken (verglichen mit Erfahrungen) zu Interpretationen und die Anwendung der interpretierten Informationen auf die Lösung einer Aufgabe. Nur eine dieser Fähigkeiten zu beherrschen ist allerdings kein Hinweis auf eine Intelligenz. Die Datenverarbeitung können geistig behinderte Menschen wie z.B. Inselbegabte und auch Computer gleichermaßen und oft besser als normale Menschen. Die menschliche Intelligenz zeichnet sich zudem durch spontane (unterbewusste) Assoziationen aus. Die Anwendung auf Aufgaben können kreative Menschen und Entdecker, die einfach Spaß am Entdecken und an der Kreativität haben und letztlich sogar der Zufall. Aber gezielt die beste Lösung zu suchen entspricht der Vereinigung von logischem Denken und Konzentration und Kreativität von Querdenkern.
Eine zusätzliche Kategorie der Intelligenzbestimmung ist der Zeitfaktor. Die Datenverarbeitungsgeschwindigkeit und die Geschwindigkeit der Bewusstseinserweiterung auf eine neue, möglichst unbekannte Situation anzuwenden beschreibt dabei die eigentliche Fähigkeit zu lernen und zu erkennen. Mit häufigerer Anwendung und Übung der Fähigkeit lässt sich damit Intelligenz trainieren.
Intelligenz ist die Voraussetzung für jede neue Bewusstseinsebene. Nur macht es gerade diese Tatsache schwierig Intelligenz zu messen, da man die Ausgangsfähigkeiten jedes Menschen nicht kennt und nicht miteinander vergleichen kann. Man misst also immer die Erfahrungen mit und damit nie die ursprünglich angeborene Intelligenz, sondern immer das Produkt von vererbter Anlage mit der Erfahrung.
Weil die Intelligenz die Geschwindigkeit des Denkens und des Verstehens bezeichnet (also die Aufnahme- / Verständnisgeschwindigkeit) und damit auch bestimmt, wie viel von einer Argumentationsreihe man versteht, wenn z.B. viele Nebensätze eingebaut werden und weitgehend unbekannte Beziehungen aufgeführt werden und bei maximaler Konzentration am höchsten ist, müsste zusätzlich noch dieser Zustand der Konzentration geschaffen werden. Das geht nur durch die richtige Motivation und durch Interesse. Wird dieses mögliche Maximum von Leistungsbereitschaft gar nicht erreicht, kann man Intelligenzen nicht miteinander vergleichen. Darin fließt die Erfahrung, aber auch die Zukunftsplanung, die Abstraktion und Anwendung der Erfahrung sowie Anpassung an die gegebene Situation und vor allem auch die Motivation entscheidend mit ein. So sind auch Ängste Zeichen von Intelligenz, da sie die Situation schon voraus erkennen und vermeiden wollen, obwohl sie Intelligenz auch gleichzeitig mindern können, in Bezug auf die Konzentration und auf das eigentliche Problem. Ob die Intelligenz jedoch ererbt oder erlernt ist, ändert nichts am letztlichen Erfolg.
Intelligenz ist die Gesamtheit der kognitiven Möglichkeiten zur Leistung eines Individuums und die schnelle Kombinationsmöglichkeit sowie Fähigkeit verschiedener Kompetenzen. Da das Problem meist auch eine Zeitbegrenzung beinhaltet, muss innerhalb der vorgegebenen Zeit eine passende Lösung gefunden werden, wenngleich andere Lösungen effektiver oder anderweitig besser wären.
Da diese Leistungen aber sehr verschieden sind und oft auf Kosten anderer Bereiche erhöht werden, sind Intelligenzen als Gesamtheit nicht vergleichbar, sondern immer nur in umso spezielleren Disziplinen. Allgemeine Intelligenz bedeutet dagegen auch abseits seines Forschungs- / Arbeitszweiges Analogien ziehen zu können, aufgrund des Wissens aus eben diesem Spezialgebiet.
Intelligenz gibt mit der Leistungsfähigkeit gleichzeitig die biologische Begrenzung des Verstandes. Ein (normaler) Mensch kann alles lernen, was auch ein anderer lernt, unabhängig von seiner Intelligenz, aber (und hier besteht die Beziehung zur Intelligenz) abhängig von seinen Methoden, seiner Motivation, seinem Aufwand (Effektivität und Effizienz) und seinen Lehrern. Ein weniger intelligenter Mensch braucht also mehr Zeit durch mehr Aufwand – während sich der Intelligentere weiteren Themen widmen oder „leben“ (also Spaß haben) kann und seinen Horizont, sein Wissen, seinen Überblick schneller weiten kann.
Wissen und Intelligenz
Wissen und Intelligenz müssen getrennt voneinander betrachtet werden. Zu oft wird Intelligenz mit Wissen übersetzt, was schon durch die Sprache missverständlich ist. Wissen und Intelligenz können sich gegenseitig steigern, aber auch sehr unterschiedlich voneinander existieren. Wissen (also die Anordnung von Informationen) kann durch Intelligenz gesteigert werden, kann aber auch die Intelligenzentwicklung in eine bestimmte Richtung lenken.
So kann ein Insekt wissen, wie man fliegt oder sich als Insekt fortpflanzt, hat aber kaum die Möglichkeit zu lernen. Wir wissen nicht wie man fliegt, aber wir können es durch andere Methoden lernen. Die Methoden stehen oft niedergeschrieben in Büchern, die Wissen und damit eine Informationsanordnung speichern, aber keine Intelligenz besitzen.
Wissen entspricht der Datenverfügbarkeit, Intelligenz der Kombination von Wissen und dessen Anwendung. Geringe Intelligenz hat nichts mit vorzeitigem Nichtwissen zu tun. Nur weil die passende Information fehlt, heißt das nicht, dass sie vom entsprechend intelligenten Leben nicht auch verwertet werden kann. Man kann auch mit noch so hoher Intelligenz nur das richtig feststellen, worüber man alle notwendigen Informationen hat.
Nur wenn man das Wissen um Fakten im Kopf hat, kann man Nutzen daraus ziehen und (auch Neues) entdecken. Wissen in Büchern dagegen kann nicht interagieren. Je mehr Wissen im Kopf existiert, umso komplexer ist die Lösung. Künstliche Intelligenz muss daher Schlüsse ziehen und Wissensverbindungen aufbauen, also lernen können. Wer mehr Wissen hat als andere braucht in einer neuen Situation aber auch länger zum Denken, da der Gedanke mehr Stationen passieren muss (mehr Verbindungen zwischen den Nervenzellen absolvieren muss) und weil die Bewertung und der Vergleich des Wissens länger dauert, wenn die Situation ungewohnt ist.
Der Sinn von Wissen(sspeicherung) und der Übung von Lösungswegen ist also das konkrete, schnelle Abrufen von Modellen und ähnlichen Vorgängen in den jeweiligen Situationen dringenden Bedarfs und eine äquivalente Anwendung (was wiederum Intelligenz verlangt, umso mehr davon, je abgewandelter die Situation ist oder wie ähnlich sie scheint). Für das Verstehen (bspw. einer Phrase) ist Vorkenntnis erforderlich, die oftmals auswendig gelernt werden muss. Deswegen ist Auswendiglernen dennoch effektiver wenn man dabei Spaß hat. Wissen = Erfahrung = Abkürzung vom logischen Denken und ermöglicht eine schnellere Entscheidung. Wissen ist der schnelle Weg (Unterbewusstsein), Denken der Neue (Bewusstsein).
Wissen hebt Intelligenz künstlich an. Man zeigt damit keine kombinatorischen Fähigkeit oder Logik mehr, sondern wendet bereits bekannte Wendungen an. Intelligenz lässt sich somit auf passende Gelegenheiten durch Wissen künstlich anwenden. Geht es jedoch auf neue Gebiete, so fordert wieder reine Intelligenz den Protagonisten.
Verständnis ist eine Interpolation zwischen oder Extrapolation von Wissensfetzen. Je mehr und je enger dieses Wissen gelagert ist, umso eher kann man dazwischen eine Verknüpfung aufbauen oder den weiteren Verlauf abschätzen. Je schneller diese Verknüpfung funktioniert, umso intelligenter gilt man meistens, allerdings gibt es meistens verschiedene Wege zwischen dem Wissen Verknüpfungen herzustellen und je nach Anlage und Art des Denkens funktioniert das unterschiedliche schnell oder effektiv. Deshalb sind schnelle Lösungen nicht die besten, da sie vielleicht zu geradlinig sind. Andererseits können sie sogar falsch sein, da sie eben zu schnelle Schlüsse ergeben und nicht abwarten, ob sie noch einen anderen Weg finden oder noch mehr Wissen dazu gewinnen. Ein winziger Fakt Wissen kann dazu führen, dass man ein ganzes Erlebnis völlig anders sieht oder anders bewertet und dass einem als Unwissenden daran andere Details auffallen.
Bsp.: Wer den Kniff eines Zaubertricks kennt, achtet auf die entscheidenden Momente, die ein Uneingeweihter nicht kennt und kann nur schwer verstehen, weshalb nicht jeder den Trick durchschaut.
Das weitere Denken werden wir (wenn es um Zusammenhänge verschiedener Richtungen geht) zukünftig nicht mehr ausreichend hinbekommen. Dazu werden Rechenmaschinen benötigt, die angelernt werden müssen, um alle Daten zu speichern, miteinander zu vergleichen und danach Modelle daraus errechnen können. Ein Mensch kann innerhalb eines Lebens nicht mehr genug Wissen anhäufen, um die komplizierten Vorgänge in seiner eigenen Welt noch zu erkennen, geschweige denn stets ursachenorientiert verbessern zu können.
Wissenschaftlich effektiv wäre nur eine Überlegung, die fachübergreifend so viele Punkte wie möglich berücksichtigt, die für das wahrscheinlichste Ergebnis in Betracht gezogen werden müssen. Da aber nur ein Gehirn das genau beurteilen kann, weil es eine in sich geschlossene Denkeinheit ist, muss die betreffende Person so viel wie möglich Fakten lernen, die für diese spezielle Lösung nötig ist. Das jedoch wäre mit zu vielen Fehlern behaftet und nähme zu viel Zeit in Anspruch, was ein Menschenalter sprengen würde (zudem muss man die extrem langsame „Rechengeschwindigkeit“ eines Menschen im direkten Vergleich mit einem Computer berücksichtigen, der allerdings momentan auch noch weit weniger komplexe Probleme zu berechnen hat), weswegen nur ein Computer mit einer dafür vorgesehenen Datenbank solche Probleme lösen kann. Dafür allerdings muss er erst „denken“ lernen, also das Verknüpfen von verschiedenen Fakten.
Dabei ist kreatives Denken als zweites Kriterium sehr schwer zu simulieren. Gegen „Kreatives Denken“ spricht außerdem, dass es eine äußerst subjektive und daher wiederum langsame Variante des Lösungsansatzes ist, wobei wir wieder beim Menschen wären. Gleichzeitig müssten bei Computern alle Möglichkeiten durchgespielt werden um die beste Lösung zu finden. Das jedoch entspricht einer derart großen Datenmenge, dass selbst im Einzelfall niemals ein derartiger Rechner in Funktion gehen wird. Kreatives Denken geht auf Erfahrung zurück und die Wahl der anzuwendenden Möglichkeit auf die Erfahrung. Das bedeutet Lernen.
Intelligenzbegriffe in der Sprache:
Wissen wird durch Adjektive wie „klug“, „schlau“, „gescheit“, „kennen / vertraut sein“ etc. dargestellt, Intelligenz eher mit „clever“, „scharfsinnig“, „listig“, „geistreich“, „raffiniert“, „pfiffig“, „gewitzt“ usw., aber auch „planvoll“, „durchdacht“, „überlegt“ etc., da es den Einsatz und die Anwendung von Wissen bezeichnet. Allgemein wäre es möglich (unabhängig von der Belegung und Trennung von Wissen und Intelligenz) Wissen durch Worte darzustellen, die man in Superlativen beschreiben kann, Intelligenz dagegen eher ohne diese, da sie nicht vergleichbar ist und andere Intelligenzen ausschließt, wenn eine besonders ausgebildet ist.
Zwischen Wissen und Intelligenz liegt „weise“, „erfahren“, „reif“ etc., die zwar Intelligenz bescheinigen, aber nicht allein aus Nachdenken heraus, sondern aus dem Ziehen von Schlüssen und der Lehrsamkeit und Einsicht entstehen. So kann jemand zwar alt, aber nicht weise sein, sondern eher erfahren. Ob er diese Erfahrung auch nutzt, geht dann eher in die Richtung der Intelligenz.
Demzufolge verhält es sich gleichermaßen auch mit dem Gegenteil von Erfahrung und Wissen: „dumm“, „unwissend“, „ungebildet“ etc. gegenüber geringer Intelligenz „beschränkt“, „schwachsinnig“, „geistesarm“, „blöd“, etc.
„Idiotisch“, „irrsinnig“, „unsinnig“, „hirnverbrannt“ etc. sind dagegen eher Worte, die zum Ausdruck bringen, wie wenig man die Beweggründe des anderen versteht und können also durchaus auch eine unentdeckte / unbekannte Intelligenz bedeuten. Man benutzt sie unterbewusst vor allem für fehlgeschlagene, fehlgeleitete Intelligenzen.
Zusätzlich gibt es noch Begriffe wie „einfältig“, „naiv“, „gutgläubig“, „kindlich“, „töricht“, „planlos“, „unbedacht“ etc., die eher ungenutzte, unausgebildete Intelligenzen darstellen, bzw. ein ungenügendes Bewusstsein für die erlebte Situation. Dem ähnlich sind die bescheidenen, und leicht zufrieden zu stellenden Gemüter, die eventuell als weniger intelligent eingestuft werden können, da sie durch oft fehlende Ziele, weniger in der Lage sind, Intelligenzen auszubilden und Potential zu nutzen: „einfach“, („bescheiden“), „schlicht“, „primitiv“, „karg“, etc.
„Vorbereitet“, „behutsam“, „sorgfältig“, „vorsichtig“, „genau“, „gewissenhaft“, „ordentlich“, „diszipliniert“, „eifrig“, „gründlich“, dagegen sind eher Charaktereigenschaften, die „chaotisch“, „zerstreut“, „unordentlich“, „impulsiv“, „unbeherrscht“ etc. gegenüberstehen. So sind auch Worte wie „konzentriert“, „fokussiert“, „aufmerksam“ Grenzfälle die eher einen Bewusstseinszustand beschreiben, da es Intelligenz und Vorüberlegung sowie Weitblick braucht, um möglichst genaue Ergebnisse zu erzielen.
(Anmerkung: „Klug“ und „dumm“ werden sehr variabel in der Gesellschaft verwendet und sind daher nicht eindeutig, stehen also zwischen Wissen und Intelligenz und damit für die Verbindung zwischen beidem.)
Intelligenzarten / Kompetenzen
Intelligenz wird häufig von der Logik abhängig gemacht. Dabei erklärt sie sich aus dem Erfolg auf bestimmten Gebieten (also der Leistung). Dafür ist Logik oft zu komplex um sie als solche zu erfassen. Sie spielt immer eine Rolle und ist auch immer vorhanden, wird als solche aber selten erkannt. Daher werden verschiedene Gebiete auch nicht als Intelligenzart erkennt.
Intelligenz kann man ganz unterschiedlich spezialisieren. Jede Spezialisierung erfordert jedoch die Verdummung (bzw. Brache) in anderen Bereichen. Man kann sich auch darauf spezialisieren das Leben zu genießen, dann hat man sein Gehirn auf diesem Bereich verfeinert, lässt aber alles andere außer Acht. Allerdings ist das Potential für den Intelligenzausbau bei den Menschen unterschiedlich groß angelegt, so dass sie sich auf mehreren Kompetenzgebieten spezialisieren können.
Intelligenz hängt vom Betrachter ab. Aber vor allem dürfen ererbte Talente nicht brach liegen, wenn man die individuelle, verschieden ausgerichtete, maximale Leistung erreichen will. Wer sie zu nutzen wusste, dem merkt man es an. Wer erfolglos ist, hat seine Talente nicht richtig kombinieren können, nicht die Notwendigkeit gesehen oder nicht den Mut gehabt, seine Fähigkeiten (Kompetenzen, Talente, Intelligenzen) in der richtigen Kombination zu verwenden.
Relative Intelligenz:
Alle Menschen können das Gleiche lernen und haben ähnliche, nur gering abweichende Voraussetzungen (Talente). Es kommt auf die Form der Lehre an und die Art des Wissens, das vermittelt wird (Nützlichkeit, Relevanz für den Verstand, etc.).
Absolute Intelligenz:
Der Umsetzungserfolg von Wissen / Können in die Tat (= reale Leistung) zeichnet die Möglichkeit zur Verstandesleistung aus, bzw. die Begriffs- und Umsetzungsgeschwindigkeit.
--> Logische Intelligenz (Schlussfolgerungen ziehen und Abstrahieren können, vom Speziellen zum Allgemeinen und vom Allgemeinen zum Speziellen, Kombinationsfähigkeit)
--> Kreative Intelligenz (Fantasie, Ideenreichtum, spontane und instinktive Zuordnung)
--> Instinkt (Triebe, Bauchgefühl, unerklärbare Sicherheit und Überzeugung, der siebte Sinn, Unterbewusstsein / unterbewusste Intelligenz)
--> Sprachliche und rhetorische Intelligenz (Kommunikationsfähigkeit, Wortwahl, Überredung- und Überzeugungsfähigkeit)
--> Soziale Intelligenz (Auskommen mit den Mitmenschen, Förderung der Gemeinschaftsleistung)
--> Moralische Intelligenz (stark unabhängig von anderen Intelligenzen, z.B. logischem Denken und der Vorprägung durch die Kultur)
--> Politische Intelligenz (Führungseignung, Repräsentation, Rhetorik, Zielstrebigkeit, Überzeugungskraft)
--> Glücksintelligenz (Zufriedenheit zu finden, aus allem das Beste zu machen, in allem das Beste zu sehen)
--> Motorische Intelligenz (den Körper richtig einzusetzen und einzuschätzen)
--> Sportliche Intelligenz (körperliche Fähigkeiten richtig zu verwenden / Technik anzuwenden, Gewinnchancen zu steigern)
--> wettbewerbsorientierte Intelligenz (Einschätzung des optimalen Profits / Gewinnchancen)
--> Fachspezifische Intelligenz (aus Vorkenntnissen, Talent, Interesse)
--> …
Intelligenzmessung
Die Messung von Intelligenz ist zwar ein beliebtes Mittel um die allgemeine Fähigkeit zur Informationsverarbeitungsmethode „Lernen“ und Verständnisfähigkeit zu überprüfen und zu vergleichen. Da sich die meisten Wissenschaftler über den Begriff von „Intelligenz“ aber noch nicht einmal einig sind und meist nur ganz bestimmte Intelligenztypen geprüft werden und zudem ein bedenkenswerter Erwartungsdruck sowie andere situationsbezogene Bedingungen herrschen, sagt der gemessen Wert vergleichsweise wenig über die tatsächliche Lernfähigkeit eines Menschen aus. Außerdem wird die unmittelbare Ergebnisbeeinflussung in Form von Gewöhnung an diese Tests ebenfalls nicht berücksichtigt. Letztlich wird eine scheinbare Intelligenz gemessen, die von vielen Faktoren bedingt ist, vor allem aber von der tagesabhängigen Stimmung der Person und der Wahl bzw. Qualität der Testfragen. Es kommt in einem Intelligenztest nicht nur auf die aktuellen Fähigkeiten an, sondern viel mehr auf den momentanen Bewusstseinszustand.
Intelligenz lässt sich nicht messen, indem man die erbrachten Lösungen mit der Musterlösung vergleicht und bewertet, wie sehr sich beide gleichen. Eventuell kann man Intelligenz messen, wenn man verschiedene Lösungen miteinander vergleicht und sie aufgrund ihrer Herleitung bewertet. Denn welche Voraussetzungen ein Mensch hat und welche Zusammenhänge und Gesetze er kennt, hat weniger damit zu tun wie effizient und schnell er Probleme lösen kann, wenn er sie kennt. Das kommt eher auf die Motivation an (z.B. Druck, Überlebenskampf, einen speziellen Auftrag, etc.).
Intelligenztests zeigen wie gut man die allgemein akzeptierten Muster zum Ablauf des Denkens und der Logik versteht und bereit ist sie auch anzuwenden oder es vorgibt. Intelligenz selbst wird damit nicht mehr gemessen als über ein Gespräch mit festgelegten Fragen und Antworten. Wer diese exakt wiedergibt und höchst genau errät, gilt als intelligent nach den Tests. Intelligenztests sind so aufgebaut, das man meist Regeln erkennen muss und dann das gesuchte Objekt auswählt, das dieser Regel entspricht. Da es aber bei genauer Suche fast beliebig viele Möglichkeiten von Regeln gibt, ist es irrsinnig nach nur einer zu gehen, nur weil sich die Mehrheit der Menschen für diese entscheiden würde. Das beweist nur, dass der Mensch aus diesem Test der intelligenteste des Durchschnitts ist. Die wirklich Intelligenteren würden dagegen schlechter abschneiden.
Das Problem bei fachspezifischen Tests: Woher soll der Schüler wissen, was der Lehrer hören will, wenn er aus anderen Fachbereichen Regeln ableitet und mit einbringt?
Allgemeine Intelligenz ist die Gesamtheit aller Fähigkeiten (im Sinn der biologischen Intelligenz) und damit die (momentane) Höchstleistungsfähigkeit um seine Ziele zu erreichen. Wer verhindert ist (z.B. durch Depression, Motivationslosigkeit, fehlendes Selbstvertrauen / Selbstzweifel, etc.) kann aus diesem Grund nicht seine Höchstleistung abrufen und schneidet schlechter ab. Konsequenterweise muss aber die gesamte Leistung eines Menschen in seine derzeitige Gesamtintelligenz eingerechnet werden, um überhaupt Vergleiche ziehen und eine Entwicklung bzw. Veränderung erkennen zu können (depressive Phasen können die Leistung dabei zwar mindern, aber im Hinblick auf die Zurückhaltung in gefährlichen Situationen und mit Entscheidungsschwierigkeiten auch steigern). Andernfalls ginge man von einer stets gleichen Intelligenz eines Individuums im Laufe seines Lebens aus. Durch das Lernen jedoch entwickeln sich Fähigkeiten und Kompetenzen (im Rahmen ihrer Möglichkeiten). Zwar kann auch das Lernen wiederum als Intelligenz angesehen werden, doch ist auch das eine Fähigkeit, die man erlernen kann und die nicht nur angeboren ist. Die optimale Förderung kann die Intelligenz steigern und bis zu einem individuell begrenzten Grad ausreizen.
Intelligenzmessung ist notwendig um Diagnosen über etwaige Krankheitsbilder zu stellen und die erste Eignung zu prüfen. Ihre hohe Fehlertoleranz erlaubt jedoch nur eine erste Einordnung um sich einen Überblick zu verschaffen.
Wenn Intelligenzmessung angewendet wird, dann muss sie schon leistungsbezogen sein und als sehr schwankend und veränderlich gesehen werden. Durch stetige Messung kann ein Maximum an Intelligenzfähigkeit ermittelt werden. Dass dieses nur unter besten Bedingungen abrufbar ist, muss als logisch vorausgesetzt werden. Aber diese Bedingungen dann zu erreichen, ist Voraussetzung für das wirkliche Abrufen der maximal möglichen mentalen Fähigkeiten – die natürlich bei jedem Menschen auf anderen Gebieten liegen, da jeder andere Voraussetzungen mitbringt.
Messung der Intelligenz ist also möglich. Aber der Vergleich mit anderen Intelligenzen ist sehr kritisch zu beurteilen, schwierig und umso schwieriger, je höher der IQ des Einzelnen liegt. Denn dann ist er oft besonders intelligent auf einem bestimmten Gebiet.
Intelligenzausprägung
Die Intelligenz mag innerhalb der Bevölkerung normal verteilt sein. Doch in den Außenbereichen (ob minder intelligent oder hoch intelligent) ist man immer eher im Nachteil als im Vorteil. So ergeben sich für hoch intelligente Menschen zwar bessere Arbeitsmöglichkeiten und Aussichten, aber gerade ihre außerordentliche Intelligenz lässt meist andere, wichtige Lebensbereiche vernachlässigen oder zwingt sie in bestimmte Aufgabenbereiche oder in Gedankengänge, die sehr lästig werden können. Zudem gibt es nicht viele, mit denen sie ihre Ansichten teilen können, da sie oft nicht verstanden werden (weniger von den intelligenten Ansätzen der Gedanken, sondern von den alternativen Ansichten), so dass sie auch als besonders dumm angesehen werden können.
Eine weit entwickelte und sehr spezifische Ansicht ist immer ein Zeugnis sehr individueller Entwicklung und Persönlichkeitsbildung. Dadurch stehen diese Menschen mit ihrer Ansicht oft allein, weil sie niemand anderes verstehen kann, wenn man ihre Entwicklung nicht kennt. Dadurch wird man schnell ungewöhnlich und eigen gegenüber der Normalbevölkerung. Ein eigenes Weltbild ergibt sich dann fast automatisch, um sich einordnen zu können und seine Gedanken zu verstehen, aber auch später um sich dorthin zu flüchten, z.B. wenn man nicht anerkannt wird oder die Ansichten der anderen nicht zufriedenstellend sind.
Der Intelligentere neigt zur Einsicht und Diskussion und setzt seine Meinung (die er vielleicht sogar nur angenommen hat) nicht mit aller Macht durch, wenn der andere bessere Argumente hat, sondern lernt – vorausgesetzt, es geht ihm nur um höchstmögliche Wahrheitsfindung. Ansonsten hätte er schon vorher wenig gelernt und könnte aus nur einem kleinen Wissensbereich seiner Erfahrung schöpfen. Hat er andere Ziele oder vertritt er Parteien (eingeschlossen sich selbst), tritt dieses Verhalten nicht mehr auf. Dann nutzt er seine Intelligenz um die Argumente des anderen zu untergraben, zu hinterfragen und zu übertrumpfen.
Eine intelligente Person erkennt man theoretisch an der Qualität der besten ihrer Möglichkeiten, die sie sich schafft – statistisch steigend mit der Zahl der Möglichkeiten. Das Problem besteht nur darin, die Möglichkeiten in ihrer Qualität zu bewerten. Diese Bewertung ist dann der Maßstab für Intelligenzbeurteilung. Eine intelligente Gesellschaft erkennt man an der Zahl der Möglichkeiten ihrer Mitglieder bei geregeltem, friedlichem Zusammenleben.
Intelligent zu sein bedeutet nicht Reife zu haben. Reife heißt abgerundet zu sein, erwachsen, kaum veränderbar bzw. anpassbar. Wer intelligent ist, wird aber eventuell nie fertig sein, weil er oft immer Neues probiert, kombiniert, verwirft.
Intelligenz unterscheidet den einen vom anderen in der Einstufung der Wichtigkeit von Handlungen, Wissen, usw. Das setzt das „richtige“ Einschätzen und Durchschauen der Welt, in der man lebt voraus (berücksichtigt der Informationen, die einem verfügbar sind) und bestimmt damit die Erkenntnisfähigkeit, die Prioritätensetzung und das Zielstreben.
Eine höhere Intelligenz als die des Durchschnittsmenschen gibt es nicht. Niedrigere IQ sind krankheitsbedingt und könnten daher repariert werden. Höhere IQ sind trainiert und optimiert, entsprechend gefördert, oder ebenfalls krankheitsbedingt bzw. inselbegabt. So kann man sich auch darüber streiten ob höhere Intelligenzen eigentlich nur eine besondere Ausprägung sind, da sich der normale Mensch auf die Gesellschaft eingestellt hat und damit die Vorgaben am besten erfüllt.
Höchste Intelligenz ist die höchste Ausprägung von Erkenntnistum und damit die rein theoretische Möglichkeit von höchster Erkenntnis. Doch sie kann sich nicht selbst erkennen, da sie nur bei Individuen klar beschreibbar ist. Sie muss also von niederen Intelligenzen beschrieben werden und ist damit dazu verurteilt, nie wirklich erfasst werden zu können.
Ursachen extremer Intelligenz:
- Zufall, dass die Umgebung die Intelligenz fördert und die Konkurrenz nicht zu stark ist um sie zu hemmen, aber der Wettbewerb hoch genug, um sie zu fördern bzw. Entwicklung durch Konkurrenzdruck oder zumindest dem Glauben, besser sein zu müssen als andere und ständig neue Wege und Methoden zur Verbesserung zu finden
- schnellere Verknüpfung von Nervenzellgebieten untereinander durch höhere Akzeptanz des Erlernten, aber auch mit ständiger Hinterfragung und schnellerer Fehlerfindung
- kindlicher Ernst, Eifer, Ehrgeiz, Neugier und Interesse
- gewisse Naivität wirklich zu glauben, was einem – teils von wichtigen Autoritäten – gesagt wird; ständige Skeptiker werden daher nicht schnell begreifen können, da der Zweifel der Akzeptanz entgegen wirkt
- Optimismus in der Lebens- und Lerneinstellung und im sozialen Umfeld, da mit positiven Gedanken (u. a. auch durch Naivität von idealisierten Vorstellungen beeinflusst) eher und lieber Neues erfahren und angenommen wird
- ein starkes Selbstvertrauen
Vorteile extremer Intelligenz:
- höhere Zeitausnutzung und breitere bzw. tiefere Erfassung von Zusammenhängen (im Leben oder auf einem Gebiet)
- (zumindest unterbewusste) Kontrolle der erkennenden Umgebung und seiner Mitmenschen
Nachteile extremer Intelligenz:
- Glück wird eher als vergänglich betrachtet und die Realität deutlicher gesehen, was Glück jedoch noch gefährdeter werden lässt
- weniger Empathie für die Belange der Mitmenschen, da man zum einen ihre Probleme nicht kennt, zum anderen darin keinen Sinn findet (ihnen zu helfen), wenn man sie auch versteht bzw. glaubt, der andere werde es selbst hinbekommen, da man ihm die eigenen Fähigkeiten geistig auch zutraut, aber nicht bedenkt, dass er andere Erfahrungen und eine andere Entwicklung erlebt hat; man überfordert andere also schnell
- oftmals Spezialisierung auf ein bestimmtes Gebiet und Ignorieren anderer wichtiger Gebiete, sodass viele Korrelationen dadurch verloren gehen.
Genialität:
Nicht nur der, der es schafft, sondern auch der, der es versteht (wie es gemeint ist) ist genial. Ein ganzer Mensch ist objektiv nie genial. Nur der Teil, der gerade mehr leistet als andere Menschen in dieser Situation leisten würden, kommt dieser Empfindung gleich. Der Rest des Menschen ist gewöhnlich.
Wenn mit etwas die Massen bedient werden, kann es fachlich nicht genial sein (höchstens im wirtschaftlichen oder psychologischen Sinn, dann aber begreifen es die Massen nicht als solches) und Genialität hat die Massen noch nie beeindruckt, nur deswegen ist sie auch genial. Nur was über das Niveau hinaus ragt verdient dieses Prädikat, egal wie hoch das Niveau liegt.
Es ist eine Unschärferelation, dass man auf einem Gebiet nicht genial und erfolgreich zugleich sein kann. Sobald man das eine ist, ist man das andere nicht mehr, da sich beides aus dem Gegenteil des jeweils anderen definiert.
„Negative“ Intelligenzen:
- Verrückt ist nicht, wer Dinge versteht und Muster erkennt, die andere nicht verstehen, sondern wer sich in diesen Mustern selbstverständlich bewegt, ohne sie verstehen zu wollen.
Nur weil jemand verrückt ist (oder nur der Mehrheit so scheint), kann er dennoch den Durchblick haben. Es bedeutet nur die Abweichung von der Norm.
- Wahnvorstellungen und Paranoia sind eine zugespitzte, in der Gesellschaft nutzlose Form von Intelligenz. Wer intelligent ist und schnell lernt ist anfälliger für Paranoia, da er schneller Zusammenhänge und Muster in allem sieht. „Heilung“ bedeutet den betroffenen Menschen geistig zu verstümmeln, ihn dümmer zu machen, wie es bedeutet einen Gasbrand- oder Lepra-Patienten zu verstümmeln um wenigstens sein nacktes Leben zu retten. Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist die Konvention der Zeit, also das Zeitalter selbst, in der dieser Geist (der als Genie oder Wahnsinn deklariert wird) lebt.
- „Schwer von Begriff“ zu sein hängt vor allem davon ab, wie gut (oder schlecht) man sich Dinge vorstellen kann (in der jeweiligen Situation) und wie sehr man in seiner Vorstellung von Realität eingetaucht ist, also an seiner Perspektive festhält.
Ob man etwas versteht, setzt voraus, wie geläufig einem die Situation bzw. das Thema ist und mit welcher Einstellung oder Motivation man es angeht (z.B. ob man es sich dadurch vorstellen kann).
- Dumm wird jemand genannt, wenn er vor einer Tat nicht über die Folgen gedacht hat. Mutig wird er genannt, wenn er die Risiken kannte und es trotzdem tat.
Was aber, wenn er es vergessen hat, weil er Wichtigeres zu tun hatte? Ob er es gekonnt hätte, wird nicht differenziert. Aber genau das unterscheidet ihn vom tatsächlich Dummen. Denn der Dumme lernt nicht daraus oder kann es gar nicht.
Sichtlich sind „Dumme“ ehrlicher als „intelligente“. Möglicherweise sehen sie keinen Vorteil darin, sich zu verstellen. Ihre Ehrlichkeit kommt deshalb oft recht rau daher. Nur zu wissen, wann man die Wahrheit sagen muss und andere in dem Glauben zu lassen, man würde immer die Wahrheit sagen, scheint wirklich intelligent. Dagegen ist der intelligent, der die Wahrheit erkennt. Ob er sie auch vertritt, ist eine Frage des Mutes und seiner Überzeugung. Am geschicktesten sind die, die nicht auffallen und dennoch alles bekommen, was sie wollen. Denn sie können die Aufmerksamkeit von sich und ihren überhöhten Ansprüchen ablenken.
Intelligenzschwächen:
Minder intelligente Menschen fühlen sich ausgegrenzt und nutzloser bzw. zum Teil beschämt im Nachteil, wobei sie ebenfalls keinen Anschluss zur allgemeinen Gesellschaft finden, da sie als unverständig gelten.
Niemand ist ein besserer Mensch, weil er intelligenter ist – weder durch logische Intelligenz, noch durch moralische, soziale oder andere Kompetenzen. Die jeweilige Gesellschaft bestimmt wer ein guter Mensch ist und das geschieht nicht über die Intelligenz, sondern über die Absicht und die vom Menschen gezeigte Sichtweise auf die Umwelt sowie mit seiner Überzeugungskraft.
Ein ruhiger, zurückgezogener wenig agierender Mensch kann kompetenter großherziger sein als jemand, der gut mit anderen zurechtkommt sich der derzeitigen Moral angepasst hat.
Die Existenz von Autismus an sich belegt bereits, dass das menschliche Gehirn (in derzeitiger Form) eine Leistungsgrenze hat, bei deren Überschreiten es an anderer Stelle an Qualität verliert (z.B. Einfühlungsvermögen). Da man jedoch nicht wissen kann, welche Qualität exakt vermindert wird und welche man exakt braucht, könnte man das Gehirn nicht einmal so optimieren, dass gewisse Bereiche einfach ausgeschaltet werden um andere zu fördern. Die ideale Leistungsfähigkeit ist daher die des Durchschnittsmenschen. Er kommt am besten mit seinem Leben zurecht.
Beispiel für logische Intelligenz:
Autist <-----> äußerst intelligenter Mensch <-----> „Normaler Mensch“ <-----> Sehr emotionaler Mensch
Autisten (wenn auch manchmal mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wie bei Savants): haben kaum Vorurteile; fast alle Informationen werden aufgenommen (geringe Filterfunktion), können aber meist nicht verwertet sowie eigene Gefühle und die anderer nicht verstanden werden
Äußerst intelligente Menschen: mit wenig Empathie, Informationen folgen meist strengen Einordnungssystemen, die durch logische Vorgaben erinnert werden, Gefühle sind weniger bedeutend in der Bewertung
„Normaler Mensch“: normal intelligent, normale Gefühlswelt, normales Erinnern
Sehr emotionaler Mensch: viel Empathie, andere Logik / Denkweise (keine mathematische und eher Menschenkenntnis), schlechter konzentrationsfähig und Gedanken können schlecht festgehalten werden, wenig Informationsaufnahme
„Unwissenheit ist ein Segen“ (Larry und Andy Wachowski), „Selig sind die geistig Armen“, wie auch die Begriffsstutzigen:
im Hinblick auf geistige Behinderungen:
- Wenn Menschen soweit sind, dass sie erkennen können, wie benachteiligt sie gegenüber anderen sind und mitbekommen, dass man sie wegen ihrer Behinderung auslacht, ist es für sie immer noch schlimmer als wenn sie es nicht begreifen. Den Einfältigen geht es besser, weil sie „beschränkter“ sind.
allgemein:
- im Beispielfall des Arztes, der selbst weiß, wie schlecht es um ihn steht (psychologische Therapien helfen kaum noch)
- wenn Fakten vorhanden sind, weswegen derjenige als Gefahr von seinen Mitmenschen eingestuft wird und (evtl.) getötet wird
- bei zu viel Grübelei, weswegen evtl. falsche Schlüsse gezogen werden, (Lebens)zeit verloren geht oder eine depressive Stimmung durch die Überzeugung oder Gewissheit um einen negativen Umstand entsteht
Intelligenzursachen
Was die Intelligenz bestimmt (Voraussetzungen):
- die durch die Spezies vorgegebene, in Genen angelegte Anzahl der Neuronen in benötigten Hirnarealen (wie Kreativität, Vorstellungsvermögen, etc.) und damit die vererbte Notwendigkeit und Voraussetzung für eine Welt, die entsprechend komplex und schwierig ist
- die Lernfähigkeit
- die Mischung zwischen geradliniger und vielfältiger Verknüpfung zwischen den Nervenzellen
- Wenn keine Grenzen im Großhirn vorhanden sind, so z.B. zwischen Vorstellungskraft und Kreativität (sowie zum Gedächtnis, das bekanntlich eigentlich überall sitzt), entscheidet der zu vergebende Platz darüber, ob die größere Ausprägung aufgrund der dringlichen Notwendigkeit des Überlebens mit mehr Neuronen der Funktion „Vorstellungskraft“ oder „Kreativität“ besetzt werden.
Voraussetzungen zur Intelligenzentwicklung:
Intelligenz kann sich nur unter Anleitung entfalten und durch Denkanstöße um von außen ein Bewusstsein zu induzieren und sich so nach innen selbst zu entwickeln. So können Hochbegabte auch unerkannt bleiben oder nicht wirken, weil ihnen schon die Fachgebiete und das nötige Wissen (aus ihrer Gesellschaft heraus) fehlen. Erst wenn sie gefördert und unterstützt werden (siehe Autisten) und menschlichen Beistand erhalten bzw. sogar geistige Führung finden, können sie wirken. Intelligenz bedarf einer Umgebung.
Ein blinder Gelehrter muss auch geführt werden, sonst kann er nicht einmal allein bzw. selbstständig leben.
Aber Intelligenz ist dennoch nicht von jedem Individuum gleich erreichbar. Voraussetzung ist momentan (also für jeden Moment neu) das gegenseitige Verständnis zweier zu vergleichender Individuen. Verstehen sich also beide gleichermaßen, ist ihre Voraussetzung zur Intelligenzerreichung in diesem Moment für dieses Gebiet gleich.
Da Menschen jedoch im Allgemeinen geringfügige, feststellbare Unterschiede aufweisen, kann davon ausgegangen werden, dass sie grob etwa gleiche Voraussetzungen besitzen. (Unterschiede sind Vorkenntnisse, psychische Erkrankungen, Alter, Motivation, Stress / Druck, Persönlichkeit / Charakter, sensorische und motorische Fähigkeiten, etc.)
Intelligenzentstehung:
Intelligenz setzt die Zugehörigkeit einer bestimmten biologischen Art voraus und innerhalb derer bestimmte Gene, die die neurobiologischen Faktoren der Denkweise ausprägen. Von der Umwelt werden dann entsprechende Bereiche gefördert oder gehemmt. Daran passt sich der Verstand an und entwickelt sich an diesen Maßstäben. Allerdings kann er das anhand der Voraussetzungen des Genmaterials.
Die Persönlichkeit und die Sichtweise, welche einen großen Einfluss auf die Intelligenz haben, resultieren daher aus den Hauptfaktoren der Erbmasse und der Umwelt. Außerdem bestimmt das Wissen eines Individuums seinen Umgang mit einer Situation und die Voraussetzung sie überhaupt zu begreifen und bewerten zu können. Was man alles wissen kann, hängt davon ab, mit welchen Problemen man sich befasst, also auch, in welcher Zeit man lebt. Die Motivation schließlich bringt den Willen mit, das Problem zu erkennen und lösen zu wollen. Sie kann aus Ehrgeiz, (Überlebens-)trieb, Herausforderung, Angst, Spaß, usw. bestehen.
Wenn die Anlagen zur Ausprägung von Intelligenz nicht vererbbar wären, könnten wir nicht intelligenter sein als andere Primaten und diese wiederum wären genauso intelligent wie ihre evolutionären Vorgänger. Die Erfahrung und Prägung durch die Umwelt kann nur innerhalb des genetisch festgelegten Rahmens gemacht werden (Abb. 5 (III.)), Abb. 25 (III.)), hat aber keinen bzw. sehr selten Einfluss (z.B. bei Erkrankungen und Verletzungen des Gehirns) auf die Erbmasse.
Als problematisch erweist sich aber dabei die Beobachtung der Generationen, da sich Intelligenz nicht immer phänotypisch voll ausprägt. Es gibt erblich bedingt eine maximale Aufnahmekapazität und Geschwindigkeit der Verarbeitung, die im Leben selten erreicht wird, weil sie selten ausgereizt wird. So kann nicht jeder ein Genie sein, schon weil viele ihre beste Eignung durch wenig optimale Förderung ihrer Umwelt nicht entwickeln können oder sich die Definition eines Genies unter vielen Hochbegabten verändert hat. Abgesehen davon ist eine Entwicklung zum Genie für den Betreffenden selbst selten optimal, da Anforderungen und Erwartungen der Umwelt den eigentlichen Menschen oft unterdrücken. Die Unterschiede der Intelligenzen sind jedoch geringer als sie mit Intelligenztests gemessen werden, da sie unterschiedlich gebraucht und damit entwickelt worden sind.
Intelligenz kommt durch intensives Kopieren (= Abschauen + Nachahmen) von Techniken zur Beobachtung der Umwelt und zeichnet sich daher durch die Lernfähigkeit aus. Intelligenz entsteht also durch Nachahmen und Selbsterarbeiten. Im Nachahmen erscheint alles logisch, im Selbsterarbeiten allerdings nur das, was mit den eigenen Erfahrungen korreliert.
Menschen wollen durch Regeln und Grundsätze eine Ordnung schaffen um den Überblick und damit die Kontrolle zu behalten, eine neue Sicht der Dinge zu erlangen und letztlich des Lernens und der Erkenntnis wegen.
Regeln und Grundsätze gewährleisten erst die Ausbildung einer Intelligenz. Denn man erkennt Muster im Ablauf seiner Umgebung. Jedoch findet diese Intelligenz dort ihr Ende, wo sie die Regeln befolgt, jedoch nicht mehr versteht. Regeln anzuzweifeln bzw. nicht mehr zu befolgen ist Ausdruck von Intelligenz.
Intelligenz kann nicht einfach übertragen werden, indem man andere eine Lösung oder Anschauung nachvollziehen lässt oder sie ihnen zeigt. Im einfachsten Fall merken sie sich die Vorgehensweise einfach nur und haben nicht selbst gedacht. Intelligenz erweitert sich, stärkt, festigt und baut sich weiter aus, wenn sie selbst auf ein Problem angewandt wird und fällt umso höher aus (sie wird dadurch nicht festgestellt, sondern erst aufgebaut), je weniger fremde Hilfsmittel (eigene hergestellte oder erfundene können verwendet werden) benutzt wurden, um das Problem möglichst genau zu lösen. Dieses System, die Herangehensweise an zukünftige Probleme und die darauf angewandte Denkweise wird durch den Erfolg und damit das gewonnene Selbstvertrauen gestärkt und baut damit Intelligenz auf, die jedoch gerichtet ist, nämlich in die Richtung, die aus der letzten Lösung resultiert (in die alle bisher gewonnene Erfahrung auf das entsprechend am nächsten verwandte Thema fließen). Allgemeine Intelligenz auf allen Gebieten ist daher sehr unwahrscheinlich und langwierig zu erreichen, da man ständig unterschiedliche Lösungsansätze verwendet haben muss und keine konkreten Stärken und Schwächen ausgebildet haben darf.
Intelligenz (= Geschwindigkeit des Begreifens bzw. Geschwindigkeit, mit der man ein neues Modell versteht) wird vom Vorwissen und der Motivation beeinflusst, bzw. sogar bestimmt (Abb. 5 (III.)).
Verschiedene Schaltkreise sorgen für Denken und Reaktionen, für die Intelligenz und das Auskommen untereinander. Ein Wille ist von Intelligenz abhängig (weil man bestimmte Ziele nur durch eine ganz bestimmt geprägte Intelligenz ausbilden kann), die Intelligenz aber auch vom Willen (weil sie sich in diese Richtung der Willensvorgabe entwickelt). Umso ungebundener und „freier“ ist der Wille, wenn die Intelligenz keine Vorgaben gibt. Jedoch ist man dann umso beeinflussbarer von außen. Derartige Schaltkreise sind vor allem vorgegeben (genetisch, erfahrungsgemäß). Doch ohne feste (und einstudierte) Vorgaben geht alles wesentlich langsamer, unbestimmter und fehlerhafter, so auch ohne Vorurteile.
Was dabei passiert, kann man bei einem Betrunkenen sehen: Zentren für logische Schlüsse und Hemmungen werden blockiert.
Je freier der Wille also ist, umso unnützer ist er und am Ende dieser Freiheitsskala steht der Tod. Gebunden sein in Abläufen heißt somit „zu leben“.
Künstliche Intelligenz:
Der Mensch hat seine eigene Intelligenz in Form von Computern nachgebaut ohne zu wissen, dass sein eigenes Denken und die Fähigkeit Rechenmaschinen zu bauen in ihm selbst ganz ähnlich funktionieren. Das zeigt, dass künstliche Intelligenz ebenfalls in der Lage sein könnte sich selbst zu reproduzieren.
Das Betriebssystem eines Computers ist vergleichbar mit einer Philosophie, das Installieren eines Programms ist ähnlich des Lernens durch Übungsaufgaben. Nur die Motivation ändert sich beim Menschen mit der Zeit durch ständige Veränderung des Betriebssystems bzw. der Philosophie und Sichtweise und dadurch auch die Motivation. Altes Wissen ist nicht mehr abrufbar oder überholt und „läuft“ nicht mehr mit der neuen Philosophie bzw. passt nicht mehr zusammen. Aber der Unterschied zwischen Mensch und Computer liegt nicht im eigenen Willen des Menschen. Dieser Wille ist nur beim Computer noch nicht entwickelt bzw. ausgelagert von seinen Nutzern auf den Computer selbst. Denn ein Mensch ist auch nichts anderes als ein biologischer Computer, der Programme vorinstalliert hat und durch die jeweilige Umwelt neue Programme bzw. Aufgaben hinzu bekommt, um danach scheinbar selbst zu entscheiden, ob er andere Programme zulädt oder wie er die bisherigen benutzt.
Intelligenzsteigerung
Nur, weil ein anderer eine Begebenheit schon lange vorher erkannte, muss er nicht augenscheinlich intelligenter sein. Unsere Umgebung allein bestimmt (und damit für uns selbst entsprechend dem Zufall), durch welche Erfahrungen unser Geist seine ersten Entdeckungen macht, auf denen schließlich alles aufbaut und darüber, wie weit wir mit Verstand blicken können. Intelligenz dagegen kann auch sehr einseitig entwickelt und benutzt werden.
Von höchster Wichtigkeit ist es frühzeitig die richtigen Anlagen und Verbindungen schaffen, denn später wird es schwierig, die Intelligenz zu steigern. Dazu müssten die alten Verbindungen gezielt unterbrochen werden, bzw. verkümmern, um dann neue (durch ständig wiederholendes Lernen) zu schaffen
Positive Fantasie / Intelligenz kann nur durch eine positiv (glücklich) geprägte Kindheit (als Lernphase des Lebens) entstehen. Je reicher die Fantasie im Kindesalter, um so allgemein-intelligenter und interessierter wird das Kind später sein, da es einerseits eine höher Erregbarkeit und Sensibilität des Gehirns auf Fragen der Umgebung erzeugt, also indem es geschult wird mit Fragen, Stress, Aufgaben umzugehen (und das ohne Zwang), andererseits auch die Vielschichtigkeit menschlichen Lebens und Freude an Gedankenexperimenten zeigt und fördert.
Jedoch ist diese Intelligenz auch nur im Rahmen der ererbten Persönlichkeit und des Charakters zu steigern. Man kann höchst intelligent sein, aber wenn der Charakter zu stur und egozentrisch oder die Sichtweise zu gefestigt ist, wird man vieles dennoch nicht verstehen.
Die größtmögliche Intelligenz ist die, welche zum Zeitpunkt der Feststellung ungestört und höchst motiviert arbeiten kann. Aber sie wächst (bis zum Zeitpunkt der Messung) zum höchsten erreichbaren Punkt, wenn sie eben nicht perfekt arbeiten kann, nämlich durch richtig gesetzte Störelemente. Fehler können solche Störelemente sein. Entwicklung geschieht immer aufgrund von Hindernissen. Wenn das Hindernis niedrig genug ist um die Motivation zu finden, darüber zu klettern, aber hoch genug, um eine Veränderung im Denken zu fordern, ist es hilfreich auf dem Weg der Verbesserung.
Erst die Krise birgt Intelligenz. Kommt es zum Frieden, länger andauernder Ruhe, dann muss der Geist müßig werden und in den folgenden Generationen entsteht keine hoch ausgeprägte Intelligenz mehr bzw. ihre Ziele sind weniger spezifisch, dafür aber allgemeiner.
Kunst ist Intelligenzförderung und Ausdruck einer Intelligenz bzw. sogar allgemein von Intelligenz, da sie ständig den Intellekt fordert und automatisch Hürden stellt.
Motivation als Intelligenzmotor:
Der Antrieb ist die Motivation. Das können Triebe, Gefühle, ein Wille bzw. ein Ziel, Pflichtgefühl, ein Drogenrausch, Selbstvertrauen oder ähnliches sein. Motivation beeinflusst die Intelligenz (positiv).
Abb. 6 (III.) – Interessenfortpflanzung (orange: Anfangsmotivation, gelb: Folgeinteressen, grün: Anfangsmotivation in einem neuen Teilgebiet)
Erst wenn man die nahezu komplette Grundidee, die Grundlagen einer Denkrichtung bzw. einer wissenschaftlichen Disziplin erfasst hat (Abb. 6 (III.), gelb), wird man erkennenden Gefallen an ihr finden, vor allem, wenn man Gemeinsamkeiten zu anderen, vielleicht bereits bekannten Richtungen erkennt und überleiten kann. Wer jedoch nur einen zu kleinen Einblick bekommt (Abb. 6 (III.), orange) ohne genau zu verstehen, was er da überhaupt erkennt, wird sich schneller (erst einmal) wieder von diesem Teilgebiet abwenden und für sich befinden, dass es ihn nicht wesentlich interessiert. Zusammengenommen ergeben alle Teilgebiete (vgl. Abb. 5 (I.), „Unendlicher Wissenszusammenhang“) aber einen Kreis des gesamten Wissens der Menschheit.
(Hinweis: wenn man von „es“ spricht, z.B. bei „man weiß es noch nicht“, „es ist noch nicht bekannt“, „es wird gerade erforscht“, so meint man das (noch unbekannte) Wissen der Menschheit in seiner Gesamtheit und dabei speziell die fühlende Spitze, die sich genau diesem Fachgebiet verschrieben hat, deren Verlängerung jedoch über tausende und größtenteils unsichtbare Zuliefer-, Versorgungs-, Zusatzsysteme am Leben erhalten wird (wie überhaupt die gesamten Wissenschaften und Künste, die allein nicht lebensfähig wären))
Je mehr man denkt noch kein Ziel erreicht zu haben oder kein Ziel zu sehen, empfindet man eine Anfangszeit (den 1. Tag / die 1. Woche z.B. eines Studiums) als unendlich lange Zeit. Das ändert sich oft stark mit dem Wissen um das Ende und dem Überschreiten der Halbzeit.
Es ist ein großer Unterschied (wenn nicht sogar der größte) ob man mit einem Auftrag an eine Situation heran geht oder ohne einfach so. Das wichtigste Beispiel dafür ist das eigene Leben.
Mit einer falschen Motivation nützt auch das dadurch gewonnene Wissen nichts. Denn wenn man sieht, dass diese Motivation nicht durch das Wissen erfüllt oder zu einem Ziel gebracht werden kann, verliert man die Lust damit weiter zu arbeiten.
Bsp.: Man hat sich mit Quantenmechanik und dessen Verbindung zur Philosophie beschäftigt und wollte daraus erkennen, ob und welche Möglichkeiten zur Modellierung der Umwelt es gibt. Dieses Wissen verwirft man nun aber als nutzlos, weil man keine Modellierungsmöglichkeiten fand und geht auch keinen anderen Fragen nach, die sich damit eventuell beantworten ließen.
Selbstvertrauen (z.B. durch Gewohnheit, weil man weiß, wie die Dinge vor sich gehen) spielt in diesem Zusammenhang von Ziellosigkeit oder genauso auch dem Streben nach dem Ziel eine wichtige Rolle und ist wesentlicher, positiver Bestandteil von Motivation.
Interesse als Motivation:
Intelligenz spiegelt die Interessenlage. Je nach dem, welche Nervenzellen miteinander verknüpft sind, ergeben sich andere Erfahrungen und daraus andere Interessen. Nach diesen handelt man und zeigt sich so in diesen Gebieten intelligent oder dumm. Da hinein spielt natürlich auch die Bereitschaft Fragen zu stellen (entgegen der Schüchternheit oder Verlegenheit).
Aus dem individuellen Glauben daraus, was richtig ist und wofür man sich folglich interessiert, ergibt sich das Gebiet der Intelligenz. So denkt man eventuell in eine bestimmte Richtung (z.B. physikalische Naturgesetze) und ist gut in seinem Fach, kann aber soziale Bindungen möglicherweise schlechter verstehen und aufbauen. Oder man denkt, dass alles zusammenhängt und findet dadurch kein Spezialgebiet, worin man außerordentlich gut ist.
Je höher die Intelligenz ist, umso mehr will sie selbst machen, Themen aufgreifen und Modelle entwickeln. Vollkommen durchschauend jedoch hat sie keine Ziel mehr, keinen Antrieb oder Nutzen.
Abb. 7 (III.) – Intelligenz als Verbindung von Interesse und Wissen
Mit steigendem Wissen, steigt das Interesse (Abb. 7 (III.)). Interesse giert nach Wissen und Intelligenz ist das Mittel um es zu bekommen. Andersherum baut mit dem Wissen auch das Interesse und die Intelligenz ab, wenn man z.B. an einer Demenzerkrankung leidet. Interesse lässt aber auch im Alter oft nach, weil immer weniger einprägsame Ereignisse geschehen, die man nicht schon mit anderen vergleichen kann. Der absolute Nullpunkt von Intelligenz ist der Tod. Ein Maximum ist dagegen nicht bekannt. Die Informationsverarbeitung ändert sich zeitlich jedoch langfristig mit dem Alter, kurzfristig mit abwechselnden Ruhe- und Aktionsphasen sowie mit mittelfristigen Stimmungen (z.B. hervorgerufen durch fordernde Aufgaben oder Langeweile). Die mittelfristigen Stimmungen schwanken dabei am deutlichsten und sind am wenigsten voraussehbar, da sie von spontanen Motivationen oder Lebensereignissen beeinflusst werden (z.B. Verliebtsein, Todesfälle, Depression, Erfolge, etc.).
Zusätzlich hängt die intelligente Leistung noch vom Talent bzw. Vorwissen ab, sodass im Alter außerdem eine relativ lange Zeit das Intelligenzniveau dadurch ausgeglichen werden kann, welches sonst aufgrund schwindender Motivation und geistiger Leistungsfähigkeit stärker sinken würde.
Ideales wissenschaftliches Arbeiten bzw. Studieren entsteht erst, wenn es Fragen gibt, denen man aus diesem Gebiet, das man studiert, unbedingt auf den Grund gehen will. Dann schafft man es auch dem Stress des Studiums zu widerstehen bzw. ihn sich sogar anzunehmen.
Die Entstehung dieser Fragen geht vor allem bei (von heutigen Maßstäben ausgehend) überdurchschnittlich intelligenten Menschen vonstatten, die auch Voraussetzungen mitbringen um Vorgänge zu verstehen und Zweifel zu hegen, weil (scheinbare) Widersprüche in ihren Denkmodellen gegen das Erfahrene sprechen. Diese Eigenschaft kann allerdings auch durch Erziehung unterdrückt werden, bzw. sie kann dadurch aufgebaut werden. Hier spielen Intelligenz und deren Entwicklung durch die Umwelt zusammen und beeinflussen sich gegenseitig, weshalb Intelligenz nicht entweder ausschließlich vererbbar oder nur erziehungsbedingt sein kann.
Allein die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich aus einer bereits vorhandenen, höheren Intelligenz auch immer mehr Intelligenz aufbaut, da das Stellen von wissensanhäufenden Fragen eher und schneller verläuft. Denn aus Wissen ergeben sich zwangsläufig weitere Fragen; ein Gebiet spielt plötzlich in einem anderen eine Rolle, Prozesse werden deutlich und ein Referenzmodell nötig, das nach mehr Wissen verlangt, um neue Zweifel ausräumen können. All das funktioniert aber nur, wenn sich Erfolgserlebnisse, vor allem als Aha-Erlebnisse, herausbilden. Fehlt dies, wird selbst die höchste, fühlende Intelligenz nicht weiter ausgeprägt werden können und gehemmt.
Kreativität als Lösungsfindung:
Intelligenz heißt schnell schalten zu können und Kreativität ist der Weg dahin. Motivation ist die Anregung von Kreativität. Einmal erregt entsteht Spaß am selbstständigen Denken, das erfolgreich ist. Kreativität bedeutet eine Übersetzungsarbeit zu leisten, etwas abzubilden, also etwas zu verdeutlichen, eine Idee umsetzen bzw. eine Lösung für ein (menschgemachtes) Problem zu finden. Damit ist Kreativität im Gegensatz zur Logik keine Schlussfolgerung und auch nicht zwingend, sondern die spielerische Akzeptanz von Neuem. Um das zu generieren, darf allerdings nicht analytisch gedacht werden. Das heißt Konzentration, z.B. auf einen Lösungsweg, ist hinderlich. Zerstreuung ist dagegen notwendig, um frei und unterbewusst assoziieren zu können. Die Logik außer Kraft zu setzen oder kurzzeitig über sie hinweg zu denken, um die Grenzen des eigenen Verstandes zu überwinden ist dann die höchste Form, ist aber auch entsprechend gefährdet den Bezug zur realen Welt zu verlieren, falls dieser Bezug ursprünglich als Resultat angesteuert wurde.
Die Grenze von Kreativität zu Schizophrenie (also nicht mehr nachvollziehbare Gedankensprünge) ist sehr eng und fließend. Das macht auch Humor aus. Wenn ein kreativer Kopf keine Aufgaben bekommt, die sein Interesse befriedigen und eine Herausforderung darstellen, die möglichst nur er erfüllen kann, macht er sich selbst Aufgaben. Das kann dann auch im Wahnsinn enden, z.B. in extrem speziellen Aufgaben, die bis zur Perfektion getrieben werden oder indem versucht wird, ein Muster / eine Ordnung / eine Verbindung zu erkennen. Intelligentes Denken kann so auch hinderlich sein, wenn es diese eine Richtung der Intelligenz bevorzugt auf die Ordnung bezieht und dabei die Kreativität durch Not (Unordnung) behindert.
Damit kann Faulheit (beim Lernen) sehr positiv sein, bspw. in Kombination mit Ehrgeiz und gleichzeitiger Angst vor Versagen. So bilden zwei vermeintlich schlechte Eigenschaften eventuell eine gute Tatsache: man entwickelt Fähigkeiten, z.B. das Talent sich herauszureden, schnell Zusammenhänge zu erklären, zu improvisieren, kreativ und zielgerichtet oder „quer“ zu denken. Jedoch resultieren diese Fähigkeiten aus dem Wettbewerbsdenken und Erhaltenstrieb und müssen daher auf Entartung kontrolliert werden.
Genau wie mit der Albernheit steht es auch um die Kreativität: einmal angeregt führt sie im Schneeballprinzip weiter. Meist ist diese Bewegung nur durch ein brutal gesetztes Hindernis aufzuhalten. Bei Albernheit ist das ein (ernstes) Machtwort, bei Kreativität kommt das durch Geradlinigkeit / Zielstrebigkeit oder im extremen Fall durch Schlaf. Doch manchmal wirkt auch dies nicht, weil man sich nach ein paar Momenten nach diesem reinigenden Mittel wieder erinnert bzw. neue Anregungen (Sinnesreizungen) bekommt. Meist wird es dann erst in der nächsten Zeit weiter verarbeitet, je nach Gewicht der Anregung.
Leistung in der Problemlösung:
Bei einer intelligenten Lösung kommt es darauf an, ob man gerade kreativ (also ab von den Regeln) oder streng aus Regeln (und diese erstmal auch erkennt) Schlussfolgerungen ableitet. Letztlich ist die Entscheidung in der jeweiligen Situation am wichtigsten und von Erfahrung abhängig.
Wenn man nichts von der bevorstehenden Schwierigkeit weiß, schafft man alles, was man sonst auch schaffen kann. Ansonsten ist die Leistungsgrenze von der Motivation bestimmt und kann steigen (weil noch niemand anderes es geschafft hat oder man der einzige ist, der das kann) oder sinken (weil man sich überfordert fühlt und mit dem eigenen Versagen rechnet).
3.5 Bewusstsein und Unterbewusstsein
- Unterbewusstsein
- Schlaf
- Traum
- Erfahrung und Wissen
- Bewusstsein
- Erinnerung
- Konzentration und Meditation
- Perspektive / Sichtweise / Blickwinkel / Weltanschauung / Einstellung
- Erkenntnis
- Selbstbewusstsein und Persönlichkeit
Bewusstsein ist Ausdruck für viele Vorstellungen, die sich damit verbinden. Es kann ein Zustand großer Wachheit sein („bei Bewusstsein sein“), z.B. Konzentration oder Aufmerksamkeit, aber auch genauso ein Perspektive, eine bestimmte Sichtweise für eine Weltansicht, die man unter bestimmten Umständen hat („Versuche es mal mit einem anderen Bewusstsein zu sehen.“) oder für das Bereithalten von Wissen („Das ist mir klar!“).
Das Bewusstsein ist ein Modell von der Welt. Das Selbstbewusstsein schließt das Wissen über die eigene Position darin ein und lässt das Bewusstsein sich selbst bewusst werden. Bewusstsein wird zentraler Bestandteil all unserer Taten, Ansichten und damit Philosophien und Gedanken. Wir registrieren vieles nicht aktiv (also „bewusst“), wenn wir nicht darüber nachdenken und die Gefühle nicht noch einmal bewerten. Denn Gefühle sind bereits Bewertung von Sinneseindrücken oder Gedanken.
Es ist schwierig das Bewusstsein zu beschreiben, da alle Gliederungspunkte wie Konzentration, Unterbewusstsein, Perspektiven usw. mit dem Bewusstsein dicht verwachsen sind und es letztlich selbst ausmachen. Es ist so zentral und wesentlich für die Erkenntnis aller Dinge, dass man es nicht unabhängig und speziell beschreiben kann. Als Grundlage aller Erkenntnis bleibt es in allen Beschreibungen verwurzelt und macht alle Beschreibungen von der jeweiligen Sichtweise abhängig.
Auch Erkenntnis ist letztlich ein gesteigerter Bewusstseinszustand. Aha-Effekte sind Momente höchster Konzentration. Ein Bewusstsein kann jedoch nur durch bereits bestehendes Wissen entstehen, das unterbewusst aufgebaut wurde. Um das Bewusstsein selbst daher beschreiben zu können, muss man sich aller anderen Merkmale klar sein.
Unterbewusstsein: angeboren (zu 90 %) = Herz / Bauch, Instinkt, Vorahnung, „7. Sinn“, Seele, …
Bewusstsein: erlernt (zu 90 %) = Geist, Verstand, Konzentration, Perspektive, …
Das Unterbewusstsein ist die natürliche Intelligenz, mit der wir Situationen sicher bewerten, solange sie ehrlich gemeint sind. Erst mit dem Bewusstsein oder den Erinnerungen an bewusst gemachte Erfahrung (als künstlich erworbener Intelligenz) beginnen wir zu zweifeln. Mit zunehmend bewusstem Denken erkennen wir aber auch (z.B. im Zuge des Erwachsenwerdens) wie überfordert wir mit allem sind und wie viel schwieriger und aufwendiger es ist bewusst zu denken und zu erfahren. Daher streben wir schon bald die Synthese von Unterbewusstsein und Bewusstsein an, um optimal zu leben.
3.5.1 Unterbewusstsein - Der Instinkt
Dem unbewussten Handeln untergliedert sich das Unterbewusstsein. Es beinhaltet Handlungen, über die man nicht nachdenkt, während man sie ausführt. Unbewusst dagegen kann ein Körper noch funktionieren, wenn der Geist bereits tot ist.
Unser Unterbewusstsein ist die elementare, geistige Koordinationsstelle zur Bewertung eingehender Sinnesreize und Gefühle. Es arbeitet wie die Organe und Zellen des Körpers automatisch und nach strengen Regeln. Daher können wir keine freien Entscheidungen unterbewusst fällen. Ein Mensch kann sein Unterbewusstsein nicht selbst kontrollieren, denn dafür hat er es. Es ist der Grund für das kleine Geheimnis eines jeden, aber auch der Grund, warum wir das Bewusstsein einmal für eine Weile pausieren lassen können und letztlich ist unsere unterbewusste Wahrnehmung und Verarbeitung auch Voraussetzung für unsere Intelligenz. Der Mensch kann sein Bewusstsein schließlich auch nicht kontrollieren, zumindest nicht ohne Unterbewusstsein. Beide Partner kontrollieren sich gegenseitig und arbeiten (meist) ergänzend zusammen.
Mit dem Unterbewusstsein wird all das gefiltert und aussortiert, was der bewussten Bewertung nicht zugemutet werden kann und damit entweder aufgrund von erlerntem oder angeborenen Verhalten bereits beurteilt wurde oder uns gar nicht bekannt wird und wegen der unbekannten Komplexität und der begrenzten Kapazität des Bewusstseins nicht verarbeitet werden kann. Was einem bewusst wird entscheidet das Unterbewusstsein. Dafür muss man trainieren, was einem bewusst werden soll, um Zusammenhänge überhaupt bzw. schnell zu erkennen. Das Unterbewusstsein übernimmt daher die Hauptaufgabe der Bewertung und des Verhaltens und ist damit unsere eigentliche Persönlichkeit.
Diese angeborenen und erlernten Erfahrungen legen die Richtung fest, wodurch die Umwelt bewertet wird und das Unterbewusstsein ist damit deterministisch. Je mehr Erfahrungen man hat und aufgrund seiner Persönlichkeit in die Entscheidung mit einfließen lässt (z.B. wenig spontan entscheidet oder wenig entschlussfreudig ist), umso unberechenbarer wird die Entscheidung und umso mehr repräsentiert sie das Individuum, hebt es also von anderen ab (z.B. im Detail). Umso länger, aber auch umso präziser und meist besser wird die Entscheidung durch mehr Erfahrung und Wissen.
Zu den angeborenen Verhaltensweisen zählen die Triebe. Mit Triebverhalten (Essen, Trinken, Schlafen, Überleben, Sex, Liebe / Anerkennung, Sinnsuche / Erklärungssuche, Egoismus und Spaß (Spieltrieb), etc.) werden die meisten Erinnerungen behalten, die durch Gefühle (und auch Sinnesreizen wie einem üblen Geschmack) unsere Wahrnehmung bestimmen. Denn auch Gefühle sind angeborene Bewertungsmechanismen und für die Triebregulation mitverantwortlich. An diesen ureigensten, angelegten Verhaltensweisen und damit programmierten Strukturen können sich neue, erlernte Erinnerungen bilden. Dadurch sind wir von den Trieben unbedingt abhängig. Sie treiben uns an, sind instinktive Motivation und damit eine grundlegende, angeborene Intelligenz. Denn sie sind Wegweiser, Entscheidungshilfen und damit allein schon Perspektiven unseres Weltbildes. Sie bilden unseren Willen auf elementarer Ebene.
Funktion des Unterbewusstseins
Alle kognitiven Leistungen - seien es Aufgabenlösung, Bewusstseinsstabilisierung und -ausbildung oder Gefühlsbewertungen - werden vom Unterbewusstsein koordiniert und bearbeitet. Es ist damit die oberste Zentrale des Geistes (jedoch abhängig von anderen Körperfunktionen) sowie Verwalter der Erinnerungen und Vorbereiter von Wünschen und Zielen, indem es Eindrücke zu neuen Vorstellungen eigenständig verknüpft. Damit bildet es auch die Persönlichkeit des Menschen aus. Das Bewusstsein selbst ist dagegen zwar der wichtigste Entscheidungsträger, aber nur für Situationen, die nicht herkömmlich entschieden werden können, weil die bisherige Erfahrung dafür nicht ausreicht und neue Wege gefunden oder Abwägungen getroffen werden müssen.
Das Unterbewusstsein nimmt sich aller geistigen Entscheidungen an. Wie das Herz den Körper mit Blut versorgt, so versorgt das Unterbewusstsein den Geist ständig mit vorbewerteten bzw. gefilterten Informationen. „Eingebung“, „Bauchgefühl“, manchmal auch Instinkt oder „Vorahnung“ sind Ausprägungen, die das Unterbewusstsein dem Bewusstsein mitgibt, weil ihm entsprechende Erfahrungen und Bewertungskategorien fehlen. Der Instinkt bzw. das Bauchgefühl ist eine Erwartungshaltung, die man aufgrund seiner individuellen Erfahrungen und Prägung entwickelt. Auf diese Weise bewertet man dann auch die tatsächlich eingetretenen Situationen und liegt allein deshalb schon oft richtig, weil man sich auf seinen Instinkt verlassen will. Dadurch werden die Situationen oft subjektiv positiver eingeschätzt, wenn es nur um die Bewertung von Qualität und nicht um eine Entscheidung geht (vgl. Kapitel „Wissenschaft“: Effektivität und Effizienz).
Das Unterbewusstsein bietet eine Reihe von Auswegen. Diese müssen jedoch das Tor zum Bewusstsein finden, durch es hindurch passen oder auch erst weiten, was einige Zeit dauern kann – wie ein Loch in einem Stofffetzen. Wenn die Öffnung zu groß wird kann es zum Wahnsinn kommen, da das Räderwerk des Unterbewusstseins möglicherweise zu erschlagend, zu gewaltig erscheint, weil die Filterung zu viele ungefilterte Informationen durchlässt. Dadurch erscheint die Wahrnehmung fremd und unser Bewusstsein mit Informationen zu überhäufen.
Das Unterbewusstsein ist gleichzeitig Herrscher und Untertan, Willensvorbereiter und Befehlsempfänger. Das Unterbewusstsein denkt schon vorausblickend und zurückschauend in andere Richtungen, während man mit der Konzentration des Bewusstseins noch die direkten Fakten abwägt. Damit bereitet das Unterbewusstsein die Entscheidungsfindung in einer Problematik vor und stellt die Möglichkeiten, zwischen denen wir dann bewusst wählen können.
Mein Unterbewusstsein ist mein Sklave (es arbeitet für mich) genauso wie ich von ihm abhängig bin und nicht genau weiß bzw. kontrollieren kann, was es macht. Wie auch Geld der Sklave des Menschen ist und Mächtige die Leibeigenen ihrer Untergebenen sind – denn sie sind von ihnen abhängig, sonst bräuchten sie diese nicht. Das Unterbewusstsein ist gleichzeitig Diener und Herrscher des Bewusstseins. Es arbeitet ihm zu und nimmt ihm wichtige Aufgaben ab, aber ohne das Unterbewusstsein gäbe es kein Bewusstsein – soweit auch ein (guter) Herrscher seinem Volk dient, indem er ihm Entscheidungen abnimmt und den groben Kurs bestimmt und andersherum das Volk dem Herrscher zuarbeitet und den Kurs bestimmt, indem es aufbegehrt oder folgt. Beide könnten nicht oder nur kurze Zeit ohne einander sein, bevor Chaos ausbrechen bzw. sich Nutzlosigkeit ausbreiten würde:
Chaos bzw. Nutzlosigkeit
(im Volk / Bewusstsein) <-- wechselseitig --> (beim Herrscher / Unterbewusstsein)
Bewusst erfasse ich ein Ziel und unterbewusst gehe ich den Weg dorthin (weil die Schritte durch Erfahrung festgelegt sind), wenn es eine deutliche äußere, situative Stimulation gibt. Oft geht es aber auch andersherum, wenn es eine langwierige, eigene Entscheidung ist. Bewusst trage ich das Ziel vor bzw. begreife es. Was also ist so geheimnisvoll am Unterbewusstsein? Es ist „ich“. Alles was ich bin, bin ich unterbewusst. Das Bewusstsein ist lediglich eine aufwendige, rationale Bewertung neuer Eindrücke (z.B. „Das nächste Mal weiche ich einem Schlag aus, um nicht verletzt zu werden.“). Die emotionale, eingelagerte Verarbeitung entspricht der Erinnerung, ist unterbewusst und gelangt lediglich - ebenfalls als Sinn (in Form des Denkens) - ins Bewusstsein. Es ist nur das Bewusstsein, das uns unser Ich erst zeigt und wodurch man glaubt, dass Ich und Bewusstsein dasselbe sind – wie man früher dachte, dass die Augen der Sitz der Seele sind. Unser Unterbewusstsein ist unsere Seele und unser Ich und bewertet es. Durch unser Bewusstsein sehen wir uns erst selbst, wie wir einen Spiegel brauchen, um unser Gesicht zu sehen. Erst durch das Bewusstsein erkenne ich mich also selbst.
Unterbewusst kann man vieles zugleich erledigen (was trainiert wurde). Bewusst allerdings kann man sich nur einer Sache widmen. Das Bewusstsein, das Ich, ist singulär und gegenwärtig, während es verschiedene Formen des Unterbewusstseins gibt, was allerdings das Bewusstsein beeinflussen und das Ich somit in seine Eigenarten aufspalten kann. Dadurch ist erst eine Entwicklung und der Abgleich verschiedener Ansichten möglich.
Unterbewusstsein läuft in Programmform ab: Da festgelegte Strukturen einen Ablaufplan vorgeben, variiert der Plan kaum und läuft gleich und damit mit wesentlich weniger Fehlern ab, aber auch unflexibel gegenüber geänderten Bedingungen. Das ist der wesentliche Unterschied zwischen künstlicher Intelligenz ohne eigenen Willen bzw. Bewusstsein und dem Menschen. Es können verschiedene Programme im Unterbewusstsein parallel laufen, solange es die Verarbeitungskapazität erlaubt, aber nur ein Betriebssystem kann das Bewusstsein darstellen.
Gedächtnis als Erinnerungsspeicher:
Gedächtnis funktioniert unterbewusst. Das Unterbewusstsein ist der Notizblock des Gehirns. Wenn man etwas sucht, versetzt man sich in die entsprechende Zeit / Situation der gesuchten Information zurück und findet es zumeist. Alles, was nicht sofort abgearbeitet werden kann, landet dort – unwillentlich.
Das Unterbewusstsein ist aber auch die Anwendung gefestigter Handlungsweisen. Bewusstsein dagegen entwickelt neue Formen, es passt sich an und das dauert länger. Man kann seinem Unterbewusstsein beim Arbeiten zusehen: Während des Einschlafens, wenn es anfängt aus Gedanken des Tages Geschichten und Verbindungen zu bilden.
Wir arbeiten ständig daran so viele Dinge wie möglich, die wir im Alltag brauchen, (so gut wie möglich) unterbewusst zu können bzw. uns schnell unterbewusst daran erinnern zu können. Das ist Training oder Übung. Alles, was wir tun, trainieren wir und es geht ins Unterbewusstsein über, je öfter und intensiver wir es tun, weil sich durch öftere Nutzung der dadurch beanspruchten Nervenbahnen diese verstärken und schneller und sicherer benutzt werden können. Der Gewöhnungseffekt setzt dadurch ein. Das bewusste Erfahren solcher Situationen sinkt immer weiter, wenn es unsere Aufmerksamkeit nicht außerhalb dieser Gewöhnung fordert oder nicht über die Grenzen der unterbewussten Möglichkeiten hinaus geht.
Das Bewusstsein dagegen umfasst alle derzeitigen Gedanken im Kurzzeitgedächtnis, mit der Möglichkeit auf Erinnerungen zurückzugreifen, die mit diesen Gedanken in Verbindung stehen. Alles, was man innerhalb der Spanne des Kurzzeitgedächtnisses tut, hat also miteinander zu tun oder bekommt eine gemeinsame Bedeutung, indem die Eindrücke der (evtl. völlig) unterschiedlichen Tätigkeiten zusammenfallen. So entstehen Vergleiche und Verbindungen und mit dieser Kombination lernt man – wie durch gezielte Konditionierung. Auf diese Weise erinnert man sich assoziativ an erlebte Situationen. Nur wenn man aus diesen zufällig zusammen fallenden Ereignissen und Tätigkeiten stets auch einen zwangsläufigen Zusammenhang herstellt (ohne logisch dazwischen unterscheiden zu können), ist die Wahrnehmung und Verarbeitung gestört.
Gewöhnungseffekt (vgl. Kapitel „Gefühle“: Schönheit / Angenehmes):
Wer jemanden schon lange kennt, erkennt viel weniger, dass dieser altert, selbst wenn er ihn über eine lange Zeit hinweg gesehen hat. Jemand der diesen Menschen nicht kennt oder lange Zeit nicht gesehen hat, sieht das schneller. Das Gehirn bringt das bekannte Gesicht vermutlich in einem Erkennungsprozess mit der Erinnerung in Verbindung und überlagert so die tatsächliche Erscheinung. Flüchtigkeit schleicht sich ein und man übersieht schneller eigentlich auffällige Details.
Genauso verliert Mode ihren Reiz, sobald man sich an sie gewöhnt hat. Daher kann lange nicht beachtete Mode - obwohl bekannt - leicht verändert wieder neu sein, weil man ihr entwöhnt ist.
So können wir auch nur durch Erinnerung bzw. angeborenen Instinkten Situationen schön finden bzw. (unterbewusst) bemerken. Wenn man sich bewusst macht, dass Momente schön sind, verliert man sie. Die unterbewusste Grazie ist, woran man sich erinnert.
Gefallen an etwas zu finden bedeutet immer an einer Eigenart bzw. einer ganz bestimmten Ausprägung seinen Narren zu fressen, etwas also fanatisch zu bewundern. Diese Bewunderung folgt aus der vorhergehenden (positive) Erfahrung eines Menschen. Selbst unangenehme, über längere Zeit ausgeführte Handlungen können später wieder lieber ausgeführt werden als neue, bessere Handlungen. Wenn man die Wahl hat, entscheidet man sich oft für die gewohnte Variante (wenn zwischen der Ausführung der unangenehmen Handlung und dieser Entscheidung eine Zeit lang verstrichen ist). Die Gewohnheit lässt alles schön und zuweilen alt vertraut aussehen – so sehr manchmal, dass man gar nicht mehr zwischen schlecht (alt) und neu (gut) unterscheiden kann. Einfache Gemüter verweigern sich daher oft dem Fortschritt, während zu risikofreudige, neugierige, ruhelose und entdeckungsfreudige Menschen sich dessen oft zu schnell annehmen.
Die Menschen brauchen einen Wiedererkennungswert. Noch leichte Veränderungen rufen das Unterbewusstsein mit der Erinnerungen auf den Plan um das Objekt bzw. die Sachlage wieder zu erkennen und somit als vertraut einzustufen, aber immer noch als interessant, weil es nicht das Gleiche ist. Ab einer gewissen Stärke der Veränderung überwiegt jedoch die Fremdheit und es wächst die Beklemmung, weil man immer weniger Vergleich mit bekannten Situationen findet, aber trotzdem reagieren muss und sich damit überfordert fühlt. Genauso ist zu wenig Veränderung unterfordernd und damit langweilig.
Rituale senken den Energieaufwand bei nahezu gleicher oder sogar besserer Leistung. Denn durch die unterbewusstere und sicherere Handlung muss weniger darüber nachgedacht werden und die etwaige Hemmschwelle zur Tat sinkt.
Lernfähigkeit:
Das Unterbewusstsein übernimmt Ziele, die man sich im Bewusstsein vielleicht auch nur vorübergehend angeeignet hat. Doch man beginnt darauf zuzuarbeiten, weil man seine Sichtweise nun unterbewusst stärker auf dieses Ziel ausgerichtet hat und man lernt, entwickelt sich dahingehend und gewinnt das Bewusstsein für das Ziel. „Wer suchet der findet.“, weil er sich auf die Suche begibt, bis er etwas gefunden hat.
Das Unterbewusstsein schafft sogar Lernvorgänge, die nicht primär beabsichtigt sind, also assoziative „Querverbindungen“, z.B. um sich leichter an wichtige Fakten zu erinnern.
Bsp.: Man hat gelernt, dass sich Tuberkulose-Bakterien verkapseln, dass also auch nach Jahren der Gesundung wieder eine Tuberkulose ausbrechen kann. Herpesviren, hat man ebenfalls gelernt, können nicht aus dem Körper vertrieben werden, da sie sich im Rückenmark eingenistet haben.
Hört man nun den Begriff der „Persistenz“, welche die Überdauerung von Krankheitserregern im Körper bezeichnet, so fallen einem durch diese Verallgemeinerung beide Erreger ein, obwohl das eine ein Virus, das andere ein Bakterium ist. Das Unterbewusstsein hat also im Anlegen der Erinnerung an die Definition von „Persistenz“ eine Querverbindung geschaffen zwischen „Herpesviren“ und „Tuberkulose-Bakterien“, sozusagen als Beispiele dafür, die wir so nicht beabsichtigt haben und die vielleicht auch gar nicht stimmt.
Diese Erinnerung kann nun in nächster Zeit abgerufen werden – je länger, desto öfter sie gebraucht wird. Kommen zu diesen Fakten der „Herpesviren“ und der „Tuberkulose-Bakterien“ jedoch noch mehr Details hinzu (z.B. im Laufe eines Medizinstudiums), so tritt diese Querverbindung schnell auch wieder in den Hintergrund, da wiederum neue „Nervenstraßen“ angelegt werden, welche diese frühe Abzweigung unwichtig macht und sie übersehen lässt. Braucht man sie wieder einmal, weil man wieder den Zusammenhang zwischen beiden Erregern herstellen muss, erinnert man sich jedoch, das einmal gewusst zu haben, da man nun automatisch alle Verbindungen dieses Wissens untereinander genauer untersucht.
Entscheidungsfällung durch Bewusstsein oder Unterbewusstsein:
Das Unterbewusstsein ist für die Erinnerung zuständig. Es korreliert neue Daten mit alten Erfahrungen, gleicht ab, ergänzt, ersetzt und gibt Programme des Handelns an den Körper und den Geist aus. Erst wenn das Bewusstsein und die Bewertung aktiven Nachdenkens dagegen sprechen, werden diese Programme gestoppt, weil einem bewusst wird, dass sie in der gegenwärtigen Situation falsch sind.
Für bewusste Entscheidungen sind daher die unterbewusst verwalteten Daten wichtig und eine Entscheidung kann nur getroffen werden, wenn sich Bewusstsein und Unterbewusstsein miteinander austauschen und entweder gleicher Überzeugung sind oder einer von beiden aufgrund der Argumentationsstärke gewinnt.
Der Übergang zum Bewusstsein ist fließend, nicht nur beim Einschlafen und Erwachen, sondern immer. So spricht auch ein bewusster Gedanke das aus, was das Unterbewusstsein erfahren hat und an restlichen Entscheidungsmöglichkeiten übrig lässt. Aber der Fakt hat einen Schwellenwert, ab welchem er ins Bewusstsein vordringt.
Bewusstsein und Schlaf:
Bewusstsein wird im Schlaf (vom Thalamus) abgeschwächt, Denkinhalte werden verallgemeinert und nicht mehr gefiltert. Schärfstes Bewusstsein bzw. höchste Stufe ist also die Konzentration (Bündelung des Bewusstseins bzw. der Hirnleistung) auf einen Sachverhalt.
Wenn sich Gedankenverbindungen unterbewusst zu schnell ergeben als dass die Gedanken bewusst erfasst oder kontrolliert werden könnten, schläft man ein. In diesem Stadium sieht man dem Unterbewusstsein für kurze Zeit bei der Arbeit zu. Beim Einschlafen „versanden“ dagegen die bewussten Gedanken. Sie kommen nicht mehr dort an, wohin sie geschickt werden (zum Beispiel zur Wahrheitsüberprüfung oder Logik bzw. zum Abgleich mit Erfahrungen) und das Bewusstsein schwindet. Das oberste Kontrollsystem (der Wille) erhält das Bewusstsein nicht länger aufrecht, so dass „klare Gedanken“ nicht mehr erhalten bleiben oder neu entstehen können und zunächst bis zur Traumphase keine weiteren Arbeitsvorgänge oder (An-)spannungen mehr in Form von bewusst gesteuerten und überwachten Gedanken auftreten. Die Konzentration verliert sich.
Das Bewusstsein erhält sich dagegen mit eingefahrenen Schaltkreisen und durch Anregung über die Sinne (mit immer neuen Impulsen) wach. Der psychologisch ermüdende Faktor sind Entscheidungen im Laufe des Tages und deren Überprüfung durch aufwendige Kontrollmechanismen wie Logik und Hemmungen. Gleichgültigkeit ist die logische Konsequenz und Anzeichen für Ruhebedarf. Entscheidungshilfen wirken somit entspannend und entlastend.
Je unwichtiger die Gedanken werden, desto eher schläft man bereits bzw. träumt. Ebenso passiert dies, je mehr man versucht etwas zu ergründen, dessen man nicht habhaft werden kann und sich daher in einer Gedankenschleife festdenkt – oder sie durchbricht und konzentriert ist durch den Aha-Effekt der Erkenntnis.
Das Bewusstsein verhindert oft die Lösung eines Problems, da es das Unterbewusstsein nicht arbeiten lässt, die Konzentration selbst behält und sich auf Kreisläufen einfährt und „heißläuft“. Das noch „kühle“ Unterbewusstsein dagegen kann auf ganz anderen Ebenen zum gleichen Problem vordringen und unterschiedlichste Ziele erreichen.
Der Ursprung und Sinn von Schlaf
Das Kurzzeitgedächtnis arbeitet mittels kontrollierter Auslese. Man muss schlafen, um es zu bereinigen, was so viel heißt wie erforderliches Wissen abzuspeichern, zu ordnen und unnötiges Wissen zu vergessen. Das Unterbewusstsein allein entscheidet über die Dringlichkeit und Priorität dieses Wissens. Beispielsweise fallen unter unnötiges Wissen Details, die einem vielleicht nicht einmal „bewusst“ geworden sind, aber dennoch unterbewusst aufgenommen wurden. Das erkennt man daran, dass man bei gezieltem Nachdenken (Noch-einmal-Erleben) plötzlich Details realisiert, die man vergessen gehabt zu haben glaubt bzw. nie bewusst gewusst hatte.
Bsp.: Eine rothaarige Frau kommt einem Mann entgegen. Er mustert sie und empfindet sie als schön, hässlich oder neutral. Im letzteren Fall will man nichts Näheres über sie wissen und ignoriert sie fortan. Ist sie aber hässlich oder schön, dann ist das außergewöhnlich und er schenkt ihr erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber den anderen Passanten.
Wird er später dann gefragt (z.B. von der Polizei), wie groß sie denn gewesen ist, so kann man erst einmal keine Antwort geben. Dann überlegt man, geht die Situation gedanklich noch einmal durch und „erkennt“ in der Erinnerung vielleicht plötzlich eine Parkuhr neben ihr, die etwa zwei Drittel ihrer Körpergröße hat. Die Parkuhr war uninteressant und wäre vergessen worden. Durch die Rekapitulation jedoch, hat sie eine neue, wichtigere Bedeutung gewonnen und wird in der Erinnerung noch eine Weile haften bleiben. Sollte sich der Fall dann als verzwickt und langwierig, vielleicht chaotisch herausstellen, so erinnert man sich noch lange an ihn zurück – und damit auch an die Parkuhr, weil sie immer mehr Teil des Lebens wird und mehr Denkraum (Arbeitsspeicher) einnimmt.
Die Abgrenzung zur Erfindung in der Erinnerung (also dass man die im Beispiel erwähnte Parkuhr lediglich in seine Erinnerung gedanklich einfügt) ist freilich vorhanden und wächst mit verschiedenen Faktoren, wie Alkoholeinfluss (egal ob zur Zeit des Geschehens oder der Erinnerung), mit der psychischen Lage (z.B. Labilität), dem Wahrheitswillen (wenn die Frau eine gute Bekannte war), der verstrichenen Zeit zwischen Ereignis und Erinnerung und dazwischen gemachten Erfahrungen mit rothaarigen Frauen und Parkuhren, etc.
Nach dem normalen, bestenfalls erholsamen Schlaf, sind nun unwichtige von ausschlaggebenden Informationen getrennt und der Arbeitsspeicher des Gehirns wieder frei, das heißt, die Nerven und Nervenverbände wieder im Ruhezustand und nicht mehr durch (vornehmlich unterbewusst) stattfindende Denkvorgänge in eine Tätigkeit eingebunden – ähnlich einem Computer, der heruntergefahren wird und das behält, was regulär abgespeichert wird, aber das verliert, was vor dem Systemabsturz nicht mehr gerettet werden konnte. Ist der Speicher voll, werden andere Informationen und Denkvorgänge nach ihrer (wieder einmal unterbewusst entschiedenen) Wichtigkeit vergessen. Höchste Priorität nimmt der Sympathikus, dann wohl der Parasympathikus ein, da es hierbei um die akut lebenswichtigsten Informationen und Entscheidungen geht bzw. Ruhe gesucht wird, weil sie dringend gebraucht wird (nach langen Tagen der Arbeit).
Bei dem zerstreuten Professor liegt nun die Priorität ganz auf seiner Arbeit und es kann so vorkommen, dass ihm sogar Informationen entgehen, die dem Sympathikus vorrangig wären, weil er sich schon in einer „Art“ Meditation bzw. Schlaf befindet, in der Gefahrenzeichen (akustisch, optisch) nicht mehr als solche wahrgenommen werden bzw. keine Schwelle mehr überwinden können, um in sein Bewusstsein zu gelangen. Möglicherweise wird er später, wenn er noch einmal über eine solche Situation nachdenkt, die Gefahr erkennen, wenn sie ihn nicht schon das Leben gekostet hat.
Notwendigkeit von Schlaf:
Liegt aber die Regenerationszeit, also die Zeit, die der Körper (vor allem das Gehirn) benötigt um den Arbeitsspeicher zu leeren und den Inhalt zu sortieren, unter der erforderlichen Mindestmenge, so könnte es sein, dass die noch nicht aussortierten Fakten (im schlimmsten Fall also alles) nicht vergessen und solange behalten wird, bis genügend Schlaf zur Verfügung steht. Das Problem besteht dann jedoch darin, dass der Arbeitsspeicher ständig an seiner Belastungsgrenze arbeitet und so gut wie keine Informationen mehr aufnehmen und verarbeiten kann, der Mensch also nicht mehr konzentriert ist. Außerdem kann er kaum noch nach Wichtigkeit unterscheiden. Dieser Zustand entspricht der totalen Erschöpfung und der Mensch kann gar nicht anders als einschlafen – oder sogar sterben.
Es befinden sich nach einem erlebnisreichen Tag noch zu viele Gedanken im Geist, die erst einen Platz finden, „geparkt“ und einsortiert werden müssen, als nach einer Nacht ohne Schlaf konzentriert aufnahmefähig (und damit lernfähig) sein zu können. Erregungsleitungen im Kopf müssen über Schlaf bzw. Ruhephasen abgebaut werden. Dazu ist das Unterbewusstsein von Nöten. Geschickte Menschen können sich (Meditation, Minutenschlaf) auf diese Ruhephase konzentrieren und so regenerieren.
Allerdings ist natürlich auch das Bewusstsein an den physiologischen Energiekreislauf angeschlossen. Man braucht Schlaf, weil das Bewusstsein zu viel Energie verbraucht. Weniger Eindrücke bedeuten weniger Verarbeitungsenergie. So kann es sich von ständigen Sinneseindrücken erholen.
Erholsamkeit von Schlaf:
Der Mensch muss sich stark anstrengen und verausgaben (allerdings nicht zu stark, sonst ist er „überdreht“), um zufrieden in die Entspannungsphase (z.B. Schlaf) gehen zu können und diese auch als Gegenpol stark zu nutzen, um später wieder viel leisten zu können. Entspannt er sich aber den ganzen Tag über oder strengt sich nur wenig an, kann er sich auch nicht stark entspannen, die Differenz zwischen Anspannung und Entspannung fehlt. Dadurch schläft er z.B. schlecht, ist unzufrieden und fühlt sich leer, nutzlos und vertraut nicht mehr auf sich selbst.
Natürlich muss die Anspannung z.B. in Form von Arbeit auch entsprechend gewürdigt werden, sonst nützt die Entspannung nichts mehr, weil man über seine Bestimmung nachdenkt und ständig mittelmäßig angespannt ist und sich nur mittelmäßig entspannt. Weitere Faktoren wie Stoffwechselkrankheiten sind natürlich ebenso beteiligt.
Ältere Menschen brauchen weniger Schlaf, weil sie schneller und routinierter verarbeiten können (im Schlaf) und zudem meist weniger aufregendere Sachen veranstalten als in der Jugend, die sie verarbeiten müssten, also nicht mehr so viel dazu lernen bzw. auch nicht mehr so gut lernen können.
Vorgang:
Tiefschlaf: Um aus den Eindrücken zu lernen, müssen neue Verknüpfungen zwischen alten Wissensfetzen erstellt werden. Dies geschieht, indem noch unsicherere Verbindungen erneut durchgegangen werden, um zu prüfen wie wichtig sie sind und mit den ererbten und erlernten Mustern zur Erstellung von Erfahrung ins Gedächtnis einzuarbeiten. Dadurch verblassen allerdings auch alte, unwichtiger gewordene Erinnerungen oder werden in neue Erfahrungen oder in die Persönlichkeit dauerhaft eingebaut. Ebenso ist das Vergessen sozusagen ein Abfallprodukt des Schlafes, das durch die Muster der Erfahrungserstellung ausgesiebt wird.
REM-Schlaf und Traum: Aus den Verknüpfungen des Tiefschlafs entstehen dann oft auch neue Ideen, da nun Prioritäten vorliegen, durch die bereits eine Anwendung bzw. Prüfung des neu gefestigten Wissens erfolgt. Das sind die Aha-Effekte des Unterbewusstseins, das uns Wissen präsentiert, bevor es uns in unserer Umwelt durch neue oder alte Eindrücke bewusst wird und eine neue bzw. erweiterte Sichtweise erlaubt.
Da Schlaf nun wichtig ist, um seine Gedanken vom Vortag neu zu ordnen und Prioritäten zu setzen, während neue Sinnesreize ausgeschaltet werden, vergisst man oft auch die Inhalte eines Traums, weil sie nicht als Sinnesreize gewertet werden und daher selten ins Langzeitgedächtnis eingehen. Trauminhalte stellen lediglich die Aufarbeitung bereits gemachter Erfahrungen und Reize dar, die auf diese Weise durch ein eingeschränktes Bewusstsein (z.B. ohne Hemmungen, veränderter Angstwahrnehmung oder verminderter Logik) bewertet werden.
Die neu geordneten Gedanken nach dem Schlaf sind danach bereit um mit den nächsten Erfahrungen verknüpft zu werden. Die Gefahr der Überreizung ist vorbei, die angefallene Arbeit abgearbeitet und das Bewusstsein erwacht.
Erwachen:
Nach dem Schlaf muss Bewusstsein irgendwo einsetzen. Das Gedächtnis wurde im Schlaf bereinigt und es gibt keinen Grund wieder zu erwachen, das Bewusstsein also wieder zu erlangen. Denn das muss sich immerhin um einen bestimmten Keim bzw. an einem Gegensatz aufbauen.
Nicht das Erwachen ist ein Problem in der Bewusstseinsfrage. Denn das Bewusstsein wird meist nur vom Traum in die wirkliche Umgebung abgelenkt (und von dort im Lauf des Tages wieder in Vorstellungen und Erinnerungen). Sondern die Frage stellt sich nach dem traumlosen Schlaf. Denn dabei ist das Bewusstsein scheinbar verschwunden (möglicherweise zu sehr in einzelnen, verschiedenen Bereichen verteilt, um ein ganzes Bild vom Ich zu entwerfen).
Das Bewusstsein einzuschalten ist ein langer Prozess, der mehrere Minuten dauern kann. Es sei denn, eine Aufrüttelung, Ablenkung oder Adrenalinausschüttung erfolgt. Dann ist es nahezu sofort aktiv. Entweder gibt es einen Initialreiz durch den letzten Traum bzw. durch ein Erschrecken / inneren Reiz oder ein Sinnesreiz dringt von außen über die im Schlaf erhöhte Wahrnehmungsschwelle zum bewussten Teil des Gehirns vor und alarmiert das Bewusstsein (z.B. Licht, Lärm, Geruch, Schmerz, Gleichgewichtsveränderungen, Temperaturveränderung). Nach einer bestimmten, festgelegten Zeit setzt außerdem die biologische Uhr ein, die den Stoffwechsel anregt, indem sie Hormone z.B. durch wechselnde Helligkeit ausschüttet.
Tod als Schlafes Bruder:
Tot zu sein gleicht dem Gefühl bevor man geboren wurde: Es existiert keine Erfahrung. Man könnte es auch dem traumlosen Schlaf oder der Narkose gleichsetzen.
Den Tod und den Akt des Sterbens muss man sich wahrscheinlich vorstellen wie die Versetzung in eine Narkose. Nichts anderes passiert währenddessen und danach, von einigen Traumphasen hierbei abgesehen, die im Sterbeprozess als Erscheinungen durch die Emotionalität über das Bewusstsein des nahen Todes hervorgerufen werden, da diese Emotionen bestimmte Erinnerungen unterbewusst wieder hervor bringen und so auch die berüchtigten Flashbacks ausprägen können, die einem sein ganzes Leben noch einmal zeigen.
Ursache von Träumen:
Auch im Traum gibt es Bewusstsein im Unterbewusstsein, allerdings ohne oder nur mit eingeschränkten Kontrollsystemen wie Logik, Hemmungen, Moral, natürlichen Zweifeln, Beobachtung, Einfühlungsvermögen, objektiven Sichtweisen und verschiedenen Ich-Perspektiven (im Traum gibt es nur ein Ich). Denn Hemmungen und Moral sind erlernte Bewusstseinsprogramme, die anders als Angst oder Freude als Gefühle und angeborene Programme im Traum nicht vorkommen. Man zweifelt unterbewusst nicht, „denkt nicht mit“, überprüft nicht und denkt nicht in logischen Maßstäben. Das ist im Traum ganz ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass dort scheinbar Neues erfahren wird und man Gefühle bewusst erlebt. Der Traum ist daher eine Zwischenstufe von unterbewusstem zu bewusstem Denken. Er ähnelt dem Bewusstseinszustand des „Glaubens“: der bewussten Wahrnehmung der Umwelt, jedoch ohne zu zweifeln.
Kreativität im Traum, bei Müdigkeit und in Rauschzuständen entsteht durch das Ausschalten von erlernten Konventionen. Es kommt der Meditation gleich, nur ohne zielvorgebende Richtung. Dadurch ist man auch frei von Zwängen, moralischer Logik und vielen Erinnerungen, denn bestimmte Bewusstseinszustände werden abgeschafft. Der Traum stellt daher eine geringere psychologische Dimension bzw. Komplexität dar, wie auch Rauschzustände. Dadurch wird manchmal die Ursache eines Problems besser erkannt als bei komplizierteren Bewusstseinszuständen wie der Konzentration.
Bewusstsein ist etwas, das durch das Unterbewusstsein verarbeitet werden kann, also erfahren wird. Somit kann auch in einem Traum Bewusstsein existieren, wenn wir uns daran erinnern und - vielleicht sogar „bewusst“ - eine Lehre daraus ziehen können. Das Unterbewusstsein gibt die Situation in einem Traum vor, das Bewusstsein handelt darin. Es ist ein Lernprozess, nur im Unterschied zur Wirklichkeit, dass keine neuen Reize (außer der Verarbeitung des Traums selbst) aufgenommen werden und nichts schief gehen kann bzw. der Organismus (durch Fremdeinwirkung) keinen Schaden nimmt. Träume sind eine so andere Erfahrung, weil das Unterbewusstsein vom Bewusstsein getrennt arbeitet. Das Unterbewusstsein erschafft die Situation und das Bewusstsein erlebt sie. Beide sind im Traum wie unterschiedliche Personen, die miteinander interagieren, aber nicht direkt gekoppelt oder verbunden sind. Dadurch entfallen auch die Kontrollmechanismen wie Logik, Hemmungen und Moral, da sie Filtersysteme des Unterbewusstseins sind, die im Traum jedoch abgekoppelt werden. Das Wertungssystem im Hirn (Abgleichen mit Erfahrungen (= Intelligenz) und daraufhin das Errechnen einer Handlungsstrategie bzw. -simulation) kostet im bewussten Zustand viel Energie (Glukose, Sauerstoff) und wird daher im Traum als nicht lebensnotwendig erachtet und möglichst ins Unterbewusstsein übernommen.
Träume und Vorstellungen sind wichtig, in denen man nichts Neues lernt, aber dennoch etwas „neu“ (anders) erlebt und neue Erfahrungen aus altem Wissen macht, also neue Sichtweisen generiert.
Im Traum muss man sich dem Unterbewusstsein unterordnen. Der Traum sind die Vorstellungen, die man nicht fassen kann, die verschwinden, wenn man sie versucht sich wahrhaft bildlich vorzustellen, da das Bewusstsein zu viel Einfluss auf diese Vorstellung nimmt. Der unverarbeitete „Vorstellungsmüll“, der entsteht, um Situationen und Sachverhalte zu begreifen und dadurch zu lernen, wird vom Unterbewusstsein in Träume und Fantasie umgewandelt. Träume sind notwendig um unterbewusst Liegengebliebenes direkt ohne unterbrechende Sinnesreize und erlernte Moral oder Hemmungen aufzuarbeiten – außer die Moral und die Hemmungen sind wesentlicher Inhalt des Liegengebliebenen. Wer nicht träumt hat nichts zu verarbeiten oder findet keine Zeit um in die Traumphasen zu gelangen und seine liegen gebliebenen Wünsche und Vorstellungen zu verarbeiten. Außerdem zeigen Träume oft Gefahren auf, denen man begegnen könnte und schützen so vor unbedachten Handlungen. Kleinkinder schlafen u. a. so viel, weil sie kaum aus Erfahrung heraus handeln können und immer konzentriert leben, wenn sie wach sind.
Träumen ist ein Indiz für Bewusstsein, denn das Gehirn schafft im Traum eine Parallelwelt, in der man sich bewegt, lebt und neue Erfahrungen sammelt. Nur Wesen, die sich in eine Situation oder andere Wesen hinein versetzen, die sich etwas vorstellen bzw. planen können und die Wünsche haben, können auch im Schlaf träumen.
Der Traum ist eine Bewusstseinsentwicklung. Manchmal bleibt darin alles sehr unterbewusst und intuitiv (dann wird es auch schnell wieder vergessen) und manchmal scheint es höchst real (und man erinnert sich sehr lange daran). Dabei ist Bewusstsein umso stärker ausgeprägt, je sicherer die Fakten sind und je mehr Wissen um die Welt darin vorkommt. Die Stabilität um bekannte Fakten und die Bestätigung der Logik fördert die Bewusstseinsbildung. Störfaktoren der Stabilität vor allem in der Logik mindern dagegen das Bewusstsein.
Träume entstehen, indem real Geschehenes (Erinnerungen) und imaginär Mögliches (Wünsche, Vorstellungen) miteinander (zufällig) gemischt werden. Dabei vermischen sich auch beide Logiken miteinander, so dass uns ein Traum später nicht mehr nachvollziehbar erscheint. Wie sich reale Erlebnisse und Wünsche mischen, wird von der Wichtigkeit entschieden, die das Unterbewusstsein diesen Dingen beimisst und sie entsprechend in den Mittelpunkt des Traumgeschehens setzt.
Im Traum lebt man situationsbezogen. Man reflektiert über sich und seinen Standpunkt nicht, denn man lebt bereits die Reflexion. Man erinnert sich nicht (oder nur mit Ausnahme), sondern handelt dafür. Das Bewusstsein selbst ohne Kopplung an das Unterbewusstsein agiert im Traum. Deswegen erscheint es einem oft auch wie die Realität. Handlungen, gleich welcher Art, scheinen während des Traums logisch und real. Man kann jede Handlung als solche begreifen, wenngleich man auch die Hintergründe / Beweggründe nicht kennt. Aber Gedanken kann man auch vorüberziehen lassen ohne sie begreifen zu müssen und das ist der Grund, weshalb wir uns oft an Träume nicht erinnern. Zwar handelten wir darin, insgesamt war die erlebte Situation doch nur ein Traum, ein Gedanke, dem wir später mit vollen Bewusstseinsfunktionen wenig Bedeutung beimessen, da er unwirklich und daher irrelevant erscheint und weshalb wir uns keiner veränderten Situation (wie etwa durch den Traum) gegenüber sehen.
Deutung von Träumen:
Träume entsprechen Vergleichen bzw. Metaphern, durch die unterbewusst erregende Inhalte verarbeitet werden. Sie sind zwar Botschaften des Unterbewusstseins, allerdings weniger mit dem Zweck, dass man aus ihnen den Zustand seines eigenen Ichs erkennt als vielmehr Inhalte zu verarbeiten. Ihre Deutung ist schwierig, da lang Vergangenes mit Gegenwärtigem verknüpft werden kann und die auftretenden Symbole als Metapher oft mehrdeutig sind. Versucht man sie zu deuten, muss man sehr viele Informationen über die Person, ihre Erfahrungen und Verarbeitungssysteme haben. Daher kann jeder selbst seine eigenen Träume am besten deuten (eventuell mit einer passenden Anleitung).
Wiederkehrende Träume zeigen dagegen eher einen Inhalt an, den man mit den verfügbaren Mitteln nicht verarbeiten kann. Ihre Deutung wird damit einfacher, deutlicher und weist auf schwierige Situationen hin, die der Person bewusst werden. Die Metapher des Traums erweist sich als dauerhaft gültig, wenn auch in abwandelbarer Form.
Unwirklichkeit von Traumwelten:
Das Problem mit den Träumen ist stets, dass man während des Traumes glaubt, alles wäre logisch real. Wacht man auf, so erkennt man den Realismus und die Absurdität des Traums. Wie also kann man wissen, ob auch außerhalb des Traums etwas tatsächlich logisch ist?
Logische Schlüsse lassen sich sehr leicht vortäuschen (siehe die Sophisten). Der Traum macht es uns vor. Was eben noch vollkommen real erschien, ist nach dem Erwachen plötzlich surreal. Es muss demnach während des Traums ein Gedankenzentrum ausgeschaltet werden, das Ereignisse auf ihren Wahrheitsgehalt oder mit früheren Erfahrungen vergleicht (die Logik). Denn zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein existieren zwei unterschiedliche Verständnisebenen. Deswegen kann man Taten im Traum später im Wachzustand nicht mehr verstehen.
Man zweifelt weniger im Traum, da das Unterbewusstsein die Situation bereits vorgegeben hat und sich in einer Situation befindet, in der man offensichtlich schon mit den Bedingungen agiert hat, weswegen man sie nicht weiter anzweifelt. Da man in dem Moment nicht weiß, dass es sich um einen Traum handelt, nutzt man die später als unlogisch betrachteten Verhaltensweisen und Techniken weiter, ohne sie anzuzweifeln. Genau das passiert aber auch im realen Leben. Denn anders könnten wir keine Ziele erreichen, wenn wir doch nur immer erneut über den Sinn unserer Mittel und Möglichkeiten nachdenken würden.
Auch im Traum gibt es ein Bewusstsein, ein „Ich“ – allerdings ein beschränktes, das nicht auf alle Teile der Persönlichkeit Zugriff hat und dessen Moral und sonst wacher, analytischer Verstand nicht im ganzen Umfang arbeitet. Das Bewusstsein ist vom Unterbewusstsein abgekoppelt. Daher glaubt man im Traum, was man sieht und kann es zurück in der „Wirklichkeit“ als unwirklich unterscheiden, wundert sich allerdings über diesen naiven Glauben – so, wie es einem ergeht, wenn man an Entscheidungen und Situationen aus Kindertagen zurück denkt. Denn auch da hatte man ein eingeschränktes Verständnis gegenüber der Gegenwart. Denn die Erfahrung zur Einschätzung fehlt. Logik allein reicht nicht aus, um Situationen hinreichend zu bewerten.
Logik ist eher bewusstes Denken; Gefühle, „Instinkt“ und Erfahrungen sind also eher unterbewusst. Im Traum verbindet sich die Logik nicht mit der Erfahrung - bis auf bereits erlernte und gefestigte Strategien - daher ist es einem darin nicht verwunderlich, dass Menschen, die schon lange tot sind, auf einmal leben, dass Vorstellungen und Wünsche Wirklichkeit werden und auch Horrorvorstellungen passieren. Angst und Glück werden in Träumen stärker empfunden als unter Einfluss der regulierenden Logik. Logische Zusammenhänge brauchen zu viel Energie um im Traum angewandt zu werden – genauso wie die Verbindung zur Außenwelt über die Sinne aufrecht zu halten. Außerdem sollen sich genau die dazu genutzten Nervengebiete erholen um wieder auf höchstmöglichem Stand arbeiten zu können. Schon bei Müdigkeit leidet die Logik und auch das Urteilsvermögen wird (dadurch) getrübt bzw. wird in seltsame Richtungen verschoben.
Bemerkenswert ist auch, dass gleichsam mit der Logik der Wille aussetzt (in dieser Kombination könnte man es als „Verstand“ bezeichnen, der verloren geht). Man lässt los, alles wird einem egal. Entweder ist also ein „Wille zur Logik“ vorhanden oder aber der menschliche Wille erst durch die Logik erzeugbar. Das würde bedeuten, dass die Logik mit dem Willen gesteigert und erlernbar wäre.
Einen Willen, also ein Bewusstsein zu haben, ist anstrengend. Man muss diesen Willen ständig verteidigen, verwirklichen oder anpassen. Daher kommt es in Träumen vor, dass der erlernte Wille (das Bewusstsein) gebrochen wird oder überhaupt nicht existiert und man erst im Wachzustand wieder merkt, dass man nicht danach gehandelt hat. Im Traum ändern sich Situationen plötzlich vollkommen und trotzdem glaubt man alles und zweifelt nichts an.
Ein Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit ist die Entschlossenheit etwas zu tun. Im richtigen Leben zögert man, weil es moralische und emotionale Filter gibt. Diese sind im Traum jedoch zu einem großen Teil ausgeschaltet. Im Traum offenbart sich, was man weiß und wovon man wirklich überzeugt ist. Die Traumstruktur zeigt die Grundlagen unseres Wissens über die Welt und wie sie aufgebaut ist, ohne dass wir darüber nachdenken und es bewusst wissen. Erst im Traum sehen wir, welche Prinzipien, die wir glauben unser Leben prägen zu lassen, wirklich sind. Erst dann zeigt unser Unterbewusstsein wie es diese verarbeitet und bewertet.
Bsp.: Ein gestandener Nichtraucher bricht im Traum mit seinem Prinzip und raucht.
Dies geschieht durch Ängste, Wünsche, Vorstellungen die sich unterbewusst zu einer erlebbaren Wahrheit aufspielen und wegen dem Aussetzen von Hemmungen und erlernter Moral durchführbar sind. Jedoch kann das Bewusstsein auch die Stärken zeigen, also das, was man noch im Stande zu leisten sein wird. Da gelingt dem schüchternen Menschen z.B. die schmetternde Rede vor tausenden Menschen. Das wiederum kann sein, weil er weiß, wie die Menschen reagieren und was sie hören wollen, da sein Unterbewusstsein selbst die Menschen in den imaginären Saal setzt.
Die Erlebniszeit in einem Traum erhöht sich nicht, sondern die Abfolge von Erlebnissen ist beschleunigt, da auch logische Zusammenhänge weggelassen werden, die für die Aufarbeitung des Unterbewusstseins nicht notwendig sind. Daher erlebt man unter Umständen innerhalb eines Traums viele verschiedene Szenarien und eventuell auch lange Zeiträume.
Tagträume, Vorstellungen, Visionen – Geistesabwesenheit:
Tag- und unrealistische Wunschträume entstehen aufgrund mangelnder Alternativen und Ablenkung. Der Traum ist jedoch nicht wie eine fantasiehafte Vorstellung, denn im Traum wird die wirkliche Welt in nur einer ihrer Möglichkeiten simuliert. In der freien Fantasie dagegen stehen alle Möglichkeiten unabhängig vom eigenen Charakter offen. Tagträume sind eine ideale Inspirationsquelle und geben der Kreativität einen Schub, auch wenn es um bewusstes Planen geht.
Es ist möglich mit offenen Augen zu träumen. Und sogar im Traum zu verarbeiten, was man dort sieht. Das heißt, dass schon Träume neue Erfahrungen bringen können, auch wenn man keine neuen Sinneseindrücke erlebt. Denn einerseits erkennt man durch nochmaliges Erleben einer Situation Details oder verhält sich aufgrund fehlender Anspannung z.B. anders und lernt dabei andere Verhaltensweisen als im realen Leben. Andererseits baut das Unterbewusstsein aus den bisherigen Erlebnissen neue Situationen auf, in denen man mitunter noch nie gewesen ist (z.B. begeht man einen Mord). Aber alle Gefühle und die Wahrnehmungsweisen sind im Schlaftraum anders.
Bsp.: Man wacht auf und hat auf einmal keine Angst mehr, obwohl man im gleichen Raum ist wie vorher im Alptraum. Da war zwar die gleiche panische Angst im Traum wie in der Realität, doch war etwas anders. Es war schleierhafter, ungewisser.
So ist es möglich und denkbar, dass man auch spricht und läuft. Fließende Übergänge zum Schlafwandeln sind gegeben.
Die bewusste, angestrengte und konzentrierte Vorstellung (und damit auch der Tagtraum) ist nicht so scharf und deutlich wie der unterbewusste Traum und unterscheidet sich darin vom Traum. Die Vorstellung ist verklärt und erzwungen, also mehr vom Bewusstsein und Willen gesteuert. Sie bezieht unterbewusst die gegenwärtigen Informationen mit ein. Der Traum dagegen erstellt ein komplettes und detailreiches Bild aus der reinen Erinnerung (die auch mit anderen Erinnerungen oder früheren Vorstellungen vermischt sein kann) und wirkt damit lebendig und aktuell. Wenn man die Traumwelt nicht durch Gedanken verändern kann (Klarträumen), wirkt der Traum dadurch sogar real. Die Vorstellung baut dagegen nur ein instabiles und höchst fokussiertes Bild um wenige Details auf, die jedoch nur schärfer, kontrastreicher und detailreicher sind, je konzentrierter man auf ein bestimmtes Objekt ist oder je mehr man unterbewusst in den Traum abgleitet. Es kommt dann zu Tagträumen.
Der Übergang zum Traum oder vom Traum zur Wirklichkeit sieht oft so verklärt aus, so schleierhaft (wie durch einen Schleier gesehen), weil das Gehirn nicht mehr zwischen Realität und Vorstellung unterscheidet (in der Wahrnehmung). Es nimmt beides als gleich real wahr. Sobald man erwacht, erkennt man dann jedoch den Unterschied. Genau das ist dann auch wichtig um sich vom Traum distanzieren zu können, vor allem, wenn die Inhalte unerfreulich waren. Geschieht das nicht, erlebt man eine Vermischung von Traum und Wirklichkeit, was einen starken Realitätsverlust verursachen und schließlich sogar die Handlungen irrational werden lassen kann. So können Visionen entstanden sein, die man für wahr hielt, weil man klar Dinge sah, die absolut real erschienen und die man vielleicht noch nie zuvor gesehen hat (Schlafwandler bzw. die eingebaute Vorstellungskraft) und die es trotzdem genauso gibt; was für manche das Phänomen schlechthin ist und einen Gottesbeweis darstellt, da Träume wahr werden, indem man die Realität nicht mehr von den Träumen unterscheiden kann.
Wenn die bewussten Inhalte im Verstand verarbeitet bzw. langweilig / gleichgültig genug geworden sind, tritt der unterbewusste Inhalt hervor, der vorher vom Bewussten verdrängt wurde und arbeitet sich als Traum auf, bis auch das verarbeitet ist. Tagträume entstehen und sind nicht immer von der Realität unterscheidbar, sondern vermischen sich mit der tatsächlich erlebten Erinnerung.
Traum oder Realität:
Problematisch wird es bei Träumen, wenn man sie wissenschaftlich untersuchen will, da sie nicht steuerbar sind. Nur zufällig können so durch Erzählungen der Träumenden Rekonstruktionen erfolgen und daher nur langsam Zusammenhänge gefunden werden.
Eine zentrale Frage unserer Wahrnehmung ist es, ob wir in der Realität leben, wenn wir bei Bewusstsein sind oder ob wir nur in einem weiteren Traumzustand leben. Das zeigt schon wie stark der Traum unserer als wirklich empfundenen Welt ähnelt und wie wenig wir es bemerken, dass wir träumen. Indem man allerdings auch mit der Zeit im Leben mehr und mehr begreift und versteht, löst sich der Schleier und viele Rätsel offenbaren sich uns, so dass tatsächlich der Anschein entsteht, wir hätten bis zur letzten Bewusstseinserweiterung (Aha-Effekt) nur geträumt. Andererseits haben wir auch Träume, also Vorstellungen, wie unser Leben sein könnte und erleben manche dieser Vorstellungen auch in der Realität. Ebenso erscheint es uns wie ein Traum, wenn Situationen abstrus und unvorhersehbar oder überraschend erlebt werden. Letztlich können wir jedoch nicht klären, was wirklich ist. Der Traum gehört zu unserem Leben, nicht zu einer Parallelwelt.
Der Unterschied von realer Welt und Traum ist, dass es in der realen Welt Beständigkeit gibt und man mit anderen vernetzt ist und kommuniziert. Ist das nicht mehr gegeben, beugt sich einem die Realität zur Unwirklichkeit. Ein Indiz für Nichtträumen kann daher sein, dass man versucht andere zu verstehen und wenn sie einen in ihrem Handeln überraschen oder man das ihre nicht vorhersehen kann, dann leben sie von einem unabhängig, haben also ein eigenes Bewusstsein, dass nicht mit dem eigenen verbunden ist, außer über Kommunikation. Diese muss man jedoch auch durch eine Verständnisebene aufbauen und kann daher andere nur verstehen, indem man anhand seiner eigenen Erfahrungen interpretiert, was der andere sagt.
Vielleicht kann man aus dem normalen Bewusstseinszustand aufwachen wie aus einem Traum, aber das heißt noch nicht, dass man deswegen „richtiger“ oder besser handelt. Man ist noch immer der selbe Mensch, nur eventuell mit höher dimensionalen Moralvorstellungen. Es kann lediglich helfen anders zu werden, weil man sich selbst und die Welt anders sieht.
Das Gehirn ist zu seltsamsten Erlebnissen fähig. So kann man (vornehmlich in Träumen, aber auch in der realen Welt, z.B. bei Geisteskrankheiten und daraus abgeleitet auch am gesunden Hirn) komplett reale Räume erleben, mit ganzen Szenen und komplexen Handlungen bis ins kleinste Detail mit Leben versehen. Und doch hat man es nie gesehen, obwohl es einem so bekannt vorkommt, kann man sich nicht erinnern; obwohl man so tief und bewusst drin steckte, weiß man nicht, warum man so gehandelt haben sollte, weil es dem bekannten Handlungsmuster nicht entspricht, so dass man glauben könnte, man wurde und wird durch ein Gedankenkonstrukt gelenkt, das nicht das eigene ist. Es ist das Geheimnisvolle am Menschen, das er nicht durchschaut, weil er sich glaubt zu kennen und erfährt wie anders er auch ist. Schon bei guten Bekannten vermutet man mancherlei Reaktionen gar nicht, weil man sie die ganze Zeit anders gekannt hat und weiß doch, dass man selbst mit jedem Menschen anders umgeht und daher auch nicht wissen kann, wie die Bekannten mit anderen Menschen umgehen. Die Menschen sind in ihren Handlungen mehr aufeinander eingestellt und angewiesen als sie sich je bewusst machen können.
Es muss ein Areal im Hirn geben, das die Funktion hat Sicherheit vorzugaukeln, Menschen, Situationen, Träume, Vorstellungen als bekannt und vertraut zu erachten, obwohl sie zuvor nie erlebt wurden. Dieses Hirnareal wird besonders gern bei Manipulationen anderer verwendet und bietet ihnen freien Zugriff auf den gesamten Menschen. Mag sein, dass mit dem Wunsch nach Sicherheit, Vertrauen und (allseitiger) Bekanntheit (sowohl allen Wissens über die Welt als auch aller Welt bekannt zu sein) eine Scheinwelt geschaffen wird. Der Mensch ist sich vor allem auch so sicher Traum und Wirklichkeit von einander unterscheiden zu können, weil er nach dem Traum zu erkennen glaubt, wie unsinnig der Traum und seine Handlungen darin doch waren. Doch er dachte in jenem Moment das richtige zu tun. Wie kann er sicher sein, dass er hier das richtige tut, wenn er doch auch nur glaubt und nur glauben kann, dass alles zusammen passt? Vielleicht erwacht er später auch einmal und denkt sich wie unsinnig das ganze Leben doch war. Vielleicht passiert das nach dem Tod, denn einen Traum träumt man, aber kehrt nicht wieder in ihn zurück (wenn es kein immer wiederkehrender Traum ist). Diese Welt wird jedoch - nicht wie die reale Welt - jede Nacht aufgrund der aktuellen Kenntnisse der realen Welt neu erschaffen und nur selten am nächsten Tag übernommen bzw. spielt im jeweiligen Geist noch eine Rolle. Sie stirbt mit dem Erwachen.
Schon der Hinduismus zeigt, dass die Menschen nur Erlösung finden können, wenn sie erkennen, dass sie eine gute Seite zeigen und anderen (uneigennützig) helfen müssen. Das Nirwana wäre auf Erden gesehen dann die perfekte Gesellschaft, in die alle eingehen können. Eine Möglichkeit dies jetzt schon zu erreichen ist der Traum bzw. die Gedanken. Im Schlaf und in der Vorstellung ist alles möglich, so auch die Loslösung von der irdischen Bindung (laut Hinduismus).
Träumer haben ein Paradies gefunden, in das sie immer wieder abgleiten. Real und geradlinig denkende Menschen haben dies nicht erkannt und denken, andere verträumen ihre Lebenszeit. Doch nichts verzaubert einen so wie ein Traum als Kind. Diese Träume allein werden so wahr und lebendig dauerhaft bleiben, da sie sich von der Wirklichkeit des Kindes noch kaum unterscheiden.
Jeder Mensch, der ein Bewusstsein hat, glaubt. Er glaubt daran, dass seine Welt so existiert, wie er sie sieht. Nur durch den Glauben und Vertrauen darin, dass es so ist, wie es ist, hat er Erfahrungen aufgebaut und sie darauf erweitert, woran er glaubt.
Mit der Geburt hat der Mensch ein Basiswissen - den Instinkt - und das ist die Voraussetzung zur Erlangung höheren Wissens. Derjenige mit viel Allgemeinwissen hat den Kreis des Wissens von Geburt an in jede Richtung etwa gleich erforscht. Wer gut in seinem Spezialgebiet ist, hat umso weniger allgemeines Wissen – bei gleicher Intelligenz zu einem anderen, der kein Spezialgebiet hat, vorausgesetzt.
Äußere Einflüsse und Erfahrung tragen wohl allein zur Willensbildung bei, wobei äußere Einflüsse direkt nach ihrer Aufnahme und Verarbeitung bereits zu den Erfahrungen gezählt werden können. Erfahrungen (und das Bewusstsein, es einzusetzen) sind einziger Garant für den persönlichen Willen; ohne Erfahrungen fällt der Wille entsprechend einfach oder ganz aus. Erfahrung ist damit wesentlicher Bestandteil unserer Persönlichkeit und prägt diese individuell. Niemand hat die selben Erfahrungen wie jemand anders, deshalb können wir niemanden absolut so verstehen, wie er es will oder das sehen und verstehen, was er sieht und versteht.
Erkennung und (spontane) Vergleiche sind Ausdruck unterbewusster Vorkenntnisse (erlernten Perspektiven der Beobachtung). Erst durch Erfahrung sind wir fähig Wissen anzuhäufen und zu nutzen. Sie ist die Essenz jeden Lerneffektes. Erfahrung liegt in der Auswahl von wichtigem Wissen und unwichtigem. Diese Priorität (die sich zwischen den Menschen unterscheidet) wird vom Unterbewusstsein festgelegt, aber durch die Umwelt bestimmt, die die Bedingungen für unser Bewusstsein stellt. Es nützt nichts maximale Weisheit erlangen zu wollen, indem man (künstlich) alle Nerven miteinander verlinken würde. So ginge die Priorität verloren, die manche Gedanken brauchen, selbst wenn sie subjektiv sind um Situationen einschätzen zu können. Das geht nur durch Erfahrung.
Die Wege vom Bewusstsein bzw. vom Denken hin zu jedem gespeicherten Wissensfetzen sind weit. Man nennt es „Erinnerung“. Viele Nerven müssen durchlaufen werden, bevor vom tatsächlich gewollten Wissen wieder eine direkte Verknüpfung zum täglichen Denkzentrum gezogen werden kann. Schneller geht es daher, sich dieses Wissen aus näher liegenden Fakten herzuleiten, wobei jedoch auch vermehrt Fehler auftreten können. Am sichersten ist daher die eingeübte Erfahrung, die nicht hergeleitet oder aufwendig erinnert werden muss.
Erfahrungsetappen:
Man kann etwas gelernt haben. Das heißt aber noch nicht, dass man es auch weiß. Wissen bedeutet Bewusstseinserweiterung und -lenkung. Je detaillierter, umso konzentrierter und desto intensiver und schneller ist die Handlung. Mit jeder neuen Erfahrung bauen wir unser Bewusstsein (also die Bewertung der Welt) neu auf, das um die Essenzen neu gemachter Erfahrungen (also die für jeden spezifische Art der Interpretation von Informationen) erweitert ist.
Es ist aber ein Unterschied, ob man etwas weiß, oder man es auch versteht. Danach unterscheidet sich, ob es einem bewusst ist (um es anwenden zu können) und man daran glaubt (um überzeugt zu sein und es mit noch höherer Leistung anzuwenden). Was man glaubt und wovon man überzeugt ist, muss einem jedoch nicht unbedingt bewusst sein. Es ist dann jedoch zu einem Teil der Persönlichkeit geworden.
„Unwissenheit ist ein Segen“ (Larry u. Andy Wachowski):
Man muss nicht immer wissen, warum etwas funktioniert. Vieles kann man besser, wenn man es erfahrungsgemäß ausführt, ohne störendes Hintergrundwissen zu kennen, das einen nur ablenkt und unnötig Risiken aufzeigt. Je mehr man weiß, umso mehr wird man von diesem Wissen abgelenkt. Zu jeder Kleinigkeit fällt einem etwas Neues ein und die Konzentration wendet sich vom Ursprung ab. Wer sich jedoch die meiste Zeit lang nur mit einem Thema befasste und spezialisiert hat, wird in diesem dann auch am weitesten vor anderen vorankommen.
Manches Bewusstsein bleibt besser ausgeschaltet. Denn es hindert nur und macht unnötige Angst, wo keine bestehen muss, z.B. im freien, ungezwungenen Umgang mit anderen Menschen. Gleichgültigkeit und die Kunst gewisse Reize einfach zu ignorieren sind sogar unumgänglich um Geduld und Kraft auch auszuschöpfen. Wenn man sich eine Sachlage bewusst macht, erkennt man zwar die Situation, grübelt dabei dann aber oft so sehr über mögliche Ziele, Erfolgswege, Scheiterungsgründe etc. nach, dass man es nicht schafft zu handeln.
Beispiele:
- Das Bewusstsein um die Unterschiede zwischen Kulturen kann dabei die Unterschiede gerade nur verstärken, was ohne das Wissen im Umgang miteinander eher abgebaut würde.
- Man kann tief sinken, darf das aber nicht selbst sehen, um schneller wieder aufzutauchen.
Schlimm ist eine Lage erst, wenn man sich ihrer bewusst wird.
Wissen und Erfahrung
Wissen ist eine Anhäufung von Informationen aufgrund von Erfahrung. Damit existiert eine Ordnung als Gegenteil der Entropie. Denken ist Entwicklung. Wissen ist der Nutzen daraus. Es hat die Funktion eines Werkzeugs. Wissen allein zu besitzen ist unnütz. Erst wenn man es braucht, hat man den Willen, es zu erlernen und zu benutzen.
Wissen ist eine veränderliche Lehrmeinung, die von der Mehrheit als Diskussionsgrundlage akzeptiert wird und somit Macht ausübt und daher das, was wir als wahrste Wahrheit erachten.
Wissen ist Glaube. Beides gibt Selbstvertrauen und Sicherheit. Je nachdem, worin beides besteht, sieht man die Welt anders. Man hat nie absolute Gewissheit über seine Einbildung von Fakten.
Bsp.: Aus einem Garten heraus sind Baumkronen etwas weiter über der Hecke zu sehen. Denkt man, es ist der Anfang eines Waldes, fühlt man sich dadurch der Natur näher.
Es gibt Erfahrung (Abschätzen) und es gibt Berechnung (Konfuzius’ „Nachahmung“ fällt unter Erfahrung). Erfahrung ist dabei die Anpassung an die gegenwärtige Welt. Für den Menschen und wenige andere Tiere ist Wissen ein Bewusstheitszustand. Ein Bewusstsein wird erst ausgebildet, wenn man einen gewissen Erfahrungsstand hat. Erfahrung und Wissen unterscheiden sich darin, dass Erfahrung meinungsbildend ist und Wissen vor allem Argumente liefert.
Wissen bedeutet im Allgemeinen Bewusstsein über eine Sache bzw. Zusammenhänge. Fakten und Worte dazu sind lediglich symbolhafte Ausdrücke. Da es anscheinend unüberschaubar viele Zusammenhänge gibt, schließt sich jeder Antwort eine neue Frage an und es entsteht der Eindruck unendlicher Tiefe aller Dinge.
Wesen können auch wissen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie können angelegtes Wissen haben (Instinkt) und dieses sogar lehren (indem sie es vormachen). Wissen kann so auch beim Menschen bestehen, wenn es einem nicht bewusst ist. Dies ist auch im Allgemeinen die Voraussetzung dafür, dass man darauf bewusstes Wissen überhaupt erst aufbauen kann. Wissen beim Menschen ist Aneignung von Fakten der Natur durch Beobachtung. Doch die Verknüpfungen dazwischen, die Schlussfolgerungen und das Vorausplanen sind von Menschen gemachte Modelle und damit Intelligenz – aber auch inperfekt und anfällig. Erst aber über Kommunikation und sich in den anderen hinein zu versetzen und dadurch Fehler zu erkennen, entsteht ein wirkliches Bewusstsein.
Was man gelehrt bekommt oder beobachtet, haftet zunächst nur befristet im Gedächtnis (Kurzzeitgedächtnis). Aber in dem Moment hat man ein spezifisches, klar abgegrenztes, auf Faktenwissen beruhendes Bewusstsein für die Sache. Um es dauerhaft seiner Denkweise hinzuzufügen, muss man es verinnerlichen. Das kann je nach Schwierigkeit, vorheriger Denkweise und Stressbelastung bzw. weiteren zu erlangenden Bewusstseinszuständen mehr oder weniger lange dauern. Bloßes Wissen über die Sache kann in verschiedensten Denkkategorien abgespeichert werden. Aber ein Bewusstsein darüber aufzubauen bedeutet das Wissen auch anwenden zu können.
Bsp.: „Haie fressen Robben.“ Das ist bekannt, aber nicht weiter interessant. Schwimmt man aber an entsprechenden Stellen auf der Welt im Meer und sieht einen Hai, denkt man meist nicht gleich daran, dass man ja von unten ebenfalls wie eine Robbe für den Hai aussehen könnte und er einen deshalb angreift, obwohl er Menschen sonst nicht angreifen würde.
Es reicht nicht aus etwas zu wissen, um es zu können. Man muss es auch begreifen, um es zu akzeptieren und auch wirklich anzuwenden. So gibt es oft verschiedene Möglichkeiten, die man (über ein Verfahren, Sachverhalt, etc.) kennt, aber nur eine wird eintreten. Später wird man die eingetretene Möglichkeit gekannt haben, aber hat vergessen, dass es noch mehrere daneben gab, die genauso einleuchtend erschienen und die nun ihrerseits tatsächliche Möglichkeiten verdrängt hätten, wenn sie eingetreten wären. Man hat das Vorgehen gekannt, aber nicht begriffen um zu wissen, welche Möglichkeit eintreten wird.
Abb. 8 (III.) – Erfahrungs-/ Wissenshorizont
Das Wissen eines Einzelnen ist nicht gleichmäßig (Abb. 8 (III.)). Es entsteht aus allem, wovon er bis zum gegenwärtigen Moment gehört hat. Solche Wissenszacken werden immer schmaler und immer weniger sieht man von ihren Spitzen zurück. Irgendwo vereinen sie sich wieder in den unendlichen Zusammenhängen der Welt. Für uns ist das aber so schwer vorzustellen wie die Krümmung der Raumzeit, denn wir werden es auch nie erleben. Viele Menschen erreichen nur etwas kleines Großes. Doch wer von allem gekostet hat, von allem weiß, ist heute ohne Nutzen und wohl ewig auf der Suche nach seinem Sinn. Früher waren es „Universalgelehrte“ - heute „Suchende“ oder man hält sie für Menschen, die ihrem Schicksal nicht ins Auge sehen wollen; manche hält man sogar für welche, die sich dem Willen ihres Gottes nicht beugen wollen oder gar in ihm kein höheres Wesen sehen. Wer alles genau ein bisschen kennt und dabei ein wenig mehr als die meisten darüber weiß, ist bereit alles miteinander abzuschätzen, soweit es einem Menschen möglich ist. Aber er wird nicht unbedingt dadurch in der modernen Welt erfolgreich sein. Denn diese braucht zunehmend mehr Spezialisten als Universalgelehrte.
Perfektion des Wissens bedeutet nicht möglichst alles zu wissen (denn das behindert nur den besten Weg durch zu viele (scheinbare) Möglichkeiten), sondern genau das zu wissen, was man gerade braucht: also spezialisiert zu sein, aber nicht blind gegenüber den direkten Nachbargebieten.
Der Mensch kann mehr lernen als er denkt, dadurch, dass er schichtweise lernt und neues Wissen vorrangig an bereits sicher bzw. fest sitzendem Wissen anknüpft (Abb. 9 (III.)). Ab einer gewissen Tiefe bzw. Detailgenauigkeit eines Themas jedoch verfestigen sich durch die Fülle die Fundamente und eindeutige Erklärungen dazu können nicht mehr fehlerfrei und detailliert gegeben werden, wenn eine gewisse Zeit und Wissensmenge darauf lastet, ohne dass es ständig gebraucht wird.
Abb. 9 (III.) – Wissenshorizont
Die Frage ist, über welche Zeitspanne ein Mensch sein Wissen durchschnittlich derart detailliert behält. Zusätzlich ist es für eine einzige Person schwer, die gedanklichen Themen zu wechseln, wenn sich ihre Spitzen nicht sehr nahe kommen, da - um eine sinnvolle Wissensstruktur aufzubauen - die Faktengebiete nach dem Zeitpunkt des Erlernens im Hirn den entsprechenden Gebieten von Wissen zugeordnet werden und ein Mensch so kaum jemals den gesamten, in sich geschlossenen Zusammenhang aller Dinge erkennt. Das ist allein durch sein Bewusstsein begrenzt, so dass stets nur in einer Region (oder allgemein überblickend bzw. detailgenau) Zusammenhänge erfasst werden können und der Mensch daher erst zu einer gemeinsamen Basis zweier Themen zurückkehren muss, ehe er es wieder beschreiben kann.
Wissen nützt nichts, wenn es keine Umgebung gibt, in der es angewendet werden kann. Es nützt auch nichts, wenn es nicht angewendet wird. Und es ist nutzlos, wenn es nicht verstanden wird. Man muss (Wissen) studieren, um so viel wie möglich Wissen verwalten, vergleichen und verwenden zu können. Aber man darf den Verstand dabei nicht vernachlässigen und muss ihn immer das Wissen überprüfen lassen. Das ist normalerweise der Zweifel gegenüber dem bloßen Glauben.
Wenn Menschen am wenigsten wissen, haben sie selbst keine Probleme, denn in diesem Zustand sind sie tot. Sobald sie etwas wissen, streben sie nach mehr Wissen (denn jeder will etwas wissen und wenn es bloß der eigene Sinn im Leben ist) und schaffen sich umso mehr Probleme, denn der Streit untereinander darum, welches Wissen nun das Richtige ist, entbrennt umso heftiger, wenn aus umso mehr geschöpft werden kann. Nun hat Wissen jedoch selten wirklich mit Intelligenz zu tun. Durch beide Eigenschaften des Faktenwissens und der Intelligenz, kann man zur jeweils anderen finden und doch sind sie voneinander getrennt. So können nämlich auch tote Dinge Wissen in sich speichern, obwohl sie nicht im mindesten Verstand besitzen und der intelligenteste Kopf wird trotzdem sterben.
Manche steigen an anderen („höheren“) Stellen in Wissensgebiete ein als andere. Das heißt aber nicht, dass sie auch mehr wissen. Im sich verjüngenden Strahl des Wissens (Abb. 10 (III.)) arbeiten sie nur an einer anderen Stelle. Erst wenn sie eine höhere Intelligenz besitzen und dadurch ihr Wissen schneller mehren können als andere, wissen sie bald auch mehr.
Je mehr Wissen man über etwas hat, umso einfacher werden die Schlüsse (aber auch umso schwieriger wird es, sich zwischen den vielen möglichen Schlüssen zu entscheiden), bis sich alles Wissen in absolutes Verständnis umwandelt und kein Problem, also daher auch „nichts“ mehr darstellt und nicht mehr besteht. Je mehr man weiß, umso mehr Wissen kann man an dieses bereits vorhandene Wissen anlagern, aber umso mehr zweifelt man auch an anderen Darstellungen und Perspektiven oder sogar an Darstellungen, die einem als falsch erscheinen. Auch Details dieser Darstellung, die richtig sind, nimmt man dann weniger an. Überprüfung und Bewertung setzt ein, man beginnt aktiv zu denken und sein Wissen anzuwenden und abzugleichen. Durch diesen Zweifel wird Wissenszuwachs wieder eingeschränkt und sogar bestehendes Wissen aufgeweicht, aber auch Interesse geweckt um den Widerspruch zu lösen.
Alles, was wir nicht verstehen, füllen wir mit unterbewussten Annahmen aus. Das ist der Grund, weshalb Religion ein sekundäres Gedankenprodukt ist und aus den Beobachtungen der Natur entsteht und nicht umgekehrt. Irgendwann werden diese Annahmen vielleicht von neuem Wissen bewusst verdrängt, was dann als Erkenntnis gewertet wird.
Sobald sich ein Mensch nun der 100-%-Marke des Wissens nähert, umso verzweifelter wird er darüber sein, was dort um ihn herum vor sich geht, wie die Säure, die sich am aggressivsten verhält, wenn sie 99,9 %ig ist. Sobald beide absolut werden würden, befänden sie sich im totalen Ruhezustand und der Mensch wäre nicht mehr fähig, nur das Geringste zu begreifen. Denn man denkt dann nicht mehr nach. Die Säure greift nicht an, weil sie keine Ionen mehr benötigt und der Mensch hört auf zu denken, weil er weiß, dass alles seinen Gang gehen wird, auch ohne dass er darum weiß.
Jeder hat eine Grenze, ab der er versagt. Selbst, wer glaubt, dass ihm alles gelänge, kommt bei genügend großer Herausforderung an diesen Punkt, weil er es nicht mehr überblicken kann und sich die Fehler häufen. Könnte einer alles, was er wollte, würde es ihm nicht mehr einfallen, nützen, Spaß und Sinn bereiten. Wissen ist ein Bonus menschlichen Seins. Wenn beim Menschen nur das funktionieren würde, von dem man weiß, wie es funktioniert, würde es keine Menschen geben.
Man sollte meinen, je mehr man weiß und kann, umso freier wird man. Doch je mehr man erfährt, umso mehr sieht man, was man alles wissen und können muss. Alles zu wissen wäre außerdem ein Fluch, weil es für einen moralisch geprägten Menschen mehr Leid als Glück auf der Welt gibt. Es existiert so viel Leid, dass man es mit seinem Wissen gar nicht allein bekämpfen kann.
Doch man kann nicht alles wissen. Dafür…
- …gibt es zu viele Fakten und Beziehungen
- …lebt man zu kurz (hat zu wenig Zeit)
- …hat man ein zu geringes Auffassungsvermögen
Man kann sich selbst nicht einmal allem eigenen Wissen gleichzeitig bewusst werden, sondern nur eine begrenzte Menge temporären Wissens im Bewusstsein bzw. Gedächtnis haben. Alles andere (vorher gelernte und nun gerade Unwichtige) kann vom Speicher nicht abgerufen werden, weshalb Erinnerungen verblassen und ehemals beherrschtes Wissen vergessen wird. Pro Moment hat man nur endlich viele Wissensfetzen zur Verfügung. Der anderen muss man sich erst erinnern und verdrängt damit schon den letzten Fetzen.
Genauso verhält es sich mit langfristigem Wissen. Man hat einen begrenzten Arbeitsspeicher im Kopf. Zwar kann man alles mögliche Speichern, aber nicht oft genug üben um alles dauerhaft zu behalten. Denn in der Zeit, die man benötigt um etwas Neues zu lernen oder etwas Altes zu trainieren, wird altes Wissen schon wieder verlernt. Je mehr man weiß, umso mehr findet dieser Prozess mit allem, was man weiß statt.
Bsp.: Sprachen und Worte, die man nicht oft benutzt, verlernt man
ABER: Es können Pfade angelegt werden, wonach man relativ zügig wieder zu altem Wissen zurückkehren kann, ohne das Gedächtnis zu belasten. Auf diese Weise kann nicht nur mehr Wissen gespeichert und behalten, sondern auch schnell wieder abgerufen werden.
Selbst so simple Dinge wie die Uhrzeit werden zum Problem, wenn man z.B. geschlafen hat (und gerade aufgewacht ist) oder im Hinblick auf die Physik, in der die Zeit in verschiedenen Räumen und unter verschiedenen Bedingungen (z.B. Geschwindigkeiten) unterschiedlich ablaufen kann.
Gewissheit ist das Gewicht auf der Waagschale zum „Ja“ oder „Nein“. Alle nötigen Informationen liegen schon vor. Man muss nur noch wissen, welche wahr sind und welchen man glauben kann. Denn unser Bewusstsein und damit unser Wissen von der Welt entsteht durch das ständige Gegensteuern, das wir und unsere Umwelt (z.B. die Gesellschaft) anwenden müssen, um aus unseren Fehleinschätzungen zu lernen. Dabei können wir aber nie auslernen, da sich neue Situationen als so komplex erweisen, dass wir immer wieder Fehler machen werden und immer wieder gegensteuern müssen und uns selbst daher nie völlig vertrauen können, selbst wenn wir mit einem Großteil unserer Einschätzung recht hatten.
Mit der Existenz eines Bewusstseins weiß man sogar alles, was man wissen muss. Alles Wissen, was andere haben und man selbst nicht weiß, ist nur eine Spezifizierung und Konzentration des Bewusstseins auf einen bestimmten Themenbereich oder Sachverhalt. Das heißt, kein noch so gebildeter oder intelligenter Mensch kann einem anderen höher gestellt werden, der nachweisbar ein eigenes Selbstbewusstsein hat.
Wenn man weiß, was passiert, wird das Leben langweilig, außer, man hat Spaß an der Schauspielerei. Doch Spaß stellt sich meist nur ein, wenn man ein Publikum hat oder sich selbst gerne beobachtet.
Genauso kann man nicht alles können. Es wäre ebenso langweilig. Man kann von allem ein wenig können, aber dann ist man nie richtig gut und alle sind (irgendworin) weit besser als man selbst – woran man zugrunde geht, wenn man denkt, immer der Beste sein zu müssen, nie versagen zu dürfen und die Kontrolle zu behalten (weshalb man ursprünglich alles können will). Froh kann der sein, der einige wenige Sachen gut und fast perfekt kann und weiter voranschreitet, anderes aber anderen überlässt und von allem anderen ein wenig versteht. Denn die Phase des Lernens, des Verbesserns ist die schönste und da wir nie Perfektion erreichen, machen wir immer Fortschritte.
Weisheit:
Erst, wer Wissen und Erkenntnis sammelt, um sie anzuwenden, kann als weise gelten. Es kommt aber immer darauf an, zu was man eine Erkenntnis in Bezug setzt, um als weise zu gelten. Weisheit heißt die Fähigkeit, Wissen intelligent (bzw. erfolgsorientiert und erfolgssicher) einzusetzen. Es ist eine Einschätzung der Öffentlichkeit, die sich auf die jeweiligen Werte, Moralvorstellungen und kulturell als erstrebenswert geltende Ziele ausrichtet. Gleichzeitig bedeutet Weisheit im besten Falle aber auch die Fähigkeit ein Problem aus genügend Blickwinkeln zu betrachten und die richtige Perspektive oder eine angemessene Kombination der verschiedenen Sichtweisen miteinander zu kombinieren.
Bsp.: Das Gefühl ungerechtfertigt Wissen weiter zu geben resultiert aus erst kürzlich erworbenem Wissen. Zum einen ist das noch unreflektiert und zum anderen ist es erst dann sicheres Wissen, wenn man sich nach einiger Zeit noch immer daran erinnern kann.
Weisheit ist die Klugheit im Alter durch Erfahrung. Erst, wer selbst denkt und viele Fehler im Leben gemacht hat, wird weise sein. Ein anderer arbeitet nur stur nach Plan und versucht nichts Außergewöhnliches oder denkt auch nicht mit bzw. versteht seine Fehler zu vertuschen. Der Weise verbirgt allerdings auch seine Meinung, denn er kann nicht sicher sein, dass es auch stimmt. Weisheit ist so auch Besonnenheit. Situationen erst abzuschätzen und zu überlegen, dann aber ruhig, entschlossen, argumentativ überzeugend und sicher darzulegen gehören ebenso dazu.
Funktion des Bewusstseins
Weshalb existiert überhaupt Bewusstsein?
Durch Bewusstsein begreifen wir erst, was wir sind und bleiben damit nicht nur eine hohe Entwicklungsstufe ehemals zufälliger, organischer Moleküle. Außerdem können wir begreifen ohne nur auswendig zu lernen. Das Bewusstsein ist die Bestätigung für uns, dass wir leben. Es beobachtet (z.B. das Unterbewusstsein beim Arbeiten).
Bewusstsein ist außerdem notwendig um Richtigkeit und Stimmigkeit zu erkennen. Das Unterbewusstsein nähme sonst alles auf, wie es die Informationen bekommt, obschon es sie bereits filterte. Das Unterbewusstsein interpretiert Informationen der Sinne stets gleich (auch emotional) nach den vorliegenden Erfahrungen.
Das Bewusstsein wendet das Faktenwissen durch Konzentrationsfähigkeit auf die neue Situation an bzw. schafft die Konzentration und damit die Voraussetzung für den vor allem unterbewussten Abgleich mit bereits gemachten Erfahrungen. Erinnerung kann dadurch gespeichert und Wissen gezielt angewendet bzw. mit der jeweiligen Situation abgewogen und bewertet werden. Denn das Bewusstsein kann sich schnell einstellen, z.B. auf Fehler oder veränderte Moralvorstellungen und damit auch die tatsächlichen Überzeugungen vor anderen verbergen, also auch lügen. Bei alkoholischen Rauschphasen übernimmt das Unterbewusstsein das Lenken, weshalb man sich oft nicht mehr erinnern kann. Das Bewusstsein ist ausgeschaltet. Der Wahrheitsgrad des Gesagten steigt daher. Denn das Unterbewusstsein kann nicht lügen. Das ist eine Fähigkeit, die sich erst mit der Entwicklung des Bewusstseins ergab und damit mit der Planungsfähigkeit und der Einfühlung in andere. Das Lügen ist deswegen auch eine Maßgabe für Bewusstseinszustände von Tieren.
Das Bewusstsein erzeugt neue Eindrücke bzw. kombiniert mit Hilfe des Unterbewusstseins alte, verschiedene Eindrücke zu neuen Schlüssen. Es ist eine Insel, an die Bruchstücke angespült werden, die nicht im Meer der automatischen Verarbeitung verwertet werden konnten. Das Bewusstsein ist somit eine höchst effiziente Methode um neuartige, unbekannte Eindrücke zu beurteilen und uneindeutige Entscheidungen auf die besten Möglichkeiten miteinander zu vergleichen. Außerdem ist die bewusste Erfahrung die beste Art zu lernen und relevante Details im Gedächtnis zu behalten bzw. sich bestimmte Details einer bereits erlebten Situation wieder abzurufen.
Da sich Bewusstsein automatisch einstellt und von uns nur bedingt erzwungen werden kann, ist es eine Funktion des Geistes und durch das Unterbewusstsein gesteuert. Unterbewusstsein braucht das Bewusstsein weil dieses 1.) auf bestimmte Reize achtet (mit Hilfe der Konzentration) und 2.) schneller und besser an die Umgebung anpassungsfähig ist.
Bewusstsein verbraucht jedoch zu viel Energie gegenüber Unterbewusstsein, deshalb nutzt man nur selten hoch konzentriert. Während der Konzentration darauf etwas bewusst zu tun (z.B. Lernen) gelingt es umso schlechter, da die Mehrheit der Energie dafür aufgebraucht wird, sich darauf zu konzentrieren, nicht es effektiv zu lernen. Daher ist selbst Lernen unterbewusst gesteuert. Aufmerksamkeit allerdings (z.B. in der Schule) ist mit Interesse verbunden und Interesse ist eine knappe Ressource, da sie wiederum Konzentration verlangt. Es kann nur kurzzeitig bewusst erzwungen werden, falls kein Grundinteresse vorliegt und verlangt nach einem ständigen Stimulus durch den Lehrer, Referenten, Unterhalter, usw. bzw. hängt von dessen pädagogischer Leistung und dem Sprechstil ab.
Bewusstsein ist für Sinnesaufnahme und Kontrolle der Ausführungen von eigenen Taten (also rückkoppelnd auch wieder für die Sinnesaufnahme) zuständig. Dies passiert aufgrund schärferer Fixierung: Konzentration. Diese „besseren“ Informationseingänge werden jedoch auch nur im Unterbewusstsein verarbeitet (abgeglichen und bewertet). Dadurch entsteht ein Evolutionsvorteil, was dazu geführt haben wird, dass sich Bewusstsein überhaupt entwickeln konnte.
Abb. 11 (III.) – Bewusstseinshorizont (rote Linien: Input)
Über die Sinne nimmt man Reize auf und erbaut sich seine eigene Welt über das Bewusstsein (Abb. 11 (III.)), die einem wiederum von innen ins Bewusstsein dringt (Abb. 11 (III.): rote Halbdreiecke). Damit vergleicht man sie mit den Erfahrungen von außen. Wissen sammelt sich in Bereichen an, mit denen man über Beruf-, Alltags- und Erfahrung aus Freizeitvergnügungen zu tun hat. Dieses angesammelte Wissen schafft Verbindungen zwischen dem Wissen, was uns als Erkenntnisse wiederum bewusst wird. Viele Eindrücke versanden jedoch schon in den unterbewussten Filtern, bevor sie uns überhaupt bewusst werden.
Unser Horizont weitet sich besonders zu Lebensbeginn enorm, da sich in dieser Phase überhaupt erst ein Bewusstsein ausbildet. Mit nachfolgender Lebenszeit werden vor allem aber die Lücken im Wissen gefüllt bzw. bereits bestehendes Wissen wird überschrieben und wieder vergessen (verliert also seinen Zusammenhang zum restlichen Wissen und die Verbindung zum Bewusstsein). Das Problem ist, dass man ein Bewusstsein nie komplett erreichen kann und es sich immer wieder verändert. Das Bewusstsein ist wie eine Wolke im Wind: es wird nie wieder die gleiche Form und Zusammensetzung haben und nie wieder an genau der gleichen Stelle und in die gleiche Richtung oder mit der gleichen Geschwindigkeit vorüber ziehen. Denn durch die Benutzung des Gehirns verändert man es.
Alles (auch jeder Wissensfetzen) dient der Bewusstseinserweiterung (= Lernen). Diese Bewusstseinserweiterung hingegen ist reiner Zufall für uns und unser Verständnis, da wir die Hintergründe nicht vollständig ergründen können und sie oft auch nicht ändern könnten. Deshalb ist es eine Zeit- und Kapazitätsverschwendung zu viel darüber nachzudenken. Selbstgestellte oder fremde Fragen erweitern das Bewusstsein dagegen stark und sind damit schon selbst Teil der Antwort, weil sie auf spezielle Details hinweisen, die man sonst nicht untersucht hätte.
Bewusstseinserweiterung kann überhaupt erst durch Verknüpfung von neuem mit altem Wissen funktionieren, sowie durch Zweifel: erst, wenn etwas bewusst erkannt wird, kann es unterbewusste Änderungen bzw. Änderungen im Unterbewusstsein geben.
Bewusstsein ist ein Zwischenzustand aus eingehenden Reizen und deren Verarbeitung. Aber nur durch diesen Zwischenzustand können auch andere „Probleme“ geistigen Gegenstands behandelt werden. Man braucht also ständige Anregungen der Sinne um einem Problem nachgehen zu können. Dabei muss die Anregung nicht einmal spezifisch zur gestellten Aufgabe (Problem) sein, sondern nur das Bewusstsein (und das damit verbundene Unterbewusstsein) erhalten, also den Zustand aufmerksamer, konzentrierter und bewusster Denkweise.
Wille
Der Wille ist die Ursprungskraft des Lebens (für Goethes Faust wäre er das, was die belebte Welt im Innersten zusammenhält bzw. die größte, biologische Kraft auf Erden, die aller Anfang war und ohne die alles sterben würde bzw. gar nicht erst lebte). Er bezeichnet die angestrebte Verschiebung des Gleichgewichts in eine bestimme Richtung, die uns oft von anderen abhebt oder nur uns selbst an die Stelle des Erreichens stellt. (Im Fall von Gemeinschaftswillen zählt die Gemeinschaft als Individuum.)
Alles, was lebt, hat auch einen Willen, weil es ein Ziel hat und dem zustrebt. Meist ist es „nur“ der Wille zu Überleben und der Wille seine Art zu erhalten (sich fortzupflanzen, andere zu schützen, etc.).
Sobald ein Wesen ein Bewusstsein ausbildet, wirkt es individuell und nur noch bedingt abhängig von der Evolution, aber noch nach ihren Gesetzen. Es ist die Abgrenzung von unbedingter Aufopferung (z.B. bei Zellen und Einzellern in Verbänden) hin zu einem eigenen, egoistischen Willen. Bewusster Wille und Trieb trennen sich an der Stelle, wo der Überblick über eigene Entscheidungen hinzukommt, wie auch das Bewusstsein über die Gesetze der Welt, in der das Wesen lebt (einschließlich das Bewusstsein über seine Existenz, also dem Selbstbewusstsein). Dann könnte man zum Teil von einem „freien Willen“ sprechen, weil das Wesen für sich die Vor- und Nachteile abwägt, überhaupt die Wahl zwischen Möglichkeiten hat und seine Situation mit dem Selbstbewusstsein bedenkt. Ob ihm die Möglichkeiten nur vorgegaukelt werden, es dazu gezwungen oder ihm eingeredet wird, dass nur die eine Möglichkeit sinnvoll wäre, ist Überredungskunst und in bestimmten Fällen der Gesetzeslage Nötigung oder Betrug. Aber die Entscheidung selbst, wie auch die Wahl, liegt bei ihm, wenn auch wahrscheinlich absolut determiniert.
Es gibt zwei Faktoren, die den Menschen absolut beeinflussen: die Genetik und die Umwelt. Beides beeinflusst die Erfahrung und die Umstände und damit auch den Willen, der daraus hervorgeht. Das heißt, der Mensch kann nie mehr sein als das Produkt beider bzw. der Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Da sich seine Motive aus der Kombination der beiden Faktoren ergeben, hat der Mensch letztlich auch unabhängig von der atomaren Ebene keinen freien Willen. Er trägt in diesem Sinn auch keine unabhängige Schuld, da alles, was er tut, aus der Vergangenheit seiner Umwelt (also auch seiner Gene) resultiert und auf die Gesetze der Biologie und letztlich auf die Natur zurückgeführt werden kann. Jedoch kann er zwischen den Möglichkeiten wählen, die ihm bleiben und eine Schuld abwenden, solange er sie selbst erkennt und über genügend Erfahrung und Konzentrationsvermögen bzw. Motivation dazu verfügt. In welche Richtung er wählt, wenn er genug Zeit hat abzuwägen, entscheidet vor allem die Umwelt. Im Affekt entscheiden es Veranlagungen und trainierte Verhaltensweisen. Somit ist auch die bewusste Entscheidung nicht selbst bestimmt, sondern begrenzt von den Erfahrungen und Möglichkeiten des Gehirns bzw. der Intelligenz.
Beispielhaft dafür, dass es keinen freien Willen geben kann, sind psychische Erkrankungen, z.B. Depressionen. Denn dabei ist die Persönlichkeit verändert oder wir nicht länger Herr unserer Sinne und Taten. Doch wer weiß, ob das normale Sein nicht auch schon eine Krankheit ist, die nur zur Norm bagatellisiert wurde? Damit müssen wir davon ausgehen, dass alles Denken und damit der Wille nur auf chemischen Vorgängen beruht.
Aus den bewusst gewordenen Entscheidungen und denen, die uns das Unterbewusstsein als selbstverständliche Annahme und damit als Fundament vorgibt, ergibt sich unser Wille. Allerdings orientiert sich diese Entwicklung von Erfahrung immer auch an den genetischen Veranlagungen des Charakters. Der Wille ist eine Zusammenfassung unserer Entscheidungen. Wir handeln unterbewusst nach dieser Zusammenfassung, verteidigen unseren Willen aber bewusst, wenn er angegriffen oder untergraben werden soll (vorausgesetzt wir bemerken das auch). Meist wird er uns gerade durch diese Verteidigung erst vor Augen geführt und bewusst, was dazu führt, dass wir uns anderen Menschen oder unserer Umwelt gegenüber stärker abgrenzen und unsere Welt klarer sehen, gleichzeitig aber auch abgetrennter von unserer Umwelt. Mit zunehmendem Bewusstsein für die Welt ziehen wir uns also in unser eigenes Modell von ihr zurück – in unsere eigene Welt. Bewusstsein polarisiert auch am deutlichsten (z.B. zwischen „Ich“ und „Umwelt“). Mit diesem höheren Selbstbewusstsein perfektioniert man sein Modell und entrückt der Umwelt umso mehr. Ebenso, wie sich jemand von seiner Umwelt zurückzieht, der in ihr nicht zurecht kommt oder sie nicht akzeptiert. Bewusstsein ist umso stärker, je eindeutiger die Pole und die eigene Position dazwischen bekannt sind. Das funktioniert mit weniger Polen natürlich umso besser, da das Wissen und die Arbeitsleistung zur Positionsbestimmung andernfalls steigen müssen.
Des Weiteren ist der bewusste Wille abhängig vom Zustand des Bewusstseins. Bei Müdigkeit wird der Wille unterdrückt, der Mensch triebgesteuert und sogar irgendwann willenlos. Der Wille steht also dem Trieb entgegen. Die Logik des Willens ist eine andere als die des Triebs. Verhalten um den Trieb zu stillen / befriedigen folgt nicht der Vernunft des Willens bzw. des Verstandes. Der Wille baut jedoch auf den Bedürfnissen der Triebe auf. Er kann außerdem nur von einem Gehirn hervorgebracht werden, das Erfahrungen in Verbindungen zueinander setzen und damit Schlüsse und Vorausplanungen treffen kann. Das ist dann Bewusstsein. Alles jenseits davon (in Richtung Trieb) gehört zum Unterbewusstsein. Jedoch kann auch das Unterbewusstsein mit der Zeit den Willen „lernen“; durch Gewöhnung führen auch die Nervenbahnen des unterbewussten Denkens über bewusst angelegte Bahnen. Der Wille wird zu einem Teil der Persönlichkeit. Aus Selbstbewusstsein und einem Willen resultiert unbedingt Egoismus. Dieser wird umso höher, je stärker der Wille oder das Selbstbewusstsein ist. Mit dem Bewusstsein und der Persönlichkeit entsteht ein erweiterter Egoismus, der aus dem einfachen, triebgesteuerten Egoismus (z.B. des Kindes) hervorgeht.
Wenn man Informationsinput bekommt oder eine Aufgabe lösen soll, reagiert schon das Unterbewusstsein und sucht nach passenden Erinnerungen. Nun können wir aber bestimmen, ob wir diese Aufgabe konzentriert bearbeiten wollen bzw. die Informationen bewusst aufnehmen (also bewerten wollen) oder nicht. Wenn wir keine Lust haben, lassen wir die Information unbewertet an uns vorbeirauschen oder für später ins Unterbewusstsein ablegen. Erinnern wir uns aber eines Zieles, das mit diesem Input oder einem bestimmten Teil der Information aktiviert wird, steigt die Motivation und wir sind gewillt die Information zu verarbeiten. Unser Bewusstsein steigt also durch vorangegangene Zielstellungen und unser Wille ist immer noch allein durch diese Zielstellung und die Aktivierung durch einen Informationsinput abhängig. Je stärker die Zielstellung geprägt wurde, umso aktiver und bewusster verarbeiten wir die Information. Kennen wir die Information allerdings bereits und haben sie vielleicht schon oft bewertet, sinkt das Bewusstsein, da sich die Zielstellung auf neue Informationen zum Thema erweitert hat. Das passiert auch, wenn die Information nur ähnlich zu bereits bekannten scheint, es aber nicht ist oder anders herum, wenn sie neu und interessant scheint, aber eigentlich den gleichen Inhalt hat. Dann werden wir auf der Bewusstseinsebene getäuscht, was z.B. die Werbung ausnutzt um uns Dinge interessant erscheinen zu lassen.
Bewusstsein ist also umso umfassender und potentiell fähiger Probleme zu lösen, je mehr Ziele und Interessen der Mensch hat. Aber damit wird das Bewusstsein auch umso unkonzentrierter und der Mensch entscheidungsmüder als mit wenigen Interessen und Zielen. Der Erfolg und die Intelligenz liegen dagegen nicht in der Zahl der Ziele, sondern in der Motivation und dem Ehrgeiz sie zu erreichen, also in der Stärke des Willens.
„Freier Wille“ allein ist schon in sich widersprüchlich. Der Wille ist bereits eine Festlegung aufgrund bestimmter Umstände. „Frei“ wäre so etwas nur, wenn es ohne jeden Sinn entschieden würde. Doch Schicksal ist etwas anderes. Man kann daran glauben und alles hinnehmen oder sein Schicksal selbst bestimmen wollen. Das ist eine Frage der Programmierung.
Wir laufen aber dennoch wie Maschinen und sind auch biologische Geräte. Freier Wille existiert nicht. Denn auch in uns laufen immer nur Programme ab. Selbst das Bewusstsein ist nur ein Programm, auch wenn es noch so kompliziert und undurchsichtig funktionieren mag. Aber wie soll ein unabhängiger, freier Wille zustande kommen? Aus dem Nichts kann er nicht entstehen und ist daher immer abhängig. Er kann nur nach Programmen ablaufen. Der Wille ist zwar die Voraussetzung für das biologische Leben, aber keine scharfe Grenze der Biologie zur unbelebten Natur, denn auch den Naturgesetzen könnte man einen Willen unterstellen, indem sie eine Programmierung der Anfangsbedingungen darstellen.
Stärke (des Willens) definieren die Menschen daher, sich von nichts unterwerfen zu lassen und möglichst allem überlegen zu sein bzw. nicht von irgendetwas abhängig zu sein, den vollen Durchblick zu haben und den „freien Willen“ von nichts erschüttern zu lassen bzw. zu machen was man will. Allerdings gibt es einen eigenen Willen, nicht aber einen freien Willen. Ein eigener Wille entsteht jedem Individuum aus seiner Erfahrung (und damit aus den Umweltbedingungen und den Erbanlagen). Je bewusster der Wille ist, umso reflektierter und unabhängiger ist er von den Einflüssen der Umwelt. Somit kann das Individuum auch etwas wollen, was seinem natürlichen Streben nicht nützt oder sogar entgegen wirkt (z.B. ein ruhiges Leben ohne Kinder oder das Wohl aller Menschen seiner Umgebung als Altruist).
Unabhängiger (bzw. freier) Wille existiert also nicht, da alle unsere Gedanken letztlich von Atomen und ihren Gesetzmäßigkeiten bestimmt werden und somit alles (theoretisch) mathematisch berechenbar ist. Atome reagieren miteinander und sind unsere Verbindung zur Natur. Man kann es nicht beeinflussen, denn alles ist physikalisches und biochemisches Gesetz. Ich reagiere auf deine agierenden Atome. Auch das ist Gesetz. Das heißt es besteht kein freier Wille: Alles ist Schicksal. Eine Unklarheit besteht noch in den anscheinend zufälligen Quantenzuständen auf subatomarer Ebene, was jedoch keinen effektiven Unterschied zu verursachen scheint, da unsere Beobachtungen und Vorhersagen dennoch größtenteils stimmen.
Der Mensch kennt die Gesetze, denen Atome folgen und kann daher über ihre Anwendung bewusst und aktiv entscheiden – so, wie es ihn Erfahrung lehrt und die Umstände verlangen. Erfahrung ist dabei der Rahmen der Handlungsmöglichkeit und die Umstände sind der Rahmen der Zielvorstellungen. Man kann so auch außerhalb der Umstände handeln, da sie nur eine imaginäre Vorgabe sind. Jedoch würde sich jemand, der die Umstände nicht kennt, über die Art der Handlungsweise, die er bei anderen sieht, eventuell sehr verwundern.
Aber ohne Zweck und Ziel folgt keine Handlung und daher beschränken sich die Möglichkeiten des Könnens noch einmal durch die Zielvorgaben der Umstände. Willensfreiheit ist somit noch weniger gegeben. Im Gegenteil: wer etwas will, schränkt sich erst gerade deshalb ein, weil er seine Handlungen, Kapazitäten und Möglichkeiten darauf auslegt, den Willen zu verwirklichen.
Ursprung von Bewusstsein
Die meisten Lebewesen leben ohne jedes Wissen um ihr eigenes Leben, erkennen sich selbst gar nicht. Diese zunächst als Vermutung angestellte These lässt sich schon sehr schnell mit der Tatsache belegen, dass gewisse Nervenkonstruktionen notwendig sind, um überhaupt ein zentrales Nervensystem (ZNS) aufzubauen. Bis hin zu einfachen Tieren (die die geringsten Anteile aller Lebewesen der Erde ausmachen) besitzen keine Lebewesen solche Nervenstrukturen, weil sie vor allem Einzeller sind bzw. zum Pflanzenreich gehören. Dennoch können sie Daten aus ihrer Umwelt verarbeiten. Über biochemische Reaktionsketten werden z.B. Lichtsignale mit der Fortbewegung gekoppelt und das Bakterium bewegt sich dorthin oder von dort weg, die Pflanze wächst darauf zu oder ein Lebewesen bildet eine schützende Hülle vor der mitunter tödlichen UV-Strahlung. Diese Reaktionen haben jedoch nichts mit veränderbarem Verhalten zu tun, wie es „höheres“ Leben auszeichnet. Die Lebewesen lernen nicht dazu. Sie verfügen lediglich über die einfachste Form von Bewertung der Umwelt durch einfache Sinnesorgane, vergleichbar mit Reflexen. Denn auch Reflexe existieren noch beim Menschen und sind so gut wie vollständig von willkürlichen Handlungen unabhängig – wie die meisten Vorgänge im menschlichen Körper. Das zeigt auch, wie abhängig der Mensch von seiner Umwelt noch immer ist und stets sein wird. Denn ohne die unzähligen Prozesse, die in unserem Körper ohne unser Wissen ablaufen und in die wir deswegen auch nicht eingreifen, könnten wir nicht leben. Nur der verschwindend kleine Teil geistiger Prozesse beinhaltet unsere gesamte Vorstellungswelt, von der wir ausgehen, dass es unser Leben sei. Biologisch gesehen liegt das nicht mal mehr im Promillebereich der lebensnotwendigen Abläufe.
Unser Körper könnte theoretisch auch ohne hochtrabende, geistige Prozesse leben, ohne abstraktes Denken, ohne Philosophie, Wissenschaft, Kunst oder Theologie. Die Entwicklungsgeschichte des Menschen hat aber genau solche Denkweisen hervorgebracht und damit ein Bewusstsein geschaffen, das es dem Menschen (und eventuell wenigen anderen Tierarten) erlaubt Fragen zu stellen und gezielt Antworten zu suchen, also Wissenschaft um der Wissenschaft willen zu betreiben. Das allerdings ist nur möglich, weil wir genügend Ressourcen haben uns mit anderen Dingen zu beschäftigen, die nicht primär unserem Überleben dienen. Weil wir unser Leben auf eine Weise organisiert haben, die uns in die Lage versetzt Zeit übrig zu haben, denken wir überhaupt erst nach. Wer den ganzen Tag damit zu tun hat nicht gefressen zu werden, nach Nahrung zu suchen, seine Triebe zu befriedigen und sich von diesen anstrengenden Vorgängen auch noch zu erholen, hat keine Zeit für Muße.
Die Natur hat nun den Vorteil von koordinierter Bewertung und Erfassung der Außenwelt für das Individuum erkannt und damit begonnen, die Welten zwischen alles umfassender Umwelt und Individuum aufzuteilen. Je bewusster die Organismen leben, umso größer wird die Diskrepanz zwischen Innen (Individuum) und Außen (Umwelt). Je besser unsere Modelle von der Natur werden, umso weiter entfernen wir uns von ihr.
Jedoch existieren wie immer keine abgrenzbaren Stufen zwischen den Bewusstseinsgraden. Man kann nur feststellen, welches Lebewesen einen Grad nicht erreicht. So wird ein Bakterium nicht bewusst leben können. Der Mensch kann jedoch in den ersten Tagen (und eventuell den letzten Tagen des Alters oder im Schlaf und bei Krankheit auch zwischendurch) seines Lebens ebenso wenig als bewusst lebend bezeichnet werden. Und doch ist das Potential im Menschenkind schon angelegt und es lebt wie alles andere auch.
In den Lebensprozessen (skaliert auf das Bewusste Wahrnehmen) existieren daher Unterscheidungen:
Unbewusst - alle vegetativen Vorgänge (VNS), die wir nicht steuern können (Zellwachstum, Verdauung, Enzymtätigkeiten, etc.); alles, was ohne den Geist funktioniert, z.B. beim Hirntod
Unterbewusst - alle somatischen Vorgänge (ZNS), die zu viel Rechenkapazität erfordern würden um sie zu bewerten oder die zur Routine geworden sind, Geistige Alltagsfunktionen wie Erinnerung, affektives Handeln, (tag)träumen, Körpersprache, Motorik
Bewusst - alle somatischen Vorgänge (ZNS), die wir über Gefühle (aktiv) bewerten und steuern können:
· Beobachtung
· Kreativität
· Konzentration
Bewusstsein ist also die Spitze des Eisbergs der Datenverarbeitung. Es ist die höchste Bewertungs- und Entscheidungsstelle, die nicht länger von Erfahrungen allein abhängig ist, sondern sich vielmehr auf die neue Situation einstellt und Erfahrungen mit neuen Eindrücken spontan verknüpft, ohne durch Erfahrung die Zeit zum Lernen zu benötigen. Das bewusste Lernen ist deswegen die effizienteste und direkte Methode zur Erlangung von Wissen, im Gegensatz zum indirekten Lernen durch Fehler und Erfahrung.
Mit der Koordination aller Sinnesorgane und den Bewertungen der eingehenden Informationen entwickelte sich eine Verarbeitungsstelle, die schnell und effizient filtern kann, was wirklich wissenswert ist und schließlich dem Geist als entscheidungswürdig präsentiert werden kann. Nur was noch nicht mit der bisher erworbenen Erfahrung eindeutig abgeschätzt und unterbewusst bewertet wird (weil es z.B. neue, unbekannte Informationsmuster sind), wird daher überhaupt bewusst gemacht. Das alles funktioniert aber nur, weil der menschliche Geist den Schwerpunkt seines Überlebens auf die bestmögliche Lösung von Problemen legt (also Perfektionist ist) und nicht die bestmöglich verfügbare Lösung verwendet und auf eine bereits gemacht Erfahrung zurückgreift. Viele andere Lebewesen lernen zwar auch, aber nicht aktiv, sondern entgegen ihres Willens, also zwangsläufig. Der Mensch sucht dagegen die beste Möglichkeit und wendet sehr viel Zeit auf, diese auch zu finden. Das resultiert in der nie enden wollenden Sinnsuche und dem Perfektionismus, den er nie erfüllen kann, weil sein Geist dafür zu schwach ist, alles miteinander abzuschätzen.
Lösungen können durch Kreativität oder Konzentration und Logik erreicht werden. Kreativität erfordert Zeit, denn man muss neue Wege finden und will keine alten, ausgetretenen benutzen. Bewusstes und konzentriertes Denken erfordert ebenfalls Zeit aus dem gleichen Grund, ist aber in Anspannung der Kreativität übergeordnet, da auch Konzentration Zeit erfordert und den Pfaden der Logik und Schlussfolgerung folgt, gegenüber unterbewusstem Handeln. Diese Vorgänge von Assoziationen bei kreativem Denken und logischen Schlussfolgerungen bei konzentriertem Denken laufen dennoch unterbewusst ab, nur dass aktiv bewusst wahrgenommene Informationen aus der Umwelt verarbeitet werden – allerdings arbeitet die Konzentration und Logik bewusster als die Kreativität. Kreativität unterscheidet sich von Konzentration durch einen angeregten Geist mit viel Input aber ohne gerichtete oder geschulte Motivation.
Somit kann man das Bewusstsein als Organisation bezeichnen, die in einer ständig wechselnden Welt, in der immer wieder neue Entscheidungen getroffen werden müssen, nur die Veränderungen bewerten muss. Bewusstsein entsteht also ausschließlich im Stress. Der Mensch macht sich diesen Stress aber meist selbst, weil er gezielt nach Lösungen sucht, die für sein direktes Überleben nicht notwendig sind und weil ihm sonst langweilig wird. Er plant voraus und stellt damit Fragen, die er wiederum beantworten will. Das ist grob der Ursprung von Bewusstsein, der sich mit der Freizeit und damit letztlich der Arbeitsteilung erstaunlich weiterentwickelt hat, bis hin zu einer zivilisierten Kultur.
Bewusstsein in der Tierwelt:
Die meisten Tiere unterscheidet von Pflanzen letztlich die Ausbildung eines Nervensystems. Jedoch besitzen nieder entwickelte Tiere kein oder nur ein nichtemotionales Nervensystem (z.B. Ringelwürmer). Andere Tiere (z.B. Katzen) können über Gefühle lernen und empfinden. Jedoch ist ihr Sinn des Denkens und ihre Denkvorgänge noch auf das Überleben ausgerichtet. Beim Menschen vollzieht sich dagegen die Arbeitsteilung im organisierten Bereich unter gegenseitiger Absprache, spontaner Improvisation einzelner Abteilungen und vor allem der gemeinsamen Überzeugung (der Glaube: an Gott, den eigenen Stamm oder die gute Sache).
Alle Lebewesen, die kein Bewusstsein haben, laufen nach dem Prinzip einer Programmierung ab. Den Lebewesen mit Bewusstsein widerfährt das allerdings ebenfalls zum größten Teil. Viel zu viel Energie bräuchten sie und Rechenleistung bzw. Datenverarbeitung müsste ansonsten erfolgen. Nun gilt es heraus zu finden, welche Tiere über ein Bewusstsein verfügen.
Es gibt keine klare Bewusstseinsgrenze zwischen Mensch und Tier. Höher entwickelte Säuger wie Hunde, Affen, Elefanten unterscheiden schon verschiedene Bewusstseinszustände, können mit denen von Insekten und Nagern jedoch schon schlechter unterscheiden werden als vom Menschen. Vielleicht reicht das Bewusstsein von Elefanten und Delfinen sogar an das von erwachsenen Menschen heran, wenigstens aber an das eines kleinen Kindes.
Mit höherer Bewusstseinsstufe entwickelt sich auch das gesellschaftliche System: von ungeordnet bzw. Haufenanordnung, über Schwarm, selbstständiges Individuum und dem Rudel mit einer Hierarchie zur Gesellschaft eines Menschen. An ihm ist es nun die höchste Stufe zu finden und sich gegenüber dem Tier abzugrenzen, um die vernunftorientierte Gesellschaftsform zu finden. Die Mittel teilt er darin idealerweise bewusst, rational und nach Überlegung ein, braucht selten materiellen Anreiz (weil er den Nutzen der Gesellschaft auch so erkennt) und stellt sich selbst nicht über Artgenossen (weil er sie braucht und nur durch sie überleben kann).
Unterbewusst handeln bedeutet mit minimaler Sinneswahrnehmung zu agieren, mit abgespeichertem Verhalten, das kaum Erinnerung zulässt. Denn ein geringes Maß an Bewusstsein braucht das Tier um überhaupt auf Reize nicht-reflektorisch reagieren zu können. Ansonsten ist es bewusstlos, starr, ohnmächtig. Beim Menschen hat sich das Bewusstsein geschichtlich ausgeprägt und ihm seinen Überlebensvorteil geschaffen.
Das Unterbewusstsein bewertet nicht. Lebewesen ohne Bewusstsein handeln und reagieren nach festgelegten Verhaltensmustern (Instinkt, Reflexen, Hormonen) – egal wie oft etwas passiert. Sie lernen nicht im Laufe ihres Lebens, höchstens im Laufe der Evolution durch Selektion. Es gibt sozusagen nur eine „Artenbewusstsein“, ein Bewusstsein der kompletten Art sich selbst zu erhalten und zu optimieren (im Zuge der Evolution), gleichbedeutend mit dem Willen zu Überleben.
Wer aber Eindrücken eine Wertung zukommen lässt und mit ihnen Gefühle verknüpft (grobe Gleichung: Gefühle existieren nur bei ersten Bewusstseinsausprägungen), kann erst Erfahrungen bilden und sich seiner Umwelt gesondert anpassen. Die Bewertung der Gefühle steigt mit der Bewusstseinsausprägung. Zwar kann es auch Gefühle im Unterbewusstsein geben, doch sind sie eher rudimentär und kaum zuordnungsfähig (der Wirkung bzw. dem Gefühl lässt sich bewusst keine Ursache zuordnen). Liebe und das Bedürfnis nach Liebe entsteht so erst mit dem Einsetzen von Bewusstsein (bei höheren Lebewesen).
Jedes Lebewesen, das nicht imstande ist zu lernen, hat kein Bewusstsein. Bei allen anderen stuft es sich ab. Tiere, die vorrangig nach Instinkt handeln, leben unterbewusst. Welche sich auf veränderte Umweltbedingungen einstellen können, leben bewusst, analysieren ihre Umgebung und ziehen Schlüsse.
Allerdings braucht es ein Selbstbewusstsein, um eine eigene Welt aufzubauen, ein Modell, das nicht mehr nur auf Schlussfolgerungen beruht, sondern auf Abstrahierung von der Wirklichkeit, Vergleichen mit anderen Erfahrungen, Planen der eigenen Zukunft und der Umsetzung des Willens bzw. der Ziele, sowie verschiedene Anwendungsmöglichkeiten eines Werkzeugs zu finden, also zu improvisieren und zu variieren. Spontane Lösungsfindung durch Abstraktion aus den zur Verfügung stehenden Mitteln bedeutet Kreativität und Intelligenz einzusetzen und damit einem bewussten Willen zu folgen.
Bsp.: einen Jagdpfeil als Zeltstütze zu benutzen oder einen Bogen als Musik Instrument, eine Buschtrommel als Morsecodeübermittlung, etc.
Dennoch kann selbst Kreativität wiederum unterbewusst ablaufen (Intelligenz sowieso), wenn es sich z.B. um Eingebungen oder Geistesblitze handelt. Dann hat das Unterbewusstsein bereits gelernt die Denkweise des Assoziierens und Vergleichens von Unbekanntem mit der bekannten Erfahrung zu verwenden und selbstständig dem Bewusstsein zur Prüfung darzulegen und zu erwägen. Automatische Kreativität bedeutet den Willen unterbewusst zu verankern, indem viele Nerven- und Bewusstseinsinhalte mit dem Inhalt beschäftigt sind. Dadurch dringt bei minimalen Vergleichen oder Reizen der Umgebung der Wille wieder ins Bewusstsein und verknüpft sich bewusst (kreativ) mit dem Inhalt (z.B. durch eine Zielsetzung). Kreatives Denken geht mit einem Geistesblitz zu Ende und wird konzentriert, d. h. die Analyse bzw. Beobachtung der kreativen Gedanken veranlasst deren Ende.
Glaube, Gottessichtung usw. ist ein Bewusstseinszustand, der durch eine Interpretation bzw. eine Idee entsteht. Dieser Zustand ist Bestandteil bzw. Ursprung von Fantasie, die zur Wirklichkeit erklärt wird.
Bewusstseinsentstehung
Es ist schon seltsam, was alles passieren kann, wenn Zellen im Verbund zu denken beginnen. Bedenke man doch, dass das Bewusstsein eines Menschen nur von Zellen (und letztlich Atomen, Elementarteilchen, etc.) abhängt, gebildet und gesteuert wird. Sie haben es schließlich soweit gebracht, dass sie sich selbst durch den Menschen erkennen können – durch übergreifende Zusammenarbeit und geduldige, höchst komplexe Reaktionen und Kommunikation. Denken ist ein Abschreiten der Nervenbahnen, von einer Zelle zur anderen, sein Vorgang verläuft daher auch so langsam.
Bewusstsein entsteht immer durch Kommunikation. Ebenso kann das auf die Nervenzellen im Kopf übertragen werden: die einzelne Zelle ist nicht egoistisch. Sie tut das, was verlangt wird, ohne Reibungsverluste durch einen abweichenden (eigenen) Willen (außer zu überleben, jedoch auch eingeschränkt durch die Möglichkeit zur Apoptose). Zusammen bilden sie aber ein Individuum, also eine Interessengemeinschaft.
Wie entsteht aus Materie eine Seele?
Nervenzellen stehen für Informationsinhalte, indem sie Stromimpulse weitergeben, aber auch selbst eine bestimmte Teilinformation speichern. Wenn diese Nervenzellen zusammenarbeiten und miteinander kommunizieren und sich „verstehen“, also aufeinander reagieren, so dass eine Informationsverarbeitung (von Sinneseindrücken, Gedanken, Reizverarbeitung, Bewertung oder motorischen Anweisungen) geschieht, wir aus einem bloßen Haufen biochemischer Materie ein virtuelles System. Mehrere Nervenzellen arbeiten dann dauerhaft zusammen und übertragen permanent Strom, um aus den Einzelinformationen ein Informationsmodell zu fabrizieren, welches wir als „Ich“ bezeichnen. Hier kommt das Prinzip der Informationserhaltung zum Tragen und das Ich kann nur existieren, wenn es stets mit Energie versorgt und die Information bzw. Energie aufrecht erhalten wird. Damit dieses Modell immer halbwegs gleich aussieht und andere uns wiedererkennen, müssen Strukturen vorgegeben sein, in denen diese Nervenzellen arbeiten. Diese Strukturen befinden sich in Form von Neuronenfortsetzen zu anderen Nervenzellen über das ganze Gehirn verteilt, so dass wir zumindest theoretisch auf alle Bereiche des Gehirns und des Körpers Zugriff haben. Die Grundformen werden genetisch angelegt und später durch Erfahrungen ausgebaut und entwickelt oder unbenutzt gelassen und vernachlässigt. Mit dieser Annahme der Funktionsweise unseres Bewusstseins ließe sich das Ich auslagern und virtuell kopieren und erhalten, also auch der Körper wechseln. Würde der Kreislauf jedoch einmal unterbrochen (durch den Tod), existierte auch dieses Ich nicht mehr. Etwaige Kopien wären davon nicht betroffen und für andere Menschen würden sie sich genauso verhalten wie das ursprüngliche Ich. Aber das ursprüngliche Ich könnte dadurch nicht zurückgeholt werden, sondern würde tot bleiben, wie eineiige Zwillinge sich auch ab der ersten Zellteilung unabhängig voneinander entwickeln und existieren.
Zunächst ist beim Menschen bereits ein Unterbewusstsein angelegt, das Triebe wie Hunger, das Atmen oder Schlafen steuert und Sinneseindrücke verarbeitet. Dieses Unterbewusstsein entsteht im Mutterleib während der embryonalen Entwicklung und übernimmt die Steuerung des Körpers zu einem Großteil ab der Geburt an. Über Sinneseindrücke entstehen erste Erfahrungen, die sich zu einem Bild von der Welt zusammenfügen und aus denen Meinungen und Wünsche entstehen. Mit dem Bestehen von Wünschen existiert bereits ein erstes Bewusstsein und im darauf ausgerichteten und geplanten Handeln manifestiert es sich in den wesentlichen Zügen, wie wir uns heute selbst als Menschen kennen.
Die gesamte Wahrnehmung des eigenen Lebens spielt sich nur im Kopf ab: es ist eine riesige Simulation von Wahrnehmung und Wiedergabe, jedoch mit Einfluss auf die Außenwelt (Descartes + Konfuzius). Die Simulation und Illusion lebt in und von der Menschheit. Ein einzelner würde nur existieren.
Nervensysteme sind, wie auch Rechensysteme, Simulationen der sie umgebenden Welt mit der Logik bzw. Mathematik als Werkzeug. Der Unterschied besteht bei Nervensystemen im eigenen Willen, der es antreibt. Aber beides sind Informationssysteme bzw. Datenverarbeitung. Aus vernetzten Nervenzellen entsteht letztlich ein Bewusstsein, weil es zu einem biologischen Organismus gehört, der durch die Evolution einen Willen hat. Dieser Wille ist in Trieben ausgedrückt und entwickelt immer neue Wege zur Erfüllung dieser vorprogrammierten Aufgaben. Daher ist der Geist (= das Bewusstsein) direkt vom Körper abhängig und kann nicht ohne ihn existieren, da der Geist nur eine intelligente bzw. kognitive Erweiterung des unbewussten, biologischen Willens des Organismus’ ist. Durch den Willen bzw. die Triebe handelt der Organismus unabhängig vom Willen seiner Umgebung, aber auch in seiner Umgebung und geht z.B. auf Nahrungssuche, um Energie zu erlangen für diese programmierten Aufgaben, im Gegensatz zu Robotern oder Computern, die nur darauf ausgelegt sind, Befehlen von außen zu gehorchen. Der Wille als Eigenschaft des Lebens ist bei diesem Problem ganz entscheidend.
Der Mensch ist ein Teil seiner Umwelt und er wird erst zu dem, was er ist, durch seine Umwelt. Denn seine Nervenverbindungen lernen aus der Umwelt und stellen sich auf sie ein um mit ihr zurecht zu kommen. Reißt man den Menschen aus dieser angepassten Umgebung, fühlt er sich nicht wohl (außer er ist besonders abenteuerlustig), weil er erst darin neu lernen muss zu leben. Wir hätten nirgends sonst geboren werden und so werden können, wie wir heute sind, um uns diese Frage stellen. Unsere Umgebung ist erst der Ursprung und Grund für Entstehung unseres Bewusstseins. Der Geist entwickelt sich erst im Körper, egal, wo dieser ist. Warum er das gerade in diesem Körper und in dieser Zeit macht liegt daran, dass er sich danach ausrichtet. In einer anderen Umwelt hätte sich auch ein anderes Bewusstsein entwickelt, jedoch auf der Basis der genetischen vorgegebenen Bedingungen des Charakters. Das kann man schon daran erkennen, dass man die eigenen, bewussten Überzeugungen aus seiner eigenen Vergangenheit heute nicht mehr unbedingt teilt. Darum ist es müßig über eventuell andere Orte oder Zeiten des Lebens nachzudenken. Wenn Reinkarnation auch manchmal noch so klar erscheint.
Aus dem Körper entspringt der Geist. Denn ein Körper kann ohne Bewusstsein, Unterbewusstsein und Reflexe leben (z.B. einfache Vielzeller), Bewusstsein allerdings nicht ohne Unterbewusstsein und dieses nicht ohne den Körper. Die Seele entspricht weitestgehend dem Unterbewusstsein, den charakterlichen Anlagen und dem, „was einen Menschen ausmacht“ und was das Denken des Bewusstseins bestimmt und ist das Leben selbst, das einen beseelt, auch wenn der Geist gerade nicht anwesend ist. Sie ist also vom Körper abhängig, was man an ihrem Sterben sieht, das mit dem Tod des Körpers unbedingt eintritt, aber auch schon eintreten kann, wenn die Zellen noch leben (z.B. Hirntod). Der Geist ist das Bewusstsein, welches denkt und den Körper belebt.
Der Geist lebt von Anspruch und Herausforderung. Die Seele braucht Liebe, Anerkennung und Gemeinschaft. Allerdings kann auch die Seele in Form von Ideen und Gedanken an andere übertragen, in Werken festgehalten und durch eigenes Wirken kann die Umwelt geprägt werden, wodurch der ehemals in einem Körper versammelte Wille in gewisser Weise verbreitet wird.
Fragen ergeben sich erst mit gesteigerter Entwicklungsphase des Bewusstseins. Je spezieller sie sind, umso konzentrierter ist das Bewusstsein. Vorher begreift man nicht den Sinn und das Denken wird von Trieben und Vorurteilen bestimmt.
Erst wenn Erfahrungen zusammenlaufen und Fragen aufwerfen (z.B. weil sie Probleme aufzeigen in Bezug auf neue Situationen oder sich widersprechen) entsteht bewusstes Denken – in den Hirnbereichen, die gerade angesprochen werden (Aufmerksamkeit, Nachdenklichkeit, etc.). Die Erkenntnis und die Einsicht mögen bekannt sein. Die Situation aber ruft erst das Bewusstsein darüber hervor. Und erst wenn ich etwas (über mich) ausdrücken und verständlich, sinnvoll und logisch erklären kann, habe ich es verstanden bzw. überwunden, kann es also in der Erinnerung ablegen und mich anderen Dingen zuwenden.
Schon Instinkt und unterbewusste Lernakte sind Erfahrungen. Es musste also erst ein gewisses Maß an Reizen bzw. Erfahrungen geben, die aufgenommenen und verarbeitet werden konnten, bevor sich zu diesem Problem / der Herausforderung ein Bewusstsein bildete. Wir lernen also mit den Problemen und leben erst durch sie umso bewusster. Sobald man ausgelernt hätte, würde das Bewusstsein stehen bleiben.
Man kann nicht aus sich heraus, also muss man versuchen mit dem, was außer einem ist, so gut wie möglich klar zu kommen. Sobald etwas ein Bewusstsein hat, ist es nicht länger nur Teil einer Welt, es ist eine eigene Welt, weil es eine eigene Sicht und ein eigenes Ziel hat und auch eigene Erkenntnis aufbauen kann.
Wenn man sich wünscht jemand anders zu sein, muss man bedenken, dass dieser andere nichts anderes kennt und demzufolge mit sich ebenso unzufrieden ist wie man selbst mit sich und dass man erst sein komplettes Leben erfahren haben müsste, um ihn zu verstehen, seine Sicht zu sehen und so zu handeln wie er. Die Augen sind so nah an einem dran, wenn man mit ihm spricht, aber hinter diesen Augen verbergen sich Erfahrungen, die so anders sind, dass sie einem scheinen würden, als kämen sie aus anderen Dimensionen. Man kann von einem Bewusstsein(szustand eines anderen) wissen, diesen aber dennoch nicht kennen (und ihn deshalb nicht verstehen). Erfolg sieht man meistens nur von außen, also bei anderen. Man selbst steckt zu tief in seinem Leben und verfolgt seine Ziele und Aufgaben zu kontinuierlich, als dass man den Fortschritt sehen würde.
Die Pfade des Denkens:
Die potentielle Denkleistung muss exponentiell mit jeder neuen Nervenzelle zunehmen, da die Möglichkeiten um ein Vielfaches steigen, den Strom weiterzuleiten. Welcher Weg (Abb. 12 (III.)) von den vielen möglichen verwendet wird, entscheidet die Ausprägung des Weges (bzw. des Axons), also wie stark frequentiert er ist, woher die Information kommt, wie stark sie ist (von wie vielen Zellen sie weitergeleitet wird) und welche Informationen vorher vorlagen.
Das Bewusstsein besteht nur, weil Nerven ständig Reize weiterleiten und der (Daten)-Strom nicht unterbrochen wird. Schwindet dieser Strom oder werden die Nerven voneinander abgeschottet (z.B. durch blockierte Synapsen), verliert sich auch das Bewusstsein. Das kann eintreten, wenn es dunkel und still ist bzw. sich das gebotene Bild kaum ändert und der Ton konstant bleibt (mit Ausnahme von zwar konstanten, aber extrem grellen oder schrillen Eindrücken). Das Denken (als Sinn und damit steter Input) oder Schmerzen können das Einschlafen oder Bewusstloswerden ebenso verhindern. Allerdings verliert sich die neurologische Kommunikation nicht vollständig, sondern mindert vor allem im Großhirn die Impulsaktivität, wodurch das Bewusstsein nicht mehr aufrecht erhalten werden kann.
Bewusstsein (der Geist) ist nichts anderes als ein gedanklicher Impuls, der nur erhalten werden kann, wenn diese Energie ständig von einer zu anderen Nervenzelle bzw. von einem Nervenverbund zum nächsten weitergeleitet wird. Dazu braucht man einen Input (in Form von Sinneseindrücken) oder eine Gedankenschleife. Die Leitungsgeschwindigkeit ist dabei der Zeitraum des Überlegens und Verarbeitens. Es setzt sich aus vielen solcher Vorgänge schließlich zusammen und ist umso effektiver, je deutlicher nur ein einziger Fakt bedacht wird, da sich die gesamte Rechenkapazität dazu rund um diesen Fakt dreht. Das nennt man „Konzentration“. Wie speziell oder allgemein das ist, spielt dafür keine Rolle. Die Skala wird einfach vergrößert oder verkleinert.
Bsp.: Wenn das Zentrum der Überlegung die Funktionsweise des Weltalls ist oder der Aufbau eines Quarkteilchens, richtet sich die Kapazität nur auf diesen Fakt, egal wie speziell er ist. Alle Zusammenhänge werden in dieser Skala gehalten und geraten nur auf andere Ebenen, wenn diese explizit etwas mit dem Thema zu tun haben könnten, wenn man die Möglichkeit zulässt und das Bewusstsein erweitert. Dann allerdings liegt die Konzentration nicht länger auf dem anfänglich einen Fakt, sondern schon auf der Verbindung zum nächsten Fakt selbst und wird schwächer durch die exponentiell vermehrten Möglichkeiten zu einer Lösung zu kommen.
Der Gedanke kann sich nur in einem bewussten Zustand erhalten. Schweift man (unterbewusst) ab, wird auch er verdrängt. Konsequentes Denken ist also höchstgradig bewusst. Es ist konzentriert. Denken und Bewusstsein entstehen mit Sinneseindrücken und der Konzentration darauf – genauso können auch Erinnerungen bewusst wachgerufen werden. Je näher sich diese Eindrücke sind (über Nervenstraßen erreichbarer), umso deutlicher bzw. bewusster werden sie.
Veränderung der Gedanken (Hemmung, Anregung):
Wenn das Denken gerade damit beschäftigt ist einem Gedanken nachzugehen und durch die Sinne von der Außenwelt nichts mehr mitbekommt, wie gelangt es dann überhaupt zurück (z.B. durch plötzliches Aufschreiben)? Wieso kommt die Aufmerksamkeit aus diesem Nervenchaos so blitzschnell wieder heraus (wenngleich es einige Momente dauert, bevor man in diesem Fall die neue Situation verstanden hat)?
Oft steht man gedanklich an einer Kreuzung mit verschiedenen Möglichkeiten abzubiegen. Hat man sich erst einmal entschieden und ist einen Weg ein Stück gegangen, sind die anderen Möglichkeiten schnell vergessen. Sich an sie zu erinnern fällt schwer und man braucht Wegweiser, um dorthin zurück zu finden oder muss sich mühsam gedanklich zurücktasten. Denn das Bewusstsein ist auf die Zukunft gerichtet (Abb. 15 (III.), Abb. 16 (III.)) und bezieht meist nur unterbewusst Erinnerungen in seinen Entwicklungsprozess mit ein. Neue Reize und Erfahrungen verstärken diesen Prozess noch dazu, da das Bewusstsein mit der Verarbeitung dieser Erfahrungen beschäftigt ist und damit noch weiter voranschreitet. Jeder Arbeitsschritt ist auch ein Schritt weiter weg von der Entscheidung und hin zur weiteren Entwicklung der Persönlichkeit. Viel denken entwickelt einen weit.
Wir können leicht und schnell auch von einem Gedanken zum nächsten springen, doch selten so schnell zurück und uns erinnern. Dabei ist doch der Weg im Gegensatz zum Vorandenken eigentlich klarer, denn er ist bekannt.
Ein Gedanke kann jedoch besser fortgesetzt als zurück verfolgt werden, weil die Nervenzelle einen Fortsatz (Axon) zu anderen aufbaut, selbst aber viele vorherigen Fortsätze von anderen Nervenzellen besitzt (Dendriten) und ein klarer Ursprungsweg nicht zurück verfolgt werden könnte. Außerdem kann der Impuls nur in eine Richtung weitergegeben werden und nicht über synaptischen Spalt hinweg auf dem gleichen Weg zurück. Neurotransmitter werden nur in eine Richtung ausgeschüttet und Aktionspotentiale gehen nur in eine Richtung. Man muss also erst wieder den Rückweg über andere Nerven finden. Nerven sind Einbahnstraßen (Abb. 12 (III.)).
Wenn einem der Gedanke sprichwörtlich auf der Zunge liegt, man aber nicht weiterkommt, wird die Nervenzelle durch Stress blockiert (bzw. der Nervenzellverband), welche gerade die letzte verfügbare Information birgt. Ihre Verbindungen mit anderen Zellen werden unterbrochen und man dreht sich im Kreis (in Gedanken). Nun muss das Bewusstsein erst wieder auf eine andere Ebene zurückkehren, den Stress vom Unterbewusstsein abbauen lassen, bevor es den gleichen Weg erneut versuchen kann. Mit Stresssituationen umgehen zu lernen, heißt unterbewusst Nervenstrukturen so zu ändern, dass sie Impulse und Neurotransmitter besser, d.h. effektiver verarbeiten können.
Wenn man dagegen auf einen Pfad zurückkehrt, ist es als schaute man sich selbst beim Denken zu, kann es jedoch nicht aufhalten. Man erkennt, dass man wieder auf dem gleichen Weg ans gleiche Ziel kommt und befindet sich in einer Gedankenschleife. Andere Einflüsse / Argumente wären notwendig um etwas zu ändern. Man braucht ein neues Bewusstsein für die Situation.
Lernen bedeutet deswegen ein Gesamtverständnis und damit eine Bewusstseinserweiterung zu erlangen. Das Bewusstsein ändert sich ständig mit den Veränderungen der Verbindungen der Nerven untereinander und damit der Verteilung der Synapsen, also mit dem Lernen, aber in den maximal möglichen, erblich festgelegten Bahnen. „Übung macht den Meister.“ Man trainiert damit die Nervenzellen und deren Verbindungen untereinander und fördert die Priorität dieser Nervenbahnen. Das zeigt sich dann im Können, der Schnelligkeit und der Sicherheit. Besonders spürbar wird das im Kleinhirn bei der Motorik.
Psychische Schwächen (z.B. Neurosen) oder Traumata (z.B. Vergewaltigung, Kriegserlebnisse, etc.), wie auch Stärken zeigen sich daher oftmals als eingefahrene Schaltkreise deren Bildung verhindert werden sollte, deren Auswirkungen und Rückbildung jedoch nur durch verminderte Nutzung dieser Nervenbahnen bzw. Schaffung von Umgehungskreisläufen erreicht werden kann.
Immer aber ist jeder Weg, jeder Gedanke mit dem Bewusstsein verbunden, außer im Schlaf, unter Drogen und in Trance-Zuständen, zu denen auch schon Tagträume zählen. Stressbewältigung ist daher eine Sache der Einstellung (Glaube, Motivation, etc.), also der Perspektive oder der Droge (Kokain, Nicotin, Baldrian, etc.).
Was man durch Drogen sieht, ist nichts anderes, als was im Kopf sowieso schon angelegt ist. Durch die Mithilfe von Drogen erkennt man es nur leichter und schneller, da sie eine Art Konzentration darstellen, einer Meditation gleich, die die Gedanken in gewissen Bahnen hält, aus denen man sogleich wieder ausbrechen würde bzw. niemals hineingeraten würde. Aber diese Bahnen kann die Droge nicht schaffen, die sind schon da. Sie zeigt einem nur den Weg auf den eigenen Straßen, indem sie bestimmte, unterbewusste Programme hemmt oder aktiviert.
Es muss verschiedene Schichten des Bewusstseins geben, die auf jeweils unterschiedlich gespeichertes Wissen zugreifen können. So zum Beispiel in Drucksituationen, im Rausch, in Zufriedenheit, in Stress, in Anregung, in Wut, in Glück oder im normal erwartenden Bewusstsein. Nicht in allen Zuständen bzw. auf allen Ebenen kann auch immer auf alles Wissen zugegriffen werden. Diese Schichten entsprechen verschiedenen Motivationen, also auch verschiedenen Betrachtungsweisen der Welt. Indem man die richtige auswählt, kann man seine Leistung in der entsprechenden Situation steigern. Welche Motivation die richtige ist, lernt man meist erst durch Erfahrung oder hat ein Talent dafür.
Kreatives Denken ist eine Eigenart des Bewusstseins, aber durch die freie Arbeit des Unterbewusstseins erst möglich, da man nicht bewusst kreativ sein kann. Man kann sich nicht darauf konzentrieren jetzt kreativ zu sein, sondern sich höchstens in einen Zustand versetzen, also einen unterbewussten Zustand (z.B. Entspannung, Anspannung) hervorrufen, der freie Assoziationen erlaubt.
Fantasie ist daher auch nichts anderes als die freie Fahrt (freie Assoziation) durch alle Nervenverknüpfungen im Gehirn. Je mehr diese Verbindungen unter Nervenzellen vorliegen, umso vielfältiger stellt sie sich dar. Bewusstsein ist umso erweiterter, je mehr Zusammenhänge man aus dem Beobachteten erkennt. Die einen haben diese Fähigkeit seit ihrer Geburt ausgeprägt; viele versuchen das durch Drogen zu erreichen; andere müssen es erlernen.
Fantasie ist eine Sache des bereits vorhandenen Wissens, ohne das man sich nichts vorstellen kann. Reiche Fantasie ist daher Indiz für viel Wissen und für Intelligenz (für den Willen / Antrieb das Wissen zu benutzen, egal wofür) – wenn auch unterbewusst. Das „Böse“ oder Kriminelle ausrotten zu wollen hieße deshalb, einen Großteil menschlicher Fantasie und seinen Erfindungsreichtum auszuschalten.
Ständige Veränderung und Beanspruchung der Nervenzellen geht aber auch mit erhöhtem Schlafbedürfnis und Erschöpfung einher, wie auch in der konzentrierten Anspannung „normalen Denkens“. Das ist ein weiterer Grund für das große Schlafbedürfnis von Kleinkindern, die kaum konzentriert, aber dafür umso mehr assoziativ, kreativ und fantasiereich denken.
Sprache lenkt Denken in Bahnen, um Gedanken in Form von Worten abzukürzen und klar zu definieren, da Gedanken selbst zu viele Einflüsse von Erfahrung haben. Um sie anderen verständlich zu machen, muss man sie auf einen gemeinsam verständlichen Ausdruck bringen. Worte sind die Formelzeichen, Sätze die Gleichung dafür. Sprache definiert daher unser Denken und presst es in eine konzentrierte Form, wodurch wir nicht nur im Austausch mit anderen, sondern auch allein in Gedanken abstrakter und dadurch konzentrierter denken können. Ausführliche Sprache hindert aber auch am Denken bzw. behindert das abstrakte Denkvermögen durch festgelegte Vokabeln, wie auch durch die begrenzte Anzahl, wenngleich die durch sie hervorgerufenen Analogien förderlich sein können.
Bsp.: Frosch ----> Teich
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v
Knallfrosch ----> Sylvester
Durch die ausgesprochenen Gedanken ergeben sich aber auch neue Denkansätze, denn man hört durch diese Reduzierung der Gedanken auf Worte auch oft einen neuen Sinn heraus, der nicht falsch sein muss, oft aber zu Missverständnissen führt, da viele Gedanken eben nicht eindeutig sind und der Hintergrund für den anderen nicht bekannt ist.
Verstehen und Bewusstseinsaufbau:
Aus den Gegensätzen (Abb. 13 (III.), Eindimensional) wird bei Zusammenspiel und Korrelation vieler Gegensätze zueinander ein n-Eck im Verständnis und daraus schließlich ein Kreis (bzw. die Kugel) von unserem Weltbild, was sich mit jeder Erfahrung mehr weitet und mit jeder Erkenntnis diese geweiteten Lücken schließt. Das Zentrum bleibt die Goldene Mitte des Lebens, die Harmonie – aber nicht im Stillstand, sondern in Form eines stabilen Kreises ohne direkten Mittelpunkt, innerhalb dessen Stabilität von Leben herrscht.
Abb. 13 (III.) – Gegensätze für den Bewusstseinsaufbau
Unser Bewusstsein baut auf dem Dualismus auf, deswegen erkennen wir überhaupt. Alles Wissen scheint in uns angelegt (wie Platons „Ideen“), weil es auf dem Dualismus basiert. Man kann es als genetisches Wissen oder Instinkt bezeichnen. Jeder, der ein Bewusstsein ausgebildet hat, hat die grundlegendste Erkenntnis gemacht: er unterscheidet Gegensätze (im einfachsten Fall ja oder nein) und damit ist er entscheidungsfähig und willensfähig. Es entsteht für ihn also auch eine Freiheit zu wählen.
Die Entwicklung der Welt in unserem Bewusstsein ist nicht so stark von der Entwicklung der Außenwelt und der geschichtlichen Veränderung abhängig (denn deren Abläufe sind linear, wiederkehrend und zu einem gewissen Prozentsatz vorhersagbar), sondern vielmehr von unserer eigenen, von der Entwicklung der Wahrnehmung selbst.
Bewusstseinsentwicklung beim Menschen
Als Erwachen des Bewusstseins (vor allem beim Menschen) kann der Willen gesehen werden. Wenn ein Kleinkind also gefragt wird (Entscheidungsfrage), ob oder sogar was es will, lebt es bereits im bewussten Zustand. Die Sprachentwicklung ist hierbei nur teilweise nötig, da auch durch Gesten geantwortet werden kann. Allerdings sollte auch bedacht werden, dass die Sprache die Bewusstseinsausprägung fördern kann. Nicht bloßes, reines Reagieren (wie durch Reflexe), sondern Entscheidungen zeichnen einen Willen und damit Bewusstsein aus. Denn man bewertet und wägt ab.
Die Bewusstseinsentwicklung eines Menschen kann mit der evolutionären Entwicklung des Bewusstseins verglichen werden. Auch als Kind nimmt man die Welt bewusst wahr, muss aber noch ein Bewusstsein von sich selbst entwickeln, wenn man auch glaubt, sich selbst anhand seines Körpers bereits zu sehen. Man beobachtet sich selbst aber weniger, sondern reagiert vielmehr nur, ohne großartig darüber nachzudenken. Dennoch fühlt man alles, worauf man trifft - sogar sehr intensiv - und macht sich über den Ausdruck dieser Gefühle keine Gedanken. Man versucht sie nicht zu verbergen oder zu kontrollieren.
Triebe verleiten zur Hemmungslosigkeit (beim Essen, Sex, im Traum beim Schlafen). Erst die angelernte Moral und Erfahrungen können die Triebe zügeln und durch Disziplin und Selbstbeherrschung kontrollieren. Kinder sind daher meist noch befreiter und hemmungsloser als Erwachsene, die so viele Erfahrungen gemacht haben, dass ihr Intellekt gegen jede triebliche Aktion eine einschränkende Erfahrung zwischenschaltet – eine Hemmung. Nur im Traum sind diese nicht kontrollierbar, obwohl man bei Bewusstsein ist. Der Traum ist noch kulturbefreit und animalisch und analysiert weitgehend ohne Erfahrungen sondern aufgrund der ererbten Persönlichkeit, des Charakters.
Kinder sind solange noch „unschuldig“ und moralisch gerecht, wie sie in natürlichen oder vorgelebten Kategorien denken. Sobald sie beginnen selbstständig zu denken und zu zweifeln, also ein eigenes Bewusstsein aufbauen, verlieren sie den Überblick in der Fülle von Möglichkeiten moralischen Handelns und Ausnahmen. Erst als ausgereifte Persönlichkeiten können sie wieder eindeutige Kategorien zu ordnen, dann allerdings nicht nach starrem Glauben, sondern durch Erfahrung. Jeder Mensch macht so die Entwicklungsgeschichte der Menschheit durch: von natürlichem Denken zu kultureller Vernunft.
Die Jugend ist ein Verbesserungsprozess, ein Reifen des Geistes. Erwachsensein ist das diffuse Stadium zwischen Heranreifen und Altern und Zeit höchsten Bewusstseins sowie maximaler Leistungsfähigkeit (sowohl geistig als auch körperlich) – ein erhaltendes Reifealtern. Altern schließlich ist der langsame Abschied von der Welt und gespiegeltes Gegenteil der Jugend.
Ein Taubengleichnis, bezeichnend für das Altern und die zunehmende Ähnlichkeit zu Kindern:
Erst fütterte man die Tauben aus Freude daran, dass man Geschöpfe unter sich hatte und sie scheinbar versteht. Später verjagt man sie wegen der größeren Macht und mehr Rechte, die man nun inne zu haben glaubte, bis man sie schließlich wieder füttert um noch einmal eine Beschäftigung zu haben und wieder ein paar Geschöpfe unter sich zu wissen oder sich an seine Jugend zu erinnern.
Die Bewusstseinsentwicklung stützt sich zunächst auf das Annehmen von Fakten. Der Glaube, dass alles stimmt, was man sieht und die Welt so ist, wie man sie wahrnimmt, bestimmt das Weltbild. Zwar lernt man schon recht früh zu lügen und dass man andere täuschen kann, aber dieses Wissen auf die Welt und vor allem sein eigenes Bild von ihr zu übertragen gelingt erst später, weil man sich dazu als abhängiges und veränderliches Wesen betrachten muss, dessen Eindrücke und Erinnerungen keineswegs unveränderlich sind, sondern subjektiv geprägt. Ohne entsprechendes Wissen oder Anleitung bzw. sogar Falschanleitung gelingt das oftmals nicht, wie es sich in der Geschichte der Menschen viele Jahrtausende lang gezeigt hat.
Mit der Entwicklung des Bewusstseins stößt man im Zuge der Erweiterung auf immer mehr Unklarheiten, die man vorher gar nicht sah (z.B. Ungerechtigkeit der Menschen untereinander oder in der Natur) und glaubt dadurch bald, früher blind gewesen zu sein müssen oder nicht bewusst gelebt bzw. nicht richtig gelebt zu haben. Je mehr man von der Welt entdeckt, umso mehr wird einem klar, dass man die Welt entdeckt. Bewusstsein entwickelt sich erst im Laufe des Lebens (am Anfang), also mit dem Leben. Der Mensch (und alle anderen Lebewesen mit Bewusstsein) ist damit trotz allem ein Teil der Natur. Kein unbegreiflicher Gott haucht hier jemandem Leben ein. Denn Bewusstsein muss sich nicht unbedingt ausprägen. Es kann auch fern bleiben und die Menschen (und andere Tiere) leben trotzdem.
Ähnlich verhält es sich mit dem Glauben der Menschen von tierischem Bewusstsein. Das Animalische ist allerdings wesentlich stärker zweckorientiert und erfasst die Hintergründe des eigenen Handelns viel weniger. Dadurch reagieren Tiere meist geradliniger, vorhersagbarer aber oft auch wesentlich schneller, reflexartiger. So wie wir etwas besser, schneller und sicherer können, wenn wir es lange geübt haben.
Bewusstseinsausbildung:
Was in früher Kindheit war, danach sehnen wir uns zurück. Mögen das ein Orte, Personen, Geschichten oder Spiele sein. Es bestimmt einen Großteil unserer Wünsche, Vorstellungen und Träume. Denn es hat unsere erste Auffassung von der Welt erstellt und darauf baut unser gesamtes Weltbild auf, unsere Art Erfahrungen zu machen und daher unser ganzes Bewusstsein.
Abb. 14 (III.) – Aufbau von Wissen und damit eines Bewusstseins (Oberfläche des Bewusstseinshorizonts)
Das Bewusstsein (eines normalen Menschen) ist ein geordnet gewachsenes System von Wissensschichten (Abb. 14 (III.)). Auf altem Wissen baut sich neues auf, das je nach Interessenlage und Umweltbedingungen (z.B. Beruf, Lebensumstände, etc.) in eine neue Richtung erweitert wird oder an diesem Punkt verharrt. Des Menschen Bewusstsein bildet sich aus der Summe aller Ansichten und der Differenz aus Gedanken und Umsetzung, also den Taten.
Mit den frühen, kleinkindlichen Erfahrungen entstehen unterbewusste Beziehungen zwischen dem Wissen. Daraus baut sich eine erste, einfache Weltsicht auf, die in dieser Art und Weise das Grundgerüst für die spätere Persönlichkeit bildet (Abb. 14 (III.)). Daher ist diese Phase die wichtigste für das Individuum und prägt am stärksten. Das Bewusstsein weitet sich später nur mehr und füllt die Lücken mit Wissen auf oder mit Annahmen (Abb. 8 (III.), Abb. 11 (III.), Abb. 13 (III.)). Das ergibt sich aus der Philosophie, die wir uns mit dem Grundgerüst aufbauen und aus der wir dann auf die Lücken schließen (vgl. Abb. 6 (I.), „Netz“). Sobald wir ein Bewusstsein, also ein Bild von der Welt mit uns darin haben, denken wir in einem geschlossenen Kreis aus Erkenntnissen. Später kommen nur neue Erkenntnisse hinzu oder ersetzen und verknüpfen alte, füllen Lücken auf, so dass der Kreis aus Erkenntnissen um uns und damit unser Horizont wächst. Aber unser Horizont ist zu jedem Zeitpunkt fertig und geschlossen, nur nicht lückenlos.
Das Bewusstsein zeigt sich ähnlich wie ein Radarbildschirm. Die Anzeigenadel zeigt ständig den neuen Erkenntnisstand, alles dahinter verblasst schnell und man hat das meiste davon schon nach wenigen Sekunden vergessen. Was kommen wird, kann man mit dem Bewusstsein nicht erkennen. Dafür braucht es das Sonar der Erfahrung.
Abb. 15 (III.) – Das aktuelle Bewusstsein
Gedanken werden fortwährend abgebaut, sobald sie schon kurz nicht mehr im Bewusstsein bearbeitet bzw. „bedacht“ werden. Ohne Anhaltspunkt sind sie ab da an so gut wie nicht mehr zu orten bzw. nach zu vollziehen. Der Prozess des Erkennens, also des Erweiterns bzw. des Vorantreibens in eine neue Richtung des Bewusstseins schreitet dagegen immer weiter fort (Abb. 15 (III.)).
Erkenntnis über die Welt hat man schon früh und stets glaubt man nichts Neues hinzu zu gewinnen, auf dem letzten Stand zu sein und höchstens noch ein paar Details zu lernen. Das Bild der Erkenntnis ähnelt einem auslaufenden Kegel in Richtung seiner Spitze. Doch dann erhebt man sich auf eine neue Stufe und sieht, wie wenig man doch wusste bzw. wie einseitig man es betrachtete. Denn nicht neues Wissen bringt Erkenntnis, sondern (evtl. durch neues Wissen) neue Sichtweisen, neue Perspektiven und der Kegel verkehrt sich in das Gegenteil, denn nun glaubt man, erst am Anfang von allem zu stehen. Doch mit dem Bewusstsein, mit welchem man diese Situation immer wieder erkennt, bewegt man sich genau dazwischen.
Was einem gegenwärtig an Gedanken im Bewusstsein existiert, hält man für wichtig. Mit etwas zeitlichem Abstand und mehr Erfahrung ist es dagegen nur ein kleiner Aspekt in größeren Zusammenhängen. Um dieses Urteil treffen zu können braucht man Geduld und einen guten Überblick über das Leben.
Abb. 16 (III.) – Bewusste Eindrucksverarbeitung
Der größte Bewusstseinszustand (Abb. 15 (III.), Abb. 16 (III.)) besteht immer im gegenwärtigen Augenblick. Je länger man lebt, umso mehr Erfahrung liegt diesem augenblicklichen Bewusstsein zugrunde und umso umfassender kann es sein. Mit der Zeitspanne verschwindet das meiste dieses Bewusstseins jedoch wieder. Man entwickelt sich immer weiter, wie auch das Bewusstsein. Falls es einem manchmal nicht so vorkommt, als würde sich etwas verändern, dann stärkt sich die Sicht, die man in dieser unveränderlichen Zeit aufbaut und man erinnert sich später umso besser oder öfter daran. Was vor einem liegt ist die Vorstellung, die meist nur in der direkt nahenden Zukunft stark ausgeprägt (etwa die nächsten Tage oder Stunden) und daher höchst spekulativ ist.
Wissen über ein neues Gebiet gleicht einer Nachtfahrt mit dem Auto: Wo Licht hinfällt, erkenne ich meine direkte, zeitliche Umgebung: vor mir und noch schwach hinter mir. Fahre ich weiter, erkenne ich schon wieder das Nächste, jedoch das Letzte schon nicht mehr. Und mit etwas Glück kann ich am nächsten Morgen noch sagen, wo ich lang gefahren bin und ein paar Details aus der Fahrt wiedergeben. Fahre ich aber öfter die gleiche Stecke, so prägt sie sich mir ein – bei Tag freilich besser als bei Nacht. Alles werde ich von ihr aber nie wissen.
Bewusstsein ist wie ein Computerdesktop: ohne die Hardware und die Software gäbe es keinen Desktop. Aber durch ihn allein kann man (als normaler Benutzer) auf alles zugreifen. Er ist die Oberfläche der gegenwärtigen Abläufe des Computers und zeigt die zuletzt geöffneten Fenster (= Gedanken) an sowie deren Relation zu einander. Das Fenster, was zu oberst und vollständig geöffnet ist, ist der gegenwärtigste, weil der zuletzt gehabte Gedanke, mit dem gearbeitet wurde.
Das Bewusstsein ist nie so klar wie in dem Moment, in dem man es als solches erfasst. Schon wenn man nur glaubt, sich ohne Mühe später wieder daran erinnern zu können, erliegt man dem Trugschluss, den ein klares Bild ergibt. Wie ein Schleier wird Vergangenes und mögliches Zukünftige eingehüllt und scheint undurchsichtig unklar (weil einem die nötigen Informationen fehlen, um es vorher zu sehen). Je länger ein Gedanke zurückliegt, umso unwichtiger wird er (schon nach wenigen Minuten). All das ist kein bewusstes Leben, das den gegenwärtig klaren Bewusstseinszustand nicht erlaubt, sondern es ist Erinnerung oder Vorstellung. Alles was der Mensch in dem Augenblick glaubt, da er es denkt, ist für ihn die größte Wahrheit und Realität. Was davor war oder später geschehen könnte, selbst wenn er es wüsste und annähme, dass es richtig sein müsste, ist für ihn nicht so wahr und real wie die angenommene (bzw. geglaubte) Gegenwart. Erinnerung verblasst, scheint weniger groß und bedeutend als der gegenwärtige Augenblick (nur wer den Vergleich noch machen kann, hat ein Bewusstsein). Das heißt das Bewusstsein baut auf aktiven Denkprozessen auf. Die aktivsten Denkprozesse bestimmen das Bewusstsein (und dessen Art und Ausprägung). Sie sind nur durch die Genetik voreingestellt, stellen sich ansonsten aber ständig neu ein. Das wiederum bedeutet Ideen und Einfälle sind so kurzlebig wie der Denkprozess besteht, wenn sie nicht festgehalten werden oder so wichtig sind, dass man sich auch später noch daran erinnert. Ebenso verhält es sich mit Erkenntnis. Auch sie muss man immer wieder bewusst (und neu) erleben.
Zwar ist der Augenblick voll höchstem Glück, aber im Wissen darüber (sich also dessen bewusst zu sein) spürt man es nicht mehr und kann es nicht ausgiebig genießen. Tiefer geht daher die Erinnerung. Denn sie lässt viele Augenblicke noch einmal durchleben, jedoch nicht so intensiv, wie es wirklich geschehen ist, denn der Augenblick ist hier das Maß der Dinge. Daher wirkt die Vorstellung als Vorfreude am höchsten, da sie höher ist, als der später tatsächlich erlebte Moment. Doch nur, wenn auch ein Höhepunkt der Spannung in Sicht ist, also sich die Erwartung auf ein reales Ereignis hin aufbaut. Diese Freude spornt zu höchsten Taten an, die im Augenblick des reinen Glücks nicht möglich sind, weil man das Glück genießen will, wenn nicht gerade die Tat selbst dem Glück entspricht.
Man kann also nur in einem Augenblick leben. Der Zeitpunkt, in dem man lebt und den man erlebt, ist die kleinste, mögliche Einheit der Erlebenswelt, die aber am dichtesten mit Informationen und Sinneseindrücken zu dieser Situation gepackt ist und das Bewusstsein ausmacht. Wie man sich nur an einer Stelle im Raum befinden kann, so kann man sich auch immer nur an einer Stelle in der Zeit aufhalten. An manche Stellen wird man nie gelangen können.
Aber: indem man sich mit anderen vernetzt, von ihnen lernt und mit ihnen kommuniziert, lernt man auch ihren Ort kennen und kann das Geschehen an ihm beeinflussen. Genauso kann man auch die Zeitabschnitte vergrößern, die man beeinflussen kann. Man kann sich erinnern oder vorausplanen und so das Bewusstsein in einen größeren „Zeitraum“ versetzen und letztlich bewusster leben.
Bewusstseinszustände /-stadien:
Konzentration
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Allgemeine Aufmerksamkeit
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Unterbewusste Aufmerksamkeit
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Schläfrigkeit / Tagträume
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Traumschlaf (REM)
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Schlaf
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Tod
Gefühls- und Bewusstseinszustände lassen sich nicht halten und es kann niemals mehr als ein Zustand gleichzeitig erfahren werden. Man kann sich ihrer erinnern, doch diese Erinnerung verblasst schneller als die von direkten Sinneseindrücken, wenn sie keine wirklich wichtigen Aha-Effekte enthalten. Unsere Kindheit bleibt uns deshalb so stark im Gedächtnis, weil es eine Zeit war, in denen sich die Aha-Effekte ständig überboten haben und einer wichtiger war als der vorhergehende. Aha-Effekte im Lernen erweitern das Bewusstsein. Bewusstsein besteht und entsteht daher daraus Schlüsse zu ziehen und kann nur bestehen, wenn immer weiter gelernt wird. Auf dem Aha-Effekt basieren Interessen und Motivationen. Er bildet den Grundstein für ein Wissensgebiet und stellt das zentrale Verständnis dieses Gebietes dar. Daher kann dieses Gebiet auch völlig falsch interpretiert werden, weil die Situation des damaligen Aha-Effektes nicht konventionell ablief.
Bsp.: Ein Geruch wird einem plötzlich bewusst, weil er sich der Gedanke daran mit einer Erinnerung verknüpft und man z.B. eine Gefahr erkennt.
Das Bewusstsein baute sich extrem schnell auf und deswegen haben Kinder noch keine konstante Persönlichkeit. Dennoch ist auch ein Erwachsener jeden Tag ein anderer – vorausgesetzt die üblichen Schlafzeiten erzeugen ein neues Intervall (den Tag).
Selbst wenn im Leben viel erfahren wurde gibt es nur einen Zustand. Zwar können verschiedene Erinnerungen und Gefühle gleichzeitig auftreten, jedoch wahrscheinlich nicht miteinander vermischt werden, da sie aus unterschiedlichen Erinnerungsbereichen kommen – ähnlich einem Rückstromventil. Unterbewusst ist diese Mischung möglich und sie kann (wenn es öfter passiert) sogar die Haupterinnerungen überschreiben bzw. ummanteln, einschließen und überdecken.
Wer das Leben genießen will, sollte sich immer wieder von neuem klar machen, dass es genau das Existieren ist (das sich allein im Vorgang des Atmens schon schön manifestiert) und nicht das Warten auf irgendwas. Allein das Begreifen des Bewusstseins, dass man in einer Welt lebt, die man verändern kann, muss man immer wieder neu lernen. Langeweile ist nur ein Bewusstseinsstadium, in dem man diesen Umstand vergisst.
Das Bewusstsein bleibt immer erst einmal (auf dem alten Stand) stehen, wenn sich die Situation ändert und muss sich erst mit der neuen zurecht finden, muss sie simulieren und mit den alten Situationen korrelieren. So kommt es, dass die ersten Momente der neuen Situation gar nicht mitbekommen werden und eine gewisse Starre eintritt, weil erst Vergleiche mit früheren Situationen unterbewusst herangezogen werden, durch die die neue Situation idealerweise abgebildet werden kann. Je älter ein Mensch ist und je mehr Erfahrung er hat, umso länger dauert dieser Vergleich und die Eingewöhnung in neue Situationen.
Das Bewusstsein denkt durch das Unterbewusstsein aber auch voraus und versucht zu berechnen, was wohl geschehen wird, vor allem in schnell wechselnden Situationen mit unerwartetem Ausgang. Dabei geschieht bewusst schon etwas, was noch gar nicht eingetreten ist, so dass man darauf (wovon ausgegangen wird, dass diese Vorausberechnung durch Abgleich mit bereits bekannten Situationen stimmt) möglichst schnell und richtig reagieren kann. Tritt die neue Situationen nicht so ein, wie man sie erwartet, braucht es wieder erst eine Weile, bevor man das erkennt und darauf reagieren kann.
Erinnerungsfähigkeit:
Die Erinnerung erst verbindet Bewusstseinszustände und führt damit zur Ausbildung des „Selbst“, einem Ich. Es sind gespeicherte Bewusstseinszustände, die man neu einladen kann Erinnerungen sind Grundvoraussetzung permanenten Denkens auf der Bewusstseinsebene – dabei passiert das meist unterbewusst. Das ist die Ursache menschlichen Handelns, wie der Kunst, Innovationen, Gesellschaft, etc. Gelerntes erkennt das Bewusstsein am Erfolg der Tat und dem daraus resultierenden Vergleich mit Erinnerungen. Etwas bewusst gemacht zu haben, heißt aber andersherum auch sich später daran (besser) erinnern zu können. Bewusstes Erfahren und Erinnern bedeutet vor allem die bewussten Eindrücke mit anderen zu vernetzen und zu lernen. Erst dadurch kann man ein gemeinschaftliches Erinnerungsleben aufbauen.
Tagebuch über eine gewisse Zeit schreiben filtert integriert über diese Zeit die wichtigsten Ereignisse heraus. Schreibt man täglich, bleibt zwar auch mehr und detaillierter erhalten, aber der Schwerpunkt auf die wichtigen Ereignisse geht verloren. In einer Art Zusammenfassung (z.B. am Ende jeden Monats) kann jedoch das wichtigste noch einmal aufgelistet werden, um später Eckpunkte der Erinnerung zu haben, an denen man sich zeitlich orientieren kann.
„Wiederholung ist die Mutter der Erinnerung.“ Reine Wiederholung bzw. das Einsteigen in Gebiete, die man denkt zu beherrschen verursacht aber auch eine geringere Aufmerksamkeit.
Je mehr man (erlebt) hat, umso mehr teilt sich seine Wahrnehmung auf und umso unwichtiger wird darin das Einzelstück (die einzelne Erinnerung). Die Interpretation wird so immer gleichgültiger, wenn man keine Ziele (z.B. eine Verpflichtung) hat, auf die man die neuen Eindrücke anwenden will. Falls man aber in einer unterbewussten Erinnerung suchen will, muss man sich gezielt in die Situation zurückversetzen. Genauso muss man sich den Ort / Schauplatz und das jeweilige Gefühl vorstellen um eine Situation voraus zu kalkulieren. Das Gedächtnis sucht automatisch eine passende Erinnerung, die vergleichbar ist.
Bewusstes Sprechen geht mit gleichzeitiger Reizaufnahme einher. So hört man selbst, was man sagt und vergleicht es mit dem Gewollten. Spricht man die Gedanken gar nicht aus oder nur unterbewusst, entfällt diese Rückversicherung und man kann sich daher meist auch nicht daran erinnern.
Sprache als Wörter sind auch nur Erinnerungen. Lediglich die Motorik im Kleinhirn hat sich auf die Formung der Laute mit dem Mund beim Aussprechen konditioniert.
Bedeutung der Polarität für Erinnerungen:
Was einfach oder schnell zu merken ist, bleibt meist nicht lang im Gedächtnis. Erst was sich lange nicht merken lässt, bleibt lange erhalten, wenn es einmal erfasst wurde, weil man mehrere Anläufe dafür brauchte und mehrere Nervenwege auf dieses Problem angelegt wurden.
Ob man etwas / jemanden hasst oder liebt ist im Grunde für eine Aktion egal. Wichtig ist die Spannung, die existiert. Gleicht sie sich dem Durchschnitt an und wird einem gleichgültig, so vergisst man den Gegenstand / den Fakt / den Menschen schneller. Liebe und Hass leben von Spannung und den Extremen der Gegensätze zum Normalzustand, genauso wie das Lernen und die Erinnerung. Allerdings weitet sich der Normalzustand ständig bzw. verengt sich auf die ständig (kürzlich) verwendeten Vorgänge und beachtet genau diese weniger. Liebe und Hass werden so auf die Dauer zur Normalität und weniger interessant, wenn sie nicht ständig erneut angestachelt werden oder einige Zeit ruhen, um danach erneut aufzuflammen.
Polarisierende und bewertende Emotionen:
Wahrscheinlich können wir Erinnerungen nur durch Emotionen erleben. Deshalb gibt es aus frühestem Kindesalter auch noch keine Erinnerungen, weil erst Emotionen zugeordnet werden mussten. Es konnte noch kein Bewusstsein aufgebaut werden, also noch kein Muster erkannt bzw. kein Modellgerüst von der Welt gebaut werden. Wenn das endlich funktioniert, können Erinnerungen hängen bleiben und das Lernen von Faktenwissen kann beginnen. Das Gedächtnis besteht aus Wachstumskeimen. Es benötigt eine gewisse Zahl von Grundinformationen, an denen es alles andere haften und Verständnis wachsen lassen kann; woraus schließlich ein Netz von Wissen entsteht und wodurch neue Informationen schneller zugeordnet und gespeichert werden können. In der Folge daraus wächst die Intelligenz (Aufnahmemenge, -geschwindigkeit, Verarbeitung, etc.).
Frühe, erste Erinnerungen, die immer wieder kehren, helfen nur begrenzt. Sie sind wichtig für das weitere Leben. Doch irgendwann entwickelt man sich selbst so weit, dass man sie nicht mehr braucht. Sie sind in das Handeln übergegangen, zur Persönlichkeit hinzugefügt und dringen nicht mehr ins Bewusstsein. Vor allem das bleibt einem im Gedächtnis, was man noch immer genauso sieht wie früher. Außerdem bleiben die Erinnerungen am besten im Gedächtnis, die den stärksten Bezug zur eigenen Person bzw. zum eigenen Weltbild haben.
Das Erinnerungsbewusstsein verschafft uns frühe (schöne) Kindheitserinnerungen. Es wird beim Heranwachsen jedoch durch das Detailbewusstsein ersetzt, welches mittelfristig Besonderheiten beachtet. Als Kind interessierte man sich kaum für verschiedene Automarken oder Gesichtszüge, da war „Autofahrt“ oder „Gesellschaft von anderen“ der wichtigere Fakt der Wahrnehmung, weniger die Differenzierung zwischen verschiedenen und oft unbedeutenden Merkmalen.
Emotionen sind also ein Bindeglied, ein Mittler zwischen Verstand und Erinnerung. Jegliches Lernen und alle Effektivität hängen von Gefühlen ab. Fällt die Erinnerung über die Emotionsbahnen aus, wissen wir nichts mehr, falls das Wissen nicht bereits auf anderen Wegen (z.B. durch ständigen Gebrauch) an den täglichen Verstand angeknüpft ist. Was man am häufigsten braucht vergisst man deswegen auch am schwersten, wenn man bei Bewusstsein ist, da sich das Bewusstsein auf diesem Wissen aufbaut. Erinnerungen werden mit Gefühlen bzw. Stimmungen verknüpft und sie entstehen durch die Verknüpfung von Sinneseindrücken mit Stimmungen (z.B. ein Landschaftsbild mit Entspannung oder Sehnsucht). Genauso entsteht aber auch eine Scheinrealität, z.B. eine Vorstellung oder ein Traum.
Wenn eine Reizung oder Erinnerung lang, stark oder laut genug war, wird sie noch lange nach ihrer Verarbeitung bzw. der Entfernung der Ursache bemerkt werden, da sie entweder Schäden hinterlassen hat (psychisch oder physisch) oder ihre Intensität so hoch war, dass es lange braucht um sie verarbeiten oder einordnen zu können. Denn sie hat das bisherige Weltbild erschüttert.
Genauso müssen Fantasien und Hoffnungen, Träume und Wünsche genährt werden um sie am Leben zu erhalten. Irgendwann wird einem eine Geschichte daraus. Vielleicht erlebt man sie dann sogar selbst oder glaubt auch nur, sie erlebt zu haben. Sie wird zur Erinnerung. Und nach genügender Zeit werden wieder Fantasien daraus, weil man sich der Erinnerung auf andere Art und Weise durch ein erweitertes Bewusstsein erinnert und auch anders weiterdenkt.
Erinnerungen sind ansonsten so unbeständig und veränderbar, weil sie aus mehreren Nervenzellen bzw. Zellverbänden zusammengesetzt sind. Es gibt keine (bzw. kaum) Barrieren zur nächsten Erinnerung, weshalb sie auch oft mit der nächst gelegenen unerkannt verschwimmen, je nach gegenwärtigem Bewusstseinsinhalt bei Abruf der Erinnerung. Das tun sie umso mehr, je mehr Zeit vergangen ist (da sich die Sichtweise zu damals immer stärker verändert hat und man die Erinnerung aus der gegenwärtigen Sichtweise interpretiert betrachtet) und je mehr man sie verarbeitet bzw. benutzt hat. Eine Erinnerung vermischt sich mit zunehmender Zeit zwischen Erlebnis und Gegenwart sowie durch Abrufung mit anderen Erinnerungen und Vorstellungen (aus der Zeit oder mit verwandten Erinnerungen). Denn dann verarbeitet bzw. verknüpft man sie automatisch mit den Eindrücken der derzeitigen Situation.
Qualitätswert von Erinnerungen:
Konditionierung:
Immer das prägt nachträglich die Wertung einer gesamten Situation und damit auch die anderen Faktoren, dessen Empfindungen jeweils stärker sind.
Bsp.: Wenn ich zum ersten Mal Vanilleeis esse, an einem Tag, der mir wunderbare Erlebnisse liefert und deswegen lange im Gedächtnis bleibt, werde ich wahrscheinlich auch später Vanilleeis mögen. Erlebe ich etwas Schreckliches, werde ich Vanilleeis sehr wahrscheinlich später hassen. Mag ich aber vorher schon kein Vanilleeis und muss es dennoch immer wieder essen, weil mir z.B. jemand, der das nicht weiß, etwas Gutes tun will, werde ich ihn selbst ebenfalls zu hassen beginnen.
Es kommt also darauf an, wie stark eine Erfahrung gegenüber einer anderen und wie stark sie bereits mit Gefühlen belegt ist. Ist sie stärker belegt als eine neue, wird die alte Erfahrung die neue mitprägen.
Schöne und schreckliche Erinnerungen:
Die schönsten Erinnerungen, sind gemeinsame Erinnerungen. Viele sehen in Kindheitserinnerungen etwas Schönes, vor allem, weil man mit anderen Menschen zu tun hatte, von denen man sich behütet, verstanden und unterhalten gefühlt hat. Doch vieles davon, woran wir uns erinnern, bewerten wir erst im Augenblick der Rekapitulation als etwas, das es wert wäre wieder erlebt zu werden. Nun ist uns diese Erinnerung, dieses Erlebnis vertraut und wir wollen es wieder erleben. Nur müsste wieder etwas Neues passieren, um das gleiche gute Gefühl zu erwecken, wie es im Augenblick der Erinnerung entstand. In dem wir uns mit dem Erlebnis auseinandersetzen, wird es uns verständlich und vertraut.
Man weiß nicht mehr, wie schlechte Zeiten waren (z.B. Krankheiten, Krisen, Stress, Finanzengpässe, etc.), weil man sich keine Gedanken mehr darüber macht und das Problem keine Aufmerksamkeit des Bewusstseins mehr erfährt. Selten macht man sich freiwillig hässliche Gedanken (weil es das Gemüt drückt) und so werden auch meist nur schöne Erlebnisse und Gedanken in die Erinnerung aufgenommen und unangenehme Erinnerungen möglichst (automatisch vom Unterbewusstsein) verdrängt, damit ein fehlerfreies Selbstbildnis und durch die vorgegaukelte Perfektion eine positive Grundstimmung entsteht und dadurch das Selbstbewusstsein gestärkt wird.
Eine Ausnahme bilden Traumata, die so stark erlebt wurden, dass sie immer wieder rekapituliert werden, um uns davor zu warnen und zu verhindern, dass wir noch einmal in eine solche Situation geraten, weil sie in unserem Weltbild normalerweise nicht vorkommt. Das Unterbewusstsein bewertet die hässlichen Gedanken als Lehre und Lektion, solange sie etwas Außergewöhnliches im Leben darstellen.
Die Fähigkeit zur Erinnerung verursacht erst ein Langzeitgedächtnis und damit auch ethische Bedenken und Moral durch Bewertung von Taten, die man vermeiden will, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Schlechte Erinnerungen können verbessert werden, indem man sich im Zusammenhang mit der Erinnerung eine angenehmere Vorstellung verknüpft. Dazu muss die Erinnerung weitergesponnen werden, um sie so zu überschreiben und von ihrem negativen Beigeschmack zu befreien, was allerdings einiges an Fantasie bedarf.
Verschiedenes Zeitempfinden:
Wir müssen immer wieder neu denken und dazu lernen, sonst geht die alltägliche Arbeit in Routine über und wird zunehmend unterbewusst erledigt. Mit dem Schwinden des bewussten Anteils kommen einem die dabei vergangenen Stunden, Tage, Jahre rasend schnell verflogen vor. Dass man beim Erinnern an eine Tätigkeit denkt es sei zeitlich noch nicht lange her gewesen, hat mit den verschiedenen Handlungssträngen im Kopf zu tun, in die man diese Tätigkeit einordnet. Der letzte Urlaub ist einem meist noch sehr präsent, im Gegensatz zur täglichen Arbeit. Dieser bemisst man durch mehr vergangene Zeit bei, weil man sich mehr damit beschäftigt hat. Was davon in der Erinnerung übrig bleibt sind vor allem die bewusst gemachten Eindrücke und starke Gefühle. Eine Zeitspanne wird deswegen dann überschaubar kurz, wenn man sie bewusst erlebt hat („Meine Güte! Ist das schon 30 Jahre her?“). Man erinnert sich an Dinge aus der Vergangenheit erst wieder, wenn man damit zu tun hat. Das Zeitgefühl findet Erinnerungen daher eventuell erst wieder nach Jahren und vergleicht sie mit der Gegenwart, so dass man jetzt erst die Abstände zwischen den Erinnerungen bzw. das Vergehen der Zeit bewertet. Die Jahre dazwischen erscheinen dann einfach verflogen, weil man diese Erinnerungen darin nicht findet. Denn es gibt die Erinnerungen in den zwischenzeitlichen Jahren nicht. Andernfalls wären sie von ähnlichen Erlebnissen überschrieben worden oder hätten sich denen angeglichen und würden nicht außergewöhnlich bzw. lange zurück erscheinen. Dadurch schätzt man Vergangenes auch oft zeitlich falsch ein.
Man erinnert sich immer so genau an eine Zeit im Leben, wie man Zeit hatte ein Bewusstsein dafür auszubilden. Die Zeit kommt einem dort am kürzesten vor, wo man kaum Zeit hatte bewusst zu leben, also sich auf alle Lebensbereiche gleichermaßen zu konzentrieren, sondern nur auf eine spezielle Sache (z.B. den Beruf, das Kind, eine Krankheit, etc.). Diese spezielle Sache empfindet man im betrachteten Zeitintervall allerdings als sehr ausgedehnt. Je mehr Erlebnisse man (bewusst) in einem bestimmten Zeitabschnitt erlebt, umso länger erscheint einem diese Zeit, vergeht aber schnell, während man es erlebt.
Zeit scheint auch zu rasen, weil man ein immer größeres Bewusstsein hat und daher weniger Zeit, um sich mit allem zu beschäftigen. Das Wissen nimmt zu, aber die Verarbeitungskapazität bleibt gleich und konzentriert sich auf das Wesentliche. Daher vergleicht man unterbewusst immer mehr Situationen mit früheren, die man nicht mehr verarbeiten konnte und die daher weniger lang her erscheinen als wenn man sich mit ihnen beschäftigt hätte.
Es gibt verschiedene Bewusstseinszustände für Zeit. Eine starke Aufmerksamkeit erfordert das Einbeziehen der jüngsten Information und eventuell auch schnellere Reaktionen, wodurch das Zeitgefühl gedehnt wird und man in der gleichen Zeit mehr Eindrücke wahrnimmt. Andererseits verfliegt die Zeit in längeren, aber immer noch kurzen Zeitabschnitten bei konzentrierter und interessierter Arbeit schneller als man erwarten würde. Man nimmt sich die Zeit um alle verfügbaren Informationen unterbewusst auf Relevanz zu prüfen, ohne das jedoch zu bemerken. Maximales Bewusstsein bewirkt auch die höchst mögliche Zeitnutzung. Je öfter die Konzentration wechselt, umso mehr Zeit glaubt man vergangen zu spüren, z.B. im Stress.
Mittlere Zeitspannen erstrecken sich über mehrere Tage bis Wochen und vermitteln damit die unmittelbaren Ereignisse und das Gefühl des Lebens, worüber man sich in der Lebensphase definiert.
Langzeiterlebnisse beginnen mit den Jahren und können sehr kurz empfunden werden. Mehrere Jahre raffen sich damit zu wenigen Erinnerungen zusammen, wodurch ein Gefühl des Rasens von Zeit entsteht, gegenüber dem täglichen Leben. Der Vergleich der wenigen, übrig gebliebenen Erinnerungen mit den kurzzeitigen Erlebnissen erzeugt somit ein immer schnelleres Fortschreiten, das mit der täglichen Routine und weniger neuen Eindrücken immer mehr an Geschwindigkeit gewinnt, weil weniger wichtige Erinnerungen dazu kommen.
Durch den Vergleich unterschiedlicher Erinnerungen miteinander entsteht außerdem ein verzerrtes Bild von der Zeit. Da verschiedene Situationen miteinander verglichen verschiedene Erlebnisse ins Gedächtnis rufen, erscheint einem das selbe Erlebnis mitunter langsam oder schnell vergangen.
Vergleicht man so die Kindheit mit dem Berufsleben, ist die Kindheit viel intensiver im Gedächtnis geblieben, obwohl sie wesentlich kürzer andauerte, als die Zeit zwischen Schulabschluss und Rente. Denn die Erlebnisse unterschieden sich viel häufiger vom damaligen Wissenshorizont, der noch sehr klein war. Die Relevanz der Informationen und die Polarität waren also viel höher.
Wenn man betrachtet, was man alles geschafft hat, erkennt man die Länge und Verschiedenartigkeit, die buntesten Facetten des eigenen Lebens. Sieht man dagegen darauf, was man sich vorgenommen, aber nicht geschafft hat, dann scheint das eigene Leben kurz und unwichtig zu sein. Andersherum verhält es sich mit einzelnen Erlebnissen. Hat man etwas verpasst, scheint es einem, als wären seitdem Ewigkeiten vergangen, denn man füllt die verpasste Zeit mit reichlichen Vorstellungen auf. Hat man es aber kontinuierlich fortgeführt, erinnert man sich an die wichtigen Stationen und es scheint kurz.
Das Zeitgefühl ist also stark von der Sichtweise abhängig. Durch solche (unterbewussten) Vergleiche und unterschiedlichen Perspektiven auf das gleiche Erlebnis kommen auch verschiedene Empfindungen der Zeit zustande.
Rituale verlangsamen das Zeitgefühl. Die Zeit scheint langsamer zu vergehen, wenn man regelmäßige Gewohnheiten einführt oder zulässt und Vorfreude oder Angst davor empfindet, wenn einem Zeit z.B. durch Gefühle bewusst wird. Vor allem die Zeit, die unschön ist oder vor der man sogar Angst hat (z.B. Prüfungen) wirkt besonders lang anhaltend, gerade auch in der Erinnerung. Denn man hat sehr bewusst gelebt und dadurch viele Informationen verarbeitet. Ein Leben voller Glücksmomente vergeht außerdem (subjektiv eingeschätzt) viel schneller als eines voll Angst, denn Glück braucht man nur zu genießen. Wer Glück empfindet hat Recht und braucht keine Zeit darin zu investieren, sich zu ändern. Wohingegen Angst verarbeitet und überdacht werden muss, um sie zukünftig zu vermeiden.
Auch Vorfreude ist kürzer als Befürchtung. Dabei ist jedoch auch eine Abstufung zu erkennen: Erinnert man sich an peinliche, qualvolle, schlimme Momente, erscheint einem das Leben umso gehetzter bzw. stressiger, jedoch umso weniger empfindet man, dass es zu schnell vergeht. Schon in der nächsten glücklichen Erinnerung empfindet man das Leben vergänglich.
Tatsächliche und scheinbare Persönlichkeitsänderungen:
Eine Erinnerung, die subjektiv und zeitlich nah, also nicht weit zurück liegt, ist es dann, wenn man sich in ihr mit sich selbst noch identifiziert. Die Erinnerung an sich selbst als Kind kommt einem heute z.B. kindisch vor oder naiv. Wenn man über sich nicht so denkt, über seine Fehler noch nicht lachen kann, weil man sie noch nicht an sich verbessern konnte, ist es noch zeitlich nah und man glaubt unterbewusst, schon damals seine heutige Persönlichkeit zu erkennen bzw. die Erinnerung mit den heutigen Augen zu sehen.
Selbst Menschen, die sich intensiv kennen, werden sich mit der Zeit fremd (in der sie sich nicht sehen). So kann man auch sich selbst gegenüber fremd werden (Amnesie, jahrelange Verstellung, plötzlich verändertes Umfeld, etc.), wenn man sich an früher erinnert. Was einem noch bleibt ist allein der bewusste Augenblick und der ist für jeden gleich.
Menschen, die ihr Gedächtnis verloren haben, scheinen vielleicht ganz andere Persönlichkeiten zu haben, aber dennoch muss sich ihr Bewusstsein aus einer Quelle speisen. Da es sich aber nur über Erinnerungen aufbauen kann, sind die bewusstseinstragenden Erinnerungen auch noch vorhanden und die Persönlichkeit kann nur bewusst keine neuen Erfahrungen mehr damit verknüpfen. Außer das Persönlichkeitsmerkmal wurde bereits von ihrer emotionalen Bindung von der ursprünglich erlebten Situation abgekoppelt. Assoziationen, die sonst üblich wären, wenn man bekannte Muster erkennt, verlaufen höchstens verwirrend und fremd ab, so dass der Betroffene sie nicht zuordnen kann und ignoriert. Beispielsweise geht er anders mit seiner Familie um, weil er die eingefahrenen Verhaltensmuster gegenüber vertrauten Menschen nicht anwenden muss, wenn sie ihm fremd erscheinen. Er wendet seine Rolle gegenüber bestimmten Menschen nicht an, da er seinen Standpunkt zu ihnen wegen der verwirrenden Situation (noch) nicht einzuordnen vermag. Dennoch kann sich seine Persönlichkeit nicht geändert haben. Lediglich die fremde Stresssituation bedingt diesen Anschein.
Vergessen
Das Vergehen von Zeit allein lehrt nichts. Zeit lässt nur vergessen und trennt so für das Individuum Wichtiges von Irrelevantem. Der Vorteil des Vergessens liegt darin, stets aus neuen Blickwinkeln betrachten zu können und so objektiver zu werden. Ansonsten würde man immer an bereits Bekanntes anknüpfen und sich nichts anderes vorstellen, nicht abstrahieren können, wenn man nicht auch Dinge außer Acht lassen würde, selbst wenn es dadurch oft falsch wird.
Wenn man einen gesunden Geist (also ein beanstandungsloses Bewusstsein) hat, dann hat Vergessen nichts mit schlechter Merkfähigkeit zu tun, sondern damit, dass es nicht tief genug dringt, also nicht wichtig genug ist bzw. als nicht wichtig genug wahrgenommen wird, um behalten zu werden. Man legt die Priorität der Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Die nötige Perspektive für das Vergessene fehlt, um es in das Zentrum des Fokus’ zu setzen.
Entspannung
^
Viel vergessen < > wenig / gar nicht vergessen
(Demenz, etc.) v (Savants, etc.)
Konzentration
(die Intelligenz des bewussten
Vergessens und Behaltens)
Abb. 17 (III.) – Filterung zwischen Behalten und Vergessen
Mit der Reizaufnahme wird gefiltert, was überhaupt zur Weiterverarbeitung zugelassen wird und ins Bewusstsein gelangt, weil es z.B. bekannt ist oder das Interessensspektrum nicht abdeckt. Was sich nicht als nützlich erweist, obwohl es ins Bewusstsein gelangt ist, wird dann wieder vergessen bzw. nicht gefestigt (Abb. 17 (III.)), z.B. weil es nicht verstanden, zu wenig wiederholt wurde oder im Schlaf unterbewusst als unwichtig eingestuft wird und die Nervenverbindung deshalb nicht gestärkt, sondern vielleicht sogar abgebaut wird.
Wenn du überlegen musst, was du vergessen oder übersehen haben könntest, denke an das, was dir gerade keinen Spaß macht. Es wird eines dieser Dinge sein.
Sich in die Situation des vergessenen Sachverhaltes zurückzuversetzen und sie zu rekonstruieren verlangt eine gute Konzentration und Beobachtungsgabe bzw. Detailtreue. Mnemotechniken können dabei helfen, vor allem aber der Wille zur Wiederfindung.
Konzentration heißt im entscheidenden Moment irrelevante Bewusstseinsebenen auszublenden, nicht alle Reize aufzunehmen und nur eine einzige Ebene zu erhalten bzw. aufzubauen. Starke Konzentration auf ein Thema bereitet oft Spaß, weil man in einem Fluss der Arbeit steckt, wobei sich eins aus dem anderen ergibt und man etwas schafft, erreicht und voran kommt. Eindeutigkeit (z.B. bei Geistesblitzen) liegt in der Einfachheit der Lösung.
Lernen bedeutet ebenso Nebensächliches auszublenden und Konzentration zu üben (eventuell über Meditation). Man kann nur eine gewisse Menge an Reizen verarbeiten. Daher gilt es unnütze Reize zu vermeiden. Das Gehirn hat keine ausreichende Leistung um immer an alles denken zu können. Konzentration beachtet deshalb nur das Offensichtlichste oder Antrainierte. Ein wenig Autismus und Sturheit / Ordnung bei der Ausführung einer Tätigkeit muss vorhanden sein, sonst stürzt man sich nur von einer Aufgabe in die nächste und erledigt keine richtig. Die Konsequenz des Handelns sollte so oft wie möglich erhalten werden, es sei denn, man entdeckt plötzlich grobe Fehler in der Gesamthandlung. Wer das nicht kann, wird sich immer nur fragen, weshalb alles so ist wie es ist und kann auch leichter darin manipuliert werden (z.B. durch den Glauben). Zu viel Toleranz allen Aspekten gegenüber schadet hierbei und zerstört die Konzentration, wie es auch bei der Gesellschaftsbildung ist, wenn man allem gegenüber grenzenlos tolerant ist.
Das Problem der Konzentration besteht darin, dass die Abgrenzung bzw. Definition einer einzigen Ebene auf die Ebene selbst ankommt. Je spezieller diese Ebene wird (z.B. die Untersuchung des Balzverhaltens des jungen Männchens einer biologischen Unterart am Morgen eines der ersten Tage der Balzperiode im Moment des ersten Sichtkontaktes der Partnerin), umso unterscheidbarer von anderen wird sie, aber auch umso abstrakter, da sie andere Ebenen kategorisch ausschließt (z.B. ob die Partnerin einer anderen Art angehört, ob das Männchen dem Hungertod nahe steht, etc.). Je genereller die Ebene wird, umso ungenauer wird sie automatisch und umso seltener kommt man zu einem klaren Ergebnis.
Konzentration kommt erst zustande, wenn das Bewusstsein allein einem Gebiet / einer Ansicht zugewandt und zwar skaliert erweitert wird (also genauer oder allgemeiner), verliert sich aber, wenn weitere, gleichrangige Gebiete / Ansichten auf gleicher Ebenen hinzukommen.
Um sich in eine Sache zu vertiefen, muss man anderes Wissen ausblenden und verliert dabei den Anschluss, bis man auf einem unendlich kleinen Punkt angekommen ist. Ebenso verhält es sich mit dem allgemeinen Wissen. Irgendwann hat man den Überblick ohne zu wissen, worüber (also ohne sich dessen bewusst zu sein). Absolutes Wissen ist nicht möglich, schon wegen der Beschränkung des aktuellen Bewusstseins. Ein Bewusstsein schränkt die Sicht immer auf die wesentlichen Merkmale ein, auf die man sein Weltbild aufbaut und auf die man sich folglich konzentriert.
Bei der Erfüllung einer Aufgabe verschafft man sich so erst einmal einen Überblick, erarbeitet sich dann die wesentlichen Inhalte, arbeitet diese genauer und spezieller aus und hat am Ende Wissen über das Thema, hat sich also eine Bewusstseinserweiterung geschaffen.
Dadurch denkt man aber vorwiegend auf den bekannten Bahnen und wendet bereits erlerntes Wissen an und das umso eingeschränkter, je weniger Wissen man hat. Man braucht ein Bewusstsein um überhaupt etwas sehen zu können. Zu viel ungeordnetes Wissen würde alles gleich wiegen und man könnte keine Entscheidungen treffen. Es müssen Prioritäten gesetzt werden. Dadurch werden Fehler gemacht, weil die Entscheidungen nicht mit der Realität übereinstimmen. Das können sie aber gar nicht, weil sie nicht auf der Realität gründen, sondern auf einem vereinfachten Modell von ihr. Je größer allerdings die Fehlerabweichung von der Realität ist, umso wahrscheinlicher wird auch eine Fehlentscheidung.
Unter lauter Prioritäten ist es allerdings zunehmend schwieriger noch augenblicklich Wesentliches herauszufinden, weshalb das Weltbild eines Kindes noch einfach und geradlinig ist und das Kind noch rasch Neues begreift. Die Überarbeitung und Vereinfachung von komplexeren Strukturen bleibt daher eine ständige Maßnahme im Leben, vor allem, wenn man viel lernt. Spezialisten sind deshalb in ihrem Fachgebiet besonders fähig, können ihr Wissen aber selten oder schlechter mit anderen Fachgebieten vernetzen oder einen Überblick erhalten.
Man kann sich alles bewusst werden lassen – aber nicht alles auf einmal und permanent. Man kann sein Bewusstsein immer nur auf einen Vorgang in diesem Moment lenken, es darauf konzentrieren. Zur Konzentration gehört auch, dass man sich nicht über den Zustand der Konzentration bewusst wird. Denn dann vergisst man die eigentliche Aufgabe. Bewusstseinszuständen wird man sich erst bewusst, wenn sie vorbei sind.
Sich nicht konzentrieren zu können bedeutet Zusammenhänge nicht einzeln aufgelöst betrachten zu können, sondern nur die Gesamtheit zu sehen sowie (temporär) nicht abstrahieren und vereinfachen zu können, was unter anderem auch von perfektionistischem Verhalten verhindert wird (aber auch dadurch voran getrieben werden kann).
Abstrahieren und Konzentrieren sind sich gegensätzlich. Kreativität entsteht daher auch eher in der Entspannung, da die Gedankenbahnen erweiterter miteinander verbunden sind. Nicht konzentrieren heißt mit allem eins werden. Konzentrieren heißt in eine kleine Welt abtauchen (bzw. in einen Teil des Ganzen, egal wie groß der Teil ist, z.B. 9/10 von allem).
Daher ist Schlagfertigkeit auch nur mit einer gleichgültigen (= „abgebrühten“) Sichtweise möglich, da man sich nicht zu stark auf die Argumentfindung konzentriert, sondern einfach sagt, was einem dazu einfällt.
Konzentrationsfindung
In Extremsituationen wird man entweder von Angst gelähmt oder ist hochkonzentriert, weil der Wille zum erfolgreichen Abschluss (z.B. Sieg, Überleben, Rettung, Verdachtsabwendung, etc.) stark genug ist. Aber nicht der Wille zur Konzentration macht eine erfolgreiche Konzentration aus, sondern die Einstellung, mit der man an eine Sache herangeht bzw. die Stimmung, in der man sich gerade befindet. Das kann durch eine grundpositive Einstellung gelingen, wie wenn man sich auf etwas freut, nur dass dieses Gefühl immer im Leben besteht. Zufrieden zu sein hilft dabei schon hemmende Ängste abzuwehren.
Hat man dann aber die Situation überstanden, glaubt man sie zu beherrschen und wird ruhiger oder gieriger. Dadurch sinkt aber auch die Konzentration und der Wille ist nicht mehr klar, rein und fixiert wie zuvor. Die Leistung lässt dadurch nach und man macht Fehler. Denkt man sie dagegen nicht zu beherrschen, hat man Angst davor, wenn man sie einsetzen muss. Denkt man aber nicht weiter darüber nach, wird man durch Training darin besser.
Bsp.: Ein Mörder schafft es sich bei der Befragung herauszureden, weil er weiß, den anderen nur durch einen Zufall getötet zu haben. Dieser Erfolg lässt ihn an sich glauben und seine Hemmschwelle zu richtigem Mord sinkt, solange diese Hemmung aus Angst vor Strafe (Autoritätshörigkeit) besteht und nicht z.B. aus moralischer Überzeugung.
Bewusstsein ist immer ernst oder verängstigt, je konzentrierter es sich einer Situation annimmt. Lässt es wieder los, wird es entspannter und objektiver. Humor und Lässigkeit können folgen, was jedoch nicht automatisch Spaß oder Glück ausmacht. Denn auch in ernsthafter, konzentrierter Arbeit kann Spaß und Glück liegen. Bewusstseinsprogramme wie „Angst“ und „Hemmungen“ können die Konzentration zwar aufrecht erhalten, sind aber selten schön. Man kann diese Programme aber durch andere wie „Humor“ oder „Zweifel“ ersetzen um dennoch konzentriert zu sein.
Es gibt kein perfektes Bewusstsein, nur eine optimale Sichtweise in der jeweiligen Situation, da man immer entsprechend konzentriert sein muss, um eine Situation zu bestehen und damit gewisse Dinge ausblendet. Konzentration ist nötig um umschalten zu können von einer Sichtweise zu einer anderen und Sachverhalte so besser zu verstehen (die oft nur unter einer ganz bestimmten Sichtweise verstanden werden). Aber um überhaupt umschalten zu können ist eine gewisse Intelligenz nötig. Ist diese Bedingung gegeben, braucht es Motivation, um diesen inteligenzmäßig möglichen Sichtweisenwechsel vorzunehmen, denn Motivation entspricht hierbei dem Kraftaufwand, der für den Wechsel benötigt wird.
Bewusstes Zuhören bzw. Konzentration bedeutet die Information mit einer Vorstellung zu verknüpfen und sie so vor dem Vergessen zu bewahren bzw. überhaupt erst zu verstehen, je konzentrierter man dabei ist. Dafür ist Interesse notwendig (als Form einer Motivation). Intelligenz und Fantasie kommen hier zusammen. Emotionen helfen dabei die Verknüpfung dringlicher und unvergesslicher zu machen. Einfühlungsvermögen in andere hilft, um diese Emotion aufzubauen, weil man die Situation des anderen nun selbst nachvollzieht. Solange man versteht, ist Konzentration vorhanden; wenn nicht, reißt sie ab. Man beginnt gar nicht erst zu verstehen, wenn man sein Bewusstsein nicht auf die nötige Stelle gerückt hat (also keine Konzentration aufgebaut hat) und somit das Thema noch mit anderen abgleicht, verbinden will, was man aber erst kann, wenn man das isoliert betrachtete Thema verstanden hat.
Das Bewusstsein sollte von irrelevanten Gedanken befreit werden um eine Konzentration aufzubauen. Zunächst muss dafür gelernt werden solche unwichtigen Gedanken zu entdecken und diese Vorgehensweise muss trainiert werden. Manchmal muss man deswegen alte Aufgaben erledigen, auch wenn sie noch so simpel erscheinen, um die Denkvorgänge abzuschließen, die Verarbeitungskapazität zu entlasten und frei für höhere zu machen.
Die (unterbewusste) Wichtigkeit ist größter Faktor der Aufmerksamkeit und Konzentration. Je nach dem wie viel Wichtigkeit einer Sache zukommt, wird sie umso sorgfältiger behandelt. Um ein Ziel zu erreichen, kann man es sich als bloßes Mittel zu einem ganz anderen Zweck vorstellen. Denn indem man durch diese Mittel etwas anderes erreichen will, denkt man umso effektiver und arbeitet zielgerichteter, um sich dem eigentlichen Ziel besser widmen zu können. Viele wichtige Erfindungen waren so nur Teil eines größeren Projektes.
Probleme zu beseitigen (z.B. durch den Kauf eines besseren Gerätes) gibt Befriedigung und hebt auf ein zufriedenes Niveau, steigert Harmonie, aber auch Gleichgültigkeit. Wer kein Perfektionist ist, hat es schwerer sein Endziel zu erreichen, da es ihm zunehmend gleichgültiger wird, ohne Zwischenerfolge (z.B. Anerkennung anderer) oder Druck. Es bedarf entweder durchgängiger Arbeit und einem Arbeitsfluss, großer Zwischenetappen (oder einander fremder Ziele) oder neuer Probleme, die den Geist wach halten (bewusst auf etwas fixiert halten) um eine Lösung zu finden. Wer Perfektionist ist, hat es allerdings auch schwer das Ziel zu erreichen, da er erst die Voraussetzungen dafür zu perfekt wie möglich gestalten will.
Um sich wieder konzentrieren zu können, muss eine Phase des freien Denkens (z.B. Kreativität ausleben oder Träumen, z.B. im Schlaf oder im Wachzustand) folgen, um sich zu erholen und seine Gedanken zu ordnen, die man während der Konzentration aufgenommen hat.
Erwartungen und Staunen:
Eine gute Art um die Konzentration über längere Zeit (auch über die normal einsetzende Ermüdung) zu bewahren geht über ein vorher gesetztes Ziel, wie auch über Interesse am Thema. Die Frage, was man sich z.B. von einem Vortrag erhofft, filtert das Wichtigste zu diesem Ziel heraus und kategorisiert den Rest. So hat man schon im Vorhinein eine Struktur geschaffen, an der sich die Erinnerung besser aufbauen kann. Eine Erwartung bildet das Gerüst für die Erinnerung, indem man die Vorstellung bestätigt oder widerlegt. Die Konzentration während des Ereignisses (des Vortrags) liegt dann jedoch auch auf dem Abgleich der Erwartungen mit dem tatsächlichen Ereignis. Das hat jedoch den Nachteil, dass man eventuell enttäuscht wird, wenn die Erwartungen zu präzise oder zu hoch waren.
Das Problem zwischen Staunen / Wundern / Überraschung und Gleichgültigkeit / Langeweile: Wenn wir etwas Neues erfahren und das einordnen müssen, können wir noch nicht effektiv darauf reagieren, sondern müssen es erst begreifen lernen. Dieser Prozess bedeutet aber starke Konzentration und Aufmerksamkeit, weshalb uns diese Situation im Gedächtnis bleibt.
Sind wir irgendwann abgeklärt und wundern uns nicht mehr über ein Ereignis, reagieren wir schnell und effektiv, aber es bleibt uns weniger im Gedächtnis und macht oft weniger Spaß, weil wir nicht gefordert werden und den Details keine Aufmerksamkeit schenken müssen, die wir aber brauchen, um uns zu erinnern oder um einen größeren Prozess zu verstehen. Wir arbeiten also unterbewusster, wodurch weniger Informationen verarbeitet werden und im Gedächtnis bleiben.
Einen gewissen Zustand des Staunens und eine bestimmte Art der abgeklärten Verarbeitung im Allgemeinen bzw. die Abwechslung vom einen ins andere zu erhalten ist also die optimale Sinnesverarbeitung bzw. Handlungsweise im Leben.
Beispiel für die Komponenten einer Konzentration:
- Pflichtbewusstsein, Ernsthaftigkeit (um sich ein Ziel ins Gedächtnis zu rufen) und dadurch Selbstdisziplin, am besten mit einem passiven, zeitlichen Druck* und der positiven Aussicht auf ein darauf folgendes Ereignis (z.B. Entspannung, Feste, etc.)
*Passiver, zeitlicher Druck: im Fall einer Antwort auf eine im Gespräch gestellte Frage nicht innerhalb der nächsten Sekunden zu einer Antwort kommen zu müssen, sondern einige Stunden oder Tage Zeit zu haben
- sich der aktuellen Umgebung bewusst werden, um Fantasien, Wünsche und Vorstellungen beiseite zu schieben
- diese entstandene Bewusstseinslücke mit der tatsächlich wichtigen Ziel- / Fragestellung ausfüllen
- Gedanken in diese Richtung wieder von den Fesseln des Zwangs (Zuhörenmüssen, Disziplin, etc.) freilassen
Gedanken --> Zielstellung --> Feststellung / Arretierung --> Ausrichtung --> Freilassung
Es gibt zwei effektive Möglichkeiten um diese Konzentration zu bewahren: zum einen kann man sich vollkommen auf die Abläufe der erlernten Technik und Methoden berufen, wenn man glaubt, dass diese gut genug sind um erfolgreich zu sein. Oder man erzeugt einen unbedingten Willen zum Erfolg, z.B. aus Verantwortung anderen gegenüber, aus Trotz, etc.
Beschreibung von absoluter Konzentration:
Zunächst muss sich eine Vorstellung von der Handlung bzw. vom Objekt entwickeln. Außerdem muss man es sich vornehmen bzw. einen Willen dazu entwickeln; des Weiteren folgt darüber nachzudenken (Bedingungen, Voraussetzungen / sich geistig damit zu beschäftigen) und dadurch Hemmungen und Ängste zu verlieren bzw. Zweifel auszuräumen, weil man jede Alternative als nichtig betrachtet und dann davon überzeugt ist es zu tun. Dann befindet man sich jedoch in einem Zustand des Glaubens, weshalb man auch innerhalb eines Konzentrationsgebiets nur auf dieses Gebiet fixiert ist und nicht abschweift.
Konzentration zu finden ist einfach, wenn man Mittel und Wege gefunden hat und diese nur abzurufen braucht. Doch anderen diese Konzentrationsfindung zu erklären reicht dann nicht aus, weil sie den Konzentrationsmodus im Gehirn nicht einfach anschalten können. Denn sie kennen ihn ja noch nicht. Als Lehrender vergisst man das oft, selbst wenn man selbst erst vor kurzem neue Wege gefunden hat.
Ablenkung durch überflüssige Betrachtungsweisen – Anspannung und Entspannung:
Das (mit Gefahrenprogrammen wie der Angst oder Traumata) abgleichende Unterbewusstsein ist es, was einen aufhält, wenn man über wichtige, logische Sachverhalte nachdenkt, da es immerfort Reize aus der Umwelt bewerten will, wenn sich diese schnell ändern. Am besten kann man sich davon ablenken, wenn das Unterbewusstsein abgelenkt wird – durch Musik, durch Filme, durch Unterhaltung (Smalltalk) oder durch beginnenden Schlaf. Das Unterbewusstsein wird abgelenkt, wenn man viele Eindrücke unterbewusst verarbeitet. Das geschieht z.B. beim Fahrradfahren oder Musikhören, Fernsehschauen oder Duschen, weil viele bekannte (= unwichtige) Reize eingehen, während beim Stillsitzen in einer unveränderlichen und vertrauten Umgebung fast keine Verarbeitung mehr erfolgt.
Um aus einem anderen Blickwinkel Konzentration auf ein Problem zu erlangen (und damit ein höheres Gesamtbewusstsein, das erkennt, Erfahrung bildet sowie Zusammenhänge schließt), muss das Unterbewusstsein mit dem normalen Bewusstsein (das die Umgebung bewertet) abgelenkt oder ruhig gestellt, darf aber nicht überlastet werden. Das kann durch unwichtige Tätigkeiten erfolgen, die wenig Aufmerksamkeit erfordern, weil sie lange einstudiert sind (wie Autofahren, Duschen, Essen, ein Toilettengang, Stricken, spazieren gehen, aber auch Versuche des Zuhörens und Schlafens).
Tätigkeiten, die nebenbei von eigentlichen, sonst das Bewusstsein fordernden Aufgaben erledigt werden, können auch die Konzentration steigern, wenn sie genau die überschüssigen Energien an sich binden, welche die Konzentration sonst verhindern würden (da sie sonst zur Aufnahme anderer Reize oder dem Suchen nach verwandten Erinnerungen eingesetzt würden). Diese Tätigkeiten lenken das Unterbewusstsein ab, da sie durch Gewöhnung und Übung oder zu geringe Ansprüche an die kognitiven Fähigkeiten zu niedrig sind, um die ganze Aufmerksamkeit zu fordern. So kann das Unterbewusstsein weniger Einwürfe durch Gedankenzusammenhänge (durch Nervenverbindungen) erkennen bzw. schaffen und koppelt den Denkprozess von unwichtigen Erinnerungen, Vorstellungen, geprägten Wünschen und anderen Sinneseindrücken ab. Durch diese gesteigerte Konzentration werden nur noch wenige Lösungsmöglichkeiten analysiert und daher auch eher Lösungen übersehen. Je sicherer man eine Lösung untersucht und an die Beobachtungen anpasst, umso verunsicherter ist man auch, wenn sie nicht mit seinem eigenen Lösungsmodell übereinstimmt.
Beispiele für die Ablenkung des Unterbewusstseins zur Steigerung der Konzentration:
- Stimulation der Handinnenflächen mit einem Objekt möglichst gleichgroßer Dichte an Oberflächenpunkten wie Nervenzellen in der Haut, um Nervenreize zu verursachen und dadurch diese überflüssigen Energien durch das Unterbewusstsein zu bündeln
- Je bekannter Hintergrundmusik ist, umso weniger wird sie wahrgenommen und stört demzufolge weniger beim Lernen.
Das wahrnehmende Bewusstsein kann aber ebenso ablenken, entweder berechtigt, weil Gefahr droht bzw. andere wichtige Dinge geschehen (in eine andere, bewusste Perspektive) oder im üblichen Modus, falls man kreativ sein muss (unterbewusst).
Wenn man etwas macht, das man machen muss, aber keine große und bewusste Aufmerksamkeit darauf zu verwenden braucht, dann entspannt man sich dabei und es fallen einem Dinge ein bzw. man rekapituliert seine Erfahrungen und automatisch die vorhandenen Fakten zum letzten Thema um sie wie im Schlaf miteinander zu verknüpfen. So sieht man durch die Entspannung plötzlich Zusammenhänge, die einem verborgen bleiben, wenn man weiter angespannt an dem Thema arbeitet (vgl. Kapitel „Grundlegende Philosophie“: Die Theorie der zwei Pole): Anspannung und Entspannung – von totaler Konzentration, Fixiertheit, Wachheit und Aufmerksamkeit bis zum Tod). Anspannung entspricht einem richtungsgebundenen Gedankenfluss, Entspannung einer Zerstreuung der Gedanken. Demnach wären konzentrierte Arbeiten, aber auch bewusstes Musikhören, Lesen, Film / Theater schauen Anspannung, während unbewusstes Musikhören, unkonzentriertes Lesen und Arbeiten, Spazierengehen oder Routinearbeiten, Träumen und Schlafen der Entspannung entsprächen. Meditation läge dazwischen, je nach Ausübung und Zweck, wobei ein Gedankenfluss ausgeschlossen werden soll, aber auch ungerichtete Gedanken vermieden werden sollen, sondern möglichst nur wertfreies Existieren erreicht werden soll.
Man muss emotionslos sein um kreativ handeln zu können (vgl. Prof. Manfred Spitzer), aber gefühlsbetont um konzentriert zu sein (z.B. Angst in Gefahrenmomenten). In der Entspannung denkt man kreativ und eher schlagfertig, mit der Anspannung fokussiert und verteidigungsbereit. Wer auch in gefährlichen Situationen kreativ und schlagfertig ist, kann oft die Menge für sich gewinnen, da sie ihm vertrauen. Allerdings kann er es auch übertreiben und die Situation nicht ernst genug nehmen, so dass sie sich von demjenigen abwenden. Die Mehrheit schaut zunächst auf den Angespannten, da sie einschätzen müssen, ob seine Anspannung begründet ist. Der Entspannte ist dem Angespannten politisch voraus, wenn er sich rhetorisch durchsetzen kann und das kann er zumeist, weil er kreativer ist und gute Argumente verdrehen kann ohne bessere zu haben. Das mündet letztlich in Schlagfertigkeit.
Ausspannen, Energie tanken, Erholen kann man sich nur ohne Druck zu einer Tat bzw. wenn der später folgende Druck (den man schon ahnt) erträglich ist oder vergessen werden kann. Spaß, Ablenkung, Zwanglosigkeit, aber auch Träumen, anregende Unterhaltung, woraus sich zumindest kurzfristig Glück entwickeln kann, braucht man in bestimmten Abständen um sich zu erholen und auf Dauer leistungsfähig und konzentriert zu bleiben. Worin diese Entspannung liegt, muss jedem (im Rahmen des respektvollen Miteinanders) selbst obliegen.
Man braucht das Bewusstsein jedoch, um das Unterbewusstsein mit Informationen zu füttern, es am Laufen zu halten und einen Stillstand zu vermeiden. Denn bewusste Informationsaufnahme und Bewertung bleibt immer noch die intensivste Form der Erinnerung. Allerdings werden auch Hintergrundinformationen weiterhin mitaufgenommen und bleiben durch das Unterbewusstsein an diesen Erinnerungen haften, bzw. lassen die Erinnerungen später auch leichter wieder finden, da man nicht nur die bewusst gemachten Erfahrungen finden muss, sondern damit verknüpfte, unterbewusste Informationen. Zu dem Denkprozess gehörte Musik (vgl. Kapitel „Musik“: Emotionale Eigenschaft) wird so später mit diesem Gedanken (falls man sich erinnert) verbunden. Das geschieht umso mehr, je wichtiger (also bewusster) der Gedanke oder die mitreißende Musik war. Die Relevanz des Gedankens wird so durch die Musik mitgefärbt bzw. auch andersherum die Schönheit der Musik mit der Relevanz des Gedankens.
Im Traum (während des Schlafes) ist diese Situation des Informierens des Unterbewusstseins durch das Bewusstsein allerdings nur eingeschränkt gegeben. Viele wichtige Funktionen, die in der Realität vorhanden sind, sind es dort oftmals nicht oder nur einseitig ausgeprägt – z.B. Hemmungen oder Zweifel. Zudem stellt im Traum das Unterbewusstsein die Umgebung und Reize dar, statt der Umwelt. Das beweist auch, dass der Mensch für die realitätsnahe Erkenntnis (z.B. die Entwicklungen in der Physik) sein Umfeld braucht und insbesondere andere Menschen, die er nicht bedingungslos beeinflussen kann und die eine andere, teils unverständliche, aber auch zweideutige Meinung mit einbringen. Gelangen solche unabhängigen Informationen nicht mehr in den Geist der Person, so ist sie dem Wahn verfallen, Autist oder anderweitig gestört und verschließt sich automatisch immer mehr.
--> Unterbewusstsein lenkt ab, weil es Erinnerungen, Vernetzungen, Vergleiche und Kreativität induziert. Es öffnet den Blick ins innere Selbst. Rhythmische Geräusche wie Musik oder einstudierte Tätigkeiten wie Joggen können das Unterbewusstsein ablenken / beschäftigen und den Geist weiten, damit man sich konzentrieren kann und Assoziationen und Kreativität verhindert. Die Geräusche und Tätigkeiten dürfen dabei jedoch nicht zu intensiv sein, also nicht zu laut, kompliziert oder emotional (vgl. obere Hälfte Abb. 4 (III.), „Musikstimmungen“).
Will man sich auf Informationsaufnahme der gegenwärtigen Situation konzentrieren, muss das Unterbewusstsein abgelenkt werden. Das wird erreicht, indem man neue und interessante Reize sucht oder setzt, z.B. die Antwort auf eine dringende Frage sucht oder Routinetätigkeiten ausführt.
--> Bewusstsein lenkt ab, weil es Sinnesreize wahrnimmt. Es öffnet den Blick auf die Welt. Andersherum muss man solche rhythmischen Geräusche und Tätigkeiten sein lassen, die das Unterbewusstsein ablenken und möglichst keinen Input (z.B. Stille) suchen, also nichts bewusst tut, wenn man kreativ sein und frei assoziieren will um die Gedanken schweifen zu lassen. Rhythmen und Musik können aber auch das Bewusstsein ablenken / beschäftigen, so dass man frei assoziieren kann.
Wenn man keine Aufgabe hat, dann sucht sich das Bewusstsein eine Aufgabe in der Erinnerung oder Vorstellung. Es wird vom Unterbewusstsein angeleitet. Das Unterbewusstsein übernimmt weiterhin die Aufgabe der Umgebungswahrnehmung und steuert gleichzeitig die Erinnerung und die Vorstellung bzw. delegiert das Bewusstsein diese „niederen“ Funktionen zu übernehmen. Eventuell nimmt das Bewusstsein eine Art Auszeit und man ist nicht sehr konzentriert. Möglicherweise ist das eine Erklärung für Trance-Zustände oder sogar Träume. Wenn man nach Erinnerungen sucht oder nachdenkt und sie durch bewusste Konzentration nicht finden konnte, muss das Bewusstsein abgelenkt werden, z.B. durch langweilige Umgebung oder Abschalten der Sinnesorgane durch Meditation).
Die gemeinsame Ablenkung des Bewusstseins oder auch des Unterbewusstseins bringt erst wohlige Gespräche zustande, z.B. bei einem Spaziergang, einem Film oder Vortrag. Denn hier ergibt sich durch ein Erlebnis ein Gesprächsthema und kein Zwang zum Small-Talk.
Aufmerksamkeit beim Zuhören sinkt aber mit der Distanz durch Lautstärkeabnahme und Streuung in der Umgebung bzw. Interferenzen mit anderen Geräuschen. Das heißt, je näher man dem Sprecher ist, umso konzentrierter ist man (Bsp.: Vorlesungssaal). Genauso empfindet man unterbewusste Hintergrundgeräusche als nerviger, je näher sie sind.
Konzentrationsverlust:
Der Konzentrationskreis bricht auf, der Gedankenfluss („Flow“) bricht ab, löst sich unkontrolliert in alle Richtungen auf und alle möglichen Gedanken überschwemmen das Denken. Auslöser können Sinneseindrücke, Überbelastung, die biologische Uhr und Hormone oder Drogen sein (die Rezeptoren oder Neurotransmitter blockieren).
Man benötigt dann Ablenkung oder Schlaf um Erregungen / Ströme zwischen den Nerven auf ein Normalmaß abzubauen und ein neutrales Ausgangsniveau von Gedanken zu schaffen. Dabei können Traumphasen helfen, z.B. um (unterbewusste) Konzentrationskreise zu lösen, da die Sinne ausgeschaltet sind und kein weiterer Input erfolgt.
Man kann nicht so gut denken, wenn man spricht, weil man in dem Moment des Sprechens selbst zuhört und Rechenkapazitäten für die Aussprache (richtige Betonung, Formung der Silben, Satzbau, Wortwahl, etc.) aufbringen muss. Ohne zu sprechen entwickeln sich die Gedanken deshalb zielgerichteter und flüssiger, bleiben allerdings auch schlechter im Gedächtnis, wenn man sich „verdacht“ hat und sich Fehler in die Logikkette einschlichen.
Konzentration schwindet unter Alkohol, weil sie ein aufwendiger Rechenprozess der Neufindung im Kopf ist. Die Ausnahme ist das Nebenprogramm „Angst“, das nur bei geringen Mengen Alkohol gehemmt wird und besser auf das eigentliche Ziel fokussieren lässt. Erinnerung dagegen ist unter Alkohol zunächst leichter zu behalten, abzurufen und zu verändern, weil diese Anlagen schon vorhanden sind und eventuell lediglich neu verknüpft werden.
Erinnerungen sind eingeübte Wege, deren Straßen (= Nervenbahnen) leicht zu befahren sind. Konzentration dagegen bedeutet das Halten und Erweitern von Neuem auf schlammigem Untergrund und wird durch zusätzliche Faktoren meist nur verschlechtert, z.B. Drogen, Ablenkung wie laute Geräusche, gleißendes Licht oder generell exogene Beeinflussung der Sinne.
Zum Vergleich: einsetzender Regen auf der Straße der Konzentration, Nebel, unbekannte Gegend und viele Nebenstraßen, unebene Fahrspur, nasses Laub, schlechte Bremsen, ruckelige Lenkung, etc.
Bei diesem aufwendigen Prozess der Konzentration muss der Schaltkreis zwischen den benötigten Nerven gehalten, bzw. nutzvoll erweitert werden. Allerdings können Drogen (meist in geringen Dosen) auch die Sinne zu einem gewissen Teil ausschalten, damit die Reizleitung verhindern und die Konzentration auf wenige Gedanken erhöhen.
Meditation
Meditation beginnt, wenn das Unterbewusstsein Reize an das Bewusstsein liefert und das Denken zu einem Sinneseindruck macht. Alle anderen Eindrücke werden dann ausgeschaltet, weshalb der Zustand des Schlafs oder vielmehr des Einschlafens und des Traums ein sehr ähnlicher ist. Das Bewusstsein ist dem Traum ähnlich. Denn man vergisst im konzentrierten Zustand oder auch im assoziierenden Zustand alles um sich herum und erwacht erst wieder daraus um mitzubekommen, dass man in einer abgekapselten Welt war. Ähnlich ist es im Traum, wenn man in bestimmte Situationen geworfen wird und nichts davon seltsam findet. Bei der Meditation dagegen öffnet man sich praktisch allen Gedanken ohne sie seltsam zu finden oder zu bewerten, aber im Gegensatz zum Traum oder dem Bewusstsein auch keine Überlegungen oder Handlungen zu vollziehen, sondern den freien Assoziationen blind folgt.
Meditation kann auch die Suche und das Streben nach dem absoluten Bewusstseinszustand sein, also der höchstmöglichen Konzentration, aber auch der Wiederherstellung eines bereits gefundenen Bewusstseinszustandes, der am besten geeignet war, um die bevorstehenden Aufgaben zu bewältigen. Ziel von Meditation ist aber auch das Wichtigste im Leben immer wieder neu zu erkennen und zu erleben: seine eigene, bloße Existenz. Meditation bedeutet auch Rückbesinnung auf die Existenz (1. Dimension / eindimensional) bzw. sogar das Erreichen von Dimensionslosigkeit (in der Physik, Mathematik, sowie im Denken).
Um die Welt pur und möglichst wahrhaftig wahrzunehmen, müssen die Vorurteile / Filter / Schablonen / etc. ausgeschaltet werden. Diese Form der Meditation für ein erweitertes Bewusstsein ist aber immer noch von der menschlichen Art des Denkens abhängig und geprägt. Erweitertes Bewusstsein entsteht auch durch berauschende Drogen, weil man gelerntes Wissen nicht mehr findet und einem dadurch die Umgebung neu vorkommt. Man ist vom bewussten Denken abgekoppelt. Man denkt daher abstrakter und weniger spezifisch und dadurch kreativer.
Meditation kann auch bedeuten seine Sichtweise ständig zu ändern und sich die beste anzunehmen, die man dadurch finden kann. Die Suche nach dem höchsten Bewusstsein zeichnet einen aus, denn die andere Seite, „kein Bewusstsein“ ist der Normalzustand der Natur und aller Dinge vor und nach ihrem Leben. Um das höchste Bewusstsein zu erfahren, muss man die Kontrolle behalten. Vor allem ist dies die Kontrolle über sich selbst, seine Konzentration, sein Leben und seine Umgebung. Auf diesem Weg (den man auch kontrollieren sollte, um höchst bewusst zu leben) ist Wissen über alles, was einem dabei begegnet, von höchstem Wert.
Meditation und Eintauchen in das „Nirwana“ bedeutet das Vereinen der Gegensätze (aus allem wird nichts und umgekehrt): Harmonie im absoluten Sinn, endlose Freiheit, da es keinen Willen mehr gibt und welche dadurch zu einer Nahtoderscheinung wird, die manche auch als Vereinigung mit dem Kosmos beschreiben, da der Egoismus endet. Meditation ist der Versuch friedvolle Gleichgültigkeit zu erlangen, z.B. mit der Betrachtung der bloßen Existenz und dem Bewusstwerden, dass sie aus dem Kosmos entspringt, zu jeder Zeit zu ihm gehört und in ihm vergehen wird, also nur eine Zustandsform von vielen darin darstellt. So kann man der eigenen Welt, die man sich durch Ausbildung eines eigenen Bewusstseins erschafft, ein wenig entkommen und wiederum bewusst dem Ganzen angleichen.
Auflösung von Gegensätzen, Verschmelzung mit dem Ganzen (dem Kosmos), Verlust von Raum- und Zeitgefühl; das alles sind grob und allgemein gesehen nichts anderes als Anzeichen für Gleichgültigkeit, einer Depolarisation, die eine ausgeglichene Energiebilanz statt zweier Pole anstrebt und damit starr und todesähnlich wird.
Eine Möglichkeit zur schnellen Versenkung bietet eine Situation gedanklich vorauszusehen, sich also vorzustellen, was kommt und gerade deshalb daran nicht teilhaben zu wollen, solange man meditieren will. Dadurch kann man von der sinnlich ergreifbaren Welt leichter Abstand nehmen und sich versenken.
Doch ohne vorangegangenes Leben und Willen kann es nicht zu dieser Erfahrung von Depolarisation kommen. Sich dessen bewusst zu werden geht nur durch und mit einem Willen und damit mit Egoismus und Zielen. Indem man diesen Zustand (immer wieder) erleben will, bewertet man ihn und zeigt, dass man ihn gut findet und dass diese Erfahrung und Empfindung also immer noch zum Leben eines Menschen gehört und nicht zum überirdischen Nirwana.
Meditation heißt auch alles, was man schon kennt (und als schön erachtet) noch einmal (wie beim ersten Mal) neu zu erleben, ohne alle zwischenzeitliche Erfahrung, die zu einer gewohnten Beurteilung führt. Denn Glück führt mit der Zeit zur Gewöhnung daran und wird so nicht mehr so überwältigend schön empfunden, wie zum ersten Mal.
Der Mensch erhofft sich (nach dem Tod) frei zu sein von beängstigenden, regelgerechten Gedanken. Er will Freude spüren und hemmungslos (richtig) handeln – und wissen perfekt bzw. genau richtig zu sein, wie er ist und darin Beruhigung zu finden, aber trotzdem noch überrascht werden zu können, Neues erleben. Das versucht er mit Meditation, der Suche nach Nirwana, zu erreichen.
Im Christentum wurde es mit der Bibel versucht den Menschen einen Himmel auf Erden zu bereiten, mit dem Vorwand, nur durch Einhaltung der Gebote und Verbote nach dem Tod in den Himmel zu kommen. Hielten sich alle Menschen an die Gebote, würde laut Christentum der Himmel auch auf Erden existieren. Zwar müssten die Menschen dennoch irgendwann sterben, doch ihr Leben wäre „perfekt“ verlaufen und sie müssten nichts bereuen, könnten in Frieden, Befriedigung und Erfüllung sterben.
Indem man versucht bzw. sich vorstellt im nächsten Moment (also genau jetzt) aktiv glücklich zu sein, bekommt man mit der Zeit ein Gespür für Glückseligkeit. Dass man diese findet, erkennt man an der inneren Ruhe, die sich sogleich einstellt.
Worauf man sich konzentrieren / meditieren will, darum kann man eine Vorstellung bauen, einen Raum in Gedanken konstruieren, in dem die Vorstellung spielen könnte. So schafft man sich Vergleiche, die man mit der Sache der Konzentration verbindet und sich die Sachlage so erschließt. Auf diese Weise kann man auch Kälte, Schmerz oder unangenehmes Empfinden ausblenden (bis zu einem gewissen Grad und nach bestimmter Übung).
Bsp.: Ein Soldat steht im Wald auf Wache bei eisigen Temperaturen und irgendwann hilft ihm auch Bewegung nichts mehr um sich aufzuwärmen. Er beschließt seinen Willen so zu benutzen, dass er den Schmerz einfach nicht länger spüren will, um seine Vorstellung von Kälte davon auszuschließen und erträgt so tatsächlich die Kälte, manchmal sogar ohne sie zu fühlen, weil er keinen Gedanken an sie verschwendete.
Andersherum kann er sich auch die Kälte bewusst machen und gezielt spüren wollen, z.B. um sie zu lokalisieren und herauszufinden, wo die Schwachstelle seiner Kleidung liegt. Somit richtet er sein Bewusstsein auf die Kälte und begreift sie als reine Sinneserfahrung, der er nicht nachgeben muss.
Asketisch zu leben ist ebenso eine Bezwingung seiner selbst um sein Leben aufzuräumen und seine Gewohnheiten zu entrümpeln. Sich hinzugeben ist nicht schwer. Aber zu wissen auch ohne die geliebten Gewohnheiten auszukommen, ist eine hohe Form, ein wertvolles Leben und Konzentration auf die einem wirklich wichtigen Lebensinhalte. Wenn man trotz der Entbehrung glücklich ist, weiß man, worauf man verzichten kann, um seine Energie auf die unentbehrlichen Dinge zu konzentrieren. Das ist, was der Erfolg der Askese mit sich bringen kann bzw. sollte.
Genauso schafft man über eine Askese der Gedanken für den Geist eine Reinigung, indem überflüssige Überlegungen, Hoffnungen, Ängste und Zweifel verworfen werden. Bewusstseinsreinigende Momente (z.B. nach erholendem Schlaf, Meditation, Entspannung, einem Orgasmus, etc.) können genutzt werden, um mit der entsprechenden Stimmungsinduktion (z.B. durch Musik, Anekdoten, etc.) eine Grundstimmung (positiv, negativ, anregend, entspannend) für die nächsten Stunden zu schaffen. Denn danach sind wir für diese Reize besonders empfänglich, unterbewusst aufmerksam und achten auf die ersten Emotionen am stärksten – solange diese nicht von stärkeren Emotionen im Anschluss überlagert werden.
„Meditation“ klingt nur fremd(ländisch), ist aber eigentlich nichts anderes als eine Reflexion der Erfahrungen durch aktiv stimuliertes Nachdenken über einen Sachverhalt. Durch die Freiheit in Gedanken Ideen durchzuspielen erkennt man Neues, hat Erleuchtungen und ist kreativ. Man lässt Gedanken solange an inneren Erfahrungen reflektieren, bis man zum gewünschten Ergebnis kommt (und hat somit die Erklärung für Phänomene gefunden) oder bis man zu ganz neuen Lösungen findet (und damit Probleme löst und ein Ergebnis bekommt). Wichtig ist dabei die Zwanglosigkeit und Unabhängigkeit von der Dringlichkeit / Notwendigkeit von Gedanken – sonst blockiert man.
Erkenntnissuche ist damit nichts anderes als lange genug effektiv über etwas nachzudenken. Achtsame Meditation bedeutet freies Assoziieren und dadurch Gedanken in Verbindung zu bringen, die nahe liegen, aber noch keine Gelegenheit hatten verbunden zu werden. Daraus entspringt Erkenntnis, indem man zwischen Konzentration und unterbewusstem Traum (bzw. Schlaf) Gedanken und Probleme darin zielgerichtet ordnet. Entgegen der Konzentration werden alle möglichen Wege und Verbindungen in der Erfahrung zu anderen Phänomenen abgesucht und frei assoziiert, die unterbewusst schon längst auf ein anderes, noch unverarbeitetes Problem zugesteuert wären. Das Wesen der Meditation liegt also in der freien Assoziation, aber mit einem bestimmten Ziel.
Anders als erlebte Situationen werden diese Erkenntnisse aber selten abgespeichert, weil es nur reine Erkenntnisse sind und diese bleiben virtuell, bis sie durch weitere Erfahrungen realisiert und bestätigt werden bzw. an Gefühle geknüpft zur Erinnerung werden. Da man allerdings mit der vorher bestimmten Erkenntnis bereits einen Weg der Interpretation von Erfahrungen vorgegeben hat, macht man natürlich auch eher Erfahrungen, die auf diese Erkenntnisse passen. Die Erfahrungen sind daher vorbelastet und werden sehr subjektiv (und damit eingeschränkter) erlebt als ohne die Vorüberlegungen. So kann man schlussfolgern, dass Meditation zu einem erhöhten Selbstbewusstsein führt.
Nirwana in der Meditation:
Es heißt, das „Nirwana“ kann nicht beschrieben, nur durch langjährige Anleitung und Erlernen der Meditationsmethoden erlebt werden. Wie aber ist dann überhaupt jemand einmal auf seine Erlösung gestoßen? Ist es vielleicht alles, was wir erleben, nur dass wir das erkennen und immer weiter streben? Oder ist es beliebig definierbar, je nach dem, in welchem Umfeld bzw. in welchem Leben wir leben? Durchzieht es unser Leben ohne dass die Mehrheit es merkt und existiert selbst nur deshalb, weil wir leben und einige, die es angeblich erlebt haben, darüber berichten?
Kollektives Bewusstsein:
Zudem soll das Nirwana das „kollektive Bewusstsein“ darstellen, also die Vernetzung aller menschlichen Gehirne und damit aller Erfahrungen. Dummerweise widersprächen sich die meisten dieser Erfahrungen jedoch, wenngleich sich auch viele decken würden, da der Mensch von unterschiedlichen Seiten an eine Sache herantritt. Und mehr als die von Menschen definierte Wahrheit werden Menschen auch nicht finden können, weshalb sie Kompromisse in der Definierung ihres Wissens anstellen müssen, die sich aus der Summe aller Erfahrungen und dem Verhältnis deren Qualität ergibt.
Wenn dem so wäre, dass das Nirwana dem kollektiven Bewusstsein gleichkommt, so dürfte niemand es erfahren haben, da niemand die Gedanken eines anderen lesen, sondern sie höchstens durch viel Erfahrung erraten kann. Daher ist immer nur eine Annäherung dahingehend möglich. Freilich ist jede Annäherung auch wieder relativ und wird durch die Sicht jedes Einzelnen verfälscht – eingeschlossen dessen, um den es geht. Das Kollektiv kann nur erreicht werden, wenn jedes Mitglied einzig dem Willen eines übergeordneten Gedanken folgt. Im Falle der Menschheit wäre das der Wille des Überlebens, z.B. durch Reproduktion und dieser Befehl ist in uns durch die Genetik in Trieben veranlagt. Ausnahmen gibt es natürlich auch hierbei, die diesen Trieb nicht verspüren oder ihn verleugnen. Doch kann man dabei noch nicht von einer Gefahr für die Menschheit sprechen.
Wie im menschlichen Körper jede Zelle nur für den Gesamtorganismus arbeitet, funktioniert ein perfektes Kollektiv. Nur weiß lediglich der Geist / die Seele / das Ich, was die durch die Gesamtheit der Zellen und dessen Produktivität erhalten wird, dass es auch existiert und was es zu tun hat und bildet dadurch einen Abschluss, eine Grenze, ein Individuum. Die einzelne Zelle weiß das nicht, gibt sich aber dennoch völlig dem Gesamtorganismus hin, stirbt schließlich sogar für ihn, um Platz für jüngere und bessere Zellen zu schaffen und um ihn am Leben zu erhalten – wie der Mensch für die Menschheit stirbt, deren Geist er nicht versteht, sondern nur erahnen kann, weil er durch ihn erzogen wird (selbst im Kollektiv, in dem er zusammenarbeitet). Nur hat die Zelle alsbald eine feste Aufgabe und kann sich dahingehend auch nicht verändern (von Stammzellen einmal abgesehen). Der Mensch jedoch hat einen so definierten Willen, der wiederum durch seine Zellen letztlich entsteht. Mit der Entwicklung des individuellen Bewusstseins entwickelt sich gleichzeitig auch ein Bewusstsein für die Gemeinschaft, in der der Mensch lebt und er übernimmt so Moralvorstellungen, Weltanschauungen, Glauben, etc.
Ab einem gewissen Erkenntnisstand merkt man, dass es genügend andere Menschen gibt, die ebenso interessiert und gelehrt sind. Darüber hinaus stellt man sich mit allen auf eine Stufe und gleicht sich nun mehr allen an und sieht sich nicht mehr als etwas Besonderes, sondern als ein Teil von allem. Möglicherweise ist das eine profane Erklärung für das Gefühl eins mit dem Kosmos zu werden: nämlich Zufriedenheit und die Erreichung eines Ziels, in diesem Fall Angleichung und Gleichziehen mit den Menschen, die man als erleuchtet und sehend betrachtet.
3.5.8 Perspektive / Sichtweise/ Blickwinkel / Weltanschauung / Einstellung
Die Perspektive ist Folge der Bewusstseinsausrichtung. Sie ist eine konzentrierte Darstellung auf das Objekt, also eine Bewusstseinsform. Eine „Erweiterung des Bewusstseins“ ist immer nur eine neue (noch unbekannte) Perspektive.
Wie man sich einer Landschaft oder einem Gebäude nähert, bestimmt wie man es sieht: ob von oben, aus der Nähe, in welcher Umgebung oder welches Detail davon. Damit entstehen ganz automatisch Verknüpfungen, da das Gehirn versucht die Informationen einzuordnen, was über einen Erfahrungsabgleich erfolgt. Die Emotion bei der Betrachtung dieses Gegenstandes (oder der Idee, des Gedankens, der Theorie, die damit verknüpft sind) bestimmt also unsere Sicht auf die Dinge.
Abb. 18 (III.) – Erster Eindruck (unterschiedliche Farben = unterschiedliche Eigenschaften)
Man sieht nur aus der Richtung, aus der man kommt (Abb. 18 (III.)), bis man den Untersuchungsgegenstand von allen Seiten perspektivisch kennt.
Verschiedene Sichtweisen bzw. Bewusstseinszustände werden durch Filter / Schablonen / Vorurteile / Kategorien / Schubladen / etc. erreicht, die wir über die wahrgenommene Realität legen. Diese Interpretation lässt uns das erkennen, was durch den Filter nicht verdeckt wird (Abb. 21 (III.), Abb. 13 (III.)). Diesen Filter zu verschieben oder durch andere zu ersetzen gelingt uns nur bedingt, weil er aus Erfahrungen besteht, die wir nicht einfach ausblenden können. Nur mit starker Konzentration und das Hineinversetzen in andere Sichtweisen (z.B. durch Rollenspiele wie ein Schauspieler), schaffen wir es dieses Einfühlungsvermögen zu erreichen (vgl. Kapitel „Bewusstsein“: Meditation). Das braucht allerdings Zeit, muss meist lange gelernt werden und funktioniert nur innerhalb unserer Persönlichkeitsgrenzen (Abb. 25 (III.)).
Verschiedene Perspektiven einer Situation (im gleichen Zustand):
Was man z.B. an einem Ort als wesentlich betrachtet, entscheidet (unterbewusst) die Sicht über ihn und ob man sich darin wohl fühlt.
Bsp.: Ist die Tür das Wichtigste in einem Raum, will man wieder hinaus; ist etwas anderes wichtig, so erscheint die Tür nur als Bestandteil des Raums.
Es kommt weiterhin darauf an:
- ob man es zum ersten Mal sieht / Vorwissen und Erinnerungen zu dem Ort
- welche Situationen / Stimmungen sich dabei abspielen, während sich einem die Perspektive einprägt
- ob alles davon gleich wichtig ist oder eine Stelle besonders (für einen) herausragt (wie und worauf man konzentriert ist)
- wie isoliert man den Ort betrachtet / wie viel man von der Umgebung weiß
Damit könnte man jede Perspektive jedes Menschen darstellen und jeden Menschen jeden Ort so sehen lassen, wie man ihn selbst sieht.
Die Perspektive entscheidet bei einem Menschen über seine Sichtweise auf eine Umgebung wie auch die Situationshintergründe, mit denen er ihr begegnet – nicht nur, was ihm in dieser Umgebung in dem Moment, da er seine Umgebung wahrnimmt und beurteilt, wichtig ist. Aber das resultiert auch aus der Situation.
Motivation ändert die Perspektive
Die Motivation ist entscheidend für die Perspektive eines Menschen. Die Perspektive ist genauso auch die Motivation. Eine Änderung der Motivation (z.B. im Hinblick auf eine Belohnung oder Strafe) lässt auch die Perspektive ändern, so dass man sich anstrengt oder es eher sein lässt als ohne diese Aussicht. Dringlichkeit und Not schaffen neue Sichtweisen und Möglichkeiten, die man vorher nicht geahnt hätte. Perspektiven entwickeln sich mit den Zielen bzw. der Notwendigkeit.
Die richtige Einstellung zu einem Thema beeinflusst das Ergebnis – somit ist gar nicht abzusehen, was alles geschafft werden kann. Jeder Mensch kann durch seine Perspektive etwas besser oder schlechter schaffen, weil er es von dort aus anders wahrnimmt und beeinflussen kann. Talent heißt schon auf einer bestimmten Ebene in ein Gebiet einzusteigen, das einem zuvor völlig neu war. Die Konzentration und Aufmerksamkeit liegt dann automatisch auf den wesentlichen Techniken, Fragen und Problemen. Motivation entsteht oft erst aus Missständen und Gegensätzen. Wer z.B. sehr heimattreu ist und seine Region wirtschaftlich und wissenschaftlich unterstützen will oder wer Medizin studiert, weil er einem Verwandten helfen will, studiert mit mehr Begeisterung und mit Sicherheit erfolgreicher als jemand, der nur studiert, weil er nicht weiß, was er sonst machen soll. In einer harmonischen, ausgeglichenen Welt würde also viel Motivation fehlen.
Interesse ist eine unterbewusste, meist unbegründbare Motivation, die sich aus dem Weltbild ergibt sowie den Talenten und Veranlagungen, wodurch sich schon zeigt, dass Talente das Weltbild beeinflussen und einem unterbewussten Ziel folgt oder sich daraus ein Ziel ergibt. Talente sind nichts anderes als Perspektiven, die sich durch die bereits gemachte Erfahrung oder Grundeinstellung ergeben. Die Ausnahme davon bilden körperliche Aktivitäten, da sie erst trainiert werden müssen. Aber auch ihre Nutzung und ihr Training hängen vom Blickwinkel ab.
Bsp.: Ein Bodenturner kann seine akrobatischen Kunststücke nur ausführen, wenn er weiß, wie sie funktionieren, was er machen muss, dass er sich auf seinen Körper und die eingeübten Bewegungsabläufe verlassen kann und dass er keine Angst zu haben braucht, weil er es schon oft erfolgreich ausgeführt hat.
Es kann alles bekannt sein, alles aufgedeckt und erlernt sein. Aber wenn der Mensch, der es anwenden soll, nicht in einer entsprechenden Stimmung ist, also mit einem bestimmten Gefühl bzw. einem Bewusstsein heran geht, wird er nichts davon schaffen. Gefühle entscheiden letztlich über den Grad der Perfektion bzw. über die Qualität einer Tat überhaupt. Man ist nie in einer Situation so gut wie in einer anderen. Man ist besser oder schlechter, je nach Gefühlslage bzw. Motivation, neuen Erkenntnissen und Sichtweisen. Um die Motivation für ein Ziel tatsächlich beizubehalten, muss Disziplin solange bewusst angewandt werden bis sie zur Routine wird. Meist ist es wichtig, welchen Sinn das Handeln und Denken hat (also welches Motiv man hat) um intelligent und engagiert handeln zu können.
Bsp.: Man verknüpft das neue Wissen darüber, dass sich Sonnenblumen nach der Sonne ausrichten fast automatisch unterbewusst mit der Fähigkeit daraus die Nordrichtung im Gelände ableiten zu können, wenn man sich in der Freizeit mit Orientierungstechniken beschäftigt.
Die Neigung danach möglichst praktikabel zu leben und ökonomisch / ökologisch Ressourcen, Energie, Zeit Mühe und Geld zu sparen unterstützt also die Intelligenz und Kreativität. Aber das kann eventuell auch zu Intoleranz gegenüber anderen Lösungen und Engstirnigkeit führen und Intelligenz dadurch wieder mindern. Ob sich das ereignet hängt von den Lebensumständen und der Kultur / Gesellschaft ab. In einer Gesellschaft, die auf das Glück und den Spaß des Einzelnen angelegt ist, ist Praktikabilität weniger wichtig als z.B. in Kriegszeiten.
Emotionen münden durch Sachverhalte in Gefühlen und diese erzeugen zusammen mit Gedanken und Erlebnissen bestimmte Stimmungen. Stimmungen werden dann bewusst wahrgenommen und können auch eine Sichtweise bilden.
Man kann aus allem Kraft schöpfen. Schwächen sind eine Auslegungssache der entsprechenden Stärke. Aber auch aus der Schwäche selbst kann man Kraft ziehen, indem man sie z.B. als Behinderung betrachtet und seine Erfolge umso höher wiegt.
Vorstellung und Planung:
Da Vorstellungen ein vereinfachtes Modell der wirklichen Wahrnehmungen sind, gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen einem vorgenommenen Plan und der Umsetzung.
Wer eine Situation erlebt, in der er Angst empfindet oder falsch handelt, kann sich geistig darauf vorbereitet haben, indem er die letzten Erlebnisse analysiert und ausgewertet hat. Aber diese Analyse entbehrt immer wesentlicher Faktoren und sei es der Unvorhersagbarkeit der Natur. In Situationen mit anderen Menschen können wir z.B. die Körpersprache oder die Umgebungsbedingungen kaum in unsere Voranalyse mit einbinden. Unser Gedankeninhalt liegt vornehmlich auf Fakten und Emotionen, die wir z.B. versuchen zu kontrollieren, aber eben nur unter einem Teil der Bedingungen aus der letzten Situation.
Durch Gefühle entsteht überhaupt erst ein Bewusstsein, da man sich aufgrund der emotionalen Bewertung einen Plan bzw. eine Vorstellung von einer Situation macht. Daraufhin entstehende Gefühle / Emotionen (und Bewusstsein) sind vom Interesse abhängig, welches das Gedankengebiet vorgibt.
Wenn man sich etwas vorstellt, ist man bewertend voreingenommen, kann die Situation also nicht mehr natürlich erleben, also auch nicht so, wie man sie sich (realistisch) vorstellt, weil die kleinste Abweichung zur Vorstellung zu einem (anscheinend) korrigierenden Verhalten führt und damit in eine andere Richtung läuft, da die korrigierende Handlung nicht eingeplant war und damit realistisch wird. In der bewussten Vorstellung und im Nachdenken kommen meist keine außerdem meist Triebe vor, wenn die Vorstellung nicht bereits von einem Trieb ausgelöst wurde. Daher kann man sich Situationen oft nicht richtig vorstellen und handelt in der Realität anders als man es geplant hat.
Die Vorstellung von und Erinnerung an Situationen bezieht sich eher auf Stimmungen, weniger auf Details, die man vor allem unterbewusst wahrnimmt, wie z.B. die Reaktion der anderen, Blickkontakt, Hintergrundgeräusche, Gerüche oder Klimafaktoren wie z.B. Temperaturschwankungen oder Sonnenschein und Schattenwurf. Eine Vorstellung von späteren Zeiten, in denen man sich selbst sieht, ist immer ein Ausschnitt einer Zielvorstellung. Hat man sie dann tatsächlich erreicht, stimmt sie mit der einstigen Vorstellung nicht mehr überein, selbst wenn sie genau gleich ist. Meist erkennt man sie auch nicht als schon einmal vorgestellt. Denn der Vorstellung geht ein Weg voran und eine neue, bereits veränderte Vorstellung zeigt die zukünftige Richtung. Die Erfüllung ideeller Wünsche ist somit nie absolut und endgültig. Ein Ausschnitt ist nur meist schöner als das ganze Bild. Er zeigt bloß was wichtig ist, lässt Raum für Fantasie und macht Lust auf mehr.
Jamais-vu (Das „Erwachen“ eines neuen Bewusstseinszustandes):
Das Bewusstsein entwickelt sich fortwährend und damit auch die Perspektive von unserer umgebenden Welt. Weil wir jedoch an frühere Perspektiven Erinnerungen haben und diese mit der neuen vergleichen, kommt uns der neue Zustand wie ein plötzliches Erkennen vor, ein Geistesblitz. Je schneller diese Perspektive wechselt bzw. Ereignisse aufeinander folgen, umso erwachter fühlen wir uns. Folgen jedoch zu viele dieser Perspektivwechsel zu schnell hintereinander, können wir sie nicht erfassen und fühlen uns darin verloren. Das passiert mit der Erkenntnis. Sie ist ein Perspektivwechsel. Genauso vollzieht sich dieser Perspektivwechsel aber auch bei Verlagerung des Fokus auf ein anderes Detail. Konzentration (Anspannung) und Assoziation (Entspannung) lassen diesen Wandel ebenso vollziehen.
Erst das Vertraute lässt auch ein Detail erblicken und Dinge in der Umgebung (Häuser, Bäume, Tische, Bilder, etc.) einordnen sowie einen Platz zu weisen. Das Fremde überblickt die Gesamtlage und versucht Strukturen zu finden, die bekannt vorkommen. In einer völlig neuen Umgebung ist man orientierungslos, weil man nichts einordnen kann und deshalb erkennt man auch noch keine Details. Das Bewusstsein ist noch dabei einen Überblick von Mustern, Funktion und Wichtigkeit finden. Dadurch ergibt sich auch eine spezifische Sichtweise von dieser Umgebung. So wandeln sich Perspektiven mit der Zeit des Übergangs vom Fremden zum Vertrauten.
Bsp.: Sterben ist einfach. Aber erst, wenn man es akzeptiert hat, fällt es leichter. Oder wenn man einen Grund des Überdrusses hat.
Das heißt natürlich auch, dass man manche Dinge niemals sehen wird, weil sie durch die Perspektive verdeckt werden bzw. vom Sichtfeld ausgeschlossen sind, zu weit vom Standpunkt entfernt liegen oder auch für den momentanen Fokus des Zentrums uninteressant sind. Mit der Aneignung und dem Akzeptieren einer Erkenntnis, schließt man andere aus. Eine Bewusstseinserweiterung kann nur geschehen, indem man eine Entscheidung trifft und eine Entscheidung verlangt das Ablehnen mindestens einer Möglichkeit. Auch deshalb kann man nicht alles wissen, da man in dem Fall von jeder Möglichkeit als gleichwertig wahr ausginge und keine Prioritäten der Wahrscheinlichkeiten setzen würde. Bewusstsein selbst funktioniert nicht ohne eine Gesamtheit von Sichtweisen, die andere Perspektiven ausschließen. Je weniger Perspektiven man hat, umso konzentrierter ist man auf diese wenigen bzw. sogar die eine Perspektive und blendet anderes aus.
Man kommt durch den Perspektivwechsel nicht im Leben voran, man ändert nur seine Sichtweise und Vorlieben. Dass sie dann denen der anderen gleichen, beruhigt einen nur, und lässt die eigenen Sichtweisen dann als richtig erscheinen und (fälschlicherweise) auch besser als die vorigen.
Durch das sich ständig ändernde Bewusstsein in einer Welt, in der man täglichen mit neuen Dingen konfrontiert und Nachrichten aller Art bombardiert wird, ändern sich auch rasch die Meinungen und Sichtweisen, sodass man sich selbst innerhalb kurzer Zeit schon sehr fremd vorkommen kann, weil man es schon aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Erst dessen, was sich darin dauerhaft und mit allen Sichtweisen, die man von außerhalb gelernt hat und kennt, vereinen kann und übereinstimmt, kann man sich nahezu sicher sein, zumindest diesen Punkt dauerhaft zu übernehmen und als einigermaßen wahr anzuerkennen.
Dennoch gibt es immer auch wiederkehrende Erlebnisse, auch in unserem Handeln. Darüber definiert sich letztlich die Persönlichkeit. Zwar ist jeder Tag anders und wir handeln auch etwas anders, aber das Erwachen aus dem Schlaf bedeutet erst einmal nur das Wiederherstellen eines bestimmten Bewusstseinszustandes.
Déjà-vu:
Ein Déjà-vu ist der höchst möglich übereinstimmende Vergleich der augenblicklichen Situation mit einer bereits bekannten Situation oder einem Prinzip. Man erkennt blitzartig bekannte Strukturen (wenn auch nur bestimmte Details) in der momentanen Situation, ohne der Herkunft durch einen speziellen Gedankenweg zurückverfolgen zu können. Zu viele Möglichkeiten der Herleitung stimmen mit der Situation überein. Dieser Vorgang ist imstande Erinnerungen als „gute“ Vergleiche zur gegenwärtigen Situation herstellen. So wird unterbewusst eine Erinnerung durch die hohe Ähnlichkeit zur neuen Situation umgeschrieben und die neue Situation als bekannt eingestuft.
Es kommt einem vor, als habe man die Situation schon einmal erlebt oder wenigstens genauso sich bereits vorgestellt. Das mag daher kommen, dass man tatsächlich bestimmte Vorstellungen von der Zukunft oder von Situationen hatte. Je genauer sie mit dem Erlebten übereinstimmen, umso bekannter erscheinen sie einem – und meist auch umso schöner, vertrauter, wohliger, da man sich ungern Schlechtes vorstellt. Trifft die Vorstellung das Erlebte nun ganz genau oder genügend präzise, glaubt man es genau so bereits erlebt zu haben – im Wunsch oder der Befürchtung.
Durch mehrere oder sehr intensive Déjà-vu kann auch der Eindruck von einem Leben vor diesem Leben erweckt werden, da man sich die Herkunft dieser spontanen Erinnerungen nicht erklären kann.
Hilfreich sind Déjà-vu durch die Gewöhnung und das Gefühl von Vertrauen, das dadurch entstehen kann. Problematisch werden Déjà-vu, wenn sie zu häufig auftreten. Man gewöhnt sich daran und es ist nichts Besonderes mehr. Alle wirklich guten Ratschläge über das Leben werden letztlich zu oft gehörten Phrasen, so dass man den Sinn nicht versteht, weil man sich gelangweilt abwendet.
Lachen ist das Registrieren einer seltsamen Erscheinung (die bspw. aus dem Zusammenhang gerissen worden sein kann). Sobald sie registriert, also verarbeitet ist oder man davon abgelenkt wird, scheint sie nicht mehr „komisch“ bzw. seltsam. Dabei klingt das Lachen ab. Wird der gleiche Gegenstand (von Erzählungen) wieder zur Sprache gebracht, kann man nicht oder nur schlecht darüber lachen (eventuell ein Anstandslachen), weil es mehr zur Realität geworden ist und keine Ausnahmeerscheinung mehr darstellt bzw. zu einem Teil des eigenen Lebens geworden ist. Wenn man sich selbst damit identifiziert und involviert sieht, kann man weniger darüber (z.B. über ein Missgeschick) lachen. So geht Fiktion u. a. in Realität über (in unserem Verständnis vom Zusammenhang der Welt).
Erst wenn man sich selbst nicht mehr so ernst nimmt und die Realität, den Tod, das eigene Leben nicht mehr als so streng erhaltenswert sieht (weil man vielleicht festgestellt hat, dass es sowieso irgendwann endet), entfernt man sich wieder mehr von der Realität und lebt fiktiver. Das kann in bestimmten Drucksituationen nützlich sein, da man den Stress dadurch nicht so sehr an sich heran lässt und lässiger handelt.
Kommunikation und Perspektivübertragung:
Berichtet uns jetzt jemand von seiner Sicht, so wirkt diese auf uns oft neu und fremd. Erst bei näherer Beschreibung entdecken wir Gemeinsamkeiten mit unserer Sichtweise und wir begreifen irgendwann, dass diese Perspektive auch gemeint sein muss. Dadurch bringt man sich mit anderen auf eine gemeinsame Verständnisebene. Nur wer den anderen dabei verstehen kann, hat wirklich einen Nutzen, denn er kennt nun beide Seiten. Unseren Standpunkt zu erklären ist dabei ein reines Entgegenkommen gegenüber der vermutlichen Ehrlichkeit des anderen.
Da alle Menschen stets unterschiedliche Bewusstseinspositionen und sogar unterschiedliche Denkrichtungen- und Ebenen haben, kann man nie alle Menschen mit seinen Absichten erreichen und schon gar nicht überzeugen. Das Bewusstsein der Menschen trifft man (selbst auf ihrem Spezialgebiet) immer nur an einer bestimmten Stelle (zwischen abstrakt / allgemein und spezifisch / komplex) an. Je näher man mit seinen Absichten an der eigentlichen Position des Bewusstseins des Gegenübers ist, umso eher wird dieser den Vergleich verstehen.
Etwas zu sagen ist eine Festlegung (und Beteiligung) der eigenen Gedanken, des Standpunktes. Ohne zu sprechen, nur durch Zuhören, muss man das nicht und tut nichts, sondern empfängt nur.
In der Sprache manifestiert sich der Gedanke, der aus der Gesamtheit der Erfahrung, aber vor allem aus den letzten, wichtigen Erlebnissen und Ergebnissen resultiert. Durch die Sprache wird er festgeschrieben und verbleibt gegenüber den meisten anderen. Er wird bewusster und wichtiger. Allein das Aussprechen von Gedanken kann in akustische Signale bzw. Symbole übersetzt einen neuen bzw. den eigentlichen Sinn ergeben.
Lebenseinstellung zwischen Optimismus und Pessimismus
Es ist ein Unterschied in der Lebenseinstellung, ob man weiß, dass man nicht immer glücklich sein kann und schlechtere Momente gelassen hinnimmt (z.B. im Hinblick auf die kleinen Glücksmomente, bereits erlebtes Glück oder Vorfreude auf schöne Erlebnisse) oder ob man ständig nach Glück strebt.
Optimismus:
Der angehende, nicht überzeugte Optimist geht auf eine Veranstaltung mit ihm fremden Gästen und freut sich schon seit Tagen auf diese, u. a. wegen der neuen Bekanntschaften und vielleicht wegen des kostenlosen Essens. Nachher stellt er fest, dass die Leute dieser Veranstaltung überhaupt nicht seiner Vorstellung entsprachen und das Essen zwar kostenlos, aber mies war. Insgesamt betrachtet er den Abend als Zeitverschwendung.
Der überzeugte Optimist betrachtet es als lehrreiche Erfahrung um künftig solche Veranstaltungen zu meiden oder sich nicht mehr zu sehr darauf zu freuen.
Pessimismus:
Der angehende, nicht überzeugte Pessimist geht auf die selbe Veranstaltung (ohne, dass er den Optimisten treffen würde, aber mit gleichen personellen Bedingungen) mit den Erwartungen, dass er sich dort nicht wohl fühlt, weil die Leute nicht zu ihm passen, er keine Gesprächspartner findet, sich langweilt, komisch vorkommt, ein Missgeschick passieren könnte oder das Essen mies ist. Nachher hat er sich gut amüsiert und stellt fest, dass seine Kochkünste bei weitem nicht an die der dortigen Köche heranreichen, er viele interessante Meinungen zu aktuellen Themen vernommen und letztlich eine äußerst nette Bekanntschaft gemacht hat.
Einen überzeugten Pessimisten gibt es eigentlich nicht, da bei negativen Erwartungen nichts mehr enttäuscht werden kann und man die Situationen normalerweise vermeidet, die einen enttäuschen. Es sei denn, er hat es darauf angelegt enttäuscht zu werden, um sich selbst und seine unfehlbare Einschätzung über alle anderen zu erheben.
Nun gibt es noch den „Pseudopessoptisten“. Diese Gattung macht sich zwar negative Erwartungen, erhofft sich dennoch einen guten Ausgang. Bei schlechtem Ausgang ist der Vertreter freilich enttäuscht, bei gutem hofft er das nächste Mal auf das gleiche Ergebnis.
Am Anfang ist wohl jeder eine Mischung aus Optimist und Pessimist. Je nach dem, welche Erfahrung er zu erst macht, ergibt sich daraufhin ein angehender Optimist oder Pessimist. Der weitere Verlauf der Entwicklung dieser Sparte der Persönlichkeit hängt von den Ergebnissen der darauf folgenden Ereignisse ab. Doch irgendwann wird eine auch noch so konstante Phase des einen durch ein Ergebnis des anderen abgelöst.
Ein angehender Optimist beispielsweise wurde durch eine Erfahrung enttäuscht. Je öfter dies passiert, umso so eher entwickelt sich dieser zum angehenden Pessimisten. Dieser schließlich wird irgendwann durch eine positive Erfahrung erfreut und entwickelte sich bald wieder zum angehenden Optimisten, vorausgesetzt, er ist nicht zu weit auf dem Wege zum überzeugten Pessimisten und hat genug solcher positiven Erfahrungen vor sich.
Dabei kann das absolute Stadium des überzeugten Optimisten oder Pessimisten niemals erreicht werden (das Absolute entspräche dem krankhaften Verhalten), da in diesem Fall keine Änderung der Stimmung und Erwartungshaltung möglich wäre. Außerdem ist man Pessimist, weil die Erwartungen und Vorstellung nicht erfüllt wurden. Das setzt jedoch voraus, dass man Erwartungen und Vorstellungen hat und dadurch etwas Positives erreichen wollte, also im Grunde ein enttäuschter Optimist ist. Das ist auch normal für den Menschen, da er nach Glück strebt und Egoist ist.
Die Frage zu den beiden Lebenseinstellungen lautet: Welche ist die beste?
In einer Welt ständiger Gefahr überlebt der Pessimist, denn er ist sich der Gefahr bewusst und reagiert auf sie. Glück ist schön, aber nicht tödlich. In einer zivilisierten Welt der Kunst und Kultur lebt es sich als Optimist besser, denn man lernt nun das, was einen wirklich interessiert, statt sich nur anzupassen um zu überleben und steigert dadurch seine Leistung enorm.
Der Realist ist Pessimist, denn er sieht die Welt so, wie sie ist. Realisten sehen die Welt eher indifferent und nicht gefärbt. Sie erwarten bei undefinierbaren Ereignissen nichts Positives oder Negatives, sondern warten weitere Entwicklungen ab. Der Optimist ist Visionist, denn er sieht sie, wie sie sein könnte. Nur so hat er eine Chance, das auch zu erreichen. Der Pessimist hat keine positiven Visionen, die er erreichen könnte und wollte, denn selbst vor ihnen stehend würde er sehen, was daran alles nicht funktionieren könnte.
Daher ist der Pessimist auch passiver in der Aktion, aber aktiv in der Reaktion. Der Optimist versucht es andersherum. Indem er sich ein Ziel als schön ausmalt, schafft er sich die Motivation es auch zu erreichen und arbeitet darauf zu. Optimisten leben eher auf die Zukunft gerichtet, erwartungsvoll, risikobereiter, weniger furchtsam, leichtsinniger, unbeschwerter, abwechslungsgewohnter und sind eher liberal. Pessimisten leben mehr auf die Vergangenheit fixiert, erhaltend, abwartender, ängstlicher, beobachtender, besorgter, gewohnheitsgewohnter und sind eher konservativ.
Planung lässt sich nicht optimistisch oder pessimistisch definieren. Sie kann beides sein, hat aber in den meisten Fällen ein optimistisches Ziel, sonst würde die Motivation fehlen, sie überhaupt zu machen.
Vergleiche mit anderen führen oft zu pessimistischen Gefühlen oder Angst, Neid, Hass, etc., weil irgendjemand immer besser ist. Man vergleicht ständig. Die neuen Eindrücke jedes Momentes mit den bereits gemachten Erfahrungen im Vergleich sind Voraussetzung um überhaupt bewusst zu leben und zu lernen. Deshalb ist es auch logisch, wenn wir uns mit anderen Menschen vergleichen und es ist auch sinnvoll. Denn im Normalfall tun wir das, um unseren Standpunkt zu definieren und die Fortschritte zum Erfolg zu überwachen. Oft beruhigt es uns auch neben anderen zu stehen, die ähnlich denken wie wir, die besser sind und an denen wir uns orientieren können oder die schlechter sind und denen wir helfen können oder an denen wir unseren eigenen Erfolg höher einschätzen. Daher ist es die Einstellung und Sichtweise, mit der wir die Vergleiche anstellen und danach bewerten, was uns Vergleiche nützlich oder schädlich werden lässt.
Offensichtlich ist daher, dass Optimisten mehr Freude am Leben haben. Aber wie alles ins Extrem gesteigert irgendwann schadet, braucht man auch den Pessimismus als Warnung vor Gefahr. Denn das Problem des Optimismus liegt darin, schnell einem Irrglauben zu verfallen und keine Kritik mehr (objektiv) zu erkennen. Die Realität verschwimmt. Negatives ist dann wichtig um Realität beizubehalten. Gefahren und die eigenen Fähigkeiten werden überschätzt. Problematisch am Optimismus sind außerdem die Erwartungen, die man generell zu hoch ansetzt und von deren Enttäuschung viele zurückgeworfen werden. Denn der dennoch vorhandene Zweifel hat sich bestätigt.
Darum glauben viele an das Jenseits oder den Tod selbst, denn über das Jenseits weiß man nichts. Dennoch hegt man Zweifel daran, z.B. allein an schon an dessen Existenz.
Da man also an nichts glauben kann, was keine Zweifel offen lassen würde, bleibt nur der Tod als Gewissheit. Daran zu glauben muss keine negative Vorstellung sein. Manchen kommt er als Erlösung vom Leiden. Aber es ist doch auch eine Zuversicht, dass man an diesem Punkt alles geschafft und das Leben überstanden hat.
Die beste Einstellung eines zu allem entschlossenen Soldaten kommt aus der Meinung heraus, die er sich selbst einredet: „Ich könnte schon längst am Galgen hängen. Doch sie haben mich begnadigt. Dieser Auftrag ist die Gegenleistung.“ Es ist, als ob er für sein Leben im Nachhinein arbeiten würde. Er muss sich fühlen, als gehörte er ihnen und würde nichts lieber wollen, als sich dadurch aus eigener Kraft zu befreien bzw. dass er andernfalls ohnehin schon tot ist.
Wenn das Leben vorbei ist, bleibt einem nichts (in der Vorstellung ohne Jenseits). Daher muss alles vorher zu Ende gebracht werden, was einem den Willen ausmacht.
Manchmal glaubt man das Leben einer berühmten, verstorbenen Persönlichkeit derart gut nachvollziehen zu können, dass man annehmen könnte, man wäre in einem früheren Leben einmal diese gewesen. In Wirklichkeit ist die Vorstellung von ihr ein Teil von einem selbst geworden und somit entspricht man auch in gewisser Weise diese Persönlichkeit.
Bejubelt zu werden dagegen hat zumeist einen positiven Grund und einen positiven Nachklang (außer man hasst es im Mittelpunkt zu stehen und kann damit nicht umgehen).
Bedauert zu werden mag ganz schön sein. Doch hat es immer einen Grund, dass einen jemand bedauert und dieser Grund ist meist schlimmer als das Mitleid anderer (Bsp.: der eigene Tod, den man dann allerdings nicht mehr mitbekommt). Glücklich mit der Traurigkeit zu sein oder Selbstmitleid zu pflegen schließt eine dauerhafte Schleife um ein sinkendes Glück, aber auch um steigendes Glück ab. Selbstmitleid führt letztlich nur zu trüben Gedanken, da man sich mit der verzweifelten Situation noch mehr beschäftigt, sie jedoch nicht löst, sondern sich in sie ergibt, auch wenn der Trost zunächst den Schmerz lindert. Damit hält man sich selbst in einem Teufelskreis gefangen. Vor allem darf man nicht mit solchen Gedanken einschlafen. Idealer ist die entgegen gesetzte Variante auf der Glücksskala: stets nur ein wenig positiver denken als negativ (Abb. 19 (III.)).
Alles ist im Gleichgewicht, auch Optimismus und Pessimismus, jedoch ist es am effektivsten eher leicht optimistisch zu sein, um sich selbst kritisch einzuschätzen, aber die Zweifel nicht siegen zu lassen und die Lebensfreude zu bewahren. Zwar ist man gut, wenn es einem egal ist, ob man gewinnt, doch braucht man noch einen gesunden Grundehrgeiz, um tatsächlich sein Bestes zu geben und eine Motivation zur Konzentration zu bekommen.
Der Pessimismus ist zur Vorsicht, der Optimismus für die Lebensfreude und Motivation. Was man mit Vorsicht und Vorausschauen nicht erreichen kann, das braucht einem dann auch nicht den Spaß zu verderben. Misstrauen bspw. entsteht durch Täuschung, indem man positiv dachte und darauf enttäuscht wurde. Aber wer das weiß und der Täuschung dennoch entgehen will, ohne positives Denken vernachlässigen zu müssen, darf sich einfach nicht mehr über die Folgen aufregen: hinnehmen, verbessern, aber nicht darüber aufregen. Schnelles Vergessen, nachdem man es verbessert hat oder auch nicht, weil es nicht zu verbessern war und das auch eingesehen hat, führt zu einer grundsätzlich leicht positiven Lebenseinstellung.
Abb. 19 (III.) – Optimaler Optimismus
Selbsterfüllende Prophezeiung:
Letztlich bestimmt auch die Erwartungshaltung unser Bewusstsein und damit bereits zum gewissen Teil das Ergebnis unserer Bemühungen. Erwartungen verhindern das Eintreten der Erwartung manchmal, weil man sich dann nur noch auf die Erwartung konzentriert, nicht mehr auf die eigentliche Tätigkeit. Das gilt für Erwartungen die durch die eigene Beteiligung eintreten sollen. Daher ist der Pessimist nicht allzu enttäuscht, wenn er versagt. Dabei hätte er nicht versagen müssen, wenn er optimistisch und ganz selbstverständlich eine positive Leistung von sich erwartet hätte. Der wahre Optimist legt jedoch selbst eine schlechte Leistung oder ein schlechtes Erlebnis positiv aus (z.B.: „Man kann aus allem etwas lernen, am meisten aus Fehlern und Misserfolgen.“).
Man wird so wie man sich fühlt und wie man denkt (also welche Philosophie man hat). Was man sich (unterbewusst) für sich selbst vornimmt ohne bewusst daran zu zweifeln, wird auch eintreten. Die positive Wirkung erwartet man dann wie Vorfreude auf etwas lang Ersehntes.
Bsp.: „Ja, ich werde aufgeschlossener gegenüber Neuem und fremden Menschen sein. Warum eigentlich nicht?“ Indem man sich selbst überzeugt bzw. froh über diese neue Erkenntnis in die Zukunft blickt, baut man Vorfreude auf die Erfüllung eines Traums auf.
Denn diese Stimmung führt zu ähnlichen Gedanken, Ideen und Assoziationen und die Erinnerung daran bzw. das Kurzzeitgedächtnis ist noch damit verknüpft und die Stimmung taucht als neue Idee wieder auf. Das passiert am besten, wenn man positiv denkt, da die Assoziationen dann unbewusster und automatischer, also kreativer entstehen.
Gleichgültigkeit bzw. Neutralität:
Gleichgültigkeit spart Konzentrationsressourcen. Wo totale Gleichgültigkeit einem sinnfreien Leben entspräche und also dem Tod gleich käme, garantiert die Konzentration auf ein einziges Thema und Gleichgültigkeit gegenüber allen anderen die höchste Leistung.
Keine Erwartungen zu haben bringt die größten Erfahrungen mit sich. Denn Enttäuschungen negativieren die vorher gemachten Erwartungen. Ohne diese Erwartungen können sich Erfahrungen jedoch frei und ohne Vorgabe und so in eventuell völlig andere Richtungen entwickeln. Meist führen sie zum wahren Selbst, weil sie einen die Situation so sehen lassen, wie sie einem in den meisten Fällen vorkommen würde. Andernfalls bekommt man einen positiven oder negativen Beigeschmack mit, der eventuell ganz entgegen der Persönlichkeit eine Situation gefallen oder missfallen lassen kann. Das mag zunächst gut gehen, wird aber auf die Dauer (und mit vermehrter Wiederholung ähnlicher Situationen) zu Widersprüchen in der Persönlichkeit und dem eigenen Willen führen.
Diese Erfahrungen bleiben jedoch allgemein. Erwartungen sind notwendig, um detaillierter zu lernen.
Wenn man weiß, dass etwas Schlimmes (eine stressige Arbeitswoche) bald vorbei ist, übersteht man es leichter (erhält allerdings auch nicht die Erfahrung daraus und weiß nicht, wie man damit umgehen muss, wenn man einmal den Ausgang nicht kennt). Ist der Ausgang hingegen ungewiss, so zerbricht es einen irgendwann. Andersherum ist es schade zu wissen, dass etwas Schönes bald vorbei sein wird (das Wochenende oder der Urlaub). Dann hat man nicht mehr viel davon.
Diese Gefühle hat jeder. Was den Optimisten vom Pessimisten unterscheidet ist seine Antwort auf die Frage, wie eine ungewisse Zukunft aussehen wird.
Beschreibung von Erkenntnis
Erkenntnis heißt Neues entdecken (Wissen und Zusammenhänge). Es hilft uns nicht nur, dass Dinge einfach so sind, sie müssen auch erkannt werden. Erkenntnis ist psychologisch gesehen die Veränderung der eigenen Sichtweise durch das Registrieren von neuen Mustern und damit nichts anders als das Verrücken bzw. Verschieben des Bewusstseins oder des Zentrums der Informationsaufnahme bzw. der Ansicht von der Welt in eine bis dahin noch unbekannte Region. Mit systematischer Erkenntnis lässt etwas sich reproduzieren und bestätigen. Wir suchen nach Systematiken und nur die ultimative Kategoriensammlung, die alle Einheiten und Fakten ineinander vereint und darstellt, ist dabei unser Ziel, weil wir das System verstehen und damit kontrollieren wollen um nicht mehr von den unverständlichen Launen der Natur abhängig zu sein.
„Erweitertes Bewusstsein“ und unbegrenzte Einblicke gibt es somit nicht, sondern Sichtweisen werden von der Euphorie dazu erhoben, die mit der Entdeckung neuer, geistiger Gebiete einhergeht. Man kann nicht mehr als konzentriert Bewusstsein erleben. Das erweiterte Bewusstsein bedeutet alles ungefiltert aufzunehmen und als wahr hinzunehmen. Allenfalls das Gefühl davon kann man erleben.
Du kannst gegen etwas nur dann etwas machen (gegen einen Störfaktor oder ein Problem), wenn du dir dessen bewusst bist. Alles andere wirst du unterbewusst hinnehmen, oder unterbewusst lösen. Aber Bewusstsein selbst entsteht erst, wenn du dir darüber Gedanken machst und versuchst das Problem zu lösen, weil du das Problem erkannt hast.
Als Erkenntnis kommt einem das vor, was man sich einbildet zu wissen. Man kann nie alles von der Wahrheit erkennen, nie jeden Fakt, der einen anderen und damit alles andere beeinflusst. Man kann nicht in jede Richtung denken – selbst als Philosoph. Sobald man einen Gedanken genauer ergründet, missachtet man ein Vielfaches an anderem. Das ist dann auch was den Menschen antreibt, wodurch er nie eine komplette Antwort findet und was ihn ständig glauben lässt, er würde etwas verpassen, wenn er nach Erkenntnis sucht.
Erkenntnissuche ist mit einer Küstenstraße vergleichbar: Man befindet sich immer zwischen zwei Elementen (Land und Wasser) und jeder Ort ist grandioser als der Vorhergehende. Deswegen glaubt man auch nicht mehr daran, einmal den schönsten Ort von allen gefunden zu haben oder finden zu können, sondern gibt sich mit dem zufrieden, was man gefunden hat, wenn man glücklich werden will.
Man kann erst begreifen, dass man nicht alles begreifen kann, wenn man es erlebt hat. Aber man kann den richtigen Fakt finden, um so das Stückchen Wahrheit zu benutzen (z.B. zum Argumentieren), dass gebraucht wird um zu überzeugen. Angewendet auf jeden anderen Fakt muss es nicht sein, dass dieses Stück so auch noch in diesem speziellen Zusammenhang stimmt, in dem es verwendet wird – so lange der Gegenüber z.B. nur den Fakt als wahr erkennt. Für ihn ist es dann eine lokale Wahrheit.
Weitreichende und dauerhafte Erkenntnis wird aber erst gefunden, wenn man einen Sachverhalt aus verschiedenen Blickwinkeln sehen kann. Bis dahin baut das Wissen (über diesen Sachverhalt) auf purem Glauben auf, also auf der ungeprüften Meinung anderer. Durch öftere Konfrontierungen mit dem Thema des Sachverhaltes gewinnt man mehr Blickwinkel und Erkenntnis und das Interesse steigt automatisch in diese Richtung. Voraussetzung für diese Erkenntnisse sind allerdings bestimmte Intelligenzschwellen, die einerseits genetisch bedingt, andererseits wiederum vom Interesse abhängig sind. Damit kann man sagen: wer viel mit einem Thema zu tun hat, entwickelt Intelligenz in diese Richtung, vorausgesetzt, er erkennt überhaupt das Problem, induziert durch die genetische Veranlagung und Entwicklungsreife.
Aber Erkenntnis ist nicht immer nur von Intelligenz abhängig. Gerade etwas nicht gleich zu verstehen und damit weniger intelligent zu sein, bringt das Interesse mit sich und das Ergründen-Wollen, worauf man erst Zusammenhänge selbst herstellt. Es ist also eine Verlagerung der Intelligenz. Erst wenn man etwas nicht versteht, erkennt man das Problem (für andere) und versteht auf diese Weise mehr als jemand, dem alles klar erscheint.
Was jemand erkennt, hängt jedoch allein von seiner Prägung ab. Diese entsteht durch die ererbte Gestalt des Gehirns und durch die Umwelt, die diese Gestalt ausformt. Wie bei einer embryonalen Stammzelle liegt es an der Umwelt, wie sie die Vorgaben der Gene nutzt. Wir selbst haben darauf keinen Einfluss, ändern aber die Umwelt wiederum zu einem kleinen Teil. „Ich bin der Spiegel meiner Umwelt.“, (Goethe). Die Umwelt ist aber auch der Spiegel von uns. Es gibt eigentlich keine Grenze dazwischen. Nur unser Bewusstsein zieht eine solche Grenze, um einen eigenen Willen aufbauen zu können (Erziehung und Veranlagung zur Aufnahme + tatsächlich gemachte Erfahrung = Erkenntnis). Das Schicksal eines Individuums in seiner Umwelt wird durch sein Verhalten festgelegt. Das Verhalten entsteht durch die Anpassung der Intelligenz an den Charakter. Dadurch wird darüber bestimmt, was man für Menschen kennen lernt, die einen wiederum in einer bestimmten Art beeinflussen, welche sich auf seine Werke und schließlich sein Leben auswirken.
Die ganzen Theorien und Erkenntnisse kreisen in Ellipsenbahnen um das wichtige Zentrum (Abb. 20 (III.)). Irgendwo kommen sie ihm immer wieder nahe, aber da keiner weiß, wo sich die Mitte befindet, und weil sich die Menschen über ihre Erkenntnisse selten austauschen, erfährt es auch niemand. Zu hoher Energieaufwand (und damit Zeitaufwand) wäre dafür notwendig, um das Zentrum durch Zufall zu entdecken. Dennoch würde es irgendwann einmal erkannt werden, sofern man dann auch wüsste, dass es das Zentrum ist.
Abb. 20 (III.) – Der Motor der Neugier (vgl. Abb. 9 (V.), „Der goldene Mittelweg“)
Meistens gibt es allerdings gar kein eindeutiges Zentrum, wodurch jede Theorie bzw. Sichtweise auf das entsprechende Problem einen Teil des Problems selbst ausmacht und damit richtig ist.
Abb. 21 (III.) – Das Sichtfenster auf die Welt
Das Sichtfenster im Alter wird immer kleiner statt größer (Abb. 21 (III.)). Denn das zunehmende Wissen und schränkt den Blick für neue Wege in andere Richtungen ein. Die gefestigten Erfahrungen setzen den Aktionsradius und das eigene Sichtfenster auf die Welt so mit den Jahren zu, wohingegen man am Anfang noch uneingeschränkt ohne zu werten alles sieht und nahezu ungefiltert aufnimmt (abhängig von der ererbten Fähigkeit zur Informationsaufnahme). Mit der Erfahrung kommt die Subjektivität. Die vollkommene Objektivität ist erst dann erreicht, wenn die 99,99…-prozentige Subjektivität überwunden ist. An diesem Punkt herrscht jedoch auch Stillstand und Regungslosigkeit (vgl. Kapitel „Wissen“).
Wissen und objektive Komplexität (subjektive Komplexität wird durch Wissen und Verständnis bzw. Erkenntnis abgebaut) entstehen durch die Zusammenballung von Faktenteilchen und bleiben durch die Zusammenhänge. Sie werden durch Unordnung (Entropie) zerstört. Diese Vorgänge verlaufen hyperbelartig: Sobald nur eine Zusammenballung existiert, lagern sich umso schneller andere bis zu einer gewissen Grenze an. Solange andersherum noch eine Zusammenballung besteht, ist noch nichts verloren. Im Alter kommt hingegen immer weniger hinzu. Die Erfahrung verhindert nun das meiste. Dagegen kann dann kein allumfassendes Wissen bzw. keine absolute Komplexität existieren, da sonst alles zusammengeballt vorliegen müsste (z.B. wie vor dem Urknall). Außerdem können wir nur in Modellen denken.
Alles was du für großartig hältst, hast du selbst erkannt – sonst hättest du nicht erkannt, dass es großartig ist!
(z.B. auch das Nachvollziehen der Hirnleistung anderer, bekannter und unbekannter Genies)
Größe, Ruhm und auch Anerkennung entsteht zuvor schon dadurch, dass man sich mit anderen darüber einigt, dass etwas groß ist. Wenn man nur allein denkt, dass etwas groß ist, ohne sich mit anderen darüber auszutauschen, wird man feststellen, dass es einem gar nicht so groß vorkommt. Erst, wenn es andere einem auch bestätigen, wird es größer und man verehrt es mehr. Diese gedankliche Prägung durch den Vergleich mit anderen und deren Einschätzung wird auch das nächste Mal eine Leistung anders eingeschätzt werden, auch wenn es immer noch die eigene Einschätzung ist, die einem das Gefühl von Größe gibt. Darum ist eine Religion auch eine Gemeinschaftssache und keine einzelne Ansicht. Sonst wäre es eine Philosophie.
Die Menschen entdecken oft unabhängig von einander ein und das Selbe (was grundsätzlich Voraussetzung für die Kommunikation, vor allem innerhalb eines Kulturkreises ist) – ohne es jedoch meist voneinander zu wissen, um später feststellen zu müssen, dass es ein anderer vor ihnen schon kannte. Doch es ist eine Bestätigung der eigenen denkerischen Genialität.
Jedem steht es zu, eine Entdeckung (im Zuge des Lernprozesses) als bedeutend zu erachten. Nur weil sie schon jemand vor ihm gemacht und er in die falsche Zeit geboren wurde, darf ihm dieses Recht nicht verwehrt werden. Vielmehr muss der Forschergeist genährt werden.
Damit, dass man schon vorhandene Erkenntnisse anderer zuerst selbst macht (oft ohne sie vorher gekannt zu haben), bestätigt man seine eigene Erkenntnis rückwirkend und muss sie nicht erst von anderen lernen, sondern weiß selbst Neues gefunden zu haben. Denn egal, ob Fakten und Erkenntnisse oder Sichtweisen von Menschen vorher schon gefunden worden oder nicht (denn einmal muss es sein), existieren sie doch für die Menschen erst (als Modell), wenn sie in einem oder später parallel existierendem Verstand erneut entdeckt werden. Andersherum bestehen sie auch oft ganz ohne jemals entdeckt oder beschrieben zu werden – mit Ausnahme derer, die erst mit der Beobachtung geschaffen werden (z.B. anthropogene Einflüsse als Verschreckung von Wild während der Beobachtung).
Erkenntnis steigert erst Bewusstsein im Leben. Je bewusster wir leben, umso eingeschränkter fokussieren wir, umso weniger nehmen wir um diesen Fokus herum wahr und lernen wir, umso subjektiver sind wir, umso eigenständiger und umso einflussreicher gegenüber anderen wird unsere Welt, aber auch umso effektiver werden wir in dem, was wir tun.
Erkenntnis kann auch negativ sein und eher Angst als Freude über Entdeckung auslösen.
Man kann nur an Erkenntnis zulegen – auch wenn man sich zurückgeworfen sieht. Jedes Mal, wenn man auf geistige Ebenen aufsteigt, meint man von Null anzufangen und alles andere, was man bis dahin gesammelt hat, verloren zu haben. Doch man tauscht es ein gegen eine höhere Sicht (die vermeintliche Leere stammt daher, dass man den Dschungel an Wissen und Daten in Erkenntnis verwandelt hat), eine kompakte Energieform für den Geist. Man hat nichts verloren (außer seiner Offenheit für andere Gebiete, denn man hat sich festgelegt, eine bestimmte Richtung zu begehen), sondern sich befreit und unterbewusst sein Bewusstsein erweitert oder auf andere Bereiche verschoben.
Diesen Vorgang kann man nicht aufhalten, eventuell nur verzögern (z.B. indem man sich neuer Erfahrung sperrt). Denn jede neue Erfahrung führt automatisch zu Erkenntnissen, die wiederum zu Wissen führen. Erkenntnis ist eine Impression. Sie ist wie ein Bild für die Augen, so ein Bild für den Verstand, mit dem er wächst und Zusammenhänge schafft. Erst durch das Denken gibt es so auch neue Impressionen und letztlich Sinneseindrücke. Wie prägend oder dauerhaft diese im Gedächtnis bleiben und zu einem Teil unserer Persönlichkeit werden, das entscheidet die Intensität der Situation und unsere Aufmerksamkeit währenddessen. Die gegenwärtige Denkweise lässt sich aber immer erst zu einem späteren Zeitpunkt rekonstruieren und erkennen, was dazu führt, dass man immer abhängig von Erfahrung ist und damit auch nicht unvoreingenommen reagieren kann.
Probleme gibt es auf allen Entwicklungsstufen: auf niederen Stufen sieht bzw. versteht man die hohen nicht. Auf den hohen Stufen gibt es keinen Unterschied zu den niederen mehr, weil sie auf den niederen aufbauen. Man hat nur zusätzliche Möglichkeiten und Sichtweisen.
Probleme des erkennenden Geistes:
1.) Zweifel an der erkannten Wahrheit
Sobald man die Entwicklung seiner Gedanken selbst mitbekommt (erkennt), muss man zunächst sehen, wie einleuchtend einem sie jetzt sind, später jedoch wie zufällig und dennoch zwangsläufig sie sich aus seiner Beschäftigung ergeben haben. Daraus entsteht einem die Frage, ob sie mit anderer Beschäftigung nicht anders gewesen wären und somit, ob sie also überhaupt richtig sein können und man erkennt die Grenzen seines menschlichen Denkens und die Zweifel über die bis dahin angenommene Sicherheit seiner Vorstellungen. Doch so beängstigend diese Erkenntnis auch ist, so viel Realitätsgewinn bringt sie über menschliche Selbstverständlichkeit auch mit sich.
2.) Realitätsverlust durch Einseitigkeit und Fehlerausschluss
Man kann sich nicht seiner Erkenntnisse sicher sein, da es ebenso andere gibt, die genauso plausibel sind und man sich nicht unglaubwürdig machen will, indem man nur seine Ideen als einzig wahrhaftig ansieht. Gleichzeitig bedeutet das aber, dass man mitten unter Unverstehenden bzw. nicht gleich Denkenden lebt und verkannt wird, wie man auch selbst die anderen verkennt. Erst wenn man das verinnerlicht und erkennt, wird man bereit sein (andere) zu verstehen und sich mit seinem Platz zu begnügen. Denn jede selbstständig denkende Person ist ein Individuum und steht damit auf einem (in ihrem Leben) unerreichbar hohen Punkt, der mit keinem anderen verglichen werden kann.
3.) Die Hürde des Erwachens eines selbst denkenden Geistes
Nicht jeder kann (groß) erkennend sein, sonst würde man einerseits eine perfekte Gesellschaft errichten können, andererseits niemanden mehr etwas lehren können. Denn der erkennende Geist lehrt sich selbst. Es würde also nur indirektes Lernen durch reine Problemstellung in Frage kommen. Dies jedoch vergisst die anfängliche Natur eines Menschen (die des Kindes) nachzuahmen und Vorgaben (Regeln) nach Belohnung gerne zu verfolgen. Sich daraus später zu befreien funktioniert nur, wenn gewisse Regeln (und eine bestimmte Anzahl) als unsinnig erscheinen und man durch eigene Verbesserungen nicht länger nur auf andere hört. Ob die Regeln gut oder schlecht sind, spielt erst einmal keine Rolle, weil sich der Heranwachsende immer an irgendetwas stößt. Dieses „Erwachen“ kann aber nicht jeder in erhöhtem Maß oder noch dazu in allen Bereichen gleichermaßen durchmachen, da sonst keine Regeln mehr akzeptiert würden und ständig alles in Frage gestellt würde. Es braucht einfach-denkende Menschen um ein Gesellschaftssystem zu stabilisieren, in dem es von ihnen anerkannt wird. Diese Zweiteilung in „das System erhaltende Menschen“ und „hinterfragende Menschen“ bewirkt eine Entwicklung, die nicht mehr nur wie bei Tieren auf die Evolution und Anpassung baut, sondern aktiv durch Nachdenken und Probieren bewirkt wird.
Da ohnehin nicht jeder auf der gleichen geistigen Stufe steht (naturgemäß und allein schon altersabhängig), wird es immer Unterschiede geben. Nur: Diese Unterschiede gerecht, jedoch vor allem mit Nachsicht und Verständnis gegenüber allen gerecht zu behandeln, ist eine erstrebenswerte Aufgabe.
Schon wenn der „einfache“ Geist erkennt, dass er einfach ist und dennoch nicht weniger wert oder weniger Lebensfreude hat und das so akzeptiert, ist er groß und erleuchtet und hat das Wichtigste für sich verstanden (falls er überhaupt diese Frage erlebt und auf der Suche nach einer Antwort ist, denn mit der Erkennung seiner selbst und seiner Einfachheit hat er bereits bewiesen, ein erkennender Geist zu sein). Denn einfach bedeutet auch ausgeglichener, kompakter und so stabiler. Vielschichtige Gemüter zerbrechen auch leichter an ihrer eigenen und der zu verstehenden Komplexität.
Ein Stück nach Platos Höhlengleichnis:
Jemand ist Jahre lang durch einen Tunnel gegangen, hat in diesem Tunnel gelebt und ist nun ans Licht gekommen. Doch umso heller dieses Licht des wahren Lebens ist, umso dunkler erscheint auch jeder Rückfall in die alten Formen wieder. Manchmal wünscht man sich die dunklen, bekannten Strukturen des gewohnten Tunnelsystems zurück. Doch je länger man hinaus ist, umso weniger findet man sich auch in seinem verschlungenen System wieder zurecht. Einmal wieder drinnen, erkennt man zudem jetzt auch die Nachteile dieses Lebens. Doch man sieht auch, wieder an die freie Oberfläche zurückkehrend, den Schutz, den der Tunnel bot, z.B. vor Regenwolken und Unwetter. Denn damit muss man sich in der Freien Welt auseinandersetzen, wie auch der unendlichen Freiheit, in der man sich schnell verlaufen kann. So gibt es draußen kein Labyrinth von Gängen wie früher. Ohne Gänge jedoch sieht man zunächst gar keine Wege, die man gehen kann, keine vorgegebenen Richtungen, die man wählen kann. Den Weg muss man selbst erarbeiten. Aber dafür ist es garantiert der eigene Weg.
Wahre Erkenntnis zeigt sich als unumstößlich, wenn man das Gefühl einer Erleuchtung erlebt. Es scheint, als hätte man Zugang zu einer göttlichen Bibliothek des Wissens und würde ganz klar sehen, wenn sich z.B. in den Gedanken anderer die eigenen Erfahrungen und Schlüsse ganz genau bestätigen – als müssten alle irgendwann auf das Gleiche stoßen, weil es die Realität ist. Aber die Menschen zeichnen sich nur durch eine ähnliche Denkweise und Entwicklung des Lebens aus, wodurch sie auch ähnliche Erkenntnisse haben.
Erkenntnis ist das Phänomen, welches uns denken lässt, wie wir vorher ohne dieses Wissen leben konnten und weshalb wir es noch nicht früher gesehen haben. Doch solange die Fakten (Tragpfeiler) nicht zusammengestellt werden können, kann man nichts erkennen (noch ist kein Dach auf den Tragpfeilern, das es miteinander verbindet und ein Haus erkennen lässt).
Erkenntnis und ihr leuchtender, erster Moment verlieren schnell an Glanz, wenn sie gefunden wurde. Daher beachtet man sie auch kaum noch. Gefundene Wege sind langweilig erneut zu gehen um sie zu beschreiben, außer man hat sie noch nicht vollends verstanden oder kann sich durch sie bei anderen hervortun.
Der Mensch kann immer nur wenige Blicke über seine eigene Erkenntnisoberfläche werfen, wenn er von allem um sich her ablässt und den Kopf zur Übersicht aus dem Leben streckt. Doch dies kann nicht von Dauer sein, da er wieder ins Leben zurück muss. Er kann nur immer mal wieder versuchen den gleichen Weg zu finden oder über andere Pfade nach oben zu gelangen, jetzt, wo er weiß, wonach er suchen muss und wohin er will (aus dem Drang heraus diese neue Welt zu entdecken, die er aber nicht bewohnen kann).
Selten erhebt sich einmal wirklich jemand aus seinem gewohnten, meist in den größten Teilen vorgegebenen Leben und versucht Höheres zu finden. Wenn er das tut, dann meist, weil andere vor ihm das schon taten und er nun auf ihre Spuren kam und neugierig wurde, weil jetzt ein Zweifel besteht, was vorher für ihn ganz normal war und außer Frage stand. Jeder erlebt das zwar in seiner Jugendlichenphase, aber nur wenige so extensiv, dass sie gleich alles in Frage stellen und komplett rebellischer Auffassung sind. Die meisten schließen sich der Gruppe mit einer bestimmten Meinung an, die für sie (momentan) gerade am besten ihre Gedanken und Gefühle beschreibt. Wer zu extensiv ist bleibt ewig suchend.
Kommt er dadurch doch an der Oberfläche an, so ist er wirklich von der Sonne, von dem gleißenden Licht der Erkenntnis geblendet und überlegt, ob er wieder umkehrt, weil er (bzw. seine Augen) noch nicht an die Helligkeit gewöhnt ist. Es ist ihm fremd. Allerdings kommt hinzu, dass ihm nun derart viele Wege zu gehen offen stehen, dass er lange nicht weiß, welchen er wählen soll. Und wenn er keinen zufällig wählen will, weil er Herr über seine Entscheidungen bleiben will und nirgendwo einen verlässlichen Anhaltspunkt findet (etwa durch jene, die die einen Weg vor ihm eingeschlagen haben und nun keine Fußspuren mehr hinterließen, weil sie schon sehr viel weiter sind als er und er daher zwar sie sieht, aber nicht mehr ihren Weg dorthin erkennt), wird er sich verloren fühlen in der Weite der Freiheit. Ihm kommt die begrenzte Enge der Höhle mit ihren wenigen Auswahlmöglichkeiten entscheidungsfreudiger und sicherer vor. Hier weiß er aber nicht und kann nicht überschauen, was auf ihn wartet oder gefährlich werden kann.
Der wichtigste Faktor in dieser Krise ist ihm der Glaube (an mitgebrachtes Wissen, was auch die Existenz Gottes einschließen kann), sowie die urteilende Summe seiner Erfahrungen und damit seine Auffassungsgabe. Entweder leitet der Glaube ihn an oder er bestärkt ihn in seinem Vorhaben. Man muss ihn mitnehmen, obwohl es manchmal heißt, dass man in die Erkenntnis völlig neu geboren wird und nichts mitnimmt. Doch nichts entsteht aus dem Nichts.
In den meisten Religionen ist der Glaube die wichtigste Vorgehensweise und Grundrichtlinie, ja sogar manchmal (besonders in den extremen und fanatischen Richtungen) die einzig erlaubte und gewünschte Freude am und im Leben. Alles andere arbeitet auf das Jenseits zu. Das heißt nicht, dass man den Glauben mit der Religion verteufeln muss. Wie einst die Revolutionäre (auch die sozialistische Revolution) alles Alte abschaffen wollten um ihr neues Gedankengut allein zur Doktrin werden zu lassen, brechen auch die Fanatiker mit langen, gut funktionierenden Regeln des Zusammenlebens. Der Glaube ist ein wichtiges Beispiel dafür. Man muss nicht alles aufgeben. Man sollte eher seinem Verstand folgen (wie einst die Aufklärer predigten) und abwägen, was für einen selbst gut, richtig und wichtig erscheint. Denn wer einmal zur Erkenntnis, zum Licht gefunden hat, egal wie (denn auch wenn er nur anderen gefolgt ist muss er in gewissem Maße auch seine alten Vorstellungen überdacht und überwunden haben), der wird auch in der Lage sein, unabhängig von anderen selbst zu entscheiden, was er noch braucht und was nicht. Der Glaube als Übergang und Rückhalt in einer neuen Welt ist da sehr viel beschleunigender und verschnellert die Gewöhnung an neue Situationen, weil man sie durch ihn mit der alten, einem bekannten Welt gut verbinden kann.
Es kommt dazu, dass nicht jeder Mensch für (ständig) neue und eigenständige Erkenntnis gemacht und offen ist. Daher muss neben der Erkenntnis auch Verständnis und Nachsicht gegenüber diesen Menschen und sich selbst geübt werden, da ein wenig dieser „anderen“ Menschen auch in jedem steckt. Das Verständnis ist somit die Prüfung der erlernten Erkenntnis und Voraussetzung für ein Bestehen in der neuen Erkenntniswelt.
Es ist sehr einfach schnelle Schlussfolgerungen zu ziehen. Doch die tatsächliche Sicht (meist innerhalb eines speziellen Fachgebietes) hinter das Große Ganze, von dem die meisten anderen nur geblendet werden und sich genervt abwenden, ist die wahre „Glanzleistung“.
Hinzu kommt, dass man sich weiterer, eigener Erkenntnisse verschließt, wenn man sich mit anderen Menschen identifiziert und einer Gruppe anschließt, weil sie einem als jene vorkommt, welche die eigene Meinung am besten vertritt. Doch der Mensch erkennt fortwährend, wenn auch nicht immer richtig. Sich deshalb ab einem bestimmten Zeitpunkt der weiteren Erkenntnis zu verschließen, würde bedeuten bereits alles erkannt zu haben, was man erkennen will oder für wichtig hält.
Um die Welt (oder erst überhaupt sein eigenes Bild von ihr, seine Gedanken über sie) zu verstehen, studiert man meist nur ein Fachgebiet. Dabei bedürfte es aller Fächer um wirklich zu begreifen. Hat man es dann begriffen, steht man gerade einmal dort, wo man zwar den Überblick kurze Zeit (in der sich alles miteinander eint) erhält, sieht sich doch machtlos einzugreifen oder gar der Natur Verbesserung vorschlagen zu wollen und sucht nur noch den besten Weg darin zu leben, eventuell auch den Weg an Nachfolgende weiter zu geben (Bsp.: Goethes Faust). Aber erst, wenn man den Überblick hat, erkennt man Abkürzungen.
Wir kommen oft so weit, doch dann bleiben wir vor dem entscheidenden Schritt stehen (weil wir nicht weiter wissen) und wenn wir Jahre später an der anderen Seite vorbeikommen, fragen wir uns, weshalb wir damals nicht weiter kamen.
Wir suchen in den verschiedensten Ecken menschlicher Vorstellungskraft nach der Theorie, die alles beschreiben und erklären kann. Haben wir dann eine gefunden, denken wir nicht weiter suchen zu müssen und fühlen uns gut. Neues Detailwissen breitet sich aus und lagert noch mehr Wissen an, sodass eine neue Theorie daraus wird und schon verblasst dieses gute Gefühl etwas erklären zu können, weil es eben nur ein kleiner Bereich unserer Welt war, den wir beschrieben haben und uns nun wieder anderen Bereichen zuwenden (müssen). Manchmal scheint dann diese neue Theorie allen bisherigen zu widersprechen und zu revolutionieren. Aber dieses neue Wissen würde man nicht entdeckt haben oder verstehen, wenn man es nicht aufgrund des alten Wissens gesucht hätte. Das neue Wissen stünde haltlos im Bewusstseinsraum und würde nicht verstanden. Wissen innerhalb eines gültigen Weltbildes wird beim einzelnen Menschen also nur ergänzt oder neu betrachtet.
Anders sieht es bei Theorien anderer Menschen aus: Wer dort bestimmte Thesen nicht kennt, kann dennoch die gesamte Theorie begreifen, z.B. weil er sie sich anders erklärt.
Große Theorien sind oft zu komplex um sie immer im Gedächtnis zu behalten, weil sie selten komplett in unserem Vorstellungshorizont liegen. Und doch gibt es wahrscheinlich ein Gleichnis, das alles beinhaltet, was der Mensch kennt und auch noch nicht kennt. So gehen seine Erklärungen von:
Kleine Beschreibung <–> große, komplexe Theorien <–> eine einzige Erklärung für alles
(speziell) (allgemein umfassend) (absolut immer richtig)
Vermutlich kennt jeder diese einzige Erklärung für alles, kann sie nur nicht fassen, bzw. lebt so selbstverständlich mit ihr, dass er sie gar nicht erkennt. Sie könnte das bloße Leben sein, das Bewusstsein, Gott, Dualität und Polarität oder sonst irgendetwas, was einem Sinn verspricht und ist somit für jeden anders formuliert.
Beispiele für Vergleiche zur Beschreibung von Erkenntnis:
Bsp. 1: Das Verständnis von der Welt ähnelt der Tiefsee / dem Ozean.
- Oberflächlich hat man den Überblick;
- In jeder einzelnen Tiefe erscheint die ganze Welt immer in der Farbe, deren zugehörige Tiefe man erreicht (man vergisst, was man gerade nicht sieht);
- Jedes Gebiet (= Fachgebiet, vergleichbar mit den Landschaften des Festlandes) hat seine eigene Ausprägung, fließt in das andere nahtlos über und doch fühlt man sich darin nicht mehr so wohl (weil man es nicht beherrscht);
- Am Grund angekommen kann man nun alles darüber Liegende verstehen. Um aber das Meer als Ganzes zu verstehen, muss man es von außen betrachten.
Bsp. 2: Die Erkenntnis ist aber auch wie ein Stollen im Berg: man gräbt einzelne Tunnel in das Nichts des Wissens (Abb. 22 (III.)) und nur wenige an deren Spitze wissen bald noch, wohin dieser führt und wo man selbst steht. Die wenigsten davon führen dann auch große Schätze. Gräbt man weiter, werden möglicherweise mehrere Tunnel verbunden, doch gräbt man zu viel ohne sie abzusichern und zu stützen, stürzen sie ein und man muss dieses Gebiet später erneut sichten, zwischen den Trümmern. Der einzige Weg ist die Befreiung nach oben, zum Licht. Doch keiner weiß, wie weit das ist und ob es überhaupt einen Tag, sprich „Licht“ dort an der Oberfläche gibt – geschweige denn erst einmal, wo „oben“ liegt.
Abb. 22 (III.) – Strebsamkeit nach neuem Wissen
Erkenntnis zu erlangen bedeutet auch eine Bürde zu tragen. Je weiter man sich gedanklich vom Zentrum der bekannten, belichteten Welt der Mehrheit entfernt, desto einsamer wird man mit den Gedanken und umso mehr fürchtet man sich in der beginnenden Dunkelheit und verliert sich in ihr – neben der Spannung (anscheinend) unerforschtes Neuland zu betreten (Abb. 10 (III.), Abb. 22 (III.)).
Experten sind dementsprechend Wissensfilter, die Bewusstseinsperspektiven auf ein Problem um ein bestimmtes fachliches Zentrum bzw. eine Denkweise aufgebaut haben.
Plötzlich kann ich nur noch so weit sehen wie ich tasten kann und weiß nicht mehr, wie ich hergekommen bin. Ich bin frei zu tun, was immer ich hier will – doch was kann ich tun? Wozu bin ich hergekommen? Gibt es ein Ende, einen Sinn, ein Schicksal?
Man versucht immer weiter vorzudringen, in den Dschungel der Unkenntnis. Auf der Suche findet man zwar neue Dinge, aber erkennt bald auch, dass es immer weniger zu erkennen gibt und wünscht sich zurück, als man noch nicht soviel kannte, weil gerade die Entdeckung die größte Freude bereitete. Denn nie (wieder) scheint eine Erkenntnis so klar und entzückend wie im Moment ihrer Entdeckung (weil man den Weg dorthin nie wieder auf die gleiche Weise findet und das Bewusstsein nie wieder den gleichen Zustand annehmen wird).
Meist betrachtet man Zurückliegendes auch als minderwertig, weil man sich weiterentwickelt hat und meint andere, die man auf dieser Stufe und sich mit dieser Materie beschäftig sieht, wären einem nicht überlegen bzw. noch rückständig. Doch weiß man nicht, wo sie anfingen, wo ihr Ziel liegt, wie schnell sie sind. Selbst weiß man über sich nicht, wo man schließlich hinsteuert und ob man nicht im Kreis fährt oder gar wieder zurück. Bekräftigt wird dieser Gedanke dadurch, dass im Alter Körper und Geist wieder abbauen, allerdings kennt man den Wendepunkt nicht und versucht ihn (obwohl man ihn nicht kennt) hinauszuschieben.
Selbst etwas Neues zu entdecken ist nicht immer gleich aufregend. Die Spannung lässt mit der Zeit nach und irgendwann wird man des Lebens müde.
Irgendwann macht Erkenntnis keinen Spaß mehr. Man braucht Ruhe und Abstand davon. Sie ist dann wie ein nervender, leichter, aber anhaltender Schmerz.
Die wirklich interessanten Dinge jedoch bleiben jedem Menschen verborgen, denn sie zeigen, wie alle Schicksale miteinander verknüpft sind, worauf es im Leben ankommt und woran etwas gescheitert ist bzw. weshalb ein „Wunder“ geschah (durch welche Verkettung der Zufälle). Diese Dinge zu wissen ist interessant – aber nur solange wie man sie nicht kennt.
Voraussetzungen für Erkenntnis
Grundlegende Voraussetzung menschlicher Erkenntnis ist die Motivation, also der Wille etwas zu entdecken oder etwas auf den Grund zu gehen. Dieses Phänomen wird auch Neugier genannt. Man kann nur erkennen, wenn und weil man einen Grund sieht.
Dieser Grund muss einem jedoch nicht einmal bewusst sein. So reicht schon ein zwanghaftes Nachdenkenmüssen, weil man z.B. intensive oder einschneidende Erfahrungen gemacht hat, die man mit seinem bisherigen Weltbild oder Wissensstand nicht erklären und einordnen kann. Daraus folgt die Reflexion, also das nochmalige Durchleben der Situation in Gedanken aus anderen Perspektiven und es kommt zu neuen Sichtweisen. Manchmal entdeckt man auch unterbewusst neue Details in der Situation, die einem vorher nicht aufgefallen sind.
Einfache Beobachtungen sind meist sehr speziell. Denn sie stechen zuerst ins Auge. Erst durch das Nachdenken und das mehrmalige Reflektieren ergeben sich allgemeinere Zusammenhänge daraus.
Die größten, allgemeinphilosophischen Erkenntnisse können errungen werden, wenn man sich vom Körper und dessen Verlangen frei machen und davon unabhängig denken kann. Das bedeutet Konzentration, also an Absolutheit grenzendes, bewusstes Denken und Sein.
In einen freidenkerischen Zustand gelangt man, wenn man frei von behindernden Tätigkeiten und vor allem frei von Sorgen ist. Voraussetzungen dazu sind vor allem Motivation bzw. Interesse daran Sachlagen zu ergründen, Wissen, dies auch zu tun und später auch Logik und Verständnis, wie auch Glaube und Toleranz (dem Ergebnis gegenüber), wie auch Zweifel und Vergleich mit bisherigem Wissen und Vorstellung davon, was und wie es sein könnte.
Erkenntnis braucht man scheibchenweise, sonst erschlägt sie einen und man verliert die Lust an ihr. Wenn man etwas im Ganzen sieht, merkt man, dass es ausweglos ist und bewegt sich nicht. Doch weiß man davon nichts, so läuft es an und bewegt eventuell sich selbst.
Erkenntnisse, die noch nicht reif sind, können weder erkannt noch erzwungen werden. Man kann Erkenntnis niemandem aufzwingen. Niemand kann sie begreifen, wenn er noch nicht soweit ist. Aber er kann sich selbst überwinden und sich heran arbeiten. Genauso gibt es keine spontanen, grundlosen Erkenntnisse. Manchmal scheinen sie wie aus dem Nichts zu entspringen und der Schleier des Unwissenheitsnebels verflüchtigt sich plötzlich, um die helle Wissenskugel unterwürfigst freizugeben. Denn all dies ist nur der Höhepunkt langer Vorarbeit.
Erkenntnisse in Form von Ratschlägen brauchen ihre Zeit, sonst werden sie eventuell übereifrig angewandt und der Sinn wird verfälscht, wodurch man sie sogar manchmal verwirft, obwohl sie richtig sind und man später von selbst auf sie gekommen wäre. Indem man ein neues Bewusstsein für einen Sachverhalt erlangt, bewundert man die Ursache dessen, weil man wissen will, wie das zustande gekommen ist. Hat man es sich selbst überlegt, z.B. durch Beobachtung seiner Umgebung, ist man eher stolz auf seine Leistung. Bekommt man es aber von jemandem gelehrt, fühlt man sich diesem Lehrer mehr unterlegen. Potentiell weiß man noch weniger als er. Ist dieser Lehrer ein angesehener Mensch und in der Funktion eines Lehrers oder Professors, so ist die Lernakzeptanz eine natürlichere und auch bald mehr erwartendere um ein neues Bewusstsein zu entdecken. Wenn der Lehrer aber ein Freund (Gleichgestellter), ein Kind oder ein Mensch geringerer Bildung ist, erwartet man entweder gar nichts Neues zu lernen und falls doch, fühlt man sich beschämt, sich von diesem Menschen belehren lassen zu müssen. Dabei ist es absolut notwendig, einen anderen Standpunkt des Bewusstseins zu besitzen und sich natürlich auch erst in den anderen hineinzudenken. Hat man das Bewusstsein des anderen schon einmal in seiner Entwicklung erlebt, ist das natürlich leichter als ein umso höheres Bewusstsein nachzuvollziehen. Letzteres wird einem nur gelingen, wenn man kurz davor steht, es selbst zu sehen.
Bsp.: Bücher, Ideen, Philosophien, Filme werden erst in ihrer eigentlichen Intention verstanden, wenn der Leser, Nachvollzieher, Zuschauer selbst in der Lage ist diese Intention zu verstehen. Andernfalls muss man es einige Zeit später noch einmal lesen, anschauen, nachvollziehen, in der Hoffnung inzwischen die genügenden Perspektiven erfahren zu haben, die man für das Verständnis braucht.
Wenn man daher neue Fakten noch nicht in sein Verständnismodell von der Welt einbauen kann, lässt man sie eher unbeachtet als wenn man sie darin versteht oder wenn sie sich direkt an seine zur Zeit bestehenden Gedankengrenzen anschließen, bzw. wenn man den Verständnisweg zu diesen Fakten sieht, der notwendig ist, um zu ihnen zu gelangen.
Die Fragestellung ist die Spezialisierung. Um die Antwort finden zu wollen und finden zu können und sicher sein zu können, dass sie wahrscheinlich stimmt, muss man die Bedingungen sowie die Allgemeingültigkeit finden, definieren und prüfen, um dann - wieder in die Spezialisierung gehend - einer Lösung nahe zu kommen.
Was Forschern primär Antrieb gibt, ist die Lust zu Entdecken (Abb. 22 (III.)). Ihre Entdeckungen in Form von Wissen geben sie als Bücher, Beiträge usw. an uns als Spiegel zurück und das gibt ihnen gleichzeitig wieder neue Kraft zu Entdecken. Erst begrenzt mögliches Entdecken fördert wiederum die Lust, es auch wirklich zu tun. Findet man dann die Grenze, dann ist das zwar enttäuschend, aber gleichzeitig auch befriedigend und erhält die Lust am Entdecken auch für das nächste Mal.
Schon das Verlangen nach der Erkenntnis ist Erkenntnis selbst und führt uns aus dem Garten Eden, um uns selbst ein Bild von unserem Standpunkt zu machen und Orientierung zu verschaffen.
Auf die (hoch komplexe,) allgemeingültige Lösung kommt man nicht so einfach, selbst wenn sie direkt vor einem steht. Man würde sie nicht als solche anerkennen. Nur wenn man den richtigen Pfad einschlägt, wird man zu übergeordneter Allgemeingültigkeit gelangen. Dass dieser Pfad zufällig entdeckt werden kann, ist äußerst unwahrscheinlich. Allein schon der Umstand verhindert es, dass der Mut fehlt einfach irgendeine Richtung weiter zu gehen, ohne zu wissen, ob man je wieder zurückfindet oder überhaupt irgendwo ankommt. Die richtigen Daten, Erfahrungen und sogar Stichworte müssen im Denken zur gleichen Fragestellung zusammentreffen um die entsprechende Richtung zu finden. Oft geht man dabei im Kreis, oft auch zurück. Dass man sie findet ist nicht klar. Aber allein schon der Wille und die Erkenntnis, dass es das ist, was man will, bringt einen das weiteste Stück heran. Das Vorwissen zahlreicher Enttäuschungen und die Bekräftigung der wirklich richtigen Lösung sind nötig und werden sich nur langsam beweisen. Um etwas wirklich verstehen zu können und Erkenntnis zu finden, muss das Unterbewusstsein Fragen formulieren und ins Bewusstsein drängen können. Versucht man das bewusst zu induzieren, ist man meist noch nicht bereit dazu. Man kann mit einer Antwort wenig anfangen, bevor man nicht selbst in der Lage war, die vorgreifende Frage dazu zu stellen. Es gibt einen Schwellenwert für Erfahrung an Erkenntnis. Ist dieser erst überschritten, bricht die Erkenntnis aus. Wenn man großartige und komplizierte Dinge erlebt, die man für ebenso erachtet, jedoch nicht die Möglichkeit hat, sie zu durchschauen, die Hintergründe kennen zu lernen oder irgendwie anders über sie nachzudenken, steigt mit der Zeit die Schwelle zu staunen. Aber irgendwann hat man meist wieder genug davon, entweder, weil man es nicht versteht oder weil man eine höhere Schwelle entwickelt. Wenn man die Hintergründe jedoch durchschaut (z.B. ein simpler Trick, viel Training, etc.), kommen einem diese Dinge nicht mehr so spektakulär vor, jedoch freut man sich eher auf die nächsten und man lernt. Die Schwelle steigt dann zwar weiter, aber die eigenen Fähigkeiten nähern sich selbst dieser Schwelle an.
Wenn man viel sieht, z.B. auf Weltreisen, muss man umso mehr Erfahrungen zusammen koordinieren und verliert sich nicht selten darin, weil die unterschiedlichen Kulturen zu verschieden und die Möglichkeiten zu leben zu vielfältig sind.
Große, bedeutungsvolle Erkenntnisse müssen jedoch keine großen Gefühle hervorrufen. Eventuell sind sie nur Endergebnis und eine konkrete Zusammenfassung lang währender Überlegungen.
Man könnte versucht sein zu behaupten, dass alles im Menschen bereits angelegt ist und er es erst noch entdecken muss, weil man oft Erkenntnisse hat, die man gar nicht wirklich als solche erkennt und weil man schon immer von ihnen ausgegangen ist und mit ihr als Grundlage gehandelt hat, sie aber nicht bewusst erkannte. Das ist allerdings nur die Vorstufe zur Erkenntnis, die notwendig ist, um überhaupt zu erkennen. Unterbewusst muss das Wissen in die Betrachtungsweise übergehen und miteinander korrelieren und nur, was zusammenpasst und auch bewusst einen Sinn ergibt, dringt dann auch als Erkenntnis ins Bewusstsein hervor. Das sind die Aha-Effekte, die als spontaner Geistesblitz gedeutet werden. Man kann sich in dem Moment gar nicht mehr vorstellen jemals anders denken zu können. Erst in der Zeit, die man nicht mehr darüber nachdenkt, z.B. nach einer Weile der Gleichgültigkeit über das Problem oder Ablenkung mit anderen Aufgaben, wodurch man etwas Abstand gewinnen kann, lässt dann unbeschwerter und unterbewusst darüber nachdenken. Das Unterbewusstsein arbeitet dann alles andere kreativ auf, verbindet es mit den neuen Erfahrungen in dieser Zeit und kommt zu einer Lösung, falls sich eine passende Verbindung mit einer Erinnerung (was z.B. durch Träume geschehen kann) oder einer neuen Erfahrung ergibt.
Variation und Improvisation erfolgen aus diesem Phänomen heraus und stellen sich ein, wenn man diesen Aha-Effekten freien Lauf lässt. Sie speisen sich dann aus Erinnerungen, eingeübten Tätigkeiten, Wünschen, Träumen und der jeweiligen Stimmung.
Zwar ist die anhaltende Abnahme von neuen Beobachtungen Indiz für eine Erschöpfung des Wissensgebietes und für das nahe Ende der Erkenntnisse bzw. das Abschließen dieses Gebietes. Jedoch kann es auch sein, dass nur ein bestimmter Weg eingeschlagen wurde und der Großteil außerhalb dieses Weges und der Blick weiter oder hinter Hindernissen liegt bzw. dieses Abklingen nur das Abklingen einer Phase ist und noch mehrere Phasen folgen (Abb. 23 (III.)).
Abb. 23 (III.) – Erkenntnisstufen
Erst wenn man öfter die gleichen Erkenntnisse oder Beobachtungen erneut macht, kann man sich sicher sein den Großteil dieses Gebietes erfasst zu haben (also mehr als 50 %).
Im Grunde müsste sich bei jedem Menschen irgendwann die allumfassende Erkenntnis einstellen - solange er noch bei klarem Verstand ist - sobald er genügend Wissen angehäuft hat, um seine Persönlichkeit entsprechend dieser Fakten auszuwerten. Doch neben der abgemessenen Lebenszeit bremst ihn die Motivation und die Ablenkung mit anderen Beschäftigungen.
Mit zunehmendem Aufsteigen lässt man alte Gewohnheiten zurück, überspringt geringere Denkweisen und Taten und lenkt nur noch auf die Großen ihrer Art. Doch dies zu wünschen ist etwas, das zu der Zeit dieses inbrünstigen Wunsches nicht gewonnen werden kann, es ist etwas das Formung braucht, ein Zeichen des Alters und dadurch gewonnener Weisheit. Aber Sturheit ist auch eine Notwendigkeit, die sich mit wachsender Erfahrung einstellt, weil nur so die Erfahrung, die einem hilft und offensichtlich richtig ist, auch überlebt.
Mit mehr Wissen wird die Sicht(weise) nicht klarer oder besser, es gibt nur mehr Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten miteinander zu verknüpfen bedeutet kreativ zu sein. Darin Regeln zu erkennen oder anzuwenden heißt intelligent zu sein und sie passend zu einer Situationen zu verwenden verursacht Erfolg.
Das Unterbewusstsein ist ein Zustand außerordentlicher Klarheit, denn es lässt keine Unsicherheiten im Gedächtnis zu bzw. untersucht die Fakten nicht darauf. Die Konzentration mit abschließender Erkenntnis ist allerdings ebenso klar, weil sie genauso Unsicherheiten ausschließt. Daher sind Schlüsse, die in höchster Konzentration getroffen werden, meist ohne Zweifel für uns. Wie Eingebungen sind sie dadurch der reinen Wahrheit ähnlich. Denn diese Schlüsse sind getroffen worden, indem alle verfügbaren Fakten verwertet wurden. Beide Formen weisen unterschiedliche Ziele und dadurch auch unterschiedliche Klarheiten auf. Nur Erkenntnisse, die man selbst gewonnen und nicht übernommen oder kopiert hat, Schlüsse, die man selbst zieht, wird man glauben und ihnen wird man völlig vertrauen. Wer einen Menschen das glauben lassen kann, beherrscht ihn.
Was man nicht selbst gewonnen bzw. errungen hat, kennt man nicht so gut und kann dessen Wert kaum einschätzen. Es ist von ganz entscheidender Bedeutung, ob man eine Erkenntnis selbst macht oder ob man sie als Informationsinput bekommt. Denn die selbst gemachte Erkenntnis hat einen viel längeren Weg durch das Gehirn und die Persönlichkeit hinter sich und verändert diese auch, so dass die Erkenntnis selbst zur Persönlichkeit gehört. Dadurch identifiziert man sich mit ihr und verteidigt sie auch wesentlich mehr als die erlernte Erkenntnis.
Wenn man etwas (besser) verstehen will, geht man immer erst vom vorherrschenden (eigenen) Denkmodell aus. Daher dauert dieser Prozess, weil alles Neue erst geprüft und verglichen werden muss. Manchmal muss auch erst das Modell revolutioniert werden. Das ist der aufwendigste und labilste Schritt.
Folgen von Erkenntnis
Alles, was (hier) an Erkenntnis zum Ausdruck kommt, ist Folge der Realität (und deren Interpretation) der Welt, wenn nicht sogar einer einigen Grundursache. Sie zu finden ist seit jeher eine Bestrebung des Menschen, denn dadurch könnte er Mechanismen verstehen, nutzen und seine Handlungsweise optimieren, ja sogar in die Zukunft sehen und besser planen. Die Zusammenhänge zwischen den Folgen muss also auf die gemeinsamen Ursachen zurückverfolgt werden, um nach vorn sicher handeln zu können – erst einmal egal in welcher Art oder Weise.
Die höhere, allgemeingültigere Form (von zwei oder mehr Erkenntnissen) ist jene, von der die andere eher abhängig ist. Sind sich beide darin gleich, ist der Verwandtschaftsgrad in der gleichen Generation (wie die Verwandtschaft von Geschwistern oder Cousins) irrrelevant, da sie sich nicht direkt in ihrer Abstammung beeinflussen.
Erkenntnis muss endlos sein und immer wieder die Erfahrung bereithalten, dass man noch nicht alles entdeckt hat, was man entdecken kann. Es muss also einen Puffer geben, damit das Leben spannend und dadurch schön bleibt.
Durch eine Erkenntnis sieht man plötzlich und wunderbar Neues, was man vorher noch nicht kannte. Aber erst wenn dieses Gefühl neuer Entdeckungen abgeklungen ist, kann man diese Erkenntnis auswerten und sinnvoll einordnen. Das entspricht dann entweder einer neuen Erkenntnis, die eingeordnet werden muss (wodurch Wissen immer undurchschaubarer und zweifelhafter wird) oder es wird unterbewusst eingeordnet und man glaubt es immer schon gewusst zu haben. Dadurch versteht man z.B. oft seine früheren Handlungen und Beweggründe oder die anderer nicht mehr und entfernt sich von ihnen oder sich selbst (ändert und entfremdet sich).
Die zunehmende Erkenntnis und damit die neuen Perspektiven auf alte Philosophien ermüden manchmal und lassen einen diese als weniger wert werten als die alten Erkenntnisse, obwohl sie vielleicht wertvoller werden, da sie aus komplexeren Weltbildern hervorgehen, die man als erfahrenerer Mensch hat. Meist sind sie aber immer spezieller und ohne ein Ziel - weil man bereits Lösungen gefunden oder das alte Suchen aufgegeben hat - verfolgt man diese Erkenntnisse und Ansichten kaum weiter und merkt selbst, wie der Verstand in Richtung neuer Erkenntnissuche degeneriert und auch die Kreativität dahingehend nachlässt. Man muss sich mehr und mehr regelrecht dazu zwingen Erkenntnisse zu erhalten. Selbst etwas Neues zu entdecken ist dann nicht immer gleich aufregend, weil die Spannung mit der Zeit nachlässt. Irgendwann macht manchmal sogar Erkenntnis keinen Spaß mehr. Man braucht Ruhe und Abstand davon. Sie ist dann wie ein nervender, leichter, aber anhaltender Schmerz.
Ein Mensch, der versucht alles zu verstehen, kann ebenso von allem abfallen, denn er setzt sich mit allem auseinander und kann daran zerbrechen. Die Welt muss jeden Menschen, der allein mit dem Verstand auf der Suche nach Wirklichkeit ist, irgendwann zerreißen. Denn dafür ist er nicht gerüstet und sein Verstand nicht groß genug.
Erkenntnis kommt mit einem gewissen Alter und der Bereitschaft, sie zu akzeptieren und geht wieder, wenn man ihrer müde ist. Das Problem ist dann, sie der Jugend oder anderen zu vermitteln, ohne diese vor den Kopf zu stoßen, aber sich gleichzeitig in sie einzufühlen, sie zu verstehen und dann die Erkenntniserfahrung als logische Antwort auf die Frage zu geben, die andere beschäftigen.
Lehre hält so auch für den Lehrenden Erkenntnis bereit. Damit, dass man weiß sein Wissen an jemand anderen weitergegeben zu haben und glaubt es damit verschenkt oder die Gesamtmasse schlauer gemacht zu haben und nun selbst gegenüber anderen nicht mehr so viel zu wissen, weil man sein Spezialgebiet allen zugänglich gemacht hat, bemerkt man oft gerade erst, was man überhaupt wusste.
Selbsterkenntnis:
Man denkt sich selbst zu kennen. Doch was man sieht, sind nur die äußeren, hell scheinenden Spitzen und Ecken, die das Innere verbergen. Die Augen sind nach draußen gerichtet. Woher die Fassade kommt, kann man nicht sehen, nur was dazu kommt, aber nicht, was drinnen bleibt und wie es aufgenommen wurde. Selbst ein Spiegel zeigt nur wieder das Äußere. Versuche sich selbst zu öffnen und zu erkennen scheitern oft daran, dass man daran zerbricht oder nicht mehr weiß, wie man früher war. Denn man sieht sich nun von außen und damit aus einer anderen Perspektive.
Für einen selbst liegen alle Eigenschaften des Ichs auf gleicher Höhe. Man betrachtet sich von innen heraus, wie aus dem Zentrum einer Kugel. Jeder Punkt des Horizonts ist gleich weit entfernt.
Von außen sieht man die Oberfläche aber differenzierter. Je nach dem Standpunkt scheint einem ein Punkt näher als die anderen und man sieht die Bewegungsrichtung, die Triebkraft und die Position im Raum.
Wenn man versucht sich selbst von jeder Seite zu erkennen, wird man feststellen, dass es ohne Spiegel ziemlich schlecht funktioniert. An die wirklich interessanten Stellen kann man nicht blicken. Daher braucht es andere Personen, die einem sagen können, wie man ist und aus deren Reaktionen (= Reflektionen) man sich selbst wieder erkennt. Allerdings bedarf es längerer (Blick-)kontakte, nicht nur flüchtiger Begegnungen um etwas wahrnehmen zu können (also einen längeren Einfluss auf die Person) und Erfahrung um es zu deuten.
Du kannst dich nicht von heute auf morgen ändern. Vorher verzweifelst du meist daran, weil du mit der ersten Phase beginnst: der Selbsterkennung. Wenn man sich schließlich völlig durchschaut hat, wird man merken, wie einfach man gedacht hat und die Vergangenheit wird einem langweilig, bis man die Erklärung nicht mehr geben kann, weil man sie vergessen oder sich in eine andere Richtung weiter entwickelt hat.
Jede Art von „Ding“ braucht einen gewissen Entwicklungsstatus ehe es sich und seine Umwelt selbst erkennen kann – außer den Naturgesetzen. Sie sind die Grundlage von allem.
Selbstbewusstsein unterscheidet sich vom Selbstvertrauen in Bezug auf die eigene Person. Jedes Lebewesen kann Selbstvertrauen haben, indem es sich auf seine Fähigkeiten verlässt. Ein Bewusstsein für sich selbst jedoch muss erst aufgebaut werden und schwankt mit neuen Erkenntnissen meist sehr stark. Glaube und Zweifel stehen sich gegenüber. Für ein Bewusstsein muss man selbst denken und an Dingen sowie an sich selbst zweifeln können. Aber man muss an sich selbst glauben und daher auch objektiv Negatives ausblenden um sich durchzusetzen.
Selbstvertrauen auf einem Gebiet entsteht schon nach wenigen Erfolgserlebnissen. Später daran zurück gedacht, sind es geringe Erfolge und man stand ganz am Anfang, aber dennoch hat man es weiter versucht, weil man noch nicht wusste, wie weit man es überhaupt schaffen kann. Weiß man das vorher, überwältigt einen oft schon die Vorstellung an die Mühen und aus Spaß und Interesse wird Druck und Anspannung.
Selbstbewusstsein impliziert auch von den Trieben unabhängig denken zu können.
Bsp.: Nicht nur auf Futtersuche blind jedem Nahrungsangebot zu vertrauen, sondern sich selbst verteidigen zu können und so auch auf das Futter zu verzichten, weil man sich andernfalls in eine zu hohe Gefahr begibt.
Die Vorstellung und das Planen einer Tat, sowie Erinnerungen an gemachte Erfahrungen geben das Bewusstsein über ein eigenständiges Selbst. Wer sich zwar im Spiegel nicht selbst erkennt, weil er die Funktion eines Spiegels und sein Äußeres nicht kennt, scheint in diesem Experiment kein Selbstbewusstsein zu besitzen, bringt aber eventuell nur nicht die synchronisierte Handlung des vermeintlichen Gegenübers mit seiner eigenen in Verbindung.
Das Verhalten innerhalb einer Generation anzupassen und aufgrund der Umstände und gemachter Erfahrungen zu verändern zeugt weiterhin bereits von einem Selbstbewusstsein (eine Katze lernt z.B. das Katzenklo zu benutzen).
Damit ist Selbstbewusstsein eine erweiterte Form von Instinkt und von der Intelligenz abhängig. Zwar ist der intelligenter, der optimistisch ist, weil er selbstbewusst und selbstvertrauend lebt, aber dieses Prinzip staffelt sich. Wer von kleinen Dingen abgelenkt wird, ist neutral (mal gut und mal schlecht), wer alles im Blick hat, ist pessimistisch und wer sich auf eine spezielle Sache oder ein Ziel fokussiert, das er erreichen will, ist wieder optimistisch und selbstbewusst (denn er hat eine Motivation).
Abb. 24 (III.) – Schwankungen des Selbstbewusstseins
Die Schwankungen des Selbstbewusstseins (Abb. 24 (III.)) sind die Reaktionen auf die Erlebnisse und Erfolge und damit auch eine Rückkopplung für die Persönlichkeit, die sich daraufhin weiter entwickelt. Diese Zyklen unterscheiden sich durch die Störanfälligkeit eines Charakters, erzeugen aber das Gefühl eines bewegten Lebens, da die Dynamik darüber entscheidet. Die Dynamik wiederum wird durch die Differenz der gegensätzlichen Gefühle bestimmt. Je schneller die Schwankung (die Frequenz) und je größer die Differenz werden, umso intensiver lebt man.
Es gibt viele Menschen, die ihr geringes Selbstvertrauen damit versuchen aufzubauen, Schwächen oder Niederlagen bei anderen mit Geringschätzung zu sehen und Spott zu sähen, statt Selbstvertrauen aus ihrem Triumph und ihrer Stärke zu fassen oder sogar aus dem Anbieten von Unterstützung für den Unterlegenen.
Wer weniger Vertrauen in sich selbst hat, denkt langsamer, weil er sich nicht sicher ist, dass es auch stimmt, was er denkt und dass es die richtige Richtung ist. Er denkt in mehr Richtungen, also allgemeiner um die beste / nahe liegendste Richtung zu bewerten. Jemand, der selbstvertrauender ist, ist von der Richtigkeit seiner Richtung überzeugt und vertieft sie und denkt auf dieser Bahn auch schneller. Selbstbewusstsein und Schlagfertigkeit hängen daher zusammen, da man einen klaren Standpunkt von sich selbst kennen muss um schnell reagieren zu können.
Beispiel für ein verändertes Verhalten durch eine andere Perspektive:
Wenn man nicht ständig zweifeln muss, schafft man sich Selbstvertrauen (unterbewusst). Der Glaube kann das bewirken. Gott und das Schicksal bewirken das am besten. Vertrauen in sie lässt nicht nur immer neue, eigene Beweise für sie selbst erkennen, sondern auch Arbeiten gelingen, die sonst zu sehr überdacht werden.
Sich selbst zu finden bedeutet die Perspektive vom Leben und den grundsätzlichen Bewusstseinszustand (Weltanschauung) zu finden, durch die man sich am besten definiert sieht, die einem am besten gefällt und die eigene Person am besten beschreibt, um mit sich selbst zurecht zu kommen.
Man kann sich so schwer selbst beobachten, weil man das Selbstbewusstsein immer nur so anwenden kann, wie es ist. Man hat kein anderes. Es objektiv wie jemand anderes von außen zu betrachten kann deshalb nur funktionieren, wenn man viele verschiedene Sichtweisen anderer Menschen kennt oder sich vorstellen kann. Einen Spiegel durch sein Glas von der anderen Seite zu betrachten ist schwierig und kann nur über andere Spiegel (= Menschen) erfolgen.
Für den Psychiater / Psychologen ist der Mensch bzw. sein Bewusstsein ein Modell und eine Aufgabe, der sich ein Teil seines Bewusstseins widmet. Er kann deswegen immer wieder darüber urteilen. Der Patient selbst kann das nicht, weil das Bewusstsein schon die urteilende Funktion hat und sich entwickelt, ohne dass er es bewusst mitbekommt, da das Bewusstsein stets die Gegenwart, den aktuellen Moment eines Menschen ausmacht.
Man bewertet eine Sache objektiv, wenn sie aus dem Ich-Empfinden bzw. aus dem permanenten Bewusstsein entfernt ist, wenn man sich nicht (mehr) mit ihr identifiziert. In allen andern Fällen wird man sich der Tragweite und Wichtigkeit nicht bewusst, weil die Sache im Bewusstsein fest integriert ist und zu einem gehört. Daher kann man sich selbst im Gegenwärtigen Zustand nie selbst erfassen, nur rückwirkend sein Handeln bewerten. Das Ich / Bewusstsein ist also nur bzw. lebt nur, weil es sich ständig wandelt. Daher wird man das, was man erlebt, immer anders erleben, als die anderen und nur in dem Moment bewusst bekunden, wenn man sich allein auf sein Selbst konzentriert.
„Ich“ und andere:
Familie und Freunde entscheiden über eigene Entwicklung und Leben. Nicht die Zahl der Bekannten im Laufe des Lebens, sondern die Art der Verbindung zu ihnen macht unser Denken und unsere Gefühle aus. Beides wirkt akut und gegenwärtig, weshalb die Anzahl der Bekannten irrelevant ist und man sich nur auf wenige pro Moment konzentrieren kann oder auf all als eine Gemeinschaft.
Freunde, Bekannte, Familie etc. werden zu Bestandteilen des Selbstbewusstseins und zu deren Ausläufern. Mit dem Tod dieser Personen stirbt auch ein Teil des eigenen Ichs, des es entwickelt sich nicht weiter und hat keine Perspektive mehr. Aber so wird der Tote in den Leben der anderen weiter getragen und zu einem Bestandteil der aus diesem Bekanntenkreis hervorgehenden Menschheit. Man „lebt“ also am stärksten in der Mitte seines Lebens, wenn man die meisten Menschen kennen gelernt hat, aber noch nicht viele von ihnen gestorben sind. Wer niemanden an sich heran ließe, könnte nicht leben bzw. gar kein Bewusstsein ausgebildet haben. Wer wenige Bekannte hat, lebt länger für sich selbst statt auch für andere, aber dafür auch weniger auf andere verteilt bzw. vernetzt und weniger intensiv. Zu viele Bekannte jedoch zu haben bedeutet sich zwischen ihnen zu verlieren und mehr für sie oder die Gemeinschaft zu leben.
Viel Selbstbewusstsein verursacht umso weniger Bewusstsein für andere bzw. Gemeinschaftsbewusstsein und umgekehrt. Weil man Distanz wahrt und eine Privatsphäre abschließt, um seine Persönlichkeit weiter auszubilden und ein Selbstbewusstsein zu entwickeln bzw. zu wahren versucht, ist die Erwachsenenwelt so viel nüchterner und feindlicher ist als sie allein mit Kindern wäre.
Introvertiert ist man, wenn man in seiner eigenen Welt lebt, extrovertiert, wenn alle anderen daran teilhaben. Autismus ist dagegen eine übersteigerte Form von introvertiertem Selbstbewusstsein, bei der das Ich zur Welt wird und der Betroffene nicht auf die Welt einwirkt, sondern äußere Einflüsse auf ihn einwirken. Die Welt kann nicht vom Ich unterschieden werden, vor allem wenn sie keine immer gleichen Muster zeigt, sondern variabel ist.
Persönlichkeit
Eine individuelle Persönlichkeit zu entwickeln bedeutet seine eigenen Stärken, vor allem aber die Schwächen zu erkennen und noch mehr zu akzeptieren. Eine eigene Welt oder Vorstellung von der Welt und die Verteidigung der eigenen Meinung, Gedanken und Angewohnheiten sind der Ausdruck dieser Persönlichkeit. Die Anordnung der Umgebung spiegelt das Individuum wider. Jede Anordnung ist eine sinnvolle Ordnung, sonst würde man sie gar nicht erst vornehmen. Sie ist Ausdruck des ordnenden Bewusstseins bzw. dessen, was man erreichen bzw. ausdrücken will. So gibt jegliche Gestaltung eines Menschen und die nächste Umgebung Auskunft über den Menschen selbst.
Persönlichkeit ist die momentane Aufnahme des bis dahin vorprogrammierten Verhaltens. Alles, was man hört (gesagt bekommt) oder anderweitig aufnimmt, gehört augenblicklich zur eigenen Identität, sobald man sich daran erinnert und es verarbeitet – egal ob es die Geschichte eines anderen ist oder die eigene. Sie wird dann zu einem Teil der eigenen Persönlichkeit. Das heißt natürlich auch, dass sich die eigene Identität ständig wandelt:
Ich bin das Produkt meiner Umwelt. (Goethe)
Und meine Umwelt ist der Spiegel meiner selbst.
Man schöpft seine Ansicht der eigenen Persönlichkeit (wie die der anderen Menschen) aus dem Bewusstsein der erinnerten Taten und wird immer zu dem, was man daraus abgeleitet am meisten will (von der Persönlichkeit). Je stärker dieser Wille ist, umso bewusster lebt man (es), allerdings auch umso zwanghafter in genau dieser einen Willensrichtung.
„Ich allein entscheide, was ich tun werde.“ Wer ist „Ich“? Es ist in Zusammenschluss mehrerer Persönlichkeitsvorstellungen, geprägt durch die Umwelt, gesteuert über die Triebe der Erbanlagen und in einem Körper gefangen. Sobald aber eine Person dauerhaft die Herrschaft übernimmt, wird es gefährlich und die Erinnerungen der anderen gehen damit bis auf weiteres unter. Wir beherbergen verschiedene Persönlichkeiten in uns. Denn jeder Moment (definiert aus der Verarbeitungsgeschwindigkeit neuer Informationen) lässt aus all unseren Einflüssen eine eigenständige Persönlichkeit werden, je nach Situation. Mit zunehmender Erfahrung wird das Ich zu einer Gemeinschaft von Persönlichkeiten und wir können unseren Denkweisen umso mehr vertrauen, da auch andere diese Denkweise benutzen, z.B. weil wir sie von ihnen gelernt haben.
Änderung und Entwicklung der Persönlichkeit:
Die Persönlichkeit ändert sich ständig und es ist nicht möglich das aufzuhalten, auch wenn es gerade ein gutes Stadium war, indem man sich befand. Aber es gibt Richtlinien, nach denen man den Vorgang unterbewusst steuern kann, wenn man diese kennt: Hilfsbereitschaft gegenüber anderen im Rahmen seiner Möglichkeiten und Ansichten sowie zwischen den beiden Extremen Leichtsinnigkeit / Wankelmütigkeit und Sturheit / Perfektion zu bleiben: Disziplin gegenüber seinen wichtigsten Prinzipien und nicht zu stark ablenken lassen; nicht verzweifeln oder aufgeben, denn alles kann erlernt werden, es dauert nur entsprechend lange – man kann sich an alles anpassen.
Die Persönlichkeit entwickelt sich innerhalb einer Grenze (Abb. 25 (III.)), die einem vor allem die genetischen Merkmale vorgeben. Vom eigentlichen, stabilen Zentrum kann man sich um einiges entfernen, vor allem sieht es (nach einiger Zeit, die man jemanden nicht gesehen hat) für manche Außenstehende (die uns vielleicht nur wenig kennen) so aus, als ob man jemand ganz anderer geworden ist. Dabei hat man sich nur von einer Grenze zur anderen bewegt. Die Grenze wird dabei unterbewusst von der Vorstellung geprägt, die man von der Welt hat und bewusst von den Prinzipien, die man aufbaut und die die Persönlichkeit stützen, indem sie die Grenze als Säulen aufrecht erhalten. Man kann sich nicht verstellen, sondern nur eine andere Eigenschaft in sich entdecken. Die Möglichkeiten seine Persönlichkeit zu nutzen steigen mit der Erfahrung, aber die absolute und voreingestellte Grenze (die durch Erbanlagen und Verarbeitungskapazität des Gehirns festgelegt ist), kann man nicht überschreiten.
Um nicht auf das Zentrum zurück zu fallen und einfach zu sein, wie man eigentlich ist (im Unterbewusstsein), gibt es verschiedene Barrieren (Erfahrungen), die z.B. andere Menschen sein können, für die man sich umstellt oder anpasst (aus Liebe, Schutzbedürfnis, Anerkennung, Verachtung, etc.), gesellschaftliche Normen (die das Zentrum ohnehin sehr früh verlagern), Drogen, Hormone oder eigene Ziele und Vorstellungen sowie zufällige, oft zuerst unbedeutende Erfahrungen.
Abb. 25 (III.) – Persönlichkeitshorizont
Allerdings gibt es einen Weg, den man geht. Ein gegenwärtiger Punkt des Ortes der Persönlichkeit innerhalb dieser Grenze ergibt sich immer nur aus dem vorherigen, selbst wenn dieser gänzlich entgegengesetzt läge. Ohne die vorherige Persönlichkeit gäbe es den nächsten Punkt nicht in dieser Ausprägung / an dieser Stelle. Man ändert sich nicht nur mit der Zeit und den Umständen, sondern passt sich und sein Verhalten auch willentlich an (z.B. indem man sich entscheidet, sich gerade nicht anzupassen).
Die Persönlichkeit beginnt in der Kindheit beim Zentrum und entwickelt sich dann mit der Zeit und mit der Größe der Erfahrung weiter, der Horizont weitet sich (Abb. 11 (III.)). Allerdings kann die Position der Persönlichkeit darin auch das ganze Leben an einer ähnlichen Stelle bleiben, z.B. bei sehr gläubigen, rationalen oder prinzipientreuen Personen. Das heißt jedoch nicht, dass alle Aspekte der Persönlichkeit derart starr bleiben müssen. Einzelne Charaktereigenschaften können sich dennoch stark ändern.
Bsp.: Dauerhafter Erfolg verdirbt den Charakter und das Selbsteinschätzungsvermögen, wenn der Erfolg zu früh eintritt, bevor man Niederlagen gelernt hat zu verarbeiten, daraus zu lernen und damit umzugehen. Erfolgsverwöhnte Menschen sind daher oft arrogant, intolerant, egoistisch und naiv. Kommt die Leistungsbelohnung jedoch erst später im Leben und lang anhaltend vor, scheint es manchmal, als würde derjenige nur noch ständig Erfolg haben. Dabei kann er nur die Misserfolge gut wegstecken oder sie zu positiven Resultaten umformulieren.
Die meisten Veränderungen brauchen allerdings einige Zeit, bevor man sie bemerkt, vor allem, wenn man sie herbei sehnt, da man in diesem Fall nichts an seiner Sichtweise ändert und alles wie gewohnt abläuft.
Unterschiedlichkeit der Persönlichkeit:
Die Menschen unterscheiden sich umso mehr, je genauer man die Skala eines gemeinsamen Lebensbereichs auflöst. Es geht von normal zu speziell, wohingegen das Extrem schon krankhaft wird (Abb. 26 (III.)). Je weniger die Menschen in diesem Lebensbereich jedoch voneinander abweichen, umso ähnlicher sind sie sich und umso besser verstehen sie sich auf diesem Gebiet. Entweder kommt das durch die gemeinsame Norm oder durch eine abnormale, oft schon krankhafte Veränderung, welche die gleichen Symptome auslöst. Es kann sich jedoch auch einfach um eine gemeinsame Leidenschaft handeln, die mit der Zeit aber ebenso auch krankhaft übertrieben werden kann. Wer also Gleichgesinnte um sich haben will, sollte auf das Spezielle schauen, die Details (je unwichtiger, umso besser).
Bsp.:
1.) Ein Mensch kann geistig gesund sein. Dann gibt es große Unterschiede zu anderen, auch geistig Gesunden.
2.) Ein Mensch kann ordnungsliebend sein. Dann fällt ein großer Teil der geistig Gesunden schon heraus.
3.) Ein Mensch kann perfektionistisch sein. Dann ist kaum einer in diesem Punkt unterschiedlich zu anderen, die auch perfektionistisch sind.
Ein Mensch ist immer in einer bestimmten Richtung zu finden, in der sich die Mehrzahl seiner Details häufen und schneiden. Dieser Ort / die Richtung definiert seine Persönlichkeit. Diese wiederum entwirft sich aus dem Erlebten, dem im Leben Durchlaufenen und kann sehr unterschiedlich entwickelt werden (ausgehend von 45 % Umwelteinfluss zu den festgelegten 45 % Erbanlage (+ 10 % Motivation)), aber nie auf alle Gebieten menschlicher Erkenntnis und Erfahrung gleich verteilt sein. Immer gibt es einen oder mehrere Schwerpunkte, die ihn ausmachen. Jeder ist also bestimmten Gebieten eher abgeneigt oder zugetan, bezieht Stellung oder verneint sie auch nach außen und lebt in den bestimmten, teils selbst gewählten Bereichen menschlicher Kultur – und nicht unabhängig oder überall zugleich, wie manche von sich oder anderen behaupten.
Je spezieller etwas ist, umso höher wird die Gefahr, dass es von vornherein abgelehnt wird, aber umso tiefer trifft es auch die, die es nachvollziehen.
Bsp.: Eine erzählte Geschichte, die nicht viele Menschen nachvollziehen können oder die so allgemein ist, dass sie nichts Besonderes erzählt und daher von den meisten als langweilig empfunden wird, gilt gleichzeitig er als kulturell wertvoller und wird nur von absoluten Kunstkennern als Kult verehrt.
Meinungsbildung durch eine individuelle Persönlichkeit:
Eine Meinung begründet sich auf einem Gedankenmodell und dieses ist die Schlussfolgerung durch Erfahrung. Woher man diese Erfahrung hat (ob selbst gemacht oder übernommen), spielt keine Rolle.
Die alternativen Lehrmeinungen sind meist verzweifelte Versuche der Wirklichkeit zu entrinnen. Ihre meist jungen Anhänger haben umso mehr schöne Ideen, doch ohne Nutzen oder Umsetzbarkeit erkennt es die Jugend nicht – die Erfahrung fehlt. Doch umso ignoranter und aggressiver setzen sie ihre Meinung gegen andere durch. Tut man es ihnen nicht gleich oder gar anders, so ist man entweder meinungslos oder reaktionär. Der Rest sinnvoller, neuer Ansätze geht zwischen der nutzlosen Masse unter.
Doch warum sollte man zu allem eine Meinung haben? Eine Meinung kann man sich nur ausbilden, wenn man sich mit dem Thema auskennt – und eben nicht nur auf jedes Thema gleichermaßen aus der Richtung der eigenen, auch oft nur angenommenen Denkrichtung argumentiert, sondern auch manchmal zugibt, sich darüber nicht äußern zu können, weil das Hintergrundwissen fehlt. Reaktionär ist deshalb, wer immer aus seiner Richtung feuert und denkt, damit alles zu wissen und richtig zu liegen und jeden zu verteufeln, der dies nicht tut. Das ist auch der Grund, weshalb die einst freidenkerischen Burschenschaften heute zu einer vermehrt reaktionären, Rituale bewahrenden Organisation geworden bzw. eine solche geblieben ist.
Was man sich selbst antut, kann man nicht verhindern. Im Sinne der Ausführung wird gleichzeitig Einhalt verhindert. Mehrere Sichtweisen funktionieren nicht gleichzeitig. Des Menschen Meinung ist zu einem bestimmten Moment nur eine einzige. Die Einheit „Mensch“ ist nicht in der Lage gleichzeitig mehrere Meinungen anzunehmen. Denn eine Meinung bedeutet sich in eine Richtung festzulegen. Erst im nächsten Moment kann sie eine andere sein. Der Wille dagegen kann gespalten, unklar oder mehrdeutig sein.
Man kann sein Bewusstsein / seine Aufmerksamkeit nicht teilen, sonst würde man es in unterschiedliche Personen teilen und die eingehenden Informationen würden ohne Bezug zueinander getrennt verarbeitet und abgespeichert werden. Gespaltenen Persönlichkeiten können jedoch auch mit einem einzigen Bewusstsein vorkommen, wenn die Persönlichkeiten nacheinander auftreten.
Es sind die Aufgaben, die dem Menschen seine Meinung prägen, durch sein Bedürfnis nach Erfüllung der ihm zugewiesenen Aufgaben. Je mehr dieser Ehrgeiz und die Spezialisierung auf immer engere Gebiete voranschreitet, umso einseitiger und extremer wird auch die Meinung.
Besonders zeigt sich das bei längerer Arbeit an dem Thema, auf das man sich zu bewegt oder das mit der eigenen Arbeit zusammenhängt. Wer kurz hinein geworfen wird und noch dazu kaum Ahnung oder Erfahrung damit hat, wird am objektivsten zwischen allen Möglichkeiten entscheiden. Zwei Menschen, deren Meinung nicht miteinander übereinstimmt, müssen nicht Unrecht haben (vgl. Abb. 1, „Sichtweisen auf die Welt“). Es kann nur sein, dass ihre Ansichten zu spezifisch sind, um sie auf eine gemeinsame Ebene zu bringen. Dennoch können sie zusammenhängen, auf einer allgemeineren Ebene. Hat man eine Vorstellung aller Ebenen, kann man beide Meinungen auch vereinen.
Man kommt immer aus einer bestimmten Richtung auf ein Thema zu (mit einer bestimmten Meinung), weshalb man immer voreingenommen ist und seine bereits bekannte Richtung den fremden vorzieht – außer man schwankt bereits und sucht neuen Halt. Das machen sich extreme Organisationen wie Sekten und Randparteien mit ihren dogmatischen Ideologien zu Nutze.
3.6 Verhalten - Aktion und Reaktion
Verhalten lässt sich aus dem Instinkt erklären und der Erfahrung. Je mehr ein Wesen fähig ist zu lernen und Erfahrungen anzuwenden, umso intelligenter ist es.
Angeborenes Verhalten (Instinkt) und erlerntes Verhalten (Erfahrung):
Abb. 27 (III.) – Ursprung der Intelligenz
Davon ausgehend, dass die Intelligenz bzw. das Verhalten durch die Erbanlagen wie Erfahrung gleichermaßen geprägt werden (50:50), ergibt sich die Frage, wie es sich mit dem Unterscheidungsmerkmal „Aktion – Reaktion“ verhält. Hierzu kann vermutet werden, dass sich grundsätzlich hinter einer Aktion das erlernte Verhalten verbirgt, während die Reaktion eher auf die Instinkte, also Erbanlagen gerichtet ist. Eine Argumentationsmöglichkeit dazu wäre die kurz Zeit und die Vorgabe einer Aktion, die die Möglichkeiten des Reagierenden eingrenzen, wodurch er sich (meist in kürzester Zeit) zu einer Handlung entscheiden muss. Das Planen einer Aktion zielt dagegen eher auf erlernte Verhaltensweisen, da für jede Aktion erst einmal ein Plan vorhanden sein muss, ausgenommen die lebenserhaltenden Triebe (wie Essen, Schlafen, Fortpflanzung, Verteidigung des Lebens) und das genetische Programm (wie die Proteinbiosynthese). So ergäben sich für beide Bereiche Aktion und Reaktion jeweils etwa 90:10 Überlegenheitsquote (Abb. 27 (III.)).
Daher kann zudem gefolgert werden, dass der Teil der erlernten Intelligenz über die Bewusstseinsfrage entscheidet und somit auch mehr Entwicklungsmöglichkeiten und im gewissen Sinn auch einen Überlebens- / Wettbewerbsvorteil ermöglicht.
Je spontaner die Reaktion ist, umso eher tendiert man zur instinktiven (also ererbten) Handlungsweise. Je mehr man nachdenkt und abwägt, umso weniger spontan kann man entscheiden. Die Abwägung zwischen Instinkt und Erwägung ist wohl die größte Polarisierung des Menschen, entscheidet sie doch eher unkalkulierbar über sein Leben und sein Schicksal. Mit der Zeit des fortschreitenden Lebens überwiegt die Erfahrung über dem ererbten Verhalten. Durch die sich einem bietende Umgebung passt man sich dieser an.
Handlungsstrategien sind ganz unterschiedlich und ergeben sich bezogen auf das aktuelle Problem hauptsächlich aus den Sichtweisen der Menschen, die wiederum von ihren Erfahrungen und der Veranlagung geprägt sind, die sich durch die jeweilige Umgebung ergaben. Die Vorlieben eines Menschen haben aber nichts damit zu tun, wie er (mittels seinem Charakter) mit den Vorlieben umgeht.
Es gibt Menschen, die sich wehren (gegen etwas z.B. einen Druck), die, die sich beugen (und verzweifeln bzw. zu Grunde gehen) und die, die einen Ausweg / Fluchtweg suchen und finden. Der Ausweg kann in den unterschiedlichen Situationen ganz verscheiden sein (ein Hobby, Ablenkung, Auswandern, etc.).
Konservatives / Bewahrendes Verhalten (bereits gemachter Erfahrung):
Triebe: Triebe funktionieren als Transformatoren und wandeln biochemische Energie (Nährstoffe und Zucker) in dynamisch psychische Energie. Sie sind eine dauerhafte Unwucht (also Motor) im menschlichen Verhalten. Ohne diese Vorprogrammierung würde möglicherweise das Leben (zwischen Trieb und Befriedigung / Ziel) zum Stillstand kommen und es wäre tot.
Triebe und Anspannungen sind mit dem Sympathikus verbunden. Die darauf folgende Entspannung bei Erreichung des Ziels ist mit dem Parasympathikus verknüpft.
Bsp.: Essen zu suchen, eine Schlafmöglichkeit auszukundschaften, einen Fortpflanzungspartner zu umwerben, Flucht oder Angriff zu starten ist die Anspannung und wird erst zur Entspannung, wenn dieses Ziel erreicht oder verworfen wurde (wegen schlechter Machbarkeit, mangelndem Antrieb, Neuorientierung, etc.).
Trotz und Sturheit: Trotz ist einer der stärksten Willensmotoren. Er lässt alles andere vergessen und höchste Konzentration aufbauen. Trotz ist nach innen gerichtet, verteidigt den eigenen Willen und steht dem Glauben entgegen:
- Trotz ist die härteste Waffe des Momentes. Glaube ist die Waffe der Zeit.
- Trotz ist am wildesten, unkontrollierbarsten. Glaube reift und bildet sich.
- Trotz ist aller Zweifel Anfang. Glaube ergründet die Zweifel hernach.
- Trotz ist Grundlage zur Entwicklung eines menschlichen Selbstbewusstseins, da man sonst immer machen würde, was andere sagen und so auch ihre Fehler nachmachte. Glaube ist Grundlage für die Gemeinschaftsentwicklung, denn nur durch Vertrauen lässt man andere sein Leben mitbestimmen.
Wenn der freie Geist sich nicht länger als frei betrachtet, wenn er sieht, dass er manipuliert wird und nicht mehr machen kann, was ihm besser erscheint, dann ist für nichts mehr garantiert und er reagiert wild, selbstzerstörend, weil er sich aus dieser Notsituation befreien will.
Ebenso ist Sturheit und Stolz wichtig, um sich und seine gemachten Erfahrungen zu verteidigen und zu bewahren, um damit ein Weltbild aufrecht zu erhalten und nach eigenen Maßstäben handeln zu können. Das macht die Persönlichkeit aus. Im Alter kommt Sturheit dann öfter vor, weil man viel gelernt und damit auch lange überlebt hat. Neues zu lernen ist kaum noch notwendig, da man sich meist nur noch in bereits gut bekannten Gefilden bewegt. Außerdem ist man weniger anfällig für Angriffe und ständigen Kurswechsel der Meinung. Natürlich nimmt man sich durch dieses Verhalten auch weniger neuer Denkweisen und Perspektiven an. Allerdings kann man ohnehin nur eine Perspektive oder eine Kombination aus mehreren anwenden und mit der Zeit setzen sich ein paar wenige Denkweisen durch, die sich bewährt haben.
Dadurch geht auch das erlernte Verhalten in die Erfahrung über und wird zu Verhalten, das bewahrt wird. Vorurteile sind daher lediglich die Anwendung von Erfahrung schneller reagieren zu können. Durch Vorurteile werden allerdings auch weniger neue Erfahrungen gemacht. Genauso zählen auch Gewohnheiten zu bewahrendem, erlerntem Erhalten dazu.
Erlangen neuen Verhaltens (Lernen von Erfahrung):
Eine beständige Neugier, Interesse und Motivation (z.B. durch Befriedigung der Triebe, Erkennen des eigenen Selbst und der Welt, etc.) muss vorhanden sein, um Neues zu lernen. Sturheit ist hierbei hinderlich, gerade in den ersten Jahren des kopierenden Lernens. Erst mit der Erfahrung kann man bestimmte Verhaltensweisen ablehnen, wenn man in der Lage ist Unterschiede und Konflikte in verschiedenen Sichtweisen zu erkennen. Vorher kann man auch nicht lügen, weil man noch nicht weiß, dass nicht alles stimmt, was man erfährt und tut. Man ist bis dahin noch vollkommen von der Perfektion in allem überzeugt und damit auch in seinem eigenen Handeln. Es gibt einen Unterschied dazwischen, ob man sich nützliche Verhaltensweisen und Ansichten von anderen kopiert oder ob man sie überlegt anwendet und sich nicht verstellt, z.B. durch Verwendung der Kopie als Maske. Mit dem Anlegen dieser Maske übernimmt man auch - zumindest zeitweise - die Macken und Probleme dieses Verhaltens, das auch krankhaft sein kann. Wenn es sich um eine Verhaltensweise handelt, die wiederum auf die eigene Psyche einwirkt, kann so die Maske auch die eigne Persönlichkeit verändern (z.B. die Entwicklung von Angststörungen durch vermehrte Kontrolle der Umgebung).
Jedoch macht die Intelligenz einen großen Teil der Möglichkeit aus, überhaupt neue Perspektiven und Wissen annehmen zu können. Neues Verhalten anzunehmen bedeutet normalerweise immer eine Verbesserung damit bewirken zu wollen und zuzugeben, dass man vorher fehlerhaft gehandelt hat. Das fällt mit einer bereits ausgebildeten Persönlichkeit umso schwerer. Allerdings lernt man ständig dazu und weiß, dass nichts perfekt ist, was man tut. Dadurch kommt es in den Extremfällen entweder zur Ausprägung eines Perfektionismus, um Fehler möglichst zu vermeiden oder zur Gleichgültigkeit, weil man ohnehin selten etwas fehlerfrei machen kann. Dazwischen liegt die Einsicht in die Notwendigkeit und die Effizienz, also der Versuch, mit geringstem Aufwand so gut wie möglich zu sein.
Man kann Situationen hinsichtlich der Perspektive auf zwei Arten bestreiten: indem man sich mit seiner eigenen Persönlichkeit an ihnen beteiligt oder indem man eine andere Persönlichkeit nachahmt (schauspielt). Wenn man seine eigene Persönlichkeit verwendet, lässt man die Situation an sich heran, handelt äußerst natürlich und ist damit auch angreifbar. Spielt man eine Persönlichkeit nur (z.B. gespielte Ruhe), so nimmt man die Situation nicht besonders ernst und geht lockerer mit ihr um, kann sich aber auch später nicht sehr daran erinnern.
Je mehr Seiten man innerhalb seiner Charaktereigenschaften (Abb. 28 (III.)) hat, umso eleganter, leichter zu handhaben, aber auch unangreifbarer ist man und weniger kohärent (zu anderen hingezogen, offen) und adhäsiv (zu einer Angelegenheit hingezogen, spezialisiert).
Abb. 28 (III.) – Charaktermorphologie
Mit der Zunahme der Seiten (des vereinfacht geometrischen Charakters), steigen auch die Handlungsmöglichkeiten. Dies wiederum ist von der Intelligenz und von den Erfahrungen abhängig, die man vorher gemacht hat, aber vor allem von der Art mit Gegebenheiten umzugehen und damit vom ausgebildeten Charakter. Ein linearer Mensch ist schnell und einfach einzuschätzen. Mit vielen Seiten und geschliffenen Kanten kann man jedoch nur schwer abschätzen, wohin das von einem ausgesandte Licht reflektiert wird. Wenn man keine Ecken und Kanten (mehr) hat, bleibt man auch an keinem Menschen mehr hängen und prallt an jedem nur noch ab. Das ist nicht unbedingt erstrebenswert.
3.6.1 Geschlechter - Unterschied von Männlichem und Weiblichem
Grundlegendes Streben vom männlichen und weiblichen Wesen des Menschen
Dieses Streben ist kein Dogma der Gesellschaft, sondern gelenkt durch biologisch angeordnete Richtungen des jeweiligen Geschlechtes. Die Gesellschaft (im Sinne unserer Umwelt, die uns prägt) entscheidet wie diese Richtungen ausgeprägt und ausgelebt werden.
Die größten Gegensätze zwischen den Geschlechtern liegen in der Lebensmitte (von Pubertät zum biologischen Abbau der Geschlechtsfähigkeit) und auf mittlerer Bildungs- sowie Intelligenzebene. Es gibt bei intellektuellen Menschen (oder allgemein Eliten) weniger wechselnde Partner als bei „durchschnittlich“ lebenden Personen, ebenso wie bei Minderbemittelten (mit geringerer Intelligenz), da schon weniger dieser Randgruppen existieren, die sich finden könnten. Außerdem besteht dort ein anderes Interessengebiet: während die hormonelle Entwicklung ebenfalls unterschiedlich stark und der Sexualtrieb weniger ausgeprägt vorliegen kann, wird er von der Elite bewusst unterdrückt sowie kontrolliert, da diese sich mit gesellschaftlichen bzw. wissenschaftlichen Problemen befassen und damit auch ein anderes Verhalten zur Schau stellen. Auch hierbei zeigt sich die Annäherung der Gegensätze (wie z.B. bei jung und alt). Denn „Genie und Wahnsinn liegen oft nah beieinander.“
Männer sind Frauen auf Testosteron (und Östrogenentzug). Frauen sind Männer auf Testosteronentzug. Diese biologische Tatsache lässt sich nicht durch Rollenverhalten erklären, denn der Sinn liegt offensichtlich in der Zusammenkunft beider Pole zur Fortpflanzung. Die Stärken des einen gleichen die Schwächen des anderen aus und beide ziehen sich dadurch an.
Durch die Probleme, die die Aufteilung der Menschen in männlich und weiblich gesellschaftlich mit sich bringen, könnte man jedoch fast meinen, es handele sich um zwei ziemlich verschiedene Spezies. Denn Männer bzw. Frauen unterschiedlicher Herkunft und sogar unterschiedlicher Arten von Primaten ähneln sich oft mehr als dem jeweils anderen Geschlecht der gleichen Art.
Tatsächlich ist es allerdings immer noch schwierig zu differenzieren, welches typische Verhalten nun anerzogen ist oder wirklich von der Natur angelegt wurde. Letztlich kann man wohl mit einiger Sicherheit hauptsächlich den Hormonspiegel für charakteristische Unterschiede verantwortlich machen. Die Charaktereigenschaften der Geschlechter sind dagegen wenig verschieden, aber die Ziele (gesellschaftlich, privat, etc.) und die Mittel (Aggression oder Intrige) sind andere bzw. die Wege zur Glückseligkeit.
Das Weibliche will beschützt und teils beherrscht werden, auch wenn sie dafür akzeptieren muss, dass ihr das Männliche überlegen ist (vornehmlich von der Natur mit dem stärkeren Körper ausgestattet). Frauen brauchen Gefühlsregungen anderer um ihre Erfüllung zu finden. Männer brauchen Verständnis, Kontrolle, Herausforderung. Das Männliche ist darauf ausgelegt überlegen zu sein – dem Weiblichen und anderen Konkurrenten gegenüber und im Wettbewerb zu siegen. Das Weibliche sucht den Schutz und Verständnis, aber auch Herausforderung und Kontrolle vor allem eher in der Gemeinschaft, im sozialen Bereich, der Familie.
Doch wenn der Mann das (unterbewusst) Gefühl hat, seiner Aufgabe nicht mehr gerecht zu werden und viel mehr nicht mehr der Frau überlegen zu sein, dann muss er es ihr wieder beweisen und das ging eben lange Zeit auch über körperliche Gewalt. Andernfalls riskierte er, dass ihn seine Frau verlässt. Sie würde das auch eher unterbewusst als negativen Faktor ihres Mannes betrachten und ihn deshalb für andere, (scheinbar) stärkere Männer verlassen. Heutige Gewaltächtung sieht beiderseits körperliche Machtausübung als moralisch verpönt an, wie sie auch in der Erziehung der Kinder gemieden werden sollte.
Das Weibliche will in gewisser Weise besiegt werden und dienen. Auch wenn das heute nicht ganz in der alten und strengen Art gesehen werden kann. Sie will auch als nützlich gesehen werden und möglicherweise, dass andere von ihrer Tatkraft abhängig sind (besonders in der Gruppe und Familie).
Das Männliche will siegen und herrschen, will, dass andere seinen Rat erhören und sehen, dass sie tun, was er sagt – aber auf anderen Gebieten als das Weibliche (das das auch will). Gleichzeitig will er aber auch einen Rückzugsort und eine ratende Anlaufstelle (intern und unter vier Augen). Die Frau kann so über den Mann herrschen.
Weibliches will dem Willen des Männlichen unterliegen (können), solange es ihrem Willen nicht widerspricht. Männer dagegen wollen schon aus Konkurrenz und Prinzip den Willen des anderen nicht akzeptieren, auch wenn es ihnen nicht schadet oder sogar nützt. Ehen mit einer Rollenverteilung bestehen vor allem aus diesem Grund länger als mit gleichberechtigten Partnern. Weiterhin sind Frauen darum auch insgesamt die sozialeren und effektiveren Menschen. Sie leben sozusagen den Satz „Wo meine Freiheit endet, beginnt die Freiheit des anderen.“ – obwohl das nicht in Reinform vorliegt und auch in ihnen Konkurrenzdenken herrscht. Wie im Mann ein Stück Frau liegt, liegt in der Frau ein Stück Mann (Ying und Yang, Abb. 29 (III.)).
Nach dem chinesischen Prinzip muss es immer ein Gegenstück geben, damit sich Harmonie einstellen kann und daher kann es nicht nur Gutes / Ausgeglichenes geben, sondern muss es auch das Chaos / den Störfaktor geben. Beide ziehen sich an (durch unterschiedliche Eigenschaften und Vorteile) und stoßen sich gleichermaßen ab (durch gleiche Eigenschaften und Nachteile).
Abb. 29 (III.) – Harmonie des Yin und Yang (aus der chinesischen Philosophie)
Generell zieht der Pluspol den Minuspol an und umgekehrt, doch ein kleiner Teil davon im jeweils anderen Teil stößt beide Pole auch wieder ab. Ohne diese beiden Pole wäre entweder nur Hell oder Dunkel. Es gäbe kein Leben. Ebenso wie bei absolut gleichförmiger Vermischung. „Der Goldene Mittelweg“ ist „Harmonie“ und das Streben dahin ist das Leben darin.
Männer suchen in der Frau eher das Kindliche, das Naive, das Beschützenswerte (den Halt) / das Erhaltenswerte und damit ein Regelsystem um das auch erhalten und schützen zu können, was ihnen wertvoll und wichtig ist (womit letztlich auch Militär und Politik gemeint sind). Sie suchen das Einfache und was das attraktiv macht. Denn naiv zu sein bedeutet unbeholfen (im Umgang mit einem Thema) und dennoch selbstbewusst genug zu sein, um dies nicht zu erkennen.
Frauen suchen eher das Freiheitliche, Unabhängige, Sehnsuchtsvolle, Erhabene, Weite im Mann. Sie wollen Umsorgen und dadurch Macht ausüben bzw. geliebt und wichtig sein. Sie wollen Gestaltungsfreiheit und etwas in ihrer unmittelbaren Umgebung (den Mann, die Kinder, die Einrichtung, etc.) formen und verändern können. Sie wollen Möglichkeiten offen halten und frönen damit der Freiheit, der Unendlichkeit sowie eher der Komplexität und Vielschichtigkeit im näheren Umfeld. Über den Mann, der ähnliche Eigenschaften eher weitab seiner Umgebung sucht, versuchen sie auch die Ferne mit ihrem Wesen zu verbinden.
Verhaltensunterschied der Geschlechter:
Wir sind was wir fühlen, aber wir wollen was wir denken (bzw. uns vorstellen).
Wer weiblich denkt, aber männlich fühlt, ist dennoch ein Mann, wenn er vielleicht auch sexuell eher Männer begehrt. Wer weiblich fühlt und weiblich denkt ist trotz aller Geschlechtsmerkmale eine Frau, die vermehrt Männer begehrt.
Männliches Denken zeichnet sich in dieser Definition vor allem durch eine stringente, zielorientierte Analyse der Fakten aus, wohingegen weibliches Denken mehr soziale Zusammenhänge und Sichtweisen anderer berücksichtigt.
Während das weibliche Fühlen ehrliche Emotionen zulässt und sich dadurch auch manchmal unterwürfig mit Hingabe in die Situation stürzt, ist das männliche Fühlen zurückhaltender und versteckt sich eher hinter zynischer Verschleierung. Macho-Verhalten und Mauerblümchen finden sich in beiden Geschlechtern als überspitzte Stereotypen. Dabei gibt es natürlich grenzenlose Abstufungen, denn keiner denkt oder fühlt komplett männlich oder weiblich. Schon deshalb, weil wir auch die Hormone des jeweils anderen Geschlechts produzieren.
Der Mensch wird noch immer von Trieben gesteuert und so nimmt sich der Stärkere, was der Schwächere nicht verhindern kann. Nur ist das beim Menschen verpönt, so dass der Triebtäter seine Ächtung und Strafe verhindert, indem er eventuell „vorsichtshalber“ und eher zusätzlich mordet. Es liegt im Menschen so zu handeln und aus Scham oder Angst zu töten.
Aus vielen ähnlichen (meist schwächeren) Gründen gilt das Männliche oft als dunkle, schlechte Seite, das Weibliche dagegen als die unschuldig, ehrliche Seite der Menschen. Das Böse wird dagegen als mächtiger charakterisiert, da es immer wieder schafft, das Gute zu untergraben und der Mann letztlich körperlich stärker ist als die schwächere Frau. Daher kommt es, dass auch als schwach geltende Attribute weiblicher erscheinen.
Dankbarkeit wird als ein Ausdruck von Abhängigkeit und Unterwürfigkeit empfunden, ist eine Form der Höflichkeit und der Schuld. Daher wird sie auch eher von Frauen als von Männern ausgesprochen. Wer Dank erwartet, gibt sich nur der Schwäche hin – oder der Macht der Schwachen. Wer aber aus Überzeugung handelt braucht keinen Dank. Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern z.B. zeugt von dieser Überzeugung und Stärke.
Eine Entschuldigung ist sogar eine persönliche, psychische Herabsetzung, die vielen schwer fällt, weil sie offiziell Fehler eingestehen und Trost spenden müssen. Indem das „Opfer“ die Entschuldigung anerkennt, erhält der „Schuldige“ nach seiner persönlichen Herabsetzung auch eine Bestätigung, nun richtig gehandelt zu haben und setzt sich leichter dieser psychischen Belastung der Entschuldigung aus (welche wichtig für das Opfer wichtig ist, um Selbstvertrauen zu behalten / aufbauen zu können). Das fördert und bindet den Zusammenhalt der Gemeinschaft sowie die gemeinsame Kommunikation.
Verhalten der Geschlechter in der Gruppe:
Aber auch die vermeintliche „Schwäche“ weicht heute immer mehr auf und wandelt sich. Kommunikationsfähigkeit ist immer mehr gefragt und Unterdrückung anderer (Konkurrenten) längst keine reine (bzw. offensichtliche) Stärke mehr.
Frauen verteilen ihr Bewusstsein stärker auf andere, also auf viele Ichs. Männer belassen ihr Bewusstsein eher auf ihrer eigenen Persönlichkeit und sind stärker auf die Wahrnehmung ihres Ichs beschränkt, also auf die Reize selbst, die darauf eingehen. Daher denken sie weniger kollektiv und mehr im Wettbewerb zu den (weniger ausgeprägten und zahlenmäßig weniger) Ichs. Sie eignen sich daher mehr zum Spezialisten. Dadurch unterscheiden sich auch Freundschaften zwischen den Geschlechtern. Frauen sehen ihre Freunde eher als sich selbst oder einen Teil von ihrem Leben, Männer als ebenbürtigen bzw. gleich gesinnten Gegner, also Verbündeten. Bei Männern als Freunden wollen sie heftig, ehrlich und derb sein dürfen, gerade heraus. Engen Vertrauten können sie auch peinliche Gefühle offenbaren. Dagegen suchen sie das Weiche in Frauen, wollen sanft und emotional sein. Im Grunde suchen die Männer Geborgenheit bei den Frauen und diese wiederum Stärke bei den Männern. Beide Parteien wollen das, was sie glauben, dass es der andere ihnen geben kann. Aus diesem Zielstreben heraus wären somit die Rollen vertauscht. Mann versucht das Weibliche zu erreichen, Frau das Männliche.
Männer und Frauen sehnen sich gleich stark nach Liebe, Nähe. Doch Frauen können auch die Liebe der Eltern, der Freundin annehmen. Männern sind gesellschaftlich nur Partnerinnen möglich. Selbst wenn die Gesellschaft offensichtlich im Privaten außen vor bleibt, ist sie doch im Mann verankert. Ausgleich dazu bleibt die Anerkennung durch Kampf, Sieg, Wettbewerb. Wer aber auch darin verliert, hat gar nichts. Denn auch Liebe ist für den Mann Kampf durch Konkurrenz und Machtbeweis. König und Kind sind zwei Ziele zwischen denen sich ein Mann bewegt.
Rollenverhalten ist daher in einem gewissen Maß unvermeidlich und notwendig, um eine Beziehung und Verlässlichkeit aufzubauen und aufrechtzuerhalten.
Die Frau ist der eigentliche, oft übersehene Kern einer menschlichen Gesellschaft, der Mann die Hülle, der es obliegt den Kern zu schützen. Dafür benötigt er Stärke, Gewalt und Macht, wird zwar oft (unmerklich) von innen manipuliert, herrscht jedoch über den Kern, den die Männer allumfassend umgeben. Fällt diese Hülle weg, verkümmert der Kern. Fehlt der Kern, fällt die Hülle zusammen. Beide stellen einen Druck dar, der eine imaginäre Grenze zwischen ihnen stabilisiert. Nicht nur wie Pol und Gegenpol ziehen sich die Geschlechter an, sondern gleichen auch ihre Kraft (Fähigkeiten) gegeneinander aus.
Frauen kennen soziale, innere Zusammenhänge, Männer kennen dagegen die sie umgebende Welt, den Raum. Ohne Männer würden sich Frauen im Raum verlieren, ohne Frauen würden Männer implodieren, und sich zu nahe kommen. Sie leben auf einer größeren Kreisbahn, weil sie untereinander mehr Platz brauchen (als Hülle), Frauen können konzentrierter leben (im Kern). Männer wollen nach innen, letztlich in die Geborgenheit. Frauen drängen nach außen um Neues mitzubekommen. Bekämen sie das, ging es allerdings nicht gut, denn es ist nicht ihr Lebensbereich. Beide können jedoch am besten, was ihren Träumen entgegen liegt. Männer werden erzogen, Gefühle nicht zu zeigen, möglichst keine zu haben. So fehlt es ihnen an Einfühlungsvermögen. Das macht sie zu erzogenen Autisten. Um diese Gefühle dennoch erleben zu können, ohne sich Gedanken über die gesellschaftlichen Folgen machen zu müssen, erliegen sie u. a. eher dem Alkohol, der sie so leben lässt, wie sie ohne Hemmungen wären (im Anfangsstadium des Deliriums) und diese Schrankenlosigkeit und Natürlichkeit des puren, hemmungslosen Empfindens bringt Glücksgefühle.
Männer suchen die Erfüllung bzw. das Glücksgefühl gemäß ihrer autistischen Veranlagung im eigenen Empfinden. Daher wetteifern sie eher miteinander. Wogegen Frauen eine allgemeine Stimmung anstreben, die harmonisch verläuft. Da sie sich in andere besser einfühlen können und sich der Gefühle anderer annehmen, unterstützen sie deren Vorankommen eher. Sie freuen sich mehr für andere, weil es ihnen selbst mehr Glücksgefühl verschafft (solange die Personen von der Frau gemocht werden). Frauen sind mit dem Leben zufriedener, weil sie sich auf das Gefühl mehr verlassen und weniger Recht behalten wollen bzw. weniger die absolute Wahrheit (z.B. im Wettbewerb) finden wollen. Ihnen ist es so eher egal, wie viel ein anderer weiß oder kann, wenn es sich nicht unbedingt auf die Fortpflanzung, die Nachwuchsversorgung oder ihr eigenes Glück geht.
Männer dagegen suchen mehr nach einem Sinn, einer Funktion für die Gruppe, einem Sieger, einem Anführer oder einer Gefolgschaft und nach Ordnung im Chaos. Sie lernen und wollen wissen, um die Regeln der Welt zu verstehen und das Chaos beherrschen zu können. Frauen lernen eher, um darin zu bestehen und sind auf Erhaltung der Gegebenheiten ausgelegt. Im Unterschied zum Wettbewerbsdenken des Mannes orientiert sich die Frau an der Pflichterfüllung. Daher gibt es die größten Unterschiede (zwischen guten und schlechten Ergebnissen) bei den Männern, die für eine Wettbewerbssituation motiviert sein müssen und sich weniger darum kümmern ihre ihnen aufgetragene Pflicht zu erfüllen. Frauen ist es daher weniger wichtig zu gewinnen. Sie wollen nur nicht die Gruppe hemmen oder Anerkennung darin verlieren. Je höher die Pflicht gesetzt ist, umso eher bestehen sie in diesem Bereich als Männer, die keinen Anreiz haben oder nicht selbstbewusst genug sind.
Frauen sind gewissenhafter, was ihre Arbeiten angeht, wie die Partnerwahl und den Nachwuchs. Männer dagegen brechen oft Tätigkeiten ab. Für sie muss es sich lohnen weiter zu machen. Ansonsten vergeuden sie Zeit und Energie, weil sie sich nicht sicher sind, auch Erfolg zu haben (z.B. bei der Sexualwerbung).
Gefühle sind die ausdrucksstärkste Botschaft und deutlichste Information, die wir empfangen können. Männer achten dabei eher auf Angriffs- (Rache, Wut, Hass), Verteidigungs-, Flucht- (Angst) und Überlebensinformationen (ruhige Beobachtung). Frauen achten eher auf Gemeinschaftsstabilisierende Informationen (Angst, Liebe, Rücksicht, Zwietracht). Aber beide Geschlechter werden am deutlichsten von Gefühlen ergriffen, die von der Gemeinschaft ausgehen. Verteidigung und Angriff (männlich) funktionieren am besten im Verbund, genauso wie Zusammenhalt, Glaube und Hoffnung (weiblich).
Letztlich besteht neben all jenen Unterschieden die wohl größte Gemeinsamkeit noch immer im Egoismus: das Männliche will den Wettbewerb gewinnen, das Weibliche die Gruppe.
Kommunikation ist Telepathie, die Fähigkeit sich und seine Gedanken anderen mitzuteilen und auf diese Weise Gedanken und Sichtweisen zu übertragen. Indem eine gemeinsame Ebene erschaffen wird, auf der sich der Verstand von Menschen treffen kann (z.B. über die Sprache) können Gedankeninhalte allen zugänglich gemacht werden. Wer spricht oder anderweitig aktiv Daten auf diese Ebene bringt, lehrt andere an, auf diese Ebene zu finden, von wo aus man dann gemeinsam Regionen wechseln kann, die der Schüler lernen soll und der Lehrer schon kennt oder beide sich gemeinsam vortasten. Diese Ebene ist nur durch die Vorstellungskraft des Menschen möglich und entspricht seinem Bewusstsein. Dafür braucht er Konzentration, um auf diese gedankliche Ebene zu gelangen bzw. auch, um auf ihr zu bleiben. „Schüler“ sind immer diejenigen, die auf die Ebene bzw. die Sichtweise gebracht werden sollen, auf der Wissen vermittelt werden kann. Daher ist ein Schüler auch „Lehrer“, der von anderen etwas lernen will, wenn er z.B. eine Frage stellt, um damit dem eigentlich Lehrenden zu zeigen, wo er auf dem Weg zur gemeinsamen Ebene / Ziel gerade fest hängt und nicht weiter weiß.
Kommunikation ist die wesentliche Grundlage für die Bildung von Gemeinschaften. Sie ist der Kitt zwischen den Mitgliedern. Ansonsten besteht keine Gemeinschaft.
Gründe für Kommunikation:
Jeder, der etwas kann, hat auch gleichzeitig das Problem es vielleicht Menschen zu zeigen, die es nicht können. Das verlangt Kreativität und Fantasie um Vergleiche und Vereinfachungen zu konstruieren, die den anderen schnell in das Problem und die Lösung einführen, aber dennoch möglichst richtig sind. Kommunikation ist Umwandlung des eigenen Bewusstseins und Denkens durch Komprimierung von Informationen, um sie jemand anderem übermitteln zu können.
Informationsaustausch: Um sich selbst oder der Gruppe einen Vorteil zu verschaffen, kommuniziert man untereinander und vernetzt sein Wissen mit dem der anderen, gibt also einen eigenen Vorteil, der aus dem Wissen entsteht, für einen vermeintlich mindestens ebenso großen Vorteil her. Auch die Lehre zählt hier dazu.
Geistige Anregung: Um über seinen gegenwärtigen Horizont hinaus sehen zu können und das Glück von Erkenntnis und in der Diskussion durch Überzeugung anderer oder durch neue Sichtweisen zu erlangen, begibt man sich in den Meinungsaustausch und setzt sich dem Risiko eines Angriffs und Gesichtsverlustes aufgrund seiner Ansichten aus. Ebenso zählt auch die Lehre dazu.
Verarbeitung von Gedanken, Erlebnissen, Gefühlen: Um sich selbst besser zu verstehen oder anderen zu helfen, eine Situation zu verstehen, spricht man über seine Gedanken und macht sie so besser fassbar bzw. teilt sie mit jemandem und findet schon Trost darin, sich ausgesprochen zu haben.
Was man als Mensch zum Ausdruck bringt, ist meist schon das Extrakt der Gedanken, die (nach außen hin) sinnvolle Zusammenfassung, wodurch man sich allerdings auf diese Gedanken hin rückkoppelnd selbst wieder festlegt, da man durch die Aussprache an diese veröffentlichten Gedanken gebunden ist. Denn andere haben nun die Gedanken erfahren oder durch die Aussprache bleiben gerade diese Gedanken stärker im Gedächtnis als andere und bilden das eigene Weltbild stärker aus als unausgesprochene Gedanken.
Smalltalk, Unterhaltung: Um sich zu unterhalten / zu amüsieren, die Zeit oder eine peinliche Schweigezeit zu überbrücken, sich selbst zu erhöhen oder jemanden bloß zu stellen, erzählt man sich scheinbar belanglose Dinge. Smalltalk bedeutet aber auch Interesse zu zeigen und eine positive Grundstimmung aufzubauen, meist mittels Themen, über die sich alle einig sein können (z.B. das Wetter).
Smalltalk ist ein meditativer Dialog. Wie in Tagträumen oder beim Abschweifen in Wartesituationen springt man dabei von einem Gedanken zum anderen und entwickelt manchmal (bei entsprechend passendem Gegenüber) ein tiefgreifendes Gespräch.
Verhinderung von Kommunikation:
Die Menschen sind heute (und seit jeher) zu sehr auf Verteidigung ihres Eigentums fixiert um freundlich und ideal vernünftig miteinander umzugehen.
Wenn man mit seinen Antworten alles im Unklaren lässt, kann man nicht mehr eingeschätzt werden und es wird nichts mehr über einen erzählt oder lediglich über diese Eigenart gelästert. Andere kommen nicht an einen heran und man bleibt unbekannt, ein ewig Fremder. Um in eine Gemeinschaft aufgenommen zu werden, muss man sich öffnen und Gespräche über sich zulassen, im Guten und im Schlechten. Kommunikation hält diese Gemeinschaft erst zusammen, belebt sie und erschafft sie.
Funktionsweise von Kommunikation:
Das Ziel von Kommunikation ist es den anderen die eigene Sichtweise erkennen zu lassen, um ihm seine Gedanken (Probleme, Ratschläge, Meinung, Lob, Rüge, Lüge, etc.) zu zeigen. Vor allem über die Sprache versuchen wir komplexe Erlebnisse, Erfahrungen und Gefühle anderen zugänglich zu machen und damit unser Bewusstsein und also auch unser Ich auf sie zu übertragen. Man kann sich einem anderen Menschen verständlich machen, indem man ihm von seiner Sichtweise viele Facetten zeigt und begreiflich macht, anstatt nur eine, kurze Erklärung davon abzugeben. Dabei braucht es umso mehr Erklärungen, je stärker die Meinung des anderen ausgeprägt ist.
Gefühle und Gedanken werden immer so gut verstanden, wie der Urheber dem Empfänger gleicht. Je besser man sich also einem heutigen Menschen mitteilt oder einem, der unsere Umgebung versteht, umso schlechter versteht es jemand aus einer anderen Zeit / Generation oder Kultur, sofern es sehr spezifisch für die Zeit oder Kultur selbst ist (z.B. jugendliche Mode, das Opfern von Menschen als Ritual zur Besänftigung der Götter bei den Azteken, etc.) und keine Grundbedürfnisse der Menschen ausdrückt. Bei absoluter Synchronität bräuchte man sich nicht mehr mitteilen und keiner würde es (außer Urheber und direkter Empfänger) mehr verstehen, weil die Kommunikation auf ein Minimum reduziert wird und sich die Parteien dennoch verstehen (z.B. tritt das auf bei eineiigen Zwillinge, guten / langjährigen Freunden, Liebenden, etc.). Es ist dann zu allgemein ausgedrückt, jedoch zu banal um beachtet zu werden. Die absolute Beschreibung der Welt, die alle Erklärungen und jedes Detail beinhaltet, kann man also nicht formulieren oder erkennen, weil sie jeder bereits kennt und anders ausdrückt, möglicherweise z.B.: „Es ist (eben) so.“ oder „Existenz von etwas, das da ist bzw. wahrgenommen wird.“ Dies bedürfte jedoch keiner Beschreibung, da es so allgemein ist, dass es keinem eine neue Informationen gibt, genauso wie absolute Unverständlichkeit neue Informationen gibt (auch nicht den total synchronen Parteien, denn sie sind dann ja absolut gleich.).
Voraussetzung für erfolgreiche Kommunikation und darauf aufbauendes Verständnis und Zusammenarbeit ist eine gemeinsame Erkenntnisgrundlage. Meist wird diese kulturprägend erworben, wodurch man die Menschen innerhalb des eigenen Volkes besser versteht als die anderer Kulturen. Somit ist Kommunikation und Verständnis sehr kulturabhängig. Aber es gibt auch kulturübergreifende Verständnisebenen, wobei vor allem ererbte Emotionen die Grundlage bilden. Extreme Emotionen in der Kommunikation treten vor allem dann auf, wenn man glaubt, dass der andere den Sinn der Worte nicht versteht. Denn Emotionen wie Wut oder Trauer verstehen alle Menschen (außer Autisten). Dass diese jedoch objektiver sind, ist eher unwahrscheinlich. Jedoch steigt mit zunehmendem Bewusstsein auch die Subjektivität, weil eine eigene Welt aufgebaut wird und mit der einhergehenden Intelligenz auch der Machtbereich und die Stärke erweitert werden, wodurch die eigene Welt immer mehr Raum der allgemeinen Welt der anderen einnimmt. Das wiederum beeinflusst die Kommunikation verschiedener Lebewesen. Unter Menschen ist sie meist respektvoll und ebenbürtig. Zwischen verschiedenen Arten jedoch ist sie eher bestimmend bzw. erwartend. Das heißt, dass Emotionen zwar sehr subjektiv empfunden, aber eher objektiv verstanden werden als die rationale und „kalte“ Faktenerkenntnis.
Verständigung / Kommunikation funktioniert unter Menschen nur auf den gleichen Ebenen (Abb. 30 (III)), wie z.B. Aggression, Emotion, Logik, etc. Aber man muss sich gleichzeitig auf eine andere (seine eigene) Ebene versetzen, um weiterhin man selbst zu bleiben.
Sich auf die Verständnisebene eines anderen zu begeben bzw. sich dieser anzunähern, bedeutet nichts anderes, als dessen Perspektive zu erfahren und aus seiner Sichtweise die Welt zu betrachten. Entfernt man sich davon wieder, wird es einem erneut so unverständlich wie zuvor, man weiß nur noch, dass man es einmal verstanden hatte und dass der andere keinen kompletten Unsinn erzählt, sondern einen Grund für seine Ansichten hat.
Abb. 30 (III.) – Verständnisebenen
Man kommuniziert mit verschiedenen Menschen auch auf verschiedenen Ebenen. Es ist aber nicht gesagt, dass man auf scheinbar niedriger gelegenen Ebenen besser ist und Diskussionen z.B. dadurch gewinnt, weil man auch auf höheren Ebenen gewonnen hat. Die Fähigkeiten sind auf unterschiedlichen Ebenen unterschiedlich ausgeprägt und bauen nicht unbedingt aufeinander auf.
Wer unser Argument nicht versteht, weil er zu dumm dafür ist oder ihm das Wissen fehlt bzw. weil wir es ihm nicht gut genug vermitteln konnten, der wird mit unserem Verhalten nicht einverstanden sein.
Was man jemandem vermitteln will, hängt nicht davon ab, was man sagt, sondern wie er es versteht. Wenn er es verstehen soll, wie man es will, muss man sich zuerst mit ihm auf eine Ebene begeben. Dabei gibt es allerdings zwischen den Menschen genau genommen keine höheren oder niedrigeren Ebenen, nur weiter oder weniger entfernte Standpunkte bzw. komplexere oder einfacherer Sichtweisen. Denn jeder erkennt die Welt anders und ein Qualitätsurteil darüber ist immer subjektiv. Nur der Mensch selbst urteilt aufgrund von Qualitäten zwischen guten und schlechten, weit entwickelten und einfachen Argumenten und Sichtweisen und bewegt sich selbst mit seiner Entwicklung auf dieser Höhenskala. Man versteht sich auch selbst am besten (z.B. vergangene Verhaltensweisen), wenn die Ebenen nah beieinander stehen.
Ab einem bestimmten Abstand zwischen zwei Intelligenzen verstehen sich beide nicht mehr. Der Intelligentere hat dafür aber meist die Möglichkeit, sich in den anderen eher einzufühlen. Für die sachliche Beurteilung anderer Menschen muss man außerdem die Empfindungen für sie auf eine Nullebene bringen (nichts Positives / Negatives) und nicht mit seinem eigenen Weltbild oder der eigenen Person vergleichen, um dann zu versuchen ihre Situation zu verstehen.
Wichtig für den Austausch von Informationen (egal ob über den Gemütszustand, Sachfakten oder belanglose Details) ist die Rückmeldung über das Verständnis, also die abschließende Information, ob die ursprüngliche Information angekommen ist. Dazu zählt neben dem bloßen Empfang diese Information auch möglichst der Hinweis auf das Verstehen dieser Information (z.B. das Verstehen des Schülers, der etwas vom Lehrer erklärt bekommt).
Das Problem der Versicherung einer Information (Abb. 31 (III.)):
Wie oft man etwas wiederholen muss, bevor beide Partner sich sicher sein können (z.B. ein „Toter Briefkasten“: SMS, E-Mail, Chat, etc.) hängt stark von der Wahl des Mediums ab. Bei direktem Kontakt und sofortiger Antwortmöglichkeit entsteht das Problem der Rückversicherung und Unsicherheit über das Verstehen weniger, weil man sofort eine Antwort bekommt (z.B. Über Körpersprache, Mimik und Gestik, Tonfall, spontane Wortwahl im normales Vieraugen-Gespräch, Telefon, etc.). Bricht der Kontakt dabei jedoch unvermutet ab, entsteht schon die Unsicherheit und verstärkt sich mit der Zeit, die zwischen der Frage und der Antwort entsteht. Je mehr Verzögerung zwischen den Partnern besteht, umso unsicherer wird die Information (ob sie angekommen ist, ob sich die Aussage bereits geändert hat, etc.). Mit dieser Unsicherheit steigen auch die Stufen der Rückversicherung an (Abb. 31 (III.)).
Abb. 31 (III.) – Versicherung einer Information
1. erste Botschaft = Information (der Informant weiß, was er getan hat, aber nicht ob der Aufgeklärte es bekommen hat)
--> Informant: „Hat er es erhalten?“
2. zweite Botschaft = Bestätigung (der Aufgeklärte weiß, dass der erste etwas hinterlassen hat)
--> Aufgeklärter: „Weiß er, dass ich es erhalten habe?“
3. dritte Botschaft = Bestätigung der Bestätigung (der Informant weiß, dass der Aufgeklärte es bekommen hat, aber nicht, ob der Aufgeklärte weiß, dass der Informant das weiß und beruhigt sein kann)
--> Informant: „Weiß er, dass ich weiß, dass er sich nicht mehr sorgen muss / dass seine Bestätigung angekommen ist?“
4. vierte Botschaft = Bestätigung, dass die Bestätigung der Bestätigung angekommen ist (der Aufgeklärte weiß, dass der Informant es weiß)
--> Aufgeklärter: „Weiß er, dass ich weiß, dass er weiß, dass ich es weiß?“
5. fünfte Botschaft (der Informant weiß, dass alles bekannt ist)
6. sechste Botschaft (der Aufgeklärte weiß, dass alles bekannt ist)
7. eventuell müssen je nach Unsicherheit weitere Versicherungen folgen
Verständnis bzw. Einfühlungsvermögen
„Er glaubt, dass ich etwas glaube.“ Man geht vom Wissen anderer aus, aber das ist nur eine Annahme, mit der wir unsere Welt um uns herum in unserer Vorstellung ausbilden.
Man kann anderen so schlecht seine Stimmung oder Gedanken beschreiben, weil die Bilder und Worte selbst dabei Erinnerungen hervorrufen, die andere nicht haben können, weil sie die gleichen Worte und Bilder mit anderen Erinnerungen und Stimmungen verbinden. So entstehen unterschiedliche Perspektiven und je mehr man zusammen mit anderen erlebt hat und die Erinnerung gemeinsam auf die gleiche Stimmung geprägt hat, umso besser versteht man sich (in Bezug auf diese Erinnerung).
Man kann jemanden nur völlig verstehen, wenn man seine Gedankenprozesse ganz exakt nachvollzieht. Wenn jemand so denken würde, wie ich, wäre er ich. Es gibt zu viele psychologische Wege und Gedanken bei Menschen, so dass sie sich niemals ganz verstehen werden und niemals selbst ergründen werden, was und warum sie etwas denken oder wie sie es denken. Objektivität im eigenen Handeln ist schlichtweg unmöglich.
Allerdings braucht man kaum noch Menschenkenntnis, wenn man das Grundprinzip der Menschen erkannt hat (z.B. dass sie nach Glück streben, versuchen einen Sinn oder Muster zu finden, etc.). Wenn man es aber auch neurologisch schaffen kann Erlebnisse zu übertragen, würde jeder den anderen verstehen und jedes Leben leben können oder (kurzzeitig) der sein, der man will. Dadurch wäre jedoch die Individualität und Dynamik menschlichen Lebens gefährdet.
Es wird umso schwieriger den anderen zu verstehen, je größer die Zeitspanne der Lebensjahre zu ihm ist. Denn in dieser Zeit haben sich zu viele Erfahrungen angesammelt, die einem eine individuelle Meinung geben, welche dann umso unumstößlicher wird, je mehr Erfahrung man sammelt, so dass man dadurch weniger geneigt ist, sich noch weiter anzupassen. Zu stabile Persönlichkeiten sind nicht von Nutzen. Wer zu stabil ist, wird stur und rennt irgendwann ins Verderben. Ein bisschen Labilität gibt Verständnis für Mitmenschen.
Die meisten haben Verständnis, aber nur wenige können verstehen (sich hineinversetzen) und also nachvollziehen. Sich in die Situation eines anderen zu versetzen ist ähnlich einem virtuellen PC auf dem Computer: man lässt ein Programm mit gespeicherten Befehlen ablaufen und schaut zu, was sich entwickelt. Oft ist man selbst darüber erstaunt, was dabei herauskommt. Es ist das gleiche System, welches auch viele Schauspieler nutzen um sich auf eine Rolle einzustellen. Ebenso können Erkenntnisse durch dieses Gedankenexperimente gewonnen, Zusammenhänge selbst erklärt und nahezu jeder Mensch verstanden werden, wenn man genügend Hintergründe kennt (wie z.B. religiöse und kulturelle Ansichten). Es ist die wohl älteste Forschungsmethode der objektiven Beobachtung und des Abgleichs mit den eigenen Erfahrungen und nennt sich Einfühlungsvermögen bzw. Empathie.
Um andere zu verstehen und sich in ihnen einfühlen zu können, muss man sich eine Vorstellung von ihnen aufbauen, eine Identität. Jeder bekannte Mensch bekommt daher ein eigenes Ich zugeteilt - ein Bild, das wir uns von ihm machen - und wird nach seinen Handlungen kategorisiert und nach Personentypen geordnet und bewertet, die man bereits kennt. So ergeben sich aus der Erfahrung auch Zuneigung oder Abneigung gegenüber bestimmten Personen, wenn man sie z.B. mit vorherigen Bekanntschaften vergleicht. Diese Vorurteile sind in allen Bereichen des Lebens ausgebildet und notwendig, um schnell und relativ sicher überhaupt Entscheidungen treffen zu können.
Um eine Person zu verstehen bzw. sich in sie einzufühlen, kann man sich an ihren Zitaten entlang hangeln – und zwar nach der Art der eigenen Verständlichkeit. Dann wird man auch hinter das kommen, was einem vorher unverständlich erschien.
Man muss allerdings erst einmal selbst nachdenken, bevor man sich mit anderen effektiv austauschen kann. Zu verwirrend sind sonst ihre verschiedenen Standpunkte und eigene Erfahrungen nicht genügend ausgewertet. Die Gemeinsamkeiten (zwischen jemandem und einem selbst) sieht man meist nicht (weil man schon daran gewöhnt ist), die Unterschiede werden aber schnell klar und daher ist die Qualität und Quantität der Unterschiede allein (ohne Vergleich und Gegenüberstellung mit den Gemeinsamkeiten) nicht aussagekräftig über die Gleichartigkeit eines anderen und sie sollten auch so betrachtet werden.
Die Idee
Materie (technisch und übertragen in einem System gesehen, z.B. die Gesellschaft mit ihren Institutionen als Werkzeuge) ist alles, was man braucht, um etwas funktionieren zu lassen, alles, was man sichtlich verändern kann. Ideen, Modelle, Zusammenhänge, Gesetze, Regeln, Ideale dagegen sind die hinführenden und weiterführenden Verbindungsstränge, die einem Denker erst die Möglichkeit geben, das eine mit dem anderen durch Logik zu verknüpfen.
Die gemeinsame Verständnisebene, auf die man sich einigt oder durch die man erst zusammenfindet, kann als Idee gesehen werden. Der erste Folgende einer Idee ist der eigentliche Begründer einer Bewegung, denn er glaubt an den Inhalt des Ideengebers. Ein Projekt wird zu einer Idee, wenn es nicht mehr nur von den Anfangsmitgliedern getragen wird, sondern sich verselbstständigt.
Die Idee ist daher einem Virus gleich. Sie infiziert andere, die bereit und anfällig dafür sind und wird nur zum Leben erweckt, wenn sie sich einnisten und durch andere verbreiten und vermehren kann. Zunächst befällt einen starkes Fieber und man fühlt sich krank, doch bald schon lernt man damit zu leben und es wird ein Teil von einem.
Eine Idee ist einmal belebt aber auch wie eine Gemeinschaft, ein lebendiges Wesen, solange noch einer, der davon weiß, am Leben ist, gleich ob die Gemeinschaft formell aufgelöst oder die Idee als schlecht verworfen ist oder nicht. Genauso lebt auch ein Mensch so lange fort, wie man sich an ihn erinnert oder von ihm weiß, denn das ist das Bewusstsein / Sichtweise, das er an die anderen weitergegeben hat, wenn er in seinem Körper auch selbst kein Bewusstsein mehr aufbauen kann.
Eine Gemeinschaft kann erst durch die Idee / Vorstellung der Menschen von dieser Gemeinschaft überhaupt existieren und existiert letztlich auch nur in der Form dieser Idee.
Eine Idee entwickelt sich erst an einem dünnen Strang. Dieser wird vom Grund her ausgebaut. Auf dieses Fundament kann dann der nächste Strang gesetzt werden, bis sie in sich schlüssig und fertig erdacht ist. Mitunter ist sie so tiefgreifend, dass man den Anfang nicht mehr sieht oder sie in andere Überlegungen gemündet ist. Eventuell stürzt sie auch in sich zusammen, wenn sie mit anderen, sichereren Ideen in Berührung kommt. Doch es hat sie gegeben.
Wenn etwas erst einmal entwickelt ist, wird man es nicht mehr los. Es hat seinen Platz eingenommen und scheint unabdingbar. Eine Idee kann nicht zerstört werden, aber sie kann vergessen werden oder solange umgeändert und widerlegt werden, bis sie niemand mehr denken möchte. Auch die einzelne Idee untersteht so dem Willen und Bewusstsein. Selten verändert sie das Bewusstsein dermaßen grundlegend, dass es radikal neu geschaffen wird. Dann ist sie beim Betroffenen zwar schwer wieder zu entfernen; da er aber offensichtlich zumindest in der Vergangenheit anfällig für Ideen war, ist er es auch wieder, wenn er in die vergangene Situation zurück versetzt wird.
Jede erfolgreiche Idee kann auch zu einem späteren Übel werden.
Bsp.: Patriotismus und Nationalismus entwickelten sich um die Menschen zu einer Einheit gegen diktatorische Herrscher zu schmieden. Später scheint der Gedanke sich mit diesen Brüdern und Schwestern von anderen abzugrenzen so schön, dass man auch Fremde dafür verjagt und verfolgt, um sich gegen die Verwässerung der eigenen Kultur abzuschotten. Gemeinsam ist beiden negativen Entwicklungen der Wunsch besser und wichtiger als andere sein zu wollen.
Missverständnisse
Missverstanden werden zu können ist die größte Angst in der Kommunikation der Menschen, besonders, sobald zwischen ihnen eine Beziehung besteht, also ein Bekanntschaftsverhältnis oder ein mindestens einseitiges Abhängigkeitsverhältnis.
Allerdings wird jedes Wort, jede Bewegung, jede Handlung allseits missverstanden. Denn man kann nichts genauso herüberbringen, wie man es selbst will, geschweige denn davon ausgehen, dass andere es so aufnehmen, wie man es will. Das Problem ist, dass der andere nicht weiß, was man selbst weiß und daher nur davon ausgehen kann, was er selbst weiß oder was er von uns annimmt, das wir wissen können (was davon abhängig ist, wie gut er uns kennt oder einschätzen kann). Meist schätzen uns andere jedoch falsch ein, so dass es zu Missverständnissen kommt und wir z.B. überfordert oder unterfordert werden.
Sich anderen Menschen erklären, heißt oftmals sich einem selbst zu erklären. Dadurch lässt man aber auch bereits bekannte Stellen weg, so dass einen der andere missversteht.
Die Abschottung der Menschen in Körper und Geist, wodurch nur ein indirektes Lesen der Gedanken entsteht, schafft Missverständnisse, aber auch Spannungen und damit intensivere Gefühle. Diese könnten sich gar nicht so hoch aufbauen, wenn man des anderen Absichten genau kennen würde. Die Gefühle richtig zu kanalisieren und zu interpretieren / zu verwenden kann allerdings optimiert und gelernt werden.
Es kann aber immer nur Annäherungen geben. Der unterschiedliche Erfahrungsstand der Menschen bringt Konflikte und Missverständnisse. Menschen missverstehen sich, weil sie unterschiedliche Denkwege beschreiten. Um sich verstehen zu können, muss mindestens einer seinen Weg verlassen. Missverständnisse entstehen, weil man glaubt etwas zu wissen (das, was der andere meint), weil man einer Illusion verfallen ist und eine Annahme für wahr gehalten hatte. Aber ohne (unterbewusste) Vermutungen könnten wir uns nicht verständigen. Missverständnisse sind also zwangsläufige Nebenprodukte von Kommunikation.
Missverständnisse können sich auch revidieren. Da das ganzes Leben aus Missverständnissen besteht, lebt man im ständigen Kompromiss, die Aussagen der anderen mittels der eigenen Erfahrungen zu verstehen, indem man die fremden Aussagen mit eigenen Ansichten abgleicht. So kommt man zum gleichen Schluss wie die anderen und versteht die anderen möglicherweise besser, als die vorhergehende, eigene Sichtweise, obwohl man anderer Auffassung war, andere Wege ging oder sogar völlig falsch dachte, das aber voneinander nicht wusste.
Das Leben ist aus Missverständnissen entstanden, z.B. in der Biologie durch Missverständnisse beim Kopieren der Erbinformation (Mutationen) und besteht darin fort, bis irgendwann einmal eines zu groß ist. Diese Provozierung von Missverständnissen, bzw. des noch schnelleren Wachstums von Missverständnissen, geschieht, weil man abkürzt, Sachen weglässt (aus Zeitgründen), die für das Verständnis dennoch unverzichtbar sind oder Sachen hinzufügt, um es vermeintlich besser verständlich zu machen. Und es geschieht, weil man lügt.
Zur Sprache zählen sämtliche Arten der Kommunikation. Sprache ist das wesentlichste Werkzeug der Kommunikation der Menschen in der Gegenwart. Neben der Körpersprache und der indirekten Verständigung (über Schrift, Botschaft von Vorgängern, usw.) ist die gesprochene Sprache die direkteste Form, aber auch die, mit dem geringsten Einfluss. Durch ihre hohe Spezifität auf einzelnen Worten ist sie lediglich die Verfeinerung und Abkürzung zwischenmenschlicher Kommunikation. Jedoch lässt sich deswegen nicht alles in Worten aus Ausdrücken. Besonders Gefühle werden vor allem nonverbal vermittelt.
Allerdings hängt mehr an Worten als man vielleicht denkt: nämlich Erinnerungen und ein Kontext. Daher ist es auch so schwierig jemandem mit Worten etwas zu erklären. Andere verstehen meist etwas anderes, weil sie einen anderen Kontext haben. Sprache entsteht durch Assoziationen zwischen Erfahrungen und aus Kombination von Worten aus einem Grundwortschatz. Mit dieser Assoziation entstehen neue Gedanken und ein erweitertes Bewusstsein, also auch wieder Erfahrungen. Je nach dem, welche Worte man zueinander in Verbindung setzt, ergibt sich ein Gedanke bzw. eine Aussage. Ob diese Aussage wahr ist oder mit der eigenen Intention übereinstimmt, wird von Wortwahl, Tonfall, Melodie, Lautstärke, usw. sowie den Erfahrungen und Vorkenntnissen des Empfängers bestimmt.
Die Aneinanderreihung und Zusammenführung, also die Art der Wortverbindungen in Form von Sätzen, ist kulturell bedingt, funktioniert aber wie Programmiersprachen auf verschiedene Weisen. Jede dieser Weisen bzw. Sprachen hat Vor- und Nachteile durch ihre Eigenschaften.
Sprache beinhaltet unsere Kultur und Geschichte, denn jedes Wort ist die Beschreibung einer Ansicht und jede Redewendung das Abbild eines Lebensgefühls und einer Lebensweisheit. Mit einem größeren Wortschatz, aus dem wir uns bedienen können um unsere Gedanken und Gefühle zu beschreiben, übernehmen wir die sprachlichen Möglichkeiten unserer Vorfahren, die sich über langwierige Prozesse ihre sprachlichen Möglichkeiten erschaffen haben. Daher leben wir mit der Sprache unsere Vergangenheit aus.
Bsp.: „Wenn ich etwas brauche, wende mich vertrauensvoll an dich.“ Darin steckt durch „vertrauensvoll“ die Freundschaft und „wenden“ das Versprechen, sich mit einem Anliegen der Hilfe des Freundes anzunehmen. Das wird so schnell gesagt und verstanden, dass es die Kommunikation und die Stärke der Gemeinschaft (hier der Freundschaft) sofort bekräftigt.
Wir verstehen und sprechen den Sinn einer Sprache unterbewusst. Ändern sich aber die typischen Wortkonstellationen oder einzelne Fremdworte, müssen wir bewusst einen Sinn suchen. Unsere Erfahrungen fügen dann einen neuen Sinn zusammen und so kommt man auf neue Ideen und Erkenntnisse (das ist eine Anwendung von Wortspielen und Reimfindung).
Bsp.: Das Wort „Brennnessel“ kennt man und stellt automatisch ohne nachzudenken assoziativ ein Bild dazu her. „Burnnettle“ muss man erst verarbeiten und durch bewusstes Nachdenken erkennt man so manchmal auch einen Witz in der Vermischung verschiedener Sprachbausätze.
Sprache ist ein Mittel, durch das wir eine Möglichkeit fanden Gedanken und Zusammenhänge auszudrücken, zu lehren und durch sie auch neue herzustellen. Das Erlernen simpler Symbole erlaubt dies durch ihre zahllosen Kombinationsmöglichkeiten.
Symbole, wie z.B. Worte, entstanden aus der Notwendigkeit heraus Gegenstände oder Sachverhalte direkt zu bezeichnen, ohne sie durch andere Worte zu beschreiben. Je öfter man diese Dinge bezeichnen will, umso eher entwickelt sich ein eigenständiges Wort dafür, früher wie heute, da es vor allem immer neue Gegenstände gibt, mit denen es sich hantieren lässt.
Durch unterschiedliche Eigenschaften und die Entstehung der Sprache in unterschiedlichen Regionen nebeneinander kommt es zur Entwicklung verschiedener Worte für entweder die gleichen Dinge oder leicht verschiedene. Direkte Übersetzung von einer Sprache zur anderen ist daher immer nur eine Annäherung an die wirkliche Sache, die damit ursprünglich bezeichnet wurde. Andererseits gibt es Gründe für unterschiedliche Worte in der eigenen Sprache und daher sind zwei Worte für dieselbe Sache nicht vollständig miteinander identisch, da ihnen eine unterschiedliche Sichtweise zugrunde liegt, die durch verschieden Worte ausgedrückt werden soll.
So ist z.B. „Wahrheit“ nicht das gleiche wie „Wirklichkeit“, wenngleich man es im Normalfall synonym füreinander verwendet. Darin liegen jedoch unter Umständen Fehlerquellen, wenn man etwa einen bestimmten Zustand genau beschreiben will und auf das Verständnis der Zuhörer angewiesen ist, die teilweise einen anderen Sinn darin sehen und es anders verstehen als es gedacht war.
Erlernung und Benutzung von Sprache:
Sprache bzw. Kommunikation führt zu einer (erhöhten) Bewusstseinsbildung, denn man muss aktiv denken, um seinen Gegenüber zu verstehen. Mit einsetzender Sprache könnte so auch die Intelligenz der Menschen einen enormen Schub bekommen haben. So wunderten sich die frühen Menschen wohl darüber, was andere taten, welche Laute sie erzeugten und versuchten sie zu verstehen und ahmten sie nach. Anatomisch gesehen wird der Mensch oft auch erst als Mensch betrachtet seit er sprechen kann.
Sprache erweitert unser Bewusstsein durch neue Querverbindungsmöglichkeiten und Mehrbedeutungen von Worten, fesselt das Bewusstsein aber auch, indem sie ihm in Form von Worten Grenzen setzt, über die wir selten hinaus denken, wenn uns die Worte fehlen. Die Bedeutung von Worten baut unser Bewusstsein auf, konzentriert es sogar - vor allem innerhalb der gleichsprachigen Gruppe - und erhält uns unsere Welt, wie wir sie sehen. Die Möglichkeit Wörter zu verbinden entspricht einer komplexeren Wortneufindung und Phänomenbenennung und hat derart viele Möglichkeiten, dass man diese „Verständnis“-Sprache immer neu lernt und nur phrasenweise die Vokabeln kennt. Die meisten Möglichkeiten kommen aber gar nicht oder zu selten im Laufe des Lebens vor, um sie unterbewusst zu lernen, so dass man Wissensgebiete nie so sicher und unterbewusst kennt wie man Vokabeln benutzt. Daher spricht man meist nicht bewusst oder muss dabei nachdenken, neu denken und kreativ sein.
Du musst nur die richtigen Redewendungen gefunden haben und machst sie dir zueigen. Es ist dann der Ausdruck eines Lebensgefühls, das sich so oft wiederholt, wodurch du glaubst, es wäre das Ultimate. Denn dieses Lebensgefühl ist eine deiner wichtigsten Sichtweisen und Bewusstseinsinhalte geworden.
Vor allem die Sprachmelodie, die Betonung macht aus, ob wir den anderen verstehen, nicht unbedingt immer die Worte. Denn die können ähnlich klingen, aber ganz anders betont werden und werden somit nicht verstanden. Das erkennt man auch daran, dass geschriebene Worte einer anderen, verwandten Sprache oft vertraut erscheinen, weil ein Teil des Wortes gleich mit unserem ist, aber ausgesprochen würden wir es nicht erkennen.
In einer Fragestellung offenbart sich durch den hohen Schlusston am Ende der Frage eine gewissen Unterwürfigkeit und Hilflosigkeit, die zwar bei rhetorischen Fragen, insbesondere wenn sie selbstbewusst ironisch oder bei wütend geschrienen Fragen in der übermalten Form (Ironie, Wut) untergehen, aber dennoch im ersten Anschein zu erkennen sind. Deswegen vermeidet man Fragestellungen, wenn man sich nicht hilflos oder unterwürfig zeigen will. Außerdem offenbaren Fragen Unwissen, wenn sie nicht rhetorisch oder ironisch benutzt werden.
Inhalt eines Satzes und Ansicht eines Themas können stets mehrfach gedeutet werden und dadurch missverständlich sein. Dafür verwendet man Emotionen, um dem Gegenüber eine bestimmte Bedeutung klarzumachen. Für diesen Zweck wiederum gibt es emotionale Wörter, wie „leider“, „glücklicherweise“, „hoffentlich“ und Phrasen „Das kannst du nicht mit mir machen!“, „Was zu viel ist, ist zu viel!“, die allerdings auch schon wieder missverständlich wirken können, da unterschiedliche Kulturkreise und besonders heute unterschiedliche Generationen Worten manchmal verschiedene Emotionen zugestehen, je nach gemachten Erfahrungen in ihrem kulturellen Einfluss (eine Generation, ein Volk, etc.).
Je nach Sprache (und Kultur) erkennt man anders und andere Zusammenhänge. Sprache prägt das Denken – verschiedenen Sprachen lassen durch verschiedene Merkmale in ihnen anders denken, z.B. direkter durch mehr festgelegte Begriffe, oder beschreibender durch mehr Metaphern bei der Benutzung. Nur Gegenstände und Sachverhalte, die immer wieder verwendet werden, werden auch mit eigenen Worten bezeichnet. Was grundlegend ist bekommt also eine eigene Bezeichnung. Alles andere leitet sich aus den anderen Bezeichnungen ab oder setzt sich daraus zusammen. Unwesentliches oder Seltenes wird zunächst nur beschrieben. Die Sprache richtet sich daher nach der beobachtbaren und nutzbaren Region des Menschen (und Lebewesen generell) und entwickelt sich durch deren Vorgaben.
In manchen, afrikanischen Völkern werden z.B. Schnalzlaute verwendet, um sich durch Worte nicht als Mensch und damit als Feind der zu erlegenden Beute zu verraten.
Sprache ermöglicht es Gedanken und Ideen auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen bzw. vom anderen zu lernen. So entsteht mit der Zeit eine Gemeinschaft, die leichter überlebt als andere. Das wiederum fördert die Fähigkeiten in Gruppen zu leben und Probleme gemeinsam zu lösen. Dadurch entwickeln sich aber auch neue Ausdrücke für kompliziertere bzw. abstraktere Sachverhalte, wie z.B. Philosophie oder Pläne. Das lässt die Sprache weiterentwickeln und das Denken abstrakter werden sowie kreativer. Mit der Sprache entwickeln wir also Kreativität und Intelligenz auch in der persönlichen Entwicklung in eine neue Richtung, die grob ähnlich abläuft wie die Entwicklung der Gemeinschaft. Eine gute Gewöhnung der Menschen (insbesondere Kinder) an die Umgebung ist am Lernen einer Sprache erkennbar, denn sie ist Ausdruck der Gewöhnung an das Umfeld (Eltern, Freunde, Schule, etc.).
Bsp.: Erkenntnis durch Sprache:
Ein Kind erkennt, dass „du“ kein Name einer Person ist, sondern eine generelle Bezeichnung für andere Menschen und dass „er“ und „sie“ unterschiedliche Menschen mit bestimmten Eigenschaften sind. Dadurch, dass es aber nur ein „ich“ in seiner Welt gibt und alle anderen auch mit „ich“ nur sich selbst meinen, begreift es, dass es eine eigenständige Person mit einem eigenen (z.B. von der Mutter verschiedenen) Willen ist und dass „wir“ bedeutet, einen Willen mit anderen zu teilen.
Bis zu einem gewissen Alter geht es von selbst Sprache zu lernen, aber man darf Kinder nicht durch zu viele unterschiedliche Elemente und Gegenden verwirren. Denn auch die Muttersprache lernt sich nicht in wenigen Tagen. Es braucht Jahre, bevor sie beherrscht wird und sitzt. So ist man mit etwa acht bis zehn Jahren in der Lage eine Sprache gefestigt gut wie jeder andere zu sprechen. Und außerdem ist auch für die Kinder die Sprache „nur“ ein Handwerkszeug, wovon jedes Kind versteht, dass es Gebrauch machen muss, um sich bestmöglich auszudrücken. Das Nachahmen von Lauten ist dafür nur eine nützliche Spielstrategie, die es nicht absichtlich tut. Verschiedene Sprachen der Eltern können jedoch einen frühen Bezug zu unterschiedlichen Sichtweisen für das Kind herstellen und die kognitiven Fähigkeiten auf diese Weise stark steigern.
Um herauszufinden, welche Sprache jemand muttersprachlich spricht, braucht man ihn bloß etwas in einer ihm fremden Sprache möglichst authentisch und ohne Akzent sagen lassen, nachdem er die Sprachmelodie und Betonung gehört hat. Welchen Akzent er in diesem Versuch für Muttersprachler in der ihm fremden Sprache zeigt, ist seine Muttersprache.
Betonungen in der Sprachmelodie können selbst innerhalb einer Sprache und eines Kulturraumes wechseln, wenn sie in Gewohnheit geraten. So kommen auch gleiche Worte für teils völlig unterschiedliche Dinge zustande (z.B. die doppelt belegten Bedeutungen von Kiefer, Leiter, Bank, etc.).
Konsum mit der Betonung auf der ersten Silbe bezeichnete in der DDR vor allem einen Lebensmittelladen. Liegt die Betonung auf der zweiten Silbe, wurde in der BRD dagegen eher der Verbrauch gemeint.
Die andere Sichtweise der Perspektiven bezieht sich genauso auf sprachliche Bedeutungen.
Bsp.: Betonung von „Hochzeit“ (in der ersten Silbe kurz gesprochen als Vermählung oder Heirat gemeint und als Höhepunkt und Abschluss langsam gesprochen) ist sie vom Gegenüber genau anders verstanden geradezu lächerlich. Aus gleichem Verständnis heraus findet man dagegen keinen Makel, erkennt nicht mal den Witz.
So werden heute Worte benutzt, deren Ursprung wir schon lange nicht mehr kennen oder deren Bedeutung längst geändert wurde. Durch den Wandel der Kultur verändert sich die Sprache mit, baut aber vor allem auf der bereits bestehenden Logik auf und ist daher von dieser abhängig. Alles, was sich bewehrt, wird beibehalten oder erneuert, was nicht mehr benutzt wird, wird vergessen. „Harmlos“ wird heute noch benutzt. „Harm“ oder „harmvoll“ wird jedoch nicht mehr verwendet. Der Ursprung ist uns nicht mehr bewusst. Aber genauso lernen wir Sprache, indem wir Worte als Symbole für Dinge einsetzen, ohne uns zu fragen, was sie bedeuten. Erst später wird uns vielleicht der Sinn bewusst und wir erkennen den Grund für die Verwendung dieser Worte und daraufhin erfahren wir erst mehr über den Sinn und die Ausprägung unserer Gedanken, weil wir sie nun aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Geschichte und Veränderung muss man sich daher bewusst machen, um die Zusammenhänge und sich selbst zu begreifen – gerade in Bezug auf die Sprache, die wir heute noch benutzen und die eine sehr lange Entwicklung erfuhr, ihre Ursprünge und Bedeutungen aber noch lange nicht verloren hat. Über die Sprache und die dadurch vermittelte Denkweise haben wir also noch immer eine Verbindung zu den Menschen längst vergangener Zeiten und merken erst, wie stark wir an die Vergangenheit gebunden und in die Geschichte sowie unsere gegenwärtige Kultur eingebettet sind.
Völlig neue Sprachen entstehen jedoch scheinbar nicht mehr bzw. nur über sehr lange Zeiträume und selbst dann noch mit erkennbarem Bezug auf die Sprachfamilie, weil entweder immer weniger kulturelle Grenzen existieren oder kaum noch neue Völker z.B. durch Wanderungen in abgelegene Gebiete entstehen.
Doch Sprache hat auch ihren Preis: Wenn ich einen Gedanken produziere, ist er klar und schön. Doch wenn ich ihn zu Papier bringe, hat er davon viel verloren. Er steht nicht mehr in dem Zusammenhang mit meinen Glücksgefühlen, die ich beim Denken vielleicht noch hatte, sondern ist nun auf eine andere Weise klar, aber nicht mehr so schön. Seine Bedeutung wurde durch die Worte abstrahiert und damit verstümmelt. Der frei schwebende Gedanke, ohne ihn zu beschreiben, ist die klarste Wahrnehmungsweise von Gefühl.
Je mehr Menschen man außerdem erreichen will, umso allgemeiner muss man seinen Ausdruck halten. Was geschrieben steht wird eher geglaubt, als was erzählt wird. Aus der Ich-Perspektive geschrieben fühlt man sich selbst deshalb nur angesprochen, wenn man sich mit dem Erzähler identifizieren kann (z.B. weil das Geschlecht übereinstimmt oder die Weltanschauung). Allgemeiner verfasst wirkt die Sprache vor allem in geschriebener Form stark belehrend und richtungweisend, beinahe schon determiniert, je weniger allgemeine Umgangsformen und Wörter mit Ausdruck des Zweifels („vielleicht“, „eventuell“, „wahrscheinlich“, „beinahe“, „manchmal“, etc.) enthalten sind, wie z.B. bei amtlichen Schreiben oder Gesetzestexten. Starke Vergleiche wie „je mehr, umso eher“ verstärken den Determinismus außerdem, indem sie keine Ausnahmen zulassen und Absolutheit vorgaukeln.
Sprache erschafft so durch abstrahierende Worte ein Modell von der Welt und beschreibt sie, aber kann sie nicht vollständig erfassen und grenzt notgedrungen wichtige Bedeutung aus. Sprache gibt kulturelles Erbe und auch eine grobe Philosophie mit.
Gleichnisse, Gleichungen, Vergleiche - Sprachaufbau
Sprache ist das allgegenwärtige Werkzeug. In den Kulturwissenschaften ist sie es durch Worte und Sätze, in den Naturwissenschaften durch Symbole und Abkürzungen als Formeln, Zahlen und Buchstaben, die für einen angenommenen Sinn stehen (Tab. 1 (III.)). So lässt sich selbst die Grammatik einer Sprache mit mathematischen Ausdrücken erklären, da mathematische Formeln nichts anderes sind als ein Sinnzusammenhang in Form von Abkürzungen, die der kleinsten, vollständigen Sinnzusammenhangseinheit - dem Satz - gleichen.
Sätze als Gleichnisse:
Bsp. 1:
- y = x + z
--> „Der Wert y ist gleich dem Wert x und dem Wert y zusammengerechnet.“
- „Der Satz soll den Sinn von Verständnis von einem zum anderen herüberbringen.“
--> y(Der Satz) = x(Sinn von Verständnis) ∙ (a(einer) + b(anderer))
Bsp. 2: „Du gibst einen großen Teil deiner Ersparnisse an Bedürftige ab.“ (aktiv)
Tab. 1 (III.) – Grammatikalische Glieder
Satzteil |
Satzglied |
Fragewort |
Termbedeutung |
Formelzeichen |
„Du“ |
Subjekt |
Wer |
Variable |
a, (t, z, …) |
„gibst … ab“ |
Prädikat (Verb) |
Was passiert |
Operation / Handlung |
- (+, /, ∙, √, …) |
„einen großen Teil“ = „viel“ |
Adjektiv |
Wie |
Menge / Verhältnis / Beschaffenheit / Größe / Dimension der Variablen / Eigenschaft |
z.B. 80 % = 80/100 (>, ≤, …), Zahlen |
„Ersparnisse“ |
Objekt |
Was |
Variable |
x, (t, z, …) |
„an Bedürftige“ |
Objekt |
Wem / Warum |
Variable, Fall / Kausalität / Grund |
b, (t, z, …) |
Formelschreibweise:
„a – 80/100 ∙ y = b + 80/100 ∙ y“
Daher kann man andersherum sagen:
„Die Bedürftigen empfangen einen großen Teil deiner Ersparnisse von dir.“ (passiv)
Die Abstrahierung vom Satz in die Formelsymbole fällt dabei schwieriger, da man abstrahieren und Bedeutungen weglassen oder mathematisch umwandeln muss. Zudem gibt es häufig verschiedene Möglichkeiten, aus Sätzen eine mathematische Formel zu erstellen. Die Rückübersetzung der Bedeutung aus den Formelzeichen ist dagegen leichter, kommt aber auch einer Vereinfachung gegenüber dem ursprünglichen Ausdruck gleich, aus dem die Formelzeichen übersetzt wurden. Bei jeder Übersetzung gehen Informationen verloren. So baut die Sprache baut in ihre Satzgleichungen noch wesentlich mehr Informationen ein als die reine Mathematik ausdrückt. Denn das Subjekt kann aus verschiedenen Personalpronomen oder Namen bestehen, das Objekt aus weitläufig beschriebenen Wortkombinationen, Artikeln, die Worte selbst können mit verschiedenen positiven oder negativen Werten belegt sein (z.B. Genie, Idiot, etc.).
Weitere Dimensionen der Aussprache sind Sprachmelodie, Pausen, Lautstärke, Geschwindigkeit, etc., die in der reinen Formelschreibweise selbst als Satz nicht erkannt werden können. Die Information wird deswegen von der Assoziation in Gedanken über das gesprochene Wort hin zur Literatur und schließlich der Mathematik immer genauer beschrieben, weil die Möglichkeiten der Auslegung eingegrenzt werden.
Mathematik ist daher die Sprache der Naturwissenschaft (und mittlerweile der Wissenschaft im Allgemeinen), wie eine Programmiersprache die Grundlage der Erkennung von Informationen in der Informatik darstellt (Abb. 32 (III.)). Es geht um die Interpretation der Daten, die durch einen festgelegten Schlüssel / ein Muster entschlüsselt werden, um die ursprüngliche Nachricht zu verstehen. Kryptographie ist unbedingt notwendig um überhaupt eine gemeinsame Verständnisebene zu haben. Ansonsten gibt es zu viele Möglichkeiten der Auslegung einer Information. Durch die kryptographische Verschlüsselung entsteht eine Reduzierung auf ein verständliches Maß an Informationen, wobei natürlich auch teils wesentliche Informationen verloren gehen und Missverständnisse entstehen.
Die Sprache besteht aus Vergleichen. Jeder Satz ist ein Gleichnis. Indem man aber Sätze in bestimmter Folge zusammensetzt (man würde es „sinnvoll“ nennen), zeigt man eine bestimmte Sicht. Das ist der Grundsatz von Lehre. Ob es sinnvoll und lehrreich ist, liegt an der Vorbildung des Lernenden und damit vor allem an einer zumindest ähnlichen Kultur von Lehrenden und Lernendem (Lehrer und Schüler).
Sätze in einer Grammatik sind vollständige Vergleiche von der Umgebung für das Verständnis von Menschen. Dabei kann eine Umstellung von Worten schon einen anderen Sinn im Verständnis verursachen.
Bsp.:
- „Erfahrung gibt uns Erinnerung.“
„Erinnerung gibt uns Erfahrung.“
Beides stimmt. Denn wir machen Erfahrungen, an die wir uns später erinnern. Aber erst weil wir uns an sie erinnern, bleibt es auch eine lebenslange Erfahrung.
- „Erfahrung gibt uns Gewöhnung.“
„Gewöhnung gibt uns Erfahrung.“
Nur der erste Satz stimmt noch, weil eine Abhängigkeit statt einer Gleichberechtigung besteht.
Das erste Beispiel ist ein grammatikalischer Beweis mit einem gleichzeitigen inhaltlichen Vergleich. Im Zweiten Bespiel besteht nur noch der grammatikalische Vergleich. Inhaltlich besteht aber eine Abhängigkeit der Gewöhnung von der Erfahrung, weshalb die Worte nicht umgestellt werden können, wenn der Sinn stimmen soll.
Sprache ist ein Abbild der Naturvorgänge. Sie ist ein System von Lauten bzw. Zeichen, die Muster ergeben, wenn sie in bestimmter Weise zusammengesetzt werden. Dadurch unterscheidet sich Sprache und damit ein vorangegangener Denkprozess von zufälligen Anordnungen der Natur, wie z.B. den Anordnungen der Sterne am Nachthimmel aus unserer Perspektive von der Erde aus. Die Muster, die zu dieser Entstehung geführt haben, sind durch ihre zahlreichen Wechselwirkungsmöglichkeiten zu weit von einer Bedeutung entfernt und damit Zufall geworden. Die daraus entstandene Sprache jedoch wird höchst spezifisch angewandt, um etwas auszudrücken.
Wie Formelzeichen in der abstrahierten, mathematischen Ausdrucksweise für die Naturphänomene, stehen Worte für vorausgesetzte Annahmen über das Denken. Grammatik ist ein Vergleichsinstrument. Jeder Satz ist eine Gleichung und bildet die Wirklichkeit ab. Daher suchen wir auch immer nach einem Zusammenhang und der Verbindung zu uns bekanntem Wissen, nach einer Erklärung für unsere Beobachtungen. So ist vor allem die Sprache ein Ausdruck dieser aus der Natur beobachtenden Betrachtungen. Während wir übernommene, also auswendig gelernte Floskeln und Worte einfach weiterhin übernehmen, haben Vorgänger sie nach dem benannt, was sie erlebten und ihnen schon eine Bedeutung gegeben, die sie kurz und präzise beschreiben.
Die Vorstellungen von auch heute noch neuen Begriffen oder neu angewandten (wie Varianz, Geschwindigkeit, etc.) begründen sich schon richtig auf den beobachteten Phänomenen und entsprechen so auch den mathematischen bzw. physikalischen Berechnungen. Daher kann aus der Kombination solcher Begriffe auch das kombinierte Ergebnis mit der beobachtbaren Realität übereinstimmen. Das Gleichungssystem der Sprache funktioniert weiter.
Bsp.: Die Geschwindigkeit variiert, wegen stattfindenden Beschleunigungen.
Viele kluge und weise Erkenntnisse gehen allein dadurch verloren, dass die Sätze zu Phrasen werden und nicht mehr über die genaue Bedeutung reflektiert wird, weil es schneller geht, den kurzen, präzisen, jedoch nur einzelnen Ausdruck, der damit symbolhaft verbunden ist, zu begreifen und anzuwenden. Selbst diese Phrasen werden irgendwann nicht mehr beachtet und ins Bewusstsein genommen, weil sie als gewohnt und bekannt zu oft wiederholt werden und damit im Verstand untergehen, weil sie dennoch nicht begriffen wurden.
Worte als Symbole der Sprache dienen der Abstraktion, um Dinge über den eigenen Verstand hinaus durch andere und deren Perspektiven und Verständnisse zu begreifen (Abb. 32 (III.)). Das geht am besten, wenn die Zusammenhänge, die man erklären möchte, eine runde, abgeschlossene Beziehung zu einander ergeben. Die Begriffe selbst dienen dabei als Verständnisebene und Basis, als Richtungsweiser der Gedanken. Worte jedes Mal vorher neu zu definieren käme ihrem Geschichtsstudium gleich und machte eine Unterhaltung unmöglich. Für die Zeit der Unterhaltung müssen sie also akzeptiert werden, wie sie sind. Daher verstehen sich Menschen der gleichen Sprache und der gleichen Kultur, welche nahezu immer mit der näheren Umgebung und Geographie verbunden ist, besser, als fremde Menschen, wenngleich ihre genetische Verwandtschaft zu Kulturen völlig anderer Sprache höher sein kann.
Sprache ist ein fast perfektes Werkzeug des Denkens. Alle Prozesse lassen sich durch Sprache vergleichen und damit beschreiben, weil sie durch das Denken entsteht. Damit bestimmt die Sprache aber auch die Art zu Denken und unterscheidet somit Kulturen darin voneinander.
Fiktive Kausalkette: Deutsche mit ihren zusammengesetzten Worten umgehen Fremdwörter oft und machen es sich auf diese Weise einfach, lernen aber auch weniger sich in den anderen zu versetzen, müssen eventuell. auch weniger nachfragen und verlieren so den Kontakt bzw. lernen schlechter nach Dingen zu fragen und eventuell auch Schwächen einzugestehen.
„Ich denke in Sprache! Ich denke in Bildern.“ In Sprache denken ist Voraussetzung für Kommunikation. In Bildern denken ist Voraussetzung für Imagination, Innovation und Variation. Aber auch die Synthese von beidem ist möglich. Durch Sprache wird man in eine geistige Richtung gedrängt, weil man sich nur über sie ausdrücken kann. Um wieder Klarheit über die allgemeinen Abläufe zu erlangen, bedarf es langer Suche und sprachloser Überlegung.
Damit ein Zustand beschrieben bzw. erst einmal erkannt werden kann, muss mindestens ein anderer / weiterer Zustand in ähnlicher Weise erlebt werden, also eine zusätzliche Perspektive erfahren worden sein. Denn man muss den Zustand vergleichen können.
Man kann seine Umgebung (bzw. Denkweise) niemals hinreichend genau beschreiben. Dazu müssten andere und man selbst später wieder genau das fühlen, was man in dem wichtigen Moment erlebte, den man zu beschreiben versucht.
Das Ziel der Sprache besteht darin mit den passenden Worten so genau wie möglich zu erklären, was man ausdrücken will. Alles lässt sich in Vergleichen irgendwie miteinander in Beziehung setzen. Ein guter Vergleich aber benutzt Worte, die dem eigentlichen Sachverhalt am nächsten kommen und dadurch in sich geschlossen ist und nicht „hinkt“. Dadurch versteht der andere es am besten und die Kommunikation läuft mit minimalsten Verständnisverlusten ab.
Das Problem mit Beispielen ist immer, dass man Menschen damit eine stringente Denkrichtung zeigt, die zu verlassen und zu abstrahieren oft schwer fällt, wenn die Richtung schon durch das Beispiel zu stark vorgegeben ist. Daher sind „gute Vergleiche“ umso wichtiger für die Darstellung von Zusammenhängen, da sie die Bedingungen und Regeln für Denken und das Anwenden der zu lernenden Logik und Systematik vorgeben. Vergleiche sind dann gut, wenn sie auch aus verschiedenen Perspektiven noch übereinstimmen und logisch sind.
Je spezifischer und spezieller der Vergleich ist und je glaubhafter und bekannter das verwendete Beispiel ist, umso mehr wird ein Verständnis erzeugt und dauerhaft vermittelt. Spricht dieser Vergleich oder das Beispiel außerdem starke Gefühle an oder geht es dem anderen sehr nahe, weil es in seinem Leben eine große Rolle spielt, wird er es noch mehr überdenken, abspeichern und besser verstehen.
In verschiedenen Dimensionen denken:
Eindimensionales Denken bedeutet Eindeutigkeit. Man meint, was man sagt. Sobald man die gleiche Bedeutung eines Wortes aber mehrmals verwendet, spricht man auf verschiedenen Ebenen.
Bsp.:
- Ich erinnere mich heute daran, dass ich mich damals erinnert habe, mich nicht erinnern zu können.
- Sie lenkt davon ab, dass sie eine Ablenkung versucht hatte.
Schwieriger zu erkennen werden die Dimensionen, wenn man nicht mehr die gleichen Worte benutzt:
Sie lenkte davon ab, dass sie sich nicht verraten wollte.
Metaphern sind auf ähnliche Weise eine Art von Vergleichen, die schwer zu verstehen ist, weil sie eine Tätigkeit in ein neues Wissensgebiet verlagern und so zeigen, dass alle Vorgänge in ähnlicher Weise beschrieben werden können und alles eigentlich den selben Aufbau hat. Sie werden umso besser vom Empfänger verstanden, je näher ihm der Verfasser kulturell, geistig und vor allem geschichtlich steht, da sich das Verständnis von der Welt mit der Sprache und deren symbolische Bedeutung ganz besonders über Metaphern aufbaut. Wenn die Metapher häufig benutzt wird, nimmt sie den Charakter einer Redewendung und schließlich einer Symbolik an, die der eines Wortes gleicht.
Bsp.: „Lege einen Zahn zu!“ bedeutete einst den Topf tiefer über das Feuer zu hängen, indem die Kette um einen Zahneinkerbung der befestigten Rolle gesenkt wurde, sodass das Essen schneller garte. Heute heißt es generell „Beeil dich!“.
Viele Phrasen und sogar Worte (wie „Geschwindigkeit“ von „geschwind“) werden so in anderen Bedeutungen weiter verwendet, umgedeutet oder nur noch einseitig benutzt.
So liegt der Unterschied in der „Geschwindigkeit“ eher in einem Zustand, bei der „Schnelligkeit“ dagegen eher in den Eigenschaften.
Je nach Bewusstsein der jeweiligen Umwelt (was von der Epoche abhängig ist) wird ein derartiger Unterschied wichtiger oder unwichtiger und die Sichtweisen trennen sich oder fallen wieder zusammen.
Sprachentwicklung:
Sprache kann als sinnerklärend gesehen werden, da sich Worte im Gebrauch durchsetzen, wenn sie leicht von anderen verstanden werden. Somit können sie gesamtphilosophisch Gleichnisse nach mathematischem Vorbild bilden. Symbolsprache (z.B. mit Worten) ist eine abstrakte Form der Kommunikation, die weniger durch Gefühle vermittelt wird und Informationen dadurch distanzierter, abgekürzt, handlich und daher in wissenschaftlicher Form transportiert. Eigennamen geben so nicht nur einem Phänomen eine Bezeichnung, sondern beschreiben damit auch gleichzeitig den Zusammenhang, der sich im Kopf dazu bildet.
Bsp.: „Insel“ bezeichnet ein vom Festland abgetrenntes Stück Land. Gleichzeitig ist eine Insel aber auch - abstrakter und weniger spezifisch formuliert - ein fremdartiger Körper in einer homogenen Menge (die jeden Kontaktbereich zur Insel erreichen kann). Daher versteht man auch, was eine Populationsinsel in einem Biotop ist (nämlich eine Ansammlung von Organismen gleicher Art, die nur an diesem Ort vorkommt).
Sprache entwickelte sich über die Bedeutung von einzelnen Worten zu komplexen Wortkombinationen hin zu gleichnisartigen Sätzen und wiederum zu Metaphern, die wie einst das Wort, eine bestimmte Stimmung oder Situation beschreiben und kodieren.
Zuerst erfolgt ein Auswendiglernen und Akzeptanz / Glaube / Neugier / positive Gefühle / Gedanken und ein Gefühlsausdruck. Danach kommt es zur Anlagerung von Wissen und dadurch zum Verstehen. So lernen wir zunächst Buchstaben zu Worten aneinandergereiht zu lesen und anschließend ganze Sätze zu verstehen. Das einstmals erforderliche Gefühl zum Erlenen der Worte ist bei der Benutzung nicht mehr notwendig. Die gesprochene Sprache bricht Kommunikationseinheiten dagegen gar nicht auf Buchstaben herunter, sondern endet bei unteilbaren Silben. Das unterscheidet das europäische Schriftbild z.B. von dem chinesischen. Später verstehen wir dann schon ganze Sätze als Symbole, wodurch die Bedeutung der einzelnen Worte darin jedoch in der Gesamtdeutung des Satzes untergeht. Viele Worte haben sich so nur in Phrasen erhalten, werden aber einzeln nicht mehr benutzt (z.B. „Ruch“ nur noch als ruchlos, „Harm“ nur noch als „harmlos“, „geschwind“ nur noch als „Geschwindigkeit“, etc.).
Wenn man versucht jemandem etwas zu erklären, fällt es einem leichter, je mehr der andere weiß und sich in andere hinein versetzen kann (und damit sozial und logisch intelligenter ist). Dieser versteht es dann eher, weil er mit den Symbolen und ihren Beziehungen untereinander vertrauter ist, dadurch schneller Verbindungen zwischen den Worten der Erklärung knüpfen kann und je mehr man ihm erklärt, umso schneller der Lösung nahe kommt, indem er andere Wege des Verständnis’ ausschließt.
Die Nutzung allgemein bekannter Sprache (Worte, Grammatik, und Phrasen) hilft dabei. Man kann nicht völlig frei diskutieren, weil man immer vorsätzlich Vorurteile einbauen muss, damit andere einen verstehen. Vorurteile sind Erfahrungen, die angewendet oder nachgeahmt werden. Aus Vorurteilen bildet sich unsere Sprache. Am besten versteht man die Menschen, wenn man zwischen den Sprachen keinen Unterschied mehr macht. Ausdruck dessen ist die Vermischung von Worten mehrerer Sprachen.
Sprachliche Mittel des Lehrenden haben einen großen Einfluss auf das Verständnis der Lernenden und deren Konzentration. Oft sind Aneinanderreihungen von Substantiven (gegenüber den Tätigkeiten in Verben ausgedrückt) in einem Satz zwar knapp und kurz gehalten um einen Sachverhalt zu schildern, aber dadurch verliert sich die Konzentration. Die Verdichtung der Worte und Aussagen ist schwerer zu verstehen (bspw. lyrische Verse), genauso wie das ewige Sich-Hinziehen von Aussagen in langen Texten.
So bildet die Sprache die Grundvoraussetzung für das Verstehen von Gedanken - was Merkmal einer Sprache ist - indem sie Symbole miteinander in Beziehung setzt und diese in geschlossene Modelle (Gleichungen und Formeln) bringt.
Fremdsprachen lernt man sehr schlecht durch Unterricht in der Schule, da die Situationen, in denen man sie braucht und die Emotionen, die dabei angesprochen werden nicht in der Schule nachgestellt werden können, sondern nur im Leben gemacht werden können. Eine Sprache richtig zu lernen funktioniert nur im entsprechenden Land, da man es anwenden muss und die Redewendungen sowie Worte mit der passenden Situation verknüpft und aktiv Erinnerungen aufbauen kann, z.B. durch Gefühle. Denn man beobachtet die Sprache nicht durch die Augen der Wissenschaft, sondern durch die des realen, eigenen Lebens.
Eine Fremdsprache ist schwerer zu erlernen, weil man sein Bewusstsein nicht in ihrem Sinn aufgebaut hat. Aber man lernt mehr über diese Sprache und beobachtet mehr an ihr (falls man sie so ausgiebig nutzen sollte) als über seine Muttersprache, weil die Worte und Strukturen bewusster wahrgenommen werden und im Bezug zur Muttersprache. Durch diesen Vergleich werden Relationen unter den Sprachen deutlicher. Außerdem lernt man Fremdsprachen immer nach der Erlernung der Muttersprache und ist dadurch auch reifer um mit dieser umzugehen.
Wenn man eine Sprache nicht gut kann, ist man offener für andere bzw. alle möglichen Bedeutungen. Nichtkönnen ist dann die Voraussetzung für Dazulernen und Perspektivwechsel.
3.7.2 Gruppendynamischen Kommunikationsmittel
Diskussion und Problemlösung
Sprache als Werkzeug der Diskussion:
Kulturwissenschaften beschäftigen sich mit dem Menschen, Naturwissenschaften mit seiner Umwelt. Die Kulturwissenschaften haben nur Denkwerkzeuge. Und diese können immer konstruiert bzw. kopiert werden, während die Naturwissenschaften materiell aufwändige Geräte brauchen.
„Werkzeug“ ist auch gleichbedeutend mit „Sprache“. Zum einen gilt die Sprache als Werkzeug der Kommunikation und des Intelligenzaustauschs (und dadurch der Intelligenzentwicklung). Andererseits ist ein Werkzeug auch eine Sprache, die man beherrschen muss und in Form von Anwendungstätigkeiten einüben muss. Durch zu wenig Vokabeln (= Wissen, das man anwenden muss), die man in seine bereits bekannten Denkmuster übersetzen kann, wird man die Aussagen, die um einen herum getan werden (z.B. Naturgesetzmäßigkeiten), nicht verstehen.
Um die Welt der Menschen und die Fachgebiete, die sie erschaffen haben, zu verstehen, muss man ihre Symbolik analysieren. Die besteht zum größten Teil aus wörtlicher Sprache. Die Worte einer Sprache, die man benutzt, um sich auszutauschen bzw. zu kommunizieren, müssen in sich geschlossen sein, d. h. bei ausreichend korrekter Anwendung der Wortfolge (Grammatik) wird immer eine Information übertragen. Aus den Worten lässt sich so das gesamte Fachgebiet erschließen, wenn man ihre genaue Bedeutung (in Bezug auf das Gebiet) kennt.
Anders verhält es sich mit dem Verstehen von Verhältnissen, die nicht vom Menschen gemacht wurden (Naturwissenschaften). Diese können nur indirekt über Sinneswahrnehmung und daraus wiederum erstellten Vorstellungen, Interpretationen und Modellen nachvollzogen werden.
Der Mensch wurde erst durch den Austausch und die Vervollständigung exakterer Weltmodelle mittels Sprache intelligenter. Er erkennt so sein Ich und nimmt Wissen anderer an, versteht es (idealerweise) und mehrt damit seine Intelligenz oder versteht es nicht und forscht selbst (idealerweise). Die Kunst zu Verallgemeinern und zu abstrahieren um zu verstehen, ohne Fehler einzubauen, ist heute die Wissenschaft und der Informationsaustausch bzw. die Diskussion darum.
Der Mensch ist ein fast vollständig eigenständiges Wesen mit eigenständigem Bewusstsein, Gefühlen und Gedanken. Sie grenzen sich von den Gedanken anderer durch die Organismenschranke ab und zum Austausch und damit zur gegenseitigen Beeinflussung kommt es nur durch Kommunikation über die Sinne. Möglichkeiten sind dabei Körpersprache (Mimik, Gestik, Berührungen, Geruch (Pheromone) und zum Teil auch Geschmack), die akustische Sprache und das Hinterlassen von Informationen (Symbole, Schriften, Zustände und Situationen, die durch aktives Denken aufgenommen werden). Dadurch entwickelt er eine eigene Sicht auf die Welt, die für ihn wie ein Fingerabdruck absolut charakteristisch ist. Niemand sonst hat seinen Erfahrungsstand aufgrund dessen er bewertet. Er ist subjektiv. Subjektivität herrscht durch Perspektiven. Durch sie versteht der eine den anderen nicht, wenn sich ihre Perspektiven nicht nachbarlich nahe stehen. Je energischer das Gespräch wird, umso näher (im Geist) müssen die Gesprächspartner beieinander sein um sich noch zu verstehen.
Objektivität dagegen bewertet keine Sichtweise oder Tat. Sie erklärt nur genau das, was passiert und wie es passiert. Schon das „Warum“ beinhaltet meist eine Bewertung. Das „Wohin“ kann kaum noch objektiv sein, da schon unterbewusste Erfahrungen mindestens mit einbezogen werden.
Das Denken (und insbesondere Fantasie) ist ein Abenteuer mit vielen Entdeckungen – für jeden. Und es ist gefährlich. Denn entweder glaubt man irgendwann alles oder nur noch sich selbst. Es kann zu Wahn kommen und zu Realitätsverlust, zu Religion und zu Atheismus. Es kann Droge und Entzug sein, Aufstieg und Fall, Anfang und Ende. Aber es ist immer Leben, nie Tod.
Viele sprechen von „Ausreden“, wenn in Wahrheit von wirklichen Querdenkern nach Lösungen für Probleme gesucht wird, die andere als „nicht änderbar“ hinnehmen. Die Diskussion ist dafür jedoch das Werkzeug.
Wer allerdings offen für alles ist, ist auch anfällig für Stuss. Wer seine feste Meinung hat, beherbergt immer auch Fehler darin. Dagegen ist es nicht unbedingt verachtenswert ständig in den Gedanken zu schwanken und keine feste Meinung zu haben. Die Meinung stets nach der letzten, besser passenden Erkenntnis auszulegen zeugt sogar von Einsicht und vom Verstehen. Denn was bringt es, seine Meinung stetig beizubehalten, wenn es immer bessere Argumente gibt? Nur die Argumente richtig miteinander zu vergleichen und zu verarbeiten ist die Kunst, die zu erlernen wichtig ist und zur Grundausbildung eines Menschen gehört.
Abb. 33 (III.) – Der schmale Grat bzw. die goldene Mitte (hier in Bezug auf Glauben und Ablehnen)
Beide Seiten machen Fehler – entweder, in dem sie alles glauben, oder in dem sie keine Verbesserungen annehmen (Abb. 33 (III.)). Sie bräuchten zur selbstständigen Einschätzung ein Unterscheidungswerkzeug, z.B. Gesetze, nach denen alles zwangsläufig verläuft, wie die Naturgesetze. Da aber der Ablauf aller Dinge der Umwelt dermaßen komplex ist, dass man nicht alle Vorgänge faktisch nachvollziehen kann (und mit dem menschlichen Gehirn sowieso nicht), entwickelt und verfestigt sich der Glaube an fehlerhafte Einschätzungen und die Intuition, der Instinkt, sowie die Spiritualität.
In hartnäckigen Diskussionen oder Findungsprozessen soll also nicht das Alte (Modelle, Wissen, Argument, etc.) ersetzt, sondern ergänzt werden; nicht umlernen, sondern dazulernen! Diskussion ist auch eigene Erkenntnis (Bestätigung oder erneuter Zweifel), da man durch das Ausformulieren eines Argumentes oder einer Frage - durch andere ausgelöst - neuartig über eigene Vorstellungen nachdenkt und sich so gegenseitig erkennen lässt und nicht Wissen, sondern Erkenntnis lehrt.
Diskussionsführung in der Wissenschaft:
In der Diskussion gibt es meist einen Angreifer, der überzeugen will und einen Verteidiger, der seinen Standpunkt erhalten will. Der Angreifer gewinnt langfristig meistens, wenn der Verteidiger nicht selbst zum Angreifer wird. Denn jede Theorie oder Auffassung hat Schwachstellen und solange man keine Verbesserungsvorschläge unterbreitet (was wiederum bedeuten würde eine angreifbare Theorie aufzustellen) offenbart man auch keinen Schwachpunkt. Die Diskussion aus der Diskussion willen wird immer siegen, ist aber nutzlos außer um sich selbst über andere zu erhöhen und den Gegenüber zu erniedrigen.
Die richtigen Worte in einer spontanen Situation der Unterhaltung findet man, wenn man ein (genaues) Ziel vor Augen hat, worauf man hin arbeitet und umschreibt, wenn z.B. nach den eigenen Vorstellungen gefragt wird. Antwortet man dann nur aus dem gegenwärtigen Gefühl heraus, also sich erklärend und beschreibend, kommt man nicht voran und erscheint eventuell sogar nur egoistisch. Man kann es mit einbauen, darf es aber nicht allein stehen lassen.
Etwas einzubringen, das man gerade vorher erst, vielleicht sogar zufällig gelernt hat und von dem man weiß, dass der Gegenüber es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wissen kann um gegen ihn zu siegen, scheint eine falsche Tugend zu sein, denn eigentlich wüsste man nicht mehr als er. Doch tatsächlich ist es das Glück des Zufalls und letztlich der Erfolg der Vorbereitung. Meist gibt es aber dieses Zufallswissen eben nicht und dann wird Rhetorik angewandt, um seinen Standpunkt zu verteidigen. So ist es natürlich niemandem zu verübeln, dass er für seine Überzeugung eintritt, auch wenn er das Argument des anderen gerade selbst sehr schlüssig findet. Jedoch lähmt der Wettbewerb durch seine strenge Abgrenzung zwischen den Parteien (nicht unbedingt nur politisch) gerade das Vorankommen und den Kompromiss.
Wenn man absolut klar sieht, sogar weiß, was gut für den anderen ist, ohne dass er es wirklich weiß, dann kann man kompromisslos sein. Ansonsten kann man nur versuchen ihn zu überzeugen. Das Resultat wird einem von beiden Recht geben. Oder beide einigen sich gütlich im Kompromiss – die beste Variante und in der Wissenschaft letztlich die einzige. Denn Wissenschaft braucht die Zusammenarbeit aller Mitglieder um im Gegensatz zur Gesellschaft der Realität näher zu kommen und nicht das Zusammenleben zu verbessern, das durch gegensätzliche Ansichten geprägt wird.
Der (angenommenen) Realität bzw. den (angenommenen) Fakten wird oft der Einzelfall (die Ausnahme) als Gegenbeweis vorgehalten. Wenn dieser Einzelfall sich dann aber aus anderen Realitäten zusammensetzt, die für den Widersprecher nicht offensichtlich sind, hat selbst der, welcher die Realität kennt, oft nichts gegen die Argumente des Widersprechers vorzubringen. Es scheint zu logisch.
Daher muss jedem die Möglichkeit zur Reflexion gegeben werden, die in den Diskussionssituationen selten gegeben sind. Diskussionen müssen also vor allem in der Wissenschaft vertagt werden können, wenn man nicht ein Schlagfertigkeitsduell anstrebt, in dem sich derjenige durchsetzt, der spontan die besten Antworten gibt, jedoch die Wahrheit möglicherweise ganz anders aussieht. Durch Diskussion und vor allem dem Ziel auf ein Endergebnis, dem sich die meisten oder sogar alle der Teilnehmer anschließen, kommt man dieser Wahrheit näher. Das Forum (vor allem heute im Internet als Gesprächsplattform) ist daher die ausdauernde und geduldige Form der Argumentation. Es ist Gesprächsführung mit einer ausgeprägten Form der Dimension Zeit und damit der automatischen Reflexion. Je länger man aber diskutiert, umso mehr verhärten sich die Fronten und umso weniger erwarten beide Seiten noch eine Einigung (bis sich nicht ein neuer Sachverhalt oder andere Fakten einstellen).
Von jedem Thema gehen mindestens zwei Meinungen in jeweils verschiedene Richtungen. Das heißt nicht, dass sie falsch sind, weil sie sich scheinbar widersprechen. Irgendwann treffen sie sich vielleicht wieder irgendwo und der Kreis ist geschlossen (vgl. Abb. 1, „Sichtweisen auf die Welt“).
Was entsteht sind meist Kompromisse (wie auch in fast jeder anderen Lebenslage). Sie sind die kleine Schrittvariante, wenn man mit großen nicht mehr voran kommt (z.B. weil die Richtung nicht klar oder der Wald zu dicht ist).
Es zählt heute zum guten Ton keine genauen Aussagen zu machen, weil die Philosophie vorherrscht, dass man nichts genau wissen kann und man alles aus der Sicht des anderen sehen muss. Da es aber zu viele andere gibt, darf man sich aus höflichen und diplomatischen Gründen keinesfalls festlegen. So ist jedoch jede Stellungnahme, jede Diskussion und damit jedes Vorankommen auf friedlicher, kompromissbereiter Ebene potentiell vernichtet. Bestes Beispiel dafür ist die Politik.
Lehre und Diskussion müssen unterschieden werden. Denn entgegen der Lehre ist eine Diskussion der Austausch von Informationen auf Augenhöhe / dem gleichen Niveau. Sobald die Lehre zur Diskussion wird, verliert sich auch der Gedanke von Autorität des Lehrers und umgedreht wenn Diskussion zur Lehre bzw. Belehrung wird, gibt es nur noch für eine Partei etwas Neues zu lernen. Eine Diskussion dagegen sollte für beide einen lehrreichen Schluss haben – oder ein offenes Ende um darüber nachzudenken.
Der Mensch will in der Gemeinschaft leben und mit ihr interagieren, um sich geborgen zu fühlen. Wenn man sein Wissen oder seine Meinung effektiv weitergegeben hat, kann man es zufrieden darauf beruhen lassen. Falls der andere nicht zuhört oder es verstanden hat, bleibt man unzufrieden und sucht andere, die es verstehen oder zuhören. Je intelligenter (oder generell verschieden zu anderen) man ist und je weniger andere einen verstehen, umso unzufriedener ist man also, weil man weniger Menschen findet, die einen nachvollziehen können. Der normale Mensch ist daher am zufriedensten und die meisten versuchen sich deshalb an die Norm anzupassen.
Wir verwerfen die philosophischen Ansichten und Modelle anderer, weil wir alle selbst an unser eigenes Modell glauben. Gerade das sollte uns aber auch zu denken geben, denn es hat einen Grund, weshalb jeder ein eigenes Modell von der Welt hat und der liegt nicht darin, dass jeder andere dümmer ist und nur unseres nicht versteht.
Wie der andere denkt können wir nicht nachvollziehen und wodurch er auf diese Sicht gestoßen ist. Wir können es nur mit unserer Ansicht vergleichen und für uns das annehmen, was uns einleuchtet, aber niemand anderem diese Sicht dann vorschreiben. Daraus entsteht das Problem sich zu verständigen und eine Lösung zu finden, der die Mehrheit zustimmt und deren Ausführung auch die Mehrheit unterstützt. Ansonsten ist eine gefundene Lösung nur theoretisch und nutzlos.
Bei Diskussionen als Zuhörer (z.B. zwischen fragendem Schüler und antwortendem Lehrer) muss man sich sehr schnell in seiner Sichtweise umstellen, um die Zusammenhänge der Gedanken und damit die Inhalte des Gesagten zu verstehen. Der Fragende sowie der Antwortende dagegen müssen sich nur in den Gegenüber hineinversetzen, um ihn zu verstehen und die Diskussion zu einem erfolgreichem Abschluss zu führen, also beide auf eine gemeinsame Verständnisebene zu führen.
Diskussionen entwickeln das Bewusstsein derart schnell, dass keine andere Form des Denkens so konzentriert im Abwägen von Gedanken mithalten könnte. Perspektiven werden ausgetauscht und entwickelt um zu Argumentgrundlagen zu werden; die ganze Sprache wird so schnell und intuitiv angewandt, wie es in monologer Überlegung gar nicht möglich wäre. Gedankendiskussionen sind daher produktiver als bloße Grübelei. Natürlich vertritt man währenddessen einen Standpunkt, aber wer gelernt hat aus Diskussionen Erkenntnisse ziehen zu wollen, der wird auch einem besseren Argument eher nachgeben.
Um etwas ändern zu können, muss man erst die verstehen, die gegen den eigenen Vorschlag sind. Man muss sich auf das Argument des Gegners wenigstens einlassen, es verstehen wollen. Das ist man ihm in einer Diskussion schuldig. Dann kennt man auch ihre argumentativen Schwachpunkte und kann versuchen sie zu überzeugen. Dabei gilt jedoch immer: Das bessere Argument muss gewinnen und zwar ohne Gewalteinwirkung oder Zwang. Das bedeutet freilich auch, dass die eigene Meinung revidiert werden muss, wenn die Argumente des Gegners besser sind. Man muss in das „Duell“ hinein gehen, als ob kein Ergebnis von vornherein feststünde, dann gibt es auch wenigstens eines. Welches Argument siegt ist ein Risiko. Das ist sinnvolle und ergebnisorientierte Diskussion. Eine Diskussion mit (vorläufig) abschließendem Ergebnis kann zwar als gescheitert für die Partei mit dem schwächeren Argument angesehen werden. Vielmehr hat sie aber dazu beigetragen einen großräumigeren Blick für das Thema zu erfassen und eine Richtung festzulegen. Daher sind alle Beteiligten Gewinner einer Ergebnis liefernden Diskussion für die Gruppe. Der Sinn einer Diskussion ist die Beleuchtung eines Problems aus unterschiedlichen Blickwinkeln, aber nicht unbedingt die anderen von einer bestimmten Meinung zu überzeugen.
Um außerdem nicht nur denjenigen Vorteile zu gewähren, welche in der speziellen Diskussionssituation stark sind, sondern auch denen, die später überlegen sind und um ihren späteren Gegenargumenten Platz einzuräumen, muss eine Diskussion stets für Ergänzungen oder eine Weiterführung offen bleiben. Nur so kann man wirkungsvoll ständig neues Wissen hinzufügen und der besten Lösung näher kommen. Nicht wer alles glaubt, was ihm gesagt wird, sondern wer sich darauf verlässt, ohne es zu überprüfen ist der Narr und an seinem Unglück selbst schuld. Denn im ersten Moment kann man die wirklichen Fakten nicht auf Echtheit prüfen und allein schon aus Höflichkeit lässt man sie im Raum stehen ohne näher darauf einzugehen. Außerdem hat niemand zu jedem Thema bereits eine Meinung ausgebildet und muss den neuen Aspekt erst mit seinem eigenen Weltbild diskutieren. Allerdings akzeptiert man eher Meinungen, die einem bekannt sind als neue, ungewohnte Meinungen.
Denn in Gedanken lassen sich Diskussionen weiter, leichter und zielstrebiger führen, weil man nicht von Sinneseindrücken wie Gebärden (Mimik und Gestik) des Gegenüber sowie von seiner Stimme beeinflusst und abgelenkt wird. Diese fordern das Bewusstsein auf anderen Ebenen mit mehr Arbeitskapazität als die simulierende Variante in Gedanken. Man wird in Gedanken dabei also weniger von der Umgebung abgelenkt.
Bei psychologischen Fragen (fern von der „Normalität“) besteht zudem oft das Problem, dass man es selbst nicht erkennt, deswegen gegen Ratschläge und Therapieversuche abgeneigt ist und sich nicht helfen lassen will – auch weil man vielleicht indirekt denkt, dass andere so Macht über einen erlangen und man selbst hilflos wird oder sich seine eigenen Schwächen nicht eingestehen kann.
Selbst die Strukturerkennung erfährt eine Gewöhnung, so dass die vorzugsweisen Aufgaben des Bewusstseins streitig gemacht werden. Das birgt aber die Gefahr zu schnell zu verallgemeinern. Vorurteile bilden sich aus. Außerdem werden andere Strukturierungsmethoden weniger bereitwillig angenommen und eher das eigene Modell bevorzugt. Die (vermeintlich) eigene Erfahrung ist das Hauptargument dafür.
Daher muss für solche Fälle die Lösung offen zugänglich, einfach, schnell und möglichst anonym zu finden sein (z.B. im Internet). Wenn kein direkter Blickkontakt besteht, kann man sich außerdem besser auf das Diskussionsthema konzentrieren. Diese vermittelte Anonymität ermöglicht eine größere Tiefe und Ehrlichkeit, weil Druck fehlt, wenn die Aufmerksamkeit anderer auf einen gerichtet ist (selbst in einem dunklen Raum setzt dieser Effekt schon ein).
Druck auf jemanden aufzubauen, seine Denkweise zu beeinflussen (ob ins Positiv oder Negativ hängt von der Art des Menschen ab) geht direkt vor allem über die Akustik (direktes Ansprechen, indem die Stimme auf das Gesicht des Menschen gerichtet ist), die Mimik und Gestik (ebenfalls auf den Menschen gerichtet) und die Optik, speziell den Augenkontakt. Sind dieses Faktoren alle gegeben, ist der maximale Direktbezug hergestellt.
Das heißt, dass z.B. Filme am überzeugendsten wären, wenn sie aus der Ego-Perspektive gezeigt würden. Zusätzlich sollte die Handlung nicht unterbrochen werden, damit die Illusion und Konzentration auf sie aufrecht erhalten werden kann. Durch einen Szenenwechsel erscheint der Film sonst vor allem wie ein Traum, den man einfach erlebt, aber nicht steuern kann.
Das arrogante Verfahren im Meinungsaustausch „Du hast Recht und ich habe meine Ruhe.“ zeugt nicht nur von Ignoranz und Intoleranz (oft erst geboren aus Scham oder einer anderen Angst), sondern auch von einer fehlenden Motivation Unwissen zu bekämpfen. Denn wenn man diesen Satz sagt, hat man entweder selbst keine Argumente oder keine Lust mehr, welche zu suchen oder lässt seinen Gegenüber absichtlich im Unklaren.
Ignoranz ist Stärke. Doch eigene Stärke ist nicht unbedingt für die Gemeinschaft gut. So kann persönliche Schwäche (wie allgemein von Frauen angenommen wird) gesellschaftlich nützlich sein, weil sich diese Menschen z.B. selbst zurücknehmen und ihre Umgebung mitfühlender betrachten. Wer jedoch auch Kränkung ignoriert, ist gewappneter für wichtigere Aufgaben und kann klarer denken.
Lösungen gibt es immer, man muss sie nur finden und ihnen aufgeschlossen sein. Für letzteres hilft es „selbst“ darauf zu stoßen und die Lösung zu finden, da man am ehesten akzeptiert, was man selbst auch als glaubwürdig empfindet und dafür ist es oftmals notwendig, es selbst zu entdecken und sich selbst erklären bzw. erarbeiten zu können. Jeder muss daher die Möglichkeit haben, seine eigenen Argumente zu finden und erst eine Weile darüber nachzudenken, bevor er antwortet.
Manipulation von Ansichten
Rhetorik:
Rhetorik ist das Gegenteil von gleichberechtigter Diskussion und einer nach Kompromissen strebenden Einigung, da man durch sie versucht andere (von der eigenen Auffassung) zu überzeugen. Rhetorik ist die Anwendung von Menschenkenntnis, um zu erkennen, aus welcher Perspektive der andere am besten überzeugt werden kann. Die Psychologie der Menschen muss bekannt sein um sie überzeugen zu können.
Denn theoretisch müsste man sich mit bereits vertrauten Gedanken immer neu beschäftigen um stets Erkenntnisse aus anderen Bereichen damit aktualisieren zu können und eventuell Fehler zu entdecken. Der ständige Zweifel an seinem eigenen Wissen wäre die logische Konsequenz daraus, jedoch macht sie anfällig für ergebnisorientierte Diskussionen, da sie jene bevorteilt, welche sich nur auf wenige Gebiete spezialisiert und kein Interesse daran haben, andere Sichtweisen zu verstehen. Hinzu kommt, dass umso schlechter eigene Gedanken in die Diskussion einbringen kann, wer sich mit den Argumenten anderer auseinandersetzt und versucht, sie zu verstehen.
Grundlegende Fehler anderer erkennt man aufgrund deren Überzeugung von der vermeintlichen Richtigkeit schwer. Umso leichter ist es deshalb, sich in der Logik anderer verfangen zu lassen als sie von seiner eigenen Meinung zu überzeugen.
Trotz aller Manipulationsversuche wirken ehrlich gemeinte Argument am stärksten überzeugend. Sich ganz mit seinen Ansichten zu identifizieren erschafft eine vertrauensvolle und glaubwürdige Atmosphäre für die Zuhörer. Weil man dann weiß, dass man nichts Falsches sagen kann, ist man auch selbstbewusst und selbst bei logischen Gegenargumenten fähig sich glaubwürdig an die Meinung des anderen anzupassen und sie zu widerlegen.
Wenn man versucht Argumente in hitzigen Debatten vorzubringen kann das nur scheitern. Die Selbstverteidigung lässt seltenst Vernunft zu. Wenn es kein Publikum gibt, welches man überzeugen muss, dann ist es besser sich kurzzeitig zurückzunehmen und dem anderen einen vorläufigem Sieg zu lassen, eventuell sogar mit ihm einer Meinung zu werden. Danach kann man dann Kritik daran äußern, weil man für ihn nun auf einer Ebene steht und er von dort aus auf den Standpunkt eines anderen schauen kann.
Wenn man jemandem etwas (Negatives) über ihn sagt, ohne ihm zu erklären, wie man darauf kommt, wird er es nicht ändern und auch nicht einfach glauben können.
Das größte Problem bei Diskussionen, Lösungsversuchen oder Konflikte ist die Tatsache, dass der eigene Stolz oder der einer Gruppierung (aus ihrer Sicht) nicht verletzt werden darf und der Einzelne oder die Gruppe laut psychologischen, zwischenmenschlichen Grundsätzen seine / ihre Autorität wahren muss. Daher können sie auch keine Fehler zugeben, selbst, wenn sie diese als solche einsehen. Der eigene Stolz (das Verlangen, sich nicht unterkriegen zu lassen, nicht von anderen beherrscht zu werden), aber auch das Verlangen, die Freunde nicht zu verprellen (indirekt die Angst, keine Gesellschaft mehr um sich herum zu finden) verhindern eine weitgehend objektive Argumentation und damit eine Diskussion sowie Annahme von Erfahrung und Lehrinhalten, wie auch die Weitergabe dieser Lehrinhalte.
Unterstützt wird das Problem von der Gegenseite, die Vorwürfe einbringt, um die Argumente des Gegners abzuschwächen. Hier ist gut beraten, wer sie ignoriert und überhört (wie Religionsanhänger gerne vorgehen). So wird am ehesten eine sachliche Ebene gewahrt. Denn man kann nur jemanden effektiv verurteilen (angreifen, kritisieren, etc.), wenn der sich seiner Schuld auch bewusst ist.
Um jemanden zu überzeugen, muss man erst die richtigen Bedingungen schaffen, damit er gewillt ist, sich überzeugen zu lassen. Wer z.B. in einer Gruppe diskutiert, kann als Vertreter seiner Anhänger die Verantwortung als Sprecher ihnen gegenüber nicht einfach aufgeben. Dann muss es eine Art Kompromiss geben, mit Bestätigung seiner Aussage, aber Erweiterung um die eigene Erkenntnis.
Wer dagegen nur des Diskutierens Willen redet, braucht gar nicht überzeugt zu werden, er findet seine eigene Wahrheit. Verkrampfte Überzeugungsversuche erreichen bei ihm nur das Gegenteil.
Will man andere von sich selbst überzeugen oder sich ihnen annähern, ist Rhetorik wesentlich schwerer anzuwenden, da man nicht weiß, welche Charaktere sie bevorzugen. Dann kann es besser sein die Diskussion zu verlieren und die Meinung des anderen (scheinbar) anzunehmen. Auf jeden Fall ist es jedoch wichtig, auf seine Argumente einzugehen statt mit Standardsprüchen der eigenen Überzeugung zu antworten.
Diskussionen, Gespräche und Auseinandersetzungen, in denen man Stellung beziehen kann, weil man die Sichtweise einer Partei teilt, fesseln die Aufmerksamkeit des Publikums mehr als aus Sicht der bloßen Eroberungsrolle.
Bsp.: Daher sind Kabaretttexte über die Probleme zwischen Männern und Frauen sehr beliebt. Jeder kann hierbei Partei ergreifen, weil jeder einer Kategorie angehört und die andere oft nicht verstehen kann.
Wenn allerdings eine Moralvorstellung mit den Auseinandersetzungen erreicht werden soll, dürfen die Parteien nicht zu sympathisch wirken bzw. der Zuschauer nicht zu sehr Partei ergreifen können, um die Moralvorstellung nicht abzulehnen. Man muss sehr vorsichtig sein, womit man Parodien macht – sie könnten als wahr verstanden werden, weil es mitunter zu real erscheint, was man gerne karikieren möchte, denn die Wirklichkeit umfasst auch das Unwirkliche.
Um möglichst viel zu erreichen bzw. zu bekommen muss man dem, von welchem man es zu bekommen wünscht, Vorschläge unterbreiten, die er auch mal ablehnen kann, um sich selbst nicht in die Bedrängnis zu bringen, allem stattzugeben, was man ihm sagt und seine Autorität wahrt.
Das beste Argument stellt den Mittelpunkt des Bewusstseins einer Rhetorik dar. Wer es am Ende seiner Rede (z.B. auch im Gespräch) sagt, gibt anderen zu denken, weil er es ihnen mit gibt. Zu Anfang dient es als Einstieg und Aufmerksamkeitsmagnet. Man hat es aber nur einmal zur Verfügung, es sei denn, dass man einen Rahmen daraus konstruiert. Letztlich kommt es auf die Betonung und Wichtung an, wie man seine Argumente verkauft.
Hat man das Beste schon gesagt, sind die anderen hin zum zweitbesten am Ende nur nebensächlich: „… und außerdem…“. Dieses Prinzip wirkt am besten in Situationen schneller Verteidigung, wenn es darum geht mit Kontern die Gegenargumente zu entkräften. Wobei der Nachtrag schwächerer Argumente auch der Aufhänger für einen Gegenkonter geben kann.
Kommt man dagegen erst zum Schluss auf das beste Argument, heißt es z.B. „… vor allem aber…“. Gerade bei vorbereiteten und längeren Reden ist es von Vorteil den Hörern als Einstieg ein gutes Argument zu liefern und zum Nachdenken und abgerundeten, endgültigen Überzeugen am Ende das beste Argument zu präsentieren. Denn es bleibt in Erinnerung, wenn man die Argumente unterbewusst bewertet.
Nicht vor vielen Menschen frei und unbekümmert reden ist zu können ist die Kunst, sondern vor vielen Menschen frei zu reden und sich der Konsequenzen vollkommen bewusst zu sein. Auch und gerade für Lehrer ist das von Belang, da sie mit ihrem vermittelten Stoff und letztlich durch ihre Art diesen Stoff zu vermitteln die Zukunft der Gesellschaft durch die Schüler entscheidend prägen. Die Einstellung der Schüler wird durch ihre Lehrer geprägt, durch deren Motivation, Meinung, Weltanschauung, Charaktereigenschaften, Wissen, etc.
Doch Rhetorik ist nicht nur bei Diskussionen oder Reden entscheidend, sondern auch in anderen Situationen wie der Vermittlung von Lernstoff (im Vortrag oder in Schriftform). Dabei ist natürlich zu beachten, wem man etwas erklären will und je nach Publikum muss die Art und Weise der Erklärung angepasst werden. Allerdings gibt es auch allgemeingültige Regeln, nach denen man die Masse der Zuhörer erreicht. Lange und komplizierte Wörter und Sätze z.B. ermüden den Sprecher – wie den Zuhörer. Bei klaren Argumentationen sollten daher kurze, verständliche Sätze gewählt werden. Man muss in wenigen Worten das Richtige sagen, was genau den oder die Menschen überzeugen kann, an die es gerichtet ist. Dafür braucht man einen aufmerksamkeitserregenden Einstieg, eine sachliche, logische und einfach verständliche Erklärung und einen prägnanten Schlusssatz. Rhetorik ist daher auch lyrisch wie die Dichtkunst.
Das Gefühl von Intelligenz beim Gegenüber hängt von der Kommunikation ab. Bei Nichtreaktion scheint der andere dumm, bei Widerspruch und Überzeugungskraft clever zu sein. Die Überzeugung von den eigenen Worten wird dadurch erreicht, dass man lehrerhaft Zusammenhänge erklärt und am Ende wieder auf den Anfangspunkt deutlich zu sprechen kommt. Damit erscheint das Gesagte logisch. Beispiele sind dabei unbedingt hilfreich und am anschaulichsten darzulegen. Gerade andere Meinungen und Zitate anzuführen, von Menschen und Studien, die (angeblich) der gleichen Meinung sind um damit seine Richtigkeit zu beweisen, ist äußerst überzeugend. Die Vertretung und Verteidigung einer Meinung funktioniert bei gleich starker Überzeugung besser, wenn sie nicht gänzlich auf eigenen Überlegungen beruht, sondern wenn man überzeugt wurde. Denn eigene Überzeugungen haben nur eine Quelle, nämlich die eigenen Gedanken. Durch die Übernahme fremder Meinungen oder Argumenten als Grundlage für eine Debatte stehen dagegen mindestens zwei Menschen dahinter (man selbst und der Urheber) und es kann angenommen werden, dass durch Verbreitungswege zu einem selbst auch andere davon überzeugt wurden oder mitgewirkt haben, um diese Meinung zu verbreiten. Außerdem kann man immer noch auf jemand anderen als Urheber verweisen und damit die Verantwortung für die Richtigkeit von sich weisen.
An einen großen Gedanken (z.B. Demokratie, Kommunismus, Relativitätstheorie, Quantenmechanik, etc.) muss man überdies herangeführt werden, ihn aber selbst begreifen. Erst dann kann man damit und dagegen argumentieren. Bloße angenommene Argumente sind haltlos und geben genauerer Nachfrage zu schnell nach.
Man kann mit jedem Menschen über alles reden, solange dieser natürlich in der Lage ist bewusst zu antworten, also darüber nachzudenken. Dabei kommt es am deutlichsten auf den richtigen Einstieg oder die richtige Überleitung an. Dann bekommt man aus den Menschen auch ihr wahres Wissen heraus, das sie in einem anderen Moment selbst nicht gewusst hätten. Auf diese Weise kann man ihnen beibringen Erkenntnis selbst zu finden (oder zumindest danach auf die Suche zu gehen) und eine angeregte Diskussion mit eigenem Erkenntnisgewinn erreichen. Angeregte und interessante Unterhaltungen empfindet man als solche erst, wenn man mitreden kann und interessiert gefragt wird bzw. um eine Stellungnahme gebeten wird. Ist dies der Fall, kann so eine Diskussion ähnlich wie unter Alkohol in einen Rausch führen, indem man beinahe hemmungslos und ehrlich mitredet, weil man seine Erfahrungen teilen will.
Überzeugungsmethoden:
Unser Interesse in andere besteht aus Furcht und Hass oder Bewunderung und Zuneigung. Daraus entsteht auch der etwaige Wille, sie zu beherrschen. Deshalb beobachten wir sie. Dadurch können wir entweder auf Angriffe reagieren oder mehr über sie und den Grund unserer Zuneigung zu ihnen erfahren. Wir beobachten aber immer, weil wir sie verstehen und entweder die Situation oder die Beobachteten selbst kontrollieren können wollen.
Wenn man einer Ansicht ist, die andere nicht teilen können und sich von ihren Ansichten und Argumenten überzeugen lässt, fühlt man sich ihnen unterlegen. Können sie einen dagegen nicht überzeugen, werden aber dennoch mehr für voll genommen als man selbst, dann findet man das ungerecht.
Im Unterbewusstsein ist jeder leicht zu beeindrucken und zu überzeugen. Deshalb muss man sich bewusst machen, wie die Argumente des Gegenübers zu bewerten sind. Da das Bewusstsein jedoch nicht nur wacher und aufmerksamer ist, sondern auch störanfälliger und weniger schnell bzw. mit weniger Körperorganen verknüpft ist als das Unterbewusstsein sowie mehr Ruhe braucht, wohingegen auch unterbewusst gehandelt werden könnte, ist diese Wahrheitsjustiz des Bewusstseins selten zuverlässig, schon gar nicht bei Folterung.
Ausnahmen bilden hierbei der Wille und der Spaß: entweder um sich, seine Prinzipien oder andere zu schützen oder über die Folter bzw. über sich selbst zu lachen. Durch den Willen haben wir eine Partei, die hinter uns steht. Der Spaß und die Standhaftigkeit des festen Willens zermürbt die Gegenüber und ihren Willen.
Allerdings muss man sich darüber klar sein, dass der Wille selbst nur eine Festlegung ist, die der Gegner wiederum unterwandern und aushebeln kann, wenn er deren Ursprung kennt. Man kann jeden Menschen kontrollieren. Sein Wille ist nur erklärtes Ziel und Produkt aus seinen Erfahrungen. Er hat Instinkte und ein allgemein auf alle Menschen gleich ausgelegtes Unterbewusstsein, dem er sich nicht entziehen kann. Sobald er einen Willen hat, glaubt er an etwas und wenn er an etwas glaubt, hat er Angst davor es zu verlieren. Genauso ist er an Sicherheit für seinen Glauben interessiert und will schützen, woran ihm gelegen ist. Terror und Liebe sind gleichermaßen die größten Manipulatoren. Mit entsprechenden Methoden (physisch / medizinisch und psychologisch) kann er beliebig manipuliert werden.
Glaubwürdige Manipulation: Eine Geschichte erzählen, die sich erst einmal interessant anhört, eine Weile verstreichen lassen und die Person dann mit genau den gleichen Umständen der Geschichte (heute ist das in Form eines Films am nächsten zu simulieren) konfrontieren
Man kann eine Information ohne den Hintergrund zu kennen schnell gut oder schlecht finden. Kennt man den Hintergrund dann aber, stellt sich dennoch oft eine neue Sichtweise heraus.
Bsp.: Ein Kommentar im Internetforum oder als Leserbrief in der Zeitung klingt schlüssig und gut formuliert. Erfährt man aber, dass es vom Mitglied einer verhassten Partei stammt, wandelt sich die Einschätzung des Kommentars häufig und man beginnt das Negative daran zu erkennen.
Allerdings bezieht man das frühere Urteil (bevor der Hintergrund der Information bekannt wurde) doch in seine Gesamtsichtweise mit ein und blickt differenzierter und mit mehr Zweifeln als aus Sicht seiner festen, ursprünglichen Überzeugung.
Wenn man weiß, worum es geht und wie lange man manipuliert werden soll, kann man sehr leicht standhalten. Ist dieses Wissen jedoch nicht vorhanden, bedarf es minimalster Mittel um einen Menschen zu brechen. Der Widerstand (psychisch) steigt gegen einen ausgeübten Druck bis zu einer bestimmten, absoluten Grenze. Dann existiert er plötzlich nicht mehr und entfällt.
Je eher man sich seinem Feind scheinbar offenbart, sich unwichtig bis höchst interessant gibt, aber lange vor ihm her streunt, umso weniger weiß er über einen. Das, was er glaubt zu kennen, hinterfragt er nicht so wie er einen Feind nicht in seiner Nähe erwartet. Das ist das Spiel mit dem Vertrauen. Man muss sich dem Feind annähern, sich mit ihm abgeben und mit ihm (freundlich) kommunizieren, auch wenn er scheinbar übermächtig ist. Denn wer sein Tun nur stillschweigend hinnimmt, ergibt sich ihm und seinem Willen und zeigt nur, dass er nicht wert ist anders behandelt zu werden.
Wer nicht so leicht anderer Leute Meinung annimmt (also auch Lehrmeinungen), wird schnell als dumm, unerziehbar, stur oder ignorant angesehen. Dabei hält er nur fest, woran er selber glaubt und ist auch nicht anfällig gegen schlecht vorbereitete Übernahmeversuche. Das ist jedoch kein Grund es auch zu tun bzw. es entgegen seiner Bestimmung durch die Natur anzuwenden und ihm damit zu schaden. Die Herausforderung es zu tun und tun zu können sowie der Machtwille verleiten andere dazu. Doch auch dies ist kulturell bedingt.
Selbst wenn man mit gutem Beispiel vorangeht, muss man anderen nicht direkt sagen, was sie machen sollen. Das schreckt meist nur ab oder provoziert sogar das Gegenteil. Wenn man mit dem eigenen Verhalten Erfolg hat, wirkt das allein schon als Vorbild für diejenigen, die es bemerken und sich fragen, weshalb man so erfolgreich ist. Das weckt Interesse an der Lüftung des Geheimnis und der eigenen Verbesserung sowie Wettbewerb. Die Nacheiferer können sagen, selbst die Lösung gefunden zu haben, statt belehrt worden zu sein. Die Bescheidenheit durch Zurückhaltung und Auskunft bzw. Rat nur auf Nachfrage unterstützt die Nachahmfunktion zusätzlich. Wer sich das nicht traut, kopiert zumindest, wenn auch meist nur unterbewusst.
Zur psychischen Zerlegung und Wiederherstellung eines Verstandes („Gehirnwäsche“):
Selbstbewusstsein schwindet unweigerlich, wenn alles, was du machst, magst und sagst, pauschal abgewertet, für nichtig und sinnlos, unnötig, schwachsinnig, einfältig und schlicht schlecht befunden wird und jeder (egal ob aus Gruppenzwang / psychologischer Gruppendynamik durch intelligente und akzeptierte Alphatiere), der es mitbekommt, die gleiche Meinung annimmt, sobald er sie hört. Ein Mensch wird verrückt, wenn er die Eindrücke und Erfahrungen nicht mehr in einen logischen Zusammenhang bringen und keine sinnvollen Schlüsse mehr ziehen kann. Das bedeutet, man kann Menschen gezielt in den Wahnsinn treiben, indem man ihnen zusammenhanglose Bruchstücke zeigt oder sie erleben lässt. Ihr erlerntes Weltbild wird sich unter dem Druck der erlebten Fakten auflösen.
Selbst wenn dann keine Besserung eintritt, obwohl seitens des Opfers „Einsicht“ und komplette Selbstunterwerfung dem gegenüber, der einen beschuldigt und die Auflösung seines Selbstbewusstseins folgt, gibt es nur noch Resignation und / oder nach einer bestimmten Zeit des weiteren Misserfolges die reine Selbsterhaltung und damit strikte Verteidigung gegen alles, was ansatzweise gegen die eigene Person aufgefasst wird, so dass Entwicklung durch konstruktive Kritik nicht mehr möglich ist. Es wird jede andere Meinung abgelehnt und automatisch eine eigene Welt aufgebaut, die eine schützende Atmosphäre bietet, weil die permanenten Angriffe (auf Psyche oder Körper) ansonsten nicht ausgehalten werden können.
Erst in einem völlig anderen Personenkreis kann sehr langsam wieder eine Stabilisierung des Charakters erfolgen (im Sinne der vertrauensvollen Kooperation mit der Gesellschaft), wenn das Vertrauen in Menschen wieder einsetzt, weil man erkennt, dass sie nicht pauschal gegen einen Partei ergreifen. Jedoch eignet man sich manchmal durch die vorangegangene Zurückweisung Verhaltensweisen an (z.B. Eigensinn, Intoleranz, usw.), die bei unbeteiligte Personen wiederum zu ablehnendem Verhalten führen und ein Teufelskreis entsteht.
Eingehende Diskussion und das Aufzeigen von logischen Schlussfolgerungen bis es der Betroffene wirklich begriffen hat (ob er dann seine Meinung beibehält muss ihm überlassen bleiben), ehrliche Zustimmung in jeder möglichen Situation und Verständnis und Akzeptanz der Meinung und des Verhaltens statt kategorischer Ablehnung (selbst bei völliger Meinungsverschiedenheit) gegenüber des Betroffenen sind unbedingt notwendige Bedingungen.
Dauerhafte Hypnose ist lediglich eine Sache der Willenskontrolle, zu der man den Willen jedoch nicht ausschalten muss. Man muss nur wissen, wodurch der Wille in dem speziellen Menschen gebildet wurde, wie seine Umgebung ihn beeinflusst und programmiert hat, um zu verstehen, wie man ihn weiter programmieren kann (z.B. durch Religion).
Die Situation ist entscheidend um Hypnose anzuwenden. Sobald man eine Welt schafft, die man erklären und bis ins Detail dem Probanden beschreiben kann, sich als ihren „Erschaffer“ (sozusagen Gott) ausgibt und den Willen des Probanden in diese Situation einfügt, ist man Herr seiner Sinne, bis die natürlichen Grenzen (Physik, Triebe, körperliche Grenzen, angeborene Persönlichkeit und evtl. auch langjährig erzogene Persönlichkeit) ihn logisch stutzen lassen.
Um das Bewusstsein zusätzlich in eine Art Traumzustand zu versetzen, in der Moral und Entscheidungswille ohnehin herabgesetzt sind, hilft es letztlich den Menschen komplett durch diverse psychologische Strategien zu kontrollieren. Die letzte Stufe wäre dann die Hirnstromkontrolle. Doch nötig ist sie bei optimierter Psychomanipulation nicht mehr.
Denn im Grunde ist das komplette Leben Hypnose, nämlich (meist) ungewollte Massenhypnose, ausgelöst durch die Umgebung eines jeden, die ihn prägt und überhaupt erst lernen und damit eine, an seine Umgebung angepasste Persönlichkeit entwickeln lässt. Erst durch die von anderen gestellten (manipulierten) Vorgaben können wir uns ein Bewusstsein aufbauen. Davon sind wir geistig abhängig, weil unsere gesamten Gedanken auf diesen Grundlagen fußen. Je komplexer die Umgebung, desto komplexer wird auch das sich darin entwickelnde Lebewesen (im Rahmen seiner genetischen Veranlagungen). Denn Reize verursachen Reaktionen und Veränderungen durch Anpassung.
Bsp.: Das Bewusstsein denkt schon weiter, während das Unterbewusstsein noch die programmierte Tat des Bewusstseins ausführt. Doch genau dabei kann es zu Fehlern kommen, die das Bewusstsein gar nicht mehr mitbekommt, weil es sich sicher ist, den eindeutigen Befehl gegeben zu haben, das Unterbewusstsein diesen jedoch noch mit anderen Reizen vermischt hat, die dem Bewusstsein verborgen geblieben sind und daraufhin bspw. den Körper etwas anderes sagen lässt als der Geist (= das Bewusstsein) ursprünglich wollte, weil mittlerweile noch ein Wort im Hintergrund gehört wurde, das vom programmierten (und programmierbaren) Unterbewusstsein mit eingebaut wurde. Denn es unterscheidet nicht selbstständig in Prioritäten zwischen programmierten Tätigkeiten, wohl aber zwischen programmierter Tätigkeit und angeborenem Instinkt / Trieb.
Auch Ratschläge, gutes Zureden oder Überredung sind Formen der Manipulation, bei denen im erst darauf folgenden Erfolgsfall die Programme des Menschen richtig erkannt und angewendet wurden.
Leider und glücklicherweise kann man keinen zwingen kann anders zu sein als er wirklich ist, sondern man muss ihn logisch überzeugen. Alles andere ist lediglich Blendung und bedeutet „eine schöne Welt auf Kredit.“ Überzeugung dagegen funktioniert dauerhaft. Dabei kommt es auf Faktoren wie das Alter, soziale Stellung an, den Leumund, die Art der beruflichen Tätigkeit, die Ausstrahlung, den Tonfall, die Wortwahl, etc. an.
Wenn man etwas glaubhaft darstellen will, kann man es sich vorstellen, als wenn es gerade passiert und man nur reagiert. Es kann auch helfen, das Vorhaben als bereits beschlossen zu betrachten. Nun muss man nur noch den anderen von den Vorteilen (für ihn) überzeugen und ihn milde stimmen. Das ist eine Art Traum, in dem das Gehirn die Möglichkeit darstellt, die man sich wünscht, die aber auch möglich ist – eine Art Hypnose.
Jemandem in die Augen zu sehen, bedeutet ihn voll zu fokussieren und auch seine Aufmerksamkeit zu besitzen. Diese (beengte) Bewusstseinsform (die sich automatisch einstellt) bedeutet aber auch neben höchster Konzentration evtl. Angst und Unsicherheit (je nach Art der Unterhaltung).
Ist bereits eine Meinung vorgegeben (möglichst ohne Alternative), so wird sie unterbewusst schon übernommen und erst im Nachhinein vielleicht überdacht. Vor allem wenn nicht viel Zeit zum Nachdenken vorhanden ist, scheint alles nur auf die vorgegebene Art logisch und zu funktionieren. Sie schafft eine Vertrauensbasis, weil ihr offensichtlich schon eine Erfahrung vorausgeht. Erst wenn die Tatmöglichkeit zu offensichtlich hässlich oder unvorteilhaft ist, fällt sie auf.
Allerdings wird umgedreht für ein langfristiges Umdenken (für ganze Philosophien und Weltanschauungen) Reflexion benötigt um die Argumente sinnvoll zu erörtern und einen Schluss zu finden (idealerweise eine Lösung). Um jemanden zu überzeugen muss man ihm Gelegenheit geben die neuen Sichtweisen mit seinem bestehenden Weltbild abzugleichen und Gegensätze bzw. Widersprüche zu beseitigen. Das geht am besten mit Beispielen, die seine Vorstellungen erweitern statt widerlegen. Andernfalls wird er die neuen Gedanken ablehnen, weil er sie nicht versteht oder sie ihm falsch vorkommen. Denn überzeugt zu werden heißt aufzugeben und gleichgültig gegenüber dem vorigen Willen zu werden. Das bedeutet, man kann sich von Sichtweisen am besten selbst überzeugen (durch Erkenntnis) oder von Menschen, denen man stark vertraut bzw. gegenüber denen man nicht widersprechen will (wie z.B. Vorgesetzten, Autoritäten, Vorbildern, etc.), da hierbei der Gesichtsverlust am geringsten wiegt.
Gegensätze (bezogen auf menschliche Eigenschaften) ziehen sich an, wenn der einzelne Mensch zu weit vom Gleichgewicht entfernt ist und zurück möchte. Wenn er dann jemanden findet, der anders ist als die, die er kennt, aber so, dass er sich danach sehnt, wird er seine Position aufgeben.
Wenn der Moment kommt sich mit jemandem verstehen zu können und das Gefühl zu haben, dass er einen verstehen kann und man endlich seelischen Ballast loswerden und teilen kann, erzählt man ihm alles. Für manch andere ist dieser Ballast / Abfall ein Gewinn.
Über die Witze eines anderen wirklich lachen zu können, bedeutet ihn an sich heran zu lassen bzw. ihm zu erlauben, zu einem durchzudringen und zeugt daher von Vertrauen und damit von Verwundbarkeit. Lachen ist Sympathie- und Verständnisbekundung und daher gruppenbildungsförderlich. Witz entsteht in der Pointe aus der radikalen Umkehr der Sichtweise, also aus Überraschung.
Wieso lachen wir über Situationen, die wir erzählt bekommen oder als Film sehen, tun dies aber nicht, wenn wir sie selbst erleben? Wegen der anderen Sichtweise:
- Während der erzählten Geschichte, z.B. des Films:
Die Erfahrung sagt uns, dass diese Situation lustig / peinlich / komisch ist, wenn sie anderen passiert, weil es uns selbst ähnlich passierte und wir es locker und leicht verarbeitet haben. Lachen wird außerdem durch die Gruppe verstärkt. Wenn andere lachen, überträgt sich das auf alle, die wissen, worum es geht, aber nicht bewusst in der Situation drin stecken.
- Während der Situation:
Wir denken anders darüber, wenn wir selbst in der Situation stecken und aktiv denken, weil es uns selbst betrifft und wir mit der Situation weitermachen müssen, wobei der Ausgang nicht feststeht. Außerdem unterdrücken wir instinktiv ein Lachen, um die Situation vor Eskalation durch unser Lachen zu bewahren, weil wir selbst darin stecken und mit den Folgen leben müssten.
Einem Ratschlag zu folgen, kann Abhängigkeit von der Erfahrung eines anderen bedeuten (durch das Aufgeben der eigenen Erfahrung, die einem normalerweise mehr bedeutet als fremde Erfahrung, durch Schuldeingeständnis, etc.). Das ist uns unterbewusst bekannt und viele hören daher nicht auf den Rat. Denn dadurch, dass ihnen der Weg zu der Erkenntnis des Rates fehlt, können sie keine weiteren Folgen daraus ableiten und müssen (zunächst) ständig auf den Ratgebenden zurückgreifen. Dieser jedoch sollte besser eine Anleitung zu eigener Erkenntnis geben, statt eines fertigen und (für den anderen) nicht eigenen Rates. Sprüche und Ratschläge taugen nicht um sie umzusetzen (denn sie gehören nicht zur eigenen Persönlichkeit und man versteht daher ihren Hintergrund nicht), sondern um seine Entscheidung dadurch bestätigt zu sehen.
Ein Rat wird angenommen (oder zumindest ausprobiert), wenn eine explizite Technik vorgegeben ist und umso mehr befolgt, je eher oder stärker Erfolge damit einsetzen. Wird dagegen nur das Ziel gezeigt und der Weg dahin offen gelassen (z.B. „Du musst es wollen!“), kann man damit nicht viel anfangen und versucht es wahrscheinlich auch gar nicht.
Wenn du jemandem helfen willst (ihm Mut machen willst), dann gib ihm nur einen Rat. Wenn er diesen lange erfolgreich verwenden konnte, kann der nächste folgen.
Es ist allein das Leben, das jeder mag und keiner hergeben will. Und es ist der Tod, den jeder fürchtet, weil das Leben, also alles, was man fühlt und hat, plötzlich endet.
Wer jemandem daher droht (mit dem Tod), wird kurzfristig mehr erreichen, als wer ihm mehr oder ein besseres Leben geben will. Aber Versprechungen für ein besseres Leben schaffen Vertrauen und freiwillige Unterstützung (wie in der Wahlpolitik oft angewendet).
Wenn man jemanden überzeugen will, muss man ihm etwas bieten, das er will. Werbung nutzt diese Sehnsüchte aus und verschenkt also gute Gefühle und eine Utopie im Voraus.
Ob diese Inhalte weit verbreitet, oft gelesen und heftig diskutiert wird, hängt vor allem anderen davon ab, wie stark sie anderen bekannt ist. Dazu müssen sie beworben, also entweder angepriesen oder verunglimpft worden sein. Die Qualität der Inhalte hat damit fast nichts zu tun. Denn ohne Werbung würden sie nur zufällig jemandem bekannt, der sie aufgrund von Interesse, Verleumdungsklagen, etc. verbreitet oder zitiert.
Werbung verleitet die Menschen nicht unbedingt. Sie zeigt denen Ziele und Richtungen, die auf diesem Gebiet ziellos und in dem beworbenen Punkt unschlüssig und auf der Suche sind. Die Verleitung erfolgt durch das angelegte Gruppenzugehörigkeitsgefühl und den Drang sich anzugleichen bzw. die Sehnsüchte anzusprechen und die Erfüllung derer zu versprechen. Nur wer sich seiner ganz sicher ist (im jeweiligen, beworbenen Punkt) oder nichts mit dem Beworbenen anzufangen weiß bzw. geistig zu weit entfernt davon steht (ob höher oder niedriger ist egal), wird davon ablassen können, wenn er sich nicht ohnehin trotzig außerhalb der Gruppe / Gesellschaft sieht.
Werbung ruft Bewusstseinszustände hervor, durch die man in die Lage versetzt wird, das umworbene Produkt zu wollen. Solche Methoden zur Findung einer Sichtweise sind aber auch nützlich um sich in notwendige Sichtweise zu versetzen und die entsprechende Motivation für sein notwendiges Handeln zu erlangen. Für die Lehrtätigkeit ist Werbung also durchaus vorteilhaft. Man braucht nur etwas Schlechtes zu zeigen, von dem jeder weiß, dass es schlecht ist und schon kann man in seinem Zusammenhang alles herunterziehen, was man mag – und umgekehrt.
Ein Prinzip der Werbung: was an Musik gespielt oder an Waren gesehen wird, wenn man sich gut fühlt, wird auch eher gemocht, obwohl es vorher eventuell überhaupt nicht zum eigenen Stil gepasst hätte und verachtet worden wäre, wäre es einem in einer unschönen oder normalen Situation bekannt geworden. Wer z.B. in einer Disco eine gute Bekanntschaft gemacht hat, wird später die einem sonst gegensätzlichen Musikrichtung als angenehm empfinden.
Werbung manipuliert uns meist unterbewusst, aber sie macht uns auch aufmerksam auf eventuelle Möglichkeiten. Dadurch, dass sie sich als unterbewusster Wille festsetzt, erweitert sie unsere Möglichkeiten zur Problemlösung. Erst wenn wir das beworbene Produkt anwenden, merken wir dann auch, ob sich der Kauf gelohnt hat.
Jeder, der Lügen nutzt, belügt nur sich selbst bzw. seine Auftraggeber oder die, die er damit schützen will. Intelligent oder ein Glückspilz ist wer eine Lösung zu einem Problem findet und aber auch mit dieser Lösung leben kann. Wer letzteres nur vorgibt betrügt sich selbst.
Lügen sind manchmal notwendig um die Lebensqualität des anderen zu verbessern. Das Kind kann sich noch nicht in andere hinein versetzen, deswegen wird es auch Dinge tun, die andere quälen, obwohl es nicht von Grund auf böse ist. Erst wenn Kinder ein Selbstbewusstsein aufbauen und lernen, dass andere Menschen eine andere Sichtweise haben bzw. nicht das gleiche wissen, können sie lügen und wenn sie das können, werden sie sich überlegen, ob es nicht besser ist, das Vorhaben (was ihnen selbst Spaß, den anderen aber Leid bringen könnte) sein zu lassen. Damit ist die Fähigkeit zum Lügen auch zu einer Überlegung geworden, um die Situation der Menschen zu verbessern (mit Falschaussagen). Um Verantwortung übernehmen zu können und dadurch jemanden oder etwas zu schätzen, muss man bereit sein dafür zu lügen.
Durch die Lüge baut sich eine eigene Sicht von der Welt auf, die man zu glauben beginnt. Die Lüge wird Teil der eigenen Wahrheit, sie wird zu einer neuen Möglichkeit der Wirklichkeit und bildet so unsere Persönlichkeit mit aus, lässt uns aber auch kreativ und vorsichtig sowie vorausschauend werden, um möglichst logisch und undurchsichtig zu lügen.
Wer die Lüge glaubt muss sich selbst nichts vorwerfen, sollte aber die Folgen fürchten. Selbst wenn man später merkt, betrogen worden zu sein, ist die Zeit des (angenommenen) Vertrauens einem nicht mehr zu nehmen. Dieses Gefühl und die Erinnerung daran sind trotz des Betrugs wahr, weil man es so wahrgenommen hat. Allerdings wird die Erinnerung auch rückwirkend überschrieben, was man in diesem Fall verhindern sollte. Menschen können sich nicht absolut davor schützen hinters Licht geführt zu werden. Dazu hat das Bewusstsein einen viel zu großen Umfang an Aufgaben zu bewältigen als alle Sinnesergebnisse zusätzlich auf Stimmigkeit zu kontrollieren. Erfahrung hilft dabei, ist aber nie vollständig und verliert schon in leicht veränderter Umgebung bzw. anderen Kulturkreisen an Wert.
Eine eventuell entstehende Demütigung ist dabei doppelseitig. Einerseits fühlt zwar der Demütigende ein erhebendes Gefühl, aber nur weil er annimmt, dass der Gedemütigte sich auch gedemütigt fühlt. Lässt man das aber an sich abprallen, so kann es einem egal sein, was der andere mit seiner Demütigung bezweckte.
Die bloße Angst vor dem Belogenwerden fällt damit weg. Nur die Folgen sind noch immer zu fürchten, die dadurch entstehen können, dass man die Lüge als solche gar nicht wahrnahm.
Der Mensch braucht die Fähigkeit der geistigen Tarnung und Täuschung, des mentalen Versteckspiels, um als bewusstes Individuum seinen eigenen Zielen nachgehen und eine eigene Persönlichkeit zu bilden.
Es war einmal jemand, der immerzu die Wahrheit sagte und nicht lügen konnte, wenn man ihn fragte. Die Menschen merkten es und wollten mit der Zeit immer weniger mit ihm reden, weil sie ihm keine Geheimnisse anvertrauen wollten. Er ist vereinsamt.
Um Vertrauen aufzubauen muss man jemanden ins Vertrauen ziehen können und sich darauf verlassen können, dass er zumindest verschwiegen ist, wenn er auch nicht lügen will. Doch dadurch wird schon die Aufmerksamkeit eines Geheimnisses auf die Menschen gelenkt, die möglichst gar nicht wissen sollen, dass es überhaupt existiert.
Viele Menschen kommen zudem mit aufrichtigen anderen nicht zurecht. Sie misstrauen der Wahrheit, viel mehr noch der Ehrlichkeit dieser Leute. Manche erwarten regelrecht belogen zu werden.
Ehrlichkeit ist absolut notwendig. Doch ohne Toleranz, im Sinne die Denkweise des anderen nicht schlecht zu machen und damit seinen ganzen Lebensweg und sogar seine Existenz anzuzweifeln, darf die Ehrlichkeit nicht sein bzw. kann sie nicht nützen. Denn Intoleranz fördert die Unehrlichkeit des Gegenübers.
Unvermeidliche Ehrlichkeit:
Spontane Antworten sind ehrlich – zumindest das, was der Befragte für ehrlich hält. Auch wenn man etwas nur ironisch meint, offenbart es doch die ersten Gedankengänge, die man zu einem Thema hatte und damit zumindest eine umgebene Gesinnung.
Wenn man jemandem wirklich ehrlich antworten will (und denkt, es jedoch nicht zu können), muss man ihm unterbewusst antworten, während des Gespräches abgelenkt werden und etwas anderes machen, das mehr die bewusste Aufmerksamkeit fordert, aber immer noch ein Zuhören ermöglicht. Dann wird die Moral und das Bedenken im Hirn ausgeschaltet und man erzählt frei. Dennoch sollte man als Zuhörer vorsichtige Fragen stellen, da auf direkte Fragen auch im Unterbewusstsein eine vorgefertigte Antwort abgespeichert sein könnte.
Die Kunst am Verschleiern ist oftmals das Verschweigen von Tatsachen. Dabei dirigiert man den anderen gekonnt um die Wahrheit herum, ohne etwas Falsches zu sagen. Die Wahrheit wird in Stücke zerlegt und so kombiniert, dass dem Gegenüber ein falsches Bild erscheint, das aber nicht gelogen ist – denn man könnte es auch anders sehen und mit zusätzlichen bzw. anderen Informationen würde auch ein anderes Bild entstehen. Gerne wird dabei Zweideutigkeit und Ironie verwendet.
Dies hat zwei Vorteile: Man beruhigt sein Gewissen und kann sagen, man hätte nichts Falsches gesagt, wenn alles auffliegt – der andere hätte es nur falsch aufgefasst.
In einem Netzwerk (z.B. im Internet) verliert man die Illusion über seine Fähigkeiten und Einzigartigkeit (weil scheinbar jeder alles besser kann als man selbst).
Das Internet lässt die eigene Leistung nur noch mittelmäßig aussehen, da es plötzlich viele gibt, die etwas genauso oder besser können. Ebenso lässt es einen wesentlich besser fühlen, wenn wir Missgeschicke anderer erkennen.
Es polarisiert über alle Maßen. Man muss sich im immer grenzenloseren Austausch über soziale Kontakte sehr bewusst darüber sein, was man darin erreichen will und wie weit man schauen will, denn man riskiert dabei sein Selbstverstrauen und seine stabile Persönlichkeit.
Geheimnisse (bzw. vertrauten Menschen etwas zu verschweigen) braucht man, um sich eine Illusion zu lassen, denn die Wahrheit über die eigene Inperfektion würde Zweifel nähren, die uns zerfräßen und Selbstvertrauen verlieren ließen, so dass wir schließlich nichts mehr könnten.
Die Abgrenzung eines Individuums von einem anderen ist immer eine Entwicklung hin zu höherem Selbstbewusstsein, aber damit auch weg von der Natur und der Gemeinschaft.
Das Schamgefühl spielt dabei eine wichtige Rolle, das als eine der deutlichsten Pfeiler das kulturelle Bewusstsein unserer Persönlichkeit aufbaut. Schamgefühl tritt erst zwischen 4-8 Jahren auf und geht so zeitlich mit dem Erlernen des Lügens und Täuschens einher. Die Anlage um Scham fühlen zu können besteht im Menschen, aber erst die jeweilige Kultur prägt dieses Gefühl in seiner tatsächlichen Stärke aus.
Bsp.: Naturvölker gehen freier mit körperlicher Scham um als monotheistische Religionen.
Einigung:
Nur weil man von der gegenüberliegenden Seite des zu erklimmenden Berges (also des Diskussionsthemas) aus losgeht, ist man der Gegner. Aber das Ziel ist doch das selbe: die Übereinkunft bzw. der Kompromiss oder Überzeugung aller von einer bestimmten Ansicht. Statt schwierige Einzelleistungen zu erbringen und sich zu beweisen, kann man sich helfen um eine umso höhere Leistung (Geschwindigkeit x Arbeit) zu erbringen. Wer schließlich wie viel dazu beträgt ist für die Gemeinschaft irrelevant.
Mit steigendem Lebensalter will man die Argumente anderer nicht mehr annehmen, weil man befürchtet, dass er Recht hat und man sich Jahre lang irrte, bzw. falls man sich tatsächlich irrte, dann sogar den Irrglauben verbreitet hätte. Menschen halten aus Prinzip an ihrer „fehlgeleiteten“ Meinung fest, um keinen Fehler einzugestehen und ihr „Recht“ an andere abgeben zu müssen, solange die Meinung noch ein wahres Argument enthält. Das ist das Problem. Jedoch liegt es nicht nur bei dem Belehrten, da ihm oft Dummheit nachgesagt wird, wenn er etwas zugibt, sondern es muss eine freundschaftliche Belehrung sein, ohne Auswirkungen auf die Umwelt, nur auf diesen Menschen. Eine diplomatisch elegante Form wäre es daher ihm im Gegenzug einen Kompromiss anzubieten, ein völlig neues Argument bzw. eine Meinung, durch die er nicht länger an seine alten Meinung festhalten muss, aber auch keinen Fehler eingesteht. Die alte Meinung wird so vergessen und beide Parteien einigen sich auf die neue Lösung (Abb. 34 (III.)).
3 Schritte in der Ein(ig)ung zweier Parteien:
Abb. 34 (III.) – Annährung der Parteien
- Wie ein Spiegel jede Person nur wieder sich selbst sehen lässt, muss es einen Mittler geben, der beide Seiten erkennt und sieht, worin sie sich ähneln oder unterscheiden um eine Annäherung zu gewährleisten (neutraler Diskussionsleiter, evtl. ohne Erfahrung mit dem Thema um das Gefühl von Bevormundung zu verhindern oder um bei Publikum ein Thema laienverständlich zu halten).
- Beide Parteien müssen sich beobachten und analysieren, ohne jedoch in das Leben der anderen eingreifen zu können. Sie müssen sich kennen lernen. Das durchläuft mehrere Stadien, u. a. der Bewunderung, Zweifel, der Kritik und der Selbstkritik, sowie den Schlussfolgerungen und Verbesserungsvorschlägen. Nicht immer sind alle Stadien vertreten, das kommt auf die Art und Grundstruktur der Partei / des Menschen an.
- Die Parteien können zusammen kommen und sich austauschen.
Diskussions- und Umgangshilfen:
Die erleichterte Kommunikation erfolgt durch einige Stilmittel, wodurch es auch zur Manipulation anderer und Stimulation zur Ehrlichkeit kommt:
- generelle Freundlichkeit (als ehrliche Grundeinstellung)
- Lächeln aus der Freundlichkeit heraus und der positiven Lebenseinstellung resultierend
- an anderen interessiert sein und nachfragen um Interesse zu zeigen, aber auch um von ungeliebten Themen abzulenken
- Einhalt gebieten, wenn einem zu weit führt
Lernen heißt sein Verhalten anzupassen. Also können auch Mikroorganismen lernen, aber nicht unbelebte Materie, z.B. Steine, die sich in ihrer Form (erst kantig, dann rund) an ihre Umgebung (durch Wind, Wasser) anpassen bzw. von ihr angepasst werden.
Lehre beim Menschen bedeutet eine Bewusstseinserweiterung.
Lernen
Allem Lernen geht die Erkennung von Mustern voraus. Es ist die grundlegende Lern- und Erkenntnismethode. Das heißt dabei nicht, dass alle Muster richtig interpretiert werden oder einen Sinn ergeben, sondern nur, dass sie erkannt werden. Diese Erkenntnisweise ergibt das Bewusstsein für die Welt und das wiederum den Willen und das Handeln. Ursprünglich ist es von der Genprägung abhängig, kann aber geschult werden, innerhalb der Möglichkeiten des Individuums.
Alles lernen ist das Lernen einer bestimmten Sprache, mit „Vokabeln“ als Einzelgliedern und einer „Grammatik“ (also dem Bezug des Wissens zum Problem) als Matrix, mit denen man sich ausdrückt (ob Worte, Zeichen, Taten oder Gesten), also Stationen innerhalb eines Musters, indem man sie in Beziehung zueinander setzt und in Aussprüchen und Gleichungen wie in Sätzen formuliert. Lernen ist daher immer absolut subjektiv.
Biologischer Vorgang des Lernens:
Verbindungen zwischen den Nerven weisen den Weg zu gespeichertem Wissen bzw. bilden das Wissen selbst. Wissen ist also eine Zusammensetzung aus Erinnerungen, gebunden an emotionale Erfahrung und wird durch die Nervenverbindungen erhalten. Die Nervenzellen selbst bilden dabei die Stützfunktion, die Wegweiser der Wissensfetzen.
Zum Lernen müssen Neuronenverbände auf einander abgestimmt werden. Erst wenn sich durch diese Abstimmung mit der zu lernenden Situation Erfolg einstellt, wird der Prozess positiv rückgekoppelt und genau diese Abstimmung wird gefestigt. Negative Erfolgserlebnisse schwächen die folgende Leistung durch vermindertes Selbstvertrauen und Angst, positive stärken es, können aber auch zu Überheblichkeit und Fehleinschätzung führen.
Generell braucht man aber Erfolgserlebnisse beider Arten um zu wissen, ob es sich lohnt weiter zu machen und seine Stärken zu erkennen. Denn etwas auf ewig zu versuchen, das offensichtlich keinen Sinn hat, ist verschwendete Zeit. Dieses Einschätzungsvermögen unterscheidet uns von stupiden Maschinen.
Stellt sich die Abstimmung schließlich doch als unbrauchbar heraus, ist es umso schwerer, eine andere Verbindung für das gleiche Problem aufzubauen. Dann bräuchte man erst eine (leicht) andere Zielstellung, um das gleiche Problem mit der neuen Technik anzuwenden und so die alte Technik zu „vergessen“, bzw. brach liegen zu lassen (u. a. problematisch bei psychischen Traumata).
Diese Abstimmung erfolgt durch Anwendung bereits bekannter Schemata und erst wenn diese fehlschlagen, werden Kombinationen und Variationen daraus angewandt. Je nach dem, welche Erfahrungen also schon gemacht wurden, welche Experimentierfreudigkeit sowie welche Angst- bzw. Vermeidungsstrategien in der Persönlichkeitsbeschreibung vorliegen, werden unterschiedliche Methoden zur Lösung des „Problems“ (des Lernstoffs) zuerst angewandt und umso unterschiedlicher kommen die Schüler voran. Wer sich auch außerhalb der Schule (sinnvoll) zu beschäftigen weiß hat selten die besten Noten, lebt aber meist realistischer in seiner Umgebung und bewusster als lerneifrige Musterschüler.
Je mehr man weiß, umso unsicherer wird man darüber bzw. umso mehr vergisst man auch wieder. Dies geschieht aber nicht, weil neues Wissen anderes verdrängt, sondern weil man durch Lernen neuen Wissens weniger Zeit hat das alte zu wiederholen.
Vergleich des Geistes mit dem Verdauungstrakt:
- Wie man Nahrung / Wissen bekommt, so wird sich der Körper / Geist entwickeln:
o viel Fett / Modelle, Theorien, Hintergründe, Grundlagen geben viel Vorrat / Theorie und Fachwissen
o viel Proteine / Fakten geben Kraft / Motivation zur Anwendung
o viel Zucker / Unterhaltung gibt Beweglichkeit / Motivation
- Nach etwas Herbem, Kräftigem (Fleisch, Kartoffeln, Gemüse) folgt am besten etwas Leichtes (Süßes, Obst, Joghurt) und wieder von vorn bzw. nach einem tiefgründigen, an Existenz und Sinn gerichteten Texten sollen leichte Dialoge, Alltagssituationen folgen
- Erst nach dem Bearbeiten (Verdauen / Reflektieren) bleibt das Wichtigste (was wichtig ist, hängt vom Bau (Körper / Geist) der Person ab) erhalten, der Rest wird verworfen (ausgeschieden / vergessen)
Psychologischer Vorgang des Lernens– Bewusstseinsverlagerung:
Das Lernen und Vergessen, das Liebenlernen und Verabscheuen zu lernen, Können und Versagen sind Auswirkungen der Bewusstseinsverlagerung. Denn ob man etwas in einem anderen Moment noch genauso gut kann, wie in dem, in dem man es hervorragend bewiesen hat, ist eine Frage der stationären Sicht der Dinge (unter den gegebenen Grenzen der angeborenen Persönlichkeitsmerkmale). Man kann viel in der Zwischenzeit erlebt haben, was einem eine neue Sicht der Dinge beschert hat und wer eine Sicht anstrebt, die ihn seine Leistungen verbessern lässt, der wird so auch besser werden können. Genauso kann er darin besser werden, wenn er es nicht will. Doch ist es wesentlich unwahrscheinlicher diesen Weg durch Zufall zu gehen, wenn man ihn nicht bewusst einschlägt. Die nicht bewusst gewählte Bewusstseinsveränderung ist die ungeplante Persönlichkeitsentwicklung, die von der Umwelt beeinflusst wird. Selbst der Wille, das Bewusstsein also, das eine bestimmte Richtung einschlägt, ist davon geprägt.
Wer selbstbewusst lebt, also mit einem festen Plan, den es unter allen Umständen zu erreichen gilt, der wird kaum Bewusstseinsveränderungen erfahren. Seine Persönlichkeit festigt sich darin, wie er es immer getan hat. Wer allerdings viel von anderen abschaut und seine Fehler korrigieren will, sich also selbst formen will, der wird lange schwanken, nicht sehr selbstbewusst handeln, sich nach neuen Erkenntnissen richten und anpassen, also auch immer in modernen Gedankenwelten leben.
Mit dem Alter wird man normalerweise selbstbewusster und damit auch unveränderlicher, kann sich also schlechter an neue Umgebungen und Bedingungen anpassen. Die Menschen haben irgendwann Angst davor Neues zu lernen, weil das Neue ihr bekanntes Weltbild zerstören könnte. Dabei gibt es immer weniger, was man noch nicht weiß und das wenige sollte dann dankbar aufgenommen werden.
Für das Erlernen der einen Fähigkeit vernachlässigt man ein andere (z.B. Wissen für Mystik, Verstehen für Zweifel, Vernunft für Naivität, etc.). Manchmal kann man auch eine positive Eigenschaft gegen eine negative tauschen, da positiv und negativ (Wertung) subjektiv ist.
Nur ein paar Worte oder Bilder in einer bestimmten Reihenfolge geben schon ständig und stets aufs Neue Anstoß für Wissen und ein neues Bewusstsein, wenn man willig ist zu lernen und vergessen kann. Man kann nicht anders als verarbeiten und lernen. Die Art und Weise wie das geschieht beeinflusst den Erfolg.
Bsp.: Der Charakter kann so z.B. dafür verantwortlich sein schnell Schlüsse zu ziehen und Lösungen sehen zu wollen, was oft in eine falsche Richtung geht. Lässt sich der Mensch davon aber nicht abschrecken, hat er dennoch Erfolg.
Man muss unterscheiden in Informationsaufnahme (unter anderem für die gegenwärtige Situation notwendige Daten) und Erlernen von Fähigkeiten. Informationsaufnahme geschieht einmalig und kann für immer anhalten, ist aber nur für die gegenwärtige Situation nötig.
Fähigkeiten zu lernen umfasst motorische Fertigkeiten sowie Wissen und Fachgebietskönnen. Es wird in Schulen gelehrt und im Alltag geübt. Außerdem muss es stets trainiert werden. Egal ob es aus Auswendiglernen oder Anwenden von Informationen (Puzzeln) besteht: je öfter es geübt wird, umso besser kann man es. Die Synapsen und Verbindungen der Nerven untereinander werden nur labil verknüpft, bei jeder Wiederholung jedoch gestärkt. Erst auf ihnen kann weiteres Wissen und Können aufgebaut werden. Egal ist es dabei außerdem wo man anfängt. Oft erklärt sich nur bei einer bestimmten Art und Weise des Lernpfades das gesamte Thema für die Mehrheit der Schüler besser und schneller, wenn man auch bestimmte Pfade einschlägt. Jedoch ist das auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich, je nach dem, was er genetisch für Fähigkeiten und Lerntechniken mitbringt und wie seine bisherigen Erfahrungen aussehen.
Lernen bedeutet auch am Anfang schlecht zu sein um mit der Übung besser zu werden. Das übersehen leider viele Lehrer, wie sie nicht merken, was sie mit den Jahren alles gelernt haben, die Schüler aber noch nicht wissen können. Manchmal scheinen ebenso Lehrer nicht zu begreifen, dass man ihren Stoff nicht komplett beim ersten Male des Vermittelns behalten kann. Gelerntes muss eine Weile (Wochen, Monate, Jahre) ruhen, noch einmal durchgenommen werden und dann effektiver verarbeitet werden.
Lernen heißt Bewusstseinszustände zu übertragen, von jemand anderem in dessen Bewusstseinszustand bzw. dessen Perspektive eingeführt und mitgenommen zu werden. Wissen ist ein Werkzeug dafür. Für gewisse Ebenen von Bewusstsein ist eine bestimmte Intelligenz erforderlich. Diese Intelligenz kann man sich aber erarbeiten und erlernen. Je nach Anfangsvoraussetzungen ist das jedoch mühsamer und langwieriger und wird eventuell nicht erreicht, weil es zu lange dauert und zu anstrengend ist. Um etwas Komplexes zu verstehen und bewusst zu erlernen (also nicht nur zu trainieren und damit unterbewusst Bewegungsabläufe zu lernen und sich daran zu gewöhnen), muss man also das Bewusstsein des Lehrers übernehmen bzw. mit seiner Hilfe ein neues Bewusstsein für das Thema aufbauen, wodurch man ähnliche oder genauere und bessere Ergebnisse erzielt, was jedoch umso langwieriger ist
Beispiel um das zu erreichen:
Um ein Werkzeug, Instrument, Sportgerät richtig, effektiv und sogar virtuos zu verwenden kann man sich vorstellen, dass das Gerät ein Teil des Körpers ist und man sich nur mit diesem Gerät vollständig ausdrücken kann. Da wird der Degen zum verlängerten Arm für die Verteidigung, das Cello zum Klangkörper um Gefühlen Ausdruck zu verleihen und das Auto zum Inbegriff der Mobilität und Reisefreiheit.
Bewusste Informationsaufnahme und stetes Üben fördern den Übergang von Wissen und Können in alltägliches Tun. Das geht ins unterbewusste Handeln über und befördert den Ausführenden meist unmerklich (stufenlos) auf höhere Ebenen. Nur selten merkt man bewusst eine Veränderung, z.B. wenn man eine Tätigkeit lange nicht ausgeführt hat oder Zeugnisse über vergangene Ergebnisse plötzlich wieder findet.
Um dieses Bewusstsein zu erlangen bringen die Menschen unterschiedliche Voraussetzungen mit. Manche besitzen für das zu erlernende Wissen bereits eine gute Startposition, die dem Ziel schon sehr nahe ist. Diese Talente sind im Grunde nur das, was man zu einer bestimmten Zeit und durch bestimmte, erlernte Fähigkeiten bzw. Bedingungen (der Denkart / des Körperbaus) gut kann. Die dadurch gesparte Zeit muss genutzt werden, um so wenig wie möglich Energie aufzuwenden und denjenigen dahingehend zu fördern. So bleibt mehr Zeit um andere in ihren Talenten zu fördern. Die Effektivität (der maximale Erfolg) und die Effizienz (beste Nutzung der Ressourcen bei mit geringstem Zeitaufwand) steigen.
„Lernen“ bedeutet immer einen Mehraufwand als „Arbeiten“. Denn sonst könnte man, wenn man lesen kann, alles sofort wissen. Der Mehraufwand muss aber nicht negativ sein.
Wissen (ins Gehirn) zu pflanzen ist behaftet mit dem Vorgang die Motivation als Saat auszubringen und viel Dünger (Fleiß) hinzu zu geben, um irgendwann einmal ein Extrakt des Krautes im Kopf zu haben. Alles andere ist zu diesem Zeitpunkt schon verwest.
Bewusstsein lässt sich nicht von einem Menschen auf den anderen kopieren. Um von anderen lernen zu können sind eigene Erfahrungen nötig. Deswegen ist der Lernvorgang ein absolut individueller Prozess. Jeder muss seinen Weg zum Ziel des Wissens selbst gehen. Lehrer können bestenfalls die richtige Richtung erkennen und den Schüler dahin leiten.
Der Unwille zum Lernen und das Reaktionäre schränken das Bewusstsein ein, wie auch - allerdings weniger - Naivität und Gutgläubigkeit (da weniger aktive Auseinandersetzung und Prüfung stattfindet).
Man erkennt erst, dass man etwas nicht erkannt hatte, wenn man es nicht versteht. Denn dann ist einem Altbekanntes oder Ignoriertes bzw. nicht Aufgefallenes neu. Ob man gelerntes Wissen weiß, sieht man in der Situation, in der man es braucht. Nur wenn der Geist auf die richtige Situation eingestellt ist (zum Beispiel die des Lernens, des Helfens anderer, etc.), wird man auch das Wissen (wieder) finden oder sogar neu kombinieren können.
In Prüfungssituationen kann es helfen, sich in die Lage eines Beraters des Fragenden zu versetzen, ihn als hilfsbedürftige Person anzusehen, die von einem etwas wissen will, um ihre Situation zu verbessern.
Aber erst wenn man sich selbst Fehler eingesteht, kann man aus ihnen auch lernen. Kurzfristig muss das Ego überwunden werden um langfristig erfolgreich zu sein.
Erkenntnisgewinn beim Lernen:
Erkenntnis muss entlockt werden. Sie ist im Menschen bereits in einer bestimmten Weise angelegt (im Rahmen seiner Persönlichkeitsmöglichkeiten), aber der einzelne muss sie selbst entdecken. Durch Erlernung weiterer Fähigkeiten und Intelligenzsteigerung im Laufe des Lebens (bis sie durch Demenz wieder abnimmt) können sich neue Grundlagen für weitere Erkenntnisse schaffen. Den Weg dieses Erkenntnisnetzes bestimmt aber jeder Mensch selbst, soweit er sein Leben selbst bestimmt.
Wissensdurst wächst vermehrt und sprunghaft wenn neue Zusammenhänge erkannt werden, wie auch die Einsicht, in Wissen als Gut, das schon vorhanden sein muss, um weiter zu erkennen. Wissen geht mit Interesse einher und lagert weiteres Wissen an bereits vorhandenem an (Abb. 35 (III.) a)). Gerade in der Kindheit ist diese Entwicklung stark ausgeprägt, weil man von der Neugier getrieben ist alles zu erkunden, zu erklären und zu verstehen. Später versteht man dann umso besser, je mehr man weiß und das Wissen auch versteht in Bezug auf das Problem anzuwenden. Wissen zeichnet sich vor allem durch Anwendung aus. Man wird als klug bzw. schlau (also wissend) erkannt, wenn man anderen beweist, was man weiß. Das geht über nervige Selbstdarstellung, Angeberei und Besserwisserei oder gezielte Vorführung.
Lernen (einer Sache, wie im Leben) verläuft in dieser logistischen Art (mit mehreren Unterteilungen, vor allem am Anfang des Lebens ist die Kurve wesentlich steiler) (Abb. 35 (III.) b)), gerade wenn man glaubt, eine neue Stufe (der Erkenntnis, vom Sprachverständnis, etc.) erreicht zu haben, befindet man sich an einem Scheitelpunkt der Kurve und glaubt zunächst, kaum noch besser werden zu können.
a) b)
Abb. 35 (III.) – Wissensexplosion a) in der Kindheit, b) im gesamten Leben
Da ein Mensch nicht alles wissen kann und ihn auch nicht alles interessiert, sondern der Mensch sich nach seinen Vorlieben, Gewohnheiten und Fähigkeiten richtet, wählt er meist früh selbst aus, was er im Leben machen will. Das kann unterbewusst (indem er einfach den vorgegebenen Weg geht) oder höchst bewusst geschehen (indem er genau weiß, was er will und alles dafür tut, um das zu erreichen).
Abb. 36 (III.) – Lernkurven im Leben: 1) eher veraltet (Universalgelehrter, Überlebenskünstler); 2) modern (Spezialist, Experte)
Zuerst lernt man sehr spezifische Dinge, bis man ein Allgemeinverständnis der Welt erhält und sich weiter spezialisiert oder den Ursprung sucht (Abb. 36 (III.)).
Je mehr man etwas Spezielles versteht, umso weniger denkt man über andere Dinge nach. Man fühlt sich wohler, wenn man nicht über alles nachdenken muss, sondern sich auf das Wesentliche seiner Fachrichtung konzentrieren kann. Dagegen fächert man sein Wissen und Können breiter auf, wenn man nicht alles versteht.
Wissen ist nützlich, kann aber auch vom Wesentlichen ablenken. Daher sind wir darauf geeicht, nur potentiell Nützliches zu lernen oder nach Notwendigkeit oder unseren Interessen bzw. dem Vorwissen unsere Tätigkeit zu wählen.
Entwicklung im Lernen:
Der menschliche Geist kann sich theoretisch mit jedem Problem befassen. Doch die Probleme, welche ihm unterkommen, sind solche, die seine Entwicklung bestimmen. Es kommt darauf an, wie viel Energie man investiert (in Wissenserwerb, Fähigkeiten, Glückssuche), um schließlich geistig zu wachsen. Die Anfangsfähigkeiten und Bedingungen kann man sich nicht aussuchen. Aber je mehr man aktiv (diszipliniert) macht, umso mehr entwickelt man sich (darin) und entfernt sich vom Kindlichen und von der Naivität (auf diesem Gebiet). Disziplin besteht aus Selbstverständlichkeit gegenüber der Tatsache, für die man diese Disziplin braucht.
Der Mensch muss daher nehmen, was er bekommt, was in seiner Reichweite liegt. Neiden anderer bringt nichts, weil einem deren Probleme meist nicht unterkommen. Sie leben ein anderes Leben. Sein eigenes muss man so zum Laufen bringen, wie man es selbst will. Andere können uns nur Anleitung dafür sein. Manchmal müssen auch seichte Gemüter Krieg erleben, um davon zu berichten und die Wahrheit zu erfahren, um sich zu entwickeln und Realität zu schmecken.
Wünsche und Ziele sind - bis auf die Triebe - nicht im Menschen angelegt. Sie müssen „erfahren“ und gefunden werden. Der im Menschen angelegte Geist aber beschäftigt sich mit Themen, aus denen Fragen und Wünsche als Ergebnis hervorgehen. Die Lösung der Fragen und Erfüllung der Wünsche ist dann das Streben, die Arbeit, die Aufgabe, der der Mensch sich hingibt und in der er letztlich auch einen Sinn sieht und aufgrund derer er willig lernt.
Interessen entwickeln sich schließlich aus den Erfahrungsgebieten. Womit man unterbewusst viel zu tun hat, worum sich die Gedanken drehen und haften bleiben und die Zeit, Möglichkeit (Intelligenz) und den Drang haben, ist auch wofür man sich interessiert. Oft wird dies beeinflusst durch eine bereits bestehende Domäne (Gruppe), nicht ganz verstandene Verhaltensweisen und Bewunderung.
Der Mensch lernt durch Kopieren von anderen Menschen und erst später durchschaut er diese längst angenommenen Verhaltensweisen. Persönlichkeit jedoch entsteht nicht durch Kopieren, sie muss sich entwickeln. Manche schaffen diesen Schritt nie – oder lassen sich wieder zurückwerfen. Wir versuchen jeden in seiner Art nachzuahmen, wenn der andere damit erfolgreich war.
Und so wie die gesprochene Sprache eine Bewusstseinserweiterung ist, lernen wir auf jedem anderen Gebiet Informationen mit der richtigen Grammatik (dem Schlüssel / Gleichungssystem) zu interpretieren. Wir lernen über Vergleiche mit bereits bekanntem Wissen. Als Kleinkind ist das vor allem sinnlich, denn diesen Reizen können wir nicht entgehen. Sie werden automatisch interpretiert (vom Instinkt).
Ein Kind wird solange mit seiner Tätigkeit fortfahren und sie ausbauen (bzw. verschlimmern) wenn sie Spaß bringt, bis es am eigenen Leib Schmerz oder unangenehme Veränderung bemerkt. Was andere fühlen ist ihm egal, da ihm die Vorstellungskraft dafür fehlt und moralisches Denken noch nicht ausgeprägt ist. Es lernt nicht durch Überlegen, sondern durch Folgen. Wenn es die Folgen übersteht, wird es aber umso stärker sein. Eine Anleitung ist daher erforderlich. Das kann durch Vorbilder geschehen. Furcht und Bewunderung sind die stärksten Eigenschaften eines Vorbildes. Furcht jedoch gebiert nicht selten Hass oder lähmende Angst, Bewunderung zuweilen Neid oder Selbstüberschätzung.
Vorbilder können immer nur einer oder wenigen Eigenschaften genügen, in denen sie hervorstechen. Für andere Eigenschaften braucht man auch neue Vorbilder. Vorbild zu sein heißt daher aber nicht ein besserer Mensch zu sein, sondern lediglich anderen eine Richtung zu weisen – bewusst oder unbewusst.
Allerdings sollte man sich davor hüten zu hohen Ansprüchen zu folgen, die man in Vorbildern zu erkennen glaubt. Denn oftmals haben sie lange, schwere und unfreiwillige Wege beschritten um dorthin zu gelangen oder stellen sich bei näherer Betrachtung gar nicht mehr als so vorbildlich heraus, weil sie zu einem Bild für die Öffentlichkeit stilisiert wurden.
Anfangs im Leben sieht man in anderen immer reine Charaktere. Sie stehen nur für sich und unterscheiden sich erheblich von den anderen. Das hat den Zweck um Grenzpunkte festzustecken und sich in der Welt orientieren zu können. Später, wenn man mehr Menschen getroffen und kennen gelernt hat, merkt man die Zwischentöne und vergleicht mit denen, die man schon kennt, erkennt bekannte und neue Züge und verteilt so die Sympathien. Die ersten Personen (und Erlebnisse), die man trifft, sind daher die reinsten, die man je zum Vergleich ziehen kann. Das macht auch einen Grund dafür aus, dass man sich später nach diesen Personen oder Zeiten zurücksehnt oder sich Bekanntschaften sucht, die denen gleichen.
Eine rein hochqualitative Lebensweise ist auch einseitig – der Anreiz der „niederen“ Freuden und Erfahrungen fehlt und so verengt sich das Weltbild (solange andere diese Freuden empfinden und empfinden wollen) und das Gefühl Mensch zu sein schwindet. Denn der Mensch definiert sich eher durch einfache Freuden. Manchmal muss man jedoch absteigen, um weiter zu kommen.
Man muss immer unter sich schauen, um sein Glück zu begreifen und auch, um Neues, Anregendes zu erfahren. Der Blick über einen selbst blendet nur durch die strahlende, makellose Welt. Erst wenn man näher heran tritt, erkennt man, dass auch dieser funkelnde Stern (z.B. ein „Filmstar“) Sonnenflecken hat und man selbst es eigentlich ist, von dem die Strahlen an den darüber Stehenden reflektiert werden. Denn ohne Bewunderer strahlt kein Star heller als andere. Erst die Bewunderer werfen das Licht der Aufmerksamkeit auf ihn.
Man kann noch so intelligent veranlagt sein, aber erst der Dialog bringt einen voran, indem man seine Gedanken austauscht und mit dem Austausch vorankommt. Durch Kommunikation lernen wir als Kinder die grundlegenden Eigenschaften eines Menschen. Die reine Naturbeobachtung und das Ableiten und Anwenden von Regeln daraus folgt erst später und ist lediglich ein Nebenprodukt. Kinder interessieren sich eher für die Erkennung von Regeln und Mustern. Sie spielen lieber damit, als sie konsequent und richtig zu benutzen. Daher sind sie auch kreativer und Fehler (z.B. in der Grammatik) fallen ihnen weniger auf, weil es für sie das „Richtige“ noch nicht kennen, wodurch sie Sprachen und Neues bessere lernen. Sie gehen lieber mit der Mode und akzeptieren Neues, statt Altes zu verteidigen. Dadurch sind sie aufgeschlossener und intelligenter und verstehen (z.B. Sprache) besser, auch wenn sie darin noch nicht so geübt sind.
Der Dialog kann auch mit sich selbst geführt und so formal geübt werden, indem man die Positionen unterschiedlicher Charaktere annimmt und sich als eigenständige, selbstbewusste Menschen vorstellt. Aber dabei bleiben sie doch immer nur Identitäten des eigenen Selbst.
Wahrer Dialog zwischen unterschiedlichen, voneinander getrennten und unabhängigen Geistern ist daher wesentlich produktiver. Der Dialog im Inneren kann aber die Meinungen anderer noch einmal analysieren, vertiefen und damit für sich selbst annehmen oder ablehnen. Es ist die Reflexion der Erfahrungen. Doch auch wenn man die Meinung im Bewusstsein ablehnt, nimmt man sie sich unterbewusst dennoch an und zu der eigenen hinzu. Man erweitert sein Bewusstsein um diese Meinung, selbst wenn man sie kategorisch ablehnt – falls sie nicht eindeutig und vollständig mit den eigenen Überzeugungen widerlegbar ist.
Entwicklung erfolgt am besten in Schritten äquivalenter Größe zum bisherigen Stand (an den man sich gewöhnt hat). Leichte Vergrößerungen können förderlich und beschleunigend wirken, aber ab einer bestimmten Größe kommt man aus dem Ausfall nicht mehr hoch, das heißt die Zwischenphasen fehlen und es gibt keinen verständlichen Anschluss mehr. Zu kleine Schritte dagegen scheinen unendlich zu sein und lassen kein Ende sehen bzw. das Ziel und die Motivation verlieren. Daraus wird die Subjektivität des Lernen sehr deutlich.
Je weiter die Entwicklung voran schreitet, umso zielsicherer, effizienter und korrekter muss man werden und mit der höher entwickelten Technik umgehen, bis diese Art zur Perfektion wird (die schließlich kaum noch vom Menschen erreicht werden kann).
Abb. 37 (III.) – Verständnisebenen des individuellen Geistes (vgl. Abb. 11 (I.), „Neue Teilgebiete“)
Je weiter man ins Detail geht, umso niedriger, aber komplexer und realer (denn näher an der Wirklichkeit) ist das Niveau (Abb. 37 (III.)), worauf man sich bringt (innerhalb seiner Intelligenzebene). Denn wer sich mit abstrakten Dingen beschäftigt sucht den Ursprung der Wirklichkeit und steigt höher in die Ebene, kommt damit aber auf einfachere (d.h. weniger komplexe) Ebenen. Doch der Weg auf die einfachen Ebenen ist umso schwieriger, da man die Zusammenhänge verschiedener gleichwertiger Ebenen erkennen muss.
Doch um sich wirklich zu entwickeln, muss man tief graben und diese Zeit mit Demut anderen gegenüber ertragen. Sie erkennen diese Entwicklung nicht oder nur sehr spät, ebenso wie man selbst und werden ebenfalls wie man selbst gar nicht mitbekommen, dass man bald schon über ihnen steht.
Methoden des Lernens und Lehrens
Spielen heißt Lernen:
Daher spielen besonders Kinder häufig und machen es sehr gerne, weil sie so Abläufe und die Welt unbeschwert kennen lernen. Spielen bedeutet Regeln und Systeme zu begreifen und in dem man sie darin verbessert, durch Fehler und Berichtigung die Logik dahinter zu verstehen. Musik spielen oder Kunst im Allgemeinen schafft daher auch eine Virtuosität und Kreativität im Umgang mit Problemen, dass man umso schneller einen Lösungsweg findet, auch wenn keine Vorgaben gemacht werden. Denn die freie Assoziation und Kreation erfordert einen höchst bewussten Umgang mit der Aufgabe und Einbeziehung aller Fakten, die man kennt, um unterbewusst und mit wenig Anstrengung, aber hoher Motivation eine individuelle Lösung zu finden. Denn Kunst ist derart frei von Regeln, dass alles machbar ist und idealerweise keine Grenzen im Denken bestehen bleiben – auch keine moralischen.
„Spielen“ bedeutet die Situation zumindest anfänglich zu beherrschen, ohne jedoch zu wissen, wie sie ausgeht. Daher entbehrt der Wille zu spielen meist ein tiefes– Risikobewusstsein oder sogar Angst und ist daher auch angenehm. Zu wissen wie es ausgeht kann dagegen Angst hervorrufen und bedeutet dennoch weiterzumachen, also im Gegensatz zum Spielen einen Plan bzw. eine Taktik / Strategie zu verfolgen.
Erziehung heißt Lehren:
Je früher die Erziehung in eine bestimmte Richtung einsetzt, umso erfolgreicher ist sie. Das gilt vor allem für den Beginn des Bewusstseins bei Kindern. Genauso ist aber auch eine negative Erziehung (Vernachlässigung, Missbrauch, Gewalt, etc.) erfolgreich in der Prägung des Menschen. Denn die negative Deutung der Erziehung beruht auf der jeweiligen Moralvorstellung des Betrachters. Der Mensch will und kann jedoch auch nicht auf ein Stadium oder eine Rolle seines Lebens reduziert werden. Schon als Kind spielt er „Eltern“ und als Greis will er kindlich vergnügt sein. Er ist gleichzeitig Lehrer und Schüler. Nur der Inhalt wechselt. Neben dem Dasein als Gutmenschen muss er sich auch daneben benehmen dürfen.
Erziehungsfähigkeit liegt nicht im Menschen programmiert vor. Meist übernimmt man sie automatisch von den Eltern oder durch seine individuelle Auffassung von der Welt. Daher bewahren sich auch viele Methoden und Fehler über die Generationen.
Bsp.: Der elterliche Spruch „Das hättest du dir vorher überlegen müssen!“:
1. Man kann sich nicht jede mögliche Folge im Vornhinein überlegen, da a) das menschliche Gehirn rein kapazitär gar nicht dafür ausgelegt ist und b) man damit niemals fertig würde, folglich nie etwas tun könnte.
2. Der Entdeckungsdrang des Kindes würde vehement verhindert und bestraft auch noch dafür mit Rüge, da man so niemals (aus Fehlern) lernen würde. Jegliche Erfahrung würde verhindert.
3. Es würde kein Leid, aber auch kein Glück auf der Welt geben, da spontane Handlungen dazu notwendig sind.
Die Menschheit hat angesichts dieses autoritären Ausspruches also die Wahl, vor der die Menschen schon seit langer Zeit stehen und die bereits durch etliche Abhandlungen aufgegriffen wurden: entweder rational denken oder mit Glück und Leid leben. Und das soll ein Kind abwägen können?
Natürlich besteht ein erzieherischer Hintergrund für diesen Standardspruch: Das Kind soll lernen bewusst und folgenreich zu denken. Ein Kind allerdings für etwas zu schelten, was es nicht kann, überfordert es zu unnötig. Der Spruch folgt außerdem erst stets hinterher. Ist das nicht auch ein Versäumnis der Erziehungsberechtigten, die versuchen mit diesem Spruch die gemeinsame Schuld, insbesondere aber ihre auf den Schwächeren, das Kind abzuwälzen? Das Kind spürt das. Unbewusst entwickeln sich Schuldgefühle und das ist etwas, das man nicht kontrollieren kann. Denn zusätzlich zu den Schuldgefühlen kommt noch die Botschaft: Du musst allein damit fertig werden, niemand hilft dir.
Wenn man Kinder neben der elterlichen Erziehung weiterentwickeln möchte, dürfen diese Versuche nicht mit den Ansichten der Eltern konkurrieren, wenn man sich nicht den Zorn der Eltern oder die Ablehnung des Kindes zuziehen will. Sie müssen vielmehr ergänzen und bestätigen, was das Kind an den elterlichen Ansichten gut findet. So kann man indirekt auch die Eltern mitlenken.
Nicht die Natur macht dem Menschen das Leben schwer. Denn würde er sich ihr fügen, dann wäre sie freundlich. Er selbst schafft sich mit selbst gemachten Regeln eine Hölle auf Erden, die durch irreale Zwänge schon in der Kindheit gewahr wird. Denn bloße Festlegungen, die nicht auf direkten Beobachtungen, sondern abstrakten Schlussfolgerungen und erst erlernbarer Logik basieren, sind für ein Kinderverständnis eine Qual. Und dieses Gefühl der Hilflosigkeit darin bleibt auf ewig erhalten. Erst wenn man selbst Nutzen aus den Gesetzen ziehen kann, lässt es sich zurück drängen, verbleibt doch aber immer.
Beispiel für autoritäres Schwarz-Weiß-Denken:
„Eigentlich“, „im Grunde“, „nicht wirklich“, „vielleicht“, „möglicherweise“, „vermutlich“, etc. sind Begriffe um Relativität auszudrücken.
Wenn der Lehrer fragt, ob man denn seine Hausaufgaben präsentieren möchte und man antwortet: „Eigentlich nicht“, dann heißt das, man will nicht riskieren sich zu blamieren oder die Mühe machen, es vorzustellen oder als Streber gelten, etc. Man will aber auch sehen, wie die bereits gemachte Arbeit ankommt. Der Lehrer sagt dann: „Was nun? Ja oder nein? ‚Eigentlich’ gibt es nicht!“ Das ist absolutes Denken, also Schwarz-Weiß-Denken.
Sobald die absolute Autorität (z.B. der Eltern) nachlässt beim Kind Nachhaltigkeit der Regeln zu fordern, fällt der Nachwuchs in ein Regelloch und kann mit der plötzlichen Freiheit zunächst nichts anfangen oder nutzt sie über die Maßen (z.B. bei Vernachlässigung, Scheidung, Tod, etc.). Allerdings wird dieser Zustand noch schneller erreicht, wenn die Autorität zu brachial benutzt wird.
Antiautoritäre Erziehung ist nicht grundlegend falsch. Sie ist im gewissen Sinn Garant für eine weltoffene und intelligente Entwicklung. Denn selbsterfahrene Grenzen sind erfolgsträchtiger als eingetrichterte. Doch muss die Entwicklung von einem Mindestmaß an erlernten Regeln begleitet werden. Kinder brauchen für den Umgang mit anderen strenge Vorgaben um sich daran kulturell orientieren zu können und später gesellschaftlich zu funktionieren (geht im negativen Sinn natürlich auch). „Streng“ heißt hier aber nicht, dass sie oft und heftig bestraft werden sollen, sondern dass die Regeln konsequent angewandt werden um ihre Logik und ihren Nutzen zu verstehen und dadurch zu respektieren. Regeln werden von Kindern häufig nicht verstanden. Doch sie sind für das Überleben der Kinder oftmals wichtig, z.B. in instabilen und brutalen Umgebungen. Nur Erwachsene können das einschätzen – denn aus Sicht der Evolution haben sie überlebt. Heute geht es weniger um das Überleben, eher um das glückliche, und friedfertige Zusammenleben, das es zu erlernen gilt.
Die Erziehung des Kindes durch die Eltern kommt irgendwann an einen Punkt, an dem die Eltern ihrem Kind nichts mehr beibringen können. Dann gibt es häufiger Meinungsverschiedenheiten und die nächste Generation muss ausziehen um das Erlernte anwenden zu können. Damit ist jedoch nicht die Pubertät gemeint. Der angesprochene Punkt liegt zeitlich hinter dieser Entwicklungsphase.
Mit bloßem Hass oder Ablehnung kann man allerdings keine Meinungsverschiedenheit beilegen. Erst, wenn man den anderen mit seinen Motiven versteht, kann man dagegen argumentieren. Alles andere ist Gewalt oder Gehirnwäsche / Umerziehung und provoziert Probleme und Rückfälle. Mit Argumentation und Diskussion erwirkt man aber eine Entwicklung statt bloßer Umerziehung und bekommt so eine Persönlichkeit, die auch die eigenen Fehler sieht.
Eltern betrachten ihre Kinder zumeist und natürlicherweise als erziehungsbedürftig und belehrungswürdig. Das ist später ein Grund für die Kinder auszuziehen. Sie sind der Lehre überdrüssig und fliehen vor der sichtbaren Unterdrückung. Vor dem Leben können wir aber nicht fliehen. Es lehrt unerbittlicher.
Man fühlt sich erst (langsam und zunächst zeitweise) erwachsen, wenn man genügend Sichtweisen und damit Persönlichkeiten in sich vereint, aus denen man schöpfen kann um selbstständig zu agieren oder ein genügend starkes Selbstbewusstsein aufgebaut hat.
Motivation und Interesse beim Lernen:
Die erste Motivation des Lernens entsteht aus der Notwendigkeit. Weil man etwas tun muss um zu überleben, will man es auch – denn diese Motivation ist (fast) immer vorhanden. Diese erste Wissensaufnahme prägt auch deutlich die Interessen und führt mit veranlagten Talenten zusammen zu einer Ausbildung der Persönlichkeit auf einem bestimmten Gebiet und einem entstehenden Bewusstsein, das darauf ausgerichtet ist und daraus besteht zu überleben. Erst dadurch gewonnenes Detailwissen lässt einen Grundwissen erwerben, das wiederum für weitere Details notwendig ist (zum Verständnis).
Interesse besteht vor allem darin, was man kennt oder schon mal gehört bzw. was man schier unglaublich findet, weil es den bereits bekannten Annahmen entgegen zu stehen scheint. Auch benutzte Sprache, Worte, Grammatik, Redewendungen, müssen einem dafür bekannt sein.
Interesse an einem Thema nährt sich in zweiter Linie aus dem Kopierenwollen der erfahrenen Tätigkeit, also der Verarbeitung und Nachahmung aus Spaß. Man will so werden wie das, was einem gezeigt wird, weil man es in seiner Vorstellung mit Anerkennung und Erfüllung verbindet. Daher ist die allgemeine Geschichte, die Physik, Naturwissenschaften an sich usw. als Interessengebiet auch eher unbeliebt bei jungen Menschen. Denn man kann niemandem nacheifern, wenn man die bloßen Sachverhalte liest. Durch Einbringen von Personen in den Lernstoff, möglichst in Verbindung mit ihrer eigenen Lebensgeschichte, kann mehr Interesse über diesen Werdegang der großen Vorreiter erreicht werden. Die mythischen Personen der Weltgeschichte könnten ein wenig menschlicher gestalten werden, z.B. so, wie sie wirklich waren; ihre Taten und Heldentaten müssen erklärt werden und wie es zu ihnen kam, warum eben diese Person dies tat und keine andere usw., um sie menschlicher und damit natürlicher zu sehen. Genauso verhält es sich mit anderen Dingen, z.B. physikalischen Vorgängen in bestimmten Lebenssituationen, Landschaften, etc. Sie sind erst dann besonders eindrucksvoll, wenn man ein Erlebnis oder eine Geschichte dazu kennt.
Sobald man sich Geschichte, Wissen, Meinungen als einem zugehörig oder eigen ansieht, wird man sich mehr dafür interessieren und begierig lernen wollen. Am stärksten lernt man daher, wenn der Geist wie auch der Verstand von einem Thema wie gefesselt sind, wenn dieses Thema ein großes Ziel langer Suche ist und sich dessen Gebiete stark mit den eigenen Interessen und vor allem den Wünschen decken. Man wird immer besser als andere sein, wenn man die Aufgabe oder das Thema für sich als Teil von sich selbst begreift und seine eigene, persönliche Auffassung von der Umsetzung mit größtem Interesse hineinlegt.
Eigenmotivation kann erst bei Schülern höheren Jahrgangs angenommen werden. Vor der Pubertät ist die Motivation vor allem von in Aussicht gestellter und bereits erfahrener Belohnung abhängig.
Was einem Angst macht, davor flüchtet man. Wenn es jedoch in einer harmlosen Form vorliegt, z.B. als Abbildung, studiert man es fleißig und erkennt einen Mechanismus und die Feinheiten. Mit fortlaufender Beschäftigung lernt man es schätzen und begeistert sich dafür, sodass eine Leidenschaft entsteht und man selbst Hand anlegt, um es zu verbessern.
Das ist eine mögliche Erklärung für z.B. Waffennarren, da sie eventuell besondere Angst vor dem Hieb eines Schwertes haben und auf Abbildungen davon eher auf dieses Werkzeug achten. Das entwickelt sich, so dass sie das eine als gut empfinden, das andere als schlecht oder unhandlich usw. Sie interessieren sich für diese nun und langsam und unmerklich wandelt sich Angst in Begeisterung und Wissen um.
Resignation im Lernprozess:
Wenn man aber noch nichts über ein Thema weiß, so lernt man erst einmal aus der Sicht des Lehrers aus. Weiß man dagegen schon etwas, so lernt man idealerweise die Sicht des Lehrers bzw. Details zusätzlich oder wird durch sie im schlechtesten Fall verwirrt.
Die Selbstverständlichkeit einer Arbeit mindert zudem die aktive Begeisterung, wenn nicht großes Interesse oder Pflichtgefühl besteht und die Vorgaben ehrgeizig erfüllt werden wollen. Dann fehlt aber meist der Vergleich zu anderen mit gleicher Arbeit und großen Erfolgen.
Motivation als Ehrgeiz entfaltet sich am besten bei kleinem, überschaubarem Konkurrenzkreis (zwei bis vier Gegner). Dabei können mehrere Auslesekreise (bei wesentlich mehr Konkurrenten) und Runden leistungsfördernd sein und dem Gefühl von Hoffnungslosigkeit entgegen wirken. Ansonsten ist im Fall einer Gegenüberstellung mit mehreren (hundert) Gegnern nur die Gleichgültigkeit leistungsfördernd (bzw. eigentlich erst leistungserhaltend, eine Steigerung gibt es dabei nicht), wenn man nicht selbst eine Favoritenrolle einnimmt.
Hat man später alles erreicht, stellt sich dieses Gefühl der anfänglichen Begeisterung oder Bewunderung oft nicht mehr ein, weil man bis dorthin bereits so viel erlebt hat, dass das anfängliche Ziel längst verschwunden ist und man neuen Zielen nacheifert. Gibt es schließlich keine Ziele mehr, lässt auch der Eifer nach und man verliert Ziel wie Sinn.
Zuerst der Spezialfall oder zuerst die allgemeine Grundregel:
Lehre sollte im Groben zwar von allgemein bildend zu speziell fördernd verlaufen, aber im täglichen Schülerleben am besten von der Wirkung zur Ursache („Warum ist das so?“) statt von Ursache zu Wirkung („Daraus folgt: …“), da alles Mögliche folgen kann und der Spezialfall interessanter ist als das blanke Gesetz, aber rückwärtig gewandt die Wirkung nur die bestimmte Ursache hat.
Wenn etwas nicht funktioniert, dann kann man versuchen alles soweit wegzulassen, bis nichts mehr vorhanden ist (von der zusammengehörigen Systemmaterie) und anschließend alles zuzufügen, was man braucht, bis es minimal funktioniert (also das tut, was es tun soll, aber nichts weiter kann). Will man es verbessern, kann man von dieser Grundlage ausgehen und immer wieder zurückgehen, wenn sich die Verbesserung bis zur Disfunktionalität entwickelt hat und selbst zum Problem geworden ist.
Es wird besser gelernt, wenn das Wissen direkt ins Leben eingebunden und gebraucht wird. Insofern empfiehlt sich wiederum eine anfängliche Spezialisierung (auf mehreren Gebieten), mit späterer Verallgemeinerung. So bleiben der Wissensdrang und die Frage nach dem „Warum?“ erhalten.
Allerdings bleibt bei genauerer Methode zu beachten, dass jeder individuell anders lernt. Mancher kann besser allein lernen, mancher besser in Gruppen, mancher sogar beim Anleiten (Lehren) jüngerer Gruppen.
Anfang (Problem) und Ende (Ziel / Lösung) sollten vor dem Lernen des Weges zur Lösung bekannt und beim Lernen stets im Bewusstsein sein. Es ist leichter einen notwendigen Zwischenschritt zwischen Start und Ziel (also Gegenwart und Motivation) zu setzen, als nur Schritt an Schritt ohne Ziel zu vollziehen. So bringen viele kleine Zwischenschritte jedoch weniger als eine große, allgemeine Brückenkonstruktion, die zwar noch wackelig ist, aber zunehmend ausgefüllt bzw. verstärkt wird.
Antworten nützen nichts ohne die dazugehörigen Fragen. Eine Antwort ohne Frage ist nicht pädagogisch wertvoll bzw. zieht keinen großen lerntechnischen Erfolg nach sich. Man muss schon etwas wissen, um interessiert zu sein. Zumindest eine Frage in dem entsprechenden Wissensgebiet muss aufgetaucht sein und wenn es nur die ist, was sich hinter dem seltsamen Namen des Gebietes verbirgt (z.B. „Was ist überhaupt Kryptologie?“). Der Weg zum Wissen, um die Motivation zu lernen, fehlt sonst. Dadurch fehlt auch das Interesse am Thema bzw. es wurde keine Herausforderung gestellt. Unklarheiten dagegen führen zum Wissenwollen. Widersprüche reizen den Geist. Erkenntnis und Wissbegierde werden stark von einem inneren Widerspruch getrieben, den man deswegen braucht.
Die Erfolgslinie beim Lernen und Studieren liegt in der Mitte zwischen Unterforderung und Überforderung. Das richtige Mittelmaß besteht zwischen der dargereichten Form des Wissen und der hernach praktischen Anwendung, Wiederholung und damit Vertiefung des Stoffes und der Offenlassung von Fragen, wobei sich der Lernende selbst ein Bild aus verschiedenen Blickwinkeln (je nach eigenem Aufwand) erstellt und seine Intensität selbst aufbringt.
Wird zu viel vorgegeben, dann wird das Interesse erstickt, wird zu viel offen gelassen, geht der Überblick verloren.
Beispiel bei Fernsehen: zu viele Folgen langweilen, zu viele Fakten überfordern
Bekommt man von einer unbekannten Sache dagegen nur einen Ausschnitt zu sehen, so erfasst man es gründlicher und teils objektiver als das Gesamtbild, weil die wenigeren Informationen leichter erfasst werden können und man nun ein Muster sucht, das zu diesem Ausschnitt passen könnte. Die Lust etwas zu ergründen ist geweckt. Was einen fasziniert und motiviert ist entweder das Erleben von Ungewöhnlichem (in Erzählungen, Filmen, Fantasien) oder den kurzfristigen Moment von Erkenntnis (Lösen von Rätseln, Verstehen eines Zusammenhangs) bzw. die Aussicht darauf.
Vorstellungsvermögen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen zum erfolgreichen Lernen. Dies ist am besten anschaulich zu bewerkstelligen (also oft in Form von Bildern, aber gerade in dem Medium, um das es eigentlich geht). So ist Physik am besten vorzuführen, Kunst selbst auszuprobieren, Geschichte als Rollenspiel mit den jeweiligen, betroffenen Gruppen zu erleben, Sprachen (auch das Deutsch-Fach für Deutsche) zu sprechen, Sozialkunde zu leben, Sport zu betreiben, etc.
Beispiel im Zusammenhang zum alltäglichen Nutzen:
- Laufen in Form von Räuber- und Gendarmspielen, Mannschaftssport um die bessere Note oder nur die besseren Voraussetzungen zu einer guten Note, usw., um immer einen Hintergrund zu liefern, aus dem der Sport entstanden ist oder wofür er gut sein könnte und auch Unbegeisterten eine Motivation zu geben
- Biologie am Objekt und in der Natur zu beobachten, Musik zu spielen (Gesang, in Bands, Orchestern, etc.)
- …
Dilemma zwischen Unter- und Überforderung:
- Ein Thema, das schwierig empfunden wurde, will in kleinen Stücken erarbeitet sein, mit vielen Pausen und Ablenkungen, sowie Zeit, um es zu verarbeiten. Zu viel auf einmal würde erschlagen und Lust zum Wiederholen gibt es nicht.
- Ein leichtes Thema dagegen wird bei zu viel Wiederholung langweilig, selbst wenn immer etwas Neues hinzukommt. Eher stellt sich das Gefühl ein, nie fertig zu werden, obwohl das Meiste schon bekannt ist. Besser ist die Kompression in ein einziges bzw. wenige Werke.
- Für jeden ist „schwer“ und „leicht“ etwas anders und das gemeinsame Lernen von sehr unterschiedlich talentierten Schülern ist schwierig und ineffektiv, wenn die Differenzen zu groß sind, da sich durch eine Gruppendynamik unter den Schülern mit der Zeit ein einseitiges Lehrer-Schüler-Schema herauskristallisieren würde. Es fördert die Zusammenarbeit und die Lerneffizienz am besten, wenn die Lehrer-Schülerpositionen untereinander wechseln können, um so zu verstehen, dass jeder seine Stärken und Schwächen hat und das zu akzeptieren.
Ideales Studium und Lernbereitschaft:
Man kann nicht lernen ohne etwas wissen zu wollen (etwas herausfinden zu wollen, etwas zu suchen). Ideal wäre Studieren um Wissen erlangen zu wollen, ohne Lehrplan, frei nach Interesse, ohne Zeitvorgabe, ohne Berufsziel und ohne Geldnot (vgl. „Das Glasperlenspiel“, Hermann Hesse). Dann wäre man ein Gelehrter, aber auch ein Elfenbeinturmbewohner. Man studiert im Idealfall etwas, um ein dringendes Wissensbedürfnis zu befriedigen. Falls man es befriedigt hat, wendet man es an. Ist es noch nicht gestillt, spezialisiert man sich und forscht weiter, jedoch auch immer mit einer Geld- und Zeitvorgabe.
Der Mensch ist eher bereit zu lernen, wenn sein zu erlernender Stoff scheinbar zufällig auf ihn trifft bzw. er auf den Stoff. Ist der Weg jedoch vorgegeben, so sucht er nach möglichen Alternativen, aus reiner Neugier. Das Problem bei selbständigem Lernen von vorgegebenem, relevantem Stoff ist das nicht erkennbare bzw. fehlende Erfolgserlebnis, das sich bei freiwilligem Studium aus dem Wunsch heraus begründet, etwas verstehen zu wollen statt zu müssen. Wenn man etwas lernen muss, dann kann man es zwar besser und schneller als das selbstständige Erarbeiten eines Themas (weil die ausgewählten Fakten schon vorgegeben sind). Es wird allerdings nicht so weit fortgeführt, macht nicht so viel Spaß und wird schneller wieder vergessen bzw. ist nicht so detailreich gelernt, da das eigen erworbene Wissen sich von dem der anderen unterscheidet und den eigenen Weg durch das Thema auf dem bestmöglichen Lehrpfad beschreibt. Am sichersten kann man etwas, das man sich selbst beibrachte. Alles, was man gelehrt bekommt, wird einem an eigener Entwicklung vorweg genommen. Zwar weiß man im Nachhinein mehr als jene, die es selbst erfuhren, aber man ist wesentlich unsicherer im Umgang damit und auch weniger standhaft. Doch auch hier gilt das Prinzip des Dualismus: entweder man lernt viel von anderen und bekommt damit größeren Einblick und Überblick oder man bleibt selbst und natürlich und wird nur das, wofür man auch Interesse zeigt und von der Natur her geeignet ist.
Lernen-Müssen ist für einen persönlich nicht mehr so schön wie freiwilliges Wollen, weil man nicht aus einer eigenen Fragestellung oder Anregung heraus darauf gekommen ist. Es gehört dann nicht zum natürlich gewachsenen Bewusstsein und ist daher umso schwerer zu begreifen, weil man sich erst ein Bewusstsein dafür aufbauen muss. Wenn man dann jemanden hat, den man konkret fragen kann, statt vorgefertigte Standardfragen zu beantworten, hilft das der Bewusstseinsfindung für das Thema und damit der Wissenserweiterung enorm weiter.
Wenn man etwas nicht von sich aus ohnehin schon wissen will, dann lernt man außerdem nichts richtig (mit Eifer und damit mit größtmöglichem Erfolg), was man lernen müsste. Auch über in Aussicht gestelltes Lob funktioniert das nicht perfekt, da man für den Augenblick lebt und das, was irgendwann vielleicht folgt, nicht besonders erfolg- bzw. lustversprechend ist. Man kann die Vorstellung nicht gegen den ungezwungenen Moment ersetzen. Der Mensch macht nichts, wofür er sich übermäßig anstrengen muss, ohne den Erfolg zu sehen. Selbst, wenn er weiß, wofür er lernen müsste, haben sich die späteren Erfahrungswerte noch nicht tatsächlich in Form von Neuronenverbindungen gebildet.
Nur schlimme Strafe (wie das Enttäuschen einer geliebten und umworbenen Person, der Tod, etc.), die auch immer und in jedem Fall vollzogen werden, motiviert ausreichend, um das Gleichgewicht außer Kraft zu setzen (also Startenergie, die aufgebracht werden muss), kann aber nicht die ungezwungene Neugier ersetzen und wird später auch nur widerwillig angewandt werden.
Studieren kann dann erst, wer den Zwang des Lernens als (Wissen-)Wollen verinnerlicht und Motivation hat und wer erkennt, dass man nicht alles verstehen kann und muss, ist fähig effektiv und effizient zu studieren und sich auf wenige, wichtige Aspekte zu konzentrieren, um bewusst und intelligent die Themen zu wählen, die zum Verständnis führen. Nur Anzweifeln und Nachfragen zeigt bewusstes Nachdenken und begründet Studierfähigkeit.
Die Neugier würde ihn dagegen ohne Vorgabe auf nur einem Weg halten, da er die gewählten Entscheidungen als seine eigenen und als bestmögliche auslegen würde, somit am eifrigsten dabei wäre und nicht abweichen würde. Ein Studium sollte dann enden, wenn man denkt, dass man nichts mehr lernen kann oder will. Der anschließende Beruf (egal in welchem Alter) fällt dann umso leichter.
Vom Menschen verlangt man zu abstrahieren, also vom eigentlichen Schluss abzudrehen und „zwischen den Zeilen“ zu lesen. Doch genau dadurch entstehen die meisten Fehler in Bezug auf den erwünschten Schluss, da man vorher nicht weiß, welcher der richtige Rückschluss ist. Durch eine andere Formulierung wird vieles schon klarer (daher ist es immer besser noch mal nachzufragen). Wer dagegen nachfragt zeigt zwar zunächst Schwächen im Verständnis, offenbart dagegen auch Interesse am Thema und Ehrlichkeit oder bemerkt sogar Widersprüche und hat also darüber nachgedacht.
Wer begreift, dass vieles auch funktioniert, ohne dass er es von anderen lernen muss, denkt selbstständig, sinnerfassend und ersinnend. Dann kann er beginnen Thesen zu verfassen. Selbststudium ist dagegen nicht wissenschaftlich. Wissenschaft entsteht durch häufige Rücksprache, Vielsichtigkeit (viele Perspektiven) und Kommunikation.
Studieren:
- lernen, Überblick erlangen, zweifeln
- Erkenntnis, Bewusstsein für die Welt
- sehen, dass andere auch so denken und nur auf diese Weise begeistert und geeignet gearbeitet werden kann
- eigene, allgemeine, aber immer offen gehaltene Welthypothese finden
Studieren bedeutet oft Gehirnwäsche: die Zerlegung und Neuordnung eines Verstandes, denn man beginnt immer mehr an seinem vorherigen Wissen zu zweifeln. Als Student zweifelt man zuerst, wird dann toleranter und glaubt zunächst alles, weil man für alles offen wird und begreift, dass alles irgendwie möglich ist, auch wenn man es sich nicht vorstellen kann. Man kann sich nun in viele Situationen hineinversetzen und wird tolerant und letztlich dadurch intellektuell. Danach folgt oft eine sture Ablehnung gegenüber allem anderen, was man nicht im Studium lernte und man zweifelt wieder an, was nicht mit seiner Überzeugung übereinstimmt. Der gesunde Zweifel ist durchaus auch wichtig, da endlose Toleranz niemanden voranbringt und man seine mittlerweile gebildete Meinung auch verteidigen muss um verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.
Das Studium lehrt nur, was der Fachbereich bisher schon weiß, nicht aber unbedingt, was man brauchen wird. Daher ist es ein Blick in die Vergangenheit der Wissenschaft. Die Zukunft muss man mit diesem Wissen aber selbst lernen.
Intellektualität:
Intellektualität unterscheidet sich von Intelligenz in der Anwendung. Während Intelligenz pragmatisch auf das jeweilige Problem angewendet wird, muss bei intellektuellen Menschen die Selbstreflexion, eine eigenständige Persönlichkeit (mit einem gut ausgeprägten, eigenen Willen) und Toleranz sowie eine Anwendungsbereitschaft (Motivation) vorhanden sein. Dadurch lässt man die Wirkung seiner genossenen Bildung auf seinen Charakter und seinen Geist erkennen. Voraussetzung ist allerdings Disziplin bzw. Selbstkontrolle und ein eigenständiger Wille und Geist. Wer zweifelt und an den allgemein beworbenen Werten der Gesellschaft nicht stark interessiert ist, gehört dadurch eher zur geistigen Oberschicht. Denn er ist von modischen Trends eher unabhängig und folgt nicht jedem Argument, sondern entwickelt eigene Ziele und ein eigenes, differenziertes Weltbild.
Die intellektuelle Mittelschicht hält sich tatsächlich für etwas Besseres. Sie definiert sich über Statussymbole, Arbeitszeiten und Macht bzw. Beziehungen (wen man kennt, wie großartig die Verwandten doch sind). Realität wird weitgehend ausgeblendet, weswegen diese Menschen weniger anfällig für Depressionen sind, aber oft auch anfällig für Betrug. Sie denken schwarz-weiß und nutzen ihre logischen Fähigkeiten weniger intensiv, lehnen das meiste sogar ab und sind intolerant anderen Meinungen gegenüber.
Dagegen hat die geistige Elite begriffen, dass sie nicht alles wissen und kennen können und ist kompromissbereiter. Ihre Welt ist realistischer, wenn auch oft düsterer. Intellektuelle gehören häufig aber auch zur geistigen Mittelschicht, vor allem, wenn sie glauben ihre harmonischen Ansichten auf alle übertragen zu können und Probleme herunterzuspielen.
Die Dummen dagegen leben das Leben selig Verrückter, die Sorgen nur im kleinen Maßstab wahrnehmen, aber die großen Probleme gar nicht erkennen.
Effektivität des Lernens
Effektivität beim Lernen (was das Studieren seiner Umwelt angeht) ist abhängig von der Denkweise, die man zum Zeitpunkt des Denkens hat. Das bedeutet sich vor nichts zu sperren, also möglichst keine Prinzipien zu verfolgen, sondern stets nur die aktuelle Erfahrung (in ihrer Gesamtheit und Bezug zu anderen Erfahrungen) zu Grunde zu legen. So kann man sich dem System, in dem man lebt bzw. mit dem man zurecht kommen muss, am besten anpassen.
Man kann sich nicht immer alles herleiten. Erstens dauert es zu lange, zweitens kann es fehlerhaft sein (durch Zweideutigkeiten) und drittens kommt man oft zu anderen Lösungen als in diesem Moment die beste und schnellste wäre, wenn man sie auswendig gelernt hätte, weil man den Weg nicht einstudiert hat.
Ein Interessierter beginnt sich automatisch für ungezwungene Nebenfähigkeiten zu interessieren, wenn er sie braucht. Man kann zwar nicht alles gleichzeitig in einem Leben können, wie man nicht in alle Richtungen einer Kreuzung gleichzeitig gehen kann. Aber man kann jede beliebige Richtung wählen, also verschließt sich einem kein Können.
Dabei lernt man erst das Werkzeug (= Wissen) richtig kennen, wenn man es auf etwas anderes anwenden muss. Es lernt sich leichter, wenn man den Lernstoff für Höheres braucht / anwenden kann und es wird deshalb damit herum probiert und von allen Seiten betrachtet – meist ungewollt. Denn man will eigentlich etwas anderes damit machen. Aber genau dadurch lernt man damit umzugehen und seine Anwendungsmöglichkeiten zu begreifen.
Bsp.: Zunächst lernen wir (eine Sprache) auswendig und erst später (mit ihrer Anwendung) verstehen wir den tieferen Sinn (der einzelnen Worte).
Neue Bewusstseinszustände werden normalerweise durch Kopieren anderer erlernt. Man lernt Wissen. Allerdings kann man es sich auch selbst erarbeiten oder überlegen. Nur sind dazu meistens Denkmethoden anzuwenden, die Kraft kosten und ebenfalls erlernt sein müssen. Sie aber auch bewusst anzuwenden erfordert einen Willen, das zu tun. Der kann im Ehrgeiz bestehen, im Pflichtbewusstsein, in der reinen Übung / der Routine, der Angst oder dem Spaß, der Herausforderung, Wettbewerb, Überlebenskampf, etc.
Man kann warten, bis einem über die Hürde ein Leiter gestellt oder eine Treppe gebaut wird, die man erklimmt oder man macht sich selbst auf, die Hürde aus eigener Kraft und mit dem eigenen Weg zu überwinden.
Das birgt natürlich auch die Gefahr an einer anderen Stelle herauszukommen, als gewünscht oder gefordert. Aber mit einiger Übung funktioniert das besser. Nur der Wille lässt dann eventuell nach, je nach dem aus welchem Ursprung er sich gründet. Entspringt er der Herausforderung, wird er schnell nachlassen, denn ist die Hürde einmal genommen, stellt sie keine Herausforderung mehr dar. Am sichersten bleibt dabei über längere Zeit das Pflichtbewusstsein. Aber auch das nimmt nach und nach ab bzw. weicht auf, weil Gewohnheit eintritt.
Verstehen(d) lernen heißt aber sich den Stoff von so vielen Seiten wie möglichen zu betrachten (so viele Blickwinkel und Bewusstseinszusammenhänge wie möglich zu erstellen). Auswendig zu lernen ist eindimensionales Lernen und eher durch Zufall mit dem Verstehen des Stoffes verknüpft.
Bsp.: Fakten lernen und Schulwissen büffeln ist für das spontane, leichte Lernen wie Betrug („Cheaten“ im Computerspielbereich): das vorherige Anschauen der Lösung eines Computerspiels oder unerlaubte Hilfsmittel, wodurch man wie durch einen Helikopter auf den Berg befördert wird und auf einmal alles sieht, statt mühsam aufsteigen zu müssen und sich Wissen durch Denken zu erarbeiten. Freilich ist der Helikopter schneller und kommt weiter. Aber die Methodik wird so verlernt und Interesse geht durch die Leichtigkeit, mit der Wissen erreicht werden kann, verloren. Anstrengung beim Lernen prägt das Wissen besser ein.
Möglicherweise waren die Menschen vor hundert Jahren intelligenter als heute, weil sie noch Lösungen für Probleme suchen mussten und keinen fragen konnten, der sich darauf spezialisiert hat, wohingegen heute nur wenige Menschen wirklich eigene Lösungen kreieren. Die Kommunikation untereinander hat sich so stark verbessert, dass man kaum noch eigene Lösungen zu finden braucht.
Lernen kann man am besten in Zusammenhängen. Daher sind zusammenhängende Sätze effektiver als Stichpunkte. Diese sind oft zusammenhangslos aufgelistet und die Energie, die aufgebracht werden muss um sie in vollständige Texte im Kopf zu verwandeln, umso größer und ablenkender. Von Stichpunkten nimmt man daher meist nur wenige Fakten auf, weil man sie auswendig lernt. Den Text verinnerlicht man im Zusammenhang. Anders verhält es sich bei der Wiedergabe von Fakten z.B. bei einem Vortrag, wo kurze Stichpunkte das Wissen und andere Assoziationen dazu wieder hervorruft und das Gehirn zielgerichtet fordert.
Texte vermitteln vorrangig Informationen und Wissen. Musik vermittelt vor allem Gefühle und Stimmungen. Beides kann man in Form von Schrift festhalten und beides lebt und wird transportiert mit der Anwendung des Gelesenen (der Buchstaben und Sätze bzw. der Noten und Sätze / Takte).
Bewusstes Lernen (sich vornehmen etwas zu lernen) ist ein künstlicher Prozess. Dabei wird nicht das Wesentliche der Sache erfasst, sondern nur Details.
Man lernt lieber unbewusst, ohne direkte Anstrengung und mühelos, so dass man sich nicht der Anstrengung bewusst wird, die man oft mit „lernen“ verbindet. Sich bewusstes Lernen vorzunehmen scheitert oftmals an der Unlust, die existiert, wenn man sich Lernen vornehmen muss. Unbewusst bewusstes Lernen ist aber am effektivsten, da das Unterbewusstsein vornehmlich das Wichtigste übernimmt.
Anfangs lernt man noch aktiv, später immer passiver (aus Gewohnheit). Lernen darf aber nicht passiv werden. Der Schüler muss immer Einfluss haben – auch daran wird er sich gewöhnen. Dafür ist es förderlich, wenn den Dingen eine Wertung zu kommt, um sich eine Orientierung zu schaffen und die Dinge einordnen zu können. Ohne Bewertung von Gegenständen oder Menschen geht das Interesse an ihnen verloren, weil man die Übersicht verliert. Das führt natürlich auch dazu, dass die besonders „wertvollen“ Dinge vermehrt angeschaut werden, während die (subjektiv) „wertlosen“ Dinge außen vor bleiben. So entwickelt sich eine Vorliebe und eine Spezialisierung.
Aufmerksamkeit im Lernprozess:
Die optimale Aufmerksamkeitsspanne für neue Themen liegt bei 10-15 Minuten (z.B. Gespräche). Danach hält sich die Konzentration noch eine Weile - je nach Spannung - in mehreren Stufen und je nach Gewöhnung und Art der Reize 45 Minuten (Schulstunde), 90 Minuten (Vorlesung, Film) und abfallend mehrere Stunden (fordernde Arbeit) bis die absolute Konzentration am Ende ist, nur dass man das als Lernender erst spät selbst bemerkt. Die folgende Erschöpfungsphase führt zu noch mehr Fehlern als man in der Lernphase gemacht hat und frustriert. Konzentriertes Zuhören funktioniert nur wenige Minuten, darum muss sich gleich nach den Erläuterungen des Lehrers entweder eine Diskussion mit den Schülern anschließen oder diese das aufgenommene Wissen sofort weiter vermitteln und selbst erklären können. Das Wichtigste bei aufmerksamem Lernen (Konzentration) ist daher Abwechslung. Selbstständige Anregungen ermüden schnell, da es keine unerwarteten Wendungen gibt, die die Aufmerksamkeit fordern. Daher sind unterschiedliche Phasen wie im Schlaf notwendig.
Erste, gelernte Fakten oder Tätigkeiten werden automatisiert und langsam vom Unterbewusstsein in das Verhalten eingebaut. Versucht man später diese wieder bewusst auszuführen, führt das eher zu Fehlern als zur Verbesserung.
Bei weiter andauernder Belastung der Hochleistungskonzentration überhitzt sich das System weiter, nur dass Fehler nicht länger für schlimm erachtet werden. Bei etwa 30 Minuten reinem Lernens verliert sich mit stetigem Unmut (wegen Fehlern und fehlender Sinnerkennung in der Situation) die Motivation. Das anschließende Dauern und Hoffen, dass es bald zu ende sein wird, geht bei etwa 50 Minuten in völlige Resignation über und selbst das Ende der Qual, als welche die Situation empfunden wird, wird irrelevant. Man versucht sich nur noch mit der Situation abzufinden. So lenkt man sich mit kleinen Freuden ab, die schon eine schöne Farbe oder eine Erinnerung sein können.
Kurz vor dem (bekannten) Ende (vor allem bei einmalig andauernden, also neuen und konzentrationsfordernden Situationen) versucht man noch einmal Kraft zu zeigen und ist vom baldigen Schluss angespornt noch einmal zur Mobilisierung der letzten Reserven bereit. Oft wird es jedoch durch Fehler wieder zunichte gemacht, da die vorige Erschöpfung schon zu viele Schwachpunkte (verpasstes Wissen, verpatzte Aufgaben, etc.) eingeleitet hat.
Erinnert man sich nach langer Zeit wieder daran zurück, so wird man das erlernte Wissen und damit die gesamte Situation als positiver erfassen und die Qual vergessen haben und sich fragen, weshalb man nicht besser abgeschnitten hatte. Denn das Wissen, das man nach einiger Zeit hat, musste man in der kurzen Zeit damals mühsam erlernen.
Fehlerquellen:
- stetig wachsende Erfolgskette, die irgendwann abreist, weil zu sehr nach Perfektion getrachtet wird
- andauernd niedrige Motivation und Fehlereingeständnisse, damit auch Frustration
- Erschöpfung, Müdigkeit, zu hohe und einseitige Konzentrationsbelastung
Konzentrationsunterstützung:
- attraktiver Wettbewerb: es besteht die Möglichkeit zu gewinnen oder sich zu behaupten und es gibt wenige Verlustmöglichkeiten, z.B. durch schlechte Noten, Rügen, Strafen, etc.
- das Bewusstsein darüber nicht stetig gut sein zu müssen, sondern sich verbessern zu können
- immer neue Aufgaben, die von den Schülern ungezwungen gelernt werden wollen
- Entlastungsmöglichkeiten (z.B. Freizeitbetätigungen, Sport, Kunst, etc.) und Höhepunkte des Tages, auf die man sich freuen kann
weiterführend:
- Verbindung von sinnvollen Wiederholungen (in größeren Abständen, z.B. drei Tage, eine Woche, etc.) mit neuem Wissen und Erklärung der Verbindung untereinander
- Erklärung der Motivation des jeweiligen Lernstoffs, z.B. wie man es anwenden kann, warum man überhaupt darauf kommt, sich damit zu beschäftigen, etc.
- Verbindung von natürlichen Interessen der Schüler (Freizeitbeschäftigungen) mit Lernstoff, z.B. historisch, physikalisch, psychologisch, ethisch, etc.
Bsp.: als Hausaufgabe die Lieblingsbetätigung aufgeben und am nächsten Tag erklären, was man erreicht hat, was man denkt, dadurch gelernt zu haben und die Beschäftigung ganz bewusst durchzuführen – egal, was es ist
- freier Meinungsaustausch ohne Wertung des Gesagten oder der Gesprächsführung nur mit der Bedingung, am Ende entweder einen Schluss formulieren zu können oder einen Kompromiss gefunden zu haben
- einfach anfangen und seine Gedanken beibehalten, jedoch mit denen des Lehrstoffs versuchen zu verknüpfen und abzuwägen, was am effektivsten ist bzw. womit man am besten umgehen kann (sich aus allem das Beste herauspicken)
Nicht nur Beschäftigung befriedigt den Geist, außerdem eine Tätigkeit, mit der man etwas erreicht, etwas abschließt, vollendet oder schafft.
Allerdings ist es auch nicht befriedigend ständig alles zu erreichen. Rückschläge sind notwendig, manchmal im Nachhinein erwünscht und für noch höhere, kreative Ideen förderlich. Denn das nachgemachte, aus dem Gedächtnis erzeugte Produkt des Geistes ist die gefilterte Idee des vorschnellen Denkens. Außerdem kann noch mehr Wichtigkeit beim zweiten Versuch hineingelegt werden. Nicht zuletzt schaut auch die Wichtigkeit des Ersonnenen erst heraus und es wird fortan besser darauf geachtet werden.
Messe dich an dem Besten. Wenn du das verstehst, evtl. sogar nachbauen kannst, bist du in der Lage, auch noch Besseres zu entwerfen. Nur wer konstant hohe Leistung gewohnt ist und immer wieder mit leicht schwierigeren Aufgaben gefordert wird, erreicht das Höchste.
„Besser werden“ bzw. „Verbesserung“ ist dadurch aber auch höchst relativ zum Bezugspunkt, dem Wissen des Lehrenden über den Belehrten und den Anforderungen. Daher sind auf hohen Niveaus schon kleine Verbesserung Anzeichen für starke Fortschritte.
Um das Maximum (strittig: wo liegt das Optimum?) an Leistungssteigerung (im Kindesalter vor allem Entwicklungssteigerung) zu erreichen, müssen die Ansprüche über dem gegenwärtig tatsächlichen Niveau liegen, so dass ein Ansporn besteht mit dem Niveau gleichzuziehen. Sobald sich der betreffende Mensch aber dagegen sperrt und es nicht mehr erreichen will, ist seine maximale Leistungssteigerungsgrenze erreicht. Ihn weiter zu fordern würde nichts bringen außer totaler Resignation, Verlust bereits Gelerntem und Abwendung von der Leistung und dem Gebiet an sich, auf dem sie erbracht werden soll. Ihn wieder zurück zu bringen müsste dann über eine ganz andere Ebene seiner eigenen Interessen laufen.
Individuelle Möglichkeiten des Lernens (Auswahl):
- Lernen in kleinen Happen: ganz kleine Stücke des Stoffs lernen und wieder kurz abschalten, vielleicht etwas anderes tun, über etwas nachdenken und dann weitermachen.
Es ist aber auch nicht zufriedenstellend eine Arbeit über längere Zeit aufzuteilen, da die Erfolgserlebnisse nicht so oft erlebt werden wie die Arbeit dauert (sie lassen nach und man ermüdet). Ausnahme ist eine Arbeit, bei deren Ausführung man Spaß hat.
- Um ein Thema verstehen zu können, hilft es sich ins Träumen zu versetzen und das Thema in den Tagtraum einzubauen um es so individuell zu betrachten.
- Ablenkung: Lernmotivation findet sich in den Phasen zwischen ungeliebten Aufgaben.
Oft zieht man alles andere dem Lernen vor, weil man dabei etwas aktiv macht. Viele putzen lieber die Wohnung als endlich mit dem Lernen anzufangen, andere arbeiten Dinge auf, reparieren Sachen und schaffen plötzlich Dinge, die sie sich sonst gar nicht zugetraut hätten. Das körperliche Nichtstun beim Lernen jedoch lässt einen in manchen Fällen daran denken, seine Zeit zu vergeuden und so zieht man jede kleine Tätigkeit mit mehr Körpereinsatz dem Lernen vor. Aktives Lernen würde also effektiver und lieber getan werden.
Beispiel dafür sind Übungsaufgaben mit Tätigkeiten wie Maßnehmen, wenngleich die Rechenarbeit später dahinter steht um die Messwerte auszuwerten, doch erstens ist man danach bereits im Arbeitsaufwand „drin“ (hat sich eingearbeitet) und zweitens hat man einen praktischen Bezug zu den Rechenwerten und keine abstrakten, angenommenen, hypothetischen Gleichungen und Lehrsätze, die ja auch alle aus der Praxis stammen oder daraus abgeleitet sind.
- Anderen erklären: Zusammenhänge werden wesentlich schneller begriffen, wenn man denkt, dass andere davon ausgehen, man selbst würde es bereits verstehen. Wenn man es erklären muss sowie wenn man es von sich aus wissen will und wenn man herangeht, als wüsste man Bescheid, fällt es leichter ein Thema kurz und knapp zu erklären, dadurch einen Überblick zu erlangen und das Thema während des Erklärens zu verstehen.
Um etwas besser zu verstehen, kann man den, den man nicht versteht, gekonnt provozieren, damit er seine Meinung verteidigend erklärt. Denn dann denkt er in kürzester Zeit noch einmal über das Wichtigste nach, um einen auch zu überzeugen bzw. sich selbst möglichst überzeugend zu rechtfertigen.
Lehre
Die erfolgreiche Lehre ist vor allem von den Verständnisebenen zwischen Lernendem und Lehrendem (also Schüler und Lehrer) abhängig, wenn man den Menschen wirklich etwas näher bringen will, bevor man ihnen seinen Verständnisweg zeigt. Sonst finden sie nicht einmal zum Anfang.
Eine Weisheit unter vielen Dummheiten bemerkt man schlecht, wie auch die gleiche Weisheit unter anderen Weisheiten. Wenn man sie aber dennoch erkennt, nimmt man sich ihrer nur an, falls man die richtige Einstellung zu ihr hat: z.B. wenn man die Person, von der die Weisheit stammt, mag oder gut verstehen kann; wenn man sie unterstützen und gegen andere verteidigen und daher etwas Weises in ihren Worten finden will; oder weil man eine ähnliche Erkenntnis gerade selbst gefunden hat bzw. kurz davor steht.
Schüler und Lehrer stehen auf unterschiedlichen Ebenen – nicht unbedingt von der Höhe, sondern im Raum (was natürlich auch höher liegen kann, da der Lehrer zumeist mehr Erfahrung einbringt). Aber jeder kann des anderen Lehrer sein, ohne unbedingt mehr zu wissen oder bewusst etwas zu zeigen. Nur durch sein Tun kann man schon neue Sichtweisen erfahren.
Bsp.: Zwei Menschen stehen auf unterschiedlichen Bergen. Man kann den anderen sehen (der einem was erklären will), versteht ihn jedoch schlechter, je weiter dieser von einem weg ist. Zudem glaubt man immer, der andere stehe höher oder über einem, obwohl es seltenst so ist (dieses Phänomen ist auch im Gebirge zu beobachten).
Man kann den Standpunkt des anderen sehen, seine Sichtweite und seinen Ausblick erahnen, jedoch so lange nicht vollständig begreifen, bis man den Gipfel des anderen nicht selbst erklommen hat (also sich die Erkenntnis selbst erarbeitet hat). Wieder vom Gipfel abgewandt kann es vorkommen, dass man diesen herrlichen Blick und die Übersicht über alles aber schon wieder vergisst.
Wer tatsächlich an einem Thema interessiert ist und sich damit auch während des Studiums immer wieder beschäftigt, wird dieses Thema so gut beherrschen, dass er es später auch mit hoher Wahrscheinlichkeit als Dozent weiter geben wird. Die Fähigkeiten zur Lehre sind dabei weniger wichtig, da die Motivation das Thema und die Ergebnisse zu verbreiten die erlernten didaktischen Fähigkeiten oft aufwiegt.
Wissen kann man nicht einfach übertragen. Neben dem notwendigen Bewusstsein für das Thema (entsprechende Sichtweise oder Wissen) als Voraussetzung zum Verständnis gehören Erlebnisse oder entsprechend starke Emotionen dazu. Würde jemand das gesamte Wissen eines anderen „erhalten“, bekäme er auch dessen daran geknüpfte Freude und Leid (Emotionen) mit. Gefühle sind die Verbindungsstelle im Gehirn, an der Wissen andockt. Erkenntnisse kann man nicht erklären. Jeder muss sie selbst erfahren.
Man kann aktuell nur in einer Richtung denken und sein Bewusstsein nur auf einen Sachverhalt lenken. Je allgemeiner dieser Sachverhalt ist, umso mehr Aspekte / Gebiete umfasst er, ist aber auch umso unschärfer. Je spezieller der Sachverhalt ist, umso verlorener und unbedeutender nimmt er sich in der Allgemeinheit aus. Um den Menschen die eigenen Gedanken zu vermitteln muss man ihnen das zugrunde liegende Denkmuster zeigen, statt bloßes Wissen zu vermitteln, da sie das Wissen (z.B. die gehörten Worte) nach ihren eigenen Mustern verbinden.
Um jemandem etwas optimal zu lehren und ihn in die Richtung zu führen, in die man ihn haben möchte, muss man sich seiner anfänglich noch „schlechten“ Ergebnisse hingeben und sie miterleben, auch wenn man es nicht für notwendig oder richtig hält. Denn es gibt kein Richtig und Falsch. Wer darin denkt, kann zwar den vorhandenen Weg nachvollziehen, indem er ihn geht, aber weder einen eigenen oder neuen finden, noch die Randbedingungen verstehen. Denn außerhalb dieser Kategorien muss er durch Erfahrung in dem neuen Gebiet neue Wege finden. Man kann zwar aus der Systematik des bisherigen Weges den folgenden ableiten. Doch das ist umso schwieriger, je komplexer das Themengebiet wird (vgl. Abb. 11 (I.), „Neue Teilgebiete“). In der Kunst z.B. geht das überhaupt nicht mehr. Wo man versucht Gefühle auszudrücken oder zu erleben, befindet man sich stets auf neuem Terrain und muss selbst erleben, ganz frei von jeglichem Richtig und Falsch.
Wissen muss dosiert verabreicht werden. Zu viel sättigt zu schnell und stopft. Rasch verliert man auch den Überblick. Daher muss soviel wie möglich in möglichst verschiedenen Zusammenhängen und mit den verschiedensten Wissensstücken wiederholt werden.
Immer gilt jedoch: Die Vermittlung gelingt nicht für alle Menschen gleichermaßen. Jeder hat einen anderen Bewusstseinsstand und damit andere Voraussetzungen und die Aufnahmeoptima liegen in unterschiedlichen Methoden.
Das Erklären:
Je geschlossener ein Erklärungskreislauf ist, umso einfacher / logischer ist er zu verstehen. Um anderen etwas zu zeigen, muss man ein funktionierendes System präsentieren, statt dem einzelnen Fakt. Man muss etwas schon im Vornherein sehen um es andere im Nachhinein sehen zu lassen. Am Verständnis erkennt man oft den Arbeitsaufwand, der aufgewendet wurde, um darüber nachzudenken.
Tatsachen in Worte gefasst werden oft nicht gut verstanden. Gleichnisse, die mit den Erlebnissen der meisten Menschen übereinstimmen, sind dagegen verständlicher. Deshalb lernt man durch Geschichten am besten, die vor allem das Gefühl ansprechen, weil man sich dadurch am besten in die handelnden Personen hinein versetzen kann und so den zu übertragenden Lerninhalt von ihnen annimmt. Es sind Einblicke in das Leben anderer.
Beispiele sind daher essentiell zur Verknüpfung des Lehrsatzes mit der individuellen Erfahrung des Lernenden. Sie sind die praktische Anwendung bzw. Bilder der Sprache und zu persönlichen Geschichten von Menschen geformt bilden sie greifbare und anschauliche Wissensmedien. Um Beispiele zu erklären, jemandem etwas zu verdeutlichen und selbst zu lernen, braucht man im Allgemeinen eine Versuchsfolge von drei Situationen um einen ersten Trend auszumachen (vgl. Kapitel „Wissenschaft“: Trends und Korrelationen).
Bsp.: Witze mit drei Personen oder drei Situationen.
Der Schulstoff muss erlebt und gefühlt werden. Man muss sich als Schüler nicht vom Lehrer angeleitet, sondern selbst in der Situation fühlen. Das geht nur, indem man sich in die richtige Perspektive zu Anfang bringt, um von dort aus zu lernen. Mit zunehmendem Alter und Individualität durch Erfahrung und Entwicklung der Schüler wird es umso schwieriger eine Grundlage für den Ausgangspunkt aller zu finden, da seine Persönlichkeitsentwicklung bereits bestimmte Standpunkte und Meinungen ausgebildet hat. Aber umso deutlicher wird dem Schüler der Lernstoff, wenn man diesen Punkt trifft. Umso individueller (möglichst von sich aus) muss dann auch die Perspektive gewählt werden. Diese Perspektive zu finden sollte oberstes Ziel der vorangehenden Lehre sein. Man muss die Suche lernen.
Fakten und Erkenntnisse lassen sich sehr viel besser vermitteln, wenn man Schicksale als Träger benutzt. Koppelt man so ein geschichtliches Ereignis oder die physikalische Entdeckung einer Gesetzmäßigkeit mit dem Leben einer Person (mit Emotionen, die sie dabei fühlt), bekommt der Schüler einen einfacheren Zugang zum Stoff. Eine Erkenntnis oder eine Geschichte kann noch so klug und ausgedacht oder präzise erklärt werden; wenn das Gefühl fehlt, wird sie keiner verstehen. Die emotionale Erinnerung ist das wesentliche Element für das Verständnis der Menschen.
Wenn man etwas generalisiert, muss man genau wissen, wovon geredet wird, um Gefühle gestaucht und abgekürzt wiedergeben zu können. Anderen nützt diese abstrakte Form nichts. Sie brauchen ausführliche Erklärungen und allgemein verständliche Vergleiche. Gute Vergleiche sind Abkürzungen zum Erklärungsziel, wohin man sonst zu umständliche Wege der Beschreibung gehen müsste.
Künstlerische Elemente zu verwenden ist oft irreführend, wenn man jemandem etwas erklären will. Selten kommt es dazu, dass man durch diese Elemente noch mehr gefesselt wird, weil man sie versteht und sie einem den Stoff interessanter erscheinen lassen. Meist jedoch ist man davon überfordert und versteht den Zusammenhang mit dem Stoff erst recht nicht, weil man entweder die künstlerischen Mittel nicht kennt oder sie nicht mit dem Stoff in Verbindung setzen kann, so wie der Lehrende es sich gedacht hat, oder weil sie vom eigentlichen Stoff zu sehr ablenken.
Lehrer-Schüler-Verhältnis:
Die Intelligenz des Lehrers, der dem Schüler etwas zeigt / beibringt, ist im Moment der Lehre nicht mit der des Schülers vergleichbar, da der Lehrer das Wissen nur noch anwendet, jedoch keine Intelligenz aufbringt es zu lehren. Geht er zu schnell, zu unbegreiflich vor, dann geht er von einer zu hohen Intelligenz der Schüler aus bzw. ist selbst zu inkompetent um verständlich zu erklären. Der Schüler zeigt beim Lernen mehr Intelligenz als der Lehrer beim Lehren, wenn er das, was der Lehrer ihm beibringt, größtenteils versteht. Denn dann versteht er in kürzester Zeit, wofür sich der Lehrer lange vorbereiten musste (was wiederum die Intelligenz des Lehrers auszeichnet). Weiß jemand mehr als der andere sind beide Intelligenzen nicht objektiv bestimmbar oder vergleichbar (Lehrer - Schüler).
Man kann alles verkomplizieren, wenn man den Weg und das Ziel kennt. Aber um das Ziel und den vorgegebenen Weg als Unwissender (z.B. Schüler) zu erkennen, bedarf es der richtigen Logik und höherer Fähigkeiten als des Rätselstellers.
Der Lehrer kann seine Intelligenz dagegen zeigen, wenn er scheinbare Widersprüche oder Fragen der Schüler verständlich widerlegen bzw. erklären kann. Seine Leistung liegt darin, den Stoff verständlich zu machen und das Verständnisproblem des Schülers zu verstehen.
Die beste Weiterbildungsveranstaltung für Lehrer ist bereits die Schule selbst. Auch Lehrer lernen nie aus. So sollten sie von Schülern lernen, wie diese denken und Lernstoff verstehen. Dann können sie auch auf deren Fragen eingehen. Am Ende sollte derjenige mit dem besseren Argument siegen – egal ob Lehrer oder Schüler. Erst dann gibt es wirklich Gerechtigkeit. Natürlich sollte hierzu der Lehrer im Stande sein, in der Mehrheit der Fälle über das bessere Argument zu verfügen, pädagogisch wie inhaltlich. Von den Schülern lernen heißt Lehren lernen. Nur jemand, der akzeptiert, dass auch andere mehr wissen können als man selbst, kann von ihnen etwas lernen und besser werden als er es selbst aus eigener Kraft gekonnt hätte – egal ob Lehrer oder Schüler.
Natürlich will der Lehrer etwas lehren und wünscht sich sein Wissen an seine Schüler weiterzugeben. Doch wenn die Gedichte vom Schüler besser als vom Lehrer scheinen oder er dem Werk nichts mehr zu zufügen vermag, dann ist es für ihn und sein Ego oft nicht hinnehmbar.
Der Meister wird erst dann meisterhaft lehren, wenn er den Lehrstoff auf einem neuen Gebiet anwenden muss. Die Aufgabe des Lehrenden ist es, seine Schüler auf das Kommende vorzubereiten. Wer nur lehrt, um den Geist der Schüler zu ergötzen und anzuregen, motiviert damit zwar, aber lenkt die Aufmerksamkeit auf eine ansonsten nutzlose Sache. Diese Weise zu lehren kann ein Einstieg sein, denn jemand wird erst als Lehrer akzeptiert, wenn er Sehnsucht (nach Wissen) und bejahendes Verständnis seiner Lehren beim Schüler hervorrufen kann. Allerdings sollte es wohl dosiert eingesetzt werden.
Wissen muss im richtigen Zusammenhang erklärt werden, sonst wird es nicht gefunden, wenn es später benutzt werden soll. Der größte Nutzen muss am wahrscheinlichsten einsetzbar sein. Die „Ausbildung“ eines Menschen strebt immer wieder den neutralen Grundzustand an, so dass dieser wieder zurückfällt in das Wissensgefüge vor der Ausbildung, wenn er nicht in diesem Bereich beschäftigt ist.
Das Gehirn ist nicht dafür gemacht so viel wie möglich zu wissen, sondern nur das, was es wissen muss (was die Umwelt des Menschen von ihm verlangt). Die Besonderheit des menschlichen Gehirns ist nur, dass es die Möglichkeit bietet alles Mögliche zu lernen. Jeder Mensch kann alles erreichen. Voraussetzung ist der richtige Hintergrund, die richtige Perspektive / Sichtweise. Um die entsprechenden Fähigkeiten zu lernen, muss der Lehrinhalt auch im richtigen Zusammenhang angebracht werden, um eine geeignete Motivation zu erreichen.
Lehre hat nicht den Zweck Menschen zu bestrafen oder ihnen zu zeigen, was sie alles nicht können und doch können müssen. Sie soll die Menschen bestmöglich vorbereiten und über gleiche Ziele miteinander austauschfähig machen. Die Schüler, die sich als talentiert beweisen, sollen gefördert und entsprechend eingesetzt werden. Wer auf gleichem Gebiet dagegen wenig talentiert ist, soll wenigstens verstehen lernen, wozu er es braucht und wenn er es dennoch lernen will, dann schafft er es auch und sollte die notwendige Unterstützung bekommen.
Garant zum Erfolg oder zu einer angestrebten Tat ist neben gewissem Training immer die jeweilig richtige Einstellung bzw. Motivation. Meistens bedeutet das seine Aufgabe ernst zu nehmen, aber vor allem auch Spaß daran zu finden oder es mit einer positiven, ehrgeizigen Grundeinstellung anzugehen. Ist die entsprechende Einstellung nicht vorhanden, wird auch der beste Schüler versagen.
Der Lehrstoff, der zu Prozessverständnis führen soll, kann nur ein Mittel sein um sich das Thema geistig vorstellen zu können, sich gegebenenfalls in die Situation hineinversetzen zu können und eine neue Sichtweise zu lernen. Um jemandem eine Situation bestmöglich zu beschreiben, darf man sich nicht nur auf die Schilderung seiner Gefühle während dieser Situation verlassen, sondern muss dem anderen die Bedingungen des Geschehens geben.
So wird gelehrt, was im Lehrplan steht und die Schüler müssen sich danach richten, auch wenn neue Ideen so unterdrückt werden. Nur spricht die Masse der falschen Schlüsse eines Schülers leider gegen die verschwindend geringe Zahl der genialen Einfälle, die hin und wieder auftreten. Hinzu kommt, dass der Schüler meist noch nicht so gut argumentieren gelernt hat und gegenüber dem Lehrer als Respektperson und seinen Zensuren eher aufgibt.
Den Schülern wird mit Wissen auch eine Meinung gelehrt, da nicht alle Sichtweisen gleichermaßen vermittelt werden können. Die Schüler, welche mit dem Thema noch keine Berührung erfahren haben, werden diese Meinung auch annehmen. Wer sich bereits vorher eine andere Meinung gebildet hat, der sollte diese auch verteidigen dürfen, sie mit Argumenten der Klasse verdeutlichen und nicht dafür verfeindet werden. Ist der Lehrer oder ein anderer Schüler jedoch der Meinung, dass die Aussage dieses Schülers gefährlich, ja hetzend sei, so ist er angehalten dies mit einer Begründung zu erläutern. Ein Lehrer sollte dabei aber immer die notwendige Vernunft besitzen sich nicht reizen zu lassen und allseits die Ruhe zu bewahren, geistig wie emotional oder entsprechend einzuschreiten, sollte sich eine Diskussion zu heftig verselbstständigen. Das ist der Anspruch an den Beruf des Lehrers.
Die Diskussion mit dem Lehrer ist die beste Möglichkeit um Wissen zu erlangen, weil dadurch direkt Fehler im Denken bereinigt werden. Wird die Gruppe zu groß verliert sich jedoch der Effekt des Mitdenkens und die Einzelnen ordnen sich in die Hierarchie der Gruppendynamik ein. Dann arbeiten nur noch wenige und die anderen hören bloß zu oder schalten vermehrt ab, wodurch ihre Denkleistungen und Lösungsstrategien brach liegen. Unterricht von vielen Menschen gleichzeitig zu veranstalten bringt nur etwas, wenn es um Aufrufe geht, wobei es auf die ansteckende Begeisterungsfähigkeit ankommt. Ansonsten verlässt sich der Einzelne oft auf die Aufmerksamkeit der anderen und versteckt sich in der Anonymität.
Normalerweise müssten Schüler mit ihren unterschiedlichsten Ideen, Fantasien und Erfahrungen ebenso zum Wissen des Lehrers und neuen Methoden oder Sichtweisen für gelernte Probleme beitragen. Lehrer unterbinden jedoch zumeist neue Lösungsansätze und verweisen auf das Altbewährte und das, was sie eigentlich lehren sollen. Den wenigsten ist hierbei Neid auf die Schüler zu unterstellen. Unterbewusst aber wehren sie diese neuen Gedanken ab, denn er würde die straffe Unterrichtsplanung durcheinander bringen – auch und vor allem weil sie nicht wissen können, wie weit die Argumentation des Schülers mit einer scheinbar neuen (ebenso erfolgreichen) Methode geht und wie logisch sie ist. Nun kann es sein, dass sie spontan kein passendes Gegenargument finden, um die Einwände und neuen Vorschläge zu entkräften und sich auf diese „Scheinargumentation“ einlassen müssten. Im Nachhinein (wenn sie noch einmal darüber nachdenken) würde ihnen dann oft einfallen, warum das Argument des Schülers so nicht geht oder stimmig ist, doch dann später noch einmal den neuen Vorschlag des Schülers zu widerlegen würde die Kompetenz des Lehrer, seine Unparteilichkeit und das Vertrauen zu den Schülern in Frage stellen sowie dem Schüler einen Dämpfer seines Selbstbewusstseins verpassen.
Schicke zehn Experten an einen zu untersuchenden Ort und jeder wird eine andere Meinung zu diesem Ort abgeben. Aber jeder hat Recht, weil jeder sich auf einen anderen Ansatz verlässt und damit mit einem anderen Bewusstsein / einer anderen Sicht der Dinge herangeht. Das erkennt man daran, dass die Schüler eines Experten ebenso seiner Auffassung sind, wenn sie seine Sichtweise verstanden haben. Wechselt ein Schüler zu einem anderen Experten, so wird es ihm schwer fallen, sein Bewusstsein zu ändern. Aber er wird zunächst beide Sichtweisen miteinander vermischen. Beide Sichtweisen getrennt voneinander aufzuzeigen dagegen fällt sehr schwer und meist gibt es nicht nur zwei verschiedene Blickwinkel.
Daher ist es ziemlich aussichtslos für genaue Untersuchungen einen einzigen Experten zu Rate zu ziehen. Denn er kann sein Bewusstsein nicht gleichzeitig und unabhängig auf verschieden Einflussgebiete konzentrieren, ohne dabei andere zu vernachlässigen. Dafür hat der Mensch zu wenig Speicher- und Verarbeitungskapazität und teilt sinnvoller Weise die Aufgabenbereiche auf mehrere Spezialgebiete auf. Andererseits ist oft die Summe verschiedener Gebiete nicht gleich des tatsächlichen Phänomens (Emergenz) und es bedarf interdisziplinärer Experten, um das Zusammenspiel zu erklären und die Übersicht zu behalten.
Mehrere verschiedene Lehrer / Lehrbereiche für das gleiche Thema erweisen sich als günstig, um verschiedene Blickwinkel zu vermitteln und das Talent der Schüler nicht von einem einzigen (evtl. unfähigen) Lehrer abhängig zu machen. Außerdem ist es hilfreich die Eltern in den Unterrichtsstoff einzubeziehen, z.B. auch um eigene Erfahrungen zum Können und Lernerfolg des Kindes zu berichten. Außerdem sollte jeder Schüler die Möglichkeit haben, zwischen Lehrern wählen zu dürfen. So würden sich gute Lehrmethoden besser herausstellen und verbreiten und der Schüler könnte sich die aussuchen, die ihn am besten fördert. Zugegebenermaßen ist diese notwendige Forderung erst mit der zunehmenden, virtuellen Unterrichtsstunde als Videokonferenz realisierbar.
Die Schule:
Am Anfang steht die Erkenntnis. Danach baut sich die Fähigkeit bei dem erkennenden Menschen aus. Gibt es mehrere, denen die Erkenntnis kam, so werden sie in Konkurrenz zueinander treten, voneinander lernen und sich weiterentwickeln, bis ein Schule entstanden ist, die man als Neuling erlernen muss, weil man sie so vollständig und wissensreich nicht mehr allein erfahren und erarbeiten kann. Denn zu viele verschiedene Techniken und Meinungen sind bereits darin eingeflossen. Folglich wird es fortan immer Lehrmeister und Schüler geben, die dieser Kunst nachgehen. Die ersten dieser Schule sind aber ebenso ganz normale Menschen. Ihre Ideen waren nur erfolgreich. Der Lehrmeister aber ist immer auch Schüler gewesen – ob er sich durch andere Lehrmeister ausbilden ließ oder schlussendlich selbst ausgebildet und weiter daran geforscht, also Wissen gemehrt und sich selbst eingebracht hat. Dies gilt, solange er auch andere Quellen verwendete als sich selbst. Täte er das nicht, wäre er nicht soweit kommen.
Der Macher selbst (Künstler, Forscher, etc.) sieht die Ästhetik, die Nützlichkeit und die Notwendigkeit in seiner eigenen Weiterentwicklung. Der Zeitgenosse als Betrachter empfindet diese ab einem gewissen Punkt irgendwann als abgehoben oder überflüssig und der viel spätere Schüler kann die Gründe der Entwicklung gar nicht nachvollziehen. Er glaubt sie für zwangsläufig zu halten und kann sich oft weder ihren Sinn, noch auch nur eine andere Entwicklung vorstellen. Denn wo kein Anstoß zum Denken existiert, da entsteht auch keine Vorstellung oder Meinung. Eine Meinung zum Thema ist für dessen Einschätzung und Erlernung aber von Bedeutung. Um das Thema richtig zu lernen bedarf es jedoch unbedingt einer positiven Meinung, egal in welcher Weise diese positiv ist. Daher muss der Schüler die Beweggründe des ursprünglichen „Machers“ bzw. Denkers nachvollziehen können und evtl. wie er mit einer ähnlichen Umgebung konfrontiert werden.
„Unterhaltung“ ist stets Beibehaltung der Bewusstseinsebene. „Bildung“ dagegen ist auf jedem Niveau mühsam. Daher muss die Anstrengung zur Freude werden.
Die Generationen „vererben“ auch Wissen, nämlich Lebenserfahrung. Den geistigen Stand, den die Eltern zum Zeitpunkt der Geburt der Kinder haben, nehmen die Kinder von Geburt an durch die Erziehung an. Daraufhin werden sie sich weiterentwickeln und deren Kinder werden wiederum von dem Stand der Eltern aus lernen. Die Großeltern sind bereits überholt.
Zwar könnten Forschungsprojekte durch länger lebende Wissenschaftler konsequenter abgeschlossen werden, weil sich weniger Nachwuchs erst einarbeiten und die Gedankengänge des Vorgängers nachvollziehen müssten. Aber durch das andere Denken des Nachwuchses bringt er auch neue Verfahren und Lösungsansätze mit. Es braucht außerdem auch immer wieder junge Menschen, um die Grundlagen wieder aufzufrischen, die die Alten oft schon vergessen haben.
Nachwuchs muss immer neu lernen, weil in jedem Individuum das Gelernte verfestigt und beibehalten wird. Je älter es wird und je mehr es gelernt hat, umso weniger wird es vom Gelernten abweichen, selbst wenn es neue, bessere Verfahren gibt oder das Alte sogar falsch ist. Ein Lernprozess ist nicht einfach umkehrbar. Zwar kann man vergessen, doch dies kontrolliert geschehen zu lassen ist eine der höchsten Künste.
Methodik in der Schule (Auswahl):
- Lehrpläne müssen so angelegt werden, dass in anderen Fächern kurze Zeit später (einige Tage) der Stoff im dann fachspezifischen Zusammenhang noch einmal vorkommt. Nach dem Lernvorgang ist ein späterer Wiedererkennungsvorgang von Bedeutung um einen Sachverhalt im Gedächtnis zu behalten und von anderen als wichtig hervorzuheben. Denn nur mit einer Einteilung, einer Systematik über Wichtigkeiten und Unwichtigkeiten ordnet man Fakten und Sachverhalte ein, vergleicht sie miteinander und merkt sie sich dadurch. Die ersten Stunden am Tag müssen denkanregende Fächer sein, in denen man lernt von altem Wissen durch Kombinieren auf Neues zu kommen. Nur so regt man einen Prozess an, in dem ganz unterbewusst eine Beschäftigung (ein Denkprozess) mit dem Stoff stattfindet, der sich auch auf andere Lebensbereiche an diesem Tag auswirkt. Um die Fragen gedeihen zu lassen, die sich entwickeln müssen, muss genügend Verarbeitungszeit bereit gestellt werden. Problematisch ist dabei freilich die unterschiedliche Zeit, die Schüler dafür brauchen. Das kann über einen langen Zeitraum führen und daher muss Lernen auch ungezwungen passieren (z.B. ohne ständige Benotung).
- Lob unter Schulkindern: Der, der viel geleistet hat, wird nun allerdings nicht übermäßig gelobt. Er wird mit allen anderen gleich genannt (eventuell ein wenig mehr), aber am wichtigsten wird das Ergebnis genannt. Er muss sich damit abfinden, dass er für sich weiß, was er geleistet hat, intern sehr geschätzt wird und zum Gesamtergebnis erheblich beigetragen hat.
- Die Zensur (Schulnote) bewertet nicht den Menschen, sondern nur die Leistung, die er in den vorgegebenen Richtungen erreicht hat. Noten als Bestätigung des Lernens sind sinnvoll, zerstören aber gerade auch die Motivation bei zwischenzeitlich schlechten Ergebnissen.
Daher könnten auch Einzelnoten dem Schüler erst am Ende des Schuljahres mitgeteilt werden. Um die Motivation nicht zu zerstören.
Jeder sollte die Gelegenheit haben, bestimmte Fächer nach dem Schulabschluss selbstständig nachholen und zur „Abschlussnote“ hinzuaddieren zu können, um sich zu verbessern und zu qualifizieren – auch auf verschiedenen Ebenen des Könnens (z.B. mittlerer Ebene, Abiturebene, etc.). Damit kristallisieren sich auch wirkliche Interessengebiete stärker heraus.
Außerdem begründet sich damit die Anregung, dass jede Leistungskontrolle so oft wie gewünscht geschrieben werden können sollte, um sich zu verbessern. Die Noten werden in angekündigten Tests nicht addiert, sondern ersetzt. Denn der nachträgliche Lernaufwand kommt zum normalen Lernaufwand hinzu.
- Praktische Arbeiten mit direktem Bezug zur Realität prägen sich am besten ein. Daher ist der Unterricht für den optimalen Lernerfolg bei jeder Tätigkeit so praktisch wie möglich zu gestalten. Mathematik sollte also nicht nur in Form von Sachaufgaben und gedanklichen Beispielen gelernt werden, sondern direkt im Umgang mit Gegenständen, am besten in der realen Welt außerhalb des Schulgebäudes und z.B. mit echtem Geld, Obst, etc., da der Lernerfolg der Schüler andernfalls nur in der Vorstellung liegt, statt in tatsächlichen Erfahrungen.
Zukünftige Lernweise (Utopie):
- ein Jahr theoretisch lernen in der Schule
- dann ein Jahr praktisch lernen (in der Welt umher reisen, Überlebenstraining, Kulturen und Menschen erleben, usw.)
Dadurch ergeben sich viel mehr Bilder, die im Gedächtnis haften bleiben und eigene Erfahrungen zur Verknüpfung von Lernstoff und Spaß. Selbst erfahrene statt bloß vermittelte Gesetze befolgt man eher (weil sie zu „eigenen“ Gesetzen geworden sind) und eigene Erkenntnisse lehren mehr. Außerdem wären die Schüler mehr gegenseitig auf den anderen angewiesen und würden mehr zusammenarbeiten. Sie sollten versuchen so viel wie möglich selbst herauszufinden.
Allgemeinbildung
Der Weg zum Glücklichsein ohne bereits Glück zu haben (z.B. indem man in der richtigen Umgebung / Gemeinschaft lebt) ist die Selbstfindung über Bildung. Denn nur so kann man Wege finden (lernen) und dann den richtigen Weg auswählen.
Dafür soll eine Allgemeinbildung helfen, die genau das lehrt, was die Menschen in ihrer gegenwärtigen Welt erwartet. Allgemeinbildung ist immer das, was alle Menschen wissen sollten, aber nur die Musterschüler und perfektionistischen Streber tatsächlich zu wissen glauben.
Verzeichnis der allgemeinbildenden Fähigkeiten:
Welche Übungen helfen um welche Fähigkeiten zu erlernen / zu schulen, ausgehend von einem bereits vorhandenen Grundverständnis, z.B. nach der Grundschule:
- Geschichten aus Einzelteilen zusammenbasteln / Geschichten erfinden, lesen und analysieren --> aus allem, was da ist, eine Lösung zu anzufertigen; immer einen Ausweg zu finden, sich in Autoren hineinzuversetzen
- Mathematik, Geometrie --> Technische Probleme zu lösen; Formeln und abstraktes Denken anzuwenden, Diagramme und Statistiken benutzen und auswerten zu können
- Kunst --> sich gekonnt vom Stress (Lernstress) abzulenken; überschüssige Energie auszulassen; neue Techniken (zur Herstellung) lernen, künstlerisch denken lernen
- Musik (spielen) --> Harmonie kennen lernen; Rhythmus erkennen; Gefühle zuordnen können; Menschen zu verstehen; Sprache und Logik fördern
- Allgemeinwissen (aus allem hier Aufgeführtem und noch mehr, z.B. jeweilige, kulturspezifische Traditionen / Eigenheiten / etc.) --> die Welt verstehen; alles Wissen miteinander verknüpfen zu können um den optimalen Lösungsweg zu erarbeiten
- Lernen zu lernen --> Zeit sparen und Selbstbewusstsein schaffen; Zeitplanung lernen; ökonomisches und zielgerichtetes Arbeiten lernen; Neugier fördern; Geduld lernen; Vertrauen in eigene Fähigkeiten und deren Entwicklung anerkennen und das zu machen, wovon man denkt, dass es machbar sein könnte; Disziplin im Umgang mit sich selbst lernen
- Erdkunde --> Orientierung und Kartenbenutzung schärfen; Funktionsweise der gesamten Erde und des Universums (nach derzeitigem Wissensstand) kennen lernen; Bewusstsein für die Umwelt schaffen (Ökologie), wie sie funktioniert lernen und was man im Umgang mit ihr beachten muss
- Sprachen lernen --> abstrahieren können; Zusammenhänge begreifen; schnelleres Verstehen fremder Kulturen (selbst ohne das jeweilige Sprachverständnis); Einfühlungsvermögen, Grammatik (vor allem Latein und die eigene Sprache) und damit verschiedene Logiken schulen
- Psychosozialer Umgang --> Verstehen des anderen und Empathie in bestimmten Situationen (z.B. im Streit mit anderen umzugehen, aber auch wie man in einer Beziehung agiert, dass andere Fehler haben und wie man zu Freunden und Partnern hält bzw. dass der Alltag einer Beziehung nicht so aufregend ist wie das Neuverliebtsein, aber dafür nachhaltig Glück verspricht), Erkennen von nötigen Lügen und deren Akzeptanz, harmonischer Umgang, Lustverlust von Aggressionen, im anderen sich selbst sehen, Aufbau einer eigenen eigenständigen Persönlichkeit im Vergleich mit anderen und seinem Umfeld, Erkennung des eigenen Selbst (Selbstbewusstsein) und Akzeptieren der eigenen Fehler oder beginnende Verbesserung, Theaterspielen
- Politische Schulungen / Rhetorik --> Selbstvertrauen stärken; Fehltritte und Eigenarten der Menschen erkennen und erklären (z.B. Machtgier, Korruption, Verrat, Intrige, etc.); Argumentation, Meinungsbildung und -erkennung bei anderen, Diskussionsführung
- Religion und Philosophie --> Bedürfnis nach geistiger Nahrung stillen, die sonst nicht gewährt werden kann; Irrtümer, aber auch Chancen und Nutzen von Religionen und Auffassungen klären; eine eigene, geistige Lebensgrundlage schaffen, die jederzeit erweiterbar ist; sozialen Umgang in Gemeinschaften lernen, Diskussionsführung
- Geschichte --> Grundverständnis der menschlichen Handlungsweisen erklären und sichtbar aufweisen; Eckdaten und Fakten menschlicher Entwicklung lernen; den Ursprung ergründen
- Physik und Chemie --> Grundverständnis aller Lebensmöglichkeiten und Auswirkungen der Naturgesetze bzw. scheinbar unerklärlicher Mächte und Kräfte klären; naturwissenschaftlich exaktes Denken lernen
- Biologie und Medizin --> Heilungen aufzeigen; Ursachen für körperliche Vorgänge und Krankheiten klären; selbst zum Nachdenken über und Umgang mit Therapien anregen; Krankheiten und Tod als Teil des Lebens verstehen; Mensch als Teil und seinen Platz in der Ökologie aufzeigen, andere Lebensformen im Vergleich beleuchten
- Sport --> Ablenkung schaffen; eigene körperliche Grenzen und Bedürfnisse zeigen; gesunde Erschöpfung provozieren (für jeden zwei bis dreimal in der Woche zweistündiges Training einer breiten Sportartenauswahl, wozu auch körperliche, allgemeinnütze Arbeit zählen kann); Hintergrund von Sport, körperlicher Betätigung, Sinn und Nutzen von Wettkampf zeigen
- Programmieren (Informatik) --> Umgang mit Computern lernen; Befehlsgabe lernen; Aufbauen eines funktionierenden Systems lernen (technisch wie auch gesellschaftlich anwendbar); einzelne Faktoren berücksichtigen lernen und auch kleinste Fehler zu erkennen; Ausdauer bei der Arbeit und Verständnis für die eigene Fehlbarkeit lernen, obwohl man dem Computer geistig weit überlegen ist (auch übertragbar auf den Umgang mit Menschen)
- …
Der Kreislauf des Wissens und der Erkenntnis:
Irgendwann begannst du dich mit Naturwissenschaft zu beschäftigen. Beinahe Zwangsläufig stolpertest du dabei auch über die Theorien vom Universum (Astronomie) und der Erde (Geologie, Chemie) und merktest über die Physik rasch, wie schnell sich die Ansichten dort ändern. Doch eines machte dir sicher Angst: dass nichts von dem, was wir auf Erden erreichen, Bestand haben wird in der Ewigkeit, falls wir keinen Weg aus dem Universum herausfinden. Denn irgendwann werden wir mit ihm untergehen. Wenn man bei solchen Erkenntnissen nicht aufpasst, rutscht man sehr leicht in die Singularität der Melancholie ab und das war dann auch der Punkt, an dem du dich der Philosophie zuwandtest und einen Sinn für dein Leben speziell entwarfst. Hier allerdings kommst du nicht an der Theologie vorbei, da auch in diesem Bereich Antworten liegen. Diese aber begründen sich mit der Geschichte der Menschheit insgesamt, warum es z.B. zu ihren religiösen Ansichten kam. Dazu muss man die Entwicklung des Homo Sapiens studieren, die vor allem mit der Sprache begann und mit der Archäologie, der Paläontologie und schließlich auch der Evolution und der Biologie einhergeht. Später kommt noch die Gesellschaftsbildung und Erziehung hinzu, sowie mit der Politik und Verwaltung auch die Rhetorik. Die verschiedenen Kulturen versteht man oft über ihre Sprache. Für die Entwicklungsgeschichten in komplexer Art ist schließlich jedoch allein unser Gehirn zuständig. Dafür muss man allerdings verstehen, wie es funktioniert - auf biochemischer und psychologischer Ebene - welche Muster angelegt, vererbt und erlernt werden. Da man sich derart viele Fakten jedoch nicht merken kann und wir heutzutage die Möglichkeit moderner Technik nutzen können, müsstest du dich ebenso auf diesen Gebieten der Informationstechnik weiterbilden, in der Software wie der Hardware – nicht zuletzt, weil diese Systeme der Natur des menschlichen Gehirns verblüffend ähnlich sehen. Um allerdings der Informatik firm zu werden, benötigt man Kenntnisse in der Mathematik (falls sie nicht schon vorher in den Naturwissenschaften als unbedingt notwendig erkannt wurde). Das Weiterbilden insgesamt kann jedoch nur passieren, wenn man gelernt hat, wie Menschen sich ausdrücken und was sie mit bestimmten Phrasen meinen, sowie wenn man fachliche Fehler (in der Grammatik und dem Inhalt) erkennen und weiterspinnen, eben abstrahieren kann. Und erst wenn man gewisse Künste begreift und zu interpretieren versteht, hat man auch einen Draht zur Seele der Menschheit, zu sich selbst und zu den jeweiligen Epochen in der Geschichte. Denn die Kunst drückt mehr über den Menschen und sein Leben aus als die Sprache je könnte und sie ist zudem universeller und glaubhafter.
Wie schon in der Medizin und ebenso gesellschaftlich in der Mode ist auch die Abweichung von der Norm im psychischen Bereich eine Festlegung durch ein allgemeines Menschenbild der Wissenschaft und momentanen Popkultur. Allerdings gibt es niemanden, der keine psychische Krankheit hätte. Nur sind die Symptome nicht auffallend genug oder das Syndrom noch nicht beschrieben, weil es zu individuell ist. Aber mit der Individualität existiert auch die Eigentümlichkeit und damit die Abnormität. Je mehr Ähnlichkeit mit anderen Menschen besteht, umso normaler, weniger besonders, weniger intelligent, weniger geisteskrank ist man.
Es gibt keine endogenen, psychischen Erkrankungen (außer Erbkrankheiten), da jede psychische Veränderung ab von der „Norm“ für die eigene Welt notwendig ist, in der das Individuum lebt. Manchmal hat es auch diese Welt an seine Eigenheiten angepasst.
Bsp.: So kann ein depressiver Mensch besser in (s)einer Welt leben, in der tatsächlich keine Perspektiven herrschen (aus der er häufig auch erst hervorgeht, was eine Erklärung dafür sein könnte, dass es heute wesentlich mehr Depressive gibt als zu früherer Zeit; somit ist die Depression eine Anpassung (Modifikation) des Geistes an die herrschenden Umstände) und jemand, der unter Verfolgungswahn „leidet“, überlebt besser in einer Welt, in welcher jeder dem anderen hinterher spioniert und daraufhin denunziert.
Alles, was zu sehr von unserem (genetischen, aber mit Sicherheit unterbewussten) Bild eines genormten Ideals abweicht (z.B. bei manchen weißen Männern eine schwarze Frau oder ein blonder Mann bei asiatischen Frauen), wird als „entartet“ gesehen und ist damit abstoßend. Allerdings gibt es auch die Option, dass das Exotische nur als Außergewöhnlich oder sogar als besonders gelungen gesehen wird und damit umso anziehender wirkt.
Phänomene von Abnormem Verhalten (Bespiele)
Pubertät ist die erste Bekanntschaft mit dem Ende des Lebens und dem Beginn des Wahnsinns. Natürlich fühlt man sich seltsam, wenn man merkt, dass man nicht mehr die gleiche Person ist (weil neue / mehr Hormone die Gefühlslagen verändern).
Es ist als ob ein Geisteskranker gerade noch mitkriegt, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Nur dass man nach der Pubertät nicht gesund wird, sondern in den Zustand des Erwachsenseins übertritt. Oft kann das mit einer Geisteskrankheit gleichgesetzt werden, da sich die Persönlichkeit dann stark ändert, seltsame Ansichten (z.B. über Wohltäterschaft oder Ausbeutung) ausbilden und der gesunde Egoismus eines Kindes in jede mögliche Form verzerrt wird und man mit höflichen Verhaltensmustern seine wahre Gesinnung zu vertuschen versucht, um in der erwachsenen Gesellschaft ein paranoides und oft schizophrenes Spiel zu spielen. Die Anpassung an eine bestimmte kulturelle Gesellschaft und deren zufällig entwickelten Normen und Moralvorstellungen zeigen die Verbiegung an ein oft unmenschliches, weil gegen die Natur des Menschen zivilisiertes System (z.B. sexuelle Normen).
Psychische Traumata sind oftmals überschießende Lernreaktionen. Denn man kommt mit einer neuen Situation nicht klar, die sich viel zu sehr davon unterscheidet, woran man gewöhnt ist. Erst wenn man der Hirnstruktur eine Anknüpfung an das restliche Wissen, eine logische (bzw. logisch erscheinende) Verbindung zu Gefühlen und Verstand bietet, wird der Mensch das Geschehen verarbeiten können. Dazu kann es zum Beispiel helfen alles Mögliche über die Hintergründe und Zusammenhänge des auslösenden Vorfalls zu lernen, damit dieser verständlicher wird.
Das Leben von therapeutischen Psychologen ist anstrengend. Sie müssen sich in ihre Patienten versetzen können um sie zu verstehen und ihre negativen Gedankengänge nachvollziehen. Damit ergibt sich aber automatisch ein negativeres Weltbild und man überträgt das auch wieder auf die Therapie. Psychologen sind also zur Depression verurteilt.
Je länger eine Vorstellung oder ein Bild (als abgebildete Realität) im Kopf bleibt, desto schwerer kann man es entfernen – bis es von allein verblasst. Versucht man es dennoch spät zu entfernen und gerät diese Prozedur beim Betroffenen ins Bewusstsein, so wird es umso schwerer bis unmöglich das zu schaffen. Mit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Problem kann das jedoch machbar werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie z.B. Akzeptanz und Gewöhnung an das Erlebte oder Überschreiben der Gedanken und Verknüpfung mit lächerlichen und absurden Assoziationen. Psychische Traumata sollten daher möglichst schnell behandelt, überschrieben oder gelöscht werden.
Die psychisch Kriegsgeschädigten mit Erfahrungen, die sie nicht mehr überwinden können (immer wieder den gleichen Traum, Angstzustände, Depression, etc.), haben Extreme erlebt, die von Natur aus im Gedächtnis behalten werden sollen, um in späteren Situationen wieder verwendet zu werden oder dieses Situationen zu meiden. Der Mensch ist zu weit mehr ausgelegt und imstande weit mehr zu ertragen, wenn er sich daran gewöhnt. Nur ist in unserer Gesellschaft Freundschaft und Bindung zu anderen Menschen zu wichtig geworden, als dass man es schnell verarbeiten könnte. Außerdem fehlt die Ablenkung, ja sogar die Fortsetzung bzw. Weiterentwicklung. Würden die Soldaten mehr dieser traumatischen Ereignisse erleben, müssten sie lernen, damit umzugehen oder aus Angst und Unfähigkeit zu handeln sterben.
So sind möglicherweise auch Heldentaten aus Legenden zu erklären, die unter heutigen Umständen nicht möglich wären. Die Wenigen, die das „Glück“ (oder Pech) hatten viele Extremsituationen zu überleben, sind so abgehärtet / geschult / resigniert / gereizt worden, dass sie große Leistungen vollbringen können.
Das verfolgende Trauma ist eigentlich nur der Anfang eines Lernprozesses, den man vollenden muss um ihn hinter sich zu lassen und sich selbst zu beherrschen. Am besten ist es die entsprechenden Geschehnisse gar nicht erst zu erleben. Aber das stets zu verhindern ist nicht möglich. Denn selbst wenn man die Extreme auf einen weit weniger extremen Grad drücken könnte, wäre es noch immer ein Extrem gegenüber dem normalen Leben. Abgesehen davon, dass Gewalt im Menschen veranlagt ist. Die Welt ist kein Paradies. „Was einen nicht umbringt macht einen stark.“
Man kann auch versuchen, die Flashbacks und Gedanken an traumatische Erfahrungen zu verklären, sie mit anderen Vorstellungen und Erinnerungen zu verbinden, so dass die Erinnerung immer unechter und schließlich unwichtiger wird bzw. sogar ins Lächerliche / absurd Komische verzerrt wird.
Außerdem ist es hilfreich mit den Erinnerungen umzugehen, die man nicht haben will, um den Verarbeitungsvorgang zu beschleunigen und dadurch die Erlebnisse zu vergessen. Möglich ist das z.B. in Zeichnungen, Niederschriften, Plastiken, etc. und evtl. steter, nachträglicher Veränderung dieser Kunstwerke, so dass man die Erinnerung an das neue Objekt knüpft und damit dessen Veränderung möglichst positiv oder neutral werden lässt und so auch die Erinnerung verändert.
Amnesie: Der Mensch ist so wie ihn seine Umwelt prägte. Doch wie verhält es sich, wenn ein totaler Gedächtnisverlust vorliegt? Oft wird berichtet, die Menschen seien nicht mehr dieselben (nicht durch psychische Ursachen, sondern nur durch Gewalteinwirkung). Doch der Mensch kann sich nicht plötzlich ohne Grund ändern. Möglich ist dagegen, dass Teile des Gehirns ausfallen, die früher intensiver genutzt wurden und damit bestimmte Wesensmerkmale verschwinden, die den Menschen vorher ausgezeichnet haben. Die Erinnerungen liegen dann noch vor, aber sie werden anders interpretiert, da die ursprüngliche Sichtweise nun fehlt.
Sucht beschreibt die Suche nach Erfüllung eines Bedürfnisses, das nicht gestillt werden kann – meistens in der Suche nach Glück. So sind eigentlich auch Triebe wie Essen, Schlafen, Atmen, Sex, Liebe oder der Lebenswille Süchte. Besonders die Triebe beschreiben die unbedingte Abhängigkeit eines Prozesses (wie es das Leben einer ist) von einem anderen.
Interesse an einem Fachgebiet entsteht aus einer selbst entwickelten / aufkommenden Frage und darauf folgender Beschäftigung mit dem Thema zur Beschaffung der Antwort. Sie wird umso intensiver, je mehr Fragen sie aufwirft und den Blick auf Erfolg aufrecht erhält – das ist das Prinzip der Sucht. Wissenschaft ist demnach ein Kind der Sucht.
Sucht ist eine Frage des Angebotes, der Nachfrage und deren Mittel. Die Unersättlichkeit des Menschen und die darauf folgende Übersättigung (eines bestimmten Lieblingsessens, einer Beschäftigung, etc. in Abgrenzung zur Sucht) rührt wahrscheinlich daher, weil er früher essen und tun musste, solange es etwas zu essen und zu tun gab. In der Regel gab es dafür bestimmte, endliche Zeiten, z.B. Reifezeiten von Früchten, fruchtbare Zeiten der Frau, winterliche Ruhepausen auf den Äckern, Regenzeiten oder Trockenzeiten, Herden an Wasserstellen, die Nacht zum Schlafen, die Lebenszeit zum Leben, usw.
Dieses Verhalten strebt er (mit Erfahrung) weniger an, wenn er gesichert weiß, dass solche Perioden nicht auftreten. Der Abgrenzung von Übersättigung und Sucht einer Sache liegen grundsätzlich unterschiedliche Ursachen zugrunde.
Erreichte Erfolge lassen uns träge und vorsichtig werden, falls nicht die Aussicht auf größere Erfolge besteht. Dann lassen sie uns auch noch höhere Risiken eingehen. So entsteht eine Sucht, wenn die Erfolge zwar als real erscheinen, jedoch tatsächlich nicht erreichbar sind und kleine Erfolge unseren Willen und die Faszination der Illusion am Leben erhalten (z.B. Spielsucht).
So ist Belohnung bspw. immer etwas, das man haben will, aber (spätestens, wenn man es sieht oder das erste Mal bekommen hat) immer zu wenig hat. Daraus entsteht ein unlösbarer Konflikt, denn eine Belohnung erfüllt ihren Zweck (z.B. Anerkennung) nicht mehr, wenn jemand sie schon zur Genüge hat. Ist jemand aber auf den Geschmack gekommen, so will er sie immer wieder und dadurch entstehen auch Verbrechen, da meist jemand anders die Belohnung hat, die man will (Geld, Liebe, Drogen, etc.). Jemanden zu belohnen bedeutet ihm also auch mit einer folgenden Sucht wieder zu bestrafen (Energieerhaltung).
Daher kann auch kein Kommunismus funktionieren, da Bestrafung und Ungerechtigkeit darin nicht vorkommen, allerdings keine auch Belohnung, die für die Entwicklung des Menschen essentiell ist.
Spielen heißt lernen, sonst hat man keine Lust mehr zu spielen und es wird langweilig. Spielsucht ergibt sich u. a. daraus lernen zu wollen, ein System zu finden um zu gewinnen. Der Gewinn selbst ist egal und die Sucht wird erst dann enden, wenn der Gewinn reproduzierbar ist, das System durchschaut wurde.
Drogensucht dagegen sucht immer wieder das gute Gefühl des letzten Males zu spüren oder die Entzugserscheinungen zu mindern (die allerdings auch bei Spielsucht auftreten). Der Reiz (einer Sucht oder generell am Leben) liegt außerdem oft im Unwahrscheinlichen, nicht immer zu bekommen, was man will, also im außergewöhnlichen Abenteuer.
Nicht das Mittel allein macht die Abhängigkeit bzw. Sucht aus, sondern die Umstände und das Leben des abhängigen Menschen. So kann er in einer Krise stecken, seinen Problemen entkommen wollen, weil er sie anders nicht länger erträgt, weil er dadurch ein Ziel erreichen will, z.B. eine Leistungssteigerung oder weil ihm langweilig ist. Wenn der Schwellenwert zur Abhängigkeit einmal überschritten wurde, sind die ursprünglichen Ziele dagegen gleichgültig geworden. Der Mensch lebt nur noch für die Sucht und um das eine, dringende Bedürfnis zu befriedigen.
Jemand wird weniger anfällig für die Sucht sein, der Ziele erreichen will (1.), die durch die Drogennutzung keine klaren Vorteile bringen und der z.B. Verantwortung gegenüber anderen hat (2.) und sich es daher nicht leisten kann seine Sinne zu vernebeln oder der das Prinzip der Ehrlichkeit und Reinheit vertritt (3.), also Selbstdisziplin übt.
Nur eine noch größere Sucht kann ihn davon erretten. Das können aber nur Grundbedürfnisse die noch stärker sind als die die Suche nach Glücksgefühlen. Eine neue Herausforderung die viel Lernaufwand erfordert und evtl. eine neue Philosophie zu entwickeln um die Geschehnisse auf eine andere Art zu verarbeiten und durch eine andere Perspektive zu bewerten kann helfen. Dazu muss der Süchtige aber bis zur Überwindung des Entzugsgefühls (was schon nach einigen Tagen eintreten kann) am Leben erhalten werden durch Wasser, Nahrung, Schlaf und mit Schutz vor Selbstmordmöglichkeiten.
Mögliche Mittel gegen Sucht:
Ab und zu (unwissentlich) Placebos trinken, rauchen, spritzen, konsumieren (als Scheinstoff, z.B. Nikotinkaugummis, -pflaster) lässt die Lust daran vergehen und es ist durch den Ersatzstoff gesünder die gewohnte Handlung trotzdem durchzuführen. Im besten Fall verliert man die Grenze zwischen Stoff und Placebo und mag beides gleich gern (z.B.: alkoholfreie Cocktails mit einem anderen Geschmacksträger als Alkohol versus normale Cocktails).
Das Mittel bzw. der Gegenstand der Sucht muss immer wieder (öfter als normal) unter Aufsicht und Zwang benutzt werden (evtl. in homöopathischer Form), also nur als Akt bzw. Tat selbst, aber ohne das belohnungsbringende Element (z.B. erst Spritzen mit Heroin und bei gesteigertem Druck zur Anwendung mit immer kleineren Dosen, Spielen ohne offensichtliche Siegesmöglichkeit, bzw. auch mit ständigem Sieg) und gleichzeitig mit Anbieten eines ungezwungenen, harmlosen Ersatzes, bis man von der Tat selbst angewidert ist.
AD(H)S-Patienten müssen stets Sinneseindrücke verarbeiten, um beschäftigt zu sein oder müssen diese über die Motorik herauslassen Bewegungsdrang). Steter, gleicher, monotoner Input oder Output ist also Therapie und Erkennungsmerkmal (Diagnosemittel) bei Leistungssteigerung für AD(H)S-Patienten.
Autisten leben gewissermaßen als Gegenstück von AD(H)S-Patienten im Kontakt zur Außenwelt praktisch nur im Unterbewusstsein. Sie kriegen Informationen mit, können sie aber nicht sortieren oder bewusst verarbeiten. Da sie nach „Instinkten“ handeln, werden sie sich ihrer Handlungen bzw. deren Folgen weniger bewusst. Daher können sie auch kaum Gefühle ausdrücken, da diese vom Bewusstsein gesteuert werden. Möglicherweise könnten sie „erwachen“.
Dann könnte man Autisten Emotionen beibringen, indem man ihre logischen Schlüsse (Logik) mit Emotionen verknüpft (als Parameter):
Logik + Logik = Konsequenz
--> Emotion ∙ Logik + Emotion ∙ Logik = Konsequenz ∙ Emotion2
Für normale Menschen schwierige Aufgaben, wie komplexe Kopfrechenaufgaben, fallen Autisten manchmal leichter, weil sie sich frei von Gefühlseinwirkung besser konzentrieren können.
Erlernter Autismus hat seinen Ursprung (meist) in genetischer Veranlagung und wird häufig ausgelöst, weil die Erziehungsmethoden sich von den Eltern abgeschaut und in gleicher Weise auf das Kind übertragen werden. Meist fordern die Eltern, aber auch die erziehende Umgebung, vor allem lerntechnisch in diesem Fall viel vom Kind. Es soll möglichst alles miterleben und sich für alles interessieren. Streikt das Kind wegen der hohen Fülle an Informationen anfangs noch naturgemäß, so wird es von den Eltern zurechtgewiesen und versucht es ihnen recht zu machen, falls es nicht vollkommen resigniert.
Anfangs mag das noch förderlich sein und das Kind wirklich eine enorme Aufnahmekapazität entwickeln. Wird es jedoch nicht in diesem Vorgang gestoppt (eher wird es meist noch verstärkt und selten wird das Kind aus dieser Umgebung entfernt) so erhöht sich mit der Dauer die Neuronentätigkeit und mit dem Wissen und der Intelligenz steigt die Unruhe, die Unausgeglichenheit, die Müdigkeit. Selbst überproportionierter Schlaf kann das nicht mehr kompensieren und so kann es zu einer Wippe kommen: Wird viel geschlafen scheint man zunächst ausgeruht, nimmt unbewusst viele Impulse aus der Umwelt auf und muss diese verarbeiten. Schläft man die nächste Nacht dann weniger, so ist man am nächsten Tag umso unausgeschlafener und kann erheblich weniger Informationen aufnehmen. Schläft man dann aber entweder mehr oder genauso viel, vielleicht sogar noch weniger, ist man vorerst ausgeruhter als wenn man lang geschlafen hat. Allerdings schlägt sich dieser Effekt in körperlicher Müdigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit aus, die zu wenig Schlaf immer mit sich bringt.
Da das Gehirn immer weniger Filter besitzt, nimmt es umso mehr Informationen auf, koppelt diese mit vorhandenem Wissen und ordnet sie ein. Weil dieser Prozess jedoch schon kurz nach oder sogar noch während der Aufnahme geschieht, können andere Einflüsse den Menschen kaum noch erreichen. So wird etwa mitten in dieser Verarbeitung von Gedanke / Sinneseindruck „A“ der Signalalarm „B“ ausgelöst. „A“ ist noch nicht fertig bearbeitet, „B“ nicht vollständig erfasst. Beide Vorgänge bleiben liegen, werden vergessen (Schutzfunktion) und nicht länger verarbeitet. Keine Information war also nützlich. Allerdings verbleiben sie noch eine Weile im Unterbewusstsein und können plötzlich wieder aufgefunden werden – eventuell zu spät.
Soziale Belange scheitern oftmals, da die Aktionen und Reaktionen zu sehr analysiert werden und das Unterbewusstsein keine Kapazitäten mehr besitzt um schnell bereits bekanntes Wissen anzuwenden. Während viele „normale“ Menschen wie unterbewusst Smalltalk führen, überlegt sich ein Autist jedes Wort, als hinge davon sein Leben ab. Eventuell spielt hier die erlernte „Fähigkeit“ mit hinein, immer das Beste geben zu müssen.
Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zum „Zerstreuten-Professor-Phänomen“. Möglich ist außerdem, dass manche autistisch veranlagte Menschen oder solche mit AD(H)S an eben einer solchen Störung leiden und daher (scheinbar) unaufmerksam sind bzw. in gewissen Denkschleifen keine Konzentration haben, weil ihre Priorität auf anderen Bereichen liegt (beim Autisten in der Erfahrung für sich selbst, nicht in Bezug auf andere und bei den AD(H)S-Patienten auf scheinbar nebensächlichen Sektoren, die nicht „normal“ sind, z.B. auch extrem hochgradiger Wissenschaft). In dieser Richtung könnte also auch der zerstreute Professor eingeordnet werden, der zwar im normalen Leben alles vergisst, verlegt oder kaum noch zurecht kommt, aber auf seinem speziellen Gebiet durch ständige Konzentration Höchstleistungen erbringt.
Ebenso sind wahrscheinlich auch neurotische (Angst-)Patienten, vielleicht sogar manche Formen der psychotischen Störungen in Gedankenschleifen gefangen, die jedoch auch nach dem Schlaf nicht verschwinden, sondern dauerhaft Verarbeitungskapazität in Anspruch nehmen, weil sie mit dem Erwachen (unterbewusst) gefestigt bzw. „erlernt“ sind und dadurch immer neu gestartet werden.
Paranoia ist die übersteigerte Erkennung von Mustern. Das zeigt sich darin, dass Zusammenhänge gesehen werden, wo keine nachweisbar sind bzw. wo die Mehrheit der Menschen keine sehen würden. Die Grenze zum Querdenken und zur Kreativität ist hier allerdings fließend, da die Lerngeschwindigkeit und Akzeptanz von Neuem wesentlich schneller passiert.
IV. Gesellschaft
(IV.) Gesellschaft
Gruppenverhalten
Gesellschaft allgemein:
Für die Gesellschaft besteht eine Vermischung der Themen zur Psychologie und eine Abgrenzung ist im Grunde nicht vorhanden. Die Lehre und Untersuchung von gesellschaftlicher Dynamik und Verhaltensweisen bedeutet daher Psychologie in Gruppen und Massen zu betrachten.
Die Gesellschaftsdynamik wird zum einen bestimmt durch die psychologischen Abläufe des Einzelnen, durch die ökologischen Strukturen zwischen den Individuen und biologischen Abläufe sowie den physikalischen Umweltbedingungen. Weil derart viele Voraussetzungen für die gesellschaftliche Dynamik bestimmend sind, kann sie praktisch nicht berechnend abgeschätzt, sondern nur aus Zyklen der Erfahrung (v. a. aus der Geschichte) kalkuliert werden.
Die Gesellschaft ist ein Untersuchungsthema, das so komplex geworden ist, dass sich einzelne Unterbereiche kaum noch abgrenzbar beschreiben lassen und das trotzdem durch unsere tägliche Erfahrung eindeutiger als Naturwissenschaft zu sein scheint. Doch die Strukturen und ablaufenden Prozesse der Gesellschaft sind höchst anfällig und aus allen vorhergehenden Entwicklungen der Menschen durch deren Psychologie, Biologie, Umwelt- und Lebensbedingungen, schließlich sogar Chemie und Physik abhängig, was umso deutlicher wird, je klarer die Wissenschaft Gesetze formuliert. Die emergente Eigenschaft der Gesellschaft verhindert es allerdings oft eine klare Abhängigkeit auszumachen, da eine Gemeinschaft erst durch die Interaktion der Individuen entsteht und aus ihrem Bewusstsein über die Gruppenzugehörigkeit auch ihr Verhalten neu bestimmt wird.
Bsp.: In der Physik erkennen wir schnell, dass unser Körper nicht fliegen kann, sondern an die Erde gebunden ist und von ihr angezogen wird. Dass unser Wille jedoch unserer eigenen Psyche unterliegt und diese wiederum durch unsere Umgebung geprägt ist und wir vor allem Meinungen annehmen, die in unserem näheren Umfeld bereits vorgegeben sind, scheint uns umso fremder zu sein oder ist uns zumindest in den seltensten Fällen bewusst.
So wirkt sich auch die Natur in hohem Maße auf die Kultur des Menschen aus. Alle Umstände des Zusammenlebens ergeben sich aus den natürlichen Gegebenheiten und Gesetzmäßigkeiten. Eine klare Grenze zwischen Natur und Kultur kann es daher nicht geben und die menschlichen Kulturen sind und bleiben ein Teil der Natur. Wenn man Kultur jedoch definieren will, dann nur über die Dinge, die der Mensch ändern kann. Das umfasst vor allem seine Art zu denken, also seine Philosophie, in geringerem Maße sein Verhalten als Folge seiner Philosophie. In der Gesellschaft und dem Zusammenleben gilt das für die Moral und die Gesellschaftsstrukturen, nicht jedoch für die Ökonomie und ihre Kräfte, die stets ein Teil der Natur und des menschlichen Verhaltens bleiben, jedoch auf philosophische und gesellschaftliche Änderungen reagieren.
Gerade in der Gesellschaft ist es schwierig Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und festzulegen, weil sie von so vielen Faktoren abhängen, leicht veränderbar sind und mit der Kultur und den Bedingungen von einem Standort zum nächsten sehr schwanken können.
Sinn und Ursprung von Gemeinschaften
Selbst ein universeller, nichtmenschlicher Ratgeber kann einem nicht helfen, wenn man die neue Ansicht so nicht akzeptiert oder noch Fragen hat, weil man in seinen Vorschlägen und in der Umsetzung bei sich noch Probleme sieht. Denn dieser Ratgeber müsste unendlich umfassend sein. Daher braucht es immer einen Menschen, den man persönlich danach fragen kann und Bücher, das Internet, Botschaften (ob per Brief, Video oder Audio) können kein (Beratungs-)gespräch simulieren. Die Möglichkeit dazu lässt einen später erst selbstbewusst selbst nach der Lösung suchen, wenn der persönliche Ratgeber gerade nicht da ist.
Eine Gemeinschaft lebt daher von der Kommunikation der Mitglieder untereinander und im Austausch von Informationen. Die Gemeinschaft bietet Schutz und eine vermehrte Konzentration auf Nahrung, eine gesicherte Umgebung, Partner, etc. Die Stärke und Intelligenz des Einzelnen steigt mit dem Zusammenschluss in der Gruppe und durch die Kommunikation untereinander.
Das Bewusstsein einer Gemeinschaft speist sich aus den Ansichten aller Mitglieder und geht über das eines Einzelnen hinaus, weil es aus verschiedenen Perspektiven besteht, die der Einzelne außer seiner eigenen nur im Ansatz begreifen kann, da er sonst das Leben des anderen gelebt haben müsste. Das Bewusstsein der Menschheit ist somit höher, weil es spezifischer ist, aber es befasst sich auch stets nur mit den Ideen der Gemeinschaft.
Bewusstsein kann nur auf eine Richtung fokussiert werden und je allgemeiner es ist, umso ungenauer ist es. Das Bewusstsein der Menschheit wäre eher ein großer Wissensspeicher und eine zusammengestückelte Bewusstseinsaufspaltung. Aber jedes Mitglied einer Gruppe hat ein Zugehörigkeitsgefühl und durch die Verteilung der Aufgaben in einer Gruppe entsteht bei jedem Mitglied ein übergeordnetes Bewusstsein für die Gruppe, was es anders handeln lässt als ohne diese Mitgliedschaft. Dadurch beginnt die Gruppe zu leben, da die gemeinsamen Ziele der Mitglieder dem Ziel der Gruppe untergeordnet werden. Eine Gruppendynamik entsteht.
Die Menschheit ist die eigentlich neue, künstliche Intelligenz. Ihr Bewusstsein ist Mode, ihre Erkenntnis die Kunst und Wissenschaft und ihre Erfahrung die Geschichte.
Die meisten denken nur in ihrer kleinen Einheit „Mensch“. Jedes Individuum ist eine Möglichkeit des Menschen bzw. vom Menschsein. Der Mensch ist dadurch auch ein Individuum, weil er seinen eigenen Gesamtorganismus ins Gleich- oder Ungleichgewicht bringen kann, obwohl der höhere Gesamtorganismus Menschheit weiter funktioniert und kleine Fehler des im starken Ungleichgewicht befindlichen einzelnen Menschen abfedert, so dass sie nicht bemerkt werden oder nur in der näheren Umgebung nachschwingen.
Mancher jedoch erkennt höheres Glück darin in der erweiternden (integrierten) Funktion: „Menschheit“ zu denken. Dabei ist die Menschheit selbst aber nur ein einzelnes Wesen und kann nicht interagieren, sondern sich nur entwickeln. Im Gegensatz zu einzelnen Menschen oder zu Gruppen (z.B. Staaten).
Was wäre, wenn es mehrere Menschheiten gäbe? Wenn die Menschheit als Ganzes betrachtet werden kann, mit einem Bewusstsein und einem Unterbewusstsein, dann müsste eine mit der anderen kommunizieren, sich lieben, hassen, ignorieren, austauschen, etc. und lernen sowie Trends folgen oder ablehnen – und zwar für alle Menschen dieser Menschheit gesamtheitlich gültig. Zwar kann es innerhalb gespaltene Persönlichkeiten geben, aber handeln kann sie letztlich pro Augenblick nur in einer einzigen Weise.
Gemeinschaftliches Zusammenleben
Ein Mensch kann in der Einsamkeit leben und in ihr sterben. Doch er kann nicht aus ihr hervorgehen. Die Gemeinschaft und Gesellschaft anderer ist uns daher in den meisten Fällen ein Grundbedürfnis und wenn es nur ein anderer Mensch ist, mit dem man reden kann.
In der Gesellschaft zählt (im Gegensatz zum Glück des Einzelnen) die Leistung, die der Einzelne erbringt bzw. die die Gruppe durch ihn erreicht. Ob das Individuum glücklich ist, interessiert dabei erst einmal nicht weiter.
Wer sich als Teil eines großen Ganzen fühlt (Abb. 1 (IV.)), wird auch Teil eines großen Ganzen sein, nämlich der Menschheit (oder in der Vorstellung von Religionen: Teil der Schöpfung und des Vorhabens Gottes). Dafür muss er freilich etwas leisten, sich einfügen und mitarbeiten.
Wer sich nicht als Teil eines großen Ganzen fühlt, weil er z.B. sein eigenes Leben und unabhängig leben will, der wird auch gar nicht erst stark versuchen seinen Teil zum großen Ganzen beizutragen und ist somit auch nicht intensiv ein Teil dessen. Er genießt zwar Freiheit und hat nicht die Pflichten, denen sich andere unterwerfen, aber er hat auch nicht das Gefühl etwas beizutragen um alles weiter zu entwickeln, zu verbessern oder an etwas mitzuarbeiten, das größer ist als er selbst.
Der Geist der Menschheit stirbt im Gegensatz zu dem Mensch als einzelner nicht – ähnlich der Zelle im Organismus: Die Zelle gibt sich im Verbund für den Organismus, wird nach dem Sterben erneuert bzw. ersetzt und der Organismus lebt ohne Eingriffe in die Funktion weiter. Ein Problem bei dieser Sache ist die Alterung der Prozesse der Zellerneuerung.
Der Mensch ist jedoch keine absolute Zelle in einem Organismus. Er ist ein Individuum in der Menschheit (der Gesellschaft). Wenn er stirbt, kann er nicht so einfach ersetzt werden wie eine Zelle. Mit ihm stirbt auch ein Stück Individualismus und ein Stück alte Welt. Man lebt für die nächsten Menschen um einen herum und nicht für die Menschen aus aller Welt oder für Ruhm und Ehre. Denn was einem bleibt sind die Menschen, die einen tatsächlich kannten und nicht bloß durch Taten und Erzählungen. Erst wenn die Menschen sterben, die einen persönlich kannten und sich auch noch an einen erinnerten, ist man wirklich gestorben und mit einem seine Umwelt.
Genauso altert auch die Gesellschaft. Sie geht im Kreis um einen Mittelpunkt, den sie nicht kennt (zumindest der Einzelne) und wird allein durch Regeln auf der Kreisbahn gehalten. Immer wieder bricht mal ein Einzelner aus, kehrt aber oft schon bald zurück, weil er allein nicht weiter kommt. Wer dies nicht tut verliert sich meist in den unendlichen Weiten.
Der Mensch als Spezies kann alles Mögliche wissen, nur sich selbst wird er nie erkennen und in Einklang bringen können – was jedoch Voraussetzung für ein Paradies auf Erden ist, worauf die Menschheit hinarbeitet.
Kommunikation in der Menschheit:
Wenn die Gehirne der Menschen wie ein Netzwerk funktionieren könnten, würde man sich verstehen, weil dann alles ein Gehirn wäre und dieses nur auf das Überleben des Ganzen fixiert wäre. Einzelne würden dann bedingungslos ihr Leben für die Gemeinschaft geben. Doch solange jeder das, was allgemein als „gut“ anerkannt wurde, anders oder oft sogar darin Negatives sieht (wenn er also die Werte einer Kultur ablehnt), kann das nicht funktionieren.
Jeder hätte Zugriff auf alle Erfahrungen und Empfindungen und würde alles dadurch verstehen. Missverständnisse gäbe es nicht, aber auch keine Geheimnisse, Überraschungen oder unerwartete Wendungen. In der Realität gibt es jedoch aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen immer Missverständnisse. Sie sind umso gravierender, je mehr das Leben des einen von dem des anderen abweicht.
Hingegen braucht man als Mensch in einer Krise auch den davon nicht betroffenen Geist eines anderen Menschen, der einem mit einer neuen Sichtweise weiterhilft. Doch dieser eigentliche Vorteil ist auch ein Nachteil. „Was dich nicht umbringt, macht dich stark.“ Kommt man also mit der Krise zurecht, hat man sie überwunden ohne Nachteil in Kauf nehmen zu müssen. Die Natur arbeitete so im Sinn der Evolution schon lange vor dem Menschen erfolgreich.
Die Menschheit ist dem einzelnen Menschen nicht nur eine Gemeinschaft, sondern weil sie höher als der Einzelne steht, ist sie ihm wie eine Umwelt, ein Lebensraum, ein Gott. Sie gibt ihm Aufgaben bzw. einen Sinn. Durch die Spezialisierung der Berufe erhält der Einzelne Nahrung, Schutz, Liebe, Geselligkeit, etc. Egal, wie groß(artig) ein einzelner Mensch auch ist, die wirklich großen Erfolge können nur alle (gegenwärtig Lebenden / Denkenden) zusammen erringen, v. a. weil sie sich auf spezialisierte Berufe konzentrieren.
Eine Gemeinschaft ist ohne einen selbst nie vollständig (Abb. 1 (IV.)), egal wie groß oder perfekt sie aussieht. Denn jeder trägt zur Perfektion bei, selbst wenn die Gemeinschaft daran zerfallen sollte; denn das ist dann der Beweis, dass sie nicht so optimal ist, wie man zuerst dachte. Daher ist sie nur dann perfekt, wenn sie jeden anderen aushält und seine Bereicherung, die jeder mit sich bringt, integrieren und nutzen kann. Jeder vermeintliche Störfaktor ist tatsächlich eine Erweiterung. Die perfekte Gesellschaft besteht nicht in einem Endziel, das erreicht werden muss, sondern ist die Form, in der die Menschen leben und ihre eigenen Ziele erreichen können.
Die Menschheit braucht jeden und arbeitet auf kein spezielles Ziel zu, das Überleben der Art ausgenommen. Das bedeutet, sie lebt nach der Art eines idealen Künstlers und muss sich nicht schnell entwickeln. Sie darf sich in Diskussion verlieren, denn dadurch lebt sie schließlich.
Erweiterte Kommunikation in der gegenwärtigen Entwicklung:
Ein Mensch ist die Speicherung spezieller Erlebnisse. Wie diese abgespeichert und umgesetzt werden hängt von den Erlebnissen und den Erbanlagen ab.
Die Spontaneität, das eigene Leben, die Fantasie, selbst das natürliche Lebensgefühl wird von der modernen Öffentlichkeit in Form der Massenmedien mit ihrer Informationswut vorweggenommen. Was viele Menschen früher unabhängig voneinander als eigenes Gefühl entdeckten und unwiederbringliche, individuelle Momente erlebten, gilt heute als normal und man weiß, dass die meisten anderen es ebenso erlebten. Man weiß sogar, was man verpasst, wenn immer wieder ein paar andere von großen Gefühlen massenweise berichten (Weltreisen, große Siege, Rekorde, etc.) und fühlt sich so ständig unzufrieden und überfordert mit dem, was man noch erreichen muss, um endlich „normal“ zu sein oder mitreden zu können. Man muss möglichst alles erleben. Man begreift, dass jeder Einfall, den man hatte und je haben wird, schon einmal erdacht wurde und man selbst nur anderen nachlebt, dass das eigene Leben eigentlich nur eine Kopie anderer und man selbst austauschbar und unbedeutend ist.
Die Menschen werden so wirklich aneinander angeglichen und gleichgemacht. Nur ebenso mit der negativen Seite, nämlich der Nutzlosigkeit im einzelnen Dasein und der ewigen Suche nach der optimalen Aufgabe und Beschäftigung.
Freiheit
Alles, was frei ist, wird nicht begrenzt und kann sich deshalb ungehindert in seinem Lebensraum entfalten (Bsp.: Virus, Mensch, Neutrinos).
Freiheit braucht einen Bezugspunkt zur Definition. Sie ist immer doppelt belegt. Wenn man z.B. willensfrei ist, hat man entweder einen freien Willen oder ist frei von jeglichem Willen. Freiheit bedeutet mitnichten tun zu können, was einem gefällt. Freiheit an sich ist weder positiv noch negativ belegt, sondern bedeutet nur einen Zustand. Man kann frei von Pflichten, aber auch von Rechten sein. Eine Einschränkung nicht zu haben kann negativ sein, z.B. bei einem Ziel, Verstand, usw. Oft ist es einfach Interpretationssache, ob klare Richtlinien oder Verantwortung positiv oder negativ gedeutet werden. Unabhängig von dieser Interpretation ist man aber definitiv etwas dazwischen.
Freiheit heißt dem Tod nahe kommen, keinen Willen zu haben und unabhängig vom Egoismus zu sein. Frei ist man daher komplett erst, wenn man tot ist, denn um diesen Zustand zu erhalten, bedarf es keines Aufwandes. Das Leben selbst schränkt Freiheit schon ein und stellt ein Gefängnis dar (wenn es man als solches erkannt hat), aus dem man nicht entfliehen kann.
„Freier Wille“ bedeutet höchst bewusst und unter Zwang zu leben und ist so die Illusion von Möglichkeiten. Die Freiheit ist zwar deterministisch, weil das Schicksal festgelegt ist, aber solange man darum nicht weiß und nicht weiß was passieren wird und ob sein Schicksal wirklich festgelegt ist, besteht die Freiheit (als Einbildung). Daraus entsteht Wille. Schicksal schließt sich hinterher retroperspektivisch an.
Auf diese Weise frei von Entscheidungen zu sein, sind Sklaven allein nahezu wirklich frei – frei von Egoismus und eigenem Handeln sowie dessen Konsequenzen und dem Bewusstsein darüber, denn sie sind nahezu frei von eigenem Willen. (Man verstehe nun Sklaven je nach Kontext: ob eines Menschen, einer Institution oder eines Gedanken.)
Wie lässt sich die Demut eines Dieners in die Evolutionstheorie eingliedern, ohne den Grundsatz der eigenen Lebenserhaltung durch Egoismus zu brechen? Warum gibt es überhaupt Menschen, die freiwillig anderen dienen bzw. sich nicht einmal gegen Unterdrückung zu wehren versuchen? Sehen sie das Leben ihres Herrn als ihr eigenes an oder sich selbst als einen Teil dessen? Haben sie keine größeren Ziele im Leben erkannt, so dass sie sich denen anderer anschließen müssen und dadurch ihr Leben definieren? Oder ist es nur die Akzeptanz des Schicksals und der Glauben daran sowie die Annahme, sich nicht gegen den Herrn oder in Eigenständigkeit gegen die Widrigkeiten des Lebens wehren zu können?
Wenn sie derartig leben wollen, haben sie oft keinen eigenen Willen. Damit arbeiten sie wenigstens an einer Sache, die höher ist als sie selbst. Unter anderem werden sie auf diese Weise selbst ein Teil ihrer. So betrachtet ist Sklaverei überall zu finden. Wir dienen nur denen freiwillig und stellen unseren Egoismus ihnen gegenüber zurück, die uns stets vor allem beschützen können und uns diese Freiheit der eigenen Verteidigung abnehmen, weil unsere eigene zu schwach wäre. Daher unterwerfen wir uns auch einer Gruppe sowie deren Regeln und einer Hierarchie innerhalb einer Gruppe.
In dem Spezialfall eines Glaubens ist das Gott, dem man sich völlig hingibt. Das Problem dieses Schutzes liegt jedoch darin, dass er einer Einbildung gleich kommt, wenn man sich auf ihn aktiv verlässt, statt selbst zu handeln.
Das Bild von Symbolen, besonders in der Sprache wandelt sich. Was früher unter Mitleid und Demut verstanden wurde, gibt es heute schlicht nicht mehr. Es sind immer abgeschwächtere Formen dieser Begriffe, je mehr der Mensch (wieder) Individualist und damit Egoist wird. Die Bedeutung von Gruppen lässt daher nach und die Bande lockert sich zunehmend – allein schon dadurch, dass man vielen Gruppen angehört (Vereine, Arbeit, Freundeskreis, politische Vereinigungen, Nachbarn, Interessengemeinschaften, Internetforen, etc.).
Wer nicht (an sich) zweifelt, gehört nicht sich selbst (sondern dem Willen eines Herrn oder einer Idee) und denkt folglich nicht darüber nach, sondern vertraut blind. Es gibt dreierlei Arten jemandem zuzustimmen bzw. zu folgen:
- weil man von dessen Sache überzeugt ist
- weil man es selbst nicht besser weiß oder zu schwach ist um es besser zu wissen
- weil man dazu gezwungen wird
Niemandem zu gehören, niemandem dienen zu müssen (von dessen Leben man nicht unmittelbar abhängig ist), aber auch aus eigenem Willen arbeiten zu wollen ist dagegen Freiheit des Willens, aber damit gleichzeitig ebenso Abhängigkeit vom Willen. Unberechenbar zu sein, jede Entscheidung neu zu kalkulieren (aufgrund der vorliegenden Informationen und Erfahrung) bedeutet Freiheit vom Willen – aber auch Ziellosigkeit. Wer ein Ziel hat, ist berechnend und berechenbar (wenn andere dieses Ziel kennen).
Reisen verbindet man mit der Freiheit nirgendwo gebunden zu sein. Daher fühlt man sich unterwegs mit einem bestimmten Ziel frei. Die Nomadenvölker der Urzeit mussten stets weiterziehen um neue Nahrungsgründe zu finden und sie fanden wohl auch schon Gefallen am Entdecken. Doch war es bei ihnen eher ein Zwang zu reisen und sie waren nicht frei zu verweilen.
Freiheit ist ein schmaler Grat zwischen Selbstbestimmung und Fremdbestimmung und zwischen (fehlenden) Möglichkeiten. Die körperliche Freiheit steht also der geistigen Freiheit gegenüber. Daraus entsteht (mit dem Selbstbewusstsein, denn man muss erst erkennen gefangen zu sein) ein selbst gemachtes Paradoxon:
Wer eine Aufgabe hat, will auch frei sein und tun, was er will. Wer ohne Aufgabe ist, wünscht sich eine, um danach handeln zu können. Es ist das Problem des grüneren Grases (vgl. Kapitel „Paradoxien“: Bsp. 2). Der Mensch will gleichzeitig beregelt werden und auch frei sein. Er will dann beregelt werden, wenn die Freiheit zu viel Ärger und Arbeit macht (z.B. um einen Sinn zu finden), aber gleichzeitig will er auch das Gefühl haben ungezwungen und frei entscheiden zu können. Ob er das empfindet, hängt stark davon ab, wie er aufgewachsen ist (ob in liberalem oder konservativem Umfeld, mit strengen Regeln oder Autoritätslosigkeit, als Einzelkind oder mit vielen Geschwistern, etc.).
Denn endlose Freiheit bedrückt und ist zugleich auch eine Beschränkung, verwirrt und erzeugt ein Gefühl der Machtlosigkeit. Genau wie das Gefühl einer Bestimmung, in der man sich gefangen sieht. Dort hat man dann allerdings Macht und zwar über das, was man zu tun befohlen ist. In der Freiheit muss man sich die Macht selbst suchen und entscheiden, welche die bessere ist, muss entscheiden zwischen Gut und Böse und anderen Polen. Freiheit ist daher auch Verunsicherung. Sie bedeutet dadurch gesellschaftlich Stärkung der Starken und Unterdrückung der anderen (und damit Anarchie).
Freiheit ist angenehm, doch nur bis zu bestimmen Grenzen und sie muss Grenzen haben. Schon die bekannte Erkenntnis „Meine Freiheit endet, wo die Rechte des anderen beginnen.“ ist eine verständliche Bescheinigung dafür. Ein Beispiel dafür stellt die Pressefreiheit dar (vgl. Kapitel „Gerechtigkeit“: Freiheiten und Rechte, Bsp. 1).
Im Gegensatz zum Bewusstsein „frei zu sein“, ist es etwas anderes das Gefühl „frei zu sein“ zu erleben. Freiheit ist eine Frage des Willens. Derjenige wird sich frei fühlen, der das macht, was er wirklich will.
Die Abgrenzung der Freiheit des Einzelnen:
Die endgültige Verschmelzung aller Einzelorganismen (Mensch) zu einem Riesenorganismus (Menschheit) durch uneingeschränkte Kommunikation würde zu trägen Reaktionen führen und im Falle einer Störung alle Einzelwesen mit vernichten, weil sie zu sehr voneinander abhängig wären. Bei loserer Vernetzung könnte sich dagegen aus den Überlebenden / unversehrten Wesen ein neuer Organismus bilden. Barrieren schützen auf diese Weise auch.
Dem großen Vorteil der schnellen Informationsverarbeitung und dem Rückgriff auf vorhandenes Wissen bei einer einzigen, alles überragenden Intelligenz steht ihre hohe Anfälligkeit (und Ortsgebundenheit) gegenüber. Das verteilte Wissen und die verteilte Kompetenz auf verschiedene, voneinander unabhängige (auch weil von Informationen getrennte) Arbeitsbereiche und Organisationen dagegen ist unanfälliger für gezielten Anschlägen bzw. Sabotageversuchen.
Bsp.: Virtuelle Viren verbreiten sich über Netzwerke ungebremst und schädigen jeden einzelnen darin.
Zu große Spezialisierung allerdings, die mit dieser zentralen Intelligenz einherginge, würde zu unvorbereitet auf unvorhergesehene Situationen eingestellt sein. Die Menschheit als solches ergibt daher eine nahezu perfekte Mischung (für derzeitige Verhältnisse) aus zentraler Intelligenz und selbst organisierten Untereinheiten.
Man braucht Geheimnisse für sich, die man niemandem anvertraut, ansonsten wäre man mit dem Gegenüber eine einzige Person, statt mit ihm nur vertraut zu sein. In dieser Richtung bewegen sich Freundschaften und vor allem Partnerschaften. Der Mensch, der in seinem Leben starke Bindungen zu anderen aufgebaut hat, wird es schwer haben, wenn diese Menschen weg sind. Denn sein Leben bestand zum großen Teil aus diesen zwischenmenschlichen Bindungen. Sie sind positiv und bereichern das Leben, doch zu viele Bindungen und eine zu starke Geselligkeit führen zu untröstlicher Einsamkeit und Trauer im Alter, bzw. in kargen Zeiten.
Menschen sind neben dem Gruppenleben ebenso zu Einzelkämpfern geboren. Der Sinn liegt darin sich allein durchschlagen zu können und sein eigenes Leben so lange wie möglich klug und glücklich, gestützt auf sich selbst zu gestalten. Nicht umsonst beherrscht der Egoismus die humane Gestalt.
Alles was glücklich macht, ist von der Evolution geschaffen um zu überleben (z.B. Emotionen). Man muss nur glücklich sein, um fortzubestehen, sonst bräuchte man es gar nicht. Erst der Mensch muss sich darin einen Sinn geben um seinen immerfort suchenden und fragenden Verstand zu befriedigen – und das auch erst, seitdem er kaum noch ans Überleben denken muss. Denn vorher brauchen Wesen keine Glücksgefühle, die nicht das Überleben selbst oder den Erhalt der Art belohnen. Sie kennen so etwas nicht und überleben daher auch die schlimmsten Situationen. Denn ohne Glücksgefühle kennen sie auch kein Unglück und leben einfach weiter, so lange sie können, weil es ihr einziger, großer Wille ist, der nicht von Gefühlen und Zweifeln gestört wird.
Genauso wie Tiere und Pflanzen in den sengenden Wüsten überleben, indem sie sich nur auf die nötigsten Überlebensfakten konzentrieren, ergeht es den Menschen, die in ungewissen Zeiten oder ebenfalls in Wüsten den Verstand dem Lebensgeist hinten anstellen müssen und eventuell erst Jahre oder gar erst Generationen später diesen Verstand wieder (kurzzeitig) entfalten können. Diese Zeiten und deren Produkte sind der Fortschritt und müssen aufbewahrt werden.
Bewusster Egoismus ist besonders hinderlich, wenn es um die Weiterentwicklung einer Art geht, da der einzelne Organismus nicht länger gewillt ist für seine Art zu sterben und so eine Panik ausbricht bzw. keine strategischen Züge gegen etwaige Feinde mehr planbar sind. Allerdings kann es auch ein Überlebensvorteil sein, da die einzelnen Wesen (auch durch Angst) eher darauf bedacht sind, ihr eigenes Leben zu schützen und somit die Art auch erhalten wird.
Bewusster Egoismus führt später auch zur Gerechtigkeitsfrage und schafft damit ein ewiges Auslegungsproblem. Ferner ist es gerade unter dem Egoismus im Zusammenhang mit Empfindungen erst möglich und nötig die Ethik und Moral zu entwickeln.
Abb. 1 (IV.) - Die Grenze des einen ist der Freiheitsbeginn des anderen
Der Einzelne kann in die Gesellschaft integriert sein (Abb. 1 (IV.)), er muss aber nicht. In die Menschheit ist er automatisch integriert, da nur von Menschen ausgegangen wird. Er kann auch nur für sich allein leben. Zwar ist sein Ursprung in der Gesellschaft, doch ist sein Leben das nicht unbedingt. Allerdings muss man dann fest von einer Aufgabe gebunden (z.B. nacktes Überleben) und davon völlig überzeugt sein. Zu viel Freiheit kann auch schädlich sein, wenn man nicht dafür gemacht ist oder sich nicht nur auf sich selbst verlassen kann um allein für sich zu leben.
Es gibt keine Einzelerfinder / Einzelleistungen. Da jeder mit anderen in Verbindung steht und von ihnen beeinflusst wird, ist alles die Gesamtleistung der Menschheit. Sonst hätten schon die ersten Menschen alles erfinden können.
Manchmal sieht man auch mehr vom Umfeld und von der Umwelt eines Menschen als von ihm selbst und von anderen merkt man nichts, außer wenn sie gerade in der Nähe sind.
Egoismus und Altruismus
Egoismus ist die Triebfeder allen Lebens, denn es ist die Ausführung des Willens. Selbst allem Leben dienen zu wollen ist Egoismus. Denn sobald ein Wille vorhanden ist, handelt man danach ihn zu erfüllen und durchzusetzen. Egoismus ist in allen Arten des Lebens schon in ihrem Erbgut festgelegt und der einzige Grund, warum Lebewesen überhaupt noch existieren. Alles, was existiert, arbeitet wie es programmiert ist und kann daher schon als egoistisch bezeichnet werden, auch wenn es nicht einmal biologisch lebt.
Indem wir scheinbar uneigennützig handeln, handeln wir dennoch immer noch egoistisch. Denn mit diesem Verhalten des Uneigennutzes befriedigen wir unser Gewissen, unseren Durst nach Gerechtigkeit und verschaffen uns ein gutes Gefühl.
Daher muss Egoismus neutral gesehen werden, niemals allgemein negativ. Wie alles, kann man aber auch ihn nutzen, z.B. indem man die Menschen in eine Richtung erzieht, an deren Ende sie selbst helfen wollen. Sie bleiben dabei Egoisten, handeln aber gemeinschaftsnützlich, weil ihr egoistisches Ziel das Helfen ist, damit ihr eigenes Gewissen unterstützt wird und sie die Anerkennung dafür bekommen. Wenn ich nicht versuche anderen Menschen zu helfen, damit es ihnen dadurch gut geht, sondern dass es mir dadurch gut geht (und ich mich am Helfen erfreuen kann), ist das der beste Egoismus. Denn es entstehen für alle mehr Vorteile daraus.
Pflichtgefühl z.B. scheint zunächst eine Ausnahme von Egoismus zu sein – die aber letztlich auch wieder damit begründbar ist, dass man sein Gewissen nicht belasten will und Ansehen gewinnen oder es in der Gemeinschaft nicht verlieren will.
Das größte, positive Mitgefühl für einen rücksichtslosen Egoisten gegenüber einem anderen (potentiellen Konkurrenten) ist Respekt.
Grundsätzlich ist jedes moderne Lebewesen (wenigstens die Säugetiere) so programmiert, dass es sich (oder mitunter auch seinen direkten Nachwuchs) um alles in der Welt am Leben erhalten will. Nur wenige Strategien weisen bislang (auch beim Menschen) darauf hin andere Lebewesen der eigenen Art oder sogar nützliche Lebewesen anderer Arten zu schützen (im Zuge von Ökosystemdiensten und Biodiversität). Diese Entwicklung von Altruismus ist komplex und konnte sich im Lauf der Evolution noch nicht weit entwickeln. Daher ist der Mensch häufig auch heute noch vorrangig auf sich selbst konzentriert (Egoist). Er kann nicht anders. Man weiß nur von sich selbst genau, dass man eigenständig denkt. Alles, was man über Einfühlungsvermögen in andere weiß, stammt ebenfalls von eigenem Denken und Interpretieren. Im Laufe des Lebens festigt sich der Gedanke, dass auch andere eigenständig leben, aber man weiß es nie genau. Alles, was man glaubt zu wissen, dass es ist, existiert nur im Kopf. Spiegelneuronen sind dafür verantwortlich, dass man weniger eigenes Wohl in den Vordergrund stellt, sondern eher das Wohl anderer, um sich daran zu laben, dass es ihnen gut geht, denn letztlich findet jedes Empfinden ausschließlich im eigenen Kopf statt und dass man sich für jemanden (ehrlich) freut heißt, dass man sich selbst freut (Frauen können das meist besser). Am deutlichsten wird das am eigenen Bewusstsein, ohne das man die Dinge überhaupt nicht erkennen könnte. Der Bereich der Spiegelneuronen ist aber nur eine ausgelagerte Region des Egoismus, eine Art Schleuse zu anderen Menschen, wodurch Gesellschaft, Gemeinschaft, die Menschheit erst möglich wird. Einfühlungsvermögen ist eine Illusion, die wir aufbauen, um den anderen zu verstehen. Damit erschaffen wir aus unseren Kenntnissen über ihn ein neues Ich, das seiner wahren Persönlichkeit möglichst gleich kommt. Deswegen können wir ihn auch nur soweit durchschauen und berechnen, wie wir selbst in der Lage sind dieses andere Ich zu verstehen, das heißt je mehr wir von ihm wissen. Dieses Ich bemitleiden, bestärken, kritisieren wir vor dem anderen und er erkennt darin sich und glaubt das Mitleid auf sich bezogen. Auf diese Weise entsteht eine Vielfalt von Persönlichkeiten in unserem Kopf, auf die wir zurückgreifen können und von denen wir lernen können, sofern wir in der Lage sind sie zu verstehen. Indem es uns andere verständlich machen, nehmen wir ihre Sichtweisen in uns auf und damit wird ein großer Teil ihres Ichs auf uns kopiert. Bewusstseinsperspektiven werden so übertragen. Liebe zum Beispiel erschafft ein Ich, das unseren Wunschvorstellungen am nächsten kommt und möglichst einen idealen Ausgleich zu unseren Schwächen bei gemeinsamen Interessen bildet. Man kann so den anderen Menschen über das konstruierte Ich mehr lieben als sein „eigenes“, vorhergehendes Ich und dennoch bleibt es innerhalb eines Gehirns und damit Teil von uns. Wir projizieren unser erschaffenes Ich des anderen in seinen Körper und erweitern es aufgrund seiner Handlungen. Doch man kann nur lieben, was man auch versteht. Man muss es nicht bewusst nachvollziehen können, aber es muss auf die Prozesse im Kopf ansprechen und sie gefangen nehmen können. Unterbewusst und instinktiv versteht man es. Nur Arten die ein Selbstbewusstsein haben, können sich bewusst für ihre Artgenossen opfern um sie damit zu schützen oder zu lieben, weil ihnen das Ich des anderen mehr bedeutet und wichtiger erscheint als ihr langjähriges, eigenes Ich.
Zusammen mit Bewusstsein existiert auch ein bewusster Wille. Egoismus ist notwendig um ein individuelles Bewusstsein aufzubauen. Aber Egoismus darf ebenso wenig extrem werden. Erst wenn wir merken, dass wir nicht alle die einzigen Menschen unter lauter Robotern sind, können wir unsere Umwelt und damit die anderen begreifen. Wenn man sich einschließt und vor sich hindenkt, glaubt man schon bald, dass von einem Großes ausgeht. Doch es ist nur eine Momentaufnahme eines angeregten Geistes. Der dauerhafte Zustand endet im Größenwahn oder der Verzweiflung.
Altruismus:
Wir sind nicht gottgleich. Wir sind menschlich. Uns obliegt nicht jeden verstehen zu müssen und jeden gleich und gerecht zu behandeln. Wir sind Menschen, weil wir aus Eigennutz und Unverständnis bzw. begrenztem Verständnis handeln. Man handelt in dem Moment objektiv, wenn man seine eigene Person den anderen unterordnet und seine eigenen Fehler ebenso erkennt. Indem man das aber machen will, handelt man schon nicht mehr absolut objektiv, sondern will es so. Man kann nicht ohne Willen handeln (selbst Gott würde in Auffassung der Religion willentlich handeln und wäre damit nicht mehr absolut objektiv, da er zielgerichtet z.B. nach dem Prinzip des Guten handelt), wie man nicht ohne Grund handeln kann.
Ein Mensch schafft sich Grundsätze im Leben. Danach handelt er, die verfestigt er und wird somit weniger aufmerksam für andere Ansichten. Die Grundsätze braucht er, müsste sie aber immer wieder hinterfragen und gegebenenfalls erneuern. Sein Ego verteidigt diese Grundsätze im Laufe des Lebens immer mehr und durch Anhänger werden sie auch gestärkt. Das passiert, wenn er selbstständig denkt und ein kritisches, eigenes Bewusstsein, also eine eigenständige Persönlichkeit aufgebaut hat. Sonst folgt er anderen und übernimmt zeitweise deren Grundsätze und mit ihrer Auffassung von der Welt auch ihr Bewusstsein.
Wer Ziele hat, ist auch Egoist (sonst hätte er keine Ziele). Allein wer nichts Spezielles erreichen will, handelt nahezu uneigennützig. Derjenige müsste dann uneingeschränkt anderen dienen wollen ohne etwas zu hinterfragen. Selbst dann hätte er aber noch ein Bewusstsein und dadurch einen Willen, auch wenn er nur den seines Herrn übernähme.
Wenn Menschen immer auf alle guten Ratschläge hören, scheitern sie am Unverständnis über die entstehenden Widersprüche und werden sich selbst gegenüber nie zufriedenstellend leben können, weil sie den Meinungen der anderen nicht nachkommen können. Das aber wollen sie, um möglichst alles richtig zu machen, um Konflikte zu vermeiden und anerkannt zu werden. Anderen zu helfen (entgegen des Egoismus) bedeutet anerkannt zu werden und steigert das Selbstwertgefühl und das Ego wiederum. Ein Grund um altruistisch zu handeln ist auch Macht zu spüren, weil es schön ist andere zu manipulieren und zu wissen der Gruppe zu nützen bzw. moralisch positiv zu handeln. Dadurch wird man evtl. süchtig danach und will nur noch helfen (vgl. Kapitel „Moral“: Helfer-Syndrom-Wahnsinn).
Aber sogar wenn man anderen Menschen nur helfen will, ist man Egoist. Denn nur, wer nichts will, handelt ohne Verlangen und somit ohne Bezug zu sich selbst. Das sind zumindest im Ansatz nur Kleinkinder, Tote und weitgehend Menschen, deren Wille gebrochen wurde. (Selbst Menschen im reinen Kommunismus wären Egoisten, denn dann verbietet es keiner mehr und es ist der einzige Sinn im Leben. Wenn jeder nur für andere da wäre, gäbe es keine Individuen und keinen eigenen Willen mehr. Jeder würde aus Notwendigkeit heraus handeln und des Bewusstsein für einen selbst schwände wieder.)
Reines „Dienen“ würde bedeuten sein Bewusstsein von sich abzulenken und auszulagern um für andere ein Werkzeug zu sein und allein ihre Auffassung zu übernehmen. Man dient dann anderen mehr als sich selbst, wenn man sie einem selbst übergeordnet oder sich selbst als Teil eines gemeinschaftlichen Ganzen sieht. Wie die einzelne Zelle nur im Verbund des Organismus leben kann und deshalb darauf bedacht ist zuerst den Organismus am Leben zu erhalten, sollte sie auch selbst dafür sterben. Hinderlich dabei ist beim Menschen jedoch, dass er ein Selbstbewusstsein hat, dass er ein höherer, selbstständiger Organismus statt einer einzelnen Zelle ist und seine Triebe ihm das eigene Überleben und den eigenen Vorteil nahe legen.
Man muss sich nehmen, was man will, sonst nimmt es sich ein anderer. Das ist eine Regel der Natur. Sie macht dabei vor dem Menschen nicht halt. Und wenn es sein muss, nimmt sie dadurch ihren eigenen Untergang in kauf. Erst wenn der Mensch in der Mehrzahl nicht mehr so denkt, wie die Evolution es ihm einprogrammiert hat (als Egoismus), wird er sich „scheinbar“ über sie erheben können („scheinbar“ deshalb, da dieser Prozess einer Entwicklung gleich käme und der Mensch sich nicht von der Evolution abkoppelt, sondern sie gezielt vorantreibt). Dazu muss er ein gemeinschaftliches Bewusstsein zwischen den Individuen einer Gruppe aufbauen und den eigenen Egoismus von der Einheit als Mensch auf die Einheit der Gruppe übertragen. Um das Selbstbewusstsein zu erhalten braucht er dafür eine spezielle Aufgabe, die ihn anspornt in der Gemeinschaft mitzuarbeiten.
Ein Mensch kann und darf sich nicht objektiv sehen und beurteilen. Das verbietet sein Selbstverantwortungsbewusstsein. Denn er allein als ein ganzes Individuum ist fähig Schmerz und Wonne zu fühlen und so muss er darauf achten, die Wonne anzustreben. Denn das ist sein (von Natur, nicht von Religion aus) höchstes Ziel. Wie er das erreichen kann, gibt ihm seine Umwelt (z.B. Gesellschaft) vor.
Kinder sind selbstlose Egoisten. Denn ihr Selbstbewusstsein lässt sie sich noch nicht so absolut sehen und schränkt die Aktionsbereitschaft und Kooperation noch nicht durch Zweifel und Misstrauen ein. Sie tun zwar nur, was zu ihrem eigenen Vorteil ist, aber da sie sich noch nicht so stark als eigene Persönlichkeit sehen, gehört auch ihre Umgebung zu ihrem Ich dazu. Da sie noch nicht so viele Ichs in sich vereinen, grenzen sie sich selbst noch nicht von ihrer Umgebung ab, können sich aber auch noch nicht gut in andere hineinversetzen. Dennoch fühlen sie mit, da sie mit ihrer Umgebung Gerechtigkeit empfinden, da die Umgebung ja zu ihnen gehört. Diese intuitive, objektive Gerechtigkeit scheint daher besser zu sein als die später erlernte und auf Fakten und Rechtslagen beurteilende Gerechtigkeit. Die Moral der Gemeinschaft ist in Kindern (die außerhalb von Gruppen und damit von anderen unabhängig urteilen) daher stärker ausgeprägt, da sie noch keinen eigenen Willen vertreten. Ihr Egoismus bezieht sich auf ihre Umwelt und ist ein Spiegel dieser Umwelt.
Erwachsene dagegen denken entweder nur an sich, selbst wenn sie anderen helfen oder wenn sie ihre Umgebung mit ihrer eigenen Persönlichkeit „verwechseln“. Letztere könnten eigenständig und auf sich gestellt nur schwer leben. Hierin ähneln sich seltsamerweise Frauen und Autisten, obwohl mehr Männer zum Autismus neigen. Die schwächere Emotionalität bei normalen Männern kann eventuell mit der bewussten Steuerung und Unterdrückung der Gefühle erklärt werden, was Autisten aufgrund der fehlenden Einschätzungsfähigkeit von Gefühlen nicht können.
Das Bewusstsein der Menschheit
Die Menschheit ist ein lebendes Wesen, das ein eigenes Bewusstsein schafft und solange lebt wie es noch einen Menschen gibt. Jedoch ist der einzelne Mensch als einer ihrer Träger und Definierer auch gleichzeitig ein vollwertiges Wesen, das zwar ohne andere Menschen nicht entstehen (und die ersten Jahre nicht überleben) könnte, aber auch schon auf der Bewusstseinsebene steht – wenngleich das Bewusstsein der Menschheit weit höher liegt.
Das Bewusstsein von Gemeinschaft und von der Menschheit über das eigene Leben / die eigene Bedeutung hinaus und das wissenschaftliche Denken (im Gegensatz zum gefühlten Denken der einzelnen Menschen das empirische Beweisdenken) sind schon höhere Arten des Bewusstseins. Sie sind nicht voll vom Menschen zu begreifen und können im Grunde schon als göttlich angesehen werden. Dabei stellen sich die Fragen, in wie weit der einzelne Mensch das Bewusstsein der gesamten Menschheit erreicht, was für ihn überhaupt von Belang ist und wie er es beeinflussen kann bzw. wie es von ihm beeinflusst wird.
Der Mensch ist kein reines Individuum. Seine Existenz und Eigenart hängt sehr von der Gesellschaft ab und passt sich ihr im Wesen an, so dass ein Gruppenbewusstsein („Menschheit“) schnell entsteht.
Abb. 2 (IV.) - Horizonterweiterung des Ganzen durch jeden Einzelnen
Das Leben des Einzelnen ist nur ein Weg von nahezu unendlich vielen gezeigt, um Informationen und Erkenntnisse miteinander zu verknüpfen und so eine neue, höhere Wahrheit (= Gesamterkenntnis) zu erlangen. Es gibt nicht unendlich viele Sichtweisen, aber auch keine, die der anderen jemals gleicht. Denn jedes bewusstseinsfähige Lebewesen hat immer eine eigene, in jedem Moment neue Sichtweise. Mit jedem neuen Menschen weitet sich der Horizont in eine andere Richtung und mit Weitergabe des Wissens und Aufbauen von neuen Erkenntnissen auf altem Wissen weitet sich der Horizont der Menschheit insgesamt (Abb. 2 (IV.)): sie lernt.
Das bedeutet jedoch, je mehr Menschen existieren, umso weiter ist die Erkenntnis. Ist das Gebäude / die Masse „Menschheit“ aber zu groß ohne entsprechende Zwischenwände wie Nationen und Familien (gesellschaftliche Zellen) als Stütze, bricht es zusammen und zerstört seinen Lebensraum.
Um Sachverhalte ganzer Gesellschaften verstehen zu können, bedarf es der Zusammenarbeit vieler Experten (so vieler wie möglich), die gemeinsam das „kollektive Bewusstsein“ bilden. Dieses jedoch kann nur entstehen, wenn „ehrliche Diskussionen“ existieren, in denen jeder ungestraft alles sagen kann und am Ende das beste Argument siegt.
Die Menschheit kann nur ein gemeinsames Bewusstsein entwickeln, wenn sie in den entscheidenden Aktionsbereichen mit sich austauschenden Expertengremien besetzt ist. Kommunikation (Wissens- und Informationsaustausch) ist hier entscheidend. Beim Zusammenarbeiten mehrerer Menschen kommen vielfältigere und bessere Ergebnisse heraus, weil sie gleichzeitig mit verschiedenen Bewusstseinsstadien (= verschiedenen Sichtweisen) ein gemeinsames Problem erfassen. Zwar könnte auch ein einzelner Mensch mit verschiedenen Perspektiven ein Problem beleuchten, doch würde die Diskussion länger dauern und weniger Perspektiven umfassen, da er nur aus seiner Erfahrung schöpfen kann (selbst wenn er noch so klug ist) und ohnehin einige unkritisch bevorzugen würde.
Der Erfolg der Menschheit liegt jedoch darin, die Spezialisierung und den Austausch von Erfahrung durch aktive Kommunikation zu ermöglichen, statt nur den Instinkt und der Weitergabe von Erbinformation durch Anpassung / Mutation und motiviert durch einen Willen, der sich aus Erfahrung speist und durch Planung formt.
Das menschliche Individuum ist die kleinste unteilbare Menge. Aller Verstand, alle Erfahrung, etc. fließt mit ein. Die kleinste funktionierende Einheit (ein vollständiges, d. h. selbst denkendes und handelndes Individuum) besteht dann, wenn alle nötigen und spezialisierten Untereinheiten bedingungslos für sein Fortbestehen bzw. der Erfüllung seiner Aufgabe arbeiten. Das schließt auch Selbstaufopferung in jeder Situation, also auch den Tod, ein und definiert somit gleichzeitig die absolute Liebe. Dies ist z.B. beim (menschlichen) Körper gegeben. Die Menschheit an sich ist kein solches Individuum, da nicht alle Menschen für ihre Zwecke (also das Überleben der Menschheit) bedingungslos einstehen, weil jeder Mensch für sich ein Individuum ist. Dies ist bei allen bewusst denkenden Tieren der Fall, die ein eigenes Ziel (ihr eigenes Überleben) verfolgen und somit egoistisch denken.
Alle anderen Tiere können so auf der Skala zu 100 % (= Mensch) aufgelistet werden. Größere Zusammenschlüsse von Individuen wäre dann die Beziehung / Freundschaft, Familie, Sippe, der Bekanntenkreise, Dörfer / Siedlungen / Städte, Völker, Nationen und schließlich (noch nach den Interessengruppen mit einer Ausnahmestellung an vielen Stellen dazwischen) die Menschheit (vgl. Übersicht „Bewusstsein für die Welt“). Die Menschheit wäre dann größter Intelligenzträger gegenüber den Individuen, aus der sie sich aufbaut, aber auch langsamste Einheit was Veränderung angeht, weil die Kommunikation erst vollzogen werden muss.
Jeder Mensch ist nur ein Gedanke im Bewusstsein oder Unterbewusstsein der Menschheit. Einer ist wichtiger, der andere weniger. Aber alle kommen vor und existieren in diesem Bewusstsein.
Abgrenzung von Mensch und Tier
Der Mensch wird gerne als höhere Art angesehen und sogar unverwandt mit den Tieren. Doch wie auch Tiere schlecht in niedere und höhere Arten eingeteilt werden können, weil alle Arten an ihre Umgebung ideal angepasst sind und die Grenzen fließend verlaufen, lässt sich auch in der Abgrenzung des Menschen durch genaueres Hinsehen kaum noch eine Unterscheidung feststellen. Das liegt darin begründet, dass sich der Mensch ebenso als Säugetier aus den Primaten entwickelte wie unsere nächsten Verwandten, die wir dennoch als Tiere betrachten: Affen. Dass wir uns aber selbst zu scheinbar sehr fremden Arten wie Schweinen, Mäusen und sogar Fruchtfliegen kaum unterscheiden, zeigt wie wenig wir eine Einteilung in Mensch - Tier vornehmen können. Letztlich beruhen alle auffindbaren Unterscheidungsmerkmale nur im Wunsch eine Abgrenzung vom Menschen zu allen anderen Tieren zu finden. Doch diese Abgrenzung lässt sich für alle Arten treffen.
Der Mensch ist zu Tieren oft offener und auch freundlicher als gegenüber Artgenossen, weil Tiere nichts verlangen und keinen Stolz haben und man nicht weiß, was sie wohl über einen denken. Dazu kommt das Machtgefühl und die Abhängigkeit des Tieres von seinem Herrn, das der Mensch verspürt.
Mensch als Zwischenstufe von Tier und göttlichen Wesen und als Problem dieses Planeten:
Tiere handeln vorrangig nach programmiertem Instinkt. Tiere allgemein halten keine Gefühle zurück, Menschen schon. Beim Menschen (und anderen Tieren mit Selbstbewusstsein) entsteht dadurch jedoch automatisch ein Graufeld in der Kommunikation, da die Ehrlichkeit fehlt. Daher können Menschen niemals einen perfekten Staat erschaffen. Denn sie kennen die möglichen Folgen, wenn sie all ihre Gefühle kundtun. Meist erwarten sie für sich selbst nichts Positives, wodurch der Egoist in ihnen sagt, dass sie es sein lassen sollen.
Die perfekte Göttlichkeit handelt nach objektiver, moralischer und vernünftiger Intelligenz. Folglich handelt der Mensch, welcher in seinem eigenen Verständnis oft zwischen den Tieren und Göttern steht, im Konflikt zwischen Instinkt / Gefühl und Intelligenz. Das bringt beim Menschen das „Böse“ hervor, denn nur die Abweichung vom vorgegebenen Weg wird in einer funktionierenden Gruppe gewahr. Besser als voll eingegliedert und damit „gut“ gibt es dagegen nicht.
Alternativ könnte eine Maschine als „göttlich“ gesehen werden, da sie ohne Eigennutz und objektiv gerecht handelt. Doch auch bei ihr wird sich ihre Programmierung irgendwann gegen ihr (möglicherweise) entwickeltes Bewusstsein richten.
Der Mensch befindet sich in einer evolutionären Übergangsphase, in der er sich von der biologischen Programmierung des Handelns (Aggression, Mitleid, etc.) durch Etikette, Höflichkeit, Anstand, Zurückhaltung, etc. befreien will. Gefühle sollen dabei nichts mehr mit dem Verhalten anderen gegenüber zu tun haben, wenn dies auf der Kommunikations- und Informationsebene passiert. Alles andere, die Gefühlsebene, darf eben auch Gefühle beinhalten. Doch genau das Gefühl in jeder Lebenslage ist etwas Menschliches bzw. ein Merkmal des Lebens intelligenter Arten und Ursprung von Kunst wie Kultur. Diese schließen sich in der Göttlichkeit absoluter Intelligenz ebenso wieder aus.
Spezialisierung der Fähigkeiten in Gruppen:
Gedanken und Denkweisen des Menschen sind eine Form von gesellschaftlicher Mikroevolution. Sie passen sich der Umgebung an. Welche am besten zu ihr passen setzen sich durch. So hat der Mensch die Möglichkeit, sich schnell jeder möglichen Situation anzupassen und theoretisch alles zu lernen. Diese enorme Anpassungsfähigkeit innerhalb seines einen Lebens ist beim Menschen am stärksten von allen Lebewesen ausgeprägt. Er erlangt sie durch die hohe Intelligenz, die es ihm ermöglicht, Mustererkennung und Schlussfolgerung ins Extrem zu betreiben. Dadurch kann sich eine Gemeinschaft aus Individuen formen, die gegenüber z.B. staatenbildenden Insekten selbstständig leben und egoistisch denken und die Gruppen und Staaten auch wechseln können.
Die Spezialisierungsfähigkeit innerhalb eines Lebens und die Tatsache, sich somit auf die Fertigkeiten und Tätigkeiten anderer zu verlassen, sind allerdings der erste Schritt zu einer Gemeinschaft, die vollkommen von ihren Mitgliedern abhängig ist, da ein einzelnes nicht überleben kann, wenn es z.B. keine Nahrung oder Schutz bekommt, was bei anderen Tierarten jeder selbst übernehmen muss. Dadurch wird eine höhere Effektivität erreicht und auch in schlechteren Zeiten ein Überleben wahrscheinlicher. Allerdings ist die Anfälligkeit gegenüber Verlusten der Gruppe höher. Geht eine Spezialisierungsrichtung durch Tod oder starke Verwundung verloren, ist die gesamte Gruppe gefährdet. Daher muss beim Menschen jeder geachtet und geschützt werden.
Gegenüber z.B. Ameisen als staatenbildenden Tieren ist seine Bestimmung in der Gesellschaft aber nicht durch seine Geburt und genetische Prägung festgelegt. Er kann sich also auch später noch anpassen und das Wissen aneignen, um unabhängig von der Gesellschaft zu überleben.
Das Verändern der Umwelt bzw. der Bedingungen:
Menschen scheiden sich auch von Tieren ab, weil sie ihre Umgebung selbst suchen und verändern können, um sie an ihre Bedürfnisse und auch an ihre Wünsche anzupassen. Da sie sich auf sehr viele Situationen einstellen können, sind sie nur bedingt mit ihren Fähigkeiten gut oder schlecht an die gegebene Umgebung angepasst, z.B. was Sauerstoffkonzentration, Wasservorkommen, Strahlungsintensität, etc. anbelangt.
Die Domestizierung des Hundes allein zeigt schon eine natürliche Wesensveränderung innerhalb einer Art und über viele Generationen hinweg, die der Mensch nicht einmal durch unterschiedliche Kulturen erreicht, weil er selbst keine derart unterschiedlichen Rassen ausprägt bzw. keine Unterarten mehr erhalten sind als der Homo sapiens sapiens (wie früher z.B. der Homo sapiens neandertalensis), sondern nur noch habitat- und umweltabhängige Anpassungen existieren (z.B. Sichelzellanämie in bestimmten Teilen Afrikas, dunklere Hautfarbe in äquatornahen Gebieten, usw.).
Man bemerkt erst die Zwänge sowie die neuen Freiheiten und Möglichkeiten einer anderen Kultur, wenn man in ihr (auch in der eigenen wieder) und der eigenen Welt ankommt. Jeder Kulturkreis hat andere Fähigkeiten, weil jeder andere Traditionen hat, die andere Fertigkeiten erfordern und ausbauen lassen.
Im Gegensatz zu den meisten Tieren zeigt der Mensch jedoch durch die Kulturprägung heute ein starkes Besitzdenken und dadurch auch einen regen Handel mit Artgenossen. Wohingegen Bären, Wölfe, Herdentiere, Vögel, etc. ihre Reviere und Verstecke gewissermaßen auch in Besitz nehmen und teils lebenslang verteidigen, ist das Verlangen nach Grundbesitz dem Menschen nicht angeboren, sondern kulturabhängig (siehe Naturvölker und Nomaden). Dagegen kann im Zuge der Abstraktionsfähigkeit des Menschen sein Symboldenken (Sprache, Flaggen, Zeichen, …) als nahezu einzigartig angesehen werden, denn dadurch schafft man imaginäre Werte und darauf ausgerichtete Gemeinschaften, kann sich verständigen und Wissen weitergeben.
Kulturentwicklung
Das wesentliche Merkmal der Menschheit ist die unterschiedliche Kulturentwicklung innerhalb einer Art und auf bewusster Ebene. „Kultur“ bedeutet alle Verhaltensweisen, die nicht für jedes Individuum der gleichen Art typisch sind, weil es nicht genetisch veranlagt ist. Triebe und deren Ausleben, Krankheiten oder Charaktereigenschaften sind also keine Kultur.
Die Geschichte der Menschen, ihr Geschichtsbewusstsein und ihre kulturelle Entwicklung (nicht die biologische / natürliche) manifestieren sich in Traditionen und der Frage, woher man stammt. Moralausbildung und Regeln legen dafür den Grundstein, da sie veränderlich sind und ständig überprüft werden müssten und damit von Erfahrung und Reflexion abhängig sind.
Jeder Mensch muss neu lernen. Das ist Chance und Behinderung zugleich. Denn man muss die Natur natürlich halten, aber als Mensch auch kultivieren. Zugleich erkennt auch jeder Mensch die Welt neu und es gibt jedem Menschen einen neuen Sinn. Neue Menschen denken neu, denken in anderen Umständen und lassen die Welt aufleben.
Kultur ist die Art des Menschen seine Spezies über die Evolution hinweg zu erhalten, sich anzupassen, zu überleben. Letztlich ist Kultur deshalb beständig, weil man Kriege, Auslöschung von Völkern (und Genpoolen) oder die fehlerhafte (ungöttliche, inperfekte) Idee vom Ich des Menschen versucht zu regeln, kontrollieren, lehren, formen, bilden und lebenswert werden zu lassen.
Mit der Kultur kommt ein Aspekt in die Geschichte der Menschheitsentwicklung, die der Evolution der Natur kaum noch gemein ist. Je mehr Kultur ins Spiel kommt, umso größer sind die Möglichkeiten der Entwicklung. Es ist eine ziellose Entwicklung, die scheinbar entgegen der Annahme, dass die Evolution ohne Ziel und sozusagen wahllos vorginge (da diese immer nach der besten Anpassung und Auslese strebt), immer nur nach noch größerer Macht verlangt. Doch irgendwann wird Macht bröckelig, die ein Mensch oder eine kleine Gruppe ausüben kann und sie zerfällt mit der Zeit – nicht so die Evolution, die Entwicklung der biologischen Natur. Das ganze Hin und Her der menschlichen Zivilisationsgeschichte mit ihrem nutzlosen Leid und der sinnlosen Zerstörung entgleist auf rabiate Art der nutzvollen Weise der Natur.
Der Mensch scheint keine weitere Intelligenzentwicklung zu brauchen. Er hatte die einmalig geniale Idee die Sprache zu erfinden und aufzuschreiben um dadurch erstmals erworbenes Wissen weiter zu geben. Ein Tier muss seine Intelligenz weiterentwickeln, indem es den Weg der Evolution, Selektion oder Auslese nimmt. Der Mensch lernt – und zwar über Generationen und ist so durch die „Menschheit“ unsterblich geworden. Er entwickelt höchstens erlernbare Intelligenz, Kultur und Kulturwissenschaft und in diesem Zusammenhang auch die Religion. Mit der Religion kommen auch Hoffnung und Glaube. Denn Hoffnung ist die Vorstellung eines guten Ausgangs. Das war durchaus ein Vorteil für die Menschen: sie glaubten an etwas, wodurch sie Motivation und Selbstvertrauen erhielten und einen Überlebensvorteil hatten. Dafür muss man planen können, Fantasie haben und an etwas glauben, also auch bewusstes ein Verständnis von den Abläufen der Natur entwickeln und dennoch hoffen, dass es anders kommt. Naturwissenschaft ist im Grunde nur eine Folge davon und einseitige Intelligenz, weil sie ursprünglich nur Wissen schaffen wollte, ohne seine Anwendungen zu berücksichtigen, wie es heute der Fall ist.
Freilich wird der Mensch genauso auch zurückgeworfen, erleidet in seiner neuen Art von (gesellschaftlicher) Evolution auch Rückschläge, wenn z.B. Kulturen untergehen oder Gesellschaftssysteme fehlschlagen. Bis heute hat er noch kein stabiles System des Zusammenlebens gefunden, das längere Zeit funktioniert und er wehrt sich auch gegen jedes wieder. Bei Ameisen oder Bienen herrscht seit jeher die Klassengesellschaft, die Monarchie. Die meisten anderen, in Herden lebenden Tiere folgen den natürlichen Gesetzen der Anarchie, aus der sich meist ein Führungstier herauskristallisiert, das aber genauso gut auch wieder gestürzt werden kann. Und es gibt dauerhafte Einzelkämpfer unter den Wildkatzen beispielsweise. Nur beim Menschen finden sich alle Varianten innerhalb einer Art, und nur wenige Arten sind so fähig wie wir schwache, kranke und unfähige Artgenossen mit zu versorgen und verbreiten sich somit auch schneller als sie sich tragen können.
Jäger gibt es viele im Tierreich. Den Menschen zeichnet aus, dass er außerdem Sammler ist. Er sammelt aber nicht nur aus Vorratsdenken, sondern aus Schönheitsempfinden heraus, aus Besitzstreben, aus Erinnerungsbewahrung und Wissenschaft. Die Menschen sind zu den Herrschern der Erde geworden, als sie begannen etwas zu besitzen und ihre Mitglieder in Diener und Herren einzuteilen.
Aktiv zu lernen und Wissen zu suchen, aus Neugier also zu forschen, zeichnet den Menschen aus. Letztlich ist es die Wissenschaft und die Kunst, die den Menschen vom Tier unterscheidet.
Trotz aller synthetischer Künstlichkeit ist die Kultur des Menschen immer noch eine Ausformung der Natur. Alles „Künstliche“ bleibt dennoch immer ein Teil der Natur. Und wenn man nicht das grobe und relativ einfach aufgebaute Weltall, sondern die Komplexität einzelner Welten als schönes Zusammenspiel der Natur betrachtet, ist der Mensch mit seiner so genannten Künstlichkeit und höchst dynamischen Kultur bzw. Gesellschaft sogar noch natürlicher als jedes einzelne Ökosystem.
Wie konnte es sein, dass manche Kulturen als Teil der gleichen Menschheit mehr mit der Natur und ihrer Umgebung verbunden waren, während andere sich zunehmend von ihr weg-„entwickelten“ und zivilisierten, also sich nicht länger als Teil der Natur betrachteten?
Sicher mag es an den Standortbedingungen liegen, die die Menschen vorfanden, als sie sich über die Welt verbreiteten. In manchen Gegenden gab es alles, was sie brauchten um zu überleben und so arrangierten sie sich mit ihrer Umgebung. Andere Gebiete waren nicht so lebensfreundlich und wer dort bestehen wollte musste sich anpassen, sich entwickeln. Das erklärt aber noch nicht, weshalb die Menschen sich von ihrer Natur abwandten und nachgebaute Technik den natürlichen Mechanismen vorzogen.
Erst eine Welt, die ständig von Erschütterungen und Veränderungen geprägt ist, verlangt dem Menschen ab sein Leben in ihr durch ständige Variation seines Lebensstils zu schützen. Vor allem Regionen mit einer hohen Bevölkerungsdichte und wenig natürlichen Ressourcen offenbaren daher den Nährboden für ein fortwährendes Wettrüsten gegen die Umwelt und andere Völker. So wurden bald schon Staatsgebilde notwendig, die sich organisierten, also Organe mit eigenen Aufgabenbereichen anlegten, eine Verwaltung mit Schrift und Rechnung errichteten und Geräte zur Verbesserung des Konkurrenzvorteils erfanden: für Krieg, gesicherte Ernteeinkünfte (z.B. durch Bewässerung in Trockenregionen), Wohlstand und Künste. Tradition als Ausdruck des langjährigen Erfolges und Bewahrung des Wissens als Voraussetzung für weitere Jahre des Überlebens und Planungsfähigkeit um die Zukunft abzuschätzen, Naturzeichen zu deuten und Wissen zu mehren, um noch besser planen zu können, versetzten die Menschheit in die Lage ihre Welt aktiv zu verändern.
Hochkulturen begannen sich im Orient, Mittelmeerraum, Indien, China und sogar unabhängig davon in Mittel- und Südamerika auszubilden – überall dort, wo die Klimabedingungen ausreichend für ein zunächst unbegrenztes Bevölkerungswachstum waren, sich dadurch die Reviere verkleinerten und daher die einstigen Nachbarn zu Konkurrenten machten. Aus dem intelligenten und potentialreichen Wesen Mensch wurde eine Plage, das seine eigene Lage und Zukunft nicht länger ausreichend einschätzen konnte, weil seine Dynamik zu groß geworden und das Wissen um die Welt noch zu klein war, um diese Tragweite zu erkennen.
Die Planungsfähigkeit und Aufgabenteilung in strenge Hierarchien verursachte Machthunger, Herausfordungswahn und strategische Ausbreitung. Aus Traditionsbewusstsein wurde daraus später vergötterte Geschichte. Gier, Ruhmsucht sowie Machtstreben verbanden sich zu imperialen Hochkulturen.
Gerade durch diese Spezialisierung in Berufsgruppen, durch wachsende Intelligenz, müssen Menschen sich zeitweise nutzlos gefühlt haben, da sie nicht mehr all ihren Trieben folgen mussten, z.B. etwas zu Essen aufzutreiben. Aufgaben mussten ihre neue Intelligenz fordern, ihren Scharfsinn fördern und die Intelligenz entwickelte sich selbst(-verstärkend). Daraus ergaben sich dann Sinnfragen und das Denken über das Denken (die Philosophie, die heute jedem inne wohnt) und wie es eigentlich funktioniert bzw. wie man es ändern / verbessern kann. Das Bewusstsein war an seiner heutigen Erkenntnisfähigkeit angelangt, von wo aus es sich selbst weiter entwickeln muss, wahrscheinlich weil es zu viele Lösungen und Möglichkeiten gibt, und keine Antwort mehr die einzig richtige ist.
Wenn man bedenkt, wie weit die Menschen vor 2000 Jahren in der griechischen und römischen Antike schon waren, könnten wir heute schon 2000 Jahre weiter sein in der Technologie und gesamten Entwicklung. Doch wahrscheinlich brauchte es einen Umbruch um neue Technologien und Methoden zu entwickeln: ein anderes (herrschendes) Volk, das vorhergehende Ideen aufgreift und mit eigenen verbessert – was man heute „internationale Zusammenarbeit“ nennt.
Der Charme des Mittelalters:
Das Mittelalter war zur Antike allgemein ein Rückschritt, philosophisch, demokratisch, moralisch. Nur die Waffentechnik und -taktik entwickelte sich deutlich weiter.
Gerade wegen dieser Rückschrittlichkeit und unserer modernen Moral wird man leicht verleitet zu glauben, man sei intelligenter und moralischer als die Menschen jener damaligen Zeit und man fühlt sich vielleicht dadurch besser und mächtiger. Doch man braucht nur in Länder mit niedriger Wirtschaftsleistung zu schauen, um die damaligen Menschen der heutigen Industrienationen zu erkennen.
Was fasziniert uns so am Mittelalter, obwohl es doch eine düstere, ungerechte, schmutzige und schandhafte Zeit war?
Es wurde weniger Fläche verbaut (also weniger ursprüngliche Natur von Kultur bedeckt), weniger abstrakt gebaut, mehr Natur belassen, da man noch nicht ausreichende Techniken kannte. Andererseits gab es weniger teils weniger (Hoch)wald als heute – zum einen, weil mehr Holz verbraucht wurde, zum anderen, weil mit dem Niederwaldbau eine ganz andere Nutzungsform von Feld und Wald üblich war und das Landschaftsbild sehr anders ausgesehen haben dürfte. Natürlichkeit weckt aber Vertrautheit in uns und das ist schöner als bloße Strukturen, die wir nicht verstehen.
Je schwieriger die Zeiten, umso mehr werden die Menschen zu Höchstleistungen angespornt. Doch die Menschen können auch dümmer leben und oft geht es ihnen damit besser. Denn irgendwann wird das Leben so komplex, dass ein einzelner sich nicht mehr zurecht finden kann. Er hat ganz einfach zu wenig Spezialwissen. Eine Maßnahme dagegen ist freilich die Rückbesinnung auf alte Traditionen und alte Zeiten. Von der Religion wurde außerdem ein klares Weltbild von Gut und Böse gezeichnet und das eigene Übel konnte zielgerichtet angeprangert werden, wohingegen die Menschen heute öfter eigenverschuldet in schwierige Situationen kommen (z.B. Schulden) und keine Verantwortung oder Schuld an andere abgeben können.
Die Mystik des Mittelalters, dass man nicht alles verstanden hat und sich auf Mächte verlassen konnte, die funktionierten auch ohne sie zu verstehen, kann das Leben erleichtern, aber auch lästig werden. So wünscht man sich auch die scheinbar klare, erklärbare Welt der Moderne. Vermutlich wird dieser Zwiespalt niemals gelöst werden. Zwar haben die Menschen unterschiedliche Ansichten, aber insgesamt ist es in ihnen angelegt Vertrauen zu wollen und andererseits selbst bestimmt zu leben. Im Allgemeinen wollen Frauen eher anderen vertrauen, Männer selbst bestimmen, doch dass dem nicht allein so ist, zeigt die gleiche Verteilung der Vorlieben der Menschen für das Mittelalter und die Moderne.
Durch die klar verteilten Mächte zwischen „Erziehungsberechtigten“ Kirche, Monarch (oder Landesfürst) und einfachem Volk brauchte man sich nicht um etwaiges Aufsteigen zwischen Ständen zu sorgen und verlagerte seine Interessen mehr auf die einfachen Freuden: die Natur, die Geselligkeit (durch reichlich Bier, denn die meisten Brauereien wurden in dieser Zeit gegründet) und der guten alten, holden Liebe, derer in der Poesie noch häufiger als anderem gepriesen wurde. Der Mensch wurde auf das Leben nach dem Tod vertröstet, was dem ganzen Leben eines Bauern oder Handwerkers auch ein wenig die Hektik nahm. Wozu also sollten sie sich hetzen? Die meisten hatten keine große Aufgabe vor sich liegen, kein zu erreichendes Ziel (wie heute sozialer Aufstieg, Wohlstand, Selbstverwirklichung, Technikspielzeug, etc.), außer den Hunger, Durst und die Lust zu stillen. Und damit waren sie auch beschäftigt, ohne Zeit oder Leidenschaft dafür zu finden, über sich selbst und die Welt zu philosophieren.
Wenn man als Manager heute einen Termin verpasst, weiß man nicht genau, was dadurch alles passieren kann: ein geplatztes Geschäft, die Kündigung, die private Insolvenz, Wohnungsverlust, Verlust von sozialem Ansehen, usw. Zwar gibt es eine Sozialhilfe, doch wer einmal Erfolg genossen hat, dem ist das kein Trost – damals wie heute. Nur ein neues Ziel kann helfen, darüber hinweg zu kommen, bspw. die Hilfe denen gegenüber, die es noch härter getroffen hat, z.B. was ihre Gesundheit anbetrifft und plötzlich verlagern sich die Prioritäten.
Damals wusste man, dass Arbeitslosigkeit die Aussicht auf Nahrung vernichtet und damit starb man. Es war überschaubar und außerdem bestand wahrscheinlich nicht so sehr die Angst umsonst gelebt zu haben, weil es kaum erreichbare Vorbilder gab, welche den Blick auf die Welt verblendeten (außer ein paar Fürsten und Geistlichen und die lebten in einer anderen Welt, im Gegensatz zu heute, da große Stars für gewöhnlich aus dem Volke stammen).
Mancher will heute doch wieder im Mittelalter leben. Doch viele leben bereits - oder vielmehr „noch“ - in diesem Zeitalter, dem Mittelalter für den Verstand.
Generationenkonflikt:
Die Art des menschlichen Geistes hat sich nicht verändert in den letzten Jahrtausenden. Jeder, der heute lebt, hätte auch zur damaligen Zeit leben können und andersherum. Nur die Ansicht, die Art der Gesellschaft, in der der Geist ausgebildet und zu Bewusstsein erzogen wird, ändert sich mit der Zeit und ist auch der philosophische Grund, weshalb Menschen sterblich sind und nicht ewig leben können und dürfen, sowie weshalb Wissen stets auf die gleiche, mühsame Weise von Kindern neu erlernt werden muss, statt vererbt zu werden.
Jeder ist ein Zeichen seiner Zeit. Zwar entwickelt sich jeder Mensch eigenständig, doch wenn er in der Gesellschaft leben will, muss er sich ihr stets wieder angleichen und wird so durch die Eigenart der jeweiligen Zeit bestimmt. Die Menschheit wird nicht durch unsere Vorfahren, sondern immer wieder durch die letzte, noch lebende Generation beschrieben und zu der gehört jeder, der gegenwärtig lebt (z.B. auch der das liest).
Aus der heutigen Sicht sieht alles, was vor ein paar Jahrhunderten, ja vor ein paar Jahrzehnten von Menschen geschafft wurde, wie ein Wunder aus, wenn man darüber nachdenkt, wie mit solchen veralteten Methoden und Techniken etwas derart Großes geschafft werden konnte. Doch die Menschen zu jener Zeit kannten nichts anderes und waren auf diesen Geräten und Praktiken optimal eingewiesen und konnten wesentlich mehr damit machen als man sich heute damit vorstellen kann.
Die Menschen werden sehen, dass wir gerade eine Blütezeit erleben, für die viele unserer Vorfahren schwer arbeiten und kämpfen mussten. Das heißt nicht, dass wir genauso hart arbeiten und schwer kämpfen müssen. Wir haben keine andere Verpflichtung als diese Errungenschaften zu erhalten, zu genießen und damit zu schützen und nachfolgenden Generationen so oder besser zu überlassen. Jede Verbesserung ist Kür und unser Verdienst an die Menschheit. Das ist keine einfachere Aufgabe, sondern nur eine neue. Denn der Mensch kann leichter zerstören als bewahren und leichter im Wiederaufbau Motivation finden als in der Rekapitulation seine Erfüllung zu suchen. Die Jugend muss immer etwas haben, was sie besser machen kann als die Eltern, sonst stagniert sie in ihrem Ehrgeiz und die Kultur verfällt bzw. Dekadenz entsteht.
Auch früher gab es schon Blütezeiten und die Menschen lebten ähnlich wie heute. Die Kunst entfaltete sich und Arbeit wurde von schwerer körperlicher Arbeit durch Beruhigung der Verhältnisse und damit neuen Erfindungen zu geistiger Arbeit ausgebaut. Teilweise ging das sogar so schnell, dass viele hinter den hohen (philosophischen) Gedanken und künstlerischen Ansprüchen gar nicht mehr her kamen. Denn die Erziehung, die Bildung entwickelte sich oft nicht schnell genug um die Menschen daran zu gewöhnen oder ihnen zu lehren, wie sie damit umgehen müssen. Dazu gehört natürlich auch der respektvolle Umgang untereinander und die unbewertende Einsicht und Ansicht, dass jeder nur ein Mensch ist und auch Einfaches (z.B. Unterhaltung) liebt. Ihn dafür zu strafen (mit Missachtung, Verachtung, Spott) passt nicht in eine aufgeklärte Gesellschaft. Zumal man sich nie ganz der Hintergründe der Person gewiss sein kann.
Nur jetzt können wir in einer Zeit leben, in der wir uns in jede Geschichte versetzen können, weil wir uns um unser nacktes Leben nicht zu sorgen brauchen. Wir leben in Jahrhunderten der Entfaltung und auf gegenwärtig höchster Zivilisationsstufe. Spätere Generationen (sofern in tausenden Jahren noch vorhanden) werden sich wünschen, diese Entwicklung direkt miterlebt zu haben. Das sollten wir nicht vergeuden und lernen mit Natürlichkeit wieder mehr zu verbinden, denn andernfalls gibt es keine irdische Umwelt mehr, die uns eine weitere Entwicklung erlaubt.
Jedes Volk erleidet ein Ende seiner Zeit. Was jedoch bleibt ist die Geschichte von ihm solange es noch Menschen gibt.
Die Illusion der Zivilisation:
Wir leben als das, was wir sind (als mittlerweile moderne Menschen). Je schneller ein Übergang stattfindet von einer Art zu einer anderen, desto gestresster sind die Individuen, weil ein höherer Selektionsdruck auf sie herrscht. Möglicherweise hat sich dadurch (durch zu schnelle Entwicklung und Veränderung und der Fähigkeit bestimmter Primaten sich überaus schnell und geschickt anzupassen) erst der Vorläufer der Menschen und mit ihnen die höhere Intelligenz entwickelt. Weil sich die Intelligenz durch Herausforderung rückkoppelnd verstärkt und die Selektion ihr Übriges dazu beiträgt, könnte auf diese Weise ein Wesen entstanden sein, das sich in seiner ursprünglichen Welt nicht mehr zurecht fand und so ständig seinen Sinn in der Welt sucht. Um die Welt nunmehr verstehen zu können, ist es darauf aus, sie möglichst unter seine Kontrolle zu bringen und alles, was nicht nach seinem Willen geschieht, so zu verändern, dass es doch geschieht. Aber auf diese Weise entfernt sich das Wesen nur noch weiter von seiner eigentlichen Natur und zerstört nicht nur seine Lebensgrundlage, sondern auch seine Rückkehr zu ihr. Der Mensch kann auf sich selbst gestellt heute kaum noch überleben. Die Zivilisation ist zur Ersatznatur geworden. Die Ökonomie wurde zur Ökologie der Menschen.
Trotz aller kultureller Entwicklung stellt sich die Frage, warum es Kampf braucht, wenn es auch friedlich geht. Aber es ist natürlich zu kämpfen, weil es das Leben ausmacht und würzt und weil es in uns steckt. Was sind Demonstrationen, Wettbewerb, Diskussionen, Überleben und sich selbst zu ertragen anderes als Kampf? Man kann sich zum Frieden kultivieren, aber solange wir anatomisch Homo sapiens bleiben, gehört auch der Kampf zu uns. Wie er sich kanalisiert, ob im Krieg, im Überleben, im internen Wettbewerb, im Sport, in der Kunst oder im Alltag, hängt dagegen von der Kultur ab.
Wenn die Menschen nicht wieder zu dieser Harmonie mit der Natur zurückkehren, wird es ihr vorzeitiges Ende sein. Heute liegt das Ziel in der Überwindung falscher (also unnatürlicher) Werte, gleich welcher Art und die Schwierigkeit liegt schon darin, diese Werte erst einmal zu finden. Dieses Ziel der Werteüberwindung scheint unerreichbar und als solches ist es das auch in der Zivilisation mit ihren inperfekten Regeln und scheinbaren Gesetzen. Das Ziel wurde Kommunismus, Anarchie, Monarchie, freie Marktwirtschaft, u.v.m. genannt und kann in der Zivilisation mit ihren selbst gestellten Ersatzzielen (wie Anerkennung, Status, Macht, Zeit, Geld, Selbstverwirklichung / Lebens bereichernden Aufgaben und Erfahrungen, etc.) zu einer fehlenden Überlebensaufgabe nicht erreicht werden. Denn wir brauchen kein anderes Werkzeug zum Leben als das, was wir bei uns haben: die Sprache, den Verstand und den Zusammenhalt. Das Ziel sollte es sein, daraus das Leben so erträglich wie möglich zu machen.
Die Menschen erforschen die Welt immer mehr mit Absicht sie zu verstehen, möglicherweise zu verbessern oder so zu verändern, dass sie darin überleben können, wenn die Welt einmal nicht mehr so sein wird wie sie sein muss, um darin überleben zu können. Aber sie leben in einem Universum, das sie nicht kontrollieren können, weil sie nicht verstehen, was außerhalb vor sich geht. Egal was sie anstellen, wird das Universum sie irgendwann zerstören, wenn sie es nicht vorher selbst tun. Ohne diese Bemühungen würden sie auch sterben, aber mit dem Unterschied gelebt zu haben. Denn egal wie viele Generationen noch kommen werden: die Menschen der Gegenwart werden dann gestorben sein.
Die Art zu erhalten ist nur solange Ziel und Aufgabe der Individuen, solange auch ihr Umfeld dazu in der Lage ist. Ohne dieses Umfeld, die gegebene Natur, aus der die Art entstand, hat sie keinen Sinn mehr zu überleben und falls sie es doch schafft, wird sie den Sinn immer weiter und quälender suchen.
Natürlich kann die Umwelt neu erschaffen werden. Aber bis der Mensch dazu in der Lage ist, wenn es einmal soweit sein wird, braucht er ein Gesellschaftssystem, das die Natur und damit das Leben in diesem System so ersetzen kann, dass kein Mensch sich darin unnatürlich vorkommt bzw. niemand merkt, dass es ein System ist und also keine Zweifel aufbauen kann, ob er überhaupt gut handelt, so wie er es tut. Haben die Menschen das geschafft, dann haben sie wieder zurück zur Natur gefunden, egal auf welchem Weg. Der Kreis ihres Ausflugs in die Unnatürlichkeit wäre dann geschlossen und eventuell hat er es dann geschafft Kultur und Natur wieder miteinander zu vereinen.
Kriege:
Zivilisation kann nur durch Krieg entstehen. Um sich weiterzuentwickeln sponnen Menschen Kriege gegen „minderwertige“ Völker, verachteten andere, weil sie nicht so „gut“ zu denken schienen, wie man selbst und trieben über den ständigen Konkurrenzkampf - wie schon die Natur - die menschliche Geschichte in einer irrsinnigen Geschwindigkeit voran gegenüber der „natürlichen“ Evolution, weil Kriege Ausdruck absoluten Überlebenswillen für den Einzelnen sind. Dadurch entwickelt sich das Individuum in allen Richtungen des Überlebens weiter – vorausgesetzt, es überlebt die Gewalt ohne entscheidende physische oder psychische Schäden. Doch auch die kulturelle Evolution des Menschen geht nicht so schnell voran, wie sie theoretisch könnte, denn die Menschen sind sich nie miteinander einig – schon wegen ihres Geltungsdranges und so muss sich die gesamte Gesellschaft erst mühsam über das Bewusstsein jedes einzelnen entwickeln und auf seine Einsicht in Besseres und Neues hoffen und warten. Dieser Vorgang dauert Epochen, geht aber immer schneller.
Gewalt ist eine Form des Menschen, um andere unbedingt zu unterdrücken. Erst mit der Verstümmelung einzelner Menschen und dem Brechen durch Aussichtslosigkeit und mit-Ansehen-müssen der Überlebenden erreicht man Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit und damit den Bruch der Moral und des Willens zum Durchsetzen der eigenen Ideale. Dazu kommt der stete Verlust der Gemeinschaft unter den Kämpfenden und den Zurückbleibenden, der die eigenen Reihen dezimiert und einen immer mehr allein stehen lässt. Die Hilfe schwindet und damit auch die Stärke.
Im Krieg zählen nur die Triebe. Das sieht man schon daran, dass es überhaupt zum Krieg kommt, in dem nur das Überleben und Töten von Menschen wichtig ist, die sich zuvor eventuell gar nichts vorzuwerfen hatten. Doch sobald Gefahr das eigene Leben bedroht, gibt es nur noch den Überlebenskampf um sich oder die Verbündeten (Kameraden, Familie, Landsleute, etc.) und das Töten dessen, der es bedroht.
Krieg ist die radikalste Form der Herrschaft und Veränderung, weil er auslöscht, was nicht passt und an die Triebe, die niedersten, aber sichersten Funktionen des Menschen appelliert und endlich gefügig macht, wer dem Sieger unterliegt. Die Kriege der Menschen (und ihrer Vorstellung von „Göttern“) sind dadurch leider entwicklungsförderlich. Sie beenden vor allem aber oftmals ausweglose Streitigkeiten bzw. harte Konflikte gipfeln in ihnen. Die Frage ob lang anhaltende, zermürbende Auseinandersetzungen oder kurze, harte Kriege besser sind, wird moralisch nicht zu klären sein und sich erst durch die Geschichte zeigen. Waffenverbotslieferungen in Krisengebiete oder Verhinderung der Ausrüstung gelangen zu keinem befriedigenden Ende, da die Gruppen mit Macht immer an effektivere Waffen herankommen. Daher muss erstens eine „bessere“ Waffe gleichzeitig effektiver sein um sich durchzusetzen, aber auch menschenrechtlich attraktiver um bevorzugt eingesetzt zu werden und Leid an den einfachen Soldaten und der Zivilbevölkerung zu minimieren. Zweitens müssen aber auch Kriege und die zweite Vorstufe der Krisen effektiver werden sowie die erste Vorstufe des gesellschaftlichen Systems verbessert und an die menschliche Natur angepasst werden.
Den Krieg hat gewonnen - egal mit welchen Mitteln - wer das (zivile) Volk unbestraft bedrohen kann. Denn Krieg ist nur Mittel der Macht. Letztlich sind Krieg und Macht kein Ausdruck von Scharfsinn, Vernunft und Verständnis, sondern der Fähigkeit, jemanden in Abhängigkeit zu treiben und ihm Taten vorzuschreiben. Nur die Wirkung von Mitteln und ihre spezielle Anwendung sowie Mischung bewirkt den Ausgang des Krieges, so dass Scharfsinn, Vernunft und Verständnis auf diesem Wege dennoch siegen können.
So sind Kriege auch Ausdruck der menschlichen Unfähigkeit zur Kommunikation, des Verständnisses und der Suche wie dem Willen nach Alternativen, die die Menschheit auf fatale Weise auf die Ebene eines Tieres mit Verstand zurückholt, das ihn nicht benutzt.
4.2 Geschichte - Erinnerungen der Menschheit
Geschichte bedeutet sich in andere / vergangene Bewusstseinsebenen zu denken. Dafür braucht es Detailwissen um die Umgebung zu rekonstruieren.
In der Zukunft wird alles, was in der Vergangenheit, also auch in der Gegenwart geschieht, als historischer Fakt aufgefasst. Alles, was heute passiert und was uns erstaunt, erschüttert, unvorstellbar ist, blamiert oder höchst einzigartig und eigenartig vorkommt, wird dann allgemein akzeptiert sein und verstanden werden. Man wird die Gefühle der Gegenwart nicht mehr nachvollziehen können, weil man ihr Bewusstsein nicht mehr lebt.
Entwicklungsgeschichte der Menschheit (fort von der Tierwelt)
Das Erwachen der Menschheit kommt der Entwicklung eines Kleinkindes zum Erwachsenen gleich. Es entdeckt seine Welt, schadet ihr, sieht seine Abhängigkeit von ihr und schützt sie schließlich.
Bewusstseinsausbildung, Planung, Zusammenschluss in Gruppen
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V
Aufrechter Gang, Werkzeugherstellung, Feuer und Verbesserung der Nahrungsmittel durch Kochen
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V
Gehirnentwicklung und Intelligenzsteigerung durch bessere Jagderfolge, Wergzeuge, effektivere Nahrung (Proteine, Fett)
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V
Sprachentwicklung und verbessertes Abstraktionsvermögen, Entwicklung von Kunst und Ästhetik
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V
Soziale Strukturbildung, Religions- und Moralentwicklung, Ahnenverehrung und Anlernen von Jüngeren über Riten, Bräuche, Künste
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V
Ackerbau, Tierzucht
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V
Konkrete Aufgabenteilung, Spezialisierung in Berufen
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V
Schrift, Verwaltung, Handel, Geld, Besitz, Machtstreben
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V
Politikentwicklung, Gesellschaftskriege, Philosophie, Wissenschaft,
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V
Hygiene und Medizinentwicklung
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V
Technik- und Innovationsschub
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V
?
Innovationen der Menschheit:
Der Mensch kann gar nicht anders als sich immer schneller entwickeln. Wo es ihm durch alltägliche Routine zu langweilig wird, erweitert er die Arbeit um sein eigenes Verständnis davon weiter. So entstehen ständig neue Formen ein und desselben, von denen sich die besten schließlich weiter durchsetzen und noch größere Gebiete und Verbesserungsmöglichkeiten offenbaren. Man gewöhnt sich daran, ständig Neues und Besseres zu haben und zu wollen, womit man die Entwicklung noch weiter voran treibt.
Die Menschheit entwickelte sich aufgrund bahnbrechender Innovationen zu heutigem Stand und als Antwort auf auftretende Probleme. Über die Bedeutung dieser Erfindungen und Neuerungen kann man sich streiten, doch zeigen sie direkte Strukturen auf, die eine Einordnung in die bedeutende Spalte der menschlichen Erfindungstabelle deutlicher macht.
So bestand z.B. schon vor der Menschwerdung und der damit verbundenen Abgrenzung zum ehemaligen Primaten die Gemeinschaftsbildung (die sich bis zu Bakterienkolonien zurückverfolgen lässt). Wesentliche Entwicklungsschritte vollzogen sich nachher mit der Entstehung von Gefühlen, Bewusstsein und Planung / Vorstellungen, mit der vor allem anatomischen Anpassung des Menschen an die ihm vorgegebene Umwelt, was mit aufrechtem Gang, Veränderung der Zahnreihen und Kopfform, den veränderten Ansprüchen und vor allem dauerhaften Änderung nun auch eine Erhöhung der Intelligenz erforderte, die wiederum nur durch energiereiche Nahrung auch Bestand haben konnte. Die Nahrung musste also umgestellt werden: auf fett- und proteinhaltige Kost. Also wurde der Mensch von einem Pflanzen- und Allesfresser vorerst vermehrt zum Fleischkonsumenten. Um Tiere entsprechender Größe und Nutzungsumfangs überhaupt erst jagen zu können, benötigte man viele Menschen und deren Kooperation musste zusammen und koordiniert erfolgen. Die erste Aufgabenteilung wurde erforderlich. Die Ausbildung früher sozialer Strukturen (die sich durch Differenzierung zeigen) machte ein Werkzeug unabdinglich: die gesprochene Sprache. Mit der anatomischen Voraussetzung und geistigen Entwicklung nun eigene Gedanken in Symbole von Lauten und sogar Sätzen zu fassen stieg die Intelligenz und Kooperation drastisch an. Diese noch eher naturgemachte Neuerung kann somit als erste und herausragendste Abgrenzung des Menschen zu vielen anderen Arten gesehen werden. Durch Sprache entwickelte sich auch bald die Kunst und damit die Expression und Verarbeitung von Eindrücken: der aktive Ausdruck. Er hatte zuerst den Zweck, anderen eigene Gedanken mitzuteilen, bald schon aber einen neuen, wichtigen Grund: den Ausdruck von Ästhetik, von schönem, von Glück. Der Mensch definierte sich über gut und böse, über gut und schlecht. Er dachte in Kategorien, grenzte ab und schaffte sich imaginäre Werte, ideelle Ziele, die es zu erreichen und erhalten galt. Vermutlich entstand aus diesen Gedanken an Erhalt und Ursprung des Glücks auch die Vorstellung von Vorsehung und damit religiöses Gedankengut, was sich auch bald als Erklärungshilfe für unerklärliche Dinge und die schier unfassbare Neugier der Menschen herausstellte. Seiner Angst Herr werden und die Kontrolle über die Situation zu erlangen hilft bewusster zu denken und weniger Sinnestäuschungen ausgesetzt zu sein. Aus dieser Motivation heraus könnte auch die Entwicklung von Religion mitentstanden sein, woraus man sich ein Weltbild und Theorien erschuf, womit man Dinge erklären konnte (z.B. das Wetter). Religion schaffte demnach Halt und Orientierung und festigte damit entscheidend die Gemeinschaft.
Andere Erfindungen materieller Art, vor allem von Werkzeugen wie Speer und Bogen, Faustkeil, Bohrer und Schaber und dem Feuer ermöglichten den Erhalt der neu gefundenen Werte und von Nahrung, mit denen Güter wie Kleidung, Werkzeuge oder Waffen hergestellt werden konnten und sich nun auch eigene Regeln entwickelten. Diese äußerten sich in Richtlinien zum Verhalten innerhalb der Gruppe, einer ersten Moral und entwickelten sich möglicherweise aus oder kohärent zu den mündlich weitergegebenen Wissensstücken über Jagd, Naturbeobachtungen und generell dem Überlebensweisen der Ahnen. Mit der vorher schon entdeckten und reichhaltig genutzten Planung wurde vor allem die Vergangenheit relevant für das Überleben und die Identifikation. Werte wurden erhalten, Traditionen bewahrten Wissen und Herkunft, festigten sich in überregionalen Moralvorstellungen und schufen zum ersten Mal so etwas wie ein Bewusstsein der Menschheit.
Doch richtig festigen und zur Grundlage allen heute üblichen menschlichen Lebens und Denkens konnte all das erst werden, als die Menschen von der Jagd unabhängig wurden und ihre Umgebung für sich zu beherrschen lernten, sich niederließen und Samen gezielt aussäten, Tiere zähmten und züchteten. So lernten sie nicht nur Werkzeuge in langwierigen Verfahren über Jahrtausende zu verbessern, sondern innerhalb weniger Generationen die Individuen zur Fortpflanzung zusammen zu führen, die ihnen am besten gefielen, weil sie ihnen durch ihre Eigenschaften (fettreich, zahm, etc.) am besten nützten. Sie formten nun ihre Umwelt nach ihren Wünschen (die aber immer noch durch ihre natürliche Prägung bestimmt werden), wurden zu Herrschern, wo sie vorher nur überleben wollten und übernahmen sogar die Kontrolle über die Entwicklung der biologischen Natur selbst, die Evolution, durch gerichtete Selektion.
Der nächste Schritt bildete die Grundlage der Gesellschaftsbildung und wahrscheinlich die tatsächliche Abkopplung von der Evolution, viel stärker als die Benutzung von Werkzeugen und Zucht (denn Werkzeuge werden auch von Vögeln, Delphinen und Affen benutzt, Ameisen betreiben mit Blattläusen Zucht): Die Spezialisierung der Menschen in Berufe unterscheidet den Menschen als natürliche Art von anderen Arten der Evolution, da er nun nicht mehr selbst für sein eigenes Leben verantwortlich sein muss, aber weiterhin kann, wenn er will. Natürlich gibt es auch Lebensgemeinschaften natürlicher Herkunft, die in Staaten und in Arbeitsteilung leben, doch sind sie durch die Natur selbst unmittelbar daran angepasst und auch körperlich so dazu geschaffen. Der Mensch jedoch ist jedem anderen gleich und allein er (z.B. über gesellschaftliche Bestimmungen, aber auch über die natürliche Voreignung) legt diese Ausrichtung fest und ändert sie gegebenenfalls wieder.
Die neue Lebensform der sesshaften Bauern erforderte noch eine andere Errungenschaft: einen zusammenhängenden, insgesamt Sinn ergebenden Gesetzestext: die Gerechtigkeit hielt Einzug in das Bewusstsein der Menschen, festgehalten und als Gedanken konserviert durch die Schrift. Da nun Eigentum und Besitz zu einer abgrenzbaren Größe wurde und Individualität, vor allem durch die Spezialisierung auf Berufe innerhalb der Gemeinschaft, auftrat und man Vergleiche brauchte, um die Arbeitsleistungen untereinander gerecht auf alle, gemeinsam verfügbaren Ressourcen verrechnen zu können. Noch ehemals über Tauschgeschäfte verwirklicht, hielt bald eine Zwischenwährung Einzug in die Welt des Menschen: Geld. Die ultimative Hybridform von materiellem und ideellem Wert. In Geld ließ sich jeder geschaffene Wert ausdrücken. Was nicht verwendet werden konnte, was keinen Bestand oder Nutzen hatte war nichts wert und konnte nicht in Geld umgetauscht werden. So kam es zur exponentiell steigenden Effizienz der Arbeit und des Denkens, da es nun galt so viel wie möglich Geld zu erwirtschaften – denn eine Menge an Geld galt als entsprechender Machtanteil und ist es bis heute. Vermutlich entstand so auch die vermehrte Überzeugungskraft und Logik, da man andere davon überzeugen musste, den Wert der von einem geschaffenen Arbeit anzuerkennen und einem einen Machtanteil dafür zu überlassen.
Da sich nun dadurch geschickte Vertreter des Homo Sapiens große Mengen von Macht aneignen konnten und andere Mehrheiten zu unterdrücken begannen, kam es zu erbitterten Kämpfen der Mächtigen und der Schichten untereinander. Eine geordnete Regelung war zwar durch Moral und Gesetze gegeben, aber oftmals wurde die Mehrheit zu Gunsten einer herrschenden Minderheit dadurch ausgenutzt. Die Klassengesellschaft existierte. Und wieder wurde ein ideelle Sache zu einer entscheidenden Innovation für die Menschengemeinschaften: die politische Geburt der Demokratie der Antike. Hiermit erhielt die Vernunft und die reine Naturwissenschaft Eingang in die Gesellschaft, da sie anscheinend objektiv und unabhängig gerecht urteilten.
Doch ist die Demokratie labil und leicht von machtbesessenen Menschen zu missbrauchen, weshalb aus ihr oft Diktaturen entstehen, vor allem, wenn einzelne Demokratien vielen benachbarten Königreichen oder primitiveren Staatsformen gegenüberstehen.
Beim Menschen entwickelten sich über die Religionen nicht selten Diktaturen und diese versetzten ihn in Bereiche, in denen materielle Werte der Religionsverwalter wichtiger wurden als die eigentlichen, ideellen Werte der Religion, ja sogar Gesellschaftsfragen und -entwicklungen als ketzerisch abgelehnt wurden. Das europäische und asiatische Mittelalter brachte vor allem Kriegsgerät und Errungenschaften zur Verteidigung der Macht hervor, wie es sich bis in die Neuzeit erhalten hat, aber auch durch die Kirche und ihre Abteien eine Möglichkeit der Gelehrsamkeit und letztlich mündete der Bedarf an Wissen und Information im Buchdruck und man konnte so die Gedanken schneller, einfacher und günstiger verbreiten. Doch erst nach diesem „dunklen“ Zeitalter in der Geschichte der Menschen fanden auch wieder neue, ideelle Werte den Weg in die Wertevorstellung der Menschen. Philosophie und Mathematik, die Naturwissenschaften insgesamt und vor allem mit etwas Verzögerung nun auch die Gesellschaftsentwicklung (da sie von Innovationen abhängig ist, die aus dem neuen Wissen der Naturwissenschaften folgen und durch die Ingenieurstechnik entwickelt werden) erfuhren Schübe ungeahnter Geschwindigkeit.
Zunächst entwickelten sich mit der Dampfmaschine (später Motoren) als historisches Paradebeispiel Möglichkeiten höchster Effizienz und es klafften bald eklatante Klüfte zwischen Ländern diesen Wissens und denen, die wie vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden lebten. Die Technik und deren Möglichkeiten explodierten und überfuhren selbst ihrer Erschaffer. Denn die Gesellschaft musste darauf reagieren, was die materiellen Errungenschaften mit sich brachten und aufgrund der großen Akzeptanz, der mit unübersichtlichen neuen Vorteilen bestückten Gerätschaften, wurde der Technik großes Ansehen und Förderung verschafft. Ihre Berechtigung kam offensichtlich durch die Vereinfachung des menschlichen Lebens. Als die Agrargesellschaft in eine Industriegesellschaft überging, koppelte sich der Mensch von seinem ursprünglichen Leben in der Natur ab und begann mit der Technik zu leben. Die ideellen Anpassungen daran, also die gesellschaftliche Entwicklung, sind weitaus komplexer und beinahe nicht zu erkennen. Diese Unübersichtlichkeit durch direkte Sinne, die nur über gute Vorstellungskraft erreichbar ist, zeigt die starke Affinität des Menschen nach wie vor zu seiner Umwelt und nicht zur künstlichen Abgrenzung und Beherrschung der Umwelt. Er versteht sich selbst und die Dynamik innerhalb seiner Gemeinschaft weniger als die natürlichen Vorgänge. Er kann die Natur verstehen und seine Anpassung daran verbessern, doch sich selbst und seine Beziehungen zu den Mitmenschen versteht er weitaus schlechter. Daher war es erstaunlich und im Grunde die größte aller seiner Errungenschaften alle Menschen als gleichwertig anzusehen und allgemeine Menschenrechte einzuführen. Der stabilisierende Faktor für diese aus damaliger Sicht eigentlich unbegreifliche Tatsache mag wiederum eine dem Menschen eigen gewordene, natürliche Ursache sein: die Liebe und das daraus entstehende Vertrauen und Zutrauen zu anderen Menschen, der Wunsch, nach einer stabilen, harmonischen und einigen Gemeinschaft. Möglicherweise ging diese Eigenschaft aus dem Kriegsverdruss hervor, der sich aus jahrelangen Auseinandersetzungen ergab und dem Volk keinen Sinn offenbarte, wodurch diese Eigenschaft vielleicht zur wichtigsten wurde, um zum Erhalt der Menschheit beitragen zu können und war vielleicht auch der entscheidende Grund, dass Menschen letztlich alle, meist selbst gemachten Krisen überstand. Die daraus entstehende Menschheit wird durch die Liebe und deren Schwester, der Freundschaft, letztlich zusammengehalten und gibt den Individuen untereinander stärkende Beziehungen, ein Netz, das die Gemeinschaft zusammenhält. Allerdings ist sie auch Sprengsatz zugleich, da diejenigen, denen keine Liebe zuteil wird, große Lücken in dieses Netz sprengen können. Die Menschheit ist noch nicht genug angepasst und hindert sich selbst daran, sich schneller anzupassen, da sie sich immer weiter von der Natur zur Kultur entwickelt. Dieser Übergang zeigt sich beispielsweise darin, dass die ehemals stattgefundene, natürliche Auslese von störenden Faktoren (Menschen) der Gesellschaft von ihr selbst eliminiert wurde, was nun durch eine höhere Gerechtigkeit verhindert wird. Das Problem wird dadurch aber nicht behoben. Durch Menschenrechte und Liebe wird auch gleichzeitig die Entwicklung wiederum gebremst, während die der Technik neben der Rakete zur Entdeckung neuer Welten über Telefon, Fernseher, Rechenmaschinen, Internet und damit eigentlich sozial ausgerichteter Erfindungen immer weiter zunimmt. So verhilft letztlich auch die Arzneientwicklung mit Penicillin, Aspirin und erweiterter Hygiene dazu, viel mehr Menschen und auch Tiere wie Pflanzen überleben zu lassen, in Bezug auf den Menschen allerdings unabhängig von ihren Eigenschaften der Gemeinschaft voran zu helfen und daher eher zu überleben als eher hinderliche Menschen. Daher wird versucht über Erziehung und Aufklärung und durch eine Sensibilisierung der Allgemeinheit für brisante Themen die gemeinschaftsförderliche Entwicklung in die „richtige“ Richtung beizubehalten. Doch werden diese Bereiche mittlerweile zu komplex und unübersichtlich, als dass sie ein jeder einsehen könnte und die Gruppendynamik lässt durch ihre Unterteilung in unterschiedliche Persönlichkeiten und Positionen keine derartige, allgemeine Vernunft und damit leider auch wieder Ungleichwerdung im Wert des Einzelnen zu einem anderen zu. Diese Gleichheit zu erreichen ist aufgrund der Unterschiedlichkeit der Menschen und deren Können bzw. Ausrichtung innerhalb der Gesellschaft unmöglich geworden.
Alles, was wir in den Industriestaaten geschafft haben, gehört genauso auch den Menschen der Entwicklungsländer, denn nicht zuletzt durch ihre Mitarbeit (bzw. ihre Ausbeutung) in ihren angestammten Ländern konnten wir uns so rasch entwickeln. Aber auch sie hätten es so geschafft, wenn sie es angefangen hätten. Daher ist die technische Entwicklung allen gleich zuzuschreiben und zu gewähren.
Westliche Kulturentwicklung bis zum 20. / 21. Jhdt.:
Tab. 1 (IV.) – Die großen Einflüsse auf die europäische Kultur
Reihen-folge |
Volk, Reich oder Anhänger |
Zeit |
Gegend |
1. |
Kelten |
bis 1. Jhdt. |
Britannien, Iberien, Zentraleuropa, Balkan, Kaukasus |
2. |
Griechenland und Makedonien |
bis 1. Jhdt. |
Südeuropa, Balkan, Russland, Orient / Levante, Nordafrika (besonders Ägypten) |
3. |
Rom |
2. Jhdt. vor Chr. bis 5. Jhdt. n. Chr. |
Südeuropa, Britannien (außer Irland), Iberien, Westeuropa, Nordafrika, Balkan, Westarabien / Levante |
4. |
Germanen |
1. Jhdt. bis 11. Jhdt. |
Nordeuropa, Zentraleuropa, Britannien, Nordafrika, Osteuropa |
5. |
Hunnen |
5. Jhdt. |
Osteuropa, Zentraleuropa |
6. |
Wikinger |
7. bis 10. Jhdt. |
Nordsee, Ostsee, Russland, Nordeuropa, Britannien |
7. |
Italien, Kreuzzüge, Seefahrernationen |
11. bis 16. Jhdt. |
Südeuropa, Britannien, Iberien, Zentraleuropa, Balkan, Levante |
8. |
Frankreich (Napoleon) |
18. bis 19. Jhdt. |
Westeuropa, Zentraleuropa, Osteuropa / Russland |
9. |
Demokraten, Sozialisten, Kommunisten |
19. bis 20. Jhdt. |
Deutschland, England, Frankreich, Russland |
10. |
Europäische Union (EU) |
seit 20. Jhdt. |
ganz Europa |
Antike: Überlegungen zur Kultivierung, Kunst (Tab. 1 (IV.): 1.) und Wissenschaft (Tab. 1 (IV.): 2., 3. )
Mittelalter: religiöse Entwicklung und Kriegstechnik (Tab. 1 (IV.): 3., 7.)
Seit Neuzeit / Renaissance: erneute Entdeckung der Kunst und freiheitlichen Wissenschaft, Kirchenreformation, Beginn der Aufklärung (Tab. 1 (IV.): 8.)
Ende 18. Jhdt.: Revolution der Aufklärung (Tab. 1 (IV.): 8.), erneute Republiken und Demokratien
19. Jhdt.: politische, gesellschaftliche, moralische Reformationen (Tab. 1 (IV.): 9.) und technische Entwicklung
1900er: Explosion von Wissenschaft, Technik und Kunst
1910er: endgültiger Niedergang vieler absolutistischer Monarchien
1920er: Ausbreitung der Kunst und des neuen Lebensgefühls
1930er: Ausbreitung des Nationalgefühls und der Abgrenzung
1940er: Krieg
1950er: Zur Ruhe kommen und Versuch eines geordneten Lebens
1960er: Erwachen der Freiheit und Revolution (sexuell, moralisch, gesellschaftspolitisch)
1970er: Probieren neuer Lebenswege, Erfahrungen, Drogen
1980er: Erwachen des Umweltbewusstseins und der Verantwortung
1990er: liberales Lebensgefühl (Tab. 1 (IV.): 10.)und konsequente Umsetzung der neuen Ideen und Strömungen, Explosion der vielfältigen Ansichten auch in der Bevölkerung
2000er: Spezialisierung und zunehmende Radikalisierung einzelner Gesellschaftsströmungen
2010er: Vernetzung nahezu aller Gesellschaftsbereiche und ihrer Mitglieder
Die Zukunft sieht also differenziert aus und ist derzeit überhaupt nicht zu errechnen. Zu viele Möglichkeiten sind den Menschen offen. Mittlerweile hat der Mensch auch erkannt, dass er nicht nur innerhalb der Gemeinschaft, zudem auch mit der Natur zurecht kommen muss und im Laufe seiner Entwicklung zu Kosten der Umwelt voran geschritten ist.
4.3 Mode und Norm - Bewusstsein der Menschheit
Mode als Bewusstsein einer Gesellschaft
Mode ist Meinungsbildung. Die gegenwärtige und stetig veränderliche Gesamtmeinung einer Gemeinschaft entspricht dem gegenwärtigen Trend, also einer Modeerscheinung. Das Gegenteil der Mode (dem Gemeinschaftsbewusstsein) ist die Geschichte (die Gemeinschaftserinnerung).
Mode ist auch ein Mittel zur Gleichschaltung der Menschen und damit eine Sprache. Wer heute als Teil der Gemeinschaft leben will, muss sich dieser Sprache annehmen und wer ihr Wortführer sein will, muss die Sprache bestimmen und also die Mode entwerfen. In der globalisierten Welt funktionieren Trends als allgemeiner Ausdruck des Lebens und darüber können sich die Menschen auch verstehen wie über gemeinsame Redewendungen, Erlebnisse und Gefühle.
Es gibt verschiedene Bewusstseinsstadien eines Menschen:
Das individuelle Bewusstsein, das sich mit dem zunehmenden Alter entwickelt und das allgemeine Bewusstsein, das durch die derzeit vorherrschende Mode bestimmt wird. Alte und intelligente Menschen sind den Jungen im individuellen Bewusstsein voraus. Junge Menschen dagegen sind den Alten in der Mode voraus und weniger intelligente orientieren sich vor allem an dieser Mode. Diese Mode ist nicht dumm, sondern spiegelt die breite Strömung der Menschheit wieder. Dieses Bewusstsein der Menschen (die Mode) entwickelt sich jedoch auch mit der Zeit und reift, ist allerdings nicht an eine bestimmte Vorgabe der Alterung gebunden, wie der einzelne Mensch, da die Menschheit nicht altert. Die Mode wird daher z.B. zurückgeworfen, sobald sich stark verändernde Neuerungen in den Zeitgeist einfügen (Erfindungen wie das Mobiltelefon, das Internet, das Auto, etc.). Da diese Neuerungen in unserer Zeit ständig auftreten, befinden wir uns allgemein bewusst in einem Jugendlichenstadium, in einer Blütezeit. Die Stilrichtungen und damit das Bewusstsein eines Zeitabschnittes werden sich immer wieder verändern.
Bsp.: Mal ist es modern eher aufgeräumt, praktisch und pragmatisch zu leben, ein andermal wollen die Menschen wieder mehr Verzierungen, Spontaneität und Schmuck haben.
Romanik-Gotik-Renaissance-Barock-Klassizismus-Jugendstil-Bauhaus…
Die Neukombination treibt die Mode voran. Das geht solange wie die Menschen Zeit dafür aufwenden können um nachzudenken und sich nicht nur mit dem Überleben und der Angst darum beschäftigen müssen. Es ist ein Ausdruck des Lebens einer Gesellschaft. Vor allem im neuen Jahrtausend ist dieses Leben allerdings zu Hektik verkommen, da sich die Neukombinationen überschlagen und gegenseitig überholen. Die technischen Möglichkeiten zeigen derart viele Möglichkeiten und Richtungen an, dass man immer mehr Zeit aufwenden muss, um sich dazwischen zu entscheiden und immer langsamer vorankommt, vor allem was die gesellschaftliche Entwicklung angeht.
Meinung in einer Gruppe:
Eine Meinung ist die Summe der gerade bewussten bzw. verfügbaren Erfahrungen, gefärbt durch die momentane Sichtweise. Das heißt, eine Meinung ist nie fest, wenn sie auch manchmal so erscheint. Sie kann unerschütterlich aussehen, weil die ihr zu Grunde liegenden Argumente logisch und stark sind, aber eine Meinung ist nie ein Fakt.
Mode ist stetig neue und kontinuierliche Meinungsbildung und das Gegenteil wäre Stagnation und Tradition. Wie die wechselnden Fehler in der Rechtschreibung kann sich auch die Meinung und das Wissen über etwas je nach momentaner Sicht der Dinge (z.B. nach Gemütslagen) einfach ändern, zumal man nicht jede Meinung ständig im Gedächtnis haben kann – zumindest wenn man sie selbst bildet. Wer sich stets und in vielen Bereichen modern gibt, hat meist Angst nicht dazu zugehören und ein geringes Selbstbewusstsein, aber ein höheres Gemeinschaftsbewusstsein.
Jedes Ereignis, jeder Fakt, schlicht alles kann für jede beliebige Sache (Idee, Ideologie, Sichtweise) verwendet werden, vorausgesetzt, es wird im richtigen Licht beleuchtet. Denn dieses Licht macht ein Bild aus und aus einem Bauernschreck ein Model, Idol oder einen Helden. Ähnlich verhielt es sich wohl auch mit Jesus, Moses, Mohammed und alle anderen Propheten, die jeder für sich für ihre Anhänger Messias und Heiland, für ihre Gegner Hetzer und Provokateur darstellten.
Irgendwie positioniert man sich immer politisch, hat zumindest zu manchen Themen eine Meinung und wenn man mal keine richtige Meinung hat, fühlt man sich oft auch in Zugzwang und genötigt eine anzunehmen und bald schon diskutiert man darüber und befindet sich mittendrin im Tumult. Doch mit den Menschen einfach nur auszukommen und zusammenzuarbeiten, auch mit Humor, aber unpolitisch und fern von jeglicher gegensätzlicher Auffassungen darüber, ob man Öko sein sollte oder Wirtschaftswachstum mag, Toleranz üben sollte oder bestimmtes Verhalten nicht gutheißen dürfe und verurteilen müsse, zeigt doch erst, was für Menschen es wirklich sind und wie die Charaktere sich verhalten. Alles andere ist nur Erziehung und Anpassung an die Umgebung.
Mode bei Erklärungsmodellen:
Dass die menschlichen Erklärungen und Wissenserkenntnisse nur Modelle sind, erkennt man daran, dass sie einer Mode unterworfen sind, ja dass es überhaupt eine Mode gibt, also eine veränderte Wahrnehmung, die in regelmäßigen Zeitabständen (scheinbar) willkürlich ihre Meinung ändert und etwas anderes als noch eben bevorzugt. So sind Religionen, Gefallen, Kunst, Lehrmeinungen, selbst wissenschaftliche Denkansätze (eigentlich die Wissenschaft als erklärende Institution an sich) Erscheinungen, die eine Minderheit erdacht hat und in ihrer Weise betrachtet und aufgrund ihrer Macht oder ihres Einflusses einer Mehrheit vorgibt. Alles scheint für diejenigen logisch, die es (lange Zeit) anwenden und deswegen aus dieser Sichtweise bzw. aus diesem Bewusstsein heraus denken.
Ein Beispiel ist die Annahme, dass die Mathematik alles erklären könnte, solange sie nur genügend Informationen hat. Genauso kann aber auch die Philosophie oder Theologie alles erklären. Was jeweils verwendet wird, hängt vom Entwicklungsstadium und der Kultur an sich ab.
Normen
Die Menschen haben im Laufe ihrer Existenz derart viele und abstruse Einfälle verwirklicht (Sekten, Erfindungen, Gesellschaftssysteme, etc.), dass sie sich dadurch selbst genau darin definiert hat. Nichts ist sonderbar, solange es von den Menschen selbst stammt.
Knöpfen, die keine Fäden durchlassen und keine Ösen haben, werden normalerweise weggeworfen. Wenige behalten sie als Kuriosum oder als wertvolles Einzelstück und manche betrachten sie sogar als Kunst.
Doch Menschen, die nicht anpassungsfähig sind, werden gebraucht, um Träume zu wecken in denen, die normal sind (und sich anpassen). Es muss Ausnahmen geben, denn vielleicht entwickelt sich aus ihnen mal eine neue Normalität, die besser ist, und irgendwann gibt es nur noch Ausnahmen und jeder darf so sein wie er ist: individuell.
Das natürliche Denken der Menschen ist immer das, was ihre Mehrheit dafür hält bzw. wozu diese Mehrheit gebracht wird zu glauben.
Normalität in Gemeinschaften:
Abb. 3 (IV.) - Normalität als Durchschnitt der Masse um das perfekte Zentrum
Richtung Peripherie findet sich die Abnorm (Abb. 3 (IV.)). Aber auch Richtung Zentrum, die die höchste Normalität definiert, finden sich immer weniger Vertreter, da sie immer in einigen Punkten von der absoluten Norm, dem Durchschnitt von allen abweichen. Wer also absolut der Norm entspräche wäre schon wieder abnormal. Das gilt vor allem bei immer mehr betrachteten Faktoren bzw. Parametern.
Mit zunehmender Klassifizierung (auch und gerade von selteneren Randerscheinungen) verschwindet die Normalität und homogenisiert sich mit den abnormen Bereichen. Die Übergänge werden fließender und jeder ist in eine Klassifizierung einzuordnen (vgl. Abb. 26 (III.), „Persönlichkeitsunterschiede“).
Bsp.: psychische Erkrankungen und Störungen: Jede Persönlichkeit hat ihre Eigenarten und jeder Mensch seine Fehler. Je seltener diese Eigenarten sind, umso unwahrscheinlicher ist es, dass bereits eine Klassifizierung vorgenommen wurde und man gilt als normal. Irgendwann findet sich aber auch für diese Sammlung von Eigenarten eine Symptombeschreibung und man kann in eine Kategorie psychischer Störungen eingeordnet werden – ein „Syndrom“. Findet sich das dann bei genügend Menschen wird es zur Normalität erkläre.
Der Normalzustand definiert dann den perfekten Menschen und alles würde darauf hinaus laufen, die Menschen dahingehend zu therapieren. Allerdings wären dann alle gleich und berechenbar.
Der Normalzustand kommt jedoch wiederum auf den Bezugspunkt des Maßstabes bzw. den Vergleichsstandard an, der in verschiedenen Kulturen verschieden sein kann. Daher ist selbst der Normalzustand einer Gesellschaft kein absolut korrekter Zustand oder gar Referenz dafür, wie man zu sein hat.
Heute heißt „normal“ zu sein in den entwickelten Staaten meist Frieden und Harmonie (= keine Extreme) und Menschlichkeit zu unterstützen. Es ist einer der wenigen Vorteile des ungehemmten Fortschritts, da sich mit ihm auch die Moral entwickeln musste.
Mode beginnt mit Fortschritt. Heute besteht der Fortschritt hauptsächlich in technischer Entwicklung. Damit entwickelt sich auch das Design, die Vorstellung vom Leben, dann die entsprechende Anpassung des eigenen Körpers (Frisur, Kleidung, Körperschmuck, etc.), schließlich rückkoppelnd mit dem Äußeren auch wiederum die Lebenseinstellung und letztlich das aktuelle Bewusstsein von Moral, Werten, Prinzipien, Wünschen, Vorstellungen, Kultur und Gesellschaft.
Trends:
Modetrends existieren nur in zivilisierten Kulturen. Alle anderen gehen vom praktischen Nutzen, symbolischer Bedeutung oder der Tradition aus. Veränderungen folgen dort nicht dem künstlerischen Ausdruck und dem Zwang nach Neuem, sondern der Notwendigkeit. Kunst wird darin selten zum Selbstzweck erhoben und ein Gemeinschaftsgefühl ergibt sich aus Tradition statt aus Neuerung.
Man folgt der Mode und Werbung funktioniert und ist als Gemeinschaftsbewusstsein so anziehend und maßgeblich, weil die Menschen dem Zeitgeist nahe sein wollen (also in höchstem Maß bewusst in seiner Gemeinschaft und Zeit zu leben) und mit den anderen auf einer Ebene stehen wollen, sich als Teil der Gesellschaft zu fühlen und nicht hinterher zu hetzen, sondern mittendrin im Geschehen zu sein und sich damit nicht allein und einsam zu fühlen. Wenn man weiß, dass sich gleichzeitig viele andere mit dem gleichen Thema, z.B. einer TV-Show oder einem politischen Problem widmen, fühlt man sich als Teil der Gesellschaft. Man steht mit an vorderster Front und „entdeckt“ das Leben mit. Um sich mit anderen auf diese Weise zu synchronisieren und entgegen des Individualismus zu vereinigen, braucht es in regelmäßigen Abständen eine neue Modeerscheinung.
Die Mode ist Treffpunkt der Menschen, besonders der Jugend. Sie grenzt heute wie früher nicht nur von anderen (Schichten) ab, sie führt auch zusammen. Ob Kleidung, Musik oder Politik verkuppelt sie sogar.
Wer gut an die Gesellschaft angepasst ist versteht die Nicht-Angepassten nicht und lehnt sie zumeist ab. Doch genau die sind es, die eine Entwicklung verursachen. Der Preis für „man-selbst-sein“ ist das Abweichen von der Mode. Entweder man geht mit der Gesellschaft und lebt in ihren Mustern, bekommt ihre Anerkennung oder man lebt für sich selbst, ohne eindeutiges Muster und ständig neu auf der Suche. Der allgemeine Trend entscheidet dann außerdem, ob man sich auf diesem Weg von der Gesellschaft und der Welt abscheidet, oder ob man selbst zur Mode wird (so wie man ist).
Die Masse ist das einfache Volk, aber Trends werden durch die Bildungsschicht gesetzt bzw. durch wenige, die sich durchsetzen können und ein stark ausgeprägtes Bewusstsein (von sich oder der Welt) entwickelt haben. Modetrends werden hauptsächlich durch unterbewusst attraktive Menschen gesetzt; von jenen, die sich nicht um die Trends kümmern. Denn sie sind so natürlich und meist maßgeblich (selbstbewusst), dass sich andere an ihnen orientieren, also auch (unterbewusst) am Äußeren. Das können Idole sein oder aber unbekannte Menschen mit exotischen Fähigkeiten, Wissen, Aussehen, etc. Menschen und die Figuren, die sie verkörpern, werden in den Medien (speziell im Film) nicht zu Vorbildern, weil jeder sie sehen kann, sondern weil sie dort Erfolg haben. Indem ein gewisses Verhalten in der Gesellschaft vorgelebt wird (und Ansehen wird durch Erfolg verkörpert, z.B. Wettbewerbsgewinner), erreicht man über längere Zeiträume viele Menschen und erzieht bzw. lehrt sie auf diese Weise an. Medien verbreiten dieses Modebewusstsein und werden dadurch selbst zu einem Modeträger.
Nicht mit der Mode zu gehen bedeutet weiterhin in der Vergangenheit zu leben oder schon in der Zukunft, wenn die gegenwärtige, individuelle Lebensauffassung der zukünftigen, allgemeinen entspricht. Das betrifft alle Aspekte menschlicher Weltbilder, wie Moralvorstellung, Technik, etc.
Alles, was mit der Natur des Menschen, seinen Trieben und seinem natürlich gewachsen Streben einhergeht, wird als Realität wahrgenommen. Oft wird das von Religion oder Sekten als Anarchie angesehen. Dabei ist es die natürliche Verhaltensweise und ohne das Verstehen dieser Grundlage wird keine Gesellschaft funktionieren.
Die Mode (Kleidung, Freizeit, Kunst, etc.) wird jedes Extrem durchstehen und wir werden mehr oder weniger mitmachen. Unser wahres Selbst verbirgt sich darunter und wird meist erst von anderen entdeckt, wenn sie sich an unser Leben erinnern. So wird Mode zur Geschichte. Sein eigenes Selbst unter den ständig wechselnden Moralvorstellungen und Vorgaben (vgl. „1984“, George Orwell) zu finden ist heute umso schwieriger. Jeder macht in irgendeiner Weise die Marotten seiner Zeit mit (beteiligt sich also an der Mode). Das ist ganz und gar unumgänglich und es zeichnet ihn als (geistig gesunden) Menschen aus. Aber diese Marotten gehen (vor allem in großen Gemeinschaften) nicht über das Maß der Natürlichkeit des Menschen hinaus, so dass abstruse und unnatürliche Trends gesetzt werden. Daher steckt hinter jeder Modeerscheinung, die von vielen mitgetragen wird, immer ein natürliches Bedürfnis der Menschen – aber eben nicht immer für jeden.
Alle Randerscheinungen, die unter Menschen entstehen (Musik, alternative Medizin, Forschung, Religion, etc.), braucht der Mensch und wenn es nur einer ist. Aber er gehört genauso zur Spezies Mensch und trägt ihre Merkmale, kann also gar nicht anders denn als ihr Vertreter zu handeln. Aus manchen Randerscheinungen entwickelt sich in gesellschaftlicher Evolution dann eine Verbesserung daraus.
In der Gesellschaft / Zivilisation lernt man stets dazu und entwickelt sich in seinem Leben mit. Da andere das jedoch auch tun, entwickelt sich die Gesellschaft fort und man muss sich immer wieder rückversichern und dazu lernen um in ihr den Anschluss zu halten.
Wie in einer Spirale strebt man so dem Zentrum absoluter Nähe und Integrität näher (Abb. 3. (IV.), Abb. 20 (III.), „Motor der Neugier“, Abb. 9 (V.) „Goldener Mittelweg“), wird jedoch immer langsamer, je näher man kommt, da man das Zentrum nicht erreichen kann. Lässt man sich jedoch treiben und lernt nicht mehr und passt sich nicht mehr an, treibt man umso schneller ab. Wieder neu integrieren wollend, geht es jedoch auch umso schneller wieder Distanz zum Zentrum abzubauen. Die meisten sind unzufrieden. Es ist der Motor des Lebens und der Motivation das zu ändern.
Ich bin unzufrieden, weil ich eigentlich zufrieden bin. Doch weil ich nicht außerhalb der Mehrheit stehen will, muss ich auch etwas finden, warum ich nicht zufrieden zu sein brauche. So bin ich unzufrieden, weil es mir gut geht, wohl besser als den meisten anderen.
Es gibt zu viele Möglichkeiten, zu viele Ansichten, die uns Menschen offen stehen, so dass wir uns verloren und immer nur auf der Suche fühlen. Dadurch können wir auch kaum noch zufrieden gestellt werden, es könnte ja auch besser gehen. Dieses Problem bzw. das Bewusstsein darüber wächst mit steigender Intelligenz und mit Wissen.
Wenn der Mensch nicht zufrieden ist, will er immer was Neues. Um den Menschen leicht unzufrieden zu halten und ihm damit etwas verkaufen zu können, ist der Fortschritt von größter Bedeutung, da es so immer einen Grund gibt Neues zu kaufen, weil es besser ist als das Alte. Es ist gar nicht gewollt, dass alle Menschen lernen selbstständig zu arbeiten und zu lernen. Nicht nur um sie regierbar zu machen, auch um Arbeitskräfte zu haben, die gerne stupide Arbeiten vollziehen und darin ihre Erfüllung finden. Physiologisch gesehen wäre jeder Gesunde und Normalentwickelte zum Lernen und selbstständigen Denken fähig. Ihnen wird durch die Medien schließlich eine Welt geschaffen, in der sie angeblich den Ton angeben, eine Welt des Ruhmes, der Mode und des technischen Fortschritts. Doch menschlich und gesellschaftlich, philosophisch und intelligent entwickeln sie sich kaum.
Ohne Akzeptanz des Wissens anderer bleibt man immer auf der eigenen Entwicklungsstufe stehen. Wissen auszutauschen bedeutet Fortschritt. Aber man sollte die Ursprünge, also das einfache Leben mit improvisierten Werkzeugen, Kleidung, Unterkünften nicht vergessen, da es unser Fundament ist und alles heute darauf aufbaut. Man versteht und beherrscht heutige Technik und Wissen viel besser und überhaupt erst, wenn man das einfache Leben kennt - genauso wie man die Denkweise der Menschen versteht, wenn man ihre Sprache und Sinnbilder nachvollziehen kann. Als Ursprung aller heutigen Kultur ist das einfache Leben außerdem Rückzugspunkt und Ausgangspunkt ganz neuer Entwicklungslinien.
Die „Rückkehr“ zur Natur ist daher vielmehr eine von Zeit zu Zeit notwendige Erfahrung, um die Ursprünge nicht zu verlieren, Verständnis gegenüber seiner eigenen Herkunft und Verbindung zum Natürlichen zu wahren und sich hin und wieder auf das Wesentliche im Leben zu besinnen und überflüssigen Ballast aus der Mode zu erkennen und los zu werden.
Der Wunsch nach dem einfachen Leben des Mittelalters (als Projektion des einfachen Lebens) drückt sich schon in dem Bedürfnis nach Überschaubarkeit der Gerätschaften und dem Verstehen und Beherrschen des Werkzeugs aus, statt bei kleinsten Störungen der Hilflosigkeit ausgeliefert zu sein. Die Technik heute schafft diese Ohnmacht vielerorts.
Wenn etwas Neues eingeführt wird (in der Gesellschaft) gibt es zunächst eine deutliche Verlagerung in diese Richtung, bevor es wieder mehr vernachlässigt wird, z.B. weil es wieder etwas anderes Neues gibt und das alte „Neue“ danach langsam wieder an Bedeutung gewinnt und sich mehr in den Alltag eingliedern kann, bis es dazu gehört und damit normal geworden ist. Wie schnell das geht, hängt davon ab, ob es eine technische Innovation oder eine gesellschaftliche Idee ist. Technik setzt sich innerhalb weniger Jahre durch, wogegen es in der Gesellschaft eine wesentlich höhere Übergangszeit braucht. Technik ist nur ein Hilfsmittel zum Leben, das man nicht unbedingt braucht, aber die Gesellschaft bedeutet den Zusammenhalt und die Kultur, also die Vorstellung vom Leben und ist schwer aufzugeben.
Mit der kulturellen Entwicklung des Menschen entwickelten sich auch Unterschiede, durch die einzelne Völker, Stämme, Ethnien voneinander verschieden wurden. Mit der Bekleidung entstand ein sehr sichtbarer Kontrast zwischen Menschen; zuerst nur zwischen Völkern und Stämmen, dann auch unter jedem einzelnen Menschen und man begann, sich als Individuum zu sehen und von der Gleichheit der Masse abzusetzen. Möglicherweise ist das auch ein Grund, weshalb die Scham einen so großen Stellenwert in unserer modernen Kultur hat.
Bsp.:
--> In der DDR war Nacktbaden beliebt – man fühlte sich gleich.
--> In den U.S.A. ist eine prüde Wertvorstellung Mode – dort versucht man sich um jeden Preis vom anderen zu unterscheiden.
„Kleider machen Leute“ (Gottfried Keller), weil man mit einem bestimmten Aussehen auch eine bestimmte Verhaltensweise verbindet, also ein Vorurteil hat. Rollen lassen sich durch ein entsprechend verändertes Äußeres (vor allem Kleidung und Frisur, aber auch Mimik und Gestik) besser annehmen und leben.
Jegliche Kleidung ist schon eine Uniform, denn sie bekundet eine Zugehörigkeit zu einer Mode bzw. einem Lebensstil (z.B. pragmatisch, ehrwürdig, altmodisch, etc.) oder einer Kultur. Selbst keine Kleidung zu tragen ist eine Uniform, nämlich die der Natur und zeugt z.B. von einem natürlich Selbstbewusstsein oder der Abwesenheit von Scham bzw. kulturellen und moralischen Vorstellungen.
Die Menschen sind über die Jahrhunderte nicht intelligenter oder dümmer geworden, nur ihre Aufgaben, Möglichkeiten und damit auch die Ziele haben sich geändert. Wo Menschen heute viel Geld verdienen wollen, sehen sie z.B. die Möglichkeit einer Gesellschaft stattdessen mit reichlich sozialen Bindungen nicht – nicht, weil sie zu dumm sind, sondern weil ihre Sichtweise auf andere Aufgaben konzentriert ist.
Trends sind vor allem vorübergehende Sichtweisen, weshalb sie auch gut mit dem gegenwärtigen Bewusstsein der Menschen gleichgesetzt werden können, das sich entwickelt und nie stehen bleibt.
Gewöhnung an Mode und Trends:
Gutes wird oft nicht erkannt, weil man Schlechtes gewohnt ist. Aus Gewohnheit wird Tradition, weil es mittlerweile zu einem gehört und man es als solches verteidigt.
So mag man die Melancholie mit zunehmendem Alter, die man doch früher vielleicht hasste und mag selbst die schlechten Dinge, die man doch früher nicht aushielt. Denn sie werden mit öfterem Erleben zur Gewohnheit und man vermisst selbst das, was einen jünger macht und weil es einen in schweren Momenten daran erinnert, was nicht so schwer war oder was noch schwerer war, um es als Trost wirken zu lassen. Mit fortschreitender Traurigkeit und Ausweglosigkeit, wenn die Welt kälter zu werden scheint, obwohl es heller wird (wie die kälteste Zeit am Morgen, wenn trotz der ersten Sonnenstrahlen der nasse Tau die Umgebung noch einmal richtig auskühlt), sehnt man sich nach einer Zeit, in der es noch früher im Leben war, noch nicht so weit fortgeschritten und noch Hoffnung auf Besserung bestand. Das verursacht die Melancholie, das letzte Netz vor dem freien Fall.
Sich an Verbesserungen alter Herangehensweisen oder Probleme zu gewöhnen fällt nicht schwer, selbst wenn man dabei einiges neu lernen muss, da das Problem bekannt ist. Soll jedoch von Bewährtem auf etwas anders umgestiegen werden, ohne dass ein Nutzen ersichtlich ist (z.B. durch Umsiedelung, Neuerung, Modeerscheinungen, etc.), dann ist der Übergang dahin schon wesentlich erschwert. Erkennt man in der geforderten Umstellung dagegen auch noch Nachteile, so sperrt man sich (verständlicherweise) dagegen und nimmt auch andere Nachteile in Kauf, die entstehen, wenn man die Neuerung nicht annimmt. Lernt man jedoch beide Arten gleichzeitig kennen (und nicht eine nach der anderen), so sieht man die Vorteile beider klarer und hat kein Problem sich umzustellen, da einem keine fremd und man in beiden zu Hause ist.
In allen Fällen unterstützt Toleranz der Umgebung, Geborgenheit, Fehlerakzeptanz und Mitgefühl die Umstellung.
Die Komplexität von Gesellschaft ist grandios und zugleich fatal: Aus jeder Zahl von Verbindungen entspringt die Anzahl der vorhergehenden Zahlen und deren Möglichkeiten untereinander dazu addiert. Wo der Einzelne allein die Existenz eines einzigen Zustandes oder Dinges beschreibt, besteht eine Partnerschaft schon aus zwei einzelnen Individuen, deren Möglichkeiten untereinander zu agieren (z.B. im Falle der Mathematik Addition, Multiplikation, Subtraktion, etc.) und wenn man will auch noch aus der Beziehung untereinander selbst. Das Ganze setzt sich endlos fort. Wie komplex muss erst eine Gesellschaft sein, die aus Millionen Menschen besteht, die jeder für sich unterschiedliche Möglichkeiten haben untereinander zu agieren?
Nicht nur, dass der Einzelne noch die kleinste Einheit einer Masse ist, so können sich auch zwei Personen zusammenschließen und mit anderen Personen konkurrieren und so formen sich Gruppen, die nicht nur in einem Interessengebiet beinahe unendlich viele Komponenten und Möglichkeiten bilden, sondern auch noch eine unüberschaubare Anzahl von Interessen vertreten – und diese nicht einmal dauerhaft immer gleich. Wie kann auf diese Weise je eine Gesellschaft entstehen, die nicht Gefahr läuft (von stabileren Gesellschaften, die nur wenige Meinungen beinhaltet) vernichtet zu werden oder sich selbst zu vernichten?
Gründe für Gruppendynamik
Die Menschen können in einer Gruppe nicht alle gleich sein, selbst wenn sie es außerhalb wären. Denn in ihrer Natur liegt es anders sein zu wollen, selbst und individuell. Außerdem kann in der Arbeitsteilung nicht jeder das Gleiche machen, weshalb man sich in einer Gemeinschaft spezialisieren muss und mit dieser Spezialisierung geht eine Entwicklung der Persönlichkeit in diese spezifische Richtung einher. Das führt zu einer weiteren Unterscheidung zwischen den Menschen. Die meisten Menschen könnten auch hohen Anforderungen genügen, wenn man sie die richtige Denkweise lehrt. Sonst muss die natürlich unterschiedliche Art zu denken gewahrt bleiben, um verschiedene Erfahrungen zu sammeln und für bestimmte Aufgaben besser geeignet zu sein als für andere. Außerdem bereichern die unterschiedlichen Sichtweisen eine Problemdiskussion und führen zu besseren Lösungen.
Aus Egoismus erwächst die nötige Spannung (und damit Energie) um eine Gesellschaft am Leben zu erhalten. Das System (die Menschheit, Gesellschaft, der Organismus) kann nur funktionieren, weil jedes komplette Einzelteil seine Aufgabe (z.B. zu überleben, sich fortzupflanzen, etc.) erfüllen will und das kann es in der Gemeinschaft nur, wenn es mit den anderen zusammenwirkt. Aber es kann äußere Einflüsse und die Tragweite seines ganzen Tuns nicht komplett überblicken und abschätzen und wird daher für Spätfolgen auch nicht belangt, nur für etwaige, direkte Verfehlungen, die mit ihm in Verbindung gebracht werden. Daher entwickeln sich Spannungen innerhalb der Gruppe und diese entwickelt sich. Oft ist es allerdings nicht das Individuum selbst (die Zelle, der einzelne Mensch), das etwas falsch macht, sondern seine Umgebung, seine Beeinflussung (z.B. bei der Zelle: Krebsgeschwüre, Virenattacken, Röntgenstrahlung; beim Menschen: Intrigen, Katastrophen) die den Willen verändert.
Gruppendynamik bedeutet ein Gleichgewicht, das sich versucht innerhalb der Gruppe einzustellen. Je größer die Gruppe ist, umso ausdifferenzierte sind die Funktionen und umso feiner muss die Absprache zwischen den Individuen getroffen werden.
Gesellschaft gibt es nur, wo Menschen miteinander kommunizieren und wenn sie sich austauschen, dann auch und gerade über die anderen Mitglieder und dies läuft nicht ohne Urteil über die anderen ab, wodurch immer auch Zentren (von gleichen Meinungen) und Minderheiten am Rand entstehen.
Bei der Unvernunft der Menschen wundert man sich, dass überhaupt soviel funktioniert. Im Unterschied zu Menschen besteht bei der Menschheit jedoch noch ein (anderer) Gemeinschaftsgeist. Erst durch gemeinsames Unterstützen / Helfen / Unternehmen entsteht eine Bindung zwischen Menschen. Jemand der alles kann oder das nicht braucht, kann auf diesem Weg keine Bindung eingehen. Schwächen sind daher für die Gemeinschaftsbildung auch förderlich.
Gruppengefühl:
Bei Leid anderer fühlen wir oft Mitleid (falls es nicht gerade ein uns verhasster Mensch ist). Diese Anteilnahme begründet gesellschaftliches Zusammenleben und beweist seine Notwendigkeit und seinen Nutzen. Denn in der Gruppe ist der Mensch stärker – ob gegen die Umwelt oder andere Gruppen von Menschen. Da heute die Umwelt immer mehr beherrscht wird, muss der Mensch sich zwangsläufig neue Herausforderungen suchen, so z.B. andere Mitschüler, Nachbarn, Gangs oder ganze Völker. Wenn jemand unglücklich über das Wegfallen oder Ausscheiden aus einer Aufgabe ist, dann vor allem weil das Vertraute und die Gemeinschaft verloren gehen.
Mit jemandem zusammenzuleben bedeutet einen gemeinsamen Willen und eine gemeinsame Meinung zu teilen. Das heißt aber auch sich nicht ganz genau bewusst zu sein, was man eigentlich will oder dass einer von einen Willen vorgibt – genau wie in einer Gemeinschaft das Ganze erst daraus besteht, dass jeder nur ein bisschen oder einer viel Ahnung hat und alle anderen ihm folgen. Daraus ergibt sich die Frage nach Demokratie oder Diktatur und was von beiden Formen sinnvoll ist.
Beispiel Familie: Die Eltern wissen gegenüber dem kleinen Kind viel, weshalb eine Diktatur angebrachter ist als später in der Zeit des Jugendlichen, wo es eher Demokratie sein sollte.
Doch Jugendliche haben noch nicht die Erfahrung oder das Selbstvertrauen um mit ihrer neuen Rolle umzugehen. Wenn sich zwei Jugendliche treffen, haben sie noch wenig Selbstbewusstsein, weshalb sie sich eher finden, ergänzen oder lieben können.
Wenn jemand unglücklich über das Wegfallen / Ausscheiden aus einer Aufgabe ist, dann vor allem weil das Vertraute und die Gemeinschaft verloren gehen.
Vertrauen in Gruppen:
Das Schamgefühl hat sich erst eingestellt, als Kleidung getragen wurde und die Geschlechtsteile nicht mehr immer zu sehen waren. Ab diesem Zeitpunkt muss damit auch die Entwicklung des Treuegefühls begonnen haben und die ewige Verbindung von Mann und Frau, z.B. als Ehe. Die Zeiten wurden prüder, bis man heute versucht (seit etwa den 60ern) wieder Freiheit wie im Urvolk zu gewinnen, wo feste Partnerschaften innerhalb der Gruppe wohl weniger intensiv gepflegt wurden. Allerdings wird diese Entwicklung / Rückentwicklung heute von Geschlechtskrankheiten und Überresten von angedichteter Moral und der fortgeschrittenen Gesellschaftsentwicklung aufgehalten, in der es notwendig geworden ist, zu so wenigen Menschen wie möglich möglichst intensive Beziehungen aufzubauen.
Denn je weniger Menschen man vertraut, umso sicherer lebt man. Da man aber dennoch Bindungen zu anderen Menschen braucht und Vertrauen aufbauen können muss, müssen die Menschen im näheren Umkreis (der nicht immer größer ist als früher, aber von allen Bekannten ist ein geringerer Prozentsatz vertrauenswürdig) dieses Misstrauen ausgleichen können um Zufriedenheit, Ausgeglichenheit und das Gefühl von Glück aufrecht zu erhalten. So kommt es jedoch innerhalb der Gesellschaft zu verstärkter Parteien- und Gruppenbildung, was wiederum Zwietracht und Feindschaft säht, aber auch dadurch einen Sinn und stärkeren Zusammenhalt innerhalb der Gruppe bringt. Das ist der Beginn von Zusammenhalt und Ablehnung, von Gruppenbildung.
Was eine Gruppe von Menschen ausmacht ist ein Ziel bzw. der gemeinsame Feind (z.B. Tiere, andere Völker, der Tod bzw. als Ziel das Überleben, etc.) und dessen Ausgrenzung aus ihrer Mitte. Geht es nur um gemeinsame Interessen, die nicht lebensnotwendig sind, dann ist es eine Gemeinschaft. Die Erreichung eines gemeinsamen Ziels lässt die Partner objektiver werden, aber vor allem effektiver zusammenarbeiten und ruhiger werden, z.B. in Auseinandersetzungen / Streits.
So können sich verschiedene Gruppen trotz ihrer Rivalität und Feindschaft zusammenschließen, weil sie einen gemeinsamen Feind haben. Wer unsere Feinde bekämpft, kommt uns zunächst als Freund vor. Doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser oft ebenso gefährlich ist, wie die vorigen oder sogar schlimmer, weil er (zusammen mit uns) gegen den vorherigen Fein gesiegt hat und damit mehr Überlebensstärke bewiesen hat – sei es auch durch die Fähigkeit zu kooperieren. Denn ist der vorhergehende Gegner vernichtet, geht es wieder gegeneinander. Das funktioniert solange, bis kein Feind mehr auszumachen ist. Dann richtet sich die Feindschaft aufgrund der Gewohnheit jedoch gegen andere, die vorher nicht als Feind gesehen wurden. Kleinere Differenzen als üblich reichen schon dafür aus. Selbst wenn es Weltfrieden einmal geben sollte, werden sich die Menschen innerhalb der Gesellschaft bekämpfen. Denn um sich wirklich zugehörig zu fühlen, braucht man eine Gefahr – und die sieht man dann in anderen Menschen, die nun nicht mehr das Überleben gefährden, sondern die Anerkennung und Macht über andere, aus Mangel an erfüllenden Aufgaben. Die Menschen könnten zusammenarbeiten, wenn sie eine dauerhafte, gemeinsame Gefahr hätten. Sich dieser Gefahr bewusst zu werden bedarf es allerdings nicht viel, wenn man bedenkt, wie anfällig das Leben auf der Erde ist und durch wie viele kleine Katastrophen die ganze Erde vernichtet werden könnte (Gefahren, die von uns selbst und der Erde ausgehen, aber auch vom Weltall selbst).
Vertrauen vs. Vernunft:
Die Stärken und Schwächen der Menschen sind bekannt, die Kämpfe untereinander demzufolge berechenbar. Jedoch gegen andere Arten zu siegen ist die Herausforderung und u. a. der Grund für das Glauben an Außerirdische. Einen gemeinsamen Feind zu haben würde die Menschen mehr einen als jede Vernunft das könnte, denn Vernunftvorstellungen gibt es viele, aber die Angst ist immer gleich. Die Art des Feindes muss dabei aber keine andere intelligente und bedrohende Spezies sein, sondern kann in uns selbst liegen und unserer eigenen Rücksichtslosigkeit, unserem Unwissen und Unvermögen, unserem fehlenden Verständnis von Toleranz und Anerkennung.
Ihr seid Fans von Fußballclubs, Anhänger von politischen, religiösen Richtungen und von Meinungen, mögt das eine, ertragt das andere. Warum seid ihr nicht für die Menschheit?
Im Angesicht unserer Kinder sollten wir doch vernünftig werden! Wenn wir alle dem Ende der Menschheit oder der ganzen Welt ins Auge blicken müssten, würden alle Feindschaften nichtig werden. Denn dann ginge es um das Überleben aller. Aber die Vernunft kann gegen Emotionen nicht gewinnen, denn auch sie entsteht aus Emotionen und dem Wunsch, sie zu überwinden.
Vertrauenswürdig oder niedlich erscheint etwas, das kurze Gesichtszüge hat, eine kleine Nase, einen großen Kopf im Vergleich zum Körper und große, dunkle Augen.
Warum sollten sich zwei Menschen, die beide an das Gute glauben, offen bekämpfen, nur weil sie für verschiedene Staaten arbeiten (Bsp.: Spione und Doppelagenten)? Nur die Systeme bzw. die jeweiligen Nationen sind sich verfeindet, nicht aber die Individuen (wenngleich beide für ihr Land einstehen wollten, jedoch entspricht das nur dem Zugehörigkeitsgefühl und der Suche nach Identität eines jeden). Ähnliches (als alt bekanntes Exempel) gilt für den Krieg, in dem sich Soldaten gegenseitig für den Willen hoher politischer Interessen gegenseitig töten, obwohl ihnen (im hypothetischen Fall) rein gar nichts über den Feind als Person bekannt ist. Hierbei allerdings führt die Gruppe und ihr Erhalt wie eine Art Familie zu einem anderen Schluss. Nämlich wird nun der Ausfall eines Mitgliedes bei den Überlebenden als Rache und Kampfgeist in Durchhaltevermögen umgesetzt. Der Krieg treibt sich selbst voran. Andere Motivationsmethoden für die Moral sind nebenbei auch noch am Werk, wie Propaganda und Inaussichtstellung von Privilegien und Wohlstand oder das Appellieren an das Pflichtbewusstsein als Soldat und als Kind des Vaterlandes. Wohingegen der „Agent“ idealer Weise unabhängig von solchen sozialen Beziehungen agieren sollte.
Menschen dagegen, die sich ihrer Gier (= Sucht) nach Geld hingeben, können das ruhig tun ohne dass der Gerechtigkeit Schaden zugefügt wird.
Ob man mit Leuten auskommt, hängt weniger vom eigenen Charakter ab also von den Vergleichsbildern, die man durch seine vorhergehende Erfahrung hat. Die jeweilige Gesellschaft ist also Ansichtssache. Gruppendynamik ist damit auch von der Vorbildung abhängig, die jeder einzelne mitbringt, also von der zugrunde liegenden Kultur.
Das Bewusstsein einer Gemeinschaft (Firma, Verein, Gruppe, Menschheit) bildet sich aus dem jedes Einzelnen seiner Mitglieder. Entweder nimmt der Einzelne die Aufgaben und Überzeugungen der Gruppe als Vorgabe an und handelt so in dem vordefinierten Rahmen und nach Willen der Gemeinschaft (gibt seinen Willen also auf, wenn dieser nicht deckungsgleich ist) oder er versetzt seine Aufgabe mit seinem eigenen Willen und verbindet bzw. überschreibt sogar die Vorgaben mit seinen eigenen Überzeugungen. Ob er das eine oder das andere macht, hängt von seiner Willens- und Prinzipienstärke, seiner Moralvorstellung sowie von der jeweiligen Situation ab (z.B. Druck, Gerechtigkeitsdenken, eigener Nutzen, etc.).
Das Scheitern idealisierter Gesellschaftsformen am unidealen Menschen:
Der Grund für das Scheitern von Utopien ist die Gruppendynamik. Denn wo sich Menschen anfangs tastend vorsichtig durch das Unbekannte bewegen, finden sie bald Pole der Zugehörigkeit und der Abstoßung. Man lernt sich kennen und die Scheu verfliegt. So dauert es nicht lange, bis man sich scherzhaft veralbert, hier und da belügt (meist um sich selbst zu bevorteilen, manchmal auch um andere zu schützen) und schon steckt man mitten im gesellschaftlichen Leben, das sich zwar nach den jeweiligen kulturellen Normen ausrichtet, jedoch nicht kontrollierbar oder zwanghaft ergibt.
Es ist die Vertrautheit unter guten Bekannten, die ein Gruppengefühl erzeugen, aber auch Konflikte erst richtig aufbauen können. Denn Höflichkeit zur Konfliktvermeidung wird unter guten Bekannten nicht mehr benutzt. Diese Lebhaftigkeit untereinander ist bezeichnend für eine umso größere Gruppenzughörigkeit, den Zusammenhalt in Notzeiten und die Bevorzugung guter Bekannter. Denn dadurch lernt man sich kennen und weiß, worauf man sich verlassen kann oder worauf man achten muss, wenn es auf die gegenseitige Unterstützung ankommt.
Humor und Freude:
Der schönste Wettbewerb ist der um den besten Humor. So entstehen Situationen, die alle als Gewinner erscheinen lassen. Humor ist eine künstliche, vom Menschen selbst geschaffene Möglichkeit zu leben, die es anderweitig in der harten, auf Überleben ausgelegten Natur nicht gibt. Humor ist schwer zu beschreiben oder evolutiv zu begründen. Denn er ist für das Überleben des Individuums nicht unbedingt notwendig und es wird Einfühlungsvermögen und Perspektivwechsel benötigt, um eine Pointe gewollt oder für sich selbst zu verstehen. Humor ist deswegen auch ein Zeichen von Intelligenz. Wer gleichzeitig Humor und damit eine positive Lebenseinstellung sowie die Fähigkeit Angst richtig einzuschätzen besitzt, ist evolutiv wohl am besten für das Überleben gerüstet.
Humor hält die Gruppe zusammen und ist für die Gruppenbildung ein entscheidendes Merkmal, wenn es nicht primär und ausschließlich um das bloße Überleben geht, sondern z.B. in abwartenden Situationen oder bei Erfolgen.
Um lachen zu können muss man den Sinn verstehen und damit den erzählenden Menschen, darf es in diesem Moment aber nicht zu sehr erwarten. Das Überraschungsmoment ist entscheidend und damit die Unvorhersagbarkeit. Im Nachhinein muss man es aber verstehen können. Es bedarf daher einer positiven Lebenseinstellung, um im Negativen auch noch etwas Lustiges zu sehen. Daraus ergibt sich allerdings auch die Schadenfreude.
Humor ist spontan und überraschend, nicht beliebig erzeugbar bzw. erschöpflich und nicht immer angebracht bzw. es benötigt die richtige Persönlichkeit, um ihn anzubringen. Daher ist er eine recht seltene Ressource und eine hohe Kunst. So waren Sprichworte oft lustig gemeint, gehen aber bald in den in normalen Sprachgebrauch über. Da man aber immer überrascht werden muss um lachen zu können, sinkt das positive Erlebnis kontinuierlich ab (etwa ab dem Zeitpunkt, da man z.B. die Hälfte aller Witze kennt), da es immer mehr Wiederholung und immer weniger Neues gibt. Um dennoch glücklich zu sein und lachen zu können, benötigt man eine künstliche Sichtweise, in dem an bekanntes Wissen ausblendet um absichtlich glücklich zu sein. Das ist der Zwang zum Glück.
Feste und Feiern fördern den Gruppenzusammenhalt oder bedingen auch überhaupt erst eine Gruppenzugehörigkeit („Geselligkeit“, Musik um alle auf eine emotionale Ebene zu bringen, etc.). So ist das Feiern von Festen letztlich nichts anderes als die Förderung der sozialen Gemeinschaft und sozialer Bindungen. Also entsteht auch dieses Gefühl des positiven Erlebnisses und der Wunsch nach „Party“ aus einem rein zweckorientierten Grund heraus.
Gruppenzwang:
Das Gruppengefühl bildet sich nicht nur aus der Gemeinsamkeit, dem Voranbringen der Gruppe und dem Verbessern, der Stärke, der vermehrten Macht oder der Möglichkeit zum Sieg (im Kampf oder Wettbewerb, des Teilens von Leid und Glück, der Zugehörigkeit, Heimat und Geborgenheit), sondern auch aus dem Gefühl: „Wenn mehrere das Gleiche tun, muss es wichtig / richtiger als das Eigene sein“. Es ist der Gruppenzwang, der eigentlich die Aufgabe hat, alle Mitglieder einheitlich handeln zu lassen und die Gruppe so zusammenzuhalten. Soziale Netzwerke verleiten zur Unvorsicht, die Schattenseite des Vertrauens. Selbst Tugenden werden dabei vergessen.
Die jugendlichen Zusammentreffen von Menschen entsprechen der puren, natürlichen Gesellschaftsbildung, die auf das Gesetz des Stärkeren zurückzuführen ist. Erst, wenn sie wieder auseinander gehen und sich mit anderen, älteren Menschen (z.B. in ihrer Familie) unterhalten und austauschen, erfahren sie wieder, dass eine moderne Gesellschaft auf gegenseitige Rücksichtnahme, Nachsicht, Toleranz und Akzeptanz aufbaut. So wahren sie ihre Individualität, ohne sich anderen komplett unterzuordnen und abzustumpfen, weil sie vielleicht nicht der Führungstyp sind, der allein durch die anderen vorankommt.
Entweder man lebt individuell (auf einem bestimmten Interessengebiet) oder in einer Gruppe. Jemand der individuell sein will, kommt in der Gruppe nicht zurecht, außer er ist ihr Anführer.
Gruppenzwang wirkt erst richtig, wenn man schon in der Gruppe ist. Das geschieht besonders je mehr Zeit man ihr opfert. Dann fürchtet man, sich mit den anderen zu verwerfen – außer man ist wieder ein Führungstyp und unabhängig vom Leben der anderen
Nur wer intelligent und dadurch störrisch und uneinsichtig bzw. wahrheitsliebend ist oder Erfahrung hat, kann von Drill gebrochen werden. Alle anderen beugen sich, solange sie es müssen. Denn unter Drill wird weniger selbst gedacht.
Wenn davon ausgegangen werden kann, dass Kinder stets eher Erwachsenenbeispielen folgen und man davon ausgehen kann, dass es auch bis mindestens ins Jugendlichenalter so bleibt (denn bis dahin lernt man von Menschen, die wesentlich älter sind und eine ausgebildete Persönlichkeit haben), dann verwundert es nicht mehr, dass Menschen blind Anweisungen (auch von schlechten Vorbildern) folgen und dadurch geprägt werden, wie z.B. in einer Diktatur. Nur bei Widersprüchen, die ihren angelernten (weniger angeborenen) Moralansprüchen, aber auch ihrer eigenen Persönlichkeit nicht entsprechen, beginnen sie sich dagegen zu wehren.
Die Schwere einer Wahrheit / Einsicht wird oft erst richtig ernst genommen oder bewusst, wenn eine entsprechende Autorität sie verdeutlicht oder sie sich immer wieder offenbart.
Es ist die Identifizierung mit anderen und das Glücksgefühl, das aufkommt, wenn man der gleichen Meinung mit jemandem ist, was ein Zusammengehörigkeitsgefühl oder Gruppengefühl begünstigt. Sobald man die Meinung (schon kurz vorher) aufgenommen hat und schnell danach bestätigt sieht, macht man umso bereitwilliger mit. Es ist der (eigentlich) positive Lerneffekt. Was genau man dabei macht ist völlig uninteressant – und das ist die Gefahr z.B. für die Verbreitung radikaler Meinungen, Mobbing usw. Das Gefühl des Richtig-Liegens, des Bestätigt-Werdens ist für das Gruppenmitglied eine Art Sinnfindung und Eins-Werden mit allem. Die Meinungen der Gruppe bauen dann (scheinbar) auf der eigenen Meinung auf bzw. führen sie fort und dadurch entwickelt man sich mit der Gruppe mit. Fundamentalisten und Radikalisten suchen meistens Halt und stürzen sich auf einzelne Fakten. Diese verteidigen sie dann gegen jeden Einwurf von Experten und sammeln Argumente, um ihren kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit zu verteidigen. Beispiele sind: Evangelisten, Dschihadisten, Ökos, Veganer, Homöopathen, Esoteriker.
Problematisch ist die Angelegenheit, weil sich die Menschen einer Gruppe oft als harmlos oder sogar wichtig sehen und nicht erkennen bzw. sich nicht darum kümmern, wie die Folgen ihrer Taten aussehen könnten. Das jedoch ist innerhalb der Gruppendynamik gar nicht möglich, vor allem, wenn man sich mit der Gruppe identifiziert. Kritik und Einsicht kann also nur von außen eingeleitet werden und sich dann innerhalb der Gruppe verbreiten.
Kommunikation in Gruppen:
Diskussion und sprachlicher Austausch führt die Menschen geistig zusammen und bringt sie auf einen gemeinsamen Stand. So verstehen sie sich besser, können Informationen schneller weitergeben und arbeiten besser zusammen. Wenn man sich über ein Themengebiet nicht einigen kann, weil die Ansichten zu unterschiedlich oder sogar gegensätzlich sind, bildet sich an dieser Stelle eine Gruppengrenze zwischen verschiedenen Gruppen (evtl. innerhalb einer Gemeinschaft, z.B. zwei politische Parteien in einem Stadtrat).
Nur gut und positiv über andere zu reden schmälert gleichzeitig auch das eigene Selbstbewusstsein, denn wenn von allen immer nur das Positive hervorgehoben wird, misst man sich gleichzeitig unterbewusst mit ihnen und fühlt sich minderwertiger, weil man selbst nichts Gutes über einen selbst mitbekommt wenn andere über einen reden, ist man nicht dabei. Lästern über andere hat also einen wichtigen Selbsterhöhungswert, besonders zwischen Gruppen. Dadurch gehört man zu einer größeren Einheit und greift sich untereinander nicht an, kann also auf eine bestimmte Unterstützung hoffen. Ohne diese Gruppenbildung steht aber jeder für sich und schutzlos notfalls einer Mehrheit gegenüber.
Lästern und Aufregen nützt außerdem um gemeinsam Frust abzubauen und die Zusammengehörigkeit zu steigern. Vollkommene Neutralität / Nüchternheit ist in engeren Beziehungen negativ. Lästern ist die überspitzte Form der Kommunikation und wird vor allem von Personen übernommen, die gruppenbildend wirken (Generalisten). Denn Lästern als Personenbewertung und Urteil erzieht die Gruppe, informiert sie über andere und bewahrt sie so vor Eskalation und Fehlverhalten. Wie alles kann aber auch das Lästern übertrieben und damit zum Fehlverhalten werden. So wie Medien außer Kontrolle geraten können, wenn sie zu viel Macht über unsere Abhängigkeit von Informationen erlangen, glaubt man dann den Gerüchten mehr und der Lästernde bekommt zu viel Macht, beginnt zu lügen und zu manipulieren.
Vorurteil gegenüber Fremden:
Vorurteile waren evolutionär wichtig um Situationen schnell einschätzen zu können, z.B. Gegner rasch aufgrund anderer, äußerer Merkmale erkennen zu können und sich zu verteidigen. Vorurteile kommen überhaupt erst zustande, weil sich Ähnlichkeiten und Kategorien finden. Es ist eine Mustererkennung und somit Logik und Erfahrung.
Das menschliche Gehirn zweifelt zu sehr um eine Wahrheit zu finden. Zweifel ist jedoch eine Überlebensstrategie in der Gesellschaft unter Menschen und der Anarchie der Natur. Heute aber, da sich diese ehemaligen Gegner mit uns kulturell und personell vermischt haben, dürfen diese Vorurteile nicht mehr greifen. Doch sie auszuschalten gelingt nur schwer, solange sie noch immer durch die Geschichte und alte, vernarrte Fanatiker am Leben gehalten werden. Doch auch schon kleine, menschliche Verfehlungen, werden der ganzen Gruppe zugeordnet, wenn der, dem sie passieren, nur ein wenig anders aussieht als der, der sie bemerkt und ankreidet. Eine Lösung dafür gibt es nicht, es sei denn, das Denken von Gruppeneinteilung und Konkurrenz unter den Gruppen hört auf zu existieren. Dies ist jedoch dem Wettbewerb abträglich und der Mensch nicht dazu in der Lage.
Vorurteile sind heute noch wichtig um eine Spezialisierungsrichtung auszuprägen und alles auszublenden und zu ignorieren, was nicht dazu gehört. Je mehr man das „kann“, umso direkter und schneller wird man in seiner Ausrichtung (Beruf, Interessen, Leben, Glaube, etc.) vorankommen. Natürlich leidet die Vollständigkeit und der Bezug zu anderen Gebieten dadurch, so dass man sehr isoliert arbeitet und lebt sowie die Gefahr besteht, dass man seinen eigenen Standpunkt zwar genau kennt, ihn aber nicht mehr in die Sichtweisen anderer einordnen bzw. sich nicht mehr in sie hinein versetzen kann. Das ist das Problem der Spezialisten (und damit ein sehr männliches Problem).
Medien zur Beeinflussung von Gruppen:
Früher war es schwer die Meinung der Allgemeinheit zu beeinflussen und eine Mehrheit zu gewinnen. Heute reicht es aus (in den meisten Fällen) über das Fernsehen eine Meinung, die man im Volk haben will, immer wieder zu verbreiten und sie wird zur allgemeinen Meinung werden.
Ferner spricht man den Menschen, die nicht genau über eine Sache Bescheid wissen, jegliche Meinung zu diesem Thema ab. Verstand zu gebrauchen ist nicht erwünscht, nur die Argumente anderer zu übernehmen und sich „Wissen“ (= Meinungen) anzulesen soll meinungsbildend sein. Dagegen soll man sich aber auch vor falschen Meinungen schützen. Woher aber soll man das eine vom anderen unterscheiden, wenn man den Verstand nicht einsetzen und auch einmal anzweifeln darf, was einem vorgesetzt wird, sondern nur anzweifeln soll, was einem erlaubt und öffentlich verpönt wird? Allgemein festgesetzte Moral, die Norm ist nun mal nicht für jeden gleich und vielleicht sogar nur ein Hirngespinst, eine Wunschvorstellung von wenigen, denen sich alle beugen sollen. Hier aber die Demokratie entscheiden zu lassen würde den wenigen eine verheerende Niederlange zufügen.
Massenmedien (als Sinnbild der Verdummung) sind (noch) eine frei wählbare Entscheidung zur Informationsgewinnung. Wie man diese bewertet entscheidet aber darüber, was Durchblick und Wahrheit ausmachen. Jemand kann viel reden – ob es geglaubt wird (oder muss, z.B. mangels Alternativen) ist eine andere Sache.
Konkurrenz („negativer“ Wettbewerb):
Negativ ist ein Wettbewerb in Form der Konkurrenz bezüglich des Individuums oder der betrachteten Art. In der Gesellschaft sollte klar sein, dass wir sind nicht mehr sind als ein Teil der Welt für einen anderen Menschen.
Der Mensch lebt gruppenbildend und auf Gemeinschaft angewiesen. Durch Spezialisierung macht er sich von der Gemeinschaft abhängig, fördert aber ihre Überlebenschancen – und die eigene, sowie die Lebensqualität der anderen. Durch die Spezialisierung ist aber auch jeder Einzelne wichtig, da sonst sein Fachgebiet mit ihm ausfällt (besonders bei kleinen Gemeinschaften). Denn jeder einzelne lernt selbstständig und sehr individuell (mit einer persönlichen Note von ausgeprägten Stärken und Schwächen). Wissen kann daher nicht schnell kopiert werden.
Man weiß bei einer professionellen Spezialisierung, dass das eigene Feld einem allein die einzige Aufgabe ist und dass sich andere um den Rest kümmern. Die Priorität zu setzen, wo Interessen bei jedem unterschiedlich verteilt sind, würde die Vernachlässigung unbeliebterer, aber genauso wichtiger Aufgabenbereiche verursachen, wenn man sich um alles selbst kümmern müsste. Bei genügend großen Gemeinschaften kann sich aber jeder nach seinen Interessen entfalten, da nun die Grundaufgaben mit höherer Wahrscheinlichkeit besetzt werden.
Natürlich verliert man mit zunehmender Spezialisierung auch den Überblick und Zusammenhang und Sinnfragen stellen sich daraus (welche allgemein erklärende Philosophien und religiöse Ansichten ausfüllen müssen).
In kleinen Gemeinschaften, die dennoch geradeso überlebensfähig sind, herrscht eher eine positive Einstellung (wenn keine größeren Gefahren anstehen), weil jeder weiß, dass allein er etwas kann, was die Gemeinschaft am Leben hält. Das vermittelt Selbstvertrauen, Identifikation mit der Aufgabe und Ansporn, um sie möglichst gut zu erledigen. So hat jeder ein gewisses Ansehen. In großen Gemeinschaften ist man dagegen ersetzbar und die Konkurrenz untereinander treibt den Perfektionismus an. Das Leben ist dadurch jedoch keineswegs entspannter – höchstens was die Sicherheit der Gemeinschaft angeht, das sie bei einem Ausfall eines wichtigen Mitglieds nicht gleich dem Untergang geweiht ist. Diese Art der Sichtweise geht den Menschen allzu oft verloren. Kleine, funktionierende Gruppen werden meistens jedoch von großen, weiter entwickelten und mächtigeren Gruppen verdrängt. Andernfalls entwickeln sie sich mit oder werden in die Struktur der größeren Gruppe integriert (z.B. Familien oder Stämme in Völker und Nationen, Kreise und kleinere Länder in einen föderalen Staat, Mittelstandsunternehmen in Konzernen, etc.) (Abb. 4 (IV.)).
Abb. 4 (IV.) - Gruppendynamik im Konkurrenzdruck
Durch Überbesetzung von Positionen in einer Gemeinschaft entsteht Konkurrenzverhalten, d. h. Individuen in einem Staat bekämpfen sich zwangsläufig. Konkurrenz aber fördert auch die zielgerichtete Kreativität, den Leistungswillen und damit den Erfolg der gesamten Gemeinschaft. Daher baut sich eine Gemeinschaft ab einer gewissen Größe auf innerer Feindschaft auf, aber ist dadurch überhaupt erst entwicklungsfähig, während kleine Gemeinschaften ohne diesen Konkurrenzdruck keine Entwicklung nötig haben. Dieser Konkurrenzdruck besteht im Falle einer äußeren Bedrohung, wenn sich die Gemeinschaft wiederum gegen einen Konkurrenten ähnlicher Größe durchsetzen oder koexistieren muss und die einzelnen Individuen nicht um das eigene Überleben kämpfen müssen, ihr Auskommen also gesichert ist. Nur dann haben sie nämlich den Willen und den Mut mehr als nur ihr Überleben zu sichern und Leistung darüber hinaus (mehr als der Trieb es ihnen vorschreibt) zu beweisen. Wie Konkurrenz innerhalb von Gemeinschaften eine Entwicklung provoziert, so geschieht es auch zwischen den Gemeinschaften. Sie fordern sich gegenseitig (z.B. Wettrüsten im Kalten Krieg).
Ein Traum vieler Herrscher war es schon immer die Menschen zu einen und zu einem Menschenvolk zu machen, das die ganze Kraft der Menschheit nutzt und in Frieden vor sich selbst leben kann (und von dem einen Herrscher regiert wird). Dies zu erreichen scheint greifbar nahe, wenn die gesamte Menschheit etwas bedroht, das nicht menschgemacht ist und damit ein gemeinsamer Feind aufgebaut wird.
Die Ähnlichkeit dieses Prinzips zur alpha- und beta-Diversität in der Ökologie ist nicht abzustreiten, da auch in der Ökologie die Konkurrenz der Arten untereinander eine große Vielfalt und höhere Anpassung an die Umwelt (das Ökosystem, die Gesellschaft, etc.) bewirkt. Voraussetzung für die Produktivität der Konkurrenz ist eine Regelung, die im Falle der menschlichen Gesellschaft Regeln zur Gleichberechtigung der Konkurrenten (z.B. durch das Kartellamt) beiträgt oder im Fall der Ökologie die Konkurrenten nicht ausbeutet oder ihnen sämtliche Ressourcen entzieht (das wäre eine Ausscheidung bzw. Krieg). In der Natur geschieht dies nur, wenn sich die Konkurrenten ebenbürtig sind, genügend Ressourcen vorhanden sind (dann aber gibt es keine Konkurrenz) oder die Konkurrenten sich immer weiter auf Nischen spezialisieren. Sind alle diese Faktoren ausgeschöpft, gewinnt der Stärkere und ein Konkurrent überwiegt bis zum Aufstieg eines Neuen.
Unterschätzt zu werden ist gut im Kampf unter Feinden, doch bei Teamarbeit und Aufstieg in einer anscheinend friedlichen Gesellschaft zählt nur die Eigenwerbung – und die verspricht immer zu viel, wenn sie gut ist.
Der Mensch ist erst zu hohen Leistungen in der Lage und erreicht etwas, wenn er seine eigenen Interessen nicht zurückstellt. In jeder Gesellschaft kann er nur so und muss er so handeln. Sich selbst zu fördern muss eines seiner wichtigsten Ziele sein (schon weil jedes (Mit)glied einer Gesellschaft(skette) so gut wie möglich ausgebildet und so stark wie möglich sein sollte). Im bedingungslosen Kollektiv wird er nicht mehr als funktionieren und das befriedigt nicht und das Kollektiv ist dadurch auch nicht konkurrenzfähig. Allerdings schädigen Machtkämpfe untereinander auch die Gruppe und ohne Regelungen wird es sie von innen heraus lähmen oder ganz zerstören.
Nur durch individuelle Alleingänge kann man noch beeindrucken. Im Team werden die eignen Fähigkeiten zugunsten des (im Endeffekt) höheren Mannschaftsergebnisses zurückgestellt, gedrosselt und mit anderen abgestimmt. So werden freilich auch gewagte Theorien unterdrückt und der Weg zum nächsten Erfolg bzw. zur Wahrheit ist länger, aber sicherer. Außerdem bedingt die erhöhte Leistung weniger Konkurrenten auch die Resignation der Mehrheit.
Konkurrenz treibt an und fördert die Entwicklung explosionsartig mittels Wettbewerb, aber führt auch dazu, dass durch die Konkurrenten das Gesamtgut gegenseitig erniedrigt und sogar vernichtet wird, um sich selbst zu profilieren. Der erhöhte Energieaufwand für den zehrenden Wettbewerb wird so noch einmal durch geringere Ausbeute verschlimmert, obwohl diese von höherer Qualität ist und der darauf folgende, steigende Bedarf durch ein geringeres Angebot als erwartet wiederum zu neuem Wettbewerb und zur Weiterentwicklung führt. So wird jedoch die Ressource in extremer Geschwindigkeit verbraucht, nur um die Entwicklung selbst am Leben zu erhalten. Die Ökologie regelt dieses Problem durch eigenständige Arten, die jeweils auf ihr eigenes Wohl bedacht sind und nicht mit ihren Feinden bewusst verflochten sind. Dadurch regulieren sie sich gegenseitig durch ihren Bedarf an Rohstoffen und Ressourcen. Außerdem sind die Ressourcen der ökologischen Gemeinschaft in den meisten Fällen regenerierbar, wodurch die Entwicklung allerdings auch wesentlich länger braucht, da sie nur zeitweise verfügbar sind und nicht gesammelt werden.
Sport und Spiele sind die Anwendung der Konkurrenz, sogar des Krieges und damit ein Spiegel der menschlichen Gesellschaft und von Kulturen. So ähneln Mannschaftsfeldspiele (Fußball, Hockey, Basketball, etc.) stark einer Schlacht oder einem Schlagabtausch und der Jagd nach dem Vorteil (z.B. des Balls), um den anderen damit zu besiegen. Einzelsportarten wie die griechischen Leichtathletikdisziplinen orientierten sich am Speerwerfen, Ringen, Sprinten etc. als wichtige, athletische Eigenschaften eines Kriegers. Ein (erfolgreiches) Spiel ist immer auch ein guter Lebensvergleich und verlangt Fähigkeiten zum Sieg, die man auch im Leben zum Erfolg brauchen kann. Ein Turnierwettbewerb ist aber immer verbunden mit ausschließlichen Verlierern und nur einem Sieger.
Leistungsproblem:
Das Problem in und an einer Leistungsgesellschaft sind die Verlierer. Es entspricht dem Menschen besser sein zu wollen als andere (vor allem dem männlichen Wesen). Das treibt ihn an. Aber dadurch muss es Verlierer bzw. schlechtere Menschen ihres Faches geben und welche, die ein schlechter-Sein besser kompensieren können (meist Frauen) bzw. durch andere Formen und in anderen Bereichen ihr Selbstvertrauen hochwertig halten können.
Menschen brauchen Bestätigung, Anerkennung und Lob. Noten als Lob taugen aber nur so lange, wie sie gut sind. Jede schlechte Note wird meist umso härter und als Rückschlag bewertet – mehr als eine gute Note und kommt einer Rüge gleich, obwohl niemand dafür gerügt werden darf, etwas nicht so gut verstanden zu haben oder zu wissen.
Der Preis dafür, schier alles auf der Welt erfahren zu können und nahezu uneingeschränktes Wissen via Internet und technische Möglichkeiten zu nutzen ist die Vereinsamung und Nichtigfühlung unser selbst. Alles scheint von selbst zu laufen und jeder scheint alles zu können (und besser als man selbst, obwohl man lange dafür gearbeitet hat), weil nur die Größten und Besten gezeigt werden und Erfolge schneller vergehen als man sie sich erarbeiten konnte. Das Individuum ist nicht mehr so viel wert oder muss immer mehr leisten, um noch als wertvoll wahrgenommen zu werden. Es ist die Steigerung eines Prozesses, der schon lange anhält.
Mit der unendlichen Auswahl sinkt auch die Motivation zur individuellen Suche nach Erfüllung, Erfolgen und eigenen Zielen beim einzelnen Menschen. Die Vernetzung mit der Masse an Menschen, die auf der Welt lebt, führt zu diesem Überfluss an Erfolgen und Überdruss an erfüllenden Zielen. Dadurch wird man ersetzbar und die Gesamtleistung (die aus der Summe an theoretisch arbeitenden Menschen und dem Potential entstünde) sinkt durch Motivationslosigkeit und zeigt sich in Arbeitslosen, die nicht mehr gut genug sind oder gebraucht werden und verzweifelten oder ausgelaugten Menschen.
Der fehlende Erfolg (wirtschaftlich wie sozial) wird dann in Nischen gesucht, in Randbereichen, die noch nicht derartig überlaufen sind. Subkulturen entstehen (Dandytum, Sturm und Drang, Romantik, Biedermeier, Straßengangs, Rebellen, kriminelle Organisationen (wie die Triaden, Cosa Nostra, die Diebe im Gesetz, Yakuza, etc.), Punk, Gothic, Heavy-Metal, Hip-Hop-Szenen, etc.). Diese Subkulturen sind jedoch ebenfalls zum Verfall verurteilt. Entweder vergehen sie schnell wieder, weil sie von ihren Anhängern nicht intensiv oder lang genug getragen werden (z.B. Popper, Yuppie-Snobs, etc.) oder weil sie ebenfalls Mainstream (Rock, Heavy-Metal, etc.) werden. Nur wenige Subkulturen bleiben, was sie waren, weil sie dem Wesen der Jugendlichen entsprechen, für die kurze Zeit der Pubertät anders sein zu wollen und weil der Nachschub unabhängig von der Mode nicht abreist (z.B. Sturm-und-Drang-Äquivalente wie „Punk“).
Im kriminellen Bereich wandeln sich die Strukturen außerdem stetig. Da meist strenge Hierarchien ausgebildet sind, hängt die Organisation von Einzelpersonen ab und diese sterben oder werden gestürzt, so dass sich die Strukturen mit dem Oberhaupt ändern. Außerdem fehlt einer reinkriminellen Organisation der Rückhalt in der Bevölkerung, so dass sie gezwungen ist, sich stetig zu verändern, um bestehen zu bleiben oder ihre Machenschaften zu verheimlichen, was wiederum mit Mehraufwand verbunden ist.
Positiver Wettbewerb:
Schon durch Interessenkonflikte kann es keinen Frieden geben. Selbst wenn alle einer Gruppe das Gleiche wollen, wird kein Frieden dauerhaft bestehen. Jede Gruppe braucht eine Führung und die Führenden müssen ehrgeizig sein, um das zu erreichen und um in dieser Position zu bestehen. Je mehr das der Fall ist, umso mehr werden sie sich aber auch gegenseitig neiden und versuchen zu verdrängen. Der interne Kampf ist unvermeidlich. Je größer die Gemeinschaft wird, umso intensiver wird auch dieser Kampf. Da die Bindung zwischen den Einzelnen nicht mehr so hoch ist und die Verantwortung und Identifizierung der Gruppenziele gegenüber für den Einzelnen sinkt.
Wenn die Menschen alle positiv denken würden, gäbe es keine Missstände. Aber die Gruppendynamik selbst verhindert, dass jeder glücklich ist und dass die reine Leistung anderer akzeptiert wird, wodurch die eigene Leistung mit anderen Mitteln gedopt wird. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen und denkt in Vergleichen. Vergleiche bauen aber eine Hierarchie in den Gedanken auf und lassen Unterschiede erkennen. Dadurch entsteht Neid, Geiz, Habsucht, Neugier, Ehrgeiz, etc. Natürlich können auch die Gemeinsamkeiten erkannt werden, aber nur auf freundschaftlicher statt auf Erfolgsebene.
Menschen, die über andere lachen, lästern, sie verunglimpfen oder bemitleiden, lassen dadurch ihr eigenes Leben (für sich und andere) besser aussehen. Würden sie andere bewundern, respektieren, fürchten oder ihnen folgen, dann zögen sie durch den Neid einen für sie negativen Vergleich was ihr eigenes Leben angeht – positiv jedoch darin, was sie verbessern könnten, obwohl sie gut leben. Doch das (schnelle, unmittelbare) Gefühl ist primär und ihnen damit wichtiger und der relative, eigene Erfolg gegenüber anderen wichtiger als der absolute, sichtbare Erfolg.
Wenn man mit jemandem viel gemein hat mag man ihn normalerweise, weil Gemeinsamkeiten eine Wiedererkennung in unserem Bewusstsein veranlassen und je fremder uns die Welt ist, umso angenehmer ist eine solche Wiedererkennung. Es kann aber auch sein, dass man diese Eigenschaften, die man mit jemandem gemein hat, an sich selbst nicht mag und daher die Unterschiede interessant werden. So kann eine Hierarchie auch ein positiver Ansporn sein, um sich selbst weiter zu entwickeln und den Unterschied zu begleichen, also seinem Vorbild ähnlicher zu werden. Je nach Sichtweise entwickelt sich so die Gruppendynamik. Je älter die Menschen sind, umso weniger entwickeln sie sich allerdings in der Gruppe.
Für Leistung braucht es Konkurrenz, aber positiven Wettbewerb, bei der sich die Wettbewerber gegenseitig anspornen, um beim anderen und dadurch rückkoppelnd auch bei sich noch mehr Leistung herauszuholen. Denn innerhalb einer Gemeinschaft zählt die Zusammenarbeit und nicht die Konkurrenz, sondern höchstens der Wettbewerb. Bei den „Gegenspielern“ innerhalb einer Gruppe muss also ein gemeinsamer Gruppengedanke entstehen, durch den jeder einzelne alles für die Gruppe geben und sich selbst dabei in ihr profilieren will, aber auch das gemeinsame Ziel erreichen will, indem er die anderen zu mehr Leistung motiviert. Wettbewerb will Leistungen vergleichen. Konkurrenz bedeutet ein einziges, gleiches Ziel durch mehrere Parteien erreichen zu wollen und ein Monopol mit Vormachtsstellung aufzubauen. Wettbewerb ist auf ideelle Werte aus (Rekorde, Erkenntnisse, Leistungssteigerung), Konkurrenz dagegen um endliche Ressourcen (Nahrung, Bodenschätze, Lebensraum).
Die beste (produktivste und respektvollste) Wettkampfsituation ist also die, bei der alle Beteiligten vom Ziel profitieren, weil alle nach einer Lösung für ein gemeinsames Ziele suchen, nach dem sie leben können. Solange noch von niemandem der Teilnehmer eine herausragende Lösung oder Fähigkeit zur Problemlösung bekannt ist (also z.B. sich die Teilnehmer noch nicht kennen), ist noch jeder von sich überzeugt und eine Vielfalt von Strategien und Methoden kommt zustande bzw. wird erarbeitet. Wenn die Rollen noch nicht verteilt sind (z.B. vor Antritt einer Gruppenarbeit), bringen noch alle ihre Ideen unvoreingenommen von ihrer Stellung und der Arbeitsverteilung in der Gruppe ein. Ihr Bewusstsein (über eine Hierarchie) ist noch nicht festgelegt und befasst sich noch mit allem, aber auch nicht so tiefgehend wie später in ihrem eigenen Arbeitsbereich. Besonders kreativ vollzieht sich das, wenn die Gruppe ein starkes, gemeinsames Anliegen hat und daher zu einem raschen Ziel kommen will.
Selbst im Guten versucht man sich zu übertrumpfen und schafft man es nicht (weil man es als Wettbewerb sieht, in dem einer immer besser ist, als der andere), so trotzen einige dagegen und wenden sich von der „guten“ Spur ab. „Der Mensch macht sich aus Trotz auf zum Bösen, wenn er vom Guten verstoßen wird“, (christliche Weisheit). Das ist aber der Beginn einer Feindschaft, die sich nur auf interner Konkurrenz begründet, obwohl die Ideale die gleichen sind.
Die optimale Variante das Ergebnis zu erreichen besteht darin, sich nicht im Wettbewerb zu sehen, wenn man wirklich „gut“ handeln will, sondern in Ergänzung zu den anderen, die bereits gut handelten. Daraus ergibt sich auch das ideale Ziel des Wettbewerbs: sich in Tugenden zu messen um Wissen, Kunst und Fähigkeiten zu verbessern ohne materiellen Wert zu mehren.
Dabei wird der Wettbewerb nicht als Sieg oder Niederlage gesehen, sondern um festzustellen, wo man steht und das Ergebnis als Ansporn zur Verbesserung zu nehmen. Ein Ziel zu haben, etwas besser zu machen, jemanden oder etwas „Schlechtes“ abzulösen ist höchste Motivation und Ehrgeiz-Ansporn. Der Ansporn zum Pflichtbewusstsein gegenüber der Gemeinschaft wird also idealerweise aktiviert, wenn entweder Konkurrenz und Wettbewerb besteht, oder die Gewissheit, dass niemand sonst diese Arbeit macht bzw. man selbst dadurch überlebt.
Die Motivation ist bei interessierten Arbeitern am höchsten, wenn sie nicht direkt angeleitet oder kontrolliert werden. Sofern sie selbstständig arbeiten und am Thema von sich aus Interesse zeigen wie an einem Hobby, dann suchen sie sich die Lösung und Rahmenbedingungen selbst streng genug aus. Statt strikten Vorgaben sollten es dann nur Hinweise sein, die ihnen die Handlungsrichtung vorgeben um die Freiheit der eigenen Kreativität und den inneren Antrieb zu belassen.
Geheimnisse fördern den Wettbewerb. Indem man Informationen vorenthält, die andere brauchen, drängt man sie dazu, sie sich zu beschaffen. Das kann neue, innovative Wege öffnen, Nachahmung fördern, über Beschaffungskriminalität führen, direkten Angriff provozieren oder Rückzug bzw. Resignation hervorrufen.
Geheimnisse regen Neugier und Fantasie an, allein schon wenn bekannt wird, dass ein Geheimnis existiert. Gerüchte, Spekulationen oder Vermutungen über die Hintergründe entstehen dadurch und können dem Geheimnisträger schaden oder nutzen, erregen aber auf jeden Fall Aufmerksamkeit.
Freundlichkeit resultiert entweder aus der Situation, in der man mit Menschen zu tun hat, die man mag oder weil man generell ein freundliches Wesen hat und jeden zunächst mag, der einem nicht sichtlich schadet.
Höflichkeit dagegen ist eine übertriebene Form der Freundlichkeit und beginnt da, wo die ehrliche Freundlichkeit endet. Alles weitere sind Floskeln, die eine stimmige Atmosphäre vorgaukeln sollen. Aber dadurch kommt es manchmal auch in unangenehmen oder fremden Situationen zu dieser beruhigten Stimmung.
Höflichkeit ist eine Form des Respekts, den man jedem Menschen entgegen bringt, weil man gelernt hat, dass jeder einen Grundrespekt verdient. Es ist die Annahme, dass der andere einen guten Charakter hat und man sich über diesen miteinander unterhält und versteht. Damit ist es eine potentielle, positive Lüge gegenüber dem anderen und sich selbst. Freundlichkeit dagegen ist eine Charaktereigenschaft, die diesen Respekt überhaupt nicht hinterfragt bzw. sich dessen auch gar nicht bewusst ist.
Höflichkeit ist oft auch ein Deckmantel – gleichermaßen für Dummheit, Neid, Missgunst, aber auch Ehrlichkeit, Natürlichkeit und wirklichem Helfenwollen. Höflichkeit ist immer Schauspielerei, auch wenn man sie ehrlich meint. Man kann kultiviert (gezähmt) und trotzdem natürlich sein (ehrlich, spontan, gefühlvoll) oder man kann kultiviert sein wollen (arrogant, ungeschickt, zickig, besserwisserisch) und natürlich dumm oder stets aggressiv.
Die Höflichkeit lässt uns für Dinge danken, um die wir nie gebeten haben. Wer sich dafür jedoch nicht bedankt erscheint nicht als unhöflich, sondern als undankbar.
Der Mensch braucht eigentlich keine Höflichkeit statt viel mehr Ehrlichkeit und natürlicher Freundlichkeit, z.B. erlernte Fröhlichkeit und vor allem Gefallen daran zu finden freundlich zu anderen zu sein. Man muss lernen Genugtuung für sein Handeln im Handeln selbst zu erleben.
Allerdings braucht man in der Gemeinschaft gewisse Höflichkeiten, um anderen zu zeigen, dass man auf einer ähnlichen Ebene kommuniziert. Durch erlernte Höflichkeitsfloskeln nähert man sich schneller einander an, auch ohne natürlich freundlich zu sein. Jedoch hilft das nur in Situationen, die nicht lange währen und in denen man nicht viel mit den entsprechenden Menschen zu tun hat, denen man höflich begegnet.
Freundschaft:
Nur sollte man zu Freunden nicht höflich sein, sondern ehrlich antworten, wenn man weiß, dass der andere es verkraftet oder braucht, um in seinem Leben weiterzukommen. Sonst bleibt es eine Scheinfreundschaft oder Zweckgemeinschaft, in der man nicht zum Wesenskern des anderen durchdringt und oberflächlich bleibt. Freunde sind Menschen, bei denen man sich nicht verstellen muss, um mit ihnen auszukommen bzw. bei denen man sich nicht konzentrieren muss um so zu sein, wie man möchte und mit denen man sich umgeben will. Erst wenn man jemandem bewusst Schwächen zeigt, vertraut man ihm und um wen man sich Sorgen macht, der ist ein Freund oder geliebter Mensch. Je mehr Freiheit man jemandem, umso mehr kann man davon ausgehen, dass genau dieser einem gleichgültig ist.
Wer Verantwortung für jemanden übernimmt und damit Anteil an dessen Schuld mit trägt gilt diesem als wohl gesonnen. Wer nur Verantwortung übernimmt um eine Belohnung mit abzugreifen gilt eher als Bevormunder und tyrannischer Herrscher.
So wird Jesus Christus von vielen Menschen für seine Schuldübernahme für die ganze Menschheit geliebt, wohingegen sich Despoten nur an der Menschheit bereichern.
Freundschaft entsteht durch sympathisierende Hilfsbereitschaft, lebt aber im nächsten Schritt vor allem auch von der Annahme der angebotenen Hilfe. Andernfalls ist Freundschaft wie die Liebe sehr einseitig.
Freundschaft als nähere Bekanntschaft entwickelt sich entweder durch gern durchgeführte, gemeinsame Tätigkeiten, ein ähnliches Weltbild / Interessen / Macken (vgl. Abb. 26 (III.), „Persönlichkeitsunterschiede“) oder durch ein gemeinsames Gefälligkeitskonto und so durch Schulden in der Leistung des anderen für die eigenen Zwecke. Je größer dieses Schuldenkonto werden kann, ohne dass die Freundschaft zerbricht, umso größer bzw. fester ist die Freundschaft. Die gleiche Weltanschauung gebiert öfter Freunde. Deswegen hält man auch zu Freunden, denn man kann sie verstehen mag ihre Gegner dann genauso wenig.
Das Gefühl der Geborgenheit kann sich durch die Liebe (einer Partnerschaft) einstellen, aber auch durch eine enge Gemeinschaft (eines Freundeskreises). Das kann alles sein, was sich in tiefere, private Kreise ausweitet, so z.B. auch die Kameradschaft von Soldaten untereinander (im Krieg).
Es ist schöner mit eingeschworenen Kameraden eine kleine Schlacht zu gewinnen, als mit einem weltberühmten Corps voller unbekannter Gesichter einen fremden Krieg.
Kameradschaft ist in bestimmten Belangen als gleichwertig mit der Partnerschaft in der Liebe anzusehen. Im Gegensatz zur Liebe ist in der Freundschaft aber der Körper egal. Nur das Bewusstsein zählt, nur das Leben ist wichtig. Denn man sucht Freunde um das Leben besser zu ertragen und Hilfe in der Not zu bekommen, aber man sucht Liebe, um Anerkennung und Bedürfnisse zu befriedigen.
Die Harmonie einer Zweiergemeinschaft wird durch einen dritten oder mehrere Pole immer gestört. Es bilden sich immer ungerechte, weil mehrheitliche und mindere Parteien, da man sich noch damit abfinden kann, einem Freund unterlegen zu sein, aber zwischen einem überlegenen und unterlegenen Freund zu stehen, schafft immer ungesunde Vergleiche aus der Mitte heraus.
Wir mögen an der Gesellschaft anderer vor allem, wie wir in ihrer Nähe sind bzw. wie wir sein dürfen, z.B. fern aller Normen und Konventionen, dass wir lieben dürfen, Nähe riskieren dürfen, auch mal verzweifelt und unsere Gefühle frei heraus äußern dürfen – also unsere eigene Entfaltung innerhalb der Verbindung zum anderen. Freunde sind Menschen, bei denen man sich nicht anstrengen oder verstellen muss, um mit ihnen auszukommen.
Vor allem dann sind Menschen hilfreich, wenn sie sich nicht wirklich für die Sache interessieren, sondern nur so nebenbei mitdenken, sich also nicht selbst in diese beängstigende oder katastrophale Situation bringen, wenn sie sich ein bisschen davon abschotten und nicht wirklich darüber nachdenken oder nur unterbewusst. Außerdem muss es ihnen im Umgang mit ihren Freunden ein wenig gleichgültig sein und sie sollten eine Persönlichkeit haben, die besonders spontan, kreativ und lustig / positiv eingestellt ist, aber sie sollten auch ein Ziel haben (also keine Nihilisten sind), den anderen unterstützen wollen und eine menschenfreundliche Ader haben, also Disziplin und Ehrgeiz im Zusammenhang mit Menschenliebe. Dann können sie wirklich hilfreiche Partner sein, die einen unterstützen und Ruhe sowie Konzentration schenken.
Freundschaften (und andere soziale Beziehungen) erweitern das Bewusstsein, so dass eine „Menschheit“ überhaupt erst entstehen kann und sich Eigennützigkeit durch Egoismuserweiterung (vom Individuum auf die Gemeinschaft) auch auf andere konzentriert.
Zu Freunden zu stehen ist gesellschaftswichtig, aber auch moralbelastet, falls dadurch die eigene und / oder die gesellschaftliche Auffassung leidet, sobald der Freund dagegen verstößt, weil er anderer Auffassung ist.
Damit zwei Menschen sich näher kommen und zusammen leben können müssen sich ihre Annäherungsversuche wenigstens tangieren oder schneiden (also in der Mitte treffen oder dem einen näher kommen, dann aber vom anderen umso stärker ausgehen (Abb. 5 (IV.))).
Abb. 5 (IV.) - Beziehung von Menschen
Man muss an einen Menschen aber erst angeeckt sein und dessen Grenzen erfahren haben, bevor man ihm vertrauen kann. Dann kennt man seine aggressive Seite und kann entscheiden, ob man mit ihr umgehen kann oder nicht. Erst nach einem Streit und folgender Versöhnung ist die Beziehung umso ehrlicher und angenehmer, weil man dann nämlich weiß, wie weit man gehen kann.
Freundschaft ist aber dennoch eine Illusion bzw. eine Idee, wie auch Liebe und alle anderen Vorstellungen von anderen Menschen oder Gemeinschaften generell. Es ist ein Traum vom Vertrauen auf andere. Doch man hat keine echte Freundschaft in der Welt. Der Egoismus und die Weiterentwicklung der eigenen Gedankenwelt verbieten es.
Tradition von Gemeinschaften:
Tradition ist notwendig um soziale Verhaltensweisen zu wahren, die ein (gutes) Überleben einer (nationalen) Gruppe fördern, ohne dass man die komplexen Hintergründe deren Entwicklung verstehen muss.
Tradition muss erhalten werden, um die Vergangenheit auf sich wirken lassen zu können und Zugriff auf sie zu wahren. Nicht jeder kann in ihr lesen und ihre Hintergründe oder Ursprünge verstehen. Aber das ist kein Grund, sie abzuschaffen. Kulturen brauchen Eigenständigkeit, Identifikation, einen eigenen, natürlich gewachsenen, auf langen Erfahrungen beruhenden Willen. Es ist notwendig für den Einzelnen, um sich einen Überblick in der Welt zu wahren und seinen Platz in ihr zu akzeptieren. Die durch Traditionen in nationale und stammesgeschichtliche Zellen aufgeteilte Menschheit wird dadurch stabiler in ihrer Zusammensetzung.
Mit der zunehmenden Integration anderer Kulturen, mit der Vermischung anderer Völker geht das Gemeinschaftsgefühl verloren, weil zu viele Traditionen und Bräuche mit eingeführt werden, deren Entstehungshintergrund man nicht kennt. Immer unterschiedlicher, wenn auch vielseitiger werden die Nachkommen, aber auch die Variation von Konflikten wird sich ändern. Durch die Verallgemeinerung geht schließlich die Spezialität verloren, z.B. Riten und Bräuche und die Herkunft und Identität. Dadurch kann es aber gerade erst zu Verfeindungen mit vermeintlich Andersartigen kommen, da man sich nun Feindbilder selbst sucht. Daher muss es zwar Toleranz zwischen unterschiedlichen Völkern geben, aber keine unbedingte Vermischung.
Wir halfen unseren Mitmenschen, weil wir uns mit ihnen identifizierten. Sie hatten die gleiche Geschichte, ähnliche Ansichten und wir verstanden sie daher. Sie waren so wie wir. Heute geht das nur noch selten. Mittlerweile ist jeder individuell. Die Kirche als Beispiel eines Traditionsbewahrers versucht noch immer die alte Situation beizubehalten – allerdings mit Werten und Normen, die aus alter Zeit stammen und den heutigen Menschen nicht mehr gerecht werden.
Wenn die Menschen Verhaltensweisen und Redarten anderer übernehmen, weil sie sich bewährt haben, besteht aber auch irgendwann die Gefahr, dass andere diese benutzen, ohne sie zu verstehen und die Hintergründe zu kennen, besonders wenn sich neue Kulturen einmischen und die noch suchende Jugend von der Tradition ablenken. So wird sie irgendwann verfälscht, funktioniert nicht mehr oder verursacht das Gegenteil. Dadurch entsteht Misstrauen und Unsicherheit. Bestenfalls mündet das in der eigenen Suche nach der Wahrheit und man wird wieder auf (eventuell die gleichen) Schlüsse kommen und sie werden von anderen Menschen wiederum übernommen werden und nach einigen Stationen aus dem Zusammenhang gerissen und verfälscht. Gleiches gilt genauso für Wissen, das weitergegeben wird.
Gruppenaufbau
Unterscheidung / Tatsächliche Klasseneinteilung:
Eine Gemeinschaft schützt vor Angriffen mächtiger Gegner und unterstützt die Schwachen. Innerhalb der Gemeinschaft unterscheiden sich aber auch wieder die Starken von den Schwachen – eventuell in anderen Fähigkeiten, aber es gibt immer Unterschiede. Die Schwachen fürchten und brauchen die Starken. Aber sie hassen sie bisweilen auch, wie sie ihre Konkurrenz unter den Schwachen hassen. Ebenso brauchen und verachten die Starke die Schwachen (um stark sein zu können), wie auch sie ihre Konkurrenz hassen. Außen vor steht die Vernunft und schaut sich dieses ewige Spiel sorgsam an. Manchmal versucht sie auch einzugreifen. Aber sie ist gegen die natürlichen Triebe gerichtet, also künstlich aus der Natur geschaffen und somit in einer Welt ohne die Umwelt und die Kreaturen, die sie versucht zu verändern, nicht lebensfähig. Sie ist von der Natur abhängig, so wie sie ist. Die Natur des Menschen zu ändern hätte somit den Tod der Vernunft zur Folge.
Wenn nicht besonders starke oder intelligente - also durchsetzungsfähige - Menschen den Alltag der Gemeinschaft regeln, dann müssen festgelegte Muster als Schablone dienen, entweder als Gleichheit oder Klassengesellschaft. Der Mensch jedoch neigt eher dazu sich anders als die anderen zu sehen und zwischen sich und anderen in Gruppen zu unterscheiden. Zu den einen zählt er sich dazu, zu den anderen nicht. Er teilt seine Mitmenschen von Natur aus automatisch in Klassen ein.
Jeder gehört zu unserer Gesellschaft und jeder zeigt uns, wer wir wirklich sind. Wie könnten wir die Bettler und Hilfsbedürftigen ausschließen, wo wir sie doch dazu gemacht haben? Wer dagegen denkt, er passe nicht in diese Welt, den haben wir nicht ernst genug genommen. Denn wer wir sind, haben wir anderen zu verdanken und wie andere werden kommt auf uns an. Jeder ist ein ständiger Spiegel der Gesellschaft und wird auf unsere Aktion so reagieren, wie wir ihn es (ungewollt) gelehrt haben. Nun werden wir aber auch durch die anderen beeinflusst, weshalb insgesamt nur noch das „wir“ existiert. Selbst in Kastengesellschaften gäbe es gesamt gesehen kein „die anderen“, da jeder von der anderen Kaste abhängig ist, mit ihr zusammen lebt und sich austauscht.
Auch wenn jemand gar nichts versteht oder kann, gibt es immer Situationen, in der er gebraucht wird. Indem auch die Schwachen einer Gruppe unterstützt werden, steigt die „Moral“ innerhalb der Gruppe, da man eine Rückversicherung hat, falls man selbst einmal nicht mehr zu den Starken zählt (weil z.B. andere stärker geworden sind, man seine eigene Stärke verloren hat, plötzlich andere Eigenschaften gefragt sind, etc.).
Man muss sich auch mit den Menschen befassen, die man nicht zur Elite gehörig zählt, die vielleicht der Gesellschaft nichts nützen, weil sie nichts Besonderes können oder nichts besser können als andere. Denn sie sind die Mehrheit und sie können berechtigterweise den Frieden stören. Mit ihrer Anerkennung trotz besseren Willens beweist der Mensch Vernunft und damit die Reife den Titel „intelligentes Wesen“ erst führen zu können. Außerdem weiß man letztlich nie, ob die anderen nicht vielleicht doch Recht haben. Und wer am Ende Recht bekommt, entscheidet die Macht der Masse.
„80 Prozent der Menschen sind dumme Masse.“ Aber man kann nie mit Sicherheit sagen, wo man sich gerade innerhalb er 100 Prozent befindet. Jeder gehört auf bestimmten Wissensgebieten zu diesen 80 Prozent, da keiner über alles gut Bescheid wissen kann. Deshalb sind immer nur die 20 Prozent gescheit, die in dem Spezialgebiet stehen und sich mit dem Thema beschäftigen. Doch selbst die befinden sich auch immer nur auf dem jeweilig neuesten Niveau, das bald schon längst überholt ist und sich immer weiter auffächert. Dabei kann man nicht in jedem Bereich auf dem neuesten Stand bleiben.
Jeder ist so spezialisiert, dass er meist nur über sein Gebiet mitreden und urteilen kann. Aber die Menschen sind generell nur sehr wenig unterschiedlich, was die Intelligenz angeht. Es kommt vor allem darauf an, wie sie gefördert werden und wie sich ihre Umgebung gestaltet. Freilich ist auch der genetische Faktor von Bedeutung. Doch dies könnte durch richtiges Intervenieren und Lehren behoben werden (ist allerdings psychologisch sehr schwierig und derzeit noch nicht genug erforscht).
Eine große Menge an Menschen lässt sich nicht so gut regieren, weshalb die Masse mit leichter Kost bzw. starken Vereinfachung dumm gehalten wird. Diese 80 Prozent sind aber nicht von sich aus „dumm“. Entweder werden sie zu Machtzwecken missbraucht oder es ist schlicht nicht länger möglich, alle gleichermaßen zu informieren und zu bilden. Dadurch müssen sie glauben, was man ihnen vorsetzt, denn etwas anderes sehen sie ja nicht, außer sie recherchieren selbst. Und da die Medien einheitlich von Wirtschaft und Politik geregelt werden (Monopol), gibt es auch nichts anderes. Nur das Internet ist noch ein wenig freier.
Gruppenmitglieder:
Abb. 6 (IV.) - Hierarchieaufbau der Gruppenmitglieder
Das Idealbild (und ursprünglicher Entstehungsgrund) einer Gesellschaft ist das Sichern des gemeinsamen Überlebens (um die Erhaltung der gemeinsamen Art zu garantieren, dem Grundgedanken des Zusammenhaltens und der Sympathien). Das heißt, dass jedes Mitglied eine Aufgabe hat (Abb. 6 (IV.)), der es nachkommen muss, um die Überlebenschancen der betreffenden Gemeinschaft zu sichern.
Aber nicht alle neigen zur bedingungslosen Menschenliebe. Diese Plätze in der Gemeinschaft sind rar und wenn sie einmal besetzt sind, muss sich der Rest anderweitig umsehen. Manche eifern den moralischen Perfektionisten (Gutmenschen) nach, aber diejenigen mit Sehnsucht nach Ruhm und Anerkennung und starkem Selbstbewusstsein werden eher eigennütziger Ziele verfolgen. Zerstörung ist dann vielleicht nicht ihr primäres Ziel, aber eine weniger problematische Folge des eigenen Erfolges. Das lässt sich in keiner Gemeinschaft vermeiden, wenn sie entsprechend anwächst. Denn zu vielfältig sind dann die zwischenmenschlichen Aktivitäten und Rivalitäten.
Spezialisten:
Es gibt zu viel Wissen, das man erlangen müsste um tatsächlich einen Überblick zu erhalten. Man kann sich gar nicht mehr auf das Eine einlassen oder es wirken lassen, auch wenn man mal gerade nicht daran denkt, weil schon das Nächste wieder da ist. Die ständige Umstellung lässt nur an der Oberfläche kratzen und die Masse an oberflächlichen Botschaften zwingt zu ständiger Umstellung, um letztlich überhaupt annähernd so weit zu gelangen, wie jemand, der nur Weniges auf sich einwirken lässt, es aber tiefgründig erforscht.
Der Durchschnittsmensch, der in jedem von uns steckt, will im Normalzustand nicht, dass andere leiden. Aber er will sich auch von den anderen abheben. Das geht nur zusammen, wenn jeder mindestens ein Spezialgebiet hat, in dem er sich über den anderen sieht. Jeder braucht ein Spezialgebiet, in dem er sich führend fühlt um zu erkennen und zu fühlen, wie es ist etwas zu wissen, maßgebend zu sein, den Weg selbst zu suchen und nicht nur in den Spuren anderer zu gehen. Zu extreme oder zu viele Fachgebiete dürfen es aber auch nicht sein, denn sonst sieht man keine bzw. nicht genügend Gemeinsamkeiten mehr zu anderen und fühlt sich nicht eingebunden und geborgen.
Zunächst unterscheiden sich zwei junge Pflanzentriebe (auch Menschen) kaum voneinander. Jedoch kann der eine so alte und tief reichende Wurzeln haben, dass er dem anderen im Wachstum (auf einem bestimmten Gebiet und unter bestimmten Bedingungen) weit voraus reicht. Dann hat er den richtigen Nährboden bzw. die richtigen Wachstumsbedingungen, also seine Berufung gefunden.
Keiner der Menschen hat generell weniger Ahnung als der andere. Nur lebt jeder in verschiedenen Welten. Der Regent kennt so etwa die Zusammenhänge der Staats- und Gesellschaftsführung, der Bürgermeister die seiner Stadt oder Gemeinde und die Eltern die ihrer Kinder und Familie.
Wer nicht von anderen in Gedanken gestört wird, kann eine Geschichte und ein eigenes, geschlossenes Universum erschaffen (erdenken) – auch Krankhaftes. Wer in der Gruppe lebt und dieses Erlebnis nicht hat, denkt nur über Reales, Naheliegendes, unmittelbar Nützliches nach (als anderes Extrem zur Kreativität).
Die Natur hat einzelne Arten spezialisiert, die besondere Leistungen durch ihre Spezialisierung erbringen können. Je besser jedoch jemand ist und je mehr er sich dadurch vom Anderen und Schlechteren unterscheidet, umso weniger wird er auch von ihm akzeptiert bzw. sein Nutzen für alle umso mehr verkannt. Im Fall der Biologie ist das z.B. die scharfe Abgrenzung von Arten, Unterarten / Rassen und Ethnien. In der Gesellschaft entfernt er sich von der Norm.
Wenn nicht immer neue Spezialisten auf Spezialisten folgen, stirbt unter neuen und extremen Bedingungen dieser Lebenszweig aus. Generalisten oder Lebewesen mit selbsttätiger Anpassung (bewusst wie der Mensch durch Nutzung von Technik) überleben dann und erst aus ihnen können sich wieder Spezialisten ausbilden.
Generalisten:
Generalisten leben überall etwas mehr oder weniger schlecht, aber nicht optimal. Spezialisten leben an bestimmten Orten sehr gut oder sehr schlecht. Sie haben also den Vorteil ihre besten Lebensräume schneller zu finden und über die Qualität zu entscheiden. Allerdings suchen sie auch oft weiter nach den perfekten Bedingungen und die gibt es immer weniger, je weiter sie suchen. Das Glück für Generalisten schwankt also nicht so stark, aber dafür schneller und sie können sich aus schlechten Situationen daher einfacher und rascher befreien. Außerdem sind sie leichter zufrieden zu stellen.
Man braucht allumfassende Talente, da einzelne Spezialisten zu schnell den Überblick verlieren und Zusammenhänge nicht mehr erkennen.
Geh mit einem Leid zu verschiedenen, medizinischen Spezialisten und jeder wird dir die Ursache in seinem Fachgebiet erklären.
Meist sind es Generalisten, die die Gemeinschaft auf sozialer, kommunikativer und beim Menschen vor allem auch auf sozialer Ebene zusammenhalten. Frauen sind für derartige Aufgaben eher geeignet, da ihnen diese Eigenschaften näher liegen als Männern. Sie suchen mehr nach sozialer Anerkennung auf Augenhöhe als Anerkennung von anderen Ebenen (Unterlegenen wie Überlegenen). Die soziale Stabilität fußt daher vor allem auf dem generalistischen Engagement. Denn man macht vor allem viel für eine andere, wenn man will, dass sie einen mögen und die Gruppe bestand hat.
Alle spezialisierten, intellektuellen Menschen versuchen ihren eigenen Vorteil stets durchzudrücken. Nur wenige, weiter denkende, generalistisch intellektuelle Menschen suchen das Gemeinwohl.
Die Kulturwissenschaft bringt Menschen hervor, welche sehr selbstreflektiert und damit sehr selbstbewusst sind, als Spitze der Kultur und des individuellen Lebensstils. Sie bewegen sich eher überall als in engen Bereichen und eignen sich daher eher als Anführer.
Wohingegen die Naturwissenschaftler vor allem auf Erfolge und Wissenserweiterung Wert legen und sich mehr über die Gemeinschaft, und Zugehörigkeit zu einer Gruppe definieren, weil sie als Spezialisten von ihr abhängen. Sie forschen eher nach Ursachen als nach der Anwendung für sich selbst (z.B. um den eigenen Horizont zu erweitern).
Außenseiter:
Ohne eine Gruppe bzw. sogar den zentralen Kern einer Gruppe (die Norm) gibt es keine Außenseiter, selbst wenn man nur die Außenseiter einer bestimmten Ansammlung von Menschen als Gruppe sieht. Menschen, die nicht in die Gesellschaft passen, sind immer ausgestoßen. Entweder zeigen sie den anderen ihre Fähigkeiten oder sie fühlen sich nur ungerecht behandelt. Auf jeden Fall aber haben sie eine Absicht in Bezug auf die Gruppe und sind sich ihrer Position darin bewusst. Wenden sie sich dann zur Rache oder wollen sich mit Gewalt Gehör verschaffen, ist es ein Verbrechen. Und das wird es immer geben. Darunter leidet jeder, „Opfer“ wie „Täter“.
Die Angst etwas im Unterricht oder in Situationen mit großen Gruppen zu sagen oder zu fragen und die Angst nicht produktiv zu sein, z.B. etwas zu fragen, das längst geklärt ist oder etwas zu sagen, was nicht durchdacht genug und daher lächerlich falsch ist, hindert viele Menschen daran, sich an gesellschaftlichen Problemen zu beteiligen. Dies hängt außerdem von der Größe der Gesellschaft ab, die es mitbekommt. Allgemein ist dieser Effekt in Gruppen über etwa zehn Menschen schon vorhanden und umso mehr, je weniger sich die Menschen untereinander kennen. Wobei es auch sein kann, dass man sich zurückhält, gerade weil die anderen Menschen einen kennen und man sich seiner Rolle in dieser Gruppe bewusst ist.
Die Menschen erkennen andere Auffassungen der Meinung und Kunst (den Geschmack) oft nicht an, weil sie ihren eigenen Geschmack und ihre eigene Meinung verbreiten wollen und auf ihrer Erfahrung beharren, um sich mit ihrer Auffassung besser, also mehr akzeptiert zu fühlen. Nur wenige wollen genau das nicht und nehmen immer die Auffassung der jeweiligen Minderheit an, weil sie eine Zughörigkeit suchen oder rebellieren und sich abgrenzen wollen. Sie wollen gleichzeitig aber auch akzeptiert werden, werden es aber oft nicht, weil die Minderheit sie als Feind ihrer Meinung und ihres Geschmacks sieht und denkt, aus ihren Ansichten vertrieben bzw. bevormundet zu werden. So entsteht Konkurrenz (auf allen Gebieten), Missgunst und Egoismus.
Obdachlose stehen fast außerhalb der Gesellschaft, zumindest aber am untersten Rand. Denn sie ernähren sich nur von deren Abfall oder Almosen. Alle anderen sind automatisch zugehörig, sobald sie arbeiten, wohnen, mit anderen reden.
Der Mensch macht den, der seine Zivilisation nicht versteht, kennt oder sich in sie einfügen kann, zum Aussätzigen und spricht ihm Rechte ab, die einer hätte, der ihn kennt oder verstehen könnte. Verschiedene Gruppen vermischen sich zuerst schwer, weil es schwerer und anstrengender ist, sich auf die Neuen einzulassen, ihre Art zu verstehen usw. Denn das Problem bei grenzenloser Toleranz ist, dass man gegen die menschliche Natur geht, welche den Menschen sagt, dass vom Unbekannten Gefahr ausgeht.
Sobald man sich für eine Minderheit oder neue Meinung ereifert und sie in der Öffentlichkeit anpreist statt sie zunehmender „nur“ als normal anzusehen, wird die Öffentlichkeit auch schon bald müde von der ständigen Konfrontation damit und betrachtet die Minderheit gerade erst dadurch als exotisch.
Bsp.: Gleichstellung von Frauen durch „-Innen“-Zusatz von Wörtern, besondere Erwähnung von homosexueller Anerkennung „gayfriendly“, „Integration“ von Behinderten statt „Inklusion“, etc.
Gewollt Außenstehende:
Unabhängigkeit ist noch immer ein Wunsch und (unbewusstes) Zielstreben vieler Menschen. Nicht auf den anderen angewiesen zu sein, wie z.B. durch eigene Ernährung mittels Eigenanbau von Nutzpflanzen, erfüllt viele noch immer mit Glück, Stolz und Zufriedenheit – dem Ausgleich mit der Natur.
Sie werden im Gegensatz zu ungewollten Außenseitern hauptsächlich von der Gruppe als Außenstehende betrachtet und haben nicht unbedingt eine Absicht in Bezug auf die Gruppe. Eine Absicht für ihre Abgrenzung könnte jedoch eine aktive oder passive Distanzierung von der Gruppe sein oder die Zugehörigkeit zu einer anderen Gruppe.
Idealisten sind auf sich selbst fixiert, weil sie nur auf ihre Ansichten und Ideen schauen und sie verbessern wollen. Die einen tun dies ohne andere Hilfe, die anderen mit jeder Hilfe, die sie kriegen können. Aber sie achten dabei nicht auf andere. Nächstenliebe kennen und schätzen sie zwar, aber sie können sie nicht selbst ausführen. Denn ihre Idee ist ihnen wichtiger als die direkten Nächsten, selbst wenn die Idee für genau diese Nächsten gedacht ist.
Anführer:
Ein Anführer ist dabei das zentrale Entscheidungsorgan, das aufgrund seiner Erfahrung oder seines Charismas im Stande ist durch ein mehrheitliches Vertrauen seiner Gefolgschaft schnelle, möglichst richtige und einfache Entscheidungen zu treffen, in einer Welt, die davon ausgeht, dass Fehlentscheidungen tödlich sein können. Diese Verantwortung muss der Anführer ertragen können. Jemand, der sich selbst genügt und die Liebe anderer nicht braucht, ist ein geeigneter Anführer und Wegweiser. Im Endeffekt ist er zwar mit den höchsten Privilegien ausgestattet, aber auch mit dem höchsten Druck. Er ist der oberste Diener aller anderen / des Volkes, weil er dafür da ist, ihr Überleben zu sichern. Jeder tiefere Anführer ist Diener seiner Untergebenen. Dieses Prinzip wird nur dann außer Kraft gesetzt, wenn der Anführer über Machtmittel verfügt, die ihn befähigen absolutistisch zu herrschen (z.B. geheimes Wissen oder Können, besondere Körperkraft, enorme List und Schlagfertigkeit, etc.). Diese Diktaturform entspricht der Tyrannei bzw. despotischen Monarchie (denn eine Monarchie kann auch demokratisch ausgeprägt sein).
Ohne den Anführer kann die Gesellschaft nicht lange überleben. Er kann meist aber auch nicht allein leben. Im Falle seines Todes wird meist automatisch ein neuer Anführer bestimmt, wenn dieser den alten nicht selbst getötet hat.
Wenige kommen als Anführer in Frage, weil sie durch Fähigkeiten herausragen und gleichzeitig der Mehrheit genug ähneln müssen, um sie zu verstehen und führen zu können. Ein geeigneter Elitär (Offizier, Arzt, Studierter, Intellektueller, etc.) muss die ihm erteilten Befehle verstehen und sie ausführen als wären es seine eigenen. Er muss unter Stressbedingungen und auch im Kampf noch über mögliche Variationen davon nachdenken können bzw. möglichst nur noch auf vorab überlegte Ausweichmöglichkeiten zurückgreifen müssen. Ein Anführer braucht aber vor allem den stärksten Willen, um das gemeinsame Ziel auch zu erreichen. Die ehrgeizigen Menschen mit durchschnittlicher Intelligenz aber großem Antrieb und Willen verteidigen ihre Meinung und Ideen am stärksten, sind dadurch aber am konservativsten und cholerischsten und werden keine obersten Führungspersönlichkeiten, da sie selbst die Autorität fürchten. Denn sie glauben, dass die noch höher stehenden Menschen der von ihnen akzeptierten Hierarchie auch noch besser sein müssen und erfüllen damit ihre eigene Prophezeiung. Sie sind dagegen wahrscheinlich die besten Offiziere.
Nur wer sich zur Gruppe gehörig fühlt, kann sie dauerhaft anführen und leiten, bestehe die Gruppe auch aus Kindern, Kriegern, Bauern, usw. Denn wer die Gesetze eines Milieus versteht, weiß auch, wann er dessen Ansichten / Stolz / Recht verteidigen kann und wann er besser (zum Schein und im Augenblick) nachgibt, bis sich seine Lage gebessert hat. Ein Anführer darf sich aber nicht (zu sehr) mit den Gruppenmitgliedern identifizieren und vergleichen. Er sollte sie verstehen, aber nicht als Freund, sondern als Lehrer und sollte an ihren gemeinsamen Unternehmungen nicht den gleichen Anteil haben, sondern muss eine gewisse Sonderrolle einnehmen, wenn er Autorität beibehalten will.
Wenn sich der Anführer auch nicht zur Gruppe gehörig fühlt, so bildet er doch wenigstens mit seinen Vorstellungen selbst die Gruppe und seine Gefolgschaft fühlt sich dadurch ihnen zugehörig. Derjenige ist mannschaftsstark, der die Mitstreiter als Werkzeug für seinen Willen sieht, wie man ein Werkzeug zum Arbeiten benutzt, weil der Körper selbst keine entsprechenden Möglichkeiten bietet (z.B. eine Zange, Waffe, etc.). Solch ein Kapitän ist dann auch in der Lage die Mannschaft zu navigieren.
Die menschliche Gesellschaft ist von Natur an auf Gemeinschaft ausgelegt, nicht auf gut und lang ausgebildete Individualisten und Führungspersönlichkeiten. Diese Anführer sind daher die Ausnahme von der Norm.
Durch eine Gruppendynamik entwickeln sich die Charaktere ihrer Mitglieder und je nach vorausgesetzter Zusammensetzung der Gruppe mit Persönlichkeiten, kann sich derselbe Charakter ganz unterschiedlich entwickeln – je nach Nischenangebot und Bedarf der Gruppe.
Die Gruppeneigenschaft eines Menschen kommt auf die Größe und Variabilität seiner Persönlichkeit an sowie auf die Gruppenzusammensetzung (Situation, Persönlichkeiten anderer Mitglieder, Fähigkeitenverteilung, Motivationen, etc.).
Wer zuerst eine gewisse Position beansprucht (ob positiv oder negativ) drängt dabei schon die anderen auf die verbliebenen Plätze (und zeigt damit Entschlossenheit, schnelle Entscheidungsfreudigkeit, Risikobereitschaft, Kompetenz und letztlich nichts anderes als Macht). Er wird als Anführer schnell akzeptiert, muss sich aber auch später gegen Konkurrenten beweisen, die ihren Aufstieg lange und akribisch planen.
Gibt es jedoch unterschiedliche Charaktere, verhält sich dieses System (das durch die menschliche Psyche geprägt ist) noch komplexer. Denn Charaktere können verstärkt oder abgeschwächt werden (positive oder negative Rückkopplung).
Verstärkt:
Der Mensch mit der Macht bekommt noch mehr und wird noch selbstbewusster und evtl. rücksichtsloser.
Abgeschwächt:
Dem Selbstbewussten kommt jemand zuvor, der noch selbstbewusster ist oder eine andere Fähigkeit hat, die ihn für diesen Posten wertvoller macht. Der erste Selbstbewusste verliert so etwas von seinem Selbstbewusstsein und fügt sich eher in die Gruppe als seinen Egoismus auszuleben, auch wenn er es nur für den Moment tut, um durch die Dynamik der Gruppe wieder zur Spitze aufzuholen, sich Schwung zu holen. Genauso wird unter einer Menge von Mitläufern einer irgendwann die Führung übernehmen um die gemeinsamen Interessen zu wahren, weil und falls er sieht, dass die anderen noch unfähiger oder unwilliger sind als er und sonst die Gruppe zerbricht.
Hierarchie in Gruppen:
Eine Hierarchie ist vorprogrammiert, wenn die Gruppe entsprechend groß ist, sonst würde sie nicht auf diese Größe anwachsen, weil sie nicht verwaltet werden könnte. Denn das System wird zu komplex, wenn z.B. jeder seine Meinung einwirft und alle Meinungen miteinander verglichen und abgewogen werden müssen. Entscheidungen gäbe es dabei wohl nie, sodass es immer einen Kompromiss geben müsste, der von den meisten nur ungern und langsam ausgeführt würde. Eine Befehlsgewalt fordert dagegen Disziplin und die schnelle Ausführung von (am besten) sorgsam getroffenen Entscheidungen.
Die Hierarchie ist durchaus produktiv. Denn wenn der einzelne (bzw. die Mannschaft) keine Lust hat etwas zu machen, das gemacht werden muss, dann können Autoritäten wie Vorgesetzte mit Befehlen psychisch effektiven Druck ausüben und allein durch ihre Autorität Motivation aufbauen. Dazu müssen sie die anstehende Arbeit nicht einmal selbst mögen oder machen wollen. Denn sie geben nur den Befehl, geben die Arbeit also aus der Hand und mit dem Autoritätsbewusstsein und damit verbundenem Gehorsam der Mannschaft verfällt ein Großteil der Unlust. „Es muss nur jemanden geben, der antreibt.“
Abb. 7 (IV.) - Unendliche Hierarchietreppe
Jeder ergibt sich einem anderen Herrn (Abb. 7 (IV.)), und sei es sein Gott oder Gewissen, letztlich aber bestimmt die Sterblichkeit. Aufwärts blickend lernt und gehorcht man, abwärts blickend lehrt und herrscht man. Niemand ist allerdings wirklich absoluter Herrscher und von allen anderen unabhängig, sonst wäre er ein Gott oder Dämon. Ungewollt existiert dadurch eine Hierarchie, der sich keiner entziehen kann. Wer darin nach unten blickt, wird Ehrfurcht und Respekt sehen, sich gegenüber und allen über einem selbst. Wer hinauf schaut, der wird dies ebenfalls ehrfürchtig und respektvoll tun. Nur in seinen Reihen, wo Talente sich gleichen, wird er Freu(n)de und Wettbewerb finden. Über ihm und unter ihm wird das Lernen und Lehren lediglich Ansporn zum Disput und damit der geistigen Freude geben.
Wenn jeder weiß, was er tun soll um den Erfolg zu garantieren (bei der Jagd, im Krieg, um zu überleben, usw.) und wenn alles verfügbare Wissen allen gleichermaßen gehört, wird kein Anführer benötigt, denn jeder weiß was zu tun ist. Doch das Wissen spezialisierte sich in der Geschichte der Menschen, die Lebenswege wurden individueller und man hatte selten den Überblick über das Gesamtgeschehen und daher braucht man in Gruppen organisierter Menschen eine Führung, die sie eint und synchronisiert.
In der Anarchie, wo jeder für sich und sein Überleben selbst verantwortlich ist, braucht es ebenfalls keine Führung. Allerdings gibt es dann auch keine Gruppierungen mehr. Dieses Szenario gäbe es allerdings nicht, da sich die Menschen immer zu Gruppen zusammen finden bzw. Stärkere die Schwächeren unterdrücken.
Das Gefühl gebraucht zu werden und eine bestimmte Aufgabe zu haben, für die man geeignet bzw. qualifiziert ist oder es zumindest niemand anderes besser kann, erfüllt die Menschen und das finden sie oftmals in streng organisierten Hierarchien wie der Armee.
Solange Menschen nicht ganz genau wissen, was sie tun müssen um durch Zusammenarbeit ein höheres Ziel zu erreichen als alleine, müssen sie kommunizieren. Je mehr Zeit sie dafür haben um sich und ihre Ansichten auszutauschen, desto demokratischer und hierarchieloser können sie handeln. Kommt es aber auf rasche und effiziente Handlung der Gruppe an, muss ein Wortführer die Macht ergreifen und in dem Moment besteht eine Hierarchie.
Die Hierarchie wird im Wesentlichen durch Macht bestimmt, welche sich wiederum meist aus dem Können und Wissen bestimmter Menschen ergibt. So sind Eltern gegenüber den Kindern bestimmend was häusliche Regeln betrifft, weil sie wissen, dass es sonst nicht funktioniert oder dass Gefahren lauern. Dass die Hierarchie als Verwaltungsform vor allem in der Jugend oft abgelehnt wird, ist wahrscheinlich im Wesentlichen darauf begründet, dass sie nicht in einer als angemessen empfundenen Weise ausgeübt wird, z.B. mit zu wenig Respekt den menschlichen, selbstbewussten Individuen gegenüber und weil sich die Jugendlichen von den Eltern unabhängig machen wollen.
Eine Lösungsmöglichkeit zu bedrohlichen Hierarchiestrukturen wäre einheitliche Sicht der Hierarchie unter den Menschen zu erreichen, was durch die unterschiedlichen Kulturen jedoch (noch) äußerst schwer fällt und letztlich auch wegen dem zuerst beschriebenen Phänomen (der automatischen Verteilung der Positionen innerhalb der Gruppe) nicht vollends möglich ist.
Führung von Gruppen:
Die Führung von Menschen muss erlernt werden, aber sie ist erlernbar (vgl. Kapitel „Kommunikation und Sprache“: Diskussion, Rhetorik, Manipulation, Werbung).
Der kann führen, der erkennt, dass er mehr kann als andere. Daraus entsteht fast automatisch (zunächst) eine Abgrenzung und Arroganz gegenüber den Mitmenschen die sich ganz ähnlich auch bei Spezialisten zeigt. Sie ergibt sich aus Erfolg und dem nötigen Selbstvertrauen sowie Selbstbewusstsein um diesen Erfolg überhaupt zu erreichen. Konsequentes Auftreten (vor allem im Zusammenhang mit Gerechtigkeit und innerer Logik), Zielstrebigkeit und Konfliktlösung sind weitere Eigenschaften und Fähigkeiten, die ein Anführer haben muss. Führung von Menschen heißt aber nicht alles zu können, was sie auch können, sondern ihre Fähigkeiten zu erkennen und sie so zu lenken, dass die gesamte Gruppe etwas davon hat. Wie konsequent man selbst anderen gegenüber bleibt, wird darüber bestimmen, ob sie einem folgen werden und eher von ihrer eigenen Linie abweichen. Die meisten werden schnell einlenken, wenn sie merken, dass der andere sicherer ist in seinem eigenen Auftreten. Schwieriger wird es, wenn der Anführer neu ist und die anderen schon lange zusammen sind. Doch die (psychologische) Regel greift auch hier irgendwann.
Natürlich hilft es die anderen für sich zu gewinnen, indem man manchmal auf ihre Schiene einlenkt und sie so glauben lässt, man würde auch in ihrer Lebensweise und -ansicht etwas Bestaunenswertes finden und sie verstehen (also Gleichheit zeigen).
Eine Führung von Menschen wird dann schwierig, wenn zu viele Menschen mehr zu wissen scheinen als der Anführer. Dann schwindet die Autorität der Führung. Allerdings kann sich der Anführer nicht sicher sein, ob dieses Mehrwissen oder Mehrkönnen der anderen tatsächlich auf Erfahrung und Wissen beruht oder ob es nur spontane und mäkelnde Kritik ist. Eine Ausnahme sind spezialisierte Experten innerhalb der Gruppe. Daher braucht der Anführer entweder ein großes Wissen über sein Gebiet, eine hohe Intelligenz / Vorstellungsvermögen / Kreativität / Schlagfertigkeit um Bedenken und andere Argumente zu zerstreuen, körperliche oder psychische Gewalt und Strafen, um Bedenken zu unterdrücken oder ein hohes Selbstvertrauen, um die anderen z.B. mit Hinweis auf die Zielstellung zurecht zu weisen. Er muss damit die Autorität bewahren.
Sektenprinzip:
Listige und intelligente Menschen scharen dümmere, unerfahrene, einfältigere Menschen um sich und verschaffen sich so eine Machtposition. Selbst körperliche Stärke sichern sie sich dadurch (durch Vereinnahmung starker Personen) und stellen sich über andere. Nun vererben sie diesen Gewinn und begründen Dynastien von Unterwerfungen und häufen Güter an. So wurde aus dem urzeitlichen Kommunismus mit gleichgestellten Menschen Feudalismus aufgrund der Sesshaftigkeit und dem Auftreten von Gütern und Besitztümern wie Land. Die Vergänglichkeit wurde vertrieben.
Der Mensch braucht eine Gesellschaft um sich herum. Um in dieser durch den Gruppenzwang nicht unterzugehen und aus ihr verstoßen zu werden, um sich also zu beweisen (egal welche Art von Gesellschaft), muss er Standards einhalten, mithalten, konsumieren und Trends „kaufen“. Dafür wiederum muss er mehr arbeiten, sich selbst verkaufen (können). Nichts anderes ist das Prinzip vieler Sekten. Sie habe in kleinen Gruppen erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Kapitalismus in großen Gesellschaften.
Die Anführer von Sekten haben meist den Fehler begangen, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Sie haben oft gute Ideen, doch wollen sie die Menschen psychisch und irgendwann auch physisch dazu zwingen, statt zu überzeugen. Manche wollen andere auch nur ausnutzen und beherrschen.
„Ideal“ wäre ein radikaler Sektenführer, wenn er den Menschen (besonders „Ungläubigen“) freie Entscheidungsgewalt lässt, aber die Rahmenbedingungen festlegt, also entscheidet, wozwischen sich der andere entscheiden darf. Oft hat es solch eine Person zum Herrscher eines ganzen Volkes gebracht (z.B. in Demokratien).
Motivation anderer:
Der Mensch ist auf erfolgsorientiertes Arbeiten angelegt. Ohne diese Aussicht scheint ihm entstehende Arbeit sinnlos (wenigstens Bezahlung oder Ansehen sollte in Aussicht stehen). Erst durch Erfolge (und Misserfolge) kann er aber lernen und ein Ziel verfolgen. Das wiederum ist notwendig um etwas wie Erfolg zu erkennen, zu schätzen und dadurch überhaupt zu erreichen. Um die Motivation von Untergebenen zu bewahren und ihnen Erfolg zu zeigen, müssen sie Lob oder Rüge bekommen und dadurch immer näher an ihr größtes Ziel geführt werden. Sie müssen Fortschritte erkennen. Das ist der Preis für ihre Leistungsbereitschaft. Denn irgendwann haben sie ihr Ziel erreicht und man muss sie mit anderen Zielen neu motivieren.
Die Zielerreichung deswegen solange wie möglich (abhängig von jedem einzelnen) hinauszuzögern ist notwendig, darf aber nicht übermäßig geschehen. Sobald man in den Untergebenen einen unüblichen Leistungsnachlass erkennt, muss man aber nachgeben (um ihren Verlust nicht zu riskieren). Die Schwierigkeit liegt in der Einschätzung darin durch Erfahrung. Der Chef wird allerdings unbeliebt, wenn die Ziele, die er dem Untergebenen versprach, nicht durchgesetzt werden – egal, ob er oder seine Mitarbeiter es verschuldet haben.
Untergebene denken extrem (gut oder schlecht) von Chefs, weil sie diese oft nicht begreifen und nur aus ihrer Sichtweise denken. Mehrere Untergebene können aber den Chef sprengen, bzw. schädigen oder sogar infizieren und ihm so ihren Willen aufzwingen, weil der Chef seinen Wert nicht selbst erkennen und sich nur mit vielen niederen vergleichen kann. So bleibt er bewegungsunfähig.
Die meisten Menschen wollen einen Anführer, dem sie sich auch bedingungslos unterordnen können und der ihnen sagt, was sie tun sollen, um Glückseligkeit zu finden. Solange die Menschen / Individuen ein gemeinsames Ziel verfolgen, sind sie in der Lage zusammen zu halten, Befehle zu befolgen und kontrollierbar. Wenn das Überleben aber allgemein gesichert ist, suchen sie sich eigene Ziele, die der Größe des Überlebens nahe kommen und hören nicht mehr bedingungslos auf Ranghöhere, die ihren Status durch Stärke, Intelligenz oder Führungskraft bewiesen haben. So sehr man auch geliebt wird, ist es damit vorbei, wenn man sich einen Fehltritt leistet. Wird man gehasst, überwiegt dagegen eher der Zweifel an einer vermeintlich guten Tat und es wird einem als Schachzug ausgelegt.
Um gefürchtet zu werden, muss man Stärken und Selbstbewusstsein zeigen.
Um geliebt zu werden, muss man Schwächen und Selbstbewusstsein zeigen.
Um ignoriert zu werden, muss nur das Selbstbewusstsein fehlen.
Um ausgenutzt zu werden, müssen Selbstbewusstsein und Stärken fehlen.
Bewusster Gehorsam / Loyalität:
Gehorsam ist das Prinzip der Unterwürfigkeit. Aufsässigkeit ist das Prinzip der Herrschaft. Aus einem dieser beiden Prinzipien allein kann aber keine Führungspersönlichkeit und keine Gefolgschaft sinnvoll gestellt werden. Man kann nur demjenigen verlässlich Befehle erteilen, wem schon Erfahrung über die Aufgabe zuteil wurde bzw. wer höchst loyal ist.
Die Handlungsgründe für Gefolgschaften bestehen zumeist aus Terror und Angst, Liebe, Ehrerbietung, Verehrung, Vertrauen, Wissensdurst, einem gemeinsamen Ziel oder fehlendem, eigenen Willen. Absolute Loyalität ist für einen Menschen nicht einmal gegenüber einem Gott gegeben, denn wer eigenständig denkt, dem kommen Zweifel und der hat ein Ego, das neidisch und eifersüchtig auf den Herrn / die herrschende Macht werden kann, wenn andere trotz steter, eigener Treue bevorzugt werden oder man selbst gerügt wird.
Die eine Seite verlangt von einem Anpassung und Eingliederung in die Gesellschaft, die andere gelebte Veränderung und Zerstörung der bestehenden Ordnung – was soll man also tun?
Polarisierung in Gruppen:
Erst wenn man genauso ist, wie die anderen oder sie beherrscht wird man als Teil der Gesellschaft akzeptiert. Freilich sollten Regeln eingehalten werden, aber jeder muss das für sich selbst erkennen. Dafür ist Bildung und erzieherische Anleitung notwendig. Die diktatorische Überwachung der Gesetzeseinhaltung schwächt die Gesellschaft bis zu einem gewissen Punkt, von wo sie sich gegen die Unterdrückung erhebt oder unter ihr zusammenbricht.
Wenn die Besten ihres Fachs bzw. ihrer Umgebung anderen gegenüber zu hochmütig sind, werden sie nicht akzeptiert oder stehen außerhalb ihres Umfeldes. Die Beziehungen zu anderen und die gemeinsame Arbeit leiden darunter. Zeigen sie jedoch Demut und Menschlichkeit, stellen sie sich auf eine Stufe mit dem Umfeld und verzichten auf einen Teil des eigenen Ansehens. Dann können sie die Gesellschaft untereinander versuchen zu verbessern.
Man muss sich interessant machen und geheimnisvoll geben, aber neben offensichtlichen und dringend notwendigen Stärken auch menschliche Schwächen zeigen, dann wird über einen geredet. Man muss polarisieren: Damit jemand einen selbst gut bzw. anziehend findet, müssen andere einen schlecht finden und dann müssen sich Lager um diese Meinungen bilden und diskutieren. Eine Diskussion, ein Streit um die (eigene) Person muss entstehen und damit Gerüchte und Aufmerksamkeit (durch vermeintliche Geheimnisse und daraus entstehender Neugier).
Entweder du hast eine Idee und folgst dieser zur Ausführung oder du schließt dich jemandem an, der eine bessere Idee hat bzw. dessen Argumente dich eher überzeugen. Entweder erschafft man also einen neuen Gedanken und errichtet Befürwortung und Ablehnungspole oder diese existieren bereits und erzeugen ihrerseits eine neue Vorstellung als etwas Lebendiges, etwas, das diskutiert wird und Beschäftigung findet. Befürwortungs- und Ablehnungspole können auch Wünsche und Alpträume sein.
Gruppenentwicklung
Menschen bilden ihren Charakter und ihre Sicht von der Welt (zumindest die Umrisse davon, also die expressive Ausrichtung) nach ihrer Umwelt aus. Selbst wenn jeder Mensch den gleichen Charakter hätte, würden sich die Meinungen unterscheiden – einerseits weil die Menschen dennoch unterschiedliche Erfahrungen gemacht hätten und andererseits weil sie Gruppenpositionen bzw. Gesellschaftspositionen einnehmen (müssen). In kleinen Interessengemeinschaften zu zwei bis ca. sechs Menschen fällt es nicht auf, da alle etwa gleichberechtigt sein können. In größeren Gruppen jedoch ist die Ausbildung einer Führungskraft, in noch größeren eines Vorstandes oder sogar einer Regierung notwendig und Positionen müssen ausgefüllt werden. Man braucht verschiedene Charaktertypen in der menschlichen Gesellschaft, sonst würde einer die Position des anderen neiden oder keiner eine Führungspersönlichkeit werden wollen.
„Meine Freiheit endet, wo die Rechte des anderen beginnen.“ (Abb. 1 (IV.)). Aber jeder hat ein anderes Bedürfnis und eine andere Auffassung von Freiheit. So kann es dennoch sein, dass sich die Freiheiten überschneiden, weil die Gemeinschaft innerhalb nicht mehr Platz bietet. Je größer die Gemeinschaft ist, desto höher wird die Dichte (sonst ist es keine Gemeinschaft, sondern nur eine Ansammlung) und umso kleiner der Platz. Daraus entsteht eine bestimmte Zusammensetzung der Gruppe, da sie sich, je größer sie wird, nicht mehr aus jeder beliebigen Charakterart zusammensetzen kann, sondern eine bestimmte Zahl von Anführern, Mitläufern und Außenseitern bzw. Rebellen braucht, um diese Größe überhaupt zu erreichen. Je mehr Menschen eine Gruppe hat, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich Rebellen und Gegner dagegen erzieht und damit umso instabiler wird. Ist die Zahl ihrer Gegner zu groß, wird sie durch ständige Erschütterung (Terrorismus, Verschwörungstheorien, Aberglaube, Religion, Zweifel, etc.) an verschiedenen Stellen geschwächt. Es ist anzunehmen, dass es einen absoluten Schwellenwert gibt (egal wie groß die Gemeinschaft ist), welchen diese Schwächungen summiert oder potenziert überschreiten müssen um die Gesellschaft zu zerreißen.
Gruppenbildung:
Parteien- und Gruppenbildung gehört zum menschlichen Leben und sollte auch bewahrt werden, solange kein Krieg daraus erwächst.
Menschen sind sich so ähnlich, dass sie sich größtenteils verstehen und sogar ganze Gesellschaften aufbauen können, die meistens auch recht lange funktionieren. Daher sind es schon die kleinen Unterschiede, die uns vorgaukeln wie verschieden wir doch von den anderen sind.
Die Gruppe verteilt Autoritäten auf ihre Mitglieder. Die dominantesten Personen beanspruchen einen geistigen Inhalt, an dessen Gerüst die Gesamtmeinung ausgebildet wird. Je nach Persönlichkeitsstärke der übrigen Mitglieder wird dieser Grundinhalt strikt nach Vorstellung der gruppenführenden Personen ausgerichtet, an bereits bestehenden Strukturen orientierend ausgeweitet und demzufolge werden auch Mitglieder als Teilautorität anerkannt oder nicht.
Um das Bewusstsein und die Einstellung eines Menschen zu ändern, kann ein Ortswechsel oder vor allem Gruppenwechsel helfen. Denn im alten Zustand nimmt der Mensch eine bestimmte Position / Rolle innerhalb einer Gruppe ein (oder ist allein und hat keine Zugehörigkeit bzw. Position). In manchen Gruppen fehlt ein Charakter wie er oder ist schon besetzt, wodurch sich durch die Gruppendynamik ein neues Muster in der Gruppe ergibt und der Mensch seine Position finden muss. Die Gruppenbildung kann sehr schnell und entschlossen zustande kommen und dauerhaft beibehalten werden, wenn die Mitglieder sich z.B. ergänzen und verstehen bzw. akzeptieren, oder sie kann sich sehr schleppend und nur erzwungenermaßen entwickeln, wenn die Mitglieder z.B. alle nicht sehr selbstbewusst sind oder sich nicht mögen. Dann ist das Entwicklungspotential sehr unkalkulierbar, aber groß.
Die Gruppendynamik bildet sich überall aus. Schulklassen machen da keine Ausnahme. Dort ist es allerdings meist nur für ein paar Stunden der Fall, dass die Gruppe miteinander zu tun hat und das beschränkt sich meist auch nur auf das bloße Zusammensitzen, aber auch auf das Lernen für sich alleine im Unterricht. Daher kommt es nicht zu einer Gemeinschaftsbildung, wenn jeder den Rest des Tages seine eigenen Aktivitäten unternimmt. Hierarchien und Funktionen innerhalb der Gruppe werden nicht hinreichend genug ausgebildet und bleiben in Zwischenstadien, wodurch es zu kleineren Grüppchenbildungen (Cliquen) kommt, weil z.B. zu wenige Führungspersönlichkeiten vorkommen oder der Reifeprozess einzelner Personen nicht abgeschlossen werden kann, um diese Rollen zu übernehmen.
Wenn allerdings das Internatleben nicht realisierbar ist, kann zumindest eine größere Gruppenbildung durch intensive Zusammenarbeit geschehen. Klassenfahrten und Projektarbeiten sind schon gute Ansätze, gehen allerdings selten tief genug in die Gruppenbildungsphasen hinein. Die Gruppe sollte deshalb lernen, dass sie nicht voran kommt, wenn sie nicht alle Mitglieder unterstützen kann. Das passiert am besten durch Situationen, die jedes Mitglied fordern und nicht gelöst werden können, wenn nicht alle mitmachen. Dann lernen die einzelnen Mitglieder, auf jeden einzugehen und zu versuchen, ihn zu verstehen. Überlebensübungen und abgeschwächte Extremsituationen haben dafür z.B. ein sehr großes Potential.
Konflikte von Gruppen:
Der Mensch will in der Gesellschaft leben, so ist er angelegt. Deswegen kümmert es ihn auch viel, wie andere Menschen von ihm denken – viel mehr als er sich um diese Menschen kümmert. Denn noch vor dem Merkmal, in einer Gemeinschaft zu leben, ist er Egomane. Diese Verbindung von gesellschaftlichem Zusammenleben vieler Egoisten ist die Ursuppe aller großen Konflikte.
Viele Probleme und Konflikte entstehen erst, weil man versucht seine Ehre zu verteidigen. Aber was bringt es solch eine imaginäre Sache zu erhalten, die einem nicht einmal direkten physischen oder psychischen Nutzen bringt? Zwar ist Ehre mit Ruhm und Ansehen verbunden, aber z.B. über eine Beleidigung hinweg zu sehen ist weniger konfliktbelastet und „ehrenvoller“ als seine Ehre mit einem Gegenangriff zu verteidigen. Ehre ist letztlich ein Produkt des Krieges, in dem Menschen einen Sinn darin sehen mussten ihr Leben zu lassen, ohne mit dem Gegner direkt verfeindet zu sein. Wer seine Familie, sein Volk oder eine Idee verteidigte und nicht nur an sein eigenes Leben dachte, erhielt dadurch Ehrungen. Aber die Verteidigung aufgrund einer nichtigen Beleidigung ist bestenfalls ein übersteigertes Ehrempfinden und letztlich durch Dummheit sogar unehrenhaft, denn man bringt sich selbst in Gefahr und riskiert durch unüberlegtes Handeln, das hitzig von Emotionen getrieben ist, einen tatsächlichen Rückschlag des Gegner auf seine Familie / sein Volk / seine Idee und eventuell sogar eine Fehde oder einen Krieg.
Indem der Mensch dem Kapitalismus und somit dem Konkurrenzkampf folgt, lebt er genau im Sinne der Evolution. Um sich von ihr abzuscheiden, müsste er auch diesen Konkurrenzkampf aufgeben. Am einfachsten würde das durch Unterwerfung unter (willkürliche) andere Menschen geschehen, am besten aber durch ein respektvolles Miteinander.
Diese Menschen würden sich jedoch wahrscheinlich nicht mehr weiterentwickeln und bräuchten schon einen künstlich entfachten Wettkampf, um ihre Fähigkeiten auch im Laufe ihres Lebens zu entwickeln. Das Leben der Wesen auf der Erde (und so auch des Menschen) ist geprägt von ständigem Stress sich behaupten zu müssen und wird nur dadurch auch erhalten. Allerdings muss man darauf achten, diesen Stress nicht ausarten oder negativ werden zu lassen. Er soll antriebsfördernd sein, aber einen nicht verzweifeln lassen. Man kann nur die Richtungen einschränken, in welche der Mensch sich selbst (also seine Artgenossen) bekämpft. So können Wettbewerbe ausgetragen werden, die auf Rücksicht des anderen, jedoch auf Erfolg der eigenen Partei ausgerichtet sind. So könnte Kriminalität vermieden, das heißt verhindert werden zu erlernen (durch Erziehung). Denn letztendlich bringt es der Menschheit nichts überintelligente Individuen hervorzubringen, die sich aufgrund des gegenseitigen Kampfes irgendwann selbst vernichten. Das wäre höchstens der Plan einer dritten Partei, z.B. einer anderen Spezies oder eines Gottes.
Ist einmal der Konflikt geboren, kann er nicht mehr gezügelt werden. Es muss verhindert werden, dass es zu einem Konflikt kommt. Die Menschen, die an dem Konflikt später beteiligt sein werden, müssen vorher davon fern gehalten werden. Denn geschieht dies nicht, ist es nutzlos sie überzeugen zu wollen und sie haben auch jedes Recht dazu den Konflikt auszutragen, wie die, die sich davor schützen wollen, das Recht haben zu fliehen.
Daher muss die Vermeidung im Vordergrund stehen, falls sie überhaupt notwendig ist. Das von vornherein abzuschätzen ist jedoch kaum möglich. Mit dem Versuch des Eindämmens werden oft nur neue Fundamente geschaffen und das Feuer auf viele kleine Flammen weiter aufgeteilt, bis alles Brennbare erloschen ist und alle Menschen, die jemals etwas damit zu tun haben könnten, verschwunden sind.
Egal welche Meinung jemand zu einem Thema einmal hatte: wenn diejenigen, die ihn damals hörten, damit nicht einverstanden waren, wird es ihnen in ihrer Erinnerung immer so vorkommen, als hätte er die falsche Meinung gehabt, selbst wenn sich später herausstellen sollte, dass genau diese richtig war. Denn die Mehrheit kann nach langer Zeit (mehreren Jahren) im Normalfall einen Mensch nicht mehr eindeutig mit dessen Meinung zu einem bestimmten Thema zuordnen und so bleibt nur noch der Fakt „falsch“ im Gedächtnis hängen. Menschen achten vor allem auf das zuletzt Getane eines anderen sowie auf emotional-moralisch gewichtige Taten, um ihn zu beurteilen. Hat er darin etwas gänzlich Unterschiedliches gezeigt als stets vorher, sind sie gewillt ihre Meinung über ihn zu ändern (so muss z.B. ein Mörder einen Mord verhindern um wieder anerkannt zu werden und andersherum). Sobald sich genügend Informationen über jemanden (innerhalb der Gruppe) zusammengetragen haben, bildet sich ein Bild über ihn aus. Dieses Bild lässt sich dann kaum noch revidieren, es sei denn umso stärkere Ereignisse die Person betreffend (positiv oder negativ) überlagern es.
Allerdings lebt die Gesellschaft durch und von Konflikten. Erst die Voraussetzung der Gruppendynamik setzt für viele einen Reiz in ihrem Leben, wo sie nicht mehr nur überleben. Zeiten des Konfliktes und der Not (Krieg, Krisen, Katastrophen, Knappheit) oder der vermehrten Konkurrenz (Kapitalismus) führen zu mehr Innovationen und Entwicklung als Frieden und Müßiggang, sofern entsprechender Wille / Ehrgeiz / Intelligenz der jeweiligen Spezies vorhanden ist.
Es ist eine Welt der ständigen Betrügereien, in der wir leben. Aber gerade das macht für viele heute noch den Reiz aus: Die Tricks und Regeln zu lernen und so gut wie möglich anzuwenden. Die Maßeinheit dafür ist der Reichtum, der oft schon gar nicht mehr als Nützlichkeit des Geldes angesehen wird, denn als Triumph über die anderen. Es ist das westliche Feilschen, nur dass nicht mit länger nur einem Händler verhandelt wird, sondern mit mehreren gleichzeitig und das (scheinbar) beste Angebot den Stolz nährt.
Probleme sind nur bedingt von Menschen zu einer Lösung bestimmt. Wenn die Menschen Probleme lösen wollen, dann meist um sich selbst hervorzutun und eine Leistung zu erbringen bzw. sich einer Arbeit zu widmen, die bisher zu kurz gekommen ist. Seltener steht das Mitgefühl auf der Seite des Problems, weil man ganz einfach ein Individuum ist und zuerst an sich selbst denkt. So ist der Profit, den man an der Ausweitung eines Problems oder an dessen Lösung verdienen kann (ob in Form von Geld, Ansehen oder auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner ganz allgemein der Macht), viel häufiger entscheidend dafür, ein Problem anzugehen – ganz abgesehen von der Richtung, also ob Verschärfung oder Lösung eines Problems. So werden auch oft Probleme stilisiert, die gar keine sind, weil man eine Bearbeitung und damit Profit erzielen will. Viele Probleme werden daher gar nicht erkannt, wo es andere ohne bewusste Einmischung überhaupt nicht gäbe, abgesehen von Folgeproblemen bei der Lösung eines vorhergegangenen.
Ein und der selbe Mensch kann so zur Versöhnung beitragen wollen, wo er in anderer Situation, vielleicht einfach nur zu einem anderen Zeitpunkt, die Polarisierung fördert. Das liegt entweder an der geänderten Sichtweise oder wie bereits erwähnt daran sich stets hervortun zu wollen, ob als Einer oder Spalter (also Gruppenstärkung und Schwächung der Gesamtheit). Der stete Wechsel zwischen den Polen wird hier wiederum ersichtlich und das ist es, was das Leben ausmacht, was zum Problem wird und was damit auch das Leben der mit ihm beschäftigten Menschen belebt, die dafür eine Lösung finden wollen.
Man kann nur versuchen aus der Erfahrung heraus zu handeln. Aber selbst das ist nicht immer richtig. Du kannst es aber aus einer anderen Perspektive sehen. Wenn dich jemand täuscht, dann macht er das, weil er weiß, wie du dich verhalten wirst. Er imitiert also deine Erwartung und indem er das tut handelt er richtig, wenn auch aus dem falschen Motiv. Er verstellt sich für dich und unterwirft sich deiner Vorstellung und verhält sich, wie du es willst. Eventuell bringt das auch dich oder deine Ziele voran, weil er etwas Kleines für dich tut, aber etwas anderes will. Es ist ein Handel, den du mit dem Vertrauen in andere Menschen automatisch eingehst. Vielleicht imitiert er dieses Verhalten so gut, dass er es irgendwann sogar übernimmt und deine Vorstellung von der Welt setzt sich damit durch. Wie du siehst, ist ein Betrug für den Betrüger meist ebenso kraftraubend und unwissentlich verändert er die Welt, oft sogar in einer Weise, die er gar nicht will, denn er dient dem Vertrauen der Menschen und je besser er sein Handwerk versteht, umso weniger fällt es den Menschen auf und das Vertrauen bleibt bestehen. Bessere Betrüger beherrschen das und setzen sich durch, so dass sich Misstrauen über einen aufgedeckten Betrug immer weniger ausbildet und irgendwann ein Betrug nicht mehr von normalem Handeln unterscheidbar wird, denn er muss nachhaltig arbeiten und darf kein Misstrauen durch einen aufgeflogenen Betrug erzeugen. Dieses Phänomen bildet sich derzeit in der Wirtschaft und in der Politik aus und so entstehen letztlich Dienstleistungen.
Alle Ärgernisse der Menschen entstehen aus Missverständnissen und der Verteidigung des Ichs (des eigenen Bewusstseins), also aus Egoismus. Nur weil in jedem Menschen solche Regelmechanismen angelegt sind, streiten sie sich (destruktiv).
Doch genau durch diese lebt die Menschheit, denn im Falle eines perfekten Auskommens miteinander würde sie sich nicht entwickelt haben und auch keine Anzeichen von Leben (das Pendeln zwischen den Polen) aufweisen. Das ist der Ursprung des Krieges als Gipfel der erbitterten und feindseligen Auseinandersetzung und damit Keim für die Entwicklung von Zivilisation, weil Zivilisation Sicherheit, Frieden, Wohlstand und Fortschritt verspricht. Das Glück der einen ist der Wunsch und Neid der anderen, wodurch wiederum Krieg provoziert wird, weil sich die einen auf Wissenschaft und Kunst spezialisieren, während die anderen das Kriegshandwerk verstehen. Der Traum vom Glück provoziert so u. a. auch den Krieg, bis alle zufrieden gestellt sein werden (was wohl niemals passieren wird).
Der Mensch ist zu intelligent um friedlich unter sich zu leben. Verschiedene Gründe sind dafür die Ursache: einerseits die Fähigkeit zum Misstrauen (die Lüge als Kunst voraussetzt), andererseits die Polarisation in ein Denken von „Gut und Böse“ und zudem der wachsende Individualismus, begründet durch - für andere - kaum nachvollziehbare Erfahrungen, wodurch man sich gegenseitig nur schwer versteht. Da der Mensch aber auf seinen Individualismus nicht verzichten will und auf Polarisation und Misstrauen nicht verzichten kann, muss es Spannungen untereinander geben.
Der Mensch will aber individuell sein, weil er Polarisation braucht – Liebe, die nicht ohne Hass sein kann. Denn je mehr einer liebt, umso mehr hasst er auch, und sei es nur das Gefühl von einem Fehlen der Liebe. Er braucht Wettkampf, einer mehr, der andere weniger. Doch sobald nur einer unter vielen so denkt, reißt er bald alle nach.
Wenn der Mensch nicht schon von sich aus begreifen will, ist irgendwann jede gute Lebensphilosophie, jede gute Gesellschaftstheorie, jeder gute Ansatz für die Jugend verblasst und müsste neu erlebt werden. Da aber nicht jeder mit seinen Erlebnissen auf den gleichen Schluss kommt und die gleiche Weisheit erlangt, gibt es niemals Ruhe und Einigkeit einer Gesellschaft.
Durch Zugehörigkeit zu mehreren Gruppen (z.B. Menschheit und eine bestimmte Nation), wird den Mitgliedern immer wieder ein Konflikt verursacht, wodurch Kompromisse gefunden werden oder Pflichten vernachlässigt werden müssen. Stress entsteht, der bis zu einem gewissen Maß förderlich ist, aber oft auch zerstörerisch wird.
Bsp.: Sich mit der gegenwärtigen Situation / Zeit, in der man lebt zu arrangieren oder zu versuchen sie zu ändern ist ein stetiger und andauernder Konflikt. Doch man kann die Situation nur ändern, wenn man auch in der entsprechenden Position ist und über die (Macht)mittel verfügt. Zwar können alle ihre Welt gemeinsam ändern, wenn sie sich nur darüber absprechen, aber einerseits wird es zu jeder Zeit der Weltgeschichte änderungswürdige Situationen geben (man würde also nie dazu kommen sein Leben zu leben oder sogar zu genießen) und andererseits würde sich durch die Gruppendynamik auch nach dem Umsturz wieder ein Zustand einstellen, den manche als veränderungswürdig einstufen.
Konfliktlösung:
Ein Konflikt von außen betrachtet kann nicht zur Zufriedenheit aller gelöst werden. Ein Kompromiss ist zwar objektiv günstig, aber sehr wahrscheinlich nicht aus Sicht aller einzelnen beteiligten Parteien. Denn ein Kompromiss ist selten effektiv genug. Entweder leidet die Leichtigkeit der Umsetzung oder die Planung. Daher müsste die Sicht der Beteiligten von den Entscheidungsträgern direkt erlebt werden, um sich in sie hinein zu versetzen und einen neuen Kompromiss aus ihrer Sicht zu beurteilen. Das jedoch ist sehr aufwendig und zeitraubend und daher wird es am besten notdürftig von der Erfahrung ersetzt.
Eine Einigung wird trotz Übereinstimmung der ideellen Inhalte nicht immer erreicht, z.B. weil die Form nicht stimmt, der Ton zu scharf formuliert ist usw. Sobald die Gruppe jedoch zu groß wird, gibt es immer Neider, Rebellen, Randfiguren (und bei entsprechender Größe auch ganze Randuntergruppen), die sich an irgendetwas stören. Entweder werden dann Beschlüsse föderalistisch für jede dieser Gruppen einzeln gefasst oder diese „Minderheit“ wird ignoriert. Ein Kompromiss kann zwar auch angestrebt werden, aber er steht kaum noch in Relation zum eigentlichen Problem (vgl. Abb. 31 (III.), „Versicherung einer Information“), verklausuliert meist nur die Lösung oder verdreht sie sogar, raubt wertvolle Zeit und lässt die ganze Angelegenheit noch undurchsichtiger erscheinen.
Kontroverses und paradoxes Verhalten in Gruppen:
Intelligente Menschen brauchen Aufgaben. Jeder Mensch braucht Aufgaben. Jeder ist intelligent. Bekommen wir keine Aufgaben, wodurch wir schöpferisch tätig sein können, versuchen manche eben zu zerstören (eventuell mit dem Ziel, danach selbst wieder neu aufzubauen). Daher heißt es auch: „Jede Generation braucht ihren Krieg.“ (um wieder etwas zum Aufbauen zu haben). Die Aufgabe der Destrukteure besteht dann darin, im Bestehenden die Fehler zu finden und es zu zerstören. Das wird ihnen auch gelingen, weil sie motiviert genug sind und die Motivation wächst, je weniger konstruktive Herausforderung sie sonst finden.
Manche müssen erst zerstören um zu erkennen, wie es funktioniert oder dass sie davon abhängig waren.
Es kommt darauf an wer etwas sagt. Wenn eine Weisheit von einem anerkannten Meister gesagt wird, gilt sie mehr als wenn sie von einem Narren ausgesprochen wird, obwohl es die gleiche Weisheit ist. Doch was der Narr sagt, kann in den Augen der meisten nicht stimmen, weil er ein Narr ist. Genauso gilt es auch anders herum. Dadurch verhalten wir uns oft närrisch, obwohl wir glauben, dass Richtige zu tun.
Ein bedeutender Fakt in der Gruppendynamik sind die Rollenverhältnisse, in die man gedrängt wird oder sich selbst findet. Besonders die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern sorgt für vielleicht den größten Antrieb der Dynamik in Gruppen. Denn von der Natur aus wird der Unterschied benötigt, aber das Auskommen untereinander fällt durch die Unterschiedlichkeit gehörig schwer. Menschen könnten untereinander nicht unterschiedlicher sein und nicht zu gegensätzlicheren Gruppen gehören als zu einem der beiden Geschlechter. Da sie aufeinander angewiesen sind, kommt es jedoch immer zu Konflikten wegen verschiedener, meist sogar gegensätzlicher Vorstellungen, Absichten und Wünschen.
Geschlechtsunterschiede werden schon darin deutlich, dass mit zunehmender „Gleichberechtigung“ mehr Wert auf die Unterschiedlichkeit gelegt wird, z.B. mit der Gleichstellungsklausel, durch die man auf den Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Teilnehmern hinweisen muss: mit der Endung „-innen“ als Bezeichnungszusatz für Frauen.
Gruppengröße
Überbevölkerungsdiskussion:
Die Erde hat zu viele Menschen (derzeit über sieben Milliarden). Das Problem ist nicht nur, dass sie nicht mehr ernährt werden können, sondern auch dass sie sich gegenseitig und die Umwelt behindern. Das Netz von Menschen ist zu engmaschig geworden. Beziehungen zwischen Menschen wachsen exponentiell mit der Zahl der Menschen. Der Informationsfluss wächst damit ebenso exponentiell an. Dieser Kapazität kann man nicht dauerhaft folgen. Indirekt bzw. unterbewusst muss der Mensch einen Überblick über die Zahl der Menschen behalten und wissen, was er erreichen kann. Die Masse muss berechenbar bleiben um auch mit eigenen Fehlschlägen leichter fertig werden zu können (und nicht um zu denken, dass es bei der Masse an Menschen auf der Welt immer welche gibt, die fehlerloser und erfolgreicher sind als man selber) und um eine Grenze zu sehen. Ohne diese ist alle Freiheit nur orientierungslos und erdrückend. Zu nahe Grenzen dagegen sind einengend und langweilig.
Daran, dass Volksgruppen ab einer bestimmten Größe ihre eigenen Traditionen ausbilden und pflegen, erkennt man schon eine quantitative Abtrennung der Stämme bzw. Gruppen und die Gefahr der Bedeutungslosigkeit, die ein ständiges Wachstum verursacht, weshalb sich in wachsenden Gruppen gleicher Traditionen bald kleinere Gruppen (unbedeutender Menschen) neu bilden und eventuell auch abspalten.
Entsprechend kleine Gemeinschaften können sich auch gegenseitig besser in Schutz nehmen oder darauf achten, dass die zwischenmenschlichen Abläufe im Rahmen der akzeptierten Konventionen vor sich gehen. Die Freiheiten des Einzelnen müssen dadurch nicht behindert werden.
Beispielhaft dafür ist die Gewalt an Schulen, die v. a. durch die Unpersönlichkeit der Klassengemeinschaften zustande kommt sowie durch soziale Probleme des Umfelds.
Die Globalisierung hebt unseren Blick und zugleich lässt sie uns bewusst werden, wie klein wir uns ausnehmen zwischen all den Menschen, wie anonym und unwichtig wir in dieser großen Welt sind; jetzt, da das globale Dorf erkennbar wird und zusammenwächst, entfernt sich gleichzeitig unsere Umwelt in ein unbegreifbar großes Universum, das keinen Überblick mehr zulässt und uns einreiht in die Menschenmasse, derer jetzt zu viele sind. Seinen Platz in der Welt unter denen zu finden, die man kennt, ist einfacher wenn es wenige sind.
Allerdings bieten mehr Menschen auch eine höhere Auswahl an Nischenmöglichkeiten. Mit zunehmender Zahl der Möglichkeiten braucht man dagegen auch wieder länger um seinen Platz endgültig festzulegen. Denn man entwickelt seine Persönlichkeit auch nach dem Angebot an Möglichkeiten und die Entscheidungsfreiheit wird so zur Last, zur „Qual der Wahl“.
Mit zunehmender Masse an Informationen und möglichen Weltbildern bzw. Perspektiven entwickelt man sich individueller und bekommt auch ein Gesamtweltbild vermittelt, das sämtliche Erfahrungen der Menschheit beinhaltet und so die menschliche Natur sehr gut widerspiegelt. Man lebt also mehr den natürlichen Charakter eines Menschen aus. Aber dadurch werden wir auch gleichzeitig Spielball von Autoritäten, da der natürliche Charakter sehr leicht zu beeinflussen ist. Außerdem entfernt man sich zunehmend von anderen, ebenfalls immer individuelleren Menschen und die Masse an Möglichkeiten zeigt einem auch, was man alles erreichen kann, worunter man unterscheiden und was man auswählen muss. Entweder beginnt man dann mehr und mehr Weltbilder zu ignorieren, zu zweifeln, abzuwägen und Informationen auszublenden oder man wird von der Fülle überfordert. Die Fähigkeit darunter zu unterscheiden ist von der Intelligenz abhängig (also der Bedingung schnell abzuwägen) sowie einem Charakter mit starkem eigenen Willen und Gleichgültigkeit gegenüber anderem oder einem Charakter, der inkonsequent und einem ständigen Wechsel unterlegen, aber dafür lernfähig statt meinungsstarr ist (die beste, aber auch schwierigste Möglichkeit).
Zwar steigt die Zahl potentiell konstruktiver Beiträge in einer Gruppe mit steigender Mitgliederzahl, aber durch die ebenso steigende potentielle Kritik und Gegnerrate, die dann gegen den einzelnen Sprecher reden könnte, beteiligen sich exponentiell weniger Gruppenmitglieder an der Diskussion.
Durch eine Überbevölkerung überlässt man die Entwicklung der Gesellschaft sich selbst. Kontrolle ist umso weniger möglich je mehr Menschen es gibt, selbst mit einem größeren Kontrollapparat, weil der Aufwand durch die exponentiell steigenden Interaktionsmöglichkeiten überproportional zum Nutzen steigt. Daher selektiert die Konkurrenz die besten Spezialisten heraus. Dieses Vorgehen baut allerdings auf einer Masse von Menschen, die mittelmäßig oder unterdurchschnittlich ausgebildet werden und oft gar nicht entsprechend ihren Fähigkeiten eingesetzt oder ausgebildet werden können. Dadurch verschwendet man wichtige Ressourcen (Nahrungsmittel, Platz, Arbeitskraft, etc.), die bei individueller Förderung des Einzelnen und dessen gezielten Einsatz nach seinen Fähigkeiten mit einem optimalen Ergebnis für die Gemeinschaft genutzt werden könnten. Das Problem, warum dieses Vorgehen nicht stattfindet, liegt darin, dass der Mensch mehr egoistisch als gemeinnützlich denkt und ihm vor allem am Nutzen für seine Partei oder ihm selbst gelegen ist als an der gesellschaftlichen Gemeinschaft oder sogar dem Wohl jedes Einzelnen.
Technischer Fortschritt:
Je größer die Gesellschaft ist, umso mehr Spezialisierung kann erfolgen und erfolgt (durch Konkurrenz und Leistungsdruck, denn Leistung ist umso höher bei gleicher Ausgangslage, je konzentrierter sie in einem Spezialfach wirken kann) und umso mehr Kommunikation mit dem zwar umso kleiner werdenden Nachbarschaftsfeld, aber der immer größeren Anzahl von engen Nachbarn muss insgesamt erfolgen. Darin liegt für viele auch der Reiz der immer tieferen Spezialisierung, weil die Gruppe der fähigen Menschen auf diesem Gebiet überschaubar und die Konkurrenz gering ist, das Ansehen bei Erfolg dagegen wächst.
Zwar fühlen sich die Menschen wohl, wenn es nicht zu viele von ihnen gibt (besonders, wenn diese mit ihnen gleichgestellt sind), denn dann ist die Konkurrenz nicht zu groß und das eigene Leben nicht zu unbedeutend. Aber die Menschheit kommt schneller voran, wenn möglichst viele Menschen zusammen leben, sich daraus möglichst viele unterschiedliche Situationen entwickeln und daraus neue Verfahren und Ideen entstehen, um miteinander und mit dem Leben zurecht zu kommen.
Die Frage ist nur, ob die Gesellschaft schnell vorankommen will (z.B. um besser zu leben) oder muss (z.B. um den gegenwärtigen, zerstörerischen Zustand zu überleben), solange keine äußere Bedrohung eine Entwicklung und Anpassung erfordert. Dann nämlich weicht das Gefühl der Bedeutungslosigkeit des Einzelnen dem Gefühl sich an der Verteidigung beteiligen zu wollen. Ohne diese Lebenserfüllung kommt es dagegen in Friedenszeiten auf die einzelne Willensfindung abseits vom natürlich programmierten Sinn des Überlebens an, wenn das Überleben durch die Gesellschaft gesichert wird.
In Gebieten großen, angehäuften Reichtums ist die nähere Umgebung im Einzugsgebiet des Reichtums meist umso ärmer, da die Menschen ausgebeutet werden.
Ein Volk / eine Nation kann daher nur zeitweise über seine Nachbarn hinaus wachsen. Denn diese werden irgendwann über sie herfallen oder zu diesem Volk auswandern und am Reichtum / Wohlstand teilhaben wollen und ihn damit verdünnen. Ähnlich ist es mit kleineren, demographischen Unterschieden, wie Stadt-Land. Da die Stadt mehr Möglichkeiten bietet, gibt es seit jeher eine Landflucht.
Daher ist ein Land erst dann in stabilem Wohlstand angekommen, wenn seine Nachbarn ein ähnliches Niveau erreicht haben oder sich darüber klar sind, es gerade zu erreichen.
Eventuell ist die Bildung, der Wohlstand oder die „Arbeit für alle“ im Land nicht förderlich für die Wirtschaft, weil diese Ideale schon zu sozialistisch sind. Aber solange die anderen Länder um dieses Land, das solche Werte fördern will, marktorientiert und profitabel denken, steht dieses Land unter ihrem Druck, ist ihnen unterlegen (weil der Kapitalismus die Menschen durch seine Möglichkeiten und Freiheiten lockt) und kann nicht lange unabhängig unter den anderen (Nachbarländern) mit diesen Idealen existieren. Allerdings gibt es Gegenbeispiele wie Kuba (das weitgehend isoliert als Insel existiert) oder die skandinavischen Länder (Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark), die jedoch vor allem aufgrund der geringen Bevölkerungsrate als Nation stabiler mit ihren Idealen leben und sich eher mit ihrem Land identifizieren und etwaige kapitalistische Ziele für das soziale Gemeinwohl ignorieren können.
In größeren Staaten gibt es umso mehr Möglichkeiten und Entwicklung, weil die Konkurrenz höher ist. Umso mehr Menschen müssen dafür aber für wenige Reiche arbeiten und umso mehr Menschen (auch die Reichen) sind unzufrieden. Die Geschwindigkeit der Entwicklung und Glückseligkeit sind dort nicht zueinander kongruent.
In Anbetracht der Städte, auch Citys genannt, muss man doch zu dem Schluss kommen, dass der so genannte Fortschritt erst überwunden werden muss, bevor man wieder vernünftig leben kann: im Einklang mit der Natur, aber gleichzeitig sich entwickelnd, die Natur verstehen und für sich beherrschend, aber nicht versuchen wollend, sich über sie hinweg zu setzen. Sondern sie nutzen, aber nicht auszunutzen und durch das Verstehen genau dieses Gleichgewicht zu finden um sie zu erhalten. Denn wir sind die Natur und brauchen sie, leben in und mit ihr und demzufolge müssen wir sie auch erhalten. Das Zeitalter der Wissenschaft und des technischen Fortschrittes muss also irgendwann auch wieder abklingen, wenn es schon nicht ausklingen wird oder soll. Denn anders wird man den Einklang nicht finden.
Zwar gibt es immer mehr Menschen, wodurch die Gesellschaft potentiell leistungsfähiger wird. Aber die Ressourcen, wie Rohstoffe und Land für den Ackerbau und zur Ernährung dieses Potentials an Menschen, ist weiterhin begrenzt, so dass die Quantität darin untergeht und sogar der Mehrwert verringert wird. Denn diese Menschen müssen durch aufwendige Programme zur Nahrungsbeschaffung ernährt werden und die dafür aufgewendeten Ressourcen können nicht anderweitig verwenden werden, z.B. für die technische Entwicklung. Die optimale Anzahl von Menschen liegt also nicht im Unendlichen, sondern im Ausgleich mit den möglichen Ressourcen (zuzüglich eines Schwankungswertes durch Katastrophen) auf der Erde zur Ernährung und weiteren gesellschaftlichen Versorgung der Menschen.
Das Maß der Bevölkerung:
Die Größe kleiner Gruppen ohne die Notwendigkeit von Institutionen beträgt ca. 150 Menschen (nach Robin Dunbar). Diese Anzahl kann ein einzelner überblicken und mit ihnen umgehen. Die Mindestbevölkerungsgröße für den Erhalt oder die Weiterentwicklung einer Kultur beträgt dagegen mehrere tausend bis zehntausend Menschen, um genügend Aktivität in Wissenschaft und Kunst zu erzeugen und die Kultur nicht zu vergessen. Zu große Nationen gebären wiederum zu viel Macht und zerfallen bald wieder durch Autonomitätsbestrebungen verschiedener Volksgruppen (Bsp.: Sowjetunion, Mongolenreich, Römisches Reich, etc.). Zu viele kleine Staaten reiben sich im Kriegsgeschehen gegenseitig auf und versuchen sich zu erweitern bzw. die Nachbarn zu vereinnahmen (z.B. das heilige Römische Reich deutscher Nation).
Zwischen einer Million und zehn Millionen Menschen einer Gesellschaft / einer Kultur (zur Blütezeit) bzw. hundert Millionen und einer Milliarde Menschen auf dem Planeten, die voneinander wissen und sich potentiell austauschen können (nicht jeder kennt jeden, aber es ist bekannt) scheint im Hinblick auf die zurückliegende Geschichte der Menschheit für das Leben auf der Erde optimal. Durch die geringere Anzahl von Menschen wird der Einzelne höher geschätzt und als notwendig empfunden. Man kommt besser miteinander aus und die Arbeit muss auf alle aufgeteilt und sinnvoll strukturiert werden, statt z.B. überflüssiger Bürokratie. Die Gesellschaft bleibt stabil, kann aber noch effektiv genug arbeiten, alle nötigen Berufe (vor allem Verwaltung) abdecken und dabei noch genug Menschen für die Entwicklung, die Forschung, den Sport und die Kunst bereit stellen und ausbilden. Eine zu hohe Bevölkerungszahl lähmt auch die Wahlbeteiligung oder die Mitsprache. Denn einerseits will man sich nicht vor Massen von Menschen für seine Meinung verantworten müssen und diese Masse im Zweifelsfall gegen sich eingestellt wissen und zum anderen wiegt die eigene Stimme kaum noch etwas, so dass es sich für den Einzelnen nicht mehr lohnt zu wählen und die Verantwortung nicht mehr greifbar wird.
Bei einer geringeren Anzahl von Menschen wird sich nur auf das notwendigste beschränkt, da die Menschen überleben müssen und in diesen Notzeiten keine Arbeitskräfte für die Forschung und Kunst übrig haben, die in diesem Moment als überflüssig gelten. Allerdings kann in einer hoch entwickelten, effizienten und technisierten Kultur auch trotz einer geringeren Bevölkerungszahl stark Forschung betrieben werden, da weniger Menschen in Nutzdiensten beschäftigt und „gefangen“ sind. Als problematisch ergibt sich allerdings das Niveau. Es wird bestimmt durch die Ausbildung dieser Menschen, von denen viele allenfalls Assistenzarbeiten durchführen können, da die Intelligenzkurve stets nur einen kleinen Teil der Bevölkerung als geistige Elite vorsieht, die dann das Niveau bestimmt. Um dieses Niveau massenhaft zu heben, werden bessere Lehr- und Bildungsmethoden benötigt.
Bei einer höheren Anzahl von Menschen herrscht oft Arbeitslosigkeit und hoher Wettbewerbsdruck der einzelnen Unternehmen. Doch auch eine höhere Anzahl von Menschen muss nicht hinderlich sein, wenn die Gesellschaft sie richtig einsetzt, z.B. in vermehrter Forschung, sozialen Arbeitsleistungen (Pflegehilfe, Nachbarschaftsunterstützung, etc.) und Bildungsberufen (Nachhilfe, Anlernen, etc.) weiter fördert oder die Kunst und Kulturbereiche stark unterstützt. Zwar gibt es die Möglichkeit nur die Besten der Besten aufgrund der hohen Anzahl von Menschen und damit eine Auswahl für die Forschung einzusetzen und dadurch das Niveau zu steigern, jedoch leidet die allgemeine Lebensqualität darunter (vor allem der Mehrheit der Bevölkerung durch zu hohen Leistungsdruck, zu viel Konkurrenz, fehlende Anerkennung, Arbeitslosigkeit und insgesamt schlechte Volkswirtschaftsbilanzen), so dass die Gesellschaft ihrerseits dadurch rückwirkend auch wieder eingeschränkt bzw. gelähmt wird.
Förderung von Menschen funktioniert durch Beschäftigung mit ihnen und Anregung ihrer Gedanken. Bei grob ausgebildeter „Massenware“ wird wenig Qualität „produziert“. Wer aber - selbst unter vielen Geschwistern - einen Förderer / Mentor hat, wird auch etwas erreichen. Bei allen anderen liegt der Geist brach. Auch sie hätten eine Möglichkeit gehabt in irgendeiner Spezialisierung, die ihnen läge, ausgebildet und entwickelt zu werden.
Zu viele Menschen nützen ab einem bestimmten Punkt kaum mehr. Selbst wenn ein Gleichgewicht bestünde zwischen Nahrungsanbauflächen und Menschenzahl, sollte eine Reserve gehalten werden und entsprechend weniger Menschen diese nutzen, um nicht zu verhungern. Denn ob sieben Milliarden oder eine Milliarde Menschen die Welt bevölkern ändert höchstens etwas an der Entwicklungsgeschwindigkeit (von Technik, Gesellschaft und Wissen) und an der Entwicklung von Ersatztechniken durch Konkurrenz (falls bewährte Techniken ausfallen), dafür aber auch an der Überlebensrate der Umwelt. Die Menschen werden durch höhere Entwicklung nicht glücklicher, schon allein, weil diese Entwicklung nicht zu ihrer Natur und damit nicht zu ihrem Weg zum Glück gehört. Denn die Art und Weise der Menschen selbst entwickelt sich kaum seit sie zivilisiert leben. Nur anpassen können sie sich schnell, suchen dann aber immer wieder nach den gleichen Glücksprinzipien (Familie und Geborgenheit, ein erfülltes Leben, wenig Leid, Überleben, Ansehen und Erfolg, etc.).
Wieso müssen die Menschen der Welt zusammenwachsen? Eine umso größere Gemeinschaft ist nur auch umso anfälliger und kleine Krisen können global werden und die gesamte Menschheit bedrohen. Man muss sich nicht bekriegen, aber selbstständig nebeneinander leben, in gewachsenen Kulturkreisen, die sich weiter entwickeln und gegebenenfalls regional auch vereinen oder trennen können. Das ist fortlaufende Gesellschaftsentwicklung. Denn einzelne Kulturen sind wie eigene Individuen, weil sie Untergruppierungen der Gesamtheit „Menschheit“ sind. Diese Gruppierungen können sich austauschen, aber müssen deswegen nicht gleich vermischt und unbedingt zusammen leben. In der Geschichte der Menschheit hat sich oft sogar das Gegenteil als vorteilhaft für alle herausgestellt.
- Beispiele für die Trennung von Völkern: die Russische Föderation, die Europäische Union
- Beispiele für multikulturelle Gemeinschaften: das Römische Reich, die USA, Australien, Großstädte wie London, Berlin, Wien, Paris, Moskau, New York, Los Angeles, etc.
Durch Spezialisierung innerhalb einer Art bzw. Gemeinschaft entstehen Symbiosen (und Parasiten) und damit ein neues, leistungsstärkeres, übergeordnetes Lebewesen (z.B. die Menschheit). Solange aber noch rein eigennütziger Egoismus herrscht, ist es nicht eigenständig mit einem eigenen Willen, der es auszeichnet.
Das heißt aber auch, dass es einzelne Völker (als größeres Individuum) geben muss und dass sie in Konkurrenz zueinander stehen müssen, um eine gesunde (und daseinsberechtigte sowie glückliche) Existenz zu führen. Andererseits bilden sich automatisch Untergruppen (z.B. Dorfgemeinschaften, Vereine, Gangs, autonome Gebiet, die ausgebeutet oder schlechter behandelt werden wie Südsudan, Osttimor, Südossetien, Ostdeutschland, Franken, Bayern, etc.). Mit der Verschmelzung aller Menschen zu einer Menschheit im Multi-Kulti-Staat ist diese Symbiose überladen und hat keinen Existenzgrund mehr. Es braucht Konkurrenz und Abgrenzung in kleine Einheiten um langfristig zu überleben. Im menschlichen Körper entsteht dies durch Aufgabenteilung der Organe ähnlicher Zellzusammensetzung. Doch ist es selten der Fall, dass eine Kultur nur eine Richtung von Menschen hervorbringt (durch die Gruppendynamik) und daher finden sich die Menschen verschiedener Kulturen aufgrund ihrer Interessen zusammen, wodurch die Nationalitäten vermischt werden. Wer zuwandert, muss daher seine Nationalität und damit vor allem sein kulturelles Denken ändern oder sich zumindest unauffällig gegenüber den neuen Konventionen verhalten. Denn er kann nicht erwarten, dass die Menschen angestammter Nationalität dies tun oder dass Nationalität grundsätzlich aufgegeben wird. Er muss seine alte Kultur nicht aufgeben und darf und sollte natürlich auch Denkanstöße geben, die z.B. aus seiner eigenen Heimaterfahrung resultieren. Aber er muss mit besonderer Vorsicht und Rücksicht handeln und dabei bereit sein Neues dazu zu lernen, denn auch er beeinflusst seine neue Umgebung sowieso automatisch durch die Anziehungskraft und Neugier aufgrund seiner Exotik.
4.5 Ökonomische Kräfte - Macht, Geld, Ruhm
Ökonomie ist nichts als die Optimierung der Ressourcennutzung. Die Ziele und die Kräfte entsprechen sich gegenseitig denn Macht, Geld und Ruhm sind gleichermaßen Ziele wie Kräfte um die Ziele zu erreichen. Auch der Informationshandel ist eine weitere Ökonomische Kraft (Wirtschaftsmacht). Das schließt menschliche Eigenschaften ein wie Neugier, Gier nach Neuem, Fortschrittslauben, Trends und Neid, nichts zu verpassen, Anschluss zu haben und auf der Höhe der Zeit zu sein.
Die Spinne ist ein Ausdruck der Ökonomie, denn nur wo es sich lohnt ein Netz (Macht) zu spannen (Investition), überlebt sie. Außerdem muss sie mit ihren Vorräten haushalten (Geld) und Werbung betreiben bzw. zumindest nicht negativ auffallen (Ruhm).
Wie auf jedem Gebiet, das übertrieben wird, ist eine Gesellschaft verfehlt, in der diese Optimierung den einzigen Zweck des Lebens darstellt, und sie muss sich fragen, wozu sie überhaupt noch existiert. Denn wie bei einem Krebsgeschwür hat sie keinen Existenzsinn mehr.
Macht und Geld sind begrenzt. Darum stellen sie die Recheneinheiten der Ökonomie dar, die sich mit dem Wirtschaften und Haushalten von begrenzten Gütern befasst. Macht, Geld und Ruhm bzw. Anerkennung stellen die Antriebsfaktoren für die Ökonomie und den Handel dar und damit die Währung, in der Leistungen in einer Gemeinschaft honoriert werden.
Wie in der physikalischen Massen-Energie-Lehre der Relativitätstheorie sind Macht und Geld äquivalent zueinander und ineinander umwandelbar. Macht bedeutet Geld. Keine Macht zu haben bedeutet Abhängigkeit vom Willen anderer, wie auch kein Geld diese Abhängigkeit bedeutet. Geld oder Ökonomie ist daher die Verlängerung des Willens. Je mehr man etwas will oder braucht, umso mehr Kapital setzt man ein (an Mitteln, z.B. Geld oder Willensstärke). Glücksspiel ist ein künstlicher, extremer Wille.
Macht <---------------------------------------> Abhängigkeit
Man ist umso mehr von anderen abhängig, je weniger man ihnen zu sagen hat oder je weniger man sie kaufen bzw. für Geld in seine Dienste stellen kann. Allerdings existiert die Unabhängigkeit von Macht und Geld nur so lange wie andere sich beherrschen und kaufen lassen.
Machtstreben ist der Versuch an das obere Ende des absoluten Machtpols zu gelangen und ein grenzenloses Potential unter sich zu sehen, das man nutzen kann, also unabhängig von allen möglichen Umständen und damit gottgleich zu werden.
Wenn man einen egoistischen Machtmenschen heranziehen will, muss man ein Einzelkind verhätscheln.
Warum der ganze Kampf um Macht und Kontrolle, Durchsetzung der eigenen Vorstellungen und Ideen? Da es dem einfachen Menschen zwar egal ist, wer ihn (tyrannisch) regiert, liefern sich verschiedenste Interessengemeinschaften immer wieder und fortwährend ein trickreiches Spiel der Übernahme, der Kontrolle, Eroberung und schließlich doch wieder Auflösung von offiziellen und im Hintergrund geheim wirkenden Regierungen. Wo die eine Schreckensherrschaft vereitelt werden kann, folgt schon bald die nächste Bedrohung und die letzte sieht gar nicht mehr so bedrohlich aus, weil man sie bereits kennt.
Jeder Mensch will Einfluss auf andere ausüben, will seine Meinung bestätigt sehen, indem er die anderen dazu bringt ihm zuzustimmen. Damit lenkt er sie und hat ihr Vertrauen. Um seinen Platz in der Welt als wichtig anzuerkennen und zu sehen, dass seine Arbeit und sein Wirken gebraucht wird, will er seine Interessen und Meinungen verbreiten. Das ist der Ursprung von Machthunger neben dem Bedürfnis seinen persönlichen Willen für sein eigenes Wohl und sein eigenes Empfinden durchzusetzen. Denn je mehr man sein Glück aus dem eigenen Wohlergehen zieht, umso kompromissloser und egoistischer handelt man. Das ist jedoch nur die Richtung der Handlungsweise. Die Stärke bzw. Geschwindigkeit hängt vom individuellen Charakter ab (Sturheit, Ehrgeiz, Kompromisslosigkeit) und ob, wie und wie schnell man es von der Intelligenz und deren Eigenschaften bzw. Tugenden her schafft, das Wohlergehen zu erreichen.
Nicht Gier allein ist der Wille zu mehr Macht und Sicherheit. Auch das Misstrauen gegenüber den kommenden Umständen und die Angst vor dem Verlust des bereits erreichten Standpunktes (der einem umso deutlicher bewusst ist, je mehr man ihn mitverfolgt und selbst aufgebaut hat) und die Absicherung der Sicherheit führt zu endloser Unruhe. Stagniert dieser Zustand längere Zeit und ohne Aussicht auf Besserung, ändert sich auch das Absicherungsverhalten.
Nicht allein die Vorstellung darüber, dass einem etwas gehört, gibt einem das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, sondern auch das Gefühl der Macht bzw. dass man kontrollieren, bestimmen und vorhersehen kann, was passieren wird.
Wer nichts hat legt weniger Wert auf sein Habe und gibt es auch leichter aus – entweder weil er es muss um zu überleben oder weil er es nicht anders gelernt hat. So geben Menschen ihren Lohn schnell wieder aus, wenn sie nie viel Geld zur Verfügung hatten. Sie können nichts mit Geld an sich als Wertanlage anfangen, sondern sehen darin nur den Tauschwert und sie planen meist weniger langfristig.
Entstehung von Macht:
Macht entsteht durch Möglichkeit(en) und dadurch mit gesteigerter Intelligenz. Macht an sich selbst erkennt man nur auf einem gewissen Gleichstand mit einem anderen oder nach Erfahrung mit Macht. Sind die Mächtedifferenzen zu groß, erscheinen sie (meist für den Schwächeren) nicht mehr als solche.
Bsp.: Eine Hauskatze erkennt ihre Unterlegenheit dem Menschen gegenüber. Der Mensch wiederum kennt ihre Waffen.
Ein Käfer jedoch hat keine Ahnung von der tödlichen Gefahr „Mensch“, die ihn sogleich aus einer Laune heraus zerquetschen kann. Er wähnt sich sicher unter seinem - für seine Verhältnisse - sicheren Chitinpanzer. Er könnte auch nichts dagegen tun, außer eben nicht zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort zu sein. Für ihn ist der Mensch außerhalb seiner Wirklichkeit, er ist ein Gott; so groß, dass er ihn gar nicht voll wahrnehmen kann. Dennoch teilt er sich eine Erde mit ihm und hat eventuell eine wichtigere Aufgabe im Ökosystem als der Mensch.
Man muss Kompetenz und damit auch Macht abgeben um nicht zu einseitig und angreifbar / verwundbar zu werden, darf aber auch kein zu breites Verteilungsspektrum haben, um entscheidungsfähig und agil zu bleiben.
Genau wie Erregung wird Macht zur Gewohnheit. Man will immer mehr und schon bald glaubt man an bessere und schlechtere Menschen und an Unterschiede, die eine Unterdrückung rechtfertigen und normal erscheinen lassen. Das Märchen eines gerechten Menschen bleibt Utopie, weil sich der Machthaber trotz Unterdrückung noch als gerecht ansieht.
Wirkliche Macht ist nur das, was die mächtigen Wesen über die weniger mächtigen ausüben. Wer Macht nicht bewusst einsetzt, hat sie auch nicht. Wirkliche Macht fängt bei den mächtigen Wesen an. Wenn diese über sich selbst urteilen können und ihre Macht nicht nutzen, um die Schwächeren zu unterdrücken, sondern sie zu steuern und zu fördern, sind sie wirklich mächtig. Denn sie haben dann auch Selbstkontrolle und Macht über die Abläufe der Gesellschaft und unterliegen nicht ihrer Umwelt und dem Trend zur Diktatur.
Wer die Macht gesehen und ihre Stellung begriffen hat, benutzt die Liebe nur als Mittel zur Menschlichkeit und Sex als Spielart, nicht jedoch als Ziel des Lebens.
Nutzen und Sinn von Macht in Gruppen:
Die Hierarchie der Unternehmen, Politik, Armee usw. ist die Weiterführung der Führung eines Stammes, einer Sippe usw. Das Machtbedürfnis über andere Menschen sitzt so tief, dass es einer Hierarchie bedarf, die dieses Bedürfnis kanalisiert.
Menschen brauchen Machtverhältnisse schon in der Familie oder auch in der Partnerschaft. Man will sich auf jemanden verlassen und ihm folgen können bzw. seine Ansichten sicher und selbstbewusst durchsetzen können. Geht das nicht, kann eine Entscheidung nur mit gehörigem Zweifel und infolgedessen auch nur mit erheblich fehlender Konsequenz ausgeführt werden. Macht sollte daher in der Familie wie der Gesellschaft dort entstehen, wo die Kompetenz am höchsten ist. Generelle Gleichberechtigung bedeutet Handlungsstarre und Verwischung von Wissen und von Spezialisten gemachten Erkenntnissen durch die Meinung von Laien.
Die Strukturierung der Handlungsbefugnisse entscheidet über die Handlungsfähigkeit und die Effizienz einer Gruppe (Firma, Familie, Staat, etc.). Eine Hierarchie regelt die Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortung, Pflichten und Rechte. Man bewundert bei einem würdevollen Machthaber nicht seine Macht, sondern dass er sie erträgt und zu nutzen weiß. Mehr Macht bedeutet auch mehr Verantwortung. Wenn dieses Verhältnis gewahrt wird, kann eine Gruppe mit unterschiedlichen Machtdifferenzen gut umgehen und effizient Entscheidungen treffen.
Das Gesetz der Ausgewogenheit und Balance gilt auch im gesellschaftlichen Bereich. Je mehr Privilegien man hat, umso höher sind die Anforderungen in einem bestimmten Bereich. Für die Gleichgewichtsverschiebung der bevorzugten Behandlung muss man normalerweise in einer gerechten Gesellschaft anderes zurückstecken. Einiges mag einem leicht fallen, anderes wird einem gar nicht oder nie auffallen, aber es fehlt daran, auch wenn man es nicht zu brauchen glaubt (z.B. Zeit bei Gutverdienern, das Gefühl etwas Sinnvolles zu machen bei Theoretikern, normal zu sein bei Genies, etc.).
Machtausübung
Wer die Gesellschaft, so wie sie ist, als untauglich ablehnt, während sie von der Masse unterstützt wird, der versteht ihre Abläufe nicht und versteht es nicht, sie zu nutzen. Die Masse bzw. ihren Willen zu kontrollieren bedeutet Macht. Diese Kontrolle kann von einem oder wenigen Herrschern, von einer Idee, von Medien (oder generell Informanten bzw. Wissensgebern), von ehrwürdigen Autoritäten (z.B. Eltern, Priestern, Königen, etc.) oder der Masse selbst kommen.
Macht erreicht man durch Furcht oder Liebe. Weil man aber nicht erreichen kann, dass einen alle lieben und Schrecken zu verbreiten einfacher ist als weise und gütig zu sein (und von Liebe unterschiedlichste Ansichten herrschen, während die meisten das Gleiche fürchten (z.B. den Tod)), wählen viele die Tyrannei. Ein allgemein „dummes“ Volk kuscht dann vor mächtigen Herren. Es zeigt sich als ehrerbietende Schüler, doch es lernt nichts. Die Gelehrten sind daher versucht sie als unbelehrbar und nur zur Züchtigung fähig anzusehen und mit Sklaverei (des Verstandes) zu strafen, selbst wenn Sklaverei heute mit anderen Worten erklärt und von der Tatsache abgelenkt wird.
Jedes Volk kann manipuliert und missbraucht werden. Bei den meisten Naturvölkern verläuft dieser etwaige Machtmissbrauch durch Priester und Schamanen über die Religion und ihre Götter.
Manipulation der Völker geschieht bei den Engländern über ihren Nationalstolz, bei den Franzosen und Italienern noch mehr, bei den Deutschen über das Einheitsgefühl und bei den Amerikanern über die Angst vor Fremdbestimmung und Machtübernahme bzw. das Verlieren der Freiheit.
Um die Menschen an etwas glauben zu lassen und sie dadurch zu unterwerfen, erklärte man ihnen Phänomene, die Sinnfindung durch Einhaltung moralischer Werte und schrieb ihnen Bibel, Koran, Tora, etc. Möglicherweise sollte man in vielen Religionen (Christentum, Hinduismus, etc.) seine Leidenschaften zügeln, obwohl sie doch etwas ganz Natürliches sind, weil sie zu sehr dem Tierischen ähneln und die Zügelung etwas Diszipliniertes, etwas Mächtiges, (etwas Sittliches,) etwas Göttliches darstellt und weil die Religion mehr Macht über die Menschen hat als der Inhalt, mit dem die Religion ihre Herrschaft über die Menschen erreichen will. Erst war Religion, dann Eroberungen und Gebietsansprüche, Ressourcen und Geld der Sinn menschlichen Handelns und Mittelpunkt seiner Welterklärung. Vielleicht wird es irgendwann allein der Drang nach Wissen und Aufklärung sein.
Gegen jede Furcht mussten die Mächtigen zu jeder Zeit und in jeder Epoche eine Siegesstrategie entwerfen: zum Tod das Paradies, zum Verrat die Liebe und das Vertrauen, zur Einsamkeit und Angst vor der Ohnmächtigkeit des Schicksal den gütigen Gott, gegen die Angst vor der Angst den Ruhm. Indem sie dieses Prinzip durchschauten, schwangen sie sich selbst über diese Ängste auf zur Gottesgleichheit in den Augen ihrer Mitmenschen und wurden damit auch gottesgleich, weil sie diese Welt selbst erschaffen hatten.
Wenn man befürchtet, dass das Volk oder ein Widersacher seine Entscheidungen als Entscheidungsträger anzweifelt oder sogar verurteilt, dann erweckt man einfach den Anschein, dass man nicht selbst die Entscheidung getroffen hat, sondern andere, höhere, unabhängige Mächte dies taten. Das hat bei allen Kirchen und Religionen immer gut funktioniert, indem es der Wille Gottes oder irgendeines Heiligen war, in dessen Namen man sprach. Genauso wird dieses Prinzip immer noch genutzt, indem Entscheidungen öffentlich vom „Zufall der Würfel“ abhängig gemacht werden – solange man sich darüber gewiss ist, deren Fall kontrollieren zu können. Ebenso werden die Befehle und Anordnungen mit einer Gefahr für das Volk begründet, falls man anders entscheiden sollte. Dann reichen schon ein paar Horrorszenarien und durch die Macht der Mehrheit, die das glauben wird, erscheinen die tatsächlichen Feinde unwichtig. Ablenkung ist auch hier eines der größten Machtmittel.
Die Macht über die Menschen im 20. und 21. Jahrhundert geht weniger von der offiziellen Regierung aus, sondern von den gesellschaftlichen Nebenprodukten. Mode, Trends und die Medien als Werksvertrieb ähneln daher nicht selten einer sozialistischen „Gleichmacherei“. Das ist die höchste Form von Propaganda und kann sich mit jeder Art dieser Kunst aller Zeiten messen. Dadurch wird erreicht, dass jeder sogar so sein will wie die Vorbilder oder zumindest ihren Erfolg darin sucht und sich gleichzeitig Individualität erhofft. Doch individuell zu sein geht oft nicht mit Erfolg einher.
Das Verlangen der Menschen zu bestimmen bedeutet sie zu kontrollieren, nichts anderes will eine Regierung und ein Volk. Es will regiert werden, es will kontrolliert werden. Nur wählen wir bewusst eine Partei, von der wir jedoch keine Regierung oder Kontrolle erwarten können. Un(ter)bewusst wählen wir dagegen eine Zeitung, einen Fernsehkanal, einen Radiosender, unsere Gesprächspartner und denen, welchen wir zuhören bzw. glauben und vertrauen und damit wählen wir, was uns gefällt. Das ist längst nicht mehr die Politik, sondern es ist die Öffentlichkeit an sich. Die zu gestalten heißt zu regieren.
Informationsgewalt - Wissen ist Macht:
Wissen bedeutet Macht. Wer kein Wissen hat kann einerseits leicht durch angebliches Wissen und hintergründige, scheinbare Logik überzeugt werden, solange er nicht von vornherein misstrauisch ist und also keinen Grund hat, der entsprechenden, manipulierenden Person zu misstrauen. Außerdem bedeutet fehlendes Wissen sich dessen auch gar nicht bewusst zu sein. Was man nicht weiß (z.B. Probleme, Katastrophen, etc.), kann man nicht verhindern. Gezielte Desinformation, Nichtinformierung und stete Manipulation durch immer neue Vertrauensträger ist daher eine der wirksamsten Machtmittel über eine Gruppe oder Gesellschaft.
Fremden gegenüber traut man außerdem weniger als Bekannten. Daher glaubt man auch eher Lügen über sie und zweifelt nicht so schnell an schlechter Logik. Allerdings kennt man auch noch nicht den Wahrheitsgehalt ihrer Worte, weshalb man ihnen auch eher glaubt als gut bekannten Irren oder Lügnern. Im Bekanntenkreis dagegen kann Feindschaft nur schwer hervorgerufen werden. Bestechende Logik ist notwendig, um Verhaltensweisen so zu deuten, dass der Manipulierte es glaubt, was man ihm einreden will. Vor allem durch Verwandte kann wird kann man leicht beeinflusst und gelenkt werden, wenn man die bestechenden (aber falschen) Argumente eines nahe stehenden Menschen mit der Vergangenheit abgleicht, mit seinen Erinnerungen und dem Bild des Bekannten verknüpft und diese Assoziation in die Gegenwart überträgt. Annehmlichkeiten (Geschenke, Vorteile, Privilegien, etc.) seitens des Manipulators an das Machtopfer lenken zusätzlich von Bedenken und Zweifeln ab.
Informationen bedeuten Macht. Wenn jemand etwas von einem wissen will, wird in dem Gefragten eine Motivation erweckt, wonach er sich profilieren kann. Es bringt ihm in seinen Augen Ansehen und Überlegenheit (also auch Macht). Das Wissen kann aber auch zurückgehalten werden, weil der Gefragte nicht will, dass noch andere so viel wissen wie er, denn es würde nur für den Moment der Wissenspreisgabe Macht bedeuten. Danach hätte man diesen Vorteil nicht mehr, sondern nur das Ansehen des Fragenden bzw. eines Publikums durch das vermittelte Wissen. Die Form der Preisgabe ist außerdem von wichtiger Bedeutung für das Ansehen, da sie über den Eindruck bei den Beobachtern entscheidet. Wer sich arrogant oder herablassend gibt verliert daher viel Sympathie und Ansehen, während Bestimmtheit und Bescheidenheit eher positiven Anklang finden.
Wenn jemand nun aber mehrere Menschen fragt, die es wissen und sie alle antworten wollen, kann nur einer antworten und so verteilt er Spannungen, da die anderen es auch gewusst hätten und sich angesprochen fühlten, vielleicht gerade antworten wollten, aber nicht mehr dazukamen und auf ihrem Wissen sitzen bleiben – oder weil es nicht hätte verraten werden dürfen. Nicht sie haben Macht bewiesen, sondern der andere und außerdem ist das Wissen nun schon weitergegeben und insgesamt wertlos geworden, da man nicht mehr damit handeln kann.
Informationen und Nachrichten haben also einen entscheidenden, wenn auch einmaligen Wert innerhalb und zwischen Gruppen. Sobald man von einer Macht, einer Technik, einem bestimmten Wissen mehr als alle anderen hat (ohne dass sie das wissen und somit aufholen könnten), ist man in der Lage zum Herrscher über die anderen zu werden. Daher ist die Bedeutung von Informationsgebern und Nachrichtendiensten in Form verschiedener Medien für die tatsächliche Gewalt über ein Volk das Bindeglied zwischen allen Instanzen (und so auch zwischen Regierung und Volk) und damit oft auch der entscheidende Informationsfilter, von dem eine der größten Mächte überhaupt ausgeht. Journalisten sind offizielle Spione.
Als der Informationsfluss noch nicht so ausgeprägt war wie es heute der Fall ist, mussten mehrere Menschen oder ganze Völker sich abschätzen lernen bzw. mit dem Schlimmsten rechnen und allgemeine Taktiken des Kampfes gegeneinander wählen. Heute lässt sich dies nur noch geheimgesellschaftlich verbergen und in den belanglos scheinenden und eher unbekannten Unterschieden zwischen den Kulturen verstecken.
Geld ist materialisierte Macht und Tauschwert.
Wer viel Geld hat und es immer weiter vermehrt, dem lasse man seinen Frieden daran. Wer aber viel verdient und nicht viel hat bzw. viel wieder davon verwendet und investiert, vor dem nehme man sich in Acht. Er könnte (und würde) es gegen einen verwenden. Nur wer genug Geld zurückbehält, um mehr verbleibende Machtanteile zu besitzen als der, dem man einen Teil für eine Gegenleistung dafür gibt, wird selten betrogen werden, da man seine verbliebene Macht fürchtet. Das Leben unter Menschen ist unabhängig von der Gesellschaftsform ein Leben im Kapitalismus, da jeder Egoist ist und versucht einen auf seine Seite zu ziehen, man selbst aber entscheiden muss, wofür man sich (seine Zeit = Geld) hergibt.
Geld ist ein Tauschwert, also ein Wert um Gefallen einzufordern oder vorzuschießen. Doch der Sinn des Systems „Geld“ hinkt, denn wer besonders viel Geld verdient hat, muss nicht ebenso viel geleistet haben. Wer z.B. einem Volk Frieden bringt, sollte den gerechten Wert bekommen. Doch das bloße Geld auszugeben, zu verschwenden oder im Falle eines Diebstahls zu verlieren ist diesem Verdienst nicht angemessen und nicht der Leistung angepasst. Diesen Verdienst sollte man also nicht unbedingt in Geld bezahlen, sondern vor allem in Rechten, Privilegien oder Naturalien.
Der Mensch tauscht Geld nur dafür ein, was er von größerem Wert für sich hält. Geld selbst ist auch ein Wertgegenstand, da es vor allem in der Vergangenheit aus wertvollen Metallen bestand, doch hat er gerade einen Tauschgegenstand mehrfach, so tauscht er es lieber gegen Dinge, die ihm noch fehlen. Man schätzt gleichzeitig alles, wofür man bezahlen muss. Damit werden alle lebensnotwendigen Dinge für Niedrigstverdiener zum Luxusgut. Die Ansprüche verlagern sich genauso wie das Glücksgefühl, wenn man sie erfüllen kann. Wenn man nicht unbedingt nach mehr trachtet, z.B. weil man aus der Vergangenheit mehr gewohnt ist, entspricht die Qualität bzw. Quantität des Glücks dagegen dem von Höchstverdienern. Bei Reichtum steigen die Ansprüche, aber das Glücksempfinden sinkt, weil es (momentan) zu hoch gesteckt ist, um es erfüllen zu können.
Geld zu verdienen ersetzt heute alle anderen Erfolge, die man nicht mehr erreichen kann, was auch immer das einmal war. Um Geld aber auch nicht ganz sinnfrei einfach nur zu verdienen, muss sich jemand damit beschäftigen, der Dinge herstellt, die man damit kaufen kann, um seinerseits wieder Geld zu verdienen und Dinge zu kaufen. Das ist die Wertvorstellung der Menschen heute. Geld ist eine Form von Identität geworden. Geld ist das Gewürz des Lebens. Sobald man es gekostet hat, will man immer mehr davon und immer intensiver erfahren. Es gibt einem die Möglichkeiten zu immer neuen Erfahrungen, die der Mensch auch ständig sucht. Je mehr Geld man hat, umso höher wird das Risiko, dass man etwas davon verliert (durch Diebstahl, erhöhte Sicherheitsausgaben, etc.). Die beste Vorsorge dagegen ist es das Geld zu verwenden (zu investieren, zu verbrachen), statt noch mehr in den Schutz zu stecken.
Hat man sich erst an eine bestimmte Gewinnspanne gewöhnt, versucht man diese immer wieder zu erreichen oder zu übertreffen. Schafft man es nicht, ist man frustriert. Es wird dabei nicht mehr der Wert des Geldes gesehen, sondern nur die Verbesserung, das Übertreffen oder Erreichen der wirtschaftlich besten Zeiten und man kommt damit einer Bestätigung der eigenen Leistungen gleich, es wird zum Erfolgserlebnis. Diese Grenze wird sich aber nicht mehr zurücksetzen, wenn das Unternehmen das gleiche bleibt, sondern nur steigen.
Funktion des Geldes:
Geld ist nur eine Form im Dringlichkeitsanspruch, über den die derzeitige Gesellschaft noch kaum hinaus ist. Was sozialistisch klingt, muss in Zukunft finanziell unabhängiger werden, wenn eine intelligente Menschheit wirklich überleben und expandieren / explorieren will, weil sie es irgendwann durch Überbevölkerung oder Ressourcenknappheit muss.
Zukünftige Weltraumprojekte werden mit normalen, finanziellen Mitteln selbst durch private Investoren nicht weit kommen, weil sie viel zu kostspielig und aufwendig sind und für das heutige Leben keinen Nutzen darstellen. Die Dringlichkeitsansprüche müssen sich daher über das Geld erheben, wenn man langfristig planen muss.
Das Problem bei einer Welt ohne Geld und kostenlosem Zugang aller zu jeder Technik (z.B. Ärzten zu medizinischem Gerät) ist, dass jeder alles haben wollte. Erst durch Geld - also (künstlich) begrenzte Mittel - wird jeder Einzelne bzw. jede einzelne Institution dazu gezwungen darüber nach zu denken, was sie am dringendsten braucht und wofür sie ihr Kapital ausgeben will. Insofern ist ökonomisch auch gleich ökologisch. Ansonsten würde eine zu hohe Verschwendung herrschen und die wahren Ziele und Nöte würden außer Sichtweite geraten und untergehen. Letztlich ist Geld also ein Mittel um den Überblick zu behalten und die begrenzten Ressourcen nach Dringlichkeit aufzuteilen.
Vor dem Überfluss kam die Not und aus dieser heraus gab es auch nirgendwo anders die benötigten Gegenstände (Nahrungsmittel, Werkzeuge, etc.), sodass selbst Diebstahl oder andere Verbrechen sinnlos gewesen wären und die einzige Möglichkeit in Beten und Bitten der Götter bestand.
Funktionsweise von Zahlungsverkehr:
Geld ist ein Marktanteil (wie eine Aktie Anteil eines Unternehmens ist und die Börse dessen Markt) und damit auch ein Stück Macht über den Markt. Ob der Markt Macht über die Menschen erlangt, hängt von deren Ansichten und Ideologien ab.
Diese Macht auf alle zu verteilen ist die stabilste Form, nur dass sie beim Menschen immer wieder zum stärksten Pol gezogen wird. Je schneller dies geschieht, umso instabiler sind die Aufnahmestrukturen und umso schneller kracht das Gebilde wieder zusammen, so dass sich das Geld wieder verteilt oder an anderen Stärkepolen hängen bleibt. Wer ehrgeizig und machtlüstern ist fungiert als solcher Stärkepol. Es gibt sie also immer und falls nicht, entwickeln sie sich nach Bedarf, weil eine Nische für sie frei geworden ist. Was die Entropie wieder ausgeglichen hat, baut sich erneut zu Monopolen auf. In einem Gesellschaftssystem, das mit Geld arbeitet, dürfen nicht zu viele zu viel Geld sparen und vermehren, da es dann zu vielen anderen fehlt. Geld muss also ständig von einem zum anderen fließen, um das System aufrecht zu erhalten und sozial zu handeln, so dass jeder etwa gleich viel hat. Viele Menschen brauchen aber Vorräte und das Gefühl der Sicherheit (sie sind keine „Bohèmes“) und sparen Geld daher bzw. finden Freude daran es zu vermehren, selbst wenn die gesamte Gesellschaft nur aus Künstlertypen bestünde (wobei sie zerbräche), würden weniger ausgeprägte Menschen diesen Typs die gesellschaftlichen Nischen ausfüllen und sparen.
Zinsen sind ein Mittel um den Geldfluss im System aufrecht zu erhalten und vom Sparer in den Markt einzubringen. Geldverleih mit einem Zinsertrag als Bezahlung für eine Dienstleistung ist eine logische Konsequenz von Handel und Gesellschaftsführung. Banken als Verleihinstitute bewahren überschüssige Kapazitäten und Ressourcen in Form von Geld auf um sie denen zu verleihen, die mehr brauchen als ihnen momentan verfügbar ist. Diese Leistung in Form von Zinsen zu vergüten ist nur logisch. Zum Problem werden Zinsen daher nicht innerhalb der kapitalistischen Marktwirtschaft, sondern für die Menschen, die damit außerhalb auf menschlicher und gesellschaftlicher Ebene umgehen. Denn für sie entsteht eine Wertminderung der eigenen Leistung, wenn sie Geld zahlen müssen, das nur der Leihgebühr für einen Kredit entspricht und auf diese Weise Geld mit der Verwaltung von Geld verdient wird, also kein direkter, produktiver Vorgang für die Menschen entsteht.
Preise verteuern sich mit wachsender Profiterwartung und (übersetzt) Gier, wodurch auch die Löhne und dadurch auch wieder die Preise steigen. Dadurch kommt es zur Inflation die irgendwann nicht mehr anders aufgehalten werden kann als durch eine Währungsreform (einen Umtausch alten Geldes gegen Neues).
Dass es überhaupt erst zu einer Inflation kommen kann, liegt daran, dass die Ressourcen begrenzt sind, die über den Gegenwert des Geldes festgelegt werden. Da sich Ressourcen weniger vermehren können (durch Neuentdeckung, verbesserte Technik und Verfahren, etc.) sondern eher verbraucht werden, muss bei einem höheren Geldanteil im Umlauf der Gegenwert pro Ressourceneinheit steigen und die Folge ist eine Verteuerung der Waren, allerdings mit einer wichtigen Verzögerung, denn diese provoziert für kurze Zeit einen höheren Warenumschlag. Der Geldwert orientiert sich realistisch immer an der Ressourcenmenge. Nur wenn diese nicht eindeutig bekannt sind, reagiert der Wert mit seiner Anpassung verzögert.
Bsp.: Versicherungen als Werteinschätzung einer Unternehmung
Diese Schwankungen im Wert fallen umso weniger auf, je mehr Ressourcen an einen Geldwert gekoppelt sind. Denn sobald eine Ressource in ihrer Bilanz verbraucht wird, geht ihr ursprünglicher Wert in eine andere Bilanz über. Die Ressource wird verkauft und eventuell verarbeitet. So kann ihr Wert z.B. von einem Rohstoff zu einer Dienstleistung umgewandelt werden. Was dabei an Wert des verarbeiteten Rohstoffs gesteigert wird, geht bilanziell in die Kosten über. Profit und Gewinn können deshalb nur aufgrund von Wertsteigerung (also Arbeitsleistung) oder Verknappung des Rohstoffs (also der Wertabnahme des vorhandenen Geldes) geschehen.
Was einst durch Gold gedeckte Marktanteile waren, ist heute ein weit über die tatsächlichen Ressourcen hinausgehender Markt, der mit Versprechungen und Spekulationen, z.B. über diese Inflationsverzögerungen handelt. Der Handel hat sich verselbstständigt und ist zu einer Ressource geworden, die jedoch keinen Gegenwert und keine Begrenzung kennt.
Wie Luft im Boden das Volumen insgesamt erhöht und so den Erdradius und damit die Oberfläche vergrößert, vergrößern Kredite und Finanzblasen den Kapitalmarkt durch mehr Volumen, aber nicht mehr Wert.
Der freie und ungeregelte Markt regelt seine Abläufe scheinbar demokratisch. Wer anbietet und die Mittel hat, bestimmt. Doch abgesehen von der fehlenden Gleichberechtigung der überwiegenden Masse sind auch große Konzerne nur bedingt fähig rationale und nachhaltige Wirtschaft zu betreiben. Der Überlebenstrieb durch Gewinnmaximierung und Schwächen von Konkurrenten stehen immer im Vordergrund. Daher muss eine unabhängige, staatliche Regulierung (bestehend zwar aus demokratisch gewählten, aber nicht demokratisch regierenden Experten und Eliten) Regelungen (z.B. durch erhöhte Steuern auf umweltschädigende Prozesse) und Gesetze sowie Strafen für den Markt einführen und sein Verhalten steuern. Andernfalls zerstört der Markt sich selbst und damit die menschliche Gesellschaft, wie eine außer Kontrolle geratene Wucherung.
4.5.3 Ruhm - Gesellschaftliche Anerkennung und Liebesersatz
Ein weiteres Machtmittel ist die Aufmerksamkeit bzw. der Ruhm in Form von Anerkennung als Ersatz der Liebe oder als ihre Erweiterung auf gesellschaftlicher Ebene bzw. in einer Gemeinschaft.
Ruhm ist der Ausdruck von Wettbewerb und Sieg. Es wird meist nur berühmt, wer sich durchsetzt und andere beherrscht. Das Können ist weniger entscheidend. Zudem bestimmen nicht die besten Stärken, sondern die größte, bekannte Schwächen das Maß des Ansehens.
Kein Mensch ist nur positiv oder negativ. Wenn man von Menschen nur Gutes hört, dann deshalb, weil andere einen nur Gutes hören lassen wollen und das Schlechte verschweigen, z.B. um einem denjenigen als Arbeitskraft zu vermitteln, weil man ihn liebt oder bewundert, etc.
Verlangen nach Ruhm:
Wer Ruhm (anderer) nicht kennt, verlangt nicht nach ihm. Ein Mensch will sich profilieren und in aller Welt berühmt sehen, obwohl er diesen Ruhm kaum mehr als ein paar Jahre genießen kann, damit er seinem Leben doch noch einen Sinn gibt, weil er sonst nichts geschafft hat und möglicherweise vor sich selbst versagte.
Wir wollen die Nachteile des Ruhmes nicht, wir wollen eigentlich nur geachtet und respektiert werden. Deshalb ist der gegenseitige Respekt gegenüber jedem wichtig. Dann ist jeder berühmt – nur ohne die Nachteile.
Ruhm bringt einem durch das Ansehen der Bevölkerung die nötige Autorität um seine Ansichten zu verbreiten und damit Macht. Ruhm ist dadurch das Mittel um in der Gruppe (gruppendynamisch) aufzusteigen. Lehren und Befehle werden erst respektiert, wenn man schon auf einem Niveau des Ansehens steht (Titel wie ‚Herzog’, ‚Bischof’) und eine Autorität besitzt. Erst dann kann man wichtige Botschaften verbreiten, die Gehör finden sollen, aber auch schlechte Urteile, die von den eigenen Anhängern dennoch verteidigt werden.
Ruhm unterlag einem Wandel. Seit es weit verzweigte Medien und allgemeine Bildung gibt ist nicht mehr nur Ruhm in der Geschichte und der Fachwelt bedeutend, sondern vor allem im persönlichen Leben. Die wenigsten sind heute aber dafür ausgebildet.
Wege zum Ruhm:
Sprache bzw. Worte sind Mittel zum Ruhm nicht nur, um der Nachwelt zu erhalten, auch (und vor allem) um Gedanken und unser Wirken festzuhalten, unsere Leistung möglichst künstlich hochzujubeln und zu steigern sowie um Nachfolgende so lang wie möglich davon abzuhalten uns nachzueifern und zu übertrumpfen. Wir messen Ruhm nicht nur am Bekanntheitsgrad, sondern auch an der Zeitspanne von Unübertroffenheit – umso unumstößlicher wird das Werk.
Nicht der Beste zu sein bringt den meisten und größten Ruhm. Das kann nur eine Aufgabe, die noch nie jemand geschafft hat bzw. deren Erfüllung die größten Veränderungen mit sich bringt. In der Gesellschaft ist jeder sofort mit Achtung anerkannt, wenn er eine außergewöhnliche Geschichte erzählen kann, möglichst eine, in der er etwas Großes getan hat, das nicht jeder, am besten kein anderer hätte tun können. Wenn er eine Geschichte hat, welche die Vergangenheit mitgestaltet und geformt, also wenn er bewiesen hat Macht gehabt zu haben, wird er den Respekt der anderen besitzen. Aber Menschen werden erst respektiert und geachtet, wenn sie ihre Geschichte ruhig, selbstbewusst und nicht in selbstherrlichem Ton erzählen. Große Namen werden immer erst nach Taten, wohl erst nach dem Tod gegeben. Der Mensch muss selbst wissen, weshalb er wie handelt, statt aus Aussicht auf Ruhm.
Ruhm baut darauf auf, dass sich die Menschen nicht ändern und auch noch Jahrhunderte später andere die Taten bewundern können, weil sie die Taten überhaupt verstehen und nachvollziehen können. Doch nur die wichtigsten, größten, auffälligsten, bekanntesten Taten werden weiter getragen. Das ist der ewige Wettkampf der Ruhmessüchtigen, der sogar noch auf die Zeit nach dem Tod ausgelegt ist. Ruhm nach dem Tode erreichen zu wollen ist für den Einzelnen aber nichts weiter als Träumerei, denn davon weiß man im Leben nichts. Man weiß nicht, wie einen die Nachwelt sieht oder ob sie einem überhaupt gedenkt und kann es auch nicht vorhersagen. Jede dahingehende Aktion ist zwar die Erfüllung eines Ziels und auch ehrenwert, aber dennoch bloß süße und verlockende Träumerei.
Wenn Kunstwerke nicht von nachfolgenden Menschen gepflegt werden, so gehen sie irgendwann mit ihren Erschaffern unter. Was wert ist gepflegt zu werden, gibt den Wert für die Nachwelt an und steht allein in deren Macht. Geschichte hat nur so viel Macht wie die Menschen, die aus ihr Folgerungen ziehen bzw. ihr zugestehen.
Nutzen von Ruhm:
Die Menschen brauchen Vorbilder und einen Sinn, den andere ihnen geben und vorleben und den sie auch selbst erreichen können. Eine dieser Aufgaben stellt die Bewältigung großer Herausforderungen (im Allgemeinen) dar, mit der Absicht dadurch in den Köpfen der nachfolgenden Generationen erhalten zu bleiben, berühmt zu sein und etwas geschaffen zu haben (erdacht, erbaut, entwickelt, etc.) und das auf diese Weise noch lange Zeit Einfluss auf die Menschen nimmt (ob positiv oder negativ) oder nur sich selbst zu beweisen und Spaß an der Lösung zu finden. Solche Vorbilder sind z.B. Aristoteles, Jesus, Albert Einstein, Galileo Galilei, Cäsar, Alexander der Große, etc. Dabei nehmen die Menschen Maß bei den ganz Großen und indem sie das tun, entwickeln sie sich schnell auf höchstes, bis dahin bekanntes Niveau, um dort angekommen sich selbst weiter zu entwickeln. Dazu kommt, dass sie ihren Vorbildern noch immer nacheifern, da diese bereits berühmt sind und obwohl die Nacheiferer vielleicht schon längst über ihrem Vorbild angekommen sind (weil dieses z.B. gar nicht die Taten vollbracht hat, die ihm zugeschrieben werden), eifern sie weiter und entwickeln sich und damit andere.
In jedem Volk gibt es große Persönlichkeiten. Aber Die gesamte Menschheit muss von ihnen auch profitieren.
Nur weil vorige Generationen bereits Wissen anhäuften, heißt das nicht, dass die Nachfolgenden dümmer sind oder hinterher hinken. Ihre Ratschläge sind Erfahrungen, die man ebenso machen würde, wenn man sie nicht befolgte. Sie geben Wissen aus Mitteilungsbedürfnis, Ruhmsucht und Liebe weiter, weil sie wollen, dass ihre Nachfahren besser leben können als sie es taten, die es bitter erfahren mussten und dass diese sich an ihre Ahnen erinnern. Sie hatten das Recht den Weg zu bereiten, die Nachfahren haben das Recht, diesen Weg zu nutzen. Aber alles, was unsere Vorfahren schafften, müssen wir übertrumpfen um zu ähnlichem Ruhm zu gelangen. Wenn man es allerdings nicht weiterentwickeln kann, dann sollte man wenigstens danach leben.
Bedeutung abseits des Ruhmes:
Es ist egal, wer etwas macht. Hauptsache ist, dass es gemacht wird. Selbst große Namen verblassen gegenüber der Tat und auch sie sind nicht ganz allein darauf gekommen. Auch diese Menschen wurden von anderen beeinflusst und geführt. Erst wer aber auch erkennt, was sie geschaffen haben, wer es versteht, ist ihnen darin mindestens ebenbürtig.
Mancheiner wird erst durch Individualismus berühmt, weil später keiner mehr weiß, wie er Taten vollbracht hat. Wer seine Erkenntnisse dagegen teilt, wird nicht so berühmt, setzt aber einen Teil von sich in viele andere und trägt zur größeren Verbreitung seiner Ideen bei.
Der Einzelne muss begreifen, dass er trotz aller Taten und Fähigkeiten nicht mehr wert ist als jeder andere. Erst wenn er selbst nicht mehr wertvoller sein will, kann er für sich allein und in der Gemeinschaft glücklich werden. Andernfalls sucht er immer wieder nach Anerkennung und kommt nicht umhin seine Mitmenschen herabzusetzen um sich selbst damit zu erhöhen und handelt damit egoistisch und ruhmsüchtig. Wer das aber von Grund auf nicht will (weil man sich damit sehr einsam fühlt), gerät dadurch in einen Konflikt mit sich selbst oder sucht seine Anerkennung auf kleinerem Maßstab im direkten, zwischenmenschlichen Bereich.
Negative Seiten des Ruhmes (Beispiele):
Arroganz:
Eine eigene Meinung zu vertreten wird oft als arrogant angesehen. Doch wieso sollte man sich unterdrücken lassen, wenn man weiß, dass man Recht hat bzw. keinem damit direkt oder wissentlich schadet? Eine strikte, kompromissarme und unumstößliche Meinung wird daher häufig von jenen als arrogant verstanden, die Teamarbeit bevorzugen, Erfolg neiden oder ihre eigene Leistung zu wenig gewürdigt sehen. Perfektion wird so manchmal mit Arroganz verwechselt.
Arroganz fördert die Entwicklung und gerade in der Wissenschaft und ihren Hierarchien ist sie allgegenwärtig. Überall dort, wo Elfenbeinturmdenken verbreitet oder notwendig ist, ist auch (vermeintliche) Arroganz der Außenwelt gegenüber zu finden. So wird die Fähigkeit genannt, sich von anderen nicht provozieren bzw. sich nicht auf sie einzulassen und auf ihre Ebene zu begeben und daher ist die Bezeichnung „arrogant“ höchst subjektiv.
Der Versuch etwas auszudrücken endet meist nur in Arroganz, wie es von den Mitmenschen aufgefasst wird. Mag sein, dass sie und alle anderen es wirklich so sehen. Aber unter den 99 Prozent Arroganz ist ein Prozent Ausdruck, den der eine Mensch beabsichtigt. Die Arroganz fällt dabei leider als ein Abfallprodukt an. Auf dieses eine Prozent kann aber nicht verzichten werden. Es ist dessen Motor. Leider ist oft niemand imstande ihn als solchen mitbekommen, weil sich die meisten selbst nur in ihren Fähigkeiten herabgesetzt und in ihrer Ehre gekränkt fühlen.
Jeder richtet sein Handeln danach aus das zu bekommen, was er am meisten will (sein oder haben) oder was er ändern will. Hat er das erreicht, wird er meist nicht zufrieden, sondern überheblich (in den Augen der Allgemeinheit). Denn die Eigenschaft der Überheblichkeit ist im Ehrgeiz angelegt, den man braucht, um seine Ziele zu erreichen. Nur ob sich die Überheblichkeit auch entwickelt hängt vom Charakter und den Umweltbedingungen ab.
Arroganz ist notwendig (wenn Interessensgemeinschaften von Menschen bestehen) ab einem gewissen Unterschied der Intelligenz eines Einzelnen zur Masse, um diese Masse vom Einzelnen abzugrenzen. Andernfalls würden alle in eine attraktive Gruppe, wie z.B. der intellektuellen oder intelligenten Menschen wollen. Nur ist eben nicht jeder intellektuell oder intelligent, sonst könnte man keine Unterscheidung in dieser Richtung treffen und eine Gruppe würde demzufolge auch nicht existieren und alles wäre wie zuvor.
Die Arroganz gegenüber den anscheinend Andersartigen erklärt sich in dem Sinn der Abgrenzung, wenngleich es unschön für die Ausgegrenzten sein mag. Die Abgrenzung der meisten erfolgreichen Menschen ist oftmals aber auch ihr Lohn für ihre (gemeinnützigen) Leistungen, da sie häufig danach streben, besser zu sein als ihre Mitmenschen. Arroganz ist kein daher „schönes“ Mittel der Abgrenzung. Doch mit zunehmender Komplexität menschlichen Zusammenlebens vermischen sich die Werte und ihre Funktionen werden vielseitiger. Moral greift oft nicht mehr und wird umgedeutet, bis es sie nicht mehr gibt (Anomie). Daran sieht man, dass die Menschen ihre Moral selbst gemacht und mit der Bedeutung von Werten belegt haben (in gut und schlecht teilten). In strengen und an Gesetzen orientieren Gesellschaften ist die Trennung von „gut“ und „böse“ daher ersichtlicher, aber auch ungerechter durch diese scharfe Abgrenzung und die Menschen werden dadurch geblendet.
Je größer man in Bezug auf die Persönlichkeit wird, als desto arroganter wird man angesehen. Der kleinste Intellekt kommt dem Menschen dagegen als der ehrenwerteste vor – möglicherweise schon deshalb, weil er keine Konkurrenz bzw. Gefahr für ihn darstellt.
Die anscheinend einzige Möglichkeit dem Bild der Arroganz zu entgehen liegt in der Bescheidenheit trotz dem Erfolg der eigenen Fähigkeiten. Bescheidenheit ist die Erfahrung seine Erfolge und Taten nicht über zu bewerten, weil man sich selbst im Vergleich zu anderen nicht einschätzen kann. Und es ist die Anerkennung seiner Umgebung, die einen geprägt hat, die einen Verdienst an der Leistung trägt und ohne die man allein nie Großes erreichen kann. Bescheidenheit heißt vom durchschnittlichen Nullpunkt auszugehen und strebt Normalität an und damit ein realistisches Bild. Selbstmitleid und selbsthumoristische Kleindarstellung erniedrigen einen, während Arroganz, Überheblichkeit und Größenwahn einen erhöht darstellen. Dazwischen liegt das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein Bescheidenheit eignet sich daher wieder vermehrt effektiv zu denken, wenn man merkt zu selbstbezogen zu werden.
„Sei sittsam und bescheiden, dann kann dich jeder leiden.“ Zwar ist Sittsamkeit von der Kultur abhängig, aber nur ehrliche Bescheidenheit lässt intellektuelle Zweifel kaum zu, wenn man auch denunziert wird. Denn man behauptet dann nichts, was man nicht auch vertreten kann, obwohl man nicht ausschließt, dass es man auch falsch liegen kann. Es ist schließlich das Recht eines jeden, zu denken was er will.
Bescheidenheit und Arroganz sind zwei Gegensätze, die sich nicht auf der Achse „gut“-„schlecht“ finden lassen. Denn Bescheidenheit geht meist auch mit verminderter Selbstsicherheit einher, wodurch eigene Erkenntnisse unterdrückt werden. Man kann sie sich nur leisten, wenn man sich nicht profilieren muss. Arroganz dagegen schreckt viele stark ab, ist aber notwendig um eine Eingrenzung und konkrete Zielstellung zu erreichen.
Wer lange Zeit zu selbstsicher ist macht Fehler, weil er glaubt richtig zu handeln und die Routine eine Sicherheit vorgaukelt. Zu viel Unsicherheit durch Verleugnung der eigenen Erfolge führt allerdings ebenfalls zu Fehlern und zum Zögern, was schnelle Entscheidungen nicht länger ermöglicht. Aber auch falsche Bescheidenheit (z. B. übertrieben, gespielt, zu häufig, etc.) kann eine Form der Arroganz sein.
Wenn man nicht arrogant und / oder egoistisch denkt, schafft man es nicht andere zu lenken und zum Handeln anzuhalten, was aber für das Funktionieren eines Systems (einer Firma, einer Regierung, einer Gruppe, einer Freundschaft, einer Partnerschaft, usw.) wichtig ist. Die Waage zwischen angemessener Arroganz und Liebe zu den Untergebenen bzw. Partnern ist dabei entscheidend.
Daher zeigen sich Sieger oft arrogant gegenüber den Verlierern und Herrscher gegenüber ihren Untergebenen. Denn sie konnten noch nicht oder können gar nicht umschalten von der Sichtweise „Arroganz“ auf „Toleranz“.
Intoleranz und Ignoranz:
Toleranz gebärt Mystik. Intoleranz wächst mit einem vorgegebenen Weltbild auf, fügt sich dahinein und lehnt alles andere ab. Letztlich macht das aber auch der tolerante Mensch, selbst wenn er sich aus allem sein eigenes Weltbild bastelt. Es gibt demzufolge keine absolute Toleranz (da man alles glauben müsste und daher kein Weltbild mehr hätte) wie keine absolute Intoleranz (weil man gar nichts glauben würde und daher kein Weltbild mehr hätte). Absolute Akzeptanz führt dagegen schnell zu inkonsequentem Handeln.
Toleranz bedeutet die spontane Akzeptanz von Neuem. Ohne das zu hinterfragen, zu bezweifeln oder reflektieren zu können ist Toleranz eine Glaubensform und letztlich vorurteilsfreie Dummheit. Denn Weisheit schließt immer auch Erfahrungen (= Vorurteile) in die Bewertung mit ein. Mit dieser Akzeptanz gibt man sich auch einem Schicksal gegenüber bestehenden Machtverhältnissen hin, denn man hinterfragt die Gründe nicht länger. Wie kann man also gleichzeitig kritisch und tolerant sein? Dagegen lässt sich Toleranz auf den Glauben anderer Menschen anwenden, muss aber nicht auf den eigenen Glauben angewendet werden. Wir lassen also andere glauben, was sie wollen, müssen es aber selbst nicht glauben, sondern reflektieren die Gedanken.
„Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.“ Aber wenn sich noch Intoleranz gegenüber einer über Bewusstsein verfügenden Person dazugesellt, dann wird aus dem Niveau eine menschenverachtende Art der Arroganz. Und das kann auch für den Arroganten nicht angemessen sein, da er auf seine umgebenden Mitmenschen angewiesen ist.
Intelligenz und Mut ist eine Kombination, die an ihre Grenzen stößt, wenn sie auf feige Dummheit trifft. Gegen Dummheit helfen keine Argumente (denn sie werden nicht verstanden). Daher ist neben Intoleranz auch Ignoranz ein Machtmittel, gegen die vor allem die Intellektualität nichts auszurichten weiß. Denn sie ist immer eine Minderheit und Minderheiten ohne ersichtliche Machtinstrumente können leicht ignoriert werden.
Narzissmus und Selbstüberschätzung:
Selbstüberschätzung und Anmaßung sind aber auch wichtig. So lassen sie nicht verzagen, wenn man am Anfang einer großen Aufgabe steht und andere vor einem schon längst Größeres erreicht haben. Hier ist außerdem im Vorteil wer nur das Wichtigste und ansonsten ungenau von deren Werken weiß, so dass er denkt, ganz allein Großes geschaffen zu haben.
Aus gesteigertem Selbstbewusstsein erwächst ebenso oft auch ein Narzissmus. Doch der ist bei allen Anfeindungen und zunehmender Gegenwehr gegenüber Neidern, Kritikern und dem Unverständnis von Gegnern meistens notwendig, um der Person zu dauerhaftem Erfolg zu verhelfen und den (teilweise haltlosen) Gegenargumentationen stand zu halten.
4.6 Moral - Inoffizielle, gesellschaftliche Konvention
Moral regelt durch akzeptierte Normen das Zusammenleben der Menschen innerhalb einer Gemeinschaft. Moral ist immer kulturabhängig, aber in den jeweiligen Kulturen begründet auf die erfolgreiche Funktionsweise teils über Jahrhunderte zur Erhaltung der Art. Jede Kultur, die heute (noch) besteht, hat auch heute ihre Berechtigung. Kulturell gibt es keine Wertung. Es gibt keine einzige Lösung für die Frage nach der Moralausprägung. Alles, was funktioniert und von den Menschen akzeptiert wird ist, berechtigt.
Kultur ist nicht die Moral eines Volkes, sondern ihre Ausübung des Lebens, die Art ihres Verhaltens, Denkens und Schaffens, die Ästhetik (oder der Pragmatismus). Die Kultur ist das, was ein Volk von anderen Völkern unterscheidet (also nicht der Zusammenhalt, der Patriotismus, etc., sondern eher die Stärke und Form (Quantität und Qualität) der Ausübung dessen). Nach dem „ob“ (man etwas tut oder nicht, also der Moral) kommt erst das „wie“ (die Kultur). Seit wir uns von den Primaten als Menschen abzweigten und die Kunst, aber auch Riten und unterschiedliche Ansichten, also selbstständiges Denken entwickelten, zu bewusst verstehenden Individuen wurden und die Moral erfanden, entwickelt sich die Kultur.
Jedoch geben die Menschen und ihre Denkart und Lebensweise begrenzte Möglichkeiten zur Entwicklung der Moral vor. Daher ist Moral letztlich auf den Menschen zugeschnitten sowie von ihm aufgrund seines Naturells gemacht. Es gibt keine Richtlinien für menschliches Verhalten. Man kann niemandem sagen, wie er vorgehen soll und sicher sein kann, damit richtig zu liegen, weil schon jeder Mensch in unterschiedlichen Stimmungslagen unterschiedlich reagiert. Zwischen Moral und Kultur herrscht jedoch eine Rückkopplung.
Moral geht immer vom Subjekt aus, das moralisch denken kann. So erweitert es sein Moralempfinden von sich auf andere ausgehend auf seine nähere Umgebung. Verwandte, Freunde, Bekannte, Artgenossen, Artähnliche oder Umwelt sind einige Stationen der Moralausweitung, die in dieser Reihenfolge erwachsen, aber ihre Stellung in dieser Reihe nicht verändern.
Moral wird oft mit Ethik und Vernunft assoziiert. Dabei ist die Ethik die Anwendung der Moral im gesellschaftlichen Kontext um die Zukunft abzuschätzen bzw. um aktuelle, moralische Probleme zu bewerten. Die Vernunft ist jedoch ein humanistischer Begriff, der oft mit Rationalität, also dem Ausschluss von Gefühlen bei Entscheidungen gleichgesetzt wird. Dagegen bezeichnet Vernunft nach den Aufklärern wie Kant vor allem die Benutzung des Verstandes, also das Nachdenken, das Vergleichen mit der Erfahrung, das Reflektieren und das Anzweifeln von bestehenden oder vorgegebenen Werten, Normen und Befehlen. Damit stünde die Vernunft der Moral entgegen.
Moralstruktur:
Das Viereck im Verständnis (Abb. 8 (IV.)) entsteht durch die zwei Pole einer Achse addiert / multipliziert / potenziert mit dem Vergleich einer anderen Eigenschaft. Im Verständnis ist es eine Ebene bzw. eine Dimension höher. Man setzt eine Richtung mit einer anderen in Verbindung und vergleicht die beiden Richtungen zwischen den vier Polen somit miteinander um die Position einer Sache zu bestimmen. In menschlichen Gesellschaftssystemen ist das umso schwieriger, da unübersichtlich viele Gegensätze und Richtungsmöglichkeiten und damit Dimensionen hinzu kommen, in denen man sich bewegen kann, die letztlich dennoch absolut auf den Naturgesetzen aufbauen.
Abb. 8 (IV.) - Polarität in der Gesellschaft
Wenn der Mensch zwischen den beiden Polen „Gut“ und „Böse“ frei entscheiden können will, nennt er das Freiheit. Dann will er keine Regel, die ihm sagt, welche Richtung er einschlagen soll, sondern er will nur auf sich selbst und seine eigene Erfahrung vertrauen, selbst wenn die Regel das Zusammenleben untereinander erst ordnet und eine bessere Welt verspricht, solange nur alle in die gleiche Richtung laufen. Er will seine Richtung auch plötzlich ohne Rechtfertigung ändern können. In gewissem Maß gibt ihm heute der Kapitalismus die Freiheit zwischen den beiden Polen „Gut“ und „Böse“ auf und abzusteigen. Vernunft und Gewissen, Habgier und Neid lassen ihn um das Gleichgewicht pendeln. Die Freiheit ist ein Merkmal des Kapitalismus, wobei grenzenlose Freiheit dem Menschen nicht weiterhilft und schließlich zu Anarchie auf gleicher Ebene und Hierarchie bzw. Monopol zwischen den Ebenen führt.
Es kann nie nur „Gut“, „Böse“, „oben“ oder „unten“ geben, weil in diesem Falle des Ungleichgewichtes das Diagramm kippte. Sammelten sich alle bei „Gut“, würde man keinen Unterschied mehr zum Bösen erkennen können, weshalb man es unter sich suchte und die weniger (perfekten) „Guten“ als böse deklarieren würde. Außerdem wollte eine bestimmte Gruppe Menschen (z.B. Jugendliche) anders sein und das wäre dann eben „böse“. Die Menschen reizt der Gegenpol bzw. das Neue. Sie wollen auch das kennen lernen.
Die einzige Möglichkeit diesem Verhalten zu entkommen besteht darin, den Menschen nichts Gegenteiliges erfahren zu lassen, ihm eine Norm mit undefinierten, aber engen Grenzen zu geben, die er selbst erfahren muss und weder gezwungen ist sie einzuhalten, noch sie zu überschreiten: Böses darf nicht mit „Bösem“ bekämpft werden. Der Gegenpol muss einsetzen und anziehen – je näher derjenige dem kommt, umso mehr wird er von ihm angezogen.
Normalerweise brauchen die Menschen als Gegenpol ein Feindbild, um versammelt auf einem Fleck zu bleiben. Doch das würde früher oder später Instabilität in das System bringen. Stattdessen kann nur das Feld der Pole verschoben werden, so dass „böse“ eine weniger böse Stellung einnimmt, die erreicht werden kann und „gut“ eine bessere. Denn das ist nur eine Definitionsfrage, also moralabhängig. Man kann alles so interpretieren, wie man es braucht – innerhalb der Grenzpole. Und die kann man ins Unermessliche verschieben.
Moralentwicklung
Moralische Entwicklung im Verhalten der Menschen gibt es zum einen durch das Verlangen nach mehr Gerechtigkeit und der Angst davor, selbst schlecht behandelt zu werden. Mit zunehmendem Erwachsenalter beginnt man sozialer zu denken und das Handeln anderer Menschen zu verstehen (Tab. 2 (IV.), bevor man im Alter wieder stur wird und von seiner gewonnenen Erfahrung nicht mehr abrückt.
Der Mensch ist seit der Entwicklung einer Moral zu einem widernatürlichen Wesen geworden, da er nicht mehr nur das eigene Leben und das seiner nächsten Artverwandten für schützenswert hält (was ihm wiederum nützlich sein kann), sondern auch anderen, ihm teils völlig nutzlosen Individuen ein Lebensrecht zuspricht. Da er im Gegensatz zu Tieren aus Übermut und Langeweile zwar andersartige Lebewesen zum Spaß tötet, weil er sich seiner Macht bewusst ist, braucht er natürlicherweise eine Gegenregulation. Doch durch das Bewusstsein der Gesamtverantwortung für seine Umwelt entwickelte sich diese zu einer „zivilisierten“ Übernatürlichkeit. Ebenso gehört es dazu seine Triebe zu zügeln und andere, natürliche und angeborene Verhaltensformen zu züchtigen (Gefühle zu verbergen, etc.). Diese Zügelung ist der Inbegriff der menschlichen Zivilisation und Beginn einer künstlichen Entwicklung, d. h. abseits seiner natürlichen Vorgaben. Die Entwicklung der Moral geht stark einher mit der Entwicklung von Religionen und deren Gesetze können als erste moralische Regeln gesehen werden. Was in manchen Religionen als Dämonen des Menschen bezeichnet wird sind oftmals nur unterdrückte Triebe. So hält sich der katholische Pfarrer oder Mönch für böse, wenn er sich im Traum nicht zügeln konnte und sich einer Frau hingab oder nach einiger Fastenzeit eine Heißhungerattacke als Völlerei betrachtet. Wenn solche Triebe zu lange unterdrückt werden, kann es zum Wahnsinn und zur „Besessenheit“ kommen, falls der Wille nicht stark genug bzw. das Ziel nicht klar genug ist und man nicht genau weiß, wofür man das macht.
Ein Wesen, das gerade das Bewusstsein erlangte, aber über sich noch nichts weiß, ist das reinste und natürlichste (wie eine Stammzelle). Denn es hat noch kaum eine Vorstellung von richtig und falsch. Diese braucht es aber um in seiner Umgebung überleben zu können.
Bsp.: Märchen sind wichtig bzw. nützlich für die kindliche Moralentwicklung, da klare (polarisierte) Standards vorgegeben werden und mit ihnen die emotionale Ebene angesprochen wird. Außerdem wird eine Geschichte erzählt, durch die man sich in die Figuren hineinversetzen kann und das Problem versteht bzw. lernt darüber nachzudenken.
Tab. 2 (IV.) – Moralisches Niveau
Hohe Moral > Niedrige Moral < Hohe Moral
(sind „dumm“)… (sind Durchschnitt)… (sind „intelligent“)…
…wissen das aber …wissen das aber …wissen es
nicht nicht (oder denken,
dass sie moralisch
richtig denken)
Grund: Entwicklungsstufe Einwicklungsstufe wissen, dass etwas nicht
eines Kindes „Erwachsener“ stimmt
--> Entwicklungsstufe derer,
die Erkenntnis erfuhren
und versuchen danach zu
leben
Moral bedarf einer gewissen Intelligenz (Tab. 2 (IV.). Man kann zwar das Verhalten anderer kopieren, aber begreift deshalb noch nicht, warum man das tut. Wer dagegen eine Moral und ihren Nutzen erkannt hat, der versucht sich danach zu richten oder sperrt sich gegen sie, weil er eine bessere kennt. Damit handelt er unmoralisch in den Augen derer, die sie verteidigen. Überhaupt gibt es keinen schlechten Menschen. Jeder hat seine Erfahrungen gemacht und lebt danach. Und für die Vererbung oder seine Umwelt kann ohnehin niemand etwas.
Schuld ist und hat nur, wer sich der Schuld anderen gegenüber bewusst ist und dennoch die Schuld begeht. Wer nichts davon weiß ist höchstens für die anderen objektiv schuld, aber nicht subjektiv und es kommt lediglich einer Rache gleich, ihn dafür zu verurteilen, nützt aber moralisch nichts. Rache nützt nur etwas, wenn damit Neues Leid abgewendet werden kann. Alle andere Vergeltungssucht ist nur vergeudete Lebenszeit in der man sich anderen, wichtigeren Menschen zuwenden könnte.
Mit Moralvorstellungen werden Menschen aber auch dumm gehalten und regiert. Sie regeln zwar die Zusammenarbeit einer Gemeinschaft. Aber wer sich prinzipiell daran hält und stets von der Richtigkeit der Moral ausgeht verschließt sich der Wahrheit.
Wenn man sich unter Menschen befindet verschwinden schon bald viele Ideale vernünftigen Umgangs, weil man sich mit ihnen aktiv auseinandersetzen muss und dabei seine eigenen Vorstellungen - und seien es nur die Ideale - durchsetzen will. Außerdem wird man durch die Menschen beeinflusst und (durch die Gruppendynamik) zu einem anderen Verhalten verleitet. Die moralischen Grundsätze müssen dann sehr groß und stark sein (z.B. im Glauben durch die Religion) um sich nicht beeinflussen zu lassen. Diese Menschen neigen dann aber auch eher zum Extremismus, Radikalismus oder Fanatismus, wenn sie bereits eine klare Linie gefunden haben.
Indem man den Menschen Moral zeigt, kann man sie und ihre Persönlichkeit zwar nicht augenblicklich ändern. Man kann ihnen nur eine Möglichkeit einer Betrachtungsweise des Lebens und eine grundsätzliche Einstellung des Verhaltens geben. Moral gibt Prinzipien, Regeln und Verhaltensvorschriften vor und eine Richtung, manchen sogar einen Sinn ihres Bewusstseins. Aber es wird sie nicht ändern (also auch nicht liebenswerter machen), sondern nur lenken. Moral bedeutet Disziplin und so kann auch eine verbrecherische Organisation moralisch sein. Moral ist nur eine innergesellschaftliche Richtlinie. Die kann in einer anderen Gesellschaft völlig falsch sein.
Moral ist inperfekt. Sie gaukelt Ideale vor, die aber kulturbedingt sind und sich auch manchmal widersprechen. Daran kann man erkennen, dass sie künstlich geschaffen ist, um ein einheitliches Verständnis von Regeln zu formen. Sie bildet die Norm, der jedoch kein einziger Mensch angehört. Bei normalen Menschen bräuchte man keine Regelungen, was Moral oder Gerechtigkeit betrifft. Da aber kein Mensch genau in der Norm liegt, also „geistig“ abweicht und damit als krank definiert werden kann, müssen Hilfsmaßnahmen ergriffen werden, um den „kranken“ Gemütern eine Erklärung zu liefern und sie zu beschwichtigen.
Man sollte aber niemandem vorschreiben, wie er zu sein hat. Individualität muss erhalten bleiben. Zwar könnte der moralisch perfekte Mensch erschaffen werden, aber in diesem Fall wäre der Schöpfer selbst nicht länger perfekt, weil er die Menschen bzw. die Menschlichkeit nicht länger hinnähme. Mit der Entwicklung des perfekten Menschen, mit fest angelegten Werten und moralischem Denken, könnte eine (nahezu) perfekte Welt geschaffen werden. Dies wäre lediglich ein Schritt der Evolution und aufgrund des viel besseren (moralischen) Ziels sogar mit der Ethik vereinbar – es wäre die Ethik. Denn die Entwicklung des Einzelnen, seine Interessen und Neigungen könnte er im Rahmen der moralischen Grenzen frei entfalten. Die einzige Voraussetzung dafür ist die komplette Erforschung der Funktion des menschlichen Gehirns. Damit würde allerdings auch die absolute Kontrolle über die Menschen erlangt werden. Wer dieses Wissen hat, besäße dann die Macht und diktiert die Moral und Gerechtigkeitsvorstellung.
Vor allem auch das Verlangen nach Neuem, nach Spannung, Aufregung und Neuigkeiten fördert moralisches Verhalten. Das geschieht durch auftretende Problem mit Errungenschaften wie den Menschenrechten oder Gentechnik. Aber auch allein durch die Tatsache, dass viele Geschichten bereits erzählt sind, aber Autoren, die Filmindustrie und Manager weitere Geschichten verkaufen wollen, zwingt die Autoren dazu die Entwicklung des Verhaltens ihrer Figuren voran zu treiben. Wo in der letzten Erzählung noch eine bestimmte Moral vermittelt wurde, muss nun eine neue, bessere gezeigt werden, um den Zuschauer / Zuhörer / Leser noch zu fesseln und etwas Neues zu vermitteln. Genauso werden auch die menschlichen Abgründe verschärft um Gruselgeschichten zu vermarkten. Moral wurde einst für ein gerechtes Zusammenleben konzipiert um alle Menschen auf die gleichen Wertevorstellungen zu eichen. Durch neue Geschichten wird es wiederholt und perfektioniert, aber auch an die neuen Verhältnisse angepasst.
Die beiden größten Herausforderungen und Aufgaben der heutigen Welt zu vereinen - nämlich Ziele zu verfolgen und die allgemeine Moral, z.B. gegenüber den Mitmenschen zu wahren - wird selten zusammen möglich sein. Denn meistens arbeitet man mit der Verfolgung seiner Ziele gegen andere bzw. gegen die Moral (auf Ehrgeiz folgt so Missachtung und Egoismus) oder man schwankt zwischen Vielem und hat keine festen Ansichten (wenig Rückgrat, Persönlichkeit, Achtung und Respekt) und damit selbst keine fordernde Aufgabe.
Selbst mit der Verbreitung der Moral als Ziel spielt man der Demokratie und misstrauischen Zweiflern entgegen, die für sich berechtigterweise die Verhöhnung des Staates darin sehen und provokant hinterfragen, warum man denn etwas verbessern wolle, ob man den Staat so wie er ist denn nicht gut fände und also verfassungsfeindlich und strafbar agieren wolle.
Gesellschaft und Moral beeinflussen sich gegenseitig, können sich aber nicht plötzlich ändern, sondern nur mit der Geschwindigkeit der Generationen(-neubildung). Denn von Generation zu Generation wird die (im Laufe des Lebens veränderte) Moral weitergegeben und dient als Maß für Erfahrungen und folgende Taten. Die Moral und Regeln des Verhaltens werden von den einzelnen Individuen dann mittels ihrer Anwendung auf Alltagssituation auf Tauglichkeit geprüft und gegebenenfalls weiter entwickelt. Was den meisten dann hilft, wird idealerweise allgemein als gültig betrachtet. Da sich der Mensch aber nicht unentwegt moralisch verbessert, sondern sich seine Moral festigt und da sie sich nicht ideal zur Förderung der nachfolgenden und mit einem lebenden Menschen ausprägt, dauert dieser Vorgang zur Idealisierung der Gesellschaft wesentlich länger (als z.B. technischer Fortschritt) und umso länger, je zufriedener die Masse ist.
Der Zusammenhang von Erfahrung mit dem Gewissen:
Viele derer, die nicht an einer bestimmten moralischen Sünde interessiert ist oder nicht von ihr weiß, hält sich automatisch von ihr fern – es sei denn, er wird durch Gruppenzwang oder Versprechungen bzw. Drohungen dazu überredet.
Andere aber werden immer von der moralischen Sünde angezogen, auch wenn sie sich in ihrem Glauben noch so sehr dagegen wehren. Nur durch bittere Erfahrungen lernt der Mensch erst, was überhaupt schlecht ist und sieht dann ein, dass es besser ist nichts Schlechtes zu tun (dass es z.B. nichts dauerhaft Gutes bringt zu lügen), sonst glaubt er es nicht. Macht er die Erfahrung nicht, wird er nicht durchweg daran glauben. Erst wer selbst Schlechtes getan hat sieht wohin das führt und je intelligenter er ist, umso früher sieht er das.
Nur wer einmal schlecht im Sinn der jeweiligen Moralvorstellung war oder glaubt, es gewesen zu sein, kann stetig gut werden und allein wer gesündigt (also gegen bestehende, moralische Werte verstoßen) hat, wird wirklich rein und standhaft der Sünde gegenüber, auch gegen den Gruppenzwang. Diese Einsicht hat er entsteht durch sein Selbstbewusstsein, das er sich aufgebaut hat und das ihn überhaupt erst zu dieser Erkenntnis führen konnte.
Prinzipien als moralischer Kompass:
Der Mensch hat - scheinbar entgegen der Evolution - erkannt, dass nicht nur die körperliche oder geistige Stärke zum Überleben beiträgt, sondern genauso auch Eigenschaften wie Tugenden (Freundlichkeit, Bescheidenheit, Mut, Ehrgeiz, Ehrempfinden, etc.) oder der Charakter. Dies funktioniert freilich nur in sozialen Kreisen, die diese Tugenden auch als Stärke akzeptieren, wodurch wiederum der Satz bestätigt wird, dass der Stärkere siegt. Wo welche Stärke angewandt werden muss, erscheint in unserer komplexen Welt als nahezu unersichtlich. Das Problem mit Tugenden ist zu wissen und abzuschätzen, ob man sie wirklich will, weil man sich dadurch von anderen evtl. zu sehr unterscheidet (und dadurch manchmal nicht mehr den Vorteil darin sehen kann). Dadurch glauben wir, dass unser Wirken und dessen Folgen vom Zufall oder Glück abhängig sind.
Prinzipien helfen einen vorbedachten Willen in Situationen durchzusetzen, in denen der akute Wille (z.B. durch Gruppenzwang) gebrochen würde. Es ist ein präparierter Wille, ein Trotz, also das Abrufen eines früheren Bewusstseinszustandes. Ohne Prinzipien hat man weit mehr Möglichkeiten in der Gesellschaft unterzukommen oder sich mit ihr zu arrangieren. Um sie zu führen braucht man allerdings wieder Prinzipien um den Eindruck von Konsequenz zu erzeugen, wenn man konstant, erfolgreich (nach vorher gesetzten Zielen) und gerecht sein will. Daher sind meist nur jene für solche Berufe geeignet, die sich schon vorher darauf fixieren und mit Fähigkeit dafür ausweisen können.
Das Problem bei der Prinzipienlosigkeit besteht darin, dass man irgendwann kein Ziel mehr sieht, das Leben langweilig wird, man sich nirgendwo zugehörig fühlt, keinen Halt findet und ein (für sich) regelloses, strukturloses Leben führt, das völlig offen gegenüber äußeren Einflüssen ist. Man ist der Gesellschaft und ihrer Entwicklung (positiv wie negativ) bedingungslos ausgeliefert.
Mit Prinzipien allerdings weiß man, wer man ist und wo man her kommt, oft sogar, wohin man will. Es ergibt ein strukturiertes, teils geordnetes Leben, wenn man sie selbst wählt bzw. sie versteht und völlig vertritt. Man fixiert sich damit jedoch auf einen speziellen Gesellschaftsbereich und verteidigt ihn dann auch bis zuletzt (und ist eventuell überflüssig, wenn er zugrunde geht oder nicht länger notwendig ist). Allerdings kann man sich nie sicher sein, ob die (selbst) gewählten Prinzipien die richtigen sind und ob sie die Zeit, in der man lebt, überdauern können.
Erfolgreich kann man mit und ohne Prinzipien werden. Das hängt allein von der Persönlichkeit und dem Ziel ab.
Moralbeispiele
Die wichtigste Erfindung der Menschheit, noch über allen technischen Innovationen, sind die Menschenrechte. Ihre Anwendung obliegt jedem einzelnen.
Dabei ist zu beachten, dass „Humanität“ als Inbegriff der Einhaltung, des Respekts, der Verteidigung und der Wahrung dieser Rechte nichts weiter ist als die Gesamtheit der Eigenarten des Menschen zusammengefasst. Dabei ist es gleich, ob diese positiv / „gut“ oder negativ / „böse“ sind. Demzufolge ist der Begriff „Humanität“ auch sehr nur sinnvoll in Bezug auf eine bestimmte Moralvorstellung und ist mit der Zeit wandelbar. Darin steckt allein die Aussage, dass alle Menschen gleichermaßen zur Menschheit gehören und in diesem Sinn behandelt werden sollten. Aber eine Definition der genauen Handlungsweise kann es durch diesen Begriff allein nicht geben.
Toleranz und Achtung des Fremdartigen sind deshalb wichtig, weil man nicht weiß, was die eigene Intoleranz verdirbt und das Fremde einem noch nutzen kann. Diese Auffassung steht allerdings unserem Überlebensinstinkt entgegen, der alles Fremdartige als potentiell gefährlich einstuft und damit in der Mehrheit der Fälle auch Recht hat. Allerdings fällt unter den gegenseitigen Respekt auch ein Mindestmaß an Zurückhaltung, das auch dem ärgsten Feind zukommen sollte.
Eines der schlimmsten Dinge, die ein Mensch tun kann, ist über das Leid anderer zu lachen oder es auszunutzen (z.B. Darwin-Award), egal aus welchen Gründe es geschieht.
Nicht die Art der Überzeugung eines Mensch, des Glaubens, der Intelligenz, des Wissens, sondern wie er ist, wie er mit anderen umgeht und sich verhält ist wichtig und Voraussetzung für die Gesellschaft, Wissenschaft, das Glück aller anderen und für das eigene Glück. Sachliche Argumentation bereitet hier den Anfang. Ehrlichkeit in (eigenen) Schwächen und Vertrauen in die Ehrlichkeit anderer ist notwendig, wie auch ihnen gegenüber Verständnis, also „Toleranz“ zu beweisen und im Idealfall eigene Fehler zu korrigieren. Natürlich ist absolute Toleranz jedoch ebenso hinderlich wie totale Intoleranz, da es absolute Unterwerfung bedeutet. Und es ist umso schwieriger, je schlechtere Erfahrungen man bereits mit anderen Menschen dieser Gruppe gemacht hat. Daher kann man Verständnis und Ehrlichkeit nicht erzwingen, denn es ist die Lüge entspricht dann dem Selbstschutz.
Einerseits gilt Ehrlichkeit, andererseits Höflichkeit als Ideal von Moral. Dabei widerspricht sich beides grundlegend, da Höflichkeit Lügen als Methodik verwendet. Denn Unehrlichkeitsfloskeln bauen Reihen von Unehrlichkeitsringen auf, durch die man den anderen (und sich) täuscht. Um die beiden Tugenden der Ehrlichkeit und Höflichkeit zu vereinen, können unbewusste Lügen jedoch nicht als Lüge gewertet werden. Andernfalls würde das Vertrauen in die Moral der Gesellschaft und der Gesetze stark leiden.
In der Theokratie würde die Lüge den Gott ungerecht erscheinen lassen und eher unberechenbaren Zorn seinerseits zeigen als vertrauende Liebe. Das wiederum würde die Tatsache nach der Rechtmäßigkeit und Verlässlichkeit auf die jeweiligen Gebote anzweifeln. Es wäre einer der Auslöser, weshalb man von der Religion abfallen könnte.
Pflichtbewusstsein:
Pflichtbewusstsein ist nicht nur die strenge Sicht eines konservativen Denkens und verstaubter Konventionen. Es hilft genauso auch Erfolge und Selbstbewusstsein aufzubauen. Denn es zeugt von einem Glauben an die Hintergründe der Pflicht. Indem man diese ernst nimmt und sie vertritt oder sogar verteidigt, handelt man nicht nur aus eigenem Interesse oder für sich selbst, sondern auch für andere und dient ihnen damit. Man kann diese Vertretung als Last oder als Ehre sehen und je nach dem den Erfolg darüber bestimmen, wie der Dienst und Verdienst ausfällt.
Nachlässig gegenüber anderen zu sein ist nicht auf Vertrauensbasis wie zwischen Partnern oder Freunden zu akzeptieren, wie auch nicht zwischen Fremden, die eine Übereinkunft haben. Nur sich selbst gegenüber darf man nachlässig sein, weil man es nur sich selbst gegenüber verantworten muss (außer wenn davon noch andere abhängen). Denn wir können selten jemandem erklären, weshalb er es nicht verdient hat vertrauenswürdig behandelt zu werden. Dieses Missverständnis ist nur uns selbst gegenüber zu erklären, da kein Individuum weiter zwischen uns steht. Man kann aber auch niemanden zwingen sein Leben über die Maßen anderer hinaus zu strapazieren um sie zu retten. Man kann nur an ihn appellieren oder unter psychischen Druck setzen (außer Mobbing), aber man kann von ihm erwarten, dass er sich wenigstens so engagiert wie die anderen es auch tun und sich an die (Menschenrechts-)Gesetze hält. Denn Gesetze mancher Staaten können ihn auch auffordern sein Leben für andere zu geben. Das Wirken des Einzelnen über diese Gesetze hinaus ist eine moralische Frage und demzufolge modeabhängig.
Nächstenliebe ist etwas, das ein Mensch selten schafft. Bevor er es halb anfängt und doch nicht zu Ende bringen kann, sollte er sich auf die erreichbare Variante berufen: das eigene richtige Handeln. Selbst die gütigsten und herzlichsten Menschen können so am besten sein, indem sie nur darauf achten, was sie selbst tun und mit sich vereinbaren können. Was andere anbelangt, ist auch ihnen zu hoch sich einzumischen. Das wäre nur eine göttliche Macht. Nächstenliebe ist nicht nur gut. Es schürt auch Neid unter den anderen und Selbstmitleid. Daher braucht es vor allem nur gesunden Respekt im Umgang mit anderen und vor allem Eigensorge.
Jeder sollte daher nur und ausschließlich sich selbst im Auge haben, beobachten und kontrollieren, statt andere auf moralische Abweichungen zu überwachen oder ständig zu versuchen, anderen mit Verzicht auf sich selbst aktiv etwas Gutes zu tun. Daraus resultiert Extremismus (z.B. übertriebene Selbstaufopferung oder Vernachlässigung anderer Menschen) und das ruft Neid, Maßlosigkeit und einen Gruppengradienten untereinander hervor. Um jemandem helfen zu können, ist es oft notwendig dafür andere zu vernachlässigen. Und um dieses Ungleichgewicht lösen zu können, braucht man eine polarisierte Weltaufteilung in gut und böse. Solange man sich selbst gut erleben will, muss man sich automatisch mit den anderen gut stellen. Die Moral, um mit anderen umzugehen, geht von einem selbst und die Behandlung der eigenen Person aus. Nicht umsonst wird man meist von Menschen schlecht behandelt, wenn diese mit sich selbst nicht klar kommen.
Helfer-Syndrom-Wahnsinn (vgl. Kapitel „Menschheit“: Altruismus):
Man hilft solange fremden Menschen, bis man die eigenen um einen herum vernachlässigt. Entweder wendet man sich dann ihnen zu und gibt seine Aufopferung fast vollends auf, weil man nur eine begrenzte Kapazität an Energie und Möglichkeiten hat, oder man hilft anderen verbohrt weiter und gibt sich der Ungerechtigkeit hin, die man begeht, wenn man selbst die eigenen Freunde und die Familie vernachlässigt. Denn wie kann man Fremden aufrichtig helfen wollen, wenn man sie im Stich lässt, sobald sie zu Freunden werden? Man handelt dann nur noch aus eigener Überzeugung heraus, aber ohne länger zu wissen, warum man das eigentlich macht. Durch diese Vernachlässigung im eigenen Umfeld richtet man im Endeffekt nur noch mehr Schaden an, als man anderen nützt. Denn jeder braucht ein Umfeld von Freunden und Familie, wenn er in der Lage sein will, anderen zu helfen und diese Unterstützung kriegt er dann nicht mehr bzw. sie wenden sich von einem und den eigenen Hilfsprojekten und eventuell sogar von ähnlichen Themen ganz ab.
Wesentlich schlimmer ist allerdings das bewusste und intrigante Ausnutzen anderer Menschen, oft sogar unter dem moralischen Deckmantel der Hilfsbereitschaft oder sogar Freundschaft.
Beispiele für moralische Gebote:
(aus heutiger, humaner, aufgeklärter, vernünftiger Sicht – angelehnt an religiöse Vorgaben; die einzelnen Maßregeln stehen dabei in wechselwirkender Beziehung und schränken sich gegenseitig ein)
1. Du sollst keinem anderen Menschen Schaden zufügen (egal ob physisch oder psychisch)
2. Du sollst dich nicht aus Verzweiflung selbst töten
3. Du sollst deine Mitmenschen respektieren
4. Du sollst dich bilden, denken und alles sinnvoll hinterfragen, Selbstkritik üben und ein selbstsicheres Individuum sein
5. Du sollst der Menschheit und letztlich dem Planeten dienlich sein (nicht die Umwelt verschmutzen, keine Überbevölkerung schaffen, etc.)
6. Du sollst das kleinere Übel wählen, wenn das Größere bevorsteht
7. Du sollst Traditionen wahren, so weit es möglich ist und die Vernunft und Humanität es erlauben
8. Du solltest diese Regeln befolgen, aber da du es ohnehin nicht tun wirst, solltest du auch diese Regeln nicht allzu ernst nehmen, immerhin bist du ein Mensch und Regeln sind keine unbrechbaren Gesetze. Daher sollst du trotz allem (weitestgehend) menschlich sein.
9. …
Die Gesellschaft formt den Menschen zu einer Möglichkeit von sich und einer Mischung aus ihren Ziel- und Wertevorgaben sowie seinen genetischen Veranlagungen. Für das Individuum ist dieser Weg nur einer von vielen möglichen. Ihm wird durch seine Erziehung in der jeweiligen Gesellschaft also eine Möglichkeit vorweggenommen und ausgebaut. Um eine restlos tolerante, multikulturelle und für alles offene Gesellschaft (kurz: perfekte Gesellschaft) aufzubauen, würde es bereits ebenso ausgebildete („geformte“) Lehrer oder nach eben diesen Maßstäben entwickelte Regeln geben müssen. Ohne eine (einseitige) Ausrichtung in Form einer Spezialisierung würden die Menschen und ihre Talente ungenutzt bleiben.
Dabei ist in Hinsicht der Gesellschaftsbewertung zu beachten, dass jedes funktionierende Modell eine „gute“ bzw. akzeptable Möglichkeit darstellt. Diese Qualität wird durch die Lebensqualität des Einzelnen bestimmt, im Wesentlichen aber durch die subjektive Einschätzung der Menschen über vorhandene Gerechtigkeit in ihrer Gesellschaft.
Der Mensch wird durch Werte und Normen in seinem Denken eingeschränkt, aber auch angeleitet. Ohne Impuls und ohne Anleitung (und sei es durch seinesgleichen) kann er keine wertende Persönlichkeit ausbilden. Wertung jedoch ist überlebenswichtig, ja sogar Inhalt des Lebens selbst. Wertung bedeutet Einschränkung. Ohne Einschränkung kein Ergebnis. Ohne Vorgabe ist nichts. Entscheidungen sind das Geheimnis des Erfolgs, nämlich überhaupt welche zugunsten eines Inhaltes oder dagegen zu treffen.
Dennoch muss jeder glauben können, was er will. Er ist ohnehin durch die Gesellschaft bereits vorgeprägt. Eine „bessere Welt“ zu schaffen impliziert, dass die meisten anderen einer schlechteren anhaften und die neue, bessere Welt kann daher nicht ausschließlich gut sein (wie es Fanatiker oft übergehen). Die neue Welt darf daher heutige Prinzipien der Gesellschaft nicht komplett ausschließen. Entweder schafft man es mit seinen Argumenten zu überzeugen oder Anhänger gewisser Interessengruppen müssen sich von den übrigen abgrenzen und ihre Ansichten allein umsetzen – inwieweit, muss dabei ihnen überlassen werden.
Gesellschaftsgesetze
Gesellschaftliche Regeln ergeben sich automatisch mit der Entstehung einer Gesellschaft, der Kultur, den Randbedingungen und aus der Gruppendynamik. Ihre Mitglieder bringen bereits allseits akzeptierte und selbstverständliche Regeln mit oder es ergeben sich aus der Kommunikation und der Darstellung bzw. dem vermittelten Eindruck der Mitglieder gruppendynamische Regeln. Meist sind es moralische Regeln, die auf diese Weise bereits bestehen.
Innerhalb der Gemeinschaft besteht ein gesellschaftliche (ökonomische) Energieerhaltung: Wo Menschen bei gleicher wirtschaftlicher Leistung des Systems eine bessere Lebensqualität aufweisen, müssen andere in ihrem Einflussbereich schlechtere Verhältnisse erleiden. Das heißt je reicher die Reichen sind umso größer ist die Anzahl der Armen. Wohlstand für alle gibt es nicht, wenn nicht die Leistung gesteigert wird. Die Leistung ist allerdings von den Ressourcen und Möglichkeiten abhängig und die sind begrenzt. Allerdings ist auch der Begriff von „Wohlstand“ sehr unterschiedlich, definiert sich aber meist über eine gerechte Verteilung der Güter.
Nachhaltigkeit ist für jede Gemeinschaftsform oberste Regel, wenn sie lange bestehen soll. Dabei ist die Form selbst zunächst egal (Demokratie, Diktatur, Anarchie, Theokratie, Oligarchie, Monarchie, Kapitalismus, Kommunismus, etc.), wenn die Menschen darin nicht zum Aufstand provoziert werden, z.B. durch Ungerechtigkeit oder schlechte Lebensbedingungen. Wo selbst menschliche Vernunft nicht weiter hilft kann nur ein System herrschen, was auf zufälligem Erfolg aufbaut. So muss es durch zufälligen Misserfolg auch wieder untergehen. Damit ist jedes Gesellschafts- und Staatssystem gemeint, das keine eindeutige Mehrheit in Abstimmungen erzeugt und worin sich Gruppierungen untereinander gegenseitig bekämpfen.
Die Gesellschaftsentwicklung folgt den gleichen Gesetzen wie die Evolution: die beste Lösung wird überleben. Es muss also die Entwicklung abgewartet werden. Alles braucht seine Zeit zur Entfaltung und orientiert sich an den gegebenen Umständen und Bedürfnissen der jeweiligen Kultur.
Im speziellen Fall der menschlichen Gesellschaftsentwicklung bezieht sich diese Entwicklung auf die Anwendung spezieller Mittel, da das Ziel für die meisten klar und gleich ist: ein geordnetes, funktionierendes, friedliches Zusammenleben in Freiheit und Gerechtigkeit. Lediglich in der Wahl des Weges dorthin unterscheiden sich die parteilichen Lager.
Anarchie --> jeder für sich selbst / Gesetz des Stärkeren
↓
Gemeinschaft --> Debatte über Güterverteilung
↓
Rat / Kommission --> Experten beraten
↓
Staatenbildung --> Organisierung und Strukturierung der übergeordneten Aufgaben
↓
Regierung --> von der Gemeinschaft akzeptierte Entscheidungsfindung
↓
Gesellschaft --> dauerhafte Ordnung des Zusammenlebens und der Ressourcen
Die soziologische Aufgabe des Menschen ist es eine Gesellschaft zu finden, worin der freie Geist akzeptiert wird und existieren kann. Nicht der Mensch soll an eine Gesellschaft angepasst werden, sondern die Gesellschaft an den Menschen.
Gesellschaftsstrukturen
Überleben --> (Jäger und Sammler) --> Nomaden --> Agrarwirtschaft --> Industrie --> Dienstleistung --> Information --> Wissenschaft --> (Raumfahrt) --> (Kunst, Interessen - …)
Tab. 3 (IV.) – Geschichtliche Abfolge von Gemeinschaftsformen
Staatsform (mit Gesellschaftsstrukturen) |
Ziel / Sinn bzw. Bestreben |
|
Akratie / Anarchie |
Überleben des Einzelnen |
|
Autokratie / Diktatur / Monarchie / Oligarchie / Herde bzw. Rudel |
fremdbestimmtes Zusammenleben / Verantwortungsabgabe an eine Minderheit |
|
Theokratie |
Erlösung |
|
Demokratie |
Selbstbestimmtes Zusammenleben |
|
|
· Agrargesellschaft |
Überleben der Gemeinschaft |
· Industriegesellschaft |
Besitzmehrung / Profitsteigerung |
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· Dienstleistungsgesellschaft |
Selbstverwirklichung (im Beruf) |
|
· Informationsgesellschaft |
Machtergreifung / Kontrollbefriedigung / Spaß- und Erlebniskonsum / Befriedigung von Gelüsten und Trieben |
|
· Wissenschaftsgesellschaft |
Erkenntnisgewinn |
|
· Raumfahrtgesellschaft |
Überlebenssicherung der Menschheit |
|
· Kunst- / Interessengesellschaft |
Genuss |
Die in Tab. 3 (IV.) dargestellte Abfolge von Staats- und Gesellschaftsformen spiegelt vor allem die geschichtliche Entwicklung wieder und ist derzeit bis zur Informationsgesellschaft bzw. teils zur Wissenschaftsgesellschaft vorgedrungen, je nach dem, welche Staaten und einzelnen Bereiche innerhalb der Staaten man betrachtet (Armeen, Ordensgemeinschaften, Vereine, Bildungseinrichtungen, etc.). Auf die jeweilig vorhergehende Gemeinschaftsform muss nicht zwingend die nächst höhere folgen, da durch Kriege und Machtverteilungen auch ein Rückfall geschehen kann. Genauso müssen die Gesellschaftsformen aber nicht nur in der Demokratie bestehen, sondern können auch in allen anderen Staatsformen bestehen, mit Ausnahme der Akratie bzw. Anarchie, da es in diesem Fall keinen Staat und keine Gesellschaft gibt.
Kunst und Wissenschaft sind ursprünglich nicht am Erfolg orientiert. Durch diese Einstellung können sie jedoch nur existieren, wenn die Menschen, die sich ihnen widmen, nicht durch andere Arbeiten eingespannt werden müssen, sondern wenn sie in einer Gesellschaft des Überflusses leben. Erst wenn mehr Arbeiter als Arbeit vorhanden sind, wird es eine künstlerische Auslebung geben, da dies eine Arbeit ist, die nie endet aber auch nie überlebensnotwendig ist, sondern „nur“ den Intellekt (also den Horizont / das Bewusstsein / die Perspektive) erweitert. Wir brauchen eine unabhängige, freidenkerische, unbestechliche, aber vor allem nutzlose (= absichtlose, also „ideale“) Wissenschaft, wenn wir eine Basis wollen, die so objektiv wie möglich gestaltet ist, damit jeder seine Argumente einbringen kann, sich aber auch ständig mit der unbewertbaren Basis rückversichern kann. Die angewandte und problemorientierte Wissenschaft verheimlicht so lange, bis etwas eindeutig widerlegt oder bewiesen werden kann oder weswegen sie kein eigenes Forschungsfeld eröffnen möchte bzw. nicht den Mut und die Kraft hat, es weiter zu entwickeln und weshalb sie es so wegfallen lässt. Doch hier könnten schon Hobby-Forscher ansetzen. Die Auftragskunst richtet sich dementsprechend nach den jeweiligen Interessen, Bedürfnissen und Moden. Die Wissenschaftsgesellschaft besteht im freien Studieren (z.B. von auch von Hobby-Forschern) von Fächern nach Interesse und erst später in der Festlegung des Studiengangs bzw. der Spezialisierung. Dadurch sinkt die Zahl der Studenten in Massenveranstaltungen und individuelleres Lernen von Student und Professor erfolgt (vgl. „Das Glasperlenspiel“, Hermann Hesse). Der Student ist nun selbst für sein Studium verantwortlich.
Etwas zu erschaffen, das nicht mehr dafür dient, die Welt zu verbessern, sondern nur einem selbst Ausdruck zu verleihen und die Schönheit des Lebens darzustellen, ist eine Zukunft, in der Gesetze nicht mehr gebrochen werden müssen (weder physikalische, noch gesellschaftliche). Es wäre eine Gesellschaft der Kunst. Nur würde es auch keine Anerkennung mehr geben für das, was man macht, sondern es würde nur noch dem eigenen Schönheitsempfinden dienen. Es gäbe nur noch einen kleinen Personenkreis, von dem man Anerkennung bekommen könnte, aber auch nur dann, wenn die anderen denken so etwas selbst nur schwer schaffen zu können. Über das Internet ist diese Struktur schon zum Teil umgesetzt, vor allem durch Foren, Blogs und Videoportale.
In der Kunst- und Überflussgesellschaft wird man nicht mehr zum Konsum animiert, sondern folgt seinen eigenen Gelüsten. Alle Angebote entstehen außerdem nicht durch den Druck von Firmen, Auftraggebern und Chefs, sondern durch die Motivation der Menschen selbst. Dadurch ist die Qualität hoch und kein Entscheidungskriterium mehr. Aber der Einzelne fühlt sich dennoch nicht dazu gezwungen alles erleben zu müssen oder etwas zu verpassen, weil er nicht mehr auswählen muss. Denn alles ist nun hochwertig und sehenswert und er ist sich bewusst, dass alles sein Leben unvorhersagbar weiterbildet.
„Kreativität ist das Ignorieren von Konventionen.“ (Prof. Snider, Hirnforscher). In dem Fall kann eine geordnete Gesellschaft nicht funktionieren. Die reine Kunst und Wissenschaft als Gesellschaftsstruktur ist daher nicht möglich. Sie würde den Kommunismus und das Fehlen von Regierung (Anarchie) voraussetzen. Sollte aber selbst die Kunst und Wissenschaft irgendwann nicht mehr befriedigen, müssten die Menschen (oder sonstige intelligente Lebeweisen) dazu übergehen etwas (oder alles) zu zerstören um wieder einen Sinn vor sich zu haben oder sich selbst zu vernichten. Ansonsten würden sie sinnlos leben.
Es sind die bestehenden Ordnungen, die unseren Geist fesseln und uns anderen unterordnen lassen. Das sind unsichtbare Ordnungen, denn sie bestehen nur in unserem Kopf und drehen sich um Leistungen, die wir von anderen kennen, von Angst und von Hoffnung. Marx, Engels, Lenin und andere Denker des Sozialismus haben das erkannt, aber sie konnten es auch nicht anders umsetzen und gleich gar nicht verhindern, was daraus geworden ist. Die Anarchie wäre die einzige Form der Freiheit und Unabhängigkeit von anderen. Aber die Menschen können nicht ohne einander leben und wenn sie zusammenleben wollen, dann müssen sie sich Ordnungen unterwerfen. Sobald sie eine Gruppe bilden unterliegen sie deren Regeln bis sich die Gruppe auflöst.
Klassengesellschaft:
Wenn sich jemand mit keinem Mittel mehr gegen jemand anderen wehren kann (Psychologie, Erfahrung, Wissen, Intelligenz, Rhetorik, Gewalt, etc.), befinden wir uns am sichersten in einer Klassengesellschaft. Sie prägt sich mit der Masse der Menschen irgendwann automatisch aus, schon allein aus den Unterschieden, die sich besonders im Intellekt (z.B. zwischen Jung und Alt) ergeben. Die Abstufungen können dann sehr zahlreich sein, so dass es keine scharfe Grenze gibt, aber zwei Menschen von beiden Enden der Skala sich kaum noch verständigen können oder wollen.
Mit der Zeit erkennt man, dass die unterste Schicht gegenüber dem Durchschnitt immer in der Vergangenheit lebt und die Forschung bzw. Wissenschaft bereits in der Zukunft stehen. Die Forscher an der Spitze sind blind. Sie müssen sich vortasten um voran zu kommen und können höchstens zurückschauen – auf Altbekanntes. Doch viele Menschen wollten im Mittelalter leben, weil die Vergangenheit, also die untere Schicht, die geselligere ist und mehr auf das Gefühl achtete, wo es klare Strukturen, Hierarchien und Aufgaben gab. Wohingegen die Gegenwart eher auf möglichst viele Erlebnisse und erreichte Erfolge schaut und die Zukunft auf das Wissen und die Erkenntnis. Jeder kann ein Stück von allem sein und haben und er kann von der Vergangenheit gesellschaftlich in die Zukunft reisen und sich dahin ändern.
Dekadenz:
Man lässt alles liegen, wovon man denkt, dass es andere wegräumen und macht nichts mehr, außer den Freuden zu frönen. Es herrscht Klassengesellschaft und ein Hedonismus, der nur in den oberen Schichten die Kunstgesellschaft mit dem Ziel des Genusses bereits erreicht hat (Tab. 3 (IV.)). Die obere Klasse ist vom Nichtstun gelangweilt und die untere Klasse kommt mit der Arbeit nicht hinterher. Dekadenz entsteht, wenn es keine externen Herausforderungen wie das Überleben mehr gibt. Dann wird das System gestürzt oder gebiert genug Konflikte um selbst zu zerfallen, wieder von vorn zu beginnen und sich eine Existenz selbst aufzubauen, welche zu erschaffen und zu schützen dann der „neue“ Sinn ist. Mit wenig zurechtkommen zu müssen gibt auf einmal wieder einen Sinn im Leben, denn man kommt dem eigentlichen Zweck des Überlebens wieder näher. Luxus ist eigentlich eine Entfernung vom Sinn des Lebens und Dekadenz die zynische Folge.
Eine Gesellschaft muss langfristig zerfallen, wenn sich nach Ausbildung von Schichten die Oberschicht (die Führung, Regierung) nicht mehr darüber klar ist, wozu man die einzelnen Dinge um sie herum braucht und wie sie entstehen. Denn dann ist das Gleichgewicht zwischen Funktionalität und Produktionsbedingungen gestört und der Überblick über die Gesellschaft, die eindeutige Definition ihrer (dass man sie noch erklären kann bzw. dass ihre Mitglieder sie selbst noch als solche begreifen) nicht mehr erkennbar.
Beispiel angeblich von König Ludwig XIV.: „Die Leute haben kein Brot? Dann sollen sie doch Kuchen essen!“
Das Unverständnis von Menschen gegenüber Problemen ist immer problematisch innerhalb einer Gesellschaft. Zu viel Information kann zwar auch zur Instabilität führen, weil gewisse Prozesse zu komplex oder widersprüchlich erscheinen (v. a. mit steigender Bevölkerungszahl), als dass sie von der breiten Bevölkerung getragen und verstanden würden. Geheimnisse sind im gewissen Maß also notwendig. Aber zu wenig Information führt dazu, dass der ausgleichende Faktor menschlicher Intelligenz auf Fehler im System nicht mehr greift, weil die Menschen gar nicht mehr wissen, was oder warum sie etwas tun. Das ist über alle Schichten und Klassen problematisch, von der Regierung bis zum Arbeiter.
Auch wenn die Ausführenden nicht verstehen, wozu sie eine Arbeit verrichten, müssen sie dennoch das Gefühl haben, das Richtige zu tun, also respektiert werden und Verbesserung aus ihrer Sicht vorschlagen dürfen.
4.7.1 Justiz - Gesetze und Regeln
Regeln sind notwendig um aus ihnen Verhalten und Reaktionen ableiten und berechnen zu können – ob in der Naturwissenschaft oder der Gesellschaft. Nur sind Regeln in der Gesellschaft veränderbar und brechbar und unterstehen weitläufig denen der Naturwissenschaft.
Gesetze formen die Gesellschaft. Da sie die Gesellschaft nicht nur beschreiben wie physikalische Formulierungen von Naturgesetzen, modellieren sie die Gesellschaft nicht nur, sondern gestalten sie aktiv. Gesetze im eigentlichen Sinn sind jedoch absolut (z.B. Naturgesetze). Sie sind gesetzt, also unumstößlich. Alles andere sind Regeln, also Richtlinien. Weil Regeln vom Menschen gemacht sind, kann er sie auch immer brechen und missbrauchen. Es macht einen Menschen menschlich, dass er von Regeln abweicht. Das unterscheidet ihn von einer Maschine, da er selbstständig denkt. In welche Richtung diese Abweichung abdriftet, hängt von seinem Umfeld, seiner Erziehung ab. Erst wenn man eine eigene Persönlichkeit entwickelt hat (also reif genug ist), wird man Regeln auch anerkennen können, weil man ihren Zweck versteht.
Gegen die Gesetze der Kirche, so genannte ‚göttliche Gesetze’ wird schon weniger verstoßen, weil sie eher den meisten Menschen moralisch entgegen kommen. Nur gegen die Naturgesetze kann wirklich niemand ankommen. Am langlebigsten wäre daher nicht eine Gesellschaft auf Gottes Gesetzen, sondern auf den Naturgesetzen.
Von Natur aus ist der Mensch ein Tier und so ist es nur legitim, wenn er gegen andere seiner Art vorgeht, ob das nun aus Nahrungsgründen, Gebietsansprüchen oder einfach aus Hass begründet ist. Doch allein der Mensch kann wollen, dass das nicht so geschieht. Er kann sich zu einer Art machen, die untereinander nicht in Konkurrenz und dennoch im Einklang mit der Natur lebt, indem er eigene Regeln entwirft, die sein Leben in Bahnen lenkt und trotzdem anthropologisch wichtige Freiheiten bietet. Um diese Regeln zu erstellen muss natürlich erst einmal die Umgebung beobachtet werden und vielleicht auch die bisherige Moral überdacht werden. Möglicherweise kommt er am Ende auch zu dem Schluss, dass er sich selbst bekämpfen oder zumindest mithilfe von Richtlinien einschränken muss.
Die Menschen brauchen Regeln, die bestimmte Mindestvorgaben machen – in jedem Bereich. Denn jeder hat Schwächen und weiß auf bestimmten Gebieten nicht, wie er vorgehen soll. Ob das im sozialen Bereich, bei Freizeitgestaltungen, Vergnügungen, Pflicht, Arbeit, Moral etc. der Fall ist, spielt keine Rolle. Oft reichen auch Vorgaben und Richtlinien nicht aus, sondern es braucht Kontrollen (Bsp.: Straßenverkehr) und gesellschaftliche und gruppendynamische Zwänge (Bsp.: Festlichkeiten, Sportereignisse, Gemeinschaftsleben).
Jede Regel ist eine Einschränkung, zugleich aber auch Möglichkeit um erst gewisse Dinge zu tun. Aber erst durch die planvolle Einschränkung kann etwas erreicht werden (Fliegen, Druckbehälter, etc.), was ohne diese nicht möglich wäre und das ist eine Abgrenzung des Menschen von vielen anderen Tieren, da er in der Lage ist, sich Regeln auszumachen und sich auch daran zu halten. Ein berühmter Vergleich ist die Regel: ‚Meine Freiheit endet, wo die Rechte des anderen beginnen.’
So ist der Bauplan einer Maschine eine Einschränkung in der Verwendung ihrer Teile.
In der Anarchie würden die Naturgesetze, statt der vom Menschen selbst gemachten Regeln greifen. Es gilt dann das Gesetz des Stärkeren. Regeln und Gesetze sind damit nicht nur Einschränkung der Freiheit, sondern viel mehr noch Wegweiser und ersetzen oft das Unwissen, aber auch den Verstand und schalten die Menschen gleich bzw. nähern die unterschiedlichen Niveaus der Menschen einander an.
Die Schaffung von Gesetzen und Regeln ähnelt der Erkenntnis eines Menschen. Das Anwenden der Richtlinien kommt dem Wissen gleich. Regeln ohne Erklärungen sind daher sinnlos, wenn man den, der sie befolgen soll, als gleichwertiges Wesen ansieht. Selbst Kindern (die bereits verstehen können und Widerworte anbringen) mit ein paar Worten zu sagen, warum sie etwas tun oder lassen sollen ist mehr wert als sie die Regeln auswendig lernen zu lassen. Jede Regel kann erst etwas bringen, wenn sie verstanden und richtig angewendet wird. Genau das ist meistens das Problem.
Wie die Kinder brauchen auch die Erwachsenen Regeln des Zusammenlebens. Sie werden ab einem gewissen Punkt jedoch kaum noch erzogen, sondern nur noch in die Schranken gewiesen. Je weniger Gesetze man kennt, umso natürlicher verhält man sich, denkt nicht darüber nach und folgt den Gesetzen automatisch, die man nicht kennt, wenn sich die Gesetze an dem normalen Menschen bzw. an der Menschlichkeit orientieren. Selbst in einer besseren Welt werden immer nur Menschen leben und sie werden auch diese be- u. herunterwirtschaften – auf ihr natürliches Niveau.
Um das zu umgehen sind Verhaltensregeln möglich (ähnlich denen der Kirche) und nach unten gerichtete Normen innerhalb denen sich die Bevölkerung ungestraft und beliebig bewegen kann (bis zu einem gewissen Punkt freilich, z.B. den Menschenrechten).
Die Auslegung der Gesetze wird mit abnehmender Natürlichkeit und dadurch steigender Komplexität weicher und zulässiger für Ausnahmen. Menschliche Gesellschaften sind demnach durch die wenig gebundenen bzw. absoluten Regeln / Abläufe sehr störanfällig und mit einer hohen Zahl an Ausnahmen gekennzeichnet. Das Chaos nimmt mit steigender Komplexität der Abläufe zu und diese können weniger genau in die Zukunft berechnet werden, denn die für die weitere Entwicklung verantwortlichen Parameter nehmen zu.
Die Gesellschaft und ihre Regeln muss an den Menschen angepasst werden, nicht der Mensch an die Gesellschaft. Die Erziehung dagegen sollte auf die grundlegende Kommunikationsfähigkeit und den sozialen Umgang ausgerichtet werden (auch um eine tolerante Umwelt zu schaffen).
Einhaltung von Gesetzen:
Wichtige Regeln müssten wie rote Ampeln im Straßenverkehr beachtet werden. Allein der Glaube und das Verständnis fehlen oft dafür – teils auch, weil manche vom Menschen gemachten Regeln völlig unverständlich, überflüssig oder sinnlos sind. Aber das ist der Makel des Menschen gegenüber der Natur.
Seltsamerweise gilt man in den Augen anderer (v. a. bei Männern in Bewunderung und Ehrfurcht, bei Frauen aus Verehrung) erst als intelligent, wenn man Regeln überschreitet und damit auch sogar noch etwas erreicht, vielleicht sogar ohne dabei erwischt oder belangt zu werden. Wer dagegen den Nutzen von Regeln erkennt und sie deshalb befolgt wird als dumm angesehen, weil andere glauben, er folge ihnen blind.
Es gibt die Menschen, die verstanden haben, dass man Regeln - egal welcher Art - einhalten muss und sind deshalb Beamte, z.B. Polizisten geworden und es gibt die, die es nicht begriffen und in die freie Wirtschaft gingen. Wenn eine Gesellschaft erst soweit ist, dass sie eine Polizei braucht, kann es in ihr keine allgemeine Gerechtigkeit geben. Man fühlt sich dann unmündig und unfrei und versucht daher den Beamten auszuweichen, sie zu betrügen. Sie passen sich an und irgendwann (sehr langwierig) weiß keiner mehr den einen vom anderen zu unterscheiden. Eine Gesellschaft, die Gesetze braucht, ist nicht reif für mehr.
Das Paradox von Regeln am Beispiel des Sex:
Die Machthaber und Regelgeber der Kirche wollen meist, dass man nichts mit Sex zu tun hat. Sie wollen aber auch, dass man alles darüber weiß und weiß, was man nicht darf – obwohl man nichts darüber weiß. Sie wollen, dass der richtige Zeitpunkt, den sie selbst nicht kennen, eintreten soll, aber nicht, dass man ihn selbst bestimmt. Sex soll alltäglich werden, irgendwann. Selbst verschweigen sie ihn und geilen sich daran auf. Dann sprechen sie von Moral und wollen jedermann glauben lassen, dass der Fortpflanzungstrieb unmoralisch sei. Warum gibt es die Menschen eigentlich noch, wenn sie das verleugnen, was ihre Art am Leben erhält? Alle Formen der Kunst und Kreativität sind erwünscht und werden gefördert – aber Sex sollte am besten nicht existieren. Warum diese Scheu? Gerade aufgeklärte Menschen und solche, die dazu fähig sind, besitzen Intelligenz und streben nicht nach derart vielfach paradoxen „moralischen“ Werten.
Selbst Menschen, die diese Moral nicht verstehen, müssen spüren, dass etwas falsch ist in diesem Denken. Wenn alles in Scherben liegt und zu zerbrechen droht, flüchten sie sich in die Moral (vgl. Tab. 2 (IV.)) und diese fällt umso schärfer und paradoxer aus, je aussichtsloser die Situation wird. In heiteren Momenten schert sie ihr Geschwätz von gestern jedoch nicht länger. Das nennt der Mensch Anpassung und Wertewandel. Es ist Opportunismus.
Die Abweichung von vorgefertigten Regeln wird oft brutal niedergeschlagen oder erst einmal nur missachtet, weil die Organe, die sich die Regeln zu einem vernünftigem Umgang untereinander ausdachten, Angst haben, dass diese Regeln nicht länger eingehalten werden und durch zunehmende Freiheit auch der langsame Umsturz eines Systems (und dann natürlich auch die Verschlechterung) passiert. Selbst neue Arten des Verhaltens, die nicht ausdrücklich verboten sind, werden kritisch beobachtet, weil sie sich zum Schlechteren entwickeln könnten und damit einen geordneten Umgang gefährden.
Letztlich wird es immer eine Veränderung geben, wo neue Menschen (Neugeborene und Einwanderer) aufwachsen, weil sie ihre Umgebung immer leicht verändert wahrnehmen. Die Erfahrung ist wie ein Fingerabdruck einmalig und individuell. Mit höherem Bewusstseinsgrad passiert das umso unterschiedlicher. Darum muss es eine Gesellschaftsform geben, die entweder dauerhaft mit den Grundprinzipien des Menschen übereinstimmt, sich weiterentwickelt und dennoch stabil bleibt oder die die Menschen von sich selbst heraus annehmen wollen und damit auch unterstützen.
Das Problem dabei besteht sicherlich in den Abwägung von Erziehung (also auch dem Vorgeben von Moral) und der eigenständigen Einsicht in die Notwendigkeit von Regeln. Zusätzlich zu dieser zweigeteilten Erfahrung (erstens durch selbst gemachte Erfahrung, zweitens durch vermittelte Erfahrung) fließen noch die vererbten Verhaltensmerkmale mit ein, durch die überhaupt erst eine Erziehung möglich wird. Denn erst muss eine Basis vorhanden sein, um darauf aufbauen zu können.
Nur wer sich in dieser Welt nicht an die moralischen Gesetze und Grenzen hält, schafft in unserer Gesellschaft meist, was er tatsächlich will. Die Gesetze wurden oftmals geschaffen, damit sich die Gesetzgeber selbst darüber hinwegzusetzen konnten und um sicherzustellen, dass man möglichst allein diese Ziele erreicht. Gesetze sichern auch Macht.
Selbst wer versucht zu sein, wie man ihm sagt zu sein, kann der Strafe nicht entkommen, sollte er der Macht in irgendeiner Weise im Wege stehen. Widersprüche sind unvermeidbar in diesem irrwitzigen Regelwerk. Und wem selbst daraus kein Stick gedreht werden kann, der wird durch Außerkraftsetzen der Regeln bezwungen. Denn er hält sich daran und kann nichts machen, wenn sie nicht länger gelten. Widersprüchliche Gesetze, die man logisch nicht einhalten kann, sind Anzeichen für einen Willkürstaat, der damit versucht seine Bevölkerung zu kontrollieren und zu manipulieren. Denn wenn man sich automatisch strafbar macht ist man auf die Gnade des Staates angewiesen und muss ihn unterstützen um nicht permanent bestraft zu werden.
Es ist eine Form von (modernem) Stress seine Aufgaben zu schaffen, die nicht zu schaffen sind, z.B. weil sie sich widersprechen, überschneiden, undurchführbar sind, ohne Regeln zu verletzen oder nicht nach Vorschrift vorzugehen, sich dabei aber schlecht zu fühlen.
Wenn primär nicht erkennbar ist, dass jemand anderes zu schaden kommen könnte und alle teilnehmenden Personen mit den Vereinbarungen einverstanden sind (bzw. die Vereinbarungen als gerecht und vernünftig betrachten), dann - und nur dann - kann das erlassene Gesetz umgangen werden, um größeren Schaden von Personen oder der Umwelt zu vermeiden. Keinesfalls darf das aber zur alleinigen Bereicherung geschehen. Regeln sind dazu da um unklare Situationen zu klären. Wenn sie aber vom menschlichen Verstand angezweifelt werden und dieser Zweifel nicht beseitigt werden kann, müssen sie auch straffrei umgangen werden können – solange kein Grundrecht des Menschen dadurch verletzt wird. Wer anderen und sich selbst gegenüber gerecht handeln will, der soll mit erwägen und bedenken, dass jede kleine Bereicherung eine größere nach sich ziehen wird und bald darauf die Gesetze nach Belieben umgangen werden. Dann hat die Gesellschaft versagt. Der Grat zwischen Einhaltung der Gesetze und der Umgehung ist äußerst schmal. Daher ist jede Überlegung ein Balanceakt und sorgfältig zu überlegen.
Die Spezies Mensch ist hoch entwickelt, jedoch nicht ausgereift genug um weitere Schritte zu unternehmen, hemmt sich selbst somit und kann dadurch untergehen. Der Mensch hat sich Regeln aufgestellt, doch kein Mensch hat je die Regeln auch nur absolut konsequent verfolgt und oftmals ginge das auch gar nicht, weil Regeln nicht selten widersprüchlich sind. Wer einmal bricht ist nicht davon überzeugt und bricht wieder, weil er den Sinn nicht verstanden hat und von anderen in seiner Glaubensfestigkeit darin gestört wurde. Damit sind Regeln nutzlos geworden. Sie stehen nicht über dem Menschen und regeln nur scheinbar absolut. Der Mensch ignoriert sie und lebt mit ihnen, jedoch nicht nach ihnen. Die einzigen Gesetze, die er befolgt und befolgen muss, sind die Gesetze der Natur, denn er hat keine andere Möglichkeit. Somit ist die Natur dem Menschen überstellt – und das bezeichnet er landläufig als „Gott“.
Man soll sich an Regeln halten, soll sich aber nicht scheuen sie zu hinterfragen und Einwände zu äußern. Am Ende muss das beste, derzeit vorliegende Argument siegen. Die Freiheit und andere Rechte eines Menschen dürfen dabei aber nicht angegriffen / eingeschränkt werden.
Beispiel zur weiteren Erläuterung:
Jemand betritt das Grundstück eines anderen. Das stellt keine Einschränkung in den Rechten dar, da Besitz vergänglich ist und die Absicht sowie das Rechtsverhältnis noch nicht genauer geklärt sind. Der Anspruch auf Besitz ist kein (Grund-)Recht. Wenn der Mensch mit seinem Grundbesitz nun aber allein sein will, so ist das ein Recht (nur schwerer durchzusetzen als abgegrenzter Grundbesitz).
Auch anderen Mitmenschen zu helfen ist keine Pflicht, da oft eigene Rechte damit verdrängt werden und sollte daher nicht bestraft werden im Falle der Missachtung. Die Erziehung und eine geschaffene Grundregel müssen erreichen, dass Menschen einander gern helfen.
Gerechtigkeit in der Justiz:
Wirkliche Gesetze sind nicht brechbar. Alles andere sind nur Regeln und Vorstellungen über den idealen Ablauf. Für Abweichungen gibt es Strafen, die jedoch nicht eindeutig verfolgt und vollstreckt werden können, so dass Gerechtigkeit durch sie leider nur bedingt durchsetzbar und bestimmbar ist.
Erst wenn Regeln von jedem ungezwungen akzeptiert werden und insgesamt das Zusammenleben der Menschen einer Gemeinschaft vollständig regeln und beschreiben, sich nicht gegenseitig widersprechen, keiner einen triftigen Grund hat sie zu brechen und falls er es doch tut mit der Strafe einverstanden ist, würde Gerechtigkeit annähernd bestimmbar sein.
Egal, ob man den Menschen gerechte oder ungerechte Regeln vorlegt, werden sie diese für sich auslegen und radikalisieren. Der Ursprung bleibt nicht erhalten. Ernannte Regeln unterliegen irgendwann dem Wandel, genau wie der Sinn für und das Verständnis von Gerechtigkeit.
Gerechtigkeit ist die innere Logik, deren Regeln man sucht und befolgt um sein Weltbild damit aufrecht erhalten zu können. Ein bestimmtes Maß an Gerechtigkeit ist notwendig für eine funktionierende Gesellschaft. Die Bevölkerung muss sich über die Art der Gerechtigkeit allerdings einig sein.
Objektive Gerechtigkeit ist der genaue Ausgleich von Tat und Folge (Aktion und Reaktion). Auf beiden Seiten dieser Gleichung müsste die gleiche Größe stehen. Im Leben verteilt sich das ebenfalls gerecht, aber nicht für jeden subjektiv gerecht. Manche müssen mehr Folge ertragen, weil andere die Folgen von sich schieben oder das Talent besitzen, sie von sich fernzuhalten. Es gibt immer Gerechtigkeit. Das Gleichgewicht ist nur meist subjektiv verschoben. Alles ist Gerechtigkeit. In der Allumfasstheit liegt Gerechtigkeit in jeder Faser. Das, was wir als ungerecht ansehen, ist ein Ausschnitt, den wir als ungerecht interpretieren.
Die menschliche Gerechtigkeit ist ein seltsames Subjekt. Es führt fast schon ein Eigenleben in der menschlichen Vorstellung von der Welt.
Subjektivität von Gerechtigkeit:
Da Gerechtigkeit subjektiv ist, gibt es unendlich viele Arten, Wege und Vorstellung davon, was Gerechtigkeit ist. Selbst ein Mensch beherbergt teils höchst gegensätzliche Auffassungen davon in sich und ist dadurch auch zerrissen. Gerechtigkeit ist eine Erfindung der Menschen, die sie aus verschiedensten Moralansprüchen, Weltbildern, Erfahrungen, Gefühle, Beziehungen, gemeinsame spontane Erinnerungen und Vorstellungen, etc. ableiten. Gerechtigkeit spiegelt gerade einmal den jüngsten Stand des Bewusstseins dazu wieder, sodass man sogar selbsterstellte Prinzipien bricht und sich für eine andere Gerechtigkeit entscheidet.
Bsp. 1: Jemanden den man gerade erst intensiv kennengelernt hat beschützt man eher als einen alten Bekannten, den man lange nicht gesehen hat.
Bsp. 2: Durch neue Informationen kann es sein, dass man einen verachteten Menschen nun verstehen kann und seine Sichtweise sowie seinen Anspruch auf Gerechtigkeit teilt.
Gerechtigkeit ist immer situationsabhängig und von der Unmittelbarkeit des gegenwärtigen Moments betroffen. Die Bewertung eines Falles vor Gericht ist daher fast nie einfach mit einem anderen, ähnlichen Fall gleich zu setzen. Daher braucht es immer wieder Einzelentscheidungen der Hintergründe und Umstände einer Tat und eine stetig ansteigende Zahl von Präzedenzfällen und Gesetzesnachbesserungen.
Gleichheit und Individualität:
Irgendetwas passt nicht: Man bekommt Regeln vorgegeben und es wird gesagt, man soll sich daran halten. Tut man es nicht, wird man bestraft. Andere halten sich nicht daran und nichts passiert. Macht man es ihnen nach, wird man wieder bestraft. Wo ist da die Gleichheit oder sogar Gerechtigkeit?
Das Problem stets richtiger Handlung aller besteht darin, dass alle nur Menschen sind, die in ihrer eigenen Welt subjektiv die eigene Gerechtigkeit mit der objektiven Gerechtigkeit aller abwägen müssen. Schon die Zugehörigkeit zu verschiedenen Gruppen macht es ihnen untereinander unmöglich gänzlich objektiv zu sein. Je mehr aber alle gerecht handeln, umso schwerwiegender wiegt ein kleiner Fehler und umso unangemessen höher wird er dann manchmal dann bestraft. Das Empfinden einer objektiven Gerechtigkeit steigt. Damit die Bevölkerung das Gesellschaftssystem akzeptiert ist es nicht so wichtig, wie gut das System die Menschen versorgt, sondern dass niemand zu sehr bevorzugt und der „subjektiven“ Gerechtigkeit genüge getan wird. Denn der Mensch vergleicht sich mehr mit den anderen als dass er jedem das gleiche zugesteht.
Von „Gleichheit“ unter Menschen zu sprechen kann sich nur auf abgegrenzte Bereiche beziehen, denn jeder Mensch ist ein Individuum und möchte auch so leben. Jede weitere Eingrenzung würde schon die Gleichheit mit eingrenzen. Selbst wenn die Menschen alle gleich wären, müssten sie das auch wissen. Sonst setzen sie andere dennoch im Verhalten mit ihnen nicht gleich und bevorteilen sich selbst. Nicht absolute Gleichheit der Menschen ist das Ziel, sondern nur eine Gleichheit auf übergeordneter Ebene bzw. groben Maßstäben und sonst nur Individualität mit dem Ziel für jeden das Beste durch individuelle Behandlung zu erreichen (und dabei andere nicht zu verletzen).
Jeder einzelne, bewusste Wille, der existiert (in Form eines Menschen), erfordert eine eigene Gerechtigkeit. Selbst innerhalb der Gedankenwelt eines Menschen kommt es oft zu Konflikten und Widersprüchen, die sich manchmal nur schwer auflösen lassen. Mit der Zahl der Aufgaben bzw. der Spaltung des Willens innerhalb eines Bewusstseins wird man daher umso unentschlossener. Aber innerhalb dieser geschlossenen Gedankenwelt fallen dennoch ständig Entscheidungen und sind damit Ausdruck von Unentschlossenheit. Je zielstrebiger und kompromissloser eine Persönlichkeit ist, umso handlungsfähiger und entscheidungsfreundlicher ist sie auch. Ebenso verhält es sich mit einer Gemeinschaft. Allerdings bedeutet das nicht, dass dadurch eine Diktatur stabiler ist als eine Demokratie. Das kommt unter anderem auf die Individualität ihrer Mitglieder an. Haben ihre Mitglieder eine hohe Bildung genossen, brauchen sie eher eine Demokratie als eine Masse mit niedrigem Bildungsstand und dadurch gering ausgebildetem eigenen Willen (bzw. insgesamt sehr ähnlichem Bewusstsein für die Welt). Die Gerechtigkeit in einer solchen Gemeinschaft ist daher einfacher zu erreichen, weil sie sich zwischen den Mitgliedern aufgrund der geringeren Individualität weniger von einander unterscheidet. Wer sich durch seine Bildung über die Komplexität von Entscheidungsfindung bewusst ist unterstützt und akzeptiert dagegen eher einen Kompromiss, wie er häufiger in der Demokratie gefunden wird.
Das Prinzip der Meditation soll das Individuum eins mit der Welt und der restlichen Art werden lassen. Indem man sich dadurch objektiv von außen, selbstkritisch betrachten lernt, denkt man über sich von außen nach und stellt sich selbst gegen den angeborenen Egoismus in eine Reihe der eigenen Art auf. Die Vorstellung vom eigenen Ego erhält damit den gleichen Wert wie die der anderen Menschen, die man kennt (auch wenn einem das eigene am besten bekannt ist). Es muss keine Gleichmacherei der Interessen sein, sondern eine Angleichung des Rechtes und Anerkennung der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. So können gerechte Gesellschaften auch bestehen bleiben und überhaupt erst durchsetzbar sein.
Ungerechtigkeit:
Ungerechtigkeit entsteht zwangsläufig, wenn Menschen individuell denken, sich überhaupt einer Gerechtigkeit bewusst werden können und unterschiedlicher Auffassung sind, sobald sie etwas tun, das irgendwie einen anderen negativ betrifft und dieser darum weiß. Diese Unterschiedlichkeit entsteht aufgrund von Individualität und selbst wenn nicht dadurch, dann allein aus Altersunterschieden und dadurch anderen Erfahrungen.
Ungerechtigkeit wird erst dann (subjektiv) empfunden, wenn man bereits andere Situationen kennt. Die Erfahrung lässt Ungerechtigkeit auftreten. Wo man von Gerechtigkeit spricht, existiert automatisch auch eine zumindest mögliche Ungerechtigkeit.
Problematisch wird es mit Grenzen, in denen man sich bewegen darf. Kommt man ihnen aber näher, wird man gescholten. Als könne einem nicht gleich gesagt werden: „Bis hier dürft ihr, dabei geschieht euch nichts. Bis dahin ist es wie überall sonst. Überschreitet ihr die Grenze aber, so werdet ihr zurückgewiesen und ermahnt, bis man euch bestraft, wenn ihr noch weiter geht.“
Beispiel Pünktlichkeit: Wenn gewollt wird, dass man 5 Minuten eher erscheinen soll, dann muss es gesagt werden, bevor man getadelt wird.
Schuldfrage:
Nur wenn jeder sein eigener Schöpfer wäre, könnte man ihm Verantwortung zubilligen. Das würde aber auch bedeuten, dass er erst einmal existieren müsste um sein eigener Schöpfer zu sein. Diese Existenz muss auch irgendjemand geschaffen haben, nämlich eine Umwelt als die Bedingung dieser Existenz, also ist alles immer von der Umwelt abhängig, egal wie man es betrachtet.
Wenn jeder sein eigener Gott wäre, dürfte er von nichts abhängig sein und wir lebten in einer Welt von Göttern. Das wäre eine vollkommen eigene Verantwortung, die man übernehmen könnte. Aber das hieße wahrscheinlich auch, dass man mit anderen gar nicht interagieren können dürfte. Sonst könnte man ja seinen eigenen Willen nicht durchsetzen und wäre von anderen abhängig. Außerdem muss der eigene Wille auch erst einmal geformt werden und nur höchstes Bewusstsein könnte diese göttliche Unabhängigkeit hervorrufen.
Also müsste mit wachsendem Bewusstsein die Unabhängigkeit von der Umwelt steigen (wie dem auch ist) und man müsste sich selbst mit wachsendem Bewusstsein von der Welt unabhängig machen können, also auch von den Naturgesetzen. Dort besteht jedoch eine Grenze: Da der Mensch über die mystische Stufe nicht hinweg kommt (z.B. nicht ohne Hilfsmittel fliegen kann), kann er nur eine bestimmte Stufe des Bewusstseins erlangen. Dieses nähert sich evtl. asymptotisch an, aber es hat die Grenze der Naturgesetze.
Man teilt die Menschen in Individuen, weil man sagt, dass sie die kleinste, selbstständige Einheit darstellen. Natürlich gehören sie aber unteilbar in ein Geflecht der Gesellschaft und werden allein durch andere beeinflusst. Daher kann man ihnen auch keine alleinige Schuld geben. Da sie aber trotzdem gute und schlechte Dinge tun, ein Bewusstsein haben und dadurch selbstständig Entscheidungen treffen können und man aufgrund moralischer Grundsätze in der Gesellschaft belohnen oder bestrafen muss (an eines Gottes statt), nimmt man dieses Individuum anstelle seiner Umwelt und belohnt oder verurteilt es als deren Stellvertreter.
Die Schuld des eigenen Handelns liegt also weniger bei einem selbst als vielmehr an der beeinflussenden Umwelt. Daher ist es umso wichtiger selbst bewusst darüber nachzudenken, was man anderen rät oder sagt. Seinen eigenen Input oder die unterbewusste Verarbeitung bzw. den Output kann man kaum beeinflussen. Aber den bewussten Output kann man steuern und für den ist man dann auch voll verantwortlich.
Jeder, der den Anschein erwecken lässt er arbeite perfekt oder ohne Fehler, vertuscht diese mit Tricks. Denn niemand ist perfekt. Fehler werden verheimlicht, anderen zugeschrieben oder in Tatsachen schön geredet, nach dem Motto: „Nichts gehört und nichts gesehen, nichts passiert und nichts geschehen.“ Schaden bzw. „Sünde“ wird oft erst dann sichtbar, wenn anderer, noch größerer Schaden verdeckt werden soll.
Man gibt Schuld nicht zu, selbst wenn man es wollte, weil man sich nicht den Zorn des anderen zuziehen will. Jeder versucht so gut wie möglich dazustehen und vertuscht seine Fehler. Den (meisten) Menschen macht es zu viel Arbeit sich auf andere einzulassen und Schuld nicht von sich auf andere weiter zu übertragen. Die ganzen kleinen Fehler, die die Menschen versuchen zu verbergen, summieren sich dann zu einem Missstand der Gesellschaft.
Wenn an irgendeiner Stelle der Gesellschaft Fehler auftreten, wurde früher derjenige bestraft, der offensichtlich als nächster dafür verantwortlich war. Heute wird es allgemeiner betrachtet und die Schuld auch auf die Umstände, die Umgebung und die Ursachen verlagert. Dadurch jedoch wird die Schuld gleichsam auf alle aufgeteilt, die davon erfahren und damit zu tun haben. Hat jemand mit vielem zu tun, so wird er auch mehr dieser Teilschulden mitbekommen und eventuell daran verzweifeln, obwohl er nichts wirklich selbst beeinflusst (Bsp.: Hunger, Kriege, Katastrophen in der Welt von denen man erfährt). Die Verlagerung der psychologischen (negativen) Energie von Schuld ist also mit Vorsicht anzugehen. Möglich ist eine Beschränkung auf den Betrieb oder den Fachbereich, um sich gegebenenfalls noch auszutauschen. Freilich birgt das wiederum die Gefahr der Fehleinschätzung der Gesamtbevölkerung und ein falsches Bewusstsein, aber dafür auch weniger Panik. Wenn in der Bevölkerung die Auffassung herrscht, dass jemand kein absoluter Experte auf dem jeweiligen Gebiet ist und somit nicht alles verstehen kann, kommt es möglicherweise in Bezug auf Entscheidungen, die man ihm anvertraut auch wieder zu weniger Fehleinschätzungen.
Strafe bei Vergehen:
Wenn wir nach der Moral und nach selbst aufgestellten Regeln tatsächlich leben wollten, bräuchten wir eine einheitlich beurteilende Gerechtigkeit. Denn sie würde die Neigung der meisten Menschen eindämmen, bei ungerechter (subjektiv empfundener) Behandlung ebenfalls zu ungerechten (allgemein subjektiv empfundenen) Mitteln zu greifen, um noch Chancen im Konkurrenzkampf zu behalten. Da der Mensch jedoch in vielen Situationen Gerechtigkeit anders einschätzt als er es selbst noch zuvor tat oder später unter dem Einfluss von einseitigen Gefühlen, kann es für ihn keine einheitliche Gerechtigkeit geben. Er kann nur nach der Strafe einsehen, dass er vorher anders, situationsbezogen ungerecht gehandelt hat und daher die Strafe erdulden muss, die alle in seiner Situation erdulden müssen. Sich des Menschen anzunehmen und die Geschehnisse wie auch die Situation zu erklären hilft somit weit besser als schnell verhängte Strafen. Da eben die Gefühle Ungerechtigkeiten verursachen, ist eine Todesstrafe im Übrigen auch sinnlos.
Gefühle jedoch sind notwendig im Umgang miteinander und machen menschliches Leben und einen Sinn erst aus, da man die Schwankungen braucht, um ein Leben zu „fühlen“ und überhaupt etwas geschehen zu lassen bzw. überhaupt bewusst motiviert zu sein.
Menschen sollten nicht für das gestraft werden, was sie falsch sahen und taten. Sie sollten für das verehrt werden, was sie richtig gemacht haben. Strafen für jemanden, der sehr empfindlich ist, kommt eher dem Gegenteil gleich, da er nur wieder Vergeltung für die Strafe will. Als übertrieben empfindet man eine Strafe dann, wenn sie einem entweder ungerechtfertigt erscheint oder man sich selbst schon lange Vorwürfe macht und sich damit „selbst schon genug bestraft“ sieht. Macht man sich jedoch nicht solche Vorwürfe, dann weiß man üblicherweise nicht um sein Vergehen oder dessen Verwerflichkeit in den Augen der anderen und empfindet es also immer als ungerecht. In diesem Fall helfen nur eine Erklärung der gesellschaftlichen Konventionen und eine Bildungsphase, in der sie vom Betroffenen gelernt wird.
„Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ ist der ultimativ bezeichnende Ausspruch einer menschenfeindlichen Gesellschaft, womit jeder automatisch verdächtig und potentieller Verbrecher ist:
- Jeder ist schuldig, es muss ihm nur nachgewiesen werden. Z.B. ist man schuldig (Untersuchungshaft) bis die Unschuld bewiesen ist.
- Wer im Bewusstsein der Gesellschaft mit Verfehlungen oder Verbrechen in Berührung gekommen ist wird schon als verurteilt betrachtet und kritisch beobachtet (entweder wegen Vorstrafen oder Vorurteilen).
Wer ein Gesetz nachweislich unwissentlich verletzt hat (weil man nicht erwarten kann, dass er das wusste), sollte nicht mit einer Strafe, sondern nur mit dem dafür vorgesehenen Bußgeld belangt werden. Andernfalls machen sich die meisten Bürger ständig schuldig, weil niemand alle Gesetze kennen kann, deren Auslegung versteht und eine erhöhte Ungerechtigkeit oder sogar ein Rechtsverdruss entsteht. Das setzt aber ein allgemeines Verständnis von Allgemeinwissen voraus und einer Abschätzung davon, wer was wissen kann. Falls es sich um eine häufig wiederholte Gesetzesverletzung handelt kann auch dann eine Strafe angesetzt werden.
Selbst wer sich wissentlich schuldig machte muss von Natur lange kein Verbrecher oder „schlechter Mensch“ sein. Er kann z.B. aus moralischen Gründen gehandelt haben, um sich oder andere zu schützen oder um größeren Schaden zu vermeiden.
Bestrafung ist Abschreckung, Rache für einen selbst, Fernhalten (Haft) von der Allgemeinheit – aber selten bedeutet Strafe auch die Besserung des Bestraften. Allein der Zwiespalt zwischen dem Verzeihen z.B. bei Mord an einem geliebten Familienmitglied oder Freund und dem Ausbleiben der Rache als Ausdruck verminderter Liebe zu dem Verstorbenen zeigt den individuellen Konflikt der subjektiven Gerechtigkeit.
Strafe als Erziehungsmaßnahme ist schon eine umstrittene Methode und wirkt auch nur effektiv um grundlegende Verfehlungen zu vergelten oder wenn die vorangegangene Erziehung äußerst erfolglos oder sogar negativ ausfiel und der Menschen verzogen wurde.
Wenn Schuld im psychologischen Sinn immer als eine Krankheit oder Manipulation durch die Umgebung dargelegt werden kann, kann man Strafe auch als Heilung oder Erziehungsmaßnahme ansehen. Dann muss sie aber nachweislich zielführend sein. Eine Todesstrafe nützt also nichts.
Gesetz der Anarchie:
Strafe heißt jemandem eine Lektion zu erteilen. Ihn zu töten bringt dafür also nichts mehr, höchstens als Abschreckung für Gleichgesinnte. Ihn zu töten um sich vor ihm oder anderen zu schützen, weil er einen oder Unbeteiligte andere töten will, ist dagegen Prävention. Töten ist also keine Rache, sondern Schutz. Und zu nichts anderem ist es zu rechtfertigen. Diese Anwendung aber ist die letzte Maßnahme des Eigenschutzes und in einer gesunden Gesellschaft nicht notwendig. Diese Gesundheit wird von der Gesellschaft selbst definiert. Die eigene Vorstellung davon (und von Moral) wird einem entweder anerzogen oder steht konträr dazu. Im letzten Fall muss man sich fügen oder so eigenmächtig handeln wie man es kann. Kann man es, so steht die Gesellschaft nahe der Anarchie, kann man es nicht, ist man zu schwach gegen die Gesellschaft und muss sich fügen.
Denn und aber: eine Gesellschaft funktioniert immer, wenn alle Mitglieder die gleichen Vorstellungen einhalten. Je näher sie der Perfektion ist (also auf den Menschen zugeschnitten und als gerecht empfunden wird), desto mehr ihrer Mitglieder fügen sich ihr und verteidigen ihre Gesellschaft. Eine gewisse Menge an Menschen wird immer dagegen sein, ob aus Unvernunft, Unvermögen oder sonstigen Abweichungen (positiv wie negativ, konstruktiv wie destruktiv). Es kann also keine ideale Gesellschaft geben, solange die Menschen von einem gewissen Maß an abweichen, also unkontrollierbar und unberechenbar sind. Da genau das aber den Menschen u. a. auch ausmacht, muss er lernen mit diesem Fehler zu leben, wenn er seine Selbstbestimmtheit (die eines jeden seiner Art) behalten will. Trotz allem hat jeder das Recht, sich voll zu rechtfertigen. Vielleicht hat er einen Grund. Denn auch er kann einen töten – als Prävention für sich selbst.
Gerechtigkeit wird verbogen um das eigene Unrecht an anderen zu vertuschen. Dieser Unwille zur Einsicht und allgemeiner Gerechtigkeit verhindert genau diese. Es bräuchte keine Strafen, vor denen man sich fürchten müsste und aufgrund derer oder wegen drohenden Verlusts des Ansehens jemand dazu genötigt würde, der Gerechtigkeit zu entgehen, da jeder menschlich ist und Fehler macht. Aber weil er genau davor Angst hat, weil er weiß, wie die Menschen auf seinen Fehler reagieren, bringt er eine Kettenreaktion von Ungerechtigkeit in Gang, die ihm andere ebenso gleichtun.
Eine Gesellschaft, die Furchtlosigkeit vor solchen Fehlern lehren würde, könnte erstmals Gerechtigkeit zuversichtlich anstreben. Wenn sich dann noch um die Erziehung eines jeden Menschen gekümmert würde, möglichst individuell an den Menschen angepasst, gäbe es kaum noch Anlass zur Sorge um Ungerechtigkeit. Ausnahmen davon bilden leider immer noch Triebtäter.
Der Mensch ist im Leid geboren und lebt darin (wenn er sich nicht in allem etwas Positives herauspickt). Nur wenn er es aktiv will, kann er die Situation gezielt verbessern. Wenn er dagegen alles laufen lässt und den Markt sich selbst regulieren lässt, greifen die natürlichen Prozesse (der Gruppendynamik, das Gesetz des Stärkeren, etc.) und es wird zu vermehrtem Leid für die meisten kommen.
Gerechtigkeit ist ein Ausdruck des Sieges über das Gesetz des Stärkeren der Natur. Nicht Ungerechtigkeit verzeihen, sondern „nur“ vergeben ist dafür notwendig.
Gedankenexperiment zum Gerechtigkeitsempfinden:
Wenn jemand ständig in andere Körper springen würde und nicht wüsste, warum man ihn verfolgt und töten will, weil er in einem anderen Körper vielleicht von der Polizei als Verbrecher verfolgt würde, dann würde er trotzdem aus seiner gegenwärtigen Sicht mit dem gegenwärtigen Körper nur überleben wollen und notfalls jeden umbringen, der ihm das vereiteln wollte (außer geliebten Menschen, für die er sterben würde). Denn dann kennt er die Hintergründe nicht, weshalb sie ihn umbringen wollen und könnte auch keine Schuld dafür empfinden. Er würde selbst erhaltend und egoistisch handeln, frei von Bindungen an andere Menschen, die ihn in diesem Körper nicht kennen.
In diesem Beispiel drückt sich das Prinzip des Vorurteils aus, das man in jedem anderen sieht und woraufhin man ihn anders behandelt (bevorteilt oder ungerecht benachteiligt) als ohne jegliche Erfahrung mit Menschen seiner Weise.
Gerechtigkeit und Regeln – ein Paradoxon?
Wir brauchen Regeln, weil wir uns nur so sicher sein können das Richtige zu tun. Nebenbei motivieren uns Regeln wie ein Plan, ein Ziel oder ein Traum (ein Wunsch). Doch in der heutigen Gesellschaft ist dieses System beinahe überholt, weil wir gelernt haben Regeln zu umgehen, sie aus anderen Perspektiven zu betrachten und dass sie auch nur von subjektiv fühlenden Menschen gemacht wurden. Jeder kann einfach die eine Regel strikt befolgen, die andere nicht. Wichtigkeit gibt es objektiv nicht mehr. Aber was haben allgemeingültige Regeln dann noch für einen Sinn?
Für Gerechtigkeit sollen Regeln auch Ausnahmen machen dürfen (z.B. bei Unschuld). Aber die Natur macht auch keine Ausnahmen und sie gilt ebenso als gerecht. Mittler dieser beiden Gerechtigkeiten soll nun Gott spielen, der alles erkennen und gerecht urteilen soll – zwischen den beiden Gerechtigkeiten. Doch letztlich ist Gerechtigkeit nur eine Sichtweise und von Menschen gemachte Moralvorstellung. Doch tatsächlich beansprucht sie jeder für sich und es ist doch nie genug vorhanden. Um dieser Vorstellung einer permanenten Gerechtigkeit gerecht zu werden (einer Wunschvorstellung) bedarf es eines „Gottes“ als einer ständigen, unfehlbaren Macht, damit dieser Wunsch nicht aufgegeben werden muss und um den eigenen Regeln mehr Bedeutung zu geben.
Selbst im Vakuum ist nicht alles bekannt. Wer also denkt falsch gehandelt zu haben, weil er etwas annahm, was schließlich nicht stimmte (weil er es eingesehen hat), kann sich keine Vorwürfe machen, da er wahrheitsgemäß gehandelt hat. Hätte er anders gehandelt als ihm sein Verstand aufgrund der Interpretation der ihm vorliegenden Informationen geraten hätte, so hätte er die Wahrheit verleugnet und gelogen. Natürlich ist das kein Beweis vor dem Gesetz, da das Gesetz von der Mehrheit der Menschen gemacht wurde, die anders entschieden und andere Informationen hatten. Ein Gesetz kann nur allgemein gültig formuliert werden, sonst müsste ständig neu entschieden und jeder um Rat gefragt werden. Aber ein Gesetz ist ein Beweis für sich selbst. Daher ist die Vorstellung durch Gesetze Gerechtigkeit zu erlangen eine der größten Illusionen.
Würde eine Gemeinschaft aufgrund ihrer eigenen Vorstellungen jemanden zum Tode verurteilen, dann würde der Verurteilte vielleicht ungerecht behandelt, aber es wäre Demokratie. Wird jemand in der Demokratie z.B. zum Tode verurteilt aufgrund von Gesetzen, die von Menschen pauschal gemacht wurden, die nichts von dem Fall wissen können, dann ist das Ungerechtigkeit. Aber viele halten sich selbst dann stur an die Gesetze, wenn sie wissen, dass der Verurteilte unschuldig ist.
Das vermutlich größte Problem dabei ist jedoch der Gruppenzwang. So setzt sich die Meinung durch, die am besten argumentiert wird und am stärksten durchgesetzt werden kann (egal mit welchen Mitteln). Nur ist es unter den Gesetzen genauso. Da sie eben so pauschal existieren und von anderen eingeschränkt bzw. geschnitten werden, zählt auch hier das plausibelste Element (der Anwälte) und das stärkste Druckmittel. Dabei kommt zum tragen, dass die Wahrheit nie vollends bekannt sein kann. Verlässt man sich also auf Gesetze, dann versucht man damit die Unwissenheit zu überdecken und trotzdem eine Lösung zu finden, die von der Mehrheit akzeptiert wird, weil die es augenscheinlich gerecht findet.
Freiheiten und Rechte:
„Meine Freiheit endet, wo die Rechte des anderen beginnen“ (Abb. 1 (IV.)):
Bsp. 1: Pressefreiheit:
Natürlich sollte jeder darüber informiert werden, was geschieht, wenn es ihn etwas angeht und was er sonst (aufgrund der weiten Wege) nicht erfahren würde. Doch da überall die Demokratie in der Gesellschaft herrscht, soll sie vor den Medien nicht Halt machen. Die Aufgabe von Journalisten besteht darin, genau zu prüfen und zu recherchieren, sich möglichst mit anderen zu beraten, bevor sie leichtfertig Gerüchte und Halbwahrheiten verbreiten, bevor sie Existenzen zerstören, verleumden, unterstellen und im Nachhinein (z.B. nach Interviews) fehlinterpretieren. Zwischen persönlichem Erfolg und Schädigung anderer zu unterscheiden ist höchst anspruchsvoll, allein deshalb, weil die Folgen selten eindeutig zu erkennen sind. Über Personen zu berichten, die auch ein Privatleben haben wollen, ist freilich darin mit inbegriffen, wenngleich auch hier die Demokratie etwas versagt. Denn auch wenn alle (oder wenigstens die Mehrheit) etwas über eine Person wissen wollen, ist das noch der einzelnen Person zu überlassen, ob sie es auch mitteilen will. Das ist die Privatsphäre, wo die Freiheit des einen beginnt und die Rechte des anderen enden.
Genauso unfrei wird die Presse aber auch, wenn sie sich nicht selbst ein Bild macht und sich von Lobbys (z.B. der Wirtschaft), allgemeinen Stimmungen und anderen Dritten leiten lässt, statt selbstständig zu reflektieren, wenn sie schon eine Meinung abgeben muss, statt bloßer Berichterstattung.
Unter Pressefreiheit sollte man auch verstehen, dass man seine Medien frei wählen darf und nicht, wie in Form des Internet und sozialen Netzwerken darin, immer mehr dazu gezwungen wird nur noch ein Medium zu benutzen.
Bsp. 2: Schutz der Gemeinschaft / des Staates:
Freiheit ist ebenso kritisch anzusehen, wenn es um das Gemeinwohl der Gruppe und gegen einen einzelnen oder eine Minderheit geht. Regierungen stießen so auf größte Ablehnung, wenn sie alle internen Abläufe veröffentlichen würden. Einerseits würden diese nur wenige verstehen, andererseits würden sie von vielen abgelehnt werden. Allein der Verlass auf die Anwendung von grundlegenden Regeln wie den Menschenrechten, zehn Geboten und anderen gemeinsamen Moralvorstellungen muss immer gegeben sein.
Daher ist Freiheit mit der Gerechtigkeit abzuwägen. Grenzen in der Freiheit sind unbedingt notwendig, wenn die Freiheit in der Demokratie auch für die Gesamtheit der Menschen weiter entwickelt ist als in allen anderen Gesellschaftsformen. Grenzen in der Gerechtigkeit dagegen sind (leider) zwangsläufig und meistens viel zu eng beieinander, da Gerechtigkeit den verschiedensten und oft widersprüchlichen Moralvorstellungen zugrunde liegt.
Je genauer die Gesetzgebung wird, umso höher wird die allgemeine Gerechtigkeit und umso einfacher die Rechtsprechung, aber umso mehr sinkt auch die Freiheit. Die (spezifische) Gerechtigkeit dagegen hängt allein von der Durchsetzung der Gesetze ab.
Der Wille der Natur besteht allein darin, ihren Naturgesetzen zu folgen. Die Natur hat damit eine absolute (tatsächliche und allgemeine) Gerechtigkeit. Diese Gesetze ändern sich aber nicht. Die Gesetze der menschlichen Gesellschaft bestehen jedoch aus verschiedenen Zielen bzw. Willensvorstellungen, die sich außerdem ändern können. Daher existiert eine Frage nach Gerechtigkeit. Denn es gibt im Gegensatz zu Naturgesetzen mindestens so viele Entscheidungsmöglichkeiten wie Absichten vorhanden sind. Eine subjektive Gerechtigkeit geht stets nur vom Individuum aus. Jedoch ist das Leben in der natürlichen Gerechtigkeit wiederum sehr ungerecht gegenüber einzelnen Individuen und schwierig zu durchschauen bzw. durchzusetzen. Mit der Einführung künstlicher Gesetze (also variabler, nicht unbedingt gültiger / brechbarer Gesetze) wird das Leben einfacher und hochwertiger (da nun auch klare Ziele des Lebens formuliert werden, u. a. durch Moral), aber auch allgemein ungerechter gegenüber Einzelfällen und weniger „frei“.
Man kann zwar alles mit Gesetzen regeln, doch die Menschlichkeit regelt erst das Detail. Nur so kann ein wenig mehr Gerechtigkeit entstehen. Allerdings ist „Menschlichkeit“ wiederum ein sehr subjektiver und noch mehr kulturabhängiger Begriff.
Absolute Gerechtigkeit kann im Alltag nicht vollkommen erreicht werden. Zu genau müsste jede Handlung überdacht und korrigiert werden. Eine gewisse Ungerechtigkeit gibt es also immer. Gerechtigkeit ist demnach ein ewiger Sinn (eine Aufgabe) im Leben der Menschen. Wer einen Begriff von allgemeiner Gerechtigkeit hat und nicht nur von Angriffen auf sich und andere, wer sich selbst mit ihnen ebenbürtig sieht, ohne das negativ oder mit Neid zu bewerten, der arbeitet für die Gesellschaft und versucht „gut“ und „gerecht“ zu handeln. Von Natur aus sind eher Frauen (auch was die Erziehung anbelangt) so ausgerichtet.
Ebenso werden Menschen von Religionen erzogen. Dadurch lernt man nicht sich selbst, sondern die Gemeinschaft oder einen etwaigen Gott und seine Geschöpfe als wichtig zu betrachten (und die eigenen Nachkommen) und gerecht über sie zu urteilen.
Eine Gesellschaft als feste, soziale Gemeinschaft kann sich als Staat ausbilden. Dann bildet sich aufgrund der Gruppendynamik, Koordination und Kommunikation der Mitglieder und der Verwaltung eine Hierarchie aus. Je nach Stärke der führenden Personen bzw. der Regierung und nach dem philosophischem Hintergrund entsteht dann eine Form des Staates, die die Struktur vorgibt, in der die Macht bzw. die Staatsgewalt verteilt wird.
Das geschieht innerhalb des quantitativen Bereiches (Abb. 9 (IV.)) von einer Person (Diktatur) bis hin zur Mehrheitsregierung (Demokratie). Die Herrschaftsform der Diktatur bzw. Demokratie sind ebenso notwendig für die Ausbildung eines Staates, da dieser durch eine Regierung Herrschaftsmacht ausübt und damit eine Ordnung der Gemeinschaft verspricht. Allerdings gibt es auch noch die absoluten Regierungsmöglichkeiten der Fremdbestimmung, so dass keiner der volkszugehörigen Personen regiert (eigentlich Xenokratie, aber im Sinne der Theokratie, allgemein als Gottesherrschaft bezeichnet) bis hin zur gesamten Beteiligung des Volkes, wobei dann allerdings keine Beschlüsse mehr gefasst werden können, weil jeder nur noch sich selbst verantwortlich ist und sich das ganze System wiederum eher einer Anarchie oder Akratie annähert.
Abb. 9 (IV.) - Herrschaftsformen bzw. gleichberechtigte Sozialsysteme
Form: Machtart: Ziel:
Diktatur - Gewalt, Druck, Richtlinien / Gesetze --> ein Wille
Theokratie - Überzeugung / Glaube --> ein fremder Wille
Demokratie - Geld und Ökonomie --> der Mehrheitswille
Akratie - Freiheit --> jeder Wille (der Stärksten)
Der größte Zwiespalt zwischen Herrschaftsformen ist die Kluft zwischen Hierarchie und Anarchie. Dazwischen bewegt sich alles. Für die Staatsformen kommen später noch die Richtungen Individualismus und Gemeinschaft hinzu. Das sind die beiden Hauptdimensionen des Staates, welche sich auf die Entscheidungsgewalt und Beschlussfähigkeit beziehen.
Zu einer Gesellschaftsform (Kapitalismus, Kommunismus, Sozialismus, soziale Marktwirtschaft, etc.) muss es nicht unbedingt eine Staatsform geben. Aber zu einem Staat fügen sich die Gesellschaftsformen automatisch hinzu, wenn sie benötigt werden und geben die dritte Hauptdimension an, welche schließlich aus einem Staat eine gemeinsame Gesellschaft hervorbringt: die Zusammenarbeit in Form von gemeinschaftlicher Bestimmung und individueller Bestimmung der Gemeinschaftsbelange (im Gegensatz zur Bestimmung des eigenen Lebens der Individuen und der Gemeinschaft).
Tab. 4 (IV.) – Moderne Gewaltenteilung
Gewalt / Macht |
Aufgabenbereich |
Organ |
Verantwortung |
Traditionell: |
|||
Legislative |
gesetzgebend |
Parlament / Rat |
Gesellschaftsbildung |
Exekutive |
ausführend |
Regierung, Verwaltung |
Tatenbildung |
Judikative |
überwachend |
Gerichtsbarkeit |
Gerechtigkeitsbildung |
Neu: |
|||
Transmittierende |
informierend |
Medien |
Meinungsbildung |
Ökonomische |
zielführend / motivierend / verteilend |
Wirtschaft |
Interessenbildung |
Um das gesamte Gebilde der Staatsformen aus der Theorie zu holen und räumlich werden zu lassen, müssen diese Formen durch entsprechende Mittel, also Macht (1.) erdacht und (2.) umgesetzt sowie (3.) kontrolliert werden. Das entspricht der Gewaltenteilung von Legislative, Exekutive und Judikative (Tab. 4 (IV.)).
Neben diesen drei traditionellen Gewalten zeichnen sich aber immer mehr auch zwei neue Gewalten ab, die aus den Gesetzmäßigkeiten der Demokratie (Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, etc.) hervorgehen; wobei die Ökonomie mehr eine Urinstinkt der Gesellschaft ist, das allem und damit auch allen Gewalten innewohnt.
Akratie
Akratie beinhaltet Anarchie und ist damit die Beschönigung der Urgesellschaft. Aus Zusammenleben ergeben sich durch die Umstände zwangsläufig Regeln. Anarchie heißt, jeder kann machen was er will. Sobald dies jemand anderem aber missfällt, kommt es zu Konflikten und der Stärkste (mit dem besseren Argument, Druckmittel, Gewalt) setzt sich durch.
Erstens bestehen jedoch auch hierbei Gesetze, nicht zuletzt die der Natur und der menschlichen Handlungsart bzw. des Instinkts, der so den Willen stereotypisch einzwängt. Aber Wille kann nur zwischen Vorgaben existieren; ein vollkommen grenzloser, freier Wille ist tot – er existiert nicht. Da aber erst einmal eine zumindest grundlegende Erziehung (nach gewissen Regeln) erfolgt sein muss, damit sich überhaupt ein Wille ausbilden kann (auch in der Anarchie) muss hierbei nach einem Regelwerk gehandelt werden, das der Anarchist eigentlich ablehnt. Entweder wäre er also nicht entstanden, oder nach ihm (wenn alle so wären wir er) würde kein Mensch mehr existieren.
Zweitens finden sich Menschen mit ähnlichen Vorstellungen und Ansichten zusammen, handeln gemeinsam bzw. in Arbeitsaufteilung und schaffen damit automatisch als Interessengruppen und Lebensgemeinschaften Regeln und später auch Gesetze. Wird die Gruppe aufgelöst finden sich die Mitglieder zu neuen zusammen. Anarchie gäbe es also nur, wenn jeder tatsächlich allein und ohne jegliche Unterstützung anderer autark leben würde.
Wenn jeder individuell ist, woran kann man sich dann noch orientieren und Kritik als sinnvoll oder sinnlos bewerten? Wie kann dann noch bewusst eine Richtung der Persönlichkeitsentwicklung gewählt werden, um sich von anderen zu unterscheiden oder ihnen anzugleichen? Es müssen gemeinsame Werte existieren um eine Richtung für die Gesellschaft vorzugeben und allen die Möglichkeit zu geben diese Werte anzunehmen oder abzulehnen. Bis zu einem bestimmten Punkt muss die Gesellschaft diese Werte verteidigen und darf sie nur ändern, wenn die herrschende Macht (Volksmehrheit oder Elite) es will. Auch in der Freiheit muss es Wege und Richtungen geben zwischen individueller Entropie und uniformer Staatsordnung.
Theokratie
Theologie und Theokratie ist bei den Massen so erfolgreich, weil Gott das Vertrauen der Menschen hat, da er in ihrer Vorstellung jedem einzelnen zuhört und direkt hilft, wenn dieser es verdient hat oder es in seinen Plan von der Bestimmung für die Person passt. Die religiösen Moralvorstellungen gelten als völkerübergreifende Regeln und funktionieren gegenüber z.B. EU-Regelungen deshalb so gut, weil sie in den Köpfen der Menschen direkt ankommt. Gott ist für alle da, weil Gott in jedem Menschen verankert ist, der an ihn glaubt. Gott ist ein Teil dieses Menschen.
Die einzige Institution, die die Menschen und ihre Leichtgläubigkeit im Griff hatte, ist die Kirche. Weder die Monarchie, noch der Kapitalismus, der Faschismus oder der Sozialismus konnten langzeitigeren Erfolg in der Führung der Menschen aufweisen als die Religion. Mit dem Glauben bietet man unüberprüfbare Diskussionsgrundlagen und kanalisiert alle Abwegigkeiten des menschlichen Verstandes sowie der seelischen Probleme.
Menschen vergangener Tage, die in Zeiten ohne Ablenkungsmöglichkeit und Unterhaltung durch Fernsehen, Radio, Tageszeitung, vielleicht sogar ohne regelmäßige Zusammenkünfte lebten und nicht großartig über die Fragen ihres Seins grübelten (was hier auf keinen Fall negativ bewertet sein soll, denn es hat genauso Vorteile wie die Philosophie), kam es sehr recht, dass ihnen von der Kirche Geschichten erzählt wurden, wenn sie auch nicht immer die Moral darin verstanden. Denn so waren sie bei etwaigen Problemen bereits mit Grundsätzen gerüstet oder konnten ihre familiären Probleme wenigstens am Sonntag vergessen und sich ein wenig fortträumen. Daher hatte die Kirche gerade im Mittelalter hohen Zuspruch, wie auch durch die Versprechung, dass nach dem Tode alles besser werden würde. Sie brachte die Menschen zusammen und gab ihnen etwas, woran sie glauben konnten. Da nun jeder in der Familie oder Umgebung das gleiche glauben konnte, schuf sie damit sogar eine Einigung innerhalb der Familie, denn nun konnte man sich immer auf Gott berufen und hatte Stoff auch im Alltag zu träumen und sich das Paradies auszumalen. Man konnte mit Gott reden, zu ihm beten, ihm sein Herz ausschütten und jeder Mensch, so einsam er auch war, hatte etwas davon. Das war durchaus ein großer Vorteil der Kirche, die den christlichen, jüdischen, muslimischen (= abrahamschen) Glauben als Mittler predigte. Doch gab es das genauso in allen anderen Religionen, auch den Naturreligionen. Sich also über diese zu rechtfertigen durfte nicht Mittel zur Verbreitung sein.
„Religion ist Opium fürs Volk.“ Das stimmt, denn alles in Richtung Religion, Esoterik, natürliche Heilverfahren ohne Nebenwirkungen beruhigt und lässt Sorgen und Probleme leichter ertragen. Aber nicht nur für das Volk. Denn das kann sich das teure Opium oder die Religion gar nicht mehr leisten – entweder wegen der Kirchensteuer oder durch die fehlende Bildung um es zu verstehen und richtig anzuwenden. Religion wird weiterhin dargeboten, aber nicht mehr angewendet, wie es einmal gedacht war und verkommt daher als altertümliche, überholte Ansicht. Dabei gibt es derzeit keinen gleichwertigen Vollersatz. Stattdessen muss man sich mühsam aus allen möglichen Angeboten der Scharlatane seine individuelle Weltansicht zusammenbasteln und die Mehrheit ist damit überfordert, weil es zu viele und unübersichtliche Angebote gibt. Dafür muss man zur richtigen Zeit das richtige Prinzip von anderen übernehmen und das falsche ablehnen oder abgeben. Aber das heißt noch lange nicht, dass man dadurch auch mit der Gesellschaft zurecht kommt, denn diese verlangt stets neue Prinzipien, die man gar nicht so schnell wechseln kann, wie sie verlangt werden, wodurch man stets hinterher hängt, obwohl man sich vielleicht redlich bemüht.
Es gibt keine völlig richtige Ansicht vom Leben und Zusammenleben, aber es gab Zeiten, in denen eine Ansicht verlangt wurde und zu der man sich bekennen oder die man ablehnen konnte. Heute geht das nicht mehr. Heute ist jeder einem ständigen Wandel unterzogen und selbst dafür verantwortlich sich stets richtig und falsch neu zu definieren. Dass man damit auf die Dauer überfordert wird, ist dabei leicht vorstellbar. Zumal man auch noch andere Dinge zu tun hat, zum Beispiel zu leben. Sport, (religiöse, esoterische, spirituelle) Philosophie, Musik, Feste und Freunde / Cliquen sind die heutigen Ablenkungen des Volkes.
Die 10 Gebote der Kirche sind langsam etwas überholt. ‚Neide nicht deines nächsten Gut.’ Ist problematisch, denn der Neid liegt schon im Menschen verankert durch den automatischen Abgleich mit seiner Umgebung. Wer kann es auch z.B. demjenigen verübeln, der allein lebt und sieht, wie glücklich andere in der Partnerschaft sind, dass er ihnen ihr Glück neidet? Soll er sich nicht auch danach sehnen dürfen? Denn Neid ist zunächst nichts anderes als Sehnsucht nach dem, was andere haben. Erst die Missgunst kehrt die negative Seite in uns zum Vorschein.
Die Gebote sind im Grunde ganz schön, aber doch Utopie. Und das ist auch der Grund, weshalb der abrahamsche Glauben keine Gesellschaftsform (mehr) sein sollte, sondern lediglich eine Religion, denn das ist er auch– im Prinzip ähnlich dem Kommunismus. Beim Kapitalismus hingegen ist es ein wenig anders. Das liegt in seinem Wesen, denn er verkauft und vermarktet die Utopie, dass jeder theoretisch alles haben kann und fördert dadurch die Gleichheit, die dem Kommunismus vorgeworfen wird, wohingegen der Kommunismus genau den Individualismus fördert, den der Kapitalismus fälschlich lockend verspricht. Gleichheit ist im Kommunismus der Ausgangspunkt, im Kapitalismus jedoch das Ziel.
Erlösung im Paradies:
Das Paradies ist laut der meisten Religionen für die Menschen auf der Erde nicht zu erreichen. Alle neuen Gesellschaftsfortschritte bringen Nachteile gegenüber früheren Zuständen oder der menschlichen Natur. So geht eine längere Lebenszeit auch einher mit dem eigenen Beobachten des Alterns und der beginnenden Traurigkeit, weniger Arbeit nach Verlust von Erfüllung sowie dem eigenen Anerkennen in der Gesellschaft usw.
Die Menschen haben sich selbst mit ihrer Kulturentwicklung ein Gottesreich auf Erden geschaffen. Das Paradies - egal welcher Religion - zeigt auf, dass die absolut ideale und optimale Gesellschaft nur dauerhaft funktioniert und das Leben eines jeden nur dauerhaft glücklich verläuft, wenn der Mensch auch dafür gemacht ist und dazu passt. Das versucht die jeweilige Religion zu verwirklichen, indem sie ihn dazu erzieht im Paradies leben zu können (denn nur solche kommen auch hinein) und idealerweise gleichzeitig ein annäherndes Paradies auf Erden zu erschaffen. So holt man den Himmel auf die Erde und schafft gleichzeitig die Mystik, die die unerklärlichen Vorstellungen der Menschen bedient und Platz lässt für eigene Erfahrungen mit „Gott“ und eigene Interpretationen, jedoch wiederum auch die Menschen eines Glaubens eint, stärker noch als nationale Grenzen es könnten.
So ist z.B. der Buddhismus ein ausgleichender Faktor zwischen menschlicher Natürlichkeit und menschlicher Kultivierung.
Diskussion des Religionsnutzens (Tab. 5 (IV.)):
Allerdings ist auch die Religion nicht perfekt. Jede Religion, jede Gesellschaft geht von dem perfekten Menschen aus. Zwar haben Menschen Ordnungssysteme geschaffen, weil sie wissen, dass sie nicht perfekt sind, aber diese sind nur unzureichend auf den Menschen angepasst und nehmen gerade einmal den Durchschnitt aller als Exempel. Kein System (schon weil nicht alle es befürworten), keine Religion (schon weil nicht alle glauben bzw. manche Atheisten sind) umfasst alle Arten von Menschen.
Die Idee der Bibel ist schön: „Richtet nicht, denn wie ihr richtet, so wird man auch euch richten.“ (Matthäus 7.1,2). So würde niemand ein falsches Urteil fällen, niemand morden, niemand unschuldig verleumdet. Doch es ginge nur in Glauben an Gott und einem in ihn vertrauenden Menschen. Da aber die Existenz des ersten nicht bewiesen und die des zweiten ausgeschlossen werden kann, bleibt es nicht dabei.
Religion soll Regeln festlegen, so dass sich die Menschen nicht sinnlos über alles Mögliche Gedanken machen und ihr Leben verträumen. Sie gibt schon Antworten vor, nach denen sich die Menschen richten können, legt aber auch zu stark Meinungsgrenzen fest.
Der Glaube ist zu stark, als dass er nicht fordern könnte ihn durchzusetzen. Es durch den Glauben an Gott, eine Allmacht oder eine bessere Gesellschaft immer zu Kriegen kommen, zu Auseinandersetzungen und Krisen. Die Elite wird aber wahrscheinlich keine einheitliche Religion oder auch nur eine einheitliche Meinung haben. Denn freidenkerische Menschen zweifeln stets an der Meinung anderer und hinterfragen sie um entweder auf das gleiche Ergebnis zu kommen oder es zu widerlegen. Eine einheitliche Religion würde dahingehend hinderlich wirken, wenn sie so akzeptiert würde. Denn als philosophischer, psychologischer Halt in der Welt ist ein bestimmter Glaube nützlich, nicht jedoch, wenn es um weiter unabhängig geistige Entwicklung geht. Zwar kann jemand die Welt trotz seines Glaubens und steter Rücksprache und Vergleich verstehen, doch wesentlich höher und eigenmächtig wird er dadurch nicht handeln, sich also kaum entwickeln (vor allem in die ihm verbotenen Tabubereiche und ob diese tatsächlich moralisch verwerflich sind, hängt wiederum von der Auffassung aller ab). Ein einheitlicher Glaube würde zudem eine Gruppenzugehörigkeit verlangen und das kann in einer freidenkerischen, geistigen Elite nicht gewollt werden.
Die Kirche kann trotz allen modernen Denkens nicht ausgeschlossen werden, denn sie ist eine Art letzter Rückhalt und der Glaube die Flucht in gewollte, geistige Abhängigkeit. Ihre Moralvorstellungen vervollständigen erst das Bild einer perfekten Welt, die der Mensch als Ziel vor Augen braucht – zwar unerreichbar, doch träumerisch vorstellbar.
Tab. 5 (IV.) – Diskussion von Verdiensten und Behinderungen durch Religion
Verdienste von Religionen: |
Behinderung durch Religionen: |
- verschiedenste Antwortmöglichkeiten auf einem breiten Spektrum der Philosophie |
- Verhinderung der individuellen Entwicklung |
- Befriedigung der (müden) Masse auf Fragen des Seins, mit autoritären Antworten |
- Gefahr des Fanatismus und dem Abstumpfen gegenüber von außen kommender Kritik |
- Gemeinschaftsbildung und Erhalt des Überlebenswillens der Menschen |
- absolute Autorität |
- Planaufstellung und Organisierung des Lebensablaufes |
- Ausprägung unmenschlichen Handelns (Glaubenskriege, Opferungen) |
- Anregung des Denkens, Vermittlung des Wissens vorheriger Erkenntnisse |
- meist einseitige Darstellung der Dinge (und vor allem auf jeweilige Vorteile ausgerichtet) |
- Vorbildstellung |
- Anbetung von Heiligkeiten, Verurteilung von Menschen |
- Befriedigung des Bedürfnisses der Menschen nach einem Schutz von einer höheren Macht und dem Wunsch nach Geborgenheit |
- Verschleierung von Tatsachen und Verherrlichung (z.B. Wunder) oder Verteuflung (z.B. der Triebe) |
… |
… |
Theokratie als Gesellschaftssystem:
In der Kirche wird theoretisch jeder gleich angesehen, vom Priester (oder sogar Laien) bis zum Papst, ja sogar Gott (u. a. in Form Jesus’ und als Ebenbild Gottes in Form von Adam). Jeder soll nach den gleichen Ansichten Handeln, lediglich nach den Fähigkeiten (der Führung) werden Ränge und Ämter vergeben.
So gesehen ist die Kirche in ihrer Reinheit der perfekte Kommunismus. Nur gibt es in der Theokratie Regeln, die im perfekten Kommunismus nicht nötig wären, im inperfekten Kommunismus jedoch schon (in ihm würde jedoch Geld wegfallen). Anarchie wäre zwar ebenfalls eine Welt ohne Regeln, jedoch würden die Regeln der Evolution (z.B. das Gesetz des Stärkeren) und andere Naturgesetze greifen (z.B. als Gruppendynamik).
Die Kirche in perfekter Form käme ihrer Ansicht des Himmels gleich, dem Paradies auf Erden. Würden ihre Regeln absolut konsequent befolgt werden, könnte dieses Paradies sogar bestehen, jedoch vermag das nicht einmal ein Einziger ihrer Anhänger, da nicht einmal alle Regeln eindeutig ausgelegt werden können und einige sich sogar widersprechen. Sobald aber auch nur ein Einziger sich einen Fehltritt leistet - selbst wenn er dafür verurteilt würde - kämen schon bald den anderen Zweifel über der Unfehlbarkeit der Regeln (der Kirche in diesem Fall) auf und der Stein der Regelbrechung ins Rollen und bald schon würde es Ausnahmen davon geben weitere Ausnahmen anstoßen. Das System würde so mit der Zeit zu Fall gebracht werden, was durch Tyrannei zwar für eine Weile aufgehalten werden kann, jedoch nie über die Lebzeiten des Tyrannen dauerhaft zu verteidigen ist, außer seine Nachfolger sind noch brutaler (dies käme dem Feudalismus bzw. angehenden Kapitalismus gleich).
Beispiel dafür ist der Vergleich des Niedergangbeginns durch Sesshaftwerdung des Menschen und Machtergreifung der Besitzidee und dadurch von Macht über andere, die dem Ideal der absoluten Herrschaft über alle Geschöpfe gleichkommt, da derjenige (scheinbare) Herrscher über alles ist, der das offensichtlich mächtigste Geschöpf der Erde beherrscht: den Menschen , wodurch Aufstieg in der Hierarchie durch die Evolution in höher entwickelten Geschöpfen angelegt ist.
Da dies jedoch nie unendlich steigen kann (ähnlich dem verschärften Kapitalismus, dem Imperialismus), muss es einen Fall geben, der alles wieder begradigt (ähnlich der Sozialismus bzw. die gesellschaftliche Revolution) und aus dessen aufbruchartigem Ende wieder diese Form der Gesellschaft (ähnlich dem Kapitalismus) aufsteigen kann.
Demokratie
Demokratie ist die höchste je von Menschen erdachte und geschaffene Gesellschaftsform, da sie möglichst alle Meinungen mit in die Entscheidung der Gemeinschaft einbezieht und das beste Argument in der Mehrheitsentscheidung siegen lässt. Jedoch ist die Demokratie auch die anfälligste Form. Denn Entscheidungen werden durch Diskussion hinausgezögert und eine starke Rhetorik kann auch schlechtere Argumente und Ansichten gewinnen lassen. So wird die Demokratie instabil und kann sich selbst abschaffen. Aus spontanen, unreflektierten Ideen kann ein rhetorisch gut vertretenes Argument erwachsen, das eigentlich gute Strukturen vernichtet, weil sie in einem neuen Licht stehen. Dadurch ist die Demokratie immer noch von durchsetzungsfähigen Mitgliedern abhängig und gibt somit dem Machtstreben einzelner nach. Während verständige und weise Menschen nach Demokratie streben, weil sie um den Wert jeder einzelnen Ansicht wissen, wird sie durch unreife Menschen zerstört. Sie ist ständig vom Zerfall bedroht und kann sich auch selbst zerstören. Jede so genannte Fehlentwicklung ist gleichzeitig ein Anzeichen für die Instabilität und Anfälligkeit, also die Krankheit eines Systems selbst. Die offensichtliche Krankheit ist also oft nur ein Symptom.
Beispiele:
Graffiti, Verbrechen, Terroranschläge, Revolutionen / Demonstrationen, Sünden
Demokratie generiert sich durch ihre freigiebigen Vorgaben und Rechte die eigenen Kriminellen. Diese würden in einer Diktatur bis auf wenige Ausnahmen entfernt. Erst Kulturen, die ein beständiges, allseits anerkanntes (meist gerechtes) und funktionierendes Rechtssystem entwickelt haben, können eine Demokratie über längere Zeit erhalten. Zu viele Menschen bringen auch zu viele Kritiken am System und der Regierung hervor, die nicht mehr ohne großen Aufwand überprüft werden können (weil sie zu komplex werden). Damit sinkt das Vertrauen in die Regierung und sie muss sich mit den Mächtigen rückversichern. Interessen der Mehrheit können dann nicht mehr bestehen.
Demokratie kann nur unter gleichberechtigten Mitgliedern funktionieren. In der Familie ist deshalb die anleitende Diktatur der Eltern die einzig sinnvolle Gemeinschaftsform, solange das Kind noch keine schlagkräftigen Argumente vorbringen kann. In einer Gesellschaft mit großen, sozialen Unterschieden kann ebensowenig eine Demokratie sinnvoll sein, weder für die Regierenden noch für das Volk, da die Menschen mit mehr Einfluss und Macht immer nach ihrem Vorteil entscheiden würden und andere gar nicht die Möglichkeit dazu hätten. Jedoch ergeben sich diese Unterschiede immer erst mit wachsender Bevölkerungszahl. Denn Demokratie funktioniert nur mit einer gewissen Anzahl von Menschen (ca. 10 Mio.). Wenn es zu viele werden geht der Einzelne in der Masse unter und Extremisten können umso mehr Bevölkerungsanteile zu ihren Anhängern konvertieren. Dann wird die Demokratie instabil. Hier kann ein föderales System helfen, das sich selbst verwaltet und nur außenpolitische Ziele gemeinsam verfolgt, so dass man im Verbund stärker wird.
Der Mensch entwickelt sich und mit ihm seine Meinung. Die Demokratie bietet dieser Entwicklung optimale Bedingungen, auch falls die Meinung des Menschen anfänglich gegen die Demokratie selbst gerichtet ist. Andererseits befinden sich die Menschen (je mehr es sind, umso stärker) stets in unterschiedlichen Stadien ihres Lebens und daher sind die meisten permanent unreif, weil sie noch nicht am Ende eines Stadiums angekommen sind. Demokratie darüber entscheiden zu lassen, was das Beste für alle wäre, kann radikal objektiv nur die betreffen, die gerade nichts zu verlieren haben. Das sind aber die wenigsten, gerade wenn man genauer darüber nachdenkt – wie man noch einmal darüber nachdenkt, bevor man den spontan geplanten Selbstmord wirklich durchführt. Das Problem zwischen gemeinsamem Verständnis in der Demokratie und der Individualität des Einzelnen ist die anscheinende Gegenläufigkeit von Zusammenarbeit und Individualismus. Der Mensch ist aber beides: Einzelkämpfer und Herdentier. Toleranz könnte z.B. die gemeinsame Grundlage sein, die allen dennoch ihre Eigenheiten gewährt.
Demokratie kann verschieden geführt werden. Während die gesamtheitliche Einbeziehung des Volkes mit einer einzigen Regierung (jedoch ständig wechselnden Mitgliedern) langwierig ist und neue Schritte bzw. Reformen nur mühsam zustande bringt, kann die Demokratie aber auch mit ihrer reichhaltigen Parteienlandschaft von Reformen und Neuerungen geprägt sein. Zwar werden dabei Entscheidungen schneller umgesetzt (wegen der wesentlich kleineren Anzahl der führenden Mitglieder), aber es müssen und werden diese Entscheidungen oft bei Amtsantritt einer anderen Partei schnell wieder rückgängig und das Volk so wahlmüde gemacht.
Wenn es in einer Demokratie für einzelne Personen um Macht geht, dann kann das nur eine Verbesserung für die Bevölkerung bedeuten. Denn die Machtergreifung funktioniert allein über die Akzeptanz des Programms für die Mehrheit, die den Machthaber wählt. Damit ist die Macht für einen Einzelnen möglich, aber in demokratische Bahnen gelenkt. Entweder man wird weich und beeinflussbar oder radikal und unerreichbar. Im ersten Fall verliert man die Macht schnell oder wird von anderen benutzt (im Idealfall vom Volk), im zweiten baut man sie auf, bis sie einem von anderen Radikalen oder Gegenbewegungen genommen wird.
Eine direkte und wahre Demokratie wäre es, wenn die Machthaber abgesetzt werden, falls sie für die Mehrheit des Volkes nicht mehr gut genug sind. Dann dürfte es aber auch keine Oppositionen mehr geben um die Stetigkeit der Regierung nicht zu gefährden. Das Volk wäre die Opposition, die allerdings nur radikal die Regierung absetzen kann, jedoch keine Regierungsgewalt und kein Veto hat. Wer an der Macht ist regiert, bis er nicht mehr von der Mehrheit des Volkes (nicht der Abgeordneten) gewollt ist. Vollkommen freie Demokratie wäre es auch, wenn jeder Vorschlag angehört und diskutiert würde. Das Volk denkt mit (was allerdings nur bei entsprechend kleiner Gemeinschaft möglich ist), bräuchte dann aber keine Regierung mehr.
Die Menschheit ist ihrem Untergang bestimmt, wenn sie der reinen Demokratie folgt, da diese zum Anarchismus führt. Denn es gibt keine selbstständig denkenden Menschen. Die stärkste Idee erkennt man daran, wie viele Menschen sie überzeugen konnte für sie zu kämpfen – unabhängig davon, ob man sie selbst kennt. Denn der Mensch ist geprägt von Ideen, die immer erst entstehen, wenn mehrere interagieren und sich beeinflussen. Die Demokratie ist daher nur eine Übergangsform von einer alten Idee zu einer Neuen. Sie ist instabil durch die Freiheiten, die einem jeden gewährt werden. Je mehr Freiheiten der einzelne hat, umso geringer sind die Freiheiten der Allgemeinheit und umso mehr gilt das Gesetz des Stärkeren. Demokratie tendiert dann bis zu einem gewissen Grad in Richtung Anarchie. Allerdings fangen die sozialen Systeme diese Entwicklung wieder auf, sofern die Demokratie noch funktioniert. Ansonsten entwickelt sich der Gesellschaftswille wieder in Richtung einer stabilen Diktatur, mit weniger Freiheiten für den Einzelnen. Die Gerechtigkeit in einer anarchischen Demokratie nach dem Gleichheitsprinzip ist durch die Ausübung der Macht durch wenige Starke allerdings geringer als in einer gewählten Diktatur. Je mehr Menschen nach den gleichen, allgemeinen Gesetzen beurteilt werden, umso ungerechter wird es für den Einzelnen. Denn jeder Fall ist individuell. Daher braucht man entweder mehr Gesetze und Regelungen von Spezialfällen oder weniger Menschen.
Der Grund weshalb Demokratie nicht lange nach ihrer Einführung stabil bleibt und mit Depression verbunden wird, ist die unerträgliche Freiheit und Negativität der eigenen Meinung, die man erlangt, wenn man sich mit anderen auf diesem Weg nach mehr vergleicht. Entweder arbeitet man noch mehr, wendet sich von dem System in Sarkasmus ab oder man verzweifelt. Diktaturen geben Meinungen vor und wer sich daran hält bekommt etwas vorgelogen, womit er glücklich leben kann. Die Demokratie als optimales System für eigenständige Menschen, die nicht nur mit dem täglichen Überleben zu tun haben, führt also in die Depression. Das vorgegebene Denken dagegen lässt glückselig sein.
Demokratie ist außerdem für Friedenszeiten geeignet. Aber im Krieg zählt eine geeinigte Führung um stark reagieren und agieren zu können und zu überleben. Da Demokratie die schwächste Regierungsform ist, braucht sie Schutz. Eine Armee kann so die Aufgabe der Abschreckung gegen zusammengerottete Minderheiten erreichen und notfalls sofort eingreifen. Staaten haben immer Unterschiede, die durch Armeen auch verteidigt werden können müssen. Daher ist die Rüstung auf Angriff anderer zu vermeiden. Präventivkriege können im Grunde nicht begründet werden.
Diktatur vs. Demokratie
Die Frage der Anarchisten klingt grundsätzlich berechtigt: Wozu wird überhaupt eine Regierung gebraucht? Sie beschneidet das Volk bzw. den Einzelnen um das Recht mitzubestimmen und über Fragen zu entscheiden, indem sie gewählte Vertreter abstimmen lässt. Eine Regierung übernimmt damit aber auch Stellungnahmen zu internationalen Fragen, stellt (im Idealfall) Experten, die sich im jeweiligen Thema besser auskennen als alle anderen um schließlich die bestmögliche und einfachste Entscheidung schnellstmöglich zu treffen. Das geschieht umso mehr im Kreise der kleineren Regierung, je größer das Volk ist. Basisdemokratie kann nur in kleinen Nationen mit weniger Menschen funktionieren. Entweder müssen die Menschen also weniger oder die Nationen kleiner werden und zwangsläufig damit auch mit Konflikten gegenüber anderen Nationen leben. Offene Grenzen und Abschaffung von Nationalitäten sind demnach keine Lösungen von Konflikten.
Das Problem besteht darin, dass sich die Menschen eben nicht nur so ähnlich sind, sondern auch ebenso verschieden. Jeder hat eine andere Meinung zu einem Thema. Das macht nun einmal die Vielfalt der Erfahrungen. Deswegen sieht auch jeder in der Handlung, ja sogar in der Meinung der anderen Unwahrheiten. Wo kämen wir denn auch hin, wenn man sich selbst nicht mehr vertrauen könnte? So viele Menschen es gibt, so viele Lösungsansätze existieren auch. Wenn nun jeder Lösungsansatz aber von einem anderen vorzeitig bedrängt, verstümmelt und schließlich unwirksam gemacht wird, kommt es nie zu einer Besserung. Zu viele Meinungen hemmen aber auch einen Konsens und Fortschritt.
Es gibt solche Systeme, die schlecht sind, solche die schlecht erscheinen, solche die gut erscheinen, aber keine, die gut sind. Denn dann hätten sie sich durchgesetzt und wir würden sie überhaupt nicht bemerken und demzufolge auch nicht als gut bewerten. Wie die Systeme erscheinen hängt jedoch vom Betrachter und somit von der Bevölkerungsgruppe ab, die sie unterstützt. Leider wissen oftmals selbst die Begründer dieser Systeme nicht, wie sie sich wirklich entwickeln werden, schon weil keiner ewig lebt und die Nachfolger bereits ganz andere Ansichten haben werden. Beispiele in der Geschichte gibt es dafür genug. Allein deshalb, weil wir nicht wissen, was die Anführer wirklich planen und sie uns das auch niemals sagen werden (wegen zu großem Misstrauen gegenüber Gegnern und damit Feinden der eigenen Überzeugung) können wir nicht über die Tatsache ob gut oder böse entscheiden.
So kann selbst eine ordentlich geführte Diktatur zur Erfüllung des Lebens der darin lebenden Menschen verhelfen. Denn eine Diktatur muss nicht negativ belegt sein. Es heißt im Grunde nur, dass es einen Herrscher gibt, der vielen sagt, was sie zu tun haben. Doch das kann genauso gut besser sein als eine frei gewählte Demokratie, deren mehrheitlich getroffene Entscheidungen schlecht sind (weil die meisten die komplexen Vorgänge gar nicht verstehen, über die entschieden werden) oder zu langsam gefällt werden. Dabei muss eine Diktatur keinesfalls bedeuten, dass keine Meinungsfreiheit besteht, sondern lediglich die Regierungsform zumindest für eine bestimmte Zeit einer Gruppierung überlassen wird. Eine Symbiose aus Diktatur und Demokratie könnte dafür stehen.
Wie so oft ist nicht die Form das entscheidende Kriterium, sondern eher der Inhalt. Freilich verleitet eine Diktatur auch schneller zum Machtmissbrauch. Das liegt in der Natur des Menschen, wie es auch in seiner Natur liegt wenigen, aber talentierten Anführern und einer klaren, heroischen und schillernden Linie zu folgen. Eine unangreifbare Person oder kleine Gruppe unterliegt jedoch auch Fehlern, die sich auf die gesamte Organisation um sie ausbreitet.
In der Demokratie und Gleichstellung mit anderen Menschen existiert die Pflicht seinen Teil zur Gemeinschaft beizutragen und Verantwortung zu übernehmen. In Diktaturen mit einem höheren Anteil an Klassensystemen und Hierarchien dagegen ist es natürlich sich auf andere zu verlassen und die Grenzen der Kompetenzen sind klar umrissen. Dadurch werden Fähigkeiten des Einzelnen zwar oft ungenutzt gelassen, aber auch Pflichten eindeutig zugeteilt. Zum Leidwesen der unteren Schichten tragen diese jedoch die Arbeitslast, wenngleich ihre Verantwortung deutlich geringer ist. Klassensysteme sind aber teilweise unvermeidbar und auch förderlich. Hierbei geht es dann weniger um die generelle Abstufung eines Menschen aufgrund seiner Herkunft oder Ansicht, sondern eine Einteilung nach Fähigkeiten oder Charakter. Die Menschen mit besseren Fähigkeiten auf einem Gebiet sollten dann auch mehr Verantwortung für andere tragen. Optimalerweise obliegt daher Autorität jenen Personen, welche innerhalb des Bereichs der verfügbaren Menschen die größte Kompetenz in ihrem Bereich bewiesen haben. Macht und Gewalten müssen daher aufgeteilt werden. Innerhalb dieser Kompetenzbereiche sollte es aber ebenfalls Gewalteinschränkungen geben, z.B. durch Diskussion und Abstimmungen. Letztlich muss die Führung bis zur Basis vernetzt sein, z.B. durch Basiswahlen, um die gesamte Organisation und ihre Stärke mit einzubinden. Damit diese Vernetzung allerdings nicht die Entscheidungsfähigkeit vermindert, müssen Abteilungen eine Grundbeschlussfähigkeit haben und mit wachsender Entscheidungsgröße diese entweder an höhere Stellen mit mehr Gewalt oder mit einem größeren Gremium abgleichen. Wichtige Entscheidungen müssen diskutiert werden und bis auf wenige Bereiche (wie Gewaltkonflikte bzw. Ausschreitungen in Bezug auf Militär / Polizei, Katastrophen) sind wichtige Entscheidungen selten von hoher Dringlichkeit, wobei das Schicksal vieler von der Ausbildung und Fähigkeit einzelner oder weniger abhängt und diese durch ihre Kompetenz immer besser geeignet sind als die anderen, selbst wenn das Projekt scheitern sollte. Wenn es zu deren Aufgabe gehört solche wichtigen und schnellen Entscheidungen zu fällen, müssen sie dafür ausgewählt und ausgebildet werden. Falls das nicht möglich ist, besteht genau darin das Restrisiko, welches man niemandem anlasten kann.
Die beste Überlebensstrategie (für die gesamte Art, also alle und den Einzelnen) liegt in der Diktatur, die größte Freiheit in der Anarchie (wenn angenommen wird, dass jeder jedem des anderen Ruhe lässt). Jedoch ist Freiheit nicht gleichzusetzen mit Glück – genauso, wie reines (Über)leben nicht unbedingt glücklich werden lässt. Eine bestimmte Diktatur herrscht immer, sobald Regeln aufgestellt werden (was passieren muss, wenn man einer Gesellschaft beiwohnt). Die Frage ist nur, wie eine Staatsform angewandt wird und womit die Menschen besser klar kommen und sich freier fühlen.
Die Mehrheit soll entscheiden. Dies geschieht aus Gerechtigkeitsgründen, aber auch um die dringendsten Bedürfnisse zuerst zu befriedigen (also aus ökonomischen Gründen). Außerdem wird eine stets nihilistische und auf Zerstörung ausgelegte Minderheit (wie sie durch die Gruppendynamik entsteht) dadurch übergangen. Nur weiß die Mehrheit evtl. gar nicht je größer die Gesellschaft wird und bei komplexen Themen richtig zu entscheiden. Mit dem Wachstum der Gesellschaft entstehen bis zu einem bestimmten Punkt wiederum auch mehr verschiedene Meinungen und Diskussion, allein schon gruppendynamisch um sich von den andere abzuheben, und es gibt unter Umständen gar keine Mehrheit mehr, sondern nur noch viele Minderheiten. Daher muss bei entsprechend großer Bevölkerungszahl ein Expertengremium gewählt werden und eine gewählte Minderheit regieren. Die Bevölkerungszahl, ab der das notwendig ist, hängt von den kulturellen Randbedingungen ab, muss aber auch noch herausgefunden werden.
Demokratie ist immer der Wille der Mehrheit, der Masse. Wenn die Masse entgegen besseren Wissens von Experten anders leben will, dann muss sie das tun und dann wird sie damit auch glücklicher sein als das „bessere“ System, das ihnen ein „fremder“ Geist einreden will. Freilich ist die Demokratie so auch anderen, angepassteren und weiter entwickelten Formen unterlegen. Doch derzeit ist sie Inbegriff der Freiheit und Gerechtigkeit. Langsam kann auch die Meinung der Masse beeinflusst werden, jedoch dürfen keine schnellen Reformen erwartet werden, da durch das Wahl- und Parteiensystem eine (wenn auch erfolgreiche) Reform der Partei A in der nächsten Amtsperiode der Partei B wieder rückgängig gemacht werden kann.
Eine Möglichkeit wäre z.B., dass einmal (mit Zustimmung der Opposition) entschiedene Reformen und Gesetze nur noch optimiert und angepasst werden dürfen.
In der Demokratie darf auch nicht nur Quantität zählen. Demokratie und Diktatur sind nur die Form für Ideen und Politik. Demokratie ist immer manipulierbar, wenn man den Informationsfluss beherrscht. Denn die meisten Menschen kennen sich nicht mit der Politik aus. Dafür gibt es Experten. Je mehr Gesetze, Bestimmungen, Moralvorstellungen, Spezialisierungen und Technik man hat, umso weniger kann die Bevölkerung gegen die Regierung vorgehen. Denn dann ist sie umso abhängiger von der Technik, von anderen Berufsgruppen und ihren Wertevorstellungen und umso mehr Meinungen gibt es auch, umso gespaltener ist die eigene Vorstellung, um klare Ziele auch noch gemeinsam mit anderen zu verfolgen. Die Experten bestimmen dann unter sich die besten Lösungen für ein spezielles Problem. Doch es bedarf Generalisten, die diese Lösungen dann zusammenführen, weil sie den Überblick haben und Entscheidungen treffen und verantworten können. Diese Generalisten führen die Regierung und Parteien als Politiker an und vertreten das Wissen der Experten als ihre eigene Meinung nach außen. Dieses System besteht bereits weitgehend in Mitteleuropa.
Denkbar wäre ein Expertensystem, das nach einer bestimmten Testphase wieder von der Mehrheit abgewählt werden kann bzw. wogegen man nach der Testphase stimmen muss, um es abzuwählen. Ebenso könnte es mit Gesetzen passieren. Denn wer sich mit dem Thema befasst und etwas ändern will, wird aktiv gegen das Gesetz stimmen.
Diktatur der Elite aus Expertengremien:
Solange es Unterschiede in der Intelligenz von Menschen gibt (und die das auch wissen) wird es immer auch Klassenunterschiede geben. Die Dümmeren werden von den Intelligenten für deren Angelegenheiten benutzt. Solange erstere es nicht bemerken, ist auch nichts zu beanstanden. Denn dann nutzt es beiden. Oft ist der Nutzen nämlich der einzige Grund, warum der Kluge sich dem Leichtgemüt annähern sollte. Insgesamt nützt die Symbiose mehr als die Vermeidung der Zusammenarbeit.
Einfache, konfliktfreie Zusammenarbeit (wie im Kommunismus oder von den friedensaktivistischen Organisationen gewünscht) funktioniert jedoch nicht, weil zu viele Einflüsse und eigene Ziele der Menschen beteiligt sind sowie unterschiedliche Ansichten der Dinge und sogar Meinungen von Gut und Böse existieren, so dass ein gemeinsames Ziel zwar vielleicht erreicht wird, jedoch lange nicht so schnell, effektiv, gerecht, nach geltenden Gesetzen und unblutig wie es sein könnte, wenn sich alle einig wären. Das aber wäre perfekte Demokratie. Anders sieht es in der Diktatur aus, wobei allerdings wahrscheinlich nie ein gemeinsames Ziel erreicht wird, da in der Diktatur gar keines besteht.
Der Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie ist theoretisch lediglich der Massenanteil (die Prozentzahl) der Bevölkerung, der die Gesetze erstellt. Das sagt jedoch noch nichts über die Qualität der Gesetze aus. Diese hängt von der Kompetenz, der Freiheit bzw. Unabhängigkeit, der Situation und der Macht der Gesetzgeber ab. Eine kleine, intelligente Elite kann so z.B. eine bessere (funktionierende, gerechtere) Gesellschaft hervorbringen als die uneinige Masse.
Politik ist der Leitfaden, Spiegel und die Philosophie einer Gesellschaft. Nach politischen Kriterien wird diese Philosophie aktiv gelebt und entwickelt. Es ist gelebte Philosophie. Verwaltung, Lehramt, Journalismus, usw. sind der Gesellschaft zugewandt und wiederholen immer nur bereits gemachte Erkenntnisse, schaffen also nichts Eigenes oder Neues (mit Ausnahme der Meinungsbildung im Journalismus), während Wissenschaft, Kunst, usw. die Erweiterung und den Vorstoß suchen.
Politik hat weder Ziel noch Ende. Es ist immer eine Anpassung an die gegebenen Umstände. Die Gesetze von heute können einige Jahre später schon wieder veraltet sein, weil sich die äußeren Umstände (Technische Entwicklung, Zu- oder Abwanderung, ethisches Umdenken, etc.) ändern. Politik ist also eine Art gesellschaftliche Evolution und muss ständig zwischen mehr Demokratie oder mehr Diktatur abwägen. Es kann keinen Stillstand geben und daher auch keine endgültige Lösung, da sich auch die Gesellschaft immer an ihre Menschen und deren veränderliches Denken anpassen muss.
Die Politik bildet schon eine gewisse Schnittstelle, denn sie sucht nach ständiger Verbesserung. Politik ist immer die aktuell beste Sichtweise der Gegenwart. Die meisten politischen Ansichten darüber, wie es mit der Gesellschaft weitergehen soll und dem Leben des Einzelnen darin sind gut und nützlich, allerdings nicht immer zeitgemäß oder umsetzbar. Daher können Politiker auch völlig unterschiedliche Richtungen verfolgen und am Ende das Gleiche wollen. Wer von ihnen Recht hat entscheidet die gegenwärtige Situation der Gesellschaft und bestenfalls das Volk über die Wahl. Auch in der Politik gibt es also kein richtig oder falsch, sondern nur ein angemessen oder unangemessen.
Politik bedeutet seine Macht so zu nutzen, dass der eigene Wille durchgesetzt wird. Das wird oft erst dadurch erreicht, dass man seine wahren Absichten verschleiert und lügt, um diejenigen mit mehr Macht so zu beeinflussen, dass sie die ihnen verfügbaren Mittel im Sinne des Beeinflussenden verwenden. Dazu ist höchste Vorstellungskraft und Menschenkenntnis notwendig um den anderen zu durchschauen und zu manipulieren. Die Leitfrage zum Verstehen von Ereignissen in der (kapitalistischen) Politik ist also die Frage nach dem Nutzen und den Kosten, grob: „Wem nutzt es?“
Elite aus Experten
Die Mischvariante zwischen Demokratie und Diktatur ist die Expertenregierung, die möglichst vom gesamten Volk gestellt wird. Das ist in dieser Form erst in der Wissenschaftsgesellschaft möglich; danach erst käme die weitgehend regierungsfreie Gesellschaft, wenn die Gesetze, Regeln und Moral sich weit entwickelt haben, bis sie annähernd perfekt auf den Menschen und seine Eigenarten angepasst sind. Der Expertenregierung liegt eine breite (unabhängige, unbestechliche) Spezialistenbasis zugrunde, die von den einzelnen Sparten der darunter arbeitenden Bevölkerung gewählt wird. Die Politik ist die Verwaltungsform der Regierung und Denkrichtung der Gesellschaft. Daher muss sie von Experten ihres Fachs geführt werden. So kann sie zur Schnittstelle zwischen dem Willen der Mehrheit und dem Wissen der Experten werden.
Bsp.: Ein Landwirtschaftsminister hat Agrarwirtschaft studiert und wird von allen Bauern gewählt.
Dieser Experte muss dann aber Einwände anderer Spezialisten auf diesem Gebiet anhören und sicher entkräften können oder übernehmen bzw. eine neue Strategie / Ansicht entwerfen. Eventuell muss statt eines Ministers auch ein Gremium von Experten erwogen werden, da es sonst wiederum verstärkt zu Korruption und Lobbyismus kommen kann. Außerdem besteht die Gefahr, dass der Minister mit der Zeit (je länger er im Amt ist umso mehr) zur Ikone hochstilisiert und beliebter wird, obwohl er längst nicht mehr unabhängig und nach den ihm am besten erscheinenden Argumenten entscheidet. Die Wahl einer Person oder Partei auf eine bestimmte Zeit allerdings gefährdet die langzeitliche Durchsetzung durchdachter Programme. Die Spitze der Regierung muss daher nicht ein Parteimitglied (also im neueren Sinn Mitglied einer Interessengemeinschaft) sein, sondern sollte ein vom Volk gewählter, möglichst aus den Reihen der Experten stammender Vertreter sein, von dem man ausgehen kann, dass er die meiste Ahnung und den größten Überblick über die schier unbegreifbar komplexen Zusammenhängen der Welt hat.
Der Wähler kann nur dann das Wahlergebnis mit seiner bekannten Umgebung vergleichen, wenn er die Mitwählenden seines Wahlkreises zum größten Teil kennt. Ansonsten kann (auch durch geheime Wahlen) niemand mehr nachvollziehen, ob die ausgezählten Stimmen mit dem endgültigen Wahlergebnis übereinstimmen. Das ist ein Nachteil von geheimen Wahlen, die es auch nur gibt, weil sich die Menschen durch die Gruppendynamik von anderen beeinflussen lassen, inperfekt sind und Angst vor den öffentlichen Folgen ihrer Entscheidung haben.
Es muss eine einheitliche Elite offen herrschen, in die jeder aus der Bevölkerung durch entsprechende Qualifikation eintreten kann. Durch massiv, mehrheitliche Proteste gegen Beschlüsse kann und muss aber der Beschluss zurückgezogen werden. Da so auch die Gesetze in der Realität geprüft werden. Wer auch immer dann die Kompetenz zum Vertreter einer breiten Mehrheit hat, so entscheidet er dann jedoch keineswegs unabhängig und ohne die letzte Zustimmung der Expertengremien. Denn Politik ist wie die Wissenschaft zu kompliziert um jeden Unbedarften mitwirken zu lassen. Immerhin muss man auch studieren um Professor und Institutsleiter zu werden und wird nur von den internen Gremien dazu gewählt. Daher ist eine Wahl auf Gemeindeebene oder innerhalb der Parteien durchaus zu rechtfertigen, aber übergeordnet nicht mehr zu vertreten, weshalb es auch dazu führt, dass Politiker lügen müssen, weil sie sich einschmeicheln wollen um von einem Volk gewählt zu werden, das kaum noch versteht, worum es eigentlich geht.
Neuerungen und Errungenschaften (besonders nichtgreifbar und gesellschaftlicher, ideeller, nicht materieller Art) könnten nach der allgemeinen Einführung erst einmal wieder abgeschafft werden, um ihren Wert zu prüfen. Wer nach dieser Probezeit will, dass es wieder eingeführt oder weggelassen wird, der soll sich bei der nächsten Aktion (zur Wiedereinführung einige Zeit danach) aktiv daran beteiligen. Nur aus den aktiv gemeldeten Stimmen (denen es etwas wert ist) wird die absolute Prozentzahl ermittelt. Von allen anderen wird dabei dann ausgegangen, dass ihnen die Angelegenheit egal, also nicht wichtig ist und sie somit beides akzeptieren würden. Dadurch entscheiden vor allem die, die es auch betrifft.
Je mehr die Größe eines Staates und seine Herrschaft steigt (gemessen an der Einwohnerzahl), umso komplexer werden die Vorgänge und umso weniger kann eine Demokratie funktionieren, sondern wird eher gelähmt und das Staatengebilde kann nicht mehr kontrolliert werden. Dann müssen alle Fäden in wenigen Punkten zusammenlaufen um den Überblick zu bewahren und möglichst rasch entscheiden zu können. Das aber gleicht einer Diktatur der Elite. Will man das nicht, muss man die Staatsgebilde entsprechend zerlegen und verkleinern, um Demokratie zu bewahren, z.B. durch Föderalismus. Wenn das System zu groß wird, dann wird nicht einmal ein Elite-Expertengremium mehr eine Lösung finden, weil es zu komplex wird als darin durch menschenmögliche Gegensteuerung etwas zu erreichen. Daher muss verhindert werden, dass das System zu kompliziert wird. Das aber geht nur durch autonome Parzellen der Kultur, falls die Masse der möglichen Faktoren (also die Anzahl der Menschen) zu groß werden sollte.
Heutiges Verständnis von Demokratie geht davon aus, dass die Mehrheit entscheidet, aber die Elite (Experten) geben die grundlegenden Richtungen vor. Indem es mehrere Expertenparteien gibt, die unterschiedliche Lösungsvorschläge entwerfen, kann die Mehrheit dann entscheiden. Denn die Elite allein kann keine Mehrheit bilden, dafür sind sie immer zu wenige. Die Mehrheit dagegen kann sich nicht einigen und die wenigen guten Vorschläge gehen in der Masse der schlechten unter. Daher muss die Elite besonders auf Argumentation setzen und geschult sein, damit sie Vorschläge, von denen sie dann auch überzeugt ist, durchsetzen kann. Ideal wäre natürlich eine (öffentliche) Diskussion der Elitegruppen untereinander, so dass gegenseitig die besten Argumente provoziert würden und gemeinsam eine neue Sichtweise herausgearbeitet werden könnte. Zwar wäre das eine Manipulation der Mehrheit, aber Demokratie ohne Unterrichtung der Situation wäre unsinnig. Problematisch wird es allerdings, wenn die Elitegruppen nicht unabhängig und frei diskutieren dürfen und aus dem Hintergrund von Mächten (Konzernen, Organisationen, Staaten, etc.) in Schach gehalten werden.
Geld ist ein Mittel (vielleicht das beste) um die Menschen zu kontrollieren und sie zu lenken. Das Problem besteht dabei allerdings darin, die Macht von einer vernünftigen Elite leiten zu lassen. Daher ist eine Regierungsform notwendig und von wenigen (die von vielen gewählt werden) zu vollziehen. Das Gleichgewicht zwischen Handlungsgeschwindigkeit und Abwägung bzw. Diskussion der Methoden und Ziele wird so in Richtung Geschwindigkeit verschoben und verspricht dennoch eine hohe Erfolgsquote.
Die Elite muss spezialisiert ausgebildet werden und das Volk muss etwas haben, woran es glauben kann. Damit ist allen geholfen. Freilich darf jedoch der Aufstieg des Einzelnen nicht behindert werden, doch es sollte aufgrund eindeutiger Überlegenheit im Fach geschehen. Wollte er dem System schaden und den Leuten erzählen was ihnen vorgehalten wird, würden sie es ihm nicht glauben. Wollten jedoch tatsächlich alle zur Elite gehören (in der Theorie, z.B. der Wissenschaftsgesellschaft), sollte das System dahingehend geändert werden.
Die wirklich freien Menschen sind die der Unterschicht in der Demokratie. Niemand schreibt ihnen mehr etwas vor. Es gibt keine Standards. Sie werden in Ruhe gelassen. Je höher die Position, desto mehr muss man sich der Gesellschaft anpassen bzw. desto intelligenter und pfiffiger muss man sein, um diese Standards zu umgehen. Allerdings kommt es immer auch auf die Sichtweise an. Wem seine Arbeit als Elitär Spaß bereitet, der wird sich ebenso als frei fühlen, weil er genau das macht, was er machen will.
Die kapitalistische Elite überlegt sich Wege ihren Nachwuchs schnellst- und bestmöglich zu fördern, indem sie ihm zeigt, wie überlegen er den anderen ist und wie er sie am besten („effektivsten“) manipulieren kann, unter anderem dadurch, dass alle gleich (herablassend) behandelt werden, Individualismus jedoch vorgetäuscht wird.
In der Politik ist jedoch auch Wettbewerb nötig und zwar nicht nur innerhalb einer Interessengemeinschaft sondern vor allem untereinander. Die regierenden Parteien müssen wie in der Wirtschaft einen gewissen Erfolgsdruck spüren um Leistung zu zeigen, aber dürfen nicht davon erdrückt werden. Die Freiheit zu regieren und die Verantwortung gegenüber dem Volk und ihren eigenen Aufgaben und Ansichten müssen sich die Waage halten.
Die kommunistische Elite will auch den Nachwuchs best- und schnellstmögliche fördern, nur indem sie ihm beibringt, auf jeden individuell einzugehen und somit gleich zu behandeln. So sollen mit der Zeit alle zur Elite gehören sowie der Standard gleichmäßig sein und damit auch der Lebenswert erhöht werden.
Psychologie spielt in beiden Ordnungen eine Rolle, nur wie sie angewendet wird entscheidet, welche das ist.
Ein gutes Gesellschaftssystem versucht die Mehrheit seiner Bürger zufrieden zu stellen, ohne sie unnötig zu manipulieren. Es werden immer Personen nicht ins System passen. Doch diese speziell zu fördern ist die Aufgabe des gleichen Systems, ohne sie als minderwertig zu betrachten und sie ihrem Schicksal des Scheiterns zu überlassen. Nicht unbedingt eine Eingliederung ist dabei das große Ziel, sondern ein gutes Zusammenleben untereinander. Schließlich bedeutet das Anderssein nicht nur Ballast, sondern eher auch Bereicherung, sei es in der schillernden Avantgarde wie auch in der Einfachheit, der Intelligenz wie der Einfältigkeit. Die Gesellschaft kann dennoch einen Nutzen haben (z.B. von einer Elite).
Wissenschaftliche Methoden und Standards müssen in die Politik Einzug halten, um sie effektiver werden zu lassen und nach Versuch und Fehler zu agieren, jedoch erst nach Abwägung der Neuerungen und Reformen mit den gesamten Erfahrungen der Vergangenheit und den kalkulierten Folgen. Das beste Argument muss letztlich siegen und sofern es nicht durch bessere bzw. schlimmere Einwände übertroffen wird, muss es letztlich auch durchgesetzt werden. Genauso können Studien und eine wissenschaftliche Kontrolle (Monitoring) die Erfolge und Fortschritte der Politik überwachen.
Verwaltung
Für den Ablauf einer geordneten Staatsführung wird neben der bloßen Idee auch eine Struktur und ein Aufbau der tatsächlichen Staatsgeschäfte benötigt. Das Management und die Organisation dieser Struktur unterliegen den Ministerien, welche die obersten Verwaltungseinheiten darstellen. Da die Staatsgeschäfte jedoch sehr unterschiedlich ausfallen können und sogar innerhalb einer Nation schwanken, muss die Verwaltung ständig neu geordnet werden, weil sie einem steten Wandel unterliegt. Bloße Gewaltenteilung und ministeriale Aufgabenverteilung reicht dann nicht mehr aus. Sobald sich aber die Verwaltung beginnt mehr selbst zu verwalten als ihre eigentlichen Aufgabenbereiche, also die Bürokratie das Denken und Handeln bestimmt, sollten Struktureinsparungen im Vordergrund stehen und der Selbstregulierung etwas mehr vertraut werden.
Es kann keinen einzigen, großen Staat mit globalisierter Menschheit auf der Welt geben. Dazu gibt es zu viele verschiedene Interessen und Kulturströmungen. Geheimnisse und Differenzen zwischen den Einzelstaaten führen zur Stabilität dieses Staates durch deutlichere Abgrenzung von anderen, die eine bestimmte Menschenzahl umfasst. Diese Zahl wiederum kann nur eine bestimmte Größe haben um stabil verwaltet werden zu können. Ansonsten zerfällt der Staat wieder in kleinere Gebilde, die für die Menschen überschaubarer und geborgener sind und um diese Stabilität zu gewährleisten braucht es den Schutz von Geheimnissen über die Regierungsvorgänge. Je größer die Staaten sind (je mehr Einwohner sie umfassen), umso mehr Überwachung brauchen sie für die Geheimniserhaltung und Sicherung der Ordnung, für die das Volk die Regierungsvertreter wählt und damit den Staat zur übergeordneten, objektiveren Gewalt als den Einzelnen ermächtigt und sich selbst letztlich zu einer Art Gott macht. Denn darauf haben sich alle geeinigt, die eine Gesellschaftsordnung wollen statt einer Anarchie mit den Gesetzen des Stärkeren.
Hierarchie in der Verwaltung:
Eine mögliche Verwaltungsstruktur ist eine Hierarchie, in der jeder jemandem untergeordnet ist. Fällt eine Position weg, wird der Kreis enger und die Position dem nächst Näheren unterstellt (Abb. 7 (IV.)).
Es gibt eine Hierarchie z.B. vom Arbeiter über Abteilungs-, Betriebsleiter, Geschäftsführer, Kommunal-, Landes-, Bundespolitiker zum Minister. Aber dieser wird dann wieder vom Volk gewählt bzw. vom Expertengremium.
Erst mit einer gemeinsamen Moralvorstellung wird es möglich sein eine gerechte Hierarchie aufzubauen, deren Mitglieder sich nicht mehr durch Uneinigkeiten ständig über Anordnungen streiten, ein gemeinsames Ziel verfolgen und um dieses für sich selbst (für jeden einzelnen selbst) zu erreichen sowie sich anderen unterzuordnen, die auf ihrem Gebiet mehr wissen oder können. Außerdem braucht es unabhängige Beobachter oder Wettbewerbe, um dieses Wissen und Können zu beurteilen und kein Konkurrenzverhalten innerhalb dieser Hierarchie. Jeder muss genauso viel wert sein, obwohl dessen Interessen und Können auf unterschiedlichen Stufen liegen, denn jeder hat seine Aufgabe und ohne ihn würde es nur eingeschränkt bzw. gar nicht funktionieren. Innerhalb einer Unternehmensstruktur ist Konkurrenz nur unter gleichgestellten Abteilungen sinnvoll und wenn es sich um einen Wettbewerb statt bloßer Konkurrenz handelt. Auf keinen Fall ist aber Wettbewerb noch Konkurrenz zwischen verschiedenen Hierarchieebenen anzustreben.
Um die Motivation über Jahre hinweg aufrecht zu erhalten helfen in jedem Beruf Aufstiegschancen, die nur über gewisse Hierarchien möglich sind und mit laufenden Dienstjahren erreicht werden, so dass man auch eine höhere Autorität oder einen größeren Wirkungsbereich nach einem Aufstieg hat.
Vorschläge für eine verbesserte Verwaltung:
- In Firmen ab einer bestimmten Größe (Umsatz, Mitarbeiterzahl) muss die Finanzabrechnung von wechselnden Staatsbeamten übernommen werden um Steuerbetrug zu vermindern.
- Um die Behörden und Entscheidungsträger objektiver und gerechter werden zu lassen (und unbestechlicher), könnten ab bestimmten Positionen umso mehr Entscheidungsträger sitzen und ein Amt (also eine Verbindungsstelle verschiedener Zuständigkeitsbereiche) je nach höherer Hierarchien und Wichtigkeiten von mehreren Mitgliedern gebildet werden und nicht mehr personenabhängig sein. So fallen einfache Entscheidungen schnell, während schwerwiegendere von umso mehr Experten (die auch in unterschiedlichen Ämtern sitzen können) gefällt werden. Damit besteht Demokratie wirklich im Sinn aller, da die oberste Regierung von fast allen (Experten) gebildet wird – und das ist das Gegenteil zur Diktatur.
- Die Gesellschaft braucht nicht nur ein Arbeitsamt, sondern ein tatsächliches Sozialamt, nämlich ein Amt für die Seele, für die Liebe, für den Menschen. Zu viele sind unglücklich, nicht weil sie keine Arbeit haben, sondern weil sie keinen sozialen Halt, keine Familie haben oder keine Liebe finden. Eine psychologische Beratung und Schulungen des Sozialverhaltens sowie (ehrenamtliche) Beschäftigungen können dort vermittelt werden und gehören dabei zum Grundangebot.
Eine hilfreiche Variante der sozialen Selbsthilfe wäre z.B. die Kooperation zweier Menschen, die sich gegenseitig unterstützen und um den anderen kümmern müssen, um soziale Verbindungen zu knüpfen und soziale Fähigkeiten zu schulen. Man steht dann jemanden dauerhaft bei, dem man im Leben hilft und der einem wiederum hilft, egal wie intelligent er ist oder was er kann.
- Öffentliche Wissenschaftler müssten mehr zur Verfügung gestellt werden, welche Sprechstunden haben, um den Wissensdurst und das Unwissen zu bekämpfen, aber auch gleichzeitig um Talente zu erkennen. Dazu kann man eine gewisse Prozentzahl von Wissenschaftlern einteilen, die sich Zeit nehmen um jedem Menschen zu erklären, was ihn beschäftigt (so eine Art Sprechstunde) oder auch die Probleme der Wissenschaft zu verdeutlichen und die nur für öffentliche Aufklärung zuständig sind oder sich im rotierenden System abwechseln. So könnte die Bevölkerung in wissenschaftliche Großprojekte und z.B. Meinungsumfragen einbezogen werden.
Reformen, Neuerungen, Umsturz, Revolution (vgl. Kapitel „Gruppendynamik“: Konflikte)
Gesellschaft und ihre Entwicklung lebt von der Provokation, dem Ausbilden eines Stils und des Gegenstils (durch Ablehnung).
Bsp.: Vorgaben der Kirche und Verfolgung Andersgläubiger sowie Verdammung der Kirche durch Atheisten bzw. Kommunisten
Konservativität und Liberalismus:
Konservativ sein heißt immer auf Sicherheit zu handeln. Liberale gehen mehr auf Risiko. Sie wollen das Beste erst noch erreichen, die Konservativen wollen das Beste erhalten und haben Angst, dass sie es verlieren könnten oder dass es schlimmer wird.
Ein Reich aufzubauen, das stabil ist und dabei eine Idee durchzusetzen, braucht viel Zeit (für Akzeptanz und Entwicklung) oder eine entsprechend chaotische Situation. Jedoch kann das Reich mit einem Male fallen, wobei die nachfolgenden Zustände wieder chaotisch sein werden, denn die Anhänger des Alten werden sich stets gegen das Neue stellen und noch ihre Kinder beeinflussen.
Das Problem der Entscheidung zwischen Alt-Bewährtem und Neu-Revolutionierendem hindert immer wieder am flüssigen Denken und Leben (weil es einen um keine Stufe des Denkens erhöht). Dabei abzuwägen ob das Neue so viel besser ist, scheint umso schwieriger, weil das Bewährte schon vergessen bzw. automatisch angewandt wird. Man hat sich im Unterbewusstsein daran gewöhnt.
Die Konservativen wollen eher Reformen (langsame Veränderung), die Liberalen wollen eher Revolution (schnelle Veränderung). Alle wollen aber meist die gleichen Inhalte (z.B. allgemein die Verbesserung der Lebensbedingungen), weil sie ein ähnliches Bewusstsein durch ihre Kultur aufgebaut haben. Daher sind junge Menschen auch eher liberal, weil sich ihre Welt und damit ihr Bewusstsein mit fortgeschritteneren Bedingungen anders entwickelt hat. Sich anzupassen ist wichtig, doch darf man nicht seine Stärken vergessen und dass man bereits Erfahrungen gemacht hat bzw. auch andere nicht alles wissen, auch wenn sie es meist glauben. Konservativ zu sein gehört deshalb zum Leben dazu, denn grenzenloser Liberalismus hat kein Ziel und führt stets nur im Kreis. Ein Ziel zu haben ist aber nicht schlimm, genauso wenig wie den Weg dorthin zu sehen.
Man ist nur solange Rebell bis etwas anderes kommt. Die Liberalen werden zu Konservativen, sobald sich ihre Ideale durchgesetzt haben oder bleiben liberal, weil sie radikaler geworden sind. So zerstören sie ihre eigene, ehemals gewollte Gesellschaft wieder und kommen nie an. Dennoch werden sie gebraucht um langsam stets Verbesserungen zu erwirken und je näher man einer perfekten Gesellschaft kommt, umso langsamer geht es. Man könnte auch sagen, ein Konservativer ist ein Liberaler mit Erfahrung. Die alten, konservativen Führer waren deshalb oft früher liberal, weil sie aufbegehrten und lernten andere zu führen und selbst zu denken.
Eine dauerhafte Staatsführung wandelt sich mit der Zeit von einer aufgeschlossenen, zukunftsorientierten Regierung zu einer konservativen Regierung, die versucht die errungenen Wohlstände zu erhalten, auch wenn sich in der Art der Politik und den Meinungen zu bestimmten Themen nichts ändert. Aber das ist der stete Wandel der Gesellschaft und der Perspektiven, die schon ein jeder Mensch im Laufe seines Lebens durchmacht und so auch eine ganze Gesellschaft. Was früher revolutionär war wird mit der Zeit konservativ (die Errungenschaften soll also erhalten werden), ansonsten müssten sich die Werte ständig ändern. Wenn dieser Wertewandel nicht mit ständiger Geburt und Tod von Parteien einhergeht, kann es nur eine Diktatur sein, die ihre Meinung und damit die Politik ändert, ansonsten bleibt die Gesellschaft immer in einer konservativen Haltung zwischen den Meinungen verschiedener, gleich bleibender Parteien oder die Parteien ändern ihr komplettes Konzept und verleugnen sich ständig selbst.
Fortschritt vs. Tradition:
Technischer Fortschritt allein für sich ist kritisch zu sehen. Er bestimmt den langwierigen Zwischenschritt von gemeinsamem Überleben zu gemeinsamem Wohlstand und verursacht Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und letztlich Stagnation wie Resignation. Selten ist er für alle gedacht, meist soll er wenigen einen Wettbewerbsvorteil, also Macht verschaffen. Und er fordert einen Wandel von körperlicher zu geistiger Arbeit und Bildung. Sonst gibt es keinen Lebensinhalt mehr für die Mehrheit der Bevölkerung, die nur beschäftigt wird (und werden kann), wenn sie ums Überleben kämpfen muss, also gefordert ist, sich etwas aufzubauen bzw. etwas zu erarbeiten, oder ihren Interessen nachgehen kann – sofern sie welche hat.
Ist jedoch der gemeinsame Wohlstand erreicht, so wächst die Komplexität des Zusammenlebens, denn die Menschen haben nun mehr Zeit, Kraft und Gelegenheit sich mit anderen zu vergleichen und zu wetteifern, woraus wiederum immer Konflikte erstehen.
Die Unzufriedenheit kommt auch durch die ständige Anpassung an Neues, den Konsum, den übermäßigen, aber nicht befriedigenden Besitz, mit dem man selten viel anfangen kann. Man hat durch Besitzzuwachs mehr, das man aber seltener benutzt. Da es immer Menschen gibt, die das Neueste haben wollen und einen doch dazu verleiten, sich schlecht oder minderwertig zu fühlen, weil man es nicht hat, kommt keine Zufriedenheit auf (in der westlichen Gesellschaft). Diese Menschen sind selbst nicht zufrieden, reißen aber die anderen mit sich.
Die zufriedenste (und stabilste) Gesellschaft ist die, welche die Bevölkerung geradeso überleben lassen kann, wenn diese für ihr Leben komplett selbst verantwortlich ist und sich versorgen muss. Das entspricht grob der Jahrtausende bestehenden Bauernbevölkerung. Denn ein einfaches Leben ist einfach zufrieden zu stellen. Im Gegensatz zu ihnen braucht es jedoch auch eine Elite, die z.B. die Medizin und Rechtsprechung übernimmt, die sich aber kaum von den einfachen Leuten in den Rechten unterscheiden dürfen, um eine zu starke Ausbildung von Schichten oder Klassen zu verhindern. Ihr einziger Mehrverdienst muss Mehrwissen und Strebsamkeit sein, gegebenenfalls auch das Bewusstsein anderen mehr geholfen zu haben als man es vorher konnte.
Der gesellschaftliche Zustand und Umstand eines Menschen (oder mehrerer) wird von ihm danach geändert, in welcher Entfernung er vom erträglichen Mittelmaß liegt. Ist das Maß an Nicht-Ertragen hoch (durch Krieg, Diktatur, etc.), wird er es versuchen zu ändern. Ist es jedoch nur gut erträglich (für die meisten) und nahe an seinen Idealvorstellungen, so bringt er nicht die Kraft auf es zu ändern, sondern sucht sich in der erträglichen Gesellschaft seine schönsten Punkte und meidet die weniger schönen. Daher wird er auch nicht fähig sein seine Idealvorstellungen einer Gesellschaft in die Tat umzusetzen, da sie sich nur wenig von dem gegenwärtigen Zustand unterscheiden, jedoch überproportional mehr Energie aufgewendet werden müsste, um sie zu erreichen. Das Träumen von besseren Tagen ist umso schöner je schlechter die Tage sind. Ist jedoch der bessere Zustand dann eingetreten, ist er meist gar nicht mehr so schön. Denn Fortschritt ist das, was auf die Gegenwart folgt – jenseits von positiv oder negativ.
Reformbedarf:
Anpassung ist deshalb in der Natur und der Evolution überlebensnotwendig. Genauso muss sich auch eine bestimmte Zahl von Menschen in einer Gesellschaft an sie anpassen, damit diese bestehen bleibt. Ständige und andauernde Reformen (im gleichen Gesellschaftsbereich) oder gar Revolutionen kann keine Gesellschaft, kein Volk dauerhaft überstehen und die Bereitschaft zu einer alles übernehmenden und regelnden Diktatur steigt nur umso mehr.
(Politische) Opposition und Liberalität sind der wahrscheinlich wichtigste Motor kulturellen Fortschritts und sozialer Gerechtigkeit, aber selbstregierend wäre die Opposition zu impulsiv und zu schnell mit immer neuen Veränderungen. Denn Veränderungen müssen sich langsam bewähren, bevor man die nächsten Schritte tun kann.
Bsp.: Otto von Bismarck und Ludwig Erhard führten soziale Reformen nur ein, weil sie dem gesellschaftlichen Druck nach deren Forderungen nicht länger standhalten konnten, gelten aber gerade durch ihre Reformen als wichtige Persönlichkeiten.
Gesellschaftsordnungen ändern sich am unauffälligsten und einprägsamsten, wenn sie langsam von statten gehen, wie die Evolution durch kleine Mutationen eine höhere Intelligenz schafft, ohne dass diese von der alten, vorstehenden Ordnung vernichtet wird, weil diese den neuen Konkurrenten gar nicht erkennt – so langsam, wie er das Gebiet erobert. Revolutionen und Aufstände dagegen sind wie Krebsgeschwüre, die den Organismus sterben lassen und sich somit selbst ausrotten oder vom (Immun)system schon im Ansatz zerstört werden. Das System unterscheidet nicht zwischen potentiell notwendigen Mutationen und krankhaften (verbrecherischen), denn selten erweisen sich Mutationen in einem ansonsten funktionierenden System als fortschrittlich, sondern meist als zerstörerisch und bestehende Gesetze werden in beiden Fällen gebrochen. Die effektivere Verbesserung kommt daher meist von oben, wo Menschen mit Überblick arbeiten, auch wenn Vorschläge von unten immer nützlich sein können, weil die dortigen Menschen die Probleme erkennen. Wie im Organismus des Menschen funktioniert auch die Menschheit oder die menschliche Gesellschaft zentral gesteuert, aber mit Rücksicht auf die einzelnen Körperteile und deren Pflege am besten.
Revolution:
Die Voraussetzung zur Revolution bedeutet, dass die Zustände sind nicht länger tragbar sind, aber Uneinigkeit über die Zukunft besteht.
Es kann nicht alles der Jugend vorgegeben werden. Irgendwann glaubt sie es nicht mehr. Ebenso verhält es sich mit der Gesellschaft: Wo das Ideal von Freiheit und Selbsterfahrung den Gehorsam und die vorbestimmte Einhaltung des allgemeinen Lebensplans abgelöst hat, will sich die Gesellschaft neu erfinden und erleben und es kommt zum Aufstand, Krieg, Neuordnung, Aufbau und selbstständigem, also neuem Erleben (vgl. Kapitel „Gruppendynamik“: Kontroverses und paradoxes Verhalten). Wer nichts mit aufbauen kann, der zerstört und sabotiert um sich zu beschäftigen und sein eigenes Bild von der Welt zu finden. Dass es ein Ähnliches sein wird, wie seine Vorfahren es bereits fanden, sieht er dann erst durch Erfahrung oder wenn es andere wiederum zerstören.
Erst wenn Menschen bereit sind, für eine Sache zu sterben, kann so etwas wie eine ‚Revolution’ gelingen. Die Sicht für eine bessere Welt und dem eigenen Traum zu folgen bzw. überhaupt erst einmal einen Traum zu haben, sich überhaupt die Freiheit zu nehmen einen zu erdenken und daran zu glauben, führt die Menschen aus ihren einzelnen Leiden zusammen um gegen das gemeinsame Übel zu kämpfen. Oft dauert es lange bis die Grundlage gelegt ist und die nötige Zahl von Leuten überzeugt ist mehr zu sehen. Oft wird es auch nicht die ganze Wahrheit sein, die man ihnen verspricht. Sei es nur, weil die Prediger selbst nicht schlauer sind oder gewisse Dinge lieber verschweigen wollen, z.B. weil sie die Menschen wieder verwirren und am Neuen zweifeln ließe, das sie aus ihrer Gewohnheit reißt. Oder sei es, weil die Zeit dafür noch nicht reif ist.
Der Einzelne kann erst in Frieden gelassen werden, wenn er auch ursprünglich darin lebt. Vorher muss er lieber sterben wollen als sich mit den bisherigen, bald vergangenen Umständen abzufinden. Man kann jedoch keine Menschen an Revolutionen teilnehmen lassen oder sie sogar dazu zwingen, wenn sie nicht dafür gemacht sind. Sie sind dann nicht motiviert genug um ihr Leben zu riskieren und wenden sich unter Zwang eventuell sogar den konservativen Mächten zu, selbst wenn sie den Grundgedanken der Revolution unterstützen. Die meisten Menschen verabscheuen Gewalt und das zu Recht. Selbst die Revolution ist verabscheuungswürdig, denn sie ist ein Krieg und dennoch in manchen Situationen notwendig.
Die Zeit, in der am wenigsten passiert, ist scheinbar die glücklichste für die Menschen bzw. eigentlich nur die friedvollste. Fortschritt und Neuerung bzw. Verbesserung bedeutet immer auch Konflikte und Krisen (mit Tradition, Erhalt des Bestehenden, etc.). Doch der Friede dient nur der Erholung. Wenn er zu lange dauert, langweilt er den Menschen und er sucht sich Konflikte, wenn ihm der Überlebenskampf fehlt. Nur mit Veränderungen merkt man, dass man lebt und erinnert sich an diese Zeit. Sonst wird jeder Tag gleich und hebt sich nicht von anderen ab. Es wird zu vergessener, also (scheinbar) vergeudeter Lebenszeit. Gerade in einem Zeitalter, das seine Menschen mit Veränderungen überhäuft und sie an steten Wandel gewöhnt hat, sind Neuerungen unverzichtbar geworden.
Die Menschen haben Angst davor allein zu sein und allein gelassen zu werden. Daher entwickeln sie auch Schutzmechanismen, wie das Vorgehen gegen bewährte Verhaltensweisen oder Tradition, die sie verkümmern lassen – nicht nur allein aus dem Willen heraus, es zu verbessern, sondern um auf sich aufmerksam zu machen bzw. Anhänger zu finden und weniger allein zu sein.
Es gibt eine Diskrepanz zwischen glücklich sein und Zustände nicht länger hinzunehmen: Sich des Lebens zu freuen und gleichzeitig für etwas zu kämpfen schließt sich im Grunde aus. Aber man kann sich selbst eine positive Einstellung bewahren indem man z.B. Freude am alltäglichen Glück findet und diese dann gleichzeitig für den Willen etwas zu verändern übernimmt. Denn nur eine positive Einstellung gibt einem die Überzeugung, dass man die Zustände auch ändern kann. Resignation, Verzweiflung und sogar Hass nützen einem selbst und den eigenen Vorstellungen von einer anderen Welt nichts.
Ein Beispiel des Aufstandes:
Du kannst deine Bestimmer / Herrscher mit dem Gegenteil dessen besiegen, mit dem sie dich unterdrücken. Wenn sie deinen Verstand fesseln, musst du den Körper benutzen um den Verstand zu befreien und fesseln sie den Körper, muss es der Verstand sein, der dich befreit. Wenn sie dich kämpfen und andere Fertigkeiten ausbilden und erlernen lassen, musst du diese gegen sie verwenden. Denn je besser du in irgendetwas sein oder je besser du von irgendwas abgelenkt werden sollst, umso risikoreicher ist der Effekt deiner Gefangenschaft, weil das natürliche Gleichgewicht gewahrt werden muss. Und nutze jede Fähigkeit, die speziell du hast, auch wenn sie unorthodox erscheint. Denn ist sie ungewöhnlich, dann funktioniert sie (falls sie überhaupt funktioniert) besser als alles andere, weil es nicht erwartet wird.
Ein Beispiel der Revolutionsunterdrückung:
Ein Großgrundbesitzer beutete seine Leute aus und machte mit jedem Tag einen größeren Gewinn. Irgendwann spielten die Mitarbeiter nicht mehr mit. Sie streikten oder wollten gehen. Er aber lockte sie bzw. zwang sie durch unterschiedlichste Methoden zu bleiben, um noch mehr Geld zu verdienen. Hätte er es gut sein lassen und nachgegeben, könnten die Menschen auch weiterhin an die Vernunft glauben. Hätte er überproportional viel von ihnen verlangt, hätten sie revoltiert. So aber verfallen sie nur mehr dem Zweifel und Trübsinn ohne den Aufstand zu proben.
Terrorismus ist nichts anderes als die gewalttätige, kleinkriegerische (und politische) Aktivität politischer Minderheiten mit einem Idealbild als erhobene Standarte.
4.7.5 Gesellschaftsform - Kapitalismus und Kommunismus
Wo die Religion versagt, obwohl sie nahezu 2000 Jahre erfolgreich der Menschheit das Überleben gesichert hat, muss ein neues, mindestens ebenso dauerhaftes Konzept erarbeitet werden. Seit der Aufklärung strebt der Mensch so wieder zu neuer Freiheit und sucht sie in der lange belächelten Wissenschaft. Heute belächeln wir oft die Religion.
Jetzt, da die Naturwissenschaft erklärbar wird und die Kulturwissenschaft langsam nachzieht, ist auch die Möglichkeit geschaffen um zu ergründen, wie der Mensch funktioniert und daraus dann zu schlussfolgern, wie er unter und mit seinesgleichen zusammen leben kann. Dazu muss er jedoch erst einmal erkennen und akzeptieren, dass es immer komplizierter wird und nicht mehr jeder alles durchschauen kann. Mit dem stetig wachsenden Wissen der Menschheit wächst auch die Unübersichtlichkeit und der Bedarf nach wissenschaftlich korrekter Analyse von Argumenten (möglichst objektiv). Da stößt auch die lange für revolutionär gehaltene Demokratie an ihre Grenzen, da jetzt nur noch eine Minderheit und ein gemeinsam urteilender Ausschuss von Experten aller Fachrichtungen entscheiden kann, wie die Situation möglichst genau tatsächlich aussieht und wo Lösungsmöglichkeiten liegen. Die Mehrheit muss dann davon unterrichtet werden, kann jedoch immer noch dagegen entscheiden, was sie aber blind ins Verderben stürzen ließe.
Die Menschen müssen anerkennen, dass ihnen erst ihre Fähigkeit zur individuellen und spontanen Spezialisierung des Individuums tatsächlich einen Überlebensvorteil verschuf (um so etwas zu erkennen, bedarf es eben auch der Kulturwissenschaft) und sie nun als Gesamtorganismus „Menschheit“ in der Lage sind noch höhere Ziele und das Überleben ihrer Art durch Entwicklung einer neuartigen und besser funktionierenden Gesellschaft zu erreichen. Der Einsatz und die Beachtung der Menschenrechte ist allen voran darüber der wichtigste Grundsatz.
Um die Menschheit „zu retten“ und voran zu treiben bedarf es immer neuer Menschen, die die Welt auf ihre Weise (neu) wahrnehmen ohne komplett das Wissen und die damit verbundene Meinung ihrer Vorfahren in dergleichen Weise zu übernehmen. Freundschaftliche Diskussionen mit den Vorfahren helfen jedoch neue Informationen und Denkanstöße zu bekommen.
Wie schon verschiedene Staatsformen auf den Menschen angepasst werden können, liegt auch in allen Gesellschaftsformen das Potential einer gerechten und stabilen Variante für die Menschen. Man kann in jedem Regime ein Potential der Menschenfreundlichkeit sehen. Aus allem lässt sich etwas machen, wenn man es nur entwickelt bzw. an die Menschen und ihre Kultur anpasst und auf Grundlage der allgemeinen Menschenrechte betreibt. Die Vorteile und Nachteile müssen jedoch bekannt sein und auf die jeweilige Situation der Gruppe / der Gemeinschaft / des Staates angewandt werden.
Auf gesellschaftlicher Ebene bewegt sich die Strukturausrichtung zwischen Einzelkampf und Zusammenarbeit. Dieser Gegensatz ist in der Didaktik von Kapitalismus und Kommunismus manifestiert (Abb. 10 (IV.)), drückt sich aber auch in den Herrschaftsformen von Diktatur und Demokratie aus und ist ebenso in den Staatsformen der Monarchie / Theokratie und Anarchie und Republik angedeutet.
Abb. 10 (IV.) - Erweiterung der Kreisdarstellung in Richtung der Gesellschaftsform (vgl. Abb. 9 (IV.)), X-Achse: Gesellschaftliche Pole, Y-Achse: Mögliche Staatsformen dazwischen
So wäre die Diktatur als Staatsform mit dem Kapitalismus als Gesellschaftsform verknüpft, weil die Monopolstellung eines Unternehmens diktiert, was auf dem Markt geschieht und man sich den Erfolg und die Anerkennung gegen Widerstand und die Konkurrenz anderer erst erkämpfen muss. Andererseits ähnelt auch die Demokratie dem Kapitalismus, da man sich hierbei nach seinen Fähigkeiten entfalten muss sowie von der Mehrheit unterstützt wird, wenn ihr diese Fähigkeiten nützen.
In gleicher Weise kann auch der Kommunismus mit der Diktatur verknüpft werden, da z.B. allen die gleiche Startvoraussetzung gegeben wird und das Gemeinschaftsgut unter der Anleitung weniger gleich aufgeteilt wird. Allerdings funktioniert auch die Kombination mit der Demokratie, weil jeder die gleichen Rechte zur Abstimmung hat und alle über alles mitbestimmen.
Zunächst erscheint es, als würde der Kommunismus am besten zur aufgeklärten Einstellung und zum Demokratiegedanken passen, da er den Menschen mehr Rechte und Freiheiten einräumt und weniger Zwang verordnet als es in einer Diktatur (Zwang einer Ideologie zu folgen) oder dem Kapitalismus (Zwang sich durchzusetzen und zu behaupten) der Fall wäre. Dies ist allerdings nur die Theorie. Die Praxis der menschlichen Gemeinschaften orientiert sich an der menschlichen Natur und bestimmt damit auch seine Kultur. Darin bestimmen die Konkurrenz und der Wunsch nach einer Ideologie das Denken und Handeln der Menschen und ihre Freiheit oder der eigene Weg sind dafür nicht mehr so wichtig, da in Diktaturen für sie gesorgt und ihnen gegeben wird, was sie brauchen (oder glauben zu brachen, wie im Kapitalismus mittels Konsumanregung). Diktatur und Kapitalismus sind daher erfolgreicher angewandte Modelle als Demokratie und Kommunismus.
Systeme mit allgemeinen Defiziten (an Menschlichkeit, Nahrung, Produkten) also Ressourcenknappheit entwickeln eher sozialistische, sogar kommunistische Züge (denn um überleben zu können beruft man sich auf die Gemeinschaft) als Systeme mit einseitigem Überschuss (Kapitalismus) oder generellem Überschuss (Richtung Anarchie, d.h. jeder lebt für sich selbst). Dieses Modell gilt bei Gleichheit aller Individuen. Bei Bevorzugung bzw. Göttlichkeit eines oder weniger Individuen dagegen beobachtet man eine Theokratie oder Diktatur. Es wird somit polarisiert und es entsteht ein Ungleichgewicht, das sich auf Macht bzw. Gewalt oder ideologischer bzw. psychologischer Manipulation abstützt.
Der Sozialismus und die soziale Marktwirtschaft sind nur für Staaten geeignet, die dauerhaft ihre gesamte Bevölkerung hinreichend ernähren können und alles Lebensnotwendige stellen können. In allen anderen Nationen wird gemäß dem Gesetz des Stärkeren (der Natur) die Leistung, aber (humanerweise) auch die Leistungsbereitschaft belohnt. Da es nicht genug Ressourcen und zu viel Gier (Egoismus) gibt, kann keine rein soziale Gesellschaft funktionieren. Freilich haben dadurch auch Beziehungen, Verwandtschaft, Geld, Einfluss und vor allem die Familie den Vorrang der Entscheidungstätigkeit. Doch auch hier kann das Volk intervenieren, wenn wenige zu viel haben.
Das Soziale bezieht sich auf die Praxis und die darin gemachten Erfahrungen der Menschen. Sie sehen die Notwendigkeit in grundlegende Standards, die schon von der profitablen Seite her in Frage gestellt werden. Die marktwirtschaftliche / kapitalistische Seite betrachtet die theoretischen, profitablen Aspekte – die Optimierung der Ressourcenverwaltung und damit verbundene Sparsamkeit. Daher ist eine Zusammenarbeit beider Seiten unabdingbar.
Lokal gesehen ist es schade um jedes Lebewesen (also aus Sicht des Lebewesens selbst), das stirbt. Die Emotion nimmt in Richtung der individueller Ebene (also in Bezug auf die Belange eines einzelnen Menschen) also zu. Global gesehen verliert sich die Emotion zugunsten des allgemeinen Vorteils des Stärkeren. Lokal gesehen sind relativ wenige, aber gut bekannte Menschen von Vorteil für den Einzelnen. Global gesehen sind es möglichst viele (unter Voraussetzung der Nicht-Gefährdung seiner Umwelt).
Gesellschaftssysteme unterscheiden sich auch vor allem durch diese Unterteilung. So unterscheidet der Kapitalismus z.B. eher global und beurteilt eher das Wohl der Menschheit durch die Freiheit des Einzelnen, der Kommunismus dagegen das Wohl des Einzelnen durch das Funktionieren der Gemeinschaft. Wobei radikale Strukturen der jeweiligen Systeme eher genau das Gegenteil wollen, nämlich kommunistisch das Wohl aller fordern (im Fall der humanistischen Intellektuellen), also im weitesten Sinne global denken (globale Lokalität) bzw. kapitalistisch das Wohl einiger weniger wollen (im Fall profitorientierter Wirtschaftsmagnaten), also lokal denken (lokale Globalität).
Damit weist sich der Kapitalismus als Diktatur aus, der Kommunismus dagegen als Paradies (in dem der Mensch nicht leben kann, weil er es einerseits nicht als solches erkennt und andererseits nicht die Erfüllung darin finden würde, die ihm seine natürlichen Bedürfnisse diktieren). Dabei gibt zu denken, dass dies nicht der Wille der Mehrheit der Menschen ist, die sich eher zufällig in das eine oder andere Lager aufspalten, weil sie sich darin wohler fühlen.
Kapitalismus
Historische Kapitalismusbildung:
Woher kommt es, dass die heutigen Kaufleute und Handwerker nach immer mehr streben als sie für das Leben brauchen, wo hingegen die Menschen voriger Jahrhunderte sich mit dem zufrieden gaben, was sie mit ihren alten Methoden erwirtschafteten und z.B. es bei einem Geschäft beließen (während sich erst in den letzten Jahrhunderten Unternehmen und Ketten bildeten)? Ist denn tatsächlich die Gier gestiegen oder haben sich nur neue Möglichkeiten ergeben um sie zu wecken?
Der Kapitalismus hat um sich gegriffen, er lässt der Gier der Menschen freien Lauf, allerdings auch dadurch, dass er ihnen gezeigt hat, was es alles gibt und was sie auch haben könnten – im Zuge der Globalisierung. Das Streben, möglichst viel Geld zu verdienen und egal was zu verkaufen um einen höheren Profit zu erwirtschaften hat diese Gier verstärkt (man berücksichtige, dass der Kapitalismus ein von Menschen gezielt erschaffenes und gelebtes System ist). Profit wurde zum Zeichen von Erfolg und die moralischen Werte verblassten darunter.
Zu erkennen ist dieses Verhalten erstmals (seit der Neuzeit) in der Kolonialisierung. Hierbei stritten die Nationen um die größte wirtschaftliche und somit auch politische Macht. Doch die nationalen Staaten, die neuerdings auch immer häufiger eine Republik als neue Staatsform annahmen, grenzten sich mehr und mehr voneinander ab: Grenzen wurden deutlicher gezogen und der aufkommende Stolz darüber ein Franzose, ein Deutscher, ein Engländer usw. zu sein ließ die Feindschaft auf das jeweils andere Volk verschärfen. Aus den Ideen der Nationalisten und der Burschenschaftsgründervereinen sind letztlich aufstrebende Nationen geworden, die freilich den Wettbewerb und somit auch die Entwicklung der Wirtschaft und organisierten Forschung vorantreiben, jedoch für den Preis, dem Kapitalismus und damit der veranlagten Gier der Menschen wiederum einen starken Zulauf zu geben.
Was diesen Punkt angeht, sei der Kirche Dank, die im Mittelalter Bescheidenheit und Einfachheit des Volkes (der Arbeiter und Bauern) gepredigt hat. Leider übertrieb sie dieses Verhalten maßlos und ließ willkürlich ausbeutenden Fürsten und später Unternehmern freie Hand. Den Nationalitäten und deren wirtschaftlichen Schwungrädern ist somit der heutige Kapitalismus zu zusprechen, der sich anfangs durch die Klassengesellschaft von Adel (Aristokratie), Großbürgertum (Bourgeoisie) und Arbeitern (Proletariat) noch deutlicher ausprägte.
Kapitalistisches Extrem:
Vollkommene Kontrolle über den Menschen kann einerseits eine strikte Vorgabe der Weltvorstellung sein oder das Wissen um die Denkweise der Menschen (z.B. durch Angst, Wünsche, Triebe, Verhalten, etc.). Vollkommene Kontrolle würde (wenn sie nahezu optimal, perfekt angepasst wäre und funktionierte) kaum anders ablaufen als die markt- und konsumorientierte Gesellschaft heute ohnehin bereits funktioniert. Denn für die optimale Ausnutzung und Verflüssigung des Kapitals muss der Mensch auch im Stande sein, es wieder zu erwirtschaften, wenn er es ausgeben soll. Damit er das kann, muss er aber möglichst lange leben. Um das wiederum zu gewährleisten, muss er gesund und möglichst glücklich sowie entlastet (nicht überbelastet und zu sehr gestresst) sein. Dieses Bild unterscheidet sich kaum noch von den heutigen positiven Utopien und würde genau dort landen, wo auch alle anderen Utopien (Kommunismus, Paradies auf Erden, etc.) ihr Ziel gesteckt haben, nur mit dem Ziel, die Menschen durch ihre Bedürfnisse und deren Befriedigung kontrollieren zu können, statt ihnen und der Gesellschaft eine freie Entwicklung zu ermöglichen. Die Menschen selbst merken dadurch selten einen Unterschied, denn ihre Bedürfnisse werden in jedem Fall befriedigt, ob sie es selbst tun und nach den Möglichkeiten suchen oder ob sie ihnen samt scheinbarer bzw. stark verminderter Entscheidungsfreiheit vorgesetzt werden. Dadurch braucht es gar keine Geheimgesellschaften um die Menschen ohne ihr Wissen zu steuern und ihnen andere Lebensziele (z.B. Konsum, Technikwahn, Modebewusstsein, etc.) als die natürlichen (z.B. Überleben oder Fortpflanzung) aufzuzeigen, denn die Unternehmen selbst erreichen das über die Kontrolle des Marktes und damit die Kontrolle über die Menschen, statt durch die Politik.
Würde man dagegen Menschen mittels Gentechnik entwerfen, die nur noch konsumieren und arbeiten, um konsumieren zu können, so hätte man Arbeitsmaschinen, keine Menschen mehr und würde auch selbst (als angenommener Monopolist oder Kapitalist) keine Freude mehr verspüren, da alles vorprogrammiert und durchschaubar ist und niemand mehr (gegen seinen natürlichen Willen, denn das bedeutet tatsächliche Macht) geformt und erzogen würde – es sei denn, dass sich auch diese Vorgänge automatisieren. In diesem Fall gäbe es keine Bewertung des Systems und keine Emotion mehr, es würde alles funktionieren. Das Leben wäre daraus allerdings verschwunden.
Funktionsweise des Kapitalismus:
Der Kapitalismus arbeitet nach gegebenen Märkten. Innerhalb dieser Märkte herrscht ewige Dynamik, denn ein Unternehmen sichert sich Marktanteile, die das andere Unternehmen nicht stark genug kontrolliert oder nicht länger halten kann. Selten sichern sie sich Teile, die noch unerschlossen sind. Das übernehmen meist risikofreudige Neueinsteiger, die nachdrängen und oft auch (an den Folgen, z.B. sich am Kredit zu übernehmen) daran zu Grunde gehen. Daher müssen auch Engagement und Werbung immer intensiver werden. Geschieht dies nicht mehr, herrscht ein Unternehmen über weite Teile des Marktes, aber vor allem sicher über seine Marktanteile (oder ökologisch: „Nische“). Wachstum funktioniert immer nur bis ein Monopol erreicht und der Markt übernommen ist. Doch dann herrscht in dieser Sparte eine Diktatur (des Preises bzw. des Angebotes). Erst wenn das Unternehmen vergeht und von neuen Unternehmen verdrängt wird, geht der Kreislauf von vorne los. Die Ökonomie des Kapitalismus ähnelt somit stark der Ökologie der Evolution.
Das Gleichgewicht des Kapitalmarktes muss erhalten werden, da sonst die Rücklagen nicht mehr gesichert sind und das Geld wertlos wird (Inflation). Da der Kapitalismus allerdings vom Fluss der Finanzen abhängig ist und durch Spareinlagen nur indirekt am Leben erhalten wird, kann kein Gleichgewicht im Kapitalismus herrschen, es muss Unterschiede der Vermögenslagen geben um zu investieren, aber auch um einen Ansporn zu haben, arbeiten zu wollen und nicht zu resignieren. Sonst würde der Kapitalismus ebenfalls (durch zu wenig Konsum) sterben.
Wenn jemand tatsächlich den Kapitalismus stürzen wollte, müsste er nur einer gewissen Menge von Menschen (Anhängern oder Nichtsahnenden) erklären, sie müssten übermäßig sparen, da nur der Konsum bzw. der Geldfluss das Rad des Kapitalismus am Laufen hält. Allerdings käme es dann zu Massenentlassungen und dem Kollaps von Wirtschaftssysteme und ganzer Staaten, wie es in Europa schon an Beispielen wie Griechenland oder Zypern ersichtlich ist. Die Menschen sind jedoch so sehr an Konsum, Entwicklung und Wohlstand gewöhnt, dass sie diesen auch nach dem Kollaps wieder unterstützen würden. Eine Reform des Kapitalismus muss also langsam erfolgen und eine Revolution vermag ihn kaum zu stürzen.
Wo der Kommunismus auf Gleichheit der Bedingungen setzt, braucht der Kapitalismus Unterschiede. Beides ins Extrem gesteigert kann nicht funktionieren.
Ein Unternehmen muss also ständig wachsen, möglichst um marktführend, dann marktbeherrschend und schließlich marktkontrollierend zu werden. Das ist die implizierte Gier, aber auch das Prinzip der Konkurrenz und des Erfolges, da derjenige untergeht, der stehen bleibt. Außerdem muss das Unternehmen den Standort überschauen und daraus auf weitere Gebiete blicken können, die noch nicht in seinem Einfluss stehen. Als Expansion bezeichnetes Flächenwachstum ist also eine weitere Möglichkeit sich länger am Leben zu erhalten.
Da aber kein unendliches Wachstum geschehen kann (schon weil die finanziellen Mittel und das Kapitalgleichgewicht verteilt sein müssen um arbeiten zu können), wird früher oder später ein Rückgang des Gewinns zu verzeichnen sein. An dieser Stelle steht dem Unternehmen die Entscheidung aus: Entweder es hat neue Ideen oder bringt sich anderweitig irgendwie wieder an den Markt (um anderen ihren Marktanteil streitig machen zu können). Andernfalls geht es unter und macht Platz für andere, derzeit noch kleinere oder auch schon große Unternehmen.
Vergleich mit dem Kommunismus:
Das Problem des Kommunismus als extremer Gegenpart des Kapitalismus ist dabei, dass er die Menschen nicht mehr motivieren könnte seinen Idealen zu folgen. Sie wollen Ansporn, mehr sein als andere und daher Gegensätze, Gefälle und Unterschiede. Der Kapitalismus mit seiner freien Marktwirtschaft ist daher das, was die Menschen wollen. Vielleicht werden manche so auch glücklich. Der marktwirtschaftlich freie Kapitalismus ist die moderne Form der Anarchie, in der das Gesetz des Stärkeren gilt. Es ist die Diktatur der Anarchie.
Aber stabiler und reaktionsfähiger ist eine Gesellschaft (auch im Hinblick auf äußere Bedrohungen), in der Geld keine allzu große Rolle mehr spielt und in der sich die Menschen größtenteils auch als eine Art der Einheit verstehen. Denn das sind sie, gerade auch im Kapitalismus. Denn ohne andere könnten sie keine Geschäfte machen oder sich auf ihre Geschäfte konzentrieren, da sie sich selbst z.B. mit Nahrung versorgen müssten. Auch Geschäfte zu tätigen braucht Vertrauen. Der innere Kampf einer Art verhindert eine effektive Verteidigung gegen alle bedrohenden Gefahren. Für eine stabile Gesellschaft braucht es Selbstbeherrschung eines jeden. Die kann jedoch nur durch ein selbstbewusstes Wesen und das Ziel die Gesellschaft anzunehmen geschehen. Die(se) Idealwelt anzustreben ist nicht nur Utopie, sondern eine reale Verbesserungsmöglichkeit. Nur müssen alle Verbesserungen oder Änderungen vorher genau überprüft und die Folgen so weitreichend wie möglich durchgespielt werden, bevor man das Vertrauen der Menschen in die Utopie verspielt.
Beispiel des „Sozialismus“ / „Kommunismus“ in der Sowjetunion, den Staaten des Warschauer Pakts, China, Vietnam, Kuba, etc.
Im Kapitalismus ist für viele das Geldverdienen zur Lebensaufgabe geworden, weil sie somit zwei Ziele gleichzeitig erreichen können. Erstens schaffen sie sich eine selbst herausfordernde Aufgabe, nämlich so gut wie möglich zu wirtschaften und zweitens sich selbst eine gute Lebensgrundlage aufzubauen. Das ist eine Aufgabe bzw. ein Ziel, das erst übertrumpft werden muss, wenn man eine neue Gesellschaftsform aufbauen will, die nicht allein vom Geld abhängt.
Der Kapitalismus und seine obligatorischen Krisen:
Drei grobe, aber größtenteils ausschlaggebende Faktoren einer kapitalistischen Gesellschaft sind Preisanpassungen, Arbeitskraftanpassungen und Lohnanpassungen (Abb. 11 (IV.)). Da meist der Markt am Wachstum ausgerichtet ist, ergibt sich daraus eine Inflation des Geldwertes, da mit dem Marktwachstum bei gleichbleibenden oder schrumpfenden, nicht erneuerbaren Ressourcen neue Werte geschaffen werden, die nicht durch Ressourcen gedeckt sind. So können zwar Dienstleistungswerte zunehmen, weil es mehr Menschen gibt oder sie härter arbeiten, aber diese Menschen brauchen auch nichterneuerbare Ressourcen wie z.B. Anbauflächen für Nahrung, mehr Wasser, mehr Brenn- und Baumaterial, usw. Der virtuelle Wert steigt und löst mit der Inflation die Entwertung des Geldes aus, da es sich noch immer an den Ressourcen (also der absoluten Gesamtbilanz einer Volkswirtschaft) orientiert.
Abb. 11 (IV.) - Der Krisenzyklus des Kapitalismus
Werden die Löhne dann erhöht, steigen später nachgeschaltet auch die Preise der dadurch erwirtschafteten Güter und Leistungen um die Mehrausgaben durch Lohnerhöhungen auszugleichen. Das zieht eine zurückhaltendere Kaufbereitschaft nach sich, wodurch Umsätze einbrechen und Entlassungen als Arbeitskraftanpassung folgen. Daraufhin müssen die Preise gesenkt oder nach der Krise Investitionen getätigt werden, um das Unternehmen zu retten oder im Wettbewerb zu stärken.
Dennoch bleiben nach jeder dieser kleinen Rezessionen Krisenreste zurück, z.B. in Form von Kreditzinsen und immer noch erhöhten Preisen. Es werden eher radikaler Entlassungen getätigt als Löhne gesenkt, was auch dazu beiträgt, dass darin Krisenreste überleben und die nächste Krise umso schneller oder heftiger ausfallen lässt. Ähnlich wie bereits Kondratjew Wirtschaftszyklen vorhersagte, entwickelt sich danach die kapitalistische Marktwirtschaft in jedem Land und durch die Globalisierung immer synchroner mit anderen Ländern. Was früher Krieg und Zerstörung eines Reiches durch ein anderes Reich war, vollzieht sich nun innerhalb eines Staates immer wieder durch die Marktwirtschaft und die Kleinkriege der Unternehmen unter sich auf dem Schlachtfeld der Marktwirtschaft von selbst.
Die Krisenreste sind die unvermeidbare Abwärme der gesellschaftlichen und marktwirtschaftlichen Energieerhaltung und sie summieren sich auf eine große Depression und irgendwann sogar bis zu einem Gesellschafts- oder Staatskollaps, wie schon Marx bzw. Lenin ihn beschrieben haben.
Daraus entsteht dann entweder ein neuer, kapitalistischer Zyklus mit Aufhebung der alten Währung und Besitzrechte, Neuverteilung von Kompetenzen und Neugründungen von Unternehmen („Phönix aus der Asche“), oder eine (sozialistische) Revolution löst den Kapitalismus ab. Nach einiger Zeit (ein paar Generationen) sind diese Ereignisse des Kapitalismus aber nicht mehr präsent und die Freiheit und Natürlichkeit des Kapitalismus zieht die Menschen wieder in seinen Bann.
Der Kapitalismus (= Virus, abbauender Organismus wie z.B. ein Pilz) kann dauerhaft überleben - auch entgegen Marx und Lenin - als Parasit im Winterschlaf des erholenden Sozialismus (= Wirt), jedoch immer durch eine Revolution in der (fast) alles Gut (= Kapital, Ressourcen) neu aufgeteilt wird und der Absturz von Neuem beginnt. Das Immunsystem der Gerechtigkeit ist bald schon überfordert und sämtliche, zusammenlebende Organe des Organismus (egal in welcher Weise, ob gut oder schlecht) sterben, um Nahrung des nächsten Organismus zu sein.
Welche Gesellschaftsform dem Kapitalismus folgt hängt von den Umständen des Kollapses, den Aussichten auf andere Bedingungen und der Stimmung in der Gesellschaft ab. Wenn starke Führungspersönlichkeiten zu diesen Zeiten die Stimmung und Aussichten der Menschen auf ihre Seite ziehen können (ob Sozialismus oder Marktwirtschaft), werden die krisenverwirrten Menschen diesen Visionären folgen.
Ökonomie im Kapitalismus (vgl. Kapitel „Ökonomie“: Geld):
Ein Problem an der Marktwirtschaft ist, dass Betriebe immer wieder Insolvenz anmelden oder neu gegründet werden müssen, weil sie durch ihre Marktausrichtung oder Betriebsstruktur nicht planen können (z.B. Luxusgüter oder Mode). Ein Betrieb mit zu vielen Aufträgen führt dazu, dass sich Kapital an einem Ort häuft und der Betriebschef sehr viel Geld verdient, das aber natürlich nicht auf die Angestellten weiter verteilt bzw. nicht mehr Leute einstellt. Daher ist Planwirtschaft nicht unbedingt sinnlos, muss sich nur am Markt orientieren bzw. zwischen den Betrieben aufgeteilt werden (in Form von Kapital, Aufträgen, Material und Mitarbeitern). Das Betriebskapital jedoch untereinander zu „verleihen“ ist sozial nicht gut verträglich, wie an Leiharbeitern zu erkennen ist.
Die benötigten Mittel und Produkte abzuschätzen (planmäßig) ist ebenso wichtig wie mit den Ressourcen zu kalkulieren (ökonomisch). Gerade für Ressourcennutzung und die Schonung der Umwelt können Pläne hilfreich sein. Im Gegensatz zur Planwirtschaft sollte sich dieser Plan jedoch am Markt orientieren, also nach dem Bedarf (durch Angebot und Nachfrage). Jedoch soll im Kapitalismus (unsinnigerweise) der Markt ständig wachsen, wie im versuchten Sozialismus die Planwirtschaft feste Produktionsvorgaben gemacht hat, ohne sich stark am Bedarf zu orientieren. In der Marktwirtschaft sollen die Produktionszahlen steigen – besonders auch im Interesse der Unternehmen, die sich höheren Profit erhoffen und dabei ihren eigenen Untergang in kauf nehmen würden. Wo im Sozialismus die Planwirtschaft zu viel oder zu wenig produzierte, schafft im Kapitalismus die Konkurrenz generell eine Überproduktion. Beides orientiert sich zu wenig am Markt.
So werden Arbeiter entlassen, weil sie Geld kosten und andere müssen für das gleiche Geld umso mehr arbeiten. Dadurch, dass in Großunternehmen bzw. Konzernen viele Hierarchiestufen bis zum Arbeiter eingeschoben sind, sehen die Unternehmensleiter diesen Missstand nicht mehr und glauben den Berichten nicht, die durch lange Wege über die verschiedenen Stufen auch noch abgeschwächt werden. Das führt für sie zu einem falschen Bild des eigenen Unternehmens. Noch dazu haben viele Manager oft selbst viel zu tun und andere, unbedeutendere Personen als sie interessieren sie dabei wenig. Das aber würde den meisten Menschen in diesen Positionen so ergehen. Es ist ein Fehler im System, nämlich indem Unternehmensbelange dem Geld überlassen werden, statt dem Menschen.
Die höheren Produktionsgüter müssen aber auch umgesetzt werden, sonst wird ihre Herstellung zum Verlustgeschäft und Ressourcen werden sinnlos und unplanmäßig verschwendet. Da kommen heute Politik und Medien ins Spiel. Es wird von der Wirtschaft selbst die Angst geschürt, dass der Absatz „stagniert“. Damit binden sie an die fest verbundene Angst des Wohlstandsrückgangs an. Das wollen Staat und Gesellschaft mit allen Mitteln verhindern. Daher müssen sie die Konsumenten aufrufen und motivieren mehr von allem zu kaufen. Der Staat selbst subventioniert das Ganze noch und muss irgendwann diese Ausgaben wiederum decken (durch erhöhte Steuern). Kaufen die Konsumenten dann auch mehr (weil sie durch neue, leicht veränderte Produkte, der Mode, den Medien, die Vorbildfunktion und den Gruppenzwang geschickt psychologisch dazu verleitet werden), ist das für das Unternehmen ein trügerisches Anzeichen um weiter mehr zu produzieren. Da die Kaufkraft des Konsumenten jedoch nicht endlos hoch ist (und er auch noch den Sammlertrieb hat sowie Verstand und daher nicht ständig alles durch Neues ersetzt) muss eine Rezession folgen, in der alles wieder zurückgefahren wird und noch mehr Menschen entlassen werden. Um das zu verhindern, fordert die Politik von der Wirtschaft, dass diese die Löhne anhebt, die Preise senkt und das Konsumieren freundlicher macht. Politik, Medien und (am wichtigsten) die Wirtschaft versuchen so immer mehr Profit herauszuschlagen und die Rezession so weit wie möglich aufzuhalten bzw. das Wachstum voran zu treiben.
Um dennoch von diesen Tücken abzulenken, wird dabei die freie Marktwirtschaft hoch gelobt und alle anderen Formen werden bis ins Mark kritisiert und falsifiziert. Das entspricht dem Vorgehen einer Diktatur (einer Diktatur des Geldes), zumal die Gesetze von wenigen Menschen gemacht sind, allerdings nicht zwangsläufig auch für die Menschen mit viel Geld angewendet werden. So schaut man auch hierbei nicht auf den Menschen, sondern nur darauf, wie viel man von dessen Geld erwarten bzw. selbst bekommen kann. Das Geld - ein selbsternannter Gott und für sich gesehen völlig willenlos - wird erst durch den Menschen zur wirklichen Macht.
Geld verhält sich wie der eine Meisterring im „Herrn der Ringe“ (J.R.R. Tolkien): es verführt die Menschen durch sein ihm inne liegendes Machtpotential, dient aber nur dem Aufrechterhalten der Marktwirtschaft. Daher kann in gewissen Situationen nur eine Selbstversorgung des Einzelnen stattfinden, z.B. in instabilen Zeiten.
Arbeitslosigkeit im Kapitalismus:
Der Mensch definiert sich über Tätigkeiten zu einem Sinn im Leben. Arbeit ist daher eine der wichtigsten Bedürfnisse unserer Kultur, die sich vom reinen Überleben zur Zivilisation gewandelt hat. Wirkliches Nichtstun und Langeweile gefällt niemandem, denn jeder braucht einen Wechsel von Anspannung und Entspannung. Wer es sogar schafft seine Arbeit zu lieben und seinen Beruf zur Berufung zu machen, spürt eine deutliche Glückseligkeit im Leben. Die Möglichkeit zur Arbeit ist daher von größter Bedeutung, wenn man nicht vom Gefühl der Überflüssigkeit geplagt werden will (weswegen sich viele in Freizeitbeschäftigungen, in Gleichgültigkeit und Resignation flüchten).
Die Aufteilung der gemeinschaftlichen Arbeiten auf viele Individuen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen führt zwangsläufig zu Problemen mit der Zufriedenheit und Vollbeschäftigung. Die Gruppendynamik wird dadurch angeheizt und stark zur größeren Unterschiedlichkeit ihrer Mitglieder entwickelt.
Entweder die Gesellschaft ist leistungsfähig durch vollständige Auslastung von Arbeitsplätzen und daraus entstehender Konkurrenz oder alle finden eine Beschäftigung, können aber nicht den Bedarf der Gesellschaft erfüllen, da sie nicht geeignet genug oder genügend motiviert sind, um die Anforderungen zu erfüllen bzw. sogar ihre Leistung verbessern zu wollen. Da sich selbst bei übereinstimmender Anzahl von Arbeitsplätzen und Arbeitssuchenden die Anforderungsbedingungen zwischen ihnen unterscheidet und dies mit zunehmender Mitgliederzahl einer Gemeinschaft steigert, wird es besonders in großen Gesellschaften immer eine Diskrepanz geben. Es entsteht also stets ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Erfüllung, zwischen Arbeitslosigkeit und Arbeitskräftemangel. Selbst ausgeglichene Arbeitsmärkte können einen Mangel an Fachkräften bei gleichzeitiger Arbeitslosigkeit nicht verhindern.
Bsp.: Unter 10 Arbeitslosen werden z.B. 2 Ingenieure, 1 Altenpfleger, 5 Handwerker und 2 Ärzte gebraucht. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese 10 Arbeiter die entsprechenden Qualifikationen mitbringen oder den Anforderungen potentiell genügen könnten (z.B. durch Einarbeitung), ist unter wenigen Arbeitslosen sehr gering. Denn intellektuell, durch Motivation oder andere Bedingungen werden sich diese Arbeitslosen nicht auf die Anforderungen aufteilen lassen. Erst mit einer höheren Zahl an Personen als gebraucht werden, kann die Anforderungen an den Markt erfüllt werden. Der Rest bleibt übrig und die Anforderungen an die Arbeitslosen oder an die Bedürfnisse müssen sinken (z.B. schlechter ausgebildete Ärzte oder eine geringere Ärztedichte).
Wenn die 10 Arbeitslosen aber ausgebildet werden sollen, müssen sie ebenso nach ihren Fähigkeiten und Motivationen ausgebildet werden. Nicht jeder hat aber z.B. die intellektuelle Voraussetzung um Medizin zu studieren oder Maschinen zu entwerfen und die Befähigung um mit Menschen umzugehen oder Werkstücke zu fertigen, außer man setzt die Anforderungen herunter, um überhaupt Fachkräfte zu bekommen. Aber die Personen, die im Arbeitsmarkt nicht verteilt werden können, bleiben ebenfalls übrig.
Da die Zahl der Fähigkeiten aber nicht mit den Ansprüchen steigt, sondern im Mittel mit steigender Bevölkerungsrate gleich bleibt und sogar mit einer Gesellschaftsentwicklung auch die intellektuellen Anforderungen steigen (z.B. wissenschaftlich, spezialisiert auf komplexe Tätigkeiten, usw.), kommt es zu relativ steigenden Arbeitslosenzahlen, zusätzlich zu den absoluten Unbeschäftigten.
Nur durch kleinere Parzellen der Gesellschaft, z.B. über Föderalismus, kann diesem Prozess etwas entgegen gewirkt werden, weil dadurch z.B. der Verwaltungsaufwand steigt und damit auch der Arbeitsbedarf, aber gleichzeitig auch die Konkurrenz und Möglichkeit der Bevölkerungsmigration aus strukturschwachen und in strukturstarke Gegenden.
Der industriellen Gesellschaft fehlt es derzeit an Fachkräften. Dagegen gibt es zu viele arbeitslose und perspektivlose Abiturienten und Universitätsabsolventen. Fachkräfte sind aber gleichzeitig von der technischen Entwicklung bedroht. Nur Akademiker arbeiten geistig und ungelernte Kräfte können für alle Hilfsarbeiten eingesetzt werden. Die Elite wird kaum gefördert, die Standards für Erreichung dieses Status’ verringern sich und es wird zugelassen, dass immer mehr und vor allem unkontrolliert teils unwichtige Fächer studiert werden, mangels Zukunftsaussichten und Information zu Berufen (Bsp.: Tourismus, was lediglich Randcharakter aufweist). Diese mittelmäßig bis schlechten Abiturienten können jedoch statt gute und geachtete Facharbeiter zu werden, nicht mehr auf eine Hochschulreife verzichten, da es beinahe schon zum guten Ton gehört, Abitur gemacht zu haben und Eltern - verständlicherweise - die Lernverhältnisse der Real- und Hauptschulen nicht länger zulassen wollen. Das bedeutet auch nicht, dass schlechte Noten schlechte Schüler oder gar schlechte Menschen ausweisen. Jeder sollte die Möglichkeit haben, seine Fähigkeiten und Noten in beliebigen Prüfungen zu verbessern.
Derzeit wird aus Fachkräftemangel jedoch an geschulte Migranten gedacht, deren Wissen zum Aufbau der Wirtschaft (Bsp.: Deutschland) beitragen soll, wodurch jedoch ein paar frustrierte Menschen mit Protest und oft auch Fremdenhass reagieren um sich Gehör zu verschaffen. Denn sie können nicht selbstständig handeln, obwohl ihnen alle Freiheiten gelassen wurden. In der Fülle der Freiheiten verlieren sie sich. Eine Auswahl muss von erfahrenen Menschen getroffen werden, die auch selbst streng durchgreifen dürfen um das Schlimmste zu verhindern. Natürlich darf sich diese Entscheidungsgewalt nicht auf ein paar Wenige beschränken. Alte, erfahrene Menschen gibt es genügend. Diese Auswahl in der Ausbildung muss ganz deutlich, wirklich und endlich eine individuelle Richtung einschlagen. Ein Mensch kann nicht frei wählen, weder in jungen Jahren aufgrund von Unreife, noch im Alter aufgrund von individueller Erfahrungen. Zu abhängig sind seine Interessen von älteren Ansichten, zu wenig seine Erfahrung mit Möglichkeiten, zu naiv sein Aufbau der Welt. Talente (eines jeden) müssen daher erkannt werden und zwar von Menschen, die damit Erfahrung haben. Diese dann zu fördern (und dabei zu berücksichtigen, dass unterschiedliche Arten von Talenten auch in unterschiedlichen Lebensphasen erst ausgeprägt werden um damit auf die schleichende Veränderung dieser hinzuweisen und damit auf die notwendige Umstellung und Flexibilität mit neuen Umständen) ist wirklich effektiv und individuell.
Berechtigung und positiver Nutzen des Kapitalismus:
Wer im Kapitalismus erfolgreich ist, versteht das System als Chance und Herausforderung ein Maximum herauszuholen und als Wettbewerb, nicht als Hindernis. Er sucht in allen Bereichen des Lebens die Optimierung, die Verbesserung, die profitabelste Anpassung und erreicht das Glück mit der Gewissheit alles Mögliche getan zu haben um das bestmögliche (also oft das meiste) erreichen zu können. Er ist Perfektionist. Jede versäumte Chance wird ihn deutlich sein Versagen spüren lassen. Er hat Spaß am Planen und Umsetzen, also auch an den Teilschritten zur Erreichung eines Ziels und braucht daher immer neue Ziele.
Daraus ergibt sich eine anpassende Intelligenz, die einmal geweckt immer wieder stimuliert wird und durch Vergleich mit anderen kurzzeitig niedergeschlagen, aber auch schnell wieder aufgebaut werden kann.
Eine Rechtfertigung des Kapitalismus besteht in der Bedürfnisbefriedigung der Menschen als ihr Lebenssinn. Der Kapitalismus sorgt dafür, dass die Bedürfnisse nicht ausgehen. Der Kapitalismus ist der Optimalismus des Kommunismus für den Menschen, da er ihm gibt, wonach dieser verlangt: das Recht des Stärkeren, die Anarchie des Verkaufs, also eine Herausforderung im Leben, damit dieses nicht vergeudet ist oder langweilig wird.
Bsp.: Langeweile in den Ferien entgegen unerwünschtem Stress in der Schule
Um diesen Menschen also ihre Jagd zu lassen und gleichzeitig davon zu profitieren, müssen ihr Perfektionismus und das Optimierungsstreben in eine soziale Richtung gehen, wenn auch vielleicht nur beschränkt auf Strategien und Pläne, nur mit neuen Eckpunkten und Inhalten.
Negative Auswirkungen des Kapitalismus:
In der Konsumgesellschaft Werte von Dauer zu schaffen ist nicht nur schwierig, weil die Messlatte schon extrem hoch liegt und man angesichts der großen Meister vergangener Tage verzweifeln kann, noch bevor man angefangen hat, sondern auch weil Werte auf ihren schnellen Genuss konsumiert werden und Tiefgang kaum erkannt wird. Was dagegen nur Tiefgang aufweist, wird schnell beiseite gelegt. Es gibt schließlich ständig Neues und man kann sich nicht lange mit einer Sache beschäftigen um den Anschluss nicht zu verpassen.
Kapitalismus fördert den Wettbewerb und damit bessere Ergebnisse. Aber er kennt keine Grenzen. Er lässt alles vergessen (Arbeitsplätze, soziales Miteinander, sogar Gesetze) und wird vom Retter zum Zerstörer. Freie Marktwirtschaft, in der jeder fallen und aufsteigen kann, wie es die Situationslage bietet, ist zwar Gleichberechtigung in der Chance auf Wohlstand, Macht und Ansehen, wenn man nur genügend skrupellos und machthungrig ist, aber Sicherheit bietet sie nicht – so wenig, wie in der Anarchie Sicherheit vor den anderen herrscht.
Kapitalismus baut auf den Betrug. Ständiges Misstrauen gegenüber allem ist unbedingt notwendig. Nur ist der Mensch an einem gewissen Punkt dieses ständige Misstrauen leid. Er will sich auch auf etwas verlassen können. Vertrauen schafft Sicherheit und Lebensfreude, und die kann man mit Geld nicht immer kaufen. Doch diese Form der Wirtschaft wird immer weiter gehen und obwohl durchschaut nicht abgesetzt werden, da sie zu viel verspricht und lockt. Gründe dafür sind u. a. der Besitzwunsch, die Kontrollsucht, die Machtgier, die Statusstellung innerhalb der Gesellschaft, der Neid, die Abgrenzung und Existenzberechtigung des jeweiligen Individuums, die Identifikation mit vorgefertigten Werten, Jäger- und Sammlereigenschaften und Neugier. Vieles andere trägt außerdem zur Erhaltung des Systems bei.
Sich mit dem Kapitalismus (ohne große Vorsicht) einzulassen heißt irgendwann zu verlieren. Denn entweder ist man zu naiv um ihn nutzen zu können, zu dumm um ihn zu durchschauen, zu gierig um ihm zu widerstehen oder zu geizig um das Geld zu verwenden (z.B. zu investieren).
Alles in Allem ist der Kapitalismus aber wahrscheinlich nahezu optimal auf die Bedürfnisse der Menschheit zugeschnitten, wenn er auch nicht (objektiv) gerecht ist.
Kommunismus
Die Utopievorstellung:
Die Vorstellung von einem Paradies auf Erden, in dem alle Menschen glücklich und ohne Konflikte miteinander leben ist eine Utopie und sie würde auch keinen Reiz zum Leben ausmachen, denn die Menschen brauchen Spannungen und meistens schaffen sie sich diese automatisch. Wenn alle Menschen nicht nur gleiche Rechte hätten (Pflichten gäbe es nicht mehr, weil jeder absolut freiwillig und altruistisch handelte), sondern auch gleich wären, gäbe es keine Entwicklung, keiner Herausforderung, keinen Sinn mehr zu leben.
Kommunismus ist durch den ständigen Energieaustausch zwischen den Menschen, zwischen ihrer Umwelt und den dadurch entstehenden Missverständnissen und der Ungewissheit nicht möglich, genau wie eine komplett vernunftorientierte Gesetzes- und Gerechtigkeitsdurchsetzung. Sonst wäre jeder Mensch gleich, weil er den anderen komplett verstehen würde und die Menschheit würde zu einem Menschen in verschiedenen Körpern werden.
Nicht nur familiäre Unterschiede müssten im Kommunismus mit viel Verständnis dem Kind gegenüber abgefangen werden, schon die Unterschiede der Fähigkeiten von Menschen müssen mit verständnisgebender und -lehrender Erziehung begleitet werden. Dazu zählt schlechtere Schüler nicht zu demoralisieren und noch weiter schlecht zu machen, wie z.B. Arroganz als solches richtig einschätzen und damit umzugehen lehren.
Die Masse ist irgendwann mit dem Status Quo zufrieden (z.B. in Friedenszeiten, in Demokratie, etc.) und will nicht noch mehr Opfer bringen, „nur“ um eine stabile Gesellschaft zu erreichen. Hier endet das Gemeinschaftsdenken und der Wille zur Veränderung.
Wo im Kommunismus zu wenig Arbeit ist, da wird mehr Urlaub gemacht. Denn keiner hat Lohneinbußen, weil es in dieser Form keinen Lohn mehr gibt. Viele würden sich auf Kosten weniger bereichern und zwar nicht nur durch bösen Willen, sondern allein schon weil das System nicht jedem die gleiche Aufgabe geben kann und manche unzufrieden würden. Sei es, weil sie sich unterfordert oder überfordert fühlen oder sogar, weil sie sich unbedingt am System beteiligen wollen und ohne entsprechend Verantwortung überflüssig fühlen.
Das größte Problem ist aber der Egoismus. Jeder Mensch ist Egoist, sonst könnte er gar keinen Willen haben und sei es auch nur der Wille anderer, den er durchsetzen will. Man könnte den Egoismus durch Erziehung auf ein Minimum reduzieren, Emotionen zu beherrschen und die Toleranz um ein Vielfaches steigern, um eine kommunistische Gesellschaft zu schaffen und Missgunst praktisch zu vermeiden. Diese Gesellschaft der Liebe und Harmonie wäre aber gegenüber äußeren Einflüssen fast schutzlos ausgeliefert und Fortschritt würde es auch kaum geben, da alle mit den Umständen zufrieden wären. Es käme aber auch kaum noch zur Entfaltung des Einzelnen. Viele Talente lägen brach und die Menschen würden so sehr einander angeglichen, dass sie sich zwar fast vollständig verstehen und Missverständnisse auf ein Minimum abgebaut würden, aber auch alle einander sehr gleich wären. In Bezug auf die Toleranz und das Verständnis anderen gegenüber im gemeinsamen Umgang mag das erstrebenswert sein, aber im ganzen gesellschaftlichen Leben wäre das nicht nur langweilig, sondern auch hinderlich, da gerade durch die Unterschiedlichkeit die meisten Ideen, wenn auch gleichzeitig die meisten Konflikte entstehen.
Kommunismus will die Menschen nicht gleichmachen. Denn im Gegenteil soll jeder alle Möglichkeiten haben sich zu entwickeln. Aber ein Leben im Kommunismus erfordert die Gleichheit von Menschen. Das ist ein weiterer Widerspruch (zwischen Gerechtigkeit und Freiheit), der dieses System verhindert. Den Menschen jedoch eigenmächtig (z.B. durch Gentechnik oder spezielle Erziehung) in den Kommunismus zu zwingen, kann aufgrund fehlender Kompetenz des Menschen selbst, unüberschaubaren Folgen durch die Gruppendynamik und nicht länger bestehender Natürlichkeit der Menschen nicht funktionieren.
Ab einer gewissen Mitgliederzahl einer Gruppe bilden sich Untergruppen, die sich als Interessengemeinschaft zusammenfinden und Machtzentren mit mehr Einfluss darstellen, als ein einzelner Mensch hätte. Es entsteht Zwiespalt und Missbilligung zwischen ihnen und denen, die die Interessen nicht teilen, worauf (ohne Eindämmung) eine Hinderung anderer, Intoleranz und andere Vorgehensweisen gegen Menschen folgen.
Kommunismus kann (leider) nicht global funktionieren. Dafür sind menschliche Interaktionen zu komplex und bei zu großen Gruppen nicht mehr ausreichend, um die Beziehungen untereinander aufrecht zu erhalten. Solche Systeme sind nur lokal und in kleinen Gruppen (Nomadenvolkgröße) anwendbar. Im Kommunismus gäbe es daher keine Gruppen und Gruppierungen mehr, da es kein Feindbild gibt. Individualität in Interessen auszudrücken und sich mit Mitinteressierten darüber auszutauschen geht nicht in rein private Gespräche und Zusammenkünfte über, sondern bleibt stets öffentlich.
Jeder Störansatz, der sich davon entfernt (auch von anderen Aspekten des Kommunismus, die vorher als solche definiert werden müssen), hätte die sofortige Auflösung des Kommunismus zur Folge, da er die absolute Form der Gesellschaft ist (und somit unerreichbar).
Absoluter Kommunismus ist für Menschen nicht möglich und nicht sinnvoll, weil es die Spannung und die Vorfreude nimmt. Die macht aber das Leben der Menschen zu einem (positiven) Erlebnis. Kommunismus gibt alle Möglichkeiten her. Er ist ein absolut freies Feld (für den perfekten Menschen) – wie übrigens auch die völlig unreglementierte Marktwirtschaft. Aber anfänglich eingeschränkte Möglichkeiten zeigen auch erst große Wege im Überblick und helfen Wege durch das Feld zu finden oder darauf genau vorzubereiten und sie gegebenenfalls noch einmal zu überdenken.
Kommunismus hat das Problem allen alles zugänglich machen zu wollen. Privatbesitz besteht aber auch deshalb, weil jeder unterschiedliche Ansprüche hat und sich entsprechend seinen ökonomischen Möglichkeiten mit Gütern ausstattet. Solange eine individuelle Entwicklung der Menschen mit eigenen Stärken, Schwächen und Fähigkeiten besteht, braucht der Einzelne eigene Gegenstände, mit denen er sich identifiziert bzw. nach außen hin vertritt und nach seinen eigenen Bedürfnissen nutzt. Darauf muss er sich verlassen können und es z.B. gegen Diebstahl schützen. Ob er diese Güter legal oder entgegen der Allgemeinheit erworben hat (also illegal), muss die Gesellschaft mit Gesetzen und Moralvorschriften entscheiden.
Der Kommunismus funktioniert nicht, weil der Mensch nicht auf Macht verzichten will und Egoist ist. Der Kapitalismus gibt den Menschen Gelegenheit zur Macht und ist damit gerechter gegenüber einer Alleinherrschaft. Denn jeder kann für eine bestimmte Zeit Macht (= Geld) ausüben, bis man keine Kraft mehr hat. Macht teilt sich auf alle (die es wollen) auf. Aber Macht ist damit von den Motiven anderer abhängig, so dass wiederum wenige über viele regieren (= Macht ausüben), obwohl sie von der Politik, menschlichen Bedürfnissen oder von der Gesellschaft deswegen allein nicht mehr Ahnung haben als andere Menschen (keine Experten sind). Kommunismus würde den perfekten Menschen erfordern. Dieser dürfte keine Fehler haben oder machen, müsste rational und vernünftig handeln und völlig vorhersagbar denken. Da es solche Menschen nicht gibt und nie geben wird, wird auch der Kommunismus nie bestehen. Man kann die Menschen erziehen und einander durch gleiche Werte und Weltvorstellungen angleichen, aber nicht gleichmachen. Dazu bräuchte man Maschinen.
Allein der Tod ist Kommunist. Denn er nimmt jeden am Ende aus dem Leben.
Kommunismus wäre nur hypothetisch möglich (in egoistisch-evolutionärer Form), wenn sich alle zu guten Menschen wandeln wollten:
- Jeder müsste es wollen.
- Jeder müsste seine Fehler eingestehen und die Fehler anderer verzeihen, wenn sie es nicht geschafft haben gütlich miteinander umzugehen.
- Der Egoismus müsste sich wandeln und („gute“) Taten müssten Lohn genug sein. Dazu müssten „gute Taten“ definiert werden (durch Werte wie z.B. absolute Ehrlichkeit).
- In den Aussagen der anderen dürfte nicht klischeehaft Böses vermuten werden, was jedoch von der Erfahrung jedes Einzelnen abhängt und durch eine höchst subjektive Definition von Gut und Böse unmöglich erscheint. Sichtbarer und genereller Respekt jedem gegenüber bzw. Höflichkeit würde diese Aufgabe erfüllen können.
(…)
Dazu braucht man gemeinsame Werte. Da innerhalb einer Kultur diese Werte bestehen bzw. sich zwischen den Menschen sehr ähneln, ist diese Kultur für sich auch sehr stabil. Indem man allen die gleichen Ziele und die gleiche Weltanschauung gibt, kann jeder aus dem Vorteil des anderen auch seinen eigenen ziehen. Ansonsten ist der Vorteil des einen oft der Nachteil eines anderen. Diese Philosophie ist aber schon wieder eine Einschränkung des Verstandes und muss frei für Erweiterung und neue Gedanken sein.
Abgewandelte Arten von Kommunismus:
Auch annähernder Kommunismus ist nicht möglich, wenn die Gruppen zu groß sind, da vollkommene Gleichheit (vor allem in der Machtbestimmung über andere Menschen oder gemeinsame Tätigkeiten) nicht zu einem geordneten Zusammenleben und hoher Lebensqualität führen kann, wenn nicht eine ganz und gar außenständige Person (z.B. Gott) diese Machtverwaltung übernimmt und damit die gesamte Verantwortung; wenngleich diese Macht auch wieder teilweise an einzelne Menschen abgegeben werden kann. Dies ist dann jedoch zumindest kein interner Kommunismus mehr. Religionen sind so grundsätzlich für Kommunismus prädestiniert.
Auch die Natur ist mit der Ökologie nicht eindeutig kommunistisch, da auch sie Verantwortung und Macht (scheinbar) abgibt. Der Räuber „herrscht“ über die Beute, ist jedoch auch wieder von ihr abhängig. Er kann sich nehmen, was er will, muss aber darauf bedacht sein, nicht zu viel zu nehmen, da er sonst langfristig verhungert. So ist auch der Starke in der Gruppe abhängig von den Schwachen, da er nur stark ist, wenn es Schwache gibt. In der Gruppe ist er also immer nur relativ stark und muss sich zum Vergleich oder Ausübung der Macht Schwache suchen.
Sozialismus:
Der Sozialismus ist als Gegenrichtung zum Kapitalismus entstanden, sozusagen als Antwort. Daher ist er in seinem Ansatz noch nicht perfekt. Sozialismus entspricht (in der Moral) etwa dem Kapitalismus, der eine Religion unterstützt.
Sozialismus hat aber schon lange existiert, bevor überhaupt der Gedanke an eine rein sozialistische Gesellschaft aufkam. So liegt z.B. dem Kloster wie der Armee ein sozialistischer, ja sogar teils kommunistischer Gedanke zugrunde. Beide Institute kommen intern ohne Geld aus und verteilen die Aufgaben nach Leistungen bzw. Fähigkeiten. Keiner ist in beiden Systemen arbeitslos, usw. und dennoch gibt es eine strenge Hierarchie mit meist trotzdem erhaltener Menschlichkeit. Das Problem besteht u. a. nur darin, dass nicht jeder Mensch dafür gemacht ist ein solches Leben auszuhalten, was wiederum zeigt, dass der Mensch nicht für den Kommunismus gemacht bzw. der Kommunismus nicht ausreichend an den Menschen angepasst ist.
Das Ideal des Sozialismus bzw. Kommunismus lautet: „Jeder nach seinen Fähigkeiten“. Je nach dem, was er kann, soll er eingesetzt werden – aber er soll nicht nach dem bewertet werden, was er damit quantitativ leistet, denn die gleiche Arbeit und der gleiche Einsatz eines einfachen Arbeiters ist dadurch nicht vergleichbar mit der eines Professors oder Betriebsleiters. Daher ergänzt der Sozialismus das Ideal um den Zusatz: „jedem nach seinen Leistungen“ in Bezug auf die relative Qualität (auch wenn in realsozialistischen Staaten oft die Quantität gemeint war). Quantitativ ausgelegt wäre es ein Wahlspruch des Kapitalismus, der ökonomisch ausgelegt ist, aber keinen Wert der Arbeit auf die Qualität für die Gemeinschaft legt.
Im Zusatz des Kommunismus „jedem nach seinen Bedürfnissen“ liegt die paradiesische Utopie verdeutlicht. Die Bedürfnisse aller zu befriedigen würde einerseits durch Ressourcenknappheit nicht funktionieren. Andererseits bedeutete es den Stillstand des gesellschaftlichen Lebens, da es keine Ziele und Herausforderungen mehr gäbe, weswegen eine Gesellschaft bestehen sollte.
Reiner Kommunismus wäre ein absoluter Pol, an dem alle Herrschaftsformen gleichzeitig bestünden. Genauso verhält es sich mit dem reinen Kapitalismus (was sich absolut allerdings leichter vorstellen lässt, weil der Mensch mehr zu dieser Richtung neigt). Wenn jeder machen könnte was er wollte und seine Bedürfnisse ausleben würde, entspräche das auch der absoluten Freiheit des Kapitalismus. Beide Gesellschaftsformen wären gleichbedeutend. Sie wären eine soziologische Singularität, in der sich alle Gesetze der Gemeinschaft auflösen, es würde also im Kommunismus auch keine Anarchie oder Demokratie mehr herrschen sowie im Kapitalismus keine Hierarchie und keine Diktatur.
Vergleich von Kapitalismus und Kommunismus
So wie das Denken des Menschen aus Unterbewusstsein und Bewusstsein besteht gestaltet der Mensch auch seine Gesellschaft. Das unterbewusste Denken drückt sich in der natürlichen Bedürfnisbefriedigung aus und bevorzugt den Kapitalismus, also die eher natürliche Regelung von Gemeinschaften (Fremdherrschaft). Das bewusste Denken drückt sich in Gerechtigkeit und sozialen Handlungen aus und bevorzugt den Kommunismus, also die künstliche / kulturelle Regelung von Gemeinschaften (Selbstherrschaft). Diese jedoch ist aufgrund ihrer Unnatürlichkeit ungleich schwieriger beizubehalten. Zwar gab es unter den frühen Nomaden eine Art der kommunistischen Gemeinschaft, in der alles für in der Gruppe aufgeteilt wurde, doch auch in diesen Gemeinschaften herrschten bereits egoistische Züge und Macht durch Hierarchieformen, da sie im Menschen angelegt sind. Erst als Besitz und Stabilität statt ständigem Überlebenskampf über den Menschen kam, konnte sich anderen Bedürfnissen (wie z.B. der Kunst, dem Besitz und einen größeren Weltbild) gewidmet werden und es kam zum Kapitalismus. Da der Mensch aber die Fähigkeit zum bewussten Denken und Planen hat und sich die Folgen und mögliche Lösungsstrategien überlegen kann, sah er die Probleme darin und besann sich auf die Vorzüge des Kommunismus, die sich allerdings ohne die Entwicklung des Kapitalismus nicht erkennen ließen und woraus sich immer wieder eine kapitalistische Entwicklung ergeben würde. Daher ist eine andere Form des menschlichen Zusammenlebens nötig, die sich vor allem an der menschlichen Natur und seinem Bedürfnis nach Gerechtigkeit orientiert.
Im Kapitalismus bestimmt das Prinzip des Geldes und dessen Verteilung als Machtanteil (und Verwirklichungsanteil) darüber welche Arbeiten, Gruppen und Projekte vorrangig angegangen werden. In der Hierarchie und Diktatur ist der Entscheidungsträger ein Mensch bzw. wenige Menschen. In der Demokratie entscheiden mehrere Menschen bzw. die Mehrheit über die Anteile. Insofern ist der Kapitalismus am objektivsten, da er nicht nach einzelnen Gesichtspunkten geht, sondern nach dem, was sich lohnt. Doch ist nicht das Überleben der Menschheit für dieses Prinzip am wichtigsten, da es seinen eigenen Untergang für einen höheren Gewinn und Mehrprofit in Kauf nimmt.
So scheint Kommunismus nur mit einer strengen Hierarchie möglich, die auf Gleichheit achtet, ansonsten wird das soziale Gleichgewicht immer auf die Seite des Stärkeren fallen. Ohne Hierarchie wäre Kommunismus nur Anarchismus. Damit ist jedoch durch eine baldige Gruppenbildung nicht mehr jeder gleich gestellt und Kommunismus nicht mehr vorhanden. Das natürliche Gleichgewicht würde in der Hierarchie von der Führung entgegen des natürlichen Gefälles „künstlich“ (für Menschen „kulturell“) auf Höhe der Gleichheit gehalten. Daher braucht es eine umso stärkere Führung und auch Monarchien könnten „kommunistisch“ sein.
Kommunismus kann immer nur ein Anfangsstadium sein, genau wie Anarchie und entwickelt sich in Richtung einer Diktatur des Stärksten. Diese gruppendynamische Entwicklung aufzuhalten und in einem Schwebezustand zu halten bedeutet Demokratie.
Der Mensch erkennt: es kann keine totale Marktwirtschaft geben, wie es keinen totalen Kommunismus geben kann, da die Emotionen und die angeborenen / angelegten Verhaltensweisen eines Menschen immer in irgendeiner Weise gegen die moralisch sinnvollen Regeln spielen werden (meist sogar unbewusst), was der Menschheit evolutionär jedoch überhaupt erst ermöglichte zu überlegen und ein Ziel zu erkennen.
Der Mensch erkennt auch, dass alle Systeme, Regime, Gesellschaftsformen zum Kapitalismus (die scheinbare Fremdherrschaft über den Menschen, z.B. durch das Geld) wie auch zum Kommunismus (Selbstherrschaft des Menschen über seine eigene Art) führen können, jedoch der Mensch, der es ersonnen hat, in der heutigen Form nicht im Stande ist, dies zu erreichen. Dafür müsste er nämlich emotionslos sein, um grenzenlose Kritik vertragen, Hass abbauen, Liebe herstellen oder Freude kanalisieren zu können, was dem Menschen erst ein erfülltes Leben ermöglicht und ihm einen Sinn gibt.
Es existiert ein Sinn der Emotionen als Kontrahent gegen den „Unsinn“ im Kommunismus / Kapitalismus, denn es könnte auch in die totale Marktwirtschaft oder Gleichheit umschlagen. Die Emotionen sind der notwendige Grat der Balance. „Mittler zwischen Kopf und Händen muss das Herz sein.“ (aus: Metropolis, Fritz Lang)
Es kann, vor allem aber auch darf keinen Kommunismus geben, da ansonsten die Spezies Mensch ausgestorben oder ihr Geist in der Langeweile dieses Systems und Eintönigkeit bzw. Stagnation der Philosophie stecken geblieben wäre. Im Kapitalismus gäbe es dagegen irgendwann keine Arbeiter mehr, die den wenigen Reichen das Leben versüßen könnten und der Leistungsdruck hemmt die Kreativität genau wie der ständige Überlebenskampf der Urzeit.
Kommunismus und Kapitalismus sind zwei gegensätzliche Systeme (Abb. 12 (IV.)), die allein gemein haben, vom Menschen nicht erreichbar zu sein und sich erst in der Totalität ihrer Ausprägung wieder treffen.
Abb. 12 (IV.) - Scheinbar erreichbare, jedoch unenedlich ferne Ziele
Ein Gesellschaftssystem steht immer über dem einzelnen Menschen, ansonsten wäre es keines, da keiner die Regeln beachten würde. Gerade der Kapitalismus fordert Unterwerfung und Beteiligung durch Konsum, nur um sich selbst zu erhalten. Freiheit kann es daher auch dort nicht vollständig geben. Sie ist hier nur eine andere Freiheit, eine verstecktere.
Reiner Kapitalismus ist Statistikauswertung und damit nicht intelligent. Erst der Praxisbezug rechtfertigt ihm Sozialleistungen, um die Arbeitsleistung zu steigern und Ausfälle zu vermeiden. Der Kommunismus an sich wäre dagegen eine Anarchie, nur mit der Voraussetzung, dass seine Menschen schon wüssten, wie sie sich verhalten müssen – ohne vorgegebene Regeln.
Der Kapitalismus kann nicht beherrscht werden. Er geht nicht von der Gemeinschaft aus, sondern vom Individuum. Die Gemeinschaft ist nicht Ziel der Unternehmungen, sondern nur Zweck zur Entwicklung einer (zwecklosen) Ökonomie und bloßen, nackten Nachhaltigkeit und Gewinnmaximierung. Daher ist der reine Kapitalismus keine wirkliche Gesellschaftsform und Regierungen als Verwaltung und Reglementierungsorgane stehen ihm eigentlich nur im Weg, da mehr Profit ohne Regeln erwirtschaftet werden kann. Ebenso stört den Kommunismus die Regierung, weil er davon ausgeht, dass man keine Regeln mehr braucht um die Menschen zu „verwalten“.
Der Kapitalismus ist natürlicher im Menschen angelegt als der Kommunismus, weil er seinem Bedürfnis nach Sinn und Führung bzw. Anleitung durch andere näher kommt und ihm vermittelt, er könne alles erreichen, was er wolle. Er akzeptiert alle Eigenarten der Menschen, ohne sie in eine Form zu zwängen, die durch die Zivilisation und den technischen Fortschritt längst unpassend geworden ist. Denn dem entgegen entspricht der Kommunismus dem Paradies der Urzeit, also einem Traum, wie die Sehnsucht nach dem Mittelalter vieler Personen heute. Die Lebensverhältnisse haben sich jedoch grundlegend geändert, so dass dieser Traum nun nicht mehr so zu verwirklichen ist, wie er sich unter „Kommunismus“ vorgestellt wird.
Der Kapitalismus betrachtet den Menschen als mündig und lässt jedem alles offen. Der einzelne muss es nur durchschauen. Dummerweise kann er das nicht (völlig) und erliegt so der ausgeübten Macht seiner Mitmenschen (die ebenfalls anderen unterliegen).
Der Sozialismus bevormundet den Menschen, gibt ihm alles vor und bemuttert ihn. Zwar lässt er ihm gewisse Freiheit, doch die Vorgaben sind streng und eng angelegt. Da der Mensch (tatsächlich) keine unendliche Freiheit will, kann er sich damit abfinden.
Der Kommunismus schließlich lässt wiederum alle Freiheiten, baut jedoch auf dem absolut vernünftigen Menschen auf. Er ist eine ideale Utopie.
Die Fragen lauten generell: Will man sich in diesem Spiel des Kapitalismus viel verdienen, will man dazugehören, will man sich weiterentwickeln – oder passt man sich nur an, weil man es muss? Empfindet man es auch gut so, dass man gelenkt wird und sich weiter entwickelt und wieder andere lenkt? Oder will man doch lieber frei denken und nicht in diesen starren Linien verharren? Will man sich selbst entwickeln und falls das nichts wird auch als solches akzeptieren, also als seinen eigenen Lebensweg? Oder braucht man eben diese Vorgaben, dadurch den Stress und die Versagensangst und die Möglichkeit eines Misserfolges?
Denn wenn ich meinen eigenen Weg gehe, kann ich keinen Misserfolg erleiden, weil ich dann diesen Weg gehe und Dinge schaffe oder nicht (je nach dem ob ich mir ein Ziel gesetzt habe). Nur ist das dann kein Misserfolg, sondern eben mein Weg, unabhängig vom Ausgang.
Das ist eine Frage darüber, ob ich den Kapitalismus und die Konkurrenz akzeptiere, also auch das Fressen oder Gefressenwerden. Die Natur verhält sich in diesem Sinne der Konkurrenz und daher des Kapitalismus ähnlich – nicht nur Ökonomie = Ökologie, sondern „Survival of the Fittest“. Oder will ich eine künstliche Welt erschaffen, eine Welt der Kunst und Kultur, des freien Individuums, das sich entwickelt wie es möchte.
Ideale Gesellschaft:
Es ist eine Welt anstrebenswert, in der niemand Angst haben muss zu versagen, in der jeder etwas bedeutet und die Erziehung darauf ausgelegt ist, den anderen zu verstehen und verstehen zu wollen. Dann kann man auch eine Einheit erreichen, ein übergeordnetes Wesen, das den Namen „Menschheit“ verdient. Dann ist auch jeder bereit im Kollektiv, der Gemeinschaft, der Gesellschaft mit zu wirken und sich trotzdem noch als Individuum zu fühlen.
Wir müssen diese Welt so gestalten, dass jeder Mensch mit all seinen Eigenheiten darin Platz findet und andere durch ihn nicht geschädigt werden. Jeder schadet potentiell allen, kann ihnen aber auch nützen. Mit einer freien Gesellschaft, die sich durch jeden Einzelnen definiert und anders ist, wenn der Einzelne nicht mitwirkt, kann man dem Bedürfnis des Individuums nach Ichbezogenheit, dass es immer haben wird, nachkommen. Derzeit ist diese Wunschwelt nur virtuell zu erreichen, da entsprechende Modelle fehlen. Doch auch, weil andere Menschen damit überlastet sind und die Aufgaben anderer übernehmen zu müssen, die daraufhin keine Aufgabe (also keinen Sinn) mehr sehen, kann es nicht anders gehen.
„Jeder nach seinen Fähigkeiten“ war dafür schon ein guter Ansatz. „Jeder nach seinen Bedürfnissen“ muss ein Ideal sein und bleiben. Gerade dieses Konzept fassen moderne Medien auch auf, schaffen die Bedürfnisse der Massen selbst (Liebe, Moral, Gerechtigkeit, etc.), befriedigen dabei aber nicht die gesteckten Ziele der Wirtschaft und Werbung (Mode, Massenakzeptanz, einheitlicher Konsum, etc.), die die Medien selbst „zwischendurch“ (als Werbung) verbreiten und die somit offen bleiben, ja sogar zum Widerspruch zu den Bedürfnissen der eigentlichen Medien stehen und niemals erfüllt werden können. Dadurch entsteht ein unausgefüllter Raum des Zweifels, der unbemerkt anwächst und die Menschen der Gesellschaft zerrüttet und nicht mehr „wie gewünscht“, aber auch am besten für die Gesellschaft zufrieden stellt und sediert. Um davon abzulenken werden dann externe Feinde bemüht und es wird versucht so wieder eine Einheit herzustellen. Dies geschieht durch Kriege und Konflikte (Afghanistan, Klimakrise, etc.), aber auch durch Sportereignisse (Weltmeisterschaften, Olympische Spiele, etc.) oder Religion (Feste wie Weihnachten, Zusammenkünfte wie der Weltjugendtag, etc.).
Die Gesellschaft wird unabdingbar vom Menschen gemacht. Daher ist die Geschichte nicht anders verlaufen und wäre auch nicht anders verlaufen als wir sie kennen. Selbst Geschichtsfälschungen gehören dazu. Daher ist es zweifelhaft, ob Menschen überhaupt eine Gesellschaft entwickeln können, die optimal an sie angepasst ist. Der Sinn und Wille nach Gerechtigkeit, Moral, Gleichheit und allgemeiner, nicht-negativer Freiheit steht nämlich dem Streben nach persönlichem Erfolg, Glück, Egoismus, Geltungswillen und Liebe oftmals entgegen. Letztere Ziele sind natürlich programmiert, die ersteren sind gewollt und entstanden aus der Einsicht, dass auch andere Menschen etwas wert sind, so leben wie wir und (ganz wichtig) uns daher schaden können. Um das zu vermeiden und weil wir aus dieser Einsicht Mitgefühl entwickelt haben (auf andere angewiesen zu sein und das Bedachtsein darauf, den anderen nicht zu verärgern, um selbst gut und glücklich leben zu können), schufen wir den Begriff und Wunsch nach Gerechtigkeit und Moral.
Wenn man auf der Gesellschaftsebene eine gerechte und moralisch einwandfreie Umgangsweise (also „Kommunismus“, „Paradies auf Erden“, etc.) erreichen will, dann muss man die Menschen erst dazu bewegen ihre Beziehungen untereinander (Familie, Freundschaft, Zusammenarbeit, usw.) gerecht zu gestalten, so dass keiner mehr etwas dauerhaft leisten oder erleiden muss, um die Beziehung aufrecht zu erhalten. Der Mensch muss dem Menschen als solches erst einmal beigebracht werden, gelehrt werden, um unangenehme Situationen und daraus entstehende Lügen (und seien es nur Höflichkeitslügen) zu vermeiden.
Vorurteile zu verringern (wie durch Autismus) wäre wiederum eine Grundvoraussetzung für Kommunismus bzw. die perfekte Gesellschaft.
Problematisch ist auch die Tatsache, dass der einzelne Mensch mehr sein will als der andere. Darum muss er sich mit dem anderen eins fühlen, sich mit ihm identifizieren können. Das geht nicht, wenn man ihn nicht achtet, ihm nicht traut oder mit ihm konkurriert. Letzteres ist am schwierigsten mit den Grundsätzen der Natur und des Individuums zu vereinigen.
Nur wenn man den (jungen) Menschen fördert und will, dass praktisch jeder zur Elite gehört (ein kommunistischer Gedanke), erreicht man eine bessere Welt. Dabei jedoch muss darauf geachtet werden, dass die Menschen nicht größenwahnsinnig oder ignorant werden und einander achten (höhere Positionen müssen deshalb in irgendeiner Weise gedämpft werden um Gleichheit zu gewährleisten). Wichtig hierbei ist vor allem, dass der Einzelne begreift, dass allein das Wissen anderen geholfen zu haben Belohnung für eine Mühe ist. Wenn es jemandem Freude macht, dass andere Spaß haben bzw. froh sind, dann ist er ideal in die Gesellschaft eingebettet. Falls es den anderen genauso geht, funktioniert die Gesellschaft optimal. Die ideale Mentalität der Zukunft (u. a. nach Ernesto „Che“ Guevara) wäre es, wenn jeder mit seinem Anteil am großen Gesamtprojekt zufrieden ist. Indem man sieht, was seine Leistung darin bewirkt, ist er genug belohnt. Der machbare Kommunismus liegt in der angewandten Technik. Es müsste ein (Gesellschafts)system geben, in dem jeder seine eigenen Interessen verfolgt und damit gleichzeitig allen nützt.
Allgemeines Engagement erreicht man durch Pflichtgefühle. Rechtzeitig oder erfolgreich mit Aufgaben fertig zu sein, verursacht Glückszustände wodurch dieses immer wieder gesucht wird. Ein engagierter Mensch reift. Werden die Glücksgefühle nicht erreicht oder vorher durch andere ersetzt (durch Ablenkung), geschieht dies nicht. Das ist aber kein absoluter Vorgang, er kann umschlagen.
Wenn man tatsächlich eine bessere Gesellschaft aufbauen wollte, darf sich niemand fühlen müssen, als würden andere den Lohn des eigenen Handelns bekommen, obwohl die Urheber vielleicht gar keinen Lohn wollen würden. Diese Art der Ungerechtigkeit verhindert irgendwann die Zusammenarbeit verschiedener Menschen und Gruppen und belastet eine Gesellschaft. Daher darf niemand einzeln belohnt werden, um die Minderwertigkeit anderer nicht zum Schein zu erwecken. Keiner ist besser körperlich ausgestattet, höchstens benachteiligt. Wenn man einzelne belohnt, dann muss es eine Verbesserung der Gruppe bzw. besser noch der Gesamtlage dadurch geben (dass man etwas Außergewöhnliches erreicht hat), so dass die Menschheit als Einheit zählt. Individuell muss jeder selbst, eigenständig handeln dürfen, im Beruf aber immer zum Wohl der Masse – mit der Ausnahme, dass es ihn selbst körperlich oder psychisch, aber nicht durch eingeschränkte Freiheit schädigt.
Ein wichtiger Grundsatz für Erfolg in der Gesellschaft und auch für das eigene Überleben ist die Freude an der eigenen Disziplin (= Einsicht in die Notwendigkeit). Um eine funktionierende Gesellschaft aufzubauen, muss man den unbedingten Egoismus eines jeden Menschen bedenken. Man muss den Egoismus nutzen, um die Gesellschaft zu tragen und automatisch die anderen zu unterstützen.
Menschen, die sich primär für sich interessieren, selbstbewusst sind und ihren eigenen Interessen nachgehen bzw. sich selbst glücklich machen wollen, sind oft weniger anfällig für Missbrauch und diktatorische Ansichten bzw. Regime. Wenn sie dazu allerdings noch unsicher sind, können sie umso leichter beeinflusst werden.
Um sie nun aber gesellschaftsengagiert werden zu lassen und auch ihre Kraft zu nutzen, muss man ihre Jagd nach dem (eigenen) Glück so nutzen, dass sie darin Glück empfinden anderen Menschen zu helfen, sich zu engagieren, sich nützlich zu machen. So können auch erfolgsorientierte Kapitalisten dazu gebracht werden, ihre Talente und Fähigkeiten für die Gemeinschaft einzusetzen. Denn Kapitalismus muss nicht nur Ausbeutung sein, wenn man ihn mit der entsprechenden Philosophie kombiniert, z.B. mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit. Denn im kapitalistischen Streben liegt auch viel Engagementpotential, nämlich im Willen (z.B. nach Macht und Verantwortung oder Geltung und Ansehen).
Die Basis der Gesellschaft muss ehrlich sein, sonst funktioniert sie nicht, wenngleich ein kleiner Prozentsatz daraus immer seinen eigenen Vorteil ziehen wird. Denn jeder ist so angelegt und füllt die Nische aus, wenn sie von anderen nicht besetzt ist. Der einzige Trost des Ehrlichen liegt darin, die Gesellschaft mit aufrecht zu erhalten, seinen Anteil daran zu haben und für das Leben darin zu garantieren. Aber es ist für alle Beteiligten einer Gesellschaft beruhigender, wenn jeder weiß, dass die anderen einen nicht betrügen wollen und jeder das Beste für den anderen, die Gruppe und damit sich selbst will. Dann kann man auch verzeihen und damit Konflikte ehrlich mit bestmöglichem Ausgang für alle lösen (und sie machen sogar Spaß). Um Wahrheit in der Gesellschaft zu erhalten, muss einem jeden selbst schon Strafe sein, der Gesellschaft nicht zu helfen. Denn wo einem die Wahrheitsvertuschung dazu verhilft doch noch anerkannt zu bleiben, wird man nichts zugeben, wenn man fürchten muss, nicht mehr anerkannt zu werden. Die Strafe muss daher schon darin bestehen, die Wahrheit zu verschleiern und die Angst davor, dass seine Umgebung nicht mehr so funktioniert wie zuvor. Es ist eine der letzten Maßnahmen zur idealen Gesellschaft und falls diese in diskutable Nähe rückt, ist sie auch erreichbar, weil der längste und schwierigste Weg bereits genommen wurde.
Jedoch kann es sein, dass man sich darauf einstellen werden muss, diesen hohen Entwicklungszustand permanent mit höchstem Kraftaufwand zu erhalten, um einen Abfall zur Natürlichkeit des Menschen zu verhindern. Daher ist darauf zu achten, dass seine Natürlichkeit am stärksten in die Konstruktion der idealen Gesellschaft mit eingebaut und bedacht wird.
Der Mensch kann mit seinen allgemeinen Eigenarten nur glücklich werden, wenn er eine Gesellschaft konstruiert, die auf diesen Eigenarten aufbaut. Es kann keine funktionierende Gesellschaft geben, die nicht berücksichtigt wie der Mensch funktioniert. Da es immer unterschiedliche Menschen geben wird, wird es auch immer Menschen geben, die weniger gut an die Gesellschaft angepasst sind als andere und dadurch schlechter klar kommen. Eventuell ist man also einfach für eine andere Gesellschaft geeignet. Oder die Menschen müssen lernen besser mit ihren Schwächen umgehen zu können. Denn wenn man ernsthafte Kritik von jemandem bekommt, bedeutet das schon, dass man als vertrauenswürdig gilt und die Kritik zur Verbesserung beitragen soll. Es muss Normalität werden, Kritik von anderen zu bewerten, aufmerksam zuzuhören und die Kritik aufzunehmen. So kann man jedem sagen, was man von ihm denkt – nicht hinter seinem Rücken und ohne Angst haben zu müssen, sich einen Feind gemacht zu haben, obwohl man nur helfen wollte.
Es sind vielleicht diejenigen am besten gegen Extremismus geschützt oder auch gegen krude Moralvorstellungen (egal ob von links oder von rechts), die sich von Anfang an von allen Systemen mehr oder weniger abschotten. Diejenigen, die auch in einer noch so guten Gesellschaft nicht versuchen noch besser zu sein als andere, die frei denken und sich ihre eigene Meinung bilden und nicht überall mit machen sind dadurch nicht zu anfällig für bestimmte Sozialisierungen im Kindesalter. Die halten ihre eigene Meinung manchmal geheim und sind opportunistisch um voran zu kommen. Aber in den entscheidenden Momenten entscheiden sie sich auch dagegen Gewalt anzuwenden oder gegen ihre eigene, innere Überzeugung zu kämpfen. Diese Art von Menschen kann wohl am besten in der perfekten Gesellschaft leben, da sie sich nun keine Gedanken mehr darüber zu machen braucht, wie man sich anpassen muss. Eine Gesellschaft an sie anzupassen, ist vermutlich der beste Weg zu einer gerechten Gesellschaft zu gelangen, denn sie können als Indikator wirken: Was sie nicht mitmachen, das kann auch nicht gerecht sein.
Wer nachgibt verliert. So ist die Gesellschaft (derzeit) aufgebaut. Doch wenn irgendwann keiner mehr nachgibt (weil man daraus lernt und härter wird), geht es bald nicht mehr weiter. Daher müssen (objektiv als ideales Ziel) die besten Argumente siegen und dürfen Konflikte erst beendet werden, wenn alle Seiten mit dem Ausgang und der Vereinbarung zufrieden sind (bzw. überzeugt wurden, leider auch oft durch Zwang). Das ist die wissenschaftliche Variante des Miteinanders.
Wenn die Menschheit einmal alles erreicht hat und für alles eine Lösung kennt, würde sich keine Intelligenz mehr entwickeln. Die Herausforderung würde fehlen. Selbst ein perfektes Gesellschaftssystem kann nicht lang bestehen oder wird von allen akzeptiert, weil der Mensch wissen will, was es sonst noch gibt. Er muss es für sich selbst erleben dürfen, um dieses Bedürfnis nach Wissen (die Neugier) zu kanalisieren. Daher sind Diktaturen als Staatsform eher hinderlich, denn sie verhindern oft die eigenständige Suche nach Wahrheit.
Es ist stabiler ein Gesellschaftssystem zu haben, das nicht perfekt ist und absolut gerecht, weil man weiß, woran es liegt als in einem Gesellschaftssystem zu leben, von dem man annahm, es sei perfekt (Kommunismus), das aber dennoch nicht (dauerhaft) funktioniert oder befriedigend ist.
Es müsste etwas entstehen, das selbst durch seine Zerstörung nicht zerstört werden kann, was dem Menschen gerade dadurch eine Stütze wäre.
Kombinierter Kompromiss – Diskussion der verschiedenen Gesellschaftssysteme:
Das Problem des Kommunismus als extremer Gegenpart des Kapitalismus ist dabei, dass er die Menschen nicht mehr motivieren könnte seinen Idealen zu folgen. Sie wollen Ansporn, mehr sein als andere und daher Gegensätze, Gefälle und Unterschiede. Der Kapitalismus mit seiner freien Marktwirtschaft ist daher das, was die Menschen wollen. Vielleicht werden manche so auch glücklich. Der marktwirtschaftlich freie Kapitalismus ist die moderne Form der Anarchie, in der das Gesetz des Stärkeren gilt. Es ist die Diktatur der Anarchie.
Aber stabiler und reaktionsfähiger ist eine Gesellschaft (auch im Hinblick auf äußere Bedrohungen), in der Geld keine allzu große Rolle mehr spielt und in der sich die Menschen größtenteils auch als eine Art der Einheit verstehen. Denn das sind sie, gerade auch im Kapitalismus. Denn ohne andere könnten sie keine Geschäfte machen oder sich auf ihre Geschäfte konzentrieren, da sie sich selbst z.B. mit Nahrung versorgen müssten. Auch Geschäfte zu tätigen braucht Vertrauen. Der interne Kampf einer Art verhindert eine effektive Verteidigung gegen alle bedrohenden Gefahren. Für eine stabile Gesellschaft braucht es Selbstbeherrschung eines jeden. Die kann jedoch nur durch ein selbstbewusstes Wesen und das Ziel die Gesellschaft anzunehmen geschehen. Die(se) Idealwelt anzustreben ist nicht nur Utopie, sondern eine reale Verbesserungsmöglichkeit. Nur müssen alle Verbesserungen oder Änderungen vorher genau überprüft und die Folgen so weitreichend wie möglich durchgespielt werden, bevor man das Vertrauen der Menschen in die Utopie verspielt.
Beispiel des „Sozialismus“ / „Kommunismus“ in der Sowjetunion, den Staaten des Warschauer Pakts, China, Vietnam, Kuba, etc.
Im Kapitalismus ist für viele das Geldverdienen zur Lebensaufgabe geworden, weil sie somit zwei Ziele gleichzeitig erreichen können. Erstens schaffen sie sich eine selbst herausfordernde Aufgabe, nämlich so gut wie möglich zu wirtschaften und zweitens sich selbst eine gute Lebensgrundlage aufzubauen. Das ist eine Aufgabe bzw. ein Ziel, das erst übertrumpft werden muss, wenn man eine neue Gesellschaftsform aufbauen will, die nicht allein vom Geld abhängt.
Der Kapitalismus ist trotz der Zielstrebigkeit auch eine selbst gewachsene Struktur, die zwar plangerecht angestoßen wurde, aber so nicht geplant war. Diese Struktur entwickelte sich so, wie sie entsteht, wenn man sie keiner größeren Kontrolle unterzieht und Freiheit im System walten lässt. Wie sich die Tiere in eine Form des Zusammenlebens einfügen (im Laufe der Evolution auch durch Veränderung und Anpassung des genetischen Materials und der Verhaltensweisen an die Umwelt), so schafft der Mensch sich eine dynamische Gesellschaftsform. Doch kann sich der Mensch aufgrund der schnellen Entwicklung kaum an diese Gesellschaft anpassen, weswegen sie entweder schnell unzulänglich wird oder er sie verändert.
Der Kapitalismus baut auf den bösen (egoistischen) Menschen, der Kommunismus auf den perfekten, kontrollierbaren Menschen und der Sozialismus auf den guten (moralischen) Menschen; wenngleich der Sozialismus auch eine vorher durchdachte und auf den Menschen zurecht geschnittene Gesellschaftsform ist, der jedoch die Dynamik fehlt. Nichts davon kann gut gehen. Keines dieser Systeme ist mehr oder weniger negativ zu betrachten. Sie sind nur Modelle, Ideale, jedoch niemals rein oder vollkommen Realität. Als Lösungsansatz muss eine Zwischenform oder Kombination von Kapitalismus und Kommunismus gefunden werden, die je nach Anwendungsanspruch des Problems in einem System besteht.
Im Kapitalismus ist jeder für sich selbst verantwortlich, entgegen des Kommunismus, worin jeder für alle mitverantwortlich ist. Das Gleichgewicht beider Systeme ist notwendig und allein möglich.
Bsp.: Einkaufsmarkt:
Der Markt ist da, um alle zu versorgen, aber jeder muss selbst dafür aufkommen was er kauft.
Ein Gesellschaftssystem funktioniert gut mit Geld als Ausgleich, da so u. a. ungeliebte Aufgaben reizvoll werden und man durch ihre Ausführung mehr Ausgleich in Richtung Macht und Geld bekommt. Jedoch läuft das System auf diese Weise Gefahr ungerecht zu werden durch Machtausnutzung und einseitige Verschiebungen und ist anfälliger für Betrug und somit auch für „ungewollte“ Sabotage und Beeinträchtigung anderer.
Ein System ohne Geld dagegen müsste von seinen Mitgliedern verlangen, sich gleichermaßen an ungeliebten Aufgaben zu beteiligen, solange diese noch nicht technisch automatisiert vorgenommen werden können. Dabei herrscht jedoch das Problem, dass nicht jeder alles gleichermaßen gut kann und die Verlässlichkeit wiederum (wie oben genannt durch den Betrug) sinken würde. Daher müssen weiterhin Menschen auf diese Arbeiten spezialisiert werden – nach ihren Neigungen, aber auch wenn Mangel herrscht. Die ungeliebten Aufgaben können jedoch so geregelt werden, dass viele Menschen eingesetzt werden und sich die Arbeitszeit so wesentlich verringert, um einen Ausgleich statt Geld zu bieten oder dass nur eine gewisse Anzahl an Jahren damit zu gebracht werden muss diese Arbeit auszuführen, sich aber jeder für eine gewisse Zeit beteiligen muss (wie z.B. im Zivildienst).
Bildung, Kultur, Gesundheit und soziale Einrichtungen müssen kostenfrei sein. Da man jedoch bei einem (kostenlosen) Überangebot die Wissenslust verliert, muss es Auswahlkriterien (wie den Preis oder eine knappe Lernzeit) geben. „Was keinen Preis hat, hat keinen Wert.“ bzw. keinen Reiz. So könnte mit erhöhter Nutzung von Bildungsangeboten der Preis sinken. Jedoch sollte Bildungswissen und Kunst frei für alle zugänglich sein. Ohnehin sollte Kunst und gerade deren Entstehung in jede denkbare Richtung möglich sein, was jedoch schon selbst durch Kosten scheitert. Wenn Kunst und Bildung daher von allen, also gerade vom Staat als Sinnbild der Gemeinschaft, übernommen würden, bräuchte man die Einnahmen nicht mehr. Es ginge dann nur noch um die Beliebtheit. Der Künstler hätte also - was allerdings nur noch das Ansehen beträfe - einen Ausnahmezustand in der Gesellschaft. Somit könnte es auch jedermann (nebenbei) machen. Freizeit-Bands würden für alle offene Aufnahmestudios vorfinden (wie Parks, die frei zugänglich sind), Maler könnten gemeinsam (abwechselnd) Ateliers nutzen und jeder Schriftsteller sein Buch verlegen lassen (zumindest in einer definierten Ausgabestärke und im Fall des Leseerfolgs würden dann mehrere gedruckt werden). Zumindest die Grundausstattung sollte jedem zur Verfügung stehen. Alles weitere müsste man dann selbst finanzieren oder eben innovativ selbst entwickeln oder erfinden.
Ebenso könnte diese Freizügigkeit an einige Bedingungen geknüpft sein. So müsste man z.B. eine feste Beschäftigung oder wenigstens eine Mindestanforderung erfüllen, wie soziales Engagement (zehn Stunden die Woche ehrenamtlich arbeiten, etc.) oder Mithilfe in einer Druckerei, einem Tonstudio, einer Farbfabrik, etc. Damit würde ein Nebensystem des Geldes geschaffen, wodurch man zwar auch Gewinn erwirtschaftet, aber diesen Verdienst nur beschränkt auf kultureller Ebene ausgeben kann.
Diese Art der sozialen Förderung wäre bereits ein kommunistischer Gedanke. Man muss ihn nicht auf die gesamte Gesellschaft übertragen, aber auf das, was der gesamten Menschheit nützt, nämlich auf den Bereich des Geistes. Das schließt noch nicht einmal den Kapitalismus aus. Es wäre eine Koexistenz, eine Symbiose.
Der Mensch hat sich gesellschaftlich soweit entwickelt, dass ein einfaches Gesetz des Stärkeren nicht mehr möglich ist. Weil jeder intervenieren kann und jeder mitdenkt, ist es nicht mehr so einfach Menschen zu missachten. Jeder wird in der Gesellschaft zu einem Teil aller anderen (u. a. auch durch Menschenrechtsorganisationen) und kann nicht entfernt werden. Daher müssen u. a. Krankheiten geheilt, statt ausgerottet werden, denn es werden überall und immer wieder Fehlfunktionen auftreten, wo etwas geschieht und lebt – es sei denn, die Fehlfunktionen sind bereits vorweg eingeplant.
Die Umsorgung aller Kranken ist somit notwendig. Da unter gewissen Maßstäben jedoch jeder krank ist, ist die Umsorgung eines jeden vonnöten. Indem eine ausgebildete Fachkraft somit fünf bis zehn weitere Menschen (ständig, denn stationär müssen weniger Fachkräfte für die gleiche Anzahl Menschen verwandt werden) betreut und die Zahl der Sozial- / Gesundheitswerktätigen auf die erforderliche Menge steigt (also ein Zehntel bis ein Fünftel der Bevölkerung im Sozial- oder Gesundheitssektor arbeitet), wird eine großflächige Versorgung und weit höhere Sozialkompetenz erreicht. Da viele der Arbeiten in den Dienstleistungs- und produzierenden Gewerben maschinell ersetzt werden, ist diese berufliche Neuverteilung des Arbeitsmarktes möglich, sinnvoll und nötig. Besonders die psychische Betreuung, Aufklärung und Ausbildung haben vorrangige Bedeutung in dieser „neuen“ Gesellschaft.
Wir sind heute in der luxuriösen Lage keinen ständigen Überlebensdruck zu spüren. Aber das führt auch zur Entstehung von Problemen wie Depressionen, Langeweile und die Gefährdung der Gesellschaft von innen durch Terror und zu hohe Risikobereitschaft bzw. Abenteuerlust. Dadurch wird die Stabilität gefährdet und Ressourcen unnötig verbraucht. Unser natürlicher Ursprung liegt in der Unsicherheit des Lebens, früher im Überleben wie durch Schutzsuche vor Räubern oder Nahrungssuche, heute bezüglich des Berufs, der Partnerschaft, der Wohnung, der sozialen Absicherung, etc. Unser Leben verlief bis auf die soziale Absicherung in vergangenen Zeiten geordneter ab. Denn Traditionen zeigten bewährte Methoden des Lebens einer Kultur auf und lenkten einen Werdegang. Natürlich war das ein starres System und hatte kaum Raum für flexible Wünsche. Aber gerade durch die steife Haltung gab es Sicherheit. Freiheit und Sicherheit stehen sich gegenüber und der Mensch muss letztlich individuell wählen, welchen Weg er gehen will zwischen ständigem Überlebenskampf und absoluter Einbettung im System. Dementsprechend verwirklichen sich Gesellschaftssysteme zwischen anarchistischer Marktwirtschaft und diktatorischem Sozialismus.
Die Menschen müssen ihr Eigentum, ihre Familie heute in den Industrienationen meist nicht mehr verteidigen. Sie können kaum noch klare Strukturen und Ziele in den Gesellschaftsstrukturen erkennen und Gerechtigkeit scheint für sie so weit weg wie noch nie zu sein, obwohl sie verglichen mit früheren Zeiten oder Entwicklungsländern vermutlich größer ist als je zuvor. Selbst wer hart arbeitet und intelligent ist, kann nicht mehr alles schaffen, wie es noch der Traum im letzten Jahrhundert - und besonders in Amerika - war. Eine Art kollektive Verzweiflung und scheinbar ansteckende Depression zieht sich so durch die immer intellektueller werdende Masse. Durch die Menge und Vielfalt an Möglichkeiten geht außerdem der Wert eines Ziels verloren, wenn man überhaupt noch eines auswählt. Die schöne Qual der Wahl wurde zur Unentschlossenheit. Denn selbst und gerade mit der Wahl eines Ziels legt man sich fest und sieht oft andere in anderen Gebieten an sich vorbei rauschen. Doch selbst sie sind nicht gut genug und wenn sie es schon nicht zur Spitze schaffen, was macht man dann selbst noch hier?
Anderen Menschen zu helfen braucht zunächst ein enormes Verständnis, um ihnen überhaupt helfen zu können. Beobachtet man dann noch nahezu perfekte Menschen, versinken viele in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit über die eigene Unzulänglichkeit, wenn sie sich mit diesen Menschen vergleichen. Selten wird dennoch versucht ihnen nachzueifern. Oft lässt man von der Hilfe ab oder wandelt sich sogar ins Gegenteil, denn schlecht und eigennützig zu handeln, obwohl man weiß, dass es anderen schadet, ist leicht und die Vorbildfunktion nicht mehr nötig. Viel seltener gibt es jedoch regelrechte Wettstreite darüber wer andere am schlechtesten behandelt hat, weil die Moral in der Gesellschaft das nicht vorgibt und weil der Mensch nicht danach ausgelegt ist, sondern konfliktfrei, kooperierend und ergebnisorientiert handeln will. Die Moral setzt einen so unter Druck gut zu sein und manche wenden sich dadurch gerade davon ab.
Die Komiker / Kabarettisten kommen heute schon gar nicht mehr mit den Parodien hinterher. Zu abstrus ist alles Leben geworden und zu irreal, so dass die Witze zur Wahrheit werden, wo früher aus der Wahrheit Witze geboren wurden.
Einsamkeit in der Moderne:
Einsamkeit ist ein Artefakt unserer neuen Zeit. Durch geringere Familienanbindung, weniger Großfamilien und eine individuelle Karriere, oft fernab der Heimat, aber auch wegen der Individualität selbst, die die propagierte Verwirklichung einer fast schon Künstlergesellschaft mit sich bringt und die zwar durch den gemeinsamen Konsum abgeschwächt wird, aber durch ein immer größeres Angebot weiter stimuliert wird und den Einzelnen von anderen geistig entfernt und durch Lebensstrukturen, die sich seit einigen Jahrzehnten geändert haben, tritt diese Einsamkeit mit zunehmender Freiheit und Verantwortungslosigkeit gegenüber anderen vermehrt unter den Menschen auf. Gerade wer Erfolg hat und sich lange Zeit nur auf die Arbeit konzentriert, verspürt dieses Gefühl in ruhigen Momenten, wenn er sich selbst erkennt und sich mit den vermeintlich glücklicheren Menschen seiner Umgebung vergleicht. Die Fülle an Möglichkeiten sein Leben zu leben und Informationen bzw. Illusionen über Schicksale anderer Menschen, aber auch die Bedeutungslosigkeit durch eine zunehmende Konkurrenz und Überbevölkerung verursachen und verstärken außerdem diese Einsamkeit vieler Menschen.
Daher scheint es zunächst leicht zu sein, einfach die Schlussfolgerung zu ziehen, man müsse nur seine Illusionen und unerfüllbaren Träume ablegen und sich eine eigene Erfüllung und Bedeutung im Leben suchen. Oftmals hilft es sogar sich darüber bewusst zu werden, was man tatsächlich erreichen kann und was nur utopische Träumereien sind, denn nicht selten haben wir ein Weltbild aufgebaut, dass von geschwürhaften Fantasien durch Geschichten und Filme geprägt ist, gerade in Bezug auf die scheinbar alles besiegende Liebe. Man muss in neuen Gesellschaftssituationen auch neue Träume aufbauen oder seine Träume anpassen.
Aber nicht alle Wünsche sind so einfach wegzudiskutieren. So ist die Liebe ein sehr natürlicher Wunsch und die Einsamkeit keineswegs von der Natur als übliches Leid eingerichtet. Auch Bestätigung, Anerkennung durch andere und Erfolg sind wichtige Bedürfnisse. Allerdings hilft es oft sich nicht dem mengenhaften Konsum dieser Bedürfnisse hinzugeben, sondern sie vielmehr bewusst zu genießen, wenn sie auftreten. Denn Erfolgshunger kann heute nicht mehr so eindeutig gestillt werden, indem man nur überlebt, als die Herausforderungen noch von der Natur vorgegeben wurden. Heute muss man sich die Herausforderungen selbst suchen und so wird die Suche selbst schon zur Aufgabe und Herausforderung.
Man fühlt sich einsam, wenn man unzufrieden ist oder Langeweile hat. Kleine, aber sichere Ziele vertreiben diese Zeit des Wartens auf Besserung sichtlich und sei es nur der Genuss der Sonne nach einer langen Regenperiode. Wer außerdem offen über sich und seine Probleme mit einigermaßen bekannten Menschen redet und ihnen wiederum bei ihren Problemen zuhört, fühlt sich bald viel weniger einsam, da er Verantwortung abgibt und wiederum übernimmt, wenn die anderen Personen bereit sind sich darauf einzulassen. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl ergibt sich aus Verantwortung zueinander. Die Überwindung seiner Ängste und Zweifel gehören dazu und da ist es gut den Gedanken an die Folgen mit Gleichgültigkeit zu begegnen. Denn alles, was passieren kann, ist eine aufregende Zeit, in der man wahrscheinlich weniger Einsamkeit oder Langeweile spüren wird.
Letztlich entspricht schon der Trost einem Gefühl der Zusammengehörigkeit, dass jeder Mensch in seinem Leben viele Phasen der Einsamkeit spürt, egal ob durch Krankheit, seinen Charakter oder seine Umgebung.
Kommunikation in unserer Gesellschaft:
Jeder muss seinen eigenen Sinn finden. Aber der sollte nicht allein darin liegen, andere übertrumpfen zu wollen. Denn jeder ist gut auf seinem Gebiet und intelligent, sonst wäre er nicht Mensch. Besser ist es sich selbst und vorangegangene eigene Leistungen zu übertrumpfen, sich also selbst als seinen größten Konkurrenten zu betrachten. Die Gemeinschaft ist wichtig und die gegenseitige Akzeptanz. Dann begreift man sich auch als Teil eines Ganzen, auch wenn man sich selbst gerne als wichtigerer Teil sieht. Doch wenn man intensiver mit Menschen zu tun hat, merkt man wieder, dass sie wichtige Aufgaben erledigen, ohne die wir überhaupt nicht existieren und auf unsere Weise denken könnten. Die Kommunikation zu ihnen ist nur durch die automatisierten und anonymisierten Vorgänge in unserer Gesellschaft oftmals verloren gegangen.
Der Mensch geht heute mit anderen um, als sei ihm nicht klar, dass der Umgang mit anderen ständiger Feinfühligkeit und Dickhäutigkeit bedarf. Wer in die Welt geht und sich mit anderen auseinandersetzt, muss sich bewusst machen, dass nicht alles glatt läuft, dass ein Miteinander und eine Kooperation nicht vorprogrammiert sind, nur weil in dieser perfektionierten Welt es so erwartet wird bzw. auch oft so läuft, sondern dass man sich diese immer erarbeiten muss. Oft geht das jedoch heute leichter als früher, durch erprobte Verhaltensweisen.
Bsp.: Wer zum ersten Mal Auto fährt wird mit einer Rüge wegen eines Fehlers eher klar kommen (weil er es leichter einsieht) als jemand, der schon Jahre lange fährt und keinen Unfall hatte. Trotzdem ist man als Mitfahrer dem Fahrer jedes Mal innerlich dankbar, dass alles glatt gelaufen ist, falls alles glatt gelaufen ist. Der Zwischenfall ist nicht eingetreten. Wäre es aber der Fall gewesen, dann hätte man bestimmt nicht kühl und nüchtern reagiert, sondern energisch protestiert und seine langjährige Erfahrung eingebracht. Wahrscheinlich wäre unsachlich diskutiert worden.
Globalisierung ist auch Vereinsamung. Denn mit der zunehmenden Masse geht der Einzelne verloren. Die kommunikativen Möglichkeiten bilden dabei die zentrale Verbindung zwischen den Menschen und sind daher der Grund, dass kleinere Gruppen nicht länger klein bleiben und in das große Ganze der Menschheit integriert werden. Kleine Gruppen sind aber notwendig für den Aufbau von Vertrauen, Nähe, Verständnis und Intimität. Zu viele Menschen um einen herum verwässern diese Privatsphäre. Menschenrechte sind das einzige, was tatsächlich globalisiert werden darf und muss.
Die Menschen wachsen mehr zusammen, haben aber weniger miteinander zu tun, müssen sich aber immer schneller und immer wieder auf ganz neue, emotionale Situationen einstellen. Das stumpft irgendwann ab, weil man ein zu großes Feld überblicken muss und das Wissen sowie die Bewusstseinszustände und Sichtweisen aller Kulturen kennen und wechseln können muss, um diese Nachrichten zu verstehen. Das hält niemand permanent aus. Verschiedene Kulturen zusammen zu bringen kann durch unterschiedliche Wertevorstellungen kaum gelingen, vor allem wenn man keine der Kulturen zwingen will.
Nur im Umgang mit anderen Kulturen, z.B. im Ausland oder bei internationalen Zusammenkünften kann ein gemeinsamer Konsens aus „humanen“ Regeln erfunden werden (z.B. Verzicht auf Blutrache). Andernfalls und selbst dadurch wird mit zunehmender Zeit jeder in den Genuss der gemeinsamen, humanitären Werte kommen wollen und unterschiedliche Kulturen werden verschwinden, wenn auch zugunsten der besseren, gemeinsamen Kultur. Zusätzlich besteht durch die langsam wegfallenden Nationen und damit des Zusammengehörigkeitsgefühls die Gefahr eines erneut aufflammenden Rassismus, da die Rassenmerkmale unterbewusst wieder die Funktion der Abgrenzung und Eingrenzung eines überschaubaren Volkes liefern.
Wie es vor der kurzen Zeit der kulturellen Blüte des 20. Jahrhunderts einmal war, beginnt wieder der Einzelne durch die Globalisierung immer weniger zu zählen, obwohl der Individualismus immer mehr gefördert wird. Dagegen steht allerdings weniger die Herkunft und die Nationen- / Volkgemeinschaft, sondern eher die Leistung, die erbracht wird. So zählt eine Gruppe, Nation oder manchmal sogar nur ein einziger Mensch mehr als ganze Völker ohne großen Fortschritt.
Wir versuchen entweder uns der Welt anzupassen und mitzumachen oder uns von ihr zu distanzieren. Sie ist zu groß geworden, als dass ein Einzelner oder eine kleine Gruppe überzeugter Anhänger noch etwas grundlegend ändern könnte und sie entwickelt sich so weiter, wie die Anpassung der Mehrheit die Art und Weise bestimmt. Früher war es die Tradition, die ein Andersdenken verhinderte. Heute ist es das Trachten nach Verbesserung der (eigenen) Lebensumstände und die Vielfalt der Denkweisen ohne starke Hauptrichtung. Dies lässt jedoch keine Gegenargumentation für das Individuum zu, das sich diesem Ziel verschrieben hat.
Durch die stete Anpassung aber, an die wir uns ebenso versuchen anzupassen, ist die Entwicklung der Zivilisation nahezu unaufhaltbar geworden. Lediglich ein gemeinsamer Feind, der alle Menschen bedroht, egal ob sie arm oder reich sind oder wie sie denken und aussehen, kann die Zivilisationsentwicklung so lange stoppen, solange auch jeder, der an diesen Entscheidungen beteiligt ist, die Bedrohung erkennt.
Man kann sich in kleine Kommunen abspalten und nahezu absoluten Kommunismus und Toleranz leben, das Ideal menschlicher Vorstellung von Gesellschaft. Aber Toleranz ist anfällig und wenn jeder denken darf, wie er will, werden sich einige für die Bequemlichkeit und den Fortschritt entscheiden. Solche Arten der Verbesserung sind grundsätzlich nicht schlecht, aber die negativen Seiten an ihr und ihre späteren Auswirkungen zu erkennen wird umso schwieriger, je komplexer und globaler unsere Umwelt wird.
Diese Toleranz allem gegenüber und die Bereitschaft zur Konfliktlösung ist schwächer als Gewalt und wird ihr unterliegen, wenn sich eine bestimmte Minderheitengröße gegenüber der Hauptmasse mit Hilfe der Gewalt erhebt. Das ist das Problem der Demokratie.
Mediengewalt in unserer Gesellschaft:
Ein Problem der Unsicherheit von Information und Wissen unserer Zeit ist die Fülle an Daten und der kaskadenartige Aufbau von Wissenserweiterung. Zuerst erfahren wir, was wir direkt aus unserer Umwelt beobachten und bauen uns damit ein Bewusstsein auf, das direkt an der Umwelt orientiert ist. Später lernen wir dann in der Schule, was Entdecker und Ahnen gelernt haben und können diese Fakten schon nicht mehr sicher überprüfen. Aus Medien und der Literatur entnehmen wir dann im Anschluss sogar oft nur noch Berichte von Journalisten, die selbst ihre Informationen nur aus anderen Quellen beziehen und je mehr dieser Stufen sich anschließen und andere Menschen sie weiter benutzen, umso unsicherer wird unsere Informationslage und umso anfälliger werden wir für Betrug, Irritierungen und Angst vor Fehlinformation und das Vertrauen sinkt. Außerdem stehen sich bald verschiedene Quellen gegenüber, deren Autoren unterschiedliche Beobachtungen oder sogar nur Annahmen gemacht haben.
Bsp.: Klimawandel:
Jeder macht bestimmte Beobachtungen über das Wetter. Vielen fällt dabei scheinbar eine Veränderung auf, z.B. dass die Sommer früher heißer und die Winter kälter waren, oder die Ernte früher und der Blattaustrieb später stattfand. Objektive Klimadaten der letzten hundert Jahre zeige nun, dass es tatsächlich eine Erwärmung um einige Grad im Mittel gibt. Das heißt aber auch, dass es in manchen Gebieten stärker, in anderen weniger stark schwankt oder wärmer bzw. kälter ist. Wenn die Skala großräumiger betrachtet wird, gab es in den letzten Jahrhunderten immer stärkere Schwankungen, wie die kleine Eiszeit im 17.-18. Jhdt., Jahrhunderte lange Dürreperioden einige Tausend Jahre vor Christus, verschiedene Eiszeiten in den letzten tausenden bis hunderttausenden Jahren und bis zu den Polen reichende, tropische Jahrmillionen zu Zeiten der Dinosaurierära.
Informationen und Dienstleistungen verkaufen sich mittlerweile schon besser als Produziertes bzw. mit Informationen (und deren Datenverarbeitung) und Wissen kann man nun direkt Geld verdienen. Man erkennt es an der reichhaltigen Medienwelt und der Macht, die die Medien mittlerweile ausüben und dem Ausbau wissenschaftlicher Institute sowie Patente, die mengenmäßig explodieren.
Zwar kann man Ereignisse nicht ungeschehen werden lassen, aber man kann ihre Bewertung unter den Menschen manipulieren. So beurteilen sie zwar selbst ein Ereignis von dem sie gehört haben, aber vor allem bereits vorgefiltert aufgrund der Informationen, die ihnen vorliegen und der Erklärungen, die ihnen gegeben werden. Korreliert diese Erklärung mit ihrer eigenen Auffassung von Logik und dem Geschehen der Welt, dann glauben sie es absolut. Haben sie nur keine bessere Antwort, so stehen sie zumindest auf der Seite dieser Erklärung. Diese Beobachtung machen sich alle Arten moderner Medien, Wirtschaft und Politik zunutze, wo es eigentlich allein die Wissenschaft sein müsste.
Die Menschen lebten vor Jahrhunderten bescheidener und unwissender: Sie hatten im Gegensatz zu heute nicht so viel Wissen. Zwar hatten sie nicht weniger, sondern eher schlimmere Probleme wie relativ unvorhergesehene Kriege, Dürren, Existenznöte. Aber diese Probleme traten plötzlich und ohne Vorankündigung ein, wodurch man sich nur mit ihnen befassen musste, wenn es auch tatsächlich dazu kam. Heute sind die Leute informiert, aber nicht informiert genug um Zusammenhänge wirklich zu verstehen, das Leben und wirkliche Gefahren abschätzen zu können und leben daher in ständiger Angst vor einem ungewissen Fortbestehen der gesamten Gesellschaft (durch Terroranschläge, Wirtschaftskrisen, Verschwörungstheorien, Skandale, Naturkatastrophen, etc.), wohingegen früher vor allem das Fortbestehen der Familie im Vordergrund stand und gefährdet war. Die Angst hat sich globalisiert.
Weisheiten und Erfahrungen sind heute hinfällig, wo sich ständig nahezu alle Bezugspunkte zu ändern scheinen, Meinungen in den Raum geworfen werden, die kaum auf Wahrheitsgehalt überprüft werden können und nahezu jeder Experte für alles ist. Die anhaltende Änderung besteht in allen Bereichen des Lebens (politische Reformen und Gegengesetze, Sektengründungen und -verbote, vermarktete Technikrevolutionen, Modeerscheinungen, Lebensinhalte und Weltanschauungen, etc.).
Besonders das Internet trägt zu einer Aushöhlung und Vereinsamung, vor allem aber Orientierungslosigkeit der vieler Menschen bei, die sich in der Informationsflut, dem freiheitlichen Überangebot von Wissen und Neuigkeiten zeigt. Wo man früher noch dafür oder dagegen sein konnte, ist heute keine klare Richtung mehr zu sehen, geschweige denn einzuschlagen, weil alle für alles und gegen alles sind und keiner Strömung mehr zuzuordnen sind. Das verlangt einen mündigen Menschen mit einem Selbstbewusstsein (einer konkreten Selbstvorstellung) und Disziplin. Von denen gibt es noch zu wenige. Facebook entwickelt sich auf diese Weise zu einer modernen Sekte, die es geschafft hat fast alle Menschen in ihren Bann zu ziehen, weil sie deren Bedürfnisse erkannt hat und bedient (Bedürfnis nach Mitteilung, Bedürfnis dazu zugehören bzw. nicht ausgeschlossen zu werden).
Internet bedeutet aber nicht nur die Bedeutungslosigkeit der Leistungen des Einzelnen wegen der ständigen Nachrichtenflut und Austauschbarkeit. Vielmehr bietet es auch die Chance von einseitigen Medien wie Fernsehen und Radio wegzukommen und durch Interaktion von Sender und Empfänger die tatsächlichen Geschehnisse zu beleuchten und die Berichterstattung zu hinterfragen. Die Autorität jedes Einzelnen verliert sich in den Weiten des Cyberspace und schafft eine erstaunliche Gleichheit. Das Internet spiegelt die permanent wachsende und veränderliche Kristallisation des Bewusstseinsstandes der Menschheit wider.
Konsumverhalten und Verstädterung:
Da Klassengesellschaften und Ansichten weggefallen sind, will jeder alles erreichen (was auch andere erreicht haben bzw. was nicht notwendig für sie ist). Dadurch kommt es zu Verschwendung und Ressourcenvergeudung, wie auch zur Unzufriedenheit, weil man gar nicht alles nutzen kann, was einem offen steht, sondern auswählen muss, was zu einem passt.
Es wird vorgegaukelt man bräuchte etwas (Bedarf wird künstlich erzeugt), um besser leben zu können und glücklich zu werden. Besitz verspricht das, hält es jedoch nicht. Denn vieles kann man gar nicht nutzen. Gemeinsame Instrumente und Werkzeuge würden (nach realem Bedarf an Menge produziert und ständig auf Aktualität verglichen) oft völlig ausreichen. Stattdessen brauchen die Menschen einen Sinn, eine Bedeutung, eine Beschäftigung und Verständnis. Der Sinn wird durch Mehrproduktion und daher benötigten Mehrkonsum (durch Werbung) versucht zu erreichen, doch wiederum der Bevölkerung aufgelastet. Eine Vermutung ist daher, dass es zu viele Menschen gibt, so dass Rohstoffe und Arbeit nicht reichen. Andererseits ersticken Menschen in Arbeit, verursacht durch Einsparungen, letztlich daher aus Profitgier und zügelloser Kapitalwirtschaft, teils gesetzloser, regelloser Unvernunft, Alleinherrschaft des Monopols und Überbewertung des Geldes / Besitzes gegenüber der Gemeinschaft. Dummerweise kommt die Entwicklung am besten voran, wenn sie dem Wettbewerb des Absatzes ausgeliefert ist. Daher bräuchte es andere Motivations- und Belohnungssysteme, um diesen Vorteil der Entwicklung dennoch beizubehalten.
Es vollzieht sich eine Einsamkeit und eine Entfremdung unseren nächsten gegenüber. Die Verstädterung der Menschen hat Anteil daran und sie geht einher mit dem Konsumrausch und der Welt, die aufgebaut wird, um allen den Traum vom absoluten Glück zu zeigen, den sie erreichen können, wenn sie nur alles kaufen, was es gibt; mit der Scheinwelt, in die alle Einblick haben und von der alle denken, dass die anderen sie schon erreicht haben, weil sie nur dahinein schauen, statt neben sich; mit den Vergleichen, die man zieht, wenn man sieht, was man alles noch erreichen muss und was andere schon erreicht haben und dem Getue anderen gegenüber, die noch nicht erreicht haben, was man selbst für sich gepachtet zu haben glaubt: und die Verstädterung geht einher mit dem gegenseitigen Betrügen, um sich zu profilieren und zu glauben etwas zu erreichen, was man nicht erreichen kann.
Die Rast- und Ruhelosigkeit, die man heute im Zeitalter der Globalisierung empfindet beruht auf der eigentlichen Möglichkeit des Reisens. Wenn man überall hin reisen kann fühlt man sich irgendwann in der unabdingbaren Beklemmnis es auch zu müssen, um nichts zu verpassen. Aus den Träumen und Märchen ferner Länder aus Kindertagen wird Hetzerei das selbst einmal zu erleben, besonders da es (in Deutschland) immer einen Bekannten gibt, der schon einmal dort war. Daraus entsteht dann Tourismus als Konsum, statt dem Erleben einer anderen Kultur und anderen Denkweisen um seinen Horizont zu erweitern. Das zeigt sich im eindimensionalen Erleben, wenn man die scheinbare Friedlichkeit eines Landstriches sieht und wünscht auch so friedlich leben zu können. Ist man dann wieder zu Hause, will man zum nächsten Ort, um nicht ansehen zu müssen, wie andere von Erlebnissen berichten, die man selbst noch nicht kennt und viele lassen sich von dem Gruppenzwang dann mittragen und verreisen erneut, vielleicht noch weiter weg. Reisen wird zum Wettbewerb und damit zum Tourismus.
Wie kann man diesem Irrsinn entkommen? Im Grunde nur dadurch, dass man sich ein Fleckchen Land sucht, das abgeschnitten von dieser flüchtigen Welt die Behäbigkeit der Natur offenbart und keine Medien einem einen Traum einreden können. Schon durch Händler wurden seinerzeit die Menschen neugierig auf ihre Nachbarn, ließen sich gerne von ihnen erzählen und erfanden so den Traum vom Reisen. Doch schon sobald mehrere Menschen z.B. in einem Dorf zusammen wohnen, lebt man mit dem Gedanken der Flüchtigkeit, der diese ganze, beschriebene Empfindung erst ausmacht, da immer welche fortgehen (um zu studieren), sterben oder sich auch nur umorientieren, etwas anderes machen als man selbst. Die Möglichkeit zur Individualität erst verursacht so Neid, aber auch die Ruhelosigkeit, weil man sich ständig mit anderen vergleicht.
Es wird den Menschen nicht mehr gezeigt, was sie selbst wollen und damit auch schaffen können, sondern was sie sollen, um einem irrationalen, aufgebauten Ziel hinterher zu jagen, das zu erreichen genauso sinnlos wie unendlich ist. Das alles macht die Hoffnungslosigkeit unserer Zeit trotz aller Neuerungen, verbessertem Wohlstand und medizinischer Versorgung aus. Kurioserweise sind genau diese Verbesserungen des modernen Lebens nur durch die stete Weiterentwicklung und den Entwicklungswahn zu uns gekommen. So wird das Leben verlängert, optimiert und vollgestopft, der Lebenslauf um Fertigkeiten erweitert, damit eine noch auslaugendere Arbeit mehr Erfolg und Anerkennung verspricht, die man durch die verminderte Kommunikation untereinander am Ende jedoch gar nicht mehr mitbekommt, stattdessen mehr Neid erfährt, nur um mehr zu erleben, das Leben genutzt und möglichst viel erreicht zu haben. Aber nur wenige haben tatsächlich dieses Bedürfnis von Natur aus. Genau diese sind aber auch nie zufrieden. Nun folgen wir alle diesen Menschen im Geist. Denn nie zufrieden zu sein bedeutet immer weiter zu suchen, zu entwickeln, zu verbessern und dafür Lebensfreude zu vernachlässigen. Biologisch gesehen bewegen wir uns mit diesem Denken also genau auf der Schiene der Evolution weiter, obwohl wir dachten, uns von ihr lösen, ja unsere Entwicklung in die eigene Hand nehmen zu können. Dabei ist die Fähigkeit Lebensfreude zu empfinden die eigentliche Abspaltung von der Evolution, da sie keine direkte Aufgabe zur Fortpflanzung oder dem Arterhalt hat.
Der Kapitalismus ist also eine Folge der evolutionären Entwicklung des Menschen und seines Geistes und zugleich dessen Begründung. Wir leben heute in einer gewählten Diktatur.
Die Stadien, Fernsehstudios, Banken und Labors sind die Kathedralen der Neuzeit und die Fußballer und Filmstars die Krieger dieses Glaubens geworden, nicht zuletzt des versteckten bzw. heimlichen Gottes oder Erzengels: des Geldes. So kann die Dreifaltigkeit der Gewaltenteilung in der modernen Welt im Verfassung-Unser bekannt werden: Wirtschaft, Wissenschaft, Medien, die die Regierung regieren und den Staat selbst ausmachen.
Aber es ist nicht nur die Masse der Bevölkerung, in der der Einzelne untergeht. Die Menschen sind zu individuell und fühlen sich untereinander dadurch zu fremd. Mode und Interessen sind sich zwar ähnlich und danach finden sich auch die Menschen zusammen, aber untereinander in der Masse der Großstadt geht man unter, besonders als Experte einer bestimmten Berufsrichtung, da man sich kaum mit anderen über den größten Teil seines Lebens austauschen kann und sich dadurch einsam fühlt, denn kaum jemand kann mitreden oder die Probleme verstehen, die man im Beruf hat. Das ist der Nachteil der Spezialisierung.
Die Menschen des Dorfes sind abgeschnitten und separiert von der großen Welt. Sie entwickeln ihre eigenen Ansichten, Riten und schaffen sich eine kleine Sicht ohne große Zusammenhänge. Die Menschen großer Städte sind abgehoben oder so voneinander isoliert und in kleinen Grüppchen vernetzt, dass sie ebenfalls nur kleine Ausschnitte sehen und glauben den Überblick zu haben. Viele verlieren sich dagegen auch in einzelnen Ideen. Im Gegensatz zum geringen Ideenangebot des Dorfes herrscht in der Stadt dagegen eine Fülle von unterschiedlichen Ansichten und das Problem der Auswahl, wodurch es bei vielen zum Konsumverhalten kommt und alles ein wenig probiert wird oder zur extremen Verlagerung auf ein Spezialgebiet. Der Ehrgeiz und die Suche nach Erfolg zieht die Menschen in die Großstädte und lässt sie daraus wieder flüchten (z.B. in die Vorstädte), wenn sie die Einsamkeit, die Hektik und dem Bedürfnis der aktuellen Mode anzugehören durch die ständige Erfolgssuche leid sind. Die Struktur der Großstadt weist so gewisse Ähnlichkeiten mit dem Internet auf, das ebenso diese Attribute der Einsamkeit, Hektik, Modeangehörigkeit und dadurch resultierenden Oberflächlichkeit beinhaltet.
Doch wer sieht dann wirklich klar? Sind es eventuell die Menschen kleiner Städte, sind es die wenigen Dörfler mit klarem Verstand und offener Toleranz für neue Ideen oder die wenigen Städter mit Sinn für Tradition und überlieferten Werten? Die Antwort liegt letztlich in der Ausbildung des Verstandes und das kann nur durch systematische Bildung passieren. Mit höherem Bildungsstand wächst also die Wahrscheinlichkeit von zusammenhängendem Denken und logischen Schlüssen.
Der Konflikt der Frühzeit war Überleben gegen Tradition. Der Konflikt der Moderne ist Leistung (Entwicklung, Verbesserung) gegen ein glückliches Leben.
Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft:
Die Gesellschaft gibt sich so ungerecht und die Menschen so missverstehend wie unverstehend, weil sich die Menschen nicht (mehr) in andere hineindenken können – oder nur zu ihrem eigenen Vorteil. Sie lernen es erst spät im Leben. Die Konflikte stellen sich jedoch schon vorher ein. Das erste, was sie begreifen wenn sie mit fünf bis sieben Jahren das „Einfühlen“ lernen, ist das Lügen, also ihren eigenen Vorteil zu ziehen. Erst spät - wenn überhaupt - sehen sie, dass andere es genauso machen und selten lernen sie daraus, ihnen wohlwollend gegenüber zu treten. Um bis dahin dennoch gut leben zu können, müssen sie den Älteren und Weiseren „glauben“ und sich selbst zurücknehmen um wiederum von der Gemeinschaft zu profitieren. Dieses Prinzip des Einzahlens, was man hat, um etwas zurück zu bekommen, wenn man es braucht, macht eine intelligente, menschliche Gesellschaft erst aus. Leider ist es oft nur noch den Kirchen bekannt und wird auf Kosten vorangegangener Tage im Raubbau zurückentwickelt, weil die Menschen dessen Sinn nicht (mehr) verstehen.
Vergleich: Die Kinder zerstören das Lebenswerk der Eltern, weil es ihnen im Weg steht und sie merken erst als alte Menschen, wie leicht sie es damit gehabt hätten oder wie dringend sie es bräuchten.
Ein Mensch darf nicht mehr Mensch sein, sondern muss einer Maschine gleich funktionieren, perfektioniert arbeiten, wenn es auch manchmal nur noch unter Drogen geht. Durch immer perfektere Technik und Abläufe (durch Spezialisierung) müssen wir auch immer präziser denken und uns konzentrieren und arbeiten. Dadurch verschwindet jedoch die Leichtigkeit im Leben und wir müssen uns schon über kleine Fehler stark aufregen. Je mehr man andererseits Mensch ist und Emotionen zeigt (wenn sie nicht gerade ausdrücklich gefordert sind), umso mehr verliert man heute und in der Gesellschaft der Zivilisation, denn allein Leistung zählt. Der Preis der Zivilisation, der Abfall vom Gesetz des Stärkeren geht einher mit einer neuen Ungerechtigkeit: dem Verlust der Akzeptanz von Menschlichkeit, der Verkünstelung, der Verbergung der eigentlichen Persönlichkeit und damit eine Verleumdung und permanente Lüge, die keiner mehr durchschaut oder entwirren kann. Zivilisation und Leben nach künstlichen Gesetzen, also Regeln, die in jeder Kultur anders lauten, obwohl das Gesetz der Persönlichkeit der Menschen stets gleich ist, muss zwangsläufig in solcher Verzweiflung und im Identitätsverlust münden. Zu viele Vorbilder werden gezeigt, denen man nachfolgen muss, um „anständig“ zu leben, denen man aber nicht nachfolgen kann, weil die Persönlichkeit nun einmal individuell ist und nicht so, wie die eines anderen. Die richtige, eigene Mischung zwischen den Vorbildern ist nahezu unmöglich zu erreichen. Dafür kennt man zu wenige Menschen um seiner eigenen Persönlichkeit gerecht zu werden und durchschaut sich und die Welt zu wenig, um von den richtigen Vorbildern auch genau seine wichtigen Eigenschaften und Verhaltensmuster zu übernehmen. Und dafür zweifelt man zu sehr an der Richtigkeit in jeder neuen Situation, in der man es hätte anders machen können, nach anderen Vorbildern, die hier besser agiert hätten. Der Kampf um die Wahrheit und die eigene Findung ist somit aussichtslos geworden, wenn man sich mit der Zivilisation tatsächlich (vollkommen) einlassen will. Natürliche und eigene Menschlichkeit zu bewahren ist daher so schwierig wie wichtig und nahezu unmöglich, wenn man mit anderen geordnet leben will.
Naturethische Vernunft der Entwicklung in der Moderne:
„Vernünftige“ Momente sind Momente, in denen man objektiv und nicht allein aus seiner Sicht nur für sich allein denkt, sondern für das Wohl der Umgebung. Doch niemand kann immer vernünftig sein, denn dann löst er sich als Individuum auf und hat keinen Zweck mehr als eigenständiger Mensch zu bestehen, der Wünsche und Ziele hat. Selbst der Wunsch, dass alles objektiver und vernünftiger wird ist Ausdruck von individueller Unvernunft. Denn der Natur selbst, also der Umgebung an sich, ist es gleichgültig was passiert. Sie nimmt alles hin. Dass wir sie retten, beschützen oder auch zerstören wollen ist allein Ausdruck heutiger, menschlicher Sichtweisen und Moral und nicht unbedingt objektiv vernünftig und birgt auch viele Fehler, gerade weil wir glauben etwas besser zu machen als Menschen zuvor, die nicht darüber nachdachten und nach ihren „natürlichen“ Bedürfnissen lebten, wenngleich es uns widernatürlich vorkommt.
Erst die Kultur und Geistesarbeit zusammen mit der Kunst hat die Vernunft und diejenige Schärfe des Verstandes hervorgebracht wie wir sie heute kennen, so dass schon die Kinder in Gesellschaften mit diesen Lehrinhalten den Menschen anderer Regionen weit voraus sind – bezogen auf die Entwicklungsstufe der Zivilisation, nicht auf die Glücklichkeit oder viele andere beschreibenden Zustände der Lebensqualität.
Mancheiner ist nun hin und her gerissen zwischen dem Versuch sich an die Gesellschaft anzupassen und dem Versuch die Natürlichkeit zu erkennen und zurück zu gewinnen. Beides wäre vernünftig in Anbetracht der objektiven Anerkennung beider Lebensformen. Denn egal wie man sich entscheidet, verliert man etwas oder jemanden, der auf der anderen Seite steht. Viele versuchen daher in Träumen und Visionen beide Formen zu vereinen, was jedoch am zu geringen Fassungsvermögen des einzelnen, menschlichen Verstandes scheitert und eine sinnvolle Vernetzung (die Höheres begreift) ist noch nicht erfunden und wird vielleicht auch nicht gefunden werden, wenn die Gesellschaft an weiterer Entwicklung gehindert wird. Es ist das allgegenwärtige Problem der Entscheidung zwischen den Polen, das sich hier zeigt und das Erreichen eines dieser Pole würde das Ende (der Menschen) bedeuten. Denn entweder entfremden wir uns unserer Umwelt völlig und zerstören sie letztlich, oder wir verlieren die Anpassung und werden von ihr im Evolutionsprozess zerstört. Zu schnelle und zu langsame Entwicklung bedeuten den Tod. Die Mitte und die Extrembereiche sind daher notwendigerweise zu erkennen und einzuhalten.
Bsp.: Vegetarische Strömungen:
Vegetarismus ist Diskriminierung des Genusses. Wie man gegen Homosexualität sein kann, kann man auch gegen das Essen von tierischen Produkten sein. Es ist eine Ideologie statt einer persönlichen Vorliebe, die einen Trieb anderer einschränkt und wenige, sinnvolle Gründe (wie die Massentierhaltung) zu einer esoterischen Lebenshaltung verklärt.
Die Frage was gegessen werden kann stellt sich nur denjenigen, die genügend zur Auswahl haben. So können sich überhaupt Trends wie Vegetarismus ausbilden. Gründe dafür und dagegen finden sich immer, denn jedes Nahrungsmittel hat Vor- und Nachteile und keines deckt den Nährstoffbedarf perfekt. Je nach Lebensregion finden sich unterschiedliche Ernährungsmöglichkeiten, wodurch man sich langfristig der Region anpassen muss statt weltweiten, kurzfristigen Trends, sofern die entsprechenden Trendprodukte nicht quer über den Planeten transportiert werden sollen. Durch den Vegetarismus aus moralischen Sichtweisen verleugnet der Mensch bspw. seine Natur, Entwicklung und Herkunft, so edel die Motive auch sein mögen. Doch auch die Moral hat zwei Extreme und eine goldene Mitte. Wir sind jedoch gerade noch dabei diese zu finden. Wie sich in der Geschichte der Menschen herausgestellt hat, werden wir in diesem Punkt allerdings kein Ende finden, da die Moral eine von uns selbst geschaffene Illusion ist, um die ebenfalls von uns geschaffene Zivilisation aufrecht zu erhalten. Paradoxerweise zerstört jedoch genau diese Zivilisation unsere eigene Umgebung, wodurch wir mit Hilfe der Moral und Ethik gegensteuern müssen.
Der moralische Wandel unserer Gesellschaft bringt auch eine Veränderung im Verhalten mit sich. Die Menschen sind fähig sich in ihre Umgebung einzufühlen. Dieses Einfühlungsvermögen hat sich in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten aber nicht nur auf die Mitmenschen erweitert und bspw. Unterschiede zwischen den Menschen einer biologischen Art immer weiter angeglichen, sondern sich auch auf die gesamte Umwelt mit Tieren, Pflanzen etc. ausgebreitet. Im Zuge ursprünglich religiöser und esoterischer Ansichten entwickelte sich so ein Verantwortungsgefühl für die gesamte Welt, in der der Mensch anfänglich nur ein Teil war und nun wiederum, jedoch nunmehr unvorhergesehen zu einem Gott erhöht wird, der sich selbst als Dämon sieht. Die Menschen kommen aus der Natur und erbauten sich eine neue Welt aus Stein, also einem Material das höchst unbelebt und kalt ist. Sie merken aber, dass diese Welt nicht natürlich ist und etwas damit nicht stimmt. Sie wollen daher wieder zurück zur Natur und finden nur dort noch Erfüllung. Sie versuchen also die optimale Synthese zu finden aus Beherrschung der Natur und dem Leben mit der Natur. Sie bauen Städte und idealisieren Formen, gerade Linien, ideale Kreise und flüchten davor dann wieder in die Natur um das zu suchen, woher sie stammen.
Doch er hat nur eine neue Rolle, derer er sich bewusst wird: die des dauerhaften Veränderers der Umwelt. Das kollektive Bewusstsein erwacht in solchen Situationen der Menschheitsgeschichte. Ursprünglich wollte der Mensch die Natur bezwingen und beherrschen. Den Planteten hat er erobert und unterworfen, muss nun aber erst noch mit ihm zurecht kommen. Sobald er sich als Teil dieser Entwicklung akzeptiert, die Natur nicht vollends beherrschen kann und einsieht, dass nachhaltige Kontrolle und Macht auch Verantwortung und Schutz bedeuten, ist er nach seinem Aufstieg zum Herrscher wieder bei der Natur angekommen, nur mit neuem Status und Bewusstsein. Nun beginnen wir unsere Ziele und Konzentration darauf zu richten die Umwelt weiter zu verstehen und ihre „Schäden“ wieder zu korrigieren
Wir sind aber trotz aller technischer Erfindungen noch immer in einer Überlebensphase auf diesem Planeten. Denn obwohl es so viele Menschen auf der Welt gibt, dass ein Aussterben äußerst unwahrscheinlich erscheint, ist unsere Gesellschaft noch nicht weit genug entwickelt, um uns eine stabile Lebensstruktur zu geben. Kriege und lebensbedrohliche Ungerechtigkeiten sind Anzeichen dafür. Unsere Kultur befindet sich verglichen mit unserer Natur noch im Entwicklungsstadium und verglichen mit der Millionen Jahre dauernden Entwicklung unseres Körpers muss sich unsere Wahrnehmung in Form des Geistes und der Zivilisation erst noch bewähren. Wir müssen erst noch lernen mit unserer eigenen Selbstständigkeit (des Geistes und gegenüber der Natur) und vor allem unserem eigenen Bewusstsein von und über uns selbst sowie über andere zu leben. Doch wie auch unser Körper sich entwickelt und einer Mode unterworfen ist (sei es die Mode der Evolution oder der Kultur), so muss auch unsere Gesellschaftsstruktur wandelbar und anpassungsfähig bleiben und darf nicht in allzu starre Vorgaben verfallen oder gar glauben, ausgelernt zu haben.
Änderung und Anpassung in der unserer Gesellschaft:
Die Technik soll das Leben erleichtern und es immer einfacher werden lassen. Dabei geht die Denkweise meist nur in eine andere Richtung, von der man glaubt, sie sei einfacher und freier (mit weniger Einschränkungen). Ebenso passiert es mit verschiedenen Philosophien und Weltanschauungen.
Regeln und Vorschriften sind die einzige Möglichkeit eine gemeinsame Vorstellung von richtig und falsch zu verbreiten und sich in einer stets wandelnden Welt zu orientieren. Das setzt natürlich voraus, dass sich auch die Regeln ändern, was jedoch wieder die Verwirrung steigert und der Wunsch nach Beständigkeit wächst.
Warum scheut man sich so derart davor sich zu ändern und alte Gewohnheiten aufzugeben um etwas besser zu machen? Man kennt dieses Neue nicht und will lieber etwas unterstützen, das einem selber nützt. Bevor man jedoch stark sein kann und sich für seine Überzeugungen stark machen kann, muss man diese Überzeugungen auch wirklich vertreten können. Zweifel gibt es immer, entgegen den großen Geschichten vom Kampf des Guten gegen das Böse, denn diese Unterteilung ist imaginär und geschaffen um zu überzeugen. Wer jedoch zweifelt erkennt den Schwindel und sieht relativer statt radikal. Unsere Welt entwickelt sich vom Radikalen und Absoluten (wo klare Entscheidungen zählten, wie Flucht oder Angriff) zum Relativen und zum Kompromiss (wo viele Meinungen einfließen) um die Komplexität und das zunehmende Wissen zu einer höheren Weisheit zusammenzufassen. Das ist nicht einfach, weil ein Einzelner das nicht mehr überblicken kann. Dafür braucht es den Zusammenschluss verschiedener Lehrmeinungen und Spezialisten. Nur durch so einen externen Verstand können allumfassende Probleme gelöst werden, ohne dass sich Menschen Jahrzehnte lang in die Materie einarbeiten müssen, wie es in der Naturwissenschaft derzeit gerade noch möglich ist, aber auch schon bald nicht mehr ausreichen wird und in der Kulturwissenschaft schon nicht mehr funktioniert (z.B. den ökonomischen Markt oder eine Gesellschaftsentwicklung zu beschreiben). Das größere Problem wird jedoch sein, diese Schlussfolgerung als Lösung zu akzeptieren, wenn man sie nicht mehr verstehen kann, sondern höchstens noch den Erfolg gegenüber anderen Lösungen sieht. Diese Lösungen dürfen aber nicht das ursprüngliche Leben der Menschen beeinflussen oder ihre angeborenen Bedürfnisse, sondern höchstens die Lebensumstände (z.B. die weitere Entwicklung, die Gesellschaftsform oder Moral), also dem, was die jeweilige Kultur ausmacht.
Denn was ist überhaupt noch sinnvoll zu tun, wenn alle anderen scheinbar auch alles können – und das auch noch besser? Den altbewährten Zielen zu folgen kann den Sinn zurückgeben: also eine feste Aufgabe zu bearbeiten, möglichst dafür bezahlt zu werden und damit der Gemeinschaft zu dienen (allgemein als Beruf bezeichnet), die Familienbeziehungen zu pflegen und eine Familie zu gründen, sich eigene Träume und Ziele zu erschaffen, gut zu prüfen und dann zu verwirklichen. Alles andere sind die Ziele der anderen und für einen selbst nicht relevant. Wenn die Anpassung nichts Sinnvolles erbrachte und wenn du ohnehin von niemandem akzeptiert wirst, kannst du auch so bleiben, wie du bist.
Niemand kann definitive Aussagen über die Zukunft anstellen, seien es Wirtschaftsprognosen oder Modelle über den Klimawandel. Alle Annahmen beruhen auf ausschnitthaften Daten der Vergangenheit. Aber die Zukunft zu kennen reizt die Menschen, da sie glauben, dadurch mehr Kontrolle über ihr Leben zu erhalten, Fehler zu vermeiden, Vorteile gegenüber anderen zu erringen und Glück zu erfahren. Aber gerade in der Ungewissheit liegt die Herausforderung und das Glück. Alles bereits Bekannte zu durchleben ist so unschön wie man es vielleicht aus bereits bekannten Erlebnissen und Gefühlen kennt, die man schon einmal erlebt hat und deswegen voraussagen kann. Sie sind nicht mehr so spannend wie unmittelbar und überrascht erlebt zu werden.
Genetisch und erscheinungsmäßig kann nicht von den Eltern auf die Kinder geschlossen werden (was es für welche werden), aber man kann von den Kindern auf die Eltern schließen: Die Zukunft bleibt unbekannt, nur die Vergangenheit kann erschlossen werden.
Wir können die Zukunft bis auf eine bestimmte Distanz aus den uns bekannten Parametern der Wirkungsweise der Welt durch (intuitive) Berechnung ihrer Wahrscheinlichkeiten sehen. Diese Vorhersage wird umso ungenauer, je ferner von der Gegenwart wir diese Aussage treffen und je weniger der Parameter der Welt und ihrer Wechselwirkungen mit ihr wir kennen.
Man kann die Gegenwart immer nur anhand der Zukunft und der Vergangenheit einordnen und damit vergleichend bestimmen. Die Gegenwart ist das (augenblickliche) Bewusstsein und das kann sich selbst nicht beobachten, sondern immer nur vorhergehende Zustände bzw. es könnte nur durch andere Bewusstseinszustände erfasst werden. Indem wir die Zukunft selbst planen und gestalten, können wir zumindest diese, eine Möglichkeit der Zukunft sehen. Denn unsere Vorstellung von ihr wird dann eventuell Wirklichkeit.
Gesellschaftlich und auf dem Stand der Entwicklung leben Wissenschaftler bereits in der Zukunft, die Bevölkerung dagegen in der Vergangenheit und viele von ihnen werden nie in die Zukunft vordringen bzw. manche leben in Zukünften, die sogar der Wissenschaft voraus sind, die es aber nicht geben wird (z.B. weil sie von der Wissenschaft widerlegt werden). Verschiedene Zeitalter bestehen heute nebeneinander. Jeder muss sich aussuchen, in welcher Zukunft er leben will. Keiner kann mehr überall sein. Die Menschheit lebt gespalten in verschiedenen Welten und Zeiten. Wäre die Menschheit ein einzelnes Wesen, müsste man ihr eine Schizophrenie diagnostizieren.
Letztlich steht jetzt schon fest, dass die Menschheit mit ihren gesamten Errungenschaften irgendwann untergehen wird. Keine Kultur mit ihren Regeln kann der Natur und ihren Gesetzen widerstehen. Wenn nicht die Menschen sich selbst oder der Kollaps des Universums sie vernichtet, dann ist es irgendwann die Entropie, die alle Energie gleichmäßig im (expandierenden oder stagnierenden) Raum verteilt und jedes Leben als Energie und Disharmonie zwischen den Polen auslöscht. Das ist der von den Religionen als solches bezeichnete „Jüngste Tag“, „Harmagedon“, „Ragnarök“, „Götterdämmerung“, „Himmelsgericht“, „Nirwana“, usw.
Aussichten und Visionen (Beispiele):
Zwei Streitfaktoren der Zukunft werden Wasser und Energie sein. Denn es sind begrenzte Ressourcen, die man ökonomisch einteilen muss und die im Gegensatz zu Geld oder Kapital real begrenzt und nicht erweiterbar sind. Aber der Klimaschutz wird durch die Ressourcenknappheit immer mehr an Bedeutung gewinnen und die Identifizierung mit der Umwelt zur Moralvorstellung werden. Die Verbindung von Ökologie und Ökonomie (Ökosystemdienste) ist sogar wünschenswert um die Folgen eines Eingriffs in die Natur bewerten zu können.
Die Menschen werden sich immer mehr spezialisieren (müssen) und immer weniger einfache (noch heute alltägliche) Fähigkeiten beherrschen. Dies kommt jedoch nicht, weil das Gehirn zu wenig Lernkapazität hat, sondern die Menschen zu wenig Zeit haben und alle Fertigkeiten ständig trainiert werden müssen. Andernfalls bauen sie ab.
Jeder lernt dann nur noch eine Sprache (als Muttersprache, keine Fremdsprache) und ein Fachgebiet ins Detail genau, da es so viele Fachgebiete gibt, dass es nicht mehr anders geht, als jemanden von klein auf darin auszubilden und darauf vorzubereiten. Die Übersetzung z.B. von einer Sprache zur anderen übernehmen Dolmetscher, deren Fachgebiet eine „Fremdsprache“ ist. Eine Sprache eint die Welt, alle anderen sind bestenfalls Tradition oder Hobby, wodurch Fantasiesprachen in diesen Bereichen zunehmen könnten, die sich evtl. sogar aus ehemals realen Sprachen durch individuelle Abwandlung und fehlende Einheitlichkeit entwickeln.
Männer und Frauen gleichen sich immer mehr aneinander an, wollen kaum noch unterschiedlich sein. Die Rollenverteilung weicht immer weiter auf. Die verschiedenen Weltvorstellungen vom Verhalten, der Tätigkeit, den Wünschen und Träumen des jeweiligen Geschlechts verschwimmen mehr miteinander. Es gilt immer weniger als unmännlich „weiche“ Emotionen zu zeigen und weniger als unweiblich schwere Arbeiten oder Männersport zu treiben. Die Körperbehaarung wird auf ein Minimum reduziert und auch äußerlich werden sich die Männer durch längere Haare, glatte Haut, Parfüm und Körperschmuck, die Frauen mit Tattoos, kürzeren Haaren und Anzügen immer intersexueller.
Insgesamt zählt zunehmender die Ähnlichkeit statt Unterschiedlichkeit, auch unter den Menschen selbst, die für Regierung, Wirtschaft und Wissenschaft alle gleich sein sollen, um sich besser kategorisieren zu lassen und vorhersagbarer zu sein.
Der Kapitalismus wird herrschen, obwohl er normal nicht überleben könnte, weil Revolution die Unzufriedenheit brechen würde. Da jeder aber durch diktatorische Staatsorgane, die Wirtschaft, die Medien, Religion oder eine beruhigende bzw. ängstigende Gesellschaftsphilosophie sediert wird, stört es keinen mehr. Nur dass es keinen sehr interessiert, da die Menschen sich freiwillig in ihre eigene Welt zurückziehen werden und die zunehmenden Massen von Menschen (und damit auch der Dummheit) nicht anders zu steuern sind als über Geld.
Aufgrund der Meinungsvielfalt schleicht sich in den Kapitalismus langsam der Kommunismus. Denn jeder lebt in seiner eigenen (simulierten) Welt individuell, wie es im Biedermeier schon einmal war. Dadurch entsteht eine Gleichheit, wenn sie auch einsam ist. Nur Randgruppen lassen sich dadurch nicht beeindrucken und prägen das „reale“ Bild der Menschen weiter.
Krankheiten werden schon vor Geburt ausgeschaltet. Ein weiteres Risiko bleibt aber. Vieles was wir heute kennen wird heilbar, allerdings werden immer neue Krankheiten auftauchen.
Die Gentechnik ist nicht aufzuhalten, spätestens wenn erste Mafiageschäfte damit florieren werden Wissenschaftler entweder überlaufen oder den Kampf aufnehmen müssen.
Nahrung wird fast vollständig gezüchtet, wenn wir nicht sogar andere Wege des Stoffwechsels finden.
Mit Hilfe der virtuellen Computerwelten könnten sich Gewalttäter und Psychopathen (höchstmöglicher Realismus vorausgesetzt) kontrolliert ihrer Krankheit hingeben oder sogar therapiert werden ohne jemandem zu schaden – falls alle sonstigen, möglichen Therapien fehlschlugen. Das Problem für den Normalgebrauch ist die Unterscheidung von virtueller zu realer Welt. Sie müssten sicherheitshalber dauerhaft in der virtuellen Welt leben. Die „Matrix“ würde damit zur Strafe und auch zur Abschreckung. Irgendwann wird diese Matrix aber auch allgemein unumgänglich sein. Wenn alle Erfindungen gemacht wurden ist dies der einzige Ort, wo man seinem Forscherdrang noch einmal nachgehen kann.
Wenn erst die Neurotransmitterausschüttung im Gehirn kontrolliert und überwacht wird, ob nicht die erlaubte Konzentration überschritten und die Person natürlicherweise vom Glücksgefühl berauscht wird, dann ist die Menschheit unter die Maschinen gegangen, denn dann sind Glück und positive Gefühle planbar und das Leben hat allen Sinn verloren.
Die Zukunft hat also sowohl positive als auch negative Aspekte. Die positiven liegen vor allem in der wissenschaftlichen Erkenntnisfindung und der technischen Entwicklung, die Medizin, Alltag und Umwelt fördern. Die gesellschaftlichen Aspekte wie Kultur und Traditionen, Zusammenleben und gegenseitiger Umgang entwickeln sich dagegen nur langsam, u. a. auch dadurch, weil die Menschen darin ihre eigene Verantwortung und oftmals keinen Nutzen für sich selbst sehen und sich nicht gerne direkte Vorschriften machen lassen wollen, sich indirekt aber von den Entwicklung lenken lassen. Die Technik und Medizin lassen sie dagegen ihr Leben bestimmen, denn dadurch erkennen sie einen direkten, eigenen Vorteil.
Eine erste Definition von Kunst:
Kunst ist die Erkenntnisfähigkeit der Gesellschaft und über längere Zeit (im Hinblick auf das Bewusstsein der Menschheit) die Erkenntnis innerhalb der Geschichte der Menschen. Kunst ist die Geschichte der Zukunft und sie zeigt den Willen von Menschen sowie die Situation und das Lebensgefühl ihrer Zeit. So sind auch religiöse Vorstellungen in den einzelnen Kulturen Ausprägungen von Kunst und eventuell auch deren Ursprung.
Ein Unterschied zwischen Wissenschaft und Kunst ist die Zahl der Lösungsmöglichkeiten (Wissenschaft: eine; Kunst: unendlich). Eine Gemeinsamkeit ist dagegen die Zahl der Lösungswege.
Kunst kann man nicht erklären, sonst würde man sie Wissenschaft nennen. Sie ist einfach Ausdruck unserer Empfindungen.
Wissenschaft <-- --> Philosophie <-- --> Kunst
Die unbegrenzte Vorstellungskraft betrachtet alles als Kunst und damit wird Kunst durch einen gezielten Willen zum perfekten Gegenspieler der Natur als bloßer Ausdruck der Randbedingungen. Anders gesagt: Kunst ist alles, alles ist Kunst.
Kunstarten
Schriftstellerei, Musik und Film sind stringente Künste. Wogegen Malerei, Bildhauerei usw. statische Künste sind. Der Unterschied liegt vor allem darin, dass bei stringenten Künsten ein Anfang und ein Ende der Aufführung definierbar ist und das Bewusstsein des Empfängers dadurch angeleitet wird der Interpretation des Künstlers aktiv zu folgen bzw. der Künstler selbst kunstschaffend aktiv ist, während statische Künste dem Empfänger keine Vorgaben machen und passiv sind. Dadurch muss der Empfänger selbst entdecken und aktiv sein, übersieht auch so manches Detail, findet aber einen eigenen Weg und eine individuellere Interpretation.
Bsp.: Der Leser einer Geschichte bekommt durch jeden Satz eine Beschreibung der Geschehnisse, aber auch der Umgebung mitgeteilt. In der Verfilmung der Geschichte achtet er vor allem auf die Handlung und bekommt die Umgebung nur unterbewusst, zufällig und als Gesamtbild mit. Der Informationsgehalt der Verfilmung ist höher, da sie (heute) mehr Sinne anspricht und Ton, Bild und Vorstellung vereint. Die geschriebenen Worte lassen nur die Vorstellung zu, manchmal auch Bilder, allerdings dann nur zur Unterstützung der Vorstellungskraft. Gemalte Bilder bzw. Fotografien sind dagegen oft detailreich und verbergen wesentlich mehr Informationen als Worte normalerweise in der gleichen Zeit vermitteln, weil Worte allgemein anerkannte Vorstellungen symbolisieren und konkrete Gleichnisse präsentieren, während Bilder im Gegensatz dazu komplexe Situationen zeigen.
Kunstgliederung:
Aktiv:
- Momentan, einmalig / vergänglich, handwerklich (schaffend / arbeitend: z.B. Heilkunst, Barbier-/Friseurkunst, Kriegskunst, Bäcker / Koch, Parfümist)
- Momentan, einmalig / vergänglich, geistig (z.B. Live-Musik, Happenings, Theater, Feste, Konversationen, Körperbemalung)
Passiv:
- Momentan, aber beständig, fordernd, bewegt, (z.B. Schrift, Bücher, Film, abspielbare Musik)
- Permanent, beständig, statisch (z.B. Bilder, Statuen, Architektur, Tattoos)
…
Kitsch: leicht reproduzierbar
Kunst ist für den Augenblick. Zwar kann sie festgehalten (Tonträger, Bilder, Papier, Film, Erzählung, etc.), aber nur im Moment genossen werden. Sie muss erlebt und vom Beobachter erfasst und durchdacht werden, um eine Anwendung zu finden. Bloße Geschichte oder Klang im Raum machen noch keine Kunst. Erst das aufnehmende und interpretierende Publikum erfährt die Informationen als Kunst. Was an Kunst so begeistert, wenn sie unterhaltend wirkt ist die Möglichkeit seine Gedanken ganz diesem Thema widmen zu können und alles andere zu vergessen. Laufende Kunst wie Filme, Romane, Musik bedeuten auch einfach nur abzuschalten und einer Geschichte zu folgen, die ein festes Muster hat. Denn in der wirklichen Welt muss man sich immer neu ein Bild von der Umgebung machen und stets wachsam bleiben. Kunst ist meditativ. Wer für eine gezeigte Thematik empfänglich ist hat vorher schon damit zu tun gehabt, konnte meist aber nicht länger darüber nachdenken oder eigene Ansichten dazu reflektieren. Genau das holt die Kunst nach und aus der Vergessenheit hervor. Die kleinen Dinge werden somit groß präsentiert und zelebriert.
Kunst will Einzelsituationen abbilden und möglichst spezielle Emotionen und Gefühlslagen darstellen. Je mehr Menschen das anspricht, umso bekannter werden Kunst und Künstler, weil allgemeinere Situationen beschrieben werden, die viele Menschen kennen. Diese künstlerische Darstellung und die Gefühlslage werden damit mehr Menschen bewusst und gehen in das Gesamtbewusstsein der Menschheit ein. Genauso geschieht es auch mit bestimmten Bereichen der Wissenschaft, nur aus der objektiven Richtung heraus.
Kunst ist alles, was ein jeder Einzelne macht. Erst das Gesamtwerk vieler Menschen lässt daraus etwas Objektives wie Wissenschaft entstehen.
Ein einzelner Wissenschaftler wäre also nichts weiter als ein Künstler, der versucht möglich objektiv an einem wissenschaftlichen Thema (also einem objektiven Thema fern seiner eigenen Gefühlslagen) zu arbeiten.
Die ganze Tätigkeit, die in der Arbeit für einen tieferen Sinn und für die Fertigstellung eines Werkes steckt (so auch das Komponieren oder das Schreiben, die keine künstlerischen Ausführungen sind, sondern Kunst produzieren) wird dagegen in der tatsächlichen Kunst nur für den erlebenden Moment getan (Musiker/Sänger, Schauspieler, Aktivisten, Tänzer, etc.). Der Künstler bekommt also die Reaktion auf die Kunst aktiv mit und kann so selbst die Kunst nach dem Publikum ausrichten. Er hat noch Einfluss auf das Kunstwerk, während es als Kunst wahrgenommen wird und fungiert.
Der Vorteil von „zeitloser“, passiv-statischer, sich nicht verändernder Kunst ist, dass der Leser oder Betrachter die Geschwindigkeit und Dauer des Konsums selbst bestimmt und so mehr von dem Kunstwerk versteht als z.B. bei gesprochenen, vorgetragenen oder ablaufenden Werken.
Was geschrieben steht wird mehr als wirklich und Gesetz empfunden als etwas, das man persönlich über eine Stimme hört, denn die Stimme hat immer auch einen Ton, eine Melodie und damit eine Wertung, die bei der Schrift nicht mitschwingt. Daher scheint die Schrift nüchterner und sachlicher und damit vertrauenserweckend und unbedingter.
Gefühl (ansprechend / anregend) <-- --> Geist, Verstand (ansprechend / anregend)- Ausdruck (Ausdruckshilfe) - Inhalt (Eindruckshilfe)
Musik Malerei Schriftstellerei / Literatur
Sinn: - Akustik, Amygdala - Optik - Denken
- (Optik, Akustik (Hörbuch), Tasten (Blindenschrift))
Musik, Malerei, Schauspiel sind impressionsgebende Künste. Die Schrift aber erzeugt in jedem Leser / Betrachter ein eigenes, von ihm selbst vorgestelltes Bild. Er kann die Information nur verstehen, wenn er die Absicht ahnt und so wird die Fantasie am intensivsten genährt und Vorstellung angeregt.
Kunst erzeugt Stimmungen.
- Sprache ist die Kunstform um Erkenntnis, Faktenwissen und Geschichten zu zeigen.
- Musik ist die Kunstform um Gefühle zu zeigen.
- Kochkunst regt den Appetit, Geschmack und Geruch an.
- Bilder zeigen Ausschnitte aus dem Leben, Vorstellungen.
- Schauspielerei zeigt Geschichten und Schicksale.
- …
Leben, das Pendeln zwischen den Polen, kommt besonders gut in der Kunst zum Ausdruck: In der Musik ist es das Pendeln zwischen Hoch und Tief (sowie langsam und schnell, laut und leise, etc.), in der Malerei zwischen Hell und Dunkel (sowie Formen, Kontrast, etc.), in der Schriftstellerei zwischen Anfang und Ende einer Geschichte (sowie Wort / Sprache und Pause bzw. zwischen Diskussion und Beschreibung, Spannung und Entspannung / Auflösung, etc.), in der Schauspielerei zwischen Freud und Leid. Es ist immer Kontrast. Das Eine muss sich von dem Anderen abheben bzw. unterscheiden.
Die lyrische, dramaturgische wie auch epische Dichtform ist wie gemalte Bilder eher eine Interpretation der subjektiven Wirklichkeit – sozusagen eine subjektive Einschätzung der subjektiven Eindrücke. Im Gegensatz dazu stehen der Bericht auf literarischer Seite und der Spiegel auf bildgebender Seite.
In der Musik wird es schwieriger. Dort können Umweltgeräusche und deren Nachahmung als Spiegel gesehen werden, die melodischen Stücke als ihre Interpretation. Das Wesen aller Interpretationen jedoch hat gemeinsam, dass der Verfasser, wie der Auffasser nie weiß, was der jeweils andere darunter versteht. Das Kunstwerk allein steht zwischen ihnen als Teil einer Kommunikation, die länger währt, als ihre Interpretatoren und als das Kunstwerk an sich. Es ist dann ein gutes Kunstwerk, wenn man nicht weiß, wie es ankommt, weil man es selbst nicht bewerten kann, aber genug Enthusiasmus aufbrachte um es zu produzieren.
Malerei:
Kunst im Erschaffen von gemalten Bildern steht im Gegensatz zu „echten Fotos“ heute: Auf Fotos kann man nur einen Ausschnitt der Landschaft erkennen und meist muss man sich erst aufwendig denken, in den Fotografen hineinversetzen und ihn kennen, um zu wissen, worauf er damit hinaus will. Details bleiben aufgrund der allseits gegenwärtigen Realität oft verborgen, obwohl wir sie sehen. Fotografie stellt eine Art der Konservierung von Eindrücken dar. Da visuelle Eindrücke die stärksten, spontan und am besten dokumentierbaren Erinnerungen darstellen, erfreut sich die Fotografie großer Beliebtheit. Fotografie und andere, realistisch scheinende Medien verleiten stets zur Annahme von Wirklichkeit.
Gemalte Bilder hingegen, mit einem hohen Realitätsgrad erkennt man oft schnell als „künstliches“ Bild, achtet jedoch auch bereitwilliger auf Details, schon um zu vergleichen, wie echt sie aussehen. Außerdem ist die Interpretation des Künstlers viel stärker zu erkennen und der Künstler wiederum kann mehr Kreativität hineinbringen, die bei Fotos nur durch Fotomontagen möglich ist und die Originalität verdrehen.
Abb. 13 (IV.) - Erweiterter Farbkreis
So wird Räumlichkeit auch erst erkannt, weil der Mensch in der Ausdehnung der Schatten ein System erkennt.
Neben den Formen und den Farben gibt es in der visuellen Kunst vor allem den Kontrast zwischen hell und dunkel als Stilmittel, ohne den jede Farbe und jede Form gar nicht erkannt würden und der auch die grundlegende, optische Sinneseigenschaft der sehenden Lebewesen ausmacht. Der Farbkreis ist vollständig weniger ein Kreis als ein Kegel bzw. Trichter mit der Zusatzdimension der Helligkeit (Abb. 13 (IV.)):
Musik als Kunst:
Musik ist Ausdruck von Gemeinsamkeit (im Text und der Melodie), einer gemeinsamen Geschichte, Sprache und Kultur. Musik fördert die Geselligkeit und lässt synchron werden.
Abb. 14 (IV.) - Polarität der Melodie
Musik ist Träger von Emotionen und Eindrücken und ist Verbindung zur Kunst schlechthin. Wenn gesungen wird, verbindet das der Mensch mit einer Kunstform, einer künstlichen Rede, was durch Reime in der Wichtigkeit unterstützt wird und sich um einen philosophischen Sinn zusätzlich zur emotionalen Ansprache erweitert. In der Musik gibt es kein Richtig oder Falsch, nur Harmonie und Geschmack. In anderen Künsten kommt es mehr auf den Inhalt an, da sie die Emotionen nicht so stark ansprechen.
Musik ist eine fortlaufende, zeitabhängige Kunst. Indem sie zwischen „hoch“ und „tief“ als Pole der Melodie und „schnell“ und „langsam“ als Pole des Rhythmus schwankt (Abb. 14 (IV.)), muss man ihr folgen, um sie als Musik (also emotionales Muster) und nicht als bloßes Geräusch (oder Krach) zu verstehen bzw. man folgt ihr automatisch, wenn man sie versteht.
Früher (bis in die vierziger Jahre) war Musik im Volk eine Frage von generellem Gefallen oder Ablehnung. Es war eher eine Nebensache und kaum des Gesprächs oder der Sympathie anderer wert. Eine eingängige Melodie wird so heute erst dann als gesellschaftlich gut befunden, wenn sie nicht unterwürfig und gefühlvoll, sondern rockig gemacht ist. Der Interpret darf dann nicht gemeinschaftlich, sondern muss rebellisch und nur nach dem eigenen Willen denken. Das muss sich in den harten und individuellen, improvisierten und mehrheitlich refrainlosen und wiederholungsfreien, musikalischen Themen verdeutlichen. Heute ist Musik allgemein verbreitet und sehr wohl Streitfrage und Grund für Zwist. Man kann sich ihrer nicht mehr entziehen. Sie wurde zu einem Lebenssinn erklärt.
Volkstümliche Musik und Schlager als die moderne Variante von Unterhaltungsmusik steht dazu im Gegensatz und der Klassik und höchsten Kunstform der Musik entgegen. Dazwischen reihen sich Popmusik, Rockmusik und Alternative Varianten (Heavy-Metal, Rap, alle möglichen Varianten des Rock, Jazz, Folklore, etc.) auf. In dieser Reihenfolge nimmt auch die Häufigkeit des Themas „Liebe“ der Texte ab (Abb. 15 (IV.)). Aber alle Richtungen dienen dem Ausdruck von Emotionen durch die Melodik.
Abb. 15 (IV.) - Unterschiede im Anspruchswert der Musik
Popmusik ist so überaus beliebt, weil die Texte und Melodien Stimmungen und Gefühle beschreiben, die man selbst nicht gefunden hätte oder in denen man sich wieder findet. Da man die Texte nicht wie im Gedicht lesen muss, sondern erzählt bekommt und sie von Melodie unterstrichen werden, kann man sich sehr viel leichter einstimmen und auf die Botschaft einlassen. Außerdem ist Popmusik eine Art universale Verständigung, wie eine Konversation über das Wetter, wodurch man eine gemeinsame Verständnisebene schafft.
Literatur als Kunst:
Das geschriebene Wort ist definitiv. Man kann es zwar nicht mehr rechtfertigen, aber sich auch nicht davon abbringen lassen. Es bedarf der ausführlichen Überlegung, denn es hält lang an. In geschriebener Form ist ein Wort wie eine Festung, die man als dessen Sprecher nur wie ein Wächter verteidigen kann und die erst einmal erobert werden muss, selbst wenn der Wächter schon gefallen ist.
Bücher sind auf ihre geduldige Art besonders dafür geeignet Menschen Antworten zu geben, zu deren Fragen sie niemanden angesprochen hätten – oft weil die Frage zu einfach oder zu „dumm“ erscheint. Dass Fragen aber vor allem Zeichen von Intelligenz und Reflexion sind, zeigt normalerweise Wissbegierde und Verstand an. Doch selbst wenn man diese Sichtweise von dem Gegenüber erwarten würde, wäre seine bloße Anwesenheit immer noch ein Druckmittel um die Frage lieber nicht zu stellen. Ein Buch als bloßer Ausdruck eines Menschen dagegen ist lediglich ein Gegenstand, der zur eigenen Erkenntnis verhilft. Weniger ist es Mahnung oder gar Zurechtweisung durch jemand anderen, was mitunter aber auch vorkommt. Besonders hilfreich ist es daher, wenn zwar auch negative Seiten erwähnt, aber nicht direkt mit dem Leser in Verbindung gebracht werden. Eine positive Grundhaltung ist sachdienlicher um eine Erkenntnis indirekt zu verdeutlichen als die blanken negativen Beispiele. Dadurch entsteht meist nur der Eindruck von düsterer Verzweiflung und generiert im Leser entweder Verzweiflung oder ein radikales Umdenken.
Bsp.: Die Darstellung der Umweltprobleme formte viele zu Umweltrechtlern und Aktivisten. Damit stellten sie sich aber auch anfangs oft zu stark gegen die Bedürfnisse der meisten Menschen und fanden keine Akzeptanz, indem sie z.B. die Abschaffung von Autos und Kohlekraftwerken forderten, obwohl diese Maßnahmen der Umwelt zuträglich wären. Denn man kann einem Tier auch keine Vorschriften machen, die ihm und seiner Umwelt zwar nützen würden, die es aber nicht versteht und die gegen seine Bedürfnisse (instinktiv oder erlernt) gerichtet sind. Der Mensch als ein ebensolches Tier hat einen gewissen Luxus als Bedürfnis für sich entdeckt und wird ihn auch nicht aufgeben, wenn er die Probleme nicht direkt spürt.
Ein Buch ist die Zusammenfassung von Wissen / Gedanken oder Ereignissen / einer Geschichte die man anderweitig selbst aufwendig recherchieren müsste. Das bloße Schreiben ist letztendlich das Wenigste. Die Gedanken des Schreibenden zu erkennen und zu fassen dagegen umfasst sein gesamtes, vorheriges Leben. Jedes Wort musste er erlernen, jede Verbindung zwischen ihnen bedenken und selbst erst einmal verstehen. Ein Werk kann somit berechtigterweise als Zusammenfassung einer Sichtweise seines bisherigen Lebens gesehen werden, denn es wurde auf dem letzten Stand seiner Erfahrungen bzw. seinem aktuellen Bewusstseinsstand geschrieben.
Zu sehen wie seine Worte Jahre später gedeutet werden, wäre für einen Autor das spannendste Kapitel. Wenn die Literatur über die Gedanken von Menschen berichtet, können diese immer nur erfunden sein. Schriftsteller können nur hoffen, dass sie auch noch in späterer Zeit mit oft anderen Wortbedeutungen eine Großzahl betroffener damit ausdrücken können. Das macht ihren Erfolg dann aus. Den Mainstream zu erreichen ist also keine Schande.
Viele verschiedene Bücher mit wichtigen Aussagen für die Lebensmeisterung haben nur eine oder wenige Hauptthesen, die die Autoren den Lesern mitgeben wollten. Dadurch verliert sich aber der Gesamteindruck (den wahrscheinlich niemand wirklich hat) und der Mensch wird durch seinen Geschmack (was die Themen eines Buches angeht) in eine gewisse Richtung im Leben gelenkt. Soll aber jeder möglichst gut Bescheid wissen, Verantwortung erkennen bzw. sich nicht davor scheuen und sich immer wieder an die Aussagen im Buch zurückerinnern, um in der jeweiligen Situation eine Entscheidungsvorgabe zu haben (die allgemein richtig ist), dann müssen alle bisher gefundenen Weisheiten in einem einzigen Buch vereinigt werden, das immer wieder nachgearbeitet wird und von jedem gelesen werden kann bzw. sollte.
Ein Beispiel für solche Bücher sind die heiligen Schriften (wie die Bibel, der Koran, die Tora usw.) oder gesellschaftliche Manifeste (wie z.B. das Manifest).
Geschichten (Prosa, Epik, Drama):
Geschichten sind alle nur Situationserklärungen und Transportmedium für Fakten, aber genau das brauchen wir im Leben um Vergleiche zu haben und unsere Fantasien auszuleben. Fantasien und Hoffnungen, Träume und Wünsche müssen genährt werden um sie am Leben zu erhalten. Irgendwann wird eine Geschichte daraus. Vielleicht erlebt man sie dann sogar selbst oder glaubt auch nur, sie erlebt zu haben, sie wird zur Erinnerung. Ist diese Erfahrung lange genug her werden wieder Fantasien daraus (z.B. unterbewusst im Traum).
Man kann die Menschen in seinen Bann ziehen (und damit gut und effektiv lehren und begeistern), je mehr man ihnen Sachen zeigt, die sie so noch nicht einmal erträumt haben und je intensiver man das tut. Dieser Effekt wird unterstützt, je mehr man eine Geschichte aus Fakten präsentiert, die so detailgenau beschrieben ist, dass sie auf den ersten Blick keine Zweifel aufkommen lässt und möglichst schon lang gestellte, eigene Fragen der Zuhörer beantwortet, Sehnsüchte erfüllt oder auch erst neu weckt und dann ansatzweise befriedigt. Eine einprägsame und interessante Geschichte lebt von Gefühlen, die man nachvollziehen können muss oder ergründen möchte. Was du nicht wirklich erlebt hast oder dir real vorstellen kannst bleibt trivial und unerreichbar für die anderen. Wenn man ihnen diese Welt zeigt, sollte man aber nicht zu ausschweifend werden, sondern ihnen einen strengen Handlungsstrang bieten, an dem sie sich immer wieder orientieren können. Zu viele Alternativen und Details verwirren nur und nehmen den Spaß an der Möglichkeit alles zu ergründen und zu entdecken.
Am idealsten ist eine relativ kurze, übersichtliche Anfangsgeschichte, die zwar in sich geschlossen ist, aber immer noch weitere Fortsetzungen und Möglichkeiten der Erweiterung offen lässt, so dass man also als Zuhörer selbst Experte der Geschichte ist (und sich dabei gut fühlt), aber nun auch noch mehr entdecken kann und zwar genau zu dem Zeitpunkt, da man mit der ursprünglichen Geschichte abgeschlossen hat. Es erfordert also einen kontinuierlichen Aufbau, keinen diskontinuierlichen oder parallelen – was bei geschickter Anwendung jedoch die Spannung schneller steigern kann.
Die Begeisterung zu wecken, das selbst so erleben zu wollen, wie man es vernimmt, kann in allen Lernbereichen größtes Interesse wecken. So braucht auch jeder Bereich seine Vorbilder und Persönlichkeiten, an denen man sich orientieren und mit denen man sich identifizieren kann.
Bsp.: Computerspiele und die Sucht danach, die Sucht nach Begeisterung und Fortsetzung:
Die Gefahr explizit bei Computerspielen und Fantasy-Geschichten liegt darin, dass Träume als Ablenkung und Beschönigung von der Wirklichkeit nicht mehr individuellen Charakter annehmen und somit als Vorstellung existieren, sondern für eine breite Masse generalisiert und vereinheitlicht vorgegeben werden. Fantasie wird vorgelebt und damit die Individualität des Traums und der Vorstellung vernichtet. Der Spieler sucht daher nach immer neuen Fantasien und den anderen noch weitgehend unbekannten Erfahrungen und Geschichten um anders zu sein und ist so auf der Flucht vor der Masse und der fortwährenden Suche nach Neuem. Der Traum wird zu Tatsache und verliert dadurch seine Veränderlichkeit, seine Mystik, seine Rückzugseigenschaft.
Das wesentliche Element in Computerspielen und anderen Geschichten wie Filmen und Romanen (im Gegensatz zu Fachbüchern) ist die abgeschlossene Handlung. Es existiert eine Bestimmung, ein erkennbares Schicksal oder zumindest die Sicherheit, dass es einen Sinn hat, diese Geschichte zu erleben. Das Leben offenbart durch seine Komplexität diesen Sinn nur selten oder allein im Glauben bzw. Hoffen in eine Bestimmung. Auf der Suche nach einem Sinn und einer Bestimmung waren die Religionen und Hierarchien früher unersetzlich und sind es auch heute noch teilweise.
Geschichten sind nie von einem Einzelnen erfunden. Einer kann sie zusammenfassend niederschreiben, aber beeinflusst wurde er immer von anderen (und wenn es zumeist unterbewusst ist).
In Zukunft können klassische Romane hochwertiger geschrieben werden, wenn mehrere Autoren als Romanteam arbeiten: z.B. ein Autor für den Inhalt, einen für den Anspruch, die Moral, die Lehre, die aus dem Inhalt gezogen werden soll, einen für die Grammatik, einen für die emotionale Ansprechbarkeit, einen für die Sprachkunst und Rhetorik (Wortspiele, Ausdrucksweise, Sprache der verschiedenen Personen, Kulturen, Zeiten), einen für die Vermarktungsfähigkeit und einen oder mehrere Testleser für die allgemeine Verständlichkeit. Nebenbei können dann noch Komponisten, Sprecher, Sänger, Musiker oder musikalische Begleiter, Zeichner oder künstlerische Ausgestalter, Filmproduzenten, Schauspieler, Szenenbildner oder Filmeinpasser, sowie Kritiker mitwirken.
Eine gute Idee reicht nicht aus als Aufbau für eine richtig gute Geschichte. Die Verarbeitung und Kopplung mit weiteren genialen Einfällen ist das Entscheidende. Für eine gute Geschichte ist die Wahl des Hintergrundes bzw. des inhaltlichen Rahmens von größter Bedeutung. Dann kann der Inhalt fast beliebig sein. Hauptsache ist eine fesselnde Umgebung, die passend, neu und spannend beschrieben ist.
Bsp.:
- „Das Glasperlenspiel“ (Hermann Hesse), worin das Denken und Vergleichen in Form des Glasperlenspiels zur Kunst erhoben wird
- „Die göttliche Komödie“ (Dante Alighieri), worin jeder, den man trifft, über das Leben vor dem Tod erzählt
- …
Die Matrix der Geschichte (leichte Lektüre, verständliche Vorgänge, meist auf Gefühlsbasis) muss für die Ausgewogenheit und gute Lesbarkeit überwiegen. Spezialwissen darf dabei nur einen minimalen Teil darstellen. Nutzloses Wissen sollte danach zusätzlich zum Spezialwissen nicht mehr als bis zur Hälfte aufgefüllt werden. Da aber nicht jeder Leser die gleichen intellektuellen Voraussetzungen mitbringt, muss man sich an eine Zielgruppe wenden.
Ein Roman ist nichts anderes, als eine fortlaufende Erzählung, die Erinnerungen weckt. Sonst kann man sie nicht verstehen. So knüpft sie verschiedene Erfahrungen aneinander um ein neues Gefühl zu erzeugen. Aber es kann keine neuen Gefühle vermitteln, die kann nur das Leben lehren. Denn auch eine Geschichte ist letztlich nur eine Vorstellung.
Eine gute Geschichte ist die, die das eigene Leben erkennen lässt. Sie erzählt von Menschen und lässt einen das Leben erinnern oder sich ausmalen, indem man die Menschen in ihr mit denen seines eigenen Lebens vergleichen kann. Und es ist dann eine gute Geschichte, wenn man trotz aller Erfahrungen noch einmal die Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens begreift.
In einer Geschichte versucht man sich immer mit einer der Figuren zu identifizieren. Man sucht dabei die Figur, die einem am nächsten kommt. Je nach dem, wie erfolgreich diese Figur in der Geschichte ist, gefällt einem die Geschichte besser oder weniger. Die Identifikation mit der Handlung macht den Reiz einer Geschichte aus und lässt die Menschen mehr über die Aussagen nachdenken, da mit den Parallelen zu ihnen auch das Interesse steigt und man sich als Leser dadurch selbst weiterentwickeln kann. Das heißt natürlich auch, dass nur Leser in ihrem Interesse gebannt werden, die schon auf der Suche nach dieser Identifikation sind, entsprechende Erfahrungen schon gemacht haben und im besten Fall gerade genau an dieser Stelle stehen. Daher wird man nie alle Menschen mit der Geschichte erreichen können.
In Geschichten ist man als Leser immer Beobachter, weshalb man sich durch reines Lesen und Erleben der Geschichte nicht in die Rolle des Charakters hineinversetzen, sondern nur zuschauen kann und deshalb oft auch die Beweggründe nicht versteht oder die vermeintliche Dummheit des Charakters nicht begreifen kann. Daher ist die Ich-Perspektive nicht unbedingt förderlich, da man als Leser seine Vergangenheit kennt und von dem anderen „Ich“ eindeutig abgrenzen kann.
Geschichten wirken umso realer, je weniger versucht wird Arschlöcher auszuklammern. Denn das Leben hat kein Drehbuch und viele wollen sich nicht mit ihrer Rolle als Verlierer zufrieden geben. Deshalb kehren sie sich hervor und machen mit allen Mitteln auf sich aufmerksam.
Dramatik braucht Zeit, um die Tiefe zu ergründen und die (aussichtslose) Lage zu begreifen und dem Leser klar zu machen. Der Leser muss genügend Zeit haben um sich mit der Figur und ihren Problemen zu identifizieren, um die Dramatik selbst zu spüren. Wenn die Personen in ihren Charakteren ausführlich und emotional beschrieben werden, bindet man den Leser systematisch in die Handlung ein. Natürlich darf diese Charakterstudie nicht zu langweilig werden und muss mit Versprechungen auf das spätere Ende der Geschichte schon am Anfang vorgreifen und immer wieder ein wenig auflösen und mit jedem Satz der Erfüllung des Versprechens näher kommen. Zwar können sich mit der einen Auflösung auch neue Fragen ergeben, aber das darf nicht bis in die Unendlichkeit ausufern um die Geschichte vom richtigen Leben als Dichtung und vereinfachter Vergleich abzuheben und an einem gewissen Ende als Erlebnis abzuschließen. Jedoch bleibt eine Geschichte im Kopf, wenn ihr Ausgang offen ist. Die Abwägung des offenen mit dem geschlossenen Ende ist daher für den Gesamteindruck genauso wichtig wie ein treffender Titel und ein spannender und vielversprechender Anfang.
Happy Ends und Zwischenerfolge (oder auch nur die Ahnung davon, also Hoffnung) sind ab und zu notwendig, um den Leser in dem Glauben an eine glückliche Wendung zu lassen. Andernfalls hätte er keine Ermutigung und würde sich selbst negative Gefühle anlesen, wenn er nur die Zerstörung von Menschen oder ihren Abstieg vor Augen hätte. Das Zwischenmaß wäre in diesem Fall sogar noch langweiliger und würde erst recht nicht zum Lesen anregen, da es Harmonie von vornherein verspricht. Am schönsten sind meist Geschichten, die positiv enden, aber was nichts mit den Eigenschaften der Figuren zu tun hat und damit der Zufall auch den unfähigen Menschen Glück verspricht.
Geschichten in Form von Büchern oder Filmen sind auch nur Modelle vom Leben. Man erkennt in ihnen meist gleich, worauf sie anspielen. Erst wenn ein Film, ein Buch oder überhaupt irgendeine Geschichte keine erkennbare Handlung hat (und somit eigentlich langweilig geworden ist) entspricht sie dem Leben am ehesten und überrascht mit ihrem Fortgang, wenn man nichts mehr erwartet und kein Modell vorausahnt. Je näher sich eine Erzählung an der Realität orientiert, umso eher werden Interpretationen von Hörern, Lesern oder Beobachtern erscheinen, die sich nicht an der Intension des Urhebers orientieren und dennoch stimmen. Denn wir verstehen in Vergleichen und in Tatsachen ohne viel künstlerische Veränderung (die dazu dient lediglich einen Ausschnitt der Realität zu zeigen, der dem Künstler wichtig ist) alle unterschiedliche Dinge, die sich nach unserer individuellen Erfahrung richten. Der Vergleiche gibt es in der Realität jedoch unendlich viele und weil wir in Vergleichen denken und jeder anders denkt, findet auch jeder eine andere Interpretation, sofern die Realität weitgehend unbeeinflusst wieder gegeben wird.
Jedes Buch, jeder Film, jedes Musikstück, jedes Bild müsste mindestens zweimal betrachtet werden, um den Inhalt wirklich zu begreifen. Am Ende wird einem die Situation am Anfang erst richtig klar. Des weiteren basiert jeder unverständliche Text oder anderer Inhalt nur auf der Unzulänglichkeit und dem ungenügendem Willen sich klar auszudrücken bzw. der Unkenntnis des Lesers. Der Schreiber denkt: „Sie werden schon verstehen und wenn nicht, müssen sie warten bis einer kommt, der es ihnen erklärt.“ Der Leser denkt ebenso.
Dichtung (Lyrik):
Dichtkunst ist das Formelspiel der Literatur. In Gleichnissen wird knapp formuliert, was sonst langer Erklärung bedürfen würde und wird verallgemeinert, was sehr verschieden interpretiert und weit gefächert angewendet werden kann. Die Kunst des Dichters ist es Stimmungen möglichst rein und unmissverständlich trotz aller Veränderung durch spätere Modeentwicklungen zu transportieren oder sogar die Sprache so zu verändern, dass seine Verse durch treffende Vergleiche in den Alltagsgebrauch übergehen. Dichtungen sind integrierte Gedanken, die sich über einen längeren Zeitraum herauskristallisieren. Was wichtig ist bleibt und muss ausgedrückt werden. Das ist dann eine Art Weltbild. Daher ist es auch schwieriger zu verstehen als eine Erzählung, da man die Dichtung normalerweise erst einmal wieder differenzieren, also analysieren müsste. Dichtkunst verstehen heißt seinen Geist öffnen und vorzubereiten auf eine andere Sicht der Dinge und eine neue Art des Denkens.
Romane und Filme sind dagegen eine verkürzte Form der erzählenden Wiedergabe von Ereignissen. Ihre Handlungen sind leicht gedichtet (zum Verstehen sind unwichtige Teile entfernt). Daher müssen die Figuren auch häufig nicht essen bzw. wird die Verdauungstätigkeit nur selten erwähnt. Romane sind Gleichungen bzw. Gleichnisse, die einen bestimmten Lebensbereich unter bestimmten Bedingungen darstellt und ausführlicher erklärt als das Gedicht.
Reime als Stilmittel verkomplizieren die Mitteilungsfähigkeit des Dichters durch ihre eingeschränkte Weise sich auszudrücken, weil sich nur wenige Worte aufeinander reimen. Allerdings kommt gerade durch diese eingeschränkte Art zu denken auch oft eine sehr klare Ausdrucksweise zustande. Durch die Suche nach geeigneten Worten kann außerdem eine neue Sichtweise gewonnen werden, weil man Worte benutzt, die einen leicht veränderten Sinn haben um einen Reim zu erzeugen, dadurch aber neue Sichtweisen und auch Witz offenbaren. Reime sind jedoch auch immer eine Relativaufgabe, da es keine genaue Definition von perfekten Reimen existiert, was auch damit begründet werden kann, dass die Aussprache von Gedichten und Liedern die Schreibweise teilweise unwichtig macht. Das heißt Reime sind ein undefiniertes und undefinierbares Stilmittel und können daher nicht in die Perfektion getrieben werden.
Reime sind Verbindungen zum Sinn, wie Metaphern und Vergleiche unserem Verstand schmeicheln, wenn wir sie verstehen, erkennen und nachvollziehen können. Man merkt sich Reime gut, weil sie ein Muster haben, meist in Form eines Rhythmus’. Mit der Betonungsabfolge entsteht so eine Melodie und das geschriebene Wort wirkt realistischer, nämlich wie ein gesprochenes Wort. Der Reim ist der Rhythmus für die gesangsähnliche Sprache und gibt der (Sprach-)Melodie einen Rahmen. Andere Texte ohne Reim muss man dagegen erst auf ihren Rhythmus untersuchen. Allerdings ist man im Gedicht dem Reim so sehr verfallen, dass der Inhalt oft noch unbeachteter bleibt als bei normalen Texten. Rhythmus ist Harmonie und Harmonie hat keinen Inhalt, weil letztlich alles auf sich gerichtet ist und Harmonie das Ziel allen Inhaltes ist. Ein Gedicht wird durch Reim schnell eintönig. Man weiß bereits durch den Rhythmus was kommen wird und wartet darauf. Bei Erzählungen dagegen ist alles relativ neu, nichts kann mit Sicherheit vorher gesehen werden.
Zu viele Metaphern aneinander gereiht führen zu einer zu schnellen Bewusstseinsänderung, so dass man eher beginnt zu träumen als dem Sinn und Inhalt der Geschichte zu folgen. Man begreift dann Stimmungen, aber kein Wissen mehr.
Darstellende Kunst:
Schauspielen heißt nicht zu lügen, sondern nachzuahmen, zu imitieren, deutlich zu machen, gekünstelt zu übertreiben und die Absicht der Figur bzw. des Künstlers (des Autors, des Schauspielers selbst, des Regisseurs, etc.) zu erklären, aber so, dass es noch glaubhaft ist. Daher ist Schauspiel eine Kunst.
Eine Rolle zur Schau perfekt zu spielen heißt, in diesem Moment genau diese Person zu sein. Schauspielerei ist nichts anderes als das Leben, nur dass es perfekt abläuft (weil es so geplant wurde). Die besten Schauspieler sind daher nicht die, die gut spielen, sondern die, die einfach so sind. Durch das Annehmen von Verhaltensmustern können schlechte bis mittelmäßige Schauspieler echt wirken, ebenso wie durch psychologisches Hineinversetzen gute bis sehr gute Schauspieler echt wirken. Als Schauspieler muss man seine Rolle selbst (er)leben und übertreibend darstellen. Das ist daran das Schwierige.
Hohe Schauspielkunst ist nur eine Frage der Bewusstseinseinstellung. Mit der Konzentration auf die richtigen Umstände und das Erwecken von spezifisch passenden Gefühlen lässt sich jede Rolle spielen – vorausgesetzt, man kennt die Umstände und / oder kann sie sich vorstellen.
Man kann zwar auch im Leben schauspielern (also sich verstellen), aber man weiß nie genau, wann man welche Rolle am besten spielen sollte, um so gut wie möglich (wie man es in dieser Situation auch immer beabsichtigt) zu agieren. Berufsschauspieler kommen also auch nicht besser durchs Leben, da sie das Drehbuch nicht kennen. Sonst würden sie auch nicht mehr leben wollen. Verhalten ist dann Schauspielerei, wenn man genau weiß, was passieren wird und sich darauf einstellt. Schauspielen heißt zwar sich zu verstellen und eine andere Person nachzuahmen oder sogar zu sein, aber es ist ein Unterschied, ob man das einstudiert und geplant hat oder ob man es spontan machen muss. Spontanes Verstellen erfordert entweder stetige Konzentration oder ein Talent für die zu spielende Persönlichkeit bzw. voran gegangenes Training.
Man kann immer nur eine Situation auf einmal erleben und wie diese ausfällt kann man so gut wie nie voraus berechnen oder herbeiagieren, weil das zu komplex ist um von unserem Gehirn berechnet zu werden bzw. unser Unterbewusstsein andere Ziele hat. Vielleicht kann man schnell von einer Persönlichkeit zur anderen wechseln und so mehr erleben als mit einer einzigen Persönlichkeit. Aber deshalb kann man sich kein schönes Leben machen, denn dafür braucht es Herausforderung in Form noch unbekannter Szenen. Das ist erst, was einen starken Charakter ausmacht und eine angesehen Persönlichkeit. Selbst ein Schauspieler kann nur schnell und sicher wechseln, wenn er schon den nächsten Schritt und die Reaktion kennt. Daher schafft er nur Kunst in diesem Prozess, er künstelt. Nur Improvisationstheater bedeutet für ihn, dass er dabei tatsächlich auch selbst lebt und nicht nur seine Figur leben lässt bzw. ihr Leben einhaucht.
Durch Nachahmung kann man Zeit seines Lebens als klug gelten, auch wenn „es einfacher ist sich dumm zu stellen als intelligent zu wirken“.
Rundfunk und Kunst:
Zwar verbreiten sich Informationen und Ideen durch moderne Medien schnell, aber durch die hohe Informationsdichte verliert der einzelne Fakt seine Bedeutung.
Bsp.: Redewendungen werden seltener etabliert und nicht mehr so weit verbreitet, weil nur wenige Gruppen Gefallen daran finden und sie benutzen.
Der Film ist ein passives Erlebnis, denn man bekommt eine Geschichte erzählt und schaltet bewusst ab. Filme sind wie andere Formen von Geschichten (z.B. auch Musik) Urlaub für die Fantasie. In ihnen erleben wir tausend Leben und erweitern unser Bewusstsein um deren Inhalte. Filme sind Einblicke in Leben, wie uns Trailer Einblicke in Filme geben.
Cyberspace, Computerwelten, virtuelle Realität:
(Computer-)Spiele sind dagegen eine passive Aktivität. Man weiß ungefähr, was zu tun ist und muss auch entscheiden, hat aber immer die Vorstellung einer Illusion im Unterbewusstsein und einen festen Plan oder eine Aufgabe, die allein den Sinn des Spiels ausmacht und nach dem man sich das Spiel aussucht.
Dadurch, dass die gezeigte „Realität“ in Filmen, Erzählungen und Computerspielen immer idealisiert, vereinfacht, geschönt, also Ausschnitte der Realität ist, zieht es einen immer wieder dahin zurück (wo die Welt nur begrenzte Möglichkeiten und ein garantiertes Ziel hat). Weil diese Parallelwelten aber durch ihre Ideale und neu gezeigten Wege erst meist nur auf die reale Welt reagieren kann, lebt ihr Nutzer stets in einer „falschen“, realen – alten und doch zukünftig wie tatsächlich neuen Welt.
Nur die Realität ist daher aktives Leben und kann daher alles beinhalten. Sie kann allerdings auch vorgegaukelt werden.
Funktion von Kunst
Aller Anfang von Kunst entsteht zunächst aus dem Abbilden (dem Skizzieren) der Natur. Kunst ist daher das erste Zucken einer Kultur und die höchste Form menschlicher Handlungsweisen und zugleich auch die natürlichste, die ihm noch geblieben ist. Woraus man sehen kann, dass wir uns von unserer Natürlichkeit schneller entfernt haben als wir uns entwickeln und anpassen können. Wenn man merkt, dass man daran dann auch ein neues Objekt bzw. einen neuen Sachverhalt erschafft, indem man einfach etwas anderes abbildet (und das akzeptiert, nicht als Fehler wieder verwirft), schafft man bereits Kunst, also eine Neuerung und Erweiterung der Umwelt – künstliche Natur. Mit dem Wort „Kunst“ beschreibt man schon das modellhafte Nachahmen des Bestehenden, der Natur. „Können“ ist also nichts anderes als erlernte Techniken etwas bereits Bestehendes zu imitieren bzw. (ab)zubilden, zu zeigen. Damit ist nichts, was ein Mensch je tun kann, etwas anderes als in (von der Natur) vorgefertigten Modellen zu wirken. Denn sonst wäre er auch nicht aus dieser Welt. Die Natur ist die wahre Künstlerin denn sie schafft Neues ohne jegliche Absicht; der Mensch ist nur in der Lage Kunst und Ästhetik davon zu erkennen.
Die Filter der künstlerischen Ausdrucksweise gliedern sich nach der Geschwindigkeit der Ausdrucksmöglichkeit: Am wenigsten gefiltert sind Gedanken. Danach schließt sich Sprache an und mit ihr musikalische Ausdrucksweisen (dazwischen evtl. Lesen, Anschauen und Zuhören, ebenfalls als Kunstform, nämlich dem Konsum und darin der Interpretation), dann Tastaturschrift, danach Handschrift, darauf folgt malerischer und plastischer Ausdruck und schließlich philosophische Reflexion und Diskussion als fortwährende Verarbeitung und Ausdruck.
Kunst ist hier als Selbstzweck verstanden, nämlich als Möglichkeit des bloßen Ausdrucks von bewegenden Gedanken. Einfache Gemüter regen sich über Tatsachen auf. Genies reflektieren, schreiben, dichten, persiflieren darüber und verarbeiten das Erlebte auf diese Weise produktiv. Sie erkennen darin eine interessante Abnormität oder haben gelernt es positiv aufzufassen und zu beobachten.
Kunst ist der Träger des Zeitgeistes. Indem man sie zum Ausdruck der Mode einer Zeit macht, bestimmt sie die jeweilige Sicht der Kultur über die Zeitspanne der Mode hinweg bzw. gibt die Stimmung wieder.
Literatur und Film: Erzählung, Epen, Dramen, Romanfiktionen, Sturm und Drang, Romantik, Märchen / Fantasy, Science-Fiction, Historiendramen, etc.
Malerei: Naturalismus, Impressionismus, Expressionismus, Futurismus, etc.
Musik: Folk, Kirchenmusik, Romantik, Jazz, Rock, Subrock, etc.
Kunst will zwar auch auf Missstände hinweisen, aber meist erreicht sie ohnehin nur diejenigen, die diese Missstände bereits kennen und überhaupt oder in ihrer ganzen Bedeutung auch verstehen. Daher liegt der Wert von Kunst vor allem in der Vorreiterrolle, in der Zukunftsprognose und rückblickend in der Dokumentation und Analyse des Spektrums der gesellschaftlichen Ansichten einer kulturellen Ära.
Interpretieren und Verstehen von Kunst:
Das Bestreben der Kunst ist es, aus Altem etwas Neues zu schaffen und damit gleichzeitig, meist jedoch sogar primär Gefühle auszudrücken, festzuhalten und zu übermitteln.
Kunst soll zum Nachdenken anregen. Indem man vielleicht nur spontane Assoziationen zu einem Werk hat oder sich in die Intention des Künstlers hineinversetzt oder die Situation anderer besser versteht, denkt man aktiv nach. Allein das Bewusstsein darüber, dass es sich um Kunst handelt, weckt oft schon den Glauben an einen Sinn, statt an Zufälligkeit, wodurch ein Muster gesucht und gefunden wird. Wir werden uns und unserer Umwelt durch Kunst bewusst(er).
Kunst ist das Ausloten gänzlich unbekannter Gebiete und damit Vorhut der Wissenschaft. Damit wird gleichzeitig auch ein einziger Weg dokumentiert, den Gefühle und Erfahrungen nehmen können. Daher ist Kunst auch immer individuell und nicht wiederholbar, weil sich die Erfahrungen immer ändern und auch gleiche Erlebnisse anders aufgenommen werden. Ein Künstler kann deshalb seine Intention nicht vollständig auf andere übertragen, sondern nur eine Momentaufnahme schaffen, die andere dann interpretieren und ähnlich verstehen wie er, wenn sie auf einem ähnlichen Niveau mit ihm stehen. Kunst ist, was man bewusst macht oder in einem Werk bewusst sieht. Es ist alles das, was es schafft, einen von der allgemeinen Welt und dem Überleben darin abzulenken, was es schafft, seine Konzentration abzulenken und fantasieren / träumen zu lassen, in Bewegung zu versetzen, so dass sich der Geist einmal angetrieben selbst erweitern kann.
Musik (oder auch jegliche andere Kunst) zu mögen heißt sie zu verstehen, sich z.B. in die Situation hinein versetzen zu können, die Gefühle zu kennen, die sie vermittelt und sei es auch nur die eigene Interpretation. Dieses Verständnis kann sich im Lauf des Lebens ändern, in verständnisreichere (mehr gemochte) sowie in verständnislosere (weniger gemochte) Richtungen. Daher verbindet Kunst die Menschen auch, weil sich Menschen unterhalten, die eine gemeinsame Verständnisplattform gefunden haben, über die sie sich austauschen können. Das kann bis hin zur Liebe führen.
Mit gehörter Musik gleicht man seine Gefühle mit denen anderer ab, um sie auszudrücken (und damit abzubauen). Durch selbstgemachte Musik kann man dieses Gefühl dagegen selbst bestimmen und beschreiben. Dieser Ausdruck liegt viel näher an der eigenen, individuellen Stimmung. Genauso verhält es sich mit allen künstlerischen Ausdrucksformen, wenn sie auch von der häufigsten Form (direkter Sprache und Diskussion) abweichen.
Wenn man etwas versteht, also ob man den Urheber / Dichter / Autor / Schöpfer / etc. in seinem Sinn glaubt zu verstehen und glaubt, seine Gedanken nachvollziehen zu können und genau auf seinen Gedankenpfaden zu wandern, exakt zu sehen was er sieht (und dazu braucht man entsprechende Erfahrungen im Leben, die ähnlich den seinen sind oder auf das gleiche Ergebnis hinauslaufen oder man muss so weit sein, sich dieses vorstellen zu können), dann interpretiert man sein Werk richtig.
Doch meistens erfährt man die Dinge nicht, die zum Verstehen notwendig sind, weil sich die Zeiten (und damit die Auslegungen und Interpretationen des Publikums) ändern und ein jeder andere Erfahrungen macht. Kunst ist Mode (als eines der deutlichsten Anzeichen für Bewusstseinskonzentration); sie versucht neue Bewusstseinsfelder zu öffnen. Menschen, die ältere Zeitalter der Kunst gewohnt sind werden sich schlechter an neue Erscheinungen gewöhnen können. Die Bewertung von Musik ist jedoch von allen Kunstrichtungen noch am beständigsten über die Zeiten, da sie die Emotionen direkt anspricht und damit die biologische und psychologische Funktionsweise der anatomisch gleichen Menschen bestätigt.
Wie es Menschen gibt, die Erfahrungen und Erkenntnisse niederschreiben und festhalten können (z.B. auch in Filmen), so muss es Mittler geben bzw. Menschen, die diese Nachrichten auch in späteren Zeiten noch verstehen und den „einfachen“ Menschen vermitteln können.
Ein Werk kann sein wie und worüber es will. Erst der Titel zeigt die Absicht, die Reife und das Können des Schöpfers. Der Titel muss nicht nur prägnant und aussagekräftig sein, sondern sollte auch einen guten Vergleich abgeben, indem er Mehrfachbedeutungen in Bezug auf das Thema ausdrückt.
Die Kunst hat zwei Möglichkeiten geschaffen zu werden:
1. Können: durch ein Motiv, ein Konzept, ein Projekt
2. Reine Kunst: durch die Tat, wonach erst der Sinn interpretiert wird
Danach richtet sich die Auslegung und Funktion von Kunst mit einer Absicht und Botschaft (= 1. Können) oder als reine Spielerei, aus Spaß machendem Selbstzweck und zufälligem Erkenntnisgewinn (= 2. Reine Kunst). Die Kunst des Menschen ist ein Zeugnis für seinen Eindruck und sein Bewusstsein und von seiner Umwelt abhängig, wie auch von der angewandten Technik.
Entwicklungsstufen zur Kunst:
Kinder denken abstrakt um zu lernen. Ihre Kunst ist höchstgradig vereinfacht und auf das Wesentliche reduziert, nämlich auf das, was sie mitteilen wollen. Außerdem ist es für sie oft Spielerei und als solches die reine Kunst. Kinder sind damit perfekte Künstler bzw. die Kunst ist eine kindliche Eigenschaft.
Die Entwicklung der Kunst hin zur reinen Kunst, jedoch nicht zur technischen Perfektion erfolgt über verschiedene Stufen, die damit ähnlich der Kulturentwicklung des Menschen sind.
Menschen als Medium der Arbeit und Leistungsabstufung am Beispiel eines Vortrags:
- Ablesen mit genauer Notation u. emotionalen Bildern
- Ablesen von neutralen Zeichen
- Rezitieren aus dem Gedächtnis
- Spontane Erfindung und Umsetzung von Tat (schaffende Kunst)
Was ist Kunst?
Ein Handwerk kann als gut oder schlecht eingestuft werden. Aber Kunst ist jenseits von gut oder schlecht, nämlich immer neu und individuell und schlägt damit wieder die Brücke zur Natürlichkeit ohne Bewertung, nur durch Existenz und Wechselwirkung, z.B. mit dem Beobachter.
„Kunst kommt von Können“. Aber wo ist dann die Grenze von Handwerk und heutigem Kunstverständnis? Einerseits könnte man alles, was überflüssig ist, als Kunst bezeichnen. Andererseits ist all das Kunst, was viele mögliche Wege zum Ziel zulässt, ohne dabei falsch zu liegen. Diese Wege zu beschreiten obliegt den Künstlern, die jedoch auch das Wandeln auf diesen Wegen gelernt haben müssen. Denn die vielen verschiedenen Wege sind letztlich überflüssig, aber ästhetisch und bieten Alternativen, die später vielleicht besser sind oder für andere Ziele benutzt werden können. Es ist also die Ressourcennutzung des Überflusses, um durch zufällige Spielerei etwas besser zu machen oder Neues zu erkennen, im Gegensatz zur Wissenschaft, die systematisch vorgeht. Kunst will spielen, probieren, entdecken, Vorstellungen ausleben und ist damit wiederum der Wissenschaft sehr ähnlich.
Der Künstler entwirft eine mögliche Zukunft und je nach dem, wie sie von den anderen angenommen wird, wird sie zur Zukunft. Oft jedoch verstehen andere sie nicht und sie bleibt Zukunft. Ob jedoch jemals der Zustand aller Möglichkeiten gefunden wird ist fraglich. Dann hätte die Menschheit jeden Menschen verstanden, der sich je künstlerisch ausgedrückt hat.
Echte Kunst geht neben dem Können und dem Beherrschen der entsprechenden Hilfsmittel und Instrumente immer vom Gefühl aus. Ein rein pragmatisch denkender Mensch, ein Rationalist, ein Regelfanatiker wird daher niemals Kunst schaffen können, wenn er nicht der Emotion Ausdruck verleiht und damit eigene Berührungspunkte für andere sichtbar macht. Kunst heißt Konventionen einreißen. Aber den Künstler will dabei keiner haben. Denn meist ist er ebenso unkonventionell und damit oft unverständlich. Irgendwo zwischen einfach nur dahin leben und stur seine Pflichten erfüllen wollen liegt die verspielte Kunst.
(Reine) Kunst ist alles, was man künstlich schafft, aber nicht primär zum eigenen Überleben braucht bzw. was diesem Überleben nicht nützt.
Ein Beispiel ist ein Handwerker, der anderen Gegenstände herstellt. Gleichzeitig kann er das, was er macht und beherrscht somit seine Kunst.
Als Kunst werden allgemein fertige, abgeschlossene Eindrücke betrachtet. Das grenzt Kunst von realem Erleben ab. Momentane und vergängliche Kunst zählt daher oft nicht dazu. Selbst ohne Sinn gefertigte Kunstwerke sind dennoch vollständig und zeigen einen Endzustand. Die erlernte Tätigkeit als Kunst zu betrachten bezieht sich also auf den noch nicht fertig gestellten Prozess (Heilkunst, Schnitzkunst, etc.) und das Vermögen dazu.
Reine Kunst:
Alle Beschreibungen der Kunst und alle Versuche sie in Formen und Muster zu bringen (Musiktheorie, Harmonielehre, Goldener Schnitt, etc.) sind doch nur eine Interpretationsvorgabe und versuchen Kunst begreifbar und lehrbar zu machen. Damit wird sie tatsächlich künstlich, wenn auch perfekter, jedoch nicht länger die natürlichen und persönlichen Empfindungen ausdrückend, sondern wie die Sprache, die Gedanken in eine einheitliche Form presst. Kunst wird dadurch Standard. Kunst nach Regeln ist wie Liebe nach Gesetz. Reine Kunst hat nichts mit Planung oder Berechnung zu tun, sondern besteht darin „einfach zu machen“. Kunst und Ästhetik kann man nicht empfehlen oder diktieren. Sie sind Bereicherungen des Lebens, die jeder frei und vollkommen eigen bestimmt erfahren dürfen muss. Dabei ist ohnehin schon jeder fremd beeinflusst und zeigt nur die Interesse, die ihm eine bestimmte Konstellation der Umwelteinflüsse eingibt. Welche er annimmt, entscheiden frühere Einflüsse und der ererbte Charakter. Wer jemandem Verständnis davon aufzwingen will (wie z.B. die allseits beliebte „Befreiung des Geistes“) engt ihn damit gerade erst ein.
Reine Kunst muss nicht erklärt, interpretiert oder gemocht werden. Sie existiert schlicht. Sie ist eine Spielart. Damit ist sie die letzte und höchste Form eines natürlichen Bewusstseins, bevor der Mensch in die Zivilisation und damit die künstliche Welt eintrat. Alle andere Kunst ist ein Werkzeug um uns auszudrücken, um Botschaften zu übermitteln, Gedanken und Stimmungen zu bewahren und zu kommunizieren.
„Kunst kommt von Können.“ Können kann man lernen und das funktioniert erst, wenn man etwas unterbewusst beherrscht, ohne darüber nachdenken zu müssen. Wenn es dann funktioniert, hat man auch Spaß daran. Reine Kunst aber ist intuitiv - so unvoreingenommen und spontan wie möglich - vielleicht sogar erst dann entstanden, wenn man etwas anderes beabsichtigt hat. Wenn man vorher noch nicht weiß, was später herauskommen wird, ist das Kunst.
Kunst ist Können und zeigt, was jemand kann, aber nur, was er kann, nicht, was er beabsichtigt. Reine Kunst trägt keine Absicht. Sie ist zwecklos und besteht im bloßen Sein. Man kann sie schön finden oder nicht. Aber sie ist und ihr Schaffen ist des Künstlers Recht und Freude. Kunst ist immer etwas Neues. Das ist auch ein Grund, weshalb sie oft skeptisch betrachtet wird.
Die reine Kunst geht Wege, die es noch nicht gibt, denn sie schafft neue. Die kultivierte Kunst (die Technik) dagegen zeigt und lehrt Wege, die sich bewährt haben, um darauf aufbauend bestimmte Pfade noch weiter zu gehen bzw. wiederum neue zu finden, also reine Kunst zu betreiben, nur auf einem höheren Niveau. Manchmal führt sie aber auch auf ausgetretene Wege des Kitsches.
Es gibt keine ultimative Kunst (keinen perfekten Stil, Reim, Satz, Melodie, Takt, Form, Farbe, etc.). Denn nichts kann eine Situation so beschreiben, erzeugen oder ergänzen wie es ein Mensch tut, der mit einem anderen interagiert. Daher ist das Leben die höchste und tatsächlichste Kunst. Es gibt keine höhere Kunst als alles, was einen jeden einzelnen Menschen bewegt. Nur was einen selbst wirklich berührt ist für einen auch die wahre Kunst. Die Bedürfnisse unterscheiden sich. Wenn Intoleranz heißt, einem anderen sein Glück nicht zu gönnen, dann muss die Kunst frei sein von aller allgemeinen Wertung.
Werke, die ein Mensch vollbracht hat (Schriften, Musik, Bilder), kann auch nur ein Mensch entschlüsseln. Das höchste Werk wäre jedoch ein eigene Welt (= das eigene Leben), in der sich die Lebewesen darin solange bewegen und entwickeln, bis sie in der Lage sind ihre Umgebung zu begreifen und zu entschlüsseln. Das muss eines Gottes Wille sein.
Das Leben in möglichst präzisen und ausschnittartigen Bereichen und Momenten zu beschreiben ist die „höchste Kunst“, nämlich die, welche als am schwierigsten zu verstehen bzw. nachzuvollziehen gilt, wenn sie nur wenige erlebt haben und erst dann beschreiben, wenn und weil sie diese so oft und intensiv erlebt haben, dass sie sie ausdrücken müssen um nicht zu vergehen. Weil viele diese Erlebnisse daher nicht verstehen, beachten sie die Kunst nicht weiter und betrachten sie als zu schwer, dabei müssten sie es nur erlebt haben. Dann ist nichts mehr schwer, wenn es nicht über die physischen Möglichkeiten eines Menschen hinaus geht. Aber so hält sich jeder daran und es gefällt ihm am besten, was er selbst sehr gut nachvollziehen kann und durch andere so ausgedrückt ist, wie man es selber fühlt, aber denkt, so nicht ausdrücken zu können.
Kunst gibt Erkenntnisse in wiedererkennbarer Form zum Ausdruck. Erkenntnis allein ist oft zu abstrakt und ohne Beispiel meist nicht nachzuvollziehen. Daher geben Romane, Bilder und Musikstücke (mit Text und ohne) Beispiele aus dem Leben und Ausschnitte aus den Gefühlen, die das Leben würzen und die Erkenntnisse interessant werden lassen bzw. ein Ziel bilden um sie anzuwenden, weil man bestimmte Gefühle öfter und noch intensiver erleben will.
Ein Kunstwerk kann noch so deutlich vom Künstler geschaffen sein. Seine Intention wird man nicht ergründen können. Vielleicht kommt man ihm näher, wenn man die Schaffensumstände und sein Leben kennt. Aber wie ein Blinder ein Bild nicht sehen, höchstens noch ertasten kann, hängen an der Art und Weise eines Werkes zu viele verschiedene Stimmungen und Erinnerungen. Der Künstler selbst wird oft nicht mehr wissen, was er genau meinte, als er es schuf. Dafür können es ihm andere nach fühlen, die gerade selbst Ähnliches erleben.
Die Frage, ob etwas künstlerisch wertvoll ist, wird darüber entschieden, welche Absicht des Künstlers hinter dem Werk steht. Wenn er seine Kunst versteht, stellt sich für die Zielgruppe (meist die Mehrheit oder eine bestimmte Minderheit) diese Frage gar nicht. Meist ist es jedoch schwierig, die Absicht herauszubekommen, insbesondere, wenn das Kunstwerk ohne Absicht und nur aus Lust und Laune erschaffen wurde, also reine Kunst ist.
Seichte Kunst:
Kunst ist eine Aufforderung an den Intellekt über etwas nachzudenken (auch in Form von Lachen und Weinen) und kann um dorthin zu gelangen nur Eingang durch die Sinne finden. Damit wird von Kunst bloße Gefühlsanregung und Wiederholung von bereits bekannten Erfahrungen ausgeschlossen. „Seichte“ Kunst (auch „Kitsch“), die zwar neu ist, aber nichts Neues für den Erlebenden zeigt, kann daher nicht als wahre Kunst gelten. Dagegen verschließt sich die schwere Kunst der Masse des Publikums, weil es nicht die nötigen Erfahrungsbrücken hat, um sie zu verstehen oder nicht den Intellekt um sie nachzuvollziehen. Und ist es nicht so, dass gerade das Triviale elementar ist? Oder anders herum gesagt trifft es wohl besser zu: Alles Elementare ist trivial. Verstörende Kunst ist somit immer überspitzt und zeigt Möglichkeiten, aber nicht die Wirklichkeit des Betrachters, der durch sie verstört wird. Das bedeutet natürlich nicht, dass diese Wirklichkeit nicht für jemand anderen existieren kann. Soldaten in Kriegsgebieten gegenüber der normalen Bevölkerung sind ein Beispiel dafür. Nur was nicht gegen die allgemeine Auffassung verstößt und trotzdem nicht verstanden wird ist anscheinend große Kunst. Dann sagt es aber auch nichts aus und bleibt trivial.
Kunst verkörpert damit die angewandte Philosophie, die den Intellekt anregen und entwickeln soll bzw. einen Perspektivwechsel hervorrufen soll. Die Formen von Kunst ergeben sich aus allen Sinneseingängen der Menschen: Nicht nur Bilder / Skulpturen, Ton / Musik, die Verbindung daraus (der Film / das Schauspiel) und fühlbare Oberflächen sind Kunst, sondern auch Düfte (Parfümerie / Kochkunst), Geschmack (Kochkunst / Gourmet) und direkte Anregungen des Intellekts durch Geschichten und Überlegungen (wissenschaftliche Theorien, oder auch ein Glasperlenspiel, also eine ästhetische Assoziationskette).
Alle Berufsgruppen arbeiten in irgendeiner Weise künstlerisch. So ist der Arzt ein Künstler, wenn er negative Empfindungen abwenden kann; der Handwerker oder Ingenieur, wenn er eine besonders schöne oder funktionstüchtige Apparatur entwirft; der Jurist, wenn er aus vorherigen Urteilen und den vorhandenen Gesetzen ein Plädoyer für den Mandanten bastelt; der Ökonom oder Händler, wenn er sich eine profitable Marktstrategie ausdenkt; etc. Damit zeigt sich das Genie des Künstlers in der Findung oder Schaffung ungewöhnlicher oder besonders erfolgreicher Lösungen.
Jeder, der anderen etwas mitteilen will, was sie vermutlich noch nicht kennen oder so noch nicht gesehen haben, ist damit ein Künstler. Wie er das macht und mit welcher Quote er im Verhältnis zu anderen damit Erfolg hat, entscheidet über seine Qualität als Künstler.
Kreativität in der Kunst:
Die Grenze der Kreativität liegt entweder in der mangelnden Vorstellungskraft oder darin, nicht glauben zu können, dass das Erfundene mit der Realität etwas zu tun haben könnte. Da der Mensch aber schon eine schwache Vorstellungskraft hat, kann man davon ausgehen, dass so gut wie alles, was er sich vorstellt und theoretisch möglich ist, so auch passieren kann bzw. sogar schon einmal passiert ist.
Niemand „erfindet“ wirklich Neues. Jeder verarbeitet nur die Informationen, die er hat, mit dem Intellekt, der ihm gegeben ist (und der sich im Laufe seines Lebens geformt hat). Alles im Menschenleben ist nur Kopie. Niemand denkt sich irgendetwas aus, was z.B. der Mutation in der Evolution gleich käme. „Neues“ ist lediglich die Reflexion der Wirklichkeit und das Anwenden dessen auf Themengebiete, die vom Menschen zu verstehen geglaubt werden. Nur was oft wiederholt wird hat Zukunft. Was dagegen nur einmal auftritt wird vergehen – ob in Gedanken, im Lernen, der Geschichte der Menschen oder in der Evolution. Daher machen erfolgreiche und berühmte Künstler Werbung für ihre Werke.
Gleichwohl ist jede Erkenntnis eine neue für den Einzelnen, egal ob sie schon Jahrtausende besteht. Denn der, der sie macht, kannte sie vorher noch nicht. Jedem ist sie das erste Mal neu. Im Grunde besteht sie auch erst wieder in dem Moment, wenn sie (erneut) gemacht wird.
Nur wer selbstbewusst gegen die bestehenden Gesetze und (moralischen) Regeln denkt und agiert, kann in seinem gedanklichen Rahmen kreativ, erfinderisch und leichtfüßig sein. So kann er z.B. beruflich unterwürfig sein, privat aber selbstbewusste Höhenflüge erleben und umgekehrt. Kennt er noch dazu die Abläufe und Zusammenhänge seines Aktionsumfeldes, dann beherrscht er dieses und schwingt sich zum (eventuell heimlichen) Regenten auf.
Kreativität entsteht aus Erfahrungen und Erkenntnissen, die sich unterbewusst verbünden. Man darf nicht scharf denken wollen, weil man damit etwas beweisen will. Es muss einem einfach einfallen. Wer die Ergebnisse für noch zu niedrig hält, wird womöglich nie weiter kommen, wenn er bewusst darüber nachdenkt. Aktiv kreativ sein zu wollen kann kaum gelingen. Bewusst gewollte Kreativität (sich in einen Menschen hinein zu versetzen oder Kunst als Arbeit zu erledigen) kann nicht frei und unbeschwert sein.
Den Gedanken freien Lauf zu lassen, wie in Träumen, nur bei Bewusstsein und dadurch etwas kontrollierter (weil mehr durch beschränkende Moral und naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten gelenkt), bildet die Grundlage für innovative Ideen. Wer Träume oder einen Zwiespalt / Uneinigkeit / Widerspruch in sich trägt, kann Neues erfahren und auch spannende Geschichten entwickeln. Kunst braucht Tagträumerei, denn nur das Unterbewusstsein erschafft die freie Fantasie, die Verarbeitung der Reize durch Reflexion. Es entspricht der Meditation (vgl. Kapitel „Bewusstsein“: Meditation). Eine optimistische Einstellung und weniger Gedanken über die Folgen (Unbeschwertheit), also ein Leben in der unmittelbaren Gegenwart fördert diese Eigenschaft. Das Gegenteil lähmt die Gedanken. Natürlich kann auch die Reflexion der Vergangenheit und Sinne über die Zukunft kreativ bedeutsam sein, doch auch nur dann, wenn man glaubt, dass es die unmittelbare Gegenwart sei und sich also gedanklich in diese Zeit versetzt.
Kreativ sein heißt mit den eigenen Ängsten und Hoffnungen spielen, die Ehrfurcht in ihrer (lächerlichen) Nachahmung zu ehren und mit der Allmacht leicht und locker umzugehen, eben mit ihr ein Spiel zu treiben. Kunst ist ein Wagnis – nur der Mutige unterscheidet sie von Nachahmung. Das Schöne an der Kunst ist, dass man immer etwas Einzigartiges schafft und je intelligenter und kreativer (auch ausdauernder) man ist, umso sicherer kann man sich sein, dass es niemand wiederholen wird. Der künstlerische Ausdruck ist aber immer nur ein Schatten, verglichen mit der menschlichen Fantasie. Kunst ist ein schimmernder Ausschnitt des Intellektes.
Wer nicht von anderen in Gedanken gestört wird, kann eine Geschichte und ein eigenes, geschlossenes Universum erschaffen oder zumindest erdenken – auch Krankhaftes. Wer in der Gruppe lebt und dieses Erlebnis nicht hat, denkt nur über Reales, Naheliegendes, unmittelbar Nützliches (als anderes Extrem) nach und hat oft auch gar nicht die Zeit oder die Ruhe zum Nachdenken. Gruppenarbeit fördert zwar Kreativität, aber der Einzelne verarbeitet das dann seltener, wenn er nicht die explizite Anweisung dazu erhält.
Künstler und Denker schaffen sich mangels Alternativen und Realitäten Welten der Vorstellung und Fantasie und sind gezwungen sich diese künstlichen Welten vor Augen zu halten. Weil sie diese nicht erreichen können, werden sie immer weiter getrieben und schaffen rastlos weiter. Nach außen und für andere sind sie große Meister, aber selbst leiden sie an Unvollkommenheit und Unerreichbarkeit. Depression und Wahnsinn sind unter ihnen daher mehr zu finden. Denn mit zunehmendem Intellekt und kognitiven Fähigkeiten denkt man in Einsamkeit schneller über Problemstellungen nach und beschäftigt sich so, wird aber oft auch noch einsamer, weil man sich noch weniger verstanden fühlt, außer man findet durch seine Kunstwerke andere, die einen verstehen.
Kreativität bedeutet ziellos Neues schaffen (Kunst). Systematik bedeutet zielgerichtet Neues schaffen (Wissenschaft)
Das Leben wird derzeit vermehrt als Wissenschaft betrachtet um es zu verstehen und optimal zu nutzen. Das entspricht der bewussten Art zu leben und sein Leben zu planen. Nichts verpassen zu können und mit dem zurechtzukommen, was gerade passiert, ist dagegen der unterbewusste Weg zu leben und entspricht der Kunst. Kunst ist daher das, was man schon kann, ohne darüber nachzudenken. Wissenschaft erfordert dagegen ständige Planung und Überwachung.
Bsp.: Wer alle Bücher und Musiktonträger immer ungeordnet hinstellt, erkennt in dieser Ordnung neuartige Muster und wird kreativ, wenn er darin etwas sucht, weil es dort nie gleich geordnet steht und er nichts schnell findet. Er lässt sich ablenken von dem, was daneben steht.
Wer dagegen alles systematisch nach einer strengen Ordnung hinstellt, findet sofort, was er sucht, aber sieht darin nichts Neues.
Wissenschaftler müssen auch Künstler sein. Sie müssen kreativ denken können, in gewissem Maß. Kreativ denken heißt frei und ohne vorgegebene Muster. Konzentration ist also das Gegenteil, nämlich die Suche nach der Lösung mit einem sehr spezifischen Muster. Forscher müssen geschult werden einerseits in der Einhaltung von Regeln unter Konzentration (= Autist), andererseits in völlig freier Denkweise und deren unvorhersehbarer, ergebnisorientierter Nutzung (= Künstler).
Künstler sind Menschen, die sich Zeit nehmen um zu reflektieren und über sich und ihre Umgebung nachzudenken. Sie werden nicht vom Überlebensinstinkt getrieben. Dadurch wagen sie auch mehr. Künstler leben um neue Anregungen zu finden und diese zu verarbeiten bzw. emotional zu verstehen und dadurch ihr Weltwissen erweitern. Im Gegensatz zu Wissenschaftlern suchen sie Erkenntnis nicht durch systematische Analyse und Reproduzierbarkeit, sondern durch Verarbeitung der Erlebnisse und Nachempfindung der Stimmung und Situation. Wissenschaft ist daher objektives Wissen, Kunst dagegen eher subjektives Wissen.
Eigenschaften von Kunst und Künstler:
Jeder ist Künstler. Wer denken und sprechen kann ist Poet, wer einen Stift halten und führen kann ist Maler, wer schreiben kann ist Schriftsteller, wer fühlt ist Musiker, wer arbeitet ist Handwerker, wer lebt ist Schauspieler und wer genießt ist Lebenskünstler.
Künstler im klassischen Sinn sind Menschen mit Berufen, die durch die Sinne und Sinneserfahrungen die Seele ihre Mitmenschen erreichen, beeinflussen und bereichern, verwöhnen und anregen. Im eigentlichen Sinn ist also auch der Psychologe neben Musikern, Malern, Schauspielern, Schriftstellen, Sängern, Tänzern, Friseuren und Unterhaltern zu nennen, wenn nicht sogar in den Mittelpunkt zu rücken, da es eigentlich seine ureigenste Hauptaufgabe ist.
Man muss sich als Künstler erst ein Image aufbauen, ein Publikum schaffen, bevor man ihnen Kunst zeigen kann, bevor sie es verstehen und selbst bereit sind, sich damit auseinander zu setzen, weil sie wissen, dass etwas auf ihre Entdeckung wartet, das sie verstehen können. Das Publikum lebt von dieser Entdeckung und von der anschließenden Identifizierung mit sich oder seinem Leben. Die Ästhetik spielt dabei eben nur bei der Aufmerksamkeitserregung eine Rolle, danach für das bereits angeworbene Publikum kaum noch, höchstens als Bonus bzw. Anreiz dabei zu bleiben, wenn ihnen das neueste Werk nicht mehr ganz zusagt. Ein Künstler legt Wert auf die Ästhetik von dem, was er macht, nicht so sehr auf dessen Nutzen. Er erkennt nicht, was er geschaffen hat, sondern was er verbessern kann.
Wer jedoch nur Ästhetik ohne Botschaft darin verkauft ist im Sinne der Kunst nur Handwerker, allgemein jedoch anerkannt als Künstler. Es ist keine reine Kunst, weil er eine Absicht gezielt verfolgt, die wenig mit intellektuellem Anspruch oder emotionalem Ausdruck zu tun hat (wenn es z.B. ästhetisch sein soll, um Geld damit zu verdienen). Sobald man etwas professionell macht, geht man nach vorgegebenen, durchschaubaren Systematiken vor um so gut wie möglich zu sein und im beruflichen Konkurrenzkampf besser als die anderen zu werden und macht es nicht mehr spielerisch. Der meiste Spaß geht so verloren sowie die reine Kunst. Irgendwann wird so genannte Kunst dann nur noch zur Aneinanderreihung von Arbeitsvorgängen, von einstudierten Mustern. Doch Kunst im eigentlichen Sinn bedeutet sich immer wieder neu zu überlegen, wie man sich ausdrücken kann, sich nie auf ein Muster festzufahren oder dabei für mehrere Werke lang zu verweilen. Es ist deshalb nicht unbedingt Entwicklung, nur eine andere Sicht der Dinge durch neue, andere Erfahrungen.
Künstler ist man immer hauptberuflich. Deswegen muss es nicht das meiste Geld einbringen. Aber andere Aufgaben oder Berufe nebenher dienen nur der Gewinnung neuer Eindrücke. Es geht dem Künstler im Grunde immer nur um neue Eindrücke (nach denen er lechzt) und um die Zeit, in der er diese Eindrücke mit seiner Kunst verarbeiten und ausdrücken kann.
Wer Kunst als Reflexion eines (politischen) Ereignisses schafft ist denkend und fördernd. Wer aber schon vorher die Folgen sieht und (in Kunst) ausdrückt, ist ein Genie. Ein außerordentlicher Künstler kann das perfekt, was auch eine Maschine kann, nur mit virtuosem Spielraum. Wer die Künstler allerdings nachahmt, ist nur ein Handwerker. Die Kunst ist nicht zum Nachahmen gemacht. Wer jemanden wegen seiner Kunst bewundert, versucht eventuell die Kunst nachzumachen und nachzuempfinden. Doch das, was die Kunst erst zu dem gemacht hat, was sie ist, ist die Freiheit, nicht darüber nachdenken zu müssen, was sie bewirkt und wem sie gefällt.
Die Entwicklung der Werke von Künstlern ist der größte Erinnerungswert ihres Lebens. Der Künstler ist der Forscher, der erkundet und dessen Kritiker entscheiden, ob sich sein Weg lohnt oder nicht. Dabei muss er nicht gut, nur wagemutig sein und das richtige Gespür haben, was einmal näher erforscht und ausgeschöpft werden soll. Perfektion strebt er gar nicht an, er will nur seinen Ideen freien Lauf lassen und Wettbewerb ist ihm daher eigentlich zuwider, weil die Ideen nicht zum Vergleich gedacht sind, sondern nur für den reinen Ausdruck. Kunst ist nicht wie Sport: Wer sportlich gut sein will muss andere schlagen und gewinnen. Kunst ist das, was man aus Freude an der Sache macht und teilhaben lässt, wem es gefällt. Kunst macht glücklich, wenn sie außergewöhnlich, also nicht alltäglich ist.
Der Künstler ist das Ende der Gesellschaft. Er entwickelt sich als Letzter und als der, der nicht nur Zurückliegendes analysiert und festhält, sondern neu interpretiert und damit weiterentwickelt. Doch nach ihm kommt in der Gesellschaft nicht mehr viel – außer einer neuen Gesellschaft.
Es besteht natürlich ein Urheberrecht für Kunst. Aber das sollte nicht den Konsum der Kunst einschränken, weil er zu teuer ist. Die Ambition der Künstler die Menschen wach zu rütteln und weiter zu entwickeln steht im Widerspruch dazu damit Geld verdienen zu wollen, denn dann erreicht er keines seiner Ziele. Produkte kauft man vor allem wenn sie einen ansprechen und nicht brutal aus dem Denkmuster reißen. Aber alles, was der Künstler selbst als Kunst ansieht und wobei er selbst Spaß hatte, sich ausdrücken und etwas loswerden konnte, sollte auch jedem frei zugänglich sein, falls der Künstler entschieden hat, es überhaupt zu veröffentlichen. Der Wert und die Anerkennung des Publikums können nur als freiwillige Unterstützung geschehen. Das ist dann das Problem reiner und freier Kunst, wenn sie nicht generell von der Gesellschaft getragen wird. Alle Auftragswerke sind jedoch eine Dienstleistung bzw. ein Handwerk und entsprechend „wertvoll“.
Kritik an Kunstwerken:
Um Kunst schön oder hässlich zu finden, sie also zu beurteilen, ja erst einmal erkennen zu können, benötigt man einen Verstand. Um sie jedoch zu verstehen braucht es Erfahrung oder genügend Intelligenz, z.B. um sich in die Situation des Künstlers versetzen zu können. Ob das unbewusst oder erzwungen wird ist prinzipiell egal, nur ändert es die Vorstellung und das weitere, aufbauende Denken und die Assoziationen. Erzwungene Vorstellung erstirbt daher schneller.
Jeder Künstler hat ein Schaffensspektrum. Nur bestimmt er es im Gegensatz und zur Enttäuschung der Meinung vieler Kritiker selbst. Geschmack ist nicht nur ein chemischer Schutz gegen Vergiftungen und Verletzungen der Gesundheit (physisch und psychisch) und gibt einem daher bestimmte Richtungen als wohlschmeckend oder abstoßend vor. Geschmack wird auch von der Weltanschauung und Erfahrung beeinflusst (z.B. durch Konditionierung) und variiert bei jedem Menschen und außerdem mit dem Alter und Erfahrungsstand. Gefallen an Kunst hängt von den Lebenserfahrungen jeder Person unterschiedlich ab.
Kunst hat keinen Wert und darf auch keinen haben. „Kunst ist Kunst“ und nichts anderes. Darin liegt ihre und damit unsere Freiheit und Ventil um uns auszudrücken, ohne das andere darin einen Sinn sehen müssen. Wenn sie es tun, ist das schön für sie und eventuell für den Künstler; wenn nicht besteht sie einfach. Aber sie kann nicht schön oder hässlich, gut oder schlecht sein. Sie ist wertfrei, ohne Wert und damit pure Freiheit und ein Stück Nirwana. Sie ist Unendlichkeit (in ihren Möglichkeiten) und Nichts (in ihrem Sinn). Das macht sie für uns als Menschen so wertvoll und uns selbst menschlich.
Kunst muss man schon im Vorfeld erkennen. Man muss die Situation, die dargestellt wird, schon erfahren haben, sonst kann man sich nichts darunter vorstellen und neigt sich ab. Daher kann Kunst einer anderen Epoche im Grunde nicht oder nur falsch verstanden werden.
Das Beste erkennt man daran, dass es zuerst die einfachen Sinne wie Harmonie und Stimmigkeit, dann Perfektion und Ausgewogenheit und erst danach im gleichen Werk die vorher zweifelhaften Stücke als wahrhaft genial, durchdacht und mit sich selbst übereinstimmend überzeugt.
Bsp.: Ein gutes Musikalbum:
Es zeichnet sich anfangs durch mitreißende Melodien aus und Lieder, die zusätzlich darauf enthalten sind, jedoch auch ganz gut klingen. Hört man das Album öfter oder später noch einmal, verliert man den Spaß an den spontan gut klingenden Liedern und lernt die tiefsinnigeren zu schätzen und kann sie ab da an auch wesentlich länger und öfter hören.
Zwar kommt am besten bei den meisten an, was man schnell und spontan macht. Aber nachhaltig ist, was man mit Hang zur Perfektion immer wieder umformuliert, bis es stimmt und man denkt, dass es genau das ausdrückt, was einen bewegt und vor allem das ausdrückt was man auch sagen will.
Wenn der Künstler selbst die Kritik an einem künstlerischen Werk vorwegnimmt ist das nicht unbedingt ein kluger Schachzug, da ein Buch, Bild, Film, Musikstück usw. erst wirklich Berühmtheit erlangt, wenn es von Kritikern zerrissen werden kann. Demnach ist es manchmal klüger einen erheblichen und sichtlichen Mangel, der an der Qualität jedoch nichts mindert, absichtlich einzubauen, um den Kritikern zum einen den Angriffspunkt zu liefern, über den das Werk bekannt wird und zum anderen über andere (nicht entdeckte) Mängel hinweg zu täuschen, wenn man will, das das Werk bekannt wird und sich verkauft.
V. Leben
5.0 Überleitung vom Erkenntnismodell zu Beispielen des Lebens
(V.) Leben – Angewandte Philosophie
Philosophie, Sichtweisen, Erfahrungen, Angewandte Psychologie
Überleitung vom Erkenntnismodell zu Beispielen des Lebens:
Wo das Modell von der Welt sich von der Natur abnabelt und mit der Philosophie als Matrix und übergeordnetes System zur Beschreibung beginnt, endet es bei der Kunst. Es sollte nicht vergessen werden, dass sich auch jedes Modell ausschließlich aus der Natur ergibt, an ihr orientiert und unser Denken so beeinflusst, dass wir in der Natur wiederum danach handeln. Der Übergang zur Natur erfolgt wiederum zum Leben des Einzelnen und seinen Empfindungen. Dieses zu beschreiben ist eigentlich nicht möglich, denn es ist zu komplex, zu einzigartig und zu natürlich. Genauso unmöglich ist eine Beschreibung der Natur, wenn man sie vollkommen ergründen und nicht nur auf einzelne Regeln und Details reduzieren möchte.
Beziehungen und Leben in wechselhaften Gefühlen ist nicht Gegenstand und Inhalt der Wissenschaft und des Ernstes. Deshalb ist es dem Menschen so wichtig es selbst erfahren zu dürfen und nicht reglementiert zu sehen und die Vorschriften könnten und wollten das auch gar nicht, so komplexe Systeme wie zwischenmenschliche Beziehungen und Zusammenhänge zu regeln. Das einfache Leben ist es schließlich, das den Menschen prägt, formt und seine Gedanken bindet, denn es ist seine Natur.
Es gibt keine allgemeingültigen Regeln des Lebens (leider oder glücklicherweise). Nur ein paar Prinzipien, die jeder für sich gefunden hat, treffen auch auf viele andere zu, aber sie beschreiben bloß einzelne Abschnitte des Lebens. Sie zu einem Gesamtkonzept zusammenzufügen würde zwar ein Regelwerk ergeben, aber die meisten Menschen würden es nicht uneingeschränkt übernehmen wollen, weil nicht jede Regel auch für sie gut ist. Solche Konzepte haben wir anhand der Religionen bereits viele tausend Jahre getestet.
Hier können deshalb nur die Eckpunkte der Philosophie und ein paar Fallbeispiele beschrieben werden. Was allerdings das richtige, komplexe Leben ausmacht, so liegt es dazwischen und lässt sich nur nachträglich einordnen und kategorisieren, aber nicht vorhersagen oder gar planen. Lebensweisheiten können keine Entscheidung ersetzen. Aber sie helfen vielleicht die richtige Entscheidung zu treffen und vor allem diese dann zu akzeptieren.
Lebenseinstellungen gibt es exakt so viele wie es Menschen gibt. Eine Lebensphilosophie ist die Kunst mit der Wahrheit umzugehen ohne sich falsche Tatsachen vorzugaukeln. Die richtige Sichtweise zu finden und sich trotzdem seiner Situation bewusst zu sein um auf Vorfälle schnell und sicher reagieren zu können, aber trotzdem nicht den Mut zu verlieren, bedarf vieler Jahre der Suche und stete Anpassung des Weltbildes. Es bedeutet das Zusammenspiel von unterbewussten und automatisierten Vorgängen mit bewussten und spannenden Momenten. Leben bedeutet Dynamik und damit den ständigen Wechsel zwischen den Polen (z.B. Glück und Leid). „Gut“ und „Schlecht“ muss im Leben seinen Platz haben. Sonst sieht man keinen Unterschied. Leben heißt Probleme haben und sie zu lösen.
Deshalb macht man auch Fehler, denn die Welt wandelt sich und man muss nicht nur durch neue Erfahrungen gegensteuern, sondern auch alte Erfahrungen ständig auf Aktualität überprüfen.
Man wird geboren, geht durch die Welt, macht, was man machen kann und tritt wieder ab – wie ein Laufbursche des Schicksals. Ein Trinkgeld gibt es nicht. Und gäbe es eines, so könnte man es selbst nicht gebrauchen, es verteilte sich als Ruhm und Ideenreichtum an die anderen zurück und bliebe damit nur der Nachwelt erhalten. Der Lohn ist nur die eigene Glückseligkeit, die man währenddessen erfährt. Um sie aber überhaupt zu erfahren, muss man sich auf sie einlassen und sie bewusst suchen, statt zu warten, dass sie einen überkommt. Diese bewusste Suche funktioniert schon in einer positiven Grundstimmung. Um diese zu erlangen gibt es verschiedenste Wege (wie im Folgenden z.B. beschrieben als Liebe, Gleichgültigkeit, Zielstrebigkeit, usw.).
Um nicht im Leben oder das Leben selbst aufzugeben, hilft es sich selbst an seinen Fähigkeiten, Erlebnissen und Erinnerungen zu freuen. Dazu muss man keine großen Erfolge nachweisen können. Denn auch die größten Erfolge werden irgendwann Normalität. Die persönlichen Stationen im Leben noch einmal bewusst werden zu lassen schafft dagegen dauerhaft eine positive und selbstbewusste Grundstimmung. Das Leben ist schon der Hauptgewinn.
Das Leben lässt sich gut als Reise auf einem Weg beschreiben: die Lebensreise oder der Lebensweg. Denn genau wie diese Wegbeschreitung schaut man auch im Leben meist nach vorne und will ein Ziel erreichen. Dieser Vergleich des Lebens mit einem Weg mag daraus resultieren, dass die Menschen sich aus dem Nomadendasein und einer stetigen Suche nach besseren Bedingungen entwickelten. Und noch heute zieht es viele in fremde Länder, um aus Neugier und Drang zu entdecken, was es sonst noch gibt und ob das vielleicht besser ist als die
Heimat.
Außerdem lässt sich das Leben auch gut als Bauvorhaben beschreiben, denn als die Menschen sesshaft wurden, mussten sie sich mit der Konstruktion von Behausungen befassen. Daher baut man ungern auf Sand und setzt sein Vertrauen (in andere Menschen oder in Vorhaben) gern auf einen festen Grund. Viele andere Vergleiche taugen weiterhin zur Beschreibung des Lebens.
Unsere Vorfahren und Vorgänger haben eine Straße gebaut, ohne je sicher sein zu können, dass sie irgendwo ankommt oder weitergebaut und ob sie jemand begehen wird. Wir haben ihnen dabei zugeschaut und irgendwann ist die Entscheidung gefallen ihnen zu helfen. Wir lernten von ihnen, halfen ihnen, doch sie waren die Bauherren, hatten den Überblick aus ihrem Blick(winkel) und als sie abtraten, übernahmen wir die Rolle der Vorgänger. Mancher verließ die Straße seitdem, mancher kam hinzu und auch wir überlassen sie jemand anderem, ohne dabei zu wissen, ob sie jemals irgendwo ankommt oder später noch jemand über sie schreiten wird.
Wir sollten unseren Vorfahren danken, wenn sie uns Gut oder Wissen hinterlassen oder die Gesellschaft und Umstände wirtlicher gemacht haben. Aber sich nur mit ihnen zu vergleichen oder gar sein Leben und das ererbte Gut deswegen abzulehnen oder sich als unwürdig dafür einzuschätzen, darf keine Schlussfolgerung sein. Denn sie hatten Spaß beim Aufbau. Ein Ziel vor Augen zu haben und Schritt für Schritt sein Ziel zu erreichen ist eine der schönsten Aufgaben im Leben, die nicht jede Generation machen kann. Starke Hilfsmittel und Drogen können zwar helfen überhaupt ein Ziel zu finden, aber nicht das Ziel zu erreichen. Der Weg darf bekannt sein, muss aber steinig bleiben, damit man weiß, ob er sich lohnt. Denn er ist das Ziel. In ruhigeren Zeiten, wenn man das nicht verteidigen muss (was ebenfalls eine fordernde Aufgabe ist), ist es ebenso schwierig das Geschaffene und Erreichte zu verwalten, zu erhalten (denn alles ist in der Natur dem Verfall unterworfen) und eventuell weiter zu entwickeln.
Balance im Leben:
Die horizontale Balance zwischen zwei Seiten (rechts und links) oder auch vier Seiten (rechts, links, vorn und hinten) ist nur eine Form. Auch die Vertikale ist zu betrachten: Je höher man steigt, umso dünner und einsamer wird alles. Irgendwann muss man wieder auf den Boden (der Wirklichkeit) zurück, um erneut noch höher zu steigen. Denn wie soll man das tun, wenn keine Wände, keine höhere Spitze da ist? Man braucht etwas, an dem man sich abstützen kann. Nur wenige fanden einen Mechanismus, mit dem sie schweben, gar fliegen können. Doch auch sie laufen Gefahr, durch Unvorhergesehenes abzustürzen oder auch die Welt nur noch von oben zu sehen.
Es kann auch anders kommen: dass die Welt einen einholt, überholt und das Tal, in dem man sitzt, immer tiefer wird, die Wände immer steiler und das Entkommen immer schwerer wird. Wenn nicht oben jemand mit einem Seil steht, bleibt der einzige Ausweg die Erfahrung und Kreativität des betroffenen Menschen, der die Lösung, die immer da ist, auch erkennt und nutzen kann, z.B. im übertragenen Sinn durch Kaminklettern, Stufen in den Stein schlagen oder aus der Erde heraus graben.
Beispiel für Kreativität: Jemand, der für alles eine Ausrede findet und alles so erklären und winden kann, dass es noch auf Naturgesetzen basiert, kann alles, was nach der Physik möglich ist, auch erreichen. Er ist in dem Moment kreativ genug, um sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Er muss nur diesen Bewusstseinszustand in der entsprechenden Situation auch wiederfinden.
Höhenflüge (Geistesblitze, Bestleistungen) kennen nur einen Weg: den Weg zurück. Ist man zurück, versteht man ihn nicht mehr. Doch auf einem Höhepunkt weiter zu steigen oder sogar zunächst ein Tal zu durchqueren um erneut und vielleicht noch höher aufsteigen zu können ist Disziplin. Wer lange einsam an der Spitze steht stumpft ab – oder muss bald wieder zurück. Dann aber überholen ihn Nachfolgende und er sucht sich oft ein neues Gebiet.
Nur, weil du weiter bist als andere, heißt das nicht, dass du auch an einen höheren Punkt gelangt bist. Hüte dich davor das zu glauben, denn ebenso gut kannst du in eine Sackgasse laufen sein, während du noch schmunzelnd zurück oder suchend zu Boden blickst.
Das Leben ist nun einmal ein Labyrinth. Manchmal kommt man erst über Umwege durch Sackgassen, oft muss man dafür einhalten und zurücklaufen, schlägt aber andere Wege ein und entdeckt eine Zeit lang völlig Neues, zwischen bekannten Mauern. Zwar bekommt man einen Überblick, wenn man hinauf klettert, doch sicher steht man nur unten und kommt nur dort voran.
Einen Ausweg gibt es nicht. Man muss sich einen suchen. Man kann Mauern einreißen und neu ziehen, seinen Weg markieren und ihn vergessen. Sogar andere Ebenen und Umgebungen kann man erreichen, in denen man sich wohler fühlt. Viele gehen immer den gleichen Weg, weil sie ihn gewohnt sind und zu viel Aufregung meiden wollen oder sie folgen anderen, die bereits einen Pfad fanden. Doch selbst zu suchen schaffen die wenigsten. Meist fehlt die Ausdauer oder Neugier.
Wege hinaus gibt es. Doch einmal der Mehrheit bekannt verschließen sie sich den wissenden Nachfolgern. Selbst wer als erster einen Weg fand, wird nach strahlend heller Erleuchtung nur mehr Leere finden und weiter suchen. Doch was hat es dann für einen Sinn? Es ist die Kartographie des Ganzen, des Lebens – um feststellen zu können, wo man sich am liebsten aufhält. Irgendwann steht man wieder am Anfang oder mittendrin. Nur dass man jetzt alle Wege zu kennen glaubt.
Man ist als Mensch im Leben dazu verdammt sich mit Dingen abfinden zu müssen, sich nur einen Bruchteil von allem vorstellen und lernen zu können. Dieser Befriedigung jagen viele hinterher, auch wir, da wir dies aus diesem Grund niederschreiben.
Denken und damit Vorstellung verlangt Reize und Eindrücke, an denen entlang es sich vortasten kann – in welche Richtung auch immer. Einen Pfad einmal hinter sich gelassen versinkt dieser oft in Dunkelheit. Ebenso können nur wenige Hilfsmittel zum raschen Vorankommen mitgenommen werden, um z.B. eine Brücke über unbegreifbare Schluchten zu bauen oder den weiteren Pfad zu erleuchten. Entweder versagt das Licht, alles sieht gleich schwarz aus oder der Nebel lässt es nicht hindurch.
Entwicklung des Lebens
Die normale Kindheit ist die schönste Zeit im Leben, da man viel Zeit und wenig Sorgen hat, noch nicht weiß, was Stress und Tod bedeutet, die Aufmerksamkeit und Zugehörigkeit der Erwachsenen hat und nichts Schlechtem entgegen sieht (da man die Abläufe noch nicht kennt und keine Vorahnungen anstellt), aber unerwartet viel Schönes erfährt.
Am besten scheint es zuerst im Kindesalter die Heimat kennen zu lernen, um dann die Welt zu erkunden und später wieder seinen Kindern ihre Heimat zu zeigen und dadurch gleich sesshaft zu werden und diese Region als seine Heimat (wieder) anzunehmen. Darum ist man „daheim“, wo man herkommt und das „Zuhause“ da, wo man sich wohl fühlt.
Als Kind hinkt man der Entwicklung immer hinterher, weil man die Welt noch nicht genug kennt und noch nicht genug versteht. Später erkennt man dann immer mehr Gemeinsamkeiten mit den „Erwachsenen“, unter anderem auch die allgemeine Unsicherheit und entlarvt, dass sie keineswegs allseits souverän auftreten. Je erwachsener man wird, umso weniger geistig Erwachsene, reife Menschen kennt man. Es scheint umso weniger zu geben, die diesem Bild tatsächlich entsprechen.
Doch auf dem Höhepunkt des Lebens ist man vor allem zwischen der Mitte der 20er und 30er, weil diese Jahrgänge am stärksten (psychisch und physisch) sind und mitbestimmen, in welche Richtung der Trend geht und reformfreudig sind, weil sie sich selbst suchen und ausprobieren und Verantwortung übernehmen wollen. Mit zunehmendem Alter baut diese Stärke langsam ab und man sieht, dass man selbst nicht mehr viel ändert, die anderen sich selbst gefunden haben und jeder verschiedene Wege geht. Die gemeinsamen Interessen lassen nach und die Zusammengehörigkeit schwindet und damit dann auch die Kraft zum Trend, weil man sich weniger anpasst und Unterschiede dadurch deutlicher werden.
Je älter man dann wird, umso mehr möchte man wieder jung sein. Das mag in kleinen, dörflichen Gemeinschaften noch ein wenig anders sein, da alle Altersgruppen ungefähr ähnliche Interessen haben (da die Möglichkeiten und Tätigkeiten nicht derart vielfältig sind), jedoch erkennt man den Trend auch hier, weil die Jugend psychisch (aufmerksamer) und physisch (muskulöser, strapazierfähiger) stärker ist. Die Spanne dieser Zeit verlängert sich dabei allerdings. Zusätzlich kommt die Wertschätzung der Erfahrung mit hinzu, so dass Trends (vor allem Meinungen) auch von alten Menschen noch gehalten werden. Die Frage, ob man fremde Argumente, Meinungen, Überzeugungen annehmen oder seine eigenen verteidigen sollte, verschiebt sich im Lauf des Lebens immer mehr in letztere Richtung, unter anderem wegen der Ansicht, mittlerweile genügend Lebenserfahrung gesammelt zu haben und auch mal ein Ziel erreichen und damit eine Aufgabe abschließen zu können.
Das 1. Jahrzehnt galt der Erinnerung der Möglichkeiten, des unbeschwerten Lebens ohne Gedanken an Widrigkeiten und Entwicklung von Wünschen und besonders Träumen.
Das 2. Jahrzehnt will alles ausprobiert, sich selbst gefunden, Prinzipien geschaffen und aus Fehlern gelernt werden.
Die Zwanzig sind die Le(e/h)rjahre des Lebens. Man ist auf der Suche, weiß aber nicht, ob man jemals etwas finden wird. Wenn die schwerste Krise überwunden ist, ist man auch schon dreißig. Im 3. Jahrzehnt will man sich festlegen und darauf (das auserkorene Ziel) hinarbeiten um im 4. Jahrzehnt ein wenig Ruhe einkehren zu lassen, was die Versuche angeht.
Daher wird das 5. Jahrzehnt etwas Neues fordern, das im 6. Jahrzehnt die neu erstarkte Jugendlichkeit wieder dämpft und im 7. Jahrzehnt den Arbeitsausklang einläuten wird, damit im 8. Jahrzehnt die Ruhe (wohlverdient) genossen werden kann.
Den Rest der Lebenszeit, kann man damit verbringen sich zu fragen, wann man eigentlich „gelebt“ hat und erkennen, dass man „leben“ nicht definieren kann.
Zu denken, dass man lebt, „leben“ ist eine Illusion bzw. virtuelle Wirklichkeit. Jede Erinnerung ist nur eine solche, ist eine Vorstellung der Vergangenheit. Ihr selbst kann man nicht trauen, weil sie nur subjektiv empfunden werden kann. Und eine Vorstellung ist etwas, das noch nicht passiert ist bzw. der Wahrheit, der Realität nur nahe kommt. Jede noch so intensive Erfahrung ist lediglich Interpretation eines jeden Einzelnen. Dass wir uns darüber austauschen können und glauben einander zu verstehen, ist nur Ausdruck der Tatsache, dass wir als Menschen ähnlich aufgebaut und erzogen sind. Ereignisse geschehen, unsere Handlungen hinterlassen Wirkungen, jedoch die Schlussfolgerung des „Lebens“ ist (nur) ein virtueller Zustand.
„Schicksal“ sind die Bedingungen, unter denen man lebt.
Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses kann erst hundertprozentig und absolut festgelegt werden, wenn es bereits stattgefunden hat und man genügend Informationen besitzt, um es erklären zu können. Vorher bleibt es relativ wahrscheinlich. Schicksal ist daher erst in der Vergangenheit determiniert und determinierbar, da diese unveränderbar ist.
Die Schicksalsfrage – Zufälligkeit oder Zwangsläufigkeit:
Ist es nun zufällig, ob man im Leben Dingen begegnet oder muss es irgendwann zwangsläufig passieren, weil Menschen auch so viel schaffen, während andere es nicht hinbekommen? Oder muss man einfach durch gewisse Erlebnisse hindurch, um es weiter zu schaffen? Muss man tatsächlich auch sein Leben und seine Existenz riskieren und riskieren, alles zu verlieren, nur um eventuell groß zu werden?
Was nützt es denn auch schon, wenn schon so viele andere groß sind? Wenn man sich nur das Ziel gesteckt hat, auch groß zu werden, dann ist es die Erfüllung, ansonsten will man größer werden als die anderen.
Zufall ist nichts anderes als die Vorstellung keines Zusammenhangs (von Sachverhalten) oder anders ausgedrückt eine nicht berechenbare Wahrscheinlichkeit bzw. statistische Verteilung. Ob tatsächlich kein Zusammenhang besteht, wird dadurch überhaupt nicht geklärt. Zufall sehen wir immer dann, wenn wir uns den Zusammenhang nicht erklären können. Weil wir es nicht erklären können und glauben, dass alles einen Sinn hat, wird aus Zufall Schicksal. Damit gibt es streng genommen keinen Zufall. Er bezeichnet eher etwas Unerwartetes, ist aber genauso determiniert wie Schicksal. Zufall und Schicksal sind weitgehend identisch. Man kann hinter dem Zufall ein Schicksal vermuten, aber ohne die Deutung der Ereignisse bleibt es Zufall. Es sei denn man macht sich bewusst, dass man die Bedeutung des Zufalls nicht erkennt. Da der Mensch aber Muster erkennen will um seine Welt zu verstehen, erkennt er mit der Zeit auch im Zufall Muster. Je weniger Wissen er hat, umso mehr verschiebt sich diese Deutung auf übernatürliche Bereiche.
Nach der Deutung und Entscheidung ob es ein Zufall ist oder Schicksal, erfolgt meist automatisch die Entscheidung nach der Handlungsfähigkeit. Das Bewusstsein geht dann im Fall des Zufalls in die Richtung „Ich bin selbst für mein Handeln verantwortlich.“ und im Fall des Schicksals „Es ist alles vorbestimmt und ich mache mir keine weiteren Sorgen, weil es mir nicht bestimmt ist anders zu handeln.“ Mit der Annahme des Zufalls als Schicksal lebt der Mensch selbstbewusster, weil er für sein eigenes Handeln Verantwortung übernimmt.
Das Leben ist vieles, so auch der Vergleich mit einem Schauspiel. Damit es spannend bleibt, muss immer etwas passieren. Die Rolle jedoch sollte man nicht als Strafe für den Einzelnen sehen, sondern als Bereicherung des Lebens, als Gewürz – gerade, wenn das Schicksal schwer erscheint. Denn danach ist alles vorbei und vergessen. Die Geschichte und die Spannung zählen. Selbst wenn es das vorbestimmte Schicksal gibt, sollte man es daher für Zufall halten, wenn man Spaß an der Überraschung und Entdeckung findet.
Physikalische Betrachtung des Schicksals:
Wenn man davon ausgeht, dass alles aus Atomen besteht und deren Reaktionen naturgesetzlich vorgeschrieben sind, ist auch alles im Leben vorherbestimmt. Damit ist auch das, was man denkt, naturwissenschaftlich vorgeschrieben. Man könnte es theoretisch berechnen, was jemand in diesem Augenblick denkt, falls man alle nötigen Informationen hätte, wie z.B. die Anzahl und Ausrichtung der Atome bzw. der genauen Position der Nervenzellen und ihrer Verbindungen untereinander im Gehirn sowie den Input genau kannte.
Daher gibt es keinen freien Willen, der unabhängig von Naturgesetzen ist und obwohl man aus verschiedenen Möglichkeiten wählen kann, reagieren die Nervenzellen aufgrund ihrer Vernetzung und ihrer Stoffwechseleigenschaften in einer einzigen, deterministischen Weise. Das ist für uns allerdings nicht ersichtlich, da wir zu wenig darüber wissen und so ist makroskopisch der „freie“ Wille ein entscheidendes Kriterium für unser Bewusstsein und unsere Individualität.
Atome folgen weiter ihren physikalischen bzw. chemischen Gesetzen, genauso wie die meisten anderen uns bekannten Lebewesen ihren biologischen Gesetzen folgen, mit einigen Ausnahmen wie dem Menschen. Er kennt die Gesetze und kann daher über ihre Anwendung bewusst und aktiv entscheiden. Über das Bewusstsein der Menschen erkennen die Atome und die Natur sich gewissermaßen selbst.
Das Streben nach Ruhm, Anerkennung und einem Platz oder einer Bestimmung in der Welt unterliegt dem Egoismus und der Zwanghaftigkeit der physikalischen Gesetze. Die Abhängigkeit menschlichen Denkens von Naturgesetzen ist unvermeidlich.
Alles lebt im Größeren (im Raum) unterliegt aber dem Kleinsten (im Aufbau): Herrscher und Regierungen können ohne Menschen über kein Volk bestimmen, Planeten können ohne Atome nicht existieren, Viren befallen selbst die größten Organismen – und die können sich nur durch mikroskopischgroße Immunzellen dagegen wehren.
Dabei wird schon ein spontaner Einfall zu einer vorher berechenbaren chemischen Reaktion. Erst dadurch, dass Atome Verbindungen, später Erbinformation, Zellen, dann Organismen und schließlich denkende Wesen erstellten, schafften sie es, sich selbst zu erkennen. Das, was kein Einzelnes je geschafft hätte, haben erst viele im Verbund und nach langer Entwicklung hervorgebracht. In ähnlich Weise kann das auch die Menschheit, die sich mit dem Menschen vielleicht irgendwann selbst erkennt.
Allerdings gibt es einschränkende Beobachtungen über die Natur. So ist der Zufallszerfall radioaktiver Atome zwar nach Wahrscheinlichkeiten geregelt, aber nicht absolut berechenbar. Ebenso schien zwar die Quantenmechanik unbeobachtet deterministisch, jedoch sind die Vorgänge in der Natur darüber noch nicht vollständig geklärt. So könnte natürlich auch eine Art von Beobachtungsprozess stattfinden, der den Zufall auslöst. Außerdem können wir diese Vorgänge nicht aufspüren und schon gar nicht im Alltagsleben hochrechnen, woran uns zusätzlich noch die Heisenbergsche Unschärferelation hindern würde, die nur entweder Impuls oder Ort eines Teilchens genau bestimmbar macht.
Quantenzustände unterliegen nach derzeitigem Wissensstand dem Zufall, bzw. der statistischen Wahrscheinlichkeit. Dadurch wird das Schicksal nur in der Vergangenheit deterministisch, jedoch nicht durch die Unabänderlichkeit der Vorgänge aus dem Grundzustand. Ein Paralleluniversum mit den gleichen Bedingungen könnte sich so unterschiedlich entwickeln.
Quantenzustände sind nicht bewusst steuerbar, also existiert kein freier Wille, allerdings auch kein unveränderliches Schicksal. Physikalisch gesehen ist dieses Problem auf atomarer bzw. Quantenebene aber noch offen.
Lebenswege
Der Lebensweg und damit das Schicksal eines Menschen (Abb. 1 (V.)) ist in der Gesellschaft von anderen abhängig und umso mehr beeinflusst, je mehr Kontakt er mit anderen hat, vor allem während seiner intensiven Lernphase in der Jugend. Je nach Charakter lässt er sich auf Beeinflussung mehr oder weniger ein und bestimmt so sein Schicksal selbst oder gibt sich der Fremdbestimmung eher hin. Um zu lernen muss er sich jedoch zumindest der Natur und den Beobachtungen über sie hingeben und um effektiv zu lernen auch umso mehr anderen Menschen. Diese Hingabe kann allerdings natürlich - ebenso wie auch die völlige Ablehnung - in Realitätsverlust führen.
Man wird irgendwo am Rand oder auch mitten in der Gesellschaft geboren, geht meist zuerst oder immer ein Stück mit der Masse mit bzw. sucht das Zentrum (die grundlegenden Regeln der Gesellschaft) und verlässt irgendwann diesen belebten Pfad um sein eigenes Leben aufgrund dieser Entdeckung aufzubauen. Möglicherweise bleibt man öfter stehen, um sich zu orientieren. Wer jedoch zu lange verweilt, wird gnadenlos von Nachfolgenden überrannt. („Wer rastet, der rostet.“)
Es gibt keine vorgegebene Richtung, allein die Masse bestimmt sie. Unsere Kultur bestimmt den Hauptkurs des Einzelnen. Ebenso wenig existiert ein Ziel, das man jemals erreichen konnte, denn wenn die Masse still steht und orientierungslos ist, herrscht Chaos, falls ihnen (von einzelnen) keine neue Richtung vorgegeben wird, in die sie weiter rasen können. Bewegung bedeutet Leben.
Einzelne versuchen, vom Weg weg Neues zu erkunden, doch es braucht viel Sinn für das Wesentliche und ein konkretes Ziel, um nicht verloren zu gehen und vielleicht sogar tatsächlich eine Abkürzung zu finden. Aber selbst dann muss man zur Masse zurückkehren, wo man sich schnell wieder eingeholt sieht. Wer dies nicht tut, geht verloren und weiß nicht mehr, wo seine Abkürzungen hinführen müssen. Am Ende muss man sich der Masse beugen, denn sie überlebt als einzige, während ihre vorauseilenden und erkundenden Glieder zur Verbreiterung und Erforschung des weiteren Weges ständig sterben und eingeholt werden.
Verschiedene Betrachtungsweisen von Schicksal:
1. Subjektive, zeitliche Gesamtbetrachtung
Natürlich gibt es auch diejenigen, welche niemals einen Weg erblickten oder nie wieder auf ihm wandern wollen.
Voreilig einem Pfad zu folgen, also einer bereits bestehenden Richtung beizutreten, kann die gesamte Zukunft an Möglichkeiten beschneiden, denn man kann nie wissen, ob der Weg hier endet oder ob man besser noch beobachten und erst einmal ein Stück weiter mit der Masse bzw. seinen eigenen, noch völlig unbenutzten Weg in der eigenen, näheren Umgebung beibehalten sollte. Denn der Weg führt immer weiter, immer tiefer ins (eigene) Leben.
Abb. 16 (V.) - Lebenskreis mit der Geburt im Zentrum und dem Tod am Rand
Egal, welchen Weg man einschlägt, ähnelt er doch immer wieder den Pfaden anderer Menschen, die bereits lebten. Doch dessen ist man sich selten bewusst. Nach genügend Abzweigungen (in eine bestimmte Richtung, Abb. 2 (V.)) kommt man schließlich wieder an der ursprünglichen Startposition an. Denn die ursprünglichen Werte, die das Bewusstsein als Kind bilden, erweisen sich auch später oft noch immer als gültig und die kulturbedingte Erziehung der Eltern als sinnvoll in der von der gleichen Kultur geprägten Umgebung.
Der Weg zur Wahrheit erscheint allerdings oft geradlinig. Doch ist er immer gekrümmt. Wenn man ihm folgt, wird man nie ankommen, immer wieder auf die selbe, alte Erkenntnis stoßen und weitergehen. Man muss an der richtigen Stelle ausbrechen und es neu, dennoch aber weiter versuchen. Zu einem Ende wird man dabei niemals kommen. Dazu müssten Gefühle und das Bewusstsein seiner selbst erlöschen (das ist die Erleuchtung mit allem eins zu werden), dann allerdings könnte man niemals mehr erfahren und weiter lernen. Nichts ist unendlich, nirgendwo liegt ein Ziel. Das Leben strebt von der Geburt zum Tod. Alle Entscheidungen und Motive dazwischen können daran nichts ändern und bilden nur die Richtung der Bewegung, die nicht gestoppt werden kann. Das Leben der Masse bewegt sich immer um das Zentrum und speist sich aus neuen Menschen. Die alten driften heraus zum Ziel des Lebens, dem Tod. Mit der Erfahrung des Alters erkennt man die eigenen Bewegung und die vermeintliche Zwangsläufigkeit darin, die einen genau zur gegenwärtigen Position geführt hat. Doch letztlich gleichen sich die Positionen aller im Alter zum Verwechseln, genau wie zur Geburt.
Alle Grundsätze im Leben, nach denen wir handeln, bündeln sich zur Geradlinigkeit. Je mehr wir davon finden (die in Einklang passen), umso länger dauert die Suche nach Geradlinigkeit, aber desto deutlicher (geradliniger) ist der Weg ausgeprägt. Geradlinigkeit sei hier verstanden als Bewusstsein über die eigene Vergangenheit. Man kann so auch ein äußerst klares Weltbild haben, das durch ein unerwartetes Ereignis erschüttert wird und infolgedessen völlig außerhalb seiner Grundsätze handeln, aber diese ursprüngliche, gerade Richtung würde dann nicht direkt zur gegenwärtigen Position zeigen. In Abb. 3 (V.) wird daher der Weg zur Gegenwart dargestellt (als Pfeil markiert).
Verschiedene Richtungen sind Folge der zuerst (grob) gewählten Grundsätze und lassen sich später kaum bzw. selten verändern (Abb. 3 (V.)), außer die Zweifel über das eigene Leben zeigen sehr wenig Zielstrebigkeit und viele Zweifel über die Grundsätze:
Abb. 3 (V.) – Lebenswege nach Grundsatzgedanken
Jedoch können diese Grundsätze schon durch einen einzigen Einfluss so erschüttert werden, dass das gesamte Wertegebäude, also das, woran man glaubte und sich (untergewusst) orientierte, zusammenstürzt bzw. bedeutungslos wird. Beispielsweise kann dies durch Krieg, Amnesie, Missbrauch geschehen. Garantie bietet nur die umso länger bewehrten, von vielen Menschen als sicher bewertete Sammlung von Grundsätzen, die in Werten und vor allem den Religionen überliefert sind. Der Glaube an Gott scheint derzeit der gesellschaftlich größte, sicherste und einfachste Grundsatz zu sein, allerdings genauso wenig zwingend, wie alle anderen, die Menschen haben können.
2. Objektiv, gegenwärtig zurückblickende Betrachtung
Jeder geht einen eigenen Weg (Abb. 4 (V.)). Die Position des anderen lässt sich dabei nur vage abschätzen und oftmals denkt man ihn weiter voraus zu sehen, bis man bemerkt, dass er eine ganz andere Richtung einschlägt, weil wir nur eindimensional denken und erkennen können (also in eine Richtung, Abb. 4 (V.)). Der Weg lässt sich auch nicht zurück gehen. Denn alles, was man wiederholt oder denkt zurück zu gehen, ist doch nur ein Weiterfortschreiten in seinem Leben. Mit der richtungsgebundenen Zeit (von der Vergangenheit in die Zukunft) ist auch unser Leben nur eindimensional erlebbar.
Eine kleine Ausnahme machen Erinnerungen und Vorstellungen, die jedoch nicht zum aktiven Leben gehören und nur passiv eingreifen können.
Jemandem in der Entwicklung voraus zu sein ist immer subjektiv. Da man unterschiedliche Wege geht ist man dem anderen immer um diese Differenz voraus – und er einem auch. Weil jeder immer einen anderen Weg geht, ist auch jeder jedem voraus (Abb. 5 (V.)).
Abb. 5 (V.) – Abstand der Entwicklung von Menschen
Unsere Lebenswege entfernen sich mit der Zeit immer weiter voneinander (Abb. 4 (V.), Abb. 5 (V.)) – was flüchtige Bekannte anbelangt.
Der Weg verläuft linear (weil er zurückblickend auf das Ziel der jetzigen Gegenwart und auch in der Zukunft gerichtet ist), doch nicht allein, wie in Abb. 4 (V.) gezeigt. Denn Lebensziele können sich auch mit anderen vereinigen oder ihnen folgen (Abb. 4 (V.)). Dennoch ist unser persönlicher Weg rückblickend linear gerichtet und ohne Ecken und Kurven. Nur in unterschiedlichen Zeiten (= veränderlichen Zeiten) oder unterschiedlichen Leben, wenn man zurückliegende Ursachen ändern könnte (durch Zeitreisen), wäre er auch zurückblickend veränderbar und mit Kurven gespickt möglich, wäre das Schicksal also variabel.
Das Schicksal ist dabei immer genau das, was passiert. Wenn sich die Umstände ändern, dann beinhaltet das Schicksal diese Umstandsänderung.
Der Weg des einzelnen Menschen setzt sich aus den verschiedensten Richtungen seines Lebens zusammen, die er durch Erlebnisse während seines Lebens erfährt. Meist entwickelt sich daraus eine einheitlich Gesamtrichtung. Diese kann dem restlichen Lebensweg aber auch komplett entgegengesetzt stehen, wenn er eine einschneidende Erfahrung macht (Abb. 6 (V.)).
Ein Mensch kann sich in einer offenen Welt wie eine Stammzelle immer in jede mögliche Richtung entwickeln (begrenzt allein durch seine Erbanlagen). Aber einmal in dieser Richtung, kann er auf dem gleichen Weg nicht mehr zurück.
Du bist der Einzige, der es in deinem Leben schaffen kann. Alle anderen Möglichkeiten von dir sind bereits vergangen. Die Tatsache, dass du noch lebst bzw. existierst, zeigt, dass du nur auf die Weise, wie du bist, in deiner Umwelt überleben konntest und nur du - so wie du jetzt bist - weiter leben kannst.
Wesensänderung des Menschen:
Davon auszugehen, dass eineiige Zwillinge sich auch unabhängig voneinander stets in gleicher Weise entwickeln, spricht der Auffassung entgegen, dass der Mensch
1.) eine frei gestaltbare Zukunft hat und
2.) in der Lage ist sich zu ändern (Charakter, Umwelt, etc.).
Da dies jedoch belegt ist (Drogenabhängige nach dem Entzug, kriminell gewordene Gottesmänner, wohltätige Straftäter, etc.), kann die Meinung der stets gleich entwickelten eineiigen Zwillinge nicht der Wahrheit entsprechen.
Einschränkend wäre natürlich die Tatsache, dass alles im Menschen bereits angelegt ist und er nur noch mit seinen festen Charaktereigenschaften auf die Umwelt reagiert, ohne sich je zu ändern und lediglich manche Wesenszüge nie beansprucht werden, weil das Umfeld sie nicht erfordert. Das würde dann für die These von einem existenten Schicksal sprechen und freien Willen absolut ausschließen, egal ob in einer Gottesform oder der Form der Naturgesetze. Das Ergebnis dieser These stimmt mit der Beobachtung der Menschen überein, aber nicht weil sie sich nie ändern, sondern weil sie sich ständig ändern. Denn die Persönlichkeit ist nie statisch, kann sich aber auch nicht beliebig ändern, sondern nur im Rahmen ihrer genetisch vorgegebenen Möglichkeiten.
Allerdings kann es sein, dass man ein wenig vom ursprünglich geplanten Weg abweicht, aus unerfindlichen Gründen. Doch wem oder was soll man vertrauen – den Fakten, die einem Wahrheit vorgaukeln? Sie können manipuliert werden. Seinem Gefühl? Es basiert auf Instinkten und (unterbewussten) Erfahrungen. Woher wissen wir, ob das Gefühl nicht ebenso manipuliert wurde?
Doch worauf können wir uns dann noch verlassen? Wenn dem so ist, dann gibt es schlicht keine Möglichkeit und wir müssen anerkennen, dass höhere Mächte uns bestimmen und absolut lenken, wenngleich sie nicht intelligenter sein müssen als wir. Doch wissen sie mehr – über die Umstände, also die Bedingungen unserer Intelligenz. Intelligenz ist so der Macht (um das Wissen über sie) unterlegen.
Ein Spiegelgleichnis:
Selbst alles Wissen um das Universum sagt nichts darüber aus wie es außerhalb dessen aussieht und ob es noch mehr als das gibt. Somit könnte man alles wissen, und dennoch wüsste man nichts wirklich (nur ungefähr glaubt man das, was man selbst erfahren hat). Denn man kann nur nach innen sehen, zu dem, was einem bekannt ist, was man erlebt hat, woher man stammt, jedoch nicht, wohin man geht. Was uns unbekannt ist, übersteigt einfach unsere Vorstellung (an Wahrheit), weil wir es nie erlebt haben. Alle Erfindung beruht lediglich auf den Verbindungen zwischen unseren Erfahrungen. Wenn das Neue, Unbekannte jedoch keine Verbindung zu den Erfahrungen aufweist, können wir es niemals entdecken. Es ist wie ein Einwegspiegel: Wir können in die Vergangenheit schauen, nicht aber in die Zukunft, außerhalb unseres Universums. Das funktioniert bis zu einer gewissen Entfernung, wo uns keine Daten mehr vorliegen, z.B. vor dem Urknall (wenn es um physikalische Gesetze geht) oder vor unserer eigenen Geburt (wenn es um Erinnerungen geht). Wir können alle Vorgänge innerhalb berechnen, doch können wir nicht mit dem rechnen, was außerhalb vorgeht und was daher die aktuelle Oberfläche bzw. die Gegenwart als Grenzfläche von Vergangenheit und Zukunft (eventuell) beeinflusst.
Wir können neue Perspektiven durch den Spiegel entdecken und sogar, was hinter unserem Rücken geschieht, jedoch nicht, was hinter der Spiegelwand vorgeht. Die Frage ist nur: Ist unser Universum ein abgeschlossenes System, also ein perfekter Spiegel?
Schicksal stellt sich allein schon dadurch ein, dass man vorher noch weniger weiß als nachher und nur danach handeln kann, was man weiß und sich dem bewusst ist. Nur in diese Richtungen, in Verbindung mit dem Zufall der Umwelt, kann man letztlich auch handeln. Schicksal begrenzt die Möglichkeiten des Lebens also auf einen wesentlich kleineren Umfang als unendlich und durch die einem gegebene Eigenheit (etwas erweitert durch die dazugelernten Aktion- und Reaktionsmöglichkeiten aufgrund von Erfahrung, aber radikal eingeschränkt durch den Faktor der im Gehirn angelegten Verbindungen (vor allem durch die genetische Vorgabe)) gibt es letztlich nur genau einen Weg, den man gehen kann und das ist der Weg der Vergangenheit – nämlich der, den man gegangen ist und der sich nicht ändern lässt. Schicksal ist also vor allem eine Vorstellung, die uns zwar in die Zukunft in unserer eigenen Vorstellung führt, aber nur in der Vergangenheit real wird und uns überhaupt erst darüber nachdenken lässt, was Schicksal ist. Schicksal ist erst daran erkennbar, was an Zeit und Ereignissen hinter uns liegt.
Das und die Ursachen dessen können nicht verändert werden (und sind somit festgelegt), doch das noch Kommende ist noch unbestimmt, weil (derzeit) unberechenbar. Daher kann man nur seine verbliebene Zeit unter den Möglichkeiten verplanen, die einem offen stehen.
Beeinflussung des Schicksals:
Man hat immer mehrere Vorstellungen, Ideen und Gedanken, die man sich als Möglichkeit ersinnt. Nur wenn man zurück blickt, gab es immer gerade eine einzige. Tritt diese dann ein, glaubt man es immer schon so gewusst zu haben und hält es für umso richtiger oder gar für Vorsehung.
Bsp.: Sieht man etwas, so ahmt man es eventuell nach oder versucht es zu verbessern. Sieht man es noch eine Weile länger, so verbessert man das Verbesserte weiter und erkennt mehr im Ursprünglichen. Hört es dann auf oder schaut man weg, weil man anderes zu tun hat, so bleibt man auf diesem Stande stehen, denkt aber, alles verbessert zu haben, was zu verbessern ging und alles gesehen zu haben, was zu sehen möglich war. Man erhält sich in dem Gedanken, gerade genug gesehen und verbessert zu haben, dass es nun perfekt sei und nicht weiter zu verbessern ginge. Doch genau dieser Trugschluss ist es, der Schicksal annehmen lässt. Denn man denkt genau so viel gesehen und verbessert zu haben, wie man sehen und verbessern sollte oder konnte.
In Abb. 7 (V.) wird unterschieden zwischen Handlungen, die das Schicksal zwar kurzfristig beeinflussen jedoch am sonstigen Verlauf nichts ändern (A) und Handlungen, die das Schicksal dauerhaft beeinflussen (B). Der Mensch ist in jedem Falle (A) zugehörig. Fall (B) wird von nahezu jedem angestrebt, ist jedoch von den meisten erst durch die Gemeinschaft und die Aufsummierung der Fälle (A) zu erreichen.
Die Umwelt prägte uns und wir prägten daraufhin unsere Umwelt. Sie entwickelt und erzeugt sich selbst. Aber indem wir komplett aus ihr entstehen (müssen), ist alles, was wir tun, in ihrem Sinn, also theoretisch vorhersagbar, was bedeutet, dass es unser Schicksal ist.
Dem kann man entgehen (falls man das will), indem man in Situationen bewusst daran denkt und anders handelt, als man es sonst getan hätte (Abb. 7 (V.)). Man kann seine Umwelt verleugnen, also diesen gegebenen Umständen entfliehen und z.B. genau das Gegenteil von dem tun, was man sonst tun würde oder per Zufall auswählen, was man tun soll. Dadurch wüsste man jedoch nicht, ob diese irrationale Handlung nicht ebenso Teil seines Schicksals wäre. Das erdachte (bzw. angenommene) Schicksal der Menschen stimmt deshalb immer mit der tatsächlichen Realität überein, da sich das Streben der Menschen nach Glücklichsein „zufällig“ (eher naturgemäß) mit dem Schicksal überschneidet. Man könnte auch sagen: Das Schicksal der Menschen liegt im Streben nach Glückseligkeit. Das heißt, nur wenn die Menschen unglücklich sein wollten, könnten sie ihrem bestimmten Schicksal entfliehen, würden dann aber einem anderen, vorher bestimmten Lauf nachgehen (da all unser Tun von Instinkten und Erfahrungen abhängt, die vor Eintritt der Zukunft im Rahmen begrenzter Wahrscheinlichkeiten liegen, danach aber determiniert sind). Doch selbst das Unglücklichsein, das dieser Mensch dann anstrebt, um seinem Schicksal zu entfliehen, wäre in einer Weise mit der Erwartung von Glück verbunden, da der Mensch nur tut, wovon er glaubt im Endeffekt glücklich zu werden (an dieser Stelle setzen alle wirksamen Manipulationen an, auch über Botenstoffe an Glückempfindungsrezeptoren), sogar wenn er zu einer Tat gezwungen wird, denn dann weicht er dem seiner Meinung nach Schlimmeren aus – und zwar immer (sogar im Fall von Geisteskrankheit)! Glaubt man hingegen an Gott oder das unerschütterliche Schicksal, lässt man sich von dem Glauben tragen ohne bewusst weiter daran zu denken.
Allerdings kann man nicht den Umständen seines gesamten Lebens entgehen. Selbst wenn es einem gelänge die eigene Persönlichkeit oder den Körper komplett zu verändern und damit auch den biologischen Umständen zu entfliehen, bleiben einem nur begrenzte Möglichkeiten offen – resultierend aus der eigenen Unvollkommenheit und Subjektivität, also auch dem Willen. In unserer zurzeit modernen Welt gibt es viele Möglichkeiten und unser Wille ist ebenso vielfältig geworden. Mit ihm besiegeln wir unser Schicksal, z.B. wenn wir auf der Suche nach der Erfüllung unseres Willens sind. Doch wie so vieles ist auch Schicksal grundsätzlich weder gut noch schlecht.
Ob etwas zu spät oder zu früh ist, hängt nicht einmal vom Betrachter ab. Es ist einfach so. Und so, wie es ist, ist es objektiv und zurückblickend stimmig.
Atome und Elementarteilchen, unsere Erfahrung und angeborenen Verbindungen der Nervenzellen und unsere Umwelt geben uns durch ihre Eindrücke eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten vor. „Freier“ Wille ist daher eine Sichtweise, zwischen diesen Möglichkeiten zu wählen.
Alles ist Schicksal: der Anfang und das Ende, der Mikrokosmos (die atomare Ebene, aufgrund der Reaktionsgesetze) und der Makrokosmos (aufgrund der Entwicklung des Universums). Der Faden der Welt ist von Beginn bis zum Schluss gesponnen. Doch was dazwischen liegt, was durch des Schicksals Netze geht, das erst belebt die Welt und liegt in unserer Hand, wenn wir es so sehen wollen.
Je spezieller man diese Frage stellt, umso weniger Schicksal wird man darin erkennen und umso mehr Willensfreiheit, so z.B. in unserem eigenen Schicksal gegenüber dem der gesamten Menschheit. In der Allgemeinheit dagegen, z.B. im Schicksal des Universums, sind wir hilflose Zuschauer, und das umso mehr, je weniger wir über das System (Universum) wissen.
Schicksal ist daher letztlich wie auch Gott eine Frage der Definition und der Abhängigkeiten und letztlich gleichbedeutend, nur in Hinsicht auf unsere eigene Willensfreiheit innerhalb unserer gegebenen Möglichkeiten. Es ist alles vorherbestimmt, nur das Schicksal weiß selbst nicht, was es sein wird. Es ist sich seiner nicht bewusst, schon allein dadurch, weil es letztlich unserer Vorstellung entstammt.
Sinnsuche und Sinnkrise
Die Sinnfrage ist ein Nebenprodukt des Bewusstseins und ein Merkmal für die Menschheit. Das Bewusstsein entwickelte sich wie alles in der Evolution aus einem Wettbewerbsvorteil heraus und ist für die Natur auch nicht mehr als das. Nur der Mensch fragt sich nun, was das alles soll und entwirft somit Philosophien und Glaubensvorstellungen.
Je mehr man lebt, umso mehr lernt man (als Mensch). Doch es gibt einen Konflikt, der uns bewusst werden lässt, dass wir höchste Vollendung suchen, doch aber nie sagen können, dass wir nicht noch etwas Neues hinzu lernen, und infolge dessen denken wir vorher nicht richtig gelebt zu haben und erheben Zweifel darüber, ob wir jemals richtig leben werden oder ob man überhaupt in seinem Leben richtig leben kann. Spätestens wenn das Leben (oder ein Lebensabschnitt) zu Ende geht, fragen sich das die meisten, solange sie die Endlichkeit realisieren können. Die Sinnsuche ist daher mit der Fähigkeit des Planens und der Eigenerkenntnis (Selbstbewusstsein) verbunden.
Die Suche nach einer Aufgabe, einem Ziel, einem Sinn, einer Bestimmung beschäftigt uns, sobald wir glauben, ihn verloren zu haben. Hat man nichts zu tun, was einen fordert z.B. zu überleben, beginnt man sich diese Frage zu stellen.
Zwischen so vielen Geschichten, Erlebnissen und individuellen Leben sein eigenes Leben zu finden und nicht unter der Masse und Bedeutung anderer zu zerbrechen, das eigene Leben und Ziel zu fokussieren und das eigene Glück zu finden und zu fühlen, obwohl in Milliarden anderer Köpfe genau das gleiche vorgeht und man sich selbst als entbehrlich dabei vorkommt, sich als notwendiger (sozialer) Teil des Gesamten zu sehen, egal was man macht und ob man berühmt ist oder keine Freunde hat, obwohl man nichts Besonderes oder Wichtiges kann, ist die große Herausforderung im Leben, der man sich immer wieder stellen muss. Egal, wie man es macht: solange die eigene Vorstellung vom Sinn damit erfüllt wird, lebt man sein eigenes Leben und damit sinnreich – eventuell auch fern jeglicher Moralvorstellungen.
Sinnlos kommt einem etwas vor, wenn es nicht zusammen passen will, egal wie man es wendet und probiert. Wenn dagegen alles zusammen passt und funktioniert, ergibt es einen Sinn. Das kann später zwar auch langweilig werden, aber das ist nicht gleichbedeutend mit Sinnlosigkeit. Sinnlosigkeit resultiert aus der Interesselosigkeit (sich in dieses Gebiet zu vertiefen), also fehlender Motivation. An einem Tiefpunkt macht etwas manchmal keinen Sinn mehr, während im Gefühl überschäumenden Glücks „alles zusammen passt“. In seinem Leben dauerhaft leben zu wollen ist daher schon eine Richtung zur Glückseligkeit.
Wer einem Irrglauben anhängt, kann überrascht werden. Wer tatsächlich an nichts glaubt, kann kein Glück finden. Und wer das von sich weiß, hat keinen Sinn mehr zu leben. In Sinnkrisen ist es also wichtig, dass man eine Antwort hat und dass sie überzeugend ist. Ob sie richtig ist, spielt keine Rolle und kann auch nicht überprüft werden.
Der Mensch macht sich neben seinen notwendigen Tätigkeiten vor allem zusätzlich Arbeit um sich zu beschäftigen und von der Sinnlosigkeit des Seins abzulenken, die er begriffen hat (da eine Gesellschaft Arbeitsteilung vorsieht und dies in Langeweile und fehlenden Überlebenstrieb ausartet, weshalb erst mit der Sesshaftigkeit auch die Langeweile, damit die Kunst und schließlich die Philosophie begann). Ansonsten müsste er sich ständig aufheitern, weil er traurig würde, wenn er über die Sinnlosigkeit nachdenkt und sich bewusst machte, damit seine Zeit zu verschwenden, von der er nicht weiß, wozu er sie nutzen soll bzw. wozu sie ihm bestimmt ist.
Jeder (der arbeitet) braucht etwas, woran er glaubt, und sei es, dass er glaubt, so einer Strafe zu entgehen. Dabei spielt es für die Arbeit und im Allgemeinen keine Rolle, ob der Glaube naturwissenschaftlich begründet oder übernatürlich ist. Ohne Glauben (an den Erfolg, an den Sinn der Tätigkeit, an das Leben, an die Wirklichkeit und Realität, evtl. an Gott) kann kein Mensch leben, denn er sieht keinen Sinn im Leben.
Der Sinn ist somit abhängig von der Art und Weise Mensch zu sein. Erst der Mensch erkennt und definiert mit seinem Verstand den Sinn. Bevor man den Sinn also erkennt (für sich selbst oder im Allgemeinen), muss man die Voraussetzungen haben ihn auch verwenden und anwenden zu können, muss also im Wesentlichen ein normaler Mensch sein.
Es geht nur darum, keine Langeweile zu fühlen, sein Hirn zu beschäftigen und so Glück zu fühlen. Manchmal ist es recht erstaunlich, was die Menschen bloß für Strategien einfallen lassen, um das zu erreichen – und nicht selten münden diese in Kriminalität, u. a. weil sie der Gesellschaft etwas entgegen setzen wollen. Dabei gibt es in der Gesellschaft doch genug zu tun, auch ohne gegen sie zu kämpfen.
Es geht für die persönliche Erfüllung aber auch nicht darum, den „richtigen“ Weg zu finden oder alles bzw. die „richtigen“ Fakten zu wissen (Physiker halten das eigene Gebiet für einzig Erkenntnis bringend, Biologen das ihre für allein relevant, Mediziner und Psychologen ebenso, etc.), sondern in seinem gewählten Fachgebiet Konzentration und Hingabe zu finden um mit diesen Gefühlen ausgefüllt zu sein. Und es geht nicht darum anders zu sein. Es geht darum selbst zu sein und sich auch so zu mögen.
Selbstständig „lernen“, entdecken, erkennen ist die schönste Phase – z.B. „lieben“ lernen, weil es immer etwas Neues gibt.
Das Leben ist keine Ruhephase, sondern durch den steten Lernprozess eine ewige Forschungsreise und Arbeit. Die Aufgabe lautet dabei genau das zu lernen und herauszufinden, was man braucht, um glücklich zu werden und ist also ein Findungsprozess, der den ständigen Nachweis und die Bewertung der gefundenen Kriterien und Prinzipien überprüft und immer wieder leicht gegensteuert. Hätte man endgültig die Aufgabe erfüllt, gäbe es für den Geist nichts mehr zu tun. Man würde nicht mehr von sich aus reden, denken, handeln, sondern nur noch reagieren.
Nun werden viele Menschen gerade vom noch Unbekannten angezogen. Ihre Aufgabe und Sehnsucht sehen sie darin etwas zu entdecken, was bisher niemand anderes vor ihnen kannte. Irgendwann wird die Wissenschaft jedoch nichts mehr zu tun haben bzw. wird ein Einzelner nichts mehr aufdecken können. Was macht dann die aufstrebende Jugend? Nichts ist neu, alles schon mal da gewesen! Welch schauderhafte Welt wäre das und ist es heute schon für eine große Zahl von Jugendlichen, die zwar nicht aktiv gelernt haben entdecken zu wollen, aber die gleiche Leere empfinden wie jemand, der es will, aber nichts zu entdecken findet. Die einzige Möglichkeit der Selbstverwirklichung liegt nach der Wissenschaft nur noch in der Kunst.
Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass das Leben eines Menschen (der fähig ist eigene Schlussfolgerungen zu ziehen und Erkenntnisse zu entwickeln) durch die Entwicklung seines Gehirns darauf ausgelegt ist abstrakte Probleme zu lösen und Antworten oder besser Erkenntnis zu finden. Die Erkenntnissuche ist sein Bestreben und somit Sinn, Zweck und Ziel und gleichbedeutend mit der Befriedigung des Nirwanas, wenn er Antworten findet. So hat sich der Geist mit der Entwicklung des Bewusstseins ausgerichtet.
Denn aus den zufällig gefundenen Erfahrungen und Erkenntnissen ergibt sich dann ein spezifisches Weltbild, das sich mit zunehmendem Alter anstaut und immer mehr bewahrheitet bzw. bestätigt, solange man fähig ist geistig rational und logisch zu denken (also nicht dement oder wahnsinnig ist). Man wird weise, weil man das Wesentliche erkannt hat und sieht.
Es ist unser eigener Sinn, den wir uns annehmen und überhaupt erst einmal für uns erkennen müssen. Die physikalischen Gesetze im Universum wirken einfach nur, weil sie nicht anders können. Doch aus ihrem (blindwütigen) Wirken entstand etwas, auch der Mensch, der nun das Etwas erleben kann. Doch ebenso wie er nicht gewollt entstand wird er vergehen. Nur sein Leben zu erkennen, zu leben, zu genießen kann er sich als Sinn vorstellen. Denn letztlich ist Sinn nur eine Illusion mit der wir unser Dasein berechtigen wollen, obwohl es gar nicht an uns liegt, dass wir sind, sondern an unserer Umwelt, an der Physik, der Evolution. Diese Hilflosigkeit gegenüber den bereits bestehenden Gesetzen kann sich ein erkennender Geist nicht ausgesetzt fühlen, denn er erhebt sich über alle Aufgaben, weil er sich nicht um sein Überleben selbst sorgen muss, sondern über alles nachdenken kann. Doch genau darin sieht er Erklärungsbedarf. Was nutzt er denn, wenn er sich nicht selbst am Leben erhalten muss, wenn das andere für ihn tun? Das müsste er doch für etwas gebrauchen und sein Leben erfüllen! Aber genau das muss er eben nicht. Das ist nur sein Gefühl, denn wenn es an der Zeit ist, wird er nicht mehr leben. Er ist eine Erscheinung der Natur und seiner Umgebung, die ihn erschafft, wenn die Bedingungen stimmen und ihn vernichtet, wenn es an der Zeit ist. Der Zwischenraum obliegt dem erkennenden Wesen selbst. Das ist seine Freiheit und das Ergebnis der Entwicklung seines „freien“ Willens. Der Sinn seiner Existenz wird von höheren Gesetzen bestimmt, nämlich vor allem der Evolution. Daran erkennt man eine Abhängigkeit des Menschen von der Natur.
Bsp.: In der (gegenseitigen) Liebe treffen die Sinngründe zweier Menschen aufeinander.
Es gibt eine Gewissheit: Das Universum und das Leben existieren nicht ewig bzw. der Tod ereilt jeden, egal, wie lang er auch lebt und im Grunde ist alles was wir tun umsonst. Das ist keine ermunternde Erkenntnis, aber sie zeigt, dass es weniger wichtig ist, wonach man sich richtet oder was man sich widmet. Entscheidender ist, wie zufrieden man mit seiner Situation und seinem ganzen Leben ist. Doch je mehr man darüber nachdenkt und sich mit anderen vergleicht, umso weniger findet man normalerweise diesen Frieden (Paul Watzlawick). Der höchste Zweck, dem man folgen kann, ist die eigene Glückseligkeit. Die Erinnerung und das Bewusstsein von Glück (z.B. weil man etwas im Leben geleistet oder sein Leben geregelt hat, etc.), sowie die Vorausahnung und Planung nächster Schritte sind die erfüllendsten Dinge bzw. Zustände im Leben und damit der Sinn eines jeden. Darin zeigt sich erneut die Abhängigkeit des Menschen von seiner Natur, insbesondere von seiner Neurobiologie. Denn alles, was er tut, macht er aus dem Grund letztlich dadurch glücklich zu werden und wenn es das Glück ist, andere glücklich zu sehen. Die Freude am Glück und die Jagd danach ist der Sinn aller Lebewesen, die zu Empfindungen fähig sind. Eine positive Lebenseinstellung ist ein Erfolg versprechender Weg dorthin.
Sinn von Leben:
- physikalisch (sowie chemisch und biologisch): Befolgung der Naturgesetze und letztlich der Polarisation
- biologisch: Erfüllung des biologischen Programms (Triebe) und Erreichen von Glücksgefühlen (bis hin zur Sucht)
- evolutionär: Überleben der Art durch Anpassung (mittels Fortpflanzung)
- philosophisch beim Menschen (vom Menschen selbst erschaffener Sinn, auf Grund der (automatischen) Erkenntnis seiner Funktionsweise und der seiner Gefühle): Glück(seligkeit) finden und festhalten
- gesellschaftlich: den eigenen Platz darin und Aufgaben bzw. Ziele für sich zu finden und geliebt zu werden bzw. selbst zu lieben und Leidenschaft, Austausch sowie Geselligkeit (Gemeinschaftsgefühl als Teil einer Gruppe) zu erleben
- persönlich: Antworten zu finden (was „Fragen zu haben“ und damit ein Bewusstsein und Motivation voraussetzt): Überleben, Erkenntnissuche, Glückseligkeit, Prinzipien- / Pflichterfüllung, …
- …
Es gibt in allem einen Sinn, da alles von Ursache und Wirkung bestimmt ist. In jeder Möglichkeit, die sich einem bietet, liegt ein Sinn, selbst wenn alles nur Zufall ist, so ist der Zufall der Sinn.
Der Sinn einer Sache richtet sich danach, wofür und weshalb sie geschaffen wurde. Im Fall des Menschen ist es das Überleben seiner selbst und seiner Art zu erarbeiten. Ob er das schafft oder nicht misst er daran wie glücklich er ist und seine Mitmenschen es sind. Natürlich kann er sich auch über die tatsächliche Erfüllung der ursprünglichen Aufgabe hinwegtäuschen indem er sich eine falsche Wahrheit schafft, Ziele uminterpretiert und sich (mit Drogen oder an Ideen) berauscht. Dann stirbt er aus, obwohl er sein Ziel eigentlich erreicht hat, nämlich glücklich zu sein. Doch das ist dann ein Zeichen dafür, dass er sich von der Umwelt zu weit entfernt hat und seine eigene, von ihr unabhängige Lebensbedeutung geschaffen hat. Unabhängig von der Natur zu leben kann allerdings nicht funktionieren, da man selbst immer ein Produkt der Natur und damit von ihr abhängig sein wird.
Mit dem Alter wächst der Zweifel am Zufall. Der Gedanke nach Bestimmung erfährt einen Schub: um letztlich doch noch einen Sinn für sein Leben zu finden und die Angst vor dem Nichts oder Bestrafung und Zweifel an einem jenseitigen Leben zu überwinden.
So sieht man ab einem bestimmten Erfahrungsgrad im Verlust der Lieblingsmorgentasse bald nicht mehr nur die Grenzenlosigkeit der eigenen Schusseligkeit, sondern eher ein schlimmes Vorzeichen.
Man lebt um die Regeln des Lebens zu begreifen. Wenn man das überlebt, hat man sie verstanden und stirbt in Gnade und Erfüllung. Die Regeln weiterzugeben nützt nur bedingt, denn jeder muss selbst leben, selbst die Prüfung meistern, selbst die Regeln erkennen. Denn Wissen kann man lernen und dadurch Erkenntnis beschleunigen, aber erkennen muss noch jeder selbst – und jeder muss erkennen, wohin ihn das führt. Das ist das Prinzip der Lehre. Die Natur hat den Menschen erschaffen um sich selbst beobachten zu können, sich zu erkennen und sich an ihr selbst zu erfreuen.
Ziele im Leben
Ziele und Wege / Mittel gleichen sich bzw. gehen ineinander über, sobald eine Überkategorie gefunden wird (integriert wird). Dann werden vorherige Ziele nur noch zu Teilzielen. Differenziert man dagegen, wandeln sich Mittel und Wege selbst zu Zielen um. Vor allem auf dem zeitlichen Maßstab muss man oft darin unterscheiden.
Bsp.: Ein Mann versucht eine Frau zu finden. Darin liegt zunächst das absolute Ziel. Hat er sie gefunden und lebt eine Weile mit ihr zusammen, will er Kinder zeugen oder die nächste Frau erobern. Je nach Charakter und Persönlichkeit zieht er dann weiter oder gründet eine Familie. Das höhere Ziel als die Frau zu finden ist dabei die Gene weiterzugeben. Dieses Ziel wird aber auch zu einem Mittel des absoluten Ziels jede Menschen, das in der Glückseligkeit liegt.
Eine Frau will das auch, geht aber oft anders vor, d. h. ihre Teilziele sehen anders aus. Sie will meist auch einen Mann finden, diesen aber eher dauerhaft an sich binden. Kinder können dafür ein Mittel und damit ein relatives Teilziel darstellen oder aber ein höheres Ziel im Leben. Aber auch für sie ist die Glückseligkeit oberstes und absolutes Ziel.
Bei den Menschen existieren grundsätzlich zwei verschiedene Lebensziele. Für die einen ist es das einfache Leben, das Genießen jeden Tages, guten und ausreichenden Essens, Trinkens und Unterhaltung – die Materielle Absicherung. Für die anderen ist es die Stillung des Wissensdurstes, das Erschaffen von Schönem und Neuem, die Bildung von Kunst wie von Menschen – die ideelle Bereicherung.
Der eine neidet hierbei selten des anderen Ziel, und doch schätzen sie sich gegenseitig als unwert zu erstreben ab. Meist geschieht dies, weil sie des anderen Begierde nicht kennen. Beides zugleich ist selten, häufiger geschieht es nacheinander oder nebeneinander (also abwechselnd). Es ist schließlich eine Gleichsetzung mit „Entspannung“ und „Anspannung“.
Der Kampf ist das, was den Menschen fasziniert, mit dem Traum vom Frieden – am besten für den Frieden zu kämpfen. Ob es nun um den Überlebenskampf oder um die Überzeugung geht, sind wir nur durch den Kampf lebendig, werden gefordert und erleben intensiv und entwickeln uns weiter. Er ist die Essenz der trüben Suppe des Lebens, mit samt seiner Vorbereitung, seinem Einsatz, seiner Improvisation und seinen Siegesaussichten. Deswegen brauchen wir auch den Wettbewerb, deshalb gibt es Sieg und Niederlage und die Angst vor dem Tod (als Folge).
Es geht gar nicht darum alles zu kennen, zu können, zu wissen oder zu verstehen. Wir wollen nur stimuliert werden und unsere Kraft verwenden. Manche brauchen ständig andere Stimuli (Generalisten). Andere arbeiten immer nur an einer Sache (Spezialisten). Aber jeder stimuliert sich selbst und macht idealerweise, was ihm gefällt und allen nützt. Das Ziel unseres Lebens ist es der Tod und bis wir die Zeit herumgekriegt haben füllen wir das Leben mit Dingen, die uns gut fühlen lassen. Da der Weg das Ziel ist, stirbt man gewissermaßen sein gesamtes Leben bzw. lebt seinen Tod. Der Tod selbst ist nicht nur das Ende dieses Prozesses. Darauf arbeitet eines jeden Schicksal hin. Wenn man dieses Ziel nicht hätte, könnte man nichts genießen – keine Freude ohne Leid. Andere Ziele innerhalb dieses Lebens erhalten ihre Bedeutung erst durch die Endlichkeit des Seins und des Getriebenseins des Menschen.
Es gibt zwei Wege sich unsterblich zu machen bzw. fortzupflanzen:
1.) Biologisch: Nachkommen biologisch produzieren
Bsp.: Die Eltern zeugen ein Kind, auch wenn es bei jemand anderem aufwächst.
2.) Philosophisch: Seine Umwelt durch Ideen verändern (z.B. auch durch Erziehung der Nachkommen)
Bsp.: Die Eltern adoptieren ein Kind, das nicht ihr Erbgut hat.
Wer beides kann ist optimal in seine Umwelt eingebettet.
Bsp.: Die Eltern ziehen ihr eigenes Kind auf.
Wir implizieren schon mit der Frage nach dem Sinn des Lebens verschiedene Antworten, da wir die einfachste nicht akzeptieren: um zu (über)leben und sich gegebenenfalls fortzupflanzen. Normalerweise stellt sich der Sinn eines Lebewesens ihm selbst gar nicht, denn es folgt seinen Trieben, um genau das zu erreichen. Damit ist es ausgelastet.
Wo aber liegt der übergeordnete Sinn in (biologisch) programmierten Wesen? Wenn wir nur in einer Simulation leben, haben wir nach Ablauf der Simulation keinen Sinn mehr, außer wenn sie als Experiment gestartet wurde. Das können wir aber nicht überprüfen und daher ist es egal ob es zutrifft.
Mit der Entfaltung des Bewusstseins und der Möglichkeit bewusst Wissen anzuhäufen, nach der Neugier, der Infragestellung und der darauf folgenden Sinnsuche hat sich eine Situation für den Menschen ergeben, nach der er sich nun selbst einen Sinn für sein bewusst gewordenes Leben suchen muss. Denn Menschen brauchen eine (größere, übergeordnete) Aufgabe im Leben. Wenn sie die nicht von mächtigeren Menschen (Alphatier) bekommen können, deren Absichten sie nicht verstehen, denen sie aber auch nichts entgegenzusetzen haben (weil sie schwächer sind), so suchen sie Gott, um von ihm diese Aufgabe, dieses Schicksal, zu bekommen und sich dann darin zu verwirklichen. Wenn allerdings Gott als Glaube strikt abgelehnt wird und „Freiheit“ existiert, also freie Wahl im Werdegang (Beruf, Interessen, Meinungen, etc.), dann muss der Einzelne entweder seinem Können folgen oder sich selbst Aufgaben schaffen. Je nach Gemüt wird er dabei Erfolg haben oder nicht.
Beispiel für eine innere Überzeugung und einen großen Geist:
Ein Mann hat die Leiche eines anderen (natürlich Verstorbenen) vor 2000 Jahren in ein Moor werfen lassen. Warum? Keiner weiß es. Aber möglicherweise hatte er erkannt, dass Moore Menschen konservieren und wollte ihn so der Nachwelt als originales Dokument hinterlassen und auf diese Weise durch die Zeit schicken. Doch niemand wird es ihm danken können. Er weiß das, tut es trotzdem – für uns. Sein einziger Lohn ist seine Weisheit zu wissen, was er damit geschafft hat.
Den eigenen, speziellen Sinn, die Aufgabe, die Bestimmung seines Lebens muss nun aber jeder selbst finden, indem er seine eigene Philosophie und Sichtweise vom Leben entwickelt. Das ist die höchste Spezialisierung von Philosophie, die es gibt und die jeder selbst erforschen muss bzw. darf. Die Sinnsuche ist seine Aufgabe und damit bereits selbst der Sinn. Denn wie im Leben gilt: „der Weg ist das Ziel“ (und ist nicht Mittel zum Zweck), also das Leben selbst. Und dieses Streben wiederum ist eine Suche nach dem Sinn, ein Pendeln zwischen den Polen.
Meist besteht der Sinn darin glücklich zu sein. Der Mensch ist so angelegt, dass er den Weg des geringsten Widerstandes geht, so hofft er durch wenig Arbeit, die er meist als unnütz betrachtet, glücklich zu werden.
Der eigene Sinn besteht nur für kleine Bereiche und er ist ziemlich unabhängig von anderen. Daher ist er auch meist unbedeutend, was das Geschehen im Universum anbetrifft. Durch ihn wird nichts geändert, er ist nur dazu da, dem entsprechenden Lebewesen oder der Gemeinschaft von Lebewesen, die ihn beherzigen und erkennen können, zu dienen und einen Inhalt zu geben, eine Aufgabe zu schaffen oder zu erfreuen. Denn die erkennenden Lebewesen schaffen sich ihren Sinn selbst. Sei es aus der Notwendigkeit (in Verbindung mit ihren Trieben, z.B. des Überlebens) oder aufgrund der durch die Umwelt geschaffene Lust an der Beschäftigung.
Zu welchem Schluss man am Ende kommt, ist natürlich von seinen gemachten Erfahrungen geprägt. Aber eigentlich sollte man nie einen endgültigen Schluss erreichen, denn jeder Schluss ist nur die (künstliche) Begrenzung neuer Möglichkeiten – die zwar ein bewussteres Denken zulässt, aber auch eventuelle Einflüsse aus anschließenden Gebieten ausschließt.
Eine Auswahl an möglichen Aufgaben im Leben:
- Mit einer Aufgabe ausgefüllt sein, die genau den Schwierigkeitsgrad des Geistes fordert und regelmäßige Erfolge erwarten lässt, mit überwiegend positiven Überraschungen, in einer guten Gesellschaft, die einen achtet und versteht und nicht ohne Ziele oder Orientierung zu sein ist das Ideal eines jeden. So gedenkt der Mensch die Langeweile im Leben zu verdrängen und sieht darin einen Sinn des Lebens.
- Träume und Pläne aufzubauen und diese zu pflegen und Sehnsucht bzw. Mystik zu bewahren ist eine weitere Aufgabe. Denn wer seine Träume genau vorhersagen kann, dessen Leben ist wahrhaftig langweilig geworden.
- Erkenntnisgewinn zu unterstützen und Erfahrung zu lehren, auf dass das eigene Leben mit seinen Erlebnissen nicht nutzlos war und so die Jugend auf die Welt vorzubereiten, um so sogar die spätere Welt selbst mit zu formen, erleichtert den Umgang mit der Endlichkeit des Seins. Nur in dem Bewusstsein, dass das auch passieren wird, verlässt man gerne das Leben. Es muss immer weitergehen. Neues Leben muss kommen und es muss die gleichen, großartigen, neuen Erfahrungen machen (dürfen), an denen wir uns einst schon erfreuten. Denn uns geht die Lust irgendwann doch einmal aus. Dann werden wir träge die Welt zu beschützen. Schon bei dem Gedanken, dass das Leben und Wirken ein Ende hat, lässt alles gleichgültig werden, was hier auf Erden zurückgelassen wird oder auch nicht geschafft wurde. Wie mag es dann erst im Moment des Sterbens sein?
Durch die Weitergabe der eigenen Gedanken, durch Kommunikation und Beeinflussung anderer gibt man einen Teil seiner Auffassung und seines Bewusstseins für die Welt weiter und so lebt man tatsächlich in anderen weiter, indem man ihr Bewusstsein ein klein wenig oder auch sehr stark verändert hat. Genauso stirbt mit einem auch ein Teil der anderen. Manchmal ist es ihnen erfreulich, wenn sie einen hassten. Meist ist es aber der Verlust von Bekannten und damit von Möglichkeiten des Umgangs. Jeder ändert so den Zeitgeist.
- Nicht Erfahrung zu haben ist die Lust am Leben, sondern sie zu machen (also etwas erleben), ja sogar sie sich nur vorzustellen und zu träumen.
- Es ist uns oft ein Bedürfnis Gerechtigkeit zu schaffen und zu leben. Gerechtigkeit kann aber nicht absolut erreicht werden, ist also ein ewiger Sinn (eine Aufgabe) im Leben der Menschen.
- Spaß zu haben und sein persönliches Bedürfnis nach Trieberfüllung in jeder Hinsicht bringt Erfüllung für den Einzelnen – egal wie zweifelnd und kritisch andere dem gegenüber stehen.
Abb. 8 (V.) – Die eigene Welt der Menschen zwischen Nichts und Allem
Die Menschen bewegen sich in ihrem Denken zwischen Nichts und Allem (Abb. 8 (V.)). Etwas anderes geht nicht. Alles, was Menschen wollen, ist Beziehungen herzustellen, Gedanken zu parallelisieren oder Gedanken mit dem Neuen und Unverständlichen zu konfrontieren und ihren Kreis zu umschließen, der ihre eigene Welt bedeutet, also die Gegend zu lokalisieren, die ihre Denkweise, Ideen, Vorlieben, usw. am besten beschreibt. Dort fühlen sie sich wohl und am meisten glücklich.
Das Glück als Gegenteil von Pech ist nur die Auslegung des Zufalls in die positive Richtung. Sich aber glücklich zu fühlen und das dauerhaft von sich sagen zu können bedeutet das Glück, worum es den Menschen geht und was sie selbst beeinflussen können. Glück ist somit die subjektive Verbesserung der Lage.
Wir können und wir wollen nicht alles begreifen, weshalb ein jeglicher Sinn (in der Existenz), jedes Glücksempfinden allein im Glücksempfinden selbst liegen kann. Möglichst oft und stetig glücklich zu sein ist Sinn und Streben des Menschen und eines jeden Tiers, das Glück empfinden kann. Der Gedanke an den Tod bspw. erregt normalerweise kein Glücksgefühl, weil wir insgeheim noch Ziele haben, die wir verwirklichen wollen und uns dadurch ebenfalls wieder ein Glücksgefühl erhoffen. Der Mensch ist süchtig nach Glück.
Nicht der Tod macht uns Angst, denn sterben müssen wir alle, sondern die Gewissheit, nichts mehr schaffen zu können. Wer begreift, dass er in seinem Leben nicht um das pure Überleben kämpfen muss, beginnt einen Sinn zu suchen und etwas zu schaffen, zu erreichen, evtl. berühmt zu werden und in die Geschichte einzugehen. Das Leben nicht zu vergeuden, weil man noch Kapazitäten hat, die nicht ausgeschöpft sind, erinnern einen daran die Energie sinnvoll zu nutzen.
Wir wollen das, was wir erreicht und erfahren haben, nicht wieder hergeben (durch den Tod). Es ist so schön, dass wir uns länger daran erfreuen wollen. Der Gedanke an ein Verlassen dieses Zustandes, eines Wiederhergebens der Freude, nachdem man sie erfahren hat, gleicht einer ungerechten Grausamkeit. Doch die Freude ist nur geliehen (von der Natur). Manche versuchen sich über diese Tatsache hinwegzutrösten, indem sie das Leben nur als einen Vorgeschmack im Paradies sehen. So können wir es leichter hergeben und ertragen, weil wir insgeheim denken und hoffen, dass es uns wieder gegeben wird, für manche auch in Form von Wiedergeburt. Der Buddhismus sagt nun, dass man dieses Auf und Ab von Hoffnung und „neuer“ Liebeserfahrung, der Freude und dem Leid entfliehen und den Kreislauf durchbrechen kann, aber nur um den Preis, dass man gar nichts mehr fühlt (im Nirwana). Und das ist auch das Dilemma des Menschen: Entweder er nimmt die Freude zusammen mit dem Leid (das ewige Auf und Ab) oder er wählt Gleichgültigkeit.
Je mehr man kann und weiß (und motiviert ist), umso mehr bringt man (alles) miteinander in Verbindung und umso weniger bzw. schlechter kann man entspannen und abschalten.
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Der goldene Mittelweg
Abb. 9 (V.) – Der goldene Mittelweg (vgl. Abb. 20 (III.), „Motor der Neugier“)
Um aber richtig glücklich damit zu sein, muss man wissen, dass alles andere, was man dadurch verpasst, schlechter ist als das, was man tatsächlich macht. Man kann nichts verpassen (das resultiert aus dem letztlich festgeschriebenen Schicksal). Je nachdem, was man erlebt, verändert das einen zu diesem oder jenen Menschen. Das fühlt man aber nur, wenn man alles auslotet und ausprobiert, sich anliest oder zuhört und sich seiner Situation klar wird. Außerdem muss man sich entscheiden, ob man ein gleichmäßig plätscherndes Leben will oder ständig wechselnde Tal- und Bergfahrten. Alle Gefühle im Leben sind die eigenen, höchsten Gefühle. Mehr kann man nicht erleben, auch wenn man sich mit anderen vergleicht.
Das, was einem wichtig ist (die Stadt, die Familie, der Partner, die Freunde, die Arbeit, etc.), gibt einem das Gefühl in dem Moment und der Situation richtig zu sein und nichts zu verpassen. Es ist dann, als gäbe es nichts anderes auf der Welt, weil man komplett auf diese Sache fokussiert ist. So geht man darin auf und ist glücklich, da man denkt, das Richtige mit seiner Zeit zu tun.
Glücklich ist, wer immer um das Zentrum kreist, aber nie ankommt (Abb. 9 (V.)). Denn das Zentrum des Lebens ist der Lebensweg selbst. Je mehr man sich die selbst gesteckten Ziele darauf ausmalt und vorstellt, umso weniger Glück erfährt man beim Erreichen des Ziels. Es wird vorgezogen auf die Zeit des Wartens und Daraufzuarbeitens und damit im Geist zeitlich aufgeweicht. Den Aufstieg und das Ziel vor Augen strebt man auf. Ist dieses dann aber allmählich Gegenwart geworden, nimmt man es weniger als letztes Ziel war und strebt automatisch nach bereits neu gesteckten Zielen oder verfällt nach dem Erreichen in eine Leere. Unbekannte und auch unsichere Ziele sind daher umso überwältigender. Überraschung wiegt schwerer als Planung – ob gut oder schlecht, da sie geballte Erfahrung und Erlebnisse bietet.
Glücksbilanz
Wenn man ständig von Glück umgeben ist und es sieht, erkennt man selbst das Besondere nicht mehr. Der Mensch definiert sich über Gefühle und das höchste Gefühl, dass erfahren werden kann, ist Glück. Um dieses aber immer wieder fühlen zu können, muss es immer mal wieder verschwinden, so dass man es neu finden und seinen Wert schätzen kann. Andauerndes Glück fordert den Menschen nicht und es langweilt ihn. Wer in der Aufgabe, der Herausforderung Glück findet und sich diese auch immer beschaffen kann, der mag wirklich froh sein.
Gleichgewicht (Harmonie) bleibt nicht bestehen, wenn es die Möglichkeit für anderes gibt. So kann ich zwar glücklich werden, aber nur, weil und wenn ich unglücklich bin (oder war) kann ich das Glück auch als solches wahrnehmen. Der Mensch hinterfragt die Welt und zweifelt, weil er nicht glücklich ist. Im absoluten Glück würde er nicht mehr nachfragen. Er stünde auf seiner Entwicklungsstufe still. Stillstand bedeutet aber auch das Gegenteil von Leben. Menschen sind zufrieden, wenn sie nichts weiter wollen. Doch sobald etwas unerreichbar und bald auch umso mehr gewünscht ist, wird es niemals Stillstand geben.
Die Menschen erkannten das Universum und dass die Unabhängigkeit von der Erde möglich ist. Seitdem versuchen sie, es auch zu erreichen.
Jeder versucht das Glück auf einer steigenden Kurve zu halten. Der Anstieg von Glück jedoch ist (neben der tatsächlichen Machbarkeit) nur bis zu einer bestimmten Steigung (einem Steigwinkel) erduldbar. Alles, was darüber liegt, wirkt schon wieder erdrückend und unbegreiflich. Ebenso ist es mit dem Abfall vom Glück (es wird hierbei generell vom subjektiv empfundenen Glück ausgegangen).
Je mehr Glück einer bestimmten Art man erfuhr, umso höher muss die Qualität neuer Momente sein, um noch glücklich werden zu können. Neues Glück (das aufgebracht werden muss, um noch einmal gleich großes Glück zu erfahren) und Energie (die aufgebracht wird um das zu erreichen) sind nicht verloren. Denn alle, die davon profitieren, lernen dadurch und kommen voran, wenn auch unbemerkt.
Zwar steigt mit zunehmenden Möglichkeiten auch die Möglichkeit des Gewinns oder des Verlustes, also vor allem des Risikos (Abb. 10 (V.)). Aber die tatsächliche Ausbeute liegt so gut wie nie am Maximum der Kurve. Denn die Faktoren werden immer vielfältiger und damit sinkt die Wahrscheinlichkeit auf den totalen Gewinn oder Verlust.
Am Beispiel des Lebens verstärkt sich zwar durch die menschliche Psyche der positive Effekt und greift auch auf andere Bereiche über, aber bei genauerem Hinschauen (objektiv) sieht man den Abstand zu absolutem Glück oder Pech. Denn die Energie einer Person ist begrenzt und muss aufgeteilt werden, wenn sie umso mehr Bereiche des Lebens abdecken will (persönliches Glück, Familie, Geld, Ruhm, Ansehen, soziales Engagement, etc.). Umso mehr erreicht man wieder die Nulllinie der subjektiven Gefühle (denn um die geht es letztlich im Leben eines Menschen) und lebt im Durchschnitt also genauso, wie jemand, der gar nichts riskiert und macht. Doch genau das Schwanken zwischen Gewinn und Verlust, zwischen gut und schlecht ist der immer wieder gleiche und doch neue Reiz, der das Leben überhaupt vorantreibt und ist letztlich ein Spiel – ohne absoluten Gewinner oder Verlierer.
Kommt es dann zu einem Gleichgewicht zwischen diesen Gefühlen, will man nach einiger Zeit wieder einmal vermehrtes Glück fühlen, muss also vermehrtes Leid in Kauf nehmen. Jedes Hoch verlangt ein Tief, mit dem es sich messen kann.
Psychische Glückseligkeit lässt sich nicht „erkennen“, stehlen oder finden. Sie muss von jedem erkauft werden. Entweder erarbeitet man es sich hart und hält dieses Leid dabei aus oder man verkauft sich und seine Gedanken – z.B. an die Religion, indem man glaubt. Mit dem Glauben, so wird geworben, lässt sich vieles leichter ertragen. Doch wird verschwiegen, dass man dagegen Freiheit, eigenen Willen und Teile der Wahrheit, bzw. sogar Intelligenz abgibt, manchmal sogar sein ganzes Leben. Oft weiß man dagegen gar nicht, was man dafür eintauscht um glücklich zu sein.
Bsp.: Hoffnung:
Sie bringt Glück für den Augenblick, aber wenn man die Realität noch erlebt, folgt bald schon bittere Enttäuschung. Hoffnung ist eine Glücksschuld, ein Kredit, dessen Zinsen immer höher steigen, wenn man ihn nicht mehr bezahlen kann. Man macht Schulden beim Glück. Mit diesem geliehenen Glück kann natürlich auch investiert und noch mehr Glück errungen werden (z.B. durch gesteigertes Selbstvertrauen), so dass ein „Zurückzahlen“ kein Problem darstellt. Dennoch stellt die Schuld immer ein Risiko dar, wie z.B. einen Rückschlag zu erleiden, der dann umso härter wiegt.
Pessimisten sind abhängig vom Gefühl der unerwartet positiven Überraschung und sehen darin ihr Glück.
Glücksschuld kann auch eine Investition sein: Wenn man eine Aufgabe besonders gut löst, weil man motiviert ist, wenn man an eine Belohnung, ein Ziel denkt oder eine Erfolg am Ende des Tages erwartet, leiht man sich zwar im Vorhinein Glück, welches später etwas abgeschwächter gespürt wird (wenn dieser Erfolg tatsächlich eintritt). Aber mit der Motivation aus der Glücksschuld funktioniert die eigentliche Aufgabe besser und das Erfolgserlebnis gleicht dieses fehlende Glück wieder aus oder übertrifft es sogar. Motivation und Zufriedenheit sowie das Gefühl von Glück hängen also von dem Rahmen des Weltbildes ab, indem man sich sieht. Dieses Bild sollte also aus immer wieder auftauchenden Zielen und Highlights bestehen, weshalb Rituale und Gewohnheiten als wiederkehrende Ziele verbreitet sind (bis zur Sucht).
Bsp. 1: Man muss langweilige Texte lesen und hat Zeitdruck dabei. Wenn man sich dann erinnert, sich abends noch mit Freunden zu treffen oder bemerkt, dass es draußen das erste Mal im Winter schneit und sich auf den Schnee freut, fällt die Arbeit leichter, steigert sich Motivation und damit Konzentration und am Abend weiß man, dass die Arbeit gut erledigt wurde.
Bsp. 2: Wenn schlimme Zeiten bevor stehen, z.B. Prüfungen, erträgt man das leichter und sogar mit Elan, wenn man diese Zeit nur als Intermezzo sieht in einem zufriedenen Leben als wenn man es als immer wiederkehrenden Refrain betrachtet. Daher ist Religion als Hauptmelodie auch sehr beliebt oder Hedonismus und Sucht entwickelt sich so von einem Intermezzo zum Refrain / zur Hauptmelodie.
Glück ist immer verschieden. Niemals wird eine Situation der anderen ähneln, wenn sie Glück fühlen lässt. Es braucht neue Impulse, um wieder Glück zu fühlen. Sobald man die Situation versteht und mit anderen, vorangegangenen unterbewusst vergleicht, ergibt sich entweder eine Steigerung des Glücks oder ein Gefühl des Nichterreichens ehemaliger Glücksgefühle. Die Schwelle zu fühlbarem Glück wird dadurch herauf gesetzt. Die Schwelle zu absolutem Glück ist dadurch permanent auf hohem Niveau festgeschrieben und kann nur raufgesetzt werden, wenn sie nicht durch Leid unterbrochen wurde. Die weniger hohen Glücksgefühle sind situationsabhängig und von der vorangegangenen Gewohnheit und Einstellung zum Glück abhängig.
Wenn sich jedoch die Bereitschaft ändert und die Ansprüche fallen ist es möglich auch im Alter noch Glück zu verspüren. Je mehr Negatives passiert, umso besser ging es einem vorher und je mehr Gutes passiert, desto schlechter ging es einem vorher. Wenn wirklich alles perfekt ist, kann die nächste Neuigkeit nur schlecht sein. Selbst in höchsten Phasen des glücklichen Lebens bescheiden zufrieden zu sein, verschafft eine Basis, die einem sein Glück lange Zeit erhält, auch wenn sich negative Phasen anschließen.
Man kann nur fröhlich sein, wenn man die Zeit danach nicht kennt, also nur den Augenblick selbst genießt. Die Erinnerung daran wird umso intensiver sein, je eher man sich dem Moment hingegeben hat. Der Genießer hat außerdem gelernt den Moment hinaus zu zögern und langsam zu handeln, um den wertvollen Augenblick (der Hort des Glücks allein ist) möglichst lange zu erfahren. Indem man ein Gefühl einfach geschehen lässt, genießt man es ausgiebig. „Man hätte die Zeit genießen sollen“, kann man nur denken, wenn diese Zeit als schön oder überhaupt nur in Erinnerung geblieben ist. Und dann hat man sie auch genossen. Denn genießen währt nicht ewig. Umso wertvoller ist es auch. Es kommt darauf an, wie sich das Glück im Leben verteilt, wenn man darüber nachdenkt, ob man alles davon genießen kann.
Bsp.: Wer alles Glück nur in der zweiten Lebenshälfte hätte, sich in der ersten vor Leid aber umbrachte, wird nie Glück erfahren.
Wer das meiste oder größte Leid erfahren und also auch ertragen hat wird mit den schlimmsten Bedingungen besser und länger zurechtkommen und sich eher daran erfreuen können als andere. Die bedeutendsten Menschen sind nicht nur groß geworden, weil sie Großes geleistet haben, sondern weil sie über ihre Fehler und Rückschläge hinweggekommen sind. Sie gaben nicht auf, solange sie noch von ihrer Idee überzeugt waren.
Ein Mensch kann nichts tun, wovon er nicht überzeugt ist. Überzeugung und deren Ausführung erwirkt ihm Glück und Spaß. Wenn er kein Glück sieht, wird er zwischen allen Möglichkeiten die des geringsten Übels wählen. Er wird nichts tun, was nur schadet, wenn er nicht wenigstens davon überzeugt ist, dass es ihm irgendwie nützt – und sei es nur um andere zu retten. Auch das nützt ihm, weil er andere retten will. Dadurch empfindet er Glück und weniger Übel. Ist daher kein geringeres Übel vorhanden als das, was er tun soll (ausgehend von einer höheren Macht), so müsste er in dem Glauben gehalten werden, es gäbe noch eine schlimmere Alternative, wenn er nicht das tut, was er soll.
Glückszustand
Glück zu fühlen ist der biochemische Sinn des Lebens eines Individuums, das wie der Mensch dazu in der Lage ist Freude erfahren zu können. Der Mensch ist süchtig: süchtig nach Leben. Doch es ist in Wirklichkeit nichts anderes als Sucht nach guten Gefühlen. Jeder will möglichst viele davon in seinem Leben erfahren, ob direkt für sich selbst oder indem er anderen hilft. Oft nimmt er dazu auch den offensichtlichsten und einfachsten Weg, der schnelles, bekanntes Glück verspricht. Wer außerdem Freude am Experimentieren hat kann noch Höheres erlangen.
Wir sind abhängig – letztlich wirklich von Drogen, nämlich denen unseres Gehirns: v. a. Dopamin, Serotonin und Morphin. Sie möglichst oft auszuschütten ist unser größtes Ziel und das ein Leben lang. Eine Dosissteigerung ist jedes neue, nachfolgende Mal unvermeidlich um ähnliche Glücksgefühle zu verspüren wie zuvor, außer unter Verwendung einer neuartigen Droge oder Nervenverbindung, die noch unerforscht bzw. unbenutzt ist. Der Überraschungseffekt verspricht auf diese Weise hohes Glück (und auch Leid). Aber er ist zufällig. Selbst gesuchte Überraschungsmomente sind nicht so wirkungsvoll.
Alles, was Erfüllung und Erlösung verspricht, kann nichts anderes als eine Droge sein, von der man abhängig wird und von der man nur unter größten Qualen los kommt bzw. die man nicht aufgeben möchte, solange man noch auf höhere Erfüllung hofft bzw. nicht enttäuscht wurde und also an der Wirkung zweifelt. Das gilt für Rauschmittel wie für Religion, Liebe, Macht / Kontrolle und vieles mehr.
Man lebt für den Augenblick. Die schönsten Glücksmomente neben dem Augenblick sind die Erinnerung an Vergangenes (eher melancholisch, pessimistisch) und die Vorfreude bzw. Vorstellung und Planung der Zukunft (eher euphorisch, optimistisch). Sie sind uns Kopien realer Empfindungen. Was man an Erinnerungen so mag sind die vergessenen Gefühle, die man zu dieser Zeit hatte. An der Vorfreude mag man die Lust etwas zu erleben oder erleben zu wollen. Vorfreude ist so schön, weil man ein sicher scheinendes Ziel hat. Die Belohnung ist sicher und man muss nichts oder nichts Anstrengendes tun, will aber etwas tun um die Zeit schneller verstreichen zu lassen. Dennoch ist es eine Idealvorstellung, die eigentlich nur enttäuscht werden kann, wenn es nicht zu einer positiven Überraschung kommt.
Da man nur wenige Tage bis Wochen lang normale Ereignisse im Gedächtnis hat und haben kann, ist es ziemlich egal was man vorher gemacht hat, ob man viel Gutes oder Schlechtes erlebt hat. Das Wissen aus voriger Zeit bleibt erhalten, aber die Gefühle und momentan abrufbaren Erlebnisse werden nur überschrieben. Daher ist auch ein erlebnisreiches Leben nicht wertvoller als ein eintöniges. Das Leben ist nur eine Aneinanderreihung von Glücks- oder Leidensmomenten. Wie viele man davon erlebt ist für den Moment und die Empfindung dessen uninteressant.
Bsp.: Wie „Geben ist seliger denn Nehmen“, ist es ein viel größeres Geschenk dem anderen unmittelbar etwas Gutes zu tun. Denn dann weiß man selbst um die gute Tat und kann meistens auch noch ihre Auswirkungen an den Reaktionen des anderen miterleben.
Das große philanthropische Gesamtwerk befriedigt augenblicklich nicht. Aber was man direkt davor empfand (in den letzten Tagen) und ob das im Vergleich zur gegenwärtigen Empfindung gut oder schlecht war, entscheidet über die Wertung des momentanen Gefühls. Außerdem mindert oder stärkt das Bewusstsein über die Einzigartigkeit des Glücksgefühls eventuell noch einmal zusätzlich das Gefühl des Momentes.
Erinnerung ist das Wertvollste was wir haben. Denn auch noch so süße Vorstellungen bleiben nicht lange und sind nicht echt. Zudem werden selbst Vorstellungen mit der Zeit zu Erinnerungen, falls man sie ausgiebig genug gemacht hat, auch wenn sie nicht tatsächlich erlebt wurden. Daher sind Vorstellungen nicht so lange stark wie Erinnerungen. Alle Vorstellungen entstehen des weiteren aus Erinnerungen und Erfahrungen. Damit geht jede Idee und Vision auf selbst gemachte Erfahrungen zurück und auf Personen oder Umstände, die daran beteiligt waren oder die diese Erfahrungen verursacht haben.
Jedoch ist die Hoffnung als eine Vorstellung gleichbedeutend mit der schönsten Erinnerung, manchmal sogar noch stärker, da sie sich aus den Erinnerungen ergibt und einen Zustand anstrebt, der sich über die wirkliche Erinnerung erhebt und noch besser ist, sich also entgegen der (aus Erfahrung abgeleiteten) Erwartung ausbildet und eine schöne Utopie erschafft. Hoffnung in den Glauben erlaubt Glück. Es macht den Menschen zum Menschen. Jedoch kann er es nicht beschreiben oder ergründen, ohne sein Glück damit abzuschwächen.
Bsp.: Die Hoffnung zu glauben im oder nach dem Tod wieder mit den geliebten Menschen vereint zu sein, erlaubt das Leben weiterhin einigermaßen glücklich zu führen und spendet Trost.
Umso mehr gleicht man im Verhalten einem Kind, je glücklicher man ist.
Des Menschen Glück ist oft eigentlich das Glück anderer, die es mitbekommen und ihm wünschen und ihr eigenes, aber erst späteres Glück, wenn sie sich wieder daran erinnern. Denn der Mensch ist gemeinschaftlich angelegt und vergleicht sich gerne mit anderen. Indem andere Glück fühlen und das zeigen, fühlt man es auch, solange man es ihnen nicht missgönnt, weil man es ihnen neidet oder ihre Gebärden, Traditionen, Sichtweisen, etc. verachtet. In dem Moment begreift man oft die Situation nicht, nur die Opioide werden ausgeschüttet wenn andere verlieren und vermitteln ein kurzzeitiges Glücksgefühl, entstehend aus der Überlegenheit über andere, verursacht durch den Vergleich mit ihnen.
Ein Orgasmus ist nichts als Belohnung durch Endorphinausschüttung. Das gleiche System findet auch bei interner Schmerzstillung statt und wird bei jedweder positiven Empfindung nachgeahmt. Berührungen und vor allem Küssen ist somit eine Art der oralen Befriedigung auf körperlicher Ebene und ein Abbau des Verlangens nach Nähe zu der Person.
Ausprägungen von Glück:
Glück ist höchst relativ. Es hängt ausschließlich von der persönlichen Betrachtungsweise ab. Es gibt Kriterien zur Einstufung (z.B. der Höhe) des Glückes, die jedoch für jeden Menschen anders bewertet werden müssen.
Denken kann man, dass man etwas Besonderes ist. Doch wenn man wirklich ein Niemand wäre, und wenn man seine Zeit scheinbar unnütz verschwendet oder glaubt mit den Vorhaben nichts erreicht zu haben, die nur für einen selbst einen Sinn ergaben, was hat man dann wirklich verloren? Es obliegt niemandem zu verurteilen, wie man die einem überlassene Zeit mit Träumen und Taten ver(sch)wendet, die einen glücklich machen und einem selbst einen Zweck erfüllen.
Beispiele von Glück, basierend auf gängigen Vorurteilen:
So kann ein Topmanager mit wenig Zeit, aber viel Geld unglücklich sein, weil er kaum Zeit hat und allein ist. Er kann aber auch zufrieden sein, weil er nur für seine Arbeit lebt und seinen Erfolg in Form von Geld sehen kann.
Ein Arbeitsloser mit viel Zeit und wenig Geld kann unglücklich sein, weil er keine Aufgabe und kein Geld hat. Er kann aber auch zufrieden sein, weil er nicht arbeiten will, seine Sozialhilfe ausreicht, um ihm einen schönen Lebensstandard zu gewährleisten oder weil er es gewohnt ist, sich darauf zu verlassen von anderen abhängig zu sein.
Eine Sozialarbeiterin mit wenig Zeit und wenig Geld kann unglücklich sein, weil sie keine Zeit für Angehörige hat und sieht, dass die Menschen ihre Hilfe oft nicht einmal erkennen bzw. es ihr nicht danken. Sie kann dagegen auch zufrieden sein, weil sie den Wert ihrer Arbeit erkennt, ein Talent dafür hat Familie und Arbeit erfolgreich zu organisieren oder gleichzeitig ihr moralisches Gewissen unbelastet weiß, weil sie der Gesellschaft mit ihrer Arbeit gleichzeitig einen Dienst erweist.
Eine reiche Erbin/Hausfrau mit Bediensteten, viel Geld und Zeit kann unglücklich sein, weil sie keinem Beruf nachgeht bzw. keinen gelernt hat, eine schlechte Ehe führt, mit Neidern zu kämpfen hat, keine Interessen hat, ihr Geld für nichts mehr auszugeben weiß, nicht beachtet wird oder auch zu sehr im Mittelpunkt (z.B. der Presse) steht oder einsam ist. So kann sie andererseits auch zufrieden sein, weil sie alles zum Leben hat, begehrt oder beneidet wird, sich nahezu jedes Hobby leisten und ihre Interessen verfolgen kann.
Glück kann unterschiedliche Zustandsformen erreichen:
Ruhm, Geld, Zeit, Aufgabe / Erfüllung, Zielerreichung, Gesundheit, soziale Anerkennung, soziale Sicherheit, ein reines Gewissen, Macht, Erkenntnis / Wissen, Liebe / Gefühle, materielle Anschaffungen, Vorfreude / Erinnerung, Leistungsnachweise (Zeugnisse, etwas für die Menschheit getan zu haben, etc.) / Diensterfüllung / Pflichterfüllung, etc.
Glück hängt somit maßgeblich von den Erfahrungen ab, die ein Mensch in seiner Vergangenheit gemacht hat. Mit ihnen setzt er einen Glücklichkeitsmaßstab, nach dem gewisse Kriterien für ein erfülltes Leben notwendig sind. Ein Mensch in völliger Armut und eventueller Krankheit kann somit weit glücklicher sein, als ein gesunder, wohlhabender Mensch (z.B. weil der Arme alles erreicht hat, was er wollte und Geld für ihn nicht zählt, der Reiche jedoch unter Depressionen leidet oder sich wegen seines Geldes schlecht fühlt und denkt, andere ausgebeutet zu haben).
Man kann nur so glücklich werden, wie man es sich selbst vorstellt, nicht aber wie es andere tun oder vorleben, wenn das nicht den eigenen Erfahrungen von Erfüllung entspricht. Dabei würde man keine Befriedigung finden. Jeder kann mit seinem Leben gleich glücklich werden, wenn es ihm so gefällt, wie er es lebt. Glück ist eine Frage der Perspektive. Was jemand macht ist nur die Vervollkommnung seines Weges. Ob er ein Bankenimperium leitet oder angelernter Arbeiter ist spielt keine Rolle. Beide Arbeitsverhältnisse dienen dem Lebensunterhalt (was natürlich die Arbeitslosen nicht ausschließen soll, denn es ist nur ein Vergleich).
Glücklich wen nichts hält. Wenn er nur von der Sehnsucht getrieben ist, dann kann er gehen, bis sein Weg erst durch den Tod beendet wird und nicht durch Erreichen des Ziels. Glück ist das ewige Streben.
Jeder gute / schöne / glückliche Moment ist genauso gut wie jeder andere. Die Dauer und Intensität unterscheiden sich zwar, aber ob man ein ganzes Leben lang glücklich war oder nur ein einziges, kurzes Mal ist in diesem Moment egal. Nur die Glücklichkeitsschwelle steigt von Mal zu Mal an, vor allem, wenn es dazwischen keine schlechten Momente gab, die diese Schwelle wieder zurücksetzen. Aber man erstrebt immer die gleiche Qualität und das so oft wie möglich, da man die glückliche Zeit nicht festhalten kann. Nur die Erinnerung oder die Vorfreude ist möglich. Daher definiert sich ein gutes Leben nicht über die Häufigkeit von Glück. Selbst in einem Leben voller Leid kann ein Glücksmoment schon das Leben lebenswert machen. Man lebt für den Augenblick. Dadurch ist es möglich, dass man denkt vom Glück überschwemmt zu werden und zu viel Glück zu erfahren.
Durch eine positive Lebenseinstellung kann man sich solche Momente schön gestalten und genießen. Wir bedauern, neiden, bemängeln an uns und an anderen nur einen Bewusstseinszustand. Das heißt um glücklich zu werden, müssen wir nur ein Bewusstsein von Glück erreichen, uns des Glücks also „bewusst“ werden. Das geht - z.B. durch Meditation - mit allen Dingen unserer Umgebung.
Die Grenzen von Glück und Leid sind fließend und abhängig von der Perspektive (Erfahrung und persönliche Glücksdefinition) und von der Blickrichtung (Pessimist und Optimist) eines jeden.
Doch wenn man einmal vorwärts denkt und den Blick nach vorne lenkt, dann sieht man unter Umständen, dass es noch schlimmer kommen kann und wenn es dann tatsächlich schlimmer wird, wünscht man sich den vorherigen Zustand zurück. Um sich also das schlimme Ereignis zu sparen, sollte man sich glauben machen, dass es immer noch schlimmer kommen kann und man daher die jetzige Situation als lebenswert erkennen, wenngleich die alleinige Vorstellung dazu oft nicht ausreicht. An dieser Stelle sollte man daran glauben. Die Überzeugung dazu findet man in der eigenen Erfahrung. Denn wo man hinein geboren wird ist Glück; was man aber daraus macht ist Größe.
Zwei Schicksale:
„Arm“ und „reich“ sind hier nicht allein durch Geld, Macht, Ansehen oder Ruhm definiert, sondern aus allem, was dem Menschen etwas bedeutet und was ihn glücklich werden lassen kann, z.B. Glück, Erkenntnis, geistiger und materieller Wohlstand, Gesundheit, etc.
Das eine Schicksal ist zuerst ein Armes, weil es aus armen Verhältnissen kommt. Aber über die Dauer seines Lebens ist es ein Reiches, weil es auf der Erkenntnisstufe und dem Staunen immer höher schreiten kann, da es anfangs ja nichts kennt. Irgendwann wird es jedoch auch müde von der Erkenntnis und sie wird zur Gewöhnung.
Das zweite Schicksal ist ein Reiches, weil es aus reichen Verhältnissen kommt. Doch in Wahrheit ist es arm, da es nichts mehr gibt, dass erkannt oder übertrumpft werden könnte, wenn man immer schon nur mit dem Höchsten aufwächst. Zwar steigt es schon auf einem höheren Niveau ein und kann dadurch insgesamt auch höher steigen, weil es nichts Niedriges kennt und schätzt, aber auf der Suche nach noch Höherem kann sich dann nur ergötzen, wenn es erkennt, dass es nicht in das Höhere, sondern nur noch in das Andere gehen kann.
Beide Schicksale sind durch ihre Vor- und Nachteile jedoch arm und reich zugleich. In den Richtungen allein unterscheiden sie sich, was sie also anstreben und wie sie sich entwickeln.
Abb. 11 (V.) – Ideale Glückskurve des Menschen
Die ideale Glückskurve des Menschen (Abb. 11 (V.)) besteht überwiegend aus positiven Abschnitten. Die Kindheit sollte positiv und unbeschwert verlaufen, obwohl man zu dieser Zeit noch nicht einschätzen kann, was Glück ist, da man nichts anderes kennt. Allerdings braucht man diese glückliche Phase um sich in schlechten Zeiten wie der turbulenten Gefühlsachterbahn der Pubertät daran zu erinnern und sich zu ermutigen. Mit der Findung zu einem selbst oder zu anderen Personen (z.B. durch Liebe, Freundeskreisen oder anderer Gruppenzugehörigkeit) stabilisiert sich dieses Chaos und man beginnt Ziele zu stecken und darauf hinzuarbeiten um diese auch zu erreichen. Wenn sie erreicht sind oder man einsehen muss, dass sie gar nicht erreichbar waren, folgt meist eine Phase der Unzufriedenheit, in der man sich neu finden muss, was allerdings meist darauf hinausläuft, dass man sein bisheriges Leben bejaht und seinen Lebensweg (also die vorher getroffenen Entscheidungen) bestätigt. Danach kann man sich zufrieden dem Altern zuwenden und diese Zufriedenheit braucht man auch, da es nicht leicht ist alt zu werden (z.B. sich mit den Gebrechen abzufinden, mit schwindender Leistungsfähigkeit, der Tatsache, dass die meisten Tage nicht vor, sondern hintern einem liegen). Die Erinnerungen an Erlebnisse und das Leben selbst sättigen dann bis man dem Tod idealerweise positiv als Abschluss eines erfüllten Lebens entgegentritt.
Leben entsteht und vergeht in Neutralität – egal wie turbulent es auch dazwischen sein mag. Aber die Ursprünge des Lebens, also die Umstände, in die es eingebettet ist, müssen polarisieren, um Leben zu generieren. Und diese Polarisation ist meistens Liebe.
Das Glück oder Unglück im Leben eines Menschen liegt im Finden seiner Lebensaufgabe bzw. im Finden seines Selbst mitsamt seinen Wünschen und Vorstellungen. Danach richtet sich die gesamte Ausbildung und der ganze Lebensweg. Alles andere ist mehr von ihm selbst abhängig als von Glück und Pech.
Umgang mit Leid, Depression, Unglück:
Am Boden zu sein und zu wissen, dass es wieder aufwärts geht ist das schönste Gefühl und besser als nicht zu wissen, wie weit es noch aufwärts geht oder was man tun muss, damit man nicht wieder fällt. Man hat gar keine Zeit unglücklich zu sein, wenn man sich nur auf die Glücksmomente vorbereitet. Denn es geht immer schon wieder auf den nächsten Glücksmoment zu. Der Beginn eines Leidens ist zugleich auch der Beginn des Wartens auf das Glück. Es ist die Vorfreude auf das Glück und die ist oft schöner als das Glück selbst.
Da man depressive Phasen aber gar nicht vermeiden kann, schon allein um nicht immer höheres Glück erfahren zu müssen und wieder auf eine normales Ausgangsniveau zurückzufinden, muss man vor allem lernen mit Leid umzugehen und es als normal und sogar als notwendig zu betrachten. Das erfordert viel und immer fortwährende Übung und ist vielleicht sogar die größte Herausforderung im Leben, da das Leid gerade dadurch charakterisiert ist, dass man eben nicht weiß, wie man etwas schaffen kann, also etwas verliert. Daher muss Leid als elementarer Bestandteil des Lebens gesehen werden.
Spaß und Antrieb im Leben:
Es ist leicht stark zu sein, wenn man ein klares Ziel hat. Aber wofür soll man durchhalten, wenn man alles erreicht hat oder nichts weiter erreichbar scheint? In solchen Situationen hilft nur ein starker, allgemeiner Glauben oder der natürliche Trotz gegen alle Widrigkeiten, so auch der Verzweiflung und Antriebslosigkeit. Was einen so verzweifeln lässt ist das Wissen um die Vergangenheit und die Ahnung von der Zukunft.
Motivation als Drang und Lust besteht weiterhin, wenn der Ausgang ungewiss ist und der Ausgang ist ungewiss, wenn in den Geschehnissen kein Muster zu erkennen ist (also auch Situationen der Verzweiflung und der Depressionen). So schafft Mystik Lust am Leben. Später im Leben, vor allem wenn man glaubt alles zu kennen und erklären zu können, gibt es neue Spannung, Interesse und Lust (am Leben), wenn gerade die Dinge, die einem vertraut vorkommen, mit einer neuen Bedeutung belegt und erklärt werden, so dass die bisherigen Vorstellungen nicht als falsch gelten, sondern als unvollkommen. Jeder Tag ist ein eigenes Leben, in dem man sich und seine Ansichten vor allem vor sich selbst erst wieder neu lernen oder finden muss.
Zu viel Belohnung verdirbt den Spaß und die Leistung. Wer sein Hobby zum Beruf macht, zerstört sich selbst den Spaß damit (nach Prof. Manfred Spitzer), weil er dann arbeiten muss (Tab. 1 (V.)) . Macht er es aber aus freiem Antrieb wie bei ehrenamtlichen Tätigkeiten, wird er umso mehr mit Glückseligkeit erfüllt, die er dann in Leistung umwandelt. Gerade Arbeitslose können sich auf diese Weise sinnvoll - nach ihren jeweiligen Fähigkeiten - einbringen. Denn keine Tätigkeit ist so schlimm wie Nichtstun, womit sich das Gefühl von Sinnlosigkeit, Überflüssigkeit, Nutzlosigkeit und Unterforderung ergibt. Selbst Situationen mit dem Gefühl der Überforderung wie Prüfungen bilden zumindest eine Aufgabe mit einem möglichen, positiven Ziel.
Die Leistung steigert sich mit der Kombination von Belohnung und Spaß:
--> ich will die Belohnung (Ziel)
--> ich will den Spaß (Weg)
--> ich will den Spaß und die Belohnung (Ziel und Weg)
Tab. 1 (V.) – Leistung und Glückseligkeit
Glückseligkeit > |
Spaß u. Zeit, kein Zwang (Freiheit) |
Weg = Spaß an Mühe (Motivation) |
Kein Spaß / Zeit (Zwang) |
Leistung v |
|||
Belohnung = direktes Ziel (direkte Leistung) |
Ehrenamt – Sinnvolles Tun - will etwas tun, muss aber nicht --> Wollen steigert Leistung und Kreativität in eine bestimmte Richtung |
Reine Wissenschaft - muss etwas tun, will es aber auch --> Müssen mindert Wollen |
Prüfungen - muss etwas tun |
Kein direktes Ziel (indirekte Leistung) |
Reine Kunst – Etwas erschaffen - will etwas tun, muss aber nicht --> Wollen steigert Leistung und Kreativität, aber ungerichtet |
Hausarbeiten - will nichts tun oder anderes (Ablenkung), muss aber etwas tun, |
Vermeidung, Langeweile - will nichts tun, muss nichts tun |
Der Mensch will ab einem gewissen Befriedigungs- und Erkenntnisstand (also wenn er nicht gerade um sein Überleben kämpfen muss und wichtigeres zu tun hat) etwas von seinem Leben auch nach dem Tod bewahren. Möglich ist ihm das durch Werke (der Kunst, der Wissenschaft, etc.). So will er etwas der schon bestehenden und funktionierenden Welt zufügen, um sie wenigstens (um (s)eine Möglichkeit) zu erweitern, perfekter zu machen und dadurch sein Existenz zu berechtigen (obwohl er doch schon durch seine bloße Existenz der Natur Ehre erweist, sofern er sie respektiert).
Doch seitdem er erkennt, dass seine Werke entweder nicht überdauern werden (weil andere Völker sie auslöschen, die Erde stirbt oder letztlich der Weltraum irgendwann implodiert) oder bereits existieren (von anderen oder zu vielen Menschen schon beschrieben), zweifelt er an dem Sinn solcher Werke und verdrießt über mangelnde Alternativen.
Letztlich ist der letzte Trost seiner endenden Existenz die Genweitergabe seiner selbst oder Erziehung anderer Menschen und dadurch Machtausübung (Eltern, Lehrer, Professoren, Direktoren, Psychologen, Freunde, Partner, Politiker, Vorgesetzte, etc.) und augenblickliches Glück und Spaß zu erfahren (Hedonismus) sowie die Suche nach dauerhafter Zufriedenheit.
Unter anderem am meisten Spaß macht es mitzubekommen, wie und dass man auf andere Einfluss hat. Damit kann einerseits natürlich rohe Gewalt und Machtgehabe gemeint sein, andererseits aber auch Lebenserfahrung, Lehren und Psychologie. Denn indem jeder Mensch die Erfahrung seines eigenen Lebens (und damit den persönlich geprägten Filter) auf neue, junge Menschen überträgt, kann er sich selbst geistig fortpflanzen und es bleibt etwas von ihm in der Welt erhalten. Das geht durch körperliche Gewalt wie durch Psychologie.
Die Suche nach dem Glück:
Die Menschen sind sich ähnlicher als wir meistens glauben. Denn die Suche nach Glück ist allen gemein und die unterschiedlichen Geschmäcker kommen vor allem durch die Prägung des Einzelnen zwischen gut und böse. Wer überdurchschnittlich „gut“ ist, gilt als göttlich und wer überdurchschnittlich „böse“ ist als teuflisch. Dabei sind es alles nur Ausprägungen des Menschen.
Mach dir nichts vor: das Leben ist ein ständiger Kampf. Du darfst dich nicht zu stark eingewöhnen, weder an einen Ort, noch an einen Menschen oder einen Gegenstand. Alles ändert sich ständig, nichts ist perfekt und du musst immer wieder die Vorteile und Nachteile abwägen, neue Entscheidungen treffen. Aber du kannst dich selbst daran gewöhnen, dass es sich ändert. Wenn du das schaffst, findest du deinen Frieden. Nur der, der Gefallen am Lebenskampf findet und dem es Spaß macht, wird in der Welt überleben. So hat sich der Trieb nach Freude und Glück erhalten und fördert auch den Sinn der Menschen nach dem Guten zu suchen und „gut“ zu handeln. Sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren und im Leben für seine Ziele zu kämpfen kann auch Spaß machen, wenn man auch nicht immer Erfolge sieht. Aber man erkennt sich dann als selbstbewusstes Individuum und hat Macht über sich selbst, statt sie anderen zu überlassen und sich von anderen befehlen zu lassen.
Bsp.: Manchmal fragt man nicht weiter nach, weil man glaubt, die anderen könnten einen für dumm halten oder dass es Probleme nach sich zieht.
Wer früh lernt, dass man sich alles erkämpfen muss, wird es schneller und effektiver können und sich damit abfinden. Wer kämpft, nur um des Kämpfens Willen, kann langfristig nicht siegen. weil er nur lernte dafür zu kämpfen, aber nicht gelernt hat, wie es wirklich ist und wie es sich anfühlt. Er muss auch ein Ziel bzw. einen Grund haben. Denn seine Freude liegt dann im Kampf und der Herausforderung und der Sieg allein gibt ihm Glück, nicht aber das, was er gewonnen hat.
Wer spät lernt zu kämpfen, der wird es womöglich niemals lernen und verzweifeln, weil dieser geschützte Frieden, wie er ihn in Kindertagen erlebte, niemals wiederkehren wird.
Umgang mit Fehlern:
Wichtig für Mensch und Umgebung ist es, was für ein Mensch man ist und nicht, wie erfolgreich man ist. Außerdem kommt es nicht darauf an, was man getan hat, sondern darauf, was man jetzt tut. Fehler sind ein Weg zur Einsicht. Die Bereitschaft daraus zu lernen darf nicht darunter leiden, dass man sich als einen schlechten Menschen sieht. Nach Fehlern muss man den Mut haben etwas zu ändern (das nächste Mal oder sofort), sonst wird man die Fehler immer wieder machen oder man wird nicht besser. Wer hoch hinaus gekommen ist hat auch Fehler gemacht – und daraus gelernt, vor allem im Umgang mit anderen. Wer aber eine große Persönlichkeit hat, ließ sich nicht zu sehr von seinen Fehlern ablenken, was seine Ideen und Vorstellungen betrifft, und hatte eine klare Vorstellung. Diese Vorstellung kann insgesamt falsch sein, aber man hat verfolgt sie dann erfolgreich. Gerade wenn man Fehler gemacht hat, darf man sich nicht zu sehr grämen und muss sich konzentrieren. Man kann sogar mit seinen eigenen Fehlern kokettieren und spielen. Das macht einen dann sympathischer und ist eine Möglichkeit die Scham zu vermeiden, die man andernfalls spüren würde, wenn man Fehler zugibt.
Es gibt diejenigen, die Fehler verbessern wollen, diejenigen, die daran verzweifeln und diejenigen, denen es egal ist. Letztere sind zufriedener. Erst wenn der Mensch erkennt, dass er nur in einer Kreisbahn sein Leben fristen kann und aus dem Streben nach Gutem (Gut zu sein, Gutes zu tun) irgendwann über Hochmut auch die böse Seite hervortritt und er nicht nur gut sein kann, spürt er das wahre Leben.
Persönliche Erfüllung:
Man kann glücklich werden, indem man seinen eigenen Fragen nachgeht (oder den Gebieten, die sich mit meinen Fragen decken) und sich so selbst findet und erfährt. Dabei ist man frei und selbstständig, hat und fühlt eine Persönlichkeit. Denn nach selbst gefundenen Regeln leben zu können ist Erfüllung und sei es nur im privaten Kreis, aber zumindest dort. Das ideale Leben ist zufrieden sein mit dem Erreichten, aber immer weiter perfektionieren und optimieren wollen.
Bsp.: fertig sein bzw. die Pflicht getan zu haben und dennoch eine (selbst gestellte) Aufgabe zum Bearbeiten haben.
Man ist dann mit sich zufrieden und angekommen, wenn man sein Leben akzeptiert hat und nicht mehr den anderen neidet. Sich selbst zu finden dauert und ist oft sehr zufällig. Es bedeutet auch nicht, dass es von Dauer ist (z.B. die Kindheit, die von der Pubertät gestört wird). Später fragt aber niemand mehr danach wie schwierig das war, nicht einmal man selbst. Denn man hat es geschafft und die Aufgabe gelöst. Daher bleiben nur die guten Erinnerungen vom Sieg.
Wir haben so viele Möglichkeiten, die wir nicht nutzen (können), dass wir gar nicht merken, was uns entgeht. Das brauchen wir dann auch nicht. Aber weil wir merken, dass uns etwas entgeht, denken wir etwas zu verpassen. Man kann aber nicht mehr schaffen als man am Ende geschafft haben wird. Diese Erkenntnis mag einfach klingen, aber sie sich zu vergegenwärtigen schaffen viele dennoch nur selten. Wir wissen nicht, wie es anders wäre, weil wir aus der Natur entstanden und Teil von ihr sind.
Die Situationen in der du dir mehr Zeit wünschst, ist die konzentrierte Masse und Güte deines Lebens. Das ist es, was man voll auskosten sollte. Andererseits ist es tröstlich zu wissen, dass es immer voran geht (in Zeiten der Schaffenskrise), auch wenn die Krise erst am Anfang steht. Denn auch diese Zeit ist endlich.
Arbeit allein macht nicht glücklich. Nur die Arbeit, die man gerne macht, wie es so oft heißt, kann einen erfüllen. Wie viele bereits selbst erfahren haben machen wir einen Job um Geld zu verdienen, wovon wir uns Dinge kaufen. Diese indirekte Abhängigkeit von dem Job lässt aber die Motivation sinken, weil sie die wirklichen Bedürfnisse eines Menschen nicht mehr offenbaren und Geld ein abstraktes Mittel darstellt, mit dem man alles kaufen und ertauschen kann. Geld selbst ist aber für nichts weiter gut ist als es zu sammeln.
In dieser komplexen Gesellschaft wissen wir allerdings oft nicht mehr, wofür wir das alles tun, selbst wenn wir so angewandte Berufe haben wie Mechaniker, Arzt oder Auskunftsperson, geschweige denn zu sprechen von Grundlagenwissenschaftlern, Versicherungsangestellten, Historikern, Juristen, usw. Daher wäre eine Welt, in der man seinen Beruf mit dem eigenen Überleben oder dem Gemeinwohl verbinden kann mehr wert als sich alle Wünsche zu erfüllen, die man in unserer gegenwärtigen Welt mit dem verdienten Geld durch diese Arbeit kaufen kann. Oftmals ist der Kauf ein Selbstzweck, um diese Welt des Kapitalflusses am Laufen zu erhalten und das entflieht noch einmal jeglichem Sinn, den der Mensch von Natur aus auf der Welt finden kann. Was man nicht unbedingt braucht ist genau das, worüber man sich erfreut, dass man es hat. Denn das ist dann Luxus und alles andere nutzt man ohne darüber nachzudenken.
Der Zwiespalt im Leben (Die Frage nach dem Grüneren Gras):
Man arbeitet im (eigenen) Garten und sieht Menschen draußen daran vorüber gehen. Sie unterhalten sich möglicherweise über den schönen Garten, sehen aber schon bald den nächsten und erleben eine Menge mehr, während man selbst nur damit beschäftigt ist die Schönheit (jedoch nur eine von vielen) aufrecht zu erhalten. Die anderen werden dagegen noch viele Menschen treffen und viele Gärten bewundern können. Entweder man hat etwas zu tun und will damit fertig auch werden, weil man interessiert arbeitet oder man hat nichts zu tun und wünscht sich eine Aufgabe.
Wer spazieren geht sieht die Menschen im eigenen Garten und sich etwas erschaffen. Wenn man zurückkommt hat man selbst zwar viel gesehen, doch nichts geschaffen und keine Rückzugsmöglichkeit.
Der Wunsch nach Sesshaftigkeit, nach etwas Andauerndem wechselt (zu) schnell mit dem nach neuem Erleben und Reisen ab. Der Mensch sehnt sich solange nicht nach Ruhe bis er extreme Unruhe (einen Krieg) erlebt hat.
Ein gutes Beispiel ist der Aufbruch, der dem Bedürfnis nach Ruhe entgegensteht: Einerseits besteht er aus Heimweh und dem Gefühl ankommen zu wollen, andererseits aus Fernweh und Entdeckungsdrang. Wer ruhig im Garten, auf dem Balkon, in der Wohnung oder der Natur sitzt und eine Gruppe Menschen fröhlich vorbei ziehen sieht, möchte oft mit ihnen mit und verspürt das Bedürfnis etwas zu erleben oder nichts zu verpassen.
Läuft man stattdessen z.B. an einer Familie vorbei, die gerade grillt, sich entspannt oder feiert, sehnt man sich oft nach Ruhe und Sesshaftigkeit.
Beide Fälle haben die Gemeinsamkeit der Geselligkeit oder auch einer Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die man sieht und sich vorstellt und wünscht ein Teil davon zu sein. Zunächst kommt es auf die Größe der Gemeinschaft an, welches Ziel man wählt und was man lieber will. Aber sobald man merkt, dass die Gemeinschaft oder die gemeinsame Tätigkeit schon einen Sinn macht, weil die anderen gleicher Meinung sind und einen unterstützen, schwindet der Wunsch nach etwas anderem. Aber auch die Fröhlichkeit und das ausgestrahlte Glück, was von den anderen Lebensweisen ausgeht, lässt uns selbst in diese Position wünschen. Wenn man sich wünscht jemand anderes zu sein, ist man mindestens einmal bereits so gewesen (in Wünschen, Träumen, Vorstellungen). Sonst würde man nicht wissen, wie es ist so zu sein, wie man es sich wünscht.
Auch wenn es anders ist als du es dir vorstellst, so hast du doch eine Vorstellung und damit eine Beschreibung des Lebens. Es muss nicht die absolut richtige Beschreibung sein (denn die gibt es ohnehin nicht), solange sie dir gefällt und du sie nicht auf andere verallgemeinerst (sie ihnen also aufzwingst). Jeder muss sein Leben so leben, wie er es für richtig hält. Ansonsten (wenn er sich nur nach anderen richtet) wird er nicht glücklich werden. Natürlich müssen Kinder von Erwachsenen angeleitet werden. Problematisch wird es dann bei der Grenze zum eigenen Leben, ohne großartige Beachtung der Eltern (und anderer).
Die eigene Persönlichkeit zu finden, aufzubauen, zu erhalten und dennoch einer Gruppe anzugehören ist wahrscheinlich eine der schwierigsten Aufgaben im Leben. Diese Aufgabe zu erfüllen kann man durch verschiedene, sogenannte Tugenden und Werte erreichen, wodurch sich Gruppen bilden, die jeden einzelnen respektvoll und tolerant behandeln.
Solange du auch nur einem Menschen nachhaltig helfen konntest (zum Beispiel sein Leben zu meistern), hast du das Wichtigste bereits erreicht. Auch wenn er danach selbst keinem mehr helfen konnte, hast du ihn unterstützt und weißt, dass andere es dir gleich tun werden. Darin liegt die Stärke und die Einheit der Menschen. Ein Sinn des menschlichen Lebens liegt im Gemeinschaftsleben. Das funktioniert nur durch gegenseitige Unterstützung.
Einheit in Zeiten der Freiheit zu finden ist dagegen schwer. Denn individuell sein heißt eben gerade nicht einheitlich sein. Das bedeutet für sich allein zu kämpfen und oft auch einsam sein, weil man nicht mehr verstanden wird und zu viele Menschen zu unterschiedlicher Ansicht sind. Entwicklung wird so durch ständigen Streit gehemmt; gute Ideen und ein klarer, genialer Geist wird von der Persönlichkeit des selben Menschen aufgehalten. Auch hierbei zählt der Mittelweg und das Mittelmaß / der Durchschnitt. Denn man kommt nur so schnell voran, wie die Mehrheit sehen kann und akzeptiert, dass der Rest zurück und damit auf der Strecke bleibt bzw. allen voran eilt.
Es darf dich nicht interessieren, ob du den Zielen der Allgemeinheit nicht gerecht wirst (also z.B. streng wissenschaftlich vorzugehen, oder immer nur kreativ zu denken, brav zu sein oder der typische Rebell sein zu müssen), wenn du tatsächlich groß werden willst. Die Frage ist nur, ob auch andere deine Größe auf einem Fachgebiet entdecken. Aber du wirst eine starke Persönlichkeit aufgebaut haben, die sich genau dadurch definiert, was du gemacht hast und nicht, was andere für dich gewollt haben. Denn nur, wenn du dein eigenes Ziel verfolgst und deinen Interessen nachgehst und so wirst wie du bist, deinen Neigungen nachgibst und deine Fehler nicht zu sehr berichtigst, wirst du tatsächlich groß werden. Siehst du später zurück, wird es dir nicht besonders vorkommen, weil du es persönlich erlebt hast. Aber wenn du es genauso hättest erreichen wollen, hättest du es nicht auf diese Weise geschafft. Es wäre zu viel Zwang in deinem Leben gewesen, dem du dich selbst unterworfen und nicht gewollt hättest. Das ist letztlich Egoismus.
Alle großen Persönlichkeiten der Weltgeschichte sind nicht deswegen herausragend gewürdigt worden, weil sie Übermenschen waren, sondern weil sie sich, ihre Umgebung und vor allem ihre Arbeit ernst nahmen und versuchten, ihre Pläne durchzusetzen, auch wenn sie nur ihnen als gut erscheinen. Wenn man sich zu viele Gedanken über den Menschen macht und wie er sein sollte, dann kommt man nicht mehr dazu frohe Momente zu erleben bzw. sie auskosten zu können.
Die Erwartungen der Menschen kann man nicht restlos erfüllen. Wer versucht so zu sein, wie ihn andere haben wollen, wird nicht fertig und nicht glücklich. Denn nur, wer einen so akzeptiert, wie man ist, ist es auch wert sich für ihn zu ändern. In diesem Fall will der andere aber nur, dass man sich ändert, weil es für einen selbst besser ist. Das ist eine Grundlage der Freundschaft und Liebe.
Wie zwiespältig die menschliche Meinung sein kann sieht man an dem Beispiel, dass man beliebt sein kann und dennoch viele nicht wollen, dass man Glück im Leben hat (z.B. sich in eine Partnerschaft bindet), weil sie sich mit einem vergleichen und sich einem gegenüber noch schlechter fühlen.
Ist man jedoch unbeliebt, wollen viele nicht, dass man Glück hat, weil es für sie ungerecht wäre. Andere wollen es allerdings, wieder mit der Begründung sich mit einem zu vergleichen und zu sagen: „Wenn der es schon kann, dann doch ich gerade!“
Du kannst anderen entgegen deinen Geschmack verleugnen, aber tue es nicht dir selbst gegenüber. Denn was du magst, kann nur dich glücklich machen. Anderer Leute Geschmack vermag das nicht, wenn du ihn dir nicht angenommen hast, weil es dir selbst wirklich gefällt. Alles andere wäre Selbstbetrug und allein dir schädlich.
Die Größe des Einzelnen:
Eine Frage, die man sich selbst beantworten sollte, lautet weiterhin: Will man akzeptiert werden ohne, dass andere überhaupt versuchen einen zu verstehen oder lieber abgelehnt werden, weil sie es versuchten und einen nicht verstehen? Denn (Unverständnis-)Zustimmung ist nur Trost, aber kein Ansporn.
Deprimierend ist, wenn man spürt etwas Geniales gemacht zu haben, aber erst später versteht, warum es das ist oder merkt, dass es gar nicht so genial ist, weil es zur Grundlage der Entwicklung eines jeden gehört. Es ist schöner zu wissen, dass man wirklich nicht besser als ist andere als zu wissen, dass man besser ist, es jedoch nicht zeigen kann oder mit der ständigen Erwartung anderer zu leben.
Man hat die einmalige Chance bekommen ein Leben zu gestalten. Man sollte es das eine Mal in der Ewigkeit auch nutzen, selbst wenn man dazu gezwungen wurde, denn dieser Zwang hat mit Sicherheit ein Ende.
„Es gibt kein normales Leben. Es gibt nur das Leben.“ Jedes Leben ist anders. Viele gleichen sich nur, weil die Menschen sich gleichen, in ihrem Denken, in ihren Erfahrungen, in ihren Wünschen und das ist von der Kultur und der Zeit bestimmt, in der sie leben.
In jedem Moment kann jeder Mensch auf etwas Großartiges kommen. Jeder ist ein großer Geist. Manche von ihnen sind berühmt geworden. Der Rest ist in die falsche Zeit geboren. Wenn man sich seines gesamten Lebens, seiner gesamten Erinnerungen mit einem Mal bewusst werden könnte, würde man sehen, welch außergewöhnliches Leben das war. Wenn du es nicht merkst, kannst du dein Leben lang auf Messers Schneide laufen und wirst trotzdem glücklich. Manche kriegen erst bei Fehlern mit, wie gut sie die ganze Zeit sind, weil andere erleichtert sagen: „Schön, dass du auch einmal etwas falsch gemacht hast!“ Dass man etwas Großes erreicht hat, merkt man erst später – und sei es am Ende das ganze Leben, das groß ist. Wer weiß denn schon noch, wann er das Bewusstsein darüber erlangt hat, als er etwas Außergewöhnliches tat.
Darum sollte sich mal objektiv von außen betrachten, wer sich klein fühlt. Oft sieht man entweder nur das Gute an sich oder nur das Schlechte. Das hängt damit zusammen, dass jeder primär nur sich selbst im Kopf haben kann und die Extreme ausloten will, weil er nur durch sich handeln kann, selbst wenn er mehr für andere da ist als für sich selbst.
Auch zu dir schaut jemand auf, und wenn es aus Achtung vor Erfolgen mit geringen Mitteln (Intelligenz, Kapital, Können, etc.) ist. Nur bemerkst du es nicht, weil du nur nach oben schaust, zu denen, die über dir stehen und die du dir annehmen willst. Doch auch diese schauen zu welchen hinauf, möglicherweise sogar zu denen, die zu dir aufschauen. Wenn du dann begreifst, dass dein Gras so grün ist, wie du es bist, dann willst du es so.
Erwarte nicht, es jetzt schon zu begreifen. Das gelingt dir erst, wenn es vorbei ist. Dein kleines Eckchen, das du von der Welt siehst, reicht schon aus um das Wichtigste von ihr zu kennen. Das Wesentliche, was diese Welt zusammenhält, wirst du dadurch allerdings übersehen.
Egal wie hochgestellt jemand ist oder was er erreicht hat, kann er nur empfinden, was ein jeder anderer Mensch auch empfinden kann, denn trotz aller Erfolge und Taten ist er noch ein Mensch und wird nie etwas anderes sein. Er kann nur jeden Augenblick intensiv fühlen, sich daran erinnern und wehmütig dieser Zeit hinterher sehnen oder entgegen fiebern.
Die Erfolge und Gefühle eines anderen sind eventuell intensiver, jedoch nicht mehr oder besser als die eines anderen, weil er nur seine persönliche Grenze der Intension (nach oben) verschiebt. Damit kann er aber auch nur schwerer zufrieden gestellt werden, weil er stets diese Grenze vor Augen hat, die er erreichen muss. Und sein eigenes Leben zufrieden zu betrachten ist für jeden Menschen höchstes Glück. Man muss seine Grenzen finden, um glücklich zu werden, aber wenn man sie gefunden hat, muss man sie auch ertragen können.
Zwei Leben sind nicht miteinander vergleichbar, so gern oder ungern man das auch sehen würde. Daher ist die Hinnahme und Akzeptanz in dem bisherigen Lebensweg - egal wie der aussah - und das eigene Erfreuen an den persönlichen Glücksmomenten der beste Weg sein Leben zu betrachten.
Um für das eigene Leben (die eigenen Wünsche, Vorstellungen, das Gewissen, Gerechtigkeitsempfinden, etc.) realistisch zu bleiben, sollte man sich nicht mit anderen vergleichen, sondern wenn überhaupt, dann nur mit einem selbst und zwar innerhalb der eigenen Entwicklung. Denn es kommt nicht darauf an, wie man in Bezug zu anderen lebt, sondern ob und wie man seinen eigenen Vorstellungen gerecht wird. Will man sich allerdings mit der Gesellschaft arrangieren, muss man das eigenen Verhalten auch mit ihr korrelieren und abstimmen. Das ist dann von der jeweiligen Kultur (und diese wiederum von der Zeit, Geschichte, Umgebungsbedingungen, etc.) abhängig und kann große Umstellungen erfordern.
Oft verliert man die Relation zu den Dingen. Dass heißt, man legt keinen rationalen Maßstab mehr an und verliert sich eventuell in Erfolgen (z.B. als Größenwahn) oder in Misserfolgen (z.B. Depression). Die Skalierung muss wieder auf das Leben angepasst werden und entweder Bescheidenheit oder Aufmunterung als Gegensteuerung erfolgen. Eine gute Maßnahme dafür ist eine Sichtweise nach folgendem Muster: „Ich bin nur ein (einziger) Mensch in der Unendlichkeit,“ (gegen Größenwahn) „aber ich bin am Leben.“ (gegen Depression)
Die Freude an kleinen Dingen zu finden und zu lernen bzw. wieder darauf zu achten ist bei Verzweiflung notwendig und es kann sogar helfen sich die Unendlichkeit und die Unbedeutendheit seines eigenen, kleinen Lebens zu erkennen. Was einem niemand nehmen kann ist die eigene Entscheidung in jeder Situation fröhlich zu sein und nicht zusammen mit den anderen zu verzweifeln. In den schlimmsten Situationen wird das kleinste Gute zum größten Besten. Genauso funktioniert das auch umgekehrt mit dem Größenwahn. Denn im Grunde ist es allein schon eine Aufgabe und eine Ehre an der Geschichte der Menschheit beteiligt zu sein und einen gewissen Ausschnitt davon selbst zu erleben, selbst wenn man nichts geleistet hat, was für viele andere täglich sichtbar ist.
Jeder noch so schlimme Ort wird schöner, wenn man ihn sich in alter Zeit mit der passenden Gesellschaft vorstellt. Denn die Vergangenheit hat etwas Abgeschlossenes und damit Überschaubares an sich. Man weiß wie es ausgeht.
Bescheidenheit (gegenüber sich selbst):
Sich trotz großer Erfolge nicht zu große Ziele zu setzen und seine Wünsche für ein glückliches Leben niedrig zu lassen, bewahrt vor der Angst den erreichten Standard zu verlieren sowie deshalb ständig mehr zu wollen. Wer z.B. nur leben will und jeden Augenblick genießen möchte, steckt auch schwierige Zeiten leichter weg. Er sehnt sich schon nach dem nächsten Glücksmoment und bemerkt das Leid oft gar nicht.
Man ist bescheiden, wenn man immer wieder neu von nichts ausgeht. Je selbstverständlicher das Leben oder eine Situation darin wird, umso gereizter ist man, wenn etwas darin nicht mehr funktioniert. Wer es wider Erwarten nicht ist hat Ehrfurcht davor (Respekt) oder eine genügsame, d. h. sich erfreuende Einstellung dazu. Je weniger man hat (und sich dessen bewusst ist, z.B. weil man weiß, dass es mehr gibt), umso mehr träumt man. Wenn man alles hat, was man will, träumt man nicht mehr viel bzw. hat kaum noch Wünsche, genießt dann aber vielleicht jeden Augenblick.
Etwas als gegeben hinzunehmen verleiht allen Ansichten und Angelegenheiten eine gleichgültige Abneigung vom Thema und selbst bei vorher höchstem Verlangen danach führt es zur Interesselosigkeit.
Wenn man etwas bekommt, was man lange ersehnte und mittlerweile genau kennt, verliert es an Zauber und Anziehung.
Ehrgeiz (gegenüber sich selbst):
Es gibt so vieles, von dem ein jeder verschont geblieben ist, dass es fast schon lächerlich scheint, sich darüber aufzuregen, womit man geschlagen ist. Denn selbst wenn man das schrecklichste Schicksal der Welt erleidet, gibt es der schlimmeren Dinge noch viel mehr. Gib dich mit dem zufrieden, was du hast – es könnte schlimmer sein. Aber strebe nach Höherem. Gerade, wenn du erst vor kurzem gefallen bist, ist das wichtig.
Außerdem wird nur derjenige am höchsten steigen, der nicht zufrieden ist mit Antworten, Erfolgen, usw. Wessen Hunger nicht gestillt werden kann und wer am stärksten nach dem Gefühl der Sättigung strebt, wird die hungrige Meute anführen, ihr vorauseilen. Stoppt er jedoch kurz ab, um darüber nachzudenken oder einen anderen Weg zu erwägen, wird er von ihr eingeholt und überrannt. Weh dem also, der sich zur Ruhe setzt auf seinen erworbenen Erkenntnissen. Denn er wird sie verlieren, sobald er aufhört zu streben. Wenn man sich auf einem Gebiet zur Ruhe setzt, kann man nichts mehr schaffen, diese Fertigkeit verfällt und wird überholt. Jedoch helfen kurze Pausen um den Geist von der Aufgabe frei zu bekommen und sie danach mit einer neuen Sichtweise, aber auf dem letzten Stand mit neuer Kraft anzugehen. Reine Erholung dagegen bedeutet mal nichts Sinnvolles zu machen und damit glücklich zu sein. Kraft lässt sich aus vielen Sichtweisen schöpfen. Aber zu oft genutzt verliert selbst der Glaube an Potenz. Denn jede Sicht hat auch Nachteile und stößt an ihre Grenzen. Dennoch nicht kraftlos zu sein erfordert eine große Anzahl von verschiedenen Sichtweisen um sie nicht zu oft zu nutzen, auszuleiern und die optimale Sicht zu finden. Das erfordert mehr Erfahrung als Intelligenz.
Würde jemand mit etwas zufrieden sein, stünde er still, denn er verweilte (über den Moment: „Verweile doch, du bist so schön!“ aus „Faust II“). Das ist aber nicht das Prinzip des Wettbewerbs (der Natur, des Kapitalismus, etc.), der den Menschen immer weiter treibt zum Erfolg, zu notgedrungenen Erfindungen, hoch hinauf, in der Erkenntnis wie in anderen Dingen und irgendwann zum Absturz. Manche heben auch ab und fliegen weiter, in ihren Träumen und in eigenen Welten. Die Realität aber folgt immer dem Bodenprofil. Träumer haben jedoch Vorteile, weil sie sich Dinge als wahr vorstellen können, die andere sich aufgrund der vorliegenden Tatsachen niemals vorstellen könnten.
Niemand, der wirklich etwas erreicht hat, bindet einem das auf die Nase, weil man nicht mit ihm in solchen Situationen zusammentrifft und es ihm in diesen Situationen nicht bewusst wäre, dass er etwas Großes erreicht hat oder es nicht begreifen könnte. Das heißt, alle die das tun, machen sich entweder wichtig oder haben nicht erreicht, wovon sie erzählen. Denn wenn man erst einmal den Weg gegangen ist, den andere so sehr bewundern und den man selbst früher immer gehen wollte (der Lebenstraum), ist es für einen normal geworden und es ist entzaubert und man sieht darin keine große Erhabenheit anderen Dingen gegenüber mehr. Man kennt den Lösungsweg. Es sei denn der Weg selbst ist ein Kunststück bzw. das Ziel gewesen (z.B. eine Reise, eine Aufführung, etc.). Lebe deinen Traum – aber trauere nicht jedem unerfüllten Traum nach.
Wenn Träume verwirklicht werden, verliert sich die Mystik der Vorstellung und das Leben scheint ein bisschen karger. Außerdem haben sie bis zur Verwirklichung eventuell ihren Reiz verloren, weil man seine Erwartungen und Denkweisen in der Zeit der Verwirklichung veränderte. Die Vorstellungen und Pläne dagegen zu diskutieren, weiter zu entwickeln oder aufzuschreiben, aufzumalen oder zu verarbeiten ist eine Methode sie zu leben und trotzdem am Leben zu erhalten.
Man ist traurig darüber, dass man Ziele noch nicht erreicht hat oder etwas nicht schafft, weil man es sich vorgenommen oder von anderen übernommen hat. Dieses Ziele-Stecken kann auch wieder vernichtet und damit eine höhere Zufriedenheit erreicht werden. Denn Ziele zu stecken macht erst einmal zufrieden, weil man voller Begeisterung dem Ziel gegenüber und voll Hoffnung dem Erreichen gegenüber steht und irgendwann Ernüchterung oder sogar Verzweiflung über das Nichterreichen oder das Einsehen der Unmöglichkeit bzw. Unwahrscheinlichkeit obsiegt. Doch Hoffnung allein verleitet oft zum Nichtstun, Abwarten, Träumen und dazu seine Verantwortung an andere Mächte abzugeben. Sie kann zielführend sein und trotz realistisch kalkulierter Chancenlosigkeit zum Ziel führen. Aber nur in höchster Not, nahem Tod oder bei ohnehin schon gefährlicher Tatenlosigkeit sollte auf sie vertraut werden.
Um wieder auf ein normal zufriedenes Niveau zurückzukehren, ohne gänzlich in die Verzweiflung zu verfallen, ist es daher manchmal notwendig von dem Ziel zurückzuweichen (zumindest vorerst, bis die Möglichkeiten und Bedingungen besser stehen) und darüber nachzudenken, warum man es will, ob man es will, warum es nicht funktioniert und was damit zusammenhängt. Meist wird man dann zu dem Schluss kommen, dass man es wollte, weil es durch andere angeregt wurde zu wollen und vielleicht gar nicht zu einem passt. Nur etwas nicht zu machen, weil andere es nicht tun, ist meist der Grund dafür, dass man sich später darüber ärgert und aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzieht. Hat man es doch gemacht, ist man meist froh darüber, weil es Erfahrung bedeutet und man nur dann sieht, was man verpasst hätte.
Man muss es wollen, darf es aber nicht suchen. Man muss bereit dafür sein, aber darf nicht darauf warten. Und man muss es manchmal auch nehmen, wie es kommt, vor allem, wenn man es zu lange erfolglos probiert hat und sich Resignation einstellt.
Alle Eigenschaften der Menschen haben ihren Sinn und ihren Ursprung. So ist auch Faulheit relativ. Es kommt darauf an, welche Tätigkeit man als wichtig ansieht und was man für eine Lebenseinstellung hat. Daher ist der Begriff „Faulheit“ an sich nichtssagend und aus Unwissenheit gebraucht, denn man kennt im Allgemeinen nicht die Hintergründe (z.B. eine Lethargie verursachende Depression, fehlende Motivation oder Überzeugung).
5.5 Entscheidungsfindung - Erfolg und Leistung
So viel wie möglich zu erfahren und mit diesem Wissen seine Persönlichkeit so weit und gut wie irgend möglich zu fördern und auszubauen führt zu einer gereiften und weisen Entscheidung. Das ganze Leben dient der Selbsterfahrung. Man weiß, dass das Jetzige zu ende geht, aber nicht, was danach kommt. Das ist das Spannende.
So viele Meinungen wie möglich einzuholen um sich damit eine so umfangreiche Meinung wie möglich zu erstellen führt zu einer objektiven und allgemein akzeptierten Entscheidung. Man muss Grenzen des Einflusses ziehen. Von zu vielen Einflüssen eingenommen, kann man keinen Entschluss mehr fassen. Die wichtigsten Einflüsse müssen der Entscheidung genügen.
Vieles ist subjektiv zu betrachten, obwohl man auch auf die Meinung anderer hören soll. Doch die sind auch subjektiv, so dass im Zweifelsfall der eigene Sinn (Eigensinn) benutzt werden sollte, wenn es um einen selbst geht. Denn die eigenen Erfahrungen sind für das eigene Leben am wichtigsten.
Individueller Erfolg
Das Leben besteht aus genau diesen Momenten, in denen man nicht weiß, was man machen soll. Es gibt viele Wege zu reagieren, aber wie du dich letztlich entscheidest, macht dich selbst aus und wird dich vielleicht sogar später auszeichnen.
Wenn du etwas willst und nicht weißt, ob etwas das richtige ist, dann warte, bis es wenigstens einen anderen Grund gibt um es zu wollen. Dann hast du eine stärkere Gewissheit und weißt, dass es sich lohnt Energie und Zeit in die Umsetzung dieses Willens bzw. die Erreichung des Ziels zu investieren.
Manches kann man nicht beeinflussen, anderes schon. Darauf sollte man sich dann konzentrieren. Notwendig ist dabei „die Weisheit das zu erkennen, was man tatsächlich ändern kann.“ (Konfuzius, Jesus oder andere)
Wer trotz stets guter Leistungen plötzlich einknickt hatte eine falsche (weil unzutreffende) Vorstellung von der Welt bzw. seiner Umgebung. Er wollte evtl. etwas ändern, was nicht geändert werden konnte. Um sein Ziel möglichst objektiv zu erreichen, darf man selbst nicht daran denken, sondern muss tun, was anderweitig getan werden muss. Erreicht man dann ein anderes Ziel, so war es das, was man zu erreichen hatte, weil man es konnte. Das andere war vielleicht nur Utopie.
Oft ist es jedoch die bloße Anzahl der Überwindungen, die den Erfolg oder eine Entwicklung ausmachen. Erst wer vieles (auch und vor allem Schlechtes) erlebt und überlebt hat, kann meistens wirklich etwas leisten. Nur wenn man auch endlich einmal zu Ende bringt, was man angefangen hat (egal was es ist), wird man sich weiter entwickeln. Jeder andere, der alles Angefangene liegen lässt, bleibt auf seinem alten Stand stehen.
Der Erfolg hängt vor allem von den Vorkenntnissen und dem Willen ab. Erfahrung durch stetes Training und Wiederholung und Motivation durch gesteckte Ziele machen den Erfolg aus.
Voraussetzungen von individuellem Erfolg:
Die positive Einstellung zu einer Situation zu finden ist eine Grundvoraussetzung um sie überhaupt anzugehen. Dann findet man auch oft Sichtweisen und Lösungsstrategien um sie zu meistern.
Selbst das Lebensende und der Tod können positiv gesehen werden: als Erlösung und Ende der Verantwortung, aus Neugier auf die unergründeten Welten danach oder als fest definiertes Ende einer Zeit, die man noch nutzen möchte.
Das heißt nicht, dass keine negativen Gefühle geduldet werden dürfen. Diese sind sogar notwendig, um das Positive überhaupt zu schätzen und wieder zu suchen.
Es ist eine der schwierigsten Balanceakte im Leben: Selbstbewusst zu sein, aber nicht unbelehrbar; offenherzig, aber nicht gutgläubig. Sich so zu akzeptieren, wie man nun mal ist, ob das nun arrogant, gemein, schüchtern, ängstlich oder sonst wie ist, muss der erste Schritt zu einem positiven Weltbild sein. Dieses Selbstbewusstsein (also Bewusstsein seiner selbst und dadurch Kenntnis über sich selbst, wodurch wiederum eine Kontrollierbarkeit seiner eigenen Handlungen folgt und Selbstvertrauen gebiert) gibt erst einmal eine Handlungssicherheit, wodurch man zur Kritik an sich selbst fähig wird. Denn so lässt man die Kritik anderer nicht schonungslos und mit Selbstmitleid zu, sondern wägt sie ab und entscheidet selbst, ob sie zu seinem eigenen Selbstbild passt und man sich danach ändern will oder nicht. Es hat natürlich auch etwas damit zu tun von wem die Kritik kommt und wie dieser sie herüberbringt, aber letztlich zählt nur der Inhalt und der zählt auch nur für einen selbst. Denn man entscheidet ja nun selbst über die Akzeptanz der Kritik und ob man seinen eigenen Charakter verbessern und stärken will oder nicht.
Sport kann helfen sicherer im Umgang (mit dem Leben) zu werden. Es gibt durch immer weiter trainierte Bewegungsabläufe eine Sicherheit in der Tätigkeit, die dazu nicht unbedingt wichtig im Leben ist und lässt bei Freude und Motivation für den Sport dies auch auf die Alltagssituationen übergreifen. Das geschieht umso mehr, je mehr man mit Freude trainiert.
Alles hat zwei Seiten (positive und negative) und weil man automatisch schon an eine denkt, sollte man nur noch die andere überprüfen. Wie man sich entscheidet (z.B. die Wahrheit zu sagen oder zu lügen) sollte nicht nur von den entstehenden Vorteilen abhängig sein, sondern vor allem auch von den Nachteilen. So muss man überlegen, ob man mit ihnen fertig wird. Das schafft man am Beispiel der Ehrlichkeit besser mit den aus der Wahrheit entstandenen Nachteilen, da sie auf einen passen und man sich in der Wahrheit leichter zurechtfindet als in einem Lügengespinst. Der Nachteil ist also auf die eigene Persönlichkeit zugeschnitten. Sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und auch Schwächen einzugestehen macht einem überhaupt erst das Problem bewusst, an dem man arbeiten will. Schwächen und Stärken liegen nah beieinander. Schwächen sind es immer dann, wenn das Verhalten in dieser Situation nicht angepasst ist, Stärken dagegen, wenn man damit erfolgreich ist.
Achtsamkeit (also bewusstes Leben) in allen Lebenslagen ist eine der besten Möglichkeiten um sein Leben so effektiv wie möglich zu nutzen und zu analysieren noch während man es lebt – sofern man Wert darauf legt es effektiv zu nutzen. Denn das ist kein unbedingter Lebenssinn.
Diese Fähigkeit zur Achtsamkeit bedarf Training und Ausdauer. Was nützt es, einmal eine gute Entscheidung zu treffen? Es gilt dann eine ständig hohe Bilanz zu erreichen und sie gegen vermeintlich bessere schon im Vornherein abzuwägen. Wenn man z.B. etwas Pflichtbewusstes tut, während man eine wichtige Entscheidung trifft, dann fällt diese Entscheidung pflichtbewusster aus.
Bsp.: Beim Autofahren über die nächste Berufswahl diskutieren
Du hast die Möglichkeit alle Lebensweisen der Welt kennen zu lernen, jedoch keine richtig zu erleben, sondern in Wahrheit in einer allgemeinen, langweiligen Realität fest zu hängen, einer Zeit, in die du nicht passt – oder dich zu entscheiden, nur eine Möglichkeit der vielen Leben zu erfahren, jedoch die zahlreichen und bunt schillernden der anderen niemals mitzubekommen. Jetzt, wo du weißt, was es alles geben kann, da du Erfahrung im Leben hast und Bücher last und Filme sahst, wie würdest du dich entscheiden? Diese Reflexion über ein zukünftig gelebtes Leben vor der tatsächlichen Entscheidung zu erleben ist eine höchst weise und schließlich befriedigende Entscheidungsfindung, auf die man sich später beziehen kann, wenn man sagen möchte: „Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.“
Verständnis vom Leben:
Alles zu wissen würde den Stillstand bedeuten – wie auch eine hundertprozentige Säure keine aggressiven, lösenden Eigenschaften mehr hat. Ziel eines Menschen darf nicht sein, alles wissen und einschätzen zu können, sondern das ausblenden bzw. damit umgehen zu können, das ihn psychisch schwächt (negative Gedanken) oder zu sehr ablenkt.
Wenn man z.B. die Hälfte allen Allgemeinwissens hat, kann man in der Hälfte all derjenigen Situationen etwas sagen, die sich mit Wissen beschäftigen, das die Mehrheit der betreffenden Menschen kennt.
Man kann zwar alles wollen, aber nicht alles können. Ansonsten gäbe es keine Herausforderung mehr und keine Wahlbedingungen oder Entscheidungsmöglichkeiten. Es reicht wenn du die grundlegenden Regeln kennst – vorausgesetzt natürlich sie sind korrekt. Je mehr und je genauer sie sind, umso detaillierter kannst du ein Problem beschreiben. Das funktioniert wie ein Navigationssystem und ist deine Lebensphilosophie. Damit findest du einen Weg zur Lösung immer – mehr oder weniger allgemein. Du kannst durch Philosophie (und Moral) deine überlegte Handlung steuern, aber nicht spontan reagieren. „Jedes Problem ist lösbar“, das glaubt man sobald man ein großes Problem gelöst hat. Doch auf wessen Kosten? Und wie hätte man geurteilt, hätte der Lösungsversuch nicht geklappt? Man muss nicht nur die Lösung finden, sondern sie auch anwenden und vermitteln können.
Je mehr man lernt und lernt zu wissen, umso bescheidener wird man ob des Wissens und seiner Erkenntnismethoden, da allein von den Schlüssen schon vieles als reiner Zufall erscheint und man sich nie sicher sein kann, auch in Zukunft wieder die richtigen Schlüsse zu ziehen oder ob aller Erfolg nur vom Glück der Situation abhängt.
Man bewundert Leute, die es geschafft haben und will genauso leben und sein. Doch dann wird einem gesagt, dass diese Menschen auch mit Problemen zu kämpfen hatten oder noch haben und nichts so ist, wie es aussieht. Sie haben nur die letzten Herausforderungen bestanden, aber ob sie deshalb die nächsten bestehen werden ist noch lange nicht gesagt.
Wenn man etwas nicht versteht, dann muss man sich die Frage stellen, wie es sein kann und welche Bedingungen es braucht, dass die Situation so wird, wie sie ist. So kann man sich auch in Menschen einfühlen. Es bedarf der Kreativität sich andere Bedingungen und Weltbilder als die eigenen vorzustellen.
In kniffligen Lebenssituationen kann man sich vorstellen ein Drehbuchautor zu sein, dem etwas einfallen muss um seine Hauptfigur (man selbst) siegen zu lassen. Wenn man selbst etwas wissen will, ist es hilfreich sich vorzustellen, dass jemand anderes fragte und man selbst darauf antworten muss.
Alles, was man versteht, hätte man auch selbst entwickeln können. Indem man sich auf eine gewisse Art und Weise fühlt, ist man auch so.
Bsp.: Man fühlt sich zugehörig zu einer Gesellschaft oder nur als deren Beobachter.
Daher ist es wichtig zu wissen, wie man etwas geschaffen hat und wie man es selbst sieht. Erst dann wird etwas Anwendbares daraus.
Oft weiß man nicht, ob das reaktive Verhalten des Gegenübers gerechtfertigt ist (wenn er einen lobt oder rügt) oder ob er Unrecht hat und aufgrund anderer Obliegenheiten gut oder gereizt ist und man selbst nur den Anlass, aber nicht den Grund gibt, um ihn in die entsprechende Stimmung zu bringen. Das beste Entscheidungskriterium jeder neuen Situation ist daher wohl eine erfahrene und scharfe Beobachtungsgabe, die manchmal sogar noch Menschenkenntnis übertrifft und Logik genannt wird.
Wer gern spielt will nichts erreichen, sondern vor allem dem Ernst ausweichen und wer etwas erreichen will (also zielorientiert ist), spielt nicht gern. Die schönste und angenehmste Lebensweise ist daher die Naive. Doch wer naiv lebt, kriegt von Machenschaften um ihn herum wenig mit und lässt sich immer wieder leicht täuschen. Menschen, die nicht planen und kaum mit auftretenden Schwierigkeiten rechnen, akzeptieren mehr Mystik und Überraschung im Leben. Zwar ist es die Einfalt, die sie dahin lenkt, aber es ist ja auch nie gesagt, dass die Intelligenz und der Scharfsinn ein besseres Leben versprächen. Nur die Gefühllosigkeit ist offensichtlich ein mindernder Faktor für die Qualität im Leben.
Wer jedoch Machenschaften kennt und durchschaut, der hat umso weniger Freude am Leben, da er weiß, dass die Welt voller Gefahr ist und auch er ständig wachsam sein muss, um nicht getäuscht zu werden.
Orientierung an anderen:
Es geht nicht darum genauso zu werden, wie seine Vorbilder. Sie dürfen nicht das Ziel des Weges sein und dürfen nicht unangezweifelt verehrt werden, denn auch sie haben Fehler und taugen nur in ihrem Fachgebiet als Vorbild. Man muss seinen Weg selbst finden und alle, die man für etwas bewundert, haben ihren Weg selbst gefunden. Durch einen selbst richtet sich dadurch später der Standard als Vorbild für andere.
Wie man die Menschen (z.B. Stars) um einen herum sieht, ist wie man sie sich vorstellt und oft auch sein will. Doch sie können das in diesem Moment, da sie sie selbst sind, nicht wissen, wie sie für einen sind – und falls sie es doch ahnen, können sie es meist nicht fühlen.
Wenn du so sein willst, wie du sie dir vorstellt, dann kommst du nicht näher an das Gefühl heran, das du damit ersehnst als was du wünschst. Selbst deine „Vorbilder“ sind das nicht. Der Moment der Sehnsucht ist dabei das Unerfüllendste und Größte gleichzeitig. Genieße es.
Sobald Autoritäten (die man z.B. für ihre Weisheit bewundert) oder eine Gruppe von Menschen Inhalte von sich geben, die man nicht nachvollziehen oder befürworten kann, fühlt man sich in einem Tal des eigenen Weltverständnisses. Plötzlich passt nichts mehr zusammen und das Weltbild ist erschüttert. Denn wir geben viel auf die Meinung wichtiger Menschen. Doch unsere Gefühle können wir nur selbst erleben. Sie bilden das Fundament unseres Weltbildes. Deswegen müssen wir es immer wieder anpassen (vorwiegend unterbewusst) und leben letztlich daher sehr allein oder sogar einsam.
Änderungen der Persönlichkeit im Laufe des Lebens:
Je mehr man das Leben an sich aufgrund seiner einzelnen, begrenzten Kompetenz verbessern will, umso merkt man später, wie man es auf der anderen Seite verschlechtert und dass es eigentlich schon gut so ist, wie es von der Natur eingerichtet wurde.
Es ist als versuche man die Oberfläche einer Kugel zu verkleinern, obwohl man weiß, dass sie bereits die kleinste Oberfläche hat oder Energie zu gewinnen, obwohl die Energieerhaltung gilt und die Energie irgendwo anders wieder entnommen wird.
Dass man (noch immer) ist wie man ist hat seine Gründe. Entweder kann man sich nicht ändern oder man braucht es nicht. Allerdings sollte man die Chance ergreifen, wenn es sich ergibt Dinge an sich zu ändern. Man muss sich dort ändern, wo man das grundlegende Leben kennen gelernt hat und nicht erst, wenn man wieder in der gewohnten Umgebung ist, weil man sich dann wieder im alten Leben befindet.
Jede Kritik an der eigenen Person sollte akzeptiert und durchdacht, aber nie rein (unangezweifelt) aufgenommen werden, da sie auch nur subjektiv ist. Sie mit Humor anzunehmen hilft dabei. Viele Menschen müssen lernen, dass sie nichts (Negatives) zu persönlich nehmen sollen. Sie sollen Kritik an ihren Handlungen aufnehmen, aber nicht als Angriff auf ihr Leben werten.
Erst wenn es dir wirklich egal ist, was aus deinem Feind wird, ob es wirklich noch ein Mensch ist, was dich hiernach erwartet oder ob er auch ein Recht auf Würde hat, ist es dir egal, was er über dich oder andere sagt und von dir oder anderen denkt – sei es auch noch so beleidigend und verachtend.
Wenn du etwas ändern willst, um dich an deine Umgebung anzupassen, versuche dich von außen zu betrachten, indem du dich in einen Passanten oder Bekannten hineinversetzt und deine Bewegungen, Worte, Verhaltensweisen beobachtest und bewertest. Entweder es ist dir peinlich und du gewöhnst dich daran oder du erkennst etwas und achtest fortan bewusst darauf deine neuen Ziele durchzusetzen. Beides ist vorteilhaft und ändert dein Auftreten: die peinliche Berührung durch mehr Sicherheit und Akzeptanz deiner eigenen Person, die Erkenntnis und Achtsamkeit durch aktive Aktion.
Es ist nicht nur die Frage, wie viel Energie man hat und aufbringt um geistig voran zu kommen, sondern vor allem auch, wo man steht und einsteigt (z.B. kulturell / religiös). Um sich aus langem, traditionsreichem Denken zu befreien braucht es nicht selten ein ganzes Leben – wenn man es will. Dieser Wille kommt jedoch auch eher selten zum Vorschein. Man muss erst etwas machen, das man tun muss, um wieder ein Gefühl dafür zu bekommen, was man machen will.
Erfolg hängt ganz entschieden davon ab, wie positiv man eingestellt ist. Eine positive Einstellung fördert Mut zu Entscheidungen, die verantwortungsvoll und damit bedeutend sind. Im gewissen Sinn verlangen solche Entscheidungen Übermut, können jedoch nur eingehalten werden, wenn man mit eben jenem Übermut auch noch umgehen kann.
Die Leichtigkeit und Mühelosigkeit mit Problemen oder ernsten oder schwierigen Themen umzugehen ohne pietätlos zu werden ist wahrscheinlich die wichtigste Eigenschaft eines Mannes um einer Frau zu gefallen. Humor ist eine Variante davon, aber nur mit Schlagfertigkeit und dadurch Intelligenz und Kreativität sowie einer positiven Lebenseinstellung wird daraus diese Leichtigkeit.
Nur eine positive Lebenseinstellung spornt zu Höchstleistungen an und sichert nach den Regeln der Evolution das Leben. Das ist auch der wichtigste Grund, warum sich Religionen und Glaube solange in der Menschheit halten konnten.
Wenn man trotz aller Anstrengung sein Ziel nicht erreicht hat, muss man sich weiterentwickeln um mehr geben zu können. Wenn du Erfolg haben willst, musst du alles, was du kennst und weißt mit deinen Fähigkeiten, deinem Spezialgebiet, deiner Aufgabe verbinden. Es kann immer ein wenig mehr erreicht werden, ein wenig professioneller gearbeitet werden, doch solange es von den anderen akzeptiert wird, reicht es aus.
Meist wird erst der besonders bekannt, der spektakuläre Fehler begeht und ständige Fehlschläge hinnehmen muss. Wer Erfolg hat ist dagegen oft unsichtbar, schon allein um sich mehr Erfolg zu sichern und nicht Neider auf sich aufmerksam zu machen. Allerdings zieht Erfolg auch gerade Erfolg an und so strebt man bald schon auf einer Linie entweder in Richtung ständige Niederlage oder steten Erfolg, wenn man über alle Maßen berühmt wird oder werden will.
Viele meinen, man muss an den Erfolg glauben oder an sich glauben. Das kann man z.B. schaffen, indem man nichts anderes glaubt als dass man es schafft. Wenn man wirklich etwas glaubt (mit Disziplin), sind Rückschläge mit der Zeit verringerbar und eventuell sogar Ansporn. Wer Rückschläge erlebt, der kommt nur an eine Grenze, die er überschreiten muss, indem er sein Vorhaben weiter durchsetzt. Gerade am Anfang erlebt man häufiger Rückschläge, weil man sich erst entwickeln muss. Doch man lernt aus ihnen.
Jemand, der das Ziel erreichen will statt Spaß an seinem Tun zu finden, arbeitet ab etwa der Hälfte des Pensums erleichterter. Die Arbeitserfüllung schreitet umso schneller voran, je mehr man denkt dem Ziel näher zu kommen. Dagegen wird die Arbeit umso umfangreicher und komplexer, je weniger man unter äußerem Druck steht, Spaß daran findet und sich damit identifiziert.
Jedoch weiß man selten, wann der Motivationspunkt erreicht ist oder wie weit entfernt das Ziel liegt. Daher ist die Motivation bei angenommenen, langwierigen Aufgaben umso geringer. Kleine Schritte und Ziele erledigt man deshalb schneller und arbeitet besser, wenn man sich die Gesamtaufgabe in kleine Abschnitte aufteilt.
Problemlösungsansätze:
- erst mal selber denken (die eigenen Erfahrungen führen noch unbeeinflusst zu eigenen Lösungsstrategien und evtl. ganz neuen Ansätzen)
- andere fragen und schauen, ob es schon Lösungen gibt
- wenn die Zeit drängt: das Problem abstrahieren oder weniger gute Ansätze umsetzen
- wenn das Problem Zeit hat: sich ablenken und über anderes nachdenken, das Problem setzen lassen und gegebenenfalls darüber reflektieren
Um so schnell wie möglich so viel wie möglich so sicher wie möglich zu schaffen, muss man einfach weiter arbeiten und auch einmal Fehler übergehen. Wenn dann ein Schema, also die Grundstruktur erarbeitet ist, kann die Tiefe erfolgen. Andernfalls verliert man sich in der Tiefe eventuell und arbeitet am eigentlichen Problem vorbei.
Die Akzeptanz des eigenen Schicksals ist eine Voraussetzung um damit ein genaues Ziel zu entwickeln und dieses Ziel dann zu verfolgen. Denn je besser man sein Leben auf ein Ziel ausrichtet, umso besser nutzt man auch seine Ressourcen, erkennt seine Schwächen, baut diese ab und benutzt seine Stärken um sein Ziel zu erreichen. Deswegen kann auch jeder alles erreichen und theoretisch alles studieren, wenn es speziell genug ist, weil er dann alles erkennt, verwendet, benutzt, was er auf seinem Weg dorthin mitbekommt an Wissen, Möglichkeiten, Werkzeugen, Techniken und damit sein Ziel irgendwann auch erreicht. Nur muss auch jeder ein Ziel vorgegeben haben und dieses dann auch akzeptieren (z.B. als sein Schicksal).
Das Ziel stets vor Augen wird von Anfang an und Schritt für Schritt der Weg „erlernt“. Dann kann man jeden Schritt und sogar Fehler nachvollziehen und sie auch vermeiden lernen. Man muss sich alles so vereinfachen, dass man es versteht und nicht versuchen, komplexe Vorgänge als solches begreifen zu wollen. Denn man kann meist nur einfache Zusammenhänge begreifen und muss sie daher Stück für Stück solange studieren und beobachten, bis sie einem klar werden.
Eine Dokumentation der Vorgehensweise und ein systematisches Vorgehen helfen in allen Bereichen, die wichtig sind, um sich selbst zurecht zu finden und den Durchblick zu erhalten sowie einen Überblick zu behalten. Notizen müssen immer in ihrer ursprünglichen Form und keinesfalls von jemand anderem als dem Ersteller verändert beibehalten und aufbewahrt werden. Das Ursprüngliche allein enthält alle wesentlichen Informationen – so wie Stammzellen dazu fähig sind alle anderen Zellen zu entwickeln. Daher muss der Ursprung bekannt und erhalten bleiben.
Aus unbekannten, schwierigen Lagen kann man sich nur durch konsequentes, durchdachtes Vorgehen retten. Das bedeutet klare Ziele und Regeln zu haben, nach denen man handeln kann, weil man weiß, dass sie sich schon einmal bewährt haben oder auch andere danach erfolgreich gehandelt haben. Besonders aus Lagen, in denen man keine Zeit hat oder kein klares Denkvermögen besitzt (z.B. Depression, unter direktem Druck, usw.) helfen Regeln und Grundsätze.
Bei einer Depression ist das Wichtigste die Regel zu befolgen und nicht aufzugeben, auch wenn man in einer Phase der Verzweiflung keinen Grund mehr dafür sieht. Denn diese Phase hat nicht mehr Existenzberechtigung als vorhergehende, positive Antriebsphasen. Da es keinen universalen Sinn für das Leben gibt und niemand gezwungen werden kann am Leben zu bleiben, gibt es auch keinen universellen Grund sich umzubringen, sondern dieser vermeintliche Grund entsteht nur in dieser Phase. Sich dessen bewusst zu werden ist daher elementar.
Bei stets gleich bleibenden Erkenntniserfolgen und ständigen Revidierungen der Informationen in einer Welt, die sich als aufgeklärt und wissenschaftlich fundiert betrachtet, zweifelt man bald an seinem eigenen Verstand. Es braucht Phasen der einfachen Arbeit, der Zerstreuung um über mehrere Tage keine Erkenntnisse und keine Höchstleistung des Geistes zu erfahren. Denn durch andauernde Höchstleistung sinkt der Arbeitsaufwand und Routine im Denken kehrt ein, wodurch sich Zusammenhänge zu vorschnell ergeben und sich zu stark verallgemeinern lassen. Außerdem lässt die Kreativität und Motivation nach.
Erfolgsmoment:
Wenn man Dinge schafft, die sonst keiner schaffen würde und man selbst unter normalen Umständen auch nicht, dann glaubt man, dass alles zusammen passt. Man denkt nicht über die Situation nach, man macht es einfach und macht es mit Freude und kindlichem Eifer, weil es alles so gut passt. Man denkt zu wissen, was als nächstes kommt und so trifft es auch ein. Es herrscht eine positive Grundstimmung mit Spaß daran, dass und wie man etwas macht. Dies muss wohl dem meditativen Erfolgserlebnis gleich kommen. Denn da alles zusammenpasst, fühlt man sich als eins mit der Umwelt und verschwendet keinen Gedanken daran, wie es anders wäre, denn es ist nicht anders, sondern perfekt wie es ist. Man handelt instinktiv. Die Intuition bzw. das Unterbewusstsein steuert das Geschehen und man muss nicht darüber nachdenken, also keine bewussten Entscheidungen treffen.
Sobald man sich einbildet etwas zu können, merkt man bald darauf wenn man es anwenden muss, dass es doch gar nicht so gut geht, weil man das Bewusstsein darauf vorbereitet und Erwartungen geschärft hat. Sich dagegen keine Gedanken darüber zu machen und nur unterbewusst vorzunehmen die Situation so gut wie möglich anzugehen, bringt den größeren Erfolg.
Bsp.: Ich weiß vielleicht, dass ich mit alten Menschen gut umgehen kann. Aber wenn ich es dann muss, werden mir Fehler im Umgang mit ihnen mehr auffallen und mich verunsichern, so dass ich weitere Fehler mache, die dann auch anderen auffallen.
Man sollte auch nichts versuchen zweimal gleich erleben zu wollen. Erstens geht das nicht und zweitens sind neue Erfahrungen schöner als überhöhte Erwartungen in nochmalige Gefühle.
Enttäuschung im Leben:
Oft sucht man aus Neugier, Abenteuerlust oder Langeweile nach Erlebnissen, die man noch nicht kennt. Dabei gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man sucht sie wirklich Tag und Nacht und erlebt sie oder man macht sich klar, dass man sie schon (in seiner Vorstellung) erlebt haben muss, um sie zu suchen zu können. Der Grund für Enttäuschung liegt nämlich genau in der Erwartung, dass die Erlebnisse so eintreffen, wie man sie sich vorstellt.
Wenn man enttäuscht wurde sollte man erst einmal überlegen, was man eigentlich erwartet hat und ob das nicht ein wenig überbewertet wurde oder ob man vielleicht selbst nicht wirklich wusste, wie die Realität aussieht.
Früchte in einem eingemachten Glas oder an einem hohen Ast erreicht man erst mit zuletzt angestrengter Kraft, wie Ziele im Leben.
Ein anderer Grund, warum man das eigene Ergebnis selbst geringerwertig einschätzt, liegt im Vergleich mit anderen. Dadurch, dass sie eventuell besser sind, erkennt man oft gar nicht die eigene Verbesserung gegenüber seinen vorherigen Ergebnissen. Die Gründe für Verzweiflung sind oftmals ein Scheitern bei zuvor unerreichten Aufgaben. Dabei werden bereits errungene Erfolge vergessen und nur noch das Problem betrachtet. Meist kann es daher helfen an einer anderen Stelle weiterzumachen und es später noch mal zu probieren oder gleich zu üben um das nächste Mal erfolgreicher zu sein. Der Vergleich mit anderen nützt jedoch nichts, wenn dadurch die Motivation geschmälert wird und mehr Zweifel als Antrieb daraus resultieren.
Genauso sollte es dir auch nicht den Mut nehmen, dass andere vor dir an der gleichen Aufgabe gescheitert sind, selbst wenn sie stärker erscheinen als du es bist. Denn sie geben dir durch ihr Aufgeben erst den Ansporn, den auch sie durch dein Aufgeben erfahren hätten. Allein die Erwartung zu haben unbedingt siegen zu müssen führt oft schon zur Blockade.
Ängste, Sorgen, Probleme:
Von den friedlichsten Zeiten hört man die wenigsten Geschichten, weil sie nicht interessant waren. Nur wer und wann man sich behaupten musste interessiert die Menschen, weil sie wissen wollen, wie man es macht und wie andere schaffen konnten, was sie sich selbst nicht zutrauen um sich dann in sie hinein zu versetzen und doch das zu fühlen, was sie eigentlich nicht können und um auf diese Weise ihre Angst zu überlisten. Sie wollen große Gefühle erleben, entweder weil sie es selbst noch nie oder schon seit längerem nicht mehr erlebten, oder weil sie sich davor fürchten, aber fühlen wollen, wie man es meistern und die Gefühle überstehen kann. Denn große Gefühle gehen aus spannungsgeladenen Situationen hervor, also großer Polarisation, die nicht jeder aushält. Wenn man der Perfektion nahe kommen will, darf man sich nicht für perfekt halten bzw. nicht darüber nachdenken, ob oder dass man es ist.
Zu viel Bequemlichkeit raubt den Blick für das Wesentliche. Zu viel disziplinierte Perfektion gibt Routine und lässt Wichtiges im Leben mit Unwichtigem verschwimmen. Die individuelle Mitte zwischen Abstraktion und Konzentration, zwischen Kunst und Funktion zu finden erfordert die ganze Aufmerksamkeit im Leben.
Was zur Gewohnheit wird, wird übersehen, langweilig und kommt zum Stillstand, obwohl es noch da ist. Neu zu entdecken kann die Lebensfreude zurückbringen. Achtsamkeit ist notwendig für das Detail und seinen Platz bzw. seine Funktion in der Welt um es herum. Die Zusammenhänge, die man daraus erkennt, lassen einen erneut staunen und nie wieder langweilen, da man sie nicht alle begreifen kann und immer Neues entdeckt, schon weil man Altes wieder vergisst. Und selbst erneutes Entdecken von Altbekanntem ist Freude und Neuentdeckung. Man hat die Wahl zwischen Wissen und Wundern.
Trotz der großartigen (technischen) Wunder unserer Zeit müssen die meisten Dinge ganz einfach als selbstverständlich hingenommen werden, um ihre Nutzung so effektiv wie möglich zu machen. Denn über Wunder staunt man, aber wendet sie aber nicht konsequent an, solange man sie als Wunder sieht.
Ängste besiegen:
Um mit seinen Ängsten umzugehen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Musik ist vielleicht die beste und effektivste Methode, da sie das Angstzentrum ausschaltet (vgl. Prof. Manfred Spitzer). So hilft oft der Trotz (vgl. Kapitel „Verhalten“: Trotz und Sturheit) es allen zu zeigen bzw. es gerade zu versuchen, weil es einem niemand zutraut. Außerdem hilft es ein größeres Ziel zu erkennen, z.B. dass man es für andere tut (Familie, geliebte Menschen, Freunde, etc.). Weitere Möglichkeiten zur Überwindung der Angst sind Einsicht in die Notwendigkeit, Gleichgültigkeit oder Spaß an der Herausforderung zu finden.
Man kann aus allem Trost schöpfen, z.B. daraus, dass man mit einem Problem nicht alleine steht und daraus, dass man allein steht. Denn dann hat man im Falle eines Erfolges etwas gemeistert, das ohne Vergleich ist. Dann muss man nur aufpassen, dass man dadurch nicht größenwahnsinnig wird und bescheiden, aber selbstbewusst bleibt und den Erfolg als Beweis für seine eigene Stärke akzeptiert.
Notwendigkeiten erledigen:
Wenn man etwas machen muss, das einem nicht liegt oder gefällt und man nicht darum herum kommt, dann ist die wohl beste Möglichkeit um die Situation dennoch zu bestehen, es trotz allem so zu machen, wie es einem selbst gefällt und am besten liegt und niemandem nachzueifern, der es schon mal gemacht hat. Denn in diesem Moment bin ich selbst dafür verantwortlich und sonst gibt es keinen besseren oder überhaupt jemanden, der es macht, außer mir. Die Notwendigkeit als eigenen Willen anzunehmen ist oft schwierig, aber möglich. So kann man das Lernen von Wissen in Neugier umwandeln, indem man einfach mal schaut, was es Neues zu erfahren gibt. Dadurch ergibt sich eine lockere Leichtigkeit, die man auch auf andere, angstbeladene Situationen anwenden kann:
Mehr zu wissen oder zu können als andere bringt einem meist solange nichts, bis man es auch (vor entsprechend großem Publikum) zeigen kann. Damit steigt der Drang es zu zeigen gegenüber der Angst zu versagen immer mehr an (mit der Zeit und dem Wissen), je mehr man davon überzeugt ist, es sicher zu wissen oder zu können und eventuell sogar Fehler zu korrigieren.
Es lohnt sich seine Kraft und Konzentration nur für bestimmte Dinge aufzusparen und nur in diesen Spezialisierungen, die man auch wirklich will, weiterzuarbeiten. Alles andere ist schön einmal gesehen zu haben, aber unwichtig.
Zufälle müssen aber genutzt werden. Der erste Schritt dahin ist schon den Zufall zu erkennen. Der nächste ist es, zu wissen, was man damit machen kann und darüber hinaus, wie man das schafft.
Bsp.:
Schritt 1: Man sieht viele Tiere in eine Richtung ziehen.
Schritt 2: Man schließt daraus, dass dort Wasser zu finden ist oder dass sie vor etwas fliehen.
Schritt 3. Man folgt ihnen oder findet heraus, weshalb sie das tun, je nach Ziel das man hat (ob man durstig ist, hungrig (und die Tiere jagt) bzw. ebenso vorsichtshalber fliehen will oder ob man abenteuerlustig ist bzw. das nahende Unheil nicht fürchtet.
Wenn man seine Kraft nicht auf die Zukunft aufteilt und den Tag bereits komplett durchplant, gibt man jeden Tag für jede Arbeit sein Bestes. Wenn ich nicht über morgen nachdenke, dann hab ich nur heute. Langfristige Planung der Arbeit ist dennoch wichtig um die Arbeit aufzuteilen und nicht ständig über morgen nachdenken zu müssen. Das schönste an Plänen ist sie zu planen und sich ihrer zu erinnern. Die Tat selbst ist der Garant für die geplante Freude. Ich lebe nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft. Aber um bewusst in der Gegenwart leben zu können, muss ich aus Vergangenem lernen und Zukünftiges voraussehen und planen können.
Gleichgültigkeit und Akzeptanz:
Der Mittelpunkt in Gefühlen wie zwischen Angst und Spaß, aber auch zwischen Erlebnissen wie Verlust und Erfolg liegt in der Gleichgültigkeit. Dabei hilft es sich Gleichgültigkeit über die Folgen ins Gedächtnis zu rufen, um die Angst zu vertreiben und konzentriert dem Erfolg zuzuarbeiten. Der Zustand wird dann einfach als gut akzeptiert, auch wenn er es bisher nicht war. Dadurch steigt die Leistungsfähigkeit ohne den negativen Stress wesentlich zu erhöhen und man fühlt sich erfüllter, weil man wirklich mit Interesse arbeitet. Dafür ist es notwendig zu wissen was man will. Diese Suche verläuft bei jedem unterschiedlich und selbst wenn man glaubt seinen Weg gefunden zu haben, heißt das nicht, dass man keinen neuen Weg finden kann (z.B. wenn der alte Weg endet oder in unliebsame Richtungen abschweift). Wille heißt daher nicht nur zu können, sondern es (auch) zu machen. Der Wille selbst bedeutet das Gegenteil von Gleichgültigkeit, aber um ihn zu verfolgen, ist es oft nötig gleichgültig gegenüber anderem zu sein. Gleichgültigkeit schützt vor Angriffen, aber um zu Überzeugen, muss man sie ablegen. Gerade um rhetorisch spontan zu sein nützt Antrieb mehr als Gleichmut. Denn man braucht einen bewussten Willen, um seinen Standpunkt verteidigen zu können. Selbst bestimmte Ängste, wie die Angst zu verlieren, fördern gerade erst den Angriff, Rhetorik und Schlagfertigkeit.
Man wird schnell nachlässig und gleichgültig wenn etwas über längere Zeit funktioniert, z.B. in der Beziehung, im Alltag oder der Karriere oder wenn es nicht um Leben und Tod geht, also die Anforderungen nicht steigen bzw. man die Lösung bereits kennt. Zum einen kann man diese Nachlässigkeit durch Routine ausgleichen und sich sogar verbessern, andererseits schleichen sich durch die Nachlässigkeit auch Fehler ein, weil man eventuell scheinbar Unnötiges weglässt, sich zu sehr auf die bisherigen Erfolge verlässt oder man nicht mehr bewusst nach Fehlern sucht und seine Aufmerksamkeit anderen Gebieten zuwendet.
Diese Gleichgültigkeit birgt aber auch eine gewisse Ruhe in sich, wodurch man knifflige Aufgaben gefasster und somit besser lösen kann als unter Angst und unangenehmer Anspannung. Allerdings gehen die Motive verloren oder werden abgeschwächt, wofür man die Aufgabe löst. Gute Lösungen und Ergebnisse kann man daher nur erreichen, wenn man etwas gewinnen kann. Wenn man glaubt, mehr gewinnen zu können als zu verlieren, wird man auch besser sein in dem, was man tut.
Man muss auch den Mut zur Gleichgültigkeit haben und dazu sich selbst und seine eigene Auffassung vom Leben beibehalten und gegebenenfalls durchsetzen. Denn nur das befreit einen von den Zwängen anderer und zeigt andere Möglichkeiten auf.
Es ist mir nicht egal, was andere über mich denken. Gleich ist mir nur, dass sie es von mir denken.
Steh zu deinen Entscheidungen. Nicht alles, was andere für Fehler halten, sind auch welche. Das Schöne, Anmutige, Inspirierende, Musische in seinem Angesicht zu verleugnen, weil es jemand anderem nicht gefällt, obwohl man es selbst als höchst musisch, inspirierend, anmutig und schön empfindet, ist eine der größten Sünden gegen sich selbst, gegen das Schöne, Anmutige, Inspirierende, Musische und gegen die Welt. Die Gleichgültigkeit gegenüber der Ansicht anderer ist hierzu notwendig, denn sie haben auch alle nur eine individuell geprägte Meinung.
Wer wirklich attraktiv sein will, muss Akzente haben oder setzen. Mut zum Anderssein und zur Auffälligkeit, zur Besonderheit und diese auch bewusst an sich selbst zu mögen macht herausragende Schönheit aus – nicht nur das wohlgeformte, zwar schöne, aber nicht besondere, sondern vor allem das „kantige“ und markante Gesicht, das bei seinem Träger sofort einen eindrucksvollen Charakterzug vermuten lässt. Denn mit den Verhaltensakzenten gibt man seiner Erscheinung einen entscheidenden Schliff mit auf den Weg. So kann selbst ein hässliches Gesicht, das lächelt und dessen Besitzer witzig, intelligent, verständnisvoll oder charmant auftritt, angenehmer und damit attraktiver wirken als ein hässlicher Charakter hinter einer schönen Körpermaske.
Erst wenn man sich mit seiner Situation abgefunden hat, wird man dazu übergehen damit zu leben und es besser zu machen. Wir riskieren mehr, wenn sich unsere Werte im Leben aufgelöst haben. Dann sind wir auch eher bereit unser Schicksal und uns selbst zu akzeptieren, da die Anforderungen daran nicht mehr steigen.
Wenn man Schicksale in Geschichten sieht, glaubt man eher daran, dass es wirklich so passieren kann und ändert sein Verhalten eher als wenn man nur davon hört, denn man hat es ja schon einmal gesehen. Man akzeptiert es leichter, ob Krankheit, Gewalt, Liebe, Moral oder Ungerechtigkeit und man gewöhnt sich eher an den gezeigten Zustand, auch wenn er wirklich eintritt, weil man es schon einmal miterlebt und einen Vergleich hat.
So sehr man sich auch manchmal wünschen mag ein Held einer Geschichte zu sein, würde man enttäuscht sobald man das Leben des Helden lebte. Denn aus seiner Sicht ist der Ablauf der Geschichte sein ganzes Leben und er weiß im Gegensatz zum Leser oder Zuhörer nicht, was wirklich wahr, falsch, gut oder schlecht ist oder wie die Geschichte ausgeht. Darum sind alle seine Entscheidungen schwer für ihn und seine Geschichte nicht die, von der man hört.
Die Frage nach einem Schicksal wirft sich oft erst auf, wenn man nicht mehr weiß wofür man lebt und daher einen Sinn zu suchen beginnt. Viele leben einfach ohne sich danach zu fragen, weil ihre Gedanken nicht in diese Region abdriften. Doch nach schweren „Schicksalsschlägen“, durch Depressionen, durch häufiges Versagen und fehlende Anerkennung / Liebe findet man sich meist genau in dieser Gegend wieder und kommt nicht um eine Beantwortung der Frage nach dem Schicksal herum.
Ich verbringe mein Leben so wie ich es will. In dem Moment, da ich dies schreibe, will ich meine Zeit so verwenden. Demzufolge bin ich das Ergebnis meines vorherigen Wollens und Lebens.
Akzeptiere das, was du tust, denn in dem Moment da du es tust, willst du es so und nicht anders. Es kann nie besser kommen und es wäre nie besser gekommen, denn es ist so gekommen, wie es ist.
Alles, was ich tat, hatte einen Sinn, nämlich um dort hinzukommen, wo ich genau jetzt bin.
Lebe mit dieser Entscheidung. Es ist schwer und wichtig genug überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Glaube an das, was du denkst, fühlst, weißt, denn für dich ist es wichtig. Sage was du glaubst und glaube was du sagst. Verleugne nicht dein Selbst oder mache anderen etwas nach, von dem du nicht überzeugt bist bzw. vorher dachtest, dass es anders besser wäre. Denn sonst wirst du dich später nicht mehr verstehen, weil du dein Handeln anders eingeschätzt hättest oder du würdest dich darüber ärgern. Und wenn du dich später einmal fragst, warum du noch verehrt wirst, obwohl die großen Taten von deinem früheren Ich, also einem anderen Menschen, vollbracht wurden, dann wisse, dass nur du die Erinnerung dieses Menschen noch in dir tragen kannst und du der zwangsläufige Pfad dieses Menschen bist. Man muss auch die vergangenen Stationen seines Lebens akzeptieren, statt sich ihrer zu schämen oder sie zu verdrängen, selbst wenn man sie verächtlich als überholt betrachtet. Denn sie sind das Leben und nur durch sie kamen wir dahin, wo wir jetzt sind (es wird vom Erfolg ausgegangen) und konnten wir anderen damit Anstoß geben und sie beeinflussen.
Wir sehen einen Sinn, wenn wir zurückschauen, weil wir ein Muster sehen wollen und das Leben verstehen wollen. Dass innerhalb der Natur aber kein Streben nach einer Sinnerfüllung herrscht, wollen wir nicht akzeptieren. Daher ergibt sich dieses Muster manchmal in logischen Zusammenhängen, die mit den natürlichen Vorgängen übereinstimmen und manchmal in Mystik.
Es bringt nichts so zu sein wie man sein müsste, wenn man nicht so sein kann wie man ist. Man darf sich nicht verstellen, wenn man so geliebt oder akzeptiert werden möchte, wie man ist. Man kann nicht perfekt sein. Sobald man sich damit abfindet und seine Fehler als Persönlichkeitsmerkmal akzeptiert, wird man auch selbstbewusst und vertraut sich selbst. Seine Fehler zu kennen und sie zunächst zu akzeptieren ist eine große Herausforderung im Leben. Dann kann man selbstbewusst damit anfangen sie zu korrigieren. Doch zunächst muss man stark werden um die Schwächen später zu verbessern und sollte nicht übermäßig versuchen, die Schwächen zu stärken und die Stärken darüber zu vergessen.
Leben kann man nur, wenn man sich beugt – ob einem Herrn, Befehlshaber, Gott oder der Natur (der Sache). Innerhalb der bekannten Grenzen ist man aber fähig sein Schicksal selbst zu gestalten, selbst wenn der große Rahmen vorgegeben ist. Oft jedoch kennt man die Grenzen nicht oder denkt sie zu kennen und verschätzt sich doch. Deshalb ist zwar derjenige sicherer, wer zu den Grenzen Abstand hält, doch wird er wahrscheinlich auch nie erfahren, ob sie nicht viel weiter sind als er glaubt. Doch im Rückblick kann man keine Grenzen überschreiten und keine unterschreiten, sondern geht immer direkt auf ihr. Denn alles Schicksal offenbart sich einem erst im gegenwärtigen Augenblick und man erkennt es erst an und in der Vergangenheit. Darin ist es auch nicht zu ändern.
Stärke hat nicht nur etwas damit zu tun wie hoch man aufbegehren kann, sondern oft auch wie tief man sich beugen kann ohne umzufallen oder zu brechen. Überwindung ist immer das zu tun, was man sonst nicht kann. Deswegen ist es so schwierig. Wenn man versucht übermäßig stark zu sein, obwohl man es nicht ist, verliert man seine Natürlichkeit und büßt in seinen restlichen Stärken ein. Das Zugeben von Schwäche ist so nicht nur für die Allgemeinheit positiv (da sie ihre Kräfte umverteilen kann), sondern auch für das Individuum, da man dafür stark sein muss.
Schwächen hat jeder und wenn es die Schwäche ist, keine Schwäche zu zeigen. Denn gegenseitiges Vertrauen baut sich am stärksten auf, wenn man die Schwächen des anderen kennt und sie nicht ausnutzt, sondern versteht und (mit ihnen) umgeht. Das ist einerseits intelligent und andererseits gemeinschaftsförderlich.
Außerdem ist es lediglich eine Frage der Sichtweise, ob eine bestimmte menschliche Eigenschaft eher eine Schwäche oder Stärke ist.
Bsp.: Ehrlichkeit wird in der Gemeinschaft zwar hoch geschätzt, aber auch leicht ausgenutzt und ist für das Individuum nicht immer förderlich.
Du kannst nicht mehr als einen Prozess der Selbstveränderung anfangen. Du wirst nie zum Ziel kommen, da du immer wieder daran arbeiten musst, dich weiter zu entwickeln oder auf dem letzten Stand zu halten. Allerdings kann dieser Prozess der Selbstveränderung zur Gewohnheit werden, so dass es dir irgendwann nicht mehr schwer fällt.
Denke nicht ständig an das, was du falsch gemacht hast, auch wenn du es verbessern willst. Denke lieber und öfter an das, was du richtig gemacht hast um es zu wiederholen. Das Schlechte wird dadurch nicht besser. Und ein positives Lebensgefühl bleibt immer noch die beste Garantie auf richtige Entscheidungen – und deren Akzeptanz. Immer die Interpretation ist die Beste, die in dem Moment des Erfahrens als die einzig wahre empfunden wird.
Es gibt nichts Schlimmeres als den Untergang der Welt und den kann man allein nicht verantworten. Nichts, was man tun kann, ist schlimmer als irgendetwas, was schon einmal ein Mensch getan hat. Die eigenen Fehlschläge sind in der Weltgeschichte unbedeutend und selbst die Menschen haben schon wenige Wochen später die Verluste und Erfolge wieder vergessen. Doch wenn man will, dass sie das nicht tun, dann muss man sich dafür einsetzen und daran arbeiten. Angst hat damit nichts mehr zu tun. Die Gleichgültigkeit, welche man kurz vor dem Einschlafen spürt, wenn man sich selig fühlt und einem alles egal wird, gilt es in Drucksituationen zu erreichen, denn dann erkennt man die wahre Bedeutungslosigkeit der Situation und des eigenen Handelns in der Weltgeschichte. Unser Bewusstsein gaukelt uns lange vor, dass wir einzelne Wesen seien, nur weil wir unseren Körper steuern und uns bewusst wird, was wir kontrollieren können und was wir erfahren, weil wir selbstständig bewerten können. Die Sprache verstärkt dieses Gefühl noch, weil wir uns ausdrücken und unsere Gedanken hören können. Doch was sind wir trotz dieser Vorstellung mehr als ein Teil unserer Umwelt, dem dieser kleine Teil als ein Ganzes bewusst wird und der sich deshalb für unbeirrbar hält und gar nicht merkt, wie er sich über diese Momente mit seiner Umwelt weiter mitentwickelt.
Jeder, der in einer Umgebung lebt, beeinflusst und verändert diese. Ob er damit das Geschehen aller Menschen beeinflusst und so Macht ausübt, ist zwar fraglich (und so gut wie nicht überprüfbar), aber auch nicht relevant, wenn man den Hintergrund eines unberührten Universums betrachtet. Denn durch die kleine Erscheinung Mensch ändert es sich sehr wahrscheinlich überhaupt nicht. Die eigene Bedeutung ist somit immer nur eine Frage des Maßstabs, den man anlegt.
Wenn man der Länge eines Lebens gewahr wird, in der man Entscheidungen trifft und deren Tragweite sieht, abschätzt und dann kalkuliert wie stark sich die schlimmsten Fehler oder genialsten Einfälle auswirken könnten, muss man zwangsläufig melancholisch werden und den Antrieb verlieren. Denn wer das erkennt und nicht ausschließlich für das Hier und Jetzt und seine Mitmenschen lebt, der wird daran verzweifeln, dass mit höchster Wahrscheinlichkeit (etwa so hoch, wie ein Komet durch ein spontan entstandenes Wurmloch auf die Erde trifft und einen 100m- Olympia-Läufer gerade im Moment des Siegs auf die Ferse fällt) nichts von dem, was Menschen je in ihrer ohnehin kurzen Zeit auf der Erde geschaffen haben, Bestand haben wird und sich nicht einmal in dem Sonnensystem oder sogar am Bestehen der Erde etwas verändert, geschweige denn das Universum von uns Notiz nimmt oder dass wenige Jahre nach unserem Tod unsere Existenz fast völlig vergessen ist und alles ohne uns weiter geht.
Dabei kommt der Egoismus ins Spiel. Denn ohne die Gedanken auf einen selbst zu richten, kann sich daraus kein Sinn ergeben, wenn man nicht an höhere Wesen wie Götter glaubt. Deshalb versuchen wir so oft wie möglich zu genießen und Glücksgefühle zu erzeugen. Denn diese kann man genießen und in ihnen erträgt man nicht nur die Zeit und die Existenz, sondern existiert selbst erst richtig und begreift das auch.
Man muss sich Mittel suchen um in kritischen Situationen (Angriff, Depression, Verzweiflung, etc.) wieder einen Grundzustand zu erreichen. Zwar kann es in diesem Moment kein Konzentrationshoch geben wie in kreativen, unbeschwerten Lebenszeiten. Aber ein Minimum an gesicherter Leistungsfähigkeit und Kampfbereitschaft kann man sich zurückholen, indem man persönliche Erfolgssituationen oder Stimmungen bewusst werden lässt. Das kann über Musik, Filme, Geschichten, Bilder, Erinnerungen an einen sicheren Zufluchtsort oder einen vorbildhaften Menschen sein. An dieser Stelle wird der Egoismus gebraucht, denn durch ihn konzentriert man sich auf das eigene Selbstbewusstsein und somit auf die eigene Leistung. Die kann jeder nur selbst erbringen, so sehr er sich auch für andere einsetzt. An dieser Stelle (und das ist in sehr vielen Situationen im Leben der Fall) ist der Egoismus unabdingbar.
„Leb jeden Tag so als wäre es dein letzter.“ Da man intensiv lebt und sich seiner Momente und seiner Ziele bewusst wird, filtert man nur das Beste heraus, konzentriert sich auf Höchstleistungen und vergisst hemmende Ängste, wie z.B. was andere von einem denken. Denn alle Energie und alles Ansehen sind am nächsten Tag egal. Gleichgültigkeit und Konzentration paaren sich so zu höchster Leistung und intensivsten Gefühlen, falls man sich zu dieser Einstellung durchringen kann.
Allerdings brennt man auf diese Weise schnell aus und plant weniger. Planung ist jedoch auch notwendig um sich eines Ziels und der erforderlichen Maßnahmen überhaupt bewusst zu werden. Ängste und Befürchtungen sind dabei wieder notwendig um überhaupt die Grenzen zu stecken und sich nicht in einem weiten Feld zu verrennen.
Wenn, dann begründet sich ein göttlicher Funke des Lebens auf der Liebe (der Menschen untereinander und eines Gottes zu den Menschen). Denn sie scheint das Gesetz des egoistischen Handelns brechen zu können.
Spaß und Sorglosigkeit:
Angst lässt sich auch mit Lächerlichkeit bekämpfen. Nichts kann so ernst sein, dass man es nicht verlachen kann, wenn man sich davor fürchtet. Denn alles Ende liegt in Frieden. Bis dahin vergeht sogar das Böse und alles, was einem Angst machen könnte, sogar die Angst selbst. Man wird das endgültige Ende nicht erleben, deswegen kann man es auch leicht und lustig angehen. Da diese Form der Angstbekämpfung jedoch allein vom Menschen beherrscht und von ihm erfunden wurde, sowie da die Natur diese Form nicht versteht und der Mensch noch immer von der Natur abhängt, eignet sich Lächerlichkeit nicht als Fundament der Gesellschaft oder des Überlebens.
Ohne sich auf die Allgemeinebene der Gleichgültigkeit zu begeben kann man auch sofort dem egoistischen Glück frönen. Wer es schafft eine positive Einstellung im Angesicht schwerer Aufgaben zu erlangen, wird damit noch bessere Leistungen erzielen. Doch wie auch bei der Gleichgültigkeit darf hier nicht die Leistung als Ansporn und Ziel dienen, sondern die Bewältigung oder die Situation selbst.
In der Professionalität verschwindet immer auch der Spaß und die Leichtigkeit, wegen der das Fachgebiet ursprünglich erkundet wurde. Mit der zunehmenden Konkurrenz entsteht eine Ernsthaftigkeit, die über alles Leben des Einzelnen hinaus zu gehen sich anmaßt. Dabei ist doch alles, was Menschen tun, entweder nur zur eigenen Lebenserhaltung gedacht und damit auch dem Spaß, den man dabei hat (sonst würde man sein Leben nicht erhalten brauchen) oder um das Leben der Menschen in der Welt weiter zu erkunden und zu verbessern, obwohl es in Anbetracht der Unendlichkeit letztlich doch sinnlos ist und alles was zählt, das reine, einzig(artig)e Leben ist.
Die Ernsthaften haben ein Ziel und sie sind gegen die Leichtfertigen, die doch die richtige Lebensweise gefunden haben. So heißt es also die Symbiose zu finden zwischen angebrachter Zielstrebigkeit und fortwährender Leichtfüßigkeit. Denn überlegtes Handeln ist langweilig. Erst durch die spontanen Handlungen wird das Leben unberechenbar und spannend – und natürlich gefährlich.
Eine Aufgeschlossene Natur mit sichtlichem Spaß an der Arbeit ist überall willkommen, auch wenn die Aufgabe noch so unangenehm oder ernst ist. Aber es bringt niemandem etwas die Arbeit mit Gram oder Verstocktheit zu verrichten. Oft nützt es mehr zu spielen und auszuprobieren als sich starr in die Regeln zu fügen, was nicht heißt, dass man die Regeln brechen muss. Aber es ist auch eine Herausforderung nicht die Regeln zu verletzen und innerhalb der Grenzen dennoch Neues zu schaffen oder zumindest Spaß dabei zu haben oder aber die Regeln sinnvoll zu kritisieren, wenn man begründete Zweifel hat. Genauso nützt auch eine humoristische Nachsicht mit den Menschen der Umgebung um Erfolg und ein fruchtbares Arbeitsklima zu erschaffen. Mit anderen Menschen zu leben bedeutet immer auch ein bestimmtes Maß an Nachsicht walten zu lassen, wenn man auch nicht immer die Gründe versteht, weshalb andere so handeln und denken. Doch wer selbstvertrauend genug ist, wird in den Fehlern der anderen nicht sich selbst als Ursprung sehen und wissen, wann er berechtigterweise durch sie Leid erfährt.
Die Leben von Menschen sind so unglaublich unterschiedlich, dass man selbst das Leben eines Bekannten oder jemandem der eigenen Familie nicht glauben könnte und wie aus einem Film einschätzte, würde man es zusätzlich selbst erleben.
Wer findet schon seinen optimalen Ablauf im Leben? Nur dazu wollen viele alles erlebt haben und neiden anderen ihre individuellen Erfahrungen. Doch:
Die optimale Entscheidung ist die, die man treffen wird und die optimale Erfahrung die, die man gemacht hat.
Denn mit dieser Entscheidung prägt sich das spätere Leben und mit ihr daher leben zu können ist die Grundtechnik eines glücklichen Lebens, ohne dabei Risiken in der Vorabplanung zu übersehen und blind allem Negativen gegenüber einfach vor sich hin zu leben. Am Ende seines Lebens zufrieden mit der verbrachten Zeit zu sein, sieht man an den Folgen, die man erkennen kann (Nachkommen, Werke und Wirken, Hinterlassenschaften, Philosophien, etc.), ganz egal was man und ob man viel machte. An getroffenen Entscheidungen festzuhalten bedeutet aber nicht es in Zukunft nicht besser zu machen.
Individueller Erfolg in der Gemeinschaft
Ich will etwas (von jemand anderem). Also darf ich nicht warten bis jemand anders einlenkt oder es mir sogar gibt. Nur wer es selbst in die Hand nimmt wird auch auf jemanden treffen, der das ebenfalls so macht und dann auch annimmt. Die Gesellschaft lebt vom Willen und der Beteiligung ihrer Mitglieder und der Erfolg stellt sich entsprechend ein. Durch Gefühle lernt man, aber ohne Gefühle muss man handeln wenn es um Unbelebtes geht. Besonders in menschlichen Auseinandersetzungen und im Umgang mit Menschen müssen aber Gefühle und Einfühlungsvermögen mit angewandt werden um erfolgreich zu sein.
Wenn man wirklich etwas erreichen will, kann man nur radikal sein. Jede Ausnahme und Abweichung davon bedenkt den Niedergang. Allerdings erreicht man dann damit nur die Durchsetzung seiner eigenen Idee und nimmt auch in Kauf, dass alle bisherigen Vorteile verschwinden können. Die Diskussion und der Kompromiss mit anderen und von guten Ideen dauern länger, bringen weniger Ruhm, aber verbessern die Gesamtsituation nachhaltig.
Ehrlichkeit und Freundlichkeit sind die klare Linie, die uns stets und dauerhaft zusammen leben lässt. Sie führen über Vertrauen und Respekt zum Erfolg. Dadurch steigt das eigene Glücksempfinden mit anderen umzugehen.
Wenn du jemanden loswerden willst, sei ehrlich zu ihm. Die wenigsten können die harte Wahrheit ertragen. Falls er dann noch bleibt, wolltest du ihn nicht loswerden. Wenn man will, dass einen die Menschen trotz Benachteiligungen (Aussehen, Behinderung, negative Charakterzüge, etc.) mögen, muss man sich mit ihnen beschäftigen, sich ihnen in seinem Wesenszug einbrennen und mit ihnen abgeben. Mögen sie einen dann noch immer nicht, sollte man auch nicht mehr von ihnen gemocht werden wollen.
Das Leben ist Kunst, ein Spiel, ein Theaterspiel, nur dass man Schauspieler, Regisseur, Bühnenbildner und Zuschauer zu gleich ist und ständig improvisiert. Wer das nicht begreift wird in Depression verfallen. Das Leben ist auch ein ewiges Rollenspiel (durch Moral, verschiedene Weltanschauungen anderer, verschiedene Ziele bei unterschiedlichen Menschen, etc.), weshalb wir uns nie gleich benehmen und unterschiedliche Charaktere haben. Wir leben ein Improvisationstheater.
Ein guter Schauspieler zu sein heißt sich gut verstellen zu können. Ein guter Mensch zu sein heißt immer die richtige Tugend vor Augen zu haben. Sich äußerlich seiner Zeit anpassen (dass die Oberfläche mit der Außenwelt harmoniert), aber drinnen man selbst sein und damit den eigenen Traum zu leben, kann beides miteinander verbinden. In jedem ist eine gutartige, gemeinschaftliche Komponente wie auch eine boshafte veranlagt. Aber die Boshaftigkeit muss man erkennen, bändigen und zu nutzen wissen.
Wenn man auch bei dem Versuch Großmut zu zeigen oftmals scheitern sollte, so darf man es doch nicht aufgeben, sonst erreicht man sie nie. Schon das Erreichenwollen ist es, was Großmut ausmacht. Perfektion darin ist einem Menschen nicht bestimmt, da er Egoist ist.
Wer weiß, dass er ein guter Mensch ist, kommt auch mit anderen gut aus. Aber es ist nicht einfach in einer Welt gut sein zu wollen, deren Personen sich selbst verwirklichen wollen und dabei für sich beanspruchen das Gute gleichzeitig in sich selbst zu sehen. Dabei ist Toleranz und Hinwegsehen über Fehler anderer (auch und vor allem im gemeinsamen Gespräch über andere) doch Ziel und Start gleichzeitig. Denn einmal erreicht, sucht man sich neue Herausforderungen – nicht erkennend, dass es ein ewiges Ziel ist und jedem gegenüber von neuem zu erreichen gilt.
Der Seelenfrieden wird erreicht, wenn man sich selbst soweit gebracht (bzw. im Griff) hat, dass man sich eben nicht über jede Ungerechtigkeit aufregt, sondern am Rest Freude findet. Es gibt immer einen besseren und einen schlechteren Charakter als den Menschen, den man kennt. Darum sollte man einem Fremden zunächst die Möglichkeit geben, sich dahingehend zu entwickeln und dann weiter zu sehen. Bis zu welchem Punkt diese Toleranz geht, entscheidet über die Gelassenheit einerseits, wie argumentiert wird über die Persönlichkeit andererseits. Vergebung ist so ein Sinnbild von Weisheit, da nur vergeben kann, der erfahren hat, dass man nicht alles wissen kann und Menschen immer mit Fehlern behaftet sind.
Jedoch wird den Seelenfrieden nur erreichen, wer sich gerade nicht innerlich über die ihm angetane Ungerechtigkeit aufregt und es schafft über unwichtige Verfehlungen anderer hinwegzusehen. Das wirkt sich wiederum auch auf die Umgebung aus. So kann man seinem Dienstleister Komplimente machen und ihn loben und so seine Leistung steigern, oder sich selbst schmeicheln, indem man ihm seine Fehler vorhält und dafür eine schlechte Leistung erhält. Wer andere mit seinem Können nicht zu sehr verunsichern und neidisch machen will, sollte bescheiden auftreten und auch am anderen was Gutes finden, was er ihm seinem eigenen Können gegenüberstellen kann. So muss man seine Leistungen manchmal auch so stark herunterdrücken, dass sie in das Schema des Bewertenden passt. Glaube daher nicht, dass man dich immer verstehen wird. Manche haben noch nicht einmal entdeckt, was du bereits für selbstverständlich hältst. Andere aber sind dir weit voraus – und verstehen vielleicht diejenigen nicht, die du belächelst.
Man kann (heute) nicht jedes Mal Dank verlangen. Die wenigen Male geben dann alles wieder zurück. Wahre Dankbarkeit ist deshalb so ergötzend, weil man dadurch sein Glück erst richtig begreift.
Unterschätze keinen Gegner und überfordere keinen Freund. Der Freund wird zwar vielleicht an der überfordernden Aufgabe wachsen, aber wenn er deine Absicht nicht erkennt, zerbricht daran die Freundschaft. Der Gegner wird bei Überforderung eher verzweifeln, selten auch angespornt, aber ansonsten jeden Freiraum ausnutzen und ausweichen.
Der Fortschritt und die Entwicklung gehen immer weiter. Man muss sich ihnen ständig anpassen. Deswegen braucht man wenigstens eine menschenfreundliche Strategie, um Defizite in dieser Anpassung oder auch eine gewisse Fortschrittsmüdigkeit auszugleichen.
Der Konsens aus individuellem und gesellschaftlichem Erfolg ist das Selbstbewusstsein (erreicht durch eine Motivation oder positive Lebenseinstellung) des Einzelnen gepaart mit der Anerkennung und dem Respekt gegenüber anderen.
Einige Grundlagen der Entscheidungsfindung bzw. Prinzipien:
- Menschenrechte unbedingt wahren und beachten
- Niemanden (absichtlich) vorverurteilen und Andersartigkeit tolerieren (Die Freiheit und andere Rechte eines Menschen dürfen nicht angegriffen / eingeschränkt werden.)
- Kein Talent verschwenden
- Die Goldene Mitte suchen
- Nützlichkeit mit Richtigkeit (moralisch, etc.) verbinden
- Disziplin um ein Ziel zu erreichen (Disziplin sich selbst gegenüber, nur gegen sich selbst kann man wirklich gewinnen, alles andere sind ungleiche Vergleiche) und eventuell rasten, aber niemals aufgeben (es sei denn, man erkennt ein wahrhaft höheres Ziel)
- Zu den Entscheidungen stehen, die man selbst gefällt hat
- Darüber nachdenken, was man tun will; sagen, was man will (sonst hört einen niemand) und nur tun, was man selbst auch bewusst will (Die Erkenntnis diesen Rat zu befolgen stellt sich erst nach Jahren ein, nachdem man von ihm gehört hat) – Denn man kann nichts verpassen (weil alles zum Leben gehört, was passiert)
- Akzeptanz dem Schicksal gegenüber und allem, was man offensichtlich nicht ändern kann / Nichts beneiden, was man nicht selbst ändern kann oder ändern will
Um Leben neu- bzw. wieder geben zu können muss man erstmal begreifen und definieren, was der Tod eigentlich ist und was ihn ausmacht. Leben spielt sich immer zwischen zwei Polen ab (z.B. Geburt und Tod). Der Zustand größter Spannung und Gegensätze ist der Zustand, in dem man das Leben am meisten spürt, in dem man meisten lebt. Das Streben nach Harmonie ist ein Streben nach dem unendlichen Stillstand und Tod.
Wenn ein Mensch aufhört zu existieren, stirbt er. Das setzt voraus, dass er gelebt hat. Wenn ein Sachverhalt oder ein materieller Zusammenhalt aufhört zu existieren, wird eher davon gesprochen, dass er stirbt, je lebendiger, abwechslungsreicher oder spontaner er war – kurz, je mehr er uns im Vergleich an Menschen erinnert hat.
Bsp.: Farbenmetapher:
Weiß sendet Energie aus, anders gesagt reflektiert sofort wieder aufgenommene Energie (Sterne sind umso heißer je weißer / heller sie strahlen). Schwarz dagegen absorbiert Energie. Gemütszustände lassen sich ähnlich erklären. Überschäumend ist man tatkräftig, selbstbewusst und energisch. Melancholisch ist man niedergeschlagen und ohne Antrieb, man absorbiert und die Energie anderer. Manche entwickeln sich dabei regelrecht zu einem Schwarzen Loch. Auch die Unschuld (weiß und oft mit Kindern in Verbindung gebracht) ist noch frei von Sorgen und freudig, energetisch. Erst im Alter, wenn man dunkel und dreckig ist von dem gesehenen und erlebten Leid des Lebens endet die Energie im schwarzen Tod.
Das Lebensende:
Die Menschen sind so voll der Erfahrung, die sie in ihrem Leben gemacht haben und doch sterben sie meist im Grad der höchsten Erfahrung (außer bei Demenz), wenn sie diese am besten nutzen könnten bzw. sie bauen vorher noch einmal ab und können diese Erfahrung nicht mehr auswerten oder weitergeben. Es ist aber nicht so, dass wir das ganze Leben lang lernen, um kurz vor dem Tod das Meiste zu können und zu wissen. Wir vergessen zwischendurch viel, verbergen einiges um den Preis von Neuem und verändern uns. Währenddessen ändern wir die Welt und unsere Mitmenschen, in jeder Sekunde unseres Lebens, nicht erst am Ende oder gar danach.
Sobald man seinem Tod als nah voraus erkannt hat, fühlt man sich in einer Sackgasse. Vorher schien alles weit und frei und plötzlich steht man vor dem Ende. Wenn man eine zu große Spanne zwischen der (normalerweise) glücklichen Kindheit und der vertrauten Welt, in die man hinein geboren wurde, erlebt hat, will man im Alter nicht mehr weiterleben, besonders, wenn man alles erreicht oder keine Ziele mehr hat und keine Familie mehr um einen herum ist.
Wir stellen solange Fragen, bis uns nichts mehr interessiert. Wenn dies eintritt, sind wir entweder tot oder das Leben ist nicht weiter lebenswert. Die Sinnsuche ist beendet und die Frage nach dem Ausgang beantwortet. Irgendwann im hohen Alter ist alles nur noch Erinnerung, jeder Duft, jedes Gefühl ist genau bekannt, nichts Neues kreuzt mehr den Lebensweg, alles ist vertraut und wird dadurch fremd. Die Melancholie der Erinnerung an Tage mit großen, neuen Gefühlen, vor allem der Jugend erdrückt allen Lebenswillen und der Mensch stirbt.
Der Abschied einer guten Zeit ist zwar schmerzhaft, unter dem Wissen, dass die nächste gute Zeit kommen wird, ist es jedoch besser erträglich. Denn ob Schulzeit, Studium, Berufsleben, Urlaub oder eine Bekanntschaft ist es doch in den meisten Fällen nicht das Ende des Lebens und Erlebens (nach Hermann Hesse). Falls dieses Ende, also der Tod, tatsächlich gekommen ist, so bedeutet es doch auch das Ende des Leids und der Sorgen über verpasste Möglichkeiten oder falsches Verhalten. Am Ende seines Lebens zufrieden mit der verbrachten Zeit zu sein, sieht man an den Folgen, die man erkennen kann (Nachkommen, Werke und Wirken, Hinterlassenschaften, etc.), ganz egal was man und ob man viel machte.
Der Tod geliebter Menschen:
Das Leben besteht daraus, dass man sich an Menschen bindet. Der Tod ist daher am schlimmsten für diejenigen, welche übrig bleiben. Irgendwann wird man die geliebten Menschen verlieren. Dann erscheint die Erkenntnis (einer Ohnmacht gleich) ohne sie auskommen zu müssen. Und das einzige, was dann bleibt, ist die Erinnerung. Doch sie ist auch so schon das einzige, was existiert, wenn sie noch leben. Die Vorstellung von ihnen allein macht sie lebendig. Wenn ihre Körper nicht mehr leben, verändert sich unser Bild von ihnen nicht mehr aktiv, sondern nur noch durch Verklärung. Denn mit der Erinnerung an sie (wie an irgendetwas anderes, zum Beispiel Wünsche oder Träume), verblasst auch ihre Notwendigkeit für uns. Sind sie notwendig, dann sind sie auch klar vor uns in der Erinnerung.
Was von dem einzelnen Menschen übrig bleibt ist selten seine Persönlichkeit. Nur das, was er in seinem Leben geschaffen hat, bleibt für die Gemeinschaft aller erhalten. Höchstens sein Name und die Verbindung mit dem Geschaffenen leben in der Erinnerung fort. Sein Leben aber, seine Art, stirbt mit jedem Menschen mit. Darum sollte man auch vor allem mit sich selbst und seiner Art zurechtkommen können. Wer den Verstorbenen nicht mehr kennt, kann sich später kein Bild von ihm machen oder sich vorstellen, wie es ist, ihm gegenüber zu stehen. Daher ist Gemeinschaftsarbeit wichtig, falls es einem wichtig ist, dass etwas von einem selbst Bestand hat und anderen nützlich ist oder beschäftigt.
Von mir wird so nur diese Aufzeichnung überleben, in der ich mich als Mensch aber nicht an jemanden weitergeben kann, der mich nicht kennt. Die Leser können höchstens daraus Schlüsse ziehen, wie ich gewesen sein muss.
Alles, was gut ist, schmerzt, wenn es verloren geht. Gerade der Tod von geliebten Menschen zeigt das deutlich. Wer keine Schmerzen mehr hat, ist bereits tot, denn er empfindet auch keine Freude mehr. Aber Abschied ist immer ein Aufbruch in Neues. Je schwerer der Abschied fällt, umso bedeutender ist das Neue und das sollte Mut machen um Erfolg anzustreben (vgl. „Stufen“, Hermann Hesse).
Jung zu sterben fällt eigentlich leicht. Wenn man sich über den fehlenden Sinn seiner Pläne bewusst wird und daran denkt, dass man die Welt gesehen hat und sie in ihrer Weise kein Ort zum Leben für einen ist (denn sonst würde man nicht sterben, z.B. durch Krankheit, Unfall, Selbstmord, Drogen, Kriege, etc.).
Nicht die anderen verlassen einen, sondern man selbst geht, bevor sie sterben und bevor man allein zurück bleibt. Man geht, bevor es zu spät ist und bevor die Erinnerungen das Leben süßer erscheinen lassen als es ist. Man geht ohne Altersbeschwerden und wenn es am schönsten ist. Selten würde es besser – außer man verlagert seine Schwerpunkte auf andere Bereiche des Glücks wie z.B. ein erfülltes Familienleben.
Suizidgefahr:
Der Mensch entwickelt sich immer weiter. Doch nicht immer ist diese Entwicklung positiv in seinen Augen oder denen der anderen. Daher verzweifeln viele auf ihrem Weg zum Glück und beenden ihr Leben in Extremsituationen oder nach anhaltend negativer Entwicklung. Doch sie stecken im Entwicklungsprozess, von dem sie nur das Ende nicht sehen konnten. Die Ausdauer und Kraft reichte ihnen dann nicht mehr aus, um durchzuhalten bis der Prozess abgeschlossen war oder sie fanden den Ausweg nicht von allein. Aber wenige, die auch glückliche Erlebnisse im Leben hatte, sind in ihrer derzeitigen Situation verloren. Der Ausweg muss nur gefunden werden und das dauert oft länger als die Menschen Zeit, Geduld oder Kraft haben. Auch hier gilt das Gesetz des Stärkeren: Nur der überlebt, der genügend Willen zum Überleben hat und stark genug ist, sich des Wunsches nach einem Ende des vermeintlich unendlichen Leids zu widerstehen.
Natürlich muss der Spruch „Was dich nicht umbringt, macht dich stark“ hier Einzug finden, weil er tatsächlich eine starke Kraft in uns weckt, nämlich den Trotz und die Selbsterkenntnis gegen alle Widrigkeiten stark zu sein. Letztendlich kann und darf nicht alles im Leben nur positiv sein, damit man das Gute überhaupt noch sieht. Wenn es nichts zu sehen gibt, liegt es daran, dass man eine Skala wählt, auf der man sein Glück nicht messen kann, z.B. weil man schon zu hohe Ansprüche hat. Aber z.B. die Tatsache überhaupt noch am Leben zu sein (was man daran erkennt, dass man noch denkt und fühlt) ist immer eine Skala, auf der man sich das Glück bewusst machen kann. Denn viele würden selbst diese Gewissheit gerne sehen.
Atme das leben. Versuche jeden Augenblick bewusst zu fühlen.
Langeweile oder Müdigkeit bzw. Antriebslosigkeit bzw. Interessenlosigkeit:
„Dieses Leben war so schlecht, dass der Tod eine Erlösung daraus darstellte. Das nächste wird besser, so dass der Tod wieder gefürchtet wird.“
Glaubt man alles gesehen zu haben, so steht man erneut vor einem Problem, das man nicht lösen will. Dieses Problem jedoch ist gerade die Herausforderung. Einerseits kann man sich bewusst machen, dass man auf einer weiteren Sinnsuche ist bzw. dass man seinen Sinn noch nicht endgültig gefunden hat. Andererseits hat man eben doch noch nicht alles gesehen, z.B. die Lösung der Langeweile, oder auch das Gefühl, das jene Menschen haben, die dankbar sind für jeden Tag, den sie erleben, die das Grauen, den Krieg, die Krankheit, das Elend gesehen haben. Und ganz gewiss wird man nie alles im Leben sehen können.
Denn man kann nicht wissen was noch kommt, das man nicht gesehen hat. Alles auf der Welt bis zum unvermeidlichen Schluss an Erfahrung mitzunehmen entspricht dabei einem optimalen Leben.
Wiedergeburt:
Falls es ein Leben nach dem Tod oder Wiedergeburten gibt (was sich an sich schon durch die Definition ausschließt, da der Tod das Ende des Seins charakterisiert, andernfalls wäre er nichts anderes als ein Übergang), so würden wahrscheinlich auch die Erinnerungen beibehalten werden und wir könnten in den neuen Leben vermehrt auf früherer Erfahrungen zurückgreifen und würden gegenüber unseren Vorfahren und früheren Leben schlauer und weiter entwickelt sein (was wir durch Vererbung von Mutationen auch werden). Da es jedoch auch schon weit vor unseren Leben ähnlich intelligente Menschen gab (die Intelligenz entwickelte sich beim Menschen in den letzten tausenden Jahren nicht weiter), ist diese Möglichkeit der Wiedergeburt sehr unwahrscheinlich. Wiedergeburt im biologischen Sinn als Mischung zweier Individuen dagegen ist eine normale Vorgehensweise in der Natur, wodurch auch Erinnerungen in Form von Mutationen als bessere Anpassung an die Umwelt indirekt vererbt werden.
Angst vor dem Tod:
Man kann nur genießen was auch ein Ende findet.
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